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Albvereinsblatt_2009-4.pdf

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Zusammen mit dem Schwäbischen Heimatbund und dem<br />

Schwarz waldverein hat der Schwäbische Albverein drei Ausstellungs-»Tafeln«<br />

herstellen lassen, die auf den Kulturlandschaftswandel<br />

hinweisen sollen. Die leicht zu transportierenden und<br />

aufzustellenden Rollos können für Veranstaltungen bei der<br />

Hauptgeschäftsstelle entliehen werden.<br />

Unsere Kulturlandschaft wandelt sich vor unseren Augen;<br />

wir merken es aber kaum, weil wir uns an die Veränderungen<br />

gewöhnen. Erst der Vergleich von früher und heute<br />

führt einem vor Augen, was sich über Jahre und Jahrzehnte<br />

hinweg draußen tut. Doch warum wandeln eigentlich<br />

Landschaften ihr Aussehen? Das ist einfach zu erklären:<br />

Der Mensch hat zu allen Zeiten die Landschaft nach seinen<br />

Bedürfnissen und entsprechend seiner technischen<br />

Möglichkeiten genutzt. Und beides hat sich geändert und<br />

ändert sich fortlaufend: Bedürfnisse und technische Möglichkeiten.<br />

Ein Beispiel für Hintergründe und Bedeutung des Landschaftswandels:<br />

Orchideenfreunde pilgern gerne an die<br />

Sonnenhänge des Kocher-, Jagst- und Taubertales (siehe<br />

Bildvergleich auf Seite 2: Kochertal bei Künzelsau-Kocherstetten).<br />

Dort gedeihen in längst aufgegebenen ehemaligen<br />

Weinbergen auf kargem Untergrund zahlreiche heimische<br />

Orchideen- und andere seltene Pflanzenarten. Wer<br />

macht sich Gedanken, wie diese Hänge in ihrem heutigen<br />

Aussehen zustande kamen? Wer weiß, dass an diesen Hängen<br />

einst Wein erzeugt, verkauft und damit gutes Geld verdient<br />

wurde, während auf den Feldern und Wiesen im Tal<br />

und auf der Hochfläche nur für den eigenen Bedarf gewirtschaftet<br />

wurde? Heute ist es genau umgekehrt: Geld<br />

bekommt man nur für Feldfrüchte, Wein zu erzeugen an<br />

den schwierig zu bewirtschaftenden Hängen lohnt längst<br />

nicht mehr – der Wein kommt aus dem Ladenregal. Die<br />

5<br />

Verhältnisse haben sich also genau umgedreht: Was mal<br />

ungemein wichtig war, ist heute Ausschussland; was dem<br />

Eigenbedarf diente, ist heute attraktive Wirtschaftsfläche.<br />

Den Eigentümern der Hanggrundstücke ist es in der Regel<br />

ziemlich egal, wie die aufgelassenen Weinberge aussehen<br />

und ob sie irgendwann zu Wald werden. Aus Naturschutzgründen<br />

aber haben die Hanglagen große Bedeutung und<br />

sollten eben nicht zu Wald werden: Nur dort, wo Licht und<br />

Sonne hinkommt, gedeiht die Vielfalt der Orchideen und<br />

anderen Raritäten; wo Gebüsch und schließlich Wald aufkommt,<br />

gibt es keine Helmorchis und kein Knabenkraut.<br />

Und insofern kann und sollte es eben nicht egal sein, welche<br />

weitere Entwicklung diese Flächen nehmen: Wirtschaftliche<br />

Nutzung jeder Art – selbst Aufforstung wäre<br />

kaum wirtschaftlich – ist kaum denkbar, so dass eigentlich<br />

nur die langsame Selbstbewaldung übrig bleibt. Diese aber<br />

würde den ökologischen Wert schmälern oder gar zunichte<br />

machen, also bleibt eigentlich nur das Kurzhalten aufkommender<br />

Gehölzarten durch mechanische Pflege oder<br />

Beweidung. Und damit sind wir bei der zentralen Fragestellung:<br />

Wer nutzt und pflegt unsere Kulturlandschaft morgen?<br />

Zwei gegenläufige Entwicklungen erlebt unsere Kulturlandschaft<br />

derzeit: Einerseits werden Flächen unter streng<br />

wirtschaftlichen Aspekten immer intensiver genutzt, und<br />

andererseits fällt schwierig zu bewirtschaftendes Gelände<br />

aus jeglicher Nutzung heraus. Eine Konsequenz: Die seit-

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