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<strong>Forschungszentrum</strong> <strong>Jülich</strong><br />

in der Helmholtz-Gemeinschaft<br />

Entwicklung und Modellierung eines<br />

Polymerelektrolyt-Brennstoffzellenstapels<br />

der 5 kW Klasse<br />

Thorsten Wüster<br />

Energietechnik<br />

Energy Technology


Schriften des <strong>Forschungszentrum</strong>s <strong>Jülich</strong><br />

Reihe Energietechnik / Energy Technology Band / Volume 46


<strong>Forschungszentrum</strong> <strong>Jülich</strong> GmbH<br />

Institut für Werkstoffe und Verfahren der Energietechnik 3:<br />

Energieverfahrenstechnik<br />

Entwicklung und Modellierung<br />

eines Polymerelektrolyt-Brennstoffzellenstapels<br />

der 5 kW Klasse<br />

Thorsten Wüster<br />

Schriften des <strong>Forschungszentrum</strong>s <strong>Jülich</strong><br />

Reihe Energietechnik / Energy Technology Band / Volume 46<br />

ISSN 1433-5522 ISBN 3-89336-422-6


Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek<br />

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />

Nationalbibliografie; detaillierte Bibliografische Daten sind im Internet<br />

über abrufbar.<br />

Herausgeber:<br />

Umschlaggestaltung:<br />

Druck:<br />

<strong>Forschungszentrum</strong> <strong>Jülich</strong> GmbH<br />

Zentralbibliothek<br />

D-52425 <strong>Jülich</strong><br />

Telefon (02461) 61-5368 · Telefax (02461) 61-6103<br />

e-mail: zb-publikation@fz-juelich.de<br />

Internet: http://www.fz-juelich.de/zb<br />

Grafische Medien, <strong>Forschungszentrum</strong> <strong>Jülich</strong> GmbH<br />

Grafische Medien, <strong>Forschungszentrum</strong> <strong>Jülich</strong> GmbH<br />

Copyright: <strong>Forschungszentrum</strong> <strong>Jülich</strong> 2005<br />

Schriften des <strong>Forschungszentrum</strong>s <strong>Jülich</strong><br />

Reihe Energietechnik / Energy Technology Band / Volume 46<br />

D 82 (Diss., RWTH Aachen, 2005)<br />

ISSN 1433-5522<br />

ISBN 3-89336-422-6<br />

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie oder<br />

in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder<br />

unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.


Entwicklung und Modellierung eines Polymerelektrolyt-Brennstoffzellenstapels<br />

der 5 kW Klasse<br />

von Thorsten Wüster<br />

Kurzfassung:<br />

Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen (PEFCs) bedürfen erheblicher Optimierungen, um konkurrenzfähig<br />

im Vergleich zu bereits am Markt etablierten Technologien zu werden. Die in der<br />

vorliegenden Arbeit beschriebenen Ansätze tragen zur optimierten Auslegung von PEFCs der<br />

5 kW Klasse bei. Diese Ansätze erfassen Wechselwirkungen der Einzelkomponenten des Zellstapels<br />

untereinander und stellen diese auf eine neue Modell-Grundlage. Sie umfassen unter<br />

anderem die Betrachtung des Wasser- und Wärmemanagements, die Kenntnis über die zu<br />

erwartende Strömungs- und Stromdichteverteilung sowie die Abhängigkeit der Zellleistung von<br />

den Betriebsparametern. Die abstrahierten Lösungswege können auf die Auslegung und Optimierung<br />

von Brennstoffzellenstapeln anderer Leistungsklassen übertragen werden.<br />

Als Grundlage für die Auslegung des 5 kW Zellstapels dienen experimentelle Untersuchungen<br />

an Einzelzellen und Short-Stacks. Durch Betriebsparametervariationen hervorgerufene lokale<br />

Änderungen in der Zellleistung werden durch Messungen der Stromdichteverteilung bestimmt.<br />

Dabei kommen zwei innovative Messmethoden zum Einsatz. Das erste Verfahren basiert auf<br />

lokalen in-situ Widerstandsmessungen. Das nicht-invasive zweite Verfahren der Magnetotomographie<br />

erlaubt, durch Messung der magnetischen Flussdichte außerhalb eines Zellstapels auf<br />

die Stromdichteverteilung innerhalb des Zellstapels zu schließen.<br />

Zur Leistungscharakterisierung von PEFCs in Form von Spannungs-Stromdichte-Kennlinien<br />

wird ein neuartiger, quasi eindimensionaler Modellansatz hergeleitet. Die Anwendung des<br />

Modells zeigt, dass sich der empfohlene maximale kathodenseitige Reaktandenumsatz mit<br />

abnehmendem Betriebsdruck und steigender Stromdichte hin zu einem höheren Sauerstoffstöchiometriekoeffizienten<br />

verschiebt. Eine effektive Steigerung der Leistung kann durch eine<br />

vergrößerte Katalysatoroberfläche und eine erhöhte Katalysatoraktivität erreicht werden.<br />

Die Gleichmäßigkeit der Medienverteilung auf die einzelnen Zellen in einem Zellstapel bestimmt<br />

ein analytischer eindimensionaler Berechnungsansatz. Dieser Ansatz wird verallgemeinert,<br />

indem die Einflussgrößen zu geeigneten dimensionslosen Kennzahlen zusammengefasst<br />

werden. Für beliebige Zellstapelgeometrien wird die Gleichmäßigkeit der Medienverteilung als<br />

Funktion dieser Kennzahlen in graphischer und analytischer Form präsentiert.<br />

In Abhängigkeit des jeweils vorliegenden Anwendungsfalls erweist sich für den Betrieb des<br />

5 kW Zellstapels ein Betriebsdruck von 1,1 bis 2,2 bar als besonders geeignet. Zur Abfuhr der<br />

Reaktionswärme aus dem Zellstapel wird ein wasserbasiertes Kühlkonzept ausgewählt. Die<br />

anodenseitigen Befeuchterzellen sind in den Brennstoffzellenstapel integriert. Die Speisung der<br />

Befeuchterzellen erfolgt über das nach dem Durchfluss durch den Zellstapel erwärmte Kühlwasser.<br />

Zur Befeuchtung des Oxidans wird die Verwendung eines Kapillar- oder Hohlfaserbefeuchtermoduls<br />

empfohlen.<br />

Basierend auf den Ergebnissen der Arbeit ist ein aus 55 Zellen bestehender Brennstoffzellenstapel<br />

gebaut und in Betrieb genommen worden. Eine erste Leistungscharakterisierung<br />

verdeutlicht, dass die angestrebte Leistung von 5 kW erreicht wird.


Development and Modelling of a Polymer Electrolyte Fuel Cell Stack of the<br />

5 kW Class<br />

by Thorsten Wüster<br />

Abstract:<br />

Polymer electrolyte fuel cells (PEFCs) require considerable optimization before they can<br />

compete with technologies already established on the market. The approaches described in this<br />

thesis contribute to the optimized design of PEFCs of the 5 kW class. The approaches concern<br />

the mutual interactions of individual components of the cell stack and place these interactions<br />

on a new model basis. They comprise, amongst other aspects, water and heat management,<br />

knowledge of the expected flow and current density distribution as well as the dependence of<br />

cell performance on the operating parameters. The generalized results can be transferred to the<br />

design and optimization of fuel cell stacks of different power classes.<br />

Experimental investigations of single cells and short stacks serve as the design basis for the<br />

5 kW cell stack. Local changes in cell power caused by varying the operating parameters are<br />

determined by measuring the current density distribution. Two innovative measuring methods<br />

are used for this purpose. The first procedure is based on local in situ resistance<br />

measurements. The second non-invasive method of magnetic tomography permits conclusions<br />

to be drawn about the current density distribution inside the cell stack from measurements of<br />

magnetic flux density outside the cell stack.<br />

A novel, quasi-one-dimensional model is derived for characterizing PEFC performance in the<br />

form of voltage-current density curves. The application of the model shows that with decreasing<br />

operating pressure and rising current density the recommended maximum cathodic reactant<br />

conversion is shifted towards a higher oxygen stoichiometry coefficient. An effective rise in<br />

performance can be achieved by an enlarged catalyst surface area and increased catalyst<br />

activity.<br />

An analytical one-dimensional calculation approach determines that the media are uniformly<br />

distributed among the individual cells in a cell stack. This approach is generalized by combining<br />

the factors of influence into suitable dimensionless numbers. For any cell stack geometries, the<br />

uniformity of the media distribution is presented as a function of these numbers in a graphical<br />

and analytical form.<br />

Depending on the respective application, an operating pressure of 1.1 to 2.2 bar proves to be<br />

particularly suitable for operation of the 5 kW stack. A water-based cooling concept is selected<br />

for removing the reaction heat from the cell stack. The humidifier cells on the anode side are<br />

integrated into the fuel cell stack. The cooling water is fed into the humidifier cells after having<br />

been heated by flowing through the cell stack. The use of a capillary or hollow-fibre humidifier<br />

module is recommended in order to moisten the oxidant.<br />

Based on the results, a fuel cell stack consisting of 55 cells has been constructed and put into<br />

operation. An initial performance characterization shows that the envisaged power of 5 kW has<br />

been achieved.


Inhalt<br />

I<br />

1 EINFÜHRUNG UND ZIELSETZUNG...................................................................1<br />

2 LEISTUNGSMODELLIERUNG EINER PEFC...................................................12<br />

2.1 Analytischer eindimensionaler Modellansatz .....................................................13<br />

2.2 Quasi eindimensionaler (Q1D-) Modellansatz....................................................20<br />

2.2.1 Anwendung des Q1D-Modellansatzes auf Zellen im Labormaßstab ........................22<br />

2.2.2 Anwendung des Q1D-Modellansatzes auf Einzelzellen eines 5 kW-Stapels............27<br />

2.3 Identifikation von Optimierungspotentialen bezüglich der Zellleistung ..............30<br />

2.3.1 Definition eines Basisfalls...........................................................................................30<br />

2.3.2 Einfluss der Modellparameter.....................................................................................32<br />

2.3.3 Einfluss ausgewählter Betriebsparameter..................................................................34<br />

2.4 Zusammenfassung .............................................................................................37<br />

3 MESSAUFBAUTEN UND MESSMETHODEN ..................................................39<br />

3.1 Aufbau der Einzelzellen und Zellstapel ..............................................................39<br />

3.2 Messstände und Messapparaturen ....................................................................42<br />

3.2.1 Visualisierung der Strömung in Einzelzellen ..............................................................42<br />

3.2.2 Messstand zur Leistungscharakterisierung................................................................42<br />

3.2.3 Passives Widerstandsnetzwerk zur Stromdichtemessung ........................................44<br />

3.2.4 Magnetotomographiemessstand zur Stromdichtemessung.......................................45<br />

3.3 Dichtigkeitsmessung...........................................................................................46<br />

3.4 Kraftflussmessung ..............................................................................................47<br />

3.5 Stromdichtemessung..........................................................................................47<br />

3.5.1 Passives Widerstandsnetzwerk..................................................................................48<br />

3.5.2 Magnetotomographie..................................................................................................52<br />

3.6 Widerstandsmessung .........................................................................................58<br />

3.7 Messung des Tropfenaustrags aus der Strömungsstruktur ...............................58<br />

4 AUSWERTUNG DER MESSERGEBNISSE......................................................60<br />

4.1 Bewertung von Strömungsstrukturen und Bipolarplattenmaterialien.................60<br />

4.1.1 Vergleich zwischen Mäander- und Kanal-Füßchen-Strömungsstruktur ....................60<br />

4.1.2 Vergleich zwischen metallischen und graphitischen Bipolarplatten ..........................63<br />

4.2 Variation von Betriebsparametern......................................................................64<br />

4.2.1 Durchfluss ...................................................................................................................64<br />

4.2.2 Druck...........................................................................................................................65<br />

4.2.3 Temperatur..................................................................................................................66<br />

4.2.4 Reaktandenbefeuchtung.............................................................................................68


II<br />

4.3 Stromdichtemessung ......................................................................................... 69<br />

4.3.1 Stromdichtemessung mit Hilfe des passiven Widerstandsnetzwerks ....................... 69<br />

4.3.2 Magnetotomographie.................................................................................................. 74<br />

4.4 Weiterführende Charakterisierung..................................................................... 77<br />

4.4.1 Dichtungsscreening .................................................................................................... 77<br />

4.4.2 Anpressdruckverteilung.............................................................................................. 79<br />

4.5 Zusammenfassung............................................................................................. 80<br />

5 MEDIENVERTEILUNG IM ZELLSTAPEL ........................................................ 83<br />

5.1 Verfahren zur Berechnung der Medienverteilung in einem Zellstapel............... 86<br />

5.1.1 Eindimensionaler Rechenansatz................................................................................ 87<br />

5.1.2 Dreidimensionale Strömungssimulation..................................................................... 90<br />

5.1.3 Vergleich der 1D- und 3D-Rechenergebnisse ........................................................... 93<br />

5.2 Einfluss der Stackgeometrie und der Betriebsparameter auf die<br />

Medienverteilung................................................................................................ 95<br />

5.3 Kennzahlenbasierte Beschreibung der Medienverteilung ............................... 103<br />

5.3.1 Definition dimensionsloser Kennzahlen ...................................................................103<br />

5.3.2 Ergebnisse der kennzahlenbasierten Betrachtung..................................................106<br />

5.3.3 Formel zur Bewertung der Medienverteilung im Zellstapel .....................................111<br />

5.4 Zusammenfassung........................................................................................... 112<br />

6 KÜHLUNG ....................................................................................................... 114<br />

6.1 Wärmebilanz eines 5 kW Brennstoffzellenstapels........................................... 115<br />

6.2 Verlustleistung durch Kühlung ......................................................................... 117<br />

6.3 Vergleich der Verlustleistung bei Luft- und Wasserkühlung............................ 119<br />

6.4 Auslegungsroutine für Kühlkanalgeometrien................................................... 123<br />

6.5 Berechnung der optimalen Kühlzellenanzahl in einem Zellstapel ................... 128<br />

6.6 Zusammenfassung........................................................................................... 132<br />

7 BEFEUCHTUNG.............................................................................................. 133<br />

7.1 Befeuchtungskonzepte .................................................................................... 133<br />

7.2 Membranverfahren........................................................................................... 135<br />

7.2.1 Experimentelle Charakterisierung des Pervaporationsbefeuchters ........................135<br />

7.2.2 Experimentelle Charakterisierung des Gaspermeationsbefeuchters ......................137<br />

7.3 Zusammenfassung........................................................................................... 139


Inhalt<br />

III<br />

8 BETRACHTUNG EINES PEFC-SYSTEMS DER 5 KW-KLASSE ..................140<br />

8.1 Betrachtete Systemkonzepte............................................................................140<br />

8.2 Modellannahmen ..............................................................................................141<br />

8.3 Ergebnisse der Systembetrachtung .................................................................143<br />

8.4 Zusammenfassung ...........................................................................................145<br />

9 KONSTRUKTIVE BAUTEILOPTIMIERUNG...................................................146<br />

9.1 Endplattendesign ..............................................................................................146<br />

9.1.1 Einfluss der Endplattenwölbung auf die Druckverteilung im Zellstapel ...................147<br />

9.1.2 Gewichtsreduktionspotential der Endplatten............................................................153<br />

9.1.3 Bauteilkosten ausgewählter Endplattenvarianten ....................................................160<br />

9.2 Dichtung............................................................................................................166<br />

9.3 Zusammenfassung ...........................................................................................170<br />

10 POLYMERELEKTROLYT-BRENNSTOFFZELLENSTAPEL DER 5 KW<br />

KLASSE ...........................................................................................................173<br />

11 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK.......................................................176<br />

12 LITERATURVERZEICHNIS .............................................................................180<br />

13 ANHANG ..........................................................................................................187<br />

13.1 Nomenklatur......................................................................................................187<br />

13.2 Ergänzungen zu Kapitel 5 (Medienverteilung im Zellstapel)............................192<br />

13.3 Ergänzungen zu Kapitel 6 (Kühlung)................................................................196<br />

13.4 Ergänzungen zu Kapitel 9 (Konstruktive Bauteiloptimierung)..........................199


1 Einführung und Zielsetzung<br />

In naher Zukunft zeichnet sich eine Erschöpfung der kostengünstig zu gewinnenden Erdölvorräte<br />

ab. In Kombination mit Umwelt-Risiken wie dem zunehmenden Treibhauseffekt durch<br />

Kohlendioxid-Emissionen erfordert dies eine mit der Klimapolitik eng verknüpfte, zielgerichtete<br />

Politik der Ressourcenschonung. Bestandteil dieser Politik ist die Diversifizierung der verschiedenen<br />

Energiequellen nach Energieträgern und geographischen Zonen. Dies ist die Basis einer<br />

sicheren Energieversorgung, die nicht von politischen Entscheidungen oder Konflikten in den<br />

wenigen, geopolitisch instabilen Erdölexportländern abhängig ist.<br />

Zur Schonung der endlichen Ressourcen werden hocheffiziente Energieumwandler benötigt,<br />

die chemisch gespeicherte Energie mit hohem Wirkungsgrad und geringen Schadstoffemissionen<br />

in elektrischen Strom umwandeln. Derzeitige Umwandlungsaggregate wie beispielsweise<br />

Verbrennungskraftmaschinen in Kombination mit Generatoren weisen bereits einen<br />

hohen Entwicklungsstand auf, besitzen aber ein geringes Potential, die Effizienz durch Weiterentwicklungen<br />

merklich zu steigern. Vor diesem Hintergrund sind neue Technologien zur<br />

Energieumwandlung gefordert. Die eng mit der Wasserstofftechnologie verbundene Brennstoffzellentechnik<br />

scheint die gestellten Anforderungen erfüllen zu können. Prinzipbedingt können<br />

Brennstoffzellen einen höheren theoretischen Wirkungsgrad als die durch den Carnot-Faktor<br />

begrenzten Kraft-Wärme-Prozesse erreichen. Brennstoffzellen können in sehr unterschiedlichen<br />

Anwendungen und Leistungsklassen als Energieumwandler eingesetzt werden. In den Bereichen<br />

der portabeln, mobilen und stationären Anwendungen sind die angestrebten Zielkosten<br />

stark von der Leistungsklasse der Brennstoffzelle abhängig. Als Ersatz für Akkumulatoren<br />

liegen die leistungsbezogenen Zielkosten der Brennstoffzellen in einem Leistungsbereich von<br />

wenigen Watt bei ungefähr 5000 €/kW. Für brennstoffzellenbetriebene, stationäre Blockheizkraftwerke<br />

beträgt dieser Wert 1.000–1.500 €/kW. Die größte Herausforderung stellen die Zielkosten<br />

für im PKW-Antrieb eingesetzte Brennstoffzellen von circa 50 €/kW dar [1].<br />

Um die genannten Anforderungen und Kostenziele erreichen zu können, wird an der Brennstoffzellentechnologie<br />

weltweit intensiv geforscht. Brennstoffzellen werden in Deutschland als zukunftsweisende<br />

Technologie eingestuft. Die von den Bundesministerien für die Brennstoffzellenforschung<br />

bereitgestellte Fördersumme beträgt jährlich zwischen 16 und 26 M€ [2, 3]. Des Weiteren<br />

werden im Rahmen des „Zukunftsinvestitionsprogramms (ZIP)“ Demonstrationsprojekte<br />

im Zeitraum von 2001 bis 2005 jährlich mit rund 12 M€ unterstützt [4]. Das Budget für wasserstoff-<br />

und brennstoffzellenbezogene Forschungs- und Entwicklungsprogramme der einzelnen<br />

Bundesländer und der Europäischen Union addieren sich auf eine jährliche Fördersumme von<br />

circa 25-35 M€ [3]. Die aus öffentlichen Mitteln bereitgestellte Gesamtfördersumme liegt somit<br />

derzeit zwischen 55-70 M€/a. Die privaten Investitionen der Industrie in die Brennstoffzellentechnologie<br />

sind schwierig zu beziffern, übersteigen die öffentlichen Mittel aber bei Weitem und<br />

liegen in Deutschland bei mehreren einhundert Millionen Euro jährlich [3]. Die Brennstoffzellen-


2 1 Einführung und Zielsetzung<br />

technologie wird also intensiv von staatlicher und privater Hand vorangetrieben. Mit den genannten<br />

Aktivitäten nimmt Deutschland international eine führende Rolle ein.<br />

Elektrische Energieumwandlung in Brennstoffzellen<br />

Brennstoffzellen sind elektrochemische Zellen, die die chemische Energie von kontinuierlich zugeführtem<br />

Brennstoff und Oxidans in einem idealerweise isothermen Prozess in elektrische<br />

Energie und Wärme umwandeln [5]. Die Klassifizierung der unterschiedlichen Brennstoffzellenarten<br />

erfolgt zumeist anhand der Betriebstemperatur. Die sechs wesentlichen Arten unterteilen<br />

sich in Hoch- und Niedertemperaturbrennstoffzellen. Zu den Hochtemperaturbrennstoffzellen<br />

zählen die Schmelzkarbonat-Brennstoffzelle (MCFC) und die Oxidkeramische-Brennstoffzelle<br />

(SOFC). Die Betriebstemperaturen dieser beiden Arten liegen bei circa 650 °C beziehungsweise<br />

circa 850 °C. Als Niedertemperaturbrennstoffzelle werden die alkalische (AFC), die phosphorsaure<br />

(PAFC), die Direktmethanol- (DMFC) und die Polymerelektrolyt-Brennstoffzelle<br />

(PEFC) bezeichnet. Die Betriebstemperaturen liegen unterhalb von 200 °C. Eine ausführliche<br />

Beschreibung und Gegenüberstellung der einzelnen Brennstoffzellenarten mit den bevorzugten<br />

Anwendungsbereichen findet sich beispielsweise in [6, 7].<br />

Die vorliegende Arbeit ist auf die Polymerelektrolyt-Brennstoffzelle fokussiert. Die typische Betriebstemperatur<br />

dieser Brennstoffzelle liegt zwischen 50 °C und 80 °C. Gegenüber den anderen<br />

Brennstoffzellenarten zeichnet sich die PEFC durch eine hohe Leistungsdichte, ein sehr<br />

dynamisches Verhalten bei Lastwechseln sowie durch schnelle Anfahrzeiten aufgrund der<br />

moderaten Betriebstemperatur aus [6]. Die PEFC erweist sich daher als interessante Alternative<br />

für den Einsatz als PKW-Antrieb, als Hilfsstromaggregat oder zur Strom- und Wärmeversorgung<br />

in Ein- und Mehrfamilienhäusern.<br />

Wie alle Brennstoffzellen besteht auch die PEFC aus den drei Hauptkomponenten Anode,<br />

Kathode und Elektrolyt. Der Elektrolyt, eine ionenleitende Membran, trennt die beiden Elektroden<br />

räumlich voneinander. Die PEFC benötigt als Brennstoff Wasserstoff. Der Wasserstoff wird<br />

in reiner Form oder als wasserstoffreiches Synthesegas der Anode zugeführt. Katalytisch aktiviert<br />

oxidiert der Wasserstoff in Protonen und Elektronen. Während die Protonen die ionenleitende<br />

Membran passieren, gelangen die Elektronen aufgrund der Potentialdifferenz durch<br />

einen äußeren Stromleiter von der Anode über den Verbraucher zur Kathode. Im Kathodenraum<br />

entstehen katalytisch Sauerstoffionen. Das Oxidationsmittel Sauerstoff wird im Allgemeinen<br />

der Umgebungsluft entzogen. Die Sauerstoffionen rekombinieren mit den durch die<br />

Membran diffundierten Protonen zu Wasser.<br />

Die an den einzelnen Elektroden ablaufenden Reaktionen lauten:<br />

Anode:<br />

+<br />

H<br />

2<br />

⇒ 2 H + 2<br />

e<br />

−<br />

Kathode:<br />

Gesamtreaktion:<br />

+<br />

−<br />

2 H + 2 e +<br />

1 2 O2<br />

⇒ H<br />

2O<br />

H +<br />

1 2 O2<br />

H<br />

2O<br />

2<br />


3<br />

Die bei der Gesamtreaktion freigesetzte Enthalpie<br />

Helmholz-Gleichung<br />

∆ H berechnet sich nach der Gibbs-<br />

∆ H = ∆G<br />

+ T∆S<br />

Gl. 1.1<br />

Die Enthalpieänderung ergibt sich aus der Änderung der freien Gibbsschen Enthalpie<br />

dem Entropieterm<br />

∆ G und<br />

T∆ S . Die Änderung der freien Gibbsschen Enthalpie beschreibt den unter reversiblen<br />

Betriebsbedingungen maximal in elektrische Arbeit umgesetzten Anteil der Enthalpieänderung.<br />

Nach dem Faraday-Gesetz leitet sich daraus die reversible Zellspannung ab<br />

U rev<br />

∆G<br />

= Gl. 1.2<br />

n ⋅ F<br />

n = 2 ist die pro umgesetztem Wasserstoffmolekül übertragene Anzahl an Elektronen, F bezeichnet<br />

die Faraday-Konstante. Fällt das produzierte Wasser in flüssiger Form an, beträgt die<br />

reversible Zellspannung unter Standardbedingungen (p=1 bar und T=25 °C) 1,23 V.<br />

Der thermodynamische Wirkungsgrad der Brennstoffzelle η<br />

th<br />

ergibt sich zu<br />

∆G<br />

n ⋅ F ⋅U<br />

= =<br />

U<br />

=<br />

rev rev<br />

η<br />

th<br />

Gl. 1.3<br />

∆H<br />

n ⋅ F ⋅U<br />

th<br />

U<br />

th<br />

U<br />

th<br />

wird als thermoneutrale Spannung oder Brennwertspannung bezeichnet und beträgt im Fall<br />

flüssigen Produktwassers 1,48 V.<br />

Im Betrieb der Brennstoffzelle verringert sich die reversible Zellspannung aufgrund von Ohmschen<br />

Verlusten und Überspannungen. Zu den Überspannungen zählen beispielsweise Aktivierungs-,<br />

Konzentrations- und Diffusionsüberspannungen. Eine detaillierte Beschreibung der einzelnen<br />

Überspannungen findet sich in [8]. Aus der Klemmspannung im Betrieb der Zelle U<br />

Z<br />

ergibt sich der Zellwirkungsgrad η<br />

Z<br />

U<br />

=<br />

Z<br />

η<br />

Z<br />

Gl. 1.4<br />

U<br />

th<br />

Um die verfügbare Spannung einer Brennstoffzelle zu erhöhnen, werden einzelne Zellen seriell<br />

zu einem sogenannten Brennstoffzellenstapel (englisch: Fuel Cell Stack) verschaltet.<br />

Aufbau einer Brennstoffzelle mit Polymerelektrolyt<br />

In einem Brennstoffzellenstapel erfolgt der Stromabgriff an Stromabnehmerplatten, die in elektrischem<br />

Kontakt mit den äußeren Zellen des Stapels stehen. Die einzelnen Zellen sind jeweils<br />

aus Bipolarplatten, einer Membran-Elektroden-Einheit (MEA) und Dichtungen aufgebaut. Die<br />

Zellkomponenten werden im Folgenden näher beschrieben.<br />

Die Bipolarplatten stellen den elektrischen Kontakt zwischen benachbarten Zellen her und<br />

trennen die beiden Gasräume räumlich voneinander. In die Platten sind beidseitig Strömungsstrukturen<br />

eingebracht, die eine möglichst homogene Verteilung der gasförmigen Reaktanden<br />

auf die katalysatorbeschichtete Zellfläche sicherstellen. Die katalysatorbeschichtete Fläche wird


4 1 Einführung und Zielsetzung<br />

im Weiteren als aktive Fläche bezeichnet. Zur Abfuhr der bei der elektrochemischen Reaktion<br />

entstehenden Wärme aus dem Zellenstapel können innerhalb der Bipolarplatte Kühlstrukturen<br />

integriert sein. Eine Bipolarplatteneinheit setzt sich dazu aus zwei Bipolarplattenelementen<br />

zusammen. Zwischen den beiden Elementen ist die Kühlstruktur entweder direkt in die Platten<br />

selber oder in Form einer zusätzlichen Kühlzelle eingearbeitet.<br />

Tabelle 1.1 zeigt die vom U.S. Department of Energy (DoE) definierten Zielwerte für die Materialanforderungen<br />

an Bipolarplatten [9]. Weitere Anforderungen sind geringe Fertigungstoleranzen,<br />

eine hohe mechanische Stabilität sowie eine hohe thermische Leitfähigkeit.<br />

Tabelle 1.1: Zielwerte für die Materialanforderungen an Bipolarplatten [9]<br />

Materialanforderung Zielwert Zweck<br />

Gasdichtigkeit<br />

< 2*10 -6 cm³ H 2 /(s*cm²) @ sichere räumliche Trennung der Reaktandengase<br />

80 °C, 3 bar<br />

elektrischer Widerstand ca. 0,01 Ωcm geringe Ohmsche Verluste<br />

Übergangswiderstand < 0,02 Ωcm² geringe Ohmsche Verluste<br />

Oxidationsstabilität < 16 µA/cm² hohe Langzeitstabilität<br />

Werkstoffe, die diese Anforderungen erfüllen können, sind Platten aus reinem Graphit beziehungsweise<br />

einer Graphit-Kunststoff-Mischung oder Metallbleche, die mit einer Korrosionsschutzschicht<br />

versehen sind.<br />

Graphit eignet sich aufgrund der hohen chemischen Beständigkeit, der geringen Dichte und der<br />

guten elektrischen Leitfähigkeit als Bipolarplattenmaterial. Die Strömungsstrukturen in Bipolarplatten<br />

aus reinem Graphit müssen allerdings zeitaufwendig und damit kostenintensiv gefräst<br />

werden. Aus diesem Grund sind Bipolarplatten aus reinem Graphit für die Prototypenfertigung,<br />

nicht aber für die Serienproduktion geeignet.<br />

Ein Gemisch aus Kunststoff und Graphit (Composit) erlaubt, die positiven Materialeigenschaften<br />

graphitischer Bipolarplatten in einem serienfertigungstauglichen Herstellverfahren zu nutzen.<br />

Einem Kunststoff, Duroplast oder Thermoplast, wird pulverisiertes Graphit mit einem Volumenanteil<br />

von mindestens 50 % [10] beziehungsweise einem Massenanteil von über 70 % [11, p.<br />

308] beigemischt. Das Gemisch wird anschließend in einem Spritzgieß- oder Spritzprägeprozess<br />

zu Bipolarplatten mit den entsprechenden Strömungsstrukturen verarbeitet. Das bei<br />

diesem Herstellverfahren angestrebte Entwicklungsziel sieht vor, die an die Bipolarplatten gestellten<br />

Anforderungen ohne eine weitere maschinelle Nachbearbeitung zu erreichen.<br />

Die Dicke der Compositplatten setzt sich additiv aus den Kanaltiefen der Strömungsstrukturen<br />

und der Restwandstärke zusammen. Die Restwandstärke, die mindestens eingehalten werden<br />

muss, um eine ausreichende Gasdichtigkeit und Bruchsicherheit zu erreichen, beträgt rund<br />

0,8 mm. Alle in dieser Arbeit verwendeten Bipolarplatten auf graphitischer Basis bestehen aus<br />

Compositmaterial.<br />

Als kostengünstige Alternative gewinnen Graphitfolien aus expandiertem Graphit [11, p. 312]<br />

als Bipolarplattenmaterial zunehmend an Bedeutung. Neben der guten Korrosionsbeständigkeit<br />

und elektronischen Leitfähigkeit, zeichnen sich Bipolarplatten aus Graphitfolie durch ein<br />

geringes Bauteilgewicht aus. Des Weiteren zeigt das Material gute Dichtungseigenschaften in<br />

Verbindung mit geringen Übergangswiderständen. Die mechanische Stabilität sowie die Gas-


5<br />

dichtigkeit werden durch Imprägnieren mit beispielsweise Epoxid- oder Phenolharz erreicht. Die<br />

gewünschte Strömungsstruktur kann durch Stanzen oder Prägen in die Folie kostengünstig eingearbeitet<br />

werden. Ein Nachteil der Graphitfolie ist die starke Anisotropie der elektronischen<br />

und thermischen Leitfähigkeit des Materials.<br />

Wegen der hohen Gasdichtigkeit und der mechanischen Stabilität können metallische Bipolarplatten<br />

dünner ausgeführt werden als solche auf Basis von Graphit. Dies resultiert in einer<br />

höheren volumetrischen und gravimetrischen Leistungsdichte eines Zellstapels mit Bipolarplatten<br />

aus Metall. Für den Einsatz in Brennstoffzellen werden die Werkstoffe Titan, Aluminium,<br />

Edelstahl und andere Nickel- und Eisen-basierte Legierungen favorisiert. Die Strömungsstrukturen<br />

können durch massenfertigungstaugliche Verfahren wie Prägen, Stanzen oder Ätzen<br />

kostengünstig in die metallischen Platten eingebracht werden.<br />

Die Umgebungsbedingungen in Brennstoffzellen stellen hohe Anforderungen an die metallischen<br />

Bipolarplatten. Die vorhandene Feuchte, die erhöhten Temperaturen und der geringe<br />

pH-Wert in Kombination mit elektrischen Potentialen führen bei den meisten Metallen zu<br />

Korrosion. Die bei der Korrosion entstehenden mehrwertigen Kationen schädigen die Membran,<br />

indem sie dort aktive Zentren blockieren. Einige Metalle bilden Oxidschichten, die ausreichenden<br />

Schutz gegen Korrosion bieten. Allerdings zeichnen sich diese Oxidschichten meist<br />

durch hohe elektrische Widerstände aus, die einen inakzeptablen Leistungsverlust bedingen.<br />

Um die hohen Widerstände zu vermeiden, konzentriert sich die Forschung auf zwei unterschiedliche<br />

Ansätze. Zum einen wird versucht, Materialien zu finden, die unter Brennstoffzellenbedingungen<br />

eine hoch leitfähige und korrosionsbeständige Oxidschicht ausbilden. Zum anderen<br />

besteht die Möglichkeit, die Platten durch eine Oberflächenbeschichtung mit einer<br />

chemisch und mechanisch stabilen Schicht zu schützen. Eine solche Schutzschicht muss eine<br />

zu Graphitplatten vergleichbare elektrische Leitfähigkeit mit geringen Übergangswiderständen<br />

und gleichzeitig gutem Korrosionsschutz aufweisen. Übergangsmetallkarbide, Nitride und<br />

Boride zeigen als Schutzschichten das Potential für den Einsatz in Brennstoffzellen [12]. Diese<br />

Schichten können beispielsweise in einem Tauchbad, durch Spray- oder Galvanisationsprozesse<br />

sowie durch PVD- und CVD-Verfahren (Physical-, Chemical Vapor Deposition) auf die<br />

metallischen Platten aufgetragen werden.<br />

Als MEA wird die Einheit aus der katalysatorbeschichteten ionenleitenden Polymermembran<br />

und beidseitig aufgebrachten Gasdiffusionsschichten bezeichnet. In der Sandwich-artig aufgebauten<br />

MEA finden die elektrochemischen Reaktionen statt. Die Aufgabe der typischerweise<br />

zwischen 25 und 180 µm dicken Polymermembran besteht in der Leitung der Protonen von der<br />

Anode zur Kathode, bei gleichzeitiger elektronischer Isolation der beiden Elektroden. Darüber<br />

hinaus gewährleistet die Membran die räumliche Trennung der beiden Gasräume voneinander.<br />

Die Materialanforderungen an die Membran sind in Tabelle 1.2 in Form der vom DoE definierten<br />

Zielwerte aufgelistet [9].


6 1 Einführung und Zielsetzung<br />

Tabelle 1.2: Zielwerte für die Materialanforderungen an Polymermembranen [9]<br />

Materialanforderung Zielwert Zweck<br />

Gasdichtigkeit < 1 mA/cm² sichere räumliche Trennung der Reaktandengase /<br />

Verringerung der Mischpotentialbildung<br />

Flächenwiderstand < 0,1 Ωcm² geringe Ohmsche Verluste<br />

Quellgrad < 10 % homogene Anpressdruckverteilung<br />

Leistungsdegradation < 2 mV/1000h geringe Alterung<br />

Das perfluorierte sulfonierte Ionomer Nafion ® der Firma E.I. DuPont de Nemours ist das derzeit<br />

meistverwendete Membranmaterial in PEFCs. Das Grundgerüst dieses Polymers besteht aus<br />

Polytetrafluorethylen (PTFE). Die Leitung der Protonen wird durch Sulfonsäuregruppen ermöglicht,<br />

die kovalent an die Haupt-Polymerkette gebunden sind. Die mechanische Stabilität der<br />

Membran kann erhöht werden, wenn das ionenleitende Polymer durch ein Gewebe aus PTFE<br />

verstärkt wird [13]. Obwohl das fluorierte Haupt-Polymer der Grundstruktur der Membran einen<br />

hydrophoben Charakter gibt, sind die Sulfonsäuregruppen hydrophil. Die Leitfähigkeit der<br />

Sulfonsäuregruppen hängt stark von dem Wassergehalt in der Membran ab. Im drucklosen<br />

Betrieb stellt die Siedetemperatur des Wassers einen Grenzwert für die Betriebstemperatur dar.<br />

Nahe 100 °C führt die Wasserverdampfung zur Austrocknung der Membran und somit zum Verlust<br />

der protonenleitenden Eigenschaft.<br />

Ein neuartiges Membranmaterial, Phosphorsäure-dotiertes Polybenzimidazol (PBI), unterliegt<br />

nicht dieser Temperaturbeschränkung. Da es sich bei der Phosphorsäure um einen intrinsischen<br />

Protonenleiter handelt, benötigt diese Membran kein Wasser zur Leitung der Protonen.<br />

Dies verringert den Befeuchtungsaufwand der Reaktandengase und ermöglicht Betriebstemperaturen<br />

von deutlich über 100 °C auch unter Umgebungsdruck [14]. Ein Nachweis der geforderten<br />

Langzeitstabilität der PBI Membranen steht noch aus.<br />

Eine umfangreiche Beschreibung weiterer Membranmaterialien in Kombination mit einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />

findet sich in [15].<br />

Die elektrochemische Reaktion bedarf einer katalytischen Aktivierung, um eine ausreichend<br />

hohe Reaktionsrate gewährleisten zu können. Aus diesem Grund befindet sich auf beiden<br />

Seiten der Membran eine Katalysatorschicht. Die Aufgabe des Katalysators besteht in der<br />

Absorption, Dissoziation und Oxidation beziehungsweise Reduktion der Wasserstoff- und<br />

Sauerstoffmoleküle. Die Anforderungen an den Katalysator sind demnach eine hohe elektrokatalytische<br />

Aktivität bei gleichzeitiger Stabilität in oxidierender und reduzierender Atmosphäre. In<br />

Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen kommt auf der Anoden- und Kathodenseite bevorzugt das<br />

Edelmetall Platin als Katalysatormaterial zum Einsatz. Zur weiteren Steigerung der katalytischen<br />

Aktivität von Platin wird derzeit der Zusatz von Legierungsmetallen wie Ruthenium,<br />

Rhodium sowie Nickel, Chrom und Kobalt erforscht [16, 17]. Bereits durch einen Kohlenstoffmonoxidgehalt<br />

von weniger als 5 ppm im Brenngas kann der Platinkatalysator entscheidend<br />

inaktiviert werden [18]. Bei Betrieb der Brennstoffzelle mit Synthesegas ist daher die Verwendung<br />

einer geeigneten Katalysatorlegierung notwendig.<br />

Um den An- und Abtransport der Reaktanden sowie der Elektronen und Protonen an den Katalysatorplätzen<br />

zu gewährleisten, müssen die Katalysatorpartikel in Kontakt mit der entsprech-


7<br />

enden Gasphase, dem ionenleitenden Polymer und einem elektronisch leitfähigen Material<br />

stehen. Diese sogenannte Dreiphasen-Grenzschicht muss eine möglichst große Fläche umfassen,<br />

da es sich um eine oberflächenproportionale Umwandlungsreaktion handelt. Eine optimierte<br />

Katalysatorschicht zeichnet sich durch ein extrem feines Gefüge mit ausreichender<br />

Porosität aus. Um den Gehalt an katalytisch inaktivem Katalysatormaterial zu minimieren, strebt<br />

die Entwicklung derzeit nach immer kleineren Katalysatorpartikeln. Diese Partikel mit einer<br />

Größe von wenigen Nanometern [17, 19, 20] werden auf einer Kohlenstoffstruktur geträgert.<br />

Zwischen der Bipolarplatte und der Katalysatorschicht befindet sich sowohl auf der Anoden- als<br />

auch auf der Kathodenseite eine Gasdiffusionsschicht (GDL). Die Funktionen der GDL<br />

umfassen:<br />

- homogene Verteilung der Reaktandengase auf die Katalysatorschicht. Dies erfordert<br />

eine hohe Gaspermeabilität sowohl quer zur als auch in der Ebene der GDL, damit auch<br />

die Katalysatorplätze versorgt werden, die benachbart zu den Stegen der Strömungsstruktur<br />

liegen.<br />

- Abtransport des Produktwassers aus der Katalysatorschicht in die Kanäle der Strömungsstruktur.<br />

Um Ansammlungen flüssigen Wassers, die den Gastransport behindern,<br />

in der GDL zu vermeiden, wird diese mit circa 5-30 Ma.% PTFE hydrophobisiert [21].<br />

- homogene Verteilung der über die Kanalstege in die GDL eintretenden Elektronen auf<br />

die Katalysatorschicht. Die geforderte hohe elektronische Leitfähigkeit ist typischerweise<br />

stark von dem Anpressdruck beziehungsweise der Kompression der GDL abhängig.<br />

- Abtransport der bei der elektrochemischen Reaktion in der MEA entstehenden Wärme<br />

zu den Bipolarplatten, in denen die Kühlstrukturen integriert sind. Eine hohe thermische<br />

Leitfähigkeit begünstigt eine homogene Temperaturverteilung über der aktiven Fläche<br />

und geringe Temperaturgradienten zwischen Membran und Kühlmedium.<br />

- Schutz der Membran bei auftretenden Druckunterschieden zwischen dem Anoden- und<br />

Kathodenraum. Dies erfordert eine hohe mechanische Stabilität der im eingebauten<br />

Zustand zwischen 200 und 400 µm dicken GDL. Die nur auf den Stegen der Strömungsstruktur<br />

aufliegende GDL muss steif sein, um nicht in die Kanäle gedrückt zu werden.<br />

Dies würde zu erhöhten Druckverlusten oder sogar verstopften Kanälen führen.<br />

In PEFCs werden bevorzugt entweder Kohlepapier oder Kohlenstoffgewebe als Gasdiffusionsschicht<br />

eingesetzt. Häufig werden diese Diffusionsschichten zusätzlich mit einem sogenannten<br />

Microlayer an der Grenzschicht zwischen Katalysatorschicht und GDL versehen. Der Microlayer,<br />

bestehend aus Karbon- oder Graphitpartikeln und PTFE, stellt einen verbesserten<br />

Wassereintrag in die GDL sicher und setzt die Übergangswiderstände herab.<br />

Die vornehmliche Aufgabe der Dichtungen besteht in der sicheren räumlichen Trennung der<br />

Medien gegeneinander und zur Umgebung hin. Um die geforderte Langzeitstabilität erreichen<br />

zu können, müssen die Dichtungen gegenüber den in der Brennstoffzelle vorherrschenden<br />

Bedingungen beständig sein. Neben der mechanischen sind hier vor allem die chemische und<br />

thermische Beständigkeit gefordert. Erfüllen die Dichtungswerkstoffe diese Anforderungen<br />

nicht, können freigesetzte niedermolekulare Bestandteile und Abbauprodukte der Dichtungen


8 1 Einführung und Zielsetzung<br />

Katalysatorplätze blockieren oder sich in der Gasdiffusionsschicht anlagern und dort die hydrophilen<br />

und hydrophoben Eigenschaften verändern [22].<br />

Weitere Anforderungen an die Dichtungswerkstoffe sind in Tabelle 1.3 aufgelistet. Zum derzeitigen<br />

Entwicklungszeitpunkt können noch keine verlässlichen Zielwerte für die unterschiedlichen<br />

Anforderungen angegeben werden.<br />

Tabelle 1.3: Anforderungen an Dichtungswerkstoffe [23]<br />

Materialanforderung<br />

geringe Gasdurchlässigkeit<br />

hoher elektrischer Widerstand<br />

geringe Quellung<br />

geringer Druckverformungsrest<br />

(compression set)<br />

große Reißdehnung<br />

niedrige Shore-Härte<br />

Zweck<br />

hohe Sicherheit und guter Wirkungsgrad<br />

Isolation der Halbzellen<br />

hohe Lebensdauer der Dichtung, geringe Stackkräfte<br />

hohe Rückfederwirkung ohne Dichtkraftverlust, um Wärmeausdehnungen<br />

und Quellung von Dichtungspartnern auszugleichen, hohe<br />

Lebensdauer der Dichtung<br />

guter Toleranzausgleich, hohe Lebensdauer, geringe Stackkräfte<br />

geringe Stackkräfte, große Freiheit bei der Auslegung des Dichtprofils<br />

Während lose und durch Trägerfolien verstärkte Dichtungen nur in Einzelanfertigungen bis hin<br />

zu mittleren Serienstückzahlen zum Einsatz kommen, werden für die Massenproduktion integrierte<br />

Dichtungen favorisiert [24]. Integrierte Dichtungen lassen sich in einem Spritzgießprozess<br />

auf die Bipolarplatte [25], die Diffusionsschicht [24] oder die MEA [26] applizieren.<br />

Dabei geht der Entwicklungstrend hin zu profilierten Dichtungen. Diese erlauben im Vergleich<br />

zu Flachdichtungen einen größeren Toleranzausgleich bei gleichzeitig geringerer Bauteilbeanspruchung<br />

und Anpresskraft.<br />

Derzeit konzentriert sich die Entwicklung auf folgende Polymerfamilien:<br />

- Silikon<br />

- Polyisobutylen (PIB)<br />

- Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk (EPDM)<br />

- Acrylnitril-Butadien-Kautschuk (NBR)<br />

- Fluorelastomere (FPM)<br />

- Thermoplastische Elastomere (TPE)<br />

Die Materialien zeichnen sich bei der Verarbeitung durch eine niedrige Viskosität aus. Daher<br />

können sie in einem Spritzgießprozess bei moderaten Drücken von wenigen 10 bar auf die sensiblen<br />

Bauteile appliziert werden. Der geschätzte Preis der unterschiedlichen Elastomere bewegt<br />

sich in einem Bereich von ungefähr 15-25 €/kg. Eine Ausnahme bilden die bis circa 200 °C<br />

hochtemperaturbeständigen FPM-Materialien, deren massenbezogener Preis den der anderen<br />

Materialen um mehr als den Faktor 10 übersteigt. Thermoplastische Elastomere auf Basis von<br />

Polyurethan stellen einen Hybrid aus Thermoplast und Elastomer dar und verbinden die<br />

positiven Eigenschaften beider. Zum einen erlauben die thermoplastischen Eigenschaften kurze<br />

Zykluszeiten und die Wiederverwertung des Angussverteilers, zum anderen besitzt das Material<br />

hervorragende elastische Eigenschaften. Allerdings führt die derzeit noch unzureichende<br />

chemische Beständigkeit unter Brennstoffzellenbedingungen zu einer schnellen Alterung des<br />

Materials.


9<br />

Bezogen auf den derzeitigen Stand der Technik sind in Tabelle 1.4 die verschiedenen Werkstoffe<br />

anhand ausgewählter Werkstoffeigenschaften gegenübergestellt. Das Potential für den<br />

Einsatz in Brennstoffzellen kann allerdings zum jetzigen Zeitpunkt basierend auf den materialspezifischen<br />

und fertigungstechnischen Vor- und Nachteilen der unterschiedlichen Polymerfamilien<br />

noch nicht abschließend beurteilt werden.<br />

Tabelle 1.4: Bewertung ausgewählter Werkstoffeigenschaften unterschiedlicher Dichtungsmaterialien<br />

(+ hoch, o mittelmäßig, - niedrig)<br />

Silikon PIB EPDM NBR FPM TPE<br />

chem. Beständigkeit - + + - + -<br />

therm. Beständigkeit + o o - + -<br />

mech. Beständigkeit + + + + o o<br />

Gaspermeabilität - + o o + -<br />

Verarbeitbarkeit + o o + o +<br />

Preis - - - - + -<br />

Zielsetzung und Vorgehensweise der vorliegenden Arbeit<br />

Im Rahmen der weltweiten intensiven Forschung im Bereich der PEFC-Entwicklung besteht ein<br />

erheblicher Optimierungsbedarf dieser Technologie, um die Konkurrenzfähigkeit der Brennstoffzelle<br />

zu bereits am Markt etablierten Technologien zu erreichen. Die in der vorliegenden Arbeit<br />

beschriebenen Ansätze sollen dazu beitragen, die Auslegung von PEFC-Stacks der 5 kW<br />

Klasse hinsichtlich unterschiedlicher Auslegungskriterien wissenschaftlich fundiert zu optimieren.<br />

Solche Auslegungskriterien sind beispielsweise der Wirkungsgrad oder das Leistungsvolumen<br />

und –gewicht der Brennstoffzelle.<br />

Aus der Literatur sind verschiedene Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen in der Leistungsklasse<br />

von 5 kW bekannt. Beispielhaft seien hier die in [27-35] beschrieben Zellstapel aufgeführt. Bei<br />

der Auslegung und Optimierung derartiger Zellstapel ist eine Vielzahl an Einflussgrößen zu beachten.<br />

Dies erfordert einen breiten Ansatz, der bisher in keiner Veröffentlichung systematisch<br />

für PEFC-Stapel beschrieben worden ist. Ein breiter Ansatz umfasst unter anderem die Betrachtung<br />

des Wasser- und Wärmemanagements, die Kenntnis über die zu erwartende Strömungsund<br />

Stromdichteverteilung und den Kraftfluss in dem Zellstapel sowie die Abhängigkeit der<br />

Zellleistung von den Betriebsparametern. Das vorrangige Ziel dieser Arbeit besteht darin, einen<br />

solchen breiten Ansatz zu verfolgen, um Wechselwirkungen der Einzelkomponenten des Stacks<br />

untereinander zu erfassen und diese auf eine neue Modell-Grundlage zu stellen. Durch eine<br />

detaillierte Beschreibung der erarbeiteten Ansätze können die abstrahierten Lösungswege und<br />

Ergebnisse zu einem hilfreichen Werkzeug bei der Auslegung und Optimierung zukünftiger<br />

Brennstoffzellenstapel auch anderer Leistungsklassen werden.


10 1 Einführung und Zielsetzung<br />

Die Arbeit gliedert sich im Einzelnen in folgende Kapitel:<br />

Kapitel 2 beschreibt einen neuartigen Modellansatz zur Leistungscharakterisierung von PEFC in<br />

Form von Spannungs-Stromdichte-Kennlinien. Für die betrachteten Brennstoffzellen werden anhand<br />

von experimentell ermittelten Messreihen funktionale Abhängigkeiten der verwendeten<br />

Modellparameter unter variierenden Betriebsparametern abgeleitet. Diese Abhängigkeiten<br />

dienen der Interpretation der Messergebnisse und erlauben, den experimentellen Messaufwand<br />

zu verringern. Eine Sensitivitätsanalyse der Modellparameter zeigt am Ende des Kapitels für<br />

das gewählte Zelldesign des 5 kW Zellstapels Optimierungspotentiale bezüglich der Zellleistung<br />

auf.<br />

Kapitel 3 erläutert die Messaufbauten und Messmethoden, die zur Charakterisierung der untersuchten<br />

Einzelzellen und Zellstapel zum Einsatz kommen. Den Schwerpunkt dieses Kapitels<br />

bildet die Beschreibung von zwei innovativen Verfahren zur Bestimmung der Stromdichteverteilung<br />

in Brennstoffzellen. Das erste Verfahren basiert auf lokalen Widerstandsmessungen. Die<br />

vorgestellte Messapparatur, die keine Segmentierung der MEA oder Bipolarplatte erfordert, ist<br />

kostengünstig zu fertigen und leicht in Zellstapel zu integrieren. Das als Magnetotomographie<br />

bezeichnete zweite Verfahren ist das derzeit einzige bekannte nicht-invasive und somit rückwirkungsfreie<br />

Verfahren zur Bestimmung der Stromdichteverteilung. Das Verfahren erlaubt,<br />

durch Messung der magnetischen Flussdichte außerhalb eines Zellstapels auf die Stromdichteverteilung<br />

innerhalb des Zellstapels zu schließen.<br />

Kapitel 4 beschreibt und bewertet die experimentellen Ergebnisse, die als Grundlage für die<br />

Auslegung des 5 kW Zellstapels dienen. Die Ergebnisse umfassen eine systematische Charakterisierung<br />

von Einzelzellen und aus maximal drei Zellen bestehenden Zellstapeln. Untersucht<br />

werden unter anderem die Einflüsse unterschiedlicher Strömungsstrukturen und Bipolarplattenmaterialien<br />

sowie variierender Betriebsparameter auf die Zellleistung.<br />

Kapitel 5 behandelt die Medienverteilung in einem Brennstoffzellenstapel. Eine gleichmäßige<br />

Verteilung der Medien auf die einzelnen Zellen eines Zellstapels ist Voraussetzung für eine<br />

hohe Leistungsausbeute. Die Verteilung der Medien ist neben verschiedenen Geometrie- und<br />

Betriebsparametern von der Art der Strömungsführung in dem Zellstapel abhängig. Der gewählte<br />

Ansatz zur Berechnung der Medienverteilung untersucht die Auswirkungen der unterschiedlichen<br />

Einflussgrößen auf die Verteilung und bestimmt für den 5 kW Stapel eine auf die<br />

Strömungsstruktur der Zellen abgestimmte Auslegung der Versorgungskanäle. In einem weiteren<br />

Schritt erfolgt die Verallgemeinerung des gewählten Ansatzes, indem die Einflussgrößen zu<br />

dimensionslosen Kennzahlen zusammengefasst werden. Für beliebige Zellstapelgeometrien<br />

wird die Gleichmäßigkeit der Medienverteilung in Abhängigkeit der Kennzahlen für ausgewählte<br />

Kennzahlbereiche in graphischer und analytischer Form präsentiert.<br />

Kapitel 6 befasst sich mit dem Wärmemanagement einer 5 kW PEFC. Zur Abfuhr der Reaktionswärme<br />

aus dem Zellstapel werden luft- und wasserbasierte Kühlkonzepte gegenübergestellt<br />

und bewertet. Eine entwickelte Auslegungsroutine optimiert die Kühlzellengeometrie bezüglich<br />

der durch die Kühlung bedingten Verlustleistung. Diese Routine erlaubt neben der Betrachtung<br />

der strömungsbedingten und Ohmschen Verlustleistung auch eine Berücksichtigung<br />

wärmetechnischer Gesichtspunkte.


11<br />

Kapitel 7 gibt einen Überblick über verschiedene Befeuchtungskonzepte und bewertet diese im<br />

Hinblick auf den Einsatz in der Brennstoffzelle. Ebenfalls erfolgt eine experimentelle Charakterisierung<br />

von Befeuchtern, die auf der Membrantechnologie basieren. Anhand der Messdaten erfolgt<br />

unter Berücksichtigung der experimentellen Ergebnisse aus Kapitel 4 die Auslegung der<br />

Befeuchtereinheiten für den 5 kW Zellstapel.<br />

Kapitel 8 betrachtet ein vereinfachtes 5 kW PEFC-System. Für dieses System werden bevorzugte<br />

Betriebsbereiche identifiziert, die einen wasserautarken Betrieb ermöglichen. Die Berechnungen<br />

des Wärme- und Wassermanagements sowie der Verlustleistung der peripheren Systemkomponenten<br />

orientieren sich an den Ergebnissen der vorherigen Kapitel.<br />

Zur Steigerung der volumetrischen und gravimetrischen Leistungsdichte werden in Kapitel 9<br />

ausgewählte Bauteile diesbezüglich optimiert. Betrachtet werden die Endplatten und Dichtungen<br />

des Zellstapels.<br />

In Kapitel 10 wird der gebaute und in Betrieb genommene Polymerelektrolyt-Brennstoffzellenstapel<br />

vorgestellt. Die Auslegung des Zellstapels basiert auf den in den vorangehenden Kapiteln<br />

vorgestellten Ergebnissen. Eine erste Leistungscharakterisierung zeigt, dass die Leistung<br />

von 5 kW erreicht wird.<br />

In Kapitel 11 sind die gewonnenen Erkenntnisse der Arbeit abschließend zusammengefasst.<br />

Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen des vom Ministerium für Wissenschaft und Forschung<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen geförderten Projektes „Auslegung eines kompakten<br />

PEFC-Stacks der 5 kW Klasse“. Die experimentellen Arbeiten wurden im <strong>Forschungszentrum</strong><br />

<strong>Jülich</strong> durchgeführt.


2 Leistungsmodellierung einer PEFC<br />

Die Modellbildung gewinnt im Bereich der Brennstoffzellentechnologie nicht zuletzt aufgrund der<br />

ständig steigenden Rechnerleistung einen immer größer werdenden Einfluss. Rechenmodelle<br />

vertiefen das Verständnis der in den Zellen ablaufenden elektrochemischen Reaktionen und<br />

helfen bei der Interpretation von Messergebnissen. Sie zeigen Optimierungspotentiale auf und<br />

erlauben, Voraussagen über das Zellverhalten zu treffen. Die Modellierung trägt dadurch entscheidend<br />

zu der verfahrenstechnischen Auslegung von Brennstoffzellen bei und verringert den<br />

experimentellen Messaufwand.<br />

Verschiedene Modelle einer Polymerelektrolyt-Brennstoffzelle sind aus der Literatur bekannt.<br />

Eindimensionale Rechenansätze beschränken sich auf die Beschreibung der Transportvorgänge<br />

rechtwinklig zur Zellebene und vernachlässigen jegliche Änderungen der Einflussgrößen<br />

entlang der Zellebene. Die ersten Modelle dieser Art sind in [36-38] publiziert worden. Zweidimensionale<br />

Modelle generieren die Verteilung der Parameter in einem Querschnitt der Zelle.<br />

Die untersuchte Schnittebene durch die Membranelektrodeneinheit kann entweder entlang<br />

eines Strömungskanals (along-the-channel) oder quer zu der Strömungsstruktur (across-thechannel)<br />

erfolgen [39-45]. Dreidimensionale Berechnungen liefern die detailliertesten Informationen,<br />

sind aber aufgrund des hohen Rechenaufwands sehr zeitaufwendig. Sie beschränken<br />

sich deshalb meist auf Detailbetrachtungen einer Brennstoffzelle oder eines Zellstapels [46-48].<br />

Dreidimensionale Berechnungen basieren auf einer großen Anzahl von Einflussgrößen und<br />

Parametern, die zum Teil schwierig zu bestimmen sind. Einen umfangreichen Überblick über<br />

die weltweiten Modellierungsaktivitäten im Bereich der PEFC bietet [49].<br />

Ziel der folgenden Überlegungen ist es, ein aus grundlegenden physikalischen Zusammenhängen<br />

abgeleitetes Modell zu entwickeln, das experimentelle Messergebnisse zufrieden<br />

stellend beschreiben kann. Dieses Modell soll anhand einer minimalen Parameteranzahl bei<br />

geringen Rechenzeiten eine Leistungscharakterisierung von Brennstoffzellen in Form von<br />

Spannungs-Stromdichte-Kennlinien erlauben. Dies ermöglicht die Interpretation von Messergebnissen<br />

und hilft, Optimierungspotentiale zu identifizieren. Des Weiteren soll das Modell in<br />

der Lage sein, aus wenigen Experimenten funktionale Abhängigkeiten zu ermitteln, die eine<br />

Voraussage der Leistungscharakteristik unter variierenden Betriebsbedingungen zulassen. Somit<br />

trägt das Modell dazu bei, den experimentellen Messaufwand entscheidend zu verringern.<br />

Die genannten Forderungen erfüllt ein eindimensionales (1D) Modell am besten.<br />

In diesem Kapitel werden ausgewählte, aus der Literatur bekannte 1D-Modellansätze diskutiert.<br />

Zur verbesserten Beschreibung des diffusionskontrollierten Bereiches der Spannungs-Stromdichte-Kennlinien<br />

wird ein um lokale zweidimensionale Effekte erweiterter, quasi eindimensionaler<br />

(Q1D) Ansatz vorgestellt und zwecks Validierung experimentellen Ergebnissen gegenübergestellt.<br />

Anhand eines definierten Basisfalls zeigt am Ende des Kapitels eine Sensitivitätsanalyse<br />

der aus dem Q1D-Ansatz gewonnenen Parameter Optimierungspotentiale der Zellleistung<br />

auf.


2.1 Analytischer eindimensionaler Modellansatz 13<br />

2.1 Analytischer eindimensionaler Modellansatz<br />

Die Leistungscharakteristik einer Brennstoffzelle wird im Allgemeinen durch Spannungs-Stromdichte-Kennlinien<br />

(U-i-Kennlinien) beschrieben. Verschiedene empirische und semi-empirische<br />

Ansätze zur Berechnung der Spannungs-Stromdichte-Kennlinien sind in den letzten Jahren<br />

veröffentlicht worden [50-57]. Die in diesen Arbeiten vorgestellten Gleichungen enthalten zum<br />

Teil eine Vielzahl an sogenannten Fitting-Koeffizienten, durch die bei der Reproduktion von<br />

experimentellen Daten eine hohe Übereinstimmung erzielt wird. Dabei basieren einzelne Terme<br />

dieser Gleichungen nicht immer auf physikalischen Effekten. Dies erschwert die physikalische<br />

Interpretation der berechneten Parameter und lässt keine gesicherte Übertragung auf andere<br />

Betriebsbedingungen zu. Das manifestiert sich darin, dass die systematische Applikation dieser<br />

Gleichungen auf Messdatensätze keine klaren Trends der (Fitting-) Koeffizienten zeigt [50, 51].<br />

Somit bietet sich nicht die Möglichkeit, mit Hilfe der gewonnenen Parameter auf die Leistungscharakteristik<br />

unter anderen Betriebsbedingungen zu schließen und Verständnis der ablaufenden<br />

Vorgänge zu erlangen.<br />

In einem in [58] beschriebenen 1D-Ansatz zur Berechnung einer Spannungs-Stromdichte-<br />

Kennlinie einer PEFC sind alle enthaltenen Parameter durch elementare Transport- und Kinetikparameter<br />

ausgedrückt. Die resultierenden Gleichungen sind aus den grundlegenden physikalischen<br />

Gleichungen zur Beschreibung der Vorgänge in der Katalysatorschicht hergeleitet.<br />

Dem Ansatz liegen folgende Annahmen zugrunde: Die Eigenschaften der Membran sind in der<br />

gesamten Zelle identisch. Aufgrund der guten Kinetik der Wasserstoffoxidation wird der Beitrag<br />

der Anode der PEFC zu den Überspannungen vernachlässigt. Betrachtet wird ausschließlich<br />

die Kathodenseite. Wegen der hohen elektronischen Leitfähigkeit des Kohlenstoffs ist das<br />

Potential der Kohlenstoffphase in der Katalysatorschicht als konstant angenommen. Ebenso ist<br />

die Leitfähigkeit der Membranphase in der Katalysatorschicht konstant. Das Potential der<br />

ionischen Phase ergibt sich aus der Summe aus den kathodischen Überspannungen η und<br />

dem Potential der Kohlenstoffphase in der Katalysatorschicht. Unter der Annahme einer dünnen<br />

Katalysatorschicht mit einem hohen Sauerstoffdiffusionsvermögen ist die Sauerstoffkonzentration<br />

in der Katalysatorschicht c konstant. Die Sauerstoffkonzentration in dem Strömungs-<br />

Kat<br />

kanal ist vom Zelleintritt bis zum Zellaustritt ebenfalls konstant. Diese Annahme entspricht<br />

einem großen Sauerstoffstöchiometriekoeffizienten λ .<br />

Die Katalysatorschicht wird beschrieben durch:<br />

∂i P x<br />

= −Q<br />

∂x<br />

i P x<br />

( x)<br />

( x)<br />

Gl. 2.1<br />

∂η<br />

= −σ ⋅<br />

Gl. 2.2<br />

∂x<br />

P<br />

Gleichung 2.1 beschreibt die Verringerung der Protonenstromdichte i<br />

x<br />

entlang des Weges x<br />

Q x . Die x -Achse hat ihren<br />

aufgrund der elektrochemischen Reaktion mit der Umsatzrate ( )<br />

Ursprung an der Grenzfläche zwischen der Membran und der Katalysatorschicht ( x =0) und<br />

verläuft orthogonal durch die Katalysator- und Diffusionsschicht (Bild 2.1). Die Dicke der


14 2 Leistungsmodellierung einer PEFC<br />

Katalysatorschicht ist mit l Kat<br />

, die Dicke der Diffusionsschicht mit l Diff<br />

bezeichnet. An der Stelle<br />

x = l Kat<br />

+ l Diff<br />

beginnt der kathodenseitige Strömungskanal. Gleichung 2.2 stellt das Ohmsche<br />

Gesetz dar, indem σ die Protonenleitfähigkeit der Polymerelektrolyt-Phase in der Katalysatorschicht<br />

ist. Da entsprechend der Annahme das Potential der Kohlenstoffphase konstant ist, ist<br />

in Gleichung 2.2 das Potential der ionischen Phase durch die Überspannung η ersetzt.<br />

c K<br />

c Kat<br />

Membran<br />

c O2 l Kat x<br />

Kat.-<br />

schicht<br />

Diffusionsschicht<br />

Kanal<br />

0<br />

l Kat + l Diff<br />

Bild 2.1: Schematischer Aufbau des Kathodenraumes mit dem Verlauf der Sauerstoffkonzentration<br />

Die Umsatzrate der elektrochemischen Reaktion ist gegeben durch die Tafel-Gleichung<br />

ex<br />

Q<br />

⎛ c<br />

⎜<br />

⎝ c<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

( ) ⎜<br />

Kat ⎛ ⎞<br />

x = i ⋅ ⎟ ⋅ ⋅η( x)⎟ ⎠<br />

ex<br />

Ref<br />

γ<br />

α ⋅ F<br />

exp ⎜<br />

Gl. 2.3<br />

⎝ R ⋅T<br />

i ist die auf das Volumen bezogene Austauschstromdichte,<br />

c<br />

Kat<br />

und<br />

Ref<br />

c bezeichnen die<br />

Sauerstoffkonzentration in der Katalysatorschicht beziehungsweise die Referenzsauerstoffkonzentration.<br />

Die Reaktionsordnung der Sauerstoffreduktion γ wird in den weiteren Betrachtungen<br />

nach [59] mit γ =1 angenommen. α ist der Transferkoeffizient, F die Faraday-Konstante,<br />

R die allgemeine Gaskonstante und T die Zelltemperatur.<br />

Der Sauerstofftransport durch die Diffusionsschicht wird durch das Fick’sche Gesetz beschrieben.<br />

Der durch die Diffusionsschicht diffundierende Sauerstoffmolenstrom ist proportional<br />

zu der Protonenstromdichte, die in die Katalysatorschicht eintritt.<br />

D<br />

Diff<br />

Diff<br />

P<br />

∂c<br />

i0<br />

⋅ =<br />

∂x<br />

n ⋅ F<br />

D ist der effektive Sauerstoffdiffusionskoeffizient in der Diffusionsschicht,<br />

Gl. 2.4<br />

P<br />

i 0<br />

die Protonenstromdichte<br />

an der Grenzfläche zwischen Membran und Katalysatorschicht. n =4 ist die Anzahl<br />

der pro Sauerstoffmolekül an der Reaktion teilnehmenden Elektronen.<br />

Die Lösung der Gleichung 2.4 liefert die Abhängigkeit der Sauerstoffkonzentration in der Katalysatorschicht<br />

von der Sauerstoffkonzentration im Strömungskanal c<br />

K<br />

.<br />

c<br />

Kat<br />

c<br />

P<br />

⎛ i ⎞ ⋅ ⎜ ⎟<br />

−<br />

0<br />

1 Gl. 2.5<br />

⎝ i ⎠<br />

=<br />

K<br />

G


2.1 Analytischer eindimensionaler Modellansatz 15<br />

mit der Grenzstromdichte i G<br />

i<br />

G<br />

DDiff<br />

⋅ cK<br />

= 4 ⋅ F ⋅<br />

Gl. 2.6<br />

l<br />

Diff<br />

Entspricht die Stromdichte der Grenzstromdichte, fällt die Sauerstoffkonzentration in der Katalysatorschicht<br />

auf den Wert null. Eine weitere Steigerung der Stromdichte ist somit nicht möglich.<br />

Gleichung 2.5 und Gleichung 2.3 eingesetzt in Gleichung 2.1 ergeben<br />

P<br />

∂i<br />

x<br />

∂x<br />

= −i<br />

ex<br />

⎛<br />

⎜<br />

c<br />

⋅<br />

⎝ c<br />

K<br />

Ref<br />

⎞ ⎛<br />

⎟<br />

i ⋅ ⎜1<br />

−<br />

⎠ ⎝ i<br />

P<br />

0<br />

G<br />

⎞ ⎛α<br />

⋅ F ⎞<br />

⎟ ⋅ exp⎜<br />

⋅η( x)⎟ ⎠ ⎝ R ⋅T<br />

⎠<br />

Gl. 2.7<br />

Unter Berücksichtigung von Gleichung 2.2 kann für Gleichung 2.7 für die beiden Grenzfälle<br />

i P 0<br />

> i∗<br />

eine analytische Lösung angegeben werden.<br />

P<br />

P<br />

η ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

0<br />

i0<br />

i<br />

= ⎜ ⎟ − − ⎜ ⎟<br />

−<br />

0<br />

P<br />

ln ln k ln 1<br />

, i0<br />

> i<br />

b ⎝ i*<br />

⎠ ⎝ iG<br />

⎠<br />

∗<br />

∗<br />

Gl. 2.8<br />

Gl. 2.9<br />

2 ⋅σ<br />

⋅b<br />

i∗<br />

= ,<br />

l<br />

Kat<br />

l<br />

k =<br />

Kat<br />

⋅i<br />

i<br />

∗<br />

ex<br />

c<br />

⋅<br />

c<br />

K<br />

Ref<br />

,<br />

R ⋅T<br />

b =<br />

α ⋅ F<br />

Gl. 2.10<br />

In Gleichung 2.10 bezeichnet i ∗<br />

die charakteristische Stromdichte, der Faktor k beschreibt die<br />

Konzentrationsüberspannung und der Faktor b steht für die Tafel-Steigung. Aus den Gleichungen<br />

2.8 und 2.9 geht hervor, dass die Überspannungen mit größer werdendem Verhältnis<br />

i P 0<br />

/ i ∗<br />

steigen. Gleichung 2.8 entspricht dem Fall einer über die Katalysatorschicht nahezu<br />

konstanten Überspannung η ( x ) = konstant . Ist entsprechend Gleichung 2.9 die Stromdichte<br />

größer als die charakteristische Stromdichte, findet die Reaktion in einer dünnen Unterschicht<br />

an der Grenzfläche zwischen Katalysatorschicht und Membran statt. Um den gleichen Strom zu<br />

produzieren, benötigt dieser Zustand eine um den Faktor 2 höhere Überspannung als der durch<br />

Gleichung 2.8 charakterisierte Zustand.<br />

Durch die Funktionφ werden die beiden in den Gleichungen 2.8 und 2.9 beschriebenen Grenzfälle<br />

zu einer für alle Protonenstromdichten i 0<br />

P<br />

gültigen Gleichung verbunden:<br />

P<br />

η ⎛<br />

0<br />

i0<br />

= φ ⋅ ln⎜<br />

b<br />

⎝ i*<br />

⎞ ⎛ i<br />

⎟ − − ⎜<br />

ln k ln<br />

1 −<br />

⎠ ⎝ i<br />

P<br />

0<br />

G<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

Gl. 2.11<br />

Die Funktion φ variiert zwischen den Werten 1 für i P 0<br />

> i*<br />

und ist definiert<br />

als<br />

P<br />

i0<br />

φ = 1+<br />

i<br />

Gl. 2.12<br />

∗<br />

P<br />

i0<br />

1+<br />

i<br />


16 2 Leistungsmodellierung einer PEFC<br />

In Gleichung 2.11 beschreiben die ersten beiden Terme auf der rechten Seite die Aktivierungs-<br />

und Konzentrationsüberspannung und der letzte Term die Diffusionsüberspannung.<br />

Brennstoffzellen werden überstöchiometrisch mit Luft versorgt. Das Verhältnis aus zugeführtem<br />

zu bei stöchiometrischer Reaktion umgesetztem Sauerstoffmolenstrom wird als Stöchiometriekoeffizient<br />

λ bezeichnet. Da der luftseitige Stöchiometriekoeffizient typischerweise jedoch nur<br />

zwischen λ =1,5 - 4 liegt, kann die Sauerstoffabreicherung vom Zelleintritt bis zum Zellaustritt<br />

nicht vernachlässigt werden. In [60] wird der obige Ansatz auf die Abhängigkeit der kathodenseitigen<br />

Überspannung von dem Stöchiometriekoeffizienten erweitert. Es wird gezeigt, dass der<br />

Einfluss der Sauerstoffabreicherung auf die Zellleistung beschrieben werden kann, indem die<br />

P<br />

Protonenstromdichte i 0<br />

durch das Produkt f<br />

λ<br />

⋅i<br />

ersetzt wird. i bezeichnet die über die gesamte<br />

Zelle gemittelte Stromdichte, der Faktor f berücksichtigt die Abhängigkeit der Überspannungen<br />

von dem Stöchiometriekoeffizienten. Aus Gleichung 2.11 folgt:<br />

λ<br />

η0<br />

⎛ f<br />

λ<br />

⋅ i ⎞<br />

= φ ⋅ ln<br />

⎜<br />

⎟ − ln k<br />

b ⎝ i*<br />

⎠<br />

0<br />

⎛<br />

− ln<br />

⎜1−<br />

⎝<br />

f<br />

λ<br />

⋅ i ⎞<br />

⎟<br />

i G 0 ⎠<br />

Gl. 2.13<br />

mit<br />

f<br />

λ<br />

⋅ i<br />

i<br />

lKat<br />

i<br />

D<br />

ex<br />

c<br />

Diff<br />

⋅ c<br />

∗<br />

⋅<br />

0<br />

0<br />

φ = 1+<br />

, k0 = ⋅ , iG0<br />

= 4 ⋅ F ⋅<br />

Gl. 2.14<br />

f<br />

λ<br />

⋅ i i∗<br />

cRef<br />

lDiff<br />

1+<br />

i<br />

∗<br />

Hierin bezeichnet c<br />

0<br />

die Sauerstoffkonzentration am Zelleintritt. f<br />

λ<br />

variiert zwischen unendlich<br />

(für λ → 1) und dem Wert 1 (für λ → ∞ ) und ist definiert als<br />

⎛ 1 ⎞<br />

f<br />

λ = − λ ⋅ ln⎜1<br />

− ⎟<br />

Gl. 2.15<br />

⎝ λ ⎠<br />

Für λ >> 1 liegt eine entlang des gesamten Strömungskanals nahezu konstante Sauerstoffkonzentration<br />

vor. In diesem Fall ist f 1 und somit die Überspannung η unabhängig vom<br />

≈<br />

λ<br />

Stöchiometriekoeffizienten. Eine stark ungleichmäßige Verteilung der Sauerstoffkonzentration<br />

im Strömungskanal stellt sich bei λ ≈ 1 ein. Der Wert von f<br />

λ<br />

steigt und die Grenzstromdichte<br />

i<br />

G0<br />

erscheint um den Faktor f<br />

λ<br />

verringert. In den weiteren Betrachtungen wird der Quotient<br />

i G 0<br />

/ f λ<br />

als Lambda-korrigierte Grenzstromdichte bezeichnet.<br />

Die Zellspannung U der PEFC berechnet sich nach Gleichung 2.16.<br />

U<br />

Z<br />

= U<br />

rev<br />

Z<br />

~<br />

−η − R ⋅ i<br />

Gl. 2.16<br />

0<br />

Ebenfalls vernachlässigt ist in Gleichung 2.16 die Verringerung der Zellspannung aufgrund der<br />

Diffusion der Reaktanden durch die Membran. U<br />

rev<br />

bezeichnet die temperaturabhängige reversible<br />

Zellspannung. Der Flächenwiderstand R = R Mem<br />

~ ~ ~<br />

+ RBulk<br />

setzt sich zusammen aus dem<br />

Flächenwiderstand der Membran R ~ Mem<br />

und dem Flächenwiderstand R ~<br />

Bulk<br />

, der die Kontakt- und<br />

Materialwiderstände der restlichen Zellkomponenten umfasst. Unter der Annahme, dass die


2.1 Analytischer eindimensionaler Modellansatz 17<br />

Membran über der gesamten Zelle ausreichend befeuchtet ist, kann eine Änderung von<br />

und damit von R ~ mit dem Protonenstrom vernachlässigt werden.<br />

R ~<br />

Mem<br />

Gleichung 2.13 eingesetzt in Gleichung 2.16 liefert die Berechnungsgrundlage zur Bestimmung<br />

der Spannungs-Stromdichte-Kennlinie<br />

U<br />

Z<br />

= U<br />

rev<br />

⎛ f<br />

λ<br />

⋅ i ⎞<br />

⎛ f ⋅ i ⎞<br />

b<br />

b k b<br />

− R ⋅ i<br />

i<br />

−<br />

λ ~<br />

− ⋅φ ⋅ ln<br />

⎜ ⎟ ⋅ ln − ⋅<br />

⎜ −<br />

i<br />

⎟<br />

0<br />

ln 1<br />

Gl. 2.17<br />

⎝ ∗ ⎠<br />

⎝ G0<br />

⎠<br />

Neben der Stromdichte i sind in Gleichung 2.17 die sieben Einflussgrößen auf die Zellspannung:<br />

die reversible Zellspannung U<br />

rev<br />

, die Tafel-Steigung b , der Faktor − ln k0<br />

, die Grenzstromdichte<br />

i<br />

G0<br />

, die charakteristische Stromdichte i *<br />

, f<br />

λ<br />

als Funktion des Stöchiometriekoeffizienten<br />

und der Flächenwiderstand R ~ . In Tabelle 2.1 ist aufgetragen, durch welche Größen die<br />

Modellparameter zur Beschreibung der kathodischen Überspannungen beeinflusst werden. ϕ<br />

0<br />

bezeichnet die relative Feuchte der Reaktanden am Zelleintritt. Für die weiteren Untersuchungen<br />

sind jeweils die Betriebstemperatur und die relative Feuchte der Reaktanden am<br />

Zelleintritt konstant.<br />

Modellparameter c<br />

0<br />

Tabelle 2.1: Einflussgrößen auf die Modellparameter<br />

( =ˆ p)<br />

U<br />

rev : +<br />

T λ ϕ<br />

0<br />

Beeinflussbar durch:<br />

Geometrie der<br />

Zellkomponenten<br />

Materialeigenschaften<br />

der Zellkomponenten<br />

b : + +<br />

− ln k 0 : + + +<br />

i<br />

G0 : + + + + +<br />

i<br />

∗ : + + +<br />

f<br />

λ : +<br />

R ~ : + + + +<br />

Der Modellansatze nach Gleichung 2.17 wird im Folgenden anhand von experimentellen<br />

Messdaten überprüft. Systematisch werden die Parameter aus dem Modellansatz auf einen aus<br />

mehreren experimentell ermittelten Spannungs-Stromdichte-Kennlinien bestehenden Messdatensatz<br />

angepasst.<br />

Die Experimente erfolgen an einer Einzelzelle im Labormaßstab. Die aktive Fläche beträgt<br />

18 cm². Untersucht wird der Einfluss der Sauerstoffkonzentration am Zelleintritt auf die Zellleistung.<br />

Bei konstantem Sauerstoffstöchiometriekoeffizienten ( λ =2) wird der Sauerstoffmolenbruch<br />

im Kathodengas variiert, indem Stickstoff und Sauerstoff in dem gewünschten Verhältnis<br />

vor dem Zelleintritt gemischt werden. Der Sauerstoffmolenbruch x ist auf das unbefeuchtete<br />

Kathodengas bezogen.<br />

O 2<br />

O 2


18 2 Leistungsmodellierung einer PEFC<br />

x<br />

nɺ<br />

O2<br />

O<br />

= ⋅<br />

2<br />

nɺ<br />

O<br />

+ nɺ<br />

2 N2<br />

100%<br />

Gl. 2.18<br />

nɺ , O<br />

nɺ<br />

2 N 2<br />

bezeichnen den Sauerstoff- und Stickstoffmolenstrom am Zelleintritt. Die Kathodengaszusammensetzung<br />

variiert zwischen x<br />

O 2<br />

= 5%<br />

und x<br />

O 2<br />

= 100%<br />

.<br />

Bei allen Messungen beträgt der Betriebsdruck 2 bar, die Betriebstemperatur 70 °C und der<br />

anodenseitige Stöchiometriekoeffizient λ =1,1. Die Reaktandengase sind vollständig befeuchtet.<br />

Der Aufbau des Teststands ist in Kapitel 3.2.2 näher beschrieben.<br />

H 2<br />

Die in obigem Ansatz in Gleichung 2.17 aufgeführten Parameter, die auf die experimentellen<br />

Daten angepasst werden, sind die Tafel-Steigung b , der Faktor − ln k0<br />

, die Grenzstromdichte<br />

i<br />

G0<br />

und die charakteristische Stromdichte i ∗<br />

. Bezogen auf den Standarddruck von 1 bar beträgt<br />

die reversible Zellspannung für die vorliegenden Bedingungen 1,18 V. Der Einfluss des von<br />

dem Standarddruck abweichenden Sauerstoffpartialdrucks wird über den Faktor − ln k0<br />

berücksichtigt.<br />

Der Flächenwiderstand R ~ wird mittels Abschaltmessungen (siehe Kapitel 3.6) während<br />

der Versuche direkt experimentell ermittelt. In allen Experimenten sind die Stöchiometriekoeffizienten<br />

des Anoden- und Kathodengases konstant. Nach Gleichung 2.15 ist der kathodenseitige<br />

Faktor f<br />

λ<br />

=1,39 bekannt.<br />

Von der Sauerstoffkonzentration abhängige Parameter sind der Faktor − ln k0<br />

sowie die Grenzstromdichte<br />

i<br />

G0<br />

(siehe Tabelle 2.1). Die Tafel-Steigung b und die charakteristische Stromdichte<br />

i hängen nicht von der Sauerstoffkonzentration ab und sind daher bei der Berechnung der<br />

∗<br />

unterschiedlichen Spannungs-Stromdichte-Kennlinien konstant.<br />

Die Berechnung der Parameter erfolgt, indem für die verschiedenen U-i-Kurven die Summe aus<br />

den Quadraten der Differenzen zwischen experimentellen und theoretischen Werten mit Hilfe<br />

einer Lösungsroutine minimiert werden.<br />

Die berechneten Werte für die einzelnen Parameter sind in Tabelle 2.2 aufgeführt. Die Tafel-<br />

Steigung b =60 mV (138 mV/dec) liegt in einem für PEFC typischen Bereich. Die berechnete<br />

charakteristische Stromdichte beträgt i<br />

∗<br />

=3,6 A/cm². Bei einem Sauerstoffmolenbruch von<br />

xO 2<br />

≤21 % ist die Stromdichte der Zelle kleiner als die charakteristische Stromdichte<br />

( f λ<br />

⋅i<br />

< i∗<br />

). Bei dieser Betriebsführung ist von einem gleichmäßigen Reaktionsumsatz in der<br />

Katalysatorschicht auszugehen. Für xO 2<br />

> 21 % arbeitet die Zelle in dem intermediären Stromdichteregime<br />

( f λ<br />

⋅i<br />

≅ i∗<br />

). Der Übergang von dem Regime geringer ( f λ<br />

⋅i<br />

> i ) Stromdichte ist verbunden mit einer Zunahme der Aktivierungsüberspannung.<br />

( f λ ∗<br />

Diesem unerwünschten Effekt kann zuvorgekommen werden, indem die charakteristische<br />

Stromdichte erhöht wird. Dies gelingt durch eine verbesserte Protonenleitfähigkeit, durch eine<br />

verringerte Katalysatorschichtdicke oder eine erhöhte Tafel-Steigung (siehe Gleichung 2.10).<br />

Die berechneten Werte für den von der Sauerstoffkonzentration abhängigen Faktor − ln k0<br />

sowie das Verhältnis f λ<br />

/ i G 0<br />

zeigen einen deutlichen Trend. Wie aus Gleichung 2.14 ersichtlich,<br />

werden beide Parameter mit zunehmender Sauerstoffkonzentration kleiner. Bei dem Experiment<br />

mit einem Sauerstoffmolenbruch von x =100 % wird nicht der diffusionskontrollierte<br />

Bereich der Spannungs-Stromdichte-Kennlinie erreicht. Die berechnete Grenzstromdichte ist in<br />

diesem Fall für physikalische Interpretationen ungeeignet.<br />

O 2


2.1 Analytischer eindimensionaler Modellansatz 19<br />

Tabelle 2.2: Berechnete Modellparameter für unterschiedliche Kathodengaszusammensetzungen<br />

Sauerstoffmolenbruch (bez. auf trockenes Kathodengas)<br />

5 % 10 % 21 % 40 % 80 % 100 %<br />

b 60 60 60 60 60 60 [mV]<br />

i<br />

∗<br />

3,6 3,6 3,6 3,6 3,6 3,6 [A/cm²]<br />

f<br />

λ 1,39 1,39 1,39 1,39 1,39 1,39 [-]<br />

R ~ (aus Exp.) 0,19 0,19 0,19 0,18 0,18 0,14 [Ωcm²]<br />

− ln k 0 9,57 8,36 7,49 7,03 6,69 6,20 [-]<br />

f / i<br />

G0<br />

1,98 1,19 0,71 0,47 0,4 0 [1/(A/cm²)]<br />

λ<br />

Spannung [mV]<br />

1000 Betriebsparameter:<br />

900<br />

aktive Fläche: 18 cm²<br />

Flow-Field-Struktur:<br />

800<br />

Anode: Mäander<br />

700<br />

Kathode: Mäander<br />

MEA (Katalysator Platin):<br />

600<br />

Belegung Anode: 0,4 mg/cm²<br />

Belegung Kathode: 0,6 mg/cm²<br />

500<br />

Druck: 2 bar (abs.)<br />

Stöchiometriefaktor:<br />

400<br />

Anode: λ = 1,1<br />

Kathode: λ = 2 (Gaszusammensetzung<br />

variiert)<br />

300<br />

relative Feuchte (Zelleintritt):<br />

Anode: 100%<br />

200<br />

Kathode: 100%<br />

x<br />

O2<br />

=5% 10% 21% 40% 80% 100%<br />

Zelltemperatur: 70 °C<br />

100<br />

Flächenwiderstand:<br />

0<br />

0,14-0,19 Ωcm²<br />

0,0 1,0 2,0 3,0 4,0<br />

Stromdichte [A/cm 2 ]<br />

Bild 2.2: Vergleich zwischen Messdaten und Simulation (Symbol: Experiment, Linie: Modell)<br />

Die mit den Parametern aus Tabelle 2.2 berechneten Simulationsergebnisse sind in Bild 2.2<br />

den experimentellen Messdaten gegenübergestellt. Der gewählte Modellansatz bildet im<br />

Bereich hoher Sauerstoffeintrittskonzentrationen die Messdaten gut ab. Der Korrelationskoeffizient<br />

für die Kennlinien mit einem Sauerstoffmolenbruch ≥40 % liegt über 0,999. Allerdings zeigt<br />

sich bei geringen Sauerstoffkonzentrationen und hohen Stromdichten, dass die simulierten<br />

O 2<br />

Kennlinien nur unbefriedigend dem gemessenen Verlauf folgen. Bei der Kennlinie mit dem<br />

Sauerstoffmolenbruch x =5 % tritt die größte Abweichung zwischen berechnetem und experimentellem<br />

Wert auf. In diesem Fall beträgt der Korrelationskoeffizient 0,988. Bei gleicher Zellspannung<br />

beträgt die maximale Differenz aus berechneter und gemessener Stromdichte<br />

55 mA/cm². Dies entspricht einer prozentualen Abweichung von 33 %. Die mittlere Abweichung<br />

der drei Kennlinien mit geringer Sauerstoffkonzentration ( x =5 %, 10 %, 21 %) beträgt<br />

28 mA/cm². In Bild 2.3 ist zu erkennen, dass der Übergang von dem nahezu linearen Bereich,<br />

O 2


20 2 Leistungsmodellierung einer PEFC<br />

der durch die Ohmschen Überspannungen kontrolliert ist, in den diffusionskontrollierten Bereich<br />

bei den berechneten Kurven bei höheren Stromdichten erfolgt als bei den experimentellen<br />

Daten. Dagegen fallen im diffusionskontrollierten Bereich die berechneten Kurven steiler ab.<br />

Dies deutet darauf hin, dass die für die gesamte Zelle angesetzte Grenzstromdichte durch den<br />

Term, der die Diffusionsüberspannung beschreibt, zu stark berücksichtigt wird.<br />

Ein neuer Modellansatz, der dieser Problematik Rechnung trägt, ist im folgenden Kapitel beschrieben.<br />

700<br />

600<br />

Spannung [mV]<br />

500<br />

400<br />

100%<br />

80%<br />

300<br />

x<br />

O2<br />

=5%<br />

10%<br />

200<br />

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0<br />

Stromdichte [A/cm 2 ]<br />

21%<br />

40%<br />

Bild 2.3: Vergleich zwischen Messdaten und Simulation, Ausschnittsvergrößerung des diffusionskontrollierten<br />

Bereiches der U-i-Kennlinien aus Bild 2.2 (Symbol: Experiment, Linie: Modell)<br />

2.2 Quasi eindimensionaler (Q1D-) Modellansatz<br />

Dem in Kapitel 2.1 beschriebenen Ansatz liegt die Annahme zugrunde, dass in der Zelle homogene<br />

Verhältnisse vorliegen. Dies erlaubt, gemittelte Parameter zur Leistungscharakterisierung<br />

heranzuziehen. Reale Zellen weichen von diesen idealen Bedingungen ab. Ortsaufgelöste<br />

Stromdichtemessungen in Brennstoffzellen, wie sie in Kapitel 4.3 gezeigt sind, und dreidimensionale<br />

Simulationsrechnungen [61] bestätigen dies. Demnach zeigen sich Inhomogenitäten in<br />

einer Zelle in Form von Gebieten hoher und geringer Leistungsdichte. Gründe für die Abweichungen<br />

von dem homogenen Idealfall sind zum Beispiel:<br />

- die über die Kanallänge stetig sinkende Sauerstoffkonzentration<br />

- unterschiedliche Weglängen bei der Diffusion der Reaktanden zu den Katalysatorplätzen,<br />

die unter einem Steg oder unter einem Kanal liegen<br />

Darüber hinaus können eine partielle Austrocknung der Membran sowie Wasseransammlungen<br />

in der Katalysator- oder Diffusionsschicht Inhomogenitäten in einer Zelle bedingen.


