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Drogen in Europa - SMP-Clan

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58 Bücher<br />

Bücher<br />

59<br />

mediz<strong>in</strong>ische ersetzt wurde und<br />

der Alkoholismus als Krankheit<br />

i.S. der RVO (1968) anerkannt ist,<br />

wird neben den nicht <strong>in</strong>frage<br />

gestellten schädlichen Wirkungen<br />

chronischen übermäßigen Alkoholmissbrauchs<br />

e<strong>in</strong> schützender<br />

Effekt des »normalen« Konsums<br />

besonders gegenüber Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

behauptet und<br />

öffentlichkeitswirksam propagiert,<br />

dass es neben Missbrauch und<br />

Sucht e<strong>in</strong>en an mediz<strong>in</strong>ische Indikationen<br />

gebundenen »richtigen<br />

Gebrauch« alkoholischer Getränke<br />

gebe (z.B. »täglich zwei Viertel<br />

Rotwe<strong>in</strong> verlängern das Leben«,<br />

Bild 12.7.01, Prof. Effenberger).<br />

In se<strong>in</strong>er Schrift tritt Kornhuber,<br />

gestützt auf eigene und fremde<br />

langjährige Untersuchungen, dieser<br />

Me<strong>in</strong>ung dezidiert entgegen.<br />

Lehrbücher und Def<strong>in</strong>itionen der<br />

Alkoholabhängigkeit beziehen<br />

sich fast ausschließlich auf den<br />

Hochdosis-Alkoholismus mit se<strong>in</strong>en<br />

Folgen und klammern den<br />

»normalen« Alkoholkonsum aus.<br />

Der Autor zeigt, dass dieser zu<br />

Niedrigdosisabhängigkeit führt,<br />

e<strong>in</strong>e Auffassung, die anhand von<br />

fast 490 <strong>in</strong> Zustimmung und Widerspruch<br />

diskutierten Publikationen<br />

der <strong>in</strong>ternationalen Literatur<br />

belegt wird. Die Niedrigdosisabhängigkeit<br />

führt zu andauerndem<br />

täglichem Konsum und durch<br />

Summation zu gravierenden<br />

Schäden. Der »normale« tägliche<br />

Alkoholkonsum erhöht Blutdruck<br />

und Puls; Alkohol ist also e<strong>in</strong><br />

Stressor, während er für den Konsumenten<br />

e<strong>in</strong> Tranquilizer zu se<strong>in</strong><br />

sche<strong>in</strong>t. Weil der Organismus, um<br />

Alkohol und Acetaldehyd, das<br />

wichtigste Stoffwechselprodukt<br />

des Äthanol, so rasch wie möglich<br />

zu verbrennen, die Verwertung<br />

anderer Energielieferanten<br />

zurückstellt, kommt es zu Insul<strong>in</strong>resistenz<br />

und zum metabolischen<br />

Syndrom: erhöhte Triglyceride<br />

und LDL-Cholester<strong>in</strong>, Hyper<strong>in</strong>sul<strong>in</strong>ismus,<br />

