23.11.2013 Aufrufe

BUCHBESPRECHUNGEN

BUCHBESPRECHUNGEN

BUCHBESPRECHUNGEN

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Buchbesprechungen<br />

51<br />

der durch Geiselnahme und Selbstmord einer europäischen<br />

Großmacht getrotzt hat, ist in den<br />

äthiopischen Quellen zu finden. Für die Sicht der<br />

Oromo (Mästawät) gibt es ebenfalls Zeugnisse.<br />

Weiter ist eine geschichtliche Verbindung zur ersten<br />

Militäraktion einer europäischen Macht ins<br />

Innere von Äthiopien möglich. 1541 schickten<br />

die Portugiesen unter der Leitung von Dom Christovão<br />

da Gama 400 Soldaten zur Unterstützung<br />

im Kampf gegen den muslimischen Eroberer,<br />

Ahmad b. Ibrahim al-Ëazi (Ahmad Grañ). 1543<br />

töteten sie ihn und verließen Äthiopien wieder.<br />

Interessanterweise lief die Logistik auch über Indien.<br />

Matthies gelingt durch seine Herausarbeitung der<br />

wichtigsten Fakten eine spannende Schilderung.<br />

Überzeugend hat er erstmals auf Deutsch den<br />

„Marsch auf Mäqdäla“ zusammengefasst. Im<br />

Buch sind wenige Ungenauigkeiten zu verzeichnen,<br />

so ist Teff (S. 15) keine kleinförmige Hirsenart,<br />

sondern eine Kornart, mohammedanisch<br />

ist durch muslimisch (S. 42) zu ersetzen. Die<br />

deutsche Wissenschaft hatte durch die Geiseln<br />

wie Georg Wilhelm Schimper oder Eduard Zander<br />

und die wissenschaftlichen Begleiter der Militäraktion<br />

wie Gerhard Rohlfs detaillierte Aufzeichnungen<br />

bekommen. Hier liegt auch der Bezug<br />

zu der Reihe Deutsche Kolonialgeschichte<br />

des Ch. Links Verlags. Die Ausstattung des Buches<br />

mit zwei Karten (Marschroute) und zahlreichen<br />

schwarz-weiß Abbildungen von Originalphotographien<br />

und Zeichnungen ist exzellent.<br />

Matthies Buch präsentiert ein Stück Weltgeschichte,<br />

ihm sind viele Leser zu wünschen.<br />

Verena Böll<br />

CHRISTINE CHAILLOT (2011), vie et spiritualité<br />

des Églises orthodoxes orientales des traditon<br />

syriaque, arménienne, copte et éthiopienne.<br />

Préface du Protopresbytre Boris Bobrinskoy.<br />

Patrimoines Orthodoxie. Paris. ISBN 978-2-<br />

204-08979-1.<br />

“Miaphysis, nicht Monophysis” ruft sie laut in<br />

den Konferenzraum in Paris. Das Institut Catholique<br />

de Paris hatte im Oktober 2010 zu einer Tagung<br />

über die äthiopische Kirche eingeladen. In<br />

den Diskussionen kam es vor, dass das Wort Monophysitismus<br />

fiel.<br />

Das neueste Buch von ihr ist wieder genau aus<br />

diesem Grund entstanden. Sie will die Entstehung,<br />

Geschichte und Gegenwart der ersten fünf<br />

orthodoxen Nationalkirchen vermitteln und bekannt<br />

machen. Sie hat schon einige Publikationen<br />

zu diesem Thema veröffentlicht. Doch immer<br />

wieder merkt sie, wie wenig die Menschen<br />

in Europa von diesen Kirchen wissen. Wie kann<br />

das verändert werden?<br />

Was eint diese fünf (sechs) Kirchen? Das Konzil<br />

von Chalkedon im Jahre 451. Auch auf diesem<br />

Konzil wurde über Glaubenssätze debattiert. Die<br />

Diskussion bezog sich dort vorrangig auf die Natur<br />

von Christus. Zum Ende des Konzils wurde<br />

ein für alle Kirchen verbindlicher Lehrsatz festgelegt.<br />

Im Ergebnis wurde von Christus als Gott<br />

und Menschen, vereinigt in einer Person, gesprochen.<br />

Dies als Lehre von den zwei Naturen (göttliche<br />

und menschliche physis) zu interpretieren,<br />

die eine Trennung zwischen Göttlichkeit und<br />

Menschlichkeit vornimmt lag nahe. Die fünf<br />

(sechs) Kirchen verweigerten die Zustimmung.<br />

Sie sprechen von ‚mia physis’, eine Natur, die<br />

das Göttliche und Menschliche beinhaltet. Und<br />

dies ist eben nicht mit ‚mono physis’ zu verwechseln,<br />

da dies die Vermischung von Göttlichkeit<br />

und Menschlichkeit zu einer Natur ausdrückt.<br />

Die Bezeichnung ‚Monophysitische Kirchen’<br />

und Monophysitismus ist daher eindeutig<br />

unkorrekt. Dennoch hat sich eine neue allgemeine<br />

Bezeichnung bislang nicht durchgesetzt. Es<br />

wird meist nicht von den miaphysitischen Kirchen<br />

sondern weiterhin von den altorientalische<br />

Kirchen, den orthodox orientalischen oder den<br />

non-chalkedonensischen Kirchen gesprochen.<br />

In ihrem neuen Buch beschreibt Chaillot zusammenfassend<br />

die Geschichte und die Gegenwart<br />

aller fünf (sechs) Kirchen, die das Konzil von<br />

Chalkedon nicht anerkannt haben, der syrisch-orthodoxen,<br />

der malankarischen, der armenischen,<br />

der koptischen und der äthiopisch-orthodoxen<br />

Kirche. Chaillot musste eine Entscheidung treffen,<br />

um eine breite Leserschaft zu erreichen. Das<br />

Ergebnis ist ein ordentliches Handbuch, eine Art<br />

Nachschlagewerk, wo der Interessierte und der<br />

Laie sich erste Informationen über die jeweilige<br />

Kirche besorgen kann. Sie umschreibt es selber<br />

als neue Zusammenstellung (compilation) ihrer<br />

bisher auf Englisch erschienen Bücher (S. 15):<br />

The Malankara Orthodox Church (1996), The<br />

Syrian Orthodox Church of Antioch (1998), The<br />

Kirche und Schule in Äthiopien, Heft 64 / November 2011

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!