Ist Linux auf dem GNU/Desktop tot?
Ist Linux auf dem GNU/Desktop tot?
Ist Linux auf dem GNU/Desktop tot?
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Unternehmen typischen Anwendungen auch weitere von<br />
diesem Mitarbeiter installierte Applikationen ausgeführt<br />
werden. Der Mitarbeiter würde diesen Rechner dann zumindest<br />
teilweise selbst administrieren.<br />
Durch die Unterscheidung zwischen dediziertem und<br />
fremdadministrierten Arbeitsplatzrechners und <strong>dem</strong> vielseitig<br />
genutzten und selbstadministrierten Heimrechner<br />
sollen die unterschiedlichen Anforderungen an <strong>Desktop</strong>-<br />
Systeme verdeutlicht werden. Außer<strong>dem</strong> ergeben sich<br />
zwischen beiden Systemen eine Reihe unterschiedliche<br />
Anforderungen an seine Nutzung: Während der<br />
Heim-PC möglichst vielseitig nutzbar sein soll und die<br />
tatsächliche Nutzung oft lediglich von den momentanen<br />
Vorlieben des Benutzers abhängig ist, ist es am Arbeitsplatz<br />
in der Regel gerade nicht gewünscht, <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />
als Werkzeug dienenden Rechner alle möglichen arbeitsfremden<br />
Beschäftigungen zu erlauben.<br />
Der Erfolg offener Standards<br />
Der Erfolg des PCs ist unter anderem darin begründet,<br />
dass durch ihn eine Reihe von Standards definiert werden,<br />
die es ermöglichen Hardwarekomponenten verschiedener<br />
Hersteller miteinander zu kombinieren. Obwohl<br />
sich hierdurch (vor allem dann, wenn die Standards<br />
nicht vollständig eingehalten werden) auch Probleme ergeben<br />
können, wurde so die Möglichkeit des Wettbewerbs<br />
zwischen den Hardwareherstellern gewährleistet,<br />
wodurch leistungsfähige und relativ preiswerte Systeme<br />
realisiert werden konnten. Ein anderes, wohlvertrautes<br />
Beispiel für den Erfolg offener Standards ist das Internet,<br />
dass sich ebenfalls gegen eine Reihe proprietärer<br />
Netzwerke durchsetzen konnte. Auch hier können unterschiedliche<br />
Service-Provider miteinander konkurrieren,<br />
ohne dass die Funktionsfähigkeit des Gesamtsystems beeinträchtigt<br />
wird.<br />
Im Hinblick <strong>auf</strong> die <strong>auf</strong> <strong>Desktop</strong>-PCs eingesetzte Software<br />
sieht die Situation zur Zeit völlig anders aus: Hier<br />
dominiert mit MS-Windows ein Betriebssystem, welches<br />
nicht einen offenen Standard implementiert, sondern<br />
nach <strong>dem</strong> Gutdünken seines Herstellers beliebig<br />
verändert werden kann. Softwareproduzenten, die ihre<br />
Programme für dieses System herstellen und die Anwender<br />
von MS-Windows sind <strong>auf</strong> das Wohlwollen von<br />
Microsoft angewiesen, damit sie ihre Programme auch<br />
zukünftig verwenden oder ohne <strong>auf</strong>wendige Umstellungen<br />
weiterpflegen und -entwickeln können. Es stellt sich<br />
die Frage, inwieweit heute nicht leistungsfähigere und<br />
kostengünstigere Software verfügbar wäre, wenn in diesem<br />
Bereich ebenfalls ein offener Standard von mehreren,<br />
miteinander konkurrierenden Herstellern umgesetzt<br />
worden wäre.<br />
Mit <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> steht ein solcher Standard zur<br />
Verfügung, dessen Implementierung darüber hinaus<br />
sogar noch als freie Software bereitsteht, wodurch sich<br />
eine Reihe zusätzlicher Vorteile ergibt, <strong>auf</strong> die in diesem<br />
Rahmen nur am Rande eingegangen werden soll. Die<br />
Bedeutung dieses Standards ist allerdings entscheidend<br />
von seiner Verbreitung abhängig.<br />
Der <strong>Linux</strong>-Markt<br />
Leider ist bei den im <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong>-Umfeld tätigen Unternehmen<br />
in vielen Fällen ein Desinteresse an diesem<br />
Einsatzgebiet des Systems zu beobachten und auch Unternehmen,<br />
die sich ursprünglich in diesem Bereich engagiert<br />
haben, wenden sich in letzter Zeit eher von <strong>dem</strong><br />
Thema <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Desktop</strong> ab, als dass sie es<br />
stärker forcieren. Die Ursachen hierfür sind vielfältig:<br />
Einerseits schreckt die starke Dominanz von Microsoft in<br />
diesem Gebiet viele Unternehmen ab, andererseits stehen<br />
die meisten <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong>-Unternehmen unter <strong>dem</strong> Druck<br />
innerhalb kürzester Zeit Gewinne machen zu müssen, es<br />
erscheint dann kurzfristig attraktiver, in Marktsegmenten<br />
aktiv zu sein, in denen freie Software bereits eine wichtige<br />
Rolle spielt.<br />
Abschreckend mag auch der ausbleibende Erfolg von Corel<br />
und einigen anderen Unternehmen, <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> <strong>auf</strong><br />
<strong>dem</strong> <strong>Desktop</strong> zu etablieren, gewesen sein. Eine Reihe<br />
von Unternehmen, die in diesem Marktsegment aktiv<br />
waren befinden oder befanden sich kürzlich in aktuellen<br />
Schwierigkeiten (z. B. NaN, Loki, Storm, VistaSource).<br />
Gerade im Fall von Corel sollten die Ursachen für<br />
die entstandenen Probleme allerdings genauer untersucht<br />
werden, bevor man ein versucht ein allgemeines Urteil zu<br />
fällen.<br />
Viele Hersteller von <strong>Desktop</strong>systemen wie IBM, Dell,<br />
HP, Compaq oder Fujitsu-Siemens sind mittlerweile dazu<br />
übergegangen, in geringem Umfang auch Rechner zu<br />
verk<strong>auf</strong>en, <strong>auf</strong> den (zumindest als Option) <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong><br />
vorinstalliert ist. Hiermit wird zwar das Interesse der<br />
Branche an <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> in diesem Bereich deutlich, allerdings<br />
handelt es sich bei den angebotenen Systemen<br />
in der Regel um Geräte des höheren Preissegments, durch<br />
die der Consumer-Markt nicht angesprochen wird.<br />
Welche Bedeutung hat <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> heute <strong>auf</strong><br />
<strong>dem</strong> <strong>Desktop</strong>?<br />
Eine Messung der Verbreitung von <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> ist prinzipiell<br />
schwierig, weil dieses System beliebig oft <strong>auf</strong><br />
unterschiedlichen Rechnern installiert werden kann und<br />
es in vielen Fällen (wie z. B. bei der Distribution Debian<br />
<strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong>) nicht einmal notwendig ist, eine einzige<br />
CDROM zu erwerben oder zu besitzen, um das<br />
System installieren zu können. Verk<strong>auf</strong>szahlen sind bei<br />
<strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> also kein Indiz für die tatsächliche Verbreitung.