Blutdrucksteigerung<br />

und - auf die Dauer - Diabetes<br />

mellitus Typ II; <strong>in</strong>folge Blockierung<br />

der Lipolyse durch den<br />

erhöhten Insul<strong>in</strong>spiegel entwickelt<br />

sich e<strong>in</strong>e abdom<strong>in</strong>ale Adipositas.<br />

Die sche<strong>in</strong>bare Übersterblichkeit<br />

der Null-Tr<strong>in</strong>ker resultiert daraus,<br />

dass sie zum großen Teil ehemalige<br />

Tr<strong>in</strong>ker s<strong>in</strong>d, die die Folgen<br />

ihres Konsums (Bluthochdruck,<br />

Diabetes) und das assoziierte Rauchen<br />

<strong>in</strong> die Null-Gruppe mitnehmen.<br />

Wenig-Tr<strong>in</strong>ker, vorwiegend<br />

Oberschichtangehörige und größtenteils<br />

We<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>ker, rauchen<br />

kaum, ernähren sich gesünder<br />

und bewegen sich <strong>in</strong> der Freizeit<br />

mehr; dieser gesunde Lebensstil,<br />

nicht Alkohol, schützt bei ihnen<br />

das Herz. Primärabst<strong>in</strong>enzler -<br />

Populationen wie die Mormonen<br />

- leben länger und haben nur die<br />

halbe Kreislauf- und Krebsmortalität.<br />

Zu den direkten kommen als<br />

<strong>in</strong>direkte Folgen der Niedrigdosisabhängigkeit<br />

Unfälle und Gewaltkrim<strong>in</strong>alität.<br />

Jeder dritte schwere<br />

Verkehrsunfall beruht auf Alkoholwirkung,<br />

überwiegend als Folge<br />

»normalen« Konsums. Die<br />

Übersterblichkeit der Männer ist<br />

nach K. wesentlich durch Alkohol<br />

bed<strong>in</strong>gt; Todesursachen s<strong>in</strong>d<br />

Unfälle und Gewalt bei den jungen,<br />

Herz<strong>in</strong>farkt, Leberzirrhose<br />

und Krebs bei den älteren Männnern.<br />

Alkohol-Prohibitionen, so<br />

auch die unter Gorbatschow,<br />

führten zu e<strong>in</strong>em deutlichen<br />

Rückgang des Todes durch<br />

Unfälle, Gewalt und Krim<strong>in</strong>alität.<br />

Die Prohibition <strong>in</strong> den USA wurde<br />

aufgegeben, weil der Staat <strong>in</strong> der<br />

Weltwirtschaftskrise Steuere<strong>in</strong>nnahmen<br />

aus Alkohol benötigte.<br />

Statt nicht praktikabler Prohibition<br />

fordert K. aus Gründen der<br />

Akzeptanz direkt von den Herstellern<br />

an die Krankenkassen<br />

abzuführende Gesundheitsabgaben<br />

auf Alkohol und Tabak, die<br />

der F<strong>in</strong>anzierung des Gesundheitswesens<br />

zugute kommen,<br />

selbst wenn so der Alkoholkonsum<br />

nicht wesentlich bee<strong>in</strong>flussbar<br />

wäre. E<strong>in</strong>e Erhöhung der<br />

Alkoholsteuer zur F<strong>in</strong>anzierung<br />

der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

wird dann jedem Bürger<br />

e<strong>in</strong>leuchtend se<strong>in</strong>, wenn e<strong>in</strong><br />

Zusammenhang zwischen der Art<br />

der steuerlichen Belastung und<br />

der Mittelverwendung erkennbar<br />

ist und die Steuer diejenigen trifft,<br />

die durch ihr Verhalten die<br />

Krankenversicherung belasten.<br />

Kornhuber zieht die Folgerungen<br />

aus den Resultaten eigener und<br />

fremder Studien zum Thema. Die<br />

Ärzteschaft muss <strong>in</strong> Sachen Alkohol<br />

umdenken und sich, wie beim<br />

Rauchen, konsequent an die Seite<br />

der gefährdeten Patienten stellen;<br />

die Verharmlosung des Alkohols<br />

durch Ärzte und Wissenschaftler<br />

und die zu permissive E<strong>in</strong>schätzung<br />

des »normalen« Alkohol-<br />

Konsums muss beendet werden.<br />

Es s<strong>in</strong>d Forderungen, die schon<br />

seit langem erhoben, bisher aber<br />

nicht <strong>in</strong> die Praxis umgesetzt<br />

wurden. Das Buch, das e<strong>in</strong>e langjährige<br />

Forschungstätigkeit<br />

zusammenfassend darstellt und<br />

bittere Realität beschreibt, ist<br />

allen Ärzten und <strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Assistenzberufen Tätigen,<br />

darüber h<strong>in</strong>aus auch Juristen,<br />

Politikern, Gewerkschaftlern,<br />

Wirtschaftsführern und Krankenkassen-Verantwortlichen<br />

zur e<strong>in</strong>gehenden<br />

Lektüre zu empfehlen.<br />

Es ist e<strong>in</strong> neues Signal zu e<strong>in</strong>em<br />

alten Problem, das gerade <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Zeit, <strong>in</strong> der die Gesundheitspolitik<br />

sich schier unlösbaren Schwierigkeiten<br />

gegenüber sieht, <strong>in</strong> der<br />

Öffentlichkeit zu e<strong>in</strong>er kritischen<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzung führen und<br />

