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Copenhagen HIV Programme (CHIP)

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Erfahrungsbericht<br />

Forschung und Entwicklung<br />

Erfahrungsbericht KOPEN(BE)HAGEN!<br />

Mein Praktikum in der Hauptstadt Dänemarks<br />

BEWERBUNG BEIM INSTITUT<br />

Bereits vor Beginn meines Masterstudiums Public Health, nämlich schon bei der<br />

Informationsveranstaltung hierfür, wurde ich darueber informiert, dass im Rahmen meines<br />

Studiums ein 18-wöchiges Pflichtpraktikum vorgesehen ist. Dafür das Ausland fest<br />

einzuplanen, stand für mich außer Frage, denn ich hatte bereits zuvor in einem Praktikum<br />

in Kanada sehr positive Erfahrungen mit dem Ausland gesammelt.<br />

Also informierte ich mich bereits innerhalb des ersten Semesters umfangreich über<br />

Praktikumsmöglichkeiten in aller Welt. Dies geschah besonders durch Anschreiben von<br />

Instituts- und Forschungsgruppenleitern an „Schools of Public Health?? oder<br />

Organisationen.<br />

Da ich mich schon seit meinem Bachelorstudium der Biologie sehr für<br />

Infektionskrankheiten, besonders <strong>HIV</strong> interessiere, war die Suche nach Praktikumsplätzen<br />

bereits dahingehend limitiert.<br />

Um ehrlich zu sein hatte ich jedoch in Kopenhagen zuerst andere Arbeitgeber im Auge.<br />

Denn selbstverständlich hatte mich dort als möglicher Praktikumsgeber innerhalb der <strong>HIV</strong><br />

Forschung der „Riese?? im Public Health Bereich, die WHO Office Europa, fasziniert.<br />

Obwohl ich jedoch bei diesen mit meiner Bewerbung zugegebenermaßen leider auf<br />

Ablehnung stieß, brachte diese Suche mich auf das <strong>Copenhagen</strong> <strong>HIV</strong> <strong>Programme</strong> (<strong>CHIP</strong>),<br />

ein kleineres <strong>HIV</strong> Forschungsinstitut im Rahmen der Universität von Kopenhagen, das<br />

jedoch maßgeblich an der Forschung an <strong>HIV</strong> in Europa beteiligt ist und in diesem Kontext<br />

eine der größten Multizenter-Studien Europas koordiniert und durchführt.<br />

Da mir deren Projekte sehr gut gefielen, bewarb ich mich circa Mitte Januar beim Institut<br />

und wurde auch von meiner späteren Betreuerin sofort gebeten eine ??Internship<br />

Application?? vom <strong>CHIP</strong> auszufüllen, welche Information über meine persönliche Daten,<br />

meine bisherige Ausbildung und praktischen Erfahrungen sowie über meinen gewünschten<br />

Zeitrahmen des Praktikums übermitteln sollte.<br />

Dies tat ich und erhielt umgehend einen „Letter of Invitation??, in dem mögliche<br />

Projektaufgaben und Arbeitsbereiche für mein Praktikum vorgeschlagen wurden und<br />

gleichzeitig eine Einladung zu einem telefonischen Vorstellungsgespräch erfolgte.<br />

Als diese Hürde erfolgreich gemeistert war, begann zunächst die Klärung der allgemeinen<br />

organisatorischen Fragen bezüglich Studentenstaus und Visa im Gastland. Ersteres war für<br />

ein Praktikum, in welchem ich an meiner Heimathochschule immatrikuliert bleibe, nicht<br />

erforderlich. Bezüglich Letzterem teilte mir der zuständige Mitarbeiter der Dänischen<br />

Botschaft in Berlin mit, dass es als EU-Bürger nur notwendig sei, bei einem geplanten<br />

Aufenthalt von länger als drei Monaten innerhalb der ersten drei Monate ein<br />

Registrierungszertifikat zu unterschreiben, welches den Erhalt einer CPR Nummer<br />

(vergleichbar mit der deutschen Sozialversicherungsnummer) zur Folge hat.<br />

Die nächste große Frage auch von Seiten meines Praktikumsgebers war die Frage der<br />