2.2 Quasi eindimensionaler (Q1D-) Modellansatz 21<br />

In Folge dessen setzt sich die über die gesamte Zelle gemessene Spannungs-Stromdichte-<br />

Kennlinie aus vielen „lokalen“ U-i-Kennlinien zusammen. Dies ist in Bild 2.4 veranschaulicht.<br />

Spannung<br />

Gebiet hoher<br />

Überspannungen<br />

Gebiet geringer<br />

Überspannungen<br />

resultierende<br />

Kennlinie<br />

Stromdichte<br />

Bild 2.4: Schematische Darstellung der lokalen Spannungs-Stromdichte-Kennlinien in einer<br />

Brennstoffzelle<br />

Unter der Annahme, dass die gesamte Membranfläche gleichmäßig befeuchtet ist, sind die<br />

unterschiedlichen Spannungs-Stromdichte-Kennlinien nur durch unterschiedliche Grenzstromdichten<br />

zu erklären. Die Grenzstromdichte ist nach Gleichung 2.14 eine Funktion der Diffusionsschichtdicke<br />

beziehungsweise der Diffusionsweglänge, des effektiven Sauerstoffdiffusionskoeffizienten<br />

sowie der Sauerstoffkonzentration am Zelleintritt. Beispielhaft ist in Bild 2.5 gezeigt,<br />

dass sich die Diffusionsweglänge zu Katalysatorplätzen unter einem Kanal von der zu<br />

Katalysatorplätzen unter einem Steg unterscheidet. Somit unterscheiden sich auch die dort vorliegenden<br />

Grenzstromdichten.<br />

Katalysatorschicht<br />

Kanal<br />

l Diff<br />

Diffusionsschicht<br />

Steg<br />

Bild 2.5: Unterschied der Weglänge bei der Diffusion zu Katalysatorplätzen unter Stegen und Kanälen<br />

Auf dieser Überlegung aufbauend wird im Folgenden ein neuer Modellierungsansatz vorgestellt.<br />

Basierend auf den im vorherigen Kapitel vorgestellten Modellvorstellungen wird in dem neuen<br />

Ansatz die resultierende Spannungs-Stromdichte-Kurve aus zwei U-i-Kurven generiert. Eine der<br />

beiden Kurven repräsentiert ein Gebiet mit höheren Überspannungen, die andere ein Gebiet mit<br />

geringeren Überspannungen. Bei beiden Kurven sind alle Parameter bis auf die Grenzstromdichte<br />

identisch. Die resultierende U-i-Kurve berechnet sich aus dem arithmetischen Mittel der<br />

isopotentialen Stromdichten der beiden Einzelkurven:<br />

i<br />

( U konstant)<br />

0 ,5 ⋅i<br />

+ 0, ⋅i<br />

Gl. 2.19<br />

resultiere nd<br />

=<br />

hohe Übersp. 5<br />

geringe Übersp.<br />

Z<br />

=<br />

Dadurch, dass lokale zweidimensionale Effekte in das eindimensionale Modell integriert werden,<br />

wird der neue Ansatz im Weiteren als quasi eindimensional (Q1D) bezeichnet.


22 2 Leistungsmodellierung einer PEFC<br />

2.2.1 Anwendung des Q1D-Modellansatzes auf Zellen im Labormaßstab<br />

Im Folgenden wird der Q1D-Ansatz auf die bereits in Kapitel 2.1 vorgestellten Messergebnisse<br />

einer Brennstoffzelle mit einer aktiven Fläche von 18 cm² angewendet. Beispielhaft für die<br />

Spannungs-Stromdichte-Kennlinie mit x =21 % zeigt Bild 2.6, wie nach dem Q1D-Ansatz die<br />

O 2<br />

resultierende Kennlinie aus den beiden lokalen Einzelkurven ermittelt wird. Die für diese beiden<br />

Kurven konstanten Parameter lauten b =56 mV, i ∗<br />

=3,6 A/cm² und − ln k0<br />

=8,8.<br />

Spannung [mV]<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Experiment<br />

resultierende Kennlinie<br />

Gebiet hoher Überspannungen<br />

Gebiet geringer Überspannungen<br />

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0<br />

Stromdichte [A/cm²]<br />

Bild 2.6: Bestimmung der U-i-Kennlinie für<br />

x<br />

O 2<br />

=21 % mittels des Q1D-Ansatzes<br />

Die Kurve, die das Gebiet der hohen Überspannungen repräsentiert, erreicht bei einer Zellspannung<br />

von circa 400 mV die maximale Stromdichte. Die Lambda-korrigierte Grenzstromdichte<br />

i G 0<br />

/ f<br />

λ<br />

liegt in diesem Gebiet bei 0,85 A/cm². Die Lambda-korrigierte Grenzstromdichte<br />

der Kennlinie des Gebiets geringer Überspannungen berechnet sich zu 2,09 A/cm². Die effektive<br />

Grenzstromdichte der resultierenden Kennlinie ergibt sich aus dem arithmetischen Mittel<br />

der beiden Grenzstromdichten zu 1,47 A/cm². Nach Gleichung 2.14 unterscheiden sich die<br />

Grenzstromdichten der Gebiete hoher und geringer Überspannungen ausschließlich durch den<br />

Massentransferkoeffizienten ( D / l ). Aufgrund lokaler zweidimensionaler Effekte ist dieser<br />

Diff<br />

Diff<br />

Koeffizient für das Gebiet der hohen Überspannungen um den Faktor 2,5 kleiner als für das<br />

Gebiet der geringen Überspannungen.<br />

In Bild 2.7 sind die Messdaten den Simulationsergebnissen des Q1D-Ansatzes gegenübergestellt.<br />

Wiederum variieren zwischen den einzelnen Kennlinien nur die von der Sauerstoffkonzentration<br />

abhängigen Parameter − ln k0<br />

(Bild 2.9) und die Grenzstromdichte i<br />

G0<br />

(Bild 2.10).<br />

Gemäß des neuen Modells liegen für jede berechnete U-i-Kurve zwei Grenzstromdichten vor.<br />

Die für alle Kennlinien konstanten Parameter lauten: b =56 mV, i<br />

∗<br />

=3,6 A/cm²,<br />

R ~ =0,14-0,19 Ωcm² (gemessen, siehe Tabelle 2.2).


2.2 Quasi eindimensionaler (Q1D-) Modellansatz 23<br />

1000<br />

Betriebsparameter:<br />

Spannung [mV]<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

x O2 =5% 10% 21% 40% 80% 100%<br />

0,0 1,0 2,0 3,0 4,0<br />

Stromdichte [A/cm²]<br />

aktive Fläche: 18 cm²<br />

Flow-Field-Struktur:<br />

Anode: Mäander<br />

Kathode: Mäander<br />

MEA (Katalysator Platin):<br />

Belegung Anode: 0,4 mg/cm²<br />

Belegung Kathode: 0,6 mg/cm²<br />

Druck: 2 bar (abs.)<br />

Stöchiometriefaktor:<br />

Anode: λ = 1,1<br />

Kathode: λ = 2 (Gaszusammensetzung<br />

variiert)<br />

relative Feuchte (Zelleintritt):<br />

Anode: 100%<br />

Kathode: 100%<br />

Zelltemperatur: 70 °C<br />

Flächenwiderstand:<br />

0,14-0,19 Ωcm²<br />

Bild 2.7: Vergleich der Messdaten mit den Simulationsrechnungen des quasi eindimensionalen Modells<br />

(Symbol: Experiment, Linie: Q1D-Modell)<br />

Ein Vergleich zwischen beiden Modellansätzen zeigt unter Verwendung des quasi eindimensionalen<br />

Ansatzes für den Bereich der hohen Stromdichten bei geringen Sauerstoffkonzentrationen<br />

eine deutlich bessere Übereinstimmung zwischen berechneten und experimentellen<br />

Werten. In Bild 2.8 ist dieser Bereich fokussiert. Die berechneten Kennlinien folgen dem Verlauf<br />

der Messdaten im diffusionskontrollierten Bereich zufrieden stellend. Die maximale Abweichung<br />

von rund 31 mA/cm² zwischen gemessenem und experimentellem Wert gleicher Spannung<br />

findet sich wiederum bei der Kennlinie mit einem Sauerstoffmolenbruch von 5 %. Die mittlere<br />

Abweichung der drei Kennlinien mit geringer Sauerstoffkonzentration ( x =5 %, 10 %, 21 %)<br />

beträgt 12 mA/cm². Dies entspricht im Vergleich zu dem Modellansatz aus Kapitel 2.1 einer<br />

Verringerung der Abweichungen um 57 %. In Tabelle 2.3 sind die Korrelationskoeffizienten der<br />

drei Kennlinien mit geringer Sauerstoffkonzentration für beide Ansätze gegenübergestellt.<br />

O 2<br />

Tabelle 2.3: Korrelationskoeffizienten der Kennlinien mit geringer Sauerstoffkonzentration<br />

Sauerstoffmolenbruch<br />

Korrelationskoeffizient<br />

erweiterter 1D-Ansatz Q1D-Ansatz<br />

nach [60]<br />

5 % 0,988 0,995<br />

10 % 0,995 0,999<br />

21 % 0,998 0,999


24 2 Leistungsmodellierung einer PEFC<br />

700<br />

650<br />

600<br />

Spannung [mV]<br />

550<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

100%<br />

80%<br />

300<br />

250<br />

x O2 =5% 10%<br />

21%<br />

40%<br />

200<br />

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0<br />

Stromdichte [A/cm²]<br />

Bild 2.8: Vergleich zwischen Messdaten und Simulation, Ausschnittsvergrößerung des diffusionskontrollierten<br />

Bereiches der U-i-Kennlinien aus Bild 2.7 (Symbol: Experiment, Linie: Q1D-Modell)<br />

In Bild 2.9 ist der ermittelte Verlauf des Faktors − ln k0<br />

in Abhängigkeit der molaren Sauerstoffkonzentration<br />

des befeuchteten Kathodengases am Zelleintritt aufgetragen. Wie nach Gleichung<br />

2.14 zu erwarten ist, steigen im Bereich der geringen Eintrittssauerstoffkonzentrationen<br />

die Werte für − ln k0<br />

steil an. Gleichung 2.20 folgt direkt aus der Definition von − ln k0<br />

in<br />

Gleichung 2.14<br />

y = −<br />

k<br />

( a ⋅ c )<br />

mit<br />

a<br />

l<br />

⋅i<br />

Kat ex<br />

ln<br />

0<br />

= − ln<br />

0<br />

=<br />

Gl. 2.20<br />

i∗<br />

⋅ cRef<br />

- ln k0 [-]<br />

11<br />

10,5<br />

10<br />

9,5<br />

9<br />

8,5<br />

8<br />

7,5<br />

x O2 =5%<br />

10%<br />

21%<br />

40%<br />

cm ³<br />

− ln k = − ln(9,28 ⋅ c<br />

0 mol o<br />

)<br />

- ln k 0<br />

[-]<br />

12<br />

11<br />

x O2=5%<br />

10<br />

9 80%<br />

10%<br />

100%<br />

21%<br />

8<br />

40%<br />

7<br />

9,0 11,0 13,0<br />

-ln (c 0<br />

/ (mol cm -3 ))<br />

80%<br />

100%<br />

7<br />

0,E+00 1,E-05 2,E-05 3,E-05 4,E-05 5,E-05 6,E-05<br />

Konzentration Sauerstoff (Eintritt, bef.) [mol/cm³]<br />

Bild 2.9: Abhängigkeit des Parameters –ln k 0 von der Sauerstoffkonzentration am Zelleintritt


2.2 Quasi eindimensionaler (Q1D-) Modellansatz 25<br />

Die in Bild 2.9 dargestellte logarithmische Regressionsfunktion liefert den Wert des in Gleichung<br />

2.20 aufgeführten Faktors a =9,28 cm³/mol. Unter den vorherrschenden Betriebsbedingungen<br />

und einer angenommenen Katalysatorschichtdicke von 10 µm kann daraus das Verhältnis<br />

i / =3,34*10 4 A/mol grob abgeschätzt werden.<br />

ex<br />

c Ref<br />

16,0<br />

14,0<br />

Gebiet hoher Überspannungen<br />

80%<br />

12,0<br />

Gebiet geringer Überspannungen<br />

iG0 [A/cm²]<br />

10,0<br />

8,0<br />

6,0<br />

4,0<br />

2,0<br />

10%<br />

5%<br />

21%<br />

40%<br />

Ausgleichsgeraden<br />

x O2 =100%<br />

0,0<br />

0,E+00 1,E-05 2,E-05 3,E-05 4,E-05 5,E-05 6,E-05<br />

Konzentration Sauerstoff (Eintritt, bef.) [mol/cm³]<br />

Bild 2.10: Abhängigkeit der Grenzstromdichten von der Sauerstoffkonzentration am Zelleintritt<br />

In Bild 2.10 sind die Grenzstromdichten der einzelnen Spannungs-Stromdichte-Kennlinien für<br />

hohe und niedrige Diffusionsüberspannungen als Funktion der Sauerstoffkonzentration des<br />

O 2<br />

befeuchteten Kathodengases am Zelleintritt aufgetragen. Für Sauerstoffkonzentrationen oberhalb<br />

von x =80 % sind die ermittelten Grenzstromdichten nicht mehr belastbar, da die Messdaten<br />

nicht den diffusionskontrollierten Bereich abdecken.<br />

Beide Grenzstromdichten steigen mit größer werdender Sauerstoffkonzentration an und zeigen<br />

nahezu den erwarteten linearen Verlauf. Aufgrund des höheren Massentransferkoeffizienten in<br />

den Gebieten geringer Überspannungen ist der Verlauf der Grenzstromdichte mit steigender<br />

Sauerstoffkonzentration für dieses Gebiet steiler. Die Differenz zwischen den beiden Grenzstromdichten<br />

nimmt somit mit steigender Sauerstoffkonzentration zu. Dies hat zur Folge, dass<br />

die beiden Kennlinien der Gebiete hoher und geringer Überspannungen bei hohen Sauerstoffkonzentrationen<br />

weiter auseinander liegen. Der Übergang vom Ohmschen in den diffusionskontrollierten<br />

Bereich der resultierenden Kurven verläuft daher bei hohen Sauerstoffkonzentrationen<br />

flacher, wie Bild 2.8 zeigt.<br />

An weiteren Messungen an der Messzelle wird überprüft, inwieweit sich die aus der Modellierung<br />

der U-i-Kurven bei unterschiedlichen Gaszusammensetzungen gewonnen Parameter auf<br />

andere Betriebsbedingungen übertragen lassen.<br />

Bei den folgenden Messungen entspricht die Kathodengaszusammensetzung der von Luft<br />

( x<br />

O 2<br />

=21 %). Der Betriebsdruck wird von 2 bar auf 3 bar erhöht. Der kathodenseitige Stöchiometriekoeffizient<br />

variiert für die gemessenen U-i-Kurven zwischen λ =1,5 und λ =2,5. Für die<br />

Modellierung der neuen Messkurven wird wiederum der aus Abschaltmessungen ermittelte<br />

Wert für den Flächenwiderstand R ~ angesetzt. Die Tafel-Steigung ist keine Funktion des Drucks<br />

O 2<br />

O 2


26 2 Leistungsmodellierung einer PEFC<br />

oder der Durchflussmenge (siehe Gleichung 2.10). Sie wird daher aus den vorherigen<br />

Modellierungsergebnissen mit b =56 mV übernommen. Wie aus Gleichung 2.14 hervorgeht,<br />

sind der Faktor − ln k0<br />

sowie die Grenzstromdichte i<br />

G0<br />

keine Funktion der Durchflussmenge.<br />

Wird also bei konstantem Druck und konstanter Sauerstoffeintrittskonzentration der Stöchiometriekoeffizient<br />

geändert, bleiben der Faktor − ln k0<br />

und die Grenzstromdichte i<br />

G0<br />

konstant.<br />

Aufgrund der Druckänderung von 2 bar auf 3 bar ändert sich die Sauerstoffeintrittskonzentration<br />

in dem gesättigten Kathodengas von circa 1,24e-5 mol/cm³ auf circa 1,97e-5 mol/cm³. Mit Hilfe<br />

der nach Gleichung 2.20 ermittelten Regressionsfunktion berechnet sich der Wert des Faktors<br />

− ln k 0<br />

für den neuen Druck von 3 bar zu − ln k0<br />

=8,6.<br />

Nach Gleichung 2.14 ist die Grenzstromdichte proportional zu der Sauerstoffkonzentration und<br />

dem effektiven Diffusionskoeffizienten. Lokale zweidimensionale Effekte wie beispielsweise Ansammlungen<br />

flüssigen Wassers in der Diffusions- oder Katalysatorschicht beeinflussen den<br />

effektiven Diffusionskoeffizienten entscheidend. Der Anteil des Wassers im System ist abhängig<br />

von dem vorherrschenden Betriebsdruck. Es ist daher davon auszugehen, dass die bei einem<br />

Betriebsdruck von 2 bar für unterschiedliche Sauerstoffeintrittskonzentrationen ermittelten Abhängigkeiten<br />

der Grenzstromdichten nicht direkt auf andere Betriebsdrücke übertragbar sind.<br />

Bei Variation des Betriebsdrucks lassen sich die Grenzstromdichten somit nicht aus den in Bild<br />

2.10 gezeigten Verläufen ableiten. Aus diesem Grund werden die Grenzstromdichten so berechnet,<br />

dass die Abweichung zwischen den modellierten Spannungs-Stromdichte-Kennlinien<br />

und den Messdaten minimiert ist. Gleichzeitig sind für die Kennlinien mit unterschiedlichem<br />

kathodenseitigen Stöchiometriekoeffizienten die Grenzstromdichten der Gebiete hoher und<br />

niedriger Überspannungen gleich groß. Die einzige sich für die Kennlinien bei unterschiedlichen<br />

Stöchiometriekoeffizienten ändernde Einflussgröße ist der Faktor f<br />

λ<br />

. Dieser berechnet sich für<br />

die unterschiedlichen Durchflüsse nach Gleichung 2.15.<br />

Spannung [mV]<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

lambda_O2= 1,5<br />

lambda_O2= 2<br />

lambda_O2= 2,5<br />

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0<br />

Stromdichte [A/cm²]<br />

Betriebsparameter:<br />

aktive Fläche: 18 cm²<br />

Flow-Field-Struktur:<br />

Anode: Mäander<br />

Kathode: Mäander<br />

MEA (Katalysator Platin):<br />

Belegung Anode: 0,4 mg/cm²<br />

Belegung Kathode: 0,6 mg/cm²<br />

Druck: 3 bar (abs.)<br />

Stöchiometriefaktor:<br />

Anode: λ = 1,1<br />

Kathode: λ = 1,5 - 2,5<br />

relative Feuchte (Zelleintritt):<br />

Anode: 100%<br />

Kathode: 100%<br />

Zelltemperatur: 70 °C<br />

Flächenwiderstand: 0,16 Ωcm²<br />

Bild 2.11: Vergleich der Messwerte mit den Q1D-Simulationsrechnungen für einen Betriebsdruck von<br />

3 bar (Symbol: Experiment, Linie: Q1D-Modell)


2.2 Quasi eindimensionaler (Q1D-) Modellansatz 27<br />

Der Vergleich zwischen den experimentellen Daten und den modellierten Kennlinien zeigt eine<br />

zufrieden stellende Übereinstimmung. Die aus den vorherigen Messungen bei einem Betriebsdruck<br />

von 2 bar übernommenen oder abgeleiteten Parameter lauten: b =56 mV, i ∗<br />

=3,6 A/cm²,<br />

− ln k 0<br />

=8,6. Der gemessene Flächenwiderstand beträgt R ~ =0,16 Ωcm². Die auf die Experimente<br />

angepassten, aber für alle Kennlinien konstanten Grenzstromdichten i<br />

G0<br />

lauten: Gebiet<br />

hoher Überspannungen i<br />

G0<br />

=1,4 A/cm², Gebiet geringer Überspannungen i<br />

G0<br />

=3,3 A/cm². Entsprechend<br />

den untersuchten Stöchiometriekoeffizienten variiert der Faktor f zwischen den<br />

Werten 1,28 und 1,65.<br />

Wie von dem theoretischen Ansatz vorhergesagt, beschreiben die vom Durchfluss unabhängigen,<br />

konstanten Grenzstromdichten die diffusionskontrollierten Bereiche der Kurven für<br />

unterschiedliche Stöchiometriekoeffizienten sehr genau. Im Vergleich zu den ermittelten Grenzstromdichten<br />

für Luft bei einem Betriebsdruck von 2 bar bewirkt die Druckerhöhung eine Steigerung<br />

der Grenzstromdichten um jeweils circa 20 %. Demnach verringert die Druckerhöhung die<br />

Diffusionsüberspannung sowohl in dem Gebiet hoher als auch in dem Gebiet geringer<br />

Überspannungen.<br />

λ<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der quasi eindimensionale Modellansatz die<br />

experimentellen Messdatensätze sehr gut abbildet und generische Einflüsse erkennen lässt.<br />

Die aus Messungen bei einem Betriebsdruck von 2 bar gewonnene Tafel-Steigung und die<br />

charakteristische Stromdichte können direkt für die Modellierung der Kennlinien unter verändertem<br />

Betriebsdruck oder Stöchiometriekoeffizienten herangezogen werden. Aus der ermittelten<br />

Abhängigkeit des Faktors − ln k0<br />

von der Sauerstoffeintrittskonzentration bei einem Betriebsdruck<br />

von 2 bar kann der Wert des Faktors für einen anderen Betriebsdruck berechnet werden.<br />

Der Verlauf der Grenzstromdichte, ermittelt unter Variation der Kathodengaszusammensetzung,<br />

kann nicht direkt auf eine Änderung des Betriebsdrucks übertragen werden. Dazu muss die<br />

Abhängigkeit des Massentransferkoeffizienten vom Druck bei konstantem Sauerstoffmolenbruch<br />

bekannt sein. Die gute Übereinstimmung zwischen Modell und Experiment bestätigt die<br />

physikalischen Ansätze, nach denen die Grenzstromdichte keine Funktion des Stöchiometriekoeffizienten<br />

ist.<br />

2.2.2 Anwendung des Q1D-Modellansatzes auf Einzelzellen eines 5 kW-Stapels<br />

Die bisher vorgestellten experimentellen Messungen erfolgten an einer Einzelzelle mit einer<br />

aktiven Fläche von 18 cm². Brennstoffzellen, die im Kilowattbereich arbeiten, besitzen aktive<br />

Zellflächen, die um mehr als eine Größenordnung größer sein können. Die folgenden Untersuchungen<br />

bestätigen, dass der quasi eindimensionale Modellansatz auch auf Zellen dieser<br />

Größe angewendet werden kann. Dazu werden Messungen an einer Zelle mit einer aktiven<br />

Fläche von 244 cm² durchgeführt. Der weitere Verlauf der Arbeit zeigt, dass Zellen dieser<br />

Größe für den Einsatz in Brennstoffzellenstapeln der 5 kW-Klasse geeignet sind. Die Strömungsstruktur<br />

der Zelle sieht 14 mäanderförmig verlaufende Kanäle vor. Der Aufbau der Zelle<br />

ist detailliert in Kapitel 3.1 beschrieben. Der Betrieb einer PEFC unterhalb einer Zellspannung


28 2 Leistungsmodellierung einer PEFC<br />

von 500 mV ist aufgrund des geringen Wirkungsgrads nicht von wirtschaftlichem Interesse.<br />

Diese Zellspannung wird bei den vorliegenden Messungen bei einer Stromdichte von circa<br />

1,1 A/cm² erreicht. Die maximal untersuchte Stromdichte ist daher bei diesen Messungen auf<br />

1,2 A/cm² begrenzt. Unter den vorherrschenden Betriebsbedingungen wird die effektive Grenzstromdichte<br />

nicht erreicht. Bei den Messungen variiert der Betriebsdruck zwischen 1,5 bar und<br />

2,5 bar und der kathodenseitige Stöchiometriekoeffizient zwischen 1,5 und 4. Der anodenseitige<br />

Stöchiometriekoeffizient beträgt 1,1. Die Reaktanden sind am Zelleintritt vollständig befeuchtet,<br />

die Betriebstemperatur beträgt 70 °C. Kathodenseitig wird Luft ( x<br />

O 2<br />

=21%) zugeführt.<br />

Tabelle 2.4: Berechnete Modellparameter für unterschiedliche Betriebsdrücke<br />

Betriebsdruck<br />

1,5 bar 2 bar 2,5 bar<br />

b 42 42 42 [mV]<br />

i 3,66 3,66 3,66 [A/cm²]<br />

∗<br />

f 1,39 1,39 1,39 [-]<br />

λ<br />

R ~ (aus Exp.) 0,17 0,17 0,17 [Ωcm²]<br />

− ln k 0<br />

11,62 11,32 11,17 [-]<br />

f / i<br />

G0<br />

(geringe Überspg.) 0,50 0,50 0,50 [1/(A/cm²)]<br />

λ<br />

f / i<br />

G0<br />

(hohe Überspg.) 1,00 0,89 0,75 [1/(A/cm²)]<br />

λ<br />

Spannung [mV]<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

p = 1,5 bar<br />

p = 2 bar<br />

p = 2,5 bar<br />

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4<br />

Stromdichte [A/cm²]<br />

Betriebsparameter:<br />

aktive Fläche: 244 cm²<br />

Flow-Field-Struktur:<br />

Anode: Mäander<br />

Kathode: Mäander<br />

MEA (Katalysator Platin):<br />

Belegung Anode: 0,4 mg/cm²<br />

Belegung Kathode: 0,6 mg/cm²<br />

Druck: 1,5 - 2,5 bar (abs.)<br />

Stöchiometriefaktor:<br />

Anode: λ = 1,1<br />

Kathode: λ = 2<br />

relative Feuchte (Zelleintritt):<br />

Anode: 100%<br />

Kathode: 100%<br />

Zelltemperatur: 70 °C<br />

Flächenwiderstand: 0,17 Ωcm²<br />

Bild 2.12: Vergleich der Messwerte mit den berechneten Werten für unterschiedliche Betriebsdrücke<br />

(Symbol: Experiment, Linie: Q1D-Modell)


2.2 Quasi eindimensionaler (Q1D-) Modellansatz 29<br />

Ein Messdatensatz bestehend aus drei U-i-Kennlinien mit unterschiedlichen Betriebsdrücken<br />

dient der Bestimmung der Modellparameter. Die für die Druckvariationen konstante Tafel-<br />

Steigung und die konstante charakteristische Stromdichte sowie die Abhängigkeit des Faktors<br />

− ln k 0<br />

und der Grenzstromdichten von der Sauerstoffeintrittskonzentration werden ermittelt.<br />

Der Flächenwiderstand ist aus Messungen bekannt ( R ~ =0,17 Ωcm²). In Tabelle 2.4 sind die berechneten<br />

Parameter aufgeführt. Bei maximaler Stromdichte erreichen die Messdaten nicht den<br />

Bereich der diffusionskontrollierten Überspannungen. Die Grenzstromdichten der unterschiedlichen<br />

Kennlinien sind unter der Annahme ermittelt worden, dass die Grenzstromdichte im<br />

Gebiet geringer Überspannungen bei Druckänderungen konstant ist. Unter dieser Annahme<br />

kann eine zufrieden stellende Übereinstimmung zwischen den experimentellen und den berechneten<br />

Werten erzielt werden (Bild 2.12).<br />

Überprüft wird der Anwendungsbereich des quasi eindimensionalen Modells, indem die ermittelten<br />

Parameter auf einen weiteren Messdatensatz appliziert werden. Simuliert werden<br />

Spannungs-Stromdichte-Kennlinien für unterschiedliche kathodenseitige Stöchiometriekoeffizienten<br />

bei konstantem Betriebsdruck. Die Berechungen beruhen auf den konstanten Parametern<br />

aus Tabelle 2.4. Aufgrund des sich ändernden Durchflusses wird ausschließlich der<br />

Faktor f<br />

λ<br />

nach Gleichung 2.15 an die unterschiedlichen Stöchiometriekoeffizienten angepasst.<br />

Die modellierten Kennlinien sind in Bild 2.13 den Messdaten gegenübergestellt. Bei der Kennlinie<br />

mit einem kathodenseitigen Stöchiometriekoeffizienten von λ =1,5 zeigt sich, dass der<br />

diffusionskontrollierte Bereich für die berechnete Kennlinie schon bei geringeren Stromdichten<br />

einsetzt als bei Extrapolation der Messdaten zu erwarten ist. Der bei diesen Messungen im<br />

Vordergrund stehende technisch relevante Bereich ist allerdings auch für diese Kennlinie mit<br />

einer sehr guten Übereinstimmung zu den Experimenten abgebildet.<br />

Spannung [mV]<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

lambda_O2 = 1,5<br />

lambda_O2 = 2<br />

lambda_O2 = 4<br />

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4<br />

Stromdichte [A/cm²]<br />

O 2<br />

Betriebsparameter:<br />

aktive Fläche: 244 cm²<br />

Flow-Field-Struktur:<br />

Anode: Mäander<br />

Kathode: Mäander<br />

MEA (Katalysator Platin):<br />

Belegung Anode: 0,4 mg/cm²<br />

Belegung Kathode: 0,6 mg/cm²<br />

Druck: 2 bar (abs.)<br />

Stöchiometriefaktor:<br />

Anode: λ = 1,1<br />

Kathode: λ = 1,5 - 4<br />

relative Feuchte (Zelleintritt):<br />

Anode: 100%<br />

Kathode: 100%<br />

Zelltemperatur: 70 °C<br />

Flächenwiderstand: 0,17 Ωcm²<br />

Bild 2.13: Vergleich der Messwerte mit den Simulationsrechnungen für unterschiedliche Sauerstoffstöchiometriekoeffizienten<br />

(Symbol: Experiment, Linie: Q1D-Modell)


30 2 Leistungsmodellierung einer PEFC<br />

Die Abhängigkeit von der Sauerstoffeintrittskonzentration des Parameters − ln k0<br />

und der<br />

Grenzstromdichten kann wiederum mit Gleichung 2.20 beziehungsweise durch entsprechende<br />

Regressionsfunktionen beschrieben werden. Diese Abhängigkeiten sind unter Variation des<br />

Betriebsdrucks und nicht wie im vorherigen Kapitel unter Variation des Sauerstoffmolenbruchs<br />

ermittelt worden. Dies erlaubt zur Modellierung der Kennlinien unter einem anderen Betriebsdruck<br />

und einer anderen Durchflussmenge des Kathodengases zwischen den Messpunkten zu<br />

interpolieren. Voraussetzung dabei ist, dass die trockene Kathodengaszusammensetzung, die<br />

Temperatur und die Eintrittsfeuchte der Reaktandengase konstant sind.<br />

Die obigen Ergebnisse lassen darauf schließen, dass zur Bestimmung der Parameterabhängigkeiten<br />

nur rund drei bis vier Messungen bei unterschiedlichen Betriebsdrücken benötigt werden.<br />

Diese Abhängigkeiten erlauben, die Leistungscharakteristik der Zelle unter Variation der<br />

Durchflussmenge des Kathodengases und des Betriebsdrucks zumindest im technisch relevanten<br />

Bereich vorherzusagen. Unter Verwendung des hier vorgestellten quasi eindimensionalen<br />

Modellansatzes kann demnach die Anzahl der zur Leistungscharakterisierung einer Zelle<br />

benötigten Experimente deutlich verringert werden.<br />

2.3 Identifikation von Optimierungspotentialen bezüglich der Zellleistung<br />

Dieses Kapitel analysiert anhand eines zuvor definierten Basisfalls den Einfluss der Modell- und<br />

Betriebsparameter auf das Leistungsverhalten der Brennstoffzelle. Die einzelnen Verlustterme<br />

werden getrennt voneinander quantifiziert. Die Auswirkung auf das Leistungsverhalten bei<br />

Variation der Einflussgrößen wird mittels einer Sensitivitätsanalyse bewertet. Aus den Ergebnissen<br />

werden Maßnahmen zur Steigerung der Leistung abgeleitet und Betriebsparameterbereiche<br />

zur optimierten Betriebsführung identifiziert.<br />

2.3.1 Definition eines Basisfalls<br />

Zur Bewertung des Einflusses der Modell- und Betriebsparameter auf das Leistungsverhalten<br />

wird ein Basisfall definiert. Der gewählte Basisfall entspricht der in Kapitel 2.2 vorgestellten<br />

Messung an der Zelle mit einer aktiven Flächen von 244 cm² und ist somit für die Auswahl<br />

geeigneter Betriebspunkte eines 5 kW PEFC-Stacks von Interesse. Der dieser Messung zugrunde<br />

liegende Betriebsdruck beträgt 2 bar, der kathodenseitige Stöchiometriekoeffizient<br />

λ<br />

O 2<br />

=2 ( f<br />

λ<br />

=1,39) und die Betriebstemperatur 70 °C. Die Reaktandengase sind vollständig befeuchtet,<br />

das Kathodengas ist Luft. Die unter diesen Betriebsbedingungen mittels des Q1D-<br />

Ansatzes ermittelten Modellparameter sind in Tabelle 2.5 aufgeführt.


2.3 Identifikation von Optimierungspotentialen bezüglich der Zellleistung 31<br />

Tabelle 2.5: Q1D-Modellparameter des Basisfalls<br />

b : 42 [mV]<br />

i : 3,66 [A/cm²]<br />

∗<br />

R ~ : 0,17 [Ωcm²]<br />

− ln k 0<br />

: 11,32 [-]<br />

f / i<br />

G0<br />

(hohe Überspg.) : 0,89 [1/(A/cm²)]<br />

λ<br />

f / i<br />

G0<br />

(geringe Überspg.) : 0,50 [1/(A/cm²)]<br />

λ<br />

Bild 2.14 zeigt die resultierende Spannungs-Stromdichte-Kennlinie mit dem entsprechenden<br />

Verlauf der flächenspezifischen Leistung. Für den Basisfall werden zwei Betriebspunkte<br />

definiert. Für stationäre Anwendungen wird als Auslegungspunkt bevorzugt eine Zellspannung<br />

zwischen 600 mV und 700 mV gewählt. Der erste Betriebspunkt wird deshalb bei 700 mV<br />

festgelegt. Bei dieser Zellspannung beträgt der auf den Brennwert bezogene Wirkungsgrad<br />

circa 47 %. Der zweite Betriebspunkt liegt in dem Punkt maximaler flächenspezifischer Zellleistung<br />

(557 mW/cm²). Die zugehörige Spannung beträgt 475 mV, der Wirkungsgrad circa<br />

32 %.<br />

1000<br />

600<br />

Spannung [mV]<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Betriebspunkt 1<br />

Spannung<br />

Betriebspunkt 2<br />

spez. Leistung<br />

540<br />

480<br />

420<br />

360<br />

300<br />

240<br />

180<br />

120<br />

60<br />

flächenspez. Leistung [mW/cm²]<br />

0<br />

0<br />

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6<br />

Stromdichte [A/cm²]<br />

Bild 2.14: Abhängigkeit der Zellspannung und der flächenspezifischen Leistung von der<br />

Stromdichte im Basisfall


32 2 Leistungsmodellierung einer PEFC<br />

2.3.2 Einfluss der Modellparameter<br />

In Bild 2.15 sind für den Basisfall die Verläufe der einzelnen Überspannungsterme als Funktion<br />

der Stromdichte aufgetragen. Die Überspannungsterme berechnen sich nach Gleichung 2.17.<br />

In dem betrachteten Arbeitsbereich der Brennstoffzelle bedingen die Aktivierungs- und Konzentrationsüberspannungen<br />

den größten Potentialabfall. Die Änderung dieser Überspannungen mit<br />

steigender Stromdichte ist nur geringfügig und beträgt zwischen Betriebspunkt (1) und (2)<br />

42 mV. Die Ohmschen Überspannungen sind proportional zu der Stromdichte. Naturgemäß<br />

kommen die Diffusionsüberspannungen erst in dem diffusionskontrollierten Bereich der<br />

Spannungs-Stromdichte-Kennlinie zum Tragen.<br />

Die Summe der Überspannungen beträgt im Betriebspunkt (1) 480 mV, im Betriebspunkt (2)<br />

705 mV. Während im Betriebspunkt (1) die Ohmschen Überspannungen 15 % (74 mV) des Potentialabfalls<br />

verursachen, beträgt im Betriebspunkt der maximalen Leistung der Anteil 28 %<br />

(199 mV). Der Anteil der Aktivierungs- und Konzentrationsüberspannungen sinkt dagegen von<br />

81 % (390 mV) auf 61 % (432 mV). Die Diffusionsüberspannungen steigen von circa 16 mV<br />

(


2.3 Identifikation von Optimierungspotentialen bezüglich der Zellleistung 33<br />

flächenspez. Leistung [mW/cm²]<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

-10%<br />

Basisfall<br />

+10%<br />

0<br />

~<br />

b i -ln(k ) R 1/i<br />

* 0<br />

G0<br />

Bild 2.16: Modellparametervariation im Betriebspunkt (1) bei einer Zellspannung von 700 mV<br />

In Bild 2.16 und Bild 2.17 sind die Ergebnisse der Parametervariation für die Betriebspunkte (1)<br />

und (2) wiedergegeben. Dargestellt ist die flächenspezifische Leistung in Abhängigkeit der<br />

variierten Parameter. Im Basisfall beträgt für den Betriebspunkt (1) die flächenspezifische Zellleistung<br />

310 mW/cm², für den Betriebspunkt der maximalen Leistung ergibt sich eine flächenspezifische<br />

Leistung von 557 mW/cm².<br />

600<br />

flächenspez. Leistung [mW/cm²]<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

-10%<br />

Basisfall<br />

+10%<br />

0<br />

~<br />

b i -ln(k ) R 1/i<br />

* 0<br />

G0<br />

Bild 2.17: Modellparametervariation im Betriebspunkt (2) bei einer Zellspannung von 475 mV<br />

Bei Variation der Tafel-Steigung b ändert sich die flächenspezifische Leistung um circa ± 30 %<br />

im Betriebspunkt (1) beziehungsweise um ± 11 % im Betriebspunkt (2). Demnach kann die Zell-


34 2 Leistungsmodellierung einer PEFC<br />

leistung durch eine verringerte Tafel-Steigung insbesondere im Teillastbetrieb beträchtlich gesteigert<br />

werden.<br />

Der Einfluss der charakteristischen Stromdichte ist in den untersuchten Betriebspunkten<br />

vernachlässigbar. Die Änderung der Zellleistung durch die Variation von i<br />

∗<br />

ist für beide Betriebspunkte<br />

kleiner als 3 %. Selbst bei der Verringerung um 10 % ist die charakteristische<br />

Stromdichte circa drei mal so groß wie die maximale untersuchte Stromdichte. Demnach ist<br />

bereits in diesem Fall die Überspannung in der gesamten Katalysatorschicht nahezu konstant,<br />

so dass die Leistung der Zelle durch eine Erhöhung der charakteristischen Stromdichte nur<br />

marginal beeinflusst wird.<br />

Starke Auswirkung auf die Zellleistung hat die Variation des Faktors − ln k0<br />

. Bei Variation um<br />

± 10 % ändert sich die Zellleistung im Betriebspunkt (1) um ± 35 % beziehungsweise im Betriebspunkt<br />

(2) um ± 11 %. Dies entspricht einer absoluten Änderung von circa ± 110 mW/cm²<br />

beziehungsweise circa ± 60 mW/cm². Die Zellleistung erhöht sich durch eine Verringerung des<br />

Faktors − ln k0<br />

. Beispielsweise können eine vergrößerte Katalysatorschichtdicke und Austauschstromdichte<br />

diese Verringerung von − ln k0<br />

bewirken. Die Austauschstromdichte wird<br />

wiederum durch eine vergrößerte Katalysatoroberfläche und –aktivität begünstigt.<br />

Die Variation des Zellwiderstands beeinflusst die Leistung bei beiden Betriebspunkten weniger<br />

als die Tafel-Steigung oder der Faktor − ln k0<br />

(< ± 6 %). Im Gegensatz zu den anderen Einflussgrößen<br />

lässt sich der Ohmsche Widerstand aber häufig mit geringem konstruktivem und<br />

fertigungstechnischem Aufwand senken. Zum Beispiel können ein erhöhter Anpressdruck ebenso<br />

wie eine dünne Goldbeschichtung bei metallischen Bipolarplatten die Kontaktwiderstände<br />

maßgeblich verringern.<br />

Beide Betriebspunkte liegen nicht im diffusionskontrollierten Bereich der Spannungs-Stromdichte-Kennlinie.<br />

Daher ist der Einfluss der Grenzstromdichte auf die Zellleistung gering. Die<br />

flächenspezifische Leistung ändert sich im Betriebspunkt (1) um weniger als ± 2 %, im Betriebspunkt<br />

(2) um ± 4 %. Die gewünschte hohe Grenzstromdichte wird erreicht durch eine Diffusionsschicht<br />

geringer Dicke in Kombination mit einem großen effektiven Sauerstoffdiffusionskoeffizienten.<br />

Produktwasser, das sich in der Katalysator- und Diffusionsschicht anreichert, behindert<br />

die Sauerstoffdiffusion. Ein Ansatz, das Produktwasser wirkungsvoller aus diesen Schichten<br />

auszutragen, besteht darin, die Schichten hydrophober auszuführen.<br />

Zusammenfassend zeigt sich, dass die maximalen Änderungen der Zellleistung für den Betriebspunkt<br />

mit der höheren Zellspannung prozentual und absolut größer sind als im Betriebspunkt<br />

der maximalen Zellleistung. Bei beiden Betriebspunkten eröffnen eine verringerte Tafel-<br />

Steigung und ein kleinerer Faktor − ln k0<br />

das größte Potential zur Steigerung der Zellleistung.<br />

Eine effektive Nutzung dieses Potentials ergibt sich durch eine Vergrößerung der aktiven Katalysatoroberfläche<br />

und eine Verbesserung der Katalysatoraktivität.<br />

2.3.3 Einfluss ausgewählter Betriebsparameter<br />

Im Folgenden wird untersucht, wie sich für den Basisfall die Zellspannung als Funktion des<br />

Sauerstoffumsatzes im Kathodengas verhält. Der Sauerstoffumsatz ist definiert als der


2.3 Identifikation von Optimierungspotentialen bezüglich der Zellleistung 35<br />

Reziprokwert des Stöchiometriekoeffizienten. Zum Beispiel entspricht der Stöchiometriekoeffizient<br />

λ=2 einem Reaktandenumsatz von 50 %.<br />

Große Stoffströme und hohe Betriebsdrücke bedingen eine große Verlustleistung durch die<br />

Peripherieaggregate, zu denen beispielsweise Verdichter und Pumpe zählen. Das Wassermanagement<br />

beziehungsweise der wasserautarke Betrieb eines Brennstoffzellensystems ist ferner<br />

für große Stoffströme, die vor dem Eintritt in die Brennstoffzelle befeuchtet werden müssen,<br />

aufwendig. Für den Betrieb einer Brennstoffzelle wird daher ein Betriebspunkt mit möglichst<br />

hohem Umsatz bei gleichzeitig geringem Betriebsdruck angestrebt. Ist die Reaktandenverteilung<br />

in einem Zellstapel inhomogen, besteht bei einem hohen Umsatz die Gefahr, dass<br />

einzelne Zellen im diffusionskontrollierten Bereich arbeiten. Aufgrund der in diesen Zellen<br />

auftretenden hohen Überspannungen kann die Gesamtleistung des Stapels deutlich verringert<br />

sein und eine beschleunigte Alterung der Membran-Elektroden-Einheit auftreten [62, 63]. Die<br />

geringere Strömungsgeschwindigkeit der Reaktanden bei hohen Umsätzen erschwert den Austrag<br />

von flüssigem Produktwasser. Das flüssige Wasser kann für die Zelle schädliche Verunreinigungen<br />

aus den verwendeten Zellkomponenten auswaschen und diese in der Zelle verteilen.<br />

Dies kann beispielsweise zu einer Verringerung der Hydrophobizität der Diffusionsschicht<br />

oder der ionischen Leitfähigkeit der Membran führen. Blockiert das flüssige Wasser die<br />

Strömungsstrukturen, resultiert dies in einer Verringerung der elektrochemisch aktiven Fläche<br />

und somit in Leistungsverlusten.<br />

800<br />

750<br />

Zellspannung [mV]<br />

700<br />

650<br />

600<br />

550<br />

500<br />

Basisfall (Betriebspunkt 1)<br />

0,3 A/cm²<br />

0,44 A/cm²<br />

empfohlener<br />

maximaler Umsatz<br />

450<br />

0,9 A/cm²<br />

400<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Sauerstoffumsatz [%]<br />

Bild 2.18: Zellspannung als Funktion des Kathodengasumsatzes bei konstantem Druck von p=2 bar für<br />

unterschiedliche Stromdichten<br />

Für den Basisfall ist in Bild 2.18 für drei verschiedene Stromdichten die Abhängigkeit der<br />

Zellspannung vom Umsatz des Sauerstoffs aufgetragen. Arbeitet die Brennstoffzelle im diffusionskontrollierten<br />

Bereich ihrer Spannungs-Stromdichte-Charakteristik, fällt bei konstanter<br />

Stromdichte mit steigendem Umsatz die Zellspannung rapide ab. Dieser Arbeitsbereich ist im


36 2 Leistungsmodellierung einer PEFC<br />

Betrieb aus oben genannten Gründen zu vermeiden. Zur Identifikation eines geeigneten<br />

Arbeitsbereichs wird der Umsatz des Basisfalls (50 %) als Referenzumsatz angesetzt. Die bei<br />

diesem Umsatz für die jeweiligen Stromdichten vorherrschenden Zellspannungen sollen bei Variation<br />

des Umsatzes um weniger als 2,5 % unterschritten werden. In dem betrachteten Betriebsbereich<br />

kann für die verschiedenen Stromdichten diese Zellspannung in Abhängigkeit des<br />

entsprechenden Umsatzes hinreichend genau durch eine Regressionsgerade abgebildet<br />

werden (siehe Bild 2.18). Die Regressionsgerade bestimmt den empfohlenen maximalen Umsatz<br />

bei den verschiedenen Stromdichten. Das Gebiet links der Geraden stellt den bevorzugten<br />

Bereich der Betriebsführung dar. Der Arbeitsbereich ist in Bild 2.18 nicht zu geringen Umsätzen<br />

hin beschränkt, da dies eine Betrachtung des gesamten Brennstoffzellensystems voraussetzen<br />

würde. Die Lage der Regressionsgeraden in Bild 2.18 verdeutlicht, dass bei der gewählten maximalen<br />

Spannungsänderung von 2,5 % des jeweiligen Referenzwertes die Zelle noch nicht im<br />

diffusionskontrollierten Bereich arbeitet. In einem Zellstapel können sich aufgrund einer ungleichmäßigen<br />

Medienverteilung die Reaktandenumsätze in den einzelnen Zellen des Stapels<br />

unterscheiden. Bei Umsatzunterschieden von 10 % ist bei dem für den gesamten Stapel gemittelten<br />

empfohlenen maximalen Umsatz auch in den schlecht versorgten Zellen noch eine<br />

ausreichende Sicherheit gegenüber hohen lokalen Diffusionsüberspannungen gegeben. Den<br />

Anforderungen des Brennstoffzellenstapels entsprechend, kann sich der Verlauf des empfohlenen<br />

maximalen Umsatzes zu höheren beziehungsweise geringeren Umsätzen verschieben.<br />

Bei einer Stromdichte von 0,44 A/cm² beträgt der empfohlene maximale Umsatz 75 %. Wird ein<br />

Zellspannungsabfall von 2,5 % in Kauf genommen, kann der Stöchiometriekoeffizient im<br />

Betriebspunkt (1) von λ=2 um 33 % auf λ=1,33 gesenkt werden. Aufgrund der steigenden Diffusionsüberspannungen<br />

verschiebt sich mit zunehmender Stromdichte der empfohlene maximale<br />

Umsatz zu einem geringeren Wert. Während bei der Stromdichte von 0,3 A/cm² der Umsatz<br />

kleiner als 80 % gewählt werden sollte, verringert sich bei der Stromdichte von 0,9 A/cm² dieser<br />

Wert auf 61 %.<br />

In Bild 2.19 ist für drei verschiedene Betriebsdrücke die Abhängigkeit der Zellspannung vom<br />

Umsatz des Sauerstoffs aufgetragen. Die zur Berechnung der Abhängigkeiten benötigten<br />

Modellparameter sind Tabelle 2.4 (Kapitel 2.2) entnommen. Bei allen Verläufen beträgt die<br />

Stromdichte 0,44 A/cm². In Form einer Regressionsgeraden verläuft wiederum der empfohlene<br />

maximale Umsatz durch die um 2,5 % verringerten Zellspannungen bei Referenzumsatz λ=2.<br />

Aufgrund der steigenden Diffusionsüberspannungen verschiebt sich mit abnehmendem Betriebsdruck<br />

der empfohlene maximale Umsatz zu einem geringeren Wert. Die Abhängigkeit des<br />

empfohlenen maximalen Umsatzes vom Betriebsdruck ist gering. Der empfohlene Wert variiert<br />

für die unterschiedlichen Betriebsdrücke um weniger als 2 Prozentpunkte um den Umsatz von<br />

75 % bei 2 bar. Ebenso wie der empfohlene minimale Umsatz kann der optimale Betriebsdruck<br />

nur aus einer Betrachtung des Gesamtsystems identifiziert werden.


2.4 Zusammenfassung 37<br />

800<br />

750<br />

Zellspannung [mV]<br />

700<br />

650<br />

600<br />

550<br />

Basisfall (Betriebspunkt 1)<br />

2,5 bar<br />

2 bar<br />

empfohlener<br />

maximaler Umsatz<br />

500<br />

1,5 bar<br />

450<br />

400<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Sauerstoffumsatz [%]<br />

Bild 2.19: Zellspannung als Funktion des Kathodengasumsatzes für unterschiedliche Betriebsdrücke bei<br />

konstanter Stromdichte (i=0,44 A/cm²)<br />

2.4 Zusammenfassung<br />

Aufbauend auf einem aus der Literatur bekannten Modellansatz [60] wird ein neuer, quasi eindimensionaler<br />

(Q1D-) Modellansatz zur Berechnung von Spannungs-Stromdichte-Kennlinien<br />

einer PEFC abgeleitet. Der Q1D-Ansatz berücksichtigt, dass sich die resultierende Spannungs-<br />

Stromdichte-Kennlinie einer Brennstoffzelle aufgrund verschiedener Einflussfaktoren aus unterschiedlichen<br />

lokalen U-i-Kennlinien zusammensetzt. Der Ansatz basiert auf der Annahme, dass<br />

die resultierende U-i-Kennlinie aus zwei lokalen Spannungs-Stromdichte-Charakteristiken generiert<br />

wird. Eine dieser Charakteristiken repräsentiert ein Gebiet mit hohen Überspannungen, die<br />

andere ein Gebiet mit geringen Überspannungen. Die resultierende U-i-Kennlinie berechnet<br />

sich aus dem arithmetischen Mittel der isopotentialen Stromdichten beider Einzelkurven. Die in<br />

dem Ansatz berücksichtigten Überspannungen setzen sich aus Aktivierungs-, Konzentrationsund<br />

Diffusionsüberspannungen an der Kathode sowie Ohmschen Überspannungen zusammen.<br />

Der Modellansatz wird anhand von experimentellen Messdaten überprüft. Systematisch werden<br />

die Parameter aus dem Modellansatz auf einen aus mehreren Spannungs-Stromdichte-Kennlinien<br />

bestehenden Messdatensatz angepasst. Dabei zeigt sich, dass die Messdaten mittels des<br />

Q1D-Ansatzes mit hoher Genauigkeit auch im diffusionskontrollierten Bereich der U-i-Kennlinien<br />

beschrieben werden können. Bei konstanter Betriebstemperatur und Reaktandenbefeuchtung<br />

am Zelleintritt werden durch die systematische Applikation des Ansatzes auf einen weiteren<br />

Messdatensatz die funktionalen Abhängigkeiten der Modellparameter vom Betriebsdruck er-


38 2 Leistungsmodellierung einer PEFC<br />

mittelt. Die erzielten Ergebnisse lassen darauf schließen, dass zur Bestimmung der Parameterabhängigkeiten<br />

nur rund drei bis vier Messungen bei unterschiedlichen Betriebsdrücken benötigt<br />

werden. Diese Abhängigkeiten erlauben, die Leistungscharakteristik der Zelle unter Variation<br />

der Durchflussmenge des Kathodengases und des Betriebsdrucks mindestens im technisch<br />

relevanten Bereich zu beschreiben. Unter Verwendung des Q1D-Modellansatzes kann demnach<br />

die Anzahl der zur Leistungscharakterisierung einer Zelle benötigten Experimente deutlich<br />

verringert werden. Die ermittelten Parameter sind nur für ein Zelldesign gültig. Bei Design- oder<br />

Geometrieänderungen müssen die funktionalen Abhängigkeiten der Parameter erneut durch<br />

Experimente ermittelt werden.<br />

Anhand eines Basisfalls werden an zwei ausgewählten Betriebspunkten die einzelnen Überspannungen<br />

quantifiziert. In diesen Betriebspunkten haben die Aktivierungs- und Konzentrationsüberspannungen<br />

den größten Anteil (>60 %) an den gesamten Überspannungen. Die Auswirkung<br />

auf das Leistungsverhalten einer Brennstoffzelle bei Variation der Einflussgrößen wird<br />

mittels einer Sensitivitätsanalyse bewertet. Bei beiden Betriebspunkten eröffnen eine Verringerung<br />

der Tafel-Steigung und des Faktors − ln k0<br />

(Gleichung 2.14) das größte Potential zur<br />

Steigerung der Zellleistung. Eine effektive Nutzung dieses Potentials ergibt sich durch die<br />

Vergrößerung der Katalysatoroberfläche und eine Steigerung der Katalysatoraktivität.<br />

Im letzten Kapitel erfolgt eine Betrachtung der flächenspezifischen Zellleistung in Abhängigkeit<br />

des kathodenseitigen Reaktandenumsatzes. Im Basisfall wird für unterschiedliche Stromdichten<br />

und Betriebsdrücke ein empfohlener maximaler Umsatz ermittelt. Dieser empfohlene maximale<br />

Umsatz verschiebt sich mit abnehmendem Betriebsdruck und steigender Stromdichte hin zu<br />

einem höheren Sauerstoffstöchiometriekoeffizienten.


3 Messaufbauten und Messmethoden<br />

Das folgende Kapitel erläutert die zur Charakterisierung von Einzelzellen und Zellstapeln verwendeten<br />

Messaufbauten und Messmethoden. Die Beschreibung der Messaufbauten erfolgt in<br />

den Kapiteln 3.1 - 3.2. Sie umfasst neben dem Aufbau der Brennstoffzellen die verschiedenen<br />

Messstände und -apparaturen, die in den Versuchen zum Einsatz kommen. Die Kapitel 3.3 - 3.7<br />

erläutern die Messmethoden, die der Charakterisierung der Brennstoffzellen dienen.<br />

3.1 Aufbau der Einzelzellen und Zellstapel<br />

Eine einzelne Brennstoffzelle setzt sich aus zwei Bipolarplattenelementen, einer Membran-<br />

Elektroden-Einheit und Dichtungen zusammen. Die serielle Verschaltung mehrerer einzelner<br />

Zellen ist als Zellstapel bezeichnet. Die äußeren Bipolarplattenelemente eines Zellstapels beziehungsweise<br />

einer Einzelzelle sind von Endplatten umfasst. Die Explosionszeichnung in Bild<br />

3.1 zeigt die prinzipielle Anordnung der einzelnen Bauteile anhand einer Einzelzelle.<br />

Endplatte Bipolarplattenelement GDL Membran + Katalysator<br />

Bipolarplattenelement<br />

Endplatte<br />

Runddichtring<br />

Reaktanden-Flow-Field<br />

Dichtung<br />

Kühl-Flow-Field<br />

Bild 3.1: Explosionszeichnung einer Einzelzelle<br />

Bei den Untersuchungen kommen Bipolarplattenelemente (BPE) aus Composit-Graphit und<br />

Titan zum Einsatz. Länge und Breite der BPE betragen 240 mm x 160 mm. Die Dicke variiert in<br />

Abhängigkeit des verwendeten Kühlzellendesigns zwischen 1,8 und 3,5 mm. Die Strömungsstruktur,<br />

das sogenannte Flowfield, ist in die BPE gefräst. Es werden zwei unterschiedliche<br />

Flowfields untersucht. Das erste Flowfield besteht aus 14 mäanderförmig verlaufenden, gleich<br />

langen Kanälen (siehe Bild 3.2a). Die Kanäle sind 1,5 mm breit und 1 mm tief, die zwischen den<br />

Kanälen befindlichen Stege sind 1 mm breit. Das zweite Flowfield besteht aus einer Kom-


40 3 Messaufbauten und Messmethoden<br />

bination einer Füßchen- und einer Kanalstruktur. Die im Mittelteil der Strömungsstruktur befindlichen<br />

69 Kanäle sind ebenso wie die Stege 1 mm breit. Im Ein- und Auslaufbereich sind<br />

quadratische Füßchen mit einer Kantenlänge von 1 mm angeordnet. Beide Strukturen sind<br />

1 mm tief. Das Design ist in Bild 3.2b gezeigt. Auf der Anoden- und Kathodenseite kommen<br />

jeweils die gleichen Strömungsstrukturen zum Einsatz.<br />

Füßchen-<br />

Struktur<br />

Kanal-<br />

Struktur<br />

Mäanderkanäle<br />

a) b)<br />

Durchtrittsbohrung<br />

Bild 3.2: Strömungsstrukturen: a) Mäanderstruktur b) Kanal-Füßchen-Struktur<br />

Die jeweiligen Gasräume der seriell verschalteten Einzelzellen sind untereinander durch Versorgungskanäle,<br />

sogenannte Manifolds, verbunden. Um Leckagen im Übergangsbereich vom Manifold<br />

in das Flowfield zu vermeiden, erfolgt die Strömungsführung über zwei horizontal versetzte<br />

Ebenen, die über Durchtrittsbohrungen miteinander verbunden sind. Auf der Oberfläche<br />

der bipolaren Platte entsteht durch diese Bauart ein flächiger, ebener Bereich, der mit Hilfe von<br />

Flachdichtungen abgedichtet werden kann. Zur Verdeutlichung dieses Bauprinzips und der<br />

Strömungsführung vom Manifold in die Flowfieldstruktur ist in Bild 3.3 eine Detailansicht abgebildet.<br />

Reaktanden-<br />

Flow-Field<br />

Versorgungskanal<br />

Nut für<br />

Runddichtring<br />

Bild 3.3: Plexiglasmodell eines Bipolarplattenelements (Detailansicht)<br />

Zwischen einer aus zwei Bipolarplattenelementen bestehenden Bipolarplatteneinheit befindet<br />

sich die Kühlstruktur. In einer ersten Variante ist die Kühlstruktur in Form von vier Mäanderkanälen<br />

rückseitig in die BPE eingearbeitet (siehe Bild 3.4a). Runddichtringe aus dem Material<br />

NBR dichten das Kühlflowfield und die Reaktandenmanifolds ab. In einer zweiten Variante ist<br />

das Kühlflowfield nicht mehr in die BPE eingearbeitet, sondern in Form einer separaten


3.1 Aufbau der Einzelzellen und Zellstapel 41<br />

Kühlstruktur zwischen den BPE integriert. In diesem Fall sind die Bipolarplattenelemente rückseitig<br />

eben. Die Kühlstruktur bildet eine Folie aus expandiertem Graphit, in die die Kühlkanalstruktur<br />

eingearbeitet ist (siehe Bild 3.4b). Die Explosionszeichnung in Bild 3.5 verdeutlicht den<br />

Zellaufbau dieser Konstruktion. Die Graphitfolie dichtet die Reaktanden sowie das Kühlwasser<br />

gegeneinander und zur Umgebung hin ab und gewährleistet durch ihre elektrische Leitfähigkeit<br />

den Stromfluss durch die Bipolarplatteneinheit.<br />

Bei allen Experimenten wird jede Zelle des Stapels gekühlt. Um parasitäre Verlustströme in den<br />

Zellen zu vermeiden, kommt als Kühlmedium deionisiertes Wasser zum Einsatz.<br />

a) b)<br />

Bild 3.4: Kühlstrukturen a) in BPE integriert b) aus expandiertem Graphit<br />

BPE<br />

Endplatte<br />

Kühlzelle<br />

MEA<br />

Dichtung<br />

Bild 3.5: Explosionszeichnung des Zellaufbaus mit Kühlkanalstruktur aus expandiertem Graphit<br />

Die Membranfläche umfasst nicht nur den katalytisch aktiven Bereich, sondern überstreicht die<br />

gesamte Bipolarplattenfläche. Diese Bauweise vermeidet Höhenunterschiede, die schwer abzudichten<br />

sind. Die Dicke der kommerziell erhältlichen Membran beträgt 35 µm. Außerhalb des<br />

katalysatorbeschichteten Bereiches ist die Membran durch ein sogenanntes Subgasket verstärkt.<br />

Der verwendete Katalysator Platin ist mit einer Beladung von 0,4 mg/cm² auf der Anode<br />

und 0,6 mg/cm² auf der Kathode aufgetragen. Die aktive Fläche beträgt für die Zellen mit<br />

Mäanderstruktur 244 cm², für die Zellen mit Kanal-Füßchenstruktur 219 cm². Als Gasdiffusionsschicht<br />

kommt ein Kohlenstoffgewebe mit Microlayer zum Einsatz, das von einer Flachdichtung<br />

umrahmt wird. Aufgabe der Flachdichtung ist es, die Reaktanden sowie das Kühlwasser gegen-


42 3 Messaufbauten und Messmethoden<br />

einander und gegen die Umgebung abzudichten. Durch die begrenzte Kompressionsfähigkeit<br />

der Dichtung schützt diese zusätzlich die Gasdiffusionsschicht vor übermäßiger Kompression.<br />

Endplatten aus Edelstahl (1.4571) umfassen die Zellen. Die Endplatten besitzen eine Vorrichtung<br />

für den Strom- und Spannungsabgriff, eine Bohrung für ein Thermoelement sowie Anschlüsse<br />

für die Reaktandenzufuhr und -abfuhr und Kühlwasserzufuhr und -abfuhr. Um die<br />

Übergangswiderstände zwischen den Endplatten und den anliegenden Bipolarplattenelementen<br />

zu verringern, sind die Platten mit einer 1 µm dicken Goldschicht beschichtet. 20 elektrisch<br />

isolierte Zuganker, die durch die Endplatten geführt sind und außerhalb der Bipolarplatten<br />

verlaufen, verspannen den gesamten Brennstoffzellenstapel.<br />

3.2 Messstände und Messapparaturen<br />

3.2.1 Visualisierung der Strömung in Einzelzellen<br />

Die Bewertung der Strömungssituation in den unterschiedlichen Flowfielddesigns der Bipolarplatten<br />

erfolgt anhand einer qualitativen Bestimmung der lokalen Strömungsgeschwindigkeiten.<br />

Der zu diesem Zweck konzipierte Messstand besteht aus zwei Flüssigkeitstanks, einer Pumpe<br />

und einem zwischen zwei Endplatten eingespannten Bipolarplattenelement. Die Bipolarplatte<br />

sowie die sie umfassenden Endplatten sind aus transparentem Plexiglas gefertigt, um eine<br />

optische Auswertung der Strömungssituation zu ermöglichen.<br />

Eine Schlauchpumpe fördert aus einem Wassertank definierte Wasservolumenströme durch<br />

das Flowfield der Bipolarplatte. Aus einem zweiten Flüssigkeitsreservoir kann der Strömung mit<br />

Lebensmittelfarbstoff (E124) gefärbtes Wasser vor der Pumpe zugemischt werden. Zur<br />

Visualisierung der Strömung durchfließen jeweils abwechselnd klares und gefärbtes Wasser<br />

das Flowfield. Durch die wechselnde Beaufschlagung ist zu erkennen, welche Bereiche der<br />

Strömungsstruktur bevorzugt beziehungsweise verlangsamt durchströmt werden. Die Strömungsgeschwindigkeit<br />

des Wassers korreliert über Ähnlichkeitsgesetze mit den entsprechenden<br />

Mediengeschwindigkeiten in der Brennstoffzelle. Die aufgrund der elektrochemischen<br />

Reaktion in einer Brennstoffzelle auftretende Änderung des Volumenstroms sowie das anfallende<br />

flüssige Produktwasser bleiben bei den Visualisierungsversuchen unberücksichtigt.<br />

Bei den Versuchen ist darauf zu achten, dass keine Luftblasen in der Messvorrichtung enthalten<br />

sind, da diese einzelne Kanäle verstopfen können und somit das Messergebnis verfälschen<br />

würden.<br />

3.2.2 Messstand zur Leistungscharakterisierung<br />

Der nachfolgend beschriebene Messstand dient der Leistungscharakterisierung von Einzelzellen<br />

und Short-Stacks. Als Short-Stack sind Zellstapel mit maximal 3 Einzelzellen bezeichnet.<br />

Zur Leistungscharakterisierung der PEFC wird ausschließlich reiner Wasserstoff (≥ 99,9 %) als<br />

Brennstoff verwendet. Als Kathodengas kommt wahlweise Sauerstoff oder Luft zum Einsatz.


3.2 Messstände und Messapparaturen 43<br />

Vordruckregler reduzieren die Gase auf den erforderlichen Betriebsdruck. Die Gase gelangen<br />

über elektronische Massenstrommesser zu den externen Befeuchtereinheiten. Aus Gleichteilgründen<br />

weisen die als Permeationsbefeuchter ausgeführten Befeuchter die gleiche Geometrie<br />

wie die Brennstoffzellen auf. Eine quellfähige Membran trennt den Gasraum von dem temperierten<br />

Wasserbad räumlich. Beim Durchströmen der Befeuchtereinheit nimmt der Gasstrom das<br />

durch die Membran permeierte Wasser auf. Die Befeuchterfunktion ist in Abhängigkeit des Betriebsdrucks,<br />

der Temperatur der Befeuchtereinheit und des Gasvolumenstroms vor Beginn der<br />

Versuche mit Hilfe eines Taupunktmessgerätes umfangreich charakterisiert worden. Nach Austritt<br />

aus den Befeuchtereinheiten werden die befeuchteten Gase der Brennstoffzelle zugeführt.<br />

Hinter der Zelle befindet sich ein Kondensatabscheider, der das flüssige Produktwasser aus<br />

dem Gasstrom abscheidet. Die Steuerung der Massenströme geschieht mit Hilfe von Nadelventilen<br />

am Austritt der Gase. Bild 3.6 zeigt das Fließschema des Messstands.<br />

Zur Ableitung der Reaktionswärme verfügen sowohl die Einzelzellen als auch die Zellstapel<br />

über eine Wasserkühlung. Das in einem Thermostaten temperierte Kühlwasser durchströmt die<br />

Kühlstrukturen der Zellen. Der Kühlwasserkreislauf ist in Bild 3.6 aus Gründen der Übersichtlichkeit<br />

nicht dargestellt.<br />

Sauerstoff / Luft<br />

Wasserstoff<br />

Stickstoff<br />

Befeuchter-Einheiten<br />

Absperrv entil<br />

Rückschlagv entil<br />

H2O von<br />

Thermostat<br />

Zelltemp.<br />

Magnetv entil<br />

Anode<br />

Kathode<br />

PEFC<br />

Reduzierv<br />

entil<br />

Durchf lussmesser<br />

Magnetv entil<br />

(Spülen)<br />

Nadelv entil<br />

Magnetv entil<br />

(Spülen)<br />

Manometer<br />

Belüf tungsv entil<br />

Drucktransmitter<br />

Kondensatableiter<br />

Bild 3.6: Fließschema (Kühlwasserkreislauf nicht dargestellt)<br />

NiCr-Ni-Thermoelemente erfassen an verschiedenen Stellen im Messstand die Temperaturen.<br />

Die in den jeweiligen Gasräumen vorherrschenden Drücke werden über Manometer und elektronische<br />

Drucktransmitter bestimmt. Als Betriebsdruck ist der Druck der Gase am Eintritt in die<br />

Brennstoffzelle bezeichnet.<br />

Eine elektrische Last ist über eine stromführende Leitung mit der Brennstoffzelle verbunden.<br />

Der Maximalstrom ist auf 300 A beschränkt.<br />

Der Messstand verfügt über eine Sicherheitsabschaltung. Diese spricht an, sobald der Druck,<br />

die Temperatur oder die Zellspannung definierte Grenzwerte über- beziehungsweise unter-


44 3 Messaufbauten und Messmethoden<br />

schreiten. Die Sicherheitsabschaltung überführt den Messstand in einen sicheren Betriebszustand,<br />

indem sie die elektrische Last abschaltet, die Brennstoff- und Oxidansmagnetventile<br />

schließt und das gesamte System zur Inertisierung mit Stickstoff flutet.<br />

Die in Kapitel 2.1 beschriebenen Messungen an der Laborzelle mit einer aktiven Fläche von<br />

18 cm² erfolgen in einem entsprechend Bild 3.6 aufgebauten Messstand, der an die geringeren<br />

Massenströme angepasst ist. Zusätzlich besteht bei diesem Messstand die Möglichkeit, Stickstoff<br />

und Sauerstoff in dem gewünschten Verhältnis vor Eintritt in die kathodenseitige Befeuchtereinheit<br />

zu mischen. Diese Vorrichtung ist in Bild 3.6 gestrichelt dargestellt.<br />

3.2.3 Passives Widerstandsnetzwerk zur Stromdichtemessung<br />

Eine Methode zur Messung der Stromdichteverteilung in Brennstoffzellen bietet der Ansatz über<br />

ein passives Widerstandsnetzwerk. Während sich dieses Unterkapitel ausschließlich mit der Beschreibung<br />

der Messapparatur befasst, ist in Kapitel 3.5.1 die Messmethode beschrieben.<br />

Das passive Widerstandsnetzwerk ist aus einer Folie aus expandiertem Graphit gefertigt. Die<br />

Stärke der Graphitfolie beträgt im unverpressten Zustand 1 mm, Länge und Breite entsprechen<br />

den Abmaßen der Bipolarplattenelemente aus Kapitel 3.1. Die Messapparatur kann sowohl in<br />

Einzelzellen als auch Zellstapeln zum Einsatz kommen. In Einzelzellen wird sie zwischen BPE<br />

und Endplatte eingebaut, in Zellstapeln zwischen zwei benachbarten BPE. Hierbei erlauben die<br />

guten Dichtungseigenschaften des Graphitmaterials eine einfache Integration in den Zellstapel.<br />

Wird die angrenzende Brennstoffzelle gekühlt, so befindet sich die Messapparatur benachbart<br />

zu der Kühlstruktur. In diesem Fall wird zum Schutz vor Korrosion eine 0,2 mm dicke Graphitfolie<br />

zwischen Apparatur und Kühlstruktur angeordnet. Die beschriebene Messmethode erfordert<br />

keine Modifikation der BPE, GDL und MEA.<br />

In der vorliegenden Arbeit wird die Stromdichteverteilung ausschließlich in Zellen ermittelt, die<br />

die in Kapitel 3.1 beschriebene Mäander-Strömungsstruktur aufweisen. Die Zellen mit Mäanderstruktur<br />

besitzen eine aktive Fläche von 244 cm². Diejenige Fläche der Messvorrichtung, die auf<br />

Höhe der aktiven Fläche der benachbarten Zelle liegt, ist in 20 gleich große Segmente der<br />

Fläche 32 x 32 mm² unterteilt. Das resultierende passive Widerstandsnetzwerk besteht aus<br />

5 x 4 Segmenten. Um sicherzustellen, dass der gesamte Strom durch die 20 Segmente fließt,<br />

wird die nicht-segmentierte Fläche mit einer Isolationsschicht versehen. Ein Foto der Messapparatur<br />

zeigt Bild 3.7. Die Segmente sind entlang der Mäanderkanäle vom Reaktandeneintritt<br />

bis zum –austritt aufsteigend nummeriert. Zur Verdeutlichung der Position der Segmente bezüglich<br />

der Strömungsstruktur ist in Bild 3.7 den nummerierten Segmenten das Mäander-Flowfield<br />

überlagert dargestellt.<br />

Um den lateralen Stromfluss in der Ebene der Graphitfolie zu verringern, befinden sich zwischen<br />

den Segmenten Spalte der Größe 2 x 30 mm². Es besteht somit keine vollständige elektrische<br />

Isolation der einzelnen Segmente, da diese über Ecken der Fläche 4 x 4 mm² noch<br />

miteinander verbunden sind. Dieser Aufbau ermöglich eine kostengünstige Fertigung des<br />

Widerstandsnetzwerks aus einem einzigen Bauteil.


3.2 Messstände und Messapparaturen 45<br />

Auf beiden Seiten der Messapparatur sind jeweils 20 isolierte, gleich lange Kupferdrähte mit<br />

einem Durchmesser von 0,15 mm mittig auf den Segmenten kontaktiert. Die Drähte werden<br />

durch die Spalte geführt beziehungsweise in den expandierten Graphit eingedrückt, um Höhenunterschiede<br />

zu vermeiden. Zum Schutz der Drähte und Kontaktierungen ist auf beiden Seiten<br />

der Messvorrichtung jeweils eine weitere segmentierte Graphitfolie angeordnet. Die Drähte<br />

dienen der Messung des Spannungsabfalls, der sich einstellt sobald die Segmente von Strom<br />

durchflossen werden. Ein 20-Kanal-Datenlogger misst und zeichnet die Potentialdifferenz für<br />

jedes Segment auf. Die Messwertaufnahme aller Segmente dauert circa 1 Sekunde.<br />

Messdraht<br />

Spalt<br />

Segment<br />

expandierter<br />

Graphit<br />

Kontaktierungsstelle<br />

Isolationsschicht<br />

Bild 3.7: Passives Widerstandsnetzwerk zur Stromdichtemessung in Brennstoffzellen<br />

3.2.4 Magnetotomographiemessstand zur Stromdichtemessung<br />

Magnetotomographie ist ein neuartiges Verfahren, um die Stromdichteverteilung in Brennstoffzellen<br />

rückwirkungsfrei zu bestimmen. Das folgende Kapitel befasst sich mit der Beschreibung<br />

der Messapparatur, die Messmethode ist in Kapitel 3.5.2 beschrieben.<br />

Der in einer Brennstoffzelle fließende Strom erzeugt ein Magnetfeld. Durch die Messung der<br />

magnetischen Flussdichte außerhalb der Brennstoffzelle kann auf die Stromdichteverteilung<br />

innerhalb der Zelle zurückgeschlossen werden. Den mechanischen Aufbau der Messapparatur<br />

zeigt Bild 3.8. Zwei Sensoren (Honeywell HMC2003) messen an den sechs Mantelflächen der<br />

Brennstoffzelle jeweils in allen drei Raumrichtungen die magnetische Flussdichte, die in Luft<br />

direkt proportional zu der magnetischen Feldstärke ist. Der Messbereich der magnetoresistiven<br />

Sensoren liegt zwischen ± 200 µTesla bei einer Auflösung von 0,004 µTesla und einem relativen<br />

Wiederholbarkeitsfehler von weniger als ± 0,2 %. Aufgrund des limitierten Messbereichs<br />

der Sensoren ist die Gesamtstromstärke, mit der die Brennstoffzellen belastet werden können,<br />

auf


46 3 Messaufbauten und Messmethoden<br />

z<br />

y<br />

x<br />

Sensor 1<br />

Brennstoffzellenstapel<br />

Sensor 1<br />

Sensor 2<br />

Sensor 2<br />

Befeuchter<br />

Bild 3.8: Aufbau des Magnetotomographiemessstands<br />

Die Positionierung der Sensoren erfolgt über eine 4-achsige Positioniereinrichtung. Die Sensorführung<br />

ist derart gestaltet, dass der erste Sensor die beiden Seitenflächen, die vordere und<br />

hintere Stirnfläche und die Dachfläche der Brennstoffzelle abtastet. Der zweite Sensor dient der<br />

Messung der magnetischen Flussdichte unterhalb der Grundfläche der Zelle. Die einzelnen<br />

Achsen der Positioniereinrichtung werden jeweils mit Hilfe eines Schrittmotors verfahren. Eine<br />

spezielle Software, die die Koordinaten der zuvor festgelegten Sensormesspositionen beinhaltet,<br />

steuert die Motoren über eine serielle Schnittstelle an. Die gemessenen magnetischen<br />

Flussdichten werden digitalisiert, gefiltert und zusammen mit der entsprechenden Sensorposition<br />

in einem Datenfile abgespeichert.<br />

Um eine Beeinflussung der Magnetfelder durch feldverstärkende Materialien zu vermeiden, ist<br />

die Messapparatur weitgehend frei von ferromagnetischen Werkstoffen ausgeführt. Die Profile<br />

und Achsen der Positioniereinrichtung bestehen aus Aluminium, die verwendeten Schrauben<br />

aus rostfreiem, nicht-magnetisierbarem Stahl. Die schwach-magnetisierbaren Edelstahlendplatten<br />

der Brennstoffzellen werden durch nicht-magnetisierbare Platten (Thyssen-Krupp-<br />

Nirosta 4565) der gleichen Geometrie ausgetauscht. Zuganker aus Messing ersetzen solche<br />

aus Stahl.<br />

Die Brennstoffzelle ist über Stromschienen aus Kupfer mit der elektrischen Last verbunden. Um<br />

den Einfluss der Stromschienen auf die Magnetfeldmessungen zu minimieren, werden Hin- und<br />

Rückleiter dicht nebeneinander geführt, damit sich deren Magnetfelder gegenseitig kompensieren.<br />

3.3 Dichtigkeitsmessung<br />

Bei den untersuchten Einzelzellen und Short-Stacks kommen unterschiedliche Dichtungskonzepte<br />

zur Anwendung. Die vornehmliche Aufgabe der Dichtungen besteht in der sicheren räumlichen<br />

Trennung der Medien. Um eine Vermischung zu unterbinden, müssen die Reaktanden<br />

sowie das Kühlwasser gegeneinander und zur Umgebung hin abgedichtet sein.