<strong>in</strong> der Sache e<strong>in</strong>en Ruck provozieren<br />

sollte.<br />

Prof. Dr. med. Gerd Huber<br />

Kontrollierter Gebrauch illegalisierter<br />

<strong>Drogen</strong><br />

Von Christoph Strieder. VWB-<br />

Verlag für Wissenschaft und<br />

Bildung, Berl<strong>in</strong> 2001, 288 S.,<br />

DM 48,00<br />

Der Autor verweist gleich zu<br />

Beg<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>es Vorwortes auf den<br />

»Rauschklassiker« (»Rausch und<br />

Realität« von Gisela Völger und<br />

Kar<strong>in</strong> von Welck, 1982) als Ausgangspunkt<br />

se<strong>in</strong>er Überlegungen<br />

und Darlegungen. Beim Rezensenten<br />

hält sich lange der E<strong>in</strong>druck, <strong>in</strong><br />

der Veröffentlichung gehe es<br />

vordergründig um den Rausch und<br />

weniger um den kontrollierten<br />

Gebrauch von <strong>Drogen</strong>, wie es im<br />

Buchtitel vermittelt wird. Die<br />

Publikation unterteilt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

theoretischen, e<strong>in</strong>en methodischen<br />

und e<strong>in</strong>en empirischen Teil, wobei<br />

die Theorie über die Hälfte e<strong>in</strong>nnimmt<br />

und die Methodik weniger<br />

als e<strong>in</strong> Zehntel umfasst. Damit<br />

wird eventuell deutlich, dass dieses<br />

Buch möglicherweise mehr für theorie<strong>in</strong>teressierte<br />

Leser geeignet ist<br />

und Praktiker eher zurückhaltend<br />

beim Erwerb se<strong>in</strong> könnten. Im<br />

ersten Kapitel des Theorieteils<br />

»Psychoanalyse und Rausch« wird<br />

e<strong>in</strong>e Vielzahl psychoanalytischer<br />

Theorieansätze ansatzweise erörtert.<br />

Ergänzt werden diese Darlegungen<br />

durch vier Exkurse (z.B.<br />

Der Bedeutungsverlust der Religion<br />

und se<strong>in</strong>e Auswirkungen auf<br />

Rausch und Ekstase; Sucht als<br />

frühk<strong>in</strong>dliche Störung; Kreativität<br />

und schöpferische Regression; Tiefenpsychologisch<br />

orientierte LSD-<br />

Therapie). Weshalb der Verfasser<br />

sich auf die Psychoanalyse<br />

beschränkt und z.B. verhaltenstherapeutische,<br />

<strong>in</strong>tegrative u.a. Therapieansätze<br />

nicht erwähnt, wird<br />

nicht nachvollziehbar. Und dies<br />

unter Beachtung der Tatsache, dass<br />

auch gegenwärtig e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

von Psychoanalytikern der<br />

Behandlung von Suchtkranken <strong>in</strong><br />

eigener Praxis eher ablehnend<br />

gegenüberstehen. Im folgenden<br />

Kapitel »Rausch und gesellschaftliche<br />

Wirklichkeit« werden historische,<br />

gesellschaftstheoretische,<br />

soziale u.a. Aspekte diskutiert. Dargestellt<br />

werden etwa die Funktion<br />

und Bedeutung des Rausches<br />

<strong>in</strong>nerhalb kapitalistischer Lebensbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Interessant wären<br />