Förderung:<br />

Nachdem mir mein Praktikumsinstitut nur ein Praktikum ohne Bezahlung anbot, begann<br />

ich mich gleich nach dieser Nachricht über Stipendienmöglichkeiten zu informieren.<br />

Danach nahm ich Kontakt mit dem ERASMUS Beauftragten meiner Hochschule auf,<br />

bewarb mich um Förderung und hatte Erfolg.<br />

UNTERKUNFT<br />

Somit war also organisatorisch und finanziell alles geklärt, der theoretische Teil meines<br />

Studiums vorgezogener weise absolviert und es stellte sich nur noch die Frage nach einer<br />

Unterkunft im Gastland.<br />

Ich als Münchner Studentin, hatte die vor mir liegende Situation der Zimmer- und<br />

Wohnungsknappheit bereits in München „mitgemacht?? und begann im August mit dem<br />

Durchforsten dänischen Wohnungs- und Studenten-WG-Seiten im Netz. Die lokalen<br />

Mietpreise, die manch anderen Studenten Deutschlands bei dieser Suche in tiefste


Verzweiflung gestürzt hätten, waren für mich als Münchner jedoch auch keine allzu böse<br />

Überraschung mehr und so bewegte sich der realistische preisliche Spielraum bei meiner<br />

Suche zwischen monatlich 3500 und 4500 dänischen Kronen (was umgerechnet jedoch<br />

immerhin stolze 500 650 € sind).<br />

Das Outcome meiner Suche: ähnlich, jedoch noch erfolgloser als in München, wie an<br />

dieser Stelle erwähnt werden muss.<br />

Die Gründe hierfür sind natürlich auch erklärbar und ähnlich denen des deutschen<br />

WG-Marktes. Zum Einen ist besonders der Fakt ausschlaggebend, dass die Angebote in<br />

der Landessprache geschrieben sind (deren geschriebenen Version ich zu diesem<br />

Zeitpunkt nur bedingt mächtig war, von der Gesprochenen ganz zu schweigen). Zum<br />

Anderen minderten sich natürlich meine Chancen dadurch, dass ich mich aus Zeitmangel<br />

bei den WGs nicht persönlich vorstellen konnte.<br />

Solle jedoch unbedingt eine billige, „studentische^ Unterkunft/WG mit jungen Leuten<br />

erwünscht sein, würde ich jedoch allen, die über eine längere Vorbereitungszeit verfügen,<br />

anraten, für ein paar Tage nach Kopenhagen zu fliegen, um eine passende Wohnung zu<br />

finden.<br />

Mit meiner Suche nach einer studentischen Unterkunft gescheitert, fand ich jedoch über<br />

mein Praktikumsinstitut einen männlichen , jung gebliebenen, zuvorkommenden<br />

Vermieter/Mitbewohner, Mitte 40, der mir für stattliche 5000 dänische Kronen (670€)<br />

monatliche Miete ein 15qm-Zimmer in seiner Wohnung in Christianshavn vermietete,<br />

welche ich im Oktober bezog.<br />

Preislich gesehen vielleicht ein Schock, status quo-technisch gesehen ein Hit: So war<br />

meine Wohnadresse den Augen aller (alteingesessener, älterer sowie auch der jungen)<br />

Kopenhagener das Erstrebenswerteste und Beeindruckendste, was es an Wohnsituationen<br />

in der Hauptstadt wohl zu erreichen galt und ich hörte so manches Raunen oder Staunen<br />

gefolgt von einem ehrfürchtigen ^Juuuhl^S beim Nennen meiner Adresse. Somit gab ich<br />

mich mit dem hohen Mietpreis, der sich jedoch von den Mietpreisen, den meine Freunde<br />

in anderen zentralen Gegenden Kopenhagens bezahlten, übrigens nicht wesentlich<br />

unterschied, zufrieden und lebte in meinen vier Praktikumsmonaten (und lebe noch für<br />

vier weitere dort) in der Hauptstadt in einem der ältesten Häuser Kopenhagens, gegenüber<br />

der bekannten „Vor Frelsers Kirkel , mit Blick auf den wunderschönen „Vold^ von<br />