3.4 Kraftflussmessung 47<br />

Die Dichtigkeitsmessungen erfolgen in Form von Druckhaltetests. Die Tests umfassen die Überprüfung<br />

der Querdichtigkeit zwischen den unterschiedlichen Medienräumen und der Dichtigkeit<br />

der gesamten Brennstoffzelle gegen die Umgebung. Zur Durchführung der Tests werden die<br />

assemblierten Zellen, bestehend aus Endplatten, Bipolarplatten, MEAs und Dichtungen, mit<br />

Stickstoff mit einem Druck von 2 bar beaufschlagt. Bei bekanntem Gasvolumen in den Zellen<br />

wird der Druckabfall als Funktion der Zeit aufgezeichnet und ausgewertet.<br />

3.4 Kraftflussmessung<br />

Aufgrund der stark von der Anpresskraft abhängigen Übergangswiderstände ist eine homogene<br />

Druckverteilung in den Zellen Voraussetzung für eine gleichmäßige Stromdichteverteilung. Die<br />

Kenntnis über den Kraftfluss in einem Zellstapel erleichtert die Auslegung der Endplatten sowie<br />

der Kombination aus Dichtung und Diffusionsschicht.<br />

Zur Messung der Anpressdruckverteilung in den Brennstoffzellen kommt ein Druckmesssystem<br />

der Firma Tekscan zum Einsatz. Das Kernstück des Systems bildet der circa 0,1 mm dicke<br />

Tastdrucksensor. Der Tastdrucksensor besteht aus zwei dünnen Kunststofffolien, von denen<br />

die eine spaltenweise und die andere zeilenweise mit Leiterbahnen versehen ist. Auf die Leiterbahnen<br />

ist eine elektrisch leitende Beschichtung aufgetragen, die in Abhängigkeit der auf sie<br />

wirkenden Kraft ihren elektrischen Widerstand ändert. Die Schnittpunkte der leitfähigen Zeilen<br />

und Spalten bilden die Messstellen. Die Messstellen werden elektronisch ausgewertet und über<br />

eine Software visualisiert.<br />

Der verwendete Tastdrucksensor hat eine quadratische Messfläche von 125 cm² mit insgesamt<br />

1936 Messstellen. Der Messbereich liegt zwischen 0 und 6,9 MPa.<br />

3.5 Stromdichtemessung<br />

Die Leistung einer Brennstoffzelle wird unter anderem durch Einflussfaktoren wie der Betriebstemperatur<br />

und dem Betriebsdruck, der Reaktandenbefeuchtung, der Anpressdruckverteilung<br />

aber auch dem Zusammenspiel von Strömungsstruktur und MEA beeinflusst. Ein verbessertes<br />

Verständnis der Einflüsse der unterschiedlichen Faktoren auf die Leistung kann durch die<br />

Messung der Stromdichteverteilung in einer Brennstoffzelle erzielt werden. Die gewonnenen Erkenntnisse<br />

helfen, das Zelldesign zu optimieren und die Betriebsbedingungen auf die vorliegenden<br />

Zellgeometrien und -materialien abzustimmen.<br />

Aus der Literatur sind verschiedene Ansätze zur Bestimmung der Stromdichteverteilung<br />

bekannt. In [64] werden drei verschiedene Methoden vorgestellt. Um das lokale Stromdichteverhalten<br />

zu untersuchen, basiert die sogenannte „partial MEA technique“ auf der gezielten Inaktivierung<br />

bestimmter Gebiete der MEA. Dies geschieht entweder durch Maskierung oder durch<br />

partielle Katalysatorbeschichtung der MEA. Bei der „subcell technique“ wird die Stromdichte an<br />

kreisförmigen, über der Zelle verteilten und jeweils elektrisch vom Rest der Zelle isolierten<br />

Gebieten der Anode und gegenüberliegender Kathode gemessen. Die als „current mapping“


48 3 Messaufbauten und Messmethoden<br />

bezeichnete dritte Methode sieht ein passives Widerstandsnetzwerk auf der Rückseite der<br />

Flowfieldstruktur oder Stromsammlerplatte vor. Das Widerstandsnetzwerk besteht aus orthogonal<br />

zu der unmodifizierten MEA angeordneten Graphitblöcken. Über den Spannungsabfall<br />

der als Shunts verwendeten Graphitblöcke wird über das Ohmsche Gesetz die Stromdichte bestimmt.<br />

Modifikationen der „current mapping“-Methode finden sich in [65, 66, 67].<br />

[68] und [69] beschreiben einen Ansatz, bei dem eine auf die segmentierte Elektrode der PEFC<br />

angepasste Leiterplatte (printed circuit board) als Stromsammler der Stromdichtemessung<br />

dient. Die Integration einer solchen Leiterplatte in eine Bipolarplatte erlaubt, die Stromdichteverteilung<br />

nicht nur in Einzelzellen sondern auch in Zellstapeln zu ermitteln [70].<br />

[71] und [72] stellen ein Stromdichtemessverfahren vor, bei dem innerhalb segmentierter Flowfieldplatten<br />

Hall-Sensoren integriert sind. Die durch die einzelnen Segmente fließenden Ströme<br />

erzeugen Magnetfelder, die von den Hall-Sensoren gemessen und zur Bestimmung der<br />

Stromdichteverteilung verwendet werden. [73] verwendet ebenfalls Hall-Sensoren zur Bestimmung<br />

der Stromdichteverteilung in Einzelzellen.<br />

Alle bisher beschriebenen Ansätze bedingen Modifikationen der untersuchten Brennstoffzellen.<br />

Die derzeit einzige bekannte nicht-invasive und somit rückwirkungsfreie Methode zur Bestimmung<br />

der Stromdichteverteilung beschreibt [74]. Die dort verwendete Magnetotomographie basiert<br />

auf der Messung der magnetischen Flussdichte außerhalb der Brennstoffzelle. Mit Hilfe der<br />

Magnetfelddaten kann auf die Stromdichteverteilung innerhalb der Zelle geschlossen werden.<br />

In der vorliegenden Arbeit kommen zwei Verfahren zur Bestimmung der Stromdichteverteilung<br />

zum Einsatz. Ähnlich dem Ansatz von [64] basiert das erste Verfahren auf lokalen Widerstandsmessungen<br />

an einem passiven Widerstandsnetzwerk. Das zweite Verfahren bildet die Magnetotomographie.<br />

Beide Verfahren werden im Folgenden detailliert vorgestellt.<br />

3.5.1 Passives Widerstandsnetzwerk<br />

Die oben vorgestellten invasiven Methoden zeichnen sich durch einen hohen Implementierungsaufwand<br />

aus. Die zu untersuchenden Messzellen werden modifiziert, indem entweder<br />

BPE, GDL oder MEA segmentiert werden. Die dadurch entstehenden Rückwirkungen auf die<br />

Brennstoffzelle verursachen Änderungen der fluiddynamischen, elektrischen und thermischen<br />

Eigenschaften der Zelle. Bei einigen Methoden ist die Strömungsstruktur in die Sensorplatte<br />

eingearbeitet. Dies erfordert einen hohen Fertigungsaufwand und erlaubt nicht, die Messapparatur<br />

auf andere Strömungsstrukturen und Bipolarplattenmaterialien anzupassen. Darüber<br />

hinaus wird bei einigen Messmethoden der Stromfluss umgelenkt, so dass Messungen nur an<br />

Einzelzellen möglich sind.<br />

Die in Kapitel 3.2.3 beschriebene Messvorrichtung zur Stromdichtemessung bietet durch ihren<br />

einfachen Aufbau und die hohe Integrationsfähigkeit deutliche Vorteile gegenüber den herkömmlichen<br />

Ansätzen. Die Methode verzichtet auf eine aufwendige und kostspielige Segmentierung<br />

der Brennstoffzellenkomponenten und ist deshalb unabhängig vom Zellaufbau. Dadurch,<br />

dass die einzelnen Segmente der Messapparatur nicht vollständig getrennt voneinander


3.5 Stromdichtemessung 49<br />

sind, kann das Widerstandsnetzwerk beispielsweise durch einen Stanz- oder Laserschneidprozess<br />

kostengünstig aus einem einzigen Bauteil hergestellt werden. Die Rückwirkungen der<br />

Apparatur auf die Brennstoffzellen sind gering, da die Zellkomponenten nicht modifiziert sind,<br />

der Stromfluss nur minimal gestört wird und die Materialeigenschaften der Messvorrichtung<br />

denen der Zelle entsprechen. Kühlstruktur und Messapparatur bestehen aus dem gleichen<br />

Material und besitzen somit die gleichen thermischen und elektrischen Eigenschaften sowie die<br />

gleiche Dichtungswirkung. Die Integration der Messvorrichtung in einen Zellstapel ist ebenso<br />

möglich wie die Kühlung der untersuchten Zellen. Der kurze Messzyklus erlaubt die<br />

Untersuchung instationärer Betriebszustände.<br />

Es werden zwei Arten zur Bestimmung der Stromdichteverteilung unterschieden. Die erste ist<br />

als Differenzstromdichtemessung, die zweite als Absolutstromdichtemessung bezeichnet. Die<br />

Differenzstromdichtemessung vergleicht bei gleicher Gesamtstromstärke zwei unterschiedliche<br />

Betriebszustände einer Brennstoffzelle. Die Differenz der Stromdichteverteilungen beider Betriebszustände<br />

dient der Bewertung des Einflusses des variierten Betriebsparameters auf die<br />

Stromdichteverteilung. Die Absolutstromdichtemessung ermittelt die absolute Verteilung der<br />

Stromdichte in der Brennstoffzelle. Beide Arten zur Bestimmung der Stromdichteverteilung beruhen<br />

auf der Messung von Potentialdifferenzen. Aufgrund des elektrischen Materialwiderstands<br />

des expandierten Graphits tritt eine Potentialdifferenz auf, wenn Strom durch die einzelnen<br />

Segmente fließt. Die über die Kupferdrähte (vergleiche Bild 3.7) gemessene Potentialdifferenz<br />

ist direkt proportional zu dem Strom, der durch das entsprechende Segment fließt. Die<br />

Stromdichte in einem Segment ergibt sich aus dem Ohmschen Gesetz zu<br />

i<br />

Seg<br />

I<br />

Seg<br />

∆U<br />

Seg<br />

= =<br />

Gl. 3.1<br />

A R ⋅ A<br />

Seg<br />

Seg<br />

Die Segmentfläche<br />

Seg<br />

A<br />

Seg<br />

ist bekannt, der Spannungsabfall an dem Segment U<br />

Seg<br />

∆ wird gemessen.<br />

Die Bestimmung des Segmentwiderstands<br />

erfolgen.<br />

R<br />

Seg<br />

kann über zwei verschiedene Ansätze<br />

Der erste Ansatz bestimmt die Segmentwiderstände, indem in einer Messvorrichtung unter bekanntem<br />

Anpressdruck und bekannter Temperatur ein definierter Strom I<br />

Seg, Kal<br />

durch ein einzelnes<br />

Segment geleitet wird. Aus dem resultierenden Spannungsabfall ∆ wird auf den<br />

Widerstand des betreffenden Segments geschlossen.<br />

R<br />

Seg<br />

Seg,<br />

Kal<br />

U<br />

Seg , Kal<br />

∆U<br />

Seg,<br />

Kal<br />

= Gl. 3.2<br />

I<br />

Weichen die Bedingungen im Brennstoffzellenbetrieb von denen in der Messvorrichtung ab,<br />

entstehen aufgrund der Abhängigkeit der Segmentwiderstände vom Anpressdruck und der<br />

Temperatur Messfehler. In den für den Brennstoffzellenbetrieb relevanten Bereichen ist die<br />

Änderung des Materialwiderstands bei Variation des Anpressdrucks < 0,25 % / bar beziehungsweise<br />

bei Variation der Temperatur < 0,2 % / K. Der Anpressdruck über der aktiven Fläche<br />

variiert in den untersuchten Brennstoffzellen um bis zu 4 bar (siehe Kapitel 9.1.1). Dies bedingt<br />

einen Messfehler von weniger als 1 %. Der Fehler durch eine ungleichmäßige Temperatur-


50 3 Messaufbauten und Messmethoden<br />

verteilung liegt bei ungefähr 1 %, wenn eine maximale Temperaturdifferenz von 5 K in der Zelle<br />

unterstellt wird. Messfehler, die auf die Messgenauigkeit des Datenloggers zurückzuführen sind<br />

beziehungsweise durch die stromlosen Messdrähte bedingt sind, werden mit < 1 % abgeschätzt.<br />

Im weiteren Verlauf der Arbeit wird der zweite Ansatz zur Bestimmung der Segmentwiderstände<br />

verwendet. Dieser Ansatz basiert auf der Annahme, dass bei einem definierten Betriebszustand<br />

die Stromdichteverteilung über der aktiven Fläche homogen ist. Um diesen Zustand zu erreichen,<br />

wird die Brennstoffzelle mit reinem, befeuchtetem Sauerstoff betrieben. Um eine möglichst<br />

gleichmäßige Sauerstoffkonzentration über der gesamten aktiven Fläche zu gewährleisten,<br />

wird ein Sauerstoffstöchiometriekoeffizient λ 8 gewählt. Der hohe Durchfluss beugt<br />

ebenfalls einer möglichen Verstopfung der Kanäle durch Produktwasser (Flooding) vor. Um<br />

Diffusionsüberspannungen zu vermeiden, arbeit die Zelle unter geringer Last (< 50 mA/cm²).<br />

Die an den einzelnen Segmenten ermittelten Potentialdifferenzen dienen bei angenommener<br />

homogener Stromdichte der Berechnung der Segmentwiderstände gemäß Gleichung 3.2. Ist<br />

die Annahme einer homogenen Stromdichteverteilung nicht erfüllt, führt dies zu Messfehlern.<br />

Bauteilinhomogenitäten sowie eine ungleichmäßige Anpressdruckverteilung können Ursache<br />

einer inhomogenen Stromdichteverteilung sein. Die Bauteilinhomogenitäten der im Maschinenprozess<br />

hergestellten BPE und GDL sind gering. Ihr Einfluss auf den Messfehler wird mit < 5 %<br />

abgeschätzt. Vernachlässigbar ist der Einfluss der Bauteilinhomogenitäten des expandierten<br />

Graphits auf die Stromdichteverteilung, da der Flächenwiderstand der Segmente um circa<br />

Faktor 50 unter dem der Gesamtzelle liegt. Unter den vorliegenden Betriebsbedingungen wird<br />

der durch eine inhomogene Anpressdruckverteilung hervorgerufene Messfehler mit maximal<br />

5 % abgeschätzt. Weichen die Betriebsbedingungen von denen der Sauerstoffmessung ab,<br />

resultiert die Druck- und Temperaturabhängigkeit des Widerstands der Graphitfolie in den<br />

bereits für den ersten Ansatz beschriebenen Messfehlern.<br />

Aufgrund des lateralen Stromflusses in der Gasdiffusionsschicht und der Bipolarplatte weicht<br />

die an der Position der Messapparatur gemessene Stromdichteverteilung geringfügig von der<br />

an der MEA vorliegenden Verteilung ab. Der laterale Stromfluss in der Messapparatur ist<br />

weitgehend durch die zwischen den Segmenten befindlichen Spalte unterbunden.<br />

Ein vereinfachter Berechnungsansatz dient im Folgenden der Abschätzung der lateral fließenden<br />

Ausgleichsströme. Auf Basis der Ergebnisse werden bevorzugte Anwendungsgebiete für<br />

das Messverfahren identifiziert. Die Berechnungen entstanden bei der Arbeitsgruppe Elektrochemische<br />

Energiewandlung und Speichersystemtechnik des Instituts für Stromrichtertechnik<br />

und Elektrische Antriebe der RWTH Aachen [75]. Zur Simulation der elektrischen Schaltungen<br />

wird das unter MATLAB arbeitende Programmpaket Plecs der Firma Plexim verwendet.<br />

Die in Form eines Widerstandsnetzwerks simulierte Einzelzelle besteht aus jeweils zwei<br />

Endplatten, BPE und GDL, einer katalysatorbeschichteten Membran sowie der Messapparatur.<br />

Die Messapparatur ist zwischen BPE und Endplatte eingebaut. Die Membran ist in dem Netzwerk<br />

durch 5x4 Reihenschaltungen, jeweils bestehend aus Spannungsquelle und elektrischem<br />

Widerstand, dargestellt. Während alle Spannungsquellen die gleiche Spannung aufweisen,<br />

können die einzelnen Widerstände gezielt variiert werden.<br />

O 2 >


3.5 Stromdichtemessung 51<br />

Jede weitere Zellkomponente wird durch eine Widerstandsmatrix mit jeweils 20 Knotenpunkten<br />

(5x4) modelliert. In Hauptstromrichtung (z-Richtung) sind die Materialwiderstände jeweils zur<br />

Hälfte vor und hinter den Knoten des entsprechenden Bauteils angeordnet. Diese Anordnung<br />

der Widerstände stellt sicher, dass der laterale Stromfluss durch die Bauteilmitte geleitet wird. In<br />

lateraler Richtung verbindet je ein Widerstand in x- und y-Richtung die benachbarten Knoten<br />

eines Bauteils.<br />

Da die simulierte Messzelle im Gegensatz zu der realen Messapparatur keine Spalte zwischen<br />

den einzelnen Segmenten aufweist, liegt bezüglich der auftretenden Querströme eine konservative<br />

Abschätzung vor. Die äußeren Flächen der Endplatten sind vereinfachend als Isopotentialflächen<br />

ausgeführt. Die relevanten Werkstoffkennwerte und Geometriedaten der Zellkomponenten<br />

sind in Tabelle 3.1 aufgelistet.<br />

Tabelle 3.1: Material- und Geometriewerte<br />

GDL BPE Messapparatur Endplatte<br />

Graphit Titan<br />

Leitfähigkeit 5 z=40, xy=80 10000 25 10000 [S/cm]<br />

Bauteildicke (z-Richtung) 0,25 1,8 1 10 [mm]<br />

An Einzelzellen mit unterschiedlich großer aktiver Fläche und unterschiedlichen Bipolarplattenmaterialien<br />

wird der Einfluss der lateral fließenden Ströme auf die Glättung der Stromdichteverteilung<br />

untersucht. Der Einfluss wird mit Hilfe der prozentualen Abweichung der Stromdichte<br />

zwischen MEA und der von der MEA abgewandten Fläche der Messapparatur bewertet. Um<br />

eine inhomogene Stromdichteverteilung an der Membran zu erzeugen, werden zwei der 20<br />

Membranwiderstände doppelt so groß wie die restlichen ausgeführt. Die veränderten Widerstände<br />

befinden sich entsprechend der Bezeichnung in Bild 3.7 auf Höhe von Segment 1 und<br />

Segment 2.<br />

Eine Brennstoffzelle mit Bipolarplatten aus Graphit und einer aktiven Fläche von 252 cm² wird<br />

mit einem Strom von 252 A belastet. Unter Berücksichtigung der orthotropen elektrischen<br />

Materialeigenschaften der Bipolarplatte ergibt sich eine maximale Abweichung der Stromdichte<br />

zwischen MEA und Messapparatur von weniger als 1 %. Bei einer Zelle gleicher Geometrie mit<br />

Bipolarplatten aus Titan zeigt sich dagegen eine Abweichung in der Stromdichteverteilung von<br />

rund 23 %. Bei konstanter mittlerer Stromdichte, aber einer um den Faktor 10 verkleinerten<br />

aktiven Fläche verstärkt sich die Glättung der Stromdichte. In diesem Fall beträgt die maximale<br />

prozentuale Abweichung für die Zelle mit Graphitplatten 4 % und für die Zelle mit Titanplatten<br />

31 %.<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass bei allen Messungen aufgrund der lateral fließenden<br />

Ströme eine Glättung der Stromdichteverteilung auftritt. Sind die Dimensionen der Zelle in<br />

xy-Richtung hinreichend groß im Vergleich zu der Bauteildicke ausgeführt und ist die elektrische<br />

Leitfähigkeit der Bauteile gering, sind die Einflüsse der Querströme auf die Stromdichteverteilung<br />

sowie die Rückwirkung der Messapparatur auf das Messobjekt vernachlässigbar. Das<br />

Verfahren eignet sich somit für höherohmige Bipolarplatten aus Graphit, aber nicht für metallische<br />

Bipolarplatten. Die gestellten Anforderungen an die Messung der Stromdichteverteilung<br />

an den in Kapitel 3.1 beschriebenen Zellen mit graphitischen Bipolarplatten erfüllt das vor-


52 3 Messaufbauten und Messmethoden<br />

liegende Messverfahren. Der Aufwand einer Segmentierung der Diffusionsschichten und Bipolarplatten<br />

der Zelle scheint nicht gerechtfertigt.<br />

3.5.2 Magnetotomographie<br />

Die noch in der Entwicklungsphase befindliche Magnetotomographie stellt das derzeit einzige<br />

bekannte Verfahren zur nicht-invasiven Bestimmung der Stromdichteverteilung in Brennstoffzellen<br />

dar. Eingriffe in die Brennstoffzellen sind ebenso nicht erforderlich wie eine Segmentierung<br />

der Zellen. Somit muss bei der Magnetotomographie im Gegensatz zu den invasiven Verfahren<br />

nicht durch den Einbau einer Messapparatur im Vorfeld festgelegt werden, an welcher<br />

Position im Zellstapel die Stromdichteverteilung ermittelt werden soll. Diese Eigenschaften<br />

machen das Verfahren gerade für den Bereich der Qualitätssicherung in der Produktion<br />

interessant.<br />

Die Magnetotomographie basiert auf der Messung der durch den Stromfluss in der Brennstoffzelle<br />

induzierten magnetischen Flussdichte. Die Messung der Flussdichte erfolgt außerhalb der<br />

Brennstoffzelle. Das Messprinzip ist auf das Messobjekt rückwirkungsfrei und erlaubt, die<br />

Stromdichteverteilung dreidimensional in Einzelzellen und Zellstapeln zu visualisieren. Der derzeitige<br />

Entwicklungsstand des Verfahrens erlaubt ausschließlich Messungen an Brennstoffzellen,<br />

die keine magnetisierbaren Werkstoffe enthalten. Zellstapel mit Bipolarplatten aus magnetisierbaren<br />

Metallen, zu denen auch Edelstahlplatten zählen, können demnach nicht untersucht<br />

werden. Messungen instationärer Betriebszustände sind mit dem in Kapitel 3.2.4 vorgestellten<br />

Messstand aufgrund der langen Messzeit von circa 15 Minuten pro Messung nicht<br />

möglich. In einem nächsten Entwicklungsschritt kann die Messzeit beispielsweise durch eine<br />

erhöhte Anzahl an Messsensoren entscheidend verringert werden, so dass auch Untersuchungen<br />

instationärer Zustände möglich erscheinen.<br />

Die physikalisch-mathematischen Grundlagen der Stromdichteberechnung werden im Folgenden<br />

erläutert. Aus Gründen der besseren Verständlichkeit wird für die Erläuterungen die in<br />

realen Brennstoffzellen vorherrschende dreidimensionale Problemstellung vereinfachend auf<br />

den zweidimensionalen Fall reduziert, indem die Stromleiter als unendlich lang und gerade<br />

angenommen werden.<br />

Die Maxwell-Gleichung beschreibt den Zusammenhang zwischen der Stromdichte i und der<br />

magnetischen Feldstärke H . Das Integral der magnetischen Feldstärke ist längs einer geschlossenen<br />

Umlauflinie gleich dem Integral der Stromdichte über die Fläche innerhalb der<br />

geschlossenen Linie<br />

<br />

H ⋅ ds = i ⋅ dA<br />

∫<br />

∫<br />

A<br />

Gl. 3.3<br />

Für einen einzelnen konzentrierten Stromleiter ergibt sich durch Integration der Gleichung 3.3<br />

entlang einer kreisförmigen Feldlinie mit dem Abstand r vom Mittelpunkt des Leiters der Betrag<br />

der Feldstärke zu


3.5 Stromdichtemessung 53<br />

I<br />

H =<br />

2 ⋅π<br />

⋅ r<br />

Gl. 3.4<br />

Die im Messstand verwendeten magnetoresistiven Sensoren messen die magnetische Flussdichte<br />

B . Zwischen magnetischer Flussdichte und Feldstärke gilt die Beziehung<br />

− 7<br />

Vs<br />

B = µ<br />

0<br />

⋅ µ<br />

R<br />

⋅ H mit µ<br />

0<br />

= 4 ⋅π<br />

⋅10<br />

Gl. 3.5<br />

A m<br />

µ<br />

0<br />

bezeichnet die magnetische Permeabilitätskonstante im materiefreien Raum. Die materialabhängige<br />

Permeabilitätszahl µ<br />

R<br />

besitzt für alle bei den Messungen relevanten Materialien den<br />

konstanten Wert µ ≈ 1.<br />

R<br />

In einer Brennstoffzelle liegen flächig beziehungsweise räumlich verteilte Ströme vor. Das<br />

räumliche Magnetfeld dieser nicht konzentrierten Ströme kann durch Superposition der Magnetfelder<br />

verschiedener diskreter Einzelströme erzeugt werden. Bild 3.9 zeigt eine in 36 Flächenelemente<br />

diskretisierte Zellfläche einer Brennstoffzelle. Es wird angenommen, dass durch das<br />

Zentrum der einzelnen Flächenelemente ein jeweils unbekannter Strom fließt. Die Summe der<br />

Einzelströme entspricht dem Gesamtstrom, mit dem die Brennstoffzelle belastet ist.<br />

y<br />

Flächenelement m<br />

H y<br />

Messpunkt n<br />

r m,n<br />

x<br />

r m,n<br />

H x<br />

α<br />

∆x<br />

∆y<br />

x<br />

Bild 3.9: Diskretisierte Zelloberfläche (6 x 6 Flächenelemente)<br />

Der Strom I<br />

m<br />

, der durch das Flächenelement m fließt, erzeugt in dem Messpunkt n im Abstand<br />

2<br />

2<br />

m, n<br />

∆xm,<br />

n<br />

+ ∆ym,<br />

n<br />

r<br />

= ein Magnetfeld mit den Komponenten<br />

m m<br />

H<br />

x n<br />

H<br />

y,<br />

n<br />

,<br />

, .<br />

H<br />

H<br />

m<br />

x,<br />

n<br />

m<br />

y,<br />

n<br />

=<br />

2 ⋅π<br />

⋅<br />

=<br />

2 ⋅π<br />

⋅<br />

− I<br />

∆x<br />

∆x<br />

2<br />

m,<br />

n<br />

I<br />

m<br />

m<br />

2<br />

m,<br />

n<br />

+ ∆y<br />

+ ∆y<br />

2<br />

m,<br />

n<br />

2<br />

m,<br />

n<br />

∆y<br />

⋅sin(<br />

arctan<br />

∆x<br />

∆y<br />

⋅ cos( arctan<br />

∆x<br />

m,<br />

n<br />

m,<br />

n<br />

)<br />

m,<br />

n<br />

m,<br />

n<br />

)<br />

Gl. 3.6


54 3 Messaufbauten und Messmethoden<br />

Die Gesamtfeldstärke in dem Messpunkt n ergibt sich aus der Superposition der entsprechenden<br />

Magnetfeldkomponenten aller Einzelströme<br />

H<br />

H<br />

x,<br />

n<br />

y,<br />

n<br />

=<br />

=<br />

∑<br />

m<br />

∑<br />

m<br />

H<br />

H<br />

m<br />

x,<br />

n<br />

m<br />

y,<br />

n<br />

Gl. 3.7<br />

Die folgende Gleichung stellt den Zusammenhang zwischen Einzelströmen und Magnetfeld in<br />

Matrixform dar. Beispielhaft ist dazu die Magnetfeldkomponente in x-Richtung ausgewählt.<br />

⎛ H<br />

x<br />

⎜<br />

⎜<br />

⎜ ⋮<br />

⎜<br />

⎜<br />

⎜<br />

⎝ H<br />

x<br />

,1<br />

, n<br />

⎞ ⎡w<br />

⎟ ⎢<br />

⎟ ⎢<br />

⎟<br />

= ⎢ ⋮<br />

⎟ ⎢<br />

⎟ ⎢<br />

⎟ ⎢<br />

⎠ ⎣wn<br />

1,1<br />

,1<br />

...<br />

...<br />

w1,<br />

m ⎤ ⎛ i1<br />

⎞<br />

⎥ ⎜ ⎟<br />

⎥ ⎜ ⎟<br />

⋮ ⎥ ⋅ ⎜ ⋮ ⎟<br />

⎥ ⎜ ⎟<br />

⎥ ⎜ ⎟<br />

w ⎥ ⎜ ⎟<br />

n,<br />

m ⎦ ⎝im<br />

⎠<br />

⇔<br />

⎛ H<br />

x<br />

⎜<br />

⎜<br />

⎜ ⋮<br />

⎜<br />

⎜<br />

⎜<br />

⎝ H<br />

x<br />

⎞ ⎛ i1<br />

⎟ ⎜<br />

⎟ ⎜<br />

⎟<br />

= W ⋅ ⎜ ⋮<br />

⎟ ⎜<br />

⎟ ⎜<br />

⎟ ⎜<br />

⎠ ⎝im<br />

,1<br />

, n<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

Gl. 3.8<br />

Die Matrix W mit den Elementen w<br />

n , m<br />

enthält die geometrischen Abhängigkeiten, über die die<br />

Einzelströme mit den Magnetfelddaten an den entsprechenden Messpositionen in Verbindung<br />

stehen.<br />

Die in Brennstoffzellen vorherrschenden Verhältnisse erfordern eine dreidimensionale Betrachtung<br />

der Magnetfeldverteilung. Aufgrund der endlich langen, dreidimensional verlaufenden<br />

Stromfäden in den Zellen erfolgt die Magnetfeldberechnung im Raum über das Biot-Savart’sche<br />

Gesetz.<br />

<br />

H x<br />

( )<br />

<br />

i( y) × ( x − y)<br />

<br />

= ds( y)<br />

Gl. 3.9<br />

3<br />

x − y<br />

∫<br />

Ω<br />

Ω bezeichnet das stromdurchflossene Raumgebiet. Auch Gleichung 3.9 lässt sich entsprechend<br />

Gleichung 3.8 in Matrixform darstellen.<br />

Die Magnetotomographie erlaubt, auf die unbekannten Ströme in einer Brennstoffzelle durch<br />

die von ihnen erzeugten magnetischen Felder zurückzuschließen. Um beispielsweise die in Bild<br />

3.9 gezeigten 36 unbekannten Einzelströme aus Magnetfelddaten zu rekonstruieren, werden<br />

mindestens 36 gemessene magnetische Feld- beziehungsweise Flussdichtedaten benötigt. Da<br />

an jeder Messstelle im zweidimensionalen Fall jeweils die x- und y-Komponente der Flussdichte<br />

ermittelt werden, sind demnach mindestens 18 verschiedene Messpositionen notwendig. Sind<br />

die Magnetfelddaten mit den entsprechenden Messpositionen relativ zu den Flächenelementen<br />

bekannt, kann Gleichung 3.8 nach den Strömen in den Elementen aufgelöst werden. Bei<br />

Gleichung 3.8 handelt es sich um eine Integralgleichung erster Art mit analytischem Kern, die<br />

im Sinne von Hadamard [76] „schlecht gestellt“ ist. Dies bedeutet, dass die Lösung der<br />

Gleichung im Allgemeinen nicht eindeutig und instabil ist. So besteht die Möglichkeit, dass sich<br />

die Magnetfelder bestimmter Stromdichten in der Brennstoffzelle gegenseitig kompensieren, so<br />

dass sie kein äußeres messbares Magnetfeld erzeugen. Diese auf Null abgebildeten Stromdichten<br />

können nicht rekonstruiert werden. Numerische Experimente zeigen, dass diese „nichtsichtbaren“<br />

Stromdichten die grundsätzliche Realisierbarkeit der magnetischen Tomographie


3.5 Stromdichtemessung 55<br />

nicht beeinträchtigen, da die rekonstruierbaren Stromdichten die für das Anwendungsproblem<br />

wesentlichen Eigenschaften umfassen [77]. Die Instabilität der Lösung äußert sich darin, dass<br />

kleine Datenfehler sowohl in dem Biot-Savart-Integraloperator W als auch in dem Messdatenvektor<br />

H unter Umständen zu starken Änderungen in der Lösung für die Stromdichteverteilung<br />

führen. In diesem Fall würde die Rekonstruktion physikalisch unsinnige Ergebnisse liefern [78].<br />

Aus diesen Gründen ist es nicht möglich, die Inverse des linearen Biot-Savart-Integraloperators<br />

−1<br />

W für die Berechnungen heranzuziehen. Vielmehr muss das Rekonstruktionsproblem durch<br />

einen geeigneten Ansatz stabilisiert werden. Einen solchen Ansatz bietet die Tikhonov-<br />

Regularisierung, die die Berechnung einer approximativen Lösung der Gleichung erlaubt [77,<br />

79]. Es gilt<br />

⎛ i H<br />

1 ⎞ ⎛ x,1<br />

⎞<br />

⎜ ⎟ ⎜ ⎟<br />

⎜ ⎟ ⎜ ⎟<br />

−1<br />

⎜<br />

T<br />

T<br />

⋮ ⎟ = RW<br />

⋅<br />

⎜ ⋮ ⎟<br />

mit RW<br />

= ( α ⋅ E + W ⋅W<br />

) ⋅W<br />

Gl. 3.10<br />

⎜ ⎟ ⎜ ⎟<br />

⎜ ⎟ ⎜ ⎟<br />

⎜ ⎟ ⎜ ⎟<br />

⎝i<br />

H<br />

m ⎠ ⎝ x,<br />

n ⎠<br />

R<br />

W<br />

bezeichnet die Tikhonov-Inverse, α den Regularisierungsparameter und E die Einheitsmatrix.<br />

Dadurch, dass die L2-Norm R<br />

−1<br />

W<br />

im Gegensatz zu der Norm W endlich ist, werden<br />

die Datenfehler durch R<br />

W<br />

stärker gedämpft. Durch die Verwendung der Approximation R<br />

W<br />

entsteht allerdings ein Regularisierungsfehler, der zu einer Glättung der Stromverteilung führt.<br />

In der Regel muss der Regularisierungsparameter α so gewählt werden, dass die Summe aus<br />

Daten- und Regularisierungsfehler minimal wird [78].<br />

Der Fehler zwischen der berechneten und der tatsächlich in der Brennstoffzelle vorliegenden<br />

Stromdichteverteilung hängt stark von der räumlichen Auflösung des Verfahrens ab. Eine<br />

erhöhte Auflösung verstärkt in der Regel die Instabilität des Gleichungssystems und hat somit<br />

einen größeren Fehler zur Folge. Weiterhin ist der Fehler abhängig von:<br />

- der Anordnung und Anzahl der Messpunkte relativ zu der Brennstoffzelle<br />

- dem Messfehler bei der Positionsbestimmung der Messpunkte relativ zu der Brennstoffzelle<br />

- dem Messfehler in den magnetischen Flussdichtedaten<br />

- der Diskretisierung des Messobjekts<br />

- dem verwendeten Regularisierungsverfahren zur Stabilisierung des schlecht gestellten<br />

Gleichungssystems<br />

- den Nebenbedingungen, die bei der Rekonstruktion der Stromdichteverteilung Berücksichtigung<br />

finden<br />

Nebenbedingungen, die bei dem derzeitigen Entwicklungsstand der Magnetotomographie noch<br />

nicht in den Algorithmus integriert sind, sind beispielsweise die Divergenzfreiheit in dem diskretisierten<br />

Messobjekt oder eine Stromrichtungsbedingung. Als Richtungsbedingung ist die Annahme<br />

bezeichnet, dass entgegen der Hauptstromrichtung, also orthogonal zu der Membran,<br />

keine Ströme fließen.


56 3 Messaufbauten und Messmethoden<br />

Die in einem Messsensor enthaltenen drei Sensorelemente zur Messung der magnetischen<br />

Flussdichte in allen drei Raumrichtungen stehen nicht ideal orthogonal zueinander. Des Weiteren<br />

sind die Sensorelemente nicht exakt in Richtung der Koordinatenachsen ausgerichtet und<br />

aufgrund ihrer räumlichen Ausdehnung zueinander versetzt angeordnet. Um den Datenfehler<br />

bei der Messwerterfassung zu verringern, wird zu Beginn der Messungen einmalig eine rechnerische<br />

Korrektur der Winkel- und Positionsfehler der Sensoren gegenüber einem definierten<br />

Koordinatensystem durchgeführt. Dazu ist eine Leiterschleife über verdrillte Zuleiter mit einer<br />

Stromquelle verbunden. Bei bekanntem Stromfluss wird die von der Leiterschleife erzeugte<br />

magnetische Flussdichte mit den Sensoren vermessen. Aufgrund der bekannten Position und<br />

Geometrie der Leiterschleife kann das Magnetfeld berechnet werden. Ein Vergleich zwischen<br />

der berechneten und der gemessenen magnetischen Flussdichte der Leiterschleife erlaubt, die<br />

Sensorelementposition und die Verkippung beziehungsweise Verdrehung des Sensors relativ<br />

zu der Leiterschleife zu bestimmen. Die Korrektur der Messdaten für die Rekonstruktionsrechnungen<br />

erfolgt entsprechend den Abweichungen der Sensoren von der idealen Anordnung.<br />

Der Einfluss des Wechselspannungsnetzes auf die Messwerte ist vernachlässigbar. Bedingt<br />

durch die im Wechselspannungsnetz dicht nebeneinander, parallel verlegten Hin- und Rückleiter<br />

sind die entstehenden Störfelder klein im Vergleich zu den Magnetfeldern der Brennstoffzelle.<br />

Zusätzlich dämpfen Filter den Einfluss der Wechselfelder auf die Messergebnisse.<br />

Eine fundierte Fehlerabschätzung ist bei derzeitigem Entwicklungsstand der Magnetotomographie<br />

noch nicht möglich. Eine detaillierte Studie bezüglich der Messfehler und der erreichbaren<br />

Auflösung muss daher Gegenstand der nächsten Entwicklungsschritte sein.<br />

Zur Visualisierung der rekonstruierten dreidimensionalen Stromdichteverteilungen steht ein<br />

umfangreiches Programmpaket zur Verfügung. Die zur Zeit verwendete Rekonstruktionssoftware<br />

weist die Stromdichte beziehungsweise Änderungen in der Stromdichteverteilung nur<br />

qualitativ in Form unterschiedlicher Farbtöne aus. Eine Zuweisung der Farbskala auf absolute<br />

Einheiten in A/cm² ist prinzipiell möglich und wird derzeit getestet. Die Skalierung der rekonstruierten<br />

Stromdichteverteilung hängt von dem Regularisierungsparameter α , der Art der<br />

Datenfehler und der speziellen Geometrie der Brennstoffzelle ab. Unter der Voraussetzung,<br />

dass für einen gegebenen Brennstoffzellenaufbau die systematischen Fehler und damit der<br />

Fehlertyp erhalten bleiben, kann ein Abgleich zwischen rekonstruierten Stromdichteverteilungen<br />

und bekannten Verteilungen erfolgen. Messungen an zwei Betriebszuständen mit bekannter<br />

Stromdichteverteilung erlauben, eine Skalierung der Rekonstruktion für unterschiedliche Regularisierungsparameter<br />

vorzunehmen. Die resultierende, von dem Regularisierungsparameter<br />

abhängige Skalierungsfunktion kann für weitere Rekonstruktionen an geometrisch ähnlichen<br />

Brennstoffzellen genutzt werden [80]. Eine Änderung des Zellaufbaus oder der Diskretisierung<br />

würde in diesem Fall eine neue Kalibrierung erfordern.<br />

Die von den magnetoresistiven Sensoren gemessene magnetische Flussdichte<br />

Brennstoffzellenstapel setzt sich additiv aus drei Anteilen zusammen.<br />

Mess<br />

Erde<br />

Zuleiter<br />

BZ<br />

B<br />

Mess<br />

um einen<br />

B = B + B + B<br />

Gl. 3.11


3.5 Stromdichtemessung 57<br />

B<br />

Erde<br />

beinhaltet alle zeitlich konstanten Flussdichten, die beispielsweise durch das Erdmagnetfeld<br />

oder andere konstante Störquellen erzeugt werden. B beschreibt den Einfluss der<br />

Stromschienen sowie aller weiteren stromdurchflossenen Kabel auf die gemessene magnetische<br />

Flussdichte. Die durch die Stromdichteverteilung in der Brennstoffzelle erzeugte magnetische<br />

Flussdichte ist mit B<br />

BZ<br />

bezeichnet. Für die Stromdichterekonstruktion nach Gleichung<br />

3.10 ist ausschließlich die Flussdichte B<br />

BZ<br />

beziehungsweise das entsprechende Magnetfeld<br />

H relevant.<br />

BZ<br />

Die Magnetotomographie unterscheidet zwischen Differenz- und Absolutrekonstruktion. Die<br />

Differenzrekonstruktion erfordert zwei Messungen der magnetischen Flussdichte außerhalb der<br />

Brennstoffzelle unter unterschiedlichen Betriebsbedingungen. Bei beiden Messungen sind der<br />

Gesamtstrom und die Position der Messpunkte identisch. Unter der Annahme, dass das<br />

Erdmagnetfeld über die Messdauer konstant ist, keine schweren Metallteile in Nähe des Messaufbaus<br />

während der Messung bewegt werden und die Stromschienen nicht verrückt werden,<br />

ergibt sich<br />

B<br />

Diff<br />

= B<br />

=<br />

Mess,1<br />

( B + B + B ) − ( B + B + B )<br />

= B<br />

Erde<br />

BZ ,1<br />

− B<br />

− B<br />

Mess,2<br />

Zuleiter<br />

BZ ,2<br />

BZ ,1<br />

Erde<br />

Zuleiter<br />

BZ ,2<br />

Zuleiter<br />

Gl. 3.12<br />

Die Differenz beider Messdatensätze erlaubt, mit Hilfe der Tikhonov-Regularisierung nach<br />

Gleichung 3.10 die Stromdichteänderung approximativ zu rekonstruieren.<br />

Absolutrekonstruktionen erfordern ebenso wie die Differenzrekonstruktionen zwei Messungen.<br />

Mit der ersten Messung werden die Flussdichtedaten einer unter den gewünschten Betriebsparametern<br />

arbeitenden Brennstoffzelle ermittelt. Der Messdatensatz enthält nach Gleichung<br />

3.11 auch die Anteile des Erdmagnetfeldes sowie der Zuleiter. Bei der zweiten Messung wird<br />

die Brennstoffzelle von den Stromschienen getrennt und durch eine Kurzschlussbrücke (KSB)<br />

aus Kupfer ersetzt. Anstelle der elektrischen Last werden die über die Kurzschlussbrücke<br />

kurzgeschlossenen Stromschienen mit einer Stromquelle verbunden. Die Stromquelle erzeugt<br />

einen Strom gleichen Vorzeichens und gleicher Stärke wie bei der ersten Messung. Die magnetische<br />

Flussdichte wird wiederum an den gleichen Positionen wie bei der ersten Messung<br />

aufgezeichnet. Dieser Messdatensatz beinhaltet neben dem Einfluss des Erdmagnetfeldes<br />

sowie der Zuleiter auch den Flussdichteanteil der durch die KSB erzeugt wird.<br />

B<br />

,<br />

= B + B + B<br />

Gl. 3.13<br />

Mess 2<br />

Erde<br />

Zuleiter<br />

KSB<br />

Die Differenz beider Messdatensätze enthält neben dem Flussdichteanteil der Brennstoffzelle<br />

den der Kurzschlussbrücke.<br />

B<br />

Abs<br />

= B<br />

=<br />

Mess,1<br />

( B + B + B ) − ( B + B + B )<br />

= B<br />

Erde<br />

BZ ,1<br />

− B<br />

− B<br />

Mess,2<br />

Zuleiter<br />

KSB<br />

BZ ,1<br />

Erde<br />

Zuleiter<br />

KSB<br />

Gl. 3.14<br />

Sind Geometrie und Position der Kurzschlussbrücke bekannt, kann B<br />

KSB<br />

nach dem Biot-<br />

Savart’schen Gesetz berechnet und aus Gleichung 3.14 eliminiert werden. Der verbleibende


58 3 Messaufbauten und Messmethoden<br />

Flussdichteanteil ist ausschließlich durch die Stromdichte innerhalb der Brennstoffzelle bedingt<br />

und dient der Rekonstruktion der Stromdichteverteilung nach Gleichung 3.10. Die Genauigkeit<br />

der Absolutmessung beruht wesentlich auf der Simulation des magnetischen Feldes der<br />

Kurzschlussbrücke sowie auf einer unveränderten Lage der Stromschienen bei beiden<br />

Messungen.<br />

Die Berechnung des von der Kurzschlussbrücke erzeugten Magnetfeldes ist derzeit noch zu<br />

ungenau für die Rekonstruktion von Absolutrekonstruktionen. Die in Kapitel 4.3.2 vorgestellten<br />

Ergebnisse beschränken sich daher auf Differenzrekonstruktionen.<br />

3.6 Widerstandsmessung<br />

Der im Betrieb der Brennstoffzelle vorherrschende flächenbezogene Ohmsche Anteil der<br />

Überspannungen wird mit Hilfe von Abschaltmessungen ermittelt. Ein elektronischer Schalter<br />

schaltet während des Brennstoffzellenbetriebs die elektrische Last im Bereich von wenigen Mikrosekunden<br />

ab. Ein Oszilloskop zeichnet den zeitlichen Verlauf der resultierenden Spannungsantwort<br />

der Brennstoffzelle auf. Der zeitlich unverzögerte Anteil des Spannungssprungs U ist<br />

direkt proportional zu den Ohmschen Verlusten. Bei bekannter Stromdichte i folgt der Flächenwiderstand<br />

R ~ aus dem Ohmschen Gesetz<br />

~ U<br />

R =<br />

i<br />

UV<br />

UV<br />

Gl. 3.15<br />

3.7 Messung des Tropfenaustrags aus der Strömungsstruktur<br />

Sind die Reaktandengase mit Wasser gesättigt, kann Produktwasser in flüssiger Form anfallen.<br />

Der Austrag des flüssigen Wasser aus der Zelle beziehungsweise aus dem Zellstapel ist notwendig,<br />

um einer Verstopfung der Strömungsstrukturen und der dadurch bedingten Inaktivierung<br />

elektrochemisch aktiver Bereiche vorzubeugen.<br />

Der Wasseraustrag aus einer Brennstoffzelle wird beispielsweise durch<br />

- das Aspektenverhältnis und die Radien der Kanalgeometrie<br />

- die Oberflächenspannung und Rauhigkeit des Bipolarplattenmaterials<br />

- die Fließgeschwindigkeit und den Druckverlust in der Strömungsstruktur<br />

beeinflusst.<br />

Der Einfluss der Fließgeschwindigkeit und des Druckverlustes in der Strömungsstruktur auf den<br />

Wasseraustrag wird an den vorhandenen Flowfielddesigns (siehe Kapitel 3.1) untersucht. Eine<br />

Halbzelle, bestehend aus einer Plexiglas-Bipolarplatte mit der zu untersuchenden Strömungsstruktur,<br />

einer Dichtung sowie einer befeuchteten Diffusionsschicht, wird zwischen zwei Plexiglasplatten<br />

verspannt. An verschiedenen Stellen in dem Flowfield werden Wassertropfen eingebracht.<br />

Ein Durchflussregler regelt den Luftvolumenstrom, der durch die Halbzelle strömt. Der<br />

Durchfluss wird so lange erhöht, bis durch die Plexiglasplatten der Tropfenaustrag beobachtet<br />

wird. Die Fließgeschwindigkeit und die Druckdifferenz zwischen Zellenein- und –austritt in


3.7 Messung des Tropfenaustrags aus der Strömungsstruktur 59<br />

diesem Punkt werden gemessen. Aufgrund der unterschiedlichen Materialeigenschaften der in<br />

diesen Versuchen verwendeten Plexiglasplatten und den in den Brennstoffzellen zum Einsatz<br />

kommenden graphitischen Platten können die Ergebnisse zum Wasseraustrag nur eine Abschätzung<br />

darstellen.


4 Auswertung der Messergebnisse<br />

Das folgende Kapitel beinhaltet die Beschreibung und Bewertung der experimentellen Ergebnisse,<br />

die als Grundlage für die Auslegung des 5 kW Zellstapels und der Verifikation getroffener<br />

Modellannahmen dienen. Die Ergebnisse umfassen eine systematische Charakterisierung von<br />

Einzelzellen und Short-Stacks. Als Short-Stack sind in der vorliegenden Arbeit Zellstapel<br />

bezeichnet, die aus drei seriell verschalteten Einzelzellen bestehen. Bei allen Experimenten<br />

kommt auf der Brenngasseite reiner Wasserstoff zum Einsatz. Der Brennstoffzellenbetrieb mit<br />

wasserstoffreichem Synthesegas wird nicht untersucht.<br />

4.1 Bewertung von Strömungsstrukturen und Bipolarplattenmaterialien<br />

4.1.1 Vergleich zwischen Mäander- und Kanal-Füßchen-Strömungsstruktur<br />

Die vornehmliche Aufgabe der Strömungsstrukturen besteht in der gleichmäßigen Verteilung<br />

der Reaktanden über der aktiven Fläche. Die in Brennstoffzellen bevorzugt verwendeten Flowfields<br />

bestehen aus Kanal-, Mäander-, Finger-, Füßchen- oder Netzstrukturen. Eine ausführliche<br />

Beschreibung der unterschiedlichen Strukturen findet sich beispielsweise in [81].<br />

Die beiden im Weiteren gegenübergestellten Strömungsstrukturen sind in Bild 3.2, Kapitel 3.1,<br />

dargestellt. Das erste Flowfielddesign sieht eine Mäanderstruktur vor, das zweite Design<br />

besteht aus einer Kombination aus Füßchen- und Kanalstruktur. Mit Hilfe des zweiten Designs<br />

sollen nach Möglichkeit die Vorteile beider Strukturen vereint werden. Im Ein- und Auslassbereich<br />

der Reaktanden soll die Füßchenstruktur, die die Verteilung der Fluide quer zur Hauptströmungsrichtung<br />

zulässt, eine homogene Anströmung der im Mittelteil des Flowfields befindlichen<br />

Kanalstruktur gewährleisten. Die in Hauptströmungsrichtung ausgerichteten Kanäle<br />

stellen die gleichmäßige Verteilung der Fluide im weiteren Verlauf der Strömung bei geringem<br />

Druckverlust sicher.<br />

Eine angestrebte hohe volumetrische Leistungsdichte setzt einen hohen Flächennutzungsgrad<br />

der Zelle voraus. Der Flächennutzungsgrad ist definiert als das Verhältnis von aktiver Fläche zu<br />

der Gesamtfläche der Bipolarplatte. Im Fall der Mäanderstruktur beträgt der Flächennutzungsgrad<br />

64 %, bei der Kanal-Füßchen-Struktur 57 %. Der unterschiedliche Flächennutzungsgrad<br />

resultiert aus dem Umstand, dass die Fläche über dem abgeschrägten Einlaufbereich der Füßchenstruktur<br />

nur teilweise für die elektrochemische Reaktion genutzt werden kann.<br />

Die Druckverluste beider Strukturen befinden sich auf geringem Niveau. Die Kanal-Füßchen-<br />

Struktur weist den größeren Strömungsquerschnitt bei gleichzeitig kürzerem Strömungsweg auf.<br />

Daher ist der Druckverlust bei dieser Struktur beispielsweise bei einem Betriebsdruck von 2 bar,<br />

einer Temperatur von 70 °C, einer Stromdichte von 0,6 A/cm² und einem kathodenseitigen Stö-


4.1 Bewertung von Strömungsstrukturen und Bipolarplattenmaterialien 61<br />

chiometriefaktor von 2 bei einem Absolutwert von 8 mbar um circa 30 % geringer als bei der mit<br />

gleichem Volumenstrom durchflossenen Mäanderstruktur. Der geringere Druckverlust bedingt<br />

zwar eine geringere Leistung des Verdichters, hat aber auch zur Folge, dass die Medienverteilung<br />

auf die einzelnen Zellen im Zellstapel ungleichmäßiger ist (siehe Kapitel 5).<br />

Die Leistungscharakterisierung von Einzelzellen und Short-Stacks mit den beiden unterschiedlichen<br />

Strömungsstrukturen zeigt, dass die Spannungs-Stromdichte-Charakteristiken beider<br />

Strukturen im technisch relevanten Bereich bis circa 500 mV nahezu deckungsgleich sind. Bei<br />

kurzen Diffusionswegen für die Reaktanden sollte die Kontaktfläche zwischen Bipolarplatte und<br />

Diffusionsschicht größtmöglich sein, um die Ohmschen Überspannungen gering zu halten. Das<br />

Verhältnis aus Steg- zu Kanalfläche beträgt für das Mäander-Design rund 0,67, für die Kanal-<br />

Füßchen-Struktur rund 0,77. Abschaltmessungen zeigen, dass die Flächenwiderstände beider<br />

Strukturen nur marginale Unterschiede aufweisen. Da beide Zellen mit der gleichen Anpresskraft<br />

verspannt sind, ist bei der Kanal-Füßchen-Struktur aufgrund der größeren Kontaktfläche<br />

der Anpressdruck, also die flächenbezogene Anpresskraft, zwischen Bipolarplatte und Diffusionsschicht<br />

geringer. Der geringere Anpressdruck bedingt höhere Übergangswiderstände. Die<br />

höheren Übergangswiderstände bei gleichzeitig größerem Kontaktflächenverhältnis resultieren<br />

in einem gleichen Flächenwiderstand beider Strömungsstrukturen.<br />

Bei galvanostatischem Betrieb der Zellen mit Kanal-Füßchen-Struktur ist bei geringen Stromdichten<br />

von weniger als 0,3 A/cm² auffällig, dass die Zellspannung nach einiger Zeit konstanten<br />

Betriebs beginnt abzufallen. Dieses instabile Betriebsverhalten ist durch die Ansammlung von<br />

Produktwasser in der Strömungsstruktur bedingt. Das Produktwasser kann bei den geringen<br />

Strömungsgeschwindigkeiten der Reaktanden nicht ausgetragen werden und verstopft die Kanäle.<br />

Versuche zum Austrag von Wassertropfen (siehe Kapitel 3.7) verdeutlichen, dass Tropfen<br />

am Ausgang der Kanäle im Mittelteil erst bei einem Gasvolumenstrom, der einem Luftstöchiometriekoeffizienten<br />

von ungefähr 5 bei der Stromdichte von 0,3 A/cm² entspricht, ausgetragen<br />

werden können. Bei der Mäanderstruktur können sich dagegen selbst bei geringen Strömungsgeschwindigkeiten<br />

der Medien Wassertropfen nicht in den Kanälen festsetzen. Dies bestätigen<br />

auch Aufnahmen mit einem Endoskop, das während des Betriebs in die Mäanderstruktur<br />

eingeführt wurde. Die Beobachtungen zeigen, dass sich Wassertropfen nur bis zu einer für die<br />

Strömung unkritischen Dicke im Kanal halten können und dann von der Strömung mitgerissen<br />

werden.<br />

Bei Zellspannungen unter 500 mV zeigt sich, dass die Zellen mit Kanal-Füßchen-Struktur bei<br />

einer geringeren Stromdichte in den diffusionskontrollierten Bereich der Spannungs-Stromdichte-Kennlinie<br />

eintreten als die Zellen mit Mäander-Struktur. Der Grund dafür liegt in einer<br />

schlechten Medienverteilung innerhalb der Zelle, die dazu führt, dass lokal Gebiete mit Reaktanden<br />

unterversorgt sind. Die Visualisierung der kathodenseitigen Strömung erlaubt, diese<br />

Gebiete zu lokalisieren. Die Aufnahmen in Bild 4.1 weisen ein Gebiet geringer Strömungsgeschwindigkeit<br />

beim Übergang von den Kanälen in die Füßchen-Struktur am Auslass der Zelle<br />

auf. Die Bereiche geringer Strömungsgeschwindigkeit indizieren Bereiche schlechter Medienverteilung,<br />

die im Brennstoffzellenbetrieb aufgrund einer Reaktandenunterversorgung zu erhöhten<br />

Diffusionsüberspannungen führen können. In diesen Gebieten ist darüber hinaus der<br />

Austrag von flüssigem Produktwasser erschwert. Die Tatsache, dass die Leistung der Zellen mit


62 4 Auswertung der Messergebnisse<br />

Mäander- und Kanal-Füßchen-Struktur bei niedriger Last nahezu gleich groß ist, lässt allerdings<br />

darauf schließen, dass die unterversorgten Gebiete keine gravierenden Diffusionsüberspannungen<br />

hervorrufen.<br />

Auslass<br />

unterversorgtes<br />

Gebiet<br />

Einlass<br />

Bild 4.1: Visualisierung der Strömung in der Kanal-Füßchen-Struktur<br />

Bei der Visualisierung der Strömung in der Mäander-Struktur (Bild 4.2) zeigt sich eine sehr<br />

homogene Verteilung der Reaktanden. Auffällig ist, dass in den äußeren Kanälen die Strömungsgeschwindigkeit<br />

um rund 3 % höher ist als in den mittleren Kanälen. Dies liegt darin begründet,<br />

dass die Druckverluste für die in den äußeren Kanälen vorkommenden 180° Strömungsumlenkungen<br />

geringer sind als für zwei hintereinander angeordnete 90° Umlenkungen,<br />

wie sie bei den mittleren Kanälen vorliegen. Der Einfluss der Fertigungstoleranzen von<br />

± 0,03 mm zwischen den einzelnen Kanälen auf die Strömungsgeschwindigkeit wird mit maximal<br />

5 % abgeschätzt.<br />

Auslass<br />

äußere<br />

Kanäle<br />

Umlenkung:<br />

2 x 90°<br />

Einlass<br />

Umlenkung:<br />

180°<br />

Bild 4.2: Visualisierung der Strömung in der Mäander-Struktur<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Kanal-Füßchen-Struktur im Vergleich zu der<br />

Mäander-Struktur einen geringeren Strömungsdruckverlust aufweist, aber auch einen um 11 %<br />

geringeren Flächennutzungsgrad besitzt. Ferner ist bei Zellen mit einer Kanal-Füßchen-Struktur<br />

bei geringen Stromdichten keine stabile Betriebsführung möglich. Bei hohen Stromdichten<br />

weisen die Zellen größere Diffusionsüberspannungen als Zellen mit Mäanderstruktur auf. Die<br />

Mäander-Struktur zeichnet sich durch eine homogene Verteilung der Reaktanden über der<br />

aktiven Fläche bei einem ebenfalls geringen Druckverlust aus. Im Hinblick auf einen späteren<br />

Massenfertigungsprozess zeigen Bipolarplatten mit Mäander-Struktur weitere Vorteile, da sie im<br />

Gegensatz zu solchen mit Kanal-Füßchen-Struktur in einem Spritzgießprozess gefertigt werden<br />

können.


4.1 Bewertung von Strömungsstrukturen und Bipolarplattenmaterialien 63<br />

Aus diesen Gründen wird für den Einsatz im 5 kW Zellstapel die Mäander-Struktur ausgewählt.<br />

Alle im Weiteren beschriebenen Experimente beziehen sich auf Zellen mit Mäander-Strömungsstrukturen.<br />

4.1.2 Vergleich zwischen metallischen und graphitischen Bipolarplatten<br />

Als Bipolarplattenmaterialien stehen verschiedene Werkstoffe zur Auswahl. Im Folgenden wird<br />

in Form von Spannungs-Stromdichte-Kennlinien die Leistungscharakteristik von Einzelzellen mit<br />

Bipolarplatten aus Titan und mit Bipolarplatten aus Graphit-Composit-Material verglichen. Aufgrund<br />

der hohen mechanischen Stabilität und Gasdichtigkeit der Titanplatten können diese<br />

theoretisch dünner als die graphitischen Platten ausgeführt werden. Um gleiche Versuchsrandbedingungen<br />

zu gewährleisten, sind bei den vorliegenden Experimenten die Geometrie und die<br />

Strömungsstrukturen der metallischen Zelle mit denen der graphitischen Zelle identisch. Zur<br />

Vermeidung von hohen Übergangswiderständen durch die Bildung von Passivierungsschichten<br />

sind die Titanplatten mit einer 1 µm dicken Goldschicht beschichtet.<br />

1100<br />

Betriebsparameter:<br />

Zellspannung [mV]<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Titan<br />

Graphit<br />

Titan (iR-korrigiert)<br />

Graphit (iR-korrigiert)<br />

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4<br />

Stromdichte [A/cm²]<br />

aktive Fläche: 244 cm²<br />

Flow-Field-Struktur:<br />

Anode: Mäander<br />

Kathode: Mäander<br />

MEA (Katalysator Platin):<br />

Belegung Anode: 0,4 mg/cm²<br />

Belegung Kathode: 0,6 mg/cm²<br />

Druck: 2 bar (abs.)<br />

Stöchiometriefaktor:<br />

Anode: λ = 1,1<br />

Kathode: λ = 2<br />

relative Feuchte (Zelleintritt):<br />

Anode: 100%<br />

Kathode: 100%<br />

Zelltemperatur: 70 °C<br />

Flächenwiderstand:<br />

Titan: 0,11 Ωcm²<br />

Graphit: 0,13 Ωcm²<br />

Bild 4.3: Vergleich der U-i-Charakteristiken von Einzelzellen mit unterschiedlichen<br />

Bipolarplattenmaterialien<br />

Bild 4.3 zeigt die U-i-Charakteristiken beider Bipolarplattenmaterialien. Der maximale Laststrom<br />

ist auf 300 A, einer Stromdichte von 1,2 A/cm² entsprechend, beschränkt. Beide Kennlinien erreichen<br />

bei dieser Stromdichte noch nicht den diffusionskontrollierten Arbeitsbereich. Die Kennlinie<br />

der Titan-Zelle weist über den gesamten Messbereich eine geringfügig höhere Leistung<br />

auf. Beispielsweise beträgt bei einer Stromdichte von 1 A/cm² die Zellspannung der Titanzelle<br />

593 mV. Bei gleicher Stromdichte liegt die Zellspannung der Graphit-Zelle nur um circa 20 mV<br />

darunter. Der Flächenwiderstand der Zelle mit graphitischen Bipolarplatten liegt mit 0,13 Ωcm²


64 4 Auswertung der Messergebnisse<br />

um circa 15 % über dem der Titan-Zelle. Der Unterschied zwischen den beiden Kennlinien ist<br />

ausschließlich durch die unterschiedlichen Ohmschen Widerstände bedingt. Dies verdeutlichen<br />

die beiden ebenfalls in Bild 4.3 gezeigten iR-korrigierten Kennlinien, die im Rahmen der Messgenauigkeit<br />

kongruent sind. iR-korrigiert bedeutet, dass die Ohmschen Widerstände der U-i-<br />

Kennlinie rechnerisch zu Null gesetzt sind.<br />

Aufgrund der nur geringfügig höheren Leistung der Zelle mit Bipolarplatten aus vergoldetem<br />

Titan scheinen die hohen Materialkosten und die bei der Vergoldung entstehenden hohen Fertigungskosten<br />

nicht gerechtfertigt. Des Weiteren liegen keine Kenntnisse über die chemische<br />

Langzeitbeständigkeit dieser Zelle vor. Aus diesen Gründen werden für den Einsatz im 5 kW<br />

Zellstapel Bipolarplatten auf Basis von Graphit ausgewählt. Alle im Weiteren beschriebenen<br />

Experimente beziehen sich auf Zellen mit Bipolarplatten aus Graphit-Composit-Material.<br />

4.2 Variation von Betriebsparametern<br />

Im Folgenden wird der Einfluss einer Variation der Betriebsparameter auf die Leistung der<br />

Einzelzellen und Short-Stacks untersucht. Die Untersuchungen dienen der Validierung der<br />

Modellannahmen und der Berechung der Modellparameter in Kapitel 2 sowie der Identifikation<br />

geeigneter Betriebsparameter. Als Referenzbetriebsbedingung wird der Betrieb der Zelle bei<br />

- Zelltemperatur: T<br />

Z<br />

=70 °C<br />

- Druck am Zelleintritt: p =2 bar<br />

- anoden- und kathodenseitiger Stöchiometriekoeffizient: λ<br />

H 2<br />

=1,1 , λ<br />

Luft<br />

=2<br />

- relative Feuchte der Reaktandengase am Zelleintritt: ϕ =100 %<br />

definiert.<br />

4.2.1 Durchfluss<br />

In Brennstoffzellen sind hohe Umsatzraten sowohl für Brennstoff als auch Oxidans angestrebt,<br />

um die Verlustleistung und Baugröße der Verdichter zu minimieren. Liegt der Arbeitspunkt der<br />

Brennstoffzelle aufgrund eines hohen Umsatzes in dem diffusionskontrollierten Bereich der<br />

Spannungs-Stromdichte-Charakteristik, resultiert dies in Leistungseinbußen. Ist der kathodenseitige<br />

Umsatz entsprechend einem hohen Durchfluss gering, führt dies zu einer Leistungssteigerung<br />

aufgrund der höheren mittleren Sauerstoffkonzentration in der Zelle. Ein hoher Durchfluss<br />

erfordert ein aufwendiges Wassermanagement, um einer Austrocknung der MEA besonders<br />

am Zelleintritt vorzubeugen. Dies verdeutlicht, dass eine Gesamtsystembetrachtung<br />

erforderlich ist, um den optimalen Stoffumsatz für eine bestimmte Brennstoffzellenanwendung<br />

zu ermitteln.<br />

Die experimentellen Ergebnisse der Variation des kathodenseitigen Durchflusses sind bereits in<br />

Bild 2.13, Kapitel 2.2.2, präsentiert worden. Die Betriebsbedingungen entsprechen den Referenzbedingungen<br />

und sind bis auf den Luftstöchiometriekoeffizienten konstant. Der Luftstöchio-


4.2 Variation von Betriebsparametern 65<br />

metriekoeffizient variiert in dem Bereich λ<br />

Luft<br />

=1,5 - 4. Über einen weiten Lastbereich ist bei gleicher<br />

Stromdichte der Betrag der Abweichung der Zellspannung von dem Wert unter Referenzdurchfluss<br />

für λ<br />

Luft<br />

=1,5 und λ<br />

Luft<br />

=4 ungefähr gleich groß. Bei einer Stromdichte von 1 A/cm²<br />

liegt die Spannung der Kennlinie λ<br />

Luft<br />

=1,5 um 27 mV unter und die der Kennlinie λ<br />

Luft<br />

=4 um<br />

26 mV über der Spannung von 532 mV des Referenzdurchflusses. Erst bei Stromdichten über<br />

1 A/cm² fällt die Spannung der Kennlinie λ<br />

Luft<br />

=1,5 stärker ab, da dort die Kennlinie in den<br />

diffusionskontrollierten Bereich eintritt. Der im Vergleich zu den Messungen aus Bild 4.3 um<br />

circa 0,04 Ωcm² höhere Flächenwiderstand ist auf die Verwendung unterschiedlicher Graphit-<br />

Bipolarplattenwerkstoffe zurückzuführen. Unter gleichen Betriebsbedingungen sind die iRkorrigierten<br />

Kennlinien aus Bild 2.13 und Bild 4.3 deckungsgleich.<br />

Die bei hohen Umsätzen vorherrschende geringere Strömungsgeschwindigkeit der Reaktanden<br />

erschwert prinzipiell den Austrag von flüssigem Produktwasser. Jedoch konnte selbst bei dem<br />

geringsten Stöchiometriekoeffizienten λ =1,5 ein durch Wasseransammlungen in der Strö-<br />

Luft<br />

mungsstruktur verursachtes instabiles Betriebsverhalten nicht beobachtet werden.<br />

Anodenseitig ist ein sogenannter Dead-End-Betrieb der Brennstoffzelle, das heißt ein Betrieb<br />

bei vollständigem Wasserstoffumsatz, denkbar. Diese Art der Betriebsführung erfordert einen<br />

Spülmechanismus, der in zeitlichen Abständen Gasverunreinigungen und Wasseransammlungen<br />

aus der Zelle abführt. Bei der vorliegenden Größe der Zelle würde diese Betriebsführung zu<br />

einem stark instationären Betriebsverhalten führen. Daher wird auf der Anodenseite ein<br />

Wasserstoffumsatz von 91 % gewählt. Dies entspricht einem Stöchiometriekoeffizienten von<br />

λ =1,1. Eine weitere Steigerung des anodenseitigen Durchflusses führt nur zu einer margina-<br />

H 2<br />

len Leistungssteigerung.<br />

4.2.2 Druck<br />

Ebenso wie die Wahl des optimierten Durchflusses ist die Frage nach dem Betriebsdruck nur<br />

durch eine Analyse des gesamten Brennstoffzellensystems zu klären. In einer unter Druck betriebenen<br />

Brennstoffzelle erhöht sich aufgrund der größeren Sauerstoffkonzentration die Zellleistung.<br />

Dagegen steigen auch die für die Kompression aufzubringende Leistung, die Kosten<br />

und die Bauteilgröße der benötigten Peripherieaggregate. Darüber hinaus können andere Faktoren<br />

die Wahl des Betriebsdrucks beeinflussen. So ist der Druck beispielsweise eng mit dem<br />

Wassermanagement des Systems verknüpft. Bezüglich der Reaktandenbefeuchtung erweisen<br />

sich höhere Drücke als vorteilhaft, da weniger Wasser benötigt wird, um die gleiche relative<br />

Feuchte der Gase zu erreichen.<br />

In Bild 2.12, Kapitel 2.2.2, sind bereits die bei Variation des Betriebsdruckes resultierenden<br />

Spannungs-Stromdichte-Kennlinien vorgestellt worden. Unter Beibehaltung der anderen Referenzbedingungen<br />

variiert der Betriebsdruck in dem Bereich von 1,5 bis 2,5 bar. Zum Schutz der<br />

35 µm dünnen Membran vor mechanischer Überbeanspruchung herrscht auf der Anoden- und<br />

Kathodenseite jeweils der gleiche Betriebsdruck. Aufgrund der Druckabhängigkeit der Konzentrationsüberspannungen<br />

sind die Spannungs-Stromdichte-Kennlinien nahezu über den<br />

gesamten Lastbereich vertikal zueinander verschoben. Bezogen auf den Referenzdruck von


66 4 Auswertung der Messergebnisse<br />

2 bar bewirkt eine Drucksteigerung um 0,5 bar eine Steigerung der Zellspannung um circa<br />

8 mV. Eine Verringerung des Referenzbetriebsdrucks um 0,5 bar führt zu einer Senkung der<br />

Zellspannung um 12 mV. Ab einer Stromdichte von rund 1,2 A/cm² beginnt für die Kennlinie des<br />

Betriebsdrucks von 1,5 bar der Übergang vom Ohmschen in den diffusionskontrollierten Teil der<br />

Kennlinie.<br />

Trotz der geringeren Strömungsgeschwindigkeit in Kombination mit einem geringeren Druckunterschied<br />

zwischen Ein- und Austritt der Zelle konnte bei dem größten untersuchten Betriebsdruck<br />

von 2,5 bar kein instabiles Betriebsverhalten festgestellt werden.<br />

4.2.3 Temperatur<br />

Die nach Gleichung 1.2 definierte reversible Zellspannung sinkt aufgrund des entropischen<br />

Anteils mit steigender Betriebstemperatur. Dieser Effekt wird durch eine Verringerung der Aktivierungsüberspannungen,<br />

die bedingt ist durch die Steigerung der Katalysatoraktivität und Austauschstromdichte,<br />

überkompensiert, so dass die Zellspannung absolut steigt. Weitere Vorteile<br />

einer gesteigerten Betriebstemperatur liegen in einer aufgrund des höheren Temperaturniveaus<br />

verbesserten Wärmeabfuhr der Reaktionswärme an die Umgebung. Außerdem steigt die CO-<br />

Toleranz des Platin-Katalysators [82]. Dies ist von besonderem Interesse, wenn die Brennstoffzelle<br />

mit Synthesegas betrieben wird. Da die Leitfähigkeit der verwendeten Membran stark von<br />

ihrem Wassergehalt abhängt, muss einer Austrocknung der Membran durch Befeuchtung der<br />

Reaktandengase vorgebeugt werden. Hier wirkt sich nachteilig aus, dass die Wasseraufnahme<br />

der Reaktandengase überproportional mit steigender Temperatur ansteigt. Dies erschwert das<br />

Wassermanagement im Brennstoffzellensystem.<br />

Die in einem Bereich zwischen 60 °C und 80 °C ermittelte Temperaturabhängigkeit der Spannungs-Stromdichte-Charakteristik<br />

der betrachteten Einzelzelle ist in Bild 4.4 dargestellt. Bei<br />

allen untersuchten Betriebstemperaturen werden die Reaktandengase in gesättigtem Zustand<br />

der Zelle zugeführt. Die Abhängigkeit der Zellleistung von der Temperatur erweist sich als<br />

gering. Bei einer Stromdichte von 1 A/cm² unterscheiden sich die Spannungen der einzelnen<br />

Kennlinien um weniger als 10 mV. Die flächenspezifische Leistung liegt in diesem Punkt bei<br />

rund 0,55 W/cm². Die maximale flächenspezifische Leistung von circa 0,57 W/cm² erreichen die<br />

Kennlinien bei einer Stromdichte von ungefähr 1,2 A/cm². Die geringe Temperaturabhängigkeit<br />

der Leistung lässt sich dadurch erklären, dass die mit steigender Temperatur verbesserte Reaktionskinetik<br />

durch den mit steigendem Sättigungsdampfdruck abnehmenden Sauerstoffpartialdruck<br />

kompensiert wird.


4.2 Variation von Betriebsparametern 67<br />

Spannung [mV]<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

60°C<br />

70°C (Referenz)<br />

80°C<br />

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4<br />

Stromdichte [A/cm²]<br />

0,60<br />

0,50<br />

0,40<br />

0,30<br />

0,20<br />

0,10<br />

0,00<br />

flächenspez. Leistung [W/cm²]<br />

Betriebsparameter:<br />

aktive Fläche: 244 cm²<br />

Flow-Field-Struktur:<br />

Anode: Mäander<br />

Kathode: Mäander<br />

MEA (Katalysator Platin):<br />

Belegung Anode: 0,4 mg/cm²<br />

Belegung Kathode: 0,6 mg/cm²<br />

Druck: 2 bar (abs.)<br />

Stöchiometriefaktor:<br />

Anode: λ = 1,1<br />

Kathode: λ = 2<br />

relative Feuchte (Zelleintritt):<br />

Anode: 100%<br />

Kathode: 100%<br />

Zelltemperatur: 60-80 °C<br />

Flächenwiderstand: 0,17 Ωcm²<br />

Bild 4.4: Temperaturabhängigkeit der Leistungscharakteristik<br />

In Bild 4.5 ist für verschiedene in der Literatur beschriebene PEFC-Stacks die Betriebstemperatur<br />

über der elektrischen Leistung aufgetragen. Aufgeführt sind Brennstoffzellen mit einer elektrischen<br />

Leistung von wenigen Watt bis zu knapp 100 kW. Die Temperaturspanne erstreckt sich<br />

über einen Bereich von 50 – 90 °C. Tendenziell zeigt sich, dass die gewählte Betriebstemperatur<br />

mit zunehmender Leistung der Zellstapel steigt. Ab einer elektrischen Leistung von über<br />

30 kW arbeiten die aufgeführten Zellstapel bei einer Temperatur von 80 °C. Diesen Trend verdeutlicht<br />

das grau unterlegte Gebiet, das sich keilförmig der Betriebstemperatur von 80 °C<br />

annähert. Zellstapel der 5 kW Klasse erstrecken sich über ein Temperaturfenster von<br />

55 – 80 °C mit einem mittleren Wert von ungefähr 70 °C.<br />

Bild 4.5: Betriebstemperatur von PEFC-Stacks als Funktion der Stackleistung


68 4 Auswertung der Messergebnisse<br />

4.2.4 Reaktandenbefeuchtung<br />

Die Messungen zur Untersuchung des Einflusses der Reaktandenbefeuchtung auf die Brennstoffzellenleistung<br />

erfolgen an einem aus drei Zellen bestehenden Short-Stack. In Bild 4.6 ist für<br />

unterschiedliche Befeuchtungsgrade die über alle drei Zellen gemittelte flächenspezifische<br />

Leistung für ausgewählte Stromdichten aufgetragen. Die flächenspezifischen Leistungen der<br />

einzelnen Zellen weichen untereinander um weniger als ein Prozent ab. Dieses homogene<br />

Verhalten der Zellen deutet auf eine gute Strömungsverteilung in dem Short-Stack hin. Unter<br />

konstanten Referenzbedingungen wird die relative Feuchte der in die Zelle eintretenden Gase<br />

auf der Anode von ϕ<br />

H 2<br />

=15 - 100 % ( T<br />

Tau,H 2<br />

=33 - 70 °C) und auf der Kathode von ϕ<br />

Luft<br />

=60 -<br />

100 % ( T<br />

Tau , Luft<br />

=33 - 70 °C) variiert.<br />

Bei einer Stromdichte von 0,4 A/cm² hat die Befeuchtung nur einen marginalen Einfluss auf die<br />

flächenspezifische Leistung. Der maximale Unterschied zwischen den untersuchten Befeuchtungsvariationen<br />

beträgt 6 mW/cm². Die größten Leistungseinbußen stellen sich unter der<br />

maximalen untersuchten Stromdichte von 1 A/cm² ein. Eine auf 15 % gesenkte relative Feuchte<br />

des Wasserstoff führt im Vergleich zu der Referenzbefeuchtung von ϕ =100 % zu einer um<br />

34 mW/cm², entsprechend 6 %, verringerten flächenspezifischen Leistung. Außerdem zeigt<br />

sich, dass eine Verringerung der relativen Feuchte des Wasserstoff auf 50 % nahezu die<br />

gleiche flächenspezifische Leistung wie eine Verringerung der Luftfeuchte auf 80 % aufweist.<br />

Abschaltmessungen zeigen, dass der Widerstand mit abnehmender Reaktandenbefeuchtung<br />

aufgrund der verringerten ionischen Leitfähigkeit der Membran ansteigt. Der Flächenwiderstand<br />

unterscheidet sich im Fall der maximalen zur minimalen Befeuchtung um ungefähr 0,03 Ωcm².<br />

Demnach können die Unterschiede in der Leistung direkt auf die erhöhten Ohmschen Überspannungen<br />

zurückgeführt werden.<br />

0,55<br />

H 2<br />

Betriebsparameter:<br />

flächenspez. Leistung (gemittelt)<br />

[W/cm²]<br />

0,5<br />

0,45<br />

0,4<br />

0,35<br />

0,3<br />

0,25<br />

i=0,4 A/cm²<br />

i=0,7 A/cm²<br />

i=1,0 A/cm²<br />

100 / 100 50 / 100 15 / 100 100 / 80 100 / 60 50 / 80<br />

rel. Feuchte Anode / Kathode [%]<br />

Short-Stack: 3 Zellen<br />

aktive Fläche pro Zelle: 244 cm²<br />

Flow-Field-Struktur:<br />

Anode: Mäander<br />

Kathode: Mäander<br />

MEA (Katalysator Platin):<br />

Belegung Anode: 0,4 mg/cm²<br />

Belegung Kathode: 0,6 mg/cm²<br />

Druck: 2 bar (abs.)<br />

Stöchiometriefaktor:<br />

Anode: λ = 1,1<br />

Kathode: λ = 2<br />

relative Feuchte (Zelleintritt):<br />

Anode: 15-100%<br />

Kathode: 60- 100%<br />

Zelltemperatur: 70 °C<br />

Flächenwiderstand pro Zelle:<br />

0,14-0,17 Ωcm²<br />

Bild 4.6: Abhängigkeit der flächenspezifischen Leistung von der Reaktandenbefeuchtung


4.3 Stromdichtemessung 69<br />

Sind die Reaktandengase am Zelleintritt nicht vollständig gesättigt, kann eine Strömungsführung<br />

der Fluide im Gegenstrombetrieb ein verbessertes Wassermanagement in der Zelle bedingen.<br />

Aufgrund unterschiedlicher Wasserpartialdrücke entlang der Strömungsstrukturen beider<br />

Elektroden entstehen lokale Wasserkonzentrationsgradienten zwischen Anode und Kathode.<br />

Die Konzentrationsgradienten erlauben neben dem osmotischen Wassertransport auch Diffusion<br />

von Wasser durch die Membran. Durch einen Nettowassertransfer durch die Membran<br />

können sich die Gase gegenseitig intern befeuchten.<br />

Bei der vorliegenden Mäanderströmungsstruktur erweist sich eine Gegenstrom-Betriebsführung<br />

als nicht vorteilhaft. Zum einen ist die Leistungssteigerung im Vergleich zum Gleichstrom-<br />

Betrieb vernachlässigbar, zum anderen gestaltet sich der Austrag von flüssigem Wasser entgegen<br />

der Schwerkraft bei dem von unten nach oben strömenden Gas als problematisch. Dies<br />

äußert sich in einem instabilen Betriebsverhalten der Zelle. Aus diesen Gründen wird bei allen<br />

Messungen der Gleichstrom-Betrieb mit von oben nach unten strömenden Fluiden gewählt.<br />

Die Experimente zeigen, dass der Einfluss der Reaktandenbefeuchtung auf die Gesamtleistung<br />

der Zellen in den untersuchten Bereichen als gering einzustufen ist. Ungeklärt bleibt, ob die bei<br />

geringer Reaktandenbefeuchtung verringerte Zellleistung aus einer auf das Gebiet des Reaktandeneintritts<br />

beschränkten Verringerung der Membranleitfähigkeit resultiert und dort zu einer<br />

beschleunigten Alterung und Schädigung der Membran führt. Ob die Auswirkungen einer verringerten<br />

Reaktandenbefeuchtung in der Zelle lokal beschränkt sind, wird im folgenden Kapitel<br />

mit Hilfe der Messung der Stromdichteverteilung in den Zellen untersucht.<br />

4.3 Stromdichtemessung<br />

Die in diesem Kapitel vorgestellten Stromdichtemessungen erfolgen ausschließlich an Einzelzellen.<br />

Die Messungen dienen der Ermittlung der Stromdichteverteilung in stationären Betriebspunkten.<br />

Einfahrvorgänge oder Lastwechseländerungen werden nicht zeitlich aufgelöst.<br />

O 2<br />

4.3.1 Stromdichtemessung mit Hilfe des passiven Widerstandsnetzwerks<br />

Die Messapparatur ist in der Einzelzelle zwischen Endplatte und kathodenseitigem Bipolarplattenelement<br />

angeordnet. Die anoden- und kathodenseitigen Bipolarplattenelemente sind jeweils<br />

wassergekühlt. Die Bestimmung der 20 Segmentwiderstände R<br />

Seg , i<br />

erfolgt entsprechend Kapitel<br />

3.5.1 unter der Annahme, dass bei einem definierten Betriebszustand die Stromdichteverteilung<br />

über der aktiven Fläche homogen ist. Die diesem Zustand zugrunde liegenden Betriebsbedingungen<br />

sehen einen Betrieb der Zelle mit reinem und vollständig befeuchteten Sauerstoff<br />

auf der Kathodenseite bei einer Betriebstemperatur von 70 °C und einem Druck von 2 bar vor.<br />

Um eine nahezu konstante Sauerstoffkonzentration in der gesamten Zelle sicherzustellen beträgt<br />

der Durchfluss λ =9. Die Zelle ist unter diesen Betriebsbedingungen mit einem Gesamtstrom<br />

von 10 A belastet.


