Ist Linux auf dem GNU/Desktop tot?
Ist Linux auf dem GNU/Desktop tot?
Ist Linux auf dem GNU/Desktop tot?
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über ein Programm <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> eigenen Rechner gesucht.<br />
Die Verlagerung zum ASP bietet darüberhinaus oft die<br />
Möglichkeit, zusätzlichen Mehrwert zu erzeugen. Visitenkarten,<br />
Briefe oder Einladungen können gleich in hoher<br />
Qualität gedruckt werden, der Steuerberater kann in<br />
bestimmten Situationen einschreiten und das Telefonverzeichnis<br />
befindet sich immer <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> neuesten Stand.<br />
Außer<strong>dem</strong> ist es nicht erforderlich, vor jeder Recherche<br />
einen Datenträger in das L<strong>auf</strong>werk einzulegen.<br />
Initiativen wie .NET von Microsoft oder ONE von Sun<br />
greifen diese Trends <strong>auf</strong> und versuchen eine Infrastruktur<br />
zu schaffen, mit denen sich lokal und entfernt <strong>auf</strong><br />
verschiedenen Geräten ausgeführte Anwendungen besser<br />
integrieren lassen. Obwohl hierbei natürlich auch versucht<br />
wird, die eigene Position im Markt zu verbessern,<br />
sind diese Unternehmen gezwungen, in vielen Bereichen<br />
ihrer Initiativen offene Standards zu verwenden, wenn<br />
sie sich durchsetzen wollen. Beide Unternehmen scheinen<br />
dies erkannt zu haben und verwenden in ihren offene<br />
Standards, die <strong>auf</strong> allgemein akzeptierten Protokollen<br />
basieren (XML, HTTP, SOAP). Dadurch wird es für die<br />
Entwickler freier Software tendenziell leichter, zu diesen<br />
Standards kompatible Applikationen zu entwickeln.<br />
Prognosen<br />
Die Umfrageergebnisse von Emnid und PC-Welt sind ermutigend.<br />
Es besteht schon heute bei knapp einem Drittel<br />
der PC-Benutzer die Bereitschaft, innerhalb kurzer<br />
Zeit <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> einzusetzen. Andere Studien sind vorsichtiger.<br />
So prognostiziert Forrester Research lediglich<br />
eine Verbreitung von 5% von <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> im <strong>Desktop</strong>-<br />
Bereich für das Jahr 2004 und kommt zu <strong>dem</strong> Ergebnis,<br />
dass der Weg zum meist verbreitetsten Betriebssystem<br />
noch bis zu zehn Jahre dauern kann [9]. Welcher Anteil<br />
mittelfristig tatsächlich erreicht werden kann, hängt<br />
von einer Vielzahl von Faktoren ab:<br />
• <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> muss eine einheitliche Plattform bleiben.<br />
Obwohl die Konkurrenz zwischen den freien<br />
und kommerziellen Distributoren für die Weiterentwicklung<br />
von <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> förderlich ist und<br />
von Anwendern als weniger störend empfunden<br />
wird, wie vermutet, darf es nicht passieren, dass<br />
die Distributionen zueinander inkompatibel werden.<br />
Außer<strong>dem</strong> muss Hard- und Softwareherstellern<br />
eine einheitliche und verlässliche Plattform<br />
zur Verfügung stehen, <strong>auf</strong> der sie ihre Entwicklungen<br />
ohne großen zusätzlichen Aufwand für alle<br />
wichtigen Distributionen durchführen können.<br />
Grundsätzlich scheint es so, als wird diese Ansicht<br />
von den Distributoren geteilt, wenngleich es in der<br />
Vergangenheit ein paar unrühmliche Ausnahmen<br />
gegeben hat. Mit der <strong>Linux</strong>-Standard-Base (LSB)<br />
gibt es eine Distributionsübergreifende Organisation<br />
zur Festlegung von Standards [10].<br />
• Förderlich für die schnelle Verbreitung von<br />
<strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Desktop</strong> sind Anwendungen,<br />
die für andere Betriebssysteme in gleicher<br />
Form nicht zur Verfügung stehen. <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong><br />
könnte z. B. dort Chancen nutzen, wo kommerzielle<br />
Anbieter von Betriebssystemen versuchen,<br />
Möglichkeiten einzuschränken. Wenn es Microsoft<br />
tatsächlich gelingen sollte, die Qualität<br />
der unter Windows erzeugten MP3-Dateien einzuschränken,<br />
so wäre dies für viele Anwender u. U.<br />
nicht akzeptabel und sie würden sich nach Alternativen<br />
umschauen.<br />
• Leichtigkeit der Installation sowie einfache Bedienung<br />
und Administration scheinen für Endanwender<br />
im Vordergrund zu stehen. Im Bereich der<br />
Installation sind im wesentlichen die Distributoren<br />
gefragt, ihre Installationsprogramme zu verbessern.<br />
Zur Vereinfachung von Konfiguration<br />
und Bedienung erscheint es erforderlich auch hier<br />
einen einheitlichen Standard zu finden.<br />
• Förderlich für die Verbreitung von <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong><br />
<strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Desktop</strong> scheint der Trend zu sein, dass<br />
zukünftig weniger Applikationen <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Rechner<br />
des Anwenders sondern <strong>auf</strong> entfernten Maschinen<br />
ausgeführt werden. Die Anforderungen an den<br />
Umfang verfügbarer Software für das Clientsystem<br />
werden dadurch geringer.<br />
• Als weiterhin förderlich für die Verbreitung von<br />
<strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> könnte sich der hohe Preiskampf<br />
im Bereich der Consumer-PCs erweisen. Weil<br />
<strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> prinzipiell kostenlos verfügbar ist,<br />
könnte die Verwendung dieses Betriebssystems<br />
zum Preisvorteil werden.<br />
• Die Anwendungsvielfalt und die Kompatibiltät zu<br />
bereits eingesetzten Anwendungen wird mitentscheidend<br />
über den Erfolg von <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> <strong>auf</strong><br />
<strong>dem</strong> <strong>Desktop</strong> sein. Der Entwicklung von WINE<br />
kommt hierbei eine ganz besondere Bedeutung zu.<br />
• Neben der Qualität des Systems selbst, wird es<br />
im professionellen Umfeld entscheidend sein, in<br />
welchem Umfang Fachleute zur Verfügung stehen.<br />
Dabei dürfte es sich als vorteilhaft erweisen, dass<br />
<strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> für IT-Profis und ”<br />
Power-User“ schon<br />
heute oft das attraktivere System ist.<br />
Ein oft gehörtes Argument gegen den Versuch, Microsofts<br />
Vorherrschaft über den <strong>Desktop</strong> zu brechen ist der<br />
gescheiterte Versuch IBMs mit OS/2 in diesem Segment<br />
Fuß zu fassen. OS/2 hatte zwar im Hinblick <strong>auf</strong> die<br />
Softwareverfügbarkeit und -kompatibilität ähnliche Probleme<br />
wie <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong>, allerdings wird bei diesem Vergleich<br />
übersehen, dass sich beide Systeme in einem entscheidenden<br />
Punkt unterscheiden. IBM konnte letztendlich<br />
nur mit technischen Vorteilen für sein System werben,<br />
es handelte sich jedoch ebenso wenig um ein freies<br />
und offenes System, wie dies bei Windows der Fall