Die Hypothekenbank des Landes Vorarlberg 1897 bis 1925

gewinnern und zu den Profiteuren der Hyperinflation
der Nachkriegsjahre. 130
Von 1914 bis 1921 verdoppelten sich die Verbraucherpreise
jährlich. 131 Ab Herbst 1921 betrug
die Preissteigerung monatlich über 50 Prozent.
Die Lebensmittelpreise erreichten bis Sommer
1922 das 14.000fache der Vorkriegszeit. Die Folgen
für die Hypothekenbank waren fatal. „Schließlich
wurde durch das Rückfluten der Deckungsdarlehen
der gesamte Bestand bedroht.“ 132 Die Pfandbriefe
verloren ihre dingliche Sicherung. Der Darlehenstock
sank von Jahresbeginn 1919 bis Jahresende
1922 von 3.352 auf 465 Darlehen.
Kommunalbank des Landes Vorarlberg
1918 bis 1928
Dr. Otto Ender
Wenn der Vorarlberg 1897 eine „Hypothekenbank“
und nicht, wie das Vorbild Niederösterreich,
eine „Hypothekenanstalt“ gründete, erfolgte
dies, wie Jodok Fink 1897 versicherte, nur aus
praktischen Überlegungen. „Hypothekenbank“
sei der kürzere Titel und spiegle keinen Geschäftsbereich
vor, der über das Hypothekengeschäft
hinausgehe. 133
Das „Urstatut“ von 1894 hatte aber durchaus
noch Perspektiven in diese Richtung eröffnen
wollen. Es sah vor, dass die Hälfte des Reservefonds
unter bestimmten Bedingungen mit Genehmigung
des Landtages für Gelddarlehen ohne
hypothekarische Sicherstellung an den Landesfonds,
an andere vom Land verwaltete Fonds
sowie an Gemeinden, Straßenausschüsse und
Wassergenossenschaften verwendet werden
kann. 134 Damit sollte auf lange Sicht den Gemeinden
usw. günstige Kredite ermöglicht werden,
ohne dass die Bank und das Land Verluste zu
befürchten hätten. 135 Doch dieser Passus wurde
auf Verlangen der k. k. Regierung, die auf Sicherheit
bedacht war, kommentarlos gestrichen. 136
Andere Kronländer gründeten neben oder anstelle
der reinen Hypothekenbanken „Landesbanken“
mit erweitertem oder universellem Geschäftsbereich,
oder zusätzlich eine „Kommunalkreditanstalt“.
Die Niederösterreichische Hypothekenanstalt
konnte ab 1898 selbst Kommunalschuldverschreibungen
ausgeben, ebenso die Kärntner
Hypothekenanstalt ab 1907. 137 Bei Pfandbriefen
bestand die Deckung in Hypotheken, die in mündelsicherem
Rang auf Liegenschaften im Grundbuch
eingetragen sind, bei Kommunalschuldverschreibungen
in den Darlehen selbst, die an
öffentlich-rechtliche Körperschaften vergeben
werden, die zur Erhebung von Umlagen berechtigt
waren. Diesen Weg wollte während des Weltkrieges
auch Vorarlberg einschlagen, um mit den
rückflutenden Darlehensgeldern Gemeinden
belehnen zu können. 138
Bei der Auflage der 6. Kriegsanleihe im Mai
1916 hatten viele Gemeinden Hypothekardarlehen
nachgefragt, um mit dem Kredit Kriegsanleihen
zeichnen zu können. Damit waren bei den
meisten Gemeinden, zumal im Unterland, die
verpfändbaren Liegenschaften erschöpft. Die
Hypothekenbank hatte sogar die Belehnung von
Gemeinde- und Schulhäusern in Kauf genommen.
Weitere Länder hatten bereits eigens Kommunalkreditanstalten
gegründet, um den Gemeinden
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