Kopenhagen und nur 5m entfernt vom Eingang der weltbekannten, autonomen<br />

Kommune „Christiania“ mit einem Mitbewohner der mich (und auch meine Besucher)<br />

angefangen von Fahrrädern bis hin zu Putz- und Lebensmitteln mit Allem väterlich<br />

umsorgte.<br />

ORGANISATORISCHES VOR ORT<br />

Als ersten Schritt war es für mich von Vorteil mich direkt von Anfang an in Dänemark mit<br />

dem oben erwähnten „registration certificate?? zu registrieren, um sofort eine<br />

CPR-Nummer zu erhalten. Diese Nummer sofort zu beantragen, kann ich nur jedem, der in<br />

Dänemark einen Aufenthalt länger als drei Monate einplant, empfehlen.<br />

Obwohl die oben genannte Methode, sich als EU-Bürger in den ersten drei<br />

Aufenthaltsmonaten zu registrieren, üblich ist, wird man schnell merken, dass diese<br />

Nummer bei einem Aufenthalt in Dänemark jedoch von Anfang an äußerst nützlich ist.<br />

Am Schnellsten ging diese Registrierung also durch Besuchen des kompetenten<br />

„International Citizen Service®?, der trotz seiner arbeitnehmerunfreundlichen<br />

Öffnungszeiten (nur mittwoch- und donnerstagnachmittags) die Sache äußerst schnell und<br />

unkompliziert abwickelte. Es war lediglich das Ausfüllen eines Registrierungsformulars<br />

mit Passbild, der Nachweis eines ausreichenden Betrags auf dem deutschen Konto (für<br />

Studenten, die in Dänemark immatrikuliert sein werden ist dies nicht notwendig) und das<br />

Mitbringen des Personalausweises verlangt, sowie die Nachweise einer<br />

Krankenversicherung, um gleich sofort seine CPR Nummer zu erhalten. Zwei Wochen<br />

später erhielt man die sogenannte „Yellow Card?? (Versicherungsnachweis).<br />

Wichtige Vorteile der CPR Nummer sind besonders zwei Dinge:<br />

Dies ist zum einen der Abschluss eines dänischen Mobilfunkvertrags. Natürlich kann man<br />

diesbezüglich auch für SMS und Telefonie mit Prepaid Karten (Lebara) sehr billig<br />

fahren, für mich als modernen Smartphone-Besitzer und -Nutzer war natürlich jedoch<br />

auch die Nutzung des dänischen UMTS-Netzes nicht wegzudenken. Mobiles Internet<br />

erhielt man jedoch nur innerhalb eines Handyvertrages, einen Handyvertrag nur mit einer


CPR-Nummer.<br />

Bezüglich des Vertrages wählte ich den in Dänemark größten Anbieter „Telia“. Hier war<br />

der besondere Vorteil, dass es mir dort möglich war, einen Vertrag abzuschließen, der sich<br />

innerhalb von 30 Tagen kündigen lässt und mit welchem ich (Flatrates für SMS und<br />

Telefonie, sowie eine unbeschränkte UMTS-Nutzung in Dänemark inklusive) im Monat<br />

im Schnitt circa 40 Euro bezahlte (gelegentliche Kommunikation mit meinem Heimatland<br />

eingeschlossen).<br />

Der zweite Vorteil der CPR Nummer, ist die Tatsache, dass es damit in Dänemark jedem<br />

ausländischen Mitbürger möglich ist, im Rahmen des Immigrationsprogramms umsonst<br />

Dänisch zu lernen. Dieses wird in einschlägigen Sprachschulen überall in der Stadt in<br />

klassischen, sowie Intensivkursen, angeboten. In meinem Fall beinhaltete dies einen<br />

sieben Wochenstunden umfassenden Intensivkurs, bei welchem alle Kosten (Lehrbücher,<br />

Lehrstunden, Übungsbücher, Examen) von der Stadt übernommen werden und bei<br />

welchem mir nicht nur die sehr komplizierte dänische Sprache (lasst euch nicht von<br />

einfachen geschrieben Sprache täuschen, ihr lieben Deutschen) nähergebracht werden<br />

sollte, sondern auch Wichtiges aus dänischer Kultur und Lebensweise. Darüber hinaus ist<br />

es natürlich auch eine sehr gute Gelegenheit zur Knüpfung sozialer Kontakte im Gastland.<br />

