Albvereinsblatt_2005-6.pdf
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Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam Hütter nach<br />
Kirchheim/Teck, dem schwäbischen Mekka der Segelflieger,<br />
ein wahres „El Dorado“ für einen Flugzeugbauer. Hütter<br />
hat hier seine Windkraftexperimente wieder aufgenommen,<br />
zunächst mit einflügeligen Anlagen. Es kamen<br />
erste Aufträge, wie im Jahr 1947 mit einer Anlage für den<br />
Besitzer eines Hühnerhofs. Erwin Allgaier aus Uhingen war<br />
schließlich ein echter Meilenstein. Ohne diese Firma und<br />
ihren weitblickenden Inhaber wäre die Entwicklung wohl<br />
viel langwieriger verlaufen.<br />
Doch Erwin Allgaier<br />
erkannte die in der Windenergie<br />
liegenden Chancen<br />
und setzte rasch auf<br />
Serienproduktion. Was<br />
mit einem Dreibein-<br />
Stahlrohrmast für eine<br />
dreiflügelige Versuchsanlage<br />
in Uhingen begann,<br />
die nur eine Leistung<br />
von 1,3 KW schaffte,<br />
wurde mit Hütters Hilfe<br />
bald schon gesteigert auf<br />
Anlagen mit über 7 KW.<br />
Und diese taugten auch<br />
zum Export in ferne Länder.<br />
Unter der Bezeichnung<br />
WE 10 lieferte Allgaier<br />
nun nach Südwestafrika,<br />
Abessinen und Argentinien.<br />
Einige wenige<br />
Anlagen auch auf abgelegene<br />
Bauernhöfe in<br />
Deutschland.<br />
Als Mutter aller Windanlagen aber kann das sogenannte<br />
Projekt Laible in Salach angesehen werden, wo der damalige<br />
Bürgermeister Laible, nebenbei Inhaber einer Polstergestellfabrik,<br />
schon im Jahr 1947 eine 100 KW Anlage einige<br />
hundert Meter vom Ort entfernt errichten wollte. Doch<br />
das Projekt blieb mitten in seinen Anfängen stecken. Und<br />
dennoch war der Ehrgeiz geweckt, so dass die Firma Allgaier<br />
im Jahr 1953 die alten Pläne wieder aufleben ließ.<br />
Und wieder war es Hütter, der seit 1953 an der Technischen<br />
Hochschule Stuttgart als Leiter des Instituts für Flugzeugbau<br />
lehrte, der die entscheidenden Weichen stellte.<br />
Es war ein glückhafter Umstand, dass sich ausgerechnet<br />
ein Flugzeugbauer für die Windkraft begeisterte. Nur so<br />
konnte das ehrgeizige Vorhaben auch gelingen.<br />
Wenngleich noch vier Jahre vergehen sollten, bis sich am<br />
Ein Dreiblatt-Rotor, Seitenrad, Dreibein-Rohrturm, ein bißchen Regelung –<br />
das war der Urtyp aller Windkraft-Anlagen (links).<br />
Allgaier WE 10 Anlage mit einfachem, verspanntem Rohrmast (rechts).<br />
4. September 1957 auf der Schwäbischen Alb zwischen<br />
Schnittlingen und Stötten bei einer Windstärke von 2 – 4<br />
m/s erstmals der Rotor drehte.<br />
Ein Meilenstein! Die endgültige Geburtsstunde der wirtschaftlichen<br />
Nutzung von Windkraft.<br />
Das Urmodell aller Windkraftanlagen, 34 Meter hoch, 100 kW<br />
Position des<br />
Schwäbischen Albvereins<br />
Der Beschluss des Hauptvorstands des Schwäbischen<br />
Albvereins aus dem Jahre 1995 enthält keine grundsätzliche<br />
Gegnerschaft zu Windkraftanlagen, lehnt diese aber<br />
in empfindlichen Landschaftsteilen, insbesondere in Naturschutz-<br />
und Landschaftsschutzgebieten sowie in flächenhaften<br />
Naturdenkmalen ab. Es wurde davor gewarnt,<br />
dass solche Anlagen zu einer erheblichen Beeinträchtigung<br />
des Landschaftsbildes und zu einer Verschlechterung<br />
des Erholungswertes in unserem Wandergebiet führen<br />
können. Nach wie vor fordert der Schwäbische Albverein<br />
bei jedem vorgesehenen Windkraft-Bauvorhaben<br />
eine umfassende Umwelt-Verträglichkeitsprüfung sowie<br />
eine Wirtschaftlichkeitsprüfung.<br />
Inzwischen gibt es rund 252 Windräder in Baden-Württemberg,<br />
weitere sind geplant und in Diskussion. Schon<br />
allein diese Zahlen geben Anlass zur Sorge, erst recht<br />
aber einige höchst unschöne Anlagen wie beispielsweise<br />
diejenigen nordöstlich von Böhmenkirch (Landkreis<br />
Göppingen) an der Straße nach Bartholomä (Ostalbkreis),<br />
die wohl jedermann als Landschaftsbeeinträchtigung<br />
empfindet.<br />
Der Schwäbische Albverein weist darauf hin, dass schöne<br />
und intakte Landschaften nicht vermehrbare und erneuerbare<br />
Ressourcen darstellen, die im Interesse von<br />
uns allen zu erhalten sind! Deshalb ist genau zu prüfen<br />
und festzulegen, wo Windkraftanlagen landschaftsverträglich<br />
errichtet und möglichst in Windparks gebündelt<br />
werden können. Darüber hinaus befürwortet der Albverein<br />
vehement die Nutzung von Biomasse und Biogas, den<br />
Bau von Fotovoltaikanlagen, thermischen Solaranlagen<br />
und weiteren Sonnenenergietechniken. Vor allem aber<br />
ist jede Form der Energieeinsparung wichtig, unter anderemdie<br />
Reduzierung des Energieverbrauchs durch Wärmedämmung<br />
an Gebäuden. Energie sparen kann jedermann<br />
und damit dazu beitragen, dass unsere schönen<br />
Landschaften von großtechnischen Windkraftanlagen freigehalten<br />
werden.<br />
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