eventuell auch Überlegungen zum<br />

Rausch unter sozialistischen<br />

Lebensbed<strong>in</strong>gungen, da ca. e<strong>in</strong><br />

Fünftel der heutigen BRD-Bevölkerung<br />

e<strong>in</strong>e entsprechende Sozialisation<br />

erfahren hat. Auch evolutionstheoretische<br />

Gedanken, weshalb<br />

bereits Tiere den Rausch suchen,<br />

werden nicht erwähnt. Vielleicht<br />

ist dies auch im Rahmen e<strong>in</strong>er solchen<br />

Veröffentlichung zu weitführend<br />

und somit noch mehr vom<br />

Buchtitel abweichend? Im dritten<br />

Kapitel »Rausch und Identität« stehen<br />

dann vor allem sozialpsychologische<br />

Ideen von MEAD zur Diskussion.<br />

Weshalb dann die<br />

e<strong>in</strong>gangs sehr dom<strong>in</strong>ierenden<br />

psychoanalytischen Theorien <strong>in</strong><br />

den H<strong>in</strong>tergrund treten, wird nicht<br />

ausreichend deutlich. Der folgende<br />

methodische Teil beschreibt <strong>in</strong><br />

vier Kapiteln: Forschungsanliegen<br />

und Untersuchungsfragen, Methodenwahl<br />

und ihre Begründung,<br />

Beschreibung des Ablaufs der<br />

Untersuchung und die Auswertungsmethode.<br />

Interessant ist die<br />

Anwendung der Methode der<br />

Kernsatzf<strong>in</strong>dung, welche sicher<br />

auch für viele Praktiker <strong>in</strong> Beratungssituationen<br />

von Interesse se<strong>in</strong><br />

könnte. Haupt<strong>in</strong>halt des anschließenden<br />

empirischen Teils s<strong>in</strong>d acht<br />

Interviews mit gegenwärtig aktiven<br />

<strong>Drogen</strong>gebrauchern. Wobei alle<br />

(fünf Männer, drei Frauen) Cannabis<br />

gebrauchen, vier noch Alkohol<br />

benennen und e<strong>in</strong>er unregelmäßig<br />

Pilze benutzt. Auch wenn hier von<br />

»kontrolliertem Gebrauch« illegalisierter<br />

<strong>Drogen</strong> im Buchtitel<br />

geschrieben wird, handelt es sich<br />

<strong>in</strong> den Darlegungen stets nur um<br />

e<strong>in</strong>e illegalisierte Droge: Cannabis.<br />

Ist der kontrollierte Gebrauch auch<br />

von anderen illegalisierten <strong>Drogen</strong><br />

möglich? Diese Frage wird nicht<br />

beantwortet. In der »Zusammenfassenden<br />

Darstellung der Ergebnisse«<br />

wird u.a. deutlich: Alle Interviewten<br />

haben ihre ersten Rauscherfahrungen<br />

mit Alkohol gemacht.<br />

Möglicherweise erfolgt der »Rausch–<br />

e<strong>in</strong>stieg« <strong>in</strong> unserer Kultur stets<br />

über den Alkohol? Dies wäre eventuell<br />

für die Präventionsarbeit noch<br />

mehr zu beachten. Und alle haben<br />

die illegalisierten <strong>Drogen</strong> über<br />

»drogenerfahrene Freunde« erhalten,<br />

nicht über Unbekannte, Dealer<br />

u.a. Auch dies sollte eventuell<br />

mehr Beachtung <strong>in</strong> der Präventionstätigkeit<br />

erfahren. Erwähnt<br />

wird der Übergang vom täglichen<br />

Gebrauch zum kontrollierten<br />

Gebrauch, dies er<strong>in</strong>nert an die<br />

aktuellen Diskussionen zum kontrollierten<br />

Tr<strong>in</strong>ken. Die vorliegende<br />