Ich kann jedem nur empfehlen, wie ich, gleich nach Erhalt der Nummer bei den<br />

Sprachschulen anzufragen, ob man, in einen Kurs reingequetscht werden kann. Nur so<br />

kann man bei einem kurzen Aufenthalt den Vorteil des kostenlosen Sprachkurses nutzen,<br />

denn auf regulärem Weg sind die Wartezeiten bis zu zwei Monate lang.<br />

Da ich nun meinen Aufenthalt in Dänemark verlängert habe, bietet sich auch besonders<br />

durch eine CPR Nummer der Vorteil, damit ein dänisches Konto eröffnen zu können.<br />

PRAKTIKUM<br />

Bei meiner Arbeit im Praktikum wurde ich zunächst trotz der Herbstferien, die die<br />

Belegschaft zu dieser Zeit um einiges schmälerten, herzlich herumgeführt und (nicht selten<br />

auch in brüchigem Deutsch und mit Nachfrage, ob ich denn dieses Jahr das Münchner<br />

Oktoberfest besucht hätte, was ich selbstverständlich bejahte) Willkommen geheißen,<br />

bevor das einführende Gespräch mit meiner Betreuerin begann.<br />

In diesem klärte ich nochmals die Arbeits- (Kernarbeitszeit zwischen 9 und 16 Uhr, wobei<br />

sich an 37 Wochenstunden orientiert wird) und Urlaubszeiten, sowie meine<br />

bevorstehenden Aufgaben.<br />

Noch am selben Tag bezog ich meinen Arbeitsplatz und wurde mit Lesematerial bezüglich<br />

einer Studie versorgt, im Rahmen welcher mein erstes Projekt stattfinden sollte. Eine<br />

persönliche Einführungspräsentation in die Studie von der Studienleiterin folgte noch im<br />

Laufe des ersten Tages. Zusammen mit drei weiteren „Neuankömmlingeniflram <strong>CHIP</strong><br />

erhielt ich sogar eine Einführungswoche, in welcher mir die wichtigsten Studien des<br />

Instituts und deren Fortschritt vorgestellt wurden. Alle Mitarbeiter zeigten sich während<br />

meiner Einführungszeit äußerst kooperativ, sowohl bei der Beantwortung von Fragen als<br />

auch bei organisatorischen Dingen bezüglich des Gastlandes. Einige nahmen mich auch<br />

gleich unter ihre Fittiche, um mir Cafeteria, Kantine und den Ablauf in der Kaffeeküche zu<br />

zeigen. Gleichzeitig kümmerte sich das institutseigene IT-Team um meinen<br />

Internetzugang und die Erstellung eines E-Mail Kontos. Während ich mich in den ersten<br />

Wochen als Vorbereitung auf mein Projekt durch die Literatur der Studie las, blieb auch<br />

genug Zeit, um die restlichen organisatorischen Dinge bezüglich meines Aufenthalts zu<br />

regeln.<br />

Danach begann meine „eigentliche Arbeit am Institut. Diese bestand aus zwei kleinen<br />

separaten Projekten. Zum einen wurde ich mit der Durchführung eines Projektes betreut,<br />

das den Monitoring Erfolg der letzten Jahre in einer großen internationalen Studie messen<br />

sollte. Für dieses Projekt wurde die Fertigstellung einer Monitoring Datenbank<br />

vorausgesetzt, über deren Aufbau und Inhalt auch ebenfalls im Rahmen meines Projekts<br />

diskutiert werden sollte.<br />

Die Durchführung dieses Projektes erfolgte in einem heterogenen und internationalen<br />

Team, welches aus zwei Praktikantinnen (einer jungen Ärztin und mir), zwei Studienleitern<br />

und einem IT Mitglied bestand. Obwohl wir Praktikantinnen eindeutig was dieses Thema<br />

betraf ins kalte Wasser geworfen wurden, wurden wir Schritt für Schritt an das Thema<br />

herangeführt. Zum Beispiel wurden wir mit kleineren Tasks bezüglich des Aufbaus und


des Inhalts der Datenbank beauftragt, deren Ergebnisse wir dann in einem kleinen Kreis<br />

präsentieren mussten. Ebenso wurden wir in den Teammeetings aktiv in die Diskussion<br />

einbezogen und es herrschte zu aller Zeit ein hervorragendes Klima innerhalb des<br />

