BUCHBESPRECHUNGEN
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52 Buchbesprechungen<br />
Ethiopian Orthodox Tewahedo Church Tradition<br />
(2002) und The Coptic Orthodox Church (2005).<br />
Nur das Kapitel über die armenische Kirche ist<br />
vollständig neu verfasst. Ebenfalls hinzugekommen<br />
sind viele persönliche Informationen, die sie<br />
auf ihren Reisen und in Gesprächen und Interviews<br />
mit Gläubigen gewonnen hat.<br />
Der Titel des Buches verspricht Aufschluss über<br />
das Leben und die Spiritualität der orientalischen<br />
orthodoxen Kirchen nach syrischer, armenischer,<br />
koptischer und äthiopischer Tradition. Chaillot<br />
nimmt den Lesenden an die Hand auf einer Entdeckungstour<br />
durch den asiatischen und afrikanischen<br />
Kontinent. Zum „Leben“ gehört die Geschichte,<br />
teilweise mit Verfolgung und Exil der<br />
jeweiligen Kirchen, aber natürlich auch der gegenwärtige<br />
Alltag. Unter der Überschrift „Spiritualität“<br />
werden das Erbe der Kirchenväter, Klostertraditionen,<br />
das Mönchs- und Asketentum,<br />
die Liturgie, die Gebete und Rituale, die Pilgerfahrten,<br />
die Marienverehrung, die Heiligen etc<br />
behandelt.<br />
Nach einem Vorwort von Boris Bobrinsky folgt<br />
eine allgemeine Einleitung von der Autorin. Sie<br />
erläutert die hauptsächlich praktische Ausrichtung<br />
des Buches. So sei sie beispielsweise bemüht,<br />
die Liturgie jeder Kirche für den Laien<br />
verständlich zu schildern, auch damit Besuche<br />
der fremden Kirche vor Ort erleichtert werden.<br />
Im Buch wird jede Kirche nach einem eigenen<br />
Prinzip systematisch vorgestellt, die einzelnen<br />
Darstellungen können daher auch separat gelesen<br />
werden. Das erste Kapitel behandelt die syrischorthodoxe<br />
Kirche (L’Église Syrienne Orthodoxe<br />
S. 21-98). Nach Einleitung, Geschichte, Lebensräume<br />
und Exil werden Sprache, Literatur (Manuskripte)<br />
und die wissenschaftliche Beschäftigung<br />
mit Syrien, die Syrologie, beschrieben. Die<br />
Liturgie, Spiritualität und die Schilderung über<br />
das mönchische Klosterleben folgen. Am Ende<br />
des Kapitels steht eine persönliche Stellungnahme,<br />
bei der Chaillot auf die aktuellen Verfolgungen<br />
und Leiden der Gläubigen hinweist.<br />
Im nächsten Kapitel wird die L’Église malankare<br />
syrienne orthodoxe de l’Inde (S. 101-116) thematisiert,<br />
die kürzeste Abhandlung im Buch. Die<br />
korrekte Namensbezeichnung für die entsprechende<br />
non-chalkedonensische syrisch orthodoxe<br />
Kirche in Indien zu finden hat schon viele Menschen<br />
beschäftigt, angefangen von den Namen<br />
„Thomaschristen“ zu „syrisch – malankarisch“,<br />
was aber andere Nominationen sind. Chaillot<br />
geht nicht tiefer auf die Geschichte dieser Kirche<br />
ein, vielmehr verweist sie auf die weiterführende<br />
Literatur.<br />
Die armenische Kirche wird intensiv behandelt.<br />
Einleitung, Geschichte, Diaspora, Sprache, Literatur,<br />
Armenologie, Liturgie, Spiritualität, und<br />
detaillierten Ausführungen zum Mönchstum werden<br />
durch die persönliche Einordnung der aktuellen<br />
Situation abgeschlossen (S. 116 - 202).<br />
Bei den Kapiteln über die koptische (S. 203-304)<br />
und die äthiopische Kirche (S. 305- 418) werden<br />
noch Diaspora und Mission mit einbezogen. Das<br />
Kapitel über die äthiopische Kirche ist eine<br />
knappe Zusammenfassung ihres Buches, “The<br />
Ethiopian Orthodox Tewahedo Church Tradition.<br />
A brief introduction to its life and spirituality.<br />
Paris 2002 (siehe die Rezension des Buches in<br />
KuS 56, 2003). Die sechste Kirche, die eritreische<br />
Kirche, wird im Buch nicht behandelt. Die<br />
Eritreisch-Orthodoxe Tewahedo Kirche ist eine<br />
junge Kirche, die nach der Unabhängigkeit Eritreas<br />
von Äthiopien (1993) entstand. Der erste<br />
Patriarch, Abunä Philippos wurde 1998 geweiht.<br />
Einer abschließenden einseitigen Zusammenfassung<br />
folgt die umfangreiche Bibliographie (S.<br />
419-467). Die Bibliographie ist getrennt für jede<br />
Kirche und den einzelnen Themen zusammengestellt.<br />
Im Text selber werden dagegen kaum bibliographische<br />
Angaben gemacht.<br />
Die Frage, die bleibt, ist, für wen das Buch wirklich<br />
geschrieben ist. Für Laien, die sich einen ersten<br />
Überblick verschaffen wollen, ist es teilweise<br />
zu spezifisch, so wenn beispielsweise die<br />
Name der Könige, die in den Heiligenvita vorkommen,<br />
aufgelistet werden (S. 372). Das Buch<br />
setzt zudem zu viele theologische Fachbegriffe<br />
voraus, so wenn die Einzelheiten der Liturgie beschrieben<br />
werden. Dem Anliegen der Ökumene<br />
ist hier wohl am ehesten Rechnung getragen<br />
wurden, Christen anderer Nominationen werden<br />
die orientalischen Kirchen vielleicht auf diese<br />
Weise näher gebracht.<br />
Chaillots ständige Beschäftigung mit diesem<br />
Thema ist sehr wichtig, zumal es immer mehr<br />
auch ein europäisches Thema ist. Viele Gläubigen,<br />
die außerhalb des jeweiligen Landes leben,<br />
haben Kirchengemeinden in ihren Wohnorten<br />
gegründet. Es werden eigenen Kirchen geweiht,<br />
Kirche und Schule in Äthiopien, Heft 64 / November 2011