Theater Nordhausen
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Das Lamm, aus Todeskellern, blökte immer wieder,<br />
Als schon das Schlachthaus aufgetan:<br />
„Wo bist du, Hirt? Wo seid ihr, Spielgefährten, Brüder?“<br />
Doch niemand dachte mehr daran.<br />
Stets hatten seine Sprünge auf der Weide<br />
So Kind wie Dame hochentzückt;<br />
Wer unbekümmert einst sein Fell gleich zarter Seide<br />
Geküsst, bebändert und geschmückt,<br />
Der speist es unbekümmert jetzt als zarten Braten.<br />
Und in des Kerkers Totenschrein<br />
Blüht mir ein ähnlich Los; nicht schwer war’s zu erraten:<br />
Vergessen! … Fügen wir uns drein.<br />
Vergessen sind, gleich mir, in diesem Totenhause<br />
Noch tausend Lämmer; und gleich mir<br />
Werden sie aufgetischt wohl bald zum blutgen Schmause<br />
Dem Volk, dem königlichen Tier.<br />
Was konnten meine Freunde? Ja, von ihren Händen<br />
Ein Brief durch’s Gitter mir gereicht,<br />
Der hätte können meinem Herzen Balsam spenden …<br />
Und meinen Wächtern … Geld vielleicht …<br />
Doch rings ist Abgrund. Und sie haben Recht aufs Leben …<br />
Bleibt leben, Freunde; lebt getrost!<br />
Ihr sollt euch, mir zu folgen, wenig Mühe geben.<br />
Als ich einst noch vom Glück umkost,<br />
Empfing ich ähnlich wohl, mit halbem Ohr hinhörend,<br />
Manch flehentliches Klagewort;<br />
Jetzt wirkt auch meinerseits mein Unglück nur noch störend …<br />
Lebt Freunde; lebt in Frieden fort!<br />
André Chénier, Jamben (IV), 1794<br />
Impressum:<br />
Herausgeber: <strong>Theater</strong> <strong>Nordhausen</strong>/Loh-Orchester Sondershausen GmbH<br />
Tel.: (0 36 31) 62 60 - 0, Intendant: Lars Tietje, Programmheft Nr. 5 der Spielzeit<br />
2012/2013, Premiere: 25. Januar 2013, Redaktion und Gestaltung: Dr. A. Eisner,<br />
Layout: Landsiedel | Müller | Flagmeyer, <strong>Nordhausen</strong>