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Drogen in Europa - SMP-Clan

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10 Titelthema<br />

Titelthema<br />

11<br />

Synthetische <strong>Drogen</strong>:<br />

Wachsende Besorgnis über langfristigen Konsum<br />

von Ecstasy<br />

<strong>Drogen</strong>verkauf auf der Straße: E<strong>in</strong> Gramm Koka<strong>in</strong> kostet zwischen 26 €<br />

und 180 €<br />

© Foto: action press/Heuser<br />

Änderungen im problematischen Konsum<br />

und bei der Behandlungsnachfrage<br />

Der problematische <strong>Drogen</strong>konsum sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> Italien,<br />

Luxemburg, Portugal und dem Vere<strong>in</strong>igten Königreich mit<br />

fünf bis acht je 1000 der 15- bis 64-Jährigen am höchsten zu<br />

se<strong>in</strong>. Deutschland und die Niederlande liegen mit zwei bis<br />

drei je 1000 am unteren Ende der Skala. Der <strong>in</strong>jizierende<br />

<strong>Drogen</strong>konsum nimmt <strong>in</strong> den meisten - wenn auch nicht<br />

allen - Ländern ab; <strong>in</strong> Irland steigt er wieder an. Aus diesem<br />

Grunde dürften irische <strong>Drogen</strong>konsumenten mit problematischen<br />

Gebrauchsmustern e<strong>in</strong>em zunehmenden Risiko von<br />

drogenbed<strong>in</strong>gten Infektionskrankheiten und Überdosierungen<br />

ausgesetzt se<strong>in</strong>. Da die Schätzungen des problematischen<br />

<strong>Drogen</strong>konsums nicht immer sehr genau und nur teilweise<br />

vergleichbar s<strong>in</strong>d, ist es schwierig, Trends zu erkennnen.<br />

Crackhandel: Es besteht die Sorge über erhebliche Zuwachsraten <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Großstädte<br />

© Foto: action press/Heuser<br />

Opiate, <strong>in</strong>sbesondere Hero<strong>in</strong>, s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong> die Hauptdroge<br />

bei der Hälfte oder gar von drei Vierteln der Therapieneuzugänge<br />

<strong>in</strong> der EU. Allerd<strong>in</strong>gs ist die Tendenz fallend für<br />

Patienten, die e<strong>in</strong>e Therapie wegen Hero<strong>in</strong> beantragen, und<br />

steigend bei solchen, die Cannabis- und Koka<strong>in</strong>probleme<br />

haben.<br />

Bei den Therapieneuzugängen handelt es sich meist um<br />

Männer mit e<strong>in</strong>em Durchschnittsalter von 29 Jahren. Bei<br />

den Frauen liegt das Durchschnittsalter niedriger. Setzt man<br />

die Anzahl von Männern und Frauen <strong>in</strong>s Verhältnis, so ist<br />

dieses höher im Süden der EU (86/14 <strong>in</strong> Italien, 85/15 <strong>in</strong><br />

Spanien und 84/16 <strong>in</strong> Griechenland und Portugal); im<br />

Norden ist es etwas ausgewogener mit 70/30 <strong>in</strong> Irland und<br />

87/28 <strong>in</strong> Schweden. Im Bericht heißt es: »Die sozialen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen von Konsumenten, die e<strong>in</strong>e <strong>Drogen</strong>therapie<br />

beantragen, sche<strong>in</strong>en sich, was die Bildungs- und Beschäftigungssituation<br />

angeht, zu verschlechtern.«<br />

<strong>Drogen</strong>bed<strong>in</strong>gte Todesfälle weiter gleich bleibend<br />

Die Anzahl der akuten drogenbed<strong>in</strong>gten Todesfälle (Überdo-<br />

In dem Bericht wird die wachsende Besorgnis über die Gefahren<br />

des langfristigen Konsums von Ecstasy herausgestellt. Die<br />

Auswirkungen auf das Gehirn s<strong>in</strong>d noch nicht umfassend geklärt,<br />

und es gibt Belege für Schädigungen der Serot<strong>in</strong><strong>in</strong> produzierenden<br />

Neuronen bei Menschen mit starkem Ecstasy-Konsum. Dies<br />

könnte künftige Konsumtendenzen bee<strong>in</strong>flussen.<br />

In dem vorliegenden Bericht wird festgestellt, dass die Ausbreitung<br />

des Konsums von synthetischen <strong>Drogen</strong> <strong>in</strong> der EU »im<br />

Großen und Ganzen konstant geblieben ist«. Jedoch wird beim<br />

Ecstasy-Konsum »immer noch e<strong>in</strong>e steigende Tendenz <strong>in</strong> Regionen<br />

verzeichnet, <strong>in</strong> denen Städte oder Urlaubsorte für junge europäische<br />

Touristen ... besonders attraktiv s<strong>in</strong>d«. Städtische Gebiete, <strong>in</strong><br />

denen Jugendkulturen entstanden s<strong>in</strong>d, werden »auch <strong>in</strong> Zukunft<br />

e<strong>in</strong> Milieu bieten ... <strong>in</strong> dem sich der Konsum von Freizeitdrogen<br />

etablieren und ausbreiten wird«. Der Konsum dieser <strong>Drogen</strong> hat<br />

sich sche<strong>in</strong>bar über die »Techno-Szene« h<strong>in</strong>aus auf Diskotheken,<br />