Publikation, die aus e<strong>in</strong>er Diplomarbeit<br />

hervorgegangen ist, löst<br />

sicher ke<strong>in</strong>en »Leserausch« aus und<br />

ist für praxisorientierte Leser eher<br />

zu theorielastig. Erwartungen an<br />

wesentlich neue Erkenntnisse<br />

bezüglich des kontrollierten Gebrauchs<br />

illegalisierter <strong>Drogen</strong> werden<br />

nicht ausreichend erfüllt und<br />

dennoch stellt das Fachbuch <strong>in</strong>teressante<br />

Überlegungen und Ergebnisse<br />

im Rahmen der Studien zur<br />

qualitativen <strong>Drogen</strong>forschung und<br />

akzeptierenden <strong>Drogen</strong>arbeit dar.<br />

Allen an der »Theorie des Rausches«<br />

<strong>in</strong>teressierten Lesern ist diese<br />

Veröffentlichung zu empfehlen,<br />

da es u.a. e<strong>in</strong>e Vielzahl von weiterführenden<br />

Zitaten, e<strong>in</strong>schließlich<br />

Literaturangaben, enthält.<br />

Risiko m<strong>in</strong>dern beim<br />

<strong>Drogen</strong>gebrauch<br />

Dr. W. Kursawe<br />

Gesundheitsförderung, Verbrauchertipps,<br />

Beratungswissen,<br />

Praxishilfen. Von Jan-Hendrik<br />

Heudtlass, He<strong>in</strong>o Stöver (Hrsg.).<br />

Fachhochschulverlag, Frankfurt<br />

am Ma<strong>in</strong> 2000, 2. Auflage, Band<br />

37, 429 S., DM 38,00<br />

Die Herausgeber haben nach fünf<br />

Jahren e<strong>in</strong>e zweite, vollständig<br />

überarbeitete und erweiterte Auflage<br />

<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit 22<br />

Autoren geschaffen. Damit ist den<br />

Verfassern e<strong>in</strong> Standardwerk<br />

gelungen, das außerordentlich<br />

beachtenswert und vor allem sehr<br />

lesenswert für e<strong>in</strong>en sehr großen<br />

Kreis von Interessenten (z.B. <strong>Drogen</strong>benutzer,<br />

-berater, Mediz<strong>in</strong>er,<br />

Therapeuten u.a.) se<strong>in</strong> sollte. Die<br />

Veröffentlichung be<strong>in</strong>haltet 20<br />

Beiträge zu ausgewählten Themenbereichen.<br />

Wobei besonders<br />

die Vielfalt der dargestellten und<br />

erörterten Aspekte hervorzuheben<br />

ist. Alle Beiträge s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> sich<br />

gegliedert und werden jeweils mit<br />

Literaturangaben abgerundet. Die<br />

Publikation <strong>in</strong>sgesamt zeichnet<br />

sich durch e<strong>in</strong>e ansprechende<br />

Aufbereitung aus. Merksätze,<br />

Stichworte und kle<strong>in</strong>e, manchmal<br />

lustige Zeichnungen tragen zur<br />

Verdeutlichung der diskutierten<br />

Positionen bei. In vielen Beiträgen<br />

s<strong>in</strong>d zusätzlich Abbildungen,<br />

Tabellen, Tests und Zeichnungen<br />

zum besseren Verstehen enthalten<br />

und die verwendeten Farben<br />

unterstützen den sehr ansprechenden<br />

Gesamte<strong>in</strong>druck. Die<br />

Hauptzielsetzung des Buches,<br />

» e<strong>in</strong>e Verbraucherberatung für<br />

<strong>Drogen</strong>konsumenten zu leisten «,<br />

wird <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>leitung des ersten<br />

