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Albvereinsblatt_2009-4.pdf

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Otto Dix, Neujahrsgruß 1934 / 1935 an Franz Lenk, aus:<br />

Franz Lenk 1898-1968, Retrospektive und Dokumentationen, be -<br />

arbeitet von Wilko und Ursula von Abercron, Heidrun Ringleben<br />

und Georg Reinhardt, Köln, Galerie von Abercon, 1976, S. 19<br />

wand – und verleiht dem Felsen eine fast bedrohliche Zerbrechlichkeit.<br />

Darüber hat der Aquarellpinsel eine zarte<br />

Haut aus Graustufen, Gelb- und Grüntönen modelliert. Fast<br />

in der Wirkung einer altertümlichen Grisaillemalerei verbinden<br />

sich Malerei und Zeichnung.<br />

In den 1920er und 1930er Jahren zählte Franz Lenk zu den<br />

wichtigen Vertretern der Neuen Sachlichkeit, die gerade in<br />

ihrem altmeisterlichen Malstil die Dinge mit oft überscharfer<br />

Präzision wiedergeben: Alltägliche Motive erscheinen fast<br />

irreal mit alptraumhafter Präsenz. Zu seinen Geistesverwandten<br />

zählte Lenk daher nicht von ungefähr Zeitgenossen<br />

wie Franz Radziwill, Alexander Kanoldt und Georg<br />

Schrimpf, zu seinen Ahnen Caspar David Friedrich, einen<br />

der wichtigsten Vertreter der deutschen Romantik, dessen<br />

Kunst gerade in ihrer bewussten Kühle die Distanz des<br />

modernen Menschen zur Natur sichtbar macht.<br />

1934, zwei Jahre nach Entstehung dieses Aquarells, trafen<br />

sich Otto Dix und Franz Lenk im Hegau zum Malen. Im Jahr<br />

zuvor hatte Hitler die Macht ergriffen, und Otto Dix hatte<br />

unter dem politischen Druck 1933 seinen Lehrstuhl an der<br />

Dresdner Akademie räumen müssen. Er war ins Hegau am<br />

Bodensee übergesiedelt, wo ihm, dem Menschenmaler, nun<br />

die Landschaft zum Ort innerer Emigration wurde. 1935<br />

zeigte die Galerie Nierendorf in Berlin eine denkwürdige<br />

Ausstellung: Otto Dix und Franz Lenk. Dix stellte fast ausschließlich<br />

Bilder des letzten Sommers aus, neben neun<br />

Ölgemälden eine große Anzahl von altmeisterlichen Silberstift-<br />

und Federzeichnungen. Einige sind derzeit in der<br />

Sommerausstellung der Galerie Albstadt zu sehen. Lenk<br />

zeigte neben zehn Ölgemälden eine Fülle von Landschafts -<br />

21<br />

aqua rellen. Am Vorabend staatlicher Bilderverfolgung finden<br />

zwei Künstler, mit lachendem und mit weinendem Auge,<br />

in der Landschaft als Komplizen zusammen. Am Jahresende<br />

1934 erhält Lenk in Berlin einen Neujahrsgruß:<br />

»Unsere gemeinsame Landschaftsmalerei im Licht der Kritik.<br />

Prosit Neujahr alle miteinander, Dix.«<br />

Dr. Veronika Mertens<br />

Wenn Sie den Blickpunkt des abgebildeten Werks benennen können,<br />

dann senden Sie Ihre Lösung bitte an:<br />

Blätter des Schwäbischen Albvereins, Waldburgstraße 48, 70563 Stuttgart.<br />

Einsendeschluss: 15. November <strong>2009</strong>.<br />

Galerie Albstadt, Städtische Kunstsammlungen, Kirchen -<br />

graben 11, 72458 Albstadt (Ebingen), Tel. 07431 / 1 60-<br />

14 91, Fax 07431 / 1 60-14 97, galerie@albstadt.de,<br />

www.galerie-albstadt.de, Öffnungszeiten: Di – Fr 11 –<br />

13 Uhr, 14 – 17 Uhr, Sa, So, Fei 11 – 17 Uhr.<br />

Öffentliche Führungen durch die aktuelle Sonderausstellung<br />

»ZEICHNUNGEN: Martin AltSchäfer, Ulf Cramer,<br />

Otto Dix« jeden Sonntag um 14.30 Uhr. – Führungen<br />

durch die Abteilung »ALBFARBEN: Das Landschaftsbild<br />

der Schwäbischen Alb« am Dienstag, 7. Juli <strong>2009</strong>, 12<br />

Uhr, am Samstag, 25. Juli im Rahmen des Galerienachmittags<br />

»Nicht nur auf dem Wasser zu singen« – Sommermusik<br />

mit Limonaden-, Kaffee- und Kunstpausen in<br />

Zusammenarbeit mit der Musik- und Kunstschule, Gesangsklasse<br />

Maritta Beuchel (Uhrzeit nach Ansage) und<br />

am Tag der offenen Tür am 20. September <strong>2009</strong>, ab 14<br />

Uhr (Uhrzeit nach Ansage). Weitere Termine im Internet.

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