70 4 Auswertung der Messergebnisse<br />

Bild 4.7 zeigt das Ergebnis einer Absolutstromdichtemessung an der Einzelzelle unter den in<br />

Kapitel 4.2 beschriebenen Referenzbedingungen. Die Summe der einzelnen Segmentströme<br />

liegt um weniger als 2 % über dem gemessenen Gesamtstrom von 196 A. Dies verdeutlicht,<br />

dass die bei 10 A ermittelten Segmentwiderstände einen geringen Linearitätsfehler aufweisen.<br />

Tendenziell zeigt sich, dass die Stromdichte entlang der kathodenseitigen Strömungsstruktur<br />

vom Eintritt zum Austritt aufgrund der sinkenden Sauerstoffkonzentration abfällt. Ein weiterer<br />

Grund für die entlang der Kanäle abnehmende Stromdichte ist der steigende Anteil flüssigen<br />

Wassers, der die Diffusion der Reaktanden zu den Katalysatorplätzen erschwert. Diese Einflüsse<br />

auf die Stromdichteverteilung sind geringfügig von der entlang der anodenseitigen Strömungsstruktur<br />

abnehmenden Wasserstoffkonzentration überlagert. Bedingt durch die lokale<br />

Wasserstoffkonzentration liegt daher die maximale Stromdichte von 1,04 A/cm² am Wasserstoffeintritt,<br />

die minimale Stromdichte von 0,7 A/cm² am Wasserstoffaustritt vor. Die maximalen<br />

prozentualen Abweichungen von der mittleren Stromdichte von 0,8 A/cm² betragen demnach<br />

+30 % und –13 %.<br />

Bild 4.7: Stromdichteverteilung unter Referenzbedingungen<br />

In Bild 4.8 ist die Stromdichte als Funktion der Segmentposition entlang der kathodenseitigen<br />

Strömungskanäle für unterschiedliche mittlere Stromdichten dargestellt. Aufgrund der abnehmenden<br />

Sauerstoffkonzentration entlang der Strömungsstruktur zeigt sich am Lufteintritt eine<br />

höhere Stromdichte als am Luftaustritt. Aus den in Kapitel 2.1 aufgeführten Gleichungen kann<br />

abgeleitet werden, dass die Stromdichte unter idealisierten Bedingungen exponentiell über die<br />

Kanallänge abfällt [60]. Dieser Trend ist in Bild 4.8 durch exponentielle Regressionsfunktionen<br />

verdeutlicht. Bei den einzelnen Messungen steigt die Differenz zwischen der maximalen und<br />

minimalen lokalen Stromdichte mit steigender mittlerer Stromdichte an. Während bei einer<br />

mittleren Stromdichte von 0,1 A/cm² die Differenz zwischen maximaler und minimaler Stromdichte<br />

weniger als 0,02 A/cm² beträgt, steigt die Differenz auf rund 0,75 A/cm² im Fall einer


4.3 Stromdichtemessung 71<br />

mittleren Stromdichte von 1,2 A/cm² an. Wiederum zeigt sich bei den Messungen ein Anstieg<br />

der Stromdichte in dem Gebiet des Wasserstoffeintritts.<br />

Stromdichte [A/cm 2 ]<br />

2,0<br />

1,8<br />

1,6<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

Eintritt H 2<br />

i=0,1 A/cm 2<br />

i=0,4 A/cm 2<br />

i=0,8 A/cm 2<br />

i=1,2 A/cm 2<br />

exp. Regression<br />

0,0<br />

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0<br />

relative Kanallänge Kathode x/L [-]<br />

Betriebsparameter:<br />

aktive Fläche: 244 cm²<br />

Flow-Field-Struktur:<br />

Anode: Mäander<br />

Kathode: Mäander<br />

MEA (Katalysator Platin):<br />

Belegung Anode: 0,4 mg/cm²<br />

Belegung Kathode: 0,6 mg/cm²<br />

Druck: 2 bar (abs.)<br />

Stöchiometriefaktor:<br />

Anode: λ = 1,1<br />

Kathode: λ = 2<br />

relative Feuchte (Zelleintritt):<br />

Anode: 100%<br />

Kathode: 100%<br />

Zelltemperatur: 70 °C<br />

Flächenwiderstand:<br />

0,18 Ωcm²<br />

Bild 4.8: Stromdichte als Funktion der Segmentposition entlang der kathodenseitigen Strömungskanäle<br />

Spannung [mV]<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

x/L=0,08 (Seg. 2)<br />

x/L=0,33 (Seg. 7)<br />

x/L=0,48 (Seg. 10)<br />

x/L=0,73 (Seg. 15)<br />

x/L=0,88 (Seg. 18)<br />

0<br />

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6<br />

Stromdichte [A/cm 2 ]<br />

Betriebsparameter:<br />

Bild 4.9: Spannungs-Stromdichte-Kennlinien einzelner Segmente<br />

aktive Fläche: 244 cm²<br />

Flow-Field-Struktur:<br />

Anode: Mäander<br />

Kathode: Mäander<br />

MEA (Katalysator Platin):<br />

Belegung Anode: 0,4 mg/cm²<br />

Belegung Kathode: 0,6 mg/cm²<br />

Druck: 2 bar (abs.)<br />

Stöchiometriefaktor:<br />

Anode: λ = 1,1<br />

Kathode: λ = 2<br />

relative Feuchte (Zelleintritt):<br />

Anode: 100%<br />

Kathode: 100%<br />

Zelltemperatur: 70 °C<br />

Flächenwiderstand:<br />

0,18 Ωcm²<br />

In Bild 4.9 sind für ausgewählte Segmente die Spannungs-Stromdichte-Kennlinien dargestellt.<br />

Die Segmentbezeichnung entspricht der in Bild 3.7 eingeführten Nummerierung. Der Verlauf<br />

der Leistungscharakteristik der gesamten Zelle ist unter den vorliegenden Betriebsbedingungen<br />

zufällig deckungsgleich mit der Kennlinie von Segment 10. Über den gesamten Lastbereich<br />

zeigt sich, dass aus oben genannten Gründen bei gleicher Zellspannung die Stromdichte der


72 4 Auswertung der Messergebnisse<br />

Segmente entlang der kathodenseitigen Strömungskanäle absinkt. Die Segmente 2 und 7, die<br />

im ersten Drittel der Kanallänge liegen und somit mit einer relativ hohe Sauerstoffkonzentration<br />

beaufschlagt sind, arbeiten im gesamten Lastbereich in dem durch Ohmsche Verluste charakterisierten<br />

Bereich der Kennlinie. Bei dem nahe des Luftaustritts positionierten Segment 18<br />

vollzieht dagegen die Spannungs-Stromdichte-Kennlinie bereits ab einer Zellspannung von<br />

ungefähr 550 mV den Übergang in den diffusionskontrollierten Bereich.<br />

Da selbst das Segment mit der schlechtesten Leistung im Betriebspunkt maximaler Last ausreichend<br />

weit von der lokalen Grenzstromdichte entfernt ist, ist der Leistungsverlust durch die<br />

Diffusionsüberspannungen gering. Aus diesem Grund scheinen die Referenzbetriebsbedingungen<br />

für den Betrieb der Zelle geeignet.<br />

Bild 4.10 zeigt den Einfluss des Luftstöchiometriekoeffizienten auf die Verläufe ausgewählter<br />

lokaler Spannungs-Stromdichte-Kennlinien. Die Verläufe der Kennlinien sind jeweils am Lufteintritt<br />

und -austritt sowie auf halber Strecke dazwischen für einen Durchfluss von λ<br />

Luft<br />

=2 und<br />

λ<br />

Luft<br />

=1,5 gegenübergestellt.<br />

1000<br />

Betriebsparameter:<br />

900<br />

aktive Fläche: 244 cm²<br />

800<br />

Flow-Field-Struktur:<br />

Anode: Mäander<br />

700<br />

Kathode: Mäander<br />

MEA (Katalysator Platin):<br />

600<br />

Belegung Anode: 0,4 mg/cm²<br />

Belegung Kathode: 0,6 mg/cm²<br />

500<br />

Druck: 2 bar (abs.)<br />

Spannung [mV]<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Eintritt Luft (λ Luft<br />

=2)<br />

Kanalmitte (λ Luft<br />

=2)<br />

Austritt Luft (λ Luft<br />

=2)<br />

Eintritt Luft (λ Luft<br />

=1,5)<br />

Kanalmitte (λ Luft<br />

=1,5)<br />

Austritt Luft (λ Luft<br />

=1,5)<br />

0<br />

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6<br />

Stromdichte [A/cm 2 ]<br />

Stöchiometriefaktor:<br />

Anode: λ = 1,1<br />

Kathode: λ = 1,5 - 2<br />

relative Feuchte (Zelleintritt):<br />

Anode: 100%<br />

Kathode: 100%<br />

Zelltemperatur: 70 °C<br />

Flächenwiderstand:<br />

0,18 Ωcm²<br />

Bild 4.10: Einfluss des Luftstöchiometriefaktors auf lokale Spannungs-Stromdichte-Kennlinien<br />

Im Lufteintritts- und Mittelbereich sind die Verläufe der lokalen Kennlinien für beide Durchflüsse<br />

ähnlich. Aufgrund der geringeren Sauerstoffkonzentration und den daraus resultierenden höheren<br />

Diffusionsüberspannungen am Luftaustritt tritt die Kennlinie für λ =1,5 bei einer geringeren<br />

Stromdichte in den diffusionskontrollierten Bereich ein. Wie die Kennlinienverläufe in Bild<br />

4.10 verdeutlichen, ist die Stromdichte für die Messung mit geringerem Durchfluss am Lufteintritt<br />

geringfügig größer. Dies ist dadurch bedingt, dass bei für die unterschiedlichen Stöchiometriekoeffizienten<br />

gleichem Gesamtstrom und somit gleicher mittlerer Stromdichte die verringerte<br />

Stromdichte im Bereich des Luftaustritts kompensiert werden muss. Der Effekt, dass die<br />

Luft


4.3 Stromdichtemessung 73<br />

elektrochemische Reaktion bevorzugt im Lufteintrittsbereich der Zelle stattfindet, verstärkt sich<br />

mit sinkendem Luftstöchiometriekoeffizienten zunehmend.<br />

Um zu vermeiden, dass besonders in Zellstapeln, die eine ungleichmäßige Verteilung der Reaktanden<br />

auf die Einzelzellen aufweisen, Bereiche in den unterversorgten Zellen im diffusionskontrollierten<br />

Bereich arbeiten, wird ein Luftstöchiometriekoeffizient von λ ≥ 2 empfohlen.<br />

Luft<br />

Der Einfluss der Wasserstoffbefeuchtung auf die Verläufe lokaler Spannungs-Stromdichte-<br />

Kennlinien ist in Bild 4.11 dargestellt. Verglichen werden die Verläufe der anodenseitigen Referenzbefeuchtung<br />

von ϕ =100 % und einer auf ϕ =50 % verringerten Befeuchtung. Am<br />

H 2<br />

Wasserstoffeintritt bewirkt die verringerte Befeuchtung eine Reduktion der Stromdichte um 5 %<br />

auf 1,77 A/cm². Die Spannungsdifferenz zwischen den beiden Messungen in diesem Bereich<br />

lässt darauf schließen, dass dort der lokale Flächenwiderstand bei verringerter Befeuchtung um<br />

circa 0,03 Ωcm² über dem mit vollständiger Befeuchtung liegt. Die Auswirkungen der verringerten<br />

Befeuchtung auf die Stromdichte reichen entlang der anodenseitigen Strömungsstruktur bis<br />

hin zu dem Bereich des Lufteintritts. Dass es sich um lokal beschränkte Effekte handelt,<br />

verdeutlichen die Kennlinien im weiteren Verlauf des Kathodenkanals. Bereits ab der Mitte der<br />

Kanallänge zeigen sich nur noch vernachlässigbare Unterschiede in der Stromdichte. Das bis<br />

zu dieser Stelle anfallende Produktwasser bewirkt einen Nettowassertransfer durch die Membran,<br />

der den Wasserkonzentrationsgradienten aufgrund der verringerten Befeuchtung ausgleicht.<br />

Spannung [mV]<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Eintritt Luft (ϕ H2<br />

=100%)<br />

Eintritt H 2<br />

(ϕ H2<br />

=100%)<br />

Kanalmitte (ϕ H2<br />

=100%)<br />

Austritt Luft (ϕ H2<br />

=100%)<br />

Eintritt Luft (ϕ H2<br />

=50%)<br />

Eintritt H 2<br />

(ϕ H2<br />

=50%)<br />

Kanalmitte (ϕ H2<br />

=50%)<br />

Austritt Luft (ϕ H2<br />

=50%)<br />

0<br />

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0<br />

Stromdichte [A/cm 2 ]<br />

H 2<br />

Betriebsparameter:<br />

aktive Fläche: 244 cm²<br />

Flow-Field-Struktur:<br />

Anode: Mäander<br />

Kathode: Mäander<br />

MEA (Katalysator Platin):<br />

Belegung Anode: 0,4 mg/cm²<br />

Belegung Kathode: 0,6 mg/cm²<br />

Druck: 2 bar (abs.)<br />

Stöchiometriefaktor:<br />

Anode: λ = 1,1<br />

Kathode: λ = 2<br />

relative Feuchte (Zelleintritt):<br />

Anode: 50-100%<br />

Kathode: 100%<br />

Zelltemperatur: 70 °C<br />

Flächenwiderstand:<br />

0,16-0,18 Ωcm²<br />

Bild 4.11: Einfluss der Wasserstoffbefeuchtung auf lokale Spannungs-Stromdichte-Kennlinien<br />

Die bereits für die verringerte Wasserstoffbefeuchtung beschriebenen Beobachtungen und angeführten<br />

Erklärungen lassen sich direkt auf eine verringerte kathodenseitige Befeuchtung der<br />

Luft übertragen. Die Ergebnisse der Stromdichtemessungen zeigt Bild 4.12. Verglichen werden


74 4 Auswertung der Messergebnisse<br />

die Verläufe der Spannungs-Stromdichte-Kennlinien der kathodenseitigen Referenzbefeuchtung<br />

von ϕ<br />

Luft<br />

=100 % und einer auf ϕ<br />

Luft<br />

=50 % verringerten Befeuchtung.<br />

1000<br />

Betriebsparameter:<br />

900<br />

aktive Fläche: 244 cm²<br />

800<br />

Flow-Field-Struktur:<br />

Anode: Mäander<br />

700<br />

Kathode: Mäander<br />

MEA (Katalysator Platin):<br />

600<br />

Belegung Anode: 0,4 mg/cm²<br />

Belegung Kathode: 0,6 mg/cm²<br />

500<br />

Druck: 2 bar (abs.)<br />

Spannung [mV]<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Eintritt Luft (ϕ Luft<br />

=100%)<br />

Eintritt H 2<br />

(ϕ Luft<br />

=100%)<br />

Kanalmitte (ϕ Luft<br />

=100%)<br />

Austritt Luft (ϕ Luft<br />

=100%)<br />

Eintritt Luft (ϕ Luft<br />

=50%)<br />

Eintritt H 2<br />

(ϕ Luft<br />

=50%)<br />

Kanalmitte (ϕ Luft<br />

=50%)<br />

Austritt Luft (ϕ Luft<br />

=50%)<br />

0<br />

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0<br />

Stromdichte [A/cm 2 ]<br />

Stöchiometriefaktor:<br />

Anode: λ = 1,1<br />

Kathode: λ = 2<br />

relative Feuchte (Zelleintritt):<br />

Anode: 100%<br />

Kathode: 50-100%<br />

Zelltemperatur: 70 °C<br />

Flächenwiderstand:<br />

0,16-0,18 Ωcm²<br />

Bild 4.12: Einfluss der Luftbefeuchtung auf lokale Spannungs-Stromdichte-Kennlinien<br />

Beide untersuchten Fälle einer verringerten Reaktandenbefeuchtung weisen einen deutlich erhöhten<br />

lokalen Flächenwiderstand im Bereich des entsprechenden Reaktandeneintritts auf.<br />

Dies kann zu einer beschleunigten Alterung sowie einer Zerstörung der Membran-Elektroden-<br />

Einheit durch lokale Temperaturspitzen führen. Um einer Zellschädigung vorzubeugen, wird<br />

daher für den Betrieb des 5 kW Zellstapel eine Befeuchtung von ϕ ≥ 80 % und ϕ ≥ 80 %<br />

empfohlen.<br />

H 2<br />

Luft<br />

4.3.2 Magnetotomographie<br />

Die im Folgenden beschriebenen Ergebnisse entstanden in Zusammenarbeit mit der Firma<br />

Tomoscience und dem Institut für Numerische Angewandte Mathematik der Universität<br />

Göttingen. Bei den vorgestellten Ergebnissen handelt es sich um die erste vollständig dokumentierte<br />

Visualisierung der Stromdichteverteilung in Brennstoffzellen unter Verwendung der<br />

Magnetotomographiemethode. Die Ergebnisse beschränken sich auf Differenzrekonstruktionen<br />

von Messungen an Einzelzellen.<br />

Die Messungen erfolgen unter Referenzbedingungen bei einem Gesamtstrom von 73,3 A.<br />

Dieser durch den limitierten Sensormessbereich beschränkte Strom entspricht einer mittleren<br />

Stromdichte von 0,3 A/cm². Bei den vorliegenden Messungen dauert die Messwertaufnahme<br />

der magnetischen Flussdichte rund 15 Minuten. Die Berechnung zur Rekonstruktion der Stromdichteverteilung<br />

benötigt ungefähr 1 Minute auf einem 1 GHz Computer mit Intel ® Pentium ® 4<br />

Prozessor. Die Diskretisierung der gesamten Brennstoffzelle inklusive Endplatten sieht ein


4.3 Stromdichtemessung 75<br />

5x6x3 Gitter vor. Dementsprechend ist die Brennstoffzelle durch 90 Volumenelemente abgebildet.<br />

Die Nebenbedingung der Divergenzfreiheit in den Volumenelementen ist bei der Rekonstruktion<br />

nicht berücksichtigt. Bei der Rekonstruktion werden die Stromdichteänderungen in<br />

allen drei Raumrichtungen für die einzelnen Volumenelemente berechnet. Die Darstellung und<br />

Diskussion der Ergebnisse beschränkt sich auf die für technische Anwendungsfälle maßgebliche<br />

Stromdichtekomponente, die orthogonal zu der Membranebene verläuft. Beim derzeitigen<br />

Entwicklungsstand der Magnetotomographie für Brennstoffzellen ist eine Quantifizierung der<br />

berechneten Stromdichteänderungen noch nicht möglich. Aus diesem Grund sind die Stromdichteänderungen<br />

nur qualitativ in Form unterschiedlicher Farbtöne ausgewiesen. Bei Differenzrekonstruktionen<br />

indiziert die Farbe Blau ein Gebiet negativer Stromdichteänderung, die Farbe<br />

Rot ein Gebiet positiver Stromdichteänderung. Zur Bewertung der mittels der Magnetotomographie<br />

gewonnenen Ergebnisse sind diese den Ergebnissen des in die Messzelle<br />

integrierten passiven Widerstandsnetzwerks gegenübergestellt.<br />

H 2<br />

2<br />

Luft<br />

2<br />

Passives<br />

Widerstandsnetzwerk<br />

Magnetotomographie<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

12<br />

11<br />

10<br />

9<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

20<br />

19<br />

18<br />

17<br />

Kühlung<br />

Bild 4.13: Rekonstruktion der Stromdichteänderung unter Variation der Luftstöchiometrie [80]<br />

In Bild 4.13 ist die Änderung der Stromdichte bei Variation des Luftstöchiometriekoeffizienten<br />

gezeigt. Die Messung der magnetischen Flussdichte erfolgt in einem ersten Fall bei kathodenseitigem<br />

Stöchiometriekoeffizienten von λ<br />

Luft<br />

=4, in einem zweiten Fall bei λ<br />

Luft<br />

=2. Gemäß<br />

Gleichung 3.12 wird die Differenz der magnetischen Flussdichte beider Messungen zur Rekonstruktion<br />

der Stromdichteverteilung verwendet. Die Differenz ergibt sich, indem die Flussdichtedaten<br />

der Messung unter Referenzbedingungen von denen der Messung unter erhöhtem<br />

Stöchiometriekoeffizienten subtrahiert werden.<br />

Bezüglich der in Bild 4.13 dargestellten Stromdichteänderungen zeigen beide Messmethoden<br />

einen ähnlichen Trend. Deutlich zu erkennen ist, dass eine Erhöhung des Stöchiometriekoeffizienten<br />

eine Reduktion der Diffusionsüberspannungen bevorzugt im Bereich des Luftaustritts<br />

bewirkt (vergleiche auch Bild 4.10). Aufgrund des konstanten Gesamtstroms bei den beiden<br />

Messungen mit unterschiedlichem Durchfluss muss bei Differenzrekonstruktionen ein Gebiet<br />

erhöhter Stromdichte durch ein Gebiet verringerter Stromdichte kompensiert werden. Dieses<br />

Gebiet verringerter Stromdichte liegt erwartungsgemäß in der oberen Hälfte der Zelle. Die mit


76 4 Auswertung der Messergebnisse<br />

H 2<br />

H 2<br />

Hilfe der Ergebnisse des passiven Widerstandsnetzwerks skalierte Farbskala eröffnet, dass die<br />

vorliegenden Farbunterschiede der rot und blau gefärbten Bereiche einer Stromdichteänderung<br />

von maximal ± 10 mA/cm² entsprechen.<br />

In Bild 4.14 ist die Stromdichteänderung bei Verringerung der anodenseitigen Befeuchtung von<br />

ϕ =100 % auf eine Befeuchtung von ϕ =15 % dargestellt. Wiederum zeigen beide Messmethoden<br />

tendenziell eine ähnliche Verteilung der Stromdichteänderungen. Entsprechend den<br />

Ergebnissen aus Bild 4.11 bewirkt eine Verringerung der Wasserstoffbefeuchtung einen lokal im<br />

Bereich des Wasserstoffeintritts erhöhten Membranwiderstand. Die dadurch bedingte Verringerung<br />

der Stromdichte ist deutlich als blau gefärbtes Gebiet zu erkennen. Da die integrale Stromdichteänderung<br />

über die gesamte Zelle gleich null ist, zeigt sich in den vom Wasserstoffeintritt<br />

entfernten Gebieten eine erhöhte Stromdichte. Die mit Hilfe des passiven Widerstandsnetzwerks<br />

ermittelte Quantifizierung der Farbunterschiede zeigt, dass die Stromdichteänderungen in<br />

einem Bereich von maximal 80 mA/cm² liegen.<br />

H 2<br />

2<br />

Luft<br />

2<br />

Passives<br />

Widerstandsnetzwerk<br />

Magnetotomographie<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

12<br />

11<br />

10<br />

9<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

20<br />

19<br />

18<br />

17<br />

Kühlung<br />

Bild 4.14: Rekonstruktion der Stromdichteänderung unter Variation der Wasserstoffbefeuchtung [80]<br />

Stromdichterekonstruktionen, die auf unterschiedlichen Messungen unter gleichen Betriebsbedingungen<br />

basieren, zeichnen sich durch eine hohe Wiederholgenauigkeit mit Abweichungen<br />

der berechneten Stromdichten von wenigen Prozent aus. Ebenso erweisen sich die vorliegenden<br />

Stromdichterekonstruktionen als robust gegenüber geringen Änderungen der Diskretisierung<br />

des Brennstoffzellenvolumens. Beispielsweise bewirkt eine Änderung des Gitters von<br />

5x6x3 Elementen auf 6x7x4 Elementen nur marginale Änderungen in der rekonstruierten<br />

Stromdichteverteilung. Der bei obigen Rekonstruktionen gewählte Regularisierungsparameter<br />

α (siehe Gleichung 3.10), der eine Glättung der Stromverteilung bedingt, beträgt 1e-4. Es zeigt<br />

sich, dass die charakteristischen Merkmale der rekonstruierten Stromdichteverteilung bei der<br />

Tikhonov-Regularisierung über eine große Bandbreite des Regularisierungsparameters von 1e-<br />

3 bis 1e-5 bestehen bleiben. Einen großen Einfluss auf die Stromdichterekonstruktionen haben<br />

dagegen Änderungen am Messobjekt. Solche Änderungen umfassen beispielsweise ein Verrücken<br />

der Brennstoffzelle oder der Stromschienen während der Messungen.


4.4 Weiterführende Charakterisierung 77<br />

Obwohl ein ähnlicher Trend in der Änderung der Stromdichteverteilung in den Bildern 4.13 und<br />

4.14 zu erkennen ist, zeigen sich teilweise deutliche lokale Unterschiede zwischen den beiden<br />

Messmethoden. Diese Unterschied lassen sich auf mehrere Ursachen zurückzuführen:<br />

- Das passive Widerstandsnetzwerk ermittelt die Stromdichteverteilung in der Ebene<br />

zwischen End- und Bipolarplatte. Diese Stromdichte kann aufgrund von lateralen Ausgleichsströmen,<br />

die in der unsegmentierten Diffusionsschicht und Bipolarplatte fließen,<br />

von der an der Membran vorherrschenden Stromdichteverteilung abweichen (siehe Kapitel<br />

3.5.1). Im Unterschied dazu umfasst die mittels Magnetotomographie rekonstruierte<br />

Stromdichte eine in Abhängigkeit der Diskretisierung über Membran, Diffusionsschicht<br />

und Bipolarplatte gemittelte Stromdichteverteilung.<br />

- Das bei der Magnetotomographie verwendete Regularisierungsverfahren zur Stabilisierung<br />

des schlecht gestellten Gleichungssystems führt zu einer Glättung der rekonstruierten<br />

Stromdichteverteilung.<br />

- Beide Messmethoden enthalten unterschiedliche Messfehler. Bei Variation der Betriebsparameter<br />

verstärken Rückwirkungen auf die Messapparatur die Messfehler des passiven<br />

Widerstandsnetzwerks zusätzlich, während die Messfehler der Magnetotomographie<br />

in diesem Fall unbeeinflusst bleiben.<br />

Die präsentierten Rekonstruktionen beschränken sich auf Differenzrekonstruktionen. Die auf<br />

den gleichen Algorithmen basierenden Absolutrekonstruktionen gestalten sich derzeit aus<br />

unterschiedlichen Gründen noch schwierig. Zum einen bedingen systematische Messfehler<br />

durch die Verkippung und Verdrehung der Sensorelemente (siehe Kapitel 3.5.2) sowie eine zu<br />

grobe Modellierung der Stromzuführung inklusive Kurzschlussbrücke große Fehler bei der<br />

Berechnung der Stromdichteverteilung. Zum anderen bergen kleine Positionsänderungen der<br />

Stromschienen, wie sie beim Umbau der Messapparatur für die Kurzschlussbrückenmessung<br />

auftreten können, große Fehlerquellen.<br />

4.4 Weiterführende Charakterisierung<br />

4.4.1 Dichtungsscreening<br />

Die Arbeit fokussiert auf Eignungstests unterschiedlicher Dichtungsmaterialien für den Einsatz<br />

in Brennstoffzellen. Als Dichtung zwischen Bipolarplatte und MEA werden Flachdichtungen aus<br />

verschiedenen Materialien untersucht. Das Dichtungsscreening basiert auf Druckhaltetests.<br />

Untersucht werden Flachdichtungen aus:<br />

- Polytetrafluorethylen (PTFE)<br />

- AFM 34 ® , Firma Reinz (Aramidfasern in NBR gebunden, asbestfrei)<br />

- Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk (EPDM)<br />

- Acrylnitril-Butadien-Kautschuk (NBR)<br />

Die Tests entsprechen den in Kapitel 3.3 beschriebenen Druckhaltetests, bei denen beide Gasräume<br />

der Brennstoffzellen mit Stickstoff mit einem Druck von 2 bar beaufschlagt werden.


78 4 Auswertung der Messergebnisse<br />

Beträgt der Druckabfall in der Zelle nach 30 Minuten weniger als 50 mbar, wird die Zelle für den<br />

Betrieb mit Wasserstoff als hinreichend dicht definiert. Dies entspricht einem Wasserstoffverlust<br />

von ungefähr 0,1 % des Gesamtwasserstoffmassenstroms, wenn die Brennstoffzelle bei einem<br />

Druck von 2 bar, einer Stromdichte von 0,6 A/cm² und einem Stöchiometriekoeffizienten von 1,1<br />

betrieben wird.<br />

2,10<br />

2,00<br />

1,90<br />

Druck [bar]<br />

1,80<br />

1,70<br />

1,60<br />

NBR (0,3 mm)<br />

AFM 34 (0,3 mm)<br />

PTFE (0,3 mm)<br />

EPDM (0,4 mm)<br />

1,50<br />

1,40<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60<br />

Zeit [min]<br />

Bild 4.15: Dichtigkeitsmessungen mit unterschiedlichen Flachdichtungsmaterialien<br />

In Bild 4.15 sind die Ergebnisse des Druckhaltetests dargestellt. Zellen mit PTFE-Flachdichtungen<br />

zeigen keine ausreichende Dichtigkeit. Das Aufbringen einer zusätzlichen Silikonschicht auf<br />

die PTFE-Dichtungen sowie kurzfristiges Erwärmen der montierten Zellen auf 60 °C erhöht die<br />

Dichtigkeit der Zellen bis auf den geforderten Wert. Diese Zusatzmaßnahmen erscheinen allerdings<br />

aufgrund des hohen zeitlichen Aufwands für die Anwendung in Brennstoffzellen als nicht<br />

geeignet. Eine weiterer Nachteil ist die Kriechneigung des PTFE-Materials, die dazu führt, dass<br />

die Dichtigkeit der Zelle mit der Zeit nachlässt. Die elastischeren Materialien NBR, AFM und<br />

EPDM mit geringem Druckverformungsrest (compression set) erzielen alle die geforderte Dichtwirkung.<br />

Bei Zellen mit NBR- und AFM-Flachdichtungen beträgt selbst nach einer Stunde der<br />

Druckverlust nur 10 mbar. Im Vergleich zu dem NBR-Material ist aufgrund der höheren Steifigkeit<br />

des AFM-Materials bei gleichem Anpressdruck die Verpressung der Diffusionsschicht geringer.<br />

Dies resultiert in höheren Übergangswiderständen, die sich im Betrieb der Zellen in Form<br />

eines um rund 50 % höheren Flächenwiderstands als bei Zellen mit NBR-Dichtung zeigen.<br />

Aus diesen Gründen kommen in allen in der vorliegenden Arbeit beschriebenen Brennstoffzellen<br />

Flachdichtungen aus NBR zum Einsatz. Die Langzeitbeständigkeit des ausgewählten<br />

Dichtungsmaterials unter Betriebsbedingungen in Brennstoffzellen muss in einem nächsten<br />

Schritt untersucht werden.<br />

Jede Bipolarplatteneinheit besteht aus zwei Bipolarplattenelementen. Zwischen den Bipolarplattenelementen<br />

befindet sich die Kühlstruktur. Entsprechend Bild 3.4a dichten bei den oben


4.4 Weiterführende Charakterisierung 79<br />

vorgestellten Druckhaltetests Runddichtringe aus dem Material NBR die Reaktanden sowie das<br />

Kühlwasser gegeneinander und zur Umgebung hin ab. Die Dichtungsnuten der Runddichtringe<br />

sind in die Bipolarplattenelemente integriert. Die verwendeten Dichtringe bauten insbesondere<br />

in den Eckradien der Dichtungsnuten der Bipolarplatten Druck- und Scherspannungen auf, die<br />

zum Ausbrechen großer Materialstücke und damit zu Bauteilversagen führten. In einem modifizierten<br />

Design, das auf den Einsatz von Runddichtringen verzichtet, ist das Kühlflowfield nicht<br />

mehr in die Bipolarplattenelemente eingearbeitet, sondern in Form einer separaten Kühlstruktur<br />

zwischen diesen integriert. Die Kühlstruktur, die aus expandiertem Graphit gefertigt ist, dichtet<br />

die Reaktanden und das Kühlwasser ab und gewährleistet durch ihre elektrische Leitfähigkeit<br />

den Stromfluss durch die Bipolarplatteneinheit. Weitere Vorteile dieser Konstruktion sind, dass<br />

die Übergangswiderstände zwischen den Komponenten verringert werden und dass die<br />

Struktur durch preisgünstige Fertigungsverfahren wie Stanzen hergestellt werden kann. Obwohl<br />

die Dichtwirkung des Designs auf Basis von expandiertem Graphit schlechter ist als die der<br />

Runddichtringe, konnte die geforderte Zelldichtigkeit mit dem neuen Ansatz erreicht werden.<br />

Aufgrund der genannten Vorteile findet diese Kombination in den untersuchten Brennstoffzellen<br />

Verwendung.<br />

4.4.2 Anpressdruckverteilung<br />

Werden Einzelzellen und Short-Stacks unter den gleichen Betriebsbedingungen betrieben, ist<br />

der Flächenwiderstand der Short-Stacks um rund 20 % geringer als der der Einzelzellen. Dies<br />

ist ein Hinweis auf unterschiedliche Übergangswiderstände in den Brennstoffzellen. Aufgrund<br />

der stark von der Anpresskraft abhängigen Übergangswiderstände der einzelnen Zellenkomponenten<br />

wird der Kraftfluss durch die Brennstoffzellen mit Hilfe der in Kapitel 3.4 beschriebenen<br />

Druckmessfolien ermittelt. Die Druckmessung erfolgte zwischen Endplatte und Bipolarplattenelement.<br />

Die Brennstoffzellen sind mit 20 Zugankern (siehe Bild 13.4) bei gleicher<br />

Kraft verspannt. Die acht an den Eckbereichen der Endplatten befindlichen Zuganker sind mit<br />

3 Nm, die zwölf restlichen Zuganker sind mit 4 Nm angezogen. Diese experimentell ermittelten<br />

Anzugsmomente der Zuganker erwiesen sich bezüglich der Zelldichtigkeit als optimal.<br />

In Bild 4.16 ist die Anpressdruckverteilung von Einzelzelle und Short-Stack gegenübergestellt.<br />

Die in dem Short-Stack vorliegende Druckverteilung entspricht ungefähr der Verteilung in einer<br />

Einzelzelle, in die das passive Widerstandsnetzwerk zur Stromdichtemessung integriert ist. Der<br />

elektrochemisch aktive Bereich der Zellen ist mit einer schwarz gestrichelten Linie umrandet. In<br />

diesem Bereich beträgt bei dem aus drei Zellen bestehenden Stapel der mittlere Anpressdruck<br />

rund 7 bar. Damit liegt der Anpressdruck um rund 80 % über dem Wert der Einzelzelle. Neben<br />

einem hohen mittleren Anpressdruck ist eine homogene Druckverteilung in den einzelnen Zellen<br />

Voraussetzung für eine hohe Leistungsdichte. Eine ungleichmäßige Anpressdruckverteilung<br />

führt zu lateralen Stromflüssen in den Zellen und somit zu erhöhten Ohmschen Verlusten. Auch<br />

hier zeigen sich Vorteile des Short-Stacks, in denen der lokale Anpressdruck im Mittelbereich<br />

zwischen 6 - 7,5 bar variiert, während in der Einzelzelle der Druckbereich von rund 2,5 – 5 bar<br />

reicht. Beide beschriebenen Effekte erklären die verringerten Ohmschen Widerstände im Be-


80 4 Auswertung der Messergebnisse<br />

trieb des Short-Stacks. Die im Short-Stack verbesserte Kontaktierung ist dadurch bedingt, dass<br />

die erhöhte Anzahl der Bipolarplatten die mechanische Nachgiebigkeit zwischen den Endplatten<br />

erhöht. Somit können sich die Platten besser an die Endplatten anpassen, die aufgrund der<br />

Zugankerverspannung gewölbt sind. Der Einfluss der Endplattendeformation auf die Druckverteilung<br />

in Zellstapeln mit mehr als drei Zellen wird in Kapitel 9.1.1 numerisch untersucht.<br />

Einzelzelle<br />

Short-Stack<br />

[bar]<br />

3,9 bar 7 bar<br />

Bild 4.16: Anpressdruckverteilung zwischen End- und Bipolarplatte<br />

Sowohl bei der Einzelzelle als auch dem Short-Stack zeigt sich, dass in dem von der Flachdichtung<br />

abgedeckten Randbereich der Zellen die Anpressdrücke am größten sind. In beiden Fällen<br />

wird ungefähr dreiviertel der Vorspannkraft durch die Flachdichtung geleitet. In Kapitel 9.2 werden<br />

optimierte Dichtungskonzepte vorgestellt, die eine geringere Vorspannkraft benötigen.<br />

4.5 Zusammenfassung<br />

Es werden zwei unterschiedliche Strömungsstrukturen untersucht. Das erste Flowfielddesign<br />

sieht eine Mäanderstruktur mit einer aktiven Fläche von 244 cm² vor. Das zweite Design mit<br />

einer aktiven Fläche von 219 cm² besteht aus einer Kombination aus einer Füßchen- und einer<br />

Kanalstruktur. Die Kanal-Füßchen-Struktur weist im Vergleich zu der Mäander-Struktur einen<br />

geringeren Strömungsdruckverlust auf, besitzt aber einen um 11 % geringeren Flächennutzungsgrad.<br />

Aufgrund von Wasseransammlungen in der Struktur ist bei Zellen mit einer<br />

Kanal-Füßchen-Struktur bei geringen Stromdichten keine stabile Betriebsführung möglich. Bei<br />

hohen Stromdichten weisen die Zellen größere Diffusionsüberspannungen als Zellen mit<br />

Mäanderstruktur auf. Die Mäander-Struktur zeichnet sich durch eine homogene Verteilung der<br />

Reaktanden über der aktiven Fläche bei einem ebenfalls geringen Druckverlust aus. Im Hinblick<br />

auf einen späteren Massenfertigungsprozess zeigen Bipolarplatten mit Mäander-Struktur


4.5 Zusammenfassung 81<br />

weitere Vorteile, da sie im Gegensatz zu solchen mit Kanal-Füßchen-Struktur in einem Spritzgießprozess<br />

gefertigt werden können. Aus diesen Gründen wird für den Einsatz im 5 kW<br />

Zellstapel die Mäander-Struktur ausgewählt.<br />

Ein Vergleich der Leistungscharakteristiken von Einzelzellen mit Bipolarplatten aus vergoldetem<br />

Titan und mit Bipolarplatten aus Graphit-Composit-Material offenbart, dass die Zellen mit Titan<br />

nur eine geringfügig höhere Leistung besitzen. Dies rechtfertigt nicht die hohen Material- und<br />

Fertigungskosten. Des Weiteren liegen keine Kenntnisse über die chemische Langzeitbeständigkeit<br />

der Titan-Bipolarplatten vor. Daher werden für den Einsatz im 5 kW Zellstapel Bipolarplatten<br />

auf Basis von Graphit ausgewählt.<br />

Der Einfluss einer Variation der Betriebsparameter auf die Leistung von Einzelzellen und Short-<br />

Stacks wird untersucht. Die Untersuchungen dienen der Identifikation geeigneter Betriebsparameter.<br />

Die Auswahl des Auslegungspunktes kann allerdings erst nach einer Gesamtsystembetrachtung<br />

erfolgen. Innerhalb der betrachteten Stöchiometrie- und Druckbereiche zeigt sich kein<br />

instabiles Betriebsverhalten der Zellen. Der Einfluss der Betriebstemperatur sowie der Reaktandenbefeuchtung<br />

auf die Zellleistung wird als gering eingestuft. Unterschiede in der flächenspezifischen<br />

Leistung zwischen den einzelnen Zellen der Short-Stacks sind kleiner als ein Prozent.<br />

Zur Bestimmung der durch die Betriebsparametervariationen hervorgerufenen lokalen Änderungen<br />

hinsichtlich der Zellleistung erfolgen Messungen der Stromdichteverteilung. Es kommen<br />

zwei Verfahren zur Bestimmung der Stromdichteverteilung zur Anwendung. Das erste Verfahren<br />

basiert auf lokalen in-situ Widerstandsmessungen an einem passiven Widerstandsnetzwerk.<br />

Das zweite Verfahren bildet die Magnetotomographie.<br />

Das neu entwickelte passive Widerstandsnetzwerk bietet bei niedriger Auflösung durch seinen<br />

einfachen und kostengünstigen Aufbau und die hohe Integrationsfähigkeit deutliche Vorteile gegenüber<br />

herkömmlichen Ansätzen. Der Aufbau verzichtet auf eine aufwendige und kostspielige<br />

Segmentierung der Brennstoffzellenkomponenten und ist von daher unabhängig vom Zellaufbau.<br />

Das Netzwerk erweist sich für den Einsatz in den vorliegenden Zellen als sehr geeignet.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass Betriebsparametervariationen deutliche lokale Änderungen der<br />

Stromdichte hervorrufen können. Um einer Zellschädigung vorzubeugen, wird daher für den<br />

Betrieb des 5 kW Zellstapels eine Befeuchtung von ϕ<br />

H 2<br />

≥ 80 % und ϕ<br />

Luft<br />

≥ 80 % sowie ein Luftstöchiometriekoeffizient<br />

von λ ≥ 2 empfohlen.<br />

Luft<br />

Die Magnetotomographie stellt das derzeit einzige bekannte Verfahren zur nicht-invasiven<br />

Bestimmung der Stromdichteverteilung in Brennstoffzellen dar. Die Stromdichterekonstruktionen<br />

mittels Magnetotomographie zeigen bereits in dem frühen Entwicklungsstadium der Methode<br />

vielversprechende Ergebnisse. Die präsentierten Rekonstruktionen bestätigen, dass die Magnetotomographie<br />

geeignet ist, um die Einflüsse von Betriebsparametervariationen auf die<br />

Stromdichteverteilung in Brennstoffzellen zu untersuchen. Ebenfalls zeigen die Ergebnisse,<br />

dass keine aufwendige magnetische Abschirmung des Teststands benötigt wird.<br />

Nachdem die prinzipielle Eignung des Verfahrens gezeigt wurde, muss nun eine Potentialabschätzung<br />

mit detaillierter Fehlerrechnung folgen. Bisher ist die Magnetotomographie nur an<br />

Einzelzellen durch Differenzrekonstruktionen getestet worden. Versuche an Short-Stacks sowie<br />

Absolutrekonstruktionen der Stromdichteverteilung müssen in einem nächsten Schritt folgen.<br />

Die Quantifizierung der rekonstruierten Stromdichteverteilung bildet einen weiteren Arbeits-


82 4 Auswertung der Messergebnisse<br />

punkt. Darüber hinaus bedarf es einer Verringerung der vorhandenen systematischen und<br />

statistischen Fehler. Dies erfordert:<br />

- eine verbesserte Sensorik der Messwerterfassung. Dies umfasst beispielsweise den<br />

Einsatz magnetischer Flussdichtesensoren, die einen größeren Messbereich bei gleichzeitig<br />

verringerten Messfehlern und Sensorverkippungen aufweisen.<br />

- eine detailliertere Modellierung der Brennstoffzellen- und Kurzschlussbrückengeometrie<br />

mittels angepasster Gittermodelle sowie in ihrer Lage und Anzahl optimierte Messpunkte<br />

der magnetischen Flussdichte.<br />

- auf den vorhandenen Ansätzen aufbauende, verbesserte Rekonstruktionsalgorithmen.<br />

Diese müssen durch zusätzliche Randbedingungen, wie beispielsweise der Divergenzfreiheit,<br />

ergänzt werden.<br />

Das durchgeführte Dichtungsscreening bei Verwendung unterschiedlicher Flachdichtungsmaterialien<br />

führt zu der Wahl eines NBR-Materials der Stärke 0,3 mm. Flachdichtungen aus NBR<br />

zeigen im Vergleich zu den anderen untersuchten Werkstoffen die beste Dichtigkeit bei<br />

gleichzeitig geringsten elektrischen Zellwiderständen. Untersuchungen der Anpressdruckverteilung<br />

in den Zellen verdeutlichen, dass bei der verwendeten Kombination aus Flachdichtung<br />

und Gasdiffusionsschicht rund dreiviertel der Anpresskraft durch die Flachdichtung geleitet wird.<br />

Aufgrund einer erhöhten mechanischen Nachgiebigkeit zwischen den Endplatten erhöht und<br />

vergleichmäßigt sich der Anpressdruck der Diffusionsschicht in Zellstapeln mit zunehmender<br />

Zellenanzahl.<br />

Anforderungen, die an einen aus vielen Einzelzellen bestehenden Zellstapel gestellt werden,<br />

können teilweise nur unzureichend an Einzelzellen und Short-Stacks untersucht werden. Im<br />

Gegensatz zu Einzelzellmessungen stellt in einem Zellstapel die gleichmäßige Medienverteilung<br />

auf die einzelnen Zellen eine große Herausforderung dar. Mit der Medienverteilung in Zellstapeln<br />

beschäftigt sich das nächste Kapitel.


5 Medienverteilung im Zellstapel<br />

Für den optimierten Betrieb eines Brennstoffzellenstapels ist eine homogene Verteilung der<br />

Medien auf die einzelnen Zellen von grundlegender Bedeutung. In Kapitel 2.3.3 wurden bereits<br />

die Auswirkungen einer ungleichmäßigen Medienverteilung diskutiert. Eine ungleichmäßige<br />

Verteilung kann dazu führen, dass einzelne Zellen des Stapels mit Reaktanden unterversorgt<br />

werden. Die in Folge dessen erhöhten Diffusionsüberspannungen verringern die Gesamtleistung<br />

des Stacks und beschleunigen die Alterung der Membran-Elektroden-Einheiten [63].<br />

Die in unterversorgten Zellen verringerte Strömungsgeschwindigkeit erschwert den Austrag von<br />

flüssigem Produktwasser. Blockiert das flüssige Wasser die Strömungsstrukturen, führt dies<br />

wiederum zu Leistungsverlusten. Das Ziel bei der Auslegung einer Brennstoffzelle ist daher, in<br />

jedem Betriebspunkt eine gleichmäßige Medienverteilung zu garantieren. Dies ist bei einem<br />

geringen Druckverlust im gesamten Stapel zu realisieren, um die Leistung der Peripherieaggregate<br />

zu minimieren.<br />

Ein Brennstoffzellenstapel besteht aus seriell verschalteten Einzelzellen. Die Gasräume der Einzelzellen<br />

sind durch Vorsorgungskanäle, sogenannte Manifolds, miteinander verbunden. Die<br />

beiden Manifolds, im Folgenden zur Unterscheidung als Verteiler- und Sammlerkanal bezeichnet,<br />

sind rechtwinklig zu den einzelnen Zellen angeordnet. Der Verteilermanifold führt den<br />

Zellen die Medien zu. Im Sammlermanifold werden die Reaktionsprodukte sowie im Überschuss<br />

zugeführte Reaktanden gesammelt und aus dem System abgeführt. Im Allgemeinen liegt in<br />

einem Zellstapel entweder eine U- oder eine Z-förmige Strömungsführung vor. Der schematisch<br />

dargestellten Strömungsführung in Bild 5.1 ist zu entnehmen, dass bei der U-Strömung der<br />

Strömungsvektor der austretenden Medien dem der eintretenden Medien entgegengesetzt ist.<br />

Bei der Z-Strömung zeigen beide Strömungsvektoren in die gleiche Richtung.<br />

U-Strömung<br />

Z-Strömung<br />

statischer Druck<br />

Eintritt<br />

Austritt<br />

Verteiler<br />

Sammler<br />

statischer Druck<br />

Eintritt<br />

Verteiler<br />

Sammler<br />

Austritt<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

rel. Zellposition im Stapel<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

rel. Zellposition im Stapel<br />

Bild 5.1: Charakteristischer Verlauf des statischen Drucks in den Manifolds eines Zellstapels


84 5 Medienverteilung im Zellstapel<br />

Die Volumenstromverteilung über die Zellen ist abhängig von den Strömungsverhältnissen im<br />

gesamten Zellstapel. Nicht nur die Strömungswiderstände in den Zellen selbst, sondern auch<br />

die Druckverläufe in den Manifolds beeinflussen die Medienverteilung. Die Druckverluste in den<br />

Manifolds sind im Wesentlichen durch Reibungs- und Verzweigungsverluste bedingt. Die im<br />

Bereich der Volumenstromtrennung und –vereinigung auftretenden Verzweigungsverluste sind<br />

bedingt durch Verluste in Ablösebereichen und Sekundärströmungen. Der in Bild 5.1 gezeigte<br />

beispielhafte Verlauf des statischen Drucks in den Manifolds ergibt sich aus dem Verlauf der<br />

Druckverluste und der Änderung des dynamischen Drucks. Ausschlaggebend für den Volumenstrom<br />

in einer Einzelzelle ist die örtliche Druckdifferenz zwischen Verteiler- und Sammlerkanal.<br />

Wie in Bild 5.1 qualitativ dargestellt, ist diese Druckdifferenz über den gesamten Stapel bei der<br />

U-Strömung gleichmäßiger als bei der Z-Strömung. Damit ist auch die Medienverteilung auf die<br />

Einzelzellen bei U-förmiger Strömungsführung homogener. In einem für Brennstoffzellenanwendungen<br />

seltenen Fall kann auch bei gleichen Betriebsbedingungen und gleicher Geometrie die<br />

Z-Strömung eine gleichmäßigere Verteilung liefern als die U-Strömung. Voraussetzung dafür ist,<br />

dass in dem Verteilerkanal die Druckänderungen durch Reibungsverluste größer sind als die<br />

Änderungen des dynamischen Drucks.<br />

Aus der Literatur sind bereits mehrere Ansätze zur Berechnung der Volumenstromverteilung in<br />

Verzweigungssystemen beziehungsweise Brennstoffzellenstacks bekannt. Eine Veröffentlichung<br />

aus dem Jahr 1952 [83] beschreibt grundlegende theoretische Betrachtungen über die<br />

Verteilung der Durchflussmenge in einem ebenen Verzweigungssystem. Die theoretischen Ansätze<br />

werden experimentellen Daten gegenübergestellt. Die ermittelten Widerstandsbeiwerte<br />

sind nur unter den vorliegenden Versuchsbedingungen gültig und somit nicht auf beliebige<br />

Zellstapelgeometrien und Betriebsbedingungen übertragbar.<br />

[84] beschreibt einen systematischen Algorithmus zur Berechnung der Druck- und Volumenstromverteilung<br />

in einem U- oder Z-förmig durchströmten Zellstapel. Der auf den Gleichungen<br />

der eindimensionalen Rohrströmung basierende Ansatz berücksichtigt nicht die Druckverluste,<br />

die durch Volumenstromvereinigung und –trennung entstehen. Bezogen auf einen speziellen<br />

Anwendungsfall, werden die Einflüsse unterschiedlicher Druckverlustterme in den Manifolds auf<br />

die Medienverteilung im Stapel diskutiert.<br />

[85] befasst sich mit der Medienverteilung in Hochtemperaturbrennstoffzellen. An einem Zellstapelmodell<br />

werden die Stoßverluste in den Manifolds experimentell untersucht. Aus den<br />

Messungen wird geschlussfolgert, dass die Druckverlustbeiwerte in den Manifolds unabhängig<br />

von dem Volumenstrom und dem Manifoldquerschnitt sind.<br />

In [86] wird für U-förmig durchströmte Zellstapel beliebiger Geometrie eine analytische Formel<br />

zur Berechnung der Zellvolumenströme präsentiert. Der beschriebene Ansatz ist unter der<br />

Annahme einer nicht näher quantifizierten gleichmäßigen Medienverteilung im Zellstapel<br />

abgeleitet. Die Widerstandsbeiwerte sind konstant und nicht von den lokalen Strömungsverhältnissen<br />

im Stack abhängig.<br />

Die Autoren in [87] beschränken sich in ihrer Beschreibung auf Z-förmige Strömungsführungen.<br />

Ein Berechnungsansatz für die Medienverteilung in Einzelzellen mit parallelen Kanälen wird auf<br />

einen Zellstapel übertragen. In dem nur für laminare Strömungen gültigen Berechnungsansatz


85<br />

werden die Verzweigungsverluste nicht berücksichtigt. Die Medienverteilung ist in Abhängigkeit<br />

dimensionsloser Kennzahlen berechnet. Die Ergebnisse der Berechnungen sind in graphischer<br />

Form dargestellt.<br />

In [88] wird die Medienverteilung mit Hilfe eines kommerziellen numerischen Strömungslösungsprogramms<br />

berechnet. Die Simulation der dreidimensionalen Strömung innerhalb des<br />

Stapels erfolgt ohne detaillierte geometrische Darstellung der Strömungsstrukturen der Einzelzellen.<br />

Ein integriertes Druckverlustmodell erlaubt, die Effekte der Zelldurchströmung abzuschätzen.<br />

Die Strömungsstrukturen der Zellen können so vereinfacht durch gerade Kanäle abgebildet<br />

werden. Dieser Ansatz ermöglicht die Berechnung der Medienverteilung unter reduziertem<br />

Rechenaufwand. Für einen konkreten Anwendungsfall werden die Simulationsergebnisse<br />

mit einem nicht näher beschriebenen eindimensionalen Berechnungsansatz verglichen.<br />

In der Literatur ist keine verallgemeinerte Beschreibung für Z- und U-förmig durchströmte Zellstapel<br />

bekannt, bei der die laminaren und turbulenten Reibungsverluste in den Manifolds sowie<br />

die Verzweigungsverluste durch Volumenstromtrennung und –vereinigung berücksichtigt sind.<br />

Daher wird in diesem Kapitel ein analytisches, eindimensionales Modell (1D) zur Berechnung<br />

der Volumenstromverteilung in einem Zellstapel hergeleitet, aus dem eine solche verallgemeinerte<br />

Beschreibung abgeleitet werden kann. Auf experimentelle Untersuchungen zur Medienverteilung<br />

wird im Rahmen dieser Arbeit aufgrund des extremen technischen Aufwandes<br />

verzichtet. In der Literatur sind keine systematischen experimentellen Untersuchungen zu<br />

finden, die zum Vergleich herangezogen werden könnten. Aus diesem Grund wird ein<br />

kommerzielles numerisches Verfahren für dreidimensionale (3D) Strömungssimulationen zur<br />

Validierung des 1D-Modells eingesetzt. Aufgrund der sehr langen Rechenzeiten werden nur für<br />

ausgewählte Beispiele dreidimensionale Simulationsrechnungen durchgeführt und mit den<br />

Ergebnissen des eindimensionalen Modells verglichen.<br />

Eine Sensitivitätsanalyse an einem zuvor definierten Basisdesign ermittelt die Einflüsse der<br />

Geometrie- und Betriebsparameter auf die Volumenstromverteilung. Im Hinblick auf die Auslegung<br />

der Manifolds werden Optimierungspotentiale bezüglich der Summe aus Verteiler- und<br />

Sammlerkanalfläche sowie dem Flächenverhältnis beider Kanäle zueinander aufgezeigt.<br />

Dimensionslose Variablen erlauben, den 1D-Berechnungsansatz zu verallgemeinern. Anhand<br />

der so identifizierten dimensionslosen Kennzahlen wird der maximale Volumenstromunterschied<br />

zwischen den einzelnen Zellen als Maß für die Gleichmäßigkeit der Medienverteilung ermittelt.<br />

Die dimensionslosen Kennzahlen basieren auf den Geometriedaten des Zellstapels und den<br />

untersuchten Betriebsparametern. In graphischer Form präsentierte Berechnungsergebnisse<br />

erlauben für beliebige Anwendungsfälle die Bestimmung des maximalen Volumenstromunterschieds<br />

in Abhängigkeit der Kennzahlen. In einem letzten Schritt werden jeweils für die Z- und<br />

U-Strömung eine Formel abgeleitet, mit denen bei bekannten Geometriedaten und Betriebsbedingungen<br />

überprüft werden kann, ob der maximale Volumenstromunterschied größer oder<br />

kleiner als ein zuvor definierter Grenzwert ist.<br />

Die in dieser Arbeit betrachteten Brennstoffzellen werden anodenseitig mit reinem (≥99,9 %),<br />

befeuchtetem Wasserstoff betrieben. Auf der Kathodenseite kommt befeuchtete Luft zum Einsatz.<br />

Wegen der geringen Sauerstoffkonzentration im Kathodengas sind die Auswirkungen


86 5 Medienverteilung im Zellstapel<br />

einer ungleichmäßigen Verteilung des Oxidans auf die Leistung des Zellstapels groß. Aufgrund<br />

des höheren Volumenstroms bedarf die Kathodenseite im Vergleich zur Anodenseite bei der<br />

Auslegung besonderer Aufmerksamkeit. In den weiteren Betrachtungen wird daher nur die<br />

Kathodenseite der Brennstoffzelle behandelt. Die Ausführungen beschränken sich auf Zellstapel<br />

mit jeweils einem Verteiler- und einem Sammlerkanal. Über die Länge der Manifolds ist<br />

der Querschnitt konstant.<br />

5.1 Verfahren zur Berechnung der Medienverteilung in einem Zellstapel<br />

Ein eindimensionaler Modellansatz zur Berechnung der Volumenstromverteilung in einem Zellstapel<br />

sowie der für Vergleichsrechnungen verwendete numerische Strömungslöser werden im<br />

Folgenden näher beschrieben. Beide Berechnungsverfahren vernachlässigen die in den Zellen<br />

stattfindende elektrochemische Reaktion. Temperatureffekte sowie eine Änderung der Gaszusammensetzung<br />

beziehungsweise des Gesamtmassenstroms werden nicht berücksichtigt.<br />

Die Stoffwerte (Dichte, Viskosität) werden im gesamten System als konstant angenommen und<br />

entsprechen den Bedingungen am Stapeleintritt. Die Annahme eines konstanten Gesamtmassenstroms<br />

erlaubt, die Ergebnisse auch auf andere Anwendungen, wie zum Beispiel<br />

Plattenwärmeübertrager, zu übertragen.<br />

Durch die elektrochemische Reaktion verringert sich der Sauerstoffanteil und erhöht sich der<br />

Wasseranteil im Kathodengas. Dies führt zu einer verringerten Gemischviskosität. Fällt das<br />

Produktwasser in flüssiger Form an, verringert sich der Gasvolumenstrom und damit die<br />

Strömungsgeschwindigkeit. Unter der Annahme, dass das flüssige Produktwasser die Gasströmung<br />

nur vernachlässigbar beeinflusst, verringern beide Effekte die Druckverluste im<br />

Sammlermanifold. Unter für Brennstoffzellen typischen Betriebsbedingungen begünstigt dies<br />

wiederum eine gleichmäßige Verteilung der Reaktanden auf die einzelnen Zellen. Die Vernachlässigung<br />

der elektrochemischen Reaktion stellt daher bezüglich der Reaktandenverteilung im<br />

Zellstapel eine konservative Abschätzung dar.<br />

Sowohl bei dem 1D- als auch bei dem 3D-Berechnungsverfahren werden die Strömungsstrukturen<br />

in den einzelnen Zellen nicht im Detail betrachtet. Es wird angenommen, dass sich<br />

der Volumenstrom in den Zellen proportional zu dem Druckverlust verhält. Der Proportionalitätsfaktor<br />

wird im Folgenden mit Strömungsleitfähigkeit bezeichnet. Die Strömungsleitfähigkeit der<br />

Zelle ist experimentell zu ermitteln oder für die in den Zellen vorliegenden Strömungsstrukturen<br />

geeignet abzuschätzen. Der unter dieser Annahme entstehende Fehler in der Berechnung der<br />

Volumenstromverteilung ist gering, wenn die Volumenströme der einzelnen Zellen nicht stark<br />

voneinander abweichen.<br />

Fertigungsbedingte Strömungsunterschiede zwischen den einzelnen Zellen, die ebenfalls die<br />

Medienverteilung negativ beeinflussen, sind hier nicht Gegenstand der Betrachtung.


5.1 Verfahren zur Berechnung der Medienverteilung in einem Zellstapel 87<br />

5.1.1 Eindimensionaler Rechenansatz<br />

Für den eindimensionalen (1D-) Berechnungsansatz wird der Brennstoffzellenstapel durch ein<br />

Netzwerk aus hydraulischen Widerständen vereinfacht abgebildet. Die Knotenpunkte dieses<br />

Netzwerks sind jeweils durch einen statischen Druck sowie eine mittlere Strömungsgeschwindigkeit<br />

beschrieben. Die Anzahl der Knotenpunkte in dem Netzwerk ist bestimmt durch die<br />

Anzahl der Einzelzellen im Zellstapel<br />

N<br />

Z<br />

Anzahl der Knotenpunkte 4 ⋅ N + 2<br />

Gl. 5.1<br />

=<br />

Z<br />

Schematisch ist der Aufbau des Netzwerks für einen aus 5 Einzelzellen bestehenden Stapel in<br />

Bild 5.2 dargestellt. Die vorliegende Strömungsführung in dem Stapel entspricht einer U-<br />

Strömung.<br />

1<br />

5 Verteilerkanal<br />

3<br />

Zelle<br />

4<br />

2 6<br />

Sammlerkanal<br />

Bild 5.2: Ersatzschaltbild für einen aus 5 Zellen bestehenden Brennstoffzellenstapel<br />

Die hydrodynamischen Grundlagen zur Berechnung der Strömungsverteilung sind im Folgenden<br />

exemplarisch für die erste Zelle aus Bild 5.2 ausgeführt. Wie in Bild 5.2 dargestellt, sind die<br />

relevanten Knotenpunkte mit den Zahlen „1“ bis „6“ nummeriert. Strömungseffekte am Ein- und<br />

Austritt des Zellstapels bleiben unberücksichtigt.<br />

Für die betrachtete Zelle werden drei Massenbilanzgleichungen formuliert<br />

u ⋅ A − u ⋅ A − u ⋅ A = 0<br />

mit<br />

= b ⋅ h<br />

1 V 3 Z 5 V<br />

V V V<br />

Gl. 5.2<br />

u ⋅ A − u ⋅ A 0<br />

Gl. 5.3<br />

3 Z 4 Z<br />

=<br />

u ⋅ A + u ⋅ A − u ⋅ A = 0<br />

mit<br />

6 S 4 Z 2 S<br />

S S S<br />

Gl. 5.4<br />

A<br />

A<br />

= b ⋅ h<br />

Die über den Querschnitt gemittelte Geschwindigkeit an den entsprechenden Knotenpunkten<br />

wird mit u<br />

i<br />

bezeichnet. A , A V S<br />

und A<br />

Z<br />

stehen für die durchströmte Verteiler-/ Sammlermanifoldfläche<br />

beziehungsweise für den Strömungsquerschnitt der Zelle. b und h bezeichnen die<br />

jeweilige Manifoldbreite und -höhe.<br />

Die Druckänderung zwischen zwei Knoten ergibt sich aus der um Druckverlustterme erweiterten<br />

Bernoullischen Gleichung (siehe auch [89]). Die Gleichung besteht aus der Differenz aus den


88 5 Medienverteilung im Zellstapel<br />

statischen und dynamischen Drücken sowie den entsprechenden Druckverlusttermen. Die<br />

Gleichung für die Volumenstromtrennung im Verteilermanifold (Knoten 1 nach Knoten 3) lautet<br />

p<br />

p<br />

2 2 ρ 2 ρ 2 l<br />

( u − u ) − ⋅ u ⋅ζ<br />

− ⋅ u ⋅ζ<br />

⋅ 0<br />

ρ<br />

+ ⋅<br />

1 3<br />

1 V , ab<br />

1 R<br />

2 2<br />

2 d<br />

hyd,<br />

1<br />

−<br />

3<br />

=<br />

V<br />

Gl. 5.5<br />

p<br />

i<br />

bezeichnet den statischen Druck, ρ die Fluiddichte, ζ<br />

i<br />

den jeweiligen Widerstandsbeiwert<br />

und l den Abstand zwischen zwei Knoten. Der hydraulische Durchmesser d<br />

,<br />

ergibt sich aus<br />

4 ⋅ A<br />

d = mit U = 2 ⋅ +<br />

( b h )<br />

V<br />

hyd , V<br />

V<br />

V V<br />

Gl. 5.6<br />

U<br />

V<br />

Der Druckverlust zwischen zwei Knoten setzt sich aus dem Impulsverlust infolge der Reibung<br />

und dem Verlust durch Verzweigung zusammen. Die Verzweigungsverluste berücksichtigen die<br />

Stoß- und Wirbelverluste, die bei der Ent- und Vermischung der Volumenströme am Zelleintritt<br />

beziehungsweise –austritt entstehen. Eine Zusammenstellung experimenteller Messergebnisse<br />

für die Verzweigungswiderstandsbeiwerte in unterschiedlichen Verzweigungsgeometrien ist beispielsweise<br />

in [90] zu finden. Die Ansätze beschreiben nur einzelne Verzweigungen, nicht aber<br />

wie sich bei Vielfachverzweigungen diese untereinander beeinflussen können. Aufgrund der<br />

großen Anzahl an geometrischen und fluidmechanischen Einflussfaktoren (Querschnittsform, -<br />

fläche, Reynoldszahl, u.a.) ist kein verallgemeinerter Ansatz zur Berechnung der Widerstandsbeiwerte<br />

in der Literatur vorhanden. Ersatzweise werden zur Berechnung der Widerstandsbeiwerte<br />

Abhängigkeiten angesetzt, die für turbulent durchströmte, kreisförmige Rohre ermittelt<br />

worden sind [91, pp. Lc3-Lc4]. Bei den Untersuchungen hatten das Haupt- und Abzweigrohr<br />

den selben Durchmesser. Die ermittelten Widerstandsbeiwerte sind ausschließlich eine Funktion<br />

des Quotienten aus abzweigendem zu ankommendem Volumenstrom. Eine mögliche<br />

zusätzliche Abhängigkeit vom Verhältnis aus durchströmter Manifold- und Zellquerschnittsfläche<br />

wird nicht berücksichtigt.<br />

⎛ u3<br />

⋅ AZ<br />

⎞<br />

ζ =<br />

⎜<br />

⎟<br />

V , ab<br />

fV<br />

, ab<br />

Gl. 5.7<br />

⎝ u1<br />

⋅ AV<br />

⎠<br />

Die polynomische Regressionsfunktion<br />

V ab<br />

hyd V<br />

f ,<br />

beschreibt die in [91, pp. Lc3-Lc4] in graphischer<br />

Form dargestellten Abhängigkeiten. Entsprechend Gleichung 5.7 ist der Widerstandsbeiwert für<br />

die Durchströmung im Verteilermanifold ζ<br />

V , durch<br />

(Knoten 1 nach Knoten 5) als Funktion des<br />

Quotienten aus abzweigendem zu ankommendem Volumenstrom formuliert. Die Bernoulli-<br />

Gleichungen der Stromvereinigung und Durchströmung im Sammlermanifold werden mit den<br />

entsprechenden Abhängigkeiten für die Widerstandsbeiwerte gebildet. Hier ergeben sich die<br />

Widerstandsbeiwerte der Stromvereinigung und Durchströmung ( ζ<br />

S , zu<br />

,ζ<br />

S,<br />

durch<br />

) als Funktion des<br />

Quotienten aus ankommendem zu zuströmendem Volumenstrom. Die Regressionsfunktionen<br />

der Verzweigungswiderstandsbeiwerte sind im Anhang (Kapitel 13.2, Gleichungen 13.1 bis<br />

13.4) aufgeführt.<br />

Der letzte Term auf der linken Seite von Gleichung 5.5 beschreibt die Reibungsdruckverluste. In<br />

typischen Brennstoffzellenanwendungen ist die Strömung am Stapeleintritt turbulent. Im Ver-


5.1 Verfahren zur Berechnung der Medienverteilung in einem Zellstapel 89<br />

teilerkanal kann dagegen am Stapelende aufgrund der verringerten Strömungsgeschwindigkeit<br />

ein laminares Strömungsprofil vorliegen. Der Widerstandsbeiwert ζ berechnet sich daher<br />

nach einem Ansatz, der das Hagen-Poiseuillesche-Gesetz für laminare Rohrströmungen mit<br />

dem Widerstandsgesetz für turbulente Rohrströmungen nach Blasius kombiniert.<br />

0,25<br />

4<br />

⎡<br />

4<br />

⎛ϕ<br />

⋅ 64 ⎞ 0,3164 ⎤<br />

ζ R<br />

= ⎢⎜<br />

⎟ + ⎥<br />

Gl. 5.8<br />

⎢⎣<br />

⎝ Re ⎠ Re ⎥⎦<br />

ρ ⋅ ui<br />

⋅ d<br />

hyd<br />

Re =<br />

Gl. 5.9<br />

µ<br />

µ bezeichnet die dynamische Viskosität des betrachteten Fluids. Der Ansatz nach Gleichung<br />

5.8 deckt das gesamte Strömungsregime ab und ist gültig für auf den Rohrdurchmesser<br />

bezogene Reynoldszahlen kleiner als Re < 10 5 . Der Beiwert ϕ ist für laminare Rohrströmungen<br />

mit Rechteckquerschnitt eine Funktion des Seitenverhältnisses aus Breite und Höhe des Manifoldquerschnitts<br />

(siehe [91, p. Lb7]).<br />

R<br />

Wie zu Beginn des Kapitels 5.1 beschrieben, ist der Volumenstrom in den Zellen proportional zu<br />

dem Druckverlust. Der Proportionalitätsfaktor ist mit Strömungsleitfähigkeit ( Leit ) bezeichnet.<br />

Die Strömungsleitfähigkeit ist abhängig von der Geometrie der Strömungskanäle in den Zellen<br />

und den Stoffeigenschaften des Gemischs. Der Druckverlust der ersten Zelle aus Bild 5.2 ergibt<br />

sich zu<br />

( p − p4<br />

) ⋅ Leit<br />

Z<br />

= u3<br />

⋅ AZ<br />

3<br />

Gl. 5.10<br />

Z<br />

Das sich aus den entsprechenden Gleichungen für alle Zellen des Stapels ergebende nichtlineare<br />

Gleichungssystem wird iterativ mit dem Newton-Verfahren gelöst. Zur Lösung der dabei<br />

auftretenden linearen Gleichungssysteme wird das Softwarepaket LAPACK [92] verwendet.<br />

Neben den oben beschriebenen Gleichungen werden vier weitere Gleichungen in Form von<br />

Randbedingungen zur eindeutigen Lösung des Gleichungssystems benötigt. Als Randbedingungen<br />

werden der statische Druck am Stapelaustritt und die Strömungsgeschwindigkeit am<br />

Stapeleintritt vorgegeben. Die Strömungsgeschwindigkeit am Stapeleintritt ergibt sich aus dem<br />

Gesamtmassenstrom des Stapels und der Querschnittsfläche des Verteilerkanals. Außerdem ist<br />

für die U-förmige Strömung die Strömungsgeschwindigkeit in den Knotenpunkten, die sich am<br />

Ende des Verteiler- und Sammlerkanals befinden, gleich null (siehe Bild 5.2). Bei der Z-<br />

Strömung ist die Strömungsgeschwindigkeit in den Knotenpunkten am Ende des Verteilers und<br />

am Anfang des Sammlers gleich null.<br />

Die Initialisierung der unbekannten statischen Drücke und mittleren Geschwindigkeiten in den<br />

Knoten erfolgt unter der Annahme, dass die Medien über alle Zellen homogen verteilt sind. Es<br />

konnte nicht festgestellt werden, dass sich das Berechnungsergebnis ändert, wenn eine andere<br />

beliebige Startverteilung gewählt wurde. Das Ergebnis der Berechnung liefert an jedem Knotenpunkt<br />

den statische Druck sowie die über den Kanalquerschnitt gemittelte Geschwindigkeit. Die


90 5 Medienverteilung im Zellstapel<br />

Betrachtung der mittleren Geschwindigkeiten in den einzelnen Zellen gibt Auskunft über die<br />

Medienverteilung im Zellstapel.<br />

Die Gleichungen zur Berechung eines Z-förmig durchströmten Zellstapels sind analog<br />

aufgebaut.<br />

5.1.2 Dreidimensionale Strömungssimulation<br />

Die im Folgenden beschriebene fluiddynamische Strömungssimulation erfolgt unter Verwendung<br />

des kommerziell erhältlichen Programmpakets FLUENT der Firma Fluent.Inc [93]. Die zur<br />

Beschreibung der Strömungsverteilung in einem Zellstapel benötigten Gleichungen beschränken<br />

sich auf die Impuls- (Navier-Stokes-Gleichungen) und Massenerhaltungsgleichungen<br />

(Kontinuitätsgleichungen). Für die dreidimensionale Betrachtung der Medienverteilung in einem<br />

Zellstapel gelten ebenfalls die in Kapitel 5.1 getroffenen Annahmen (Massenstrom und Stoffwerte<br />

konstant). Die betrachtete Luftströmung in den Zellstapeln kann aufgrund der geringen<br />

Strömungsgeschwindigkeit als inkompressibel angesehen werden. In allgemeiner Form sind in<br />

Gleichung 5.11 die Navier-Stokes-Gleichung und in Gleichung 5.12 die Kontinuitätsgleichung<br />

für inkompressible Strömungen unter Vernachlässigung von Volumenkräften formuliert:<br />

<br />

⎡∂u<br />

⎤<br />

2 <br />

ρ ⋅ ⎢ + ( u ⋅∇) ⋅u<br />

= −∇p<br />

+ ⋅∇ u<br />

⎣ ∂t<br />

⎥ µ<br />

Gl. 5.11<br />

⎦<br />

∇ ⋅u = 0<br />

Gl. 5.12<br />

Zur approximativen Berechnung des dreidimensionalen Strömungsfeldes werden die Erhaltungsgleichungen<br />

5.11 und 5.12 in Integralform überführt und mit Hilfe einer Finite-Volumen<br />

Formulierung diskretisiert. Die numerische Lösung der diskreten Gleichungen liefert Aussagen<br />

über die Geschwindigkeiten und Drücke in den Kontrollvolumina des Lösungsgebietes.<br />

Der Zellstapel besteht aus dem Sammler- und Verteilerkanal sowie aus den die beiden Kanäle<br />

verbindenden Einzelzellen. Exemplarisch ist in Bild 5.3 für einen aus zwei Einzelzellen<br />

bestehenden Stapel die Geometrie mit den zugehörigen Geometriebezeichnungen abgebildet.<br />

Da nur die Volumenstromverteilung auf die einzelnen Zellen des Stacks die gesuchte Größe<br />

darstellt, ist zur Verringerung der Rechenzeit der Zellstapel ohne eine exakte geometrische<br />

Darstellung der Strömungsstrukturen der Einzelzellen abgebildet. Die Einzelzellen sind vereinfacht<br />

durch kurze, gerade Kanäle und ein darin eingebettetes Druckverlustmodell dargestellt.<br />

Das Druckverlustmodell ist in Form einer quer zur Hauptströmungsrichtung stehenden Fläche<br />

(„porous jump“) in der Mitte der geraden Kanäle integriert. Der „porous jump“ versteht sich als<br />

dünne Membran mit bekannter Geschwindigkeits-Druckverlust-Charakteristik. Für das in den<br />

Zellen vorliegende laminare Strömungsregime berechnet sich dieser Druckverlust nach dem<br />

Gesetz von Darcy<br />

µ<br />

∆p<br />

= ⋅u<br />

⋅ L<br />

β<br />

Gl. 5.13


5.1 Verfahren zur Berechnung der Medienverteilung in einem Zellstapel 91<br />

u bezeichnet die Strömungsgeschwindigkeit normal zu der porösen Fläche, L die virtuelle<br />

Länge der Fläche. Der als Permeabilität bezeichnete Proportionalitätsfaktor β berechnet sich<br />

unter Verwendung der Strömungsleitfähigkeit (Gleichung 5.10) zu<br />

Leit ⋅ µ ⋅ L<br />

=<br />

A<br />

Z<br />

β Gl. 5.14<br />

Z<br />

Länge l<br />

Breite b<br />

Höhe h<br />

Verteilerkanal<br />

Einzelzellen<br />

Zellfläche A_z<br />

Sammlerkanal<br />

Bild 5.3: Dreidimensionales Modell eines aus zwei Zellen bestehenden Zellstapels<br />

Strömungsverluste durch die Ein- und Ausströmung in den Zellstapel werden nicht berücksichtigt.<br />

Die dem Stapel vorgelagerten Ein- und Auslaufbereiche sind nicht in Bild 5.3 gezeigt.<br />

Zu Beginn der Berechnungen wird die Anzahl der Kontrollvolumina im Rechengitter sukzessive<br />

so weit erhöht, bis eine weitere Erhöhung der Anzahl nur noch eine vernachlässigbare<br />

Änderung der Volumenstromverteilung im Zellstapel bewirkt. Die so identifizierte Anzahl der<br />

Kontrollvolumina liegt in Abhängigkeit der untersuchten Stapelgeometrie zwischen 200000 und<br />

800000. Der dimensionslose Wandabstand y + der wandnächsten Gitterpunkte ist so gewählt,<br />

dass die Grenzschichten hinreichend genau aufgelöst werden [94]. Das verwendete Turbulenzmodell<br />

wird als „renormalization group“ (RNG) k-ε-Modell [94] bezeichnet. Die Bewertung der<br />

Konvergenz erfolgt durch Auswertung der Residuen.<br />

Eine charakteristische Strömungsverteilung für einen U-förmig durchströmten Zellstapel ist in<br />

Bild 5.4 gezeigt. Abgebildet ist der Geschwindigkeitsbetrag in dem Längsschnitt durch einen<br />

aus 50 Zellen bestehenden Stapel. Die der Rechnung zugrunde liegenden Geometrie- und<br />

Betriebsparameter sind im Anhang in Tabelle 13.1 (Nr. 1) aufgeführt. Die jeweils vergrößert dargestellten<br />

Detailbetrachtungen zeigen Bahnlinien einzelner Fluidelemente beim Übergang vom<br />

Verteilerkanal in die Zellen beziehungsweise von den Zellen in den Sammlerkanal. Die durch


92 5 Medienverteilung im Zellstapel<br />

die starke Strömungsumlenkung an den scharfkantigen Ecken entstehenden und unter anderem<br />

für die Verzweigungsverluste verantwortlichen Totwassergebiete sind deutlich zu erkennen.<br />

Die Auflösung dieser Strömungsphänomene zeigt, dass für die vorliegende Fragestellung ein<br />

hinreichend feines Gitter vorliegt.<br />

Die Strömungsverteilung für einen unter den gleichen Geometrie- und Betriebsparametern Z-<br />

förmig durchströmten Stapel sind im Anhang in Bild 13.1 zu sehen. Ein Vergleich verdeutlicht,<br />

dass das Schema der Bahnlinien einzelner Fluidelemente bei U- und Z-förmiger Strömungsführung<br />

unterschiedlich ist. Während bei der U-Strömung der Verlauf der Bahnlinien grob als<br />

symmetrisch zu der Mittelebene bezeichnet werden kann, liegt bei der Z-Strömung grob eine<br />

Punktsymmetrie um den Stapelmittelpunkt vor.<br />

[m/s]<br />

Detail A<br />

Detail B<br />

Verteilerkanal<br />

Zelle<br />

Sammlerkanal<br />

Detail C<br />

Detail D<br />

Bild 5.4: Charakteristische Verteilung des Geschwindigkeitsbetrags im Längsschnitt eines U-förmig<br />

durchströmten Zellstapels (50 Zellen)


5.1 Verfahren zur Berechnung der Medienverteilung in einem Zellstapel 93<br />

5.1.3 Vergleich der 1D- und 3D-Rechenergebnisse<br />

Im Folgenden werden Berechnungsergebnisse des 1D-Ansatzes mit denen der fluiddynamischen<br />

Simulation verglichen. Zum Vergleich werden ausgewählte Anwendungsbeispiele für<br />

U- und Z-förmig durchströmte Zellstapel untersucht. Die gewählten Beispiele repräsentieren<br />

Brennstoffzellenanwendungen unter realistischen Auslegungsgeometrien und Betriebsführungen.<br />

Der Bereich, in dem die Geometrie- und Betriebsparameter variieren, ist in Tabelle 5.1<br />

aufgetragen. Die im einzelnen untersuchten Parameterkombinationen sind im Anhang (Kapitel<br />

13.2) in Tabelle 13.1 und Tabelle 13.2 aufgeführt. Bei allen Berechnungen sind jeweils die<br />

Verteiler- und Sammlergeometrie identisch.<br />

Tabelle 5.1: Bereich der untersuchten Parametervariation<br />

Zellenanzahl : 30 –100 [ - ]<br />

Gesamtmassenstrom : 3,48*10 -3 - 1,16*10 -2 [kg/s]<br />

Dichte : 0,95 – 1,9 [kg/m³]<br />

Dyn. Viskosität : 1,9*10 -6 – 1,9*10 -4 [kg/(m*s)]<br />

Strömungsleitfähigkeit : 5,4*10 -9 – 5,4*10 -7 [s*m 4 /kg]<br />

Manifoldbreite : 20 – 48 [mm]<br />

Manifoldhöhe : 12 – 23 [mm]<br />

Zellenabstand : 4,8 – 5,2 [mm]<br />

Durchströmte Zellfläche : 2*10 -5 – 4,8*10 -5 [m²]<br />

Zur Bewertung der Berechnungsergebnisse wird der Verlauf des statischen Drucks am Eintritt<br />

und Austritt der einzelnen Zellen verglichen. Dies entspricht einer Betrachtung des Volumenstromverlaufs<br />

über die einzelnen Zellen (Gleichung 5.10). Als Maß für die Medienverteilung in<br />

dem Zellstapel wird der Grad der Ungleichverteilung * V ɺ folgendermaßen definiert:<br />

.<br />

.<br />

V Z ,max −V<br />

Z ,min<br />

V ɺ * =<br />

⋅100%<br />

Gl. 5.15<br />

.<br />

V Z ,max<br />

Der Grad der Ungleichverteilung setzt die Differenz aus dem maximalen und minimalen Volumenstrom<br />

der Zellen ins Verhältnis zu dem maximalen Volumenstrom. Beträgt der Wert von<br />

V ɺ * null, werden alle Zellen des Stapels mit dem gleichen Reaktandenstrom versorgt.<br />

Bei den numerischen Simulationsergebnissen variiert der Grad der Ungleichverteilung für die<br />

ausgewählten Berechnungsbeispiele zwischen 1 % und 23 % für die U-förmige Strömungsführung<br />

und zwischen 8 % und 54 % für die Z-förmige Strömungsführung. Werden in dem<br />

1D-Ansatz die Verzweigungsverluste vernachlässigt, so dass ausschließlich die Rohrreibungsverluste<br />

in den Manifolds Berücksichtigung finden, wird für beide Strömungsführungen V ɺ * im<br />

Mittel um mehr als 90 % kleiner berechnet als bei dem numerischen Ansatz. Werden dem 1D-<br />

Ansatz die Verzweigungswiderstandsbeiwerte nach [91] zugrunde gelegt, sind im Vergleich zu<br />

den numerischen Berechnungen die Grade der Ungleichverteilung bei der U-Strömung im Mittel<br />

um circa 40 % größer und bei der Z-Strömung um circa 21 % kleiner. Dies unterstreicht den<br />

großen Einfluss der Verzweigungsverluste auf die Medienverteilung. Der Grund für die verblei-


94 5 Medienverteilung im Zellstapel<br />

benden Unterschiede ist, dass die angesetzten Widerstandsbeiwerte zur Berechnung der Verzweigungsverluste<br />

nach [91] für kreisförmige Rohre ermittelt worden sind. Da die Querschnitte<br />

des Haupt- und Abzweigrohres in [91] identisch waren, sind die Widerstandsbeiwerte ausschließlich<br />

eine Funktion des Verhältnisses aus zu- oder abströmendem zu ankommendem<br />

Volumenstrom. In einem Brennstoffzellenstapel ändert sich dieses Verhältnis über eine große<br />

Zellenanzahl im Stapel nur geringfügig. Um die Druckverläufe in den Manifolds zwischen den<br />

beiden Rechenansätzen aufeinander anzupassen, werden daher die Funktionen der<br />

Verzweigungswiderstandsbeiwerte (siehe Kapitel 13.2, Gleichungen 13.1 bis 13.4) mit einem<br />

konstanten Faktor multipliziert. Bei der U- und Z-förmigen Strömung werden diese Faktoren<br />

jeweils so ermittelt, dass die Übereinstimmung der Druckverläufe in den Manifolds für die<br />

Berechnungsbeispiele mit 50 Zellen am besten ist. Im Fall der U-Strömung ergibt sich ein<br />

Faktor von 0,63, mit dem die Widerstandsbeiwerte für die Durchtrittsverluste im Verteiler und<br />

Sammler ( ζ<br />

V , durch, ζ<br />

S,<br />

durch<br />

) multipliziert werden. Dies verringert die Differenz des Grades der<br />

Ungleichverteilung zwischen beiden Berechnungsansätzen auf maximal 0,8 Prozentpunkte. Für<br />

alle untersuchten Beispiele mit U-förmiger Strömungsführung beträgt die Differenz maximal 3<br />

Prozentpunkte. Die größte Abweichung tritt bei dem Zellstapel mit 100 Zellen auf. Im Fall der Z-<br />

Strömung werden die Widerstandsbeiwerte für die Durchtrittsverluste ( ζ<br />

V , durch, ζ<br />

S,<br />

durch<br />

) mit<br />

einem Faktor von 0,4 und die Widerstandsbeiwerte für die Abzweig- und Sammelverluste<br />

( ζ<br />

V , ab, ζ<br />

S,<br />

zu<br />

) mit einem Faktor von 1,6 multipliziert. Dies führt für alle untersuchten Parameterkombinationen<br />

zu einer maximalen Abweichung des Grades der Ungleichverteilung zwischen<br />

den 1D- und 3D-Rechnungen von einem Prozentpunkt.<br />

Wie bereits in Kapitel 5.1.2 erwähnt, ist das Schema der Bahnlinien einzelner Fluidelemente bei<br />

U- und Z-förmiger Strömungsführung unterschiedlich (vergleiche Bild 5.4 und Bild 13.1). In Verbindung<br />

mit einer teilweise deutlichen Abweichung der Geschwindigkeitsprofile in den Manifoldquerschnitten<br />

von den bei dem 1D-Ansatz verwendeten gemittelten Geschwindigkeiten, ist dies<br />

eine mögliche Erklärung für die unterschiedlichen Korrekturfaktoren zur Berechnung der Widerstandsbeiwerte<br />

beider Strömungsführungen.<br />

Exemplarisch sind in Bild 5.5 die Druckverläufe in den Manifolds für einen aus 50 Zellen<br />

bestehenden, U-förmig durchströmten Zellstapel (Beispiel Nr. 1, Tabelle 13.1) für die 1D- und<br />

die 3D-Rechnung gegenübergestellt. Die Abweichung des Grades der Ungleichverteilung beträgt<br />

0,2 Prozentpunkte.


5.2 Einfluss der Stackgeometrie und der Betriebsparameter auf die Medienverteilung 95<br />

1400<br />

1200<br />

pstatisch-pAustritt [Pa]<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

Verteiler<br />

Sammler<br />

1D Modell<br />

3D Simulation<br />

200<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Zelle [-]<br />

Bild 5.5: Exemplarische Gegenüberstellung der Druckverläufe in den Manifolds zwischen 1D und 3D<br />

(U- Strömung, Stapel mit 50 Zellen)<br />

Wie Tabelle 5.1 zu entnehmen ist, variiert bei den Berechnungsbeispielen neben der Geometrie<br />

der Manifolds auch das Verhältnis zwischen Manifoldfläche und durchströmter Zellfläche. Die<br />

Rechenergebnisse zeigen (vergleiche Tabelle 13.1, Tabelle 13.2), dass der Einfluss dieses Flächenverhältnisses<br />

auf die Medienverteilung für brennstoffzellenspezifische Geometrien gering<br />

ist. Somit erweist sich der ausschließlich vom Volumenstrom abhängige Ansatz der Verzweigungswiderstandsbeiwerte<br />

als geeignet.<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass bereits durch Multiplikation der Verzweigungswiderstandsbeiwerte<br />

mit einem konstanten Faktor eine über einen weiten Parameterbereich<br />

gute Übereinstimmung zwischen den beiden Rechenansätzen erzielt wird. Für die im Weiteren<br />

durchgeführten Analysen wird daher ausschließlich mit dem eindimensionalen Ansatz unter<br />

Verwendung der angepassten Widerstandsbeiwerte gerechnet.<br />

5.2 Einfluss der Stackgeometrie und der Betriebsparameter auf die Medienverteilung<br />

Im Folgenden wird anhand einer Sensitivitätsanalyse der Einfluss einer Variation der Stackgeometrie<br />

und der Betriebsparameter auf die Volumenstromverteilung untersucht. Am Beispiel<br />

eines Basisfalls wird die Auslegung der Manifolds bezüglich der Medienverteilung und der<br />

benötigten Manifoldfläche optimiert. Zuvor wird der Einfluss einer ungleichmäßigen Volumenstromverteilung<br />

auf die flächenspezifische Leistung eines Brennstoffzellenstapels diskutiert.<br />

Wie in Kapitel 2.3.3 erläutert, ist die Leistung einer Brennstoffzelle abhängig von dem Sauerstoffumsatz.<br />

Zur Bewertung der Auswirkungen eines ungleichmäßig verteilten Luftvolumenstroms<br />

wird daher die mittlere flächenspezifische Zellleistung für einen Brennstoffzellenstack mit


96 5 Medienverteilung im Zellstapel<br />

beliebiger Zellenanzahl untersucht. Die mittlere Zellleistung ist definiert als das Produkt aus der<br />

für alle Zellen konstanten Stromdichte und der mittleren Zellspannung. Die mittlere Zellspannung<br />

ergibt sich aus der Summe der Einzelzellspannungen dividiert durch die Zellenanzahl. Die<br />

Berechnungen erfolgen mit Hilfe des quasi eindimensionalen Ansatzes zur Modellierung einer<br />

PEFC (Q1D, Kapitel 2.2) für die beiden Betriebspunkte des in Kapitel 2.3.1 definierten Basisfalls.<br />

Für Betriebspunkt (1) und Betriebspunkt (2) werden unter konstanter Stromdichte und konstantem<br />

mittleren Stöchiometriekoeffizienten die Abhängigkeit der mittleren Zellleistung von<br />

dem Grad der Ungleichverteilung ermittelt. Die Berechnungen erfolgen unter der Annahme,<br />

dass der Volumenstrom linear vom Stapelein- zum Stapelaustritt über die einzelnen Zellen<br />

abfällt.<br />

Mittlere flächenspez. Zellleistung [mW/cm 2 ]<br />

600<br />

550<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

λ mittel<br />

=1,5<br />

λ mittel<br />

=1,5<br />

i=0,44 A/cm 2<br />

i=1,17 A/cm 2<br />

λ mittel<br />

=2,0 (Betriebspunkt 2)<br />

λ mittel<br />

=2,0 (Betriebspunkt 1)<br />

200<br />

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8<br />

. . . .<br />

V*=(V max -V min )/V max [-]<br />

Bild 5.6: Flächenspezifische Zellleistung als Funktion des Grades der Ungleichverteilung für<br />

unterschiedliche Stromdichten und Sauerstoffstöchiometriekoeffizienten<br />

Die Ergebnisse der Berechnungen sind in Bild 5.6 dargestellt. Ebenfalls aufgetragen ist die<br />

Abhängigkeit der Zellleistung für einen über alle Zellen gemittelten Stöchiometriekoeffizienten<br />

von λ mittel =1,5. Über einen weiten Bereich von V ɺ * wird die verringerte Leistung der unterversorgten<br />

Zellen durch die erhöhte Leistung der überversorgten Zellen nahezu kompensiert. Da<br />

die Zellspannung mit steigendem Sauerstoffumsatz progressiv abfällt (siehe Kapitel 2.3.3), ist<br />

der Leistungsverlust des Zellstapels bei großen V ɺ * stärker bemerkbar. Sobald die ersten<br />

Zellen im diffusionskontrollierten Bereich nahe der effektiven Grenzstromdichte arbeiten, fällt die<br />

Leistung des Zellstapels schlagartig ab. Wie zu erwarten ist, erfolgt dieser rapide Leistungsabfall<br />

bei kleinen Stromdichten später (bei stärkerer Ungleichverteilung), dafür aber abrupter als<br />

bei großen Stromdichten. Während im Betriebspunkt (1) der rapide Leistungsabfall bei circa<br />

V ɺ * =66 % liegt, kann schon ab einem Grad der Ungleichverteilung von V ɺ * >50 % die<br />

Stromdichte von 1,17 A/cm² des Betriebspunkts (2) nicht mehr erreicht werden. Für einen auf<br />

λ mittel =1,5 verringerten Stöchiometriekoeffizienten verschiebt sich diese Grenze zu V ɺ * =20 %.


