Albvereinsblatt_2005-6.pdf
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Alte Weihnachtsbräuche<br />
Christkindle und<br />
Pelzmärte<br />
Von Dr. Eva Walter<br />
Fast wie Fasnetfiguren sehen die beiden Brauchtumsfiguren<br />
des Pelzmärte und des Christkindle aus (oben). Während man<br />
den Nikolaus auf Anhieb erkennt, ist das Christkindle sehr<br />
ungewöhnlich. Weihnachtlich geschmückt ist die Johanneskirche<br />
in Zillhausen bei Balingen.<br />
Weihnachten – das ist nicht nur Kirchgang, Weihnachtsbaum<br />
und Familienfest, sondern hat hierzulande auch eine<br />
ganz eigene Tradition. Die Orte, an denen alte Weihnachtsbräuche<br />
gepflegt werden, sind nicht mehr sehr viele.<br />
Ein Beispiel ist Zillhausen bei Balingen.<br />
Seit mehr als 150 Jahren wird ein Zillhausen an Heilig Abend<br />
ein Brauch gepflegt: Wenn andernorts die Bescherung schon<br />
längst vorüber ist, warten die Kinder in Zillhausen auf einen<br />
ganz besonderen Besuch. In Zillhausen kommt nämlich<br />
das Christkind persönlich, um den Kindern Geschenke<br />
zu bringen. Wer sich hinter den beiden Figuren verbirgt,<br />
weiß man nicht. Denn das Christkind trägt eine zierliche<br />
Maske, Perücke und ein Engelskleid mit Flügeln. Der Pelzmärte<br />
trug früher einen braunen Mantel mit Kapuze; inzwischen<br />
hat er ein rot-weißes Nikolauskostüm an.<br />
Dorothea Steingräber<br />
6<br />
Bemerkenswert ist auch, dass hier Jugendliche den Brauch<br />
pflegen. Die Vorbereitungen beginnen am Vormittag des<br />
24. Dezember mit dem Aufstapeln von Holz für das abendliche<br />
Feuer auf dem Kugelberg. Wenn der Gottesdienst in<br />
der Johanneskirche beendet ist, entzünden die Jugendlichen<br />
das Weihnachtsfeuer. Dann begeben sich die Begleiter,<br />
die mit Schellen und Glocken ausgerüstet sind, auf<br />
den Weg zum Christkind, das am Ortseingang wartet. Die<br />
Begleiter tragen je nachdem, wie oft sie schon dabei waren,<br />
eine bestimmte Anzahl geflochtener Weidenruten mit<br />
sich. Alle zusammen ziehen nun unter dem Geläut der Glocken<br />
und Schellen von Haus zu Haus, von Kind zu Kind.<br />
Das Christkind und der Pelzmärte verteilen die Geschenke,<br />
die ihnen vorher von den Eltern heimlich übergeben<br />
worden waren. In jedem besuchten Haus wird eine der<br />
Weidneruten zurück gelassen. Zum Abschluss gibt es noch<br />
eine Bescherung an der Schule in Zillhausen. Wer zuschauen<br />
will: zwischen 18.45 und 20 Uhr am 24. Dezember.