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„ “<br />

dhurriyyata ba↩ ḋihim min ba ↩ ḋ, „die einen Nachkommen der anderen“, betrachtet wurden,<br />

so entfällt dieses Kriterium der gemeinsamen Abstammung schließlich. 67 Was zählt<br />

ist der Gottesbund. Eine Prophetensukzession, eine Familie der Erwählten, ist an die<br />

Stelle des weltlichen Stammesverbandes getreten. 68 Der Koran setzt der Stammesgeschichte<br />

mit der Prophetensukzession eine counter history entgegen.<br />

Am Ende der Entwicklung wird Abraham dabei die führende Rolle einnehmen. Er<br />

wird zum spirituellen Ahnherrn einer durch die Propheten legitimierten Gemeinscha,<br />

er steht einem „Haus“, einer Glaubensgemeinscha vor, die nun nicht mehr wie noch<br />

im Prophetenerwählungsvers Q :f. einseitig auf die Juden bezogen wird, sondern im<br />

Gegenteil, diesen streitig gemacht und sogar gegen sie neu konstruiert wird. Denn in<br />

der spätmedinischen Zeit wird Abraham als der erste reine Gottesdiener, ḣanīf, erkannt,<br />

der noch ohne die Rechtleitung durch das mosaische Gesetz zu einer Alleinverehrung<br />

Gottes gelangt, ein „Gerechter aus den (Heiden-)Völkern“, ummī, gewissermaßen, ganz<br />

im paulinischen Sinne von Gal , –. Als Ahnherr einer auf dieses Ideal hin konstruierten<br />

Gemeinscha, des „Hauses Abraham“, Āl Ibrāhīm, wird Abraham nach dem<br />

Tode des Propheten als einzige biblische Figur in das Formular des täglichen Gebets der<br />

Muslime aufgenommen, wo es am Schluss heißt:<br />

Gott, segne Muhammad und das Haus Muhammad<br />

wie du gesegnet hast Abraham und das Haus Abraham!<br />

Wer das „Haus Abraham“ konstituiert, bleibt dabei ungesagt, es wird aber mit keinem<br />

Wort auf die Linie des Stammvaters der Araber bezogen, geschweige denn auf sie<br />

eingegrenzt. Im Gegenteil: Abraham ist das Vorbild des Verkünders, das Haus Abraham<br />

ist folglich der Nukleus jener Religionsgemeinscha, die nun, am Ende der Entwicklung,<br />

durch die von Abraham im Gebet (Q :–) erflehte Implementierung eines<br />

Wortgottesdienstes erneuert wird. Sie ist nicht genealogisch, sondern spirituell und<br />

damit universal begründet. Was einmal das Privileg genealogischer Nachkommen war:<br />

am Verdienst Abrahams zu partizipieren (Gen , ), wird jetzt in Form eines Gebets<br />

für alle Frommen erfleht. Damit ist der Weg aus dem realen, genealogisch dominierten<br />

Mekka über das mit den biblischen Erzählungen in der Imagination beschworene<br />

spirituelle Jerusalem bis hin zu einem ,neuen Jerusalem‘, dem nun ganz und gar biblischkodierten<br />

Mekka, der Heimat Abrahams, zu Ende beschritten. Mit der Positionierung<br />

des schließlich als erstrangiges Vorbild angesehenen Abraham als Gründer des mekkanischen<br />

Zentralheiligtums wird schließlich sogar eine biblisch massiv mit genealogischen<br />

Assoziationen besetzte Person zu einem Triumphator über Genealogie erhoben.<br />

67 So im medinischen Zusatz zu der mittelmekkanischen<br />

Sure Q :.<br />

68 Siehe dazu Neuwirth , –.

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