Beitrages e<strong>in</strong>deutig benannt. In<br />

allen Beiträgen werden die neuesten<br />

Erfahrungen und Kenntnissse<br />

von Betroffenen und professionell<br />

Handelnden<br />

zusammengeführt und im S<strong>in</strong>ne<br />

der Gesundheits<strong>in</strong>formation und -<br />

förderung sowie des Verbraucherschutzes<br />

dargestellt. Damit soll<br />

die Risikokompetenz der <strong>Drogen</strong>gebraucher<br />

und die Beratungskompetenz<br />

der Mitarbeiter der<br />

<strong>Drogen</strong>hilfee<strong>in</strong>richtungen ausgebaut<br />

werden. Im ersten Beitrag -<br />

»Das Konzept Gesundheitsförderung<br />

- Betroffenenkompetenz<br />

nutzen - <strong>Drogen</strong>beratung entwickeln«<br />

- werden grundlegende<br />

Positionen erörtert. Die langjährige<br />

abst<strong>in</strong>enzfixierte <strong>Drogen</strong>hilfe<br />

wird kritisch betrachtet und es<br />

wird die Selbstbestimmung der<br />

Verbraucher <strong>in</strong> den Mittelpunkt<br />

der Interaktion, der akzeptanzorientierten<br />

<strong>Drogen</strong>arbeit, gestellt.<br />

Die Autoren, Schneider und Stöver,<br />

fordern e<strong>in</strong>e Aufhebung der<br />

Trennung <strong>in</strong> Experten und Laien.<br />

Sie diskutieren kritisch, dass »...<br />

unzählige Personen und Institutionen<br />

profitieren von der Dramaturgie<br />

der Sucht ...«. Der Rezensent<br />

fragt sich, gehören die<br />

Herausgeber und Autoren solch<br />

e<strong>in</strong>es Buches nicht auch zu diesem<br />

Personenkreis? Es entsteht<br />

e<strong>in</strong> Bild von »<strong>Drogen</strong>anwälten«,<br />

»<strong>Drogen</strong>beratern«, die Verbraucher<br />

umfassend über juristische,<br />

mediz<strong>in</strong>ische, psychische, physische,<br />

soziale, f<strong>in</strong>anzielle u.a. Vorund<br />

Nachteile des <strong>Drogen</strong>gebrauchs<br />

aufzuklären versuchen.<br />

Konsumenten sollen zunehmend<br />

<strong>in</strong> die Beratungsstellen kommen,<br />

um sich gebrauchsorientiert und<br />

genussorientiert beraten zu lassen.<br />

Da gilt es möglicherweise,<br />

Berufsbilder, Anforderungsprofile<br />

u.a. der Mitarbeiter erheblich zu<br />

modifizieren. In den folgenden<br />

Beiträgen werden »<strong>Drogen</strong> - ihre<br />

Wirkungen, Nebenwirkungen,<br />

Wechselwirkungen« und »Safer<br />

use - Gesundheitstipps für <strong>Drogen</strong>gebraucher«<br />

sehr ausführlich<br />

erörtert. Hier ist e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />

sehr detaillierten Darstellungen<br />

zu Konsumformen, entsprechenden<br />

Werkzeugen, Überdosierungen<br />

und Vergiftungen, Injektionsarten<br />

und -techniken, Infektionsschutz<br />

u.a. enthalten. Auch sehr erfahrene<br />

»Experten und Laien« werden<br />

hier sicher Neues entdecken. Es<br />

wird z.B. e<strong>in</strong>e Konsumform von<br />

Hero<strong>in</strong>, »Spritzen ohne Nadeln«,<br />

beschrieben, die <strong>in</strong> Deutschland<br />

bisher wenig bekannt ist. Auch bei<br />

Konsumformen gibt es erhebliche<br />

regionale Unterschiede, z.B.<br />

berichteten dänische Kollegen im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>er Fachexkursion über<br />

