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Motivation zur Übernahme von Verantwortung und persönlichem<br />

Engagement aus theoretischer und theologischer Sicht<br />

Über was reden wir eigentlich? Motivation aus theoretischer Sicht. Was ist das?<br />

Es gibt -wie immer- seit den alten Griechen Ideen und Theorien, die mal direkt,<br />

mal indirekt die Frage nach Motivation stellen. Was also lässt den Menschen<br />

aktiv werden:<br />

In der neueren Motivationsforschung entwickelte David McClelland den Ansatz<br />

der „Drei Großen“ Motive (“Big Three”). Bei diesen Motiven handelt es sich<br />

um das Macht-, Zugehörigkeits- und Leistungsmotiv. Neben der Bildung eines<br />

Motivationskonzeptes ist es an der Harvard Medical School gelungen<br />

nachzuweisen, dass die Anregung dieser Motive mit der Ausschüttung<br />

bestimmter Neurotransmitter (Wohlfühlbotenstoffe für das Gehirn) verbunden<br />

ist:<br />

1


Heute sind danach folgende Unterscheidungen wichtig zum Verstehen:<br />

- intrinsische Motivation bezeichnet das Bestreben, etwas um seiner selbst<br />

willen zu tun (weil es einfach Spaß macht, Interessen befriedigt oder eine<br />

Herausforderung darstellt)<br />

- extrinsischen Motivation strebt danach, bestimmte Leistungen zu<br />

erbringen, weil man sich davon einen Vorteil (Belohnung) verspricht oder<br />

Nachteile (Bestrafung) vermeiden möchte<br />

Die neuere Motivationsforschung (John Barbuto und Richard Scholl)<br />

unterscheidet zwischen zwei intrinsischen und drei extrinsischen Quellen der<br />