Forschungsteams.<br />

Durch organisatorische Probleme und einigen wenigen IT Problemen, waren wir jedoch<br />

nur in der Lage bis zum Ende meines Praktikums die Datenbank fertigzustellen. Das<br />

eigentliche Projekt konnte innerhalb des Praktikums nicht bearbeitet werden, was etwas<br />

schade war, da ich ein besseres Zeitmanagement diesbezüglich erwartet hätte und auf die<br />

Ergebnisse dieses Projekts wirklich neugierig war. Nichtsdestotrotz konnte ich jedoch<br />

dadurch durchaus das Konzept der Qualitätssicherung im Rahmen von Studien zum ersten<br />

mal in einem praktischen Rahmen kennenlernen und nützliche Einblicke in das Forschen<br />

und Arbeiten eines Koordinationszentrums im <strong>HIV</strong> Bereich bekommen und gleichzeitig<br />

auch mit den Hürden und Problemen vertraut werden, die in diesem Teil einer Studie<br />

auftreten können.<br />

In meinem Weiteren Aufenthalt in Dänemark, werde ich jedoch freiwillig noch am Institut<br />

tätig sein, um mich am weiteren maßgeblichen Fortschritt dieses Projekts zu beteiligen.<br />

Die Arbeit am Projekt half mir des Weiteren damit, meine Fähigkeiten mich in neue<br />

Aufgaben schnell einzuarbeiten, weiter auszubauen und die Integration in einem<br />

internationalen Forschungsteam zu erfahren. Dies wird mir im späteren Berufsleben, das<br />

ich zweifellos zu einigen Teilen im Ausland plane, mit Sicherheit von großem Nutzen<br />

sein.<br />

Als zweites Projekt innerhalb meines Praktikums galt es, mich maßgeblich bei der<br />

Koordinationsdurchführung einer anderen innereuropäischen und einzigartigen Studie<br />

über <strong>HIV</strong>-Übertragbarkeit, zu beteiligen.<br />

Nach einer kurzen Einführung in die Software der Datenbank, wurde ich zunächst mit der<br />

einfachsten Tätigkeit im Dateneinlesungsprozess betraut. Sie bestand daraus Fragebögen<br />

in Papierform, die bereits einmal in den Datensatz eingelesen wurden, noch ein zweites<br />

Mal, wie es der Prozess zur Kontrolle verlangt, in den Datensatz einzulesen und diese<br />

Version mit der ersten zu vergleichen. Nach und nach wurde ich schließlich mit immer<br />

mehr Aufgaben im Datenverwaltungsprozess dieser Studie betraut und war nach zwei<br />

Wochen schließlich selbstständig für die Registrierung neuankommender Fragebögen,<br />

deren Kontrolle auf Fehler und Vollständigkeit, deren erstes und zweites Einlesen in die<br />

elektronische Datenbank zuständig sowie für die Korrektheit der Datenbank. Darüber<br />

hinaus wurde auch hin und wieder meine Hilfe bei Telefongesprächen mit teilnehmenden<br />

deutschen Kliniken und <strong>HIV</strong> Zentren benötigt oder ich musste Fehlendes bei<br />

englischsprachigen Studienzentren telefonisch erfragen. Da es sich bei den Fragebögen um<br />

von Patienten von Hand ausgefüllte sechsseitige Formulare handelte, die in neun<br />

verschiedenen Sprachen eintrafen, wurde somit auch ein gewisses Maß an sprachlichen<br />

Grundkenntnissen europäischer Sprachen verlangt.<br />

Für dieses Projekt war keine zeitliche Deadline gesetzt und ich bekam am <strong>CHIP</strong> jetzt auch<br />

nach Beendigung meines Praktikum die Chance, da ich ja noch für fünf weitere Monate in<br />

Kopenhagen bleibe, diese Datenverwaltungsarbeit weiterhin als Nebenjob durchzuführen.<br />