die vag<strong>in</strong>ale Aufnahme von alkoholgetränkten<br />

Tampons bei jungen<br />

Frauen <strong>in</strong> Dänemark. Es<br />

schließen sich Beiträge zum<br />

»Kontrollierten Alkoholkonsum -<br />

Strategien der Risikom<strong>in</strong>imierung«<br />

(S. 148 ff.) und e<strong>in</strong>e »Verbraucherberatung<br />

zur Erhaltung<br />

der Gesundheit bei Partydrogenkonsum«<br />

(S. 179 ff.) an. Zugangswege<br />

zum kontrollierten Tr<strong>in</strong>ken<br />

und Forschungsergebnisse zu dieser<br />

relativ neuen Vorgehensweise<br />

sowie E<strong>in</strong>schätzungsbogen, Tr<strong>in</strong>k-<br />

Tagebuch u.a. werden vorgestellt<br />

und auf weiterführende Literatur<br />

wird h<strong>in</strong>gewiesen. Auch bei dem<br />

Partydrogenkonsum werden Prävention,<br />

Gesundheitsförderung,<br />

Verbraucherschutz u.a. erörtert.<br />

Das Internet wird im Rahmen der<br />

Verbraucherberatung diskutiert.<br />

E<strong>in</strong> beachtenswertes Internetangebot<br />

zu Partydrogen bietet die<br />

Suchtprävention der <strong>Drogen</strong>hilfe<br />

Köln e.V. unter www. partypack.de<br />

(!). Im Mittelpunkt der nächsten<br />

drei Beiträge stehen »Zauberpilze -<br />

Ihr historischer und moderner<br />

Gebrauch«, »Cannabis denn Sünde<br />

se<strong>in</strong> ? - Mit Kiffertest« und »Safer<br />

Use: Pillen - Informationen und<br />

Ratschläge«. Es werden stets historische,<br />

pharmakologische, juristische<br />

u.a. Aspekte dargelegt.<br />

Konsummuster, Risiken und Hilfen<br />

werden umfassend aufgezeigt<br />

und Tests, z.B. Kiffertest, zur<br />

Eigenanwendung und -auswertung<br />

s<strong>in</strong>d vorhanden. Diese Beiträge<br />

s<strong>in</strong>d möglicherweise<br />

besonders für junge Leser von<br />

besonderem Interesse. »Hilfen im<br />

<strong>Drogen</strong>notfall und bei Erkrankungen<br />

<strong>in</strong>folge <strong>Drogen</strong>gebrauchs«<br />

enthält sehr viele praxisorientierte<br />

Handlungsanleitungen für entsprechende<br />

Situationen. In zwei<br />

darauf folgenden Beiträgen werden<br />

spezielle Themenbereiche, z.B.<br />

Naloxanvergabe und Hepatitis,<br />

ausführlich beschrieben. Die Notwendigkeit<br />

von frauenspezifischen<br />

Angeboten <strong>in</strong> der <strong>Drogen</strong>hilfe ist<br />

sicher unbestritten und somit s<strong>in</strong>d<br />

entsprechende Beiträge im vorliegenden<br />

Werk folgerichtig und<br />

angemessen. »<strong>Drogen</strong>abhängigkeit<br />

und Schwangerschaft«, »<strong>Drogen</strong>abhängigkeit<br />

und die Zeit nach der<br />

Geburt« und »Safer Sex für Frauen,<br />

die anschaffen« s<strong>in</strong>d drei Beiträge,<br />

die e<strong>in</strong>e Vielzahl von Erfahrungen,<br />

Erkenntnissen und neuen Ideen für<br />

frauenspezifisches Arbeiten <strong>in</strong> der<br />

<strong>Drogen</strong>hilfe enthalten. E<strong>in</strong> Tabuthema<br />

<strong>in</strong> vielen Kreisen ist häufig<br />

noch die Situation von drogengebrauchenden<br />

Strichern. Der Beitrag<br />

»Voll drauf und gut angeschafft<br />

- Hilfreiche Tipps für<br />

drogengebrauchende Stricher«<br />

hellt dieses Thema sehr beachtlich<br />

auf. In e<strong>in</strong>igen Großstädten, z.B.<br />

<strong>in</strong> Köln - Looks e.V., beschäftigen<br />

sich Vere<strong>in</strong>e professionell mit dieser<br />

Zielgruppe. Weitere Beiträge<br />

beschäftigen sich u.a. noch mit<br />

der Infektionsprophylaxe im Justizvollzug,<br />

mit dem sehr aktuellen<br />

Thema »Konsumräume als professionelles<br />

Angebot der Suchtkrankenhilfe«,<br />

mit <strong>Drogen</strong> und<br />

Straßenverkehr sowie mit vielen<br />

damit verbundenen Aspekten. Es<br />

folgen Beiträge mit umfangreichen<br />

H<strong>in</strong>weisen zu Informationsmaterialien<br />

und zum Bereich »Das<br />

Internet - Nutzen und Chancen<br />

SuchtReport 1/2002<br />

SuchtReport 1/2002

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