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Angelika Neuwirth<br />

Eine „religiöse Mutation der Spätantike“: Von<br />

tribaler Genealogie zum Gottesbund. Koranische<br />

Refigurationen pagan-arabischer Ideale nach<br />

biblischen Modellen<br />

Zusammenfassung<br />

Der Artikel verfolgt die ‚Migration‘ der Gemeinde Muhammads aus ihrem tribal orientierten<br />

arabischen Milieu in die Textwelt der biblischen Tradition. In Auseinandersetzung<br />

mit der paganen Gesellschasordnung und ihrem Wertekanon ersetzte die koranische Gemeinde<br />

bereits während der mekkanischen Wirkungszeit des Propheten die vorherrschende<br />

Stammesloyalität durch ein spirituelles Treueverhältnis mit Gott. Biblische Figuren wurden<br />

zu Vorbildern, allen voran Abraham, der sich von seinem – dem Götzendienst anhängenden<br />

– Clan distanziert hatte. Nach ihrer Niederlassung in Medina fand sich die Gemeinde mit<br />

einem neuen, biblischen Clankonzept konfrontiert: demjenigen der Nachkommen Abrahams,<br />

die den Anspruch auf einen privilegierten Status aufgrund der ,Verdienste der Väter‘<br />

erhoben. In einem weiteren Verhandlungsprozess wird daher ein neues Bild von Abraham<br />

geprägt, den die Gemeinde als ausschließlich spirituelles Rollenmodell versteht, losgelöst<br />

von seinen genealogischen Nachkommen, vielmehr integriert in eine Gemeinscha der<br />

Propheten, die in dieser Phase an die Stelle der physischen Vorfahren der Gemeinde getreten<br />

waren und als die wirklichen Ahnen der Gläubigen Anerkennung genossen.<br />

Keywords: Genealogie; Bibel; Koran; spätantikes Arabien; Abraham.<br />

The paper traces the migration of Muhammad’s community out of its tribally oriented<br />

milieu into the textual world of the biblical tradition. By negotiating with the pagan social<br />

order and value systems, the Qur’anic community had already, during the prophet’s Meccan<br />

ministry, succeeded in superseding the prevailing tribal order with a new spiritual loyalty towards<br />

God. Biblical figures served as role models, most importantly Abraham, who rejected<br />

his pagan clan. Aer establishing themselves in Medina the members of the community<br />

found themselves vis-à-vis a new, Biblical concept of clan: the children of Abraham, who<br />

Almut-Barbara Renger, Isabel Toral-Niehoff (eds.) | Genealogie und Migrationsmythen im antiken<br />

Mittelmeerraum und auf der Arabischen Halbinsel | Berlin Studies of the Ancient World <br />

(ISBN ----; URN urn:nbn:de:kobv:-) | www.edition-topoi.de

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