5.2 Einfluss der Stackgeometrie und der Betriebsparameter auf die Medienverteilung 97<br />

Bis zur Hälfte des maximal möglichen Grades der Ungleichverteilung ist in allen untersuchten<br />

Betriebspunkten der Leistungsverlust kleiner als 1 %.<br />

Als Richtwert bei der Auslegung eines Zellstapels wird ein maximaler Grad der Ungleichverteilung<br />

von 5 % empfohlen. Wird der Zellstapel nicht unter extremen Betriebsbedingungen<br />

betrieben, ist für V ɺ * ≤ 5 % im Auslegungspunkt davon auszugehen, dass in jedem Betriebspunkt<br />

der Leistungsverlust durch ungleichmäßig verteilte Medien weniger als 1 % beträgt.<br />

Außerdem lässt V ɺ * ≤ 5 % erwarten, dass in jedem Betriebspunkt der Grad der Ungleichverteilung<br />

ausreichend weit von dem maximal möglichen Grad entfernt ist. Dies gilt auch, wenn<br />

sich die in den Berechnungen nicht berücksichtigten fertigungstechnischen Strömungsunterschiede<br />

zwischen den einzelnen Zellen (beziehungsweise zwischen den einzelnen Kanälen der<br />

Zellströmungsstruktur) zusätzlich negativ auf die Medienverteilung auswirken. Eine Medienverteilung<br />

mit V ɺ * ≤ 5 % wird im Folgenden als homogene Verteilung bezeichnet.<br />

Für die folgenden Betrachtungen wird ein aus 50 Einzelzellen bestehender Stapel als Referenz<br />

definiert. Die Referenzstromdichte beträgt 0,6 A/cm². Das Zelldesign entspricht dem in Kapitel<br />

3.1 vorgestellten Mäanderdesign. Die für die Berechnungen der kathodenseitigen Medienverteilung<br />

relevanten Geometriedaten und Betriebsparameter sind in Tabelle 5.2 zusammengestellt.<br />

Die aufgelisteten Größen werden im Weiteren als Referenzwerte bezeichnet.<br />

Tabelle 5.2: Geometriedaten und Betriebsparameter des Referenzstapels<br />

Zellenanzahl : 50 [ - ]<br />

Betriebstemperatur : 70 [°C]<br />

Betriebsdruck : 2 [bar]<br />

Medium : gesättigte Luft [ - ]<br />

Gesamtmassenstrom : 5,8*10 -3 (i=0,6 A/cm², A Z,aktiv =244 cm²) [kg/s]<br />

Dichte : 1,9 [kg/m³]<br />

Dyn. Viskosität : 1,9*10 -5 [kg/(m*s)]<br />

Strömungsleitfähigkeit : 5,4*10 -8 [s*m 4 /kg]<br />

Manifoldbreite : 34 [mm]<br />

Manifoldhöhe : 16 [mm]<br />

Zellenabstand : 5 [mm]<br />

Die in Tabelle 5.2 angegebene Strömungsleitfähigkeit ergibt sich aus der experimentell für das<br />

Mäanderdesign ermittelten Abhängigkeit des Druckverlusts vom Volumenstrom der befeuchteten<br />

Luft. Diese Abhängigkeit ist in Bild 5.7 dargestellt. Das Strömungsregime in den Zellen ist<br />

für den betrachteten Volumenstrombereich laminar. Aufgrund der zu dem quadrierten Volumenstrom<br />

proportionalen Druckverluste bei Strömungsumlenkungen ist der Verlauf der gezeigten<br />

Abhängigkeit nicht linear. Der Fehler bei der Druckverlustberechnung durch den linearen<br />

Ansatz nach Gleichung 5.10 ist bei einer Abweichung des Volumenstroms vom Referenzwert<br />

um ± 10 % kleiner als 4 %. Der Referenzwert der Strömungsleitfähigkeit von<br />

−8<br />

4<br />

Leit Z<br />

= 5,4 ⋅10<br />

s ⋅ m / kg entspricht einem Zelldruckverlust von ungefähr 11 mbar.


98 5 Medienverteilung im Zellstapel<br />

3000<br />

2500<br />

Betriebsdruck: 2 bar<br />

Experiment<br />

Zelldruckverlust [Pa]<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

Referenzpunkt<br />

o<br />

linearer<br />

Ansatz<br />

0<br />

0,0 2,0x10 -5 4,0x10 -5 6,0x10 -5 8,0x10 -5 1,0x10 -4 1,2x10 -4<br />

Volumenstrom pro Zelle [m 3 /s]<br />

Bild 5.7: Druckverlust in einer Zelle als Funktion des Luftvolumenstroms (Dichte=1,9 kg/m³)<br />

normierter Volumenstrom<br />

(VZ/VZ,mittel) [-]<br />

.<br />

.<br />

1,06<br />

1,05<br />

1,04<br />

1,03<br />

1,02<br />

1,01<br />

1,00<br />

0,99<br />

0,98<br />

0,97<br />

0,96<br />

0,95<br />

U-Strömung<br />

Z-Strömung<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Zelle [-]<br />

Bild 5.8: Vergleich des Verlaufs des normierten Volumenstroms über die Zellen für U- und Z-Strömung<br />

In Bild 5.8 ist die Volumenstromverteilung im Referenzzellstapel für eine U- und Z-förmige Strömungsführung<br />

gegenübergestellt. Aufgetragen ist der normierte Volumenstrom ( V ɺ<br />

Z<br />

/ V ɺ<br />

Z , mittel<br />

) der<br />

einzelnen Zellen. Mit ɺ ist der bei homogener Verteilung vorliegende Zellvolumenstrom<br />

V<br />

Z , mittel<br />

bezeichnet. Bei Zelle 1 befindet sich der Eintritt des Luftstroms in den Stapel. Im Fall der U-<br />

förmigen Strömungsführung wird die erste Zelle am besten und die letzte Zelle am schlechtesten<br />

mit Reaktanden versorgt. Der Volumenstromunterschied zwischen diesen beiden Zellen<br />

beträgt 3,5 %. Der nach Gleichung 5.15 berechnete Grad der Ungleichverteilung beträgt<br />

V ɺ * =3,4 %. Damit liegt die Medienverteilung im Referenzdesign bei U-förmiger Strömungs-


5.2 Einfluss der Stackgeometrie und der Betriebsparameter auf die Medienverteilung 99<br />

führung unterhalb des geforderten Grenzwertes von V ɺ * =5 %. Bei der Z-Strömung liegt die<br />

Zelle mit dem geringsten Volumenstrom am Stapeleintritt. Der Grad der Ungleichverteilung<br />

beträgt V ɺ * =8,1 %. Unter den vorliegenden Betriebsbedingungen ist die maximale Volumenstromdifferenz<br />

im Zellstapel im Fall der Z-förmigen Strömung mehr als doppelt so groß wie<br />

bei der U-Strömung. Aufgrund der gleichmäßigeren Medienverteilung wird für die weiteren<br />

Untersuchungen die U-förmige Strömungsführung im Stapel ausgewählt.<br />

Die folgende Sensitivitätsanalyse untersucht den Einfluss der Variation der Betriebsparameter<br />

und der Stackgeometrie auf die Volumenstromverteilung. Bei allen Untersuchungen entspricht<br />

die Geometrie des Verteilerkanals der des Sammlerkanals. Der Zellstapel wird U-förmig durchströmt.<br />

Analysiert werden die Einflüsse der Änderungen der Zellenanzahl, des Gesamtmassenstroms,<br />

der Strömungsleitfähigkeit, der dynamischen Viskosität, der Manifoldbreite und -höhe,<br />

des Kanalseitenverhältnisses, der Manifoldfläche und des Abstandes zwischen zwei Zellen. Die<br />

Parameter variieren jeweils einzeln um ±<br />

2<br />

3 des Wertes des Referenzstapels (siehe Tabelle<br />

5.2). Die Ergebnisse der Analyse sind graphisch in Bild 5.9 zusammengestellt. Die Berechnung<br />

unter Referenzbedingungen ist durch die gestrichelte Linie in den Diagrammen gekennzeichnet.<br />

In diesem Punkt beträgt der Grad der Ungleichverteilung 3,4 %.<br />

Eine Erhöhung der Zellenanzahl im Stapel behindert ebenso wie ein erhöhter Massenstrom die<br />

Medienverteilung. Die Abhängigkeit des Grades der Ungleichverteilung von dem Massenstrom<br />

kann in dem betrachteten Bereich als linear angesehen werden. Eine Verdoppelung des<br />

Massenstroms führt überschlägig zu einem verdoppelten V ɺ * .<br />

Eine verringerte Strömungsleitfähigkeit bedingt einen erhöhten Druckabfall in den Zellen. Da<br />

der Gesamtmassenstrom konstant bleibt, wird das Verhältnis der Druckverluste in den Zellen zu<br />

denen in den Manifolds zugunsten der Zelldruckverluste verschoben. Dies schlägt sich in einer<br />

gleichmäßigeren Medienverteilung nieder. Der Verlauf der Abhängigkeit lässt sich durch eine<br />

Regressionsgerade der Steigung 0,6 beschreiben.<br />

Der Einfluss der dynamischen Viskosität auf die Verteilung ist in dem variierten Bereich vernachlässigbar.<br />

Der Verlauf des Grades der Ungleichverteilung verhält sich bei der Änderung der Manifoldbreite<br />

und -höhe ähnlich. Eine um 66 % des Referenzwertes verringerte Kanalseitenabmessung lässt<br />

die Ungleichmäßigkeit der Medienverteilung auf einen Wert von V ɺ * ≈ 25 % ansteigen.<br />

Bei der Variation des Seitenverhältnisses von Kanalbreite zu Kanalhöhe ist die Manifoldfläche<br />

konstant. Entspricht die Kanalbreite der Kanalhöhe wird der Grad der Ungleichverteilung<br />

minimal. Dem Diagramm kann entnommen werden, dass das Seitenverhältnis der Kanäle einen<br />

vernachlässigbaren Einfluss auf die Verteilung hat. Dies kommt der Zellenauslegung zugute, da<br />

durch die freie Wahl der Manifoldgeometrie der Bauraum der Bipolarplatten optimal genutzt<br />

werden kann.


100 5 Medienverteilung im Zellstapel<br />

V* [%]<br />

.<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0 20 40 60 80<br />

Zellenanzahl [-]<br />

V* [%]<br />

.<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Massenstrom [kg/s*10 -3 ]<br />

V* [%]<br />

.<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Strömungsleitfähig. [m 4 *s/kg*10 -8 ]<br />

V* [%]<br />

.<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0 1 2 3 4<br />

dyn. Viskosität [kg/(m*s)*10 -5 ]<br />

V* [%]<br />

.<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0 20 40 60<br />

Manifoldbreite (b) [mm]<br />

V* [%]<br />

.<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0 10 20 30<br />

Manifoldhöhe(h) [mm]<br />

V* [%]<br />

.<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0 1 2 3 4<br />

Seitenverhältnis (b/h) [-]<br />

V* [%]<br />

.<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Manifoldfläche (b*h) [cm 2 ]<br />

V* [%]<br />

.<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Zellenabstand (l) [mm]<br />

Bild 5.9: Sensitivitätsanalyse der Einflussgrößen auf die Medienverteilung im Zellstapel


5.2 Einfluss der Stackgeometrie und der Betriebsparameter auf die Medienverteilung 101<br />

Wie die Ergebnisse der Variation von Kanalbreite und –höhe vermuten lassen, hat die<br />

Änderung der Manifoldfläche einen vergleichbar großen Einfluss auf die Medienverteilung. Bei<br />

der Berechnung ist das Seitenverhältnis entsprechend dem des Referenzdesigns konstant. Bei<br />

einer Verringerung der Kanalflächen des Referenzdesigns um 66 % steigt V ɺ * um 21 Prozentpunkte<br />

auf 24,4 %, während eine 66 %-ige Vergrößerung zu einer Verbesserung um 2 Prozentpunkte<br />

führt.<br />

Der Abstand zwischen zwei Zellen hat einen unwesentlichen Einfluss auf die Medienverteilung.<br />

In dem betrachteten Variationsbereich beträgt die Änderung des Grades der Ungleichverteilung<br />

weniger als 1 Prozentpunkt.<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass ein im Vergleich zu den Druckverlusten in den<br />

Manifolds hoher Zelldruckverlust eine gleichmäßige Medienverteilung im Stack bewirkt. Somit<br />

kann die Medienverteilung effektiv entweder durch eine geringe Strömungsleitfähigkeit in den<br />

Zellen oder durch eine große Manifoldfläche homogenisiert werden. Da die Strömungsleitfähigkeit<br />

gewöhnlich durch eine Optimierung der Zellströmungsstruktur vorgegeben ist und bezüglich<br />

des Gesamtsystemwirkungsgrades möglichst gering sein sollte, erfolgt die Bestimmung der<br />

Medienverteilung durch die Wahl der Manifoldgeometrie.<br />

Grad der Ungleichverteilung (V*) [%]<br />

.<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

A<br />

A<br />

V<br />

0,4<br />

0,5<br />

V , Ref<br />

0,6<br />

=<br />

0,8<br />

1<br />

Referenzdesign<br />

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0<br />

A S/A V (mit A V =konst) [-]<br />

V* [%]<br />

.<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

A V =A V, Ref.<br />

A S =A S, Ref.<br />

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5<br />

A S<br />

/ A V<br />

[-]<br />

Bild 5.10: Grad der Ungleichverteilung als Funktion des Manifoldflächenverhältnisses<br />

Alle bisherigen Betrachtungen gehen von einer identischen Verteiler- und Sammlerkanalgeometrie<br />

aus. Die Medienverteilung kann neben den in der Sensitivitätsanalyse identifizierten<br />

Parametern auch stark durch das Flächenverhältnis der beiden Manifolds zueinander beeinflusst<br />

werden. Das in Bild 5.10 eingefügte Diagramm zeigt, wie die Medienverteilung in dem U-<br />

förmig durchströmten Zellstapel von dem Flächenverhältnis abhängt. Das Flächenverhältnis<br />

wird variiert, während entweder die Verteiler- oder die Sammlerkanalgeometrie der des Referenzmanifolds<br />

entspricht. Das Referenzdesign befindet sich bei dem Kanalflächenverhältnis


102 5 Medienverteilung im Zellstapel<br />

von 1. Auffällig ist, dass der Grad der Ungleichverteilung im Wesentlichen durch die Fläche des<br />

Sammlerkanals bestimmt wird. Dies bestätigt auch eine theoretische Betrachtung in [83]. Das<br />

Flächenverhältnis wird daher bei konstanter Verteilerkanalfläche variiert. Im großen Diagramm<br />

in Bild 5.10 sind zusätzlich die Abhängigkeiten für unterschiedliche Verteilerkanalflächen aufgetragen.<br />

Bei der U-Strömung wird für gleich große Manifolds die erste Zelle im Stapel am<br />

besten mit Reaktanden versorgt. Verschiebt sich das Verhältnis der Manifoldflächen zugunsten<br />

einer größeren Sammlerkanalfläche liegt am Stapelende der höchste Zellvolumenstrom vor. Der<br />

Punkt des geringsten V ɺ * zeichnet sich dadurch aus, dass der Zellvolumenstrom für die erste<br />

und letzte Zelle des Stapels gleich ist und im Mittelbereich des Stapels der minimale Zellvolumenstrom<br />

auftritt. Dieser Punkt des minimalen Grades der Ungleichverteilung liegt bei den<br />

aufgetragenen Verläufen bei einem Flächenverhältnis von A / ≈ 2. Die Minima der einzel-<br />

S<br />

A V<br />

nen Verläufe in Bild 5.10 lassen sich durch eine potentielle Regressionsfunktion (strichpunktierte<br />

Linie) beschreiben. Es zeigt sich, dass sich der minimale Grad der Ungleichverteilung mit<br />

geringer werdender Manifoldfläche zu einem geringfügig größeren Manifoldflächenverhältnis<br />

verschiebt. Diese Ergebnisse bestätigen den Richtwert, die Fläche des Verteilerkanals halb so<br />

groß wie die des Sammlerkanals auszuführen, um die gleichmäßigste Verteilung zu erhalten<br />

[85, 95]. Am Beispiel des Referenzdesigns zeigt sich, dass ein verändertes Manifoldflächenverhältnis<br />

eine Verringerung des Grades der Ungleichverteilung um bis zu 90 % ermöglicht. Dies<br />

geht allerdings mit einer Vergrößerung der Summe aus Verteiler- und Sammlerkanalfläche um<br />

circa 50 % einher.<br />

30<br />

1500<br />

A<br />

s + A v [ cm2 ]<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

A v<br />

[ cm 2 ]<br />

Bild 5.11: Bestimmung der minimalen Manifoldfläche für V ɺ * = 5%<br />

1300<br />

1100<br />

900<br />

700<br />

500<br />

300<br />

Gesamtdruckverlust im Zellstapel [Pa]<br />

Eine Brennstoffzelle beziehungsweise eine Bipolarplatte unterteilt sich in eine elektrochemisch<br />

aktive Fläche, eine Dichtfläche und eine Querschnittfläche der Manifolds. Ein optimiertes Leistungsvolumen<br />

erfordert eine minimierte Dicht- und Manifoldfläche. Für einen geforderten maximalen<br />

Grad der Ungleichverteilung von V ɺ * =5 % wird in Bild 5.11 die minimale Manifoldfläche


5.3 Kennzahlenbasierte Beschreibung der Medienverteilung 103<br />

unter Referenzbedingungen ermittelt. Die Manifoldfläche versteht sich in diesem Fall als die<br />

Summe der Flächen eines Verteiler- und eines Sammlerkanals. Der Verlauf der Abhängigkeit<br />

entsteht unter Variation der Verteiler- und Sammlerkanalfläche. Das Seitenverhältnis aus Breite<br />

und Höhe der Kanäle ist konstant und entspricht dem des Referenzdesigns. Der Einfluss eines<br />

variierenden Seitenverhältnisses auf die Ergebnisse kann als vernachlässigbar angesehen<br />

werden. Ebenfalls ist in Bild 5.11 der Gesamtdruckverlust in dem Zellstapel aufgetragen. Wie in<br />

Bild 5.10 gezeigt, kann durch unterschiedliche Flächenverhältnisse ( A / A ) der gleiche Grad<br />

der Ungleichverteilung erzielt werden. Dies erklärt die beiden Äste des Verlaufs in Bild 5.11.<br />

Beide Äste treffen sich in dem Punkt, in dem der Verlauf des Grades der Ungleichverteilung in<br />

Abhängigkeit des Flächenverhältnisses sein Minimum bei V ɺ * =5 % erreicht. Dieser Punkt kann<br />

ebenfalls durch Extrapolation der potentiellen Regressionsfunktion der Minima aus Bild 5.10<br />

ermittelt werden. Bezogen auf das Referenzdesign kann in diesem Auslegungspunkt die<br />

Manifoldfläche um mehr als 50 % verringert werden. Bedingt durch die kleineren Manifolds<br />

erhöht sich der Gesamtdruckverlust in dem Zellstapel um 3 mbar auf knapp 15 mbar. Da sich<br />

diese Zunahme des Druckverlustes um ungefähr 30 % auf einem geringen Absolutniveau<br />

vollzieht, überwiegen die Vorteile der geringeren Manifoldfläche bei Weitem. Sollte bei der<br />

Konstruktion nicht der Punkt der minimalen Manifoldfläche gewählt werden, so ist bei gleicher<br />

Gesamtfläche der untere Ast aus Bild 5.11 vorzuziehen. Dort reagiert der Zellstapel bei<br />

Änderung des Massenstroms bezüglich V ɺ * weniger sensibel.<br />

S<br />

V<br />

5.3 Kennzahlenbasierte Beschreibung der Medienverteilung<br />

Im Folgenden wird ein Werkzeug entwickelt, welches bereits in der Grobauslegungsphase eines<br />

Brennstoffzellenstapels mit geringem Rechenaufwand Aussagen über die zu erwartende<br />

Medienverteilung zulässt. Dazu werden die Berechnungsvorschriften des 1D-Ansatzes in eine<br />

dimensionslose Form überführt. Die dimensionslose Formulierung erlaubt, den Grad der Ungleichverteilung<br />

in einem Zellstapel in verallgemeinerter Form mittels dimensionsloser Kennzahlen<br />

zu bestimmen. Diese Kennzahlen ergeben sich aus den Betriebsparametern und Geometriedaten<br />

des entsprechenden Anwendungsfalls. Die allgemeingültigen Ergebnisse werden<br />

für ausgewählte Anwendungsfälle in graphischer Form in Abhängigkeit dieser Kennzahlen<br />

präsentiert. Am Ende des Kapitels wird eine analytische Formel vorgestellt, die über einen<br />

weiten Bereich der Einflussgrößen Aufschluss darüber gibt, ob der Grad der Ungleichverteilung<br />

in einem Zellstapel über oder unter dem Grenzwert V ɺ * =5 % liegt.<br />

5.3.1 Definition dimensionsloser Kennzahlen<br />

Zur Verallgemeinerung der Berechnung der Medienverteilung werden die in Kapitel 5.1.1<br />

beschriebenen Gleichungen in dimensionsloser Form formuliert. Die kennzahlenbasierte Beschreibung<br />

ist im Weiteren auf den Fall identischer Verteiler- und Sammlerkanalgeometrie<br />

A = A ) beschränkt. Die Betrachtung kann prinzipiell auf eine zwischen Verteiler- und Samm-<br />

(<br />

V S


104 5 Medienverteilung im Zellstapel<br />

lerkanal unterschiedliche Geometrie ausgeweitet werden. Allerdings erschwert die steigende<br />

Anzahl an Kennzahlen eine graphische Aufbereitung der Ergebnisse.<br />

Folgende dimensionslose Variablen werden eingeführt:<br />

u A<br />

m<br />

V<br />

ˆ i<br />

⋅<br />

j<br />

ɺ<br />

ɺ<br />

ges<br />

i<br />

= mit Vɺ<br />

0<br />

= = u0<br />

⋅ AV<br />

; i = 1...(4 ⋅ N<br />

Z<br />

+ 2); j = Manifold,<br />

Zelle Gl. 5.16<br />

Vɺ<br />

ρ<br />

0<br />

pˆ<br />

ges,<br />

i<br />

=<br />

ρ<br />

pi<br />

+ ⋅u<br />

2<br />

ρ Vɺ<br />

⋅<br />

2 A<br />

2<br />

0<br />

2<br />

V<br />

2<br />

i<br />

Gl. 5.17<br />

Die Gleichungen 5.16 und 5.17 beschreiben den dimensionslosen Volumenstrom beziehungsweise<br />

den dimensionslosen Gesamtdruck an einem Knotenpunkt (siehe Bild 5.2). Der Referenzvolumenstrom<br />

V ɺ 0<br />

entspricht dem Volumenstrom am Stapeleintritt. N<br />

Z<br />

bezeichnet die Anzahl<br />

der Einzelzellen im Zellstapel. Der Referenzdruck im Nenner der Gleichung 5.17 entspricht dem<br />

dynamischen Druck am Stapeleintritt. Mit Hilfe der beiden dimensionslosen Variablen wird das<br />

gesamte Gleichungssystem in eine dimensionslose Form überführt. Exemplarisch sind die<br />

Gleichungen 5.2, 5.5 und 5.10 in dimensionsloser Form angegeben.<br />

Vɺ ˆ<br />

− Vɺ<br />

ˆ<br />

−Vɺ<br />

ˆ<br />

0<br />

Gl. 5.18<br />

1 3 5<br />

=<br />

Gleichung 5.18 zeigt die dimensionslose Kontinuitätsgleichung. Außer den dimensionslosen<br />

Variablen sind keine weiteren Einflussgrößen enthalten. Die erweiterte Bernoullische Gleichung<br />

(Gleichung 5.5) lautet in dimensionsloser Schreibweise<br />

pˆ<br />

ges,1<br />

−Vɺ<br />

ˆ<br />

− pˆ<br />

2<br />

1<br />

⎡<br />

⎢ f<br />

⎢<br />

⎣<br />

ges,3<br />

V , ab<br />

⎡<br />

⎢<br />

⎛<br />

⎜<br />

⋅ l<br />

−Vɺ<br />

ˆ 2 64<br />

1<br />

⋅ ϕ ⋅<br />

⎢<br />

⎢⎣<br />

⎝ Re<br />

0⋅<br />

d<br />

hyd<br />

⎛ ⎞⎤<br />

⎜V<br />

ɺˆ<br />

3 ⎟⎥<br />

= 0 mit<br />

⎜ ⎟⎥<br />

⎝ Vɺ<br />

ˆ<br />

1 ⎠⎦<br />

, V<br />

4<br />

⎞ ⎛ ⎞<br />

⎟ ⎜ 1<br />

⋅ ⎟<br />

⎜ ⎟<br />

⎠ ⎝V<br />

ˆɺ<br />

1 ⎠<br />

Re<br />

0<br />

4<br />

0,3164<br />

+<br />

Re<br />

mɺ<br />

ges<br />

⋅ d<br />

hyd,<br />

=<br />

A ⋅ µ<br />

V<br />

V<br />

0<br />

4<br />

⎛<br />

⎜<br />

l<br />

⋅<br />

⎝ d<br />

hyd,<br />

V<br />

4<br />

⎞ ⎛ ⎞⎤<br />

⎟ ⎜ 1<br />

⋅ ⎟⎥<br />

⎜ ⎟⎥<br />

⎠ ⎝V<br />

ˆɺ<br />

1 ⎠⎥⎦<br />

0,25<br />

Gl. 5.19<br />

Die Berechnung des Druckverlusts in den Einzelzellen nach Gleichung 5.10 wird umgeformt zu<br />

mɺ<br />

ges<br />

( p − pˆ<br />

) ⋅ Leit ⋅ −Vɺ<br />

ˆ<br />

0<br />

ˆ<br />

ges, 3 ges,4<br />

Z 2 3<br />

=<br />

2 ⋅ AV<br />

Gl. 5.20<br />

Die Gleichungen des gesamten Gleichungssystems beinhalten drei unterschiedliche dimensionslose<br />

Kennzahlen. In den Gleichungen 5.19 und 5.20 sind diese Kennzahlen mit einer gestrichelten<br />

Linie umrandet. Unter Vernachlässigung der konstanten Faktoren lauten die Kennzahlen<br />

Π<br />

i<br />

:<br />

Kennzahl 1:<br />

A<br />

Vɺ<br />

2<br />

V<br />

0<br />

Π1 : =<br />

=<br />

2<br />

mɺ<br />

ges<br />

⋅ Leit<br />

Z<br />

ρ ⋅u0<br />

⋅<br />

Leit<br />

Z<br />

Gl. 5.21


5.3 Kennzahlenbasierte Beschreibung der Medienverteilung 105<br />

Kennzahl<br />

d<br />

2 : Π : = Re0⋅<br />

l<br />

hyd<br />

2<br />

⋅<br />

1<br />

ϕ<br />

Gl. 5.22<br />

Kennzahl<br />

3 :<br />

Π<br />

4<br />

⎛ d<br />

hyd ⎞ ⎛<br />

4<br />

3<br />

: = Re ⎜ ⎟ ⎜<br />

0⋅<br />

= Re<br />

0<br />

⎜<br />

⎝<br />

l<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎜<br />

⎝<br />

d<br />

⋅<br />

l<br />

hyd<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

4<br />

Gl. 5.23<br />

In diesen Kennzahlen sind folgende Einflussgrößen enthalten: Gesamtmassenstrom ( mɺ<br />

ges<br />

),<br />

Strömungsleitfähigkeit der Zelle ( Leit<br />

Z<br />

), dynamische Viskosität ( µ ), Manifoldbreite und –höhe<br />

( b, h ), Zellabstand (l ). Die Wahl der dimensionslosen Variablen (Gleichung 5.16, 5.17) offenbart,<br />

dass die durchströmte Querschnittsfläche einer Einzelzelle ( A ) keine Einflussgröße bei<br />

der Berechnung der Volumenstromverteilung darstellt.<br />

Eine verallgemeinerte Berechnung der Medienverteilung in einem Zellstapel ist nur möglich,<br />

wenn die geometrische Ähnlichkeit der untersuchten Stapel gewährleistet ist [96]. Die geometrische<br />

Ähnlichkeit erfordert, dass die zu vergleichenden Stapel dieselbe Anzahl an Einzelzellen<br />

besitzen. Als vierte Kennzahl wird daher eingeführt:<br />

Kennzahl 4 : Π<br />

4<br />

: =<br />

Gl. 5.24<br />

N Z<br />

Z<br />

Die Bedeutung der vier Kennzahlen ist im Folgenden noch einmal zusammengefasst:<br />

Π beschreibt das Verhältnis aus Volumenstrom und Druckverlust in einer Zelle und ist<br />

1<br />

somit ein Maß für die bei der Durchströmung der Zelle auftretenden Druckverluste. Eine<br />

größere Strömungsleitfähigkeit und ein höheres Geschwindigkeitsniveau im Zellstapel<br />

führen zu einem höheren Zellvolumenstrom bei geringerem Druckverlust, während ein<br />

höherer Gesamtvolumenstrom im Stapel dieses Verhältnis verschlechtert.<br />

Π leitet sich aus dem Anteil der durch laminare Reibungseffekte verursachten Druckverluste<br />

im Manifold ab. Diese Verluste sind umgekehrt proportional zur Reynoldszahl<br />

2<br />

und<br />

zur „Streckung“ der Strömungsleitung zwischen zwei Zellen (d hyd /l) und direkt proportional<br />

zum Beiwert, der den nicht-kreisförmigen Manifoldquerschnitt berücksichtigt.<br />

Große Reynoldszahlen, insbesondere eine geringe Viskosität des Fluids, und kurze<br />

Zellabstände bei großen Manifoldquerschnittsflächen verringern die Druckverluste<br />

Π beschreibt den Anteil der durch turbulente Effekte verursachten Druckverluste. Wieder<br />

3<br />

sind die Verluste umgekehrt proportional zum Verhältnis der Manifoldquerschnittsfläche<br />

zum Zellabstand. Gemäß der Theorie turbulenter Rohrströmungen sind die turbulenten<br />

Druckverluste umgekehrt proportional zur vierten Wurzel der Reynoldszahl.<br />

Π gewährleistet die geometrische Ähnlichkeit der Zellstapel<br />

4<br />

Ähnlichkeit unterschiedlicher Systeme liegt vor, wenn alle vier ermittelten dimensionslosen<br />

Kennzahlen identisch sind. Für den Grad der Ungleichverteilung ergibt sich<br />

Vɺ<br />

−Vɺ<br />

V<br />

ˆɺ<br />

−V<br />

ˆɺ<br />

Vɺ = mit V<br />

ˆɺ<br />

f<br />

Gl. 5.25<br />

( Π , Π , Π , )<br />

max min max min<br />

* =<br />

max/ min<br />

=<br />

1 2 3<br />

Π<br />

4<br />

Vɺ<br />

ˆ<br />

max Vɺ<br />

max


106 5 Medienverteilung im Zellstapel<br />

5.3.2 Ergebnisse der kennzahlenbasierten Betrachtung<br />

Das Gleichungssystem in dimensionsloser Form wird für verschiedene Kombinationen der Einflussgrößen<br />

über einen weiten Bereich der Kennzahlen gelöst. Die verallgemeinerten Ergebnisse<br />

für den Grad der Ungleichverteilung werden als Funktion der Kennzahlen Π<br />

1<br />

und Π<br />

2<br />

aufgetragen. Die Kennzahlen Π<br />

3<br />

und Π<br />

4<br />

sind in den Darstellungen entsprechend konstant.<br />

Bei Kenntnis der zur Bildung der Kennzahlen benötigten Einflussparameter kann mit Hilfe der<br />

Diagramme direkt auf den zu erwartenden Grad der Ungleichverteilung in einem beliebigen<br />

Zellstapel geschlossen werden.<br />

Für einen aus 50 Zellen bestehenden Stapel ( Π<br />

4<br />

=50) sind in Bild 5.12 die Verläufe für unterschiedliche<br />

Ungleichverteilungen V ɺ * abgebildet. Wie in der Literatur üblich, ist die implizit die<br />

Euler-Zahl enthaltende Kennzahl Π<br />

1<br />

über der von der Reynolds-Zahl abhängigen Kennzahl<br />

Π<br />

2<br />

aufgetragen. Die den Rechnungen zugrunde liegende Kennzahl Π<br />

3<br />

hat den für Brennstoffzellenanwendungen<br />

realistischen Wert von Π<br />

3<br />

=10 7 . Nach Gleichung 5.23 ergibt sich der Wert<br />

Π<br />

3=10 7 beispielsweise für einen Zellstapel mit einem hydraulischen Manifolddurchmesser von<br />

d<br />

hyd<br />

=20 mm, einem Zellenabstand von l =4 mm und einer Reynoldszahl am Stapeleintritt von<br />

Re =16000.<br />

0<br />

1,E+06<br />

1,E+05<br />

Π 4<br />

. ∆p Z<br />

Π 1=Av 2 /(mges*LeitZ)<br />

.<br />

1,E+04<br />

1,E+03<br />

1,E+02<br />

1,E+01<br />

5%<br />

10%<br />

20%<br />

30%<br />

V ɺ * = 50%<br />

1,E+00<br />

1,E+01 1,E+02 1,E+03 1,E+04 1,E+05 1,E+06 1,E+07<br />

Π 2 =Re 0 *d hyd /l*1/ϕ<br />

Zellenanzahl: Π 4 =50<br />

Π 3 =1e7<br />

Bild 5.12: Kurven konstanter Ungleichverteilung im Π1<br />

- Π 2 -Diagramm für einen aus 50 Zellen<br />

bestehenden Stapel (Kennzahl Π 3 = 10 7 )<br />

Der hyperbelförmige Verlauf der Kurven zeigt, dass die Medienverteilung ungleichmäßiger wird,<br />

wenn bei konstanter Kennzahl Π<br />

2<br />

die Kennzahl Π<br />

1<br />

verringert wird. Oberhalb der Kurve<br />

V ɺ * =5 % liegt das Gebiet der homogenen Reaktandenverteilung ( Vɺ Z<br />

= mɺ<br />

ges<br />

/( ρ ⋅ N<br />

Z<br />

) ).


5.3 Kennzahlenbasierte Beschreibung der Medienverteilung 107<br />

Der dimensionslose Druckverlust in den Zellen ist definiert als:<br />

∆pˆ<br />

Z<br />

=<br />

∆p<br />

ρ ⋅<br />

Z<br />

2<br />

Vɺ<br />

0<br />

2<br />

AV<br />

Gl. 5.26<br />

Unter Verwendung von Gleichung 5.10 zeigt sich, dass der dimensionslose Druckverlust bei<br />

homogener Verteilung proportional zu der Kennzahl Π<br />

1<br />

ist:<br />

∆pˆ<br />

Z<br />

=<br />

∆p<br />

ρ ⋅<br />

Z<br />

2<br />

Vɺ<br />

0<br />

2<br />

AV<br />

=<br />

mɺ<br />

ges<br />

( ρ ⋅ N )<br />

Z<br />

⋅ Leit<br />

Vɺ<br />

ρ ⋅<br />

A<br />

2<br />

0<br />

2<br />

V<br />

Z<br />

=<br />

N<br />

Z<br />

A<br />

⋅ mɺ<br />

2<br />

V<br />

ges<br />

⋅ Leit<br />

Z<br />

1<br />

=<br />

N<br />

Z<br />

⋅ Π<br />

1<br />

Gl. 5.27<br />

In dem Gebiet der homogenen Reaktandenverteilung ist der dimensionslose Druckverlust in<br />

den Zellen ∆ pˆ für alle Zellen gleich groß. In Bild 5.12 sind in diesem Gebiet Kurven gleichen<br />

Z<br />

Zelldruckverlustes durch gestrichelte Linien dargestellt.<br />

Neben dem Druckverlust in den Zellen ist bei der Auslegung eines Zellstapels der zu<br />

erwartende Gesamtdruckverlust von Interesse. Für den dimensionslosen Gesamtdruckverlust<br />

gilt<br />

∆pˆ<br />

ges<br />

∆p<br />

ges<br />

=<br />

Vɺ<br />

ρ ⋅<br />

A<br />

2<br />

0<br />

2<br />

V<br />

Gl. 5.28<br />

1,E+06<br />

1,E+05<br />

∆p ^ ges= 2000<br />

Π1=A v 2 /(mges*LeitZ)<br />

.<br />

1,E+04<br />

1,E+03<br />

1,E+02<br />

50%<br />

V ɺ * = 5%<br />

200<br />

20<br />

2<br />

1,E+01<br />

Zellenanzahl: Π 4 =50<br />

Π 3 =1e7<br />

1,E+00<br />

1,E+01 1,E+02 1,E+03 1,E+04 1,E+05 1,E+06 1,E+07<br />

Π 2 =Re 0 *d hyd /l*1/ϕ<br />

Bild 5.13: Dimensionsloser Gesamtdruckverlust im Π1<br />

- Π 2 -Diagramm


108 5 Medienverteilung im Zellstapel<br />

Der Gesamtdruckverlust<br />

∆ p in dem Zellstapel ergibt sich aus der Differenz des Drucks am<br />

ges<br />

Stapeleintritt und –austritt. In Bild 5.13 ist der dimensionslose Gesamtdruckverlust für U-förmig<br />

durchströmte Zellstapel im Π1<br />

- Π<br />

2<br />

-Diagramm dargestellt. Aus Gründen der Übersichtlichkeit<br />

werden die einzelnen Berechnungspunkte nicht mehr dargestellt, sondern nur die sie verbindenden<br />

Linien gezeigt.<br />

In Kapitel 5.2, Seite 97, ist definiert worden, dass eine homogene Medienverteilung vorliegt,<br />

wenn V ɺ * ≤ 5 % ist. Die Auslegung eines Brennstoffzellenstapels sollte daher in der Nähe des<br />

Verlaufs der Kurve V ɺ * =5 % erfolgen. Um einen geringen Gesamtdruckverlust in dem Zellstapel<br />

zu realisieren, sollte die Kennzahl Π<br />

1<br />

so klein wie möglich sein. Eine kleine Manifoldfläche stellt<br />

sich bei kleinen Werten der Kennzahl Π<br />

2<br />

ein. Aus diesen Überlegungen folgt, dass sich der<br />

optimale Auslegungspunkt an der Stelle befindet, an der die Kurve V ɺ * =5 % in den horizontalen<br />

Verlauf übergeht.<br />

1,E+07<br />

Π1=A v 2 /(mges*LeitZ)<br />

.<br />

1,E+06<br />

1,E+05<br />

1,E+04<br />

1,E+03<br />

1,E+02<br />

5%<br />

20%<br />

V ɺ * = 50%<br />

Re 0 =2300<br />

50 Zellen<br />

Π 3 =1e7<br />

1,E+01<br />

1,E+00<br />

1,E+00 1,E+01 1,E+02 1,E+03 1,E+04 1,E+05 1,E+06 1,E+07<br />

Reynolds-Zahl am Stapeleintritt (Re 0)<br />

Bild 5.14: Abhängigkeit der Kennzahl Π 1 von der Reynolds-Zahl für verschiedene Grade der<br />

Ungleichverteilungen V ɺ *<br />

Dem Kurvenverlauf in Bild 5.13 ist zu entnehmen, dass bei konstantem Grad der Ungleichverteilung<br />

die die Euler-Zahl enthaltende Kennzahl Π<br />

1<br />

ab einem bestimmten Wert von Π<br />

2<br />

keine<br />

Funktion mehr von Π<br />

2<br />

ist. Der Verlauf legt die Vermutung nahe, dass das beschriebene Verhalten<br />

mit der Reynolds-Zahl, insbesondere dem Übergang von laminarer zu turbulenter<br />

Strömung im Eintrittsbereich des Stapels, zusammenhängt. In Bild 5.14 ist die Kennzahl Π<br />

1<br />

als<br />

Funktion der Reynolds-Zahl bei konstantem Grad der Ungleichverteilung aufgetragen. Die obige<br />

Vermutung wird durch Bild 5.14 bestätigt. Das von Kennzahl Π<br />

2<br />

entkoppelte Verhalten tritt im<br />

Übergangsbereich von dem laminaren in das turbulente Strömungsregime am Stapeleintritt auf<br />

( Re<br />

0<br />

≈ 2300). Zu erkennen ist, dass sich mit steigendem Grad der Ungleichverteilung der<br />

Beginn der Entkopplung zu einer geringeren Reynolds-Zahl verschiebt.


5.3 Kennzahlenbasierte Beschreibung der Medienverteilung 109<br />

Bei konstanter Kennzahl Π<br />

3<br />

( Π<br />

3=10 7 ) ist in Bild 5.15 die Abhängigkeit der Kurven konstanter<br />

Ungleichverteilung mit V ɺ * =5 % von der Anzahl der Zellen im Stapel aufgetragen. Die Verläufe<br />

dieser Kurven verschieben sich mit größer werdender Zellenanzahl nahezu parallel zu höheren<br />

Werten der Kennzahl Π<br />

1<br />

. Dies bedeutet, dass bei identischen Kennzahlen Π<br />

1<br />

und Π<br />

2<br />

der<br />

Stack mit der größeren Zellenanzahl eine ungleichmäßigere Medienverteilung aufweist. Dieser<br />

Einfluss ist bereits in der Sensitivitätsanalyse in Kapitel 5.2 identifiziert worden.<br />

1,E+07<br />

Π 1=A v 2 /(mges*LeitZ)<br />

.<br />

1,E+06<br />

1,E+05<br />

1,E+04<br />

1,E+03<br />

V ɺ * = 5%<br />

Π 3 =1e7<br />

1,E+02<br />

100 Zellen<br />

50<br />

1,E+01<br />

30<br />

20<br />

10<br />

1,E+00<br />

1,E+01 1,E+02 1,E+03 1,E+04 1,E+05 1,E+06 1,E+07<br />

Π 2 =Re 0 *d hyd /l*1/ϕ<br />

Bild 5.15: Kurven konstanter Ungleichverteilung ( V ɺ * = 5%<br />

) im Π1<br />

- Π 2 -Diagramm für Stapel mit<br />

unterschiedlicher Zellenanzahl<br />

Für zwei ausgewählte Zellenanzahlen, 20 und 50 Zellen, sind in Bild 5.16 Kurven konstanter<br />

Ungleichverteilung mit V ɺ * =5 % für unterschiedliche Werte der Kennzahl Π<br />

3<br />

dargestellt. Die<br />

Kennzahl Π<br />

3<br />

wird in dem für Brennstoffzellenanwendungen realistischen Bereich Π<br />

3=10 5 -10 9<br />

variiert. Der linear abfallende Teil der Kurven stellt sich als unabhängig von der Kennzahl Π<br />

3<br />

heraus. Der Punkt, an dem die Kurven gleicher Ungleichverteilung in den horizontalen Verlauf<br />

übergehen, verschiebt sich mit steigender Kennzahl Π<br />

3<br />

zu größeren Werten der Kennzahl Π<br />

1<br />

.<br />

Insgesamt kann die Abhängigkeit der Kurvenverläufe von der Kennzahl Π<br />

3<br />

als gering eingestuft<br />

werden.


110 5 Medienverteilung im Zellstapel<br />

1,E+05<br />

Π 1=A v 2 /(mges*LeitZ)<br />

.<br />

1,E+04<br />

1,E+03<br />

1,E+02<br />

20 Zellen<br />

V ɺ * = 5%<br />

Π 3<br />

=1e5<br />

Π 3 =1e7<br />

Π 3<br />

=1e9<br />

50 Zellen<br />

1,E+01<br />

1,E+01 1,E+02 1,E+03 1,E+04 1,E+05 1,E+06 1,E+07<br />

Π 2 =Re 0 *d hyd /l*1/ϕ<br />

Bild 5.16: Verlauf der Kurven konstanter Ungleichverteilung mit V ɺ * = 5%<br />

in Abhängigkeit der Kennzahl<br />

Π 3 für zwei verschiedene Zellenanzahlen<br />

Bezüglich der Z-förmigen Strömungsführung stellt sich ein zu der U-Strömung qualitativ ähnlicher<br />

Verlauf der Abhängigkeiten von V ɺ * ein. Im Anhang ist in Bild 13.2 für einen aus 50<br />

Zellen bestehenden Stapel der Verlauf unterschiedlicher Grade der Ungleichverteilung gezeigt.<br />

Bei der Z-Strömung ist die Abhängigkeit des Grades der Ungleichverteilung von der Kennzahl<br />

Π<br />

3<br />

vernachlässigbar. Ebenso ist die Abhängigkeit des Verlaufes von V ɺ * von der Zellenanzahl<br />

N<br />

Z<br />

vernachlässigbar, wenn Π<br />

1<br />

/ N<br />

Z<br />

über Π<br />

2<br />

/ N<br />

Z<br />

aufgetragen wird. Bild 13.3 zeigt für die Z-<br />

förmige Strömungsführung den Verlauf des dimensionslosen Gesamtdruckverlustes im Π1<br />

-<br />

Π -Diagramm.<br />

2<br />

In Bild 5.17 sind die Verläufe von V ɺ * =5 % im Π1<br />

- Π<br />

2<br />

-Diagramm für den U- und Z-förmig<br />

durchströmten Zellstapel mit 50 Zellen gegenübergestellt. Der Vergleich zeigt, dass die Kurven<br />

zwar zueinander verschoben, in ihrem Verlauf ansonsten aber nahezu deckungsgleich sind.<br />

Der Verlauf der Kurve ist bei der Z-Strömung parallel zu einem größeren Wert der Kennzahl Π<br />

1<br />

und einem kleineren Wert der Kennzahl Π<br />

2<br />

im Vergleich zur U-Strömung verschoben. Dies<br />

erklärt den Unterschied im Grad der Verteilung zwischen den beiden Strömungsführungen bei<br />

gleichen Kennzahlen. In Bild 5.17 kennzeichnet die strichpunktierte Linie den Wert der<br />

Kennzahl Π<br />

2<br />

( Π 2<br />

≈ 1500), bei dem sich die Verläufe der Kurven für beide Strömungsführungen<br />

schneiden. Sind alle Kennzahlen identisch, ist in dem Gebiet links der Linie der Grad der<br />

Ungleichverteilung für einen Z-förmig durchströmten Zellstapel geringer als für einen U-förmig<br />

durchströmten. In dem Gebiet rechts der Linie ist entsprechend die U-förmige Strömungsführung<br />

aufgrund der besseren Medienverteilung zu bevorzugen.


5.3 Kennzahlenbasierte Beschreibung der Medienverteilung 111<br />

1,E+06<br />

Π 1=A v 2 /(mges*LeitZ)<br />

.<br />

1,E+05<br />

1,E+04<br />

1,E+03<br />

1,E+02<br />

Z-Strömung<br />

U-Strömung<br />

50 Zellen<br />

Π 3 =1e7<br />

V ɺ * = 5%<br />

1,E+01<br />

( V ɺ *) Z − Strömung<br />

< ( Vɺ<br />

*) ( ) ( ) U −Strömung<br />

Vɺ<br />

*<br />

Z − Strömung<br />

> Vɺ<br />

*<br />

U − Strömung<br />

1,E+00<br />

1,E+01 1,E+02 1,E+03 1,E+04 1,E+05 1,E+06 1,E+07<br />

Π 2 =Re 0 *d hyd /l*1/ϕ<br />

Bild 5.17: Vergleich der Kurven konstanter Ungleichverteilung ( V ɺ * = 5%<br />

) für den U- und Z-förmig<br />

durchströmten Zellstapel<br />

5.3.3 Formel zur Bewertung der Medienverteilung im Zellstapel<br />

In Kapitel 5.3.1 sind vier Kennzahlen identifiziert worden, die für die Bestimmung des Grades<br />

der Ungleichverteilung relevant sind. Eine graphische Präsentation der verallgemeinerten Berechnungsergebnisse<br />

in Abhängigkeit dieser Kennzahlen ist nur für ausgewählte Kennzahlkombinationen<br />

möglich. In diesem Kapitel wird daher eine analytische Formel angegeben, die über<br />

einen weiten Bereich der Einflussgrößen Aufschluss darüber gibt, ob der Grad der Ungleichverteilung<br />

in einem Zellstapel über oder unter einem bestimmten Grenzwert liegt. Als Grenzwert<br />

wird wiederum ein Grad der Ungleichverteilung von maximal 5 % ausgewählt.<br />

Liegen bei der Auslegung eines Zellstapels die Geometriedaten und die Betriebsparameter fest,<br />

können daraus die Kennzahlen Π<br />

1<br />

− Π<br />

4<br />

gebildet werden. Die von den Kennzahlen abhängigen<br />

Ungleichungen 5.29 und 5.30 erlauben eine direkte Bewertung, ob die zu erwartende Medienverteilung<br />

im Zellstapel homogen ( V ɺ * ≤ 5 %) sein wird oder die Auslegung des Zellstapels noch<br />

entsprechend zu modifizieren ist.<br />

( Π ) − log( Π ) ≥ 0 ⇒ Vɺ<br />

* 5%<br />

=<br />

log<br />

1 1<br />

≤<br />

Vɺ Gl. 5.29<br />

* 5%<br />

log ( Π<br />

1<br />

) − log( Π1<br />

) < 0 ⇒ Vɺ<br />

* > 5%<br />

V * = 5%<br />

Der Term ( )<br />

ɺ Gl. 5.30<br />

log Π1<br />

V ɺ beschreibt in Abhängigkeit der Kennzahlen Π<br />

* = 5%<br />

2<br />

− Π<br />

4<br />

die Berechnungsergebnisse<br />

des 1D-Ansatzes für einen Grad der Ungleichverteilung von V ɺ * =5 %. Die<br />

logarithmische Formulierung ist aufgrund der im vorherigen Kapitel verwendeten doppelt-


112 5 Medienverteilung im Zellstapel<br />

logarithmischen Achsenskalierung der Diagramme (Bild 5.12 bis Bild 5.17) gewählt. Die in<br />

diesen Diagrammen abgebildeten Kurven konstanter Ungleichverteilung können mathematisch<br />

durch Hyperbeln der Form<br />

a1<br />

2<br />

a1<br />

⋅ a2<br />

y = ⋅⎜⎛<br />

( x - a2 ) + a3<br />

− x⎟ ⎞ + + a4<br />

; a1,<br />

a2<br />

, a3,<br />

a4<br />

: Konstanten Gl. 5.31<br />

2 ⎝<br />

⎠ 2<br />

beschrieben werden. Diese hyperbolische Ausgleichfunktion wird zur Beschreibung des Terms<br />

( )<br />

log<br />

1 * = 5%<br />

Π V ɺ verwendet. Die von den Kennzahlen Π<br />

2<br />

− Π<br />

4<br />

abhängige Ausgleichfunktion für<br />

einen U-förmig durchströmten Zellstapel lautet:<br />

log(<br />

mit<br />

a =<br />

2<br />

( log( Π ) − 3,45) + 0,27 − log( Π )<br />

) = 0,5 ⋅<br />

2<br />

2<br />

+ 1,725 +<br />

* 5%<br />

⎜⎛<br />

⎟⎞<br />

a<br />

V ɺ ⎝<br />

⎠<br />

Gl. 5.32<br />

Π<br />

1 =<br />

0,761<br />

( − 2,76 + 3,845⋅<br />

log( Π )) − 0,05⋅<br />

log( Π ) + 0, 37<br />

4<br />

Die Ausgleichsfunktion ist in den folgenden Kennzahlbereichen gültig:<br />

Π :<br />

1<br />

Π :<br />

2<br />

Π :<br />

3<br />

1e1 – 1e7<br />

1e1 – 1e7<br />

1e5 – 1e9<br />

Π : 20-100<br />

4<br />

In diesen Bereichen variiert die Abweichung der Ausgleichsfunktion (Gleichung 5.32) von den<br />

Berechnungsergebnissen des 1D-Ansatzes um weniger als ± 1 Prozentpunkt um den Grad der<br />

Ungleichverteilung von V ɺ * =5 %. Werden die Bereichsgrenzen überschritten, sind geringfügig<br />

größere Abweichungen zu erwarten.<br />

Für die Z-förmige Strömungsführung ist die entsprechende analytische Formel im Anhang<br />

(Gleichung 13.7) aufgeführt. Die Formel ist in dem gleichen Kennzahlenbereich gültig wie die<br />

Formel für die U-Strömung.<br />

3<br />

5.4 Zusammenfassung<br />

Ein optimierter Zellbetrieb erfordert eine homogene Verteilung der Medien auf die Einzelzellen<br />

des Stapels. Es wird ein analytischer, eindimensionaler Berechnungsansatz zur Bestimmung<br />

der Medienverteilung in einem Zellstapel entwickelt. Dieser Ansatz beschreibt den Zellstapel<br />

durch ein hydraulisches Widerstandsnetzwerk. Neben den Rohrreibungsverlusten in den Manifolds<br />

werden auch die Verluste berücksichtigt, die aufgrund der Strömungsverzweigung entstehen.<br />

Zur Validierung des analytischen Modells wird ein numerisches Verfahren verwendet,<br />

das mittels dreidimensionaler Simulation der Strömung in einem Zellstapel die Medienverteilung<br />

bestimmt. In beiden Ansätzen findet die in den Zellen stattfindende elektrochemische Reaktion<br />

keine Berücksichtigung. Der Gesamtmassenstrom sowie die Stoffwerte sind in dem Zellstapel<br />

konstant. Dies erlaubt, die Rechenergebnisse zu verallgemeinern und auf andere technische<br />

Verzweigungssysteme, wie beispielsweise Plattenwärmeübertrager, anzuwenden. Der Druck-


5.4 Zusammenfassung 113<br />

verlust in den Einzelzellen ist in beiden Ansätzen als proportional zu dem Volumenstrom angenommen.<br />

Für ausgewählte Brennstoffzellenanwendungen erfolgt ein Vergleich der Berechnungsergebnisse<br />

beider Ansätze jeweils für eine U- und Z-förmige Strömungsführung in dem Zellstapel. Eine<br />

sehr gute Übereinstimmung der Ergebnisse beider Rechenmethoden wird über einen weiten<br />

Bereich der Einflussgrößen erzielt, indem die im 1D-Modell verwendeten Ansätze zur Bestimmung<br />

der Verzweigungswiderstandsbeiwerte mit einem konstanten Faktor multipliziert werden.<br />

Anhand eines definierten Referenzzellstapels wird mittels einer Sensitivitätsanalyse der Einfluss<br />

der Geometriegrößen und Betriebsparameter auf die Medienverteilung untersucht. Ein möglichst<br />

großes Verhältnis aus Zelldruckverlust zu Druckverlust in den Manifolds garantiert eine<br />

gleichmäßige Medienverteilung. Effektiv wird dies durch eine Kombination aus einer geringen<br />

Strömungsleitfähigkeit in den Zellen und großen Manifoldquerschnittsflächen erreicht.<br />

Aus der Untersuchung des Einflusses einer ungleichmäßigen Medienverteilung auf die Leistung<br />

des Stapels wird ein Richtwert für die maximal empfohlene Ungleichverteilung im Auslegungspunkt<br />

abgeleitet. Dieser Wert liegt bei einem maximalen Volumenstromunterschied zwischen<br />

den einzelnen Zellen des Stapels von 5 %. Anhand des Richtwertes wird die Manifoldfläche für<br />

den Referenzzellstapel optimiert. Dabei zeigt sich, dass die Medienverteilung hauptsächlich<br />

durch die Größe der Querschnittsfläche des Sammlerkanals beeinflusst wird. Bei einem Flächenverhältnis<br />

zwischen Sammler- und Verteilerkanal von ungefähr 2 liegt die gleichmäßigste<br />

Verteilung vor.<br />

Eine Verallgemeinerung der Rechenergebnisse wird erreicht, indem der eindimensionale Ansatz<br />

in eine dimensionslose Form überführt wird. Unter der Voraussetzung gleicher Verteilerund<br />

Sammlerkanalgeometrie werden zur kennzahlenbasierten Bestimmung der Medienverteilung<br />

in einem beliebigen Zellstapel vier dimensionslose Kennzahlen identifiziert. Diese Kennzahlen<br />

sind abhängig von der Zellstapelgeometrie sowie den vorliegenden Betriebsbedingungen.<br />

Über einen weiten Bereich der Kennzahlen werden die Ergebnisse der Berechnungen in<br />

graphischer Form präsentiert. Aus den Diagrammen wird der empfohlene Auslegungsbereich<br />

für beliebige Zellstapel abgeleitet. Ebenfalls wird gezeigt, bei welcher Kennzahlkombination<br />

eine U- oder Z-förmige Strömungsführung in dem Stapel zu bevorzugen ist.<br />

Im letzten Kapitel entsteht eine Formel, die die Bewertung der Medienverteilung in Abhängigkeit<br />

der dimensionslosen Kennzahlen erlaubt. Der Gültigkeitsbereich der angegeben Formel erstreckt<br />

sich über einen weiten für Brennstoffzellenanwendungen relevanten Bereich der Einflussgrößen.


6 Kühlung<br />

Im Auslegungspunkt einer wasserstoffbetriebenen PEFC liegt bei einer Zellspannung von<br />

700 mV der auf den Brennwert bezogene elektrische Wirkungsgrad bei ungefähr 50 %. Die bei<br />

der elektrochemischen Reaktion in der Brennstoffzelle freigesetzte Energie spaltet sich<br />

demnach annähernd zu gleichen Teilen in elektrische und thermische Energie. Im stationären<br />

Betrieb muss der durch die irreversiblen Zellverluste entstehende Wärmestrom aus der Zelle<br />

abgeführt werden. Einen Überblick über Wärmemanagementkonzepte in einem Zellstapel gibt<br />

Bild 6.1.<br />

Wärmemanagement<br />

Legende:<br />

passive Kühlung<br />

thermische Isolation<br />

Kühlung<br />

freie Konvektion<br />

erzwungene Konvektion<br />

Strahlung<br />

Wasserverdampfung<br />

Kathodenluft<br />

Umgebungsluft<br />

Kühlwasser<br />

Produktwasser<br />

Kühlwasser<br />

Kühlrippen<br />

Kühlzellen<br />

Kühlrippen<br />

Kühlzellen<br />

Bild 6.1: Wärmemanagement in PEFC<br />

Die Wahl des Wärmemanagementkonzeptes ist hauptsächlich von der Leistungsklasse der<br />

Brennstoffzelle abhängig. Im Folgenden werden die unterschiedlichen Konzepte Brennstoffzellen<br />

in einem Leistungsbereich von wenigen Watt bis zu mehreren Kilowatt zugeordnet.<br />

Eine thermische Isolation der Brennstoffzelle wird benötigt, wenn die produzierte Wärme im<br />

Zellstapel nicht ausreicht, um die gewünschte Betriebstemperatur sicherzustellen. Dies ist der<br />

Fall bei Brennstoffzellen mit einer Leistung im Wattbereich.<br />

Die Wärmeabfuhr über freie Konvektion, Produktwasserverdampfung und Strahlung wird als<br />

passive Kühlung bezeichnet, da keine aktiven Bauteile wie beispielsweise Lüfter zum Einsatz<br />

kommen. In Brennstoffzellen mit einer Leistung von weniger als 100 W kann die Wärmeabfuhr<br />

ausschließlich über passive Kühlung realisiert werden [97].<br />

Ist die Wärmeabfuhr über passive Kühlmechanismen für einen isothermen stationären Betrieb<br />

nicht mehr ausreichend, kann die mit Hilfe eines Lüfters im Überschuss zugeführte Kathodenluft<br />

zur Kühlung beitragen. Nach [97] ist diese Kühlungsart auf Brennstoffzellen beschränkt, bei<br />

denen weniger als ≈25 % der produzierten Wärme über die Kathodenluft abgeführt werden<br />

muss. Somit ist diese Art der Kühlung für Brennstoffzellen bis zu einer Leistung von maximal<br />

200-300 W geeignet. Der in diesem Fall zur Wärmeabfuhr benötigte Luftstöchiometriekoeffizient<br />

von λ > 20 erfordert eine spezielle Elektrodentechnik, durch die die Austrocknung der Membran<br />

zu verhindern ist [98].


6.1 Wärmebilanz eines 5 kW Brennstoffzellenstapels 115<br />

Steigt der aus dem Zellstapel abzuführende Wärmestrom weiter, muss aus oben genanntem<br />

Grund ein von der Kathodenluft separiertes Kühlfluid vorgesehen werden. Bis zu einer elektrischen<br />

Leistung von circa 2 kW wird der Zellstapel über Kühlrippen oder Kühlzellen ausschließlich<br />

mit Umgebungsluft aktiv gekühlt. Nachteilig wirkt sich bei externen Kühlrippen der<br />

aufgrund der geringen Bipolarplattendicke geringe laterale Wärmetransport aus, der in großen<br />

Temperaturgradienten innerhalb der Zelle resultiert. Zur Verringerung dieser Temperaturgradienten<br />

durch lateralen Wärmetransport empfiehlt sich der Einsatz von Kühlzellen, die zwischen<br />

den Zellen angeordnet sind. Luft besitzt im Vergleich zu Wasser eine geringe spezifische<br />

Wärmekapazität. Sowohl beim Einsatz von Kühlzellen als auch bei externen Kühlrippen zeichnet<br />

sich im Allgemeinen die Luftkühlung daher durch verhältnismäßig große Temperaturgradienten<br />

aus. Dies erhöht die Gefahr, dass Strömungskanäle oder Bereiche der Diffusionsschicht<br />

in den Zellen durch auskondensierendes Produktwasser verstopft werden und große<br />

Zellflächen nicht im optimalen Temperaturbereich arbeiten.<br />

Im Leistungsbereich zwischen 2 kW und 10 kW sind sowohl luft- als auch wassergekühlte Zellstapel<br />

denkbar. Hier ist die Kühlungsart abhängig von der Anwendung der Brennstoffzelle.<br />

Oberhalb von 10 kW erfolgt die Wärmeabfuhr über einen Wasserkreislauf. Wassergekühlte Zellstapel<br />

benötigen zusätzlich einen Wärmeübertrager, der die Wärme an die Umgebung abführt.<br />

Um parasitäre Ströme und Elektrolyse in dem Zellstapel zu verhindern, muss deionisiertes<br />

Wasser mit geringer elektrischer Leitfähigkeit verwendet werden. Dies erfordert den Einsatz von<br />

Ionenaustauschern im Brennstoffzellensystem.<br />

Die vorliegende Arbeit ist fokussiert auf Brennstoffzellen der 5 kW Leistungsklasse. In diesem<br />

Leistungsbereich können sowohl wasser- also auch luftgekühlte Zellstapel zum Einsatz kommen<br />

[99]. Das folgende Kapitel stellt beide Kühlungsarten für einen 5 kW Zellstapel gegenüber<br />

und bewertet sie. Zuvor wird der Wärmestrom bestimmt, der im Auslegungspunkt dieses Zellstapels<br />

über die Kühlung abzuführen ist. Am Ende des Kapitels entsteht eine Rechenroutine zur<br />

optimierten Auslegung der Kühlkanalstruktur. Anhand eines Fallbeispiels ermittelt diese Routine<br />

die Kühlkanalstruktur sowie das optimale Verhältnis aus Zellen- zu Kühlzellenanzahl bezüglich<br />

der Leistungsverluste und der volumetrischen Leistungsdichte.<br />

6.1 Wärmebilanz eines 5 kW Brennstoffzellenstapels<br />

Beispielhaft wird im Folgenden für einen aus 50 Zellen bestehenden 5 kW Brennstoffzellenstapel<br />

die Wärmebilanz erstellt. Im Auslegungspunkt produzieren die 50 Einzelzellen bei einer<br />

Spannung von jeweils 700 mV eine elektrische Leistung von P<br />

el<br />

=5 kW. Dies entspricht einem<br />

auf den Brennwert bezogenen Wirkungsgrad von 47 %.<br />

I<br />

P<br />

el<br />

= i ⋅ Aaktiv<br />

=<br />

Gl. 6.1<br />

N<br />

Z<br />

⋅U<br />

Z<br />

Der produzierte Strom im Auslegungspunkt berechnet sich nach Gleichung 6.1 zu I =143 A.<br />

Wird dem Zellstapel das in Kapitel 3.1 vorgestellte Mäander-Design mit einer aktiven Fläche


116 6 Kühlung<br />

von<br />

A<br />

aktiv<br />

=244 cm² zugrunde gelegt, beträgt die Stromdichte i =0,585 A/cm² beziehungsweise<br />

die flächenspezifische Leistung 0,41 W/cm².<br />

Der Zellstapel soll bei einem Betriebsdruck von 2 bar und einer Betriebstemperatur von 70 °C<br />

arbeiten. Unter diesen Betriebsbedingungen kann die geforderte Zellleistung erzielt werden,<br />

wenn der Ohmsche Flächenwiderstand von 0,17 Ωcm² (siehe Kapitel 2.3 und 4.2) auf einen<br />

realistischen Wert von 0,1 Ωcm² gesenkt wird. Dies kann beispielsweise durch einen über die<br />

Bipolarplattenfläche homogeneren Anpressdruck sowie durch verringerte Übergangswiderstände<br />

erreicht werden.<br />

Für den bei der elektrochemischen Reaktion entstehenden Wärmestrom gilt<br />

prod. = ∆mɺ<br />

H 2<br />

o<br />

el<br />

Z<br />

aktiv<br />

( U −U<br />

)<br />

Qɺ ⋅ H − P = N ⋅i<br />

⋅ A ⋅<br />

Gl. 6.2<br />

th<br />

Z<br />

Verdampfung /<br />

Kondensation<br />

10%<br />

freie Konvektion<br />

2%<br />

Verdampfung /<br />

Kondensation<br />

0%<br />

freie Konvektion<br />

2%<br />

durch aktive Kühlung abzuführende Wärme<br />

durch aktive Kühlung abzuführende Wärme<br />

88%<br />

98%<br />

relative Feuchte am Zelleintritt: 50% relative Feuchte am Zelleintritt: 80%<br />

Bild 6.2: Prozentuale Aufteilung der Reaktionswärme ( Q ɺ prod.<br />

=5,57 kW =ˆ 100 %)<br />

Unter der Annahme, dass das gesamte produzierte Wasser in flüssiger Form anfällt<br />

( U<br />

th<br />

=1,48 V), beträgt der Wärmestrom im Auslegungspunkt Q ɺ<br />

prod.<br />

=5,57 kW. Dieser Wärmestrom<br />

entspricht in den Kreisdiagrammen in Bild 6.2 100 %. Für zwei unterschiedliche relative<br />

Feuchten der Reaktanden am Zelleintritt ist in den Diagrammen aufgetragen, in welche<br />

Wärmeanteile sich die produzierte Wärme aufspaltet. Der Berechnung liegt die Annahme<br />

zugrunde, dass die Reaktandengase beim Eintritt in die Zelle bereits Zelltemperatur haben. Um<br />

einer Schädigung der Membran und einer verringerten ionischen Leitfähigkeit besonders am<br />

Zelleintritt vorzubeugen, werden die Reaktanden vor dem Eintritt in die Zelle befeuchtet (vergleiche<br />

Kapitel 4.3.1). In Bild 6.2 sind die entsprechenden Wärmeanteile für eine relative<br />

Feuchte der Gase von 50 % ( T Tau<br />

=55 °C) und von 80 % ( T Tau<br />

=65 °C), bezogen auf die Zelltemperatur<br />

von 70 °C, quantifiziert. Die Taupunkttemperaturen der Reaktanden sind jeweils auf der<br />

Anoden- und Kathodenseite beim Eintritt in den Zellstapel gleich. Wärmeabfuhr durch Strahlung<br />

wird aufgrund der geringen Betriebstemperaturen der Brennstoffzelle vernachlässigt. Weitere<br />

Annahmen und die für die Berechnung der Wärmeanteile relevanten Gleichungen sind im<br />

Anhang, Kapitel 13.3, aufgeführt. Die verwendeten Betriebsparameter und Geometriedaten sind<br />

in Tabelle 13.3 aufgelistet. In den Darstellungen in Bild 6.2 ist die durch die Änderung der<br />

Wärmekapazitätsströme bedingte Enthalpieänderung nach Gleichung 13.17 vernachlässigt.


6.2 Verlustleistung durch Kühlung 117<br />

Dieser Anteil ist für die vorliegenden Berechnungen kleiner als 1 % des produzierten Wärmestroms.<br />

Im linken Diagramm in Bild 6.2 ist dargestellt, in welche Anteile sich die Reaktionswärme aufteilt,<br />

wenn die Reaktandengase der Zelle mit einer relativen Feuchte von 50 % zugeführt werden.<br />

Demnach werden 10 % des bei der elektrochemischen Reaktion entstehenden Wärmestroms<br />

über das verdampfte Produktwasser aus dem System abgeführt. Im Fall der Eintrittsfeuchte<br />

von 80 % (rechtes Diagramm in Bild 6.2) gleichen sich die zur Verdampfung des Produktwassers<br />

auf der Kathode aufgenommene Wärme und die bei der Kondensation von<br />

Wasser auf der Anode freigesetzte Wärme aus.<br />

Durch freie Konvektion an den Außenwänden des Zellstapels verlassen in beiden betrachteten<br />

Beispielen circa 2 % der Reaktionswärme den Brennstoffzellenstapel. Somit ist diese Art der<br />

Wärmeabfuhr vernachlässigbar.<br />

Zur Abfuhr der je nach Eintrittsfeuchte der Reaktanden verbleibenden 88 % beziehungsweise<br />

98 % der Reaktionswärme ist eine zusätzliche aktive Kühlung mit angepasstem Kühlzellendesign<br />

erforderlich. Bei angenommenen homogenen Verhältnissen in dem Zellstapel entspricht<br />

dieser Anteil einem maximalen Wärmestrom von circa 110 W, der aus jeder Einzelzelle durch<br />

aktive Kühlung abzuführen ist. Dieser maximale Wärmestrom, der pro Zelle abzuführen ist, wird<br />

im Weiteren verwendet, um einen Vergleich zwischen luftgekühlten und wassergekühlten<br />

Zellstapeln bezüglich der durch die Kühlung entstehenden Verlustleistung durchzuführen.<br />

6.2 Verlustleistung durch Kühlung<br />

Schematisch ist in Bild 6.3 ein Kühlzellendesign mit einem einzigen Kühlkanal dargestellt. Die<br />

im Weiteren verwendeten Geometriebezeichnungen können Bild 6.3 entnommen werden.<br />

Kühlkanal<br />

Strömungsumlenkung<br />

Stegbreite<br />

Flowfieldbreite<br />

Flowfieldlänge<br />

Austritt<br />

Kühlmedium<br />

aktive Fläche<br />

y<br />

Kanalbreite<br />

Eintritt<br />

Kühlmedium<br />

z<br />

x<br />

Bild 6.3: Skizze eines Kühlzellendesigns mit einem Kühlkanal ( N =1)<br />

KK


118 6 Kühlung<br />

Die zur aktiven Kühlung des Zellstapels benötigte Leistung wird als Verlustleistung bezeichnet.<br />

Die Verlustleistung setzt sich aus einem Anteil, der durch die Ohmschen Verluste bei der<br />

Leitung des Stroms durch die Kühlzellen bedingt ist, sowie einem Anteil, der durch die Förderung<br />

des Kühlmediums entsteht, zusammen.<br />

= Gl. 6.3<br />

P<br />

Verlust, Kühl.<br />

PVerlust,<br />

Strom<br />

+ PLüfter<br />

/ Pumpe<br />

Die Verlustleistung durch Stromleitung in der Kühlzelle<br />

P<br />

Verlust, Strom<br />

beinhaltet einen Anteil des in<br />

und quer zur Hauptstromrichtung fließenden Stroms. Übergangswiderstände bleiben unberücksichtigt.<br />

= Gl. 6.4<br />

P<br />

Verlust, Strom<br />

PStrom,<br />

parallel<br />

+ PStrom,<br />

quer<br />

Für die Verlustleistung, die durch den in Hauptstromrichtung (z-Richtung) und damit normal zur<br />

Bipolarplattenebene fließenden Strom bedingt wird, gilt<br />

P<br />

Strom,<br />

parallel<br />

mit<br />

A<br />

KK<br />

= N<br />

KK<br />

⎛<br />

=<br />

⎜<br />

⎝<br />

⋅l<br />

( A − A )<br />

KK<br />

aktiv<br />

⋅b<br />

KK<br />

h<br />

KK<br />

KK<br />

⎞<br />

⎟ ⋅<br />

⋅σ<br />

z ⎠<br />

( i ⋅ A )<br />

aktiv<br />

2<br />

Gl. 6.5<br />

Demnach berechnet sich der Widerstand aus dem Verhältnis aus der Kühlkanalhöhe h<br />

KK<br />

zu<br />

dem Produkt aus der stromdurchflossenen Stegfläche und der elektrischen Leitfähigkeit des<br />

Kühlzellenmaterials σ . Unter der Annahme, dass der Strom nicht außerhalb der aktiven<br />

z<br />

Fläche fließt, ergibt sich die für die Stromleitung zur Verfügung stehende Stegfläche aus der<br />

Differenz der aktiven Fläche A<br />

aktiv<br />

und der Fläche der Kühlkanalstruktur A<br />

KK<br />

. Die Fläche der<br />

Kühlkanalstruktur berechnet sich aus dem Produkt aus der Anzahl N<br />

KK<br />

, der Länge l KK<br />

und der<br />

Breite b<br />

KK<br />

der Kühlkanäle.<br />

Alle Betrachtungen in diesem Kapitel setzen eine homogene Stromdichteverteilung über der<br />

aktiven Fläche voraus. Unter dieser Annahme muss der Strom, der direkt über einem Kühlkanal<br />

produziert wird, quer zur Hauptstromrichtung um den Kühlkanal herum fließen, um dann durch<br />

einen Steg der Kühlstruktur zur benachbarten Zelle zu gelangen. Im Mittel beträgt die Distanz,<br />

die dieser Strom in der Bipolarplattenebene fließt, ein Viertel der Kühlkanalbreite.<br />

Für die Verlustleistung durch den quer zur Hauptstromrichtung fließenden Strom gilt<br />

P<br />

Strom,<br />

quer<br />

=<br />

⎛ b<br />

⋅⎜<br />

⎝ 4<br />

⋅<br />

1<br />

⋅ N<br />

⎞<br />

⎟ ⋅<br />

⎠<br />

( i ⋅ A ) 2<br />

KK<br />

2<br />

KK<br />

hBPP,<br />

bulk KK<br />

⋅l<br />

⎟<br />

KK<br />

⋅σ<br />

xy<br />

Gl. 6.6<br />

h<br />

BPP, bulk<br />

bezeichnet die Restwandstärke der Bipolarplatte, die von dem quer fließenden Strom<br />

genutzt werden kann. σ steht für die elektrische Leitfähigkeit in Bipolarplattenebene. Durch<br />

xy<br />

den Vorfaktor 2 in Gleichung 6.6 wird berücksichtigt, dass der Strom ober- und unterhalb der<br />

Kühlzelle quer fließen muss, um über die aktive Fläche der Einzelzellen eine homogene Stromdichteverteilung<br />

zu garantieren.


6.3 Vergleich der Verlustleistung bei Luft- und Wasserkühlung 119<br />

Die zur Förderung des Kühlmediums aufzuwendende Leistung ist gegeben durch<br />

P<br />

Lüfter / Pumpe<br />

VKM<br />

⋅ ∆pKM<br />

⋅ηLüfter<br />

/ Pumpe<br />

= ɺ Gl. 6.7<br />

Der Wirkungsgrad des Lüfters beziehungsweise der Pumpe ist mit η<br />

Lüfter / Pumpe<br />

bezeichnet. Der<br />

Volumenstrom des Kühlmediums V ɺ KM<br />

ergibt sich aus dem aktiv abzuführenden Wärmestrom<br />

und der Erwärmung des Kühlmediums ∆ TKM<br />

.<br />

QKühl<br />

Vɺ = ɺ<br />

.<br />

KM<br />

Gl. 6.8<br />

ρ ⋅ c ⋅ ∆T<br />

p<br />

KM<br />

Der Druckverlust, der entsteht, wenn das Kühlmedium den Zellstapel durchströmt, ist abhängig<br />

von dem vorliegenden Strömungsregime. Im laminaren Fall gilt<br />

ρ ⎛<br />

⎞<br />

2<br />

⎜<br />

64 lKK<br />

∆ p = ⋅ ⋅ ⋅ ⋅ + ⋅ ⎟<br />

KM , lam.<br />

u<br />

KK<br />

ϕ<br />

ζ<br />

Uml.<br />

NUml.<br />

2<br />

⎝ Re<br />

KK<br />

d<br />

hyd,<br />

KK<br />

⎠<br />

Im turbulenten Fall gilt<br />

∆p<br />

KM<br />

ρ ⎛<br />

2<br />

⎜<br />

, turb.<br />

= ⋅u<br />

KK<br />

⋅ 0,3164 ⋅ Re<br />

2<br />

⎝<br />

l<br />

−0,25<br />

KK<br />

( ) ⋅ + ⋅<br />

⎟ KK<br />

ζ<br />

Uml.<br />

NUml.<br />

d<br />

hyd,<br />

KK<br />

⎠<br />

⎞<br />

Gl. 6.9<br />

Gl. 6.10<br />

Der Beiwert ϕ ist für laminare Rohrströmungen mit Rechteckquerschnitt eine Funktion des<br />

Seitenverhältnisses aus Breite und Höhe des Kühlkanalquerschnitts [91, p. Lb7]. ζ<br />

Uml.<br />

ist der<br />

Widerstandsbeiwert der Strömungsumlenkungen im Kühlkanal. Hier wird der konstante Wert<br />

ζ<br />

Uml.<br />

=2,5 angesetzt. N<br />

Uml.<br />

bezeichnet die Anzahl der Strömungsumlenkungen innerhalb der<br />

Strömungsstruktur eines Kühlkanals.<br />

Der Umschlag vom laminaren ins turbulente Strömungsregime vollzieht sich bei einer Reynolds-<br />

Zahl von<br />

Re<br />

KK<br />

=2300.<br />

u<br />

⋅ d<br />

Vɺ<br />

KK hyd , KK<br />

KM<br />

Re<br />

KK<br />

=<br />

mit u<br />

KK<br />

=<br />

Gl. 6.11<br />

ν<br />

N<br />

KK<br />

⋅bKK<br />

⋅ hKK<br />

6.3 Vergleich der Verlustleistung bei Luft- und Wasserkühlung<br />

Im Folgenden wird die Verlustleistung berechnet, die durch die jeweilige Kühlungsart bei<br />

unterschiedlichen Kühlströmungsstrukturen bedingt ist. Wiederum wird das in Kapitel 3.1<br />

beschriebene Mäander-Design als Grundlage für die Berechnungen gewählt. Die Länge und<br />

Breite der Bipolarplatten beträgt 240 mm x 160 mm, die aktive Fläche 244 cm².


120 6 Kühlung<br />

Beispiel 1 (Luftkühlung)<br />

Beispiel 2 (Wasserkühlung)<br />

Beispiel 3 (Wasserkühlung)<br />

H 2<br />

Luft<br />

Luft<br />

H 2<br />

Luft<br />

H 2<br />

Luft<br />

H 2 Luft<br />

H 2 Luft<br />

H 2<br />

Bild 6.4: Konstruktionszeichnung der drei Auslegungsbeispiele<br />

Gegenübergestellt werden die in Bild 6.4 gezeigten drei unterschiedlichen Kühlkanalgeometrien:<br />

Im ersten Auslegungsbeispiel liegt ein luftgekühlter Zellstapel vor. Der Zellstapel wird quer von<br />

der Kühlluft durchströmt. Die Strömungsstruktur in den Kühlzellen besteht aus 18 parallelen<br />

geraden Kanälen. Die Höhe der Kühlkanäle beträgt 5 mm, die Länge 160 mm. Die Kühlkanäle<br />

sind in die graphitischen Bipolarplattenelemente integriert.<br />

Das zweite Auslegungsbeispiel entspricht dem in Kapitel 3.1 vorgestellten Kühldesign für<br />

Wasserkühlung. Die in die graphitischen Bipolarplattenelemente integrierte Mäander-Kühlstruktur<br />

sieht vier serpentinenförmig verlaufende Kanäle vor. Die Kanalbreite beträgt 3 mm, die<br />

Kanalhöhe 2 mm.<br />

Im letzten betrachteten Auslegungsentwurf ist die wasserdurchflossene Strömungsstruktur der<br />

Kühlzelle nicht mehr in die Bipolarplattenelemente integriert. Zwischen die zwei rückseitig<br />

ebenen Bipolarplattenelemente wird eine Folie aus expandiertem Graphit angeordnet (siehe<br />

Bild 3.5 in Kapitel 3.1). In die Graphitfolie ist die Kühlkanalstruktur in Form von zwei Mäander-<br />

Kanälen eingebracht. Die Kanalbreite beträgt 5 mm, die Kanalhöhe 1 mm.<br />

Weitere Geometriedaten der unterschiedlichen Auslegungsbeispiele sind in Tabelle 6.1 zusammengestellt.<br />

Tabelle 6.1: Geometriedaten der unterschiedlichen Auslegungsbeispiele<br />

Beispiel 1 Beispiel 2 Beispiel 3<br />

Kühlmedium [-] Luft Wasser Wasser<br />

Kühlkanalanzahl [-] 18 4 2<br />

Kühlkanallänge [mm] 160 859 1290<br />

Kühlkanalbreite [mm] 5 3 5<br />

Kühlkanalhöhe [mm] 5 2 1<br />

Stegbreite [mm] 4 3,3 4<br />

Anzahl der Strömungsumlenkungen [-] 0 24 36


6.3 Vergleich der Verlustleistung bei Luft- und Wasserkühlung 121<br />

Die Berechnungen gehen davon aus, dass sowohl bei der Luftkühlung als auch bei der Wasserkühlung<br />

jede der 50 Einzelzellen des Zellstapels gekühlt wird. Zum besseren Vergleich der Ergebnisse<br />

wird angenommen, dass die Materialeigenschaften der Kühlzellen aus expandiertem<br />

Graphit denen der aus Graphit-Composit-Material entsprechen.<br />

Im Fall der Luftkühlung wird bei der Berechnung der durch die Stromleitung durch die Kühlzelle<br />

entstehenden Ohmschen Leistungsverluste nur die Kühlkanal– und Stegfläche berücksichtigt,<br />

die unterhalb der aktiven Fläche liegt. Außerdem werden die in den Gleichungen 6.9 und 6.10<br />

nicht berücksichtigten Ein- und Ausströmverluste der Kühlluft unabhängig von dem Volumenstrom<br />

mit 1 mbar angesetzt.<br />

Bei der Wasserkühlung wird das erhitzte Kühlwasser über Rohrleitungen einem Wärmeübertrager<br />

zugeführt, der die abzuführende Wärme an die Umgebungsluft abgibt. Diese Umgebungsluft<br />

wird mit Hilfe eines Lüfters durch den Wärmeübertrager gefördert. Die Druckverluste<br />

in den genannten Bauteilen sowie die benötigte elektrische Leistung des Lüfters sind bei der<br />

Betrachtung der Gesamtverlustleistung durch die Kühlung zu berücksichtigen. Vereinfachend<br />

werden beide Einflüsse unabhängig von dem Volumenstrom mit jeweils einem Prozent der<br />

elektrischen Leistung abgeschätzt.<br />

Weitere Vorgaben für die Berechnungen sind in Tabelle 6.2 aufgeführt. Die Stoffwerte sind bei<br />

der mittleren Temperatur des jeweiligen Kühlmediums eingesetzt.<br />

Tabelle 6.2: Vorgaben zur Berechnung der Verlustleistung<br />

Elektrische Leistung pro Zelle (siehe Kapitel 6.1) : 100 [W]<br />

Stromdichte : 0,585 [A/cm²]<br />

Aktive Fläche : 244 [cm²]<br />

Aktiv abzuführender Wärmestrom pro Zelle (siehe Kapitel 6.1) : 110 [W]<br />

Wirkungsgrad Lüfter (Luftkühlung) : 40 [%]<br />

Wirkungsgrad Pumpe (Wasserkühlung) : 30 [%]<br />

Elektrische Leitfähigkeit Bipolarplatte / Kühlzelle<br />

: xy=80; z=40 [S/cm]<br />

Wärmeleitfähigkeit Bipolarplatte / Kühlzelle : 50 [W/(m*K)]<br />

Betriebstemperatur der Zelle : 70 [°C]<br />

Restwandstärke Bipolarplatte : 1 [mm]<br />

Für die drei Auslegungsbeispiele ist in Bild 6.5 die prozentuale Verlustleistung durch die<br />

Kühlzellen gemäß Gleichung 6.12 in Abhängigkeit der zulässigen Kühlmediumerwärmung<br />

dargestellt. Der auf die produzierte elektrische Leistung bezogene prozentuale Leistungsverlust<br />

berechnet sich nach<br />

P<br />

Verlust, Kühl.<br />

Verlust,<br />

Strom<br />

+<br />

Lüfter / Pumpe<br />

P<br />

el<br />

P P<br />

= Gl. 6.12<br />

P<br />

el


122 6 Kühlung<br />

30<br />

P Verlust,Kühl. / Pel [%]<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

Luftkühlung (Beispiel 1)<br />

Wasserkühlung (Beispiel 2)<br />

Wasserkühlung (Beispiel 3)<br />

0<br />

2 7 12 17 22 27 32 37<br />

Erwärmung des Kühlmediums ∆T KM [K]<br />

Bild 6.5: Prozentuale Verlustleistung in Abhängigkeit der Erwärmung des Kühlmediums für die<br />

unterschiedlichen Auslegungsbeispiele<br />

Aus dem Verlauf der Abhängigkeit für die Luftkühlung wird ersichtlich, dass die entstehende<br />

Verlustleistung bei geringer werdender Kühllufterwärmung steil ansteigt. Die Verlustleistung<br />

beträgt bei einer zulässigen Erwärmung von 8 K ungefähr 18 % der produzierten elektrischen<br />

Leistung, bei einer Erwärmung von 20 K nur noch 5 %. Ist die Temperaturspreizung der Kühlluft<br />

größer als 30 K ist die entstehende Verlustleistung vergleichbar mit der der Wasserkühlung.<br />

Aufgrund der hohen Leistungsverluste erscheint der Einsatz einer Luftkühlung bei dem betrachteten<br />

5 kW Zellstapel nur sinnvoll, wenn die Kühllufterwärmung größer als 20 K ist.<br />

Bei den Auslegungsbeispielen mit Wasserkühlung ist der Anteil der durch die Druckverluste in<br />

der Kühlkanalstruktur bedingten Pumpleistung ab 3 K (Beispiel 1) beziehungsweise ab 6 K (Beispiel<br />

2) vernachlässigbar gering. Die Gesamtverlustleistung ist daher hauptsächlich durch die<br />

Ohmsche Verlustleistung in den Kühlzellen und die als konstant angenommene Verlustleistung<br />

bedingt durch Rohrleitungen, Wärmeübertrager und Lüfter bestimmt. Abhängig vom vorliegenden<br />

Kühlzellendesign scheint eine Kühlwassererwärmung im Bereich von 2 K bis 8 K als geeignet.<br />

In Tabelle 6.3 ist für ausgewählte Erwärmungen der Kühlmedien die Gesamtverlustleistung in<br />

die einzelnen Komponenten aufgespaltet. Die gewählten Kühlmediumerwärmungen betragen<br />

bei der Luftkühlung 30 K, bei den wassergekühlten Zellstapeln 5 K. Bei dem luftgekühlten<br />

Zellstapel ist aufgrund der großen Kühlkanalhöhe der größte Anteil der Verlustleistung durch die<br />

Stromleitung innerhalb der Kühlkanalstege bedingt. Im Fall der Wasserkühlung zeigt sich in<br />

beiden Beispielen, dass aufgrund des geringen Kühlwasservolumenstroms die Druckverluste im<br />

Zellstapel den kleinsten Anteil an der Gesamtverlustleistung bedingen. Die maximale Pumpleistung<br />

beträgt für diesen Anteil weniger als 0,3 % der produzierten elektrischen Leistung.