Neben meiner praktischen Tätigkeit wurde ich auf freiwilliger Basis in die Testung eines<br />

zukünftigen E-learning Programms über <strong>HIV</strong> eingebunden, das an der <strong>Copenhagen</strong> Global<br />

School of Public Health in Zukunft angeboten wird. Es galt im Rahmen dieses Projekts,<br />

einen vierwöchigen Kurs über Behandlung und Versorgung von <strong>HIV</strong> Patienten in Europa<br />

im Vergleich zu Lower and Middle Income Countries online zu besuchen und die darin<br />

verlangten Tests und Essays anzufertigen und einzureichen. Hiermit sollte die<br />

Funktionalität und der Inhalt, sowie das Verständnis dieses Online-Programms getestet<br />

werden.<br />

Obwohl es sich bei dem Kurs um einen detailreichen Kurs für Mediziner handelte, hielt<br />

ich durch und konnte somit mein Wissen über <strong>HIV</strong> im Detail erweitern und einen Einblick<br />

in die Lehre der Universität erhalten, was sonst nur gegen Entgelt möglich ist.<br />

Im Allgemeinen hat sich das <strong>CHIP</strong>, obwohl es bezüglich ERASMUS Studenten völlig<br />

unerfahren war, als sehr kooperativ und schnell im ERASMUS Bewerbungs- und<br />

Durchführungsprozess erwiesen. Auch die viermonatige Arbeit dort, war von einem<br />

freundlichen, herzlichen und lockeren Arbeitsklima geprägt, welches für deutsche<br />

Verhältnisse fast unvorstellbar ist. Hinzu kommt die stark internationale Komponente des<br />

Instituts und der Dachinstitution (der Global School of Public Health an der Universität


von Kopenhagen), die mir bei späterer Jobsuche sicherlich eine große Hilfe sein wird.<br />

Einzig enttäuschender Punkt war, wie oben erwähnt, dass ich aufgrund organisatorischer<br />

und technischer Verzögerungen mein erstes Projekt nicht in vorgesehener Zeit beenden<br />

konnte. Dies lag aber wahrscheinlich einfach an der Auswahl des Projekts durch das<br />

Institut. Im Nachhinein hätte ich diesbezüglich wohl vor Antritt meines Praktikums einen<br />

genau geschätzten Zeitplan erbitten sollen, der mir dann gezeigt hätte ob es möglich wäre<br />

mich bei Fortschrittsproblemen noch an anderen Projekten des Instituts zu beteiligen.<br />

FREIZEIT<br />

Neben Praktikum, Online-Kursen und Sprachschule, durfte für mich als partywütigen<br />

Erasmus-Studenten (Vorsicht: Ironie) natürlich auch die Freizeit nicht zu kurz kommen.<br />

Bezüglich des Sportangebots waren mir jedoch, da ich in Dänemark keinen<br />

Studentenstatus hatte und natürlich auch kein Geld verdiente, Grenzen gesetzt. Die<br />

gängigen Fitnesszenter (Fitness.dk/ und Fitness World) sind preislich mit einigen billigen<br />

namhaften Fitnessclub-Ketten in Deutschland in keinster Weise vergleichbar und man<br />

muss ohne dänisches Konto (außer man verhandelt gut), schon monatlich mit rund 40 Euro<br />

für Fitnesszenteraktivitäten rechnen. Die positive Seite jedoch hierbei, dass die meisten<br />

Verträge sehr kurze Kündigungsfristen haben oder die Bezahlung ohne Vertrag mit<br />

separaten Monatskarten geschieht.<br />

Ansonsten empfiehlt es sich auch im Winter auf Sport ohne Bezahlung auszuweichen,<br />

denn die Dänen sind diesbezüglich wahrlich sportwütig: Punkt 1 ist selbstverständlich das<br />