Nachtclubs und das private Umfeld ausgeweitet.<br />

Die Agentur teilt mit, dass der komb<strong>in</strong>ierte Konsum verschiedener<br />

legaler und illegaler Substanzen unter jungen Menschen mit<br />

e<strong>in</strong>em extrovertierten Lebensstil verbreitet ist. Die Haupttendenz<br />

geht zum polyvalenten <strong>Drogen</strong>konsum, bei dem viele verschiedene<br />

synthetische und nicht synthetische Substanzen abwechselnd<br />

oder gemischt e<strong>in</strong>genommen werden.<br />

E<strong>in</strong>e Tendenz, die »genau beobachtet werden muss«, ist die steigende<br />

Anzahl psychotroper Medikamente wie Ketam<strong>in</strong>, die aus<br />

legalen Quellen abgezweigt werden.<br />

Jedoch haben die aufsuchende <strong>Drogen</strong>arbeit und andere präventive<br />

Maßnahmen auf Techno-/House-Veranstaltungen und -Partys<br />

e<strong>in</strong>en Rückgang der Todesfälle seit dem Beg<strong>in</strong>n der 90er Jahre<br />

bewirkt. Diese Maßnahmen umfassen Chill-out-Bereiche und<br />

Pillentests vor Ort.<br />

Die Niederlande s<strong>in</strong>d noch immer der Hauptproduzent und das<br />

wichtigste Exportland von Ecstasy. Weitere wichtige Lieferanten<br />

s<strong>in</strong>d auch die baltischen Staaten, Bulgarien, die Tschechische<br />

Republik und Polen. Im Jahr 1999 wurden mit Abstand die<br />

meisten Ecstasy-Tabletten im Vere<strong>in</strong>igten Königreich sichergestellt;<br />

dabei handelte es sich um mehr als 6000 Sicherstellungen<br />

von sechs Millionen Pillen. Danach folgten die <strong>in</strong> den<br />

Niederlanden und Frankreich sichergestellten Mengen.<br />

Aus dem vorliegenden Bericht geht hervor, dass synthetische<br />

<strong>Drogen</strong> »im politischen Rampenlicht« stehen. »Der hohe Konsum<br />

synthetischer <strong>Drogen</strong> <strong>in</strong> sozial <strong>in</strong>tegrierten Gruppen, ihr Stellenwert<br />

<strong>in</strong> der Jugendkultur und die Tatsache, dass die Produktion<br />

und der Handel ... <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> stattf<strong>in</strong>den, zw<strong>in</strong>gen die EU zu verantwortungsvollem<br />

Handeln.«<br />

Die EU verfügt jetzt über e<strong>in</strong> »Frühwarnsystem« zur Aufdeckung<br />

der besonderen Gefahren, die von diesen Substanzen ausgehen.<br />

Vier Substanzen - MBDB, 4-MTA, GHB und Ketam<strong>in</strong> - waren<br />

Gegenstand e<strong>in</strong>er Risikobewertung der EBDD, und e<strong>in</strong>e weitere<br />

Substanz, PMMA, wird gegenwärtig untersucht. Infolge der<br />

Risikobewertungen wird 4-MTA (<strong>in</strong> der Szene bekannt als<br />

»Flatl<strong>in</strong>er«) jetzt mit Kontrollmaßnahmen <strong>in</strong> allen EU-Mitgliedstaaten<br />

überwacht.<br />

sis oder Vergiftung) sche<strong>in</strong>t sich <strong>in</strong> den letzten Jahren EUweit<br />

bei 7000-8000 e<strong>in</strong>gependelt zu haben, wobei sich allerd<strong>in</strong>gs<br />

nationale E<strong>in</strong>zeltendenzen abzeichnen. Die Gründe<br />

dafür dürften <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stabilisierung von <strong>Drogen</strong>konsumenten<br />

mit problematischen Konsumgewohnheiten,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Abnahme riskanter Praktiken, der Ausweitung der<br />

Substitutionsbehandlung und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er besseren mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Betreuung zu sehen se<strong>in</strong>. Die Anzahl der Todesfälle<br />

beträgt <strong>in</strong> der EU mit ihren 376 Millionen E<strong>in</strong>wohnern etwa<br />

die Hälfte der Todesfallziffer für die USA mit ihren nur 270<br />

Millionen, auch wenn bei solchen Vergleichen Vorsicht<br />

geboten ist.<br />

Gewöhnlich s<strong>in</strong>d bei solchen Todesfällen neben Hero<strong>in</strong> auch<br />

andere Substanzen beteiligt. Dagegen s<strong>in</strong>d akute Todesfälle<br />

aufgrund von Koka<strong>in</strong>, Amphetam<strong>in</strong>en oder Ecstasy ohne<br />

gleichzeitigen Konsum von Opiaten <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> eher selten.<br />

Die Sterbeziffer ist für Opiatkonsumenten 20- bis 30-mal<br />

höher als <strong>in</strong> derselben Altersgruppe der Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung.<br />

In manchen Ländern ist die Anzahl der Todesfälle von<br />

<strong>Drogen</strong>abhängigen rückläufig, was z.T. auf den Rückgang<br />

der Aids-Todesfälle zurückzuführen ist.<br />

Festnahmen und <strong>Drogen</strong>handel<br />

Im Laufe der letzten drei Jahre hat die Anzahl der Festnahmen<br />

im Zusammenhang mit <strong>Drogen</strong> <strong>in</strong> den meisten EU-<br />

Ländern zugenommen. Die stärkste Zunahme war <strong>in</strong><br />

Griechenland, Irland und Portugal festzustellen. Lediglich <strong>in</strong><br />

Belgien und dem Vere<strong>in</strong>igten Königreich g<strong>in</strong>g die Anzahl<br />

der Festnahmen 1999 zurück. Bei den meisten Festnahmen<br />

g<strong>in</strong>g es um <strong>Drogen</strong>konsum oder <strong>Drogen</strong>besitz für den<br />

SuchtReport 1/2002<br />

SuchtReport 1/2002

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