6.4 Auslegungsroutine für Kühlkanalgeometrien 123<br />

Tabelle 6.3: Aufspaltung der Verlustleistung in die einzelnen Komponenten<br />

∆ T KM<br />

[K]<br />

P<br />

Strom,<br />

quer<br />

[% P el ]<br />

P<br />

Strom,<br />

parallel<br />

[% P el ]<br />

P<br />

Verlust , Strom<br />

[% P el ]<br />

∆ p KK<br />

[mbar]<br />

P<br />

Lüfter,<br />

Pumpe<br />

[% P el ]<br />

P<br />

Verlust,Kühl.<br />

[% P el ]<br />

Beispiel 1 30 0,67 2,14 2,80 0,25+1 1,03 3,83<br />

Beispiel 2 5 0,2 0,73 0,93 19 0,03+1+1 2,96<br />

Beispiel 3 5 0,69 0,45 1,14 168 0,3+1+1 3,44<br />

Zum Vergleich der benötigten Bauvolumina der unterschiedlichen Kühlstrukturen wird das Auslegungsbeispiel<br />

3 mit der Kühlkanalhöhe von 1 mm als Referenz definiert. Die angenommene<br />

Höhe einer Einzelzelle ohne Kühlstruktur beträgt 4 mm. Ohne die Endplatten beträgt die volumetrische<br />

Leistungsdichte des Referenzstapel mit 50 gekühlten Einzelzellen 0,52 kW/l. Unter<br />

Verwendung des Auslegungsbeispiels 2 verringert sich die volumetrische Leistungsdichte um<br />

17 % auf 0,43 kW/l. Bei dem luftgekühlten Stapel mit einer Kühlkanalhöhe von 5 mm halbiert<br />

sich im Vergleich zu der Referenz nahezu die auf das Volumen bezogene Leistungsdichte auf<br />

0,29 kW/l. Trotz der stark verringerten volumetrischen Leistungsdichte des Zellstapels kann die<br />

Baugröße des Gesamtsystems eines luftgekühlten Stapels kleiner sein als die der wassergekühlten<br />

Variante. Dies liegt darin begründet, dass bei der Wasserkühlung zusätzlich ein Wärmeübertrager<br />

vorgesehen werden muss.<br />

Dem Vorteil eines einfacheren und möglicherweise kleineren Systems bei der Luftkühlung steht<br />

die große Temperaturspreizung der Kühlluft gegenüber. Die damit einhergehenden großen<br />

Temperaturgradienten im Bereich von ungefähr 20 - 30 K in den Einzelzellen bedingen ein aufwendiges<br />

Wassermanagement. Nur durch eine optimal aufeinander angepasste Strömungsführung<br />

der Reaktandengase und der Kühlluft kann dem Rechnung getragen werden. Für die<br />

vorliegende Mäander-Flowfieldstruktur ist ein auf Luftkühlung basierendes Kühlkonzept nicht<br />

geeignet. Im Weiteren werden daher ausschließlich wassergekühlte Zellstapel betrachtet.<br />

6.4 Auslegungsroutine für Kühlkanalgeometrien<br />

Den Einfluss von Kühlkanal- und Stegbreite auf die einzelnen Leistungsverlustterme zeigt Bild<br />

6.6 am Beispiel des dritten Auslegungsentwurfs des vorherigen Kapitels. Die Kanalbreite wird<br />

so variiert, dass die Summe aus Kanal- und Stegfläche konstant ist. Die Erwärmung des Kühlmediums<br />

beträgt konstant 5 K. Die Pumpverluste berücksichtigen ausschließlich die Verluste,<br />

die durch den Druckverlust in den Kühlkanälen entstehen.<br />

Bei steigender Kanalbreite sinken die Druckverluste in den Kanälen und somit verringert sich<br />

die Pumpleistung stetig. Die Ohmschen Verluste durch den quer zur Hauptstromrichtung<br />

fließenden Strom steigen dagegen mit größer werdender Kanalbreite, da die Distanz, die dieser<br />

Strom in Bipolarplattenebene fließt, ebenfalls ansteigt. Da die Kühlkanalhöhe konstant ist,<br />

ändert sich die Verlustleistung P<br />

,<br />

nur aufgrund der für die Stromleitung zur Verfügung<br />

Strom parallel


124 6 Kühlung<br />

stehenden Stegfläche. Die mit abnehmender Stegbreite kleiner werdende Stegfläche bedingt<br />

somit einen Anstieg der Verlustleistung.<br />

3,0<br />

Stegbreite [mm]<br />

7 6 5 4 3 2<br />

2,5<br />

2,0<br />

P Pumpe<br />

P Strom,quer<br />

P Strom,parallel<br />

Auslegungsbeispiel 3<br />

P Verlust<br />

/ P el<br />

[%]<br />

1,5<br />

1,0<br />

P Verlust,Kühl.<br />

0,5<br />

0,0<br />

2 3 4 5 6 7<br />

Kühlkanalbreite [mm]<br />

Bild 6.6: Abhängigkeit der einzelnen Verlustleistungsanteile von der Kanalbreite ( ∆ T KW = 5 K )<br />

Die minimale Verlustleistung durch Kühlung stellt sich bei einer Kanalbreite von 3,8 mm ein.<br />

Das Minimum im Verlauf des prozentualen Gesamtverlustes zeigt, dass bereits durch eine<br />

Betrachtung der strömungsbedingten und Ohmschen Verlustleistung ein optimiertes Kühlzellendesign<br />

identifiziert werden kann. Nachfolgend wird eine Auslegungsroutine vorgestellt, die eine<br />

Optimierung der Kühlzellengeometrie zusätzlich unter wärmetechnischen Gesichtspunkten<br />

erlaubt.<br />

Der abzuführende Wärmestrom (siehe auch Gleichung 6.8 und 13.8) ergibt sich aus dem<br />

mittleren Wärmeübergangskoeffizienten α , der wärmeübertragenden Kühlkanalfläche A<br />

KKW<br />

und der mittleren Temperaturdifferenz zwischen Kanalwand und Kühlmedium ∆ T .<br />

Q ɺ = α ⋅ A ⋅ ∆T<br />

Gl. 6.13<br />

Kühl.<br />

KKW<br />

Für die wärmeübertragende Fläche gilt<br />

A<br />

KKW<br />

KK<br />

m<br />

( bKK<br />

+ hKK<br />

) ⋅ lKK<br />

= N ⋅ 2 ⋅<br />

Gl. 6.14<br />

Der mittlere Wärmeübergangskoeffizient ist folgendermaßen definiert<br />

Nu ⋅ λ<br />

α = Gl. 6.15<br />

d hyd , KK<br />

Nu bezeichnet die mittlere Nusselt-Zahl, λ die Wärmeleitfähigkeit des Kühlmediums und<br />

d<br />

hyd, KK<br />

den hydraulischen Durchmesser eines Kühlkanals.<br />

m


6.4 Auslegungsroutine für Kühlkanalgeometrien 125<br />

In einer Brennstoffzelle kann weder von einer konstanten Wandtemperatur (Index ϑ ) noch von<br />

einer konstanten Wärmestromdichte (Index q ) ausgegangen werden. Zur Berechnung der<br />

mittleren Nusselt-Zahl bei laminarer Kanalströmung wird daher das arithmetische Mittel der<br />

beiden Grenzfälle für das vorliegende Aspektenverhältnis χ angesetzt.<br />

Nu<br />

lam<br />

( χ )<br />

( χ ) + Nu lam,<br />

q ( )<br />

Nu lam ϑ<br />

= Gl. 6.16<br />

2<br />

, χ<br />

Die mittlere Nusselt-Zahl wird konservativ abgeschätzt, indem der aufgrund des großen Verhältnisses<br />

/ geringe Einfluss des thermischen und hydraulischen Anlaufbereiches des<br />

l<br />

KK<br />

d hyd , KK<br />

Kanals vernachlässigt wird. Dadurch wird die mittlere Nusselt-Zahl zu klein und somit die<br />

wärmeübertragende Fläche zu groß berechnet.<br />

Für die von dem Aspektenverhältnis χ des Kühlkanals abhängige mittlere Nusselt-Zahl gilt<br />

nach [100]<br />

Nu lam,<br />

ϑ<br />

mit<br />

Nu<br />

lam,<br />

q<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

( χ ) = 7,541⋅<br />

( 1−<br />

2,61⋅<br />

χ + 4,97 ⋅ χ − 5,119 ⋅ χ + 2,702 ⋅ χ − 0,548 ⋅ χ )<br />

0 ≤ χ ≤ 1<br />

( χ ) = 8,235 ⋅ (<br />

2<br />

3<br />

1−<br />

2,0421⋅<br />

χ + 3,0853⋅<br />

χ − 2,4765 ⋅ χ<br />

4<br />

5<br />

+ 1,0578⋅<br />

χ − 0,1861⋅<br />

χ ) mit 0 ≤ χ ≤ 1<br />

Gl. 6.17<br />

Gl. 6.18<br />

Bei turbulenter Kanalströmung ergeben sich für die Randbedingungen der konstanten Wandtemperatur<br />

und der konstanten Wärmestromdichte nahezu die gleichen mittleren Nusselt-<br />

Zahlen [101]. In Abhängigkeit der Prandtl-Zahl gilt für Nu turb<br />

2<br />

⎡<br />

3<br />

0,8<br />

0,4<br />

⎛ d ⎤<br />

hyd,<br />

KK ⎞<br />

Nu turb = 0,0214 ⋅ ( Re −100) ⋅ Pr ⋅ ⎢1<br />

+ ⎥ 0,5 < Pr < 1, 5<br />

⎢<br />

⎜<br />

⎟ mit<br />

Gl. 6.19<br />

⎥<br />

⎣<br />

⎝ lKK<br />

⎠<br />

⎦<br />

2<br />

⎡<br />

3<br />

0,87<br />

0,4<br />

⎛ d ⎤<br />

hyd,<br />

KK ⎞<br />

Nu turb = 0,012 ⋅ ( Re − 280) ⋅ Pr ⋅ ⎢1<br />

+ ⎥ 1,5 < Pr < 500<br />

⎢<br />

⎜<br />

⎟ mit<br />

Gl. 6.20<br />

⎥<br />

⎣<br />

⎝ lKK<br />

⎠<br />

⎦<br />

Der Übergang vom laminaren in das turbulente Strömungsregime vollzieht sich bei einer<br />

Reynolds-Zahl von Re=2300. Die Stoffwerte sind bei einer zwischen Eintritts- und Austrittstemperatur<br />

gemittelten Fluidtemperatur ermittelt.<br />

Alle Berechnungen gehen von einer über den Kanalquerschnitt konstanten Wandtemperatur<br />

aus. Werden die Stege der Kühlkanäle als ebene Rippen betrachtet, entspricht diese Annahme<br />

einem Rippenwirkungsgrad von 100 %. Die Berechnung des Rippenwirkungsgrades ist in<br />

Kapitel 13.3 (Gleichung 13.18 - 13.20) erläutert. Überprüft an den drei in Tabelle 6.3 des<br />

vorherigen Kapitels aufgeführten Auslegungsbeispielen zeigt sich, dass der Rippenwirkungsgrad<br />

in allen Fällen über 99,8 % liegt und somit die Annahme einer über den Kanalquerschnitt<br />

konstanten Wandtemperatur zulässig ist.<br />

Die im Folgenden beschriebene Optimierung der Kühlzellenstruktur hat zum Ziel, die durch die<br />

Kühlung bedingte Verlustleistung zu minimieren. Für einen wassergekühlten Zellstapel werden


126 6 Kühlung<br />

die Berechnungsansätze am Beispiel einer mäanderförmigen Kühlkanalstruktur erläutert. Für<br />

andere Kühlkanalstrukturen ist die Auslegungsroutine entsprechend anzupassen. Die Verlustleistung<br />

berechnet sich nach Gleichung 6.3. Die in Gleichung 6.3 enthaltene Pumpleistung ist<br />

ausschließlich durch die Druckverluste in der Kühlzelle bedingt (Gleichung 6.9 beziehungsweise<br />

6.10). Die Ohmsche Verlustleistung ergibt sich aus den Gleichungen 6.4 bis 6.6.<br />

Die die Verlustleistung bestimmenden Einflussgrößen können in die drei Gruppen Betriebsparameter,<br />

Stoffwerte und Geometrieparameter eingeteilt werden.<br />

P<br />

Verlust,<br />

Kühl.<br />

= P<br />

Pumpe<br />

+ P<br />

Querstrom<br />

+ P<br />

Längsstrom<br />

= f ( Betriebsparameter,<br />

Stoffwerte,<br />

Geometrieparameter)<br />

Gl. 6.21<br />

Als bekannt vorausgesetzt werden die Betriebsparameter, wie beispielsweise die Stromdichte<br />

und der Kühlwassermassenstrom, sowie die Stoffwerte, wie beispielsweise die elektrische<br />

Leitfähigkeit des Kühlzellenwerkstoffs. Die Verlustleistung ist somit eine reine Funktion der<br />

Kühlzellen- beziehungsweise Kühlkanalgeometrie. Zu den Geometrieparametern zählen die<br />

aktive Fläche, die Restwandstärke der Bipolarplatte, die Anzahl der Kühlkanäle, die Kühlkanalbreite<br />

und –tiefe, die Stegbreite, die Anzahl der Strömungsumlenkungen in einem Kanal<br />

und die Flowfieldbreite. In Bild 6.3 sind die Geometrieparameter am Beispiel einer Kühlkanalstruktur<br />

mit einem Kanal bezeichnet. Alle weiteren Geometriegrößen, die für die Berechnung<br />

der Verlustleistung benötigt werden, lassen sich aus den oben aufgeführten Geometrieparametern<br />

ableiten. Für eine Kühlstruktur mit einer geraden Anzahl an mäanderförmigen Kanälen<br />

ergibt sich beispielsweise die Kühlkanallänge zu<br />

N<br />

4<br />

Uml.<br />

KK<br />

= ⋅ 2<br />

l<br />

[ ⋅ ( bFF<br />

− bKK<br />

) + N<br />

KK<br />

⋅ ( bSteg<br />

+ bKK<br />

)] − bSteg<br />

Für die Gesamtlänge der von den Kühlkanälen abgedeckten Fläche gilt<br />

l<br />

FF<br />

N<br />

=<br />

4<br />

Uml.<br />

⋅ N<br />

KK<br />

⋅<br />

( bSteg<br />

+ bKK<br />

) − bSteg<br />

Gl. 6.22<br />

Gl. 6.23<br />

Bei der Berechnung der Kühlkanallänge l KK<br />

und der Länge des Kühlflowfields l<br />

FF<br />

wird jeweils<br />

die Strecke von den Kühlwassermanifolds bis zu der ersten Strömungsumlenkung vernachlässigt.<br />

Gleichung 6.21 ist nun mit einem geeigneten mathematischen Algorithmus (beispielsweise<br />

bietet MS-Excel mit der Funktion Solver einen solchen Optimierungsalgorithmus) zu minimieren.<br />

Die Gewichtung der einzelnen Verlustanteile kann je nach Anwendungsfall durch Faktoren vor<br />

den entsprechenden Termen beliebig gewählt werden.<br />

Bei der Optimierung sind die folgenden Nebenbedingungen einzuhalten:<br />

l<br />

≤ l<br />

≤ l<br />

- FF , min FF FF , max<br />

- bFF ≤ b FF , max<br />

- bKK ≤ b KK , max<br />

h ≤ b<br />

- KK KK<br />

∆ T<br />

≤ ∆<br />

- m<br />

T m, max


6.4 Auslegungsroutine für Kühlkanalgeometrien 127<br />

Die maximale Kühlflowfieldlänge und -breite ist durch die Bipolarplattengeometrie limitiert. Um<br />

eine gleichmäßige Verteilung der Kühlkanäle über der aktiven Fläche zu gewährleisten, ist die<br />

Kühlflowfieldlänge zusätzlich durch einen unteren Wert begrenzt. Bei der betrachteten Bipolarplatte<br />

beträgt die maximale Flowfieldlänge 160 mm, die minimale Länge wird mit 80 % der<br />

maximalen angesetzt. Die Flowfieldbreite ist begrenzt auf 132 mm. Um die Wegstrecke des<br />

quer fließenden Stroms gering zu halten und somit einer möglicherweise verringerten Stromproduktion<br />

an der über den Kanälen liegenden aktiven Fläche vorzubeugen, wird die Breite der<br />

Kühlkanäle auf einen oberen Wert (b KK,max =5 mm) begrenzt. Im Hinblick auf einen möglichst<br />

kompakten Zellstapel mit hoher volumetrischer Leistungsdichte wird gefordert, dass die Kühlkanalbreite<br />

nicht kleiner als die Kühlkanalhöhe ist.<br />

Die wärmetechnische Auslegung erfolgt über die letzte Nebenbedingung. Die mittlere Temperaturdifferenz<br />

zwischen Kühlwasser und Kanalwand berechnet sich nach den Gleichungen<br />

6.13 - 6.20. Eine geringe Temperaturdifferenz im Bereich von wenigen Kelvin erhöht die treibende<br />

Temperaturdifferenz zwischen dem Kühlwasser und der Umgebung und führt somit zu<br />

einer kleineren Bauteilgröße des Wärmeübertragers. Wird über das Kühlwasser die kathodenseitig<br />

zugeführte Luft vorgewärmt und befeuchtet, ist ebenfalls ein hohes Temperaturniveau des<br />

Kühlwassers vorteilhaft. Für die Berechnungen wird gefordert, dass die Differenz zwischen<br />

Kühlwasser- und Kanalwandtemperatur kleiner als 3 K ist.<br />

Die Nebenbedingung der maximal zulässigen Kühlwassererwärmung von 5 K findet bereits in<br />

dem Betriebsparameter Kühlwassermassenstrom Berücksichtigung.<br />

Eine weitere Nebenbedingung, die bei den hier vorgestellten Rechnungen nicht verwendet ist,<br />

könnte beispielsweise sein, dass der Druckverlust des Kühlwassers in einem vorgegebenen<br />

Bereich liegen muss. Dabei richtet sich der maximale Wert beispielsweise nach der Leistung<br />

der gewählten Pumpenart. Die Beschränkung auf einen minimalen Wert erfolgt, um bei vorgegebener<br />

Fläche der Kühlwassermanifolds eine homogene Verteilung des Kühlwassers auf<br />

die einzelnen Kühlzellen zu garantieren (siehe Kapitel 5).<br />

Bei den Berechnungen werden die aktive Fläche sowie die Restwandstärke der Bipolarplatten<br />

als bekannt vorausgesetzt. Sie entsprechen den Werten aus Tabelle 6.2 in Kapitel 6.3. Die<br />

Kanalanzahl und die Kanaltiefe werden zum besseren Vergleich mit den Ergebnissen aus dem<br />

vorherigen Kapitel entsprechend den Auslegungsbeispielen 2 und 3 festgelegt. Für die Optimierung<br />

werden variiert: Kanalbreite, Stegbreite und Flowfieldbreite. Um die Kanäle möglichst<br />

gleichmäßig über die gesamte Fläche verteilen zu können, ist gefordert, dass mindestens 3<br />

Kanalschleifen, entsprechend 12 Strömungsumlenkungen, vorliegen müssen.<br />

Die Rechenergebnisse für die optimierten Kühlkanalstrukturen sind in Tabelle 6.4 zusammengefasst.<br />

Im zweiten Auslegungsbeispiel muss die Länge der vier Kühlkanäle verlängert werden,<br />

damit alle geforderten Nebenbedingungen eingehalten werden können. Bei einer Kanaltiefe und<br />

-breite von 2 mm und einer Stegbreite von 3,9 mm sieht das neue Design eine zusätzliche<br />

Kanalschleife vor. Im Vergleich zu dem Ausgangsdesign verringert sich die Verlustleistung um<br />

18 % auf 0,79 % der produzierten elektrischen Leistung.<br />

Im Fall des Auslegungsbeispiels 3 zeigt die Auslegungsroutine, dass die Anzahl der Strömungsumlenkungen<br />

von 36 auf 12 reduziert werden kann. Für das optimierte Design beträgt die Ver-


128 6 Kühlung<br />

lustleistung 0,52 % der produzierten elektrischen Leistung. Dies ist im Vergleich zu dem Ausgangsdesign<br />

eine Verringerung um 64 %.<br />

Tabelle 6.4: Optimierte Geometrien für die wassergekühlten Auslegungsbeispiele aus Kapitel 6.3<br />

b<br />

KK<br />

[mm]<br />

b<br />

Steg<br />

[mm]<br />

N<br />

Uml.<br />

[-]<br />

P<br />

Verlust , Strom<br />

[% P el ]<br />

∆ p KK<br />

[mbar]<br />

P<br />

Pumpe<br />

[% P el ]<br />

P<br />

Verlust,Kühl.<br />

[% P el ]<br />

Auslegungsbeispiel 2 2 3,9 28 0,70 49 0,09 0,79<br />

Auslegungsbeispiel 3 3,7 25,7 12 0,33 106 0,19 0,52<br />

Damit zeigt die Designvariante mit zwei Kanälen und einer Kanaltiefe von 1 mm sowohl<br />

bezüglich der volumetrischen Leistungsdichte als auch bezüglich der durch die Kühlung hervorgerufenen<br />

Verlustleistung Vorteile. Ein weiterer Vorteil wird ersichtlich, wenn die benötigte<br />

Fläche der Kühlwassermanifolds verglichen wird, die einen Grad der Ungleichverteilung von<br />

5 % (Definition siehe Kapitel 5.1.3) gewährleistet. Ist die Fläche des Verteilermanifolds halb so<br />

groß wie die des Sammlermanifolds, stellt sich bei einer Gesamtmanifoldfläche von 3,24 cm² für<br />

das optimierte Auslegungsbeispiel 3 die geforderte homogene Medienverteilung auf die Einzelzellen<br />

des Stapels ein. Unter den gleichen Bedingungen benötigt Auslegungsbeispiel 2 eine<br />

40 % größere Manifoldfläche.<br />

6.5 Berechnung der optimalen Kühlzellenanzahl in einem Zellstapel<br />

Bei den bisherigen Betrachtungen ist jede Zelle des Stapels gekühlt worden. Im Folgenden wird<br />

überprüft, ob die Verlustleistung durch die Kühlung verringert werden kann, wenn die Kühlzellenanzahl<br />

kleiner als die Zellenanzahl ausgeführt wird. Schematisch ist in Bild 6.7 an zwei<br />

Beispielen die mögliche Positionierung der Kühlzellen in dem Zellstapel gezeigt.<br />

Bipolarplatteneinheit MEA Kühlzelle<br />

Bipolarplatteneinheit<br />

MEA<br />

Kühlzelle<br />

a) b)<br />

Bild 6.7: Anordnung der Kühlzellen in einem Zellstapel bei Kühlung:<br />

a) jeder Zelle, b) jeder zweiten Zelle


6.5 Berechnung der optimalen Kühlzellenanzahl in einem Zellstapel 129<br />

Die Bestimmung der optimalen Kühlzellenanzahl erfolgt mit der im vorherigen Kapitel vorgestellten<br />

Auslegungsroutine für eine Kühlkanalstruktur mit zwei Kühlkanälen. Der von einer Kühlzelle<br />

abzuführende Wärmestrom erhöht sich entsprechend der Anzahl der pro Kühlzelle gekühlten<br />

Einzelzellen. Die produzierte Wärme fällt auf der Anoden- und Kathodenseite zu gleichen Teilen<br />

an. Die Betriebs- und Nebenbedingungen sind mit denen aus Kapitel 6.3, 6.4 identisch. Die zulässige<br />

Kühlwassererwärmung beträgt 5 K. Die treibende Temperaturdifferenz zwischen Kühlwasser<br />

und Kanalwand soll 3 K betragen. Die Kühlkanaltiefe ist variabel.<br />

Aufgrund der ohnehin schon geringen Verlustleistung durch die Kühlung ist das Kühlen von<br />

mehr als einer Zelle pro Kühlzelle nur sinnvoll, wenn dadurch die volumetrische Leistungsdichte<br />

des Zellstapels erhöht wird. Als weitere Nebenbedingung wird daher eingeführt, dass die<br />

Gesamtlänge des Zellstapels nicht größer sein soll als die Länge des Stapels, bei dem hinter<br />

jeder Zelle eine 1 mm dicke Kühlzelle angeordnet ist (Auslegungsbeispiel 3, Kapitel 6.3). Unter<br />

der Annahme, dass die Dicke der 50 Einzelzellen konstant h<br />

EZ<br />

=4 mm beträgt, ergeben sich die<br />

Unterschiede in der Gesamtlänge des Stapels ausschließlich durch die Summe der Kühlzellendicke.<br />

Diese konservative Berechnung berücksichtigt nicht, dass die anodischen und kathodischen<br />

Bipolarplattenelemente aus einem Bauteil gefertigt werden können, wenn zwischen den<br />

benachbarten Zellen keine Kühlstruktur integriert ist. Bei gleicher Restwandstärke ist diese einzelne<br />

Bipolarplatte dünner.<br />

PVerlust,Kühl. / Pel [%]<br />

0,8<br />

0,75<br />

0,7<br />

0,65<br />

0,6<br />

0,55<br />

0,5<br />

0,45<br />

0,4<br />

prozentuale Verlustleistung<br />

volumetrische Leistungsdichte<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Zellen pro Kühlzelle<br />

1,00<br />

0,90<br />

0,80<br />

0,70<br />

0,60<br />

0,50<br />

0,40<br />

0,30<br />

0,20<br />

0,10<br />

0,00<br />

vol. Leistungsdichte [kW/l]<br />

Bild 6.8: Prozentuale Verlustleistung und volumetrische Leistungsdichte als Funktion der pro Kühlzelle<br />

gekühlten Einzelzellen<br />

In Bild 6.8 ist die prozentuale Verlustleistung durch die Kühlung über der Anzahl der pro<br />

Kühlzelle gekühlten Einzelzellen aufgetragen. Die geringste Verlustleistung liegt vor, wenn je<br />

zwei Zellen von einer Kühlzelle gekühlt werden. In den aus 50 Zellen bestehenden 5 kW Brennstoffzellenstapel<br />

sind demnach 25 Kühlzellen integriert. Im Vergleich zu dem Stapel, bei dem<br />

jede Zelle von einer 1mm dicken Kühlzelle gekühlt wird, kann die Verlustleistung um 15 % auf


130 6 Kühlung<br />

0,44 P el<br />

verringert werden. Gleichfalls steigt die volumetrische Leistungsdichte des Stapels von<br />

0,52 kW/l auf 0,6 kW/l. Unter den betrachteten Fällen erzielt der Stapel, in dem jede sechste<br />

Zelle gekühlt wird, die größte volumetrische Leistungsdichte. Im Vergleich zu der Referenz ist<br />

die Gesamtlänge dieses Zellstapels um 22 % kürzer, die Verlustleistung allerdings um 40 %<br />

höher.<br />

Die Ergebnisse aus Bild 6.8 verdeutlichen, dass die Wärmeabfuhr auch dann gewährleistet ist,<br />

wenn von einer Kühlzelle mehr als eine Einzelzelle gekühlt wird. Zu beachten ist allerdings,<br />

dass die Temperaturunterschiede zwischen der Membran und der Kühlkanalwand beziehungsweise<br />

zwischen den einzelnen Zellen möglichst gering sind.<br />

Mittels eines vereinfachenden Ansatzes wird die maximale Temperaturdifferenz zwischen der<br />

Kühlkanalwand und der am weitesten von der entsprechenden Kühlzelle entfernten Membran<br />

abgeschätzt. Der Ansatz basiert auf der Annahme einer eindimensionalen, normal zu der<br />

Membranebene gerichteten Wärmeleitung in ebenen Wänden mit Wärmequellen. Der Einfluss<br />

unterschiedlicher Zelltemperaturen auf das Wassermanagement und die Stromproduktion in<br />

den Zellen bleibt unberücksichtigt. Die abzuführende Wärmemenge ist für alle Zellen gleich<br />

groß.<br />

Für die maximale Temperaturdifferenz findet sich folgende Gleichung<br />

∆T<br />

Mem,max−KKW<br />

⎧<br />

⎪<br />

⎪<br />

⎪<br />

= ⎨<br />

⎪<br />

⎪<br />

⎪<br />

⎪<br />

⎩<br />

Qɺ<br />

A<br />

2<br />

Qɺ<br />

Kühl.<br />

A<br />

2<br />

Kühl.<br />

aktiv<br />

aktiv<br />

h<br />

⋅<br />

2<br />

⋅ λ<br />

h<br />

⋅<br />

2<br />

⋅ λ<br />

EZ<br />

EZ<br />

eff<br />

eff<br />

⎛<br />

⋅⎜<br />

⎝<br />

⎛<br />

⋅⎜<br />

⎝<br />

( N )<br />

EZ / KZ<br />

( N )<br />

4<br />

4<br />

EZ / KZ<br />

2<br />

2<br />

⎞<br />

+ 0,25⎟<br />

⎠<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

mit<br />

mit<br />

N<br />

N<br />

EZ / KZ<br />

EZ / KZ<br />

= 1,3,5,..<br />

=<br />

2, 4,6,...<br />

Gl. 6.24<br />

h<br />

EZ<br />

beschreibt die Höhe einer Einzelzelle, die sich aus der Summe der Bipolarplatten-, Diffusionsschicht-<br />

und Membrandicke ergibt. N /<br />

bezeichnet die Anzahl der von einer Kühlzelle<br />

EZ KZ<br />

gekühlten Einzelzellen. Als wärmeübertragende Fläche wird die Hälfte der durch das Flowfield<br />

strukturierten aktiven Fläche angesetzt. Für die effektive Wärmeleitfähigkeit λ<br />

eff<br />

gilt<br />

hEZ<br />

2 ⋅ h 2 ⋅ h<br />

BPP Diff hMem<br />

= + +<br />

Gl. 6.25<br />

λ λ λ λ<br />

eff<br />

BPP<br />

Diff<br />

Mem<br />

In Tabelle 6.5 sind die den Rechnungen zugrunde liegenden Materialstärken und Wärmeleitfähigkeiten<br />

der Zellkomponenten aufgelistet. Für die Wärmeleitfähigkeit der vollständig gesättigten<br />

Membran wird ein gemittelter Wert aus den Wärmeleitfähigkeiten von Wasser und PTFE<br />

angesetzt. Da in der Literatur keine belastbaren Werte für die Wärmeleitfähigkeit der vorliegenden<br />

Diffusions- und Katalysatorschicht vorhanden sind, wird nach [102] ein realistischer Wert<br />

von λ<br />

Diff<br />

=1,3 W/(m*K) abgeschätzt.


6.5 Berechnung der optimalen Kühlzellenanzahl in einem Zellstapel 131<br />

Tabelle 6.5: Materialstärken und Wärmeleitfähigkeiten der Zellkomponenten<br />

Materialstärke [mm] Wärmeleitfähigkeit [W/(m*K)]<br />

Bipolarplattenelement : 1,8 50<br />

Diffusions- + Katalysatorschicht : 0,18 1,3<br />

Membran : 0,04 0,5<br />

Unter Verwendung der in Tabelle 6.5 aufgeführten Werte ergibt sich eine Einzelzellhöhe von<br />

h<br />

EZ<br />

=4 mm und eine effektive Wärmeleitfähigkeit der Zelle von λ<br />

eff<br />

=9,3 W/(m*K). Bei Kühlung<br />

jeder Zelle beträgt der Temperaturunterschied zwischen Membran- und Kühlkanalwandtemperatur<br />

(Rippenfußtemperatur) circa 1 K. Der Temperaturunterschied steigt auf circa 17 K an,<br />

wenn nur nach jeder sechsten Zelle eine Kühlzelle angeordnet ist. Die Abhängigkeit der maximalen<br />

Temperatur (Gleichung 6.24) von der Kühlzellenanzahl im Stapel ist in Bild 6.9 aufgetragen.<br />

max. Temperaturdifferenz [K]<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Zellen pro Kühlzelle [-]<br />

Bild 6.9: Maximale Temperaturdifferenz in Abhängigkeit der pro Kühlzelle gekühlten Einzelzellen<br />

Bild 6.9 bestätigt, dass aufgrund der hohen effektiven Wärmeleitfähigkeit der Zellkomponenten<br />

die Kühlzellenanzahl kleiner als die Zellenanzahl ausgeführt werden kann. Im stationären<br />

Betrieb sind bei einer Betriebstemperatur von 70 °C die maximalen Temperaturen ausreichend<br />

weit von den zulässigen Materialgrenztemperaturen entfernt. Bei abrupten Lastwechseln<br />

besteht allerdings die Gefahr, dass unzulässig hohe Temperaturspitzen auftreten, wenn<br />

mehrere Zellen von einer Kühlzelle gekühlt werden. Temperaturdifferenzen zwischen den einzelnen<br />

Zellen von mehr als 4 K lassen erwarten, dass aufgrund der Unterschiede im Wassermanagement<br />

einzelne Zellen nicht im optimalen Betriebsbereich arbeiten.<br />

Auch im Hinblick auf die Verlustleistung wird daher unter den vorliegenden Betriebsbedingungen<br />

ein Zellaufbau empfohlen, bei dem nach jeder zweiten Zelle eine Kühlzelle angeordnet<br />

ist.


132 6 Kühlung<br />

6.6 Zusammenfassung<br />

Die bei der elektrochemischen Reaktion entstehende Wärmemenge kann in einem Brennstoffzellenstapel<br />

der 5 kW Klasse nicht alleine durch freie Konvektion und Enthalpieänderung der<br />

Reaktandenströme aus dem Zellstapel abgeführt werden. Eine aktive Kühlung des<br />

Stapels ist notwendig.<br />

Aus der Literatur bekannte Brennstoffzellen dieser Leistungsklasse zeigen sowohl luft- als auch<br />

wassergekühlte Zellstapelkonstruktionen. Bezüglich der durch die Kühlung bedingten Verlustleistung<br />

werden drei unterschiedliche Auslegungsbeispiele miteinander verglichen. Ein Auslegungsbeispiel<br />

sieht Luftkühlung vor, die anderen beiden Wasserkühlung. Die Verlustleistung<br />

setzt sich aus einem Anteil, der durch die Ohmschen Verluste bei der Leitung des Stroms durch<br />

die Kühlzellen bedingt ist, sowie einem Anteil, der durch die Förderung des Kühlmediums<br />

entsteht, zusammen. Bei vergleichbarer Verlustleistung zeigt sich, dass dem Vorteil eines<br />

einfacheren und möglicherweise kleineren Systems bei der Luftkühlung die große Temperaturspreizung<br />

der Kühlluft gegenübersteht. Die damit einhergehenden großen Temperaturgradienten<br />

in den Einzelzellen bedingen ein aufwendiges Wassermanagement. Nur durch eine optimal<br />

aufeinander angepasste Strömungsführung der Reaktandengase und der Kühlluft kann dem<br />

Rechnung getragen werden. Da die den Betrachtungen zugrunde liegende Mäander-Flowfieldstruktur<br />

der Reaktandengase diesen Ansprüchen nicht genügt, werden die wasserbasierten<br />

Kühlkonzepte favorisiert.<br />

Eine entwickelte Auslegungsroutine optimiert die Kühlzellengeometrie bezüglich der durch die<br />

Kühlung bedingten Verlustleistung. Diese Routine erlaubt neben der Betrachtung der strömungsbedingten<br />

und Ohmschen Verlustleistung auch eine Berücksichtigung wärmetechnischer<br />

Gesichtspunkte. Die Berechnungsansätze der Auslegungsroutine werden am Beispiel einer<br />

mäanderförmigen Kühlkanalstruktur erläutert. Für andere Kühlkanalstrukturen sind die Berechnungsansätze<br />

entsprechend anzupassen. Angewendet auf die obigen wassergekühlten<br />

Auslegungsbeispiele, kann die Verlustleistung unter den getroffenen Annahmen mit Hilfe der<br />

Auslegungsroutine um bis zu 64 % gesenkt werden.<br />

Ebenfalls kann mit der Auslegungsroutine die optimale Anzahl an Kühlzellen in einem Brennstoffzellenstapel<br />

ermittelt werden. Für den untersuchten 5 kW Zellstapel ergibt sich die geringste<br />

Verlustleistung, wenn nach jeder zweiten Einzelzelle eine Kühlzelle angeordnet ist. Eine<br />

Abschätzung lässt vermuten, dass die maximale Temperaturdifferenz von 2 K in diesem<br />

Zellstapel unkritisch für den optimalen Betrieb ist.<br />

Die Berechnungen zeigen, dass die durch die Kühlung entstehende Verlustleistung in einem<br />

wassergekühlten Zellstapel bezogen auf die produzierte elektrische Leistung mit


7 Befeuchtung<br />

Die in dieser Arbeit verwendeten Membranen basieren auf dem perfluorierten sulfonierten Ionomer<br />

Nafion ® . Die ionische Leitfähigkeit dieser Membranen hängt stark von ihrem Wassergehalt<br />

ab. Bevorzugt in den Zellbereichen, in denen die Reaktanden zugeführt werden, kann es zur lokalen<br />

Austrocknung der Membran kommen (siehe Kapitel 4.3.1). Um den dadurch bedingten erhöhten<br />

Widerständen und einer möglichen Membranschädigung vorzubeugen, müssen die Reaktanden<br />

vor dem Eintritt in die Zelle befeuchtet werden.<br />

7.1 Befeuchtungskonzepte<br />

Einen Überblick über unterschiedliche Befeuchtungskonzepte gibt Bild 7.1.<br />

Befeuchtungskonzepte<br />

Zerstäuber<br />

Bubbler<br />

Dampfbefeuchter<br />

Membranverfahren<br />

Regeneratoren<br />

mechanische<br />

Zerstäuber<br />

Ultraschallbefeuchter<br />

Eigendampfbefeuchter<br />

Druckdampfbefeuchter<br />

Einstoff-, Zweistoffdüsen<br />

Kapillar-/ Hohlfasermodul<br />

Flachmembranmodul<br />

Pervaporation<br />

Gaspermeation<br />

Pervaporation<br />

Gaspermeation<br />

Bild 7.1: Befeuchtungskonzepte<br />

Bei Zerstäubern wird mit Hilfe von Einstoff- und Zweistoffdüsen oder mechanischen Zerstäubern<br />

flüssiges Wasser zerstäubt und dem zu befeuchtenden Medium zugeführt. Die für die Verdampfung<br />

der Wassertropfen benötigte Verdampfungsenthalpie wird dem Medium entzogen.<br />

Aufgrund der geringen Wärmekapazitätsströme der Reaktandengase sind hohe Gastemperaturen<br />

notwendig, um die Verdampfungsenthalpie bereitstellen zu können. Der Einsatz von Zerstäubern<br />

ist daher nur in Kombination mit einem vorgeschalteten Kompressor in druckaufgeladenen<br />

Systemen sinnvoll. Dabei können Kompression und Befeuchtung in einem gemeinsamen<br />

Bauteil realisiert werden [103]. Die Befeuchtung dient gleichzeitig zur Kühlung der bei der<br />

Kompression erwärmten Gase vor dem Eintritt in die Brennstoffzelle. Die ebenfalls zu den Zerstäubern<br />

zählenden Ultraschallbefeuchter scheinen wegen der geringen Durchsätze nicht für<br />

den Einsatz in Brennstoffzellen geeignet.<br />

Ähnlich dem Prinzip einer Waschflasche wird in Bubblern das zu befeuchtende Medium durch<br />

einen mit Wasser gefüllten Behälter geleitet. Aufgrund der Lageabhängigkeit, dem begrenzten


134 7 Befeuchtung<br />

Reaktandendurchsatz sowie der Abhängigkeit von der Füllstandshöhe beschränkt sich der<br />

Einsatz von Bubblern in Brennstoffzellen auf Laboranwendungen.<br />

Die Dampfbefeuchter unterteilten sich in Druckdampf- und Eigendampfbefeuchter. Da der<br />

Dampf aufgrund der geringen Betriebstemperaturen nicht mit Hilfe des aus der Brennstoffzelle<br />

abgeführten Wärmestroms in ausreichendem Maße erzeugt werden kann, ist diese Art der<br />

Befeuchtung für Niedertemperaturbrennstoffzellen ungeeignet.<br />

Membranverfahren zur Befeuchtung der Reaktanden gliedern sich in Prozesse der Pervaporation<br />

und Gaspermeation. In beiden Prozessen kommen Lösungs-Diffusions-Membranen zum<br />

Einsatz. Bei der Pervaporation trennt die Membran flüssiges Wasser von dem gasförmigen<br />

Reaktandenstrom. Der Partialdruck des durch die Membran permeierenden Wassers ist kleiner<br />

als der zugehörige Sattdampfdruck, so dass das Wasser auf der Reaktandengasseite verdampft.<br />

Die hierzu notwendige Enthalpie wird dem flüssigen Wasser auf der anderen Membranseite<br />

entzogen. Bei der Gaspermeation liegen auf beiden Seiten der Membran gasförmige<br />

Medien vor. In einem solchen Befeuchter findet ein Wasser- und Wärmeaustausch zwischen<br />

dem trockenen in die Brennstoffzelle strömenden und dem feuchten aus der Brennstoffzelle<br />

strömenden Reaktandengas statt. Im Gegensatz zu den bisher vorgestellten Befeuchtungsarten<br />

kann bei der Gaspermeation das in dem Abgas enthaltene gasförmige Wasser zurück gewonnen<br />

werden, ohne dass es in einem Kondensator zuvor in den flüssigen Zustand überführt<br />

werden muss. Bei beiden Membranprozessen können die Befeuchter als Kapillar- oder Hohlfasermodul<br />

oder als Plattenmodul mit Flachmembran ausgeführt werden. Plattenmodule können<br />

direkt in die Brennstoffzellenstapel integriert werden, besitzen allerdings mit < 400 m²/m³<br />

eine geringe Packungsdichte. Kapillar- und Hohlfasermodule zeichnen sich mit < 1000 m²/m³<br />

beziehungsweise < 10000 m²/m³ durch eine deutlich höhere Packungsdichte aus [104, pp. 69].<br />

Auch bei Regeneratoren kann Wasser und Wärme direkt aus den Abgasströmen zurück gewonnen<br />

werden. Das in den Abgasströmen enthaltene Wasser adsorbiert an einer auf dem Rotor<br />

des Regenerators aufgebrachten Beschichtung aus beispielsweise Silcagel oder Zeolith und<br />

wird von dem trockenen Reaktandengas desorbiert [105]. Im Fall von druckaufgeladenen Systemen<br />

kann der Regenerator auch als Zwischenkühler für das komprimierte Gas dienen. Nachteilig<br />

an dieser Art der Befeuchtung ist, dass elektrische Energie für den Antrieb des Rotors<br />

benötigt wird. Ebenfalls muss die Langzeitstabilität der rotierenden Teile sowie der Rotorbeschichtung<br />

unter den in Brennstoffzellensystemen vorherrschenden Bedingungen nachgewiesen<br />

werden.<br />

Im Folgenden wird ein Befeuchtermodul mit Flachmembran experimentell charakterisiert. Das<br />

Modul wird sowohl als Pervaporations- als auch als Gaspermeationsbefeuchter betrieben. Die<br />

Ergebnisse der Charakterisierung dienen der Dimensionierung der Befeuchtereinheiten für<br />

einen 5 kW Brennstoffzellenstapel.


7.2 Membranverfahren 135<br />

7.2 Membranverfahren<br />

Bei den zur Befeuchtung der Reaktandengase in Brennstoffzellen eingesetzten Membranen<br />

handelt es sich um Lösungs-Diffusions-Membranen. In Lösungs-Diffusions-Membranen findet<br />

ein diffusionskontrollierter Stoffaustauschvorgang statt. Die Triebkraft des Transportmechanismus<br />

ist die Differenz des elektrochemischen Potentials zwischen beiden Seiten der Membran.<br />

Eine Beschreibung des Stofftransports in den Membranen erfolgt mit Hilfe des Lösungs-Diffusions-Modells<br />

[104, pp. 40], [106]. Das vorliegende Kapitel beschränkt sich auf die rein experimentelle<br />

Charakterisierung der Befeuchter. Aufbau und Geometrie des untersuchten Befeuchtermoduls<br />

entsprechen dem in Kapitel 3.1 beschriebenen Aufbau einer einzelnen Brennstoffzelle<br />

mit Mäanderströmungsstruktur. Anstelle der katalysatorbeschichteten Membran tritt eine<br />

unbeschichtete, 90 µm dicke Nafion ® -Membran. Die für den Wasseraustausch zur Verfügung<br />

stehende Membranfläche beträgt 244 cm².<br />

7.2.1 Experimentelle Charakterisierung des Pervaporationsbefeuchters<br />

In dem Pervaporationsbefeuchter trennt die quellfähige Polymermembran den zu befeuchtenden<br />

Gasraum von einem temperierten flüssigen Wasserkreislauf ab. Der Reaktandengasstrom<br />

ist im Folgenden als Permeat, das flüssige Wasser als Feed bezeichnet. Feed und Permeat<br />

werden im Gegenstrom zueinander zugeführt. Die Versuche beschränken sich auf Luft als Permeat.<br />

Luft wird dem Befeuchter getrocknet ( T Tau<br />

< -40 °C) bei Umgebungstemperatur zugeführt.<br />

Die Taupunkttemperatur des befeuchteten Permeats wird am Austritt des Befeuchters mit Hilfe<br />

eines Taupunktmessgerätes ermittelt. Der Messfehler der gemessenen Taupunkttemperatur der<br />

befeuchteten Luft wird mit ± 1 K abgeschätzt. Der Volumenstrom des flüssigen Wassers beträgt<br />

rund 1 l/min. Um Wärmeverluste an die Umgebung zu verringern, ist der Befeuchter thermisch<br />

isoliert. Eine detaillierte Beschreibung des Versuchsaufbaus findet sich in [107].<br />

In Bild 7.2 ist die Taupunkttemperatur des Permeats am Befeuchteraustritt in Abhängigkeit der<br />

Befeuchtertemperatur für unterschiedliche Gasvolumenströme und Betriebsdrücke dargestellt.<br />

Alle in diesem Kapitel bezeichneten Permeatvolumenströme sind auf trockene Luft unter<br />

Standardbedingungen (1 bar, 273 K) bezogen. Als Befeuchtertemperatur ist der Mittelwert aus<br />

Feedeintritts- und Feedaustrittstemperatur bezeichnet. Die Permeataustrittstemperatur liegt im<br />

Mittel um weniger als 2 K unter der Befeuchtertemperatur. Der maximale Temperaturunterschied<br />

zwischen Permeataustritts- und Befeuchtertemperatur tritt im Fall des größten Gasvolumenstroms<br />

bei der höchsten Befeuchtertemperatur auf und beträgt 6 K. Mit steigender Befeuchtertemperatur<br />

steigt der durch die Membran permeiierte Wassermassenstrom und somit die am<br />

Austritt des Permeats gemessene Taupunkttemperatur. Obwohl die erreichte Taupunkttemperatur<br />

des Permeats mit größer werdendem Gasvolumenstrom sinkt, steigt die übertragene<br />

Wassermenge. Der Grund dafür liegt in dem triebkraftverstärkenden Effekt eines geringeren<br />

mittleren permeatseitigen Wasserpartialdrucks. Des Weiteren bewirkt die höhere Strömungsgeschwindigkeit<br />

eine Verringerung der Konzentrationspolarisation. Eine permeatseitige Drucksteigerung<br />

führt zu deutlich erhöhten Permeattaupunkttemperaturen. Beispielsweise liegt bei<br />

einem Volumenstrom von 20 l/min und einer Befeuchtertemperatur von 70 °C die Taupunkttem-


136 7 Befeuchtung<br />

peratur des Permeats bei einem Betriebsdruck von 2 bar um 5 K über der bei Umgebungsdruck.<br />

Aufgrund der geringeren Strömungsgeschwindigkeit sowie einem höheren mittleren Wasserpartialdruck<br />

ist die übertragene Wassermenge allerdings bei gleichem Volumenstrom unter Standardbedingungen<br />

bei dem höheren Druck geringer.<br />

Taupunkttemperatur Permeataustritt [°C]<br />

90<br />

85<br />

80<br />

75<br />

70<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

5 l N<br />

/min (1 bar)<br />

10 l N<br />

/min (1 bar)<br />

15 l N<br />

/min (1 bar)<br />

20 l N<br />

/min (1 bar)<br />

polynom. Regression<br />

5 l N<br />

/min (2 bar)<br />

20 l N<br />

/min (2 bar)<br />

polynom. Regression<br />

relative Feuchte ϕ=80% (T BZ<br />

=T Befeuchter<br />

)<br />

40<br />

45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95<br />

Befeuchtertemperatur [°C]<br />

Bild 7.2: Abhängigkeit der Taupunkttemperatur des Permeats am Befeuchteraustritt als Funktion der<br />

Befeuchtertemperatur für unterschiedliche Permeatvolumenströme und Betriebsdrücke<br />

Der hohe Wärmekapazitätsstrom des flüssigen Wassers führt zu einer gleichmäßigen Temperaturverteilung<br />

in dem Befeuchtermodul. Die für den Phasenwechsel des permeierenden Wassers<br />

benötigte Verdampfungsenthalpie wird dem flüssigen Wasser entzogen und führt zu einer Temperatursenkung.<br />

Bei hohen Massenströmen permeierenden Wassers kann die Bereitstellung<br />

der Verdampfungsenthalpie eine Temperaturdifferenz des flüssigen Wasser zwischen Feedeintritt<br />

und –austritt von bis zu 5 K bewirken. Dies erklärt den degressiven Verlauf der Kurven in<br />

Bild 7.2, der besonders bei hohen Volumenströmen und Befeuchtertemperaturen zu beobachten<br />

ist. Dieser Effekt wird zusätzlich durch höhere Wärmeverluste an die Umgebung verstärkt.<br />

Die in Kapitel 4.3.1 auf Seite 74 geforderte minimale relative Feuchte der Reaktandengase<br />

beträgt ϕ ≥ 80 %. Bild 7.2 zeigt den Verlauf der dieser relativen Feuchte entsprechenden Taupunkttemperatur<br />

des Permeats in Abhängigkeit der Befeuchtertemperatur. Der Darstellung liegt<br />

die Annahme zugrunde, dass die Befeuchtertemperatur der Brennstoffzellentemperatur entspricht.<br />

Es zeigt sich, dass mit einer einzelnen Befeuchterzelle bei einem Volumenstrom von<br />

beispielsweise 20 l/min und einem Betriebsdruck von 2 bar die Brennstoffzellentemperatur<br />

maximal 81 °C betragen darf. Wird der Befeuchter beziehungsweise die Brennstoffzelle unter<br />

Umgebungsdruck betrieben, liegt bei gleichem Gasmassenstrom die zulässige Zelltemperatur<br />

bei nur 60 °C.


7.2 Membranverfahren 137<br />

40<br />

35<br />

relative Feuchte ϕ=80% (T BZ<br />

=T Befeuchter<br />

)<br />

Anzahl der Befeuchterzellen<br />

im Befeuchtermodul [-]<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

1 bar<br />

Luft<br />

Wasserstoff<br />

2 bar<br />

0<br />

55 60 65 70 75 80 85 90<br />

Brennstoffzellentemperatur [°C]<br />

Bild 7.3: Anzahl der Befeuchterzellen für einen 5 kW Stapel in Abhängigkeit der Betriebstemperatur<br />

Der vorliegende Flachmembranbefeuchter ist modular aufgebaut, so dass mehrere Befeuchterzellen<br />

zu einem Befeuchtermodul verschaltet werden können. Der Aufbau des Moduls ist dem<br />

der Brennstoffzelle ähnlich. Die einzelnen Befeuchterzellen werden parallel durchströmt. Am<br />

Beispiel des in Kapitel 6.1 beschriebenen 5 kW Zellstapels erfolgt für den Auslegungspunkt die<br />

Bestimmung der benötigten Anzahl an Befeuchterzellen in Abhängigkeit der Brennstoffzellentemperatur.<br />

Die Berechnungen erfolgen für einen Luft- und Wasserstoffstöchiometriekoeffizienten<br />

von 2 beziehungsweise 1,1. Unter Standardbedingungen entspricht dies Volumenströmen<br />

von 240 l/min beziehungsweise 56 l/min. Unter der Annahme, dass die Befeuchtercharakteristik<br />

für Luft und Wasserstoff gleich ist, ergibt sich Bild 7.3. Beispielweise werden bei einer<br />

Brennstoffzellentemperatur von 70 °C und einem Betriebsdruck von 1 bar 18 Befeuchterzellen<br />

mit einer Fläche von jeweils 244 cm² zur Befeuchtung der Luft benötigt. Die Anzahl der Befeuchterzellen<br />

verringert sich auf 9, wenn der Betriebsdruck auf 2 bar erhöht wird.<br />

Der zur Brennstoffzellenkühlung eingesetzte Kühlwasserkreislauf kann als Feedstrom in dem<br />

Befeuchtermodul dienen. Für das obige Beispiel liegt die zur Verdampfung des permeierenden<br />

Wassers benötigte Verdampfungsenthalpie von maximal 2,6 kW deutlich unter dem vom Kühlwasser<br />

aus der Brennstoffzelle abgeführten Wärmestrom von rund 5,5 kW.<br />

7.2.2 Experimentelle Charakterisierung des Gaspermeationsbefeuchters<br />

Der Aufbau des Gaspermeationsbefeuchters entspricht dem des Pervaporationsbefeuchters.<br />

Anstelle des flüssigen Wasserkreislaufs kommt bei der Gaspermeation gesättigte Luft als Feed<br />

zum Einsatz. Bei den Versuchen entspricht der Volumenstrom der trockenen Luft des Feeds<br />

dem des Permeats. Die Taupunkttemperatur des befeuchteten Permeats wird am Austritt des<br />

Befeuchters mit Hilfe eines Taupunktmessgerätes ermittelt. Der Messfehler der gemessenen


138 7 Befeuchtung<br />

Taupunkttemperatur der befeuchteten Luft wird mit ± 2 K abgeschätzt. Aus apparatetechnischen<br />

Gründen sind ausschließlich Messungen bei Umgebungsdruck möglich. Der nur begrenzt<br />

zur Verfügung stehende Volumenstrom gesättigter Luft beschränkt die Experimente im Punkt<br />

maximalen Luftvolumenstroms auf eine Feedeintrittstemperatur von circa 63 °C. [107] gibt eine<br />

detaillierte Beschreibung des Versuchsaufbaus.<br />

80<br />

Taupunkttemperatur Permeataustritt [°C]<br />

75<br />

70<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

5 l N /min<br />

15 l N/min<br />

30 l N/min<br />

relative Feuchte ϕ=80% (T BZ =T Befeuchter )<br />

polynomische<br />

Regressionsfunktionen<br />

30<br />

50 55 60 65 70 75 80 85<br />

Feedeintrittstemperatur [°C]<br />

Bild 7.4: Abhängigkeit der Taupunkttemperatur des Permeats am Befeuchteraustritt als Funktion der<br />

Feedeintrittstemperatur für unterschiedliche Permeatvolumenströme<br />

In Bild 7.4 ist die gemessene Taupunkttemperatur am Permeataustritt in Abhängigkeit der Feedeintrittstemperatur<br />

aufgetragen. Ähnlich der Pervaporation steigt mit steigender Befeuchtertemperatur<br />

die Taupunkttemperatur des Permeats. Mit größer werdendem Gasvolumenstrom sinkt<br />

die erreichte Taupunkttemperatur. Ein Vergleich zwischen Pervaporation und Gaspermeation<br />

zeigt, dass bei der Gaspermeation die Permeattaupunkttemperaturen bei gleichem Volumenstrom<br />

und gleicher Feedtemperatur deutlich niedriger liegen. Beispielsweise liegt bei einem<br />

Volumenstrom von 5 l/min und einer Feedeintrittstemperatur von 70 °C die Taupunkttemperatur<br />

bei der Gaspermeation um über 10 K unter der der Pervaporation.<br />

Im betrachteten Feedtemperaturbereich ist der progressive Verlauf der Abhängigkeit der Taupunkttemperatur<br />

bei konstantem Volumenstrom auf zunehmende Wärmeverluste an die Umgebung<br />

zurückzuführen. Dies bedingt eine verstärkte Kondensation des gasförmigen Wassers im<br />

Feedgas. Somit liegt eine Mischform aus Gaspermeation und Pervaporation vor, die durch einen<br />

höheren übertragenen Wassermassenstrom zu einer gesteigerten Befeuchterleistung führt.<br />

Wird die Kathodenabluft zur Wasser- und Wärmerückgewinnung als Feed verwendet, wird nicht<br />

die auf die Brennstoffzellentemperatur bezogene minimale relative Feuchte der Reaktanden<br />

von 80 % erreicht. Um am Brennstoffzelleneintritt dennoch die geforderte Feuchte der Reaktanden<br />

zu erreichen, müssen diese demnach bei einer Temperatur zugeführt werden, die unterhalb<br />

der Brennstoffzellentemperatur liegt. Dies führt zu einer inhomogenen Temperaturverteilung in<br />

der Brennstoffzelle.


7.3 Zusammenfassung 139<br />

7.3 Zusammenfassung<br />

Die ionische Leitfähigkeit der in den Brennstoffzellen verwendeten Membranen hängt stark von<br />

ihrem Wassergehalt ab. Um erhöhten ohmschen Verlusten und einer möglichen Membranschädigung<br />

vorzubeugen, müssen die Reaktanden vor dem Eintritt in die Zelle befeuchtet werden.<br />

Eine experimentelle Charakterisierung eines Membranbefeuchtermoduls zeigt, dass sich Membranverfahren<br />

zur Befeuchtung der Reaktandengase in PEFCs als besonders geeignet erweisen.<br />

Das Befeuchtermodul wird sowohl als Pervaporations- als auch als Gaspermeationsbefeuchter<br />

betrieben. Aufbau und Geometrie des untersuchten Moduls entsprechen dem in Kapitel<br />

3.1 beschriebenen Aufbau einer einzelnen Brennstoffzelle mit Mäander-Strömungsstruktur.<br />

Anstelle der katalysatorbeschichteten Membran tritt eine unbeschichtete, 90 µm dicke Nafion ® -<br />

Membran. Die für den Wasseraustausch zur Verfügung stehende Membranfläche beträgt<br />

244 cm².<br />

Wird das Modul als Pervaporationsbefeuchter betrieben, zeigt sich, dass die Austrittstemperatur<br />

des befeuchteten Reaktandengases ungefähr der Befeuchtertemperatur entspricht. Die permeierte<br />

Wassermenge nimmt mit größer werdendem Gasvolumenstrom und steigender Befeuchtertemperatur<br />

zu. Eine Drucksteigerung führt zu deutlich erhöhten Taupunkttemperaturen der<br />

Reaktanden am Austritt des Befeuchters. Am Beispiel des in Kapitel 6.1 beschriebenen 5 kW<br />

Zellstapels wird für zwei unterschiedliche Betriebsdrücke die Anzahl der benötigten Befeuchterzellen<br />

in Abhängigkeit von der Brennstoffzellentemperatur präsentiert. Beispielweise werden bei<br />

einer Brennstoffzellentemperatur von 70 °C und einem Betriebsdruck von 1 bar 5 Befeuchterzellen<br />

mit einer Fläche von jeweils 244 cm² zur Befeuchtung des Wasserstoffs benötigt. Die<br />

Anzahl der Befeuchterzellen verringert sich auf 3, wenn der Betriebsdruck auf 2 bar erhöht wird.<br />

Da die Befeuchterzellen und die Brennstoffzellen baugleich sind, wird empfohlen, die anodenseitigen<br />

Befeuchterzellen in den Brennstoffzellenstapel zu integrieren. Die Speisung der<br />

Befeuchterzellen erfolgt über das nach dem Durchfluss durch den Zellstapel erwärmte Kühlmedium.<br />

Ein positiver Nebeneffekt dieser verfahrenstechnischen Verschaltung ist, dass die<br />

Erwärmung und Befeuchtung des Wasserstoffs dem Kühlmedium Wärme entzieht. Aus diesem<br />

Grund kann der Wärmeübertrager zur Abfuhr der Reaktionswärme an die Umgebung kleiner<br />

ausgeführt werden.<br />

Eine Möglichkeit, die Befeuchtung der Reaktanden ohne Kreislauf mit flüssigem Wasser zu<br />

realisieren, bietet die Gaspermeation. Hier findet ein Wasser- und Wärmeaustausch zwischen<br />

dem trockenen in die Brennstoffzelle strömenden und dem feuchten aus der Brennstoffzelle<br />

strömenden Reaktandengas statt. Die Charakterisierung des Gaspermeationsbefeuchtermoduls<br />

zeigt, dass die geforderte Wassermenge nicht mit dem vorliegenden Flachmembranmodul übertragen<br />

werden kann. Zur Befeuchtung des Oxidans wird daher die Verwendung eines Kapillaroder<br />

Hohlfaserbefeuchtermoduls empfohlen. Diese Module besitzen im Vergleich zu Flachmembranbefeuchtern<br />

eine um ungefähr eine Größenordnung größere Packungsdichte. Des<br />

Weiteren besteht die Möglichkeit, auch das Oxidans mit Hilfe eines über den Kühlwasserkreislauf<br />

gespeisten Pervaporationsbefeuchters zu befeuchten.


8 Betrachtung eines PEFC-Systems der 5 kW-Klasse<br />

Aufbauend auf den Ergebnissen der vorherigen Kapitel werden nachfolgend weitere Auslegungsaspekte<br />

aus einer Systembetrachtung abgeleitet. Die rein theoretische Betrachtung eines<br />

PEFC-Systems der 5 kW Klasse beschränkt sich auf die Untersuchung des Einflusses einer<br />

Änderung des Betriebsdrucks auf die Systemleistung. Eine Kostenanalyse und Untersuchungen<br />

zum Bauteilvolumen und –gewicht sowie der Verfügbarkeit der beschriebenen Komponenten<br />

sind nicht Gegenstand der Betrachtung.<br />

8.1 Betrachtete Systemkonzepte<br />

Als Anwendung für das PEFC-System wird der Einsatz als Hilfsstromaggregat ausgewählt. Der<br />

aus dem System abgeführte Wärmestrom wird ungenutzt an die Umgebung abgegeben. Laut<br />

Vorgabe soll das Hilfsstromaggregat wasserautark arbeiten. Aus diesem Grund muss das für<br />

die Befeuchtung der Reaktandengase vor dem Eintritt in die Brennstoffzelle benötigte Wasser<br />

mit Hilfe geeigneter Systemkomponenten aus den Abgasen zurück gewonnen werden. Bild 8.1<br />

zeigt die Systemfließbilder der untersuchten Systemkonzepte.<br />

Bei allen untersuchten Systemkonzepten ist der Wasserstoff in einem Drucktank gespeichert.<br />

Der für die elektrochemische Reaktion benötigte Sauerstoff wird der Umgebungsluft entzogen.<br />

Ein Verdichter verdichtet die Luft auf den geforderten Systemdruck. Um die erforderliche elektrische<br />

Antriebsleistung des Verdichters zu verringern, kann optional ein Expander im Abgasstrang<br />

integriert werden. Die Brennstoffzellenstacks werden über einen Kühlwasserkreislauf gekühlt.<br />

Entsprechend der Empfehlung aus Kapitel 7.3 kommt zur Befeuchtung des Wasserstoffs<br />

ein über das Kühlwasser gespeister Pervaporationsbefeuchter zum Einsatz. Die Befeuchtung<br />

der verdichteten Luft kann entweder mittels Pervaporation, Gaspermeation oder Wassereinspritzung<br />

realisiert werden. Aufgrund ihrer hohen Packungsdichte finden bei den beiden membranbasierten<br />

Befeuchterkonzepten Hohlfasermodule Verwendung. Um die Membranbefeuchter<br />

sowie die Brennstoffzelle vor zu hohen Gaseintrittstemperaturen zu schützen, kann optional<br />

ein Zwischenkühler zwischen Verdichter und Befeuchter angeordnet werden.<br />

Erfolgt die Befeuchtung mittels Pervaporation oder Wassereinspritzung wird das dazu benötigte<br />

Wasser ausschließlich mit Hilfe von Kondensatabscheidern aus dem anoden- und kathodenseitigen<br />

Abgasstrom zurück gewonnen. Im Fall der Gaspermeation findet ein Wasser- und<br />

Wärmeaustausch zwischen dem trockenen in die Brennstoffzelle strömenden und dem feuchten<br />

aus der Brennstoffzelle austretenden Reaktandengas statt.


8.2 Modellannahmen 141<br />

Optionale<br />

Systemkomponenten<br />

Verdichter<br />

Zwischenkühler<br />

Gaspermeationsbefeuchter<br />

PEFC<br />

Expander<br />

Luft<br />

Kathode<br />

H 2 -Speicher<br />

MEA<br />

Anode<br />

Kondensatabscheider<br />

a)<br />

Abwärme<br />

Pervaporationsbefeuchter<br />

Kühlung<br />

Kühlwasserkreislauf<br />

Verdichter<br />

Zwischenkühler<br />

Pervaporationsbefeuchter<br />

PEFC<br />

Expander<br />

Luft<br />

Kathode<br />

H 2 -Speicher<br />

MEA<br />

Anode<br />

Kondensatabscheider<br />

b)<br />

Abwärme<br />

Pervaporationsbefeuchter<br />

Kühlung<br />

Kühlwasserkreislauf<br />

Zerstäuber<br />

Verdichter<br />

Zwischenkühler<br />

PEFC<br />

Expander<br />

Luft<br />

Kathode<br />

MEA<br />

Kondensatabscheider<br />

H 2 -Speicher<br />

Anode<br />

c)<br />

Abwärme<br />

Pervaporationsbefeuchter<br />

Kühlung<br />

Kühlwasserkreislauf<br />

Bild 8.1: Prozessfließbilder der untersuchten Systemvarianten mit unterschiedlichen kathodenseitigen<br />

Befeuchtungskonzepten: a) Gaspermeation, b) Pervaporation, c) Wassereinspritzung<br />

8.2 Modellannahmen<br />

Das vorliegende Kapitel beschreibt Modellannahmen und vereinfachende Abschätzungen, die<br />

den Berechnungen zugrunde liegen.<br />

In das betrachtete Hilfsstromaggregat ist ein aus 50 Zellen bestehender Brennstoffzellenstapel<br />

integriert. Aufbau und Geometrie der Einzelzellen entsprechen den in Kapitel 3.1 beschriebenen


142 8 Betrachtung eines PEFC-Systems der 5 kW-Klasse<br />

Zellen mit Mäander-Strömungsstruktur. Bei einer aktiven Fläche von 244 cm² pro Zelle beträgt<br />

im Nennlastpunkt von 5 kW die flächenspezifische Leistung 0,41 W/cm². Die untersuchten Betriebsbedingungen<br />

lauten:<br />

- Betriebsdruck (Druck am Brennstoffzelleneintritt): p =1,1 – 3,8 bar<br />

- Brennstoffzellentemperatur: T<br />

BZ<br />

=70 °C<br />

- Stöchiometriekoeffizienten: λ<br />

Luft<br />

=2, λ<br />

H 2<br />

=1,1<br />

- Stromdichte: 0,64 A/cm²<br />

Als Referenzbetriebsdruck wird ein Druck am Eintritt in die Brennstoffzelle von 2 bar ausgewählt.<br />

Die Zellcharakterisierung in Kapitel 4.2.2 hat gezeigt, dass die vorliegenden Einzelzellen<br />

bei diesem Druck die geforderte flächenspezifische Leistung bei einer Zellspannung von rund<br />

640 mV erreichen. Die Änderung der Zellspannung beziehungsweise der Leistung bei Variation<br />

des Betriebsdrucks wird mit Hilfe des Q1D-Ansatzes aus Kapitel 2.2.2 ermittelt. Die benötigten<br />

Modellparameter werden aus den in Kapitel 4.2.2 vorgestellten Experimenten gewonnen.<br />

Für die Verdichterleitung gilt<br />

P<br />

Verd .<br />

γ −1<br />

⎡ ⎤<br />

T1.<br />

⎢⎛<br />

p ⎞ γ<br />

2<br />

= mɺ ⋅ ⋅<br />

⋅ −<br />

⎥<br />

⎢<br />

⎜<br />

⎟<br />

Luft<br />

c<br />

p<br />

1<br />

Gl. 8.1<br />

Luft<br />

η ⋅<br />

⎥<br />

Verd ., is<br />

ηVerd<br />

., T<br />

⎢<br />

⎝ p1<br />

⎠<br />

⎣ ⎥⎦<br />

Mit 1 ist der Zustand vor dem Verdichter, mit 2 der Zustand nach dem Verdichter bezeichnet.<br />

Zustand 1 entspricht dem Umgebungszustand bei 1 bar und 15 °C. γ bezeichnet den Isentropenexponent,<br />

η<br />

Verd., is<br />

den isentropen Wirkungsgrad. η<br />

Verd., T<br />

umfasst den mechanischen Wirkungsgrad<br />

und den Motorwirkungsgrad des Verdichters. Über den gesamten betrachteten<br />

Druckbereich ist der Verdichterwirkungsgrad konstant. Es erfolgt keine Unterscheidung<br />

zwischen verschiedenen Verdichterbauarten. Bei den Berechnungen beträgt η<br />

Verd., is<br />

=0,7 und<br />

η =0,7.<br />

Verd.,T<br />

Die mit Hilfe des Expanders aus dem Kathodenabgas zurück gewonnene Leistung ist gegeben<br />

durch<br />

γ −1<br />

⎡ ⎤<br />

( )<br />

⎢⎛<br />

p ⎞ γ<br />

2<br />

P = − mɺ ⋅ ⋅ ⋅ ⋅ ⋅ −<br />

⎥<br />

⎢<br />

⎜<br />

⎟<br />

Exp<br />

c<br />

p<br />

T1.<br />

η<br />

.,<br />

η<br />

.,<br />

1<br />

1 Exp is Exp T<br />

Gl. 8.2<br />

⎥<br />

⎢<br />

⎝ p1<br />

⎠<br />

⎣ ⎥⎦<br />

η<br />

Exp.,T<br />

umfasst neben dem mechanischen Wirkungsgrad alle weiteren äußeren Verluste. Die<br />

Expanderwirkungsgrade werden angenommen als η<br />

Exp., is<br />

=0,7 und η<br />

Exp., T<br />

=0,9.<br />

Wasserabscheider sind anoden- und kathodenseitig hinter dem Brennstoffzellenstapel angeordnet.<br />

Vereinfachend wird angenommen, dass unabhängig vom Volumenstrom 90 % des in den<br />

Gasströmen enthaltenen flüssigen Wassers abgeschieden wird. Abhängig vom gewählten<br />

Befeuchtungskonzept wird das abgeschiedene flüssige Wasser dem Kühlwasserkreislauf oder<br />

einem Zerstäuber zugeführt.


8.3 Ergebnisse der Systembetrachtung 143<br />

Die Reaktandengase werden der Brennstoffzelle bei Betriebstemperatur des Zellstapels zugeführt.<br />

Die Betriebstemperatur entspricht zugleich der Reaktandenaustrittstemperatur. Die<br />

relative Feuchte der Reaktandengase beträgt entsprechend der Forderung aus Kapitel 4.3.1 am<br />

Zelleneintritt 80 %. Die zur Befeuchtung der Reaktandengase eingesetzten unterschiedlichen<br />

Befeuchtungsmodule werden nicht hinsichtlich der Baugröße ausgelegt. Es wird angenommen,<br />

dass die Befeuchter so dimensioniert sind, dass die Befeuchtung in gewünschtem Maße erfolgen<br />

kann.<br />

Die kathodenseitigen Druckverluste in dem betrachteten System setzen sich aus Druckverlusten<br />

im Brennstoffzellenstapel, Befeuchter, Kondensatabscheider und Rohrleitungssystem zusammen.<br />

Die Druckverluste im Brennstoffzellenstapel sind in Abhängigkeit des Volumenstroms<br />

für unterschiedliche Betriebsdrücke experimentell ermittelt worden (vergleiche Bild 5.7). In den<br />

Hohlfasermodulbefeuchtern wird der Druckverlust nach [108] abgeschätzt. Vereinfachend wird<br />

für die Druckverluste im Kondensatabscheider und im Rohrleitungssystem angenommen, dass<br />

diese zusammen genau so groß sind wie die in der Brennstoffzelle.<br />

Bei einer nach Kapitel 6.4 und 6.5 optimierten Auslegung der Kühlzellen für den 5 kW Zellstapel<br />

ist die durch die Kühlung bedingte Verlustleistung kleiner als 1 % der elektrischen Leistung des<br />

Stapels. Die Pumpleistung der Kühlwasserpumpe wird daher bei der Systembetrachtung<br />

vernachlässigt. Die über den Kühlwasserkreislauf aus dem Zellstapel ausgetragene Wärme wird<br />

über einen Wärmeübertrager an die Umgebung abgeführt. Die benötigte Lüfterleistung zur<br />

Förderung des Kühlluftvolumenstroms wird mit weniger als 1 % der elektrischen Stapelleistung<br />

abgeschätzt und bleibt daher ebenfalls bei der Systembetrachtung unberücksichtigt.<br />

8.3 Ergebnisse der Systembetrachtung<br />

Unter den in Kapitel 8.2 getroffenen Modellannahmen wird für die drei in Bild 8.1 gezeigten<br />

Systemkonzepte die Abhängigkeit der Systemleistung vom Betriebsdruck untersucht. Die Ergebnisse<br />

sind in Bild 8.2 dargestellt. Aufgetragen ist die prozentuale Änderung der Systemleistung<br />

als Funktion des Betriebsdrucks. Die Leistungsänderung ist auf ein System ohne Expander<br />

bezogen, dass bei Referenzbetriebsdruck von 2 bar mit einem isentropen Verdichterwirkungsgrad<br />

von η =0,7 arbeitet. Die drei Systeme unterscheiden sich trotz unterschied-<br />

Verd., is<br />

licher kathodenseitiger Befeuchtungskonzepte bezüglich der Systemdruckverluste und somit<br />

der Systemleistung nur geringfügig. Aus diesem Grund ist in Bild 8.2 nur eine Abhängigkeit<br />

gezeigt, die für alle drei Konzepte gültig ist.


144 8 Betrachtung eines PEFC-Systems der 5 kW-Klasse<br />

15<br />

Leistungsänderung bezogen auf Systemleistung<br />

bei p=2bar, =0,7 (ohne Expander) [%]<br />

ηis<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

Gaspermeation<br />

Gaspermeation<br />

oder<br />

Pervaporation<br />

1 1,5 2 2,5 3 3,5 4<br />

Verdichter =0,7<br />

η is<br />

Verdichter =0,6<br />

η is<br />

Verdichter/Expander =0,7<br />

η is<br />

Betriebsdruck [bar]<br />

Gaspermeation<br />

oder<br />

Pervaporation<br />

oder<br />

Einspritzung<br />

Bild 8.2: Änderung der Systemleistung als Funktion des Betriebsdrucks<br />

Definitionsgemäß ist die Leistungsänderung bei 2 bar Referenzbetriebsdruck gleich null. In<br />

diesem Punkt liefert der Zellstapel eine elektrische Leistung von 5 kW. Der Verdichter benötigt<br />

eine Leistung von rund 750 W, um die trockene Kathodenluft zu verdichten. Die Systemleistung<br />

beträgt demnach rund 4,25 kW. Die kathodenseitigen Druckverluste im Gesamtsystem sind<br />

kleiner als 50 mbar. Die stetig über den betrachteten Betriebsdruckbereich abfallende Kurve<br />

zeigt, dass mit steigendem Druck die aufzuwendende Verdichterleistung stärker zunimmt als die<br />

Brennstoffzellenleistung. Die maximale Systemleistung liegt bei einem Betriebsdruck von<br />

1,1 bar vor. In diesem Punkt betragen die elektrische Leistung des Zellstapels knapp 4,8 kW<br />

und die Systemdruckverluste rund 100 mbar. Im Vergleich zu dem Referenzpunkt ist die<br />

Systemleistung mit 4,6 kW um rund 9 % höher.<br />

Den großen Einfluss des isentropen Verdichterwirkungsgrades auf die Systemleistung verdeutlicht<br />

die dargestellte Abhängigkeit für η<br />

Verd., is<br />

=0,6. Bereits bei 2 bar Betriebsdruck liegt die<br />

Systemleistung um 3 % unter der Referenzsystemleistung mit η =0,7.<br />

Verd., is<br />

Derzeit sind Expander für die vorliegende Leistungsklasse nur als Sonderanfertigungen verfügbar.<br />

Um dennoch das Leistungspotential eines Systems mit Verdichter-Expander-Einheit aufzuzeigen,<br />

ist in Bild 8.2 die Leistungsabhängigkeit eines solchen Systems vom Betriebsdruck dargestellt.<br />

Der Einsatz eines Expanders zeigt bezüglich der Systemleistung besonders bei hohen<br />

Betriebsdrücken Vorteile. Beispielsweise kann die Systemleistung im Referenzpunkt durch den<br />

Einsatz eines Expanders um 5 % erhöht werden.<br />

Die geforderte relative Feuchte der Reaktandengase am Eintritt in den Zellstapel beträgt 80 %.<br />

Verd., is<br />

Laut Vorgabe soll das betrachtete Brennstoffzellensystem wasserautark arbeiten. In Bild 8.2<br />

sind für das System mit isentropem Verdichterwirkungsgrad von η =0,7 die Gebiete gekennzeichnet,<br />

die mit dem vorliegenden kathodenseitigen Befeuchtungskonzept einen wasser-


8.4 Zusammenfassung 145<br />

autarken Systembetrieb erlauben. Ohne Einsatz eines zusätzlichen Kondensators ist ein<br />

wasserautarker Betrieb bis zu einem Betriebsdruck von ungefähr 1,8 bar nur durch die Verwendung<br />

eines Gaspermeationsbefeuchters zu erzielen. Oberhalb von 1,8 bar ist die von den<br />

Wasserabscheidern aus den Abgasen abgeschiedene Wassermenge größer als die zur Befeuchtung<br />

der Reaktandengase benötigte Wassermenge. Ab diesem Betriebsdruck ist somit<br />

eine auf Pervaporation basierende Befeuchtung möglich. Ein Vorteil dieser Variante ist, dass<br />

dem Kühlwasser bei der Befeuchtung Wärme entzogen wird, so dass der Wärmeübertrager zur<br />

Umgebung entsprechend kleiner dimensioniert werden kann. Kommen oberhalb eines Betriebsdruck<br />

von rund 2,2 bar Membranbefeuchter zum Einsatz, ist nach dem Verdichter eine<br />

Zwischenkühlung vorzusehen. Die Kühlung der verdichteten Luft ist notwendig, da ab diesem<br />

Druck die Lufttemperatur die für Membranbefeuchter zulässige Temperatur von rund 120 °C<br />

überschreitet [108]. Ab einem Betriebsdruck von rund 3 bar ist die Enthalpie des trockenen<br />

Luftmassenstroms theoretisch groß genug, um die Verdampfungsenthalpie zur Befeuchtung der<br />

Luft bereit zu stellen. Oberhalb dieses Drucks kann mittels eines Zerstäubers die zur kathodenseitigen<br />

Befeuchtung benötigte Wassermenge in den Luftmassenstrom eingespritzt werden.<br />

8.4 Zusammenfassung<br />

Die vorliegende Systembetrachtung untersucht für unterschiedliche Systemkonzepte den Einfluss<br />

einer Änderung des Betriebsdrucks auf die Systemleistung. Die Systemkonzepte unterscheiden<br />

sich in der kathodenseitigen Befeuchtungsart. Unterschieden wird zwischen Pervaporation,<br />

Gaspermeation und Wassereinspritzung.<br />

Es zeigt sich, dass mit steigendem Betriebsdruck die aufzuwendende Verdichterleistung stärker<br />

zunimmt als die Brennstoffzellenleistung. Aus diesem Grund sinkt die Systemleistung mit steigendem<br />

Betriebsdruck. Die maximale Systemleistung liegt bei einem Betriebsdruck von 1,1 bar<br />

vor. Sie beträgt in diesem Punkt rund 4,6 kW und liegt um rund 9 % über der Leistung eines<br />

Systems mit 2 bar Betriebsdruck.<br />

Die geforderte relative Feuchte der Reaktandengase am Eintritt in den Zellstapel beträgt 80 %.<br />

Für die unterschiedlichen Befeuchtungskonzepte werden Betriebsdruckbereiche identifiziert, in<br />

denen unter dem jeweils vorliegenden Systemaufbau ein wasserautarker Betrieb möglich ist.<br />

Unter den getroffenen Annahmen ist unterhalb eines Betriebsdrucks von 1,8 bar ein wasserautarker<br />

Betrieb nur durch die Verwendung eines Gaspermeationsbefeuchters zu erzielen. Ab<br />

einem Betriebsdruck von 1,8 bar kann die Befeuchtung mittels Pervaporation realisiert werden.<br />

Oberhalb eines Betriebsdrucks von rund 3 bar kann die Befeuchtung unter Verwendung eines<br />

Zerstäubers erfolgen, der flüssiges Wasser in das trockene Kathodengas einspritzt. Die<br />

Systemvariante mit einer über Zerstäuber realisierten Befeuchtung erscheint allerdings aufgrund<br />

der großen Verlustleistung durch den Verdichter als ungeeignet.


