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Die Stufe 133

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In den Bauch des Berges<br />

Egal, ob es das kostbare Silbererz ist, nach dem die<br />

Zwerge im Herrn der Ringe im Gebirge suchen, oder der<br />

Schatz der Nibelungen, der vom Drachen eifersüchtig in<br />

der tiefsten Höhle gehortet wird: sie alle lagen unter der<br />

Erde und waren ihren Besitzern nur mit Mühe abzugewinnen.<br />

Macht und Reichtung waren die Beweggründe, um die<br />

Kostbarkeiten zu besitzen. Silber etwa war im alten Ägypten<br />

als „Mondmetall“ bekannt und auch bei uns zeitweise<br />

wertvoller als Gold. Viele Versuche hat es daher gegeben,<br />

das kostbare Metall zu finden und zu fördern. Im<br />

Südschwarzwald etwa, rund um die höchsten Berge des<br />

Landes, Feldberg, Belchen, Schauinsland, gab es zahlreiche<br />

Silberbergwerke. Ihr Ertrag war zwar nicht sagenhaft,<br />

aber ergiebig genug, um sie über Jahrzehnte zu betreiben.<br />

Silber schürfen<br />

Auch im Schwäbischen würde nach dem edlen Metall<br />

geschürft. In Wüstenrot im Schwäbischen Wald sind z. B.<br />

noch die Eingänge zu den beiden Silberstollen „Soldatenglück“<br />

und „Unverhofftes Glück“ zu finden. So unverhofft<br />

war das Glück dann aber doch nicht, denn die spärlichen<br />

Funde lohnten den Abbau nicht. Begonnen hat die Jagd<br />

nach den Schätzen der Berge im ausgehenden 16. Jahrhundert.<br />

Nachdem einige Stücke Steinkohle zufällig gefunden<br />

wurden, stieg die Gier nach dem Brennstoff, der<br />

immerhin um einiges besser heizte als die vorherrschende<br />

Holzkohle.<br />

Erst 1772 wurden zwischen Wüstenrot und Stangenbach<br />

einige Brocken Silber gefunden und der Rausch kam<br />

erneut auf. <strong>Die</strong>ser währte keine zwei Jahre, denn als zu<br />

unbedeutend und zu verstreut haben sich die Vorkommen<br />

erwiesen.<br />

Hart wie Stahl<br />

Weitaus lohnender wie die Suche nach Silbererz war<br />

in Württemberg die<br />

nach Eisenerz. Bereits<br />

1365 wurde für<br />

das Gebiet an Brenz<br />

und Kocher ein kaiserliches<br />

Bergbaurecht<br />

vergeben. Ein<br />

Zentrum der Eisenverarbeitung<br />

war<br />

Stuttgarter Schlossplatz<br />

damals das Zisterzienserkloster<br />

Königsbronn, Keimzelle der noch heute<br />

bestehenden „Schwäbischen Hüttenwerke“, einem sich<br />

im Eigentum des Landes befindlichen Automobilzulieferer.<br />

Werkstücke aus den Hüttenwerken, die bald in der<br />

ganzen Region um Kocher, Brenz und der oberen Rems<br />

exisiterten, sind noch heute zu sehen: die Brunnen auf<br />

den Stuttgarter Schlossplatz oder der ebenfalls dort stehende<br />

Pavillion sind aus heimischem Stahl gegossen.<br />

1840 wurde in Aalen der „Tiefe Stollen“ vorangetrieben,<br />

aus dem bis 1924 Erz geschürft wurde. Zu dieser Zeit<br />

lohnte sich der Abbau auch hier nicht mehr und auch die<br />

Hochöfen wurden eingestellt. Der Tiefe Stollen bei Aalen-Wasseralfingen<br />

ist heute ein sehenswertes Besucherbergwerk,<br />

das neben der „normalen“ Führung auch<br />

eine Sonderführung durch alte, nicht elektrifizierte Bereiche<br />

anbietet.<br />

Tintenblau<br />

Auch der Suche<br />

nach Silber zu verdanken<br />

ist die Entstehung<br />

der Grube<br />

Anna Elisabeth bei Vitriols<br />

Schriesheim im<br />

Odenwald. Das Bergwerk wird 1473 erstmals genannt<br />

und war mit Unterbrechungen bis 1817 in Betrieb. Nachdem<br />

der Abbau von Silber auch hier nicht mehr lohnend<br />

war, entdeckte die aufkeimende chemische Industrie den<br />

Wert des Vitriols, das sich dort gewinnen ließ. Der zwar<br />

schön aussehende Kristall hatte zwar keine Bedeutung<br />

als Schmuckstück, war aber wichtig für die Produktion<br />

zahlreicher Farben, Holzimprägniermittel, Gerbstoffen<br />

oder Desinfektionsmittel.<br />

<strong>Die</strong> Grube Anna Elisabeth ist durch ihre verwinkelten<br />

Gänge und die historischen Außenanlagen ebenfalls einen<br />

abenteuerlichen Besuch wert.<br />

Florian Engster<br />

Besucherbergwerk Tiefer Stollen<br />

bei Aalen-Wasseralfingen<br />

Geöffnet von März bis September täglich außer Montags<br />

http://www.bergwerk-aalen.de<br />

Grube-Anna-Elisabeth<br />

Schriesheim bei Heidelberg<br />

Geöffnet von März bis September an Sonn- und Feiertagen<br />

http://www.bergwerk-schriesheim.de<br />

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