Albvereinsblatt_2005-6.pdf
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Wenngleich er nach eigenem Bekunden ein<br />
„mäßiger Wanderer“ sei, war der Stuttgarter<br />
Ex-OB Manfred Rommel hintergründiggerührt<br />
bei der Verleihung der Sebastian-<br />
Sailer-Medaille des Schwäbischen Albvereins.<br />
Beim Wandern sei es das Schwierigste,<br />
den Wegweiser zu finden, meinte er und<br />
entdeckte erstaunliche Parallelen zwischen<br />
Wandern und Politik. Das Publikum dankte<br />
ihm mit tosendem Applaus und vielen<br />
Lachtränen.<br />
Sebastian Sailer Medaille aus, weil er den schwäbischen<br />
Dialekt bewusst einsetzt. Auch in der Rolle als Vorsitzender<br />
des Deutschen Städtetages hat man Rommels Dialekt<br />
stets herausgehört.<br />
Manfred Rommel, 1928 als Sohn des legendären Generalfeldmarschalls<br />
in Stuttgart geboren, studierte nach dem<br />
Abitur Rechts- und Staatswissenschaften und stieg in der<br />
Landesverwaltung sehr schnell auf: Regierungsrat, persönlicher<br />
Referent des damaligen Innenministers Hans Filbinger,<br />
1971 Ministerialdirektor im Finanzministerium, später<br />
dort Staatssekretär. 1974 wurde Manfred Rommel als<br />
Nachfolger von Arnulf Klett zum Oberbürgermeister der<br />
Stadt Stuttgart gewählt. Er wurde mit überwältigender Mehrheit<br />
zwei Mal wiedergewählt und war als OB bis zu seinem<br />
Ruhestand unermüdlich tätig. Schon bald gewann er die<br />
Herzen nicht nur der Stuttgarter Bürger, weil er einerseits<br />
sehr geradlinig war und auch unbequeme Wahrheiten aussprach,<br />
aber auch deshalb, weil er seinen schwäbischen<br />
Dialekt bewusst einsetzte. Dazu kam, dass er seine Reden<br />
mit seinem unvergleichlichen Humor würzte. Als langjähriger<br />
Vorsitzender des Deutschen Städtetages wurde er bundesweit<br />
bekannt, auch in dieser Funktion, in der er übrigens<br />
überaus erfolgreich war, konnte man seinen schwäbischen<br />
Dialekt heraushören, er hat ihn nie verborgen, wie<br />
so manch andere, die dies meist vergeblich versuchen.<br />
Sein Motto: „Lieber zwoi Mol gschämt, als oimol Geld ausgeba“,<br />
dem er auch als OB treu blieb, hat der Stadt Stuttgart<br />
sehr gut getan. In dem vor Kurzem im Silberburg-Verlag<br />
erschienen Buch über Friedrich E. Vogt „Nachlese“<br />
behauptet er im Vorwort, dass Vogt ein besser geprägter<br />
Stuttgarter und Schwabe wie er selbst gewesen sei. Das<br />
nehmen wir ihm ausnahmsweise nicht ab. Wer als OB im<br />
Stuttgarter Rathaus halbe Butterbrezeln einführt, der muss<br />
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ein in der Wolle gefärbter Schwabe sein, der ist durch niemand<br />
mehr zu übertreffen.<br />
Seine Haltung, einen für richtig erkannten Weg einzuschlagen,<br />
auch wenn dieser nicht sehr populär war, hat er<br />
getreu seiner Maxime immer wieder beweisen: „Das, was<br />
ich an Selbstachtung besitze, beruht weithin darauf, dass<br />
ich nicht immer mit den Wölfen geheult habe und nicht immer<br />
mit dem Strom geschwommen bin, sondern gelegentlich<br />
abgewichen bin vom bequemen Weg, weil ich sonst<br />
des Beifalls anderer, aber meiner eigenen Zustimmung<br />
nicht mehr sicher gewesen wäre.“ Seit seinem Ruhestand<br />
ist er unermüdlich als Autor tätig. Neben seinen Memoiren<br />
„Trotz allem heiter!“, die hervorragende Kritiken bekamen,<br />
und dem hellsichtigen Buch „Abschied vom Schlaraffenland“<br />
erschienen zahlreiche weitere Bücher. Mit seinen von<br />
Frank Planitz herausgegebenen, im Verlag Hohenheim erschienen<br />
schwäbischen Sprüchen und Aphorismen gehört<br />
er inzwischen zu den Bestsellerautoren. Ich selbst pflege<br />
meine eigenen Mundartabende, speziell wenn es um Badener<br />
und Schwaben geht mit einem Rommel-Zitat zu eröffnen:<br />
„Die Schwaben, insbesondere die Schtuegerter sind<br />
Alemannen. Sie sind bloß nach ihrer Niederlage in der Frankenschlacht<br />
nicht so weit fortgschprungen wie die anderen.“<br />
Bis heute schreibt Manfred Rommel regelmäßig Kommentare<br />
in der Stuttgarter Zeitung. Für viele Leser ist er ein<br />
Leuchtturm in der Wüste der Oberflächlichkeit. Seine Lesungen<br />
finden unglaublichen Zuspruch. Die Menschen mögen<br />
Manfred Rommel. Sie spüren, da ist einer, der Lauterkeit<br />
zur Maxime seines Lebens gemacht hat. Einer, der den<br />
Widrigkeiten des Lebens mit Humor begegnet. Einer, der<br />
ganz im Geiste Sebastian Sailers nahe bei den Menschen<br />
ist. Wir sind stolz darauf Manfred Rommel in unserer Mitte<br />
zu wissen.