9 Konstruktive Bauteiloptimierung<br />

9.1 Endplattendesign<br />

Einzelzellen sowie Zellstapel werden von Endplatten umfasst (Bild 9.1). Die Aufgabe der Endplatten<br />

besteht darin, die benötigte Anpresskraft für die Dichtungen aufzubringen und die Zellen<br />

so zu verpressen, dass ein guter elektrischer Kontakt bei gleichzeitig geringen Übergangswiderständen<br />

zwischen den Komponenten der Zelle besteht. Die über die Endplatten eingeleitete<br />

Kraft soll dabei zu einer möglichst gleichmäßigen Anpressdruckverteilung in den Zellen führen.<br />

Über die Endplatten kann des Weiteren die Medienzufuhr und –abfuhr und der Stromabgriff realisiert<br />

werden.<br />

Zuganker<br />

Zellenstapel<br />

Medienzu-,<br />

-abfuhr<br />

Endplatte<br />

Bild 9.1: Schematische Darstellung eines Brennstoffzellenstacks<br />

Einen Überblick über unterschiedliche Endplattenkonzepte gibt [29]. Bevorzugt kommen in<br />

Brennstoffzellen ebene unverrippte oder verrippte, metallische Endplatten zum Einsatz. Endplatten<br />

werden mittels Zugankern (siehe Bild 9.1), Spanngurten oder Klammersystemen verspannt.<br />

Um thermale und hygroskopische Lasten im Stackbetrieb auszugleichen, wird die Verspannung<br />

entsprechend elastisch ausgeführt. Dies kann zum Beispiel durch den Einsatz von<br />

Federpakten oder besonders dehnfähigen Materialien geschehen.<br />

Stehen die Endplatten in Kontakt mit den Reaktanden, ist sicherzustellen, dass die Endplatten<br />

nicht korrodieren und dass keine die Zelle schädigenden Metallionen in den Stack gelangen.<br />

Werden die Endplatten zur Stromableitung aus dem Stack genutzt, muss der Endplattenwerkstoff<br />

gut elektrisch leitend sein und einen geringen elektrischen Übergangswiderstand zu dem<br />

angrenzenden Zellstapel aufweisen.<br />

In diesem Kapitel werden verschiedene Endplattenwerkstoffe und -geometrien hinsichtlich ihres<br />

Bauvolumens und Bauteilgewichtes bewertet. Zunächst wird in einem ersten Schritt geklärt, wie<br />

sich eine Wölbung der Endplatten auf die Anpressdruckverteilung im Zellstapel und damit auf<br />

die Stackleistung auswirkt. Die Berechnungen entstanden in Zusammenarbeit mit der Zentralabteilung<br />

für Technik, <strong>Forschungszentrum</strong> <strong>Jülich</strong> GmbH ([109, 110]).


9.1 Endplattendesign 147<br />

9.1.1 Einfluss der Endplattenwölbung auf die Druckverteilung im Zellstapel<br />

Bei den in diesem Kapitel untersuchten Zellstapeln wird die Kraft durch unter den Zugankern<br />

befindliche Unterlegscheiben in die Endplatten eingeleitet. Die Zuganker verlaufen außerhalb<br />

oder durch den Randbereich der Bipolarplatten (siehe Bild 9.1). Aufgrund der Flächenpressung<br />

zwischen den Endplatten und den darunter liegenden Zellen wölben sich die Endplatten nach<br />

außen. Die Durchbiegung der Endplatte ist in der Plattenmitte am größten. Dort ist dementsprechend<br />

der Anpressdruck am geringsten. Bild 9.2 zeigt qualitativ die Druckverteilung in<br />

einem Zellstapel bei unterschiedlicher Endplattenwölbung.<br />

homogene Anpressdruckverteilung<br />

inhomogene Anpressdruckverteilung<br />

F/2<br />

F/2<br />

F/2<br />

F/2<br />

F/2<br />

F/2<br />

F/2<br />

F/2<br />

geringe Wölbung<br />

starke Wölbung<br />

Bild 9.2: Anpressdruckverteilung in einem Zellstapel bei unterschiedlicher Endplattenwölbung<br />

Eine ungleichmäßige Anpressdruckverteilung bewirkt, dass die Ohmschen Widerstände im<br />

Zellstapel ansteigen. Der Anstieg der Ohmschen Widerstände ist durch die erhöhten Übergangswiderstände<br />

in den Gebieten geringen Anpressdrucks bedingt. Diese lokal erhöhten<br />

Übergangswiderstände führen zu Querströmen in den Bipolarplatten und Diffusionsschichten<br />

und können weiterhin für eine inhomogene Stromproduktion an der aktiven Fläche verantwortlich<br />

sein. Eine Verringerung der Stapelleistung erfolgt zusätzlich, wenn durch die ungleichmäßige<br />

Anpressdruckverteilung die Diffusionseigenschaften der Diffusionsschicht negativ beeinflusst<br />

werden.<br />

Ausgehend von einem Referenzdesign wird im Folgenden für Zellstapel mit unterschiedlichen<br />

Zellenanzahlen der Einfluss der Endplattendurchbiegung auf die Druckverteilung im Zellstapel<br />

numerisch ermittelt. Als Referenzdesign werden die Endplatten und Zellkomponenten aus den<br />

Experimenten in Kapitel 4 definiert. Den Aufbau der untersuchten Zellstapel zeigt Bild 9.3. Aus<br />

Symmetriegründen ist nur ein Achtel des Stapelvolumens abgebildet. Die beiden mit 20 Zugankern<br />

verspannten Endplatten übertragen die Kraft auf die Einzelzellen. Eine Einzelzelle besteht<br />

aus zwei Bipolarplattenelementen der Höhe 1,8 mm sowie zwei dazwischen befindlichen<br />

Flachdichtungen mit einer Dicke von jeweils 0,3 mm. Eine Flachdichtung umrandet jeweils eine<br />

Diffusionsschicht der Dicke 0,4 mm. Bei den angestrebten Verformungsanalysen wird die zwischen<br />

den Diffusionsschichten liegende Membran aufgrund ihrer geringen Dicke vernachlässigt.


148 9 Konstruktive Bauteiloptimierung<br />

Symmetrie<br />

Flächenpressung<br />

(Zuganker)<br />

Endplatte<br />

Zellen<br />

Bipolarplatte<br />

Diffusionsschicht<br />

Flachdichtungen<br />

Kopplung in vertikaler<br />

Richtung<br />

Kontaktelemente<br />

Bild 9.3: FE-Modell einer Endplatte mit zwei Zellen [110]<br />

Die Bipolarplatten sind entsprechend einer konservativen Abschätzung durch ebene Platten<br />

ohne Manifoldkanäle und Strömungsstrukturen (Flowfield) abgebildet. Bei den Endplatten bleiben<br />

die Kanäle zur Reaktandenzufuhr und –abfuhr ebenso wie die Zugankerbohrungen unberücksichtigt.<br />

An den Positionen der Zuganker erfolgt die Krafteinleitung in die Endplatten in<br />

Form einer Flächenpressung über eine Kreisfläche mit dem Durchmesser der Unterlegscheiben.<br />

Bei den acht an den Eckbereichen der Endplatte liegenden Zugankern beträgt die Vorspannkraft<br />

aufgrund des Anzugsmomentes von 3 Nm circa 2,9 kN. Die zwölf restlichen Zuganker<br />

sind mit 4 Nm angezogen. Dies entspricht einer Vorspannung von circa 3,9 kN. Die Vorspannkraft<br />

des gesamten Zellstapels beträgt 70 kN. Die Anzugsmomente entsprechen der Zugankerverspannung<br />

bei den Experimenten aus Kapitel 4.<br />

Die für die Berechnungen relevanten Geometriedaten und Werkstoffkennwerte sind in Tabelle<br />

9.1 aufgeführt. Das den Berechnungen zugrunde liegende FE-Modell sieht für die Werkstoffe<br />

der Endplatten, der Bipolarplatten und der Diffusionsschichten ein isotropes, linear-elastisches<br />

Materialmodell vor. Dem nicht-linearen Verlauf der Spannungs-Dehnungskurve der Flachdichtungen<br />

wird mittels des hyperelastischen Neo-Hooke Modells Rechnung getragen.<br />

Tabelle 9.1: Verwendete Geometriedaten und Werkstoffkennwerte<br />

Endplatte Bipolarplatte Diffusionsschicht Flachdichtung<br />

Werkstoff Stahl Graphit Titan Kohlenstoffgewebe NBR<br />

Länge [mm] 280 240 240 177 240<br />

Breite [mm] 200 160 160 138 160<br />

Höhe [mm] 15 1,8 1,8 0,4 0,3<br />

Elastizitätsmodul [N/mm²] 196000 9000 116000 2,54 9<br />

Querkontraktionszahl [-] 0,3 0,3 0,32 0,01 0,4995<br />

Schubmodul [N/mm²] 75385 3462 44615 1,26 3<br />

Kompressibilität [mm²/N] - - - - 6,7x10 -4


9.1 Endplattendesign 149<br />

Die im unverpressten Zustand nicht in Kontakt stehenden benachbarten Flachdichtungen sind<br />

durch Kontaktelemente miteinander verbunden (siehe Bild 9.3). Der Reibungskoeffizient der<br />

Kontaktelemente beträgt 0,2. Die Kopplung übereinander liegender Gitterknoten des FEGitters<br />

in vertikaler Richtung zwischen den Bipolarplatten verhindert in der Simulation ein Durchdringen<br />

der Platten beim Verpressen des Stapels. Durch diesen Modellansatz wird die Reibung<br />

zwischen den Bipolarplatten vernachlässigt. Die Dichtungen und die Diffusionsschichten sind<br />

fest mit den Bipolarplatten verbunden. Somit wird unterstellt, dass die durch Querdehnungen<br />

entstehenden Schubkräfte an den Kontaktflächen durch Reibung aufgenommen werden<br />

können, wenn die Diffusionsschicht und die Flachdichtungen verpresst werden.<br />

Aus Symmetriegründen ist die Betrachtung eines Achtels des Brennstoffzellenstapels ausreichend.<br />

Die Vernetzung des Zellstapels ist so gewählt, dass bei weiterer Steigerung der Gitterpunktanzahl<br />

das Ergebnis konstant bleibt.<br />

Aufgrund der Endplattenwölbung ist in einem verspannten Zellstapel die Anpresskraft im mittleren<br />

Bereich der Bipolarplatten am geringsten. Somit werden die Diffusionsschichten im Randbereich<br />

stärker verpresst als im mittleren Bereich. Mit steigender Zellenanzahl in einem Stapel<br />

wird die Wölbung der Endplatte von immer mehr Zellen kompensiert. Durch den so kleiner<br />

werdenden Anteil der Endplattendeformation, den eine einzelne Zelle ausgleichen muss, wird<br />

die Druckverteilung in den Zellen gleichmäßiger. Aufgrund der gleichmäßigeren Druckverteilung<br />

verschiebt sich die effektive Belastung der Endplatte zur Plattenmitte. Dies führt wiederum zu<br />

einer stärkeren Endplattendurchbiegung. Bild 9.4 zeigt die berechnete Abhängigkeit der<br />

Endplattendurchbiegung von der Anzahl der Zellen im Stapel. Die nach der Plattentheorie abgeschätzte<br />

zulässige maximale Durchbiegung der Bipolarplatten ist mindestens um den Faktor 3<br />

größer als die in den Berechnungen auftretende maximale Endplattendurchbiegung. Bei allen<br />

untersuchten Zellstapeln ist ein vollständiger Kontakt der Bipolarplattenfläche mit den Endplatten<br />

gewährleistet.<br />

0,4<br />

max. Endplattendurchbiegung [mm]<br />

0,35<br />

0,3<br />

0,25<br />

0,2<br />

0,15<br />

0,1<br />

0,05<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Anzahl der Zellen im Zellstapel [-]<br />

Bild 9.4: Maximale Endplattendurchbiegung in Abhängigkeit der Zellenanzahl (konstante<br />

Zugankerbelastung, graphitische Bipolarplatten)


150 9 Konstruktive Bauteiloptimierung<br />

Mitte der<br />

Diffusionsschichten<br />

Ränder der<br />

Diffusionsschichten<br />

Zelle unterhalb<br />

der Endplatte<br />

Zelle in der Mitte<br />

des Zellstapels<br />

Bild 9.5: Anpressdruckverteilung der Diffusionsschichten des aus 50 Zellen bestehenden 5 kW<br />

Zellstapels (Achtel-Modell) [MPa]<br />

Exemplarisch ist in Bild 9.5 für den aus 50 Zellen bestehenden 5 kW Zellstapel (siehe Kapitel<br />

6.1) die Anpressdruckverteilung der Diffusionsschichten dargestellt. Aufgrund der kegelförmigen<br />

Ausbreitung der Kraft werden die Zellen des Stapels nicht in gleicher Weise verpresst. Dies<br />

führt dazu, dass die Druckverteilung in den Diffusionsschichten der mittleren Zellen im Stapel<br />

gleichmäßiger ist als die der äußeren Zellen. Der minimale Anpressdruck tritt in der Mitte der<br />

Endplatten-nächsten Diffusionsschicht auf. Der Punkt des maximalen Anpressdrucks befindet<br />

sich im Eckbereich der Diffusionsschichten. Für den aus 50 Zellen bestehenden Stapel beträgt<br />

der Unterschied zwischen minimalem und maximalem Anpressdruck rund 5 %.<br />

In Bild 9.6 sind der minimale und maximale Anpressdruck in den Diffusionsschichten für<br />

Zellstapel mit unterschiedlichen Zellenanzahlen bei konstanter Zugankerverspannung aufgetragen.<br />

Der maximale Druck in den Eckbereichen der Diffusionsschichten steigt mit zunehmender<br />

Zellenanzahl nur geringfügig an. Der minimale Druck tritt bei allen Zellstapeln in der Mitte<br />

der Diffusionsschicht der zur Endplatte benachbarten Zelle auf. Der minimale Druck nähert sich<br />

mit zunehmender Zellenanzahl dem maximalen Druck an und verdoppelt sich nahezu, wenn die<br />

Zellenanzahl von zwei Zellen auf 100 Zellen ansteigt. Aus Bild 9.6 geht hervor, dass bei konstanter<br />

Vorspannkraft mit zunehmender Zellenanzahl die Dichtfläche weniger und die Diffusionsschicht<br />

stärker verpresst wird. Der mit steigender Zellenanzahl erhöhte Anpressdruck im<br />

Mittelbereich der Diffusionsschichten führt zu einer stärkeren Deformation der Endplatte (vergleiche<br />

Bild 9.4).<br />

Nach Herstellerangaben liegt der optimale Anpressdruck der Diffusionsschicht bei circa 10 bar.<br />

Selbst bei einem aus 100 Zellen bestehenden Stapel beträgt der mittlere Anpressdruck der<br />

GDL nur rund 7,4 bar. Dies verdeutlicht, dass bei einer Gesamtkraft von 70 kN ungefähr dreiviertel<br />

der Vorspannkraft durch die Flachdichtung geleitet wird. Aufgrund der hohen Steifigkeit


9.1 Endplattendesign 151<br />

des Dichtungsmaterials steigert eine erhöhte Anpresskraft die Kompression der Diffusionsschicht<br />

nur unwesentlich. Um den geforderten Anpressdruck der Diffusionsschicht zu erreichen,<br />

muss daher entweder eine dünnere Dichtung oder eine dickere Diffusionsschicht verwendet<br />

werden.<br />

0,8<br />

0,75<br />

Anpressdruck [N/mm²]<br />

0,7<br />

0,65<br />

0,6<br />

0,55<br />

0,5<br />

0,45<br />

0,4<br />

0,35<br />

min. Druck<br />

max. Druck<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Anzahl der Zellen im Stapel [-]<br />

Bild 9.6: Minimaler und maximaler Anpressdruck der Diffusionsschichten (graphitische Bipolarplatten)<br />

Als Maß für die Gleichmäßigkeit der Anpressdruckverteilung wird das Verhältnis aus minimalem<br />

und maximalem Anpressdruck der Diffusionsschichten in einem Zellstapel herangezogen.<br />

p<br />

p<br />

min<br />

x = Gl. 9.1<br />

max<br />

Das Verhältnis x liegt im Wertebereich zwischen 0 und 1. x = 0 bedeutet, dass der Mittelbereich<br />

der äußeren Diffusionsschicht beziehungsweise Bipolarplatte nicht in Kontakt zur Endplatte<br />

steht und somit nicht verpresst wird. x = 1 liegt vor, wenn alle Zellen absolut gleichmäßig<br />

verpresst sind. Der Verlauf des Druckverhältnisses ist in Bild 9.7 für die beiden untersuchten<br />

Bipolarplattenwerkstoffe Graphit und Titan abgebildet. Mit zunehmender Zellenanzahl vergrößert<br />

sich das Verhältnis x . Dies ist gleichbedeutend mit einer zunehmend gleichmäßigeren<br />

Anpressdruckverteilung im Zellstapel. Da bevorzugt die äußeren Zellen des Stapels die Endplattendeformation<br />

kompensieren, konvergiert das Anpressdruckverhältnis gegen einen Wert<br />

x < 1. Im Fall der graphitischen Bipolarplatten liegt dieser Wert bei x = 0, 97 , bei den Titanplatten<br />

bei x = 0, 91 [110]. Der Zellstapel mit graphitischen Bipolarplatten ist weicher als der mit Bipolarplatten<br />

aus Titan. Da die Deformation der Endplatten in dem weicheren System von einer<br />

größeren Anzahl an Zellen kompensiert wird, ist das maximal erreichbare Anpressdruckverhältnis<br />

x größer als bei dem steiferen System. Bei gleicher Zellenanzahl ist allerdings die Endplattenwölbung<br />

bei dem weicheren Zellstapel mit graphitischen Bipolarplatten größer. Besteht<br />

der Zellstapel aus wenigen Zellen, ist der Unterschied in der Anzahl der Zellen, die die Deformation<br />

ausgleichen, zwischen den beiden Bipolarplattenwerkstoffen gering. In diesem Fall ist<br />

das Anpressdruckverhältnis hauptsächlich durch die Endplattenwölbung bestimmt. Ist die


152 9 Konstruktive Bauteiloptimierung<br />

Zellenanzahl im Stapel gering (


9.1 Endplattendesign 153<br />

den Stapels der Anpressdruck nahezu konstant ist (Bild 9.5). Bezogen auf eine einzelne Diffusionsschicht<br />

ist das Anpressdruckverhältnis bereits ab der sechsten Zelle des Stapels größer<br />

als 95 %. Somit werden nur die äußeren Zellen einen geringfügig erhöhten Ohmschen Widerstand<br />

aufweisen, so dass die Leistung des gesamten Zellstapels aufgrund der vorliegenden<br />

Anpressdruckverteilung voraussichtlich nur im Promillebereich verringert ist.<br />

Bei Versuchen an Einzelzellen und Short-Stacks kann dagegen die Stapelleistung maßgeblich<br />

durch die Anpressdruckverteilung beeinflusst werden. Zum Ausgleich der Endplattenwölbung ist<br />

hierbei der Einsatz einer elastischen Zwischenschicht zwischen Endplatte und Bipolarplatte<br />

empfehlenswert. Eine solche Zwischenschicht kann beispielsweise aus expandiertem Graphit<br />

bestehen.<br />

9.1.2 Gewichtsreduktionspotential der Endplatten<br />

Die prozentualen Gewichtsanteile der Komponenten des aus 50 Zellen bestehenden 5 kW<br />

Zellstapels sind in Bild 9.8 dargestellt. Als Grundlage für die Berechnung dienen die Zellkomponenten<br />

des Referenzdesigns aus dem vorherigen Kapitel (Tabelle 9.1). Aus der Gesamtmasse<br />

des Stapels von circa 27 kg ergibt sich eine gravimetrische Leistungsdichte von 0,19<br />

kW/kg. Der Anteil der Endplatten am Gewicht des Zellstapels beträgt 43 %. Dies verdeutlicht,<br />

dass die Gewichtsoptimierung der Endplatten ein großes Potential zur Steigerung der gravimetrischen<br />

Leistungsdichte birgt.<br />

MEA+ GDL+<br />

Dichtungen<br />

4%<br />

Bipolarplatte<br />

Bipolarplatten n<br />

43%<br />

Kühlzellen<br />

5%<br />

Zuganker<br />

5%<br />

Endplatten<br />

43%<br />

Bild 9.8: Prozentuale Gewichtsanteile im 5 kW Zellstapel (Gesamtmasse circa 27 kg)<br />

In Kapitel 9.1.1 ist gezeigt worden, dass die als Referenzdesign bezeichnete Endplatte bezüglich<br />

der Durchbiegung für den Einsatz in dem 5 kW Zellstapel geeignet ist. Ausgehend von<br />

diesem Referenzdesign wird im Folgenden untersucht, ob durch Variation des Endplattenwerkstoffs<br />

und der Endplattengeometrie das Gewicht der Endplatten reduziert werden kann. Für das<br />

Referenzdesign wird bei vorgegebener Bauteilbelastung die maximale Durchbiegung der Endplatte<br />

berechnet. Bei konstanter Bauteilbelastung wird unter Variation der Werkstoffe und Geometrien<br />

die Endplattendicke so bestimmt, dass die resultierende maximale Durchbiegung der<br />

des Referenzdesigns entspricht. Aus der Plattengeometrie und der Dichte des untersuchten


154 9 Konstruktive Bauteiloptimierung<br />

Materials wird die Gewichtseinsparung im Vergleich zu dem Referenzdesign berechnet. Die<br />

Gewichtsreduktion ist definiert als<br />

⎛ Gewicht Endplatte ⎞<br />

Gewichtsre duktion = ⎜1 −<br />

⎟ ⋅100%<br />

⎝ Gewicht Ref enzdesign<br />

Gl. 9.2<br />

⎠<br />

Fläche der Unterlegscheiben<br />

[N/mm²]<br />

Endplatte<br />

Zugankerbohrung<br />

Bipolarplatte<br />

Manifold<br />

[N/mm²]<br />

Bild 9.9: FE-Modell der unverrippten Endplatte mit aufgeprägter Flächenlast (Viertel-Modell)<br />

Das für die numerischen Berechnungen verwendete FE-Modell ist in Bild 9.9 zu sehen. Aus<br />

Symmetriegründen ist die Abbildung eines Viertels der Endplatte ausreichend. Die Kraft wird<br />

über Unterlegscheiben, die sich unter den Zugankern befinden, in die Endplatte eingebracht.<br />

Die Durchbrüche der Manifolds und Zuganker sind in der Berechnung berücksichtigt.<br />

Die untersuchten Werkstoffe sind:<br />

• Stahl (Referenzmaterial)<br />

• Aluminium<br />

• Titan<br />

• glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK)<br />

• kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff (CFK)<br />

• Kunststoff Polyetheretherketon (PEEK)<br />

Die verwendeten Kennwerte der untersuchten Werkstoffe sind im Anhang in Tabelle 13.4 und<br />

Tabelle 13.5 aufgeführt. Für die Werkstoffe Stahl, Aluminium, Titan und PEEK wird ein<br />

isotropes, linear-elastisches Materialmodell verwendet. Für die faserverstärkten Kunststoffe wird<br />

ein orthotropes Materialmodell angesetzt. Der Faservolumenanteil beträgt 60 %. Bezüglich der<br />

Faserorientierung werden zwei Fälle betrachtet. Im ersten Fall weisen die in der Plattenebene<br />

schichtweise um 90° versetzten Fasern in Längs- beziehungsweise Querrichtung der Platte. Im


9.1 Endplattendesign 155<br />

zweiten Fall verlaufen die Fasern der Lagen in einem Winkel von ± 22,5° bezogen auf die kurze<br />

Seite der Platte. In beiden Fällen wirken in Richtung der Plattendicke keine Fasern.<br />

Einige der untersuchten Endplattenwerkstoffe sind nicht elektrisch leitend oder haben hohe<br />

Übergangswiderstände. Diesen Platten müssen zusätzliche Stromabnehmerplatten vorgeschaltet<br />

werden. Unter der Vorgabe, dass die Endplatten des Zellstapels potentialfrei zu sein haben,<br />

werden vor allen Endplatten die gleichen Stromabnehmerplatten angeordnet. Die Gewichtsunterschiede<br />

in den Zellstapeln resultieren daher ausschließlich aus den unterschiedlichen<br />

Endplatten.<br />

Bild 9.10: FE-Modell der verrippten Endplatten (Viertel-Modell)<br />

Neben den ebenen Endplatten werden folgende Variationen der Endplattengeometrie betrachtet:<br />

- Verrippte Endplatten: Auf den ebenen Endplatten werden Rippen angebracht. Zu<br />

Gunsten der besseren Vergleichbarkeit der Ergebnisse ist die Rippenanordnung für alle<br />

Werkstoff- und Geometrievariationen identisch. Es wird in Kauf genommen, dass die<br />

aus strukturmechanischer Sicht zweckmäßige Rippenanordnung für die unterschiedlichen<br />

Werkstoffe nicht abschließend optimiert ist. Angeschlossen an einen zentralen<br />

Ring in der Plattenmitte, verlaufen zehn Rippen radial zum Plattenrand. Das entsprechende<br />

FE-Modell ist in Bild 9.10 dargestellt (siehe auch Bild 13.5: Verformung der<br />

verrippten Stahlplatte [mm]). Die Rippenhöhe beträgt den 1,5-fachen Wert der Grundplattenhöhe<br />

h<br />

EP<br />

. Die Gesamtdicke der verrippten Endplatte beträgt somit 2 ,5 ⋅ hEP<br />

. Die<br />

Rippenbreite beträgt<br />

1 3 hEP<br />

und die Wandstärke des Zentralrings 1<br />

2 h<br />

EP . Im Fall der<br />

orthotropen Materialien wird unterstellt, dass in den Rippen alle Fasern in Längsrichtung<br />

der Rippen verlaufen.


156 9 Konstruktive Bauteiloptimierung<br />

- Versetzte Zuganker: Die Zugankerbohrungen werden um 10 mm zur Plattenmitte hin<br />

versetzt, so dass die Mittelpunkte der Bohrungen über dem Rand der Bipolarplatte<br />

liegen. Dadurch, dass die Anpresskräfte näher zur Plattenmitte eingeleitet werden, verringert<br />

sich das Biegemoment am Rand der Bipolarplatte. Auch bei den versetzten Zugankern<br />

beträgt der Abstand zwischen den Zugankerbohrungen und dem Rand der Endplatte<br />

10 mm. Die Grundfläche der Endplatten verringert sich auf 260 mm x 180 mm.<br />

Ebenfalls wird untersucht, ob durch eine Verringerung der Anpresskraft eine Gewichtsreduktion<br />

erzielt werden kann.<br />

Im Fall der vollen, nicht verringerten Anpresskraft werden die acht in Nähe der Plattenecke<br />

befindlichen Zuganker mit einem Drehmoment von 3 Nm, die restlichen mit 4 Nm angezogen.<br />

Dies entspricht einer Vorspannkraft von 2,9 kN beziehungsweise 3,9 kN. Die Gesamtvorspannkraft<br />

beträgt 70 kN. Für die Berechnungen unter verringerter Anpresskraft ist die Vorspannkraft<br />

der einzelnen Schrauben halbiert. Die Kraft wird über Unterlegscheiben von den Zugankern auf<br />

die Endplatten übertragen. Der Außen- und Innendurchmesser der Unterlegscheiben beträgt<br />

15,8 mm beziehungsweise 6,1 mm.<br />

Die Flächenpressung zwischen Bipolarplatte und Endplatte wird in der Simulation als konstant<br />

über die gesamte Kontaktfläche angenommen. Sie beträgt 10 bar. Der Anpressdruck entspricht<br />

der vom Hersteller empfohlenen Kompression der Diffusionsschicht um 40 % des unverpressten<br />

Zustandes. Um ein Kräftegleichgewicht zu erzielen, wird der Rand der Bipolarplatte bei<br />

den Berechnungen senkrecht zur Plattenebene fixiert. Der fest eingespannte Rand kann<br />

demnach Reaktionskräfte in Form einer Linienkraft aufnehmen. Die Verformung des fixierten<br />

Randes ist definitionsgemäß null.<br />

Unter den oben vorgestellten Annahmen und Randbedingungen berechnet sich die maximale<br />

Durchbiegung für das Referenzdesign zu 0,11 mm (siehe Bild 13.4, Kapitel 13.4). Diese Durchbiegung<br />

bildet den Referenzwert für alle weiteren Rechnungen.<br />

Das Potential zur Gewichtsreduktion der untersuchten Werkstoffe kann vereinfacht mit Hilfe der<br />

Plattentheorie abgeschätzt werden. Für dünne ebene Platten gilt für die Plattensteifigkeit [111]<br />

3<br />

E ⋅ h<br />

C =<br />

Gl. 9.3<br />

2<br />

12 ⋅ (1 −ν )<br />

Nach Gleichung 9.3 ist die Plattensteifigkeit C eine Funktion der Plattendicke h , des Elastizitätsmoduls<br />

E und der Querkontraktionszahl ν . Sollen die Endplatten aus unterschiedlichen<br />

Werkstoffen bei gleicher Belastung die gleiche Durchbiegung aufweisen, ergibt sich, dass die<br />

Steifigkeit für alle Platten gleich sein muss. Gemäß Gleichung 9.3 muss deshalb aufgrund der<br />

unterschiedlichen Werkstoffkennwerte E und ν die Dicke der Platten h unterschiedlich sein.<br />

Bei gleicher Länge und Breite der Endplatten folgt daraus eine Änderung ihres Volumens.


9.1 Endplattendesign 157<br />

Basierend auf den unterschiedlichen Volumina ergibt sich die Gewichtsreduktion gemäß<br />

Gleichung 9.2<br />

P<br />

⎛<br />

⎜<br />

m<br />

1 −<br />

i<br />

⎝ m<br />

⎛<br />

⎜ ρi<br />

=<br />

⎜<br />

1−<br />

ρ<br />

Ref<br />

⎝<br />

⎞ ⎛<br />

⎟ 100% ⎜<br />

ρi<br />

⋅Vi<br />

⋅ = 1−<br />

⎠ ⎝ ρ<br />

Ref<br />

⋅V<br />

G =<br />

Ref<br />

ERef<br />

⋅ 3<br />

Ei<br />

Ref<br />

Ref<br />

2<br />

⋅ (1 −ν<br />

) ⎞<br />

i ⎟<br />

⋅100%<br />

2<br />

⋅ (1 −ν<br />

) ⎟<br />

⎠<br />

⎞ ⎛<br />

⎟ 100% ⎜<br />

ρi<br />

⋅ hi<br />

⋅ = 1−<br />

⎠ ⎝ ρ<br />

Ref<br />

⋅ h<br />

Ref<br />

⎞<br />

⎟ ⋅100%<br />

⎠<br />

Gl. 9.4<br />

Für die metallischen Werkstoffe ergibt sich für das Reduktionspotential ein Unterschied<br />

zwischen der nach der Plattentheorie und der mit der FE-Methode berechneten Ergebnisse von<br />

weniger als 3 %. Die Abweichung von 30 % für den Kunststoff PEEK ist durch die große<br />

Plattendicke und lokale Effekte im Bereich der Krafteinleitung bedingt. Da das nach der<br />

Plattentheorie berechnete Gewichtseinsparpotential für die orthotropen Werkstoffe mit einer<br />

Genauigkeit von ungefähr ± 25 % nur grob nach der Plattentheorie abgeschätzt werden kann,<br />

basieren alle im Folgenden vorgestellten Ergebnisse auf Berechnungen mit der FE-Methode.<br />

Bei konstanter Bauteilbelastung wird unter Variation der Werkstoffe und Geometrien die<br />

Endplattendicke so bestimmt, dass die resultierende maximale Durchbiegung der des Referenzdesigns<br />

entspricht<br />

In Bild 9.11 sind die Ergebnisse der untersuchten Werkstoff- und Geometrievariationen dargestellt.<br />

Aufgetragen ist die auf das Referenzdesign bezogene prozentuale Gewichtsreduktion für<br />

die unterschiedlichen Werkstoffe bei einer Gesamtvorspannkraft von 70 kN. Alle Endplattenvariationen<br />

besitzen die gleiche maximale Durchbiegung. Die entsprechenden Dicken der Endplatten<br />

sind im Anhang in Bild 13.6 zu sehen.<br />

Gewichtsreduktion bezogen auf<br />

Referenzdesign [%]<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Stahl Aluminium Titan GFK<br />

(0°/90°)<br />

CFK<br />

(0°/90°)<br />

GFK<br />

(±22.5°)<br />

CFK<br />

(±22.5°)<br />

PEEK<br />

Endplatte ohne Rippen<br />

Endplatte mit Rippen<br />

Endplatte ohne Rippen - Zuganker versetzt<br />

Endplatte mit Rippen - Zuganker versetzt<br />

Bild 9.11: Gewichtsreduktion bezogen auf das Referenzdesign [%] (Anpresskraft 70 kN)


158 9 Konstruktive Bauteiloptimierung<br />

Entspricht die Bauteilgeometrie der des Referenzdesigns, besitzt von den metallischen Werkstoffen<br />

Aluminium das größte Potential zur Reduktion des Gewichts. Aufgrund der geringen<br />

Dichte und des vergleichsweise hohen Elastizitätsmoduls kann das Endplattengewicht um mehr<br />

als die Hälfte reduziert werden. Das Einsparpotential von Titan liegt mit 32 % deutlich niedriger.<br />

Die Kombination aus geringer Dichte und geringem Elastizitätsmodul ergibt für den Werkstoff<br />

PEEK eine Gewichtsreduktion von 30 %. Bei diesem Werkstoff bewirkt die Vorspannung der<br />

Zuganker unterhalb der Unterlegscheiben eine Verformung, die größer ist als die Durchbiegung<br />

in der Plattenmitte.<br />

Die orthotropen Materialien zeigen abhängig von der Faserausrichtung ein Einsparpotential von<br />

42 % beziehungsweise 46 % für den glasfaserverstärkten Kunststoff und 63 % beziehungsweise<br />

68 % für den kohlenstofffaserverstärkten Kunststoff. Für beide faserverstärkten Werkstoffe<br />

erlaubt die Faserausrichtung von ± 22,5° gegenüber der orthogonalen Schichtung der<br />

Fasern das größere Einsparpotential. Dieses Verhalten zeigt sich auch bei allen weiteren Untersuchungen.<br />

Durch das Versetzen der Zuganker in Richtung der Plattenmitte wird neben der Endplattengröße<br />

auch das Biegemoment um den Rand der Bipolarplatten verringert. Bezogen auf das<br />

Referenzdesign können im Fall der Stahlplatte alleine 16 % des Gewichts dadurch eingespart<br />

werden, dass sich die Endplatte in Längs- und Querrichtung um jeweils 20 mm verkürzt.<br />

Weitere 9 % werden durch das verringerte Biegemoment eingespart. Auch für die Werkstoffe<br />

Aluminium und Titan reduziert sich das Gewicht der Endplatten um circa 25 %, wenn die Zuganker<br />

in Richtung der Plattenmitte versetzt werden. Für die faserverstärkten Werkstoffe ergeben<br />

sich knapp 28 % und für den Kunststoff PEEK 31 %. Bezogen auf das Referenzdesign lässt<br />

sich für unverrippte Endplatten das größte Reduktionspotential von 77 % unter Verwendung von<br />

CFK mit um ± 22,5° bezüglich der kurzen Seite der Platte versetzten Faserschichten erzielen.<br />

Mit Aluminium-Endplatten ergibt sich eine Gewichtsreduktion von 64 %.<br />

Werden die Endplatten mit Rippen versehen, zeigt sich für alle Metalle eine zusätzliche<br />

Gewichtseinsparung von circa 9 % gegenüber dem Gewicht der ebenen Endplatten mit gleicher<br />

Position der Zuganker. Bei den Faserverbundwerkstoffen hängt die Gewichtsreduktion durch<br />

Verwendung von Rippen stark von der Faserorientierung in der Platte ab. Bezogen auf das<br />

Gewicht der unverrippten Platte ergibt sich bei gleicher Position der Zuganker für den Werkstoff<br />

GFK mit um 90° versetzter Faseranordnung eine zusätzliche Gewichtseinsparung von circa<br />

14 %. Bei der Faserausrichtung von ± 22,5° ergibt sich durch die Verrippung eine zusätzliche<br />

Einsparung von 10 %. Für CFK ist die zusätzliche prozentuale Gewichtsreduktion durch den<br />

Einsatz von Rippen geringer. Wiederum bezogen auf die ebene Platte mit gleicher Zugankerposition<br />

beträgt die Reduktion für die um 90° versetzt angeordneten Fasern 11 %, für die<br />

Anordnung von ± 22,5° weniger als 5 %. Bei allen untersuchten Variationen erzielt trotzdem der<br />

Werkstoff CFK mit Rippen und versetzten Zugankern das geringste Endplattengewicht. Diese<br />

Endplatte wiegt nur 22 % des Gewichts der Endplatte mit Referenzdesign.


9.1 Endplattendesign 159<br />

Gewichtsreduktion bezogen auf<br />

Referenzdesign [%]<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Stahl Aluminium Titan GFK (+-22,5°) CFK (+-22,5°)<br />

Endplatte ohne Rippen - volle Vorspannkraft<br />

Endplatte ohne Rippen - halbe Vorspannkraft<br />

Endplatte mit Rippen - volle Vorspannkraft<br />

Endplatte mit Rippen - halbe Vorspannkraft<br />

Bild 9.12: Gewichtsreduktion bezogen auf das Referenzdesign [%] für verschiedene Vorspannkräfte<br />

Bei den Berechnungen mit verringertem Anzugsmoment summiert sich die Vorspannkraft der<br />

20 Zuganker auf insgesamt 35 kN. Die auf die Bipolarplatte wirkende Flächenpressung beträgt<br />

weiterhin 10 bar. Reaktionskräfte werden über die Linienlast am Bipolarplattenrand ausgeglichen.<br />

In Bild 9.12 ist für ausgewählte Werkstoffe die Gewichtsreduktion bezogen auf das<br />

Referenzdesign bei voller Vorspannung (70 kN) abgebildet. Für die einzelnen Werkstoffe sind<br />

die Gewichtsreduktionspotentiale durch verringerte Anzugskraft denen mit voller Anzugskraft<br />

gegenübergestellt. In Bild 9.12 sind ausschließlich die Geometrien mit außenliegenden Zugankern<br />

aufgetragen. Bei der Endplattengeometrie mit nach innen versetzten Zugankern ist die<br />

Durchbiegung der Endplatten hauptsächlich durch den konstanten Anpressdruck der Bipolarplatte<br />

bestimmt. In diesem Fall ist der Einfluss der Anzugskraft der Zuganker vernachlässigbar<br />

gering. Die Einsparpotentiale der Variationen mit innenliegenden Zugankern und verringerter<br />

Anzugskraft entsprechen daher den in Bild 9.11 dargestellten Ergebnissen. Bezogen auf das<br />

Gewicht der Endplatten mit entsprechender Geometrie und vollem Anzugsmoment, beträgt die<br />

zusätzliche Gewichtsverringerung durch die Verringerung der Zugankerverspannung für die<br />

unterschiedlichen Werkstoffe 3-6 %. Die kleinste zusätzliche Gewichtsverringerung von 3 %<br />

ergibt sich für die CFK-Endplatte mit um ± 22,5° versetzten Faserschichten. Trotzdem erzielt<br />

diese verrippte CFK-Endplatte die auf das Referenzdesign bezogene größte Gewichtsreduktion<br />

von 70 %.<br />

Zur Endplattenmitte hin versetzte Zuganker erfordern Bohrungen oder zumindest Aussparungen<br />

in den Bipolarplatten. Dies führt zu einem erhöhten Fertigungsaufwand der Bipolarplatten<br />

und zu einem erhöhten Dichtungsaufwand. Hier birgt die Verwendung von Spanngurten<br />

anstelle der Zuganker in mehrfacher Hinsicht Vorteile:


160 9 Konstruktive Bauteiloptimierung<br />

- ein größerer Teil der Bipolarplatte steht als aktive Fläche zur Verfügung, da keine<br />

Bohrungen in die Platten eingebracht werden müssen<br />

- die Dichtungstechnik ist unabhängig von dem Verspannsystem<br />

- die Grundfläche der Endplatten kann auf die Fläche der Bipolarplatten verringert<br />

werden, da die Spanngurte dicht an den Bipolarplatten vorbeigeführt werden können<br />

Ein Vergleich zeigt, dass das Gewicht des mit Spanngurten verpressten Zellstapels im Vergleich<br />

zu dem Gewicht des mit versetzten Zugankern verpressten alleine durch die kleinere<br />

Endplattengrundfläche um weitere 18 % verringert werden kann. Diese Abschätzung geht von<br />

der konservativen Annahme aus, dass das Gewicht der Zuganker dem der Spanngurte<br />

entspricht und die Endplattenwölbung unabhängig von dem Spannsystem ist.<br />

9.1.3 Bauteilkosten ausgewählter Endplattenvarianten<br />

Die Wahl des Endplattenwerkstoffs und -designs ist neben dem Bauteilgewicht und –volumen<br />

maßgeblich und in wesentlich stärkerem Maß als bei anderen Bauteilen durch die Bauteilkosten<br />

bestimmt. Im Folgenden werden ausgewählte der im vorherigen Kapitel vorgestellten Endplattenvarianten<br />

bezüglich ihrer Herstellkosten miteinander verglichen und bewertet. Eine Plankostenrechnung<br />

auf Vollkostenbasis ermittelt abschließend denkbare resultierende Nettoverkaufspreise.<br />

Da gerade das Design der verrippten Endplatten nicht optimal an die verschiedenen<br />

betrachteten Fertigungsprozesse angepasst ist, können die Ergebnisse der Kostenbetrachtung<br />

nur eine erste Abschätzung darstellen.<br />

Die Herstellkosten eines Bauteils ergeben sich aus der Summe der Material- und Fertigungskosten.<br />

Die Materialkosten bilden die Summe der Materialeinzel- und Materialgemeinkosten.<br />

Wählt man zur Bestimmung der Fertigungskosten den Ansatz der Stundensatzrechnung, so<br />

setzen sich diese additiv aus den Produkten aus den kalkulierten Arbeitsstunden und den<br />

entsprechenden Stundensätzen der einzelnen Arbeitsschritte zusammen. Die Stundensätze<br />

gliedern sich in Maschinen- und Mitarbeiterstundensätze. Getrennt davon werden indirekte<br />

Gemeinkosten wie Verwaltungs- oder Versicherungskosten über geeignete Umlageschlüssel<br />

als Zuschläge berücksichtigt. Werden zur Summe der aufgezählten Anteile, den sogenannten<br />

Selbstkosten, der geplante Gewinn sowie eventuell gewährte Rabatte addiert, ergibt sich der<br />

kalkulierte Nettoverkaufspreis.<br />

Ein Maschinenstundensatz errechnet sich aus der Umlage der entstehenden Kosten auf die<br />

Produktionsstunden. Zur Ermittlung der fixen und der von den Maschinenlaufzeiten abhängigen<br />

variablen Kosten werden unter anderem folgende Daten benötigt:<br />

- Anschaffungswert der Maschine<br />

- Technische und wirtschaftliche Nutzungsdauer<br />

- Sollstundenzahl<br />

- Instandhaltungs- und Versicherungskosten<br />

- Raumbedarf und –kosten<br />

- Durchschnittlicher Strom- und Wärmebedarf sowie Energiekosten


9.1 Endplattendesign 161<br />

In die Produktionsstunden gehen neben den Produktionszeiten auch Rüst- und Maschinenstillstandszeiten<br />

ein.<br />

In die Ermittlung des Mitarbeiterstundensatzes fließen alle Lohn- und Lohnnebenkosten sowie<br />

die Summe der verrechenbaren Arbeitsstunden ein.<br />

Für die Kostenanalyse werden die ebenen und verrippten Endplatten aus Stahl und Aluminium<br />

ausgewählt. Des Weiteren wird der faserverstärkte Kunststoff CFK mit um ± 22,5° versetzten<br />

Faserschichten aufgrund seines geringen Bauteilgewichtes betrachtet. Eine Verrippung der<br />

CFK-Platte ist wegen der geringen zusätzlichen Gewichtseinsparung (siehe Bild 9.11) weder<br />

technisch noch wirtschaftlich sinnvoll. Wie bereits im vorherigen Kapitel gezeigt, ist der Kunststoff<br />

PEEK aufgrund der vorliegenden Bauteilbelastungen nicht zweckmäßig. Ebenfalls erscheint<br />

der Werkstoff Titan aufgrund seines vergleichsweise hohen Materialpreises und der<br />

schwierigen Verarbeitbarkeit als ungeeignet.<br />

Die Designs der betrachteten ebenen und verrippten Endplatten (EP) orientieren sich an denen<br />

in den Bildern 13.4 und 13.5. Die Zugankerbohrungen der Endplatten sind nach innen versetzt<br />

(siehe Kapitel 9.1.2). In eine Endplatte sind 20 Zuganker- und 3 Manifoldbohrungen eingebracht.<br />

Die Berechnungen gehen von einer Jahresproduktion von 10.000 Endplatten aus. Zur<br />

Fertigung der verrippten Endplatten werden drei unterschiedliche Fertigungsprozesse betrachtet.<br />

Untersucht werden die Kosten für eine Endplatte, bei der<br />

- die Rippen aus dem Vollmaterial gefräst werden<br />

- die Rippen angeschweißt werden<br />

- das gesamte Bauteil bei einem Gießprozess entsteht<br />

Die Ermittlung der massenspezifischen Materialeinzelkosten erfolgt auf Basis einer Datensammlung<br />

des europäischen statistischen Amtes EUROSTAT in Luxemburg. Die dort geführte<br />

Datenbank EUROPROMS (Europäische Produktions- und Marktstatistiken) beinhaltet Angaben<br />

zu Mengen und Werten kategorisierter produzierter Güter, die im europäischen Wirtschaftsraum<br />

gehandelt werden. Die ausgewerteten Daten beziehen sich auf den Zeitraum zwischen den<br />

Jahren 1994 und 2000 und setzten sich zu Wahrscheinlichkeitsverteilungen für die Materialeinzelkosten<br />

zusammen. Die Auswertung der Daten erfolgt, indem für die vorhandenen Datenpunkte<br />

einer bestimmten Gütergruppe die Summenfunktion über die geographischen und<br />

zeitlichen Bilanzräume hinweg gebildet wird. Der Verlauf der entsprechenden Summenfunktion<br />

gibt Auskunft über die Streuung der aufgeführten massenbezogenen Materialeinzelkosten. Eine<br />

genaue Beschreibung der Auswertung findet sich in [15]. Exemplarisch ist im Anhang in Bild<br />

13.7 ein Histogramm der EUROPROMS-Daten für die Gütergruppe „kaltfertiggestellte Stäbe,<br />

Flachstahl und Profilstäbe aus nichtrostendem Stahl“ mit den entsprechenden Wahrscheinlichkeitswerten<br />

abgebildet.<br />

Aufgrund der hier betrachteten geringen Jahresproduktion erscheint es nicht sinnvoll, den<br />

Medianwert der Summenfunktion (S 50 ) als charakteristischen Wert für die Materialkosten heranzuziehen.<br />

Die Kalkulation gewinnt an Sicherheit, wenn für die einzelnen Gütergruppen jeweils<br />

der Summenfunktionswert S 95 angesetzt wird. Dieser Wert indiziert, dass 95 % der ausgewerteten<br />

Materialeinzelkosten unter diesem Wert liegen. S 95 berücksichtigt somit nicht die als wenig


162 9 Konstruktive Bauteiloptimierung<br />

wahrscheinlich einzustufenden Extremwerte, stellt aber bezüglich der Materialeinzelkosten<br />

trotzdem einen konservativen, realistischen Wert dar.<br />

Tabelle 9.2: massenspezifische Preise der ausgewählten Gütergruppen [€/kg]<br />

Gütergruppe<br />

massenspez. Preis [€/kg]<br />

Stäbe, Flachstahl und Profilstäbe kaltfertiggestellt, aus : S 95 = 5,4<br />

nichtrostendem Stahl<br />

Stangen (Stäbe) und Profile, aus nichtlegiertem Aluminium : S 95 = 7,8<br />

Es sei angenommen, dass für alle Fertigungsprozesse, mit Ausnahme des Gießprozesses,<br />

Bleche der benötigten Dicke als Ausgangsmaterialien vorliegen. Tabelle 9.2 listet die als Ausgangsmaterialien<br />

für die Endplattenfertigung ausgewählten Gütergruppen mit den entsprechenden<br />

massenbezogenen Materialkosten auf. Auf Basis der EUROSTAT-Daten betragen die<br />

massenbezogenen Materialkosten mit über 95 %-iger Wahrscheinlichkeit weniger als die aufgeführten<br />

Summenfunktionswerte S 95 . Für die CFK-Werkstoffe lassen sich keine belastbaren Materialkosten<br />

aus den in der Datenbank enthaltenen Gütergruppen ableiten. Der aus Angeboten<br />

verschiedener Hersteller gemittelte Wert von 100 €/kg wird daher als massenbezogener Preis<br />

für CFK-Platten angenommen. Für die im Gießprozess hergestellten verrippten Endplatten aus<br />

Stahl und Aluminium wird ebenfalls ein aus mehreren Angeboten gemittelter Wert angesetzt.<br />

Der massenspezifische Preis für die gegossene Endplatte aus Stahl beträgt 9 €/kg, für die<br />

Platte aus Aluminium 10,5 €/kg. Dieser Preis steht in sehr guter Übereinstimmung zu dem<br />

EUROSTAT-Wert S 95 =10,8 €/kg für die Gütergruppe „Waren aus Aluminium, gegossen“.<br />

Tabelle 9.3: fertigungsprozessspezifische Bearbeitungsschritte<br />

Bearbeitungsschritt<br />

Stahl Aluminium CFK<br />

eben verrippt eben verrippt eben<br />

fräsen schweißen gießen fräsen schweißen gießen<br />

Außenkonturen sägen x x x x x x x<br />

Außenkonturen fasen x x x x x x x<br />

Bohrungen zentrieren / senken x x x x x x x x x<br />

Zugankerbohrungen bohren x x x x x x x x x<br />

Manifoldbohrungen bohren x x x x x x x x x<br />

Bohrungen entgraten (Rückseitig) x x x x x x x x x<br />

Gewinde schneiden (Manifold) x x x x x x x x x<br />

Manifoldtaschen fräsen x x x x x x x<br />

Endplattenunterseite fräsen x x x x x x x x x<br />

Rippen aus Vollmaterial fräsen x x<br />

Einzelne Rippen zuschneiden x x<br />

Rippen aneinander heften x x<br />

Rippen schweißen x x<br />

verrippte Endplatte gießen x x<br />

Tabelle 9.3 führt die vom Fertigungsprozess abhängigen Bearbeitungsschritte auf. Sowohl bei<br />

den ebenen als auch den verrippten Endplatten haben alle Fertigungsprozesse einige Bearbeitungsschritte<br />

gemein. Außer bei den im Gießprozess hergestellten Endplatten müssen die


9.1 Endplattendesign 163<br />

Platten auf ihre äußeren Abmaße zugesägt werden. Bei allen Platten müssen die Zugankerbohrungen<br />

eingebracht und Gewinde zur Befestigung der Rohrleitungen an den Endplatten<br />

geschnitten werden. Der Übergang von den runden Rohrleitungen auf die rechteckigen Manifoldflächen<br />

erfolgt durch in die Endplatte gefräste Taschen. Eine gleichmäßige Anpressdruckverteilung<br />

erfordert eine ebene Plattenunterseite mit einer Toleranz von wenigen Hundertstelmillimetern.<br />

Dies ist in einem abschließenden Arbeitsschritt mit einem speziellen Fräswerkzeug<br />

zu realisieren.<br />

Im Fall der angeschweißten Rippen erfolgt zunächst ein Zuschnitt der Einzelrippen auf Maß. Die<br />

Rippen werden in einer Vorrichtung positioniert und an den zentralen Ring angeheftet. Anschließend<br />

werden sie mit der Grundplatte verschweißt. Als Schweißverfahren eignet sich das<br />

Metall-Inertgas-Schweißen (MIG). Die Gewichtszunahme, die aus dem aufgebrachten Schweißgut<br />

resultiert, bleibt unberücksichtigt. Die Kostenabschätzung geht davon aus, dass keine<br />

Nachbearbeitung der Platten durch einen Glühprozess erforderlich ist.<br />

Die im Gießprozess erzeugten Endplatten erfordern Vorarbeiten in der Formerei, dem Schmelzbetrieb<br />

und der Putzerei. Nicht weiter aufgeschlüsselte Arbeitsschritte beinhalten beispielsweise<br />

den Hohlformenbau, das Schmelzen und Gießen der Materialien und das Abtrennen der<br />

Trichter und Steiger von dem gegossenen Bauteil. Aufgrund des stark erhöhten Fertigungsaufwands<br />

werden die Zugankerbohrungen nicht während des Gießprozesses in das Bauteil eingebracht.<br />

In Verbindung mit den großen Fertigungstoleranzen beim Gießprozess ist es somit notwendig,<br />

die Platten nachträglich noch wie oben beschrieben spanend zu bearbeiten.<br />

Tabelle 9.4: kalkulierte Arbeitszeit der einzelnen Bearbeitungsschritte pro Endplatte [min]<br />

Bearbeitungsschritt / Kostenstelle<br />

Außenkonturen sägen<br />

Außenkonturen fasen<br />

Bohrungen zentrieren / senken<br />

Zugankerbohrungen bohren<br />

Manifoldbohrungen bohren<br />

Bohrungen entgraten (Rückseitig)<br />

Gewinde schneiden (Manifold)<br />

Manifoldtaschen fräsen<br />

Endplattenunterseite fräsen<br />

Rippen aus Vollmaterial fräsen<br />

Einzelne Rippen zuschneiden<br />

Rippen aneinander heften<br />

Rippen schweißen<br />

Spanende Bearbeitung: Rüstzeiten, Vor- und Nacharbeiten, Prüfen<br />

Schweißen: Rüstzeiten, Vor- und Nacharbeiten, Prüfen<br />

kalkulierte Arbeitszeit<br />

: 2 min<br />

: 1 min<br />

: 23 x 0,08 min = 1,8 min<br />

: 20 x 0,15 min = 3,0 min<br />

: 3 x 0,15 min = 0,5 min<br />

: 20 x 0,08 min = 1,6 min<br />

: 3 x 0,25 min = 0,8 min<br />

: 3 x 0,3 min = 0,9 min<br />

: 2,0 min<br />

: 20,0 min<br />

: 11 x 0,2 min = 2,2 min<br />

: 10 x 0,3 min = 3 min<br />

: 10 x 0,25 m x 7,5 min/m = 12,5 min<br />

: 5,0 min<br />

: 6,0 min<br />

Aufgrund der Kürze der einzelnen Bearbeitungsschritte ist ein hoher Personalaufwand nötig.<br />

Die Rüst- und Spannzeiten sowie weitere Maschinenstillstandszeiten verursachen daher einen<br />

großen Teil der anzusetzenden Arbeitszeiten. Diese unproduktiven Arbeitszeiten können ebenso<br />

wie die produktiven aufgrund unterschiedlicher Optimierungsgrade der Prozessabläufe von<br />

Firma zu Firma individuell differieren. Die in Tabelle 9.4 angegebenen Zeiten können somit nur


164 9 Konstruktive Bauteiloptimierung<br />

einen Anhaltswert liefern. Sie orientieren sich an den durchschnittlichen Bearbeitungszeiten<br />

eines mittelständischen metallverarbeitenden Betriebs. Vereinfachend wird angenommen, dass<br />

die angesetzten Arbeitszeiten der Bearbeitungsschritte für alle Werkstoffe identisch sind.<br />

Ohne diese einzelnen Kostenstellen detaillierter aufzuschlüsseln, werden die in Tabelle 9.5 aufgeführten<br />

Stundensätze für die jeweiligen Fertigungsverfahren verwendet. Fertigungsgemeinkosten<br />

sind in den Stundensätzen bereits enthalten. Aufgrund des erhöhten Fertigungsaufwands<br />

bei der Bearbeitung des CFK-Werkstoffs wird ein um 10 % erhöhter Stundensatz beim<br />

Fräsen und Bohren angesetzt. Der Stundensatz für das MIG-Schweißen der Rippen ist für die<br />

beiden Werkstoffe Stahl und Aluminium gleich groß angenommen. Schweißzusatzkosten sind in<br />

dem Stundensatz entsprechend berücksichtigt.<br />

Tabelle 9.5: Stundensätze für die jeweiligen Fertigungsverfahren [€/h]<br />

Stundensatz [€/h]<br />

Quelle<br />

Sägen : 47 [112]<br />

Fräsen und Bohren : 50 [112, 113]<br />

Schweißen : 52 [114]<br />

In Bild 9.13 ist repräsentativ für die aus Stahl gefertigten Endplatten gezeigt, wie stark die<br />

Herstellkosten von dem jeweiligen Fertigungsverfahren abhängen. Die aufgeführten Materialkosten<br />

setzen sich aus Materialeinzel- und Materialgemeinkosten zusammen. Im Fall gegossener<br />

Endplatten beziehen sich die Materialkosten auf das gegossene, aber noch nicht spanend<br />

bearbeitete Bauteil. Als Richtwert für den Materialgemeinkostenzuschlag bei der Zuschlagskalkulation<br />

in Metallhandwerksbetrieben werden 20 % der Materialeinzelkosten angesetzt<br />

[114, p. 14]. Hier zeigt sich, dass die Materialkosten in einem Bereich von 40 % bis 80 %<br />

der Herstellkosten für die unterschiedlichen Fertigungsverfahren variieren.<br />

Herstellkosten pro Endplatte [€]<br />

120,0<br />

100,0<br />

80,0<br />

60,0<br />

40,0<br />

20,0<br />

0,0<br />

Werkstoff: legierter Stahl<br />

ebene EP<br />

verrippte EP<br />

(Fräsen)<br />

verrippte EP<br />

(Schweißen)<br />

Fertigungskosten<br />

Materialgemeinkosten<br />

Materialeinzelkosten<br />

verrippte EP<br />

(Gießen)<br />

Bild 9.13: Herstellkosten von Endplatten aus Stahl in Abhängigkeit des Fertigungsverfahrens<br />

Der Vergleich der drei Fertigungsalternativen zur Herstellung verrippter Endplatten zeigt, dass<br />

bei der angenommenen Jahresproduktion die im Gießprozess gefertigten Endplatten die gering-


9.1 Endplattendesign 165<br />

sten Kosten erwarten lassen. Werden die Rippen aus Vollmaterial gefräst oder angeschweißt,<br />

sind die Herstellkosten der Endplatten um 73 % beziehungsweise um 17 % höher als die der<br />

gegossenen Bauteile. Die Herstellkosten gegossener Endplatten liegen mit Produktionsstückkosten<br />

von 59 € allerdings noch um 27 % über denen einer ebenen Endplatte.<br />

210,0<br />

Herstellkosten pro Endplatte [€]<br />

180,0<br />

150,0<br />

120,0<br />

90,0<br />

60,0<br />

30,0<br />

0,0<br />

Stahl (eben)<br />

Fertigungskosten<br />

Materialgemeinkosten<br />

Materialeinzelkosten<br />

Stahl<br />

(verrippt)<br />

verrippte Endplatten sind im<br />

Gießverfahren hergestellt<br />

Aluminium<br />

(eben)<br />

Aluminium<br />

(verrippt)<br />

CFK (eben)<br />

Bild 9.14: Vergleich der Herstellkosten für Endplatten aus unterschiedlichen Werkstoffen<br />

Einen Vergleich der Herstellkosten für die aus unterschiedlichen Werkstoffen hergestellten Endplatten<br />

zeigt Bild 9.14. Die verrippten Endplatten aus Stahl und Aluminium sind im Gießprozess<br />

hergestellt. Die Fertigungskosten bewegen sich für alle Varianten im Bereich zwischen 12 € und<br />

17 €. Die großen Unterschiede in den Herstellkosten von über 150 € pro Endplatte sind demnach<br />

durch die Materialkosten bedingt. Die Herstellkosten der ebenen Standardplatte aus Stahl<br />

liegen bei knapp 50 € pro Bauteil. Im Vergleich dazu werden bei den Aluminium-Endplatten die<br />

höheren spezifischen Materialkosten durch das geringere Bauteilgewicht überkompensiert. Dies<br />

resultiert in um circa 20 % reduzierten Herstellkosten für die ebenen und verrippten Aluminium-<br />

Platten. Bei den Endplatten aus Stahl besteht zwischen den ebenen und verrippten Platten ein<br />

Unterschied in den Herstellkosten von 27 %. Dieser Unterschied beträgt bei den Aluminium-<br />

Bauteilen aufgrund der vergleichsweise geringen Kosten für das gegossene Bauteil nur 4 %.<br />

Die hohen massenspezifischen Materialkosten des CFK-Werkstoffs bedingen Herstellkosten<br />

von fast 200 € für eine kohlefaserverstärkte Endplatte.<br />

Die folgende differenzierende Zuschlagkalkulation erlaubt eine Orientierung im Hinblick auf zu<br />

erwartende Nettoverkaufspreise der Endplatten aus Bild 9.14. Die Kalkulation nutzt durchschnittliche<br />

Zuschläge, wie sie aus der Kostenstruktur für das deutsche produzierende Gewerbe<br />

im Bereich Maschinenbau im Jahr 2001 hervorgehen [115]. Neben den bereits bei den Materialund<br />

Fertigungskosten einkalkulierten Gemeinkosten wird ein Zuschlag auf die Herstellkosten<br />

von 10 % für Verwaltung, Vertrieb und Recht, von 5 % für produzierte Ausschussware sowie<br />

von 6 % für sonstige Kosten berücksichtigt. Ferner werden zu den Selbstkosten Zuschläge von<br />

10 % für den Gewinn und 3 % für gewährte Rabatte und Skonto hinzuaddiert. Kosten für den<br />

Entwicklungsaufwand bleiben unberücksichtigt. In Tabelle 9.6 sind die pro Endplatte ermittelten<br />

Nettoverkaufspreise in Euro zusammengefasst. Unter den betrachteten Varianten sind die


166 9 Konstruktive Bauteiloptimierung<br />

ebenen CFK-Endplatten mit einem Stückpreis von ≈260 € am teuersten. Der niedrigste Verkaufspreis<br />

von gut 50 € pro Platte ergibt sich für die ebenen und verrippten Endplatten aus Aluminium.<br />

Tabelle 9.6: differenzierende Zuschlagskalkulation zur Bestimmung der Nettoverkaufspreise [€]<br />

Stahl Aluminium CFK<br />

eben verrippt eben verrippt eben<br />

Materialeinzelkosten (MEK) 26,0 39,3 18,1 22,0 147 [€/EP]<br />

Materialgemeinkosten (20 % der MEK) 5,2 7,9 3,6 4,4 29,4 [€/EP]<br />

Fertigungskosten (FK) 15,5 12,2 15,5 12,2 17,0 [€/EP]<br />

Herstellkosten (HK) 46,6 59,3 37,2 38,5 193 [€/EP]<br />

Verwaltung, Vertrieb, Recht (10 % der HK) 4,7 5,9 3,7 3,9 19,4 [€/EP]<br />

Ausschuss (5 % der HK) 2,3 3,0 1,9 1,9 9,7 [€/EP]<br />

Sonstige Gemeinkosten (6 % der HK) 2,8 3,6 2,2 2,3 11,6 [€/EP]<br />

Selbstkosten (SK) 56,4 71,8 45,0 46,6 234 [€/EP]<br />

Gewinn (10 % der SK) 5,6 7,2 4,5 4,7 23,4 [€/EP]<br />

Skonto und Rabatte (3 % der SK) 1,7 2,2 1,4 1,4 7,0 [€/EP]<br />

Nettoverkaufspreis 63,8 81,1 50,9 52,7 264 [€/EP]<br />

Die Kostenanalyse zeigt, dass die CFK-Platten aufgrund des hohen Preises nur in Spezialanwendungen<br />

mit höchsten Anforderungen an das Bauteilgewicht eingesetzt werden würden. Der<br />

Einsatz verrippter Endplatten aus Stahl erscheint aufgrund der geringen zusätzlichen Gewichtsersparnis<br />

im Vergleich zu den stark erhöhten Fertigungskosten nicht gerechtfertigt. Die zusätzliche<br />

Gewichtseinsparung von circa 9 % der verrippten Endplatten gegenüber dem Gewicht<br />

ebener Endplatten wird durch 27 % höhere Herstellkosten erkauft. Die gleiche prozentuale<br />

Gewichtsreduktion kann dagegen bei den Aluminiumplatten durch einen nur um 4 % höheren<br />

Preis erzielt werden.<br />

Für den Einsatz in dem Brennstoffzellenstapel werden daher bei einer Jahresproduktion von<br />

10.000 Stück die im Gießprozess hergestellten verrippten Endplatten aus Aluminium empfohlen.<br />

Diese Endplatten sind 57 % leichter und gleichzeitig 17 % günstiger als ebene Platten aus<br />

Stahl.<br />

Zur merklichen Reduktion der Herstellkosten ist es von entscheidender Bedeutung, die Arbeitsschritte<br />

und somit die Bearbeitungszeit des jeweiligen Fertigungsverfahrens durch ein optimiertes<br />

Design zu verringern. Beispielsweise zeigt sich hier ein weiterer Vorteil der mit Spanngurten<br />

verspannten Zellstapelkonstruktion, die keine Zugankerbohrungen in den Endplatten benötigt.<br />

Im Fall der ebenen Aluminiumplatte können bereits allein durch eine derartige Konstruktion die<br />

Herstellkosten der Endplatte um circa 25 % verringert werden.<br />

9.2 Dichtung<br />

In Kapitel 4.4.1 sind Flachdichtungen aus unterschiedlichen Werkstoffen bezüglich ihrer Dichtwirkung<br />

in Brennstoffzellen experimentell untersucht worden. Um die geforderte Dichtwirkung in<br />

den Zellen zu erzielen, sind Schraubenkräfte von über 50 kN notwendig. Die durch die großen


9.2 Dichtung 167<br />

Kräfte bewirkte Wölbung der Endplatten resultiert in einer inhomogenen Anpressdruckverteilung<br />

in den Einzelzellen und Short-Stacks (siehe Bild 4.16, Kapitel 4.4.2). Neben einer verringerten<br />

Leistung kann dies zur Bauteilschädigung und -zerstörung führen. Trotz der großen Anpresskräfte,<br />

die die Flachdichtungen aufnehmen, werden sie aufgrund der großen Kontaktfläche nur<br />

um rund 5 % ihrer Ausgangsdicke im unverpressten Zustand komprimiert. Die geringe Verpressung<br />

erschwert, Toleranzen der Dichtungspartner auszugleichen.<br />

Fortschrittliche Dichtungstechniken gehen dazu über, die Hauptkraft über die Diffusionsschicht<br />

zu leiten und die Dichtung nahezu „kraftfrei“ zu gestalten. Dies ermöglicht, die Anpresskraft zu<br />

minimieren und dadurch die Bauteilbeanspruchungen zu reduzieren, die Durchbiegung der<br />

Endplatten zu verringern und Bauteiltoleranzen effektiver ausgleichen zu können. Zu diesem<br />

Zweck werden hauptsächlich zwei Entwicklungsansätze verfolgt. Zum einen können durch die<br />

Verwendung eines weicheren Materials Bauteiltoleranzen der Dichtflächen besser ausgeglichen<br />

werden. Zum anderen kann ein geometrischer Lösungsansatz die Kontaktfläche der Dichtung<br />

und damit die benötigte Anpresskraft verringern. Ein solcher geometrischer Ansatz sieht beispielsweise<br />

eine profilierte Dichtung mit Dichtlippe vor. Dichtlippen können große Toleranzen<br />

bei gleichzeitig geringer Anpresskraft ausgleichen, da im Vergleich zu Flachdichtungen bei der<br />

Verpressung deutlich geringere Dehnungen im Elastomer auftreten. Profilierte Dichtungen<br />

können ein- oder beidseitig sowohl auf Bipolarplatten als auch auf MEAs oder Gasdiffusionsschichten<br />

in einem Spritzgießprozess appliziert werden [24, 25, 26]. Die Dichtungsintegration<br />

trägt zusätzlich dem Prinzip der Teilereduktion Rechnung und verringert Montagezeiten sowie<br />

die Anzahl der potentiellen Fehlerquellen.<br />

Im Vergleich zu der in den Experimenten verwendeten NBR-Flachdichtung werden im Folgenden<br />

zwei Dichtungsgeometrien bezüglich der Anpresskraft und Bauteilbeanspruchung unter<br />

unterschiedlichen Lastzuständen bewertet. Bei der ersten Geometrie handelt es sich um eine<br />

profilierte Dichtung mit Dichtlippe, bei der zweiten um eine schmale Flachdichtung. Beide Geometrien<br />

werden im Folgenden näher vorgestellt. Die theoretischen Betrachtungen beschränken<br />

sich auf die mechanische Dichtungsauslegung. Alterung oder Kosten der Dichtungen werden<br />

nicht untersucht. Die vorgestellten Berechnungen entstanden in Zusammenarbeit mit der Firma<br />

Freudenberg Forschungsdienste KG [116].<br />

Die Dichtungsapplikation erfolgt auf der aktiven Seite des Bipolarplattenelements (BPE). Die<br />

Dichtung umfasst die aktive Fläche und die Manifolds auf einer Länge von ungefähr 1100 mm.<br />

Die Höhe der Flachdichtung entspricht im verpressten Zustand der GDL-Dicke. Der im<br />

Randbereich der MEA aufgetragene Schutzfilm besitzt bei einem E-Modul von circa 2-4 MPa<br />

eine hohe Steifigkeit (siehe Kapitel 3.1). Dies erlaubt, auf korrespondierenden Bipolarplatten die<br />

gleiche Lippengeometrie zu verwenden, ohne dass die Dichtungsprofile unter Belastung aufeinander<br />

abgleiten. Die im Spritzgießverfahren aufgebrachten Dichtungen benötigen eine umlaufend<br />

circa 1 mm breite Anlagefläche für das formgebende Werkzeug.


168 9 Konstruktive Bauteiloptimierung<br />

R 0,05<br />

Dichtlippe<br />

Stopper<br />

0,35<br />

ca. 0,5<br />

0,19<br />

0,16<br />

x<br />

0,3<br />

0,15<br />

z<br />

y<br />

Bild 9.15: FE-Modell der profilierten Dichtung mit Dichtlippe und Stopper [mm] [116]<br />

Das Design der profilierten Dichtung ist in Bild 9.15 mit den relevanten Geometriedaten gezeigt.<br />

Die dreiecksförmige Dichtlippe presst sich unter Belastung in den angrenzenden verjüngten Mittelbereich<br />

ein. Um die Dichtlippe vor Überbeanspruchung zu schützen, ist eine Anschlagsfunktion,<br />

ein sogenannter Stopper, in die Dichtung integriert. Der Stopper begrenzt die maximale<br />

Verpressung der Dichtlippe und kann des Weiteren auch in gewissem Maße die Diffusionsschicht<br />

vor übermäßiger Kompression schützen.<br />

Die Geometrie der untersuchten Flachdichtung ist in Bild 9.16 zu sehen.<br />

1,0<br />

x<br />

0,3<br />

z<br />

y<br />

Bild 9.16: FE-Modell der Flachdichtung [mm] [116]<br />

Als Dichtungswerkstoff wird ein Silikon-Kautschuk gewählt. Der Werkstoff ist durch die<br />

Kennwerte Schubmodul 0,7 N/mm² und Kompressibilität 0,001 mm²/N charakterisiert. Den<br />

nicht-linearen Verlauf der Spannungs-Dehnungskurve des Materials beschreibt das hyperelastische<br />

Neo-Hooke Modell. Der Reibkoeffizient zwischen Elastomer und Membran wird mit 0,3<br />

angesetzt. Die Dehnung der Dichtung in Längsrichtung (z-Richtung) wird vernachlässigt. Diese<br />

Annahme stellt bezüglich der maximalen Bauteilbelastung eine konservative Abschätzung dar.<br />

Die Reißdehnung des Materials liegt bezogen auf die Ausgangslänge bei circa 500 %. Zum<br />

Schutz vor übermäßiger Bauteilbeanspruchung soll die zulässige Dehnung der Dichtung im<br />

Auslegungspunkt maximal 130 % betragen.<br />

Die Nominaldicke des verwendeten Gasdiffusionsgewebes beträgt im unverpressten Zustand<br />

0,4 mm. Bei der empfohlenen Flächenpressung von 10 bar verringert sich die Dicke auf<br />

0,24 mm. Laut Herstellerangaben liegen die Toleranzen im unverpressten Zustand bei + 25 µm<br />

und - 75 µm. Unter der Annahme, dass die Toleranzfelder der verpressten GDL prozentual<br />

denen der unverpressten entsprechen, ergibt sich für die verpresste GDL eine Dicke von<br />

0,24 mm + 15 / - 45 µm. Toleranzen der Bipolarplatte, der Membran sowie der Dichtung bleiben<br />

bei den Berechnungen unberücksichtigt.


9.2 Dichtung 169<br />

130 %<br />

0,24 mm<br />

Gebiet größter<br />

Beanspruchung<br />

0 %<br />

0,24 mm<br />

Bild 9.17: 1. Hauptdehnung der Dichtungsprofile bei Verpressung der nominellen GDL mit 10 bar [116]<br />

Exemplarisch für den Fall, dass die GDL Nominaldicke besitzt und mit 10 bar verpresst ist, zeigt<br />

Bild 9.17 die unter Belastung verformten Konturen der Dichtungsprofile. Die dargestellte erste<br />

Hauptdehnung gibt Aufschluss über die Bauteilbeanspruchungen in den Elastomeren. Bezogen<br />

auf die Ausgangslänge ist die Legende entsprechend der maximal zulässigen Dehnung von<br />

130 % skaliert. Die maximal auftretende Dehnung beträgt in beiden Dichtungsprofilen circa<br />

60 %. Liegt eine GDL mit maximaler Minustoleranz vor, steigt die Bauteilbelastung in der<br />

profilierten Dichtung mit Dichtlippe auf rund 120 %. Die Bauteilbeanspruchung liegt somit noch<br />

unterhalb des definierten Grenzwertes. Unter gleichen Bedingungen treten in der Flachdichtung<br />

dagegen Dehnungen von über 200 % auf. Diese hohe Bauteilbeanspruchung kann zu einer<br />

beschleunigten Alterung der Dichtung führen. Die Bauteilbelastung kann durch eine dünnere<br />

Flachdichtung verringert werden, allerdings besteht dann die Gefahr, dass die Dichtigkeit im Fall<br />

einer Diffusionsschicht mit Plustoleranz nicht gewährleistet ist. Hier gilt in erster Näherung, dass<br />

Dichtigkeit besteht, wenn die Kontaktspannung des Dichtungsprofils größer als der Innendruck<br />

ist. Bei den vorliegenden Dichtungsgeometrien liegt die Kontaktspannung für die größte GDL<br />

(0,24 mm +15 µm) oberhalb von 14 bar, so dass über das gesamte Toleranzfeld die Dichtigkeit<br />

in jedem Fall gewährleistet ist.<br />

längenbezogene Kraft [N/mm]<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Flachdichtung<br />

profilierte Dichtung<br />

maximale GDL<br />

nominale GDL<br />

minimale GDL<br />

Stopper<br />

0 0,03 0,06 0,09 0,12 0,15 0,18<br />

Einfederung der Dichtung [mm]<br />

Bild 9.18: Kraft-Weg-Verlauf


170 9 Konstruktive Bauteiloptimierung<br />

Bild 9.18 zeigt die ermittelten Kraft-Weg-Verläufe für die beiden Dichtungsprofile. Die Anpresskraft<br />

ist auf eine Dichtungslänge von 1 mm bezogen. Deutlich zu erkennen ist, wie die Wirkung<br />

des Stoppers bei der profilierten Dichtung ab einer Einfederung von circa 0,16 mm einsetzt. Die<br />

bezeichneten Verpressungszustände entsprechen den unterschiedlichen Toleranzlagen der mit<br />

10 bar verpressten GDL. Aufgeführt sind jeweils die drei Fälle maximaler, minimaler und nominaler<br />

GDL-Dicke. Aufgrund der unterschiedlichen Ausgangsdicken der Dichtungen liegen gleiche<br />

Toleranzlagen der GDL bei unterschiedlichen Einfederungslängen der beiden Dichtungen.<br />

Um die gleiche GDL-Verpressung zu erreichen, erfordert die Flachdichtung circa 6- bis12-fach<br />

höhere Anpresskräfte als die profilierte Dichtung. Die Vorspannkraft des gesamten Zellstapels<br />

ergibt sich aus der Summe der Kräfte, die durch die GDL und die Dichtung geleitet werden. Bei<br />

einer GDL-Fläche von 244 cm² und einem Anpressdruck der GDL von 10 bar sowie einer<br />

Dichtungslänge von rund 1100 mm liegt für die untersuchten Fälle in Abhängigkeit der GDL-<br />

Dicke die Gesamtkraft zwischen 25 und 33 kN. Bei nominaler GDL-Dicke wird rund 1 % der<br />

Gesamtkraft in die profilierte Dichtung, beziehungsweise 8 % in die Flachdichtung eingeleitet.<br />

Die größte Kraft wird bei minimaler GDL-Dicke durch die Dichtungen geleitet, so dass hier die<br />

Anteile 3 % beziehungsweise 27 % der Gesamtkraft betragen.<br />

Bei den in Kapitel 4 beschriebenen Experimenten sind Flachdichtungen aus dem Werkstoff<br />

NBR zum Einsatz gekommen. Die Dichtungsgeometrie ist in den Bildern 3.1 und 3.5 zu sehen.<br />

Im unverpressten Zustand sind die Dichtungen 0,3 mm dick. Die Kontaktfläche zwischen Dichtung<br />

und Membran ist um den Faktor 10 größer als die der oben beschriebenen Flachdichtung<br />

aus Silikon-Kautschuk. Den Ergebnissen der experimentell ermittelten Anpressdruckverteilung<br />

sowie den Berechnungen aus Kapitel 9.1.1 zufolge, liegt in den Zellen ein Anpressdruck in der<br />

Diffusionsschicht von ungefähr 6-7 bar vor. Bei nominaler GDL-Dicke entspricht dieser Druck<br />

einer Einfederung der NBR-Dichtung von circa 0,01 mm. Die resultierende längenbezogene<br />

Kraft ist bereits bei dieser geringen Einfederung um mehr als zwei Größenordnungen größer als<br />

bei den beiden untersuchten Dichtungsprofilen aus Silikon-Kautschuk. Trotz der geringen GDL-<br />

Verpressung liegt der Anteil der durch die Dichtung geleiteten Kraft mit 75 % der Gesamtkraft<br />

deutlich über dem Anteil der Kraft, der durch die GDL fließt. Aufgrund der Kombination aus<br />

großer Kontaktfläche und hoher Materialsteifigkeit kann demnach nicht die gewünschte GDL-<br />

Verpressung von 10 bar mit den verwendeten NBR-Dichtungen erreicht werden. Dies bestätigt<br />

die Aussage aus Kapitel 9.1.1.<br />

Bedingt durch den geringeren Bauraum der beiden untersuchten Dichtungsprofile kann die<br />

aktive Fläche beziehungsweise der Flächennutzungsgrad der Bipolarplatten um rund 15 % im<br />

Vergleich zur Konstruktion mit NBR-Flachdichtungen erhöht werden.<br />

9.3 Zusammenfassung<br />

In Kapitel 9.1 erfolgt eine konstruktive Optimierung der Endplatten und Dichtungen des Brennstoffzellenstapels.<br />

Verschiedene Endplattenwerkstoffe und –geometrien werden hinsichtlich<br />

ihres Bauvolumens und Bauteilgewichts sowie der Herstellkosten bewertet. In einem ersten<br />

Schritt wird geklärt, wie sich eine Wölbung der Endplatten auf die Anpressdruckverteilung im


9.3 Zusammenfassung 171<br />

Zellstapel und damit auf die Stackleistung auswirkt. Die bei den Experimenten in Kapitel 4<br />

verwendeten Endplatten aus Edelstahl werden bei den Betrachtungen als Referenzdesign<br />

definiert.<br />

Aufgrund der Flächenpressung zwischen den Endplatten und den darunter liegenden Zellen<br />

wölben sich die Endplatten nach außen. Die Berechnungen zeigen, dass die Endplattendeformation<br />

in einem Zellstapel mit graphitischen Bipolarplatten größer ist als in einem mit Bipolarplatten<br />

aus Titan. Eine gleichmäßigere Anpressdruckverteilung über die Fläche der Diffusionsschichten<br />

kann allerdings in dem Zellstapel mit graphitischen Bipolarplatten erreicht werden.<br />

Darüber hinaus wird unter der vorliegenden Zellstapelgeometrie eine homogene Anpressdruckverteilung<br />

in einem Zellstapel mit graphitischen Bipolarplatten bei einer geringeren Zellenanzahl<br />

erreicht als in einem Zellstapel mit Bipolarplatten aus Titan. Eine homogene Anpressdruckverteilung<br />

liegt vor, wenn ein Grenzwert für das Verhältnis aus minimalem zu maximalem<br />

Anpressdruck in dem Zellstapel überschritten wird.<br />

In dem aus 50 Zellen bestehenden 5 kW Brennstoffzellenstapel liegt bei Verwendung der<br />

Referenzendplatten eine homogene Anpressdruckverteilung vor. Dieses Design ist somit<br />

bezüglich der auftretenden Wölbung für den Einsatz im Zellstapel geeignet. Die Leistung des<br />

gesamten Zellstapels wird aufgrund der vorliegenden Anpressdruckverteilung voraussichtlich<br />

nur im Promillebereich verringert sein. Da das Anpressdruckverhältnis oberhalb des definierten<br />

Grenzwertes liegt, eröffnet sich die Möglichkeit, die Endplattendicke und damit das Gewicht der<br />

Platten zu verringern.<br />

Ferner zeigen die Berechnungen, dass bei Versuchen an Einzelzellen und Short-Stacks die<br />

Stapelleistung maßgeblich durch die Anpressdruckverteilung beeinflusst werden kann. Zum<br />

Ausgleich der Endplattenwölbung ist hierbei der Einsatz einer elastischen Zwischenschicht<br />

zwischen Endplatte und Bipolarplatte empfehlenswert.<br />

Mit der verwendeten Kombination aus Flachdichtung und Diffusionsschicht wird nicht die vom<br />

Hersteller angegebene optimale Diffusionsschichtverpressung erreicht. Eine dickere Diffusionsschicht<br />

oder eine dünnere Dichtung kann ebenso wie ein angepasstes Dichtungskonzept die<br />

geforderte Verpressung bewirken.<br />

Der Gewichtsanteil der Referenzendplatten in dem betrachteten 5 kW Zellstapel beträgt 43 %.<br />

Die numerischen Berechungen zeigen, dass die Endplatten ein großes Gewichtsreduktionspotential<br />

besitzen. Bei konstanter Bauteilbelastung wird unter Variation der Werkstoffe und Geometrien<br />

die Endplattendicke so bestimmt, dass die resultierende maximale Durchbiegung der<br />

des Referenzdesigns entspricht. Für die untersuchten Varianten eröffnet der kohlefaserverstärkte<br />

Kunststoff (CFK) das größte Potential zur Gewichtsreduktion. Verlaufen die Fasern der<br />

Lagen in einem Winkel von ± 22,5° bezogen auf die kurze Seite der Platte und sind die Zuganker<br />

zur Plattenmitte hin versetzt, beträgt das Gewicht der verrippten CFK-Endplatten nur<br />

22 % von dem des Referenzdesigns. Bei den untersuchten metallischen Werkstoffen erreicht<br />

die Aluminium-Endplatte mit 33 % des Referenzgewichtes die größte Gewichtseinsparung. Der<br />

Kunststoff PEEK scheint für die Anwendung in Brennstoffzellen aufgrund des geringen Elastizitätsmoduls<br />

nicht geeignet. Allein die Vorspannung der Zuganker bewirkt im Bereich der<br />

Krafteinleitung eine Verformung, die größer als die Durchbiegung in der Plattenmitte ist.


172 9 Konstruktive Bauteiloptimierung<br />

Als effektive Maßnahme zur Gewichtsreduktion der Endplatten erweist sich, die Krafteinleitung<br />

in Richtung der Plattenmitte zu verschieben. Mindestens 25 % des Gewichts werden eingespart,<br />

wenn die Zuganker nicht außerhalb, sondern durch den Rand der Bipolarplatten geführt<br />

werden. Werden Spanngurte anstelle der Zuganker verwendet, kann das Gewicht um weitere<br />

18 % reduziert werden. Durch eine verrippte Konstruktion werden im Durchschnitt nur 10 % des<br />

Gewichtes der ebenen Platten eingespart. Ein verringerter Anpressdruck erlaubt keine weitere<br />

Gewichtsreduktion, wenn die Zuganker durch den Rand der Bipolarplatten geführt werden.<br />

Eine Betrachtung der Herstellkosten zeigt, dass bei einer angenommenen Jahresproduktion<br />

von 10.000 Stück verrippte Endplatten am kostengünstigsten durch einen Gießprozess zu<br />

fertigen sind. Aufgrund der notwendigen spanenden Nachbearbeitung dieser Platten, sind sie<br />

teurer als ebene Platten des gleichen Werkstoffs. Während der Einsatz von CFK-Endplatten<br />

aufgrund der hohen Materialkosten fraglich erscheint, zeigen die Aluminiumplatten neben einer<br />

Gewichts- auch eine Kostenreduktion im Vergleich zu den Referenzplatten aus Stahl. Eine<br />

exemplarische Plankostenrechnung auf Vollkostenbasis zeigt, dass der Verkaufspreis einer<br />

ebenen Endplatte aus Aluminium bei ungefähr 50 € pro Bauteil liegt. Der Preis für die verrippte<br />

Aluminium-Endplatte übersteigt diesen Wert nur um circa 5 % bei einem gleichzeitig um 9 %<br />

verringerten Bauteilgewicht.<br />

Für den Einsatz in dem betrachteten 5 kW Brennstoffzellenstapel werden daher bei der angestrebten<br />

Jahresproduktion die im Gießprozess hergestellten verrippten Endplatten aus Aluminium<br />

empfohlen. Im Vergleich zu dem Referenzdesign erhöht sich unter Verwendung dieser<br />

Aluminium-Endplatten die gravimetrische Leistungsdichte um mehr als 35 % auf 0,26 kW/kg.<br />

Eine weitere Steigerung der Leistungsdichte kann erreicht werden, wenn anstelle der Zuganker<br />

und Flachdichtungen Spanngurte und weiche, in die Bipolarplatte eingespritzte Dichtungen<br />

verwendet werden. Da die maximal zulässige Durchbiegung der Endplatte bei der vorliegenden<br />

Bauteilbelastung noch nicht erreicht ist, eröffnet sich hierdurch ein zusätzliches Potential zur<br />

Gewichtsreduktion.<br />

Die bei den Experimenten verwendeten NBR-Flachdichtungen erscheinen trotz ihrer guten<br />

Dichtungseigenschaften alleine aus mechanischer Sicht nicht für den Einsatz in den Zellen<br />

geeignet. Im Vergleich zu Flachdichtungen weisen profilierte Dichtungen mit Dichtlippe aus<br />

Silikon-Kautschuk bezüglich der Bauteilbeanspruchung, der benötigten Anpresskraft und dem<br />

Federweg klare Vorteile auf. Diese Vorteile kommen um so mehr zum Tragen, wenn neben den<br />

Toleranzen der Gasdiffusionsschicht auch die Toleranzen von Bipolarplatte, Membran und<br />

Dichtung bei der Auslegung der Dichtung Berücksichtigung finden.<br />

Im Vergleich zu der NBR-Dichtung erlaubt die Verwendung der untersuchten profilierten<br />

Dichtung eine Steigerung der Verpressung der Diffusionsschicht von 7 bar auf die angestrebten<br />

10 bar bei gleichzeitiger Reduktion der Anpresskraft von derzeit circa 70 kN auf 25 kN. Wie in<br />

Kapitel 9.1.2 gezeigt wurde, kann bei verringerter Anpresskraft eine Gewichtsreduktion der<br />

Endplatte von ungefähr 5 % erzielt werden. Der erhöhte Flächennutzungsgrad bei einer Zellkonstruktion<br />

mit profilierter Dichtung ermöglicht darüber hinaus bei gleichem Bauvolumen eine<br />

Leistungssteigerung von rund 15 %.