Fahrradfahren. Jeder macht?s, „die Öffentlichen^ sind teuer und viele Stellen der Stadt,<br />

die man „weggehtechnisch?? und freizeittechnisch erreichen möchte, kann man am besten<br />

und schnellsten durch Radfahren erschließen. Wenn man also nicht immer derjenige sein<br />

möchte, der bei Unternehmungen alleine Bus- oder Bahnfahren muss, sollte man sich sehr<br />

schnell daran gewöhnen das Fahrradfahren auch in den Arbeits- und Freizeitalltag zu<br />

integrieren.<br />

Ich selbst, eigentlich sehr eitel und in München eher nicht „fahrradverrückt (und wenn,<br />

dann bestimmt nicht unter 25 Grad Außentemperatur und Sonne), entwickelte mich sehr<br />

bald auch zum Fahrradjunkie. Bei Wind, Regen-, Schnee- und Eiswetter hielt ich mich bei<br />

nahezu allen Strecken wacker ans Fahrradfahren und kam so in vier Monaten ohne<br />

Probleme mit nur einer einzigen 1 Oer-Streifenkarte (ca. 20 Euro) im öffentlichen Verkehr<br />

aus - kleinere Abstriche bei meinem sonst relativ modischen, nicht-zweckmäßigen<br />

Klamottenstil jedoch inklusive (und diesbezüglich werden die kälteresitenten Däninnen<br />

und Dänen sowieso immer die schönsten und stylischsten Fahrradfahrer der Stadt bleiben Q<br />

t).<br />

Punkt 2 im sportlichen Dänemark sind die zahlreichen Jogger, die man bei jeder<br />

Temperatur und jedem Wetter und auch jeder Tages- und Nachtzeit trainieren sieht.<br />

Es wird sich also für jeden das Richtige finden, auch ohne, dass viel Geld dafür bezahlt<br />

werden muss.<br />

Neben dem Sport wurde jedoch auch schnell der Genuß des wunderbaren Flairs der Stadt,<br />

die zahlreichen Sehenswürdigkeiten und die Organisation des Nachtlebens in meinen<br />

Aufenthalt integriert. Stellt sich nur die Frage: „Wo soll ich anfangen"®?<br />

Die Hauptattraktionen Tivoli (bis Ende Oktober mit Halloweendeko und von Mitte<br />

November bis Silvester mit Weihnachtsmotto immer einen Besuch wert), Rundetärn<br />

(besonders bei Nacht mit Observatorium zu empfehlen), Kopenhagens berühmte<br />

Meerjungfrau, Nyhavn, Christiania, die „Lakesfe, das Opernhaus, Det Kongelige<br />

Bibliotek „Den Sorte Diamant" (architektonisch und landschaftlich sehr schön<br />

anzuschauen, aber auch super um drin zu lernen oder das kostenlose WiFi zu nutzen), Vor<br />

Frelsers Kirke, die Str0get (die längste Einkaufsstraße der Welt), sowie die berühmtesten<br />

Schlösser und Museen der Stadt wurden von mir natürlich gleich sofort und auch noch<br />

viele Male mehr mit Besuchern aus Deutschland erledigt.<br />

Bei einem längeren Aufenthalt lohnen sich jedoch besonders auch Ausflüge nach Lousiana<br />

(mit einem tollen, am Strand gelegenen Museum of Modern Art) und Malmö. Bei<br />

Letzterem begeisterte mich besonders der unglaubliche Strand der Stadt und das<br />

Ribersborgs Kallbadhus, eine schwedische Saunaanlage, die am Ende eines langen Piers<br />

gelegen für 50 SEK (ca 7 Euro) / Tag entspannte Saunagänge (mit Meerblick) mit<br />

anschließenden, mutigen Sprüngen in den eiskalten Öresund verspricht.<br />

Shoppingtechnisch lassen sich (für Verrückte wie mich) neben der Str0get (ein Muss!) und


den Kaufhäusern Magasin und Illum auch besonders die zahlreichen Secondhand-Läden<br />

der Stadt empfehlen. Für sehr billige, verrückte und kreative Mitbringsel, aber auch<br />

alltägliche Sachen, sollte man auf keinen Fall die skandinavische Kette des Billigshops<br />

Tiger auslassen. In der Vorweihnachtszeit ist auch der alternative Weihnachtsmarkt in<br />

Christiania auf jeden Fall einen Besuch wert.<br />

Bezüglich der Abendplanung sollte man im Winterhalbjahr zum Einen den berühmten<br />

