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Die Hypothekenbank des Landes Vorarlberg 1897 bis 1925

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gestandener Christlichsozialer, als Präsident <strong>des</strong><br />

Tiroler Kulturrates verpflichten. Seinen Qualitäten<br />

als Bankpräsident konnte Mittelberger wenig<br />

abgewinnen, wie er Lan<strong>des</strong>hauptmann Ender am<br />

10. März 1923 nach schlafloser Nacht mitteilte.<br />

Pfausler entwickle mit einer „fabelhaften Grosszügigkeit“<br />

Ideen, ohne auch nur die kleinste<br />

durchgeführt zu haben. „Wie soll die Filiale einer<br />

Bank gedeihen können, wenn die Hauptanstalt<br />

noch nicht einmal aus den Windeln gekrochen.“<br />

<strong>Die</strong> Sache sei auch politisch von größter Tragweite.<br />

Für ihn sei eine Lehre, dass man wirtschaftliche<br />

Unternehmungen nur auf Personen und<br />

Kapital, nicht aber auf Parteien aufbauen könne.<br />

190<br />

Verbandsanwalt Luger und Rechtsanwalt Dr.<br />

Josef Feuerstein (Kanzlei Ender), der die Agrarbank<br />

vertrat, teilte Mittelberger am selben Tag mit,<br />

dass er das Ansuchen der Agrarbank um Überlassung<br />

der neuen Banklokale dem Landtagsklub,<br />

eventuell auch der Parteileitung, nur dann vorlege,<br />

wenn ein genau punktierter Vertrag über das<br />

Verhältnis zwischen dem Verband landwirtschaftlicher<br />

Genossenschaften und der Agrarbank vorliege,<br />

in dem der Verband ausdrücklich erkläre,<br />

dass die Agrarbank die Bank <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> und<br />

der Verbände werde. 191<br />

Als Lan<strong>des</strong>parteiobmann sorgte sich Mittelberger<br />

um die Reputation der Christlichsozialen, als<br />

<strong>Hypothekenbank</strong>direktor konnte er nicht übersehen,<br />

dass die Agrarbank Geschäftsbereiche<br />

abdeckte, die seine angeschlagene Spezialbank zu<br />

ihrer Rettung selbst gerne übernommen hätte. <strong>Die</strong><br />

Regiegemeinschaft bedeutete für sie eine Minderung<br />

der Betriebskosten, da die Agrarbank für<br />

Beheizung, Beleuchtung und den Bankdiener voll<br />

aufkommen sollte. Nach der Entscheidung <strong>des</strong><br />

Landtages versuchte Mittelberger, mit der Agrarbank<br />

vertraglich sicherzustellen, dass die <strong>Hypothekenbank</strong><br />

wie <strong>bis</strong>her den überlebensnotwendigen<br />

Kontokorrentverkehr pflegen kann – den sie<br />

nach ihren Statuten eigentlich gar nicht pflegen<br />

hätte dürfen. 192 Im März 1924 wird der deutschfreiheitliche<br />

Abgeordnete Dr. Anton Zumtobel im<br />

Landtag ätzen, dass die Agrarbank dank christlichsoziale<br />

Zugeständnisse aufgeblüht sei, mit der<br />

<strong>Hypothekenbank</strong> im selben Lokal sitze und dieser<br />

das Geld wegfange, das sie so gerne möchte. 193<br />

Doch so rosig sah es bei der Agrarbank nicht aus.<br />

Mittelbergers Befürchtungen hatten sich als<br />

berechtigt erwiesen.<br />

Als im Jänner 1924 auch Pfausler starb, trat Fink<br />

notgedrungen selbst als Präsident an die Spitze <strong>des</strong><br />

Verwaltungsrates und verpflichtete Lan<strong>des</strong>hauptmann<br />

Ender in dieses Gremium. Zu dieser Zeit<br />

befand sich die Agrarbank durch Finanzverflechtungen<br />

und Spekulationen von Mitarbeitern<br />

bereits in arger Schieflage. <strong>Die</strong> „Alpenländische<br />

Vereinsbank AG“ in Innsbruck drängte auf eine<br />

Fusionierung, die Ender jedoch für verfrüht<br />

ansah. 194 <strong>Die</strong> Sanierung gelang vorerst. Um ihren<br />

Erfolg dauerhaft zu sichern forderte Mittelberger<br />

im Juli 1924 radikale personelle Schnitte bei den<br />

Tiroler Bankbeamten und -funktionären; andernfalls<br />

müsse <strong>Vorarlberg</strong> einen anderen Ausweg<br />

suchen. 195 Im Juli <strong>1925</strong> schlug Ender Finanzminister<br />

Dr. Jakob Ahrer eine Fusion der Agrarbank<br />

mit der „Bank für Tirol und <strong>Vorarlberg</strong>“ vor und<br />

ersuchte ihn, auf die Direktoren der beiden Banken<br />

Einfluss zu nehmen. 196 Im Herbst <strong>1925</strong> brach<br />

die Alpenländische Vereinsbank zusammen, zum<br />

Schaden zahlreicher Kleinanleger. 197 <strong>Die</strong> Agrarbank<br />

übernahm zunächst die Ausgleichsverwaltung,<br />

dann auch die Aktiva und Passiva. 198 <strong>Die</strong><br />

Agrarbank, die den Großteil <strong>des</strong> Kapitals der Raiffeisenkassen<br />

verwaltete, schrammte selbst an einer<br />

Katastrophe vorbei. Als die Tiroler Bauernsparkasse<br />

und der Tiroler Genossenschaftsverband, die an<br />

der Bank beteiligt waren, sich schließlich zu<br />

Garantien bereit erklärten, übernahm die „Hauptbank<br />

für Tirol und <strong>Vorarlberg</strong>“ – wie die BTV<br />

mittlerweile nach einer Fusion mit der „Tiroler<br />

Hauptbank“ hieß – die Agrarbank mit 31. Dezember<br />

1926, samt der Alpenländischen Vereinsbank.<br />

199 Drei Jahre später wurden zudem die<br />

Hauptbank für Tirol und <strong>Vorarlberg</strong> und die Tiroler<br />

Lan<strong>des</strong>bank fusioniert. 200<br />

Mittelberger wird sich in seiner Vorsicht bestätigt<br />

gefühlt haben. Der Tiroler Landtag hatte<br />

bereits 1923 die Hoffnung aufgegeben, die Lan<strong>des</strong>bank<br />

mit der <strong>Hypothekenbank</strong> fusionieren zu<br />

können. Das Land sah sich außer Stande, auch<br />

noch die Haftung für die inzwischen in eine Aktiengesellschaft<br />

umgewandelte Lan<strong>des</strong>bank zu übernehmen.<br />

So musste auch in Tirol wie in den<br />

anderen Ländern der Neuaufbau der <strong>Hypothekenbank</strong><br />

in Angriff genommen werden. 201<br />

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