Motivation.<br />

2


Intrinsisch<br />

<br />

<br />

Interne Prozessmotivation: Das besondere Merkmal dieser<br />

Motivation besteht darin, dass jemand eine Aufgabe um ihrer selbst<br />

willen bewältigt. Beispiel: Ein Musiker spielt mit Begeisterung<br />

Gitarre, ein Controller wertet intensiv Statistiken aus, weil es ihnen<br />

Spaß macht. Sie denken gar nicht lange darüber nach, warum sie<br />

das machen und welche Vorteile oder Belohnungen sie dafür<br />

bekommen.<br />

Internes Selbstverständnis: Das Verhalten und die Werte dieser<br />

Personengruppe orientieren sich an internen Standards und<br />

Maßstäben. Sie haben, meistens aus nicht mehr nachvollziehbaren<br />

oder unbewussten Gründen, eine Idealvorstellung als Leitlinie ihres<br />

Handelns verinnerlicht. So geht es dem Controller wie dem<br />

Musiker, Chirurgen, Verkäufer oder Journalisten, die etwas nach<br />

ihren Vorstellungen verändern möchten. Bei dieser Quelle der<br />

Motivation ist das Leistungsmotiv besonders stark angeregt.<br />

(Überzeugungstäter)<br />

Extrinsisch<br />

<br />

<br />

<br />

Instrumentelle Motivation: Das Verhalten dieser Menschen ist im<br />

Wesentlichen geleitet von der Aussicht auf konkrete Vorteile oder<br />

Belohnungen von außen (extrinsisch). Beispielsweise möchte der<br />

Musiker Geld verdienen, der Verkäufer sieht seine derzeitige<br />

Tätigkeit (bzw. die Umsatzsteigerung) als Zwischenschritt auf der<br />

Karriereleiter in die Geschäftsführung. Diese Quelle der Motivation<br />

hat einen starken Bezug zum Machtmotiv.<br />

Externes Selbstverständnis: Die Quelle des Selbstverständnisses<br />

und die Idealvorstellung kommen in diesem Falle primär aus der<br />

Rolle und den Erwartungen des Umfeldes. Beispielsweise<br />

übernimmt der Stürmer in einer Mannschaft bestimmte Aufgaben<br />

oder Rollen, die er so gut wie möglich bewältigen möchte. Das<br />

Gleiche gilt für den Konzertpianisten als Orchestermitglied. Zu<br />

dieser Quelle der Motivation gehört das Zugehörigkeitsmotiv.<br />

Internalisierung von Zielen: Die Personen dieser Gruppe machen<br />

sich die Ziele der Organisation oder des Unternehmens zu eigen.<br />

Der Jugendleiter möchte einen Beitrag zur Verwirklichung der<br />

Mission der Kirche leisten, der Hauptberufliche möchte einen<br />

Beitrag dazu leisten, dass es im Unternehmen gerechter zugeht und<br />

der Mitarbeiter, der dieses Mal im Küchenteam ist, strengt sich an,<br />

weil er der Überzeugung ist, dass das Zeltlager ohne gutes Essen<br />

nicht laufen kann. Hier ist eine Kombination aus Zugehörigkeitsund<br />

Leistungsmotiven im Spiel.<br />

3


Theoretisch sind also die BIG THREE,<br />

das Machtmotiv<br />

das Zugehörigkeitsmotiv und<br />

das Leistungsmotiv<br />

die Treiber für Übernahme von Verantwortung und persönlichem<br />

Engagement.<br />

Was treibt einen Menschen aus theologischer Sicht zur<br />

Übernahme von Verantwortung und persönlichem Engagement.<br />

Zur Zeit Martin Luthers war das noch klar: Da trieb den Menschen die<br />

allesdurchdringende Angst vor einer Höllenfahrt und einem Fegefeuer. Die<br />

Zeiten haben sich gewandelt.<br />

Aus neutestamentlicher Sicht leben wir in einer Zeit des „Schon jetzt“ und<br />

„noch nicht“.<br />

Gott schuf diese wunderbare Welt aus seiner Liebe heraus. Jeder Atemzug der<br />

Geschöpfe atmet die Liebe Gottes, den „ruach“, den Lebenshauch, seine/ihre<br />

Zuwendung in der Schöpfung. „Die Liebe des Lebens zu sich selbst“ so<br />

umschrieb ein Heidelberger Theologieprofessor einmal das Wort GOTT.<br />

Ich sage in meine Worten: Der Anbruch, Aufbruch, Durchbruch des Lebens<br />

durch alles, was Leben bedrängt, unterdrückt, in Frage stellt oder gar vernichtet.<br />

Die Botschaft Jesu und seine Auferstehung sagen nur das eine: Gottes Reich des<br />

Lebens ist angebrochen. Traut dieser Botschaft mehr als allem anderen.<br />

Nun findet sich Mensch in der Schöpfung als Ebenbild Gottes vor. Jedem<br />

Menschen ist die unteilbare Würde zugeschrieben: Du bist ein Geschöpf Gottes<br />

– ihm zum Bilde! In diesem Verständnis ist jeder Mensch gerufen seinen Platz,<br />

sein Leben zu nehmen als Gabe und Aufgabe.<br />

Vor allem konkreten steht dabei die GABE.<br />

DU bist Kind Gottes - Du BIST (bereits) Kind Gottes –<br />

4


geliebt, versöhnt mit allem mehr, besser, erfolgreicher anders sein wollen. DU<br />

bist was Du bist – und das ist wunderbar.<br />

Manchmal kann man das nicht so genau sehen, traut so einer Zusage nicht,<br />

manchmal hält man sich oder Teile von sich, oder was man getan hat für<br />

hässlich, unansehnlich bis hin zu unerträglich. Daraus ließe sich Engagement<br />

und Verantwortung ableiten: Ich muss wieder gut machen, was ich angerichtet<br />

habe. Ich habe den Auftrag, die Erwartungen meiner Eltern, Großeltern anderer<br />

wichtiger Personen nicht angemessen erfüllt. Ein mächtiges inneres Bild stellt<br />

sich immer wieder ein, das einen antreibt „Gutes zu tun“. Und es ist ja<br />

möglicherweise auch gut, was man dann tut. Das Motiv dafür liegt aber in der<br />

Angst vor einer Strafe, selbst wenn die nicht mehr in der Gegenwart eintreffen<br />

sollte. Aus diesem Motiv wird schnell auch, dass man sich Gott als ähnlich<br />

strenges Wesen vorstellt – der alles sieht und hört.<br />

Die Zusage bleibt „DU bist was Du bist – und das ist wunderbar!“ Sieh dich in<br />

den Potentialen, die in dir liegen und lebe so, wie es dem Leben dient.<br />

Das ist zugegebener Weise nicht immer eindeutig: Was dient dem Leben, was<br />

weniger, was gar nicht? Darum weiß der Mensch um das Vorläufige! Alles in<br />

dieser Welt kann der Kritik unterworfen werden. Alles könnte anders sein!<br />

Gottes Reich ist „schon jetzt“ und „noch nicht“! – wenn für uns Menschen<br />

Umwege oder Fehlentscheidungen möglich sind, dann führt das aber eben nicht<br />

durch das Fegefeuer oder in eine Strafe Gottes: Welch ein hässliches Gottesbild<br />

wäre das, eine Fratze der eigenen Gewalt und Unterdrückungserfahrung- und<br />

Phantasien. Dagegen steht die große Zusage – die Liebe Gottes ist gewiss! Das<br />

ist nach menschlicher, rationaler Urteilskraft unvorstellbar und auch nicht so<br />

recht einsichtig – ich glaube aber genau darin liegt die Kraft einer theologischen<br />

Begründung um Verantwortung und persönliches Engagement zu übernehmen.<br />

Darum sage ich mit Martin Luther: "pecca fortiter, sed fortius fide" = „sündige<br />

tapfer, aber noch tapferer glaube“<br />

Resumee: Es ist die Liebe Gottes, die uns bereits zugesprochen ist! Aus ihr<br />

heraus entspringt die wirklich Größe menschliches Handelns.<br />

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