„J-Daytf nicht versäumen (erster Freitag im November, an welchem Tuborg das<br />

alljährliche Weihnachtsbier, das Julebryg, auf den Markt bringt und freie Samples davon<br />

in einer Bartour verteilt), zum Anderen lässt sich Elektrofreunden das saisonal<br />

stattfindende Juledistortion-Festival empfehlen. Und Jazzliebhaber werden in Kopenhagen<br />

sowieso nicht zu kurz kommen. Clubbern und Barfreunden kann man nur sehr einen<br />

abendlichen Ausflug in den hippen Bar-Bezirk N0rrebro (Blägärdsgade, N0rrebrogade,<br />

Faelledvej) oder zum K0dbyn („Meatdistrictfc?) in Vesterbro ans Herz legen.<br />

Alles in Allem kann ich (als Teilnehmer an Allem oben Aufgeführten ), meine<br />

Freizeitausführungen damit abschließen, dass es sich als Student trotz der hohen Preise<br />

und der Kälteresistenz, die man im Winter besonders als modisches Mädel aufbringen<br />

sollte, in jedem Fall lohnt, die zahlreichen Partyevents der dänischen Hauptstadt zu<br />

genießen, um es hin- und wieder mit der Trinkfestigkeit der Dänen und Däninnen<br />

aufzunehmen.<br />

FAZIT<br />

Für mich war mein Praktikum in Kopenhagen eine einmalige Erfahrung, die entspannte<br />

Arbeitsatmosphäre des allseits freundlichen Gastlands kennenzulernen, in einem<br />

internationalen Team zu arbeiten, sowie auch fernab von der Arbeit unvergessliche<br />

Eindrücke zu gewinnen.<br />

Noch dazu war das Praktikum am <strong>CHIP</strong> für mich besonders zur Orientierung im weiten<br />

Feld von Public Health perfekt, da ich nun die Bestätigung hatte, auch weiterhin am<br />

Thema <strong>HIV</strong> arbeiten zu wollen.<br />

Bezüglich der Stadt heißt es für mich auch jetzt, nach diesen vier Monaten nicht<br />

„Farvel'.iS. Denn ich habe mich, mitunter auch aus Liebe zu dieser Stadt, an der<br />

Universität von Kopenhagen um eine Masterarbeitsstelle beworben und eine erhalten, die<br />

mich nun noch weitere vier Monate den Sommer in der dänischen Hauptstadt genießen<br />

lassen wird, welche mich mit all ihren wunderschönen, landschaftlich einzigartigen,<br />

freundlichen, hippen, alternativen, jugendlichen und gleichzeitig doch unglaublich<br />

kulturellen Facetten, immer noch in ihrem Bann hält und die ich euch als kurzfristige<br />

Wahlheimat nur wärmstens empfehlen kann.<br />

Einen etwas besser gefüllten Geldbeutel und wetterfeste Kleidung sollte man jedoch<br />

mitbringen.<br />

Tipps für Praktikanten<br />

Vorbereitung<br />

Praktikumssuche Google, Information aus Kursen/Vorlesungen<br />

-Empfehlung eines Kontaktes vor Ort (nicht alle Adressen selbst benutzt): www.boligpo<br />

(Immobilienseite) www.dba.dk<br />

Wohnungssuche<br />

http://netforum.dsr.life.ku.dk/perl/index/type-dsr/lang-en (vergleichbar mit Wg-gesucht.studenten-wg.de) -<br />

Kontaktaufnahme mit Gastunternehmen, Vermittlung von Wohnung/Z-Freunde haben auch über<br />

craigslist.org gesucht<br />

Formalitäten vor Ort<br />

-Internet/Telefonfestnetzanschluss schon in der WG vorhanden -Mobilfunkvertrag (ohm<br />

Handy) in Teliageschäft erfragen: Telia Flex (200FreiSMS, 3 Stunden Telefonieflatrate,<br />

Telefon-/Internetanschluss unlimited Internet); 150 DKK / Monat; 110 DKK Einrichtungsgebühr; 30 Tage<br />

Kündigungsfrist; auch mit Rechnung (Giro) bezahlbar, wenn kein dänisches Konto vorh<br />

ist (+60DKK/Monat extra): www.telia.dk

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