10 Polymerelektrolyt-Brennstoffzellenstapel der 5 kW Klasse<br />

In diesem Kapitel erfolgt eine erste Leistungscharakterisierung des im Rahmen der hier vorgestellten<br />

Arbeit gebauten und in Betrieb genommenen Polymerelektrolyt-Brennstoffzellenstapels.<br />

Der Zellstapel ist Gegenstand des vom Ministerium für Wissenschaft und Forschung des<br />

Landes Nordrhein-Westfalen geförderten Projektes „Auslegung eines kompakten PEFC-Stacks<br />

der 5 kW Klasse“. Die Auslegung des Zellstapels basiert auf den in den vorangehenden Kapiteln<br />

vorgestellten Ergebnissen. Da die Auslegung und die theoretischen Betrachtungen aufgrund<br />

des Projektplans zeitlich parallel verliefen, wurden nicht alle erarbeiteten konstruktiven<br />

und betriebstechnischen Optimierungsvorschläge technisch umgesetzt.<br />

Bild 10.1: Polymerelektrolyt-Brennstoffzellenstapel der 5 kW Klasse<br />

Bild 10.1 zeigt den aus 55 Zellen bestehenden Polymerelektrolyt-Brennstoffzellenstapel. Zellaufbau<br />

und -geometrie entsprechen den in Kapitel 3.1 beschriebenen Zellen mit Mäander-Strömungsstruktur.<br />

Um Wechselwirkungen unterschiedlicher Materialkombinationen untersuchen zu<br />

können, sind die einzelnen Zellen des Stapels aus Kombinationen unterschiedlicher Membran-<br />

Elektroden-Einheiten (MEAs) und Bipolarplattenmaterialien aufgebaut. Die 55 eingebauten<br />

MEAs teilen sich auf in 18 kommerzielle MEAs sowie 37 im Institut für Energieverfahrenstechnik<br />

der <strong>Forschungszentrum</strong> <strong>Jülich</strong> GmbH (FZJ) gefertigte MEAs. Die kommerziellen MEAs entsprechen<br />

den bei den Versuchen in Kapitel 4 verwendeten MEAs. Die im <strong>Forschungszentrum</strong><br />

<strong>Jülich</strong> hergestellten MEAs basieren auf eigengefertigten Gasdiffusionselektroden, die mit kommerziellen<br />

Membranen heißverpresst sind. Die Platinkatalysatorbeladung dieser MEAs liegt auf<br />

der Anoden- und Kathodenseite bei jeweils rund 0,8 mg/cm². Von den 55 Zellen bestehen 45<br />

Zellen aus Graphit-Composit-Bipolarplatten und 10 Zellen aus vergoldeten Titan-Bipolarplatten.<br />

Um unterschiedliche Strömungsverhältnisse innerhalb der Zellen zu vermeiden, ist die Geometrie<br />

der Bipolarplatten und der darin integrierten Strömungsstrukturen bei beiden Materialien


174 10 Polymerelektrolyt-Brennstoffzellenstapel der 5 kW Klasse<br />

identisch. Die Zellen mit Titan-Bipolarplatten sind gleichmäßig innerhalb des Stapels verteilt, um<br />

Referenzmessungen an verschiedenen Stapelpositionen bereitstellen zu können. Dadurch soll<br />

ein möglicher Einfluss der Positionierung der Zellen im Zellstapel berücksichtigt werden.<br />

Jede der 55 einzelnen Zellen wird über einen zentralen Wasserkreislauf gekühlt. Das Flowfield<br />

der Kühlzellen ist mit Hilfe der in Kapitel 6.4 vorgestellten Auslegungsroutine optimiert worden.<br />

Die Wasserstoffbefeuchtung erfolgt mittels Pervaporation. Die über den Kühlwasserkreislauf<br />

gespeisten Flachmembranbefeuchterzellen sind am rechten Ende des in Bild 10.1 abgebildeten<br />

Zellstapels in den Stapel integriert. Die kathodenseitige Reaktandenbefeuchtung erfolgt über<br />

einen externen Pervaporationsbefeuchter. Durch diese Anordnung kann der Feuchtegrad der<br />

zugeführten Luft unabhängig von der Temperatur des Kühlwasserkreislaufes gewählt werden.<br />

In Bild 10.2 ist die Leistungscharakteristik des Zellstapels dargestellt. Die Leistung von 5 kW<br />

wird bei einem Gesamtstrom von rund 170 A erreicht. Es zeigt sich, dass die kommerziellen<br />

MEAs erst ab einem Strom von ungefähr 110 A eine bessere Leistungscharakteristik aufweisen<br />

als die am <strong>Forschungszentrum</strong> <strong>Jülich</strong> auf Basis von kommerziellen Membranen hergestellten<br />

MEAs. Bei einer Stromdichte von 700 mA/cm², entsprechend einem Gesamtstrom von rund<br />

170 A, liegt die mittlere Leistung der kommerziellen MEAs um rund 10 % über der mittleren<br />

Leistung der eigengefertigten MEAs. Bei der Stromdichte von 700 mA/cm² liegt die mittlere<br />

Leistung der Zellen mit Titan-Bipolarplatten um rund 5 % über der der Zellen mit Graphit-Bipolarplatten.<br />

6<br />

Leistung des Zellstapels [kW]<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

* Leistungskurve Zellstapel<br />

+ Leistungskurve<br />

kommerzielle MEAs<br />

x Leistungskurve<br />

FZJ-MEAs<br />

0 50 100 150 200<br />

Strom [A]<br />

Stackparameter:<br />

Zellenanzahl: 55<br />

MEAs: 37 FZJ-MEAs,<br />

18 kommerzielle MEAs<br />

aktive Zellfläche: 244 cm²<br />

Belegung pro Zelle:<br />

1-1,6 mg/cm² Pt (abs.)<br />

Betriebsbedingungen:<br />

Temperatur: 65°C-70°C<br />

Luftvolumenstrom:<br />

100-500 l N /min<br />

Druck: 2 bar (abs.)<br />

Bild 10.2: Leistungscharakteristik des Zellstapels<br />

In Tabelle 10.1 ist die extrapolierte Leistung bei einem Gesamtstrom von 170 A aufgeführt, die<br />

sich ergeben würde, wenn der Zellstapel jeweils nur aus einem Typ von Bipolarplatten und<br />

MEAs bestehen würde. Die höchste Stapelleistung von 5,4 kW ergibt sich demnach für einen


175<br />

Zellstapel mit Titan-Bipolarplatten und kommerziellen MEAs. Die Leistung dieses Zellstapels<br />

liegt um rund 15 % über der Leistung eines Zellstapels mit Graphit-Bipolarplatten und eigengefertigten<br />

MEAs.<br />

Tabelle 10.1: Extrapolierte Stapelleistung für unterschiedliche Materialkombinationen<br />

(Betriebsbedingungen entsprechend Bild 10.2, Gesamtstrom 170 A)<br />

Membran-Elektroden-Einheiten<br />

kommerziell<br />

eigengefertigt (FZJ)<br />

Graphit-Bipolarplatten 5,15 kW 4,75 kW<br />

Titan-Bipolarplatten 5,40 kW 4,90 kW<br />

Eine umfangreiche Charakterisierung des Zellstapels findet sich in [117]. Anhand von<br />

Widerstandsmessungen (siehe Kapitel 3.6) wurde gezeigt, dass innerhalb einzelner Graphitplatten<br />

laterale Querströme auftreten. Dies betraf sowohl Zellen mit eigengefertigten als auch<br />

mit kommerziellen MEAs. Die Ursache dieser Querströme liegt vermutlich in der Verstopfung<br />

einzelner Strömungsstrukturen durch flüssiges Wasser. Dies resultiert in erhöhten Ohmschen<br />

Leistungsverlusten und erhöhten Diffusionsüberspannungen. In [117] aufgezeigte Optimierungspotentiale<br />

betreffen eine Verbesserung des Tropfenaustrages sowie die Verwendung<br />

profilierter Dichtungen.


11 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Um die Konkurrenzfähigkeit von Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen (PEFCs) zu bereits am<br />

Markt etablierten Technologien zu erreichen, besteht ein erheblicher Optimierungsbedarf der<br />

Brennstoffzellentechnologie. Die in der vorliegenden Arbeit beschriebenen Ansätze sollen dazu<br />

beitragen, die Auslegung von PEFC-Stacks der 5 kW Klasse hinsichtlich unterschiedlicher Auslegungskriterien<br />

wissenschaftlich fundiert zu optimieren. Bei der Auslegung und Optimierung<br />

derartiger Zellstapel erfordert die Vielzahl an Einflussgrößen einen breiten Ansatz. Das<br />

vorrangige Ziel dieser Arbeit besteht darin, einen solchen breiten Ansatz zu verfolgen, um<br />

Wechselwirkungen der Einzelkomponenten des Stacks untereinander zu erfassen und diese<br />

auf eine neue Modell-Grundlage zu stellen. Dabei können die abstrahierten Lösungswege und<br />

Ergebnisse zu einem hilfreichen Werkzeug bei der Auslegung und Optimierung zukünftiger<br />

Brennstoffzellenstapel auch anderer Leistungsklassen werden.<br />

Ein neuartiger, quasi eindimensionaler (Q1D) Modellansatz zur Leistungscharakterisierung von<br />

PEFCs in Form von Spannungs-Stromdichte-Kennlinien wird hergeleitet. Der Q1D-Ansatz berücksichtigt,<br />

dass sich die in Experimenten gemessene Spannungs-Stromdichte-Kennlinie (U-i-<br />

Kennlinie) einer Brennstoffzelle aufgrund verschiedener Einflussfaktoren aus unterschiedlichen<br />

lokalen U-i-Kennlinien zusammensetzt. Die systematische Applikation des Modellansatzes auf<br />

einen aus mehreren U-i-Kennlinien bestehenden Messdatensatz erlaubt, funktionale Abhängigkeiten<br />

der Modellparameter abzuleiten. Diese Abhängigkeiten ermöglichen es, die Leistungscharakteristik<br />

der betrachteten Brennstoffzelle unter variierenden Betriebsparametern mit hoher<br />

Genauigkeit vorherzusagen. Unter Verwendung des Q1D-Modellansatzes kann demnach die<br />

Anzahl der zur Leistungscharakterisierung einer Zelle benötigten Experimente deutlich verringert<br />

werden. Anhand des für den 5 kW Zellstapel ausgewählten Zelldesigns werden die Auswirkungen<br />

auf das Leistungsverhalten bei Variation der Modellparameter mittels einer Sensitivitätsanalyse<br />

bewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass eine effektive Steigerung der Leistung durch<br />

Vergrößerung der Katalysatoroberfläche und Steigerung der Katalysatoraktivität erreicht werden<br />

kann. Für unterschiedliche Stromdichten und Betriebsdrücke wird die spezifische Zellleistung in<br />

Abhängigkeit des kathodenseitigen Reaktandenumsatzes ermittelt. Der empfohlene maximale<br />

Umsatz verschiebt sich mit abnehmendem Betriebsdruck und steigender Stromdichte hin zu<br />

einem höheren Sauerstoffstöchiometriekoeffizienten.<br />

Als Grundlage für die Auslegung des 5 kW Zellstapels dienen experimentelle Untersuchungen<br />

an Einzelzellen und Short-Stacks. Untersucht werden unter anderem die Einflüsse unterschiedlicher<br />

Strömungsstrukturen und Bipolarplattenmaterialien sowie variierender Betriebsparameter<br />

auf die Zellleistung. Die Auswertung der Ergebnisse führt zur Auswahl von Bipolarplatten auf<br />

Basis von Graphit-Composit-Material mit Mäander-Strömungsstruktur für den Einsatz im 5 kW<br />

Zellstapel. Zur Bestimmung der durch die Betriebsparametervariationen hervorgerufenen loka-


177<br />

len Änderungen in der Zellleistung erfolgen Messungen der Stromdichteverteilung. Es kommen<br />

zwei innovative Verfahren zur Bestimmung der Stromdichteverteilung zur Anwendung. Das<br />

erste Verfahren basiert auf lokalen in-situ Widerstandsmessungen an einem passiven Widerstandsnetzwerk.<br />

Das zweite Verfahren ist als Magnetotomographie bezeichnet.<br />

Das neu entwickelte passive Widerstandsnetzwerk bietet durch seine einfachen und kostengünstigen<br />

Aufbau und die hohe Integrationsfähigkeit deutliche Vorteile gegenüber herkömmlichen<br />

Ansätzen. Mit dieser Methode gemessene Stromdichteverteilungen zeigen, dass Betriebsparametervariationen<br />

deutliche lokale Änderungen der Stromdichte hervorrufen können. Um einer<br />

Membranschädigung vorzubeugen, wird daher für den Betrieb des 5 kW Zellstapels eine auf die<br />

Betriebstemperatur von 70 °C bezogene Reaktandenbefeuchtung von ϕ<br />

H 2<br />

≥ 80 % und<br />

ϕ ≥ 80 % empfohlen. Für den Luftstöchiometriekoeffizienten gilt λ ≥ 2.<br />

Luft<br />

Die Magnetotomographie stellt das derzeit einzige bekannte Verfahren zur nicht-invasiven Bestimmung<br />

der Stromdichteverteilung in Brennstoffzellen dar. Das Verfahren erlaubt, durch Messung<br />

der magnetischen Flussdichte außerhalb eines Zellstapels auf die Stromdichteverteilung<br />

innerhalb des Zellstapels zu schließen. Die Stromdichterekonstruktionen mittels Magnetotomographie<br />

zeigen bereits in dem frühen Entwicklungsstadium der Methode vielversprechende<br />

Ergebnisse. Nachdem die prinzipielle Eignung des Verfahrens in dieser Arbeit anhand von<br />

Differenzrekonstruktionen an Einzelzellen gezeigt wurde, müssen in nächsten Schritten Versuche<br />

an Short-Stacks sowie Absolutrekonstruktionen der Stromdichteverteilung folgen.<br />

Luft<br />

Im Gegensatz zu dem Betrieb von Einzelzellen stellt in einem Zellstapel beispielsweise die<br />

gleichmäßige Medienverteilung auf die einzelnen Zellen eine große Herausforderung dar. Eine<br />

gleichmäßige Verteilung der Medien auf die einzelnen Zellen ist Voraussetzung für eine hohe<br />

Leistung. Die Verteilung der Medien ist neben verschiedenen Geometrie- und Betriebsparametern<br />

von der Art der Strömungsführung in dem Zellstapel abhängig. Zur Bestimmung der<br />

Medienverteilung in einem Zellstapel wird ein analytischer, eindimensionaler Berechnungsansatz<br />

vorgestellt. Dieser Ansatz beschreibt den Zellstapel durch ein hydraulisches Widerstandsnetzwerk.<br />

Zur Validierung des analytischen Modells wird ein numerisches Verfahren verwendet,<br />

das mittels dreidimensionaler Simulation der Strömung die Medienverteilung in Zellstapeln bestimmt.<br />

Aus der Untersuchung des Einflusses einer ungleichmäßigen Medienverteilung auf die<br />

Leistung des Stapels wird ein Richtwert für die maximal empfohlene Ungleichverteilung im Auslegungspunkt<br />

abgeleitet. Anhand dieses Richtwertes erfolgt für den 5 kW Stapel eine auf die<br />

ausgewählte Mäander-Strömungsstruktur der Zellen abgestimmte Auslegung der Versorgungskanäle.<br />

In einem weiteren Schritt erfolgt die Verallgemeinerung des eindimensionalen Ansatzes, indem<br />

die Einflussgrößen zu geeigneten dimensionslosen Kennzahlen zusammengefasst werden. Für<br />

beliebige Zellstapelgeometrien wird die Gleichmäßigkeit der Medienverteilung in Abhängigkeit<br />

dieser Kennzahlen für ausgewählte Kennzahlbereiche in graphischer und analytischer Form<br />

präsentiert. In weiterführenden Arbeiten sollten die präsentierten Ergebnisse anhand von<br />

Experimenten validiert werden.


178 11 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Um die bei der elektrochemischen Reaktion entstehende Wärmemenge aus dem Brennstoffzellenstapel<br />

abzuführen, ist eine aktive Kühlung des Stapels notwendig. Zur Wärmeabfuhr<br />

werden luft- und wasserbasierte Kühlkonzepte gegenübergestellt und anhand von Auslegungsbeispielen<br />

bewertet. Für die in der Brennstoffzelle vorliegende Mäander-Strömungsstruktur<br />

erweist sich die Luftkühlung aufgrund der durch sie hervorgerufenen großen Temperaturspreizung<br />

in dem Zellstapel als nicht geeignet. Aus diesem Grund wird ein Wasserkreislauf zur<br />

Kühlung des Zellstapels ausgewählt.<br />

Eine entwickelte Auslegungsroutine optimiert die Kühlzellengeometrie und -anzahl bezüglich<br />

der durch die Kühlung bedingten Verlustleistung. Die Verlustleistung setzt sich aus einem Anteil,<br />

der durch die Ohmschen Verluste bei der Leitung des Stroms durch die Kühlzellen bedingt<br />

ist, sowie einem Anteil, der durch die Förderung des Kühlmediums entsteht, zusammen. Die<br />

Routine erlaubt außerdem eine Berücksichtigung wärmetechnischer Gesichtspunkte. Die Berechnungsansätze<br />

der Auslegungsroutine werden am Beispiel einer mäanderförmigen Kühlkanalstruktur<br />

erläutert. Für andere Kühlkanalstrukturen sind die Berechnungsansätze entsprechend<br />

anzupassen. Angewendet auf die obigen wassergekühlten Auslegungsbeispiele,<br />

kann die Verlustleistung unter den getroffenen Annahmen mit Hilfe der Auslegungsroutine um<br />

bis zu 64 % gesenkt werden. Für den untersuchten 5 kW Zellstapel ergibt sich die geringste<br />

Verlustleistung, wenn nach jeder zweiten Einzelzelle eine Kühlzelle angeordnet ist. Die Berechnungen<br />

zeigen, dass die durch die Kühlung entstehende Verlustleistung in einem wassergekühlten<br />

Zellstapel bezogen auf die produzierte elektrische Leistung mit < 1 % gering ist. Die in<br />

diesem Kapitel getroffenen Annahmen sollten in weiterführenden Arbeiten durch experimentelle<br />

Untersuchungen sowie numerische Strömungssimulationsrechnungen untermauert werden.<br />

Die ionische Leitfähigkeit der in den Brennstoffzellen verwendeten Membranen hängt stark von<br />

ihrem Wassergehalt ab. Für einen leistungsoptimierten Betrieb müssen die Reaktanden vor<br />

dem Eintritt in die Zelle befeuchtet werden. Eine Bewertung unterschiedlicher Befeuchtungskonzepte<br />

zeigt, dass sich Membranverfahren zur Befeuchtung der Reaktandengase in PEFCs<br />

als besonders geeignet erweisen. Es erfolgt eine experimentelle Charakterisierung eines<br />

Flachmembranbefeuchtermoduls, das sowohl als Pervaporations- als auch als Gaspermeationsbefeuchter<br />

betrieben wird. Aufbau und Geometrie des untersuchten Moduls entsprechen<br />

dem Aufbau einer einzelnen Brennstoffzelle mit Mäander-Strömungsstruktur.<br />

Anhand der an dem Pervaporationsmodul gemessenen Daten erfolgt die Auslegung der Befeuchtereinheiten<br />

für den 5 kW Zellstapel in Abhängigkeit des Betriebsdrucks und der Betriebstemperatur.<br />

Die Charakterisierung des Gaspermeationsbefeuchters zeigt, dass die geforderte<br />

Wassermenge nicht mit dem vorliegenden Flachmembranmodul übertragen werden kann.<br />

Da die Befeuchterzellen und die Brennstoffzellen baugleich sind, wird empfohlen, die anodenseitigen<br />

Befeuchterzellen in den Brennstoffzellenstapel zu integrieren. Die Speisung der<br />

Befeuchterzellen erfolgt über das nach dem Durchfluss durch den Zellstapel erwärmte<br />

Kühlmedium. Zur Befeuchtung des Oxidans wird die Verwendung eines Kapillar- oder Hohlfaserbefeuchtermoduls<br />

empfohlen. Diese Module besitzen im Vergleich zu Flachmembranbefeuchtern<br />

eine um ungefähr eine Größenordnung größere Packungsdichte. Kapillar- und Hohl-


179<br />

faserbefeuchtermodule können kathodenseitig sowohl als Pervaporations- als auch als Gaspermeationsbefeuchter<br />

betrieben werden.<br />

Anhand einer Systembetrachtung wird für unterschiedliche Befeuchtungskonzepte der Einfluss<br />

einer Änderung des Betriebsdrucks auf die Systemleistung untersucht. Es zeigt sich, dass mit<br />

steigendem Betriebsdruck die aufzuwendende Verdichterleistung stärker zunimmt als die<br />

Brennstoffzellenleistung. Aus diesem Grund sinkt die Systemleistung mit steigendem Betriebsdruck.<br />

Für die unterschiedlichen Befeuchtungskonzepte werden Betriebsdruckbereiche<br />

identifiziert, in denen unter dem jeweils vorliegenden Systemaufbau ein wasserautarker Betrieb<br />

möglich ist. Unter den getroffenen Annahmen ist unterhalb eines Betriebsdrucks von 1,8 bar ein<br />

wasserautarker Betrieb nur durch die Verwendung eines Gaspermeationsbefeuchters zu<br />

erzielen. Ab einem Betriebsdruck von 1,8 bar kann die Befeuchtung mittels Pervaporation realisiert<br />

werden. Für den Betrieb des 5 kW Zellstapels erscheint ein Auslegungsbereich des<br />

Betriebsdrucks von 1,1 bis 2,2 bar als geeignet.<br />

Zur Steigerung der volumetrischen und gravimetrischen Leistungsdichte des Brennstoffzellenstapels<br />

werden für die bei den Versuchen verwendeten Endplatten und Dichtungen Optimierungspotentiale<br />

aufgezeigt. Verschiedene Endplattenwerkstoffe und -geometrien werden hinsichtlich<br />

ihres Bauvolumens und Bauteilgewichts sowie der Herstellkosten bewertet. In einem<br />

ersten Schritt wird geklärt, wie sich eine Wölbung der Endplatten auf die Anpressdruckverteilung<br />

im Zellstapel und damit auf die Stapelleistung auswirkt. Die Berechungen zeigen, dass in<br />

dem betrachteten 5 kW Zellstapel bei den verwendeten Endplatten eine homogene Anpressdruckverteilung<br />

vorliegt. Allerdings wird mit der verwendeten Kombination aus Flachdichtung<br />

und Diffusionsschicht nicht die vom Hersteller angegebene optimale Diffusionsschichtverpressung<br />

erreicht. Dies bestätigen experimentelle Untersuchungen zur Anpressdruckverteilung. Im<br />

Gießprozess hergestellte verrippte Endplatten aus Aluminium zeigen bezüglich der Kombination<br />

aus Bauteilgewicht und Herstellkosten die größten Vorteile. Im Vergleich zu den in den Experimenten<br />

verwendeten Stahlplatten erhöht sich unter Verwendung dieser Aluminium-Endplatten<br />

die gravimetrische Leistungsdichte des betrachteten Zellstapels um mehr als 35 % auf<br />

0,26 kW/kg.<br />

Im Gegensatz zu den in den Experimenten verwendeten Flachdichtungen weisen profilierte<br />

Dichtungen mit Dichtlippe bezüglich der Bauteilbeanspruchung, der benötigten Anpresskraft<br />

und dem Federweg klare Vorteile auf. Im Vergleich zu der Flachdichtung erlaubt die Verwendung<br />

der profilierten Dichtung eine Steigerung der Diffusionsschichtverpressung bei gleichzeitiger<br />

Reduktion der Anpresskraft. Durch die verringerte Anpresskraft kann eine Gewichtsreduktion<br />

der Endplatte von ungefähr 5 % erzielt werden. Der erhöhte Flächennutzungsgrad bei einer<br />

Zellkonstruktion mit profilierter Dichtung ermöglicht darüber hinaus bei gleichem Bauvolumen<br />

eine Leistungssteigerung von rund 15 %.<br />

Basierend auf den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit ist ein aus 55 Zellen bestehender<br />

Brennstoffzellenstapel gebaut und in Betrieb genommen worden. Eine erste Leistungscharakterisierung<br />

verdeutlicht, dass die angestrebte Leistung von 5 kW erreicht werden konnte.


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(WS 2002/2003), p. 46, Aachen, Deutschland


13 Anhang<br />

13.1 Nomenklatur<br />

Lateinische Formelzeichen:<br />

a Parameter [-]<br />

A Fläche [m²]<br />

A außen Mantelfläche des Zellstapels [m²]<br />

A Z Strömungsquerschnitt der Zelle [m²]<br />

b Tafel-Steigung [V]<br />

b Breite [m]<br />

B Magnetische Flussdichte [T]<br />

c Sauerstoffkonzentration [mol/m³]<br />

c P Wärmekapazität [J/(kg*K)]<br />

C Plattensteifigkeit [N*m]<br />

d hyd hydraulischer Durchmesser [m]<br />

D effektiver Diffusionskoeffizient [m²/s]<br />

E Elastizitätsmodul [N/m²]<br />

E<br />

Einheitsmatrix [-]<br />

Eu Euler-Zahl [-]<br />

f Funktion [-]<br />

f λ<br />

Abhängigkeit der Überspannungen von dem Sauerstoffstöchiometriekoeffizienten<br />

[-]<br />

F Faraday-Konstante [A s/mol]<br />

G freie Reaktionsenthalpie [J/mol]<br />

h Höhe [m]<br />

H Magnetische Feld [A/m]<br />

H 0 Brennwert [J/kg]<br />

∆H Enthalpieänderung [J/mol]<br />

H ɺ Enthalpiestrom [W]<br />

i Stromdichte [A/m²]<br />

i ex Austauschstromdichte [A/m³]<br />

i G Grenzstromdichte [A/m²]<br />

P<br />

i x<br />

lokale Protonenstromdichte [A/m²]<br />

P<br />

i 0<br />

Protonenstromdichte an Grenzfläche Membran / Katalysatorschicht [A/m²]<br />

i * charakteristische Stromdichte [A/m²]<br />

l (Zellen-) Abstand / Länge [m]<br />

L virtuelle Länge [m]<br />

Leit Z Strömungsleitfähigkeit [s*m 4 /kg]<br />

m Masse [kg]


188 13 Anhang<br />

mɺ Massenstrom [kg/s]<br />

∆ mɺ Massenstromänderung [kg/s]<br />

M Molmasse [kg/kmol]<br />

n Anzahl der pro Molekül ausgetauschten Elektronen [-]<br />

nɺ Molenstrom [mol/s]<br />

N Z Anzahl der Zellen in einem Zellstapel [-]<br />

Nu Nusselt-Zahl [-]<br />

p statischer Druck [Pa]<br />

pˆ<br />

ges<br />

dimensionsloser Gesamtdruck [-]<br />

∆ p<br />

Druckverlust [Pa]<br />

∆ pˆ<br />

dimensionsloser Druckverlust [-]<br />

P Leistung [W]<br />

P G Gewichtsreduktionspotential [%]<br />

Pr Prandtl-Zahl [-]<br />

Q Umsatzrate [A/m³]<br />

Q ɺ prod<br />

Produzierter Wärmestrom [W]<br />

r Abstand [m]<br />

R allgemeine Gaskonstante [J/(mol*K)]<br />

R elektrischer Widerstand [Ω]<br />

R ~ Flächenwiderstand [Ωm²]<br />

Tikhonov-Inverse<br />

[1/m]<br />

R W<br />

Re Reynolds-Zahl [-]<br />

s Wegkoordinate [m]<br />

S Summenfunktionswert [-]<br />

∆S Entropieänderung [J/(mol*K)]<br />

t Zeit [s]<br />

T Temperatur [K]<br />

u Geschwindigkeit [m/s]<br />

U Spannung [V]<br />

U Umfang [m]<br />

U th Thermoneutrale Zellspannung [V]<br />

U UV Zeitlich unverzögerter Spannungssprung bei Abschaltmessung [V]<br />

∆U Potentialdifferenz [V]<br />

V Volumen [m³]<br />

V ɺ Volumenstrom [m³/s]<br />

V ɺ *<br />

Grad der Ungleichverteilung [%]<br />

w Massenanteil [-]<br />

W<br />

Biot-Savart-Integraloperator<br />

[m]<br />

x, y, z Raumkoordinaten [-]<br />

x Verhältnis aus minimalem zu maximalem Anpressdruck [mol/mol]<br />

x i Molenbruch der Komponente i [-]<br />

y Funktion [-]<br />

y+ dimensionsloser Wandabstand [-]


13.1 Nomenklatur 189<br />

Griechische Formelzeichen:<br />

α Transferkoeffizient [-]<br />

α Wärmeübergangskoeffizient [W/(m²*K)]<br />

β Permeabilität [m²]<br />

γ Reaktionsordnung der Sauerstoffreduktion [-]<br />

∆ Differenz [-]<br />

ξ Widerstandsbeiwert [-]<br />

η Überspannung [V]<br />

η Wirkungsgrad [-]<br />

η th thermodynamischer Wirkungsgrad [-]<br />

ϑ Temperatur [K]<br />

λ Stöchiometriekoeffizient [-]<br />

µ dynamische Viskosität [kg/(m*s)]<br />

µ R Materialabhängige Permeabilitätszahl [-]<br />

µ 0 Permeabilitätskonstante [V*s/(A*m)]<br />

ν Querkontraktionszahl [-]<br />

Π dimensionslose Kennzahl [-]<br />

ρ Dichte [kg/m³]<br />

σ Leitfähigkeit [S/m]<br />

ϕ Relative Feuchte [-]<br />

ϕ Beiwert [-]<br />

φ Funktion [-]<br />

Ω Stromdurchflossenes Raumgebiet [-]<br />

Indizes:<br />

0 Bedingung/Zustand am Zell- oder Stapeleintritt<br />

A<br />

Anode<br />

ab<br />

abzweigender Volumenstrom<br />

aktiv<br />

Katalysatorbeschichtete Membranfläche<br />

bulk<br />

Material<br />

BPP<br />

Bipolarplatte<br />

BZ<br />

Brennstoffzelle<br />

BZ/NZ<br />

Anzahl der von einer Kühlzelle gekühlten Einzelzellen<br />

Diff<br />

Diffusionsschicht<br />

durch<br />

durchtretender Volumenstrom<br />

eff.<br />

effektiv<br />

el<br />

elektrisch<br />

EP<br />

Endplatte<br />

EZ<br />

Einzelzelle<br />

fl<br />

flüssig<br />

FF<br />

Flowfield<br />

g<br />

gasförmig<br />

ges<br />

Gesamt<br />

hohe Übersp.<br />

Gebiet hoher Überspannungen<br />

i,j<br />

Knotenbezeichnung, Zählvariablen<br />

K<br />

Kathode


190 13 Anhang<br />

K<br />

Strömungskanal<br />

Kal<br />

Kalibrierung<br />

Kat<br />

Katalysatorschicht<br />

KK<br />

Kühlkanal<br />

KKW<br />

Wärmeübertragende Kühlkanalfläche<br />

KM<br />

Kühlmedium<br />

Konv.<br />

Konvektion<br />

KSB<br />

Kurzschlussbrücke<br />

Kühl.<br />

Kühlung<br />

lam.<br />

laminar<br />

max<br />

Maximum<br />

Mem<br />

Membran<br />

min<br />

Minimum<br />

mittel<br />

gemittelter Wert<br />

n<br />

Messpunkt<br />

N Norm- / Standardzustand (1 bar, 298 K)<br />

niedrige Übersp.<br />

Gebiet niedriger Überspannungen<br />

q<br />

Konstante Wärmestromdichte<br />

R<br />

Rohrreibung<br />

Ref.<br />

Referenz<br />

rev<br />

reversibel<br />

S<br />

Sammlerkanal<br />

satt<br />

Gesättigter Zustand<br />

Seg<br />

Segment<br />

Tau<br />

Taupunkt<br />

turb.<br />

turbulent<br />

U<br />

Umgebung<br />

Uml.<br />

Strömungsumlenkung<br />

V<br />

Verteilerkanal<br />

WKS<br />

Wärmekapazitätsstrom<br />

x, y, z Raumkoordinaten<br />

Z<br />

Zelle<br />

zu<br />

zuströmender Volumenstrom<br />

χ<br />

Aspektenverhältnis (Breite zu Höhe)<br />

ϑ<br />

Konstante Wandtemperatur<br />

→<br />

Vektor<br />

^<br />

Dimensionslose Größe<br />

- Gemittelte Größe<br />

= Matrix<br />

‚ Eintrittszustand<br />

„ Austrittszustand<br />

Akronyme:<br />

1D<br />

3D<br />

Eindimensional<br />

Dreidimensional


13.1 Nomenklatur 191<br />

AFC<br />

CFK<br />

CVD<br />

DMFC<br />

DoE<br />

EPDM<br />

FDM<br />

FE<br />

FK<br />

FPM<br />

FZJ<br />

GDL<br />

GFK<br />

HK<br />

MCFC<br />

MEA<br />

MEK<br />

MIG<br />

NBR<br />

PAFC<br />

PBI<br />

PEEK<br />

PEFC<br />

PIB<br />

PTFE<br />

PVD<br />

Q1D<br />

RNG<br />

SK<br />

SOFC<br />

TPE<br />

ZIP<br />

Alkalische Brennstoffzelle (Alkaline Fuel Cell)<br />

kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff<br />

Chemical Vapor Deposition<br />

Direktmethanol-Brennstoffzelle (Direct Methanol Fuel Cell)<br />

Department of Energy<br />

Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk<br />

Finite Differenzen Methode<br />

Finite Elemente<br />

Fertigungskosten<br />

Fluorelastomer<br />

<strong>Forschungszentrum</strong> <strong>Jülich</strong> GmbH<br />

Gasdiffusionsschicht (Gas Diffusion Layer)<br />

glasfaserverstärkter Kunststoff<br />

Herstellkosten<br />

Schmelzkarbonat-Brennstoffzelle (Molten Carbonate Fuel Cell)<br />

Membran-Elektroden-Einheit (Membrane Electrode Assembly)<br />

Materialeinzelkosten<br />

Metall-Inertgas-Schweißen<br />

Acrylnitril-Butadien-Kautschuk<br />

Phosphorsaure Brennstoffzelle (Phosphoric Acid Fuel Cell)<br />

Polybenzimidazol<br />

Polyetheretherketon<br />

Polymerelektrolyt-Brennstoffzelle (Polymerelectrolyte Fuel Cell)<br />

Polyisobutylen<br />

Polytetrafluorethylen<br />

Physical Vapor Deposition<br />

Quasi eindimensional<br />

Renormalization Group (k-ε-Turbulenzmodell)<br />

Selbstkosten<br />

Oxidkeramische-Brennstoffzelle (Solid Qxide Fuel Cell)<br />

Thermoplastische Elastomere<br />

Zukunftsinvestitionsprogramm


192 13 Anhang<br />

13.2 Ergänzungen zu Kapitel 5 (Medienverteilung im Zellstapel)<br />

Polynomische Regressionsfunktionen der Verzweigungswiderstandsbeiwerte nach [91]:<br />

Die Abhängigkeiten sind für turbulent durchströmte, kreisförmige Rohre ermittelt worden. Der<br />

Durchmesser des Hauptrohres entspricht dem des Abzweigrohres.<br />

2<br />

⎛ u3<br />

⋅ AZ<br />

⎞ ⎛ u3<br />

⋅ AZ<br />

⎞<br />

ζ<br />

,<br />

0,8661<br />

⎜<br />

⎟ − 0,5246 ⋅<br />

⎜<br />

⎟<br />

V ab<br />

= ⋅<br />

+ 0,9664<br />

Gl. 13.1<br />

⎝ u1<br />

⋅ AV<br />

⎠ ⎝ u1<br />

⋅ AV<br />

⎠<br />

3<br />

⎛ u3<br />

⋅ AZ<br />

⎞ ⎛ u3<br />

⋅ AZ<br />

⎞ ⎛ u3<br />

⋅ AZ<br />

⎞<br />

ζ<br />

,<br />

1,2153<br />

⎜<br />

⎟ + 2,7292 ⋅<br />

⎜<br />

⎟ −1,2151<br />

⋅<br />

⎜<br />

⎟<br />

V durch<br />

= − ⋅<br />

+ 0,0681 Gl. 13.2<br />

⎝ u1<br />

⋅ AV<br />

⎠ ⎝ u1<br />

⋅ AV<br />

⎠ ⎝ u1<br />

⋅ AV<br />

⎠<br />

2<br />

⎛ u4<br />

⋅ A ⎞ ⎛ ⎞<br />

Z<br />

u4<br />

⋅ AZ<br />

ζ<br />

,<br />

1,2723<br />

⎜<br />

⎟ + 3,1609 ⋅<br />

⎜<br />

⎟<br />

S zu<br />

= − ⋅<br />

− 0,9939<br />

Gl. 13.3<br />

⎝ u6<br />

⋅ AS<br />

⎠ ⎝ u6<br />

⋅ AS<br />

⎠<br />

⎛ u4<br />

⋅ AZ<br />

⎞<br />

ζ<br />

,<br />

0,5386<br />

⎜<br />

⎟<br />

S durch<br />

= ⋅ + 0,0524<br />

Gl. 13.4<br />

⎝ u6<br />

⋅ AS<br />

⎠<br />

2<br />

Tabelle 13.1: Parameterkombination für U-förmig durchströmte Anwendungsbeispiele<br />

Dichte<br />

Dyn.<br />

Viskosität<br />

Nr. Zellenanzahl<br />

Massenstrom<br />

Manifoldbreite<br />

Manifoldhöhe<br />

Strömungsleitfähigkeit<br />

Zellabstand<br />

durchstr.<br />

Zellfläche<br />

[-] [-] [kg/s] [kg/m³] [m²/s] [mm] [mm] [s*m 4 /kg] [mm] [m²] [%]<br />

1 50 5,80E-03 1,9 1,90E-05 0,034 0,016 5,40E-08 0,0050 3,4E-05 0,0362<br />

2 50 8,70E-03 1,9 1,90E-05 0,034 0,016 5,40E-08 0,0050 3,4E-05 0,0509<br />

3 50 4,35E-03 1,9 1,90E-05 0,034 0,016 5,40E-08 0,0050 3,4E-05 0,0283<br />

4 50 1,16E-02 1,9 1,90E-05 0,034 0,016 5,40E-08 0,0050 3,4E-05 0,0657<br />

5 50 5,80E-03 1,9 1,90E-05 0,034 0,016 1,08E-07 0,0050 3,4E-05 0,0682<br />

6 50 5,80E-03 1,9 1,90E-05 0,034 0,016 2,80E-08 0,0050 3,4E-05 0,0193<br />

7 50 5,80E-03 0,95 1,90E-05 0,034 0,016 5,40E-08 0,0050 3,4E-05 0,0367<br />

8 50 5,80E-03 1,9 1,90E-06 0,034 0,016 5,40E-07 0,0050 3,4E-05 0,2338<br />

9 50 5,80E-03 1,9 1,90E-04 0,034 0,016 5,40E-09 0,0050 3,4E-05 0,0062<br />

10 50 5,80E-03 1,9 1,90E-05 0,034 0,016 5,40E-08 0,0052 4,1E-05 0,0331<br />

11 50 5,80E-03 1,9 1,90E-05 0,034 0,016 5,40E-08 0,0048 2,7E-05 0,0381<br />

12 50 5,80E-03 1,9 1,90E-05 0,020 0,020 5,40E-08 0,0050 2,0E-05 0,0630<br />

13 50 5,80E-03 1,9 1,90E-05 0,028 0,013 5,40E-08 0,0050 2,8E-05 0,0747<br />

14 50 5,80E-03 1,9 1,90E-06 0,034 0,016 5,40E-08 0,0050 3,4E-05 0,0326<br />

15 30 3,48E-03 1,9 1,90E-05 0,026 0,012 5,40E-08 0,0050 2,6E-05 0,0334<br />

16 30 6,80E-03 1,9 1,90E-05 0,026 0,012 1,08E-07 0,0050 2,6E-05 0,1084<br />

17 30 6,80E-03 1,9 1,90E-05 0,026 0,012 2,70E-08 0,0050 2,6E-05 0,0320<br />

18 60 6,96E-03 1,9 1,90E-05 0,037 0,018 5,40E-08 0,0050 3,7E-05 0,0359<br />

19 60 1,00E-02 1,9 1,90E-05 0,037 0,018 5,40E-08 0,0050 3,7E-05 0,0487<br />

20 100 1,16E-02 1,9 1,90E-05 0,048 0,023 5,40E-08 0,0050 4,8E-05 0,0399<br />

V ɺ *


13.2 Ergänzungen zu Kapitel 5 (Medienverteilung im Zellstapel) 193<br />

Nr.<br />

Tabelle 13.2: Parameterkombination für Z-förmig durchströmte Anwendungsbeispiele<br />

Dichte<br />

Dyn.<br />

Viskosität<br />

Zellenanzahl<br />

Massenstrom<br />

Manifoldbreite<br />

Manifoldhöhe<br />

Strömungsleitfähigkeit<br />

Zellabstand<br />

durchstr.<br />

Zellfläche<br />

[-] [-] [kg/s] [kg/m³] [m²/s] [mm] [mm] [s*m 4 /kg] [mm] [m²] [%]<br />

1 50 5,80E-03 1,9 1,90E-05 0,034 0,016 5,40E-08 0,0050 3,4E-05 0,0828<br />

2 50 1,16E-02 1,9 1,90E-05 0,034 0,016 5,40E-08 0,0050 3,4E-05 0,1580<br />

3 50 5,80E-03 1,9 1,90E-06 0,034 0,016 5,40E-07 0,0050 3,4E-05 0,5390<br />

4 30 3,48E-03 1,9 1,90E-05 0,026 0,012 5,40E-08 0,0050 2,6E-05 0,0880<br />

5 30 6,80E-03 1,9 1,90E-05 0,026 0,012 1,08E-07 0,0050 2,6E-05 0,2844<br />

6 60 6,96E-03 1,9 1,90E-05 0,037 0,018 5,40E-08 0,0050 3,7E-05 0,0803<br />

7 100 1,16E-02 1,9 1,90E-05 0,048 0,023 5,40E-08 0,0050 4,8E-05 0,0797<br />

V ɺ *<br />

[m/s]<br />

Detail A<br />

Detail B<br />

Verteilerkanal<br />

Zelle<br />

Sammlerkanal<br />

Detail C<br />

Detail D<br />

Bild 13.1: Charakteristische Verteilung des Geschwindigkeitsbetrags im Längsschnitt eines<br />

Z-förmig durchströmten Zellstapels (50 Zellen)


194 13 Anhang<br />

1,E+05<br />

5%<br />

Π 1=A v 2 /(mges*LeitZ)<br />

.<br />

1,E+04<br />

1,E+03<br />

1,E+02<br />

1,E+01<br />

10%<br />

20%<br />

30%<br />

V ɺ * = 50%<br />

50 Zellen<br />

Π 3 =1e7<br />

1,E+00<br />

1,E+01 1,E+02 1,E+03 1,E+04 1,E+05 1,E+06 1,E+07<br />

Π 2 =Re 0 *d hyd /l*1/ϕ<br />

Bild 13.2: Kurven konstanter Ungleichverteilung im Π1<br />

- Π 2 -Diagramm für einen aus 50 Zellen<br />

bestehenden Z-förmig durchströmten Stapel (Kennzahl Π 3 = 10 7 )<br />

1,E+06<br />

∆p ^ ges= 2000<br />

1,E+05<br />

Π 1=A v 2 /(mges*LeitZ)<br />

.<br />

1,E+04<br />

1,E+03<br />

1,E+02<br />

V ɺ * = 5%<br />

50%<br />

200<br />

20<br />

2<br />

1,E+01<br />

1,E+00<br />

1,E+01 1,E+02 1,E+03 1,E+04 1,E+05 1,E+06 1,E+07<br />

Π 2 =Re 0 *d hyd /l*1/ϕ<br />

Zellenanzahl: Π 4 =50<br />

Π 3 =1e7<br />

Bild 13.3: Dimensionaler Gesamtdruckverlust im Π1<br />

- Π 2 -Diagramm (Z-Strömung)


13.2 Ergänzungen zu Kapitel 5 (Medienverteilung im Zellstapel) 195<br />

Formel zur Bewertung der Medienverteilung in einem Z-förmig durchströmten Zellstapel<br />

(aufgrund des vernachlässigbaren Einflusses bleibt Kennzahl Π<br />

3<br />

unberücksichtigt):<br />

⎛ Π1<br />

⎞ ⎛ Π1<br />

⎞<br />

log ⎜<br />

⎟ − log<br />

⎜ ≥ 0 ⇒ * ≤ 5%<br />

* 5%<br />

⎟<br />

Vɺ<br />

Vɺ Gl. 13.5<br />

=<br />

⎝ Π<br />

4 ⎠ ⎝ Π<br />

4 ⎠<br />

⎛ Π1<br />

⎞ ⎛ Π1<br />

⎞<br />

log ⎜<br />

⎟ − log<br />

⎜ < 0 ⇒ * > 5%<br />

* 5%<br />

⎟<br />

Vɺ<br />

Vɺ Gl. 13.6<br />

=<br />

⎝ Π<br />

4 ⎠ ⎝ Π<br />

4 ⎠<br />

⎛ Π<br />

log<br />

⎜<br />

⎝ Π<br />

1<br />

4<br />

⎡<br />

2<br />

⎤<br />

⎞<br />

0,49 ⎢<br />

⎛ ⎛ Π<br />

2<br />

⎞ ⎞<br />

⎛ Π<br />

2<br />

⎞<br />

⎜log<br />

0,71⎟<br />

0,135 log ⎥ + 1,82<br />

* 5%<br />

⎟ = ⋅<br />

+ −<br />

⎢<br />

⎜<br />

⎟<br />

⎜<br />

⎟ −<br />

V ɺ Gl. 13.7<br />

=<br />

⎠<br />

⎥<br />

4<br />

4<br />

⎝ Π ⎠<br />

⎣<br />

⎝ ⎝ Π ⎠ ⎠<br />


196 13 Anhang<br />

13.3 Ergänzungen zu Kapitel 6 (Kühlung)<br />

Berechnung des aktiv abzuführenden Wärmestroms Q ɺ Kühl.<br />

:<br />

Hɺ −Hɺ<br />

'' −Qɺ<br />

− Qɺ<br />

− P 0<br />

Gl. 13.8<br />

'<br />

Konv. Kühl.<br />

el<br />

=<br />

Der über freie Konvektion abgeführte Wärmestrom ergibt sich aus<br />

Konv. α ⋅<br />

außen<br />

( T ' −T<br />

)<br />

Q ɺ = A ⋅ '<br />

Gl. 13.9<br />

Z<br />

U<br />

α bezeichnet den Wärmeübergangskoeffizienten bei freier Konvektion. Die Austrittstemperatur<br />

T '' Z<br />

entspricht der Zelltemperatur. Die äußere Fläche des Stapels, über die mittels freier<br />

Konvektion Wärme abgeführt werden kann, wird vereinfacht berechnet nach:<br />

außen<br />

( b ⋅ h ) + N ⋅l<br />

⋅ ⋅ ( b h )<br />

A = 2 ⋅<br />

2 +<br />

Gl. 13.10<br />

EP<br />

EP<br />

l bezeichnet die Dicke einer Einzelzelle.<br />

Z<br />

EP<br />

Der Enthalpienullpunkt wird bei 25 °C definiert. Für den mit einer Temperatur<br />

Zellstapel eintretenden Enthalpiestrom gilt<br />

⎛<br />

Hɺ<br />

' = ⎜mɺ<br />

'<br />

⎝<br />

mit<br />

mɺ<br />

'<br />

mɺ<br />

'<br />

mɺ<br />

'<br />

H 2<br />

O2<br />

=<br />

H 2O,<br />

g<br />

H 2<br />

O2<br />

⋅c<br />

pH<br />

2<br />

Z<br />

H 2O,<br />

g,<br />

A<br />

O2<br />

O2<br />

i ⋅ A<br />

2 ⋅ F<br />

i ⋅ A<br />

⋅<br />

4 ⋅ F<br />

+ mɺ<br />

'<br />

aktiv<br />

pLuft<br />

H 2O,<br />

g,<br />

K<br />

O2<br />

H 2O,<br />

g<br />

EP<br />

pH<br />

2O,<br />

g<br />

( T ' −25°<br />

C)<br />

H 2O,<br />

g<br />

f , H 2O,<br />

g<br />

T '<br />

Z<br />

in den<br />

aktiv<br />

3<br />

λ<br />

H<br />

⋅<br />

2 Z<br />

⋅ ⋅<br />

H<br />

−<br />

= ⋅ Gl. 13.11<br />

2<br />

= λ<br />

= mɺ<br />

'<br />

N<br />

⋅ N<br />

mɺ<br />

'<br />

+<br />

w<br />

⋅ c<br />

M<br />

⋅ M<br />

+ mɺ<br />

'<br />

⋅c<br />

⎞<br />

⎟ ⋅<br />

⎠<br />

( Faraday<br />

Z<br />

Konstante F<br />

w<br />

O 2<br />

ist der Massenanteil des Sauerstoffs in der Luft.<br />

+ mɺ<br />

'<br />

Wärmekapazitäten. Die Bildungsenthalpie des Wassers ist mit<br />

anoden- und kathodenseitigen Wassermassenstrom gilt<br />

mɺ<br />

'<br />

mɺ<br />

'<br />

H 2O,<br />

g,<br />

A<br />

H 2O,<br />

g,<br />

K<br />

mɺ<br />

'<br />

=<br />

M<br />

H 2<br />

H 2<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎜ 1<br />

⋅<br />

⎜ p<br />

⎜<br />

⎝<br />

p<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎜<br />

= 0,622 ⋅<br />

⎜<br />

⎜<br />

⎝<br />

p<br />

H 2O,<br />

A<br />

1<br />

p<br />

H 2O,<br />

K<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⋅ M<br />

−1<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟ mɺ<br />

'<br />

⎟<br />

⋅<br />

w<br />

−1<br />

⎟<br />

⎠<br />

H 2O<br />

Bei bekanntem Taupunkt der Reaktandengase am Zelleintritt<br />

O2<br />

O2<br />

⋅h<br />

96485<br />

10<br />

As<br />

)<br />

kmol<br />

c<br />

p i<br />

bezeichnet die entsprechenden<br />

h<br />

f H 2O<br />

,<br />

bezeichnet. Für den<br />

T '<br />

Tau,<br />

i<br />

Gl. 13.12<br />

, berechnet sich der<br />

anoden- beziehungsweise kathodenseitige Wasserpartialdruck nach der Antoine-Gleichung:


13.3 Ergänzungen zu Kapitel 6 (Kühlung) 197<br />

log p<br />

−5<br />

2<br />

−5<br />

3<br />

H ,<br />

2,1794 0,02953 '<br />

,<br />

9,1837 10 '<br />

,<br />

1,4454 10 '<br />

2O i<br />

= − + ⋅T<br />

Tau i<br />

− ⋅ ⋅T<br />

Tau i<br />

+ ⋅ ⋅T<br />

Tau,<br />

i<br />

Gl. 13.13<br />

Der Enthalpiestrom am Zellstapelaustritt berechnet sich nach<br />

Hɺ<br />

''<br />

=<br />

mit<br />

mɺ<br />

''<br />

mɺ<br />

''<br />

mɺ<br />

''<br />

mɺ<br />

''<br />

H 2<br />

O2<br />

( mɺ<br />

''<br />

H<br />

⋅c<br />

p<br />

+ mɺ<br />

''<br />

O<br />

⋅c<br />

p<br />

+ mɺ<br />

''<br />

H O,<br />

g<br />

⋅c<br />

p<br />

+ mɺ<br />

''<br />

H O,<br />

fl<br />

⋅c<br />

p<br />

) ⋅ ( T ''<br />

Z<br />

−25°<br />

C)<br />

2 H 2<br />

2 Luft<br />

mɺ<br />

''<br />

H O,<br />

g<br />

⋅h<br />

f , H O,<br />

g<br />

+ mɺ<br />

''<br />

2<br />

2<br />

H 2O,<br />

fl<br />

⋅<br />

⎛ 1 ⎞<br />

= mɺ<br />

' ⎜<br />

H<br />

1 ⎟<br />

2<br />

−<br />

λ<br />

H 2<br />

+<br />

⎛ 1<br />

= mɺ<br />

'<br />

O<br />

⋅⎜<br />

2<br />

⎝<br />

w<br />

= mɺ<br />

''<br />

H 2O,<br />

g<br />

H 2O,<br />

fl<br />

⎝<br />

= mɺ<br />

''<br />

O2<br />

H 2O,<br />

g,<br />

A<br />

H 2O,<br />

fl,<br />

A<br />

⎠<br />

1 ⎞<br />

− ⎟<br />

λ<br />

O2<br />

⎠<br />

+ mɺ<br />

''<br />

+ mɺ<br />

''<br />

H 2O,<br />

g,<br />

K<br />

H 2O,<br />

fl,<br />

K<br />

h<br />

2<br />

f , H 2O,<br />

fl<br />

H 2O,<br />

g<br />

2<br />

H 2O,<br />

fl<br />

Gl. 13.14<br />

Der bei der elektrochemischen Reaktion produzierte Wassermassenstrom berechnet sich nach<br />

folgender Gleichung:<br />

i ⋅ A<br />

ɺ ' ɺ ɺ<br />

.<br />

= Gl. 13.15<br />

2 ⋅ F<br />

aktiv<br />

m '<br />

prod<br />

NZ<br />

⋅ ⋅ M<br />

H O<br />

= m''<br />

H O<br />

−m'<br />

2 2 H 2O<br />

Es wird angenommen, dass kein Nettowasseraustausch zwischen Anode und Kathode<br />

stattfindet. Die Massenströme flüssigen und gasförmigen Wassers am Zellaustritt der beiden<br />

Elektroden werden unter der Annahme berechnet, dass Wasser auskondensiert, sobald der<br />

entsprechende Sättigungsdampfdruck überschritten wird.<br />

mɺ<br />

''<br />

mɺ<br />

''<br />

mɺ<br />

'<br />

⎛<br />

⎜<br />

1<br />

1<br />

O2<br />

H O satt A<br />

M<br />

2 , ,<br />

= ⋅ − ⋅<br />

⋅<br />

H O<br />

M ⎜<br />

O<br />

x ⎟ ⎜<br />

2<br />

p<br />

2 ⎝ O<br />

λ<br />

2 O2<br />

⎠<br />

1<br />

⎜ −<br />

p<br />

⎟<br />

⎝ H 2O,<br />

satt ⎠<br />

⎛ ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

mɺ<br />

'<br />

H<br />

⎛ 1 ⎞ 1<br />

2<br />

⎜ ⎜ ⎟<br />

H O satt K<br />

1 ⎟<br />

M<br />

2 , , = ⋅ − ⋅<br />

⋅<br />

H 2O<br />

M<br />

⎜ p ⎟<br />

H<br />

λ<br />

2<br />

H 2<br />

⎝<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎞<br />

⎟ ⎜<br />

⎠<br />

⎜<br />

⎝<br />

p<br />

1<br />

H 2O,<br />

satt<br />

−1<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

Gl. 13.16<br />

Der Sättigungsdampfdruck am Zellaustritt ist auf die Zelltemperatur bezogen. Druckverluste in<br />

den Strömungsstrukturen der Zellen bleiben unberücksichtigt.<br />

Für den Anteil der Enthalpieänderung, der durch die Änderung der Wärmekapazitätsströme und<br />

die Änderung der Medientemperatur bedingt ist, gilt<br />

∆H<br />

WKS,<br />

∆T<br />

=<br />

⋅<br />

( mɺ<br />

''<br />

H<br />

⋅c<br />

p<br />

+ mɺ<br />

''<br />

O<br />

⋅c<br />

p<br />

+ mɺ<br />

''<br />

H O,<br />

g<br />

⋅c<br />

p<br />

+ mɺ<br />

''<br />

H O,<br />

fl<br />

⋅c<br />

p<br />

)<br />

mɺ<br />

'<br />

O<br />

( T C) ⎜<br />

2<br />

''<br />

−25°<br />

− mɺ<br />

' ⋅c<br />

+ ⋅ c + mɺ<br />

' ⋅c<br />

⎟ ⋅ ( T ' −25°<br />

C)<br />

Z<br />

2<br />

H<br />

2<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

2<br />

H 2<br />

Luft<br />

pH<br />

2<br />

w<br />

2<br />

O2<br />

H<br />

pLuft<br />

2O<br />

, g<br />

2<br />

H 2O,<br />

g<br />

pH<br />

2O,<br />

H<br />

g<br />

2O,<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

fl<br />

Z<br />

Gl. 13.17


198 13 Anhang<br />

Tabelle 13.3: Betriebsparameter und Geometriedaten zur Berechnung der abzuführenden Wärme<br />

Thermoneutrale Spannung (Brennwertspannung) : 1,48 [V]<br />

Einzelzellspannung : 0,7 [V]<br />

Stromdichte : 0,585 [A/cm²]<br />

Zellenanzahl : 50 [-]<br />

Aktive Fläche : 244 [cm²]<br />

Äußere Stapelfläche : 3520 [cm²]<br />

Stöchiometriekoeffizient Anode (Wasserstoff) : 1,1 [-]<br />

Stöchiometriekoeffizient Kathode (Luft) : 2 [-]<br />

Betriebsdruck : 2 [bar]<br />

Zelltemperatur ( =ˆ Austrittstemperatur) : 70 [°C]<br />

Eintrittstemperatur der Reaktanden : 70 [°C]<br />

Taupunkttemperatur der Reaktanden : 55, 65 ( =ˆ ϕ=50 %, 80 %) [°C]<br />

Umgebungstemperatur : 20 [°C]<br />

Wärmeübergangskoeffizient (freie Konvektion) : 5 [W/(m²*K)]<br />

Die Stege der Kühlkanalstruktur werden als ebene Rippen betrachtet. Der Rippenwirkungsgrad<br />

ist definiert als<br />

übertragene Wärmemenge<br />

η<br />

Rippe<br />

≡<br />

Gl. 13.18<br />

maximal übertragbare Wärmemenge<br />

Als maximal übertragbare Wärmemenge wird die Wärmemenge bezeichnet, die übertragen<br />

werden könnte, wenn die gesamte Rippenoberfläche die Rippenfußtemperatur besitzen würde.<br />

Die Berechnung erfolgt unter den Annahmen, dass<br />

- die aktiv abzuführende Wärme zu gleichen Teilen über die Anoden- und Kathodenseite<br />

abgeführt wird<br />

- der Temperaturverlauf in der Rippe eindimensional ist (das heißt: Temperaturänderungen<br />

ausschließlich über die Rippenhöhe, nicht über die Rippenbreite)<br />

Für die Rippentemperatur ϑ in der Mittelebene der zwischen Anode und Kathode befindlichen<br />

Kühlzelle gilt somit<br />

⎛ dϑ ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ dz ⎠<br />

l<br />

z= KK<br />

2<br />

= 0<br />

Damit berechnet sich der Rippenwirkungsgrad zu [118]:<br />

η<br />

Rippe<br />

⎛ h<br />

tanh⎜a<br />

⋅<br />

=<br />

⎝ 2<br />

hKK<br />

a ⋅<br />

2<br />

KK<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

mit<br />

⎛ ⎞<br />

⎜<br />

2 ⋅α<br />

a = ⎟<br />

⎝ λ ⋅ bSteg<br />

⎠<br />

Gl. 13.19<br />

Gl. 13.20


13.4 Ergänzungen zu Kapitel 9 (Konstruktive Bauteiloptimierung) 199<br />

13.4 Ergänzungen zu Kapitel 9 (Konstruktive Bauteiloptimierung)<br />

Tabelle 13.4: Werkstoffkennwerte für Stahl, Aluminium, Titan und PEEK<br />

Stahl Aluminium Titan PEEK<br />

Elastizitätsmodul [N/mm²] 196000 70000 116000 3600<br />

Querkontraktionszahl [-] 0,3 0,34 0,32 0,4<br />

Dichte [kg/m³] 7960 2700 4510 1320<br />

Tabelle 13.5: Orthotrope Werkstoffkennwerte für GFK und CFK (Faseranteil 60 %)<br />

GFK<br />

CFK<br />

Elastizitätsmodul in Faserrichtung [N/mm²] 45000 130000<br />

Elastizitätsmodul quer zur Faserrichtung [N/mm²] 14000 8600<br />

Schubmodul parallel – quer [N/mm²] 5300 5570<br />

Schubmodul quer – quer [N/mm²] 4730 4730<br />

Querkontraktionszahl parallel – quer [-] 0,272 0,24<br />

Querkontraktionszahl quer – quer [-] 0,4 0,4<br />

Dichte [kg/m³] 2020 1600<br />

Bild 13.4: Verformung der ebenen Stahlplatte [mm]


200 13 Anhang<br />

Bild 13.5: Verformung der verrippten Stahlplatte [mm]<br />

70<br />

Dicke der Grundplatte [mm]<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Referenzdesign<br />

Stahl Aluminium Titan GFK<br />

(0°/90°)<br />

CFK<br />

(0°/90°)<br />

GFK<br />

(±22.5°)<br />

CFK<br />

(±22.5°)<br />

PEEK<br />

Endplatte ohne Rippen<br />

Endplatte mit Rippen<br />

Endplatte ohne Rippen - Zuganker versetzt<br />

Endplatte mit Rippen - Zuganker versetzt<br />

Bild 13.6: Dicke der Grundplatten der verschiedenen Endplattenwerkstoffe und –geometrien [mm]


13.4 Ergänzungen zu Kapitel 9 (Konstruktive Bauteiloptimierung) 201<br />

50<br />

100 %<br />

45<br />

S 50<br />

S 5<br />

S 16<br />

S 84<br />

S 95<br />

Anzahl der Datenpunkte<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

Euro pro kg Stahl<br />

Prodcom-Nr.: 27313030 (Stäbe, Flachstahl und Profilstäbe<br />

kaltfertiggestellt, aus nichtrostendem Stahl)<br />

80 %<br />

60 %<br />

40 %<br />

20 %<br />

5<br />

0<br />

0,00<br />

2,40<br />

4,80<br />

7,20<br />

9,60<br />

12,00<br />

14,40<br />

16,80<br />

19,20<br />

21,60<br />

24,00<br />

Summenfunktion<br />

0 %<br />

Euro pro kg Stahl<br />

Bild 13.7: Histogramm der EUROPROMS-Daten für kaltfertiggestellte Stäbe, Flachstahl und Profilstäbe<br />

aus nichtrostendem Stahl (482 Datenpunkte)


202


203<br />

Danksagung:<br />

Die vorliegende Arbeit entstand am Institut für Energieverfahrenstechnik (IWV-3) der <strong>Forschungszentrum</strong><br />

<strong>Jülich</strong> GmbH im Rahmen meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Angestellter am Lehrstuhl<br />

für Brennstoffzellen der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Die hervorragenden<br />

Arbeitsbedingungen und das angenehme Betriebsklima am IWV-3 habe ich stets genossen.<br />

Ich danke meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr.-Ing. Detlef Stolten, Direktor des IWV-3 und Inhaber<br />

des Lehrstuhls für Brennstoffzellen, für die stets wohlwollende Förderung und exzellente Betreuung<br />

meiner Arbeit.<br />

Herrn Prof. Dr.-Ing. Kurt Kugeler und Herrn Prof. Dr.-Ing. Thomas Melin von der Rheinisch-Westfälischen<br />

Technischen Hochschule Aachen danke ich für die freundliche Übernahme des Korreferats<br />

beziehungsweise des Prüfungsvorsitzes.<br />

Bei meinem Betreuer Herrn Dr.-Ing. Hendrik Dohle bedanke ich mich für die wissenschaftliche Begleitung<br />

sowie die zahlreichen wertvollen fachlichen Anregungen, die wesentlich zum Gelingen der<br />

Arbeit beigetragen haben.<br />

Folgenden Personen möchte ich meinen besonderen Dank aussprechen:<br />

Herrn Jürgen Mergel für die organisatorische und fachliche Unterstützung als Leiter der Abteilung<br />

„Elektrochemische Wandler Niedertemperatur“. Durch seine unkomplizierte Art hat er maßgeblich zu<br />

der äußerst angenehmen Arbeitsatmosphäre in der Abteilung beigetragen.<br />

Frau Rita Jung für die umfangreiche Hilfe bei der Durchführung von Simulationsrechnungen. Ohne<br />

Ihre beeindruckende Ausdauer und Geduld wären viele der vorliegenden Ergebnisse nicht zustande<br />

gekommen.<br />

Frau Nicola Kimiaie für Ihr persönliches Engagement bei der Vorbereitung und Durchführung der<br />

experimentellen Arbeiten. Ihr Organisationstalent und ihre Hilfsbereitschaft waren eine unverzichtbare<br />

Unterstützung.<br />

Herrn Dr.-Ing. Prakash Ghosh für seine tatkräftige Mitarbeit bei der Stromdichtemessung.<br />

Meinen Promotionskollegen Thorsten Ackmann, Thomas Bewer, Matthias Finkenrath, Matthias<br />

Gebert, Stephan Montel, Thinh Nguyen-Xuan, Marcus Nölke, Jan Stalling, Frank Thom, Christian<br />

Wedershoven und Johannes Werhahn für die schöne gemeinsame Zeit.<br />

Meinem Freund Carsten „Heinz“ Braun für seine hilfreichen Anregungen, seine stete Diskussionsbereitschaft<br />

und die kritische Durchsicht der Arbeit.<br />

Mein herzlicher Dank gilt außerdem allen hier nicht namentlich erwähnten Mitarbeitern des IWV-3 für<br />

ihre Hilfe und Unterstützung, sowie allen beteiligten Studien- und Diplomarbeitern für ihre Beiträge<br />

zu dieser Arbeit. Danken möchte ich auch Kooperationspartnern und Mitarbeitern verschiedener<br />

Universitäten und Industrieunternehmen für die gute Zusammenarbeit.<br />

Nicht zuletzt danke ich meiner Familie, meinen Freunden und insbesondere meiner Freundin Iris für<br />

Ihre Unterstützung und Geduld, die sie mir während der Promotionszeit entgegengebracht haben.


204


6FKULIWHQGHV)RUVFKXQJV]HQWUXPV- OLFK<br />

5HLKH(QHUJLHWHFKQLN(QHUJ\7HFKQRORJ\<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

)XVLRQ7KHRU\<br />

3URFHHGLQJVRIWKH6HYHQWK(XURSHDQ)XVLRQ7KHRU\&RQIHUHQFH<br />

HGLWHGE\$5RJLVWHU;SDJHV<br />

,6%1<br />

5DGLRDFWLYH:DVWH3URGXFWV<br />

3URFHHGLQJVRIWKHUG,QWHUQDWLRQDO6HPLQDURQ5DGLRDFWLYH:DVWH3URGXFWV<br />

KHOGLQ: U]EXUJ*HUPDQ\IURPWR-XQH<br />

HGLWHGE\52GRM-%DLHU3%UHQQHFNHHWDO;;,9SDJHV<br />

,6%1<br />

(QHUJLHIRUVFKXQJ<br />

9RUOHVXQJVPDQXVNULSWHGHV)HULHQNXUVÄ(QHUJLHIRUVFKXQJ³<br />

YRPELV6HSWHPEHULP&RQJUHVFHQWUXP5ROGXFXQG<br />

LP)RUVFKXQJV]HQWUXP- OLFK<br />

KHUDXVJHJHEHQYRQ-)U+DNH:.XFNVKLQULFKV..XJHOHUXD<br />

6HLWHQ<br />

,6%1<br />

0DWHULDOVIRU$GYDQFHV3RZHU(QJLQHHULQJ<br />

$EVWUDFWVRIWKHWK/LqJH&RQIHUHQFH<br />

HGLWHGE\-/HFRPWH%HFNHUV)6FKXEHUW3-(QQLVSDJHV<br />

,6%1<br />

0DWHULDOVIRU$GYDQFHV3RZHU(QJLQHHULQJ<br />

3URFHHGLQJVRIWKHWK/LqJH&RQIHUHQFH<br />

HGLWHGE\-/HFRPWH%HFNHUV)6FKXEHUW3-(QQLV<br />

3DUW,;;,9;SDJHV3DUW,,;;,9;SDJHV3DUW,,,;;,9;<br />

SDJHV<br />

,6%1<br />

6FKXOHXQG(QHUJLH<br />

6HPLQDU(QHUJLHVSDUHQ6RODUHQHUJLH:LQGHQHUJLH- OLFKXQG<br />

<br />

KHUDXVJHJHEHQYRQ30DQQ::HO]'%UDQGW%+RO]6HLWHQ<br />

,6%1<br />

(QHUJLHIRUVFKXQJ<br />

9RUOHVXQJVPDQXVNULSWHGHV)HULHQNXUVHVÄ(QHUJLHIRUVFKXQJ³<br />

YRPELV6HSWHPEHULP)RUVFKXQJV]HQWUXP- OLFK<br />

KHUDXVJHJHEHQYRQ-)U+DNH:.XFNVKLQULFKV..XJHOHUXD<br />

6HLWHQ<br />

,6%1


6FKULIWHQGHV)RUVFKXQJV]HQWUXPV- OLFK<br />

5HLKH(QHUJLHWHFKQLN(QHUJ\7HFKQRORJ\<br />

<br />

/LEHUDOLVLHUXQJGHV(QHUJLHPDUNWHV<br />

9RUWUDJVPDQXVNULSWHGHV)HULHQNXUVÄ(QHUJLHIRUVFKXQJ³<br />

YRP6HSWHPEHUELV2NWREHULP&RQJUHVFHQWUXP5ROGXFXQG<br />

LP)RUVFKXQJV]HQWUXP- OLFK<br />

KHUDXVJHJHEHQYRQ-)U+DNH$.UDIW..XJHOHUXD6HLWHQ<br />

,6%1<br />

<br />

0RGHOVDQG&ULWHULDIRU3UHGLFWLRQRI'HIODJUDWLRQWR'HWRQDWLRQ7UDQVLWLRQ<br />

''7LQ+\GURJHQ$LU6WHDP6\VWHPVXQGHU6HYHUH$FFLGHQW&RQGLWLRQV<br />

HGLWHGE\5.OHLQ:5HKPSDJHV<br />

,6%1<br />

+LJK7HPSHUDWXUH0DWHULDOV&KHPLVWU\<br />

$EVWUDFWVRIWKH WK ,QWHUQDWLRQDO,83$&&RQIHUHQFH$SULO- OLFK<br />

HGLWHGE\.+LOSHUW):)UREHQ/6LQJKHLVHUSDJHV<br />

,6%1<br />

,QYHVWLJDWLRQRIWKH(IIHFWLYHQHVVRI,QQRYDWLYH3DVVLYH6DIHW\6\VWHPVIRU<br />

%RLOLQJ:DWHU5HDFWRUV<br />

HGLWHGE\()+LFNHQ.9HUIRQGHUQ;SDJHV<br />

,6%1<br />

=XNXQIWXQVHUHU(QHUJLHYHUVRUJXQJ<br />

9RUWUDJVPDQXVNULSWHGHV)HULHQNXUVÄ(QHUJLHIRUVFKXQJ³<br />

YRP6HSWHPEHUELV6HSWHPEHULP&RQJUHVFHQWUXP5ROGXFXQG<br />

LP)RUVFKXQJV]HQWUXP- OLFK<br />

KHUDXVJHJHEHQYRQ-)U+DNH69|JHOH..XJHOHUXD<br />

,96HLWHQ<br />

,6%1<br />

,PSOHPHQWLQJ$JUHHPHQW<br />

)RUDSURJUDPPHRIUHVHDUFKGHYHORSPHQWDQGGHPRQVWUDWLRQRQDGYDQFHVIXHO<br />

FHOOV<br />

)XHO&HOO6\VWHPVIRU7UDQVSRUWDWLRQ<br />

$QQH[;)LQDO5HSRUW<br />

HGLWHGE\%+|KOHLQFRPSLOHGE\3%LHGHUPDQQSDJHV<br />

,6%1<br />

9RUJHVSDQQWH*X‰'UXFNEHKlOWHU9*'DOVEHUVWVLFKHUH'UXFNEHKlOWHUI U<br />

LQQRYDWLYH$QZHQGXQJHQLQGHU.HUQWHFKQLN<br />

3UHVWUHVVHG&DVW,URQ3UHVVXUH9HVVHOVDV%XUVW3URRI3UHVVXUH9HVVHOVIRU<br />

,QQRYDWLYH1XFOHDU$SSOLFDWLRQV<br />

YRQ:)U|KOLQJ'%RXQLQ:6WHLQZDU]XD;,,,6HLWHQ<br />

,6%1


6FKULIWHQGHV)RUVFKXQJV]HQWUXPV- OLFK<br />

5HLKH(QHUJLHWHFKQLN(QHUJ\7HFKQRORJ\<br />

<br />

+LJK7HPSHUDWXUH0DWHULDOV&KHPLVWU\<br />

3URFHHGLQJVRIWKH WK ,QWHUQDWLRQDO,83$&&RQIHUHQFH<br />

KHOGIURPWR$SULODWWKH)RUVFKXQJV]HQWUXP- OLFK*HUPDQ\<br />

3DUW,DQG,,<br />

HGLWHGE\.+LOSHUW):)UREHQ/6LQJKHLVHU[YL9,,SDJHV<br />

,6%1<br />

7HFKQLVFKH$XVOHJXQJVNULWHULHQXQG.RVWHQGHWHUPLQDQWHQYRQ62)&XQG<br />

3(0)&6\VWHPHQLQDXVJHZlKOWHQ:RKQXQG+RWHOREMHNWHQ<br />

YRQ6.|QLJ;,,6HLWHQ<br />

,6%1<br />

6\VWHPYHUJOHLFK(LQVDW]YRQ%UHQQVWRII]HOOHQLQ6WUD‰HQIDKU]HXJHQ<br />

YRQ3%LHGHUPDQQ.8%LUQEDXP7K*UXEHXD6HLWHQ<br />

,6%1<br />

(QHUJLHXQG0RELOLWlW<br />

9RUOHVXQJVPDQXVNULSWHGHV)HULHQNXUVÄ(QHUJLHIRUVFKXQJ³<br />

YRP6HSWHPEHUELV6HSWHPEHULP&RQJUHVFHQWUXP5ROGXFXQG<br />

LP)RUVFKXQJV]HQWUXP- OLFK<br />

KHUDXVJHJHEHQYRQ-)U+DNH-/LQ‰HQ:3IDIIHQEHUJHUXD<br />

6HLWHQ<br />

,6%1<br />

%UHQQVWRII]HOOHQV\VWHPHI UPRELOH$QZHQGXQJHQ<br />

YRQ3%LHGHUPDQQ.8%LUQEDXP7K*UXEHXD<br />

3')'DWHLDXI&'<br />

,6%1<br />

0DWHULDOVIRU$GYDQFHV3RZHU(QJLQHHULQJ<br />

$EVWUDFWVRIWKHWK/LqJH&RQIHUHQFH<br />

HGLWHGE\-/HFRPWH%HFNHUV0&DUWRQ)6FKXEHUW3-(QQLV<br />

FSDJHV<br />

,6%1<br />

0DWHULDOVIRU$GYDQFHV3RZHU(QJLQHHULQJ<br />

3URFHHGLQJVRIWKHWK/LqJH&RQIHUHQFH<br />

3DUW,,,DQG,,,<br />

HGLWHGE\-/HFRPWH%HFNHUV0&DUWRQ)6FKXEHUW3-(QQLV<br />

;;,9;,,SDJHV<br />

,6%1<br />

(UQHXHUEDUH(QHUJLHQ(LQ:HJ]XHLQHU1DFKKDOWLJHQ(QWZLFNOXQJ"<br />

9RUOHVXQJVPDQXVNULSWHGHV)HULHQNXUVÄ(QHUJLHIRUVFKXQJ³<br />

YRPELV6HSWHPEHULQGHU-DNRE.DLVHU6WLIWXQJ.|QLJVZLQWHU<br />

KHUDXVJHJHEHQYRQ-)U+DNH5(LFK:3IDIIHQEHUJHUXD<br />

,96HLWHQ<br />

,6%1


6FKULIWHQGHV)RUVFKXQJV]HQWUXPV- OLFK<br />

5HLKH(QHUJLHWHFKQLN(QHUJ\7HFKQRORJ\<br />

<br />

(LQVSDUSRWHQ]LDOHEHLGHU(QHUJLHYHUVRUJXQJYRQ:RKQJHElXGHQGXUFK<br />

,QIRUPDWLRQVWHFKQRORJLHQ<br />

YRQ$.UDIW;,,6HLWHQ<br />

,6%1<br />

(QHUJLHIRUVFKXQJLQ'HXWVFKODQG<br />

$NWXHOOHU(QWZLFNOXQJVVWDQGXQG3RWHQWLDOHDXVJHZlKOWHUQLFKWQXNOHDUHU<br />

(QHUJLHWHFKQLNHQ<br />

KHUDXVJHJHEHQYRQ06DFKVH66HPNHXD,,6HLWHQ<br />

]DKOUHLFKHIDUE$EE<br />

,6%1<br />

/HEHQVGDXHUDQDO\VHQYRQ.UDIWZHUNHQGHUGHXWVFKHQ(OHNWUL]LWlWV<br />

ZLUWVFKDIW<br />

YRQ$1ROOHQFD6HLWHQ<br />

,6%1;<br />

7HFKQLFDO6HVVLRQ)XHO&HOO6\VWHPVRIWKH:RUOG5HQHZDEOH(QHUJ\<br />

&RQJUHVV9,,<br />

3URFHHGLQJV<br />

HGLWHGE\'6WROWHQDQG%(PRQWV9,SDJHV<br />

,6%1<br />

5DGLRDFWLYH:DVWH3URGXFWV5$':$3<br />

3URFHHGLQJV<br />

HGLWHGE\52GRM-%DLHU3%UHQQHFNHDQG.. KQ9,SDJHV<br />

,6%1<br />

0HWKDQRODOV(QHUJLHWUlJHU<br />

YRQ%+|KOHLQ7*UXEH3%LHGHUPDQQXD;,6HLWHQ<br />

,6%1<br />

+RFKVHOHNWLYH([WUDNWLRQVV\VWHPHDXI%DVLVGHU'LWKLRSKRVSKLQVlXUHQ<br />

([SHULPHQWHOOHXQGWKHRUHWLVFKH8QWHUVXFKXQJHQ]XU$FWLQRLGHQ,,,<br />

$EWUHQQXQJ<br />

YRQ6$+1DEHW9,6HLWHQ<br />

,6%1<br />

%HQFKPDUNLQJ0HWKRGLNI U.RPSRQHQWHQLQ3RO\PHUHOHNWURO\W%UHQQ<br />

VWRII]HOOHQ<br />

YRQ0DWWKLDV*HEHUW6HLWHQ<br />

,6%1<br />

.DWDO\WLVFKHXQGHOHNWURFKHPLVFKH(LJHQVFKDIWHQYRQHLVHQXQGNREDOW<br />

KDOWLJHQ3HURZVNLWHQDOV.DWKRGHQI UGLHR[LGNHUDPLVFKH%UHQQVWRII]HOOH<br />

62)&<br />

YRQ$QGUHDV0DL6HLWHQ<br />

,6%1


6FKULIWHQGHV)RUVFKXQJV]HQWUXPV- OLFK<br />

5HLKH(QHUJLHWHFKQLN(QHUJ\7HFKQRORJ\<br />

<br />

(QHUJ\6\VWHPV$QDO\VLVIRU3ROLWLFDO'HFLVLRQ0DNLQJ<br />

HGLWHGE\-)U+DNH:.XFNVKLQULFKV5(LFKSDJHV<br />

,6%1<br />

(QWZLFNOXQJQHXHUR[LGLVFKHU:lUPHGlPPVFKLFKWHQI U$QZHQGXQJHQLQ<br />

VWDWLRQlUHQXQG)OXJ*DVWXUELQHQ<br />

YRQ59D‰HQ6HLWHQ<br />

,6%1;<br />

1HXH9HUIDKUHQ]XU$QDO\VHGHV9HUIRUPXQJVXQG6FKlGLJXQJVYHUKDOWHQV<br />

YRQ0&U$O


6FKULIWHQGHV)RUVFKXQJV]HQWUXPV- OLFK<br />

5HLKH(QHUJLHWHFKQLN(QHUJ\7HFKQRORJ\<br />

<br />

,:95HSRUW)XWXUHDVDFKDOOHQJH<br />

6HLWHQ<br />

,6%1<br />

(OHFWURQ6SLQ5HVRQDQFHDQG7UDQVLHQW3KRWRFXUUHQW0HDVXUHPHQWVRQ<br />

0LFURFU\VWDOOLQH6LOLFRQ<br />

E\7'\OOD;6HLWHQ<br />

,6%1<br />

6LPXODWLRQXQG$QDO\VHGHVG\QDPLVFKHQ9HUKDOWHQVYRQ.UDIWZHUNHQPLW<br />

R[LGNHUDPLVFKHU%UHQQVWRII]HOOH62)&<br />

YRQ0)LQNHQUDWK,96HLWHQ<br />

,6%1<br />

7KHVWUXFWXUHRIPDJQHWLFILHOGLQWKH7(;725'('<br />

E\.+)LQNHQ66$EGXOODHY0-DNXERZVNL0/HKQHQ$1LFRODL<br />

.+6SDWVFKHN6HLWHQ<br />

,6%1<br />

(QWZLFNOXQJXQG0RGHOOLHUXQJHLQHV3RO\PHUHOHNWURO\W<br />

%UHQQVWRII]HOOHQVWDSHOVGHUN:.ODVVH<br />

YRQ7: VWHU6HLWHQ<br />

,6%1


Kurzzusammenfassung:<br />

Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen (PEFCs) bedürfen erheblicher Optimierungen, um konkurrenzfähig im Vergleich zu<br />

bereits am Markt etablierten Technologien zu werden. Basierend auf experimentellen Untersuchungen werden in<br />

diesem Buch innovative Ansätze zur optimierten Auslegung von PEFCs beschrieben. Diese umfassen unter anderem<br />

die Betrachtung des Wasser- und Wärmemanagements, die Kenntnis über die zu erwartende Strömungs- und Stromdichteverteilung<br />

sowie die Abhängigkeit der Zellleistung von den Betriebsparametern. Unter Berücksichtigung der<br />

vorgestellten Ergebnisse erfolgte der Bau und die Inbetriebnahme einer PEFC der 5 kW Klasse.<br />

Autor:<br />

Thorsten Wüster studierte an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) in Aachen und der<br />

University of California at Davis (USA) Maschinenbau mit dem Schwerpunkt Wärmetechnik. Als Mitarbeiter des<br />

Lehrstuhls für Brennstoffzellen der RWTH Aachen begann er im Jahr 2001 im Rahmen eines vom Land Nordrhein-<br />

Westfalen geförderten Projektes am Institut für Energieverfahrenstechnik im <strong>Forschungszentrum</strong> <strong>Jülich</strong> mit der Entwicklung<br />

eines 5 kW Brennstoffzellenstapels. Der Inhalt dieses Buches wurde von der RWTH Aachen als Dissertation<br />

zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Ingenieurwissenschaften genehmigt.<br />

Institut:<br />

Die Forschungsaufgaben des Instituts für Energieverfahrenstechnik (IWV-3) sind auf die Realisierung von Hoch- und<br />

Niedertemperatur-Brennstoffzellen sowie von entsprechenden Stacks oder Systemen für stationäre, portable oder<br />

mobile Anwendungen ausgerichtet. Ferner umfassen die verfahrens- und systemtechnischen Entwicklungen die<br />

Bereitstellung von Apparaten zur Brenngaserzeugung. Diese Arbeiten werden von physikalisch-chemischen Grundlagenuntersuchungen<br />

sowie systemanalytischen Studien der Energieverfahrenstechnik begleitet.<br />

<strong>Forschungszentrum</strong> <strong>Jülich</strong><br />

in der Helmholtz-Gemeinschaft<br />

Band/Volume 46<br />

ISBN 3-89336-422-6<br />

Energietechnik<br />

Energy Technology

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