Wertschöpfung steigern mit Bio-Legehennen (pdf / 228 KB)
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BIO-SEITE<br />
<strong>Wertschöpfung</strong> <strong>steigern</strong> <strong>mit</strong><br />
<strong>Bio</strong>-<strong>Legehennen</strong><br />
DIE EIERPRODUKTION ermöglicht es dem <strong>Bio</strong>-Betrieb, für einen wachsenden<br />
Markt <strong>mit</strong> sicherem Absatz zu produzieren. Was dabei alles zu bedenken ist, erklären<br />
Andreas Braun und Markus Schütz im Interview.<br />
Der Schweizer <strong>Bio</strong>-Eiermarkt<br />
wächst. Heute liegt die Jahresproduktion<br />
bei über 100 Mio. Eiern,<br />
was rund 14 % der Schweizer Produktion<br />
ausmacht. Aktuell werden wieder<br />
<strong>Bio</strong>-Eier gesucht. Die UFA-Revue<br />
hat zwei <strong>Bio</strong>-Produzenten zu den Erfahrungen<br />
<strong>mit</strong> <strong>Legehennen</strong> befragt.<br />
UFA-Revue: Was mögen Sie an den <strong>Legehennen</strong>?<br />
Markus Schütz (MS): Die <strong>Bio</strong>-Haltung<br />
ist tierfreundlich. Ein glückliches<br />
Tier macht auch den Bauer glücklich.<br />
Andreas Braun (AB): Konsumentinnen<br />
und Konsumenten sind bereit, für<br />
<strong>Bio</strong>-Eier einen fairen Preis zu bezahlen.<br />
Dass die tierfreundliche Haltung geschätzt<br />
wird, motiviert mich. Auch ist es<br />
schön, für einen wachsenden Markt<br />
produzieren zu können.<br />
Warum sind Sie in die Eierproduktion eingestiegen?<br />
MS: Auf unserem Hof wurden schon<br />
immer Hühner gehalten. Meine Eltern<br />
haben diesen Betriebszweig ausgebaut<br />
und die Eier von 800 Hühnern alle direkt<br />
vermarktet. Für mich stellte sich die<br />
«Man muss Freude<br />
haben an den Tieren»,<br />
nennt Andreas Braun<br />
eine wichtige Voraussetzung<br />
für einen<br />
Einstieg in die<br />
<strong>Legehennen</strong>haltung.<br />
Betriebsspiegel<br />
Generationengemeinschaft August und<br />
Andreas Braun, 8505 Pfyn<br />
Nutzfläche: 15 ha<br />
Tiere: 2000 <strong>Legehennen</strong>, 20 Milchkühe<br />
(noch bis Frühjahr 2013)<br />
Pflanzenbau: Mais, Weizen, Kartoffeln<br />
und Wiese<br />
Arbeitskräfte: Familien von August und<br />
Andreas Braun, Aushilfen bei Arbeitsspitzen<br />
Markus Schütz, 4802 Strengelbach<br />
Nutzfläche: 16.5<br />
Tiere: 3000 <strong>Legehennen</strong>, 10 – 15 <strong>Bio</strong>-<br />
Weidebeef<br />
Pflanzenbau: Frisch- und Verarbeitungsgemüse,<br />
Getreide, Natur-, Kunstwiesen<br />
Arbeitskräfte: Betriebsleiter-Ehepaar,<br />
Eltern von Markus, 1 Angestellter<br />
(ca. 20 %), Teilzeitangestellte und<br />
4 Saisonniers<br />
Frage, ob ich diesen Zweig ausbauen<br />
oder aufgeben sollte. Bald merkte ich,<br />
dass man auch für den Handel gewinnbringend<br />
Eier produzieren kann. Aufgrund<br />
der Vorkalkulation habe ich mich<br />
schliesslich für eine Aufstockung der<br />
Produktion entschieden. Die Hühnerhaltung<br />
ist für meinen Betrieb ideal, da<br />
ich vor allem von den familieneigenen<br />
Arbeitskräften viel Unterstützung habe.<br />
AB: Auch bei uns waren 500 Hühner<br />
schon immer ein Standbein neben der<br />
Milchproduktion. <strong>Bio</strong>-<strong>Legehennen</strong> bieten<br />
eine willkommene Gelegenheit, die<br />
<strong>Wertschöpfung</strong> auf dem relativ kleinen<br />
Betrieb zu <strong>steigern</strong>.<br />
MS: Zwei Drittel des Mistes verwenden<br />
wir selber. Für den Rest war es bei mir<br />
im Kanton Aargau kein Problem, Abnehmer<br />
zu finden. Hühnermist lässt sich<br />
bestens transportieren.<br />
Welchen Arbeitsaufwand bringen <strong>Bio</strong>-<strong>Legehennen</strong><br />
<strong>mit</strong> sich?<br />
MS: Die publizierten Kalkulationen<br />
stimmen. Allerdings gibt es grosse Unterschiede<br />
von Herde zu Herde.<br />
AB: 2000 Hennen geben pro Jahr rund<br />
1450 Stunden Arbeit. Sie beschäftigen<br />
etwa eine halbe Arbeitskraft.<br />
Beschreiben Sie einen Normaltag.<br />
AB: Es beginnt um 6.30 Uhr <strong>mit</strong> der<br />
Überprüfung der Futter- und Wasseraufnahme<br />
via Computer. Man geht durch<br />
den Stall, kontrolliert die Hühner, Futter-<br />
und Tränkeeinrichtungen und hebt<br />
Bodeneier auf. Danach werden die Eier<br />
im Nest gesammelt und gereinigt. Dies<br />
ist die Hauptarbeit, auch nach dem<br />
Morgenessen. Zwischendurch erfolgen<br />
weitere Kontrollgänge, anfangs Umtrieb<br />
bis sechs Mal, am Schluss noch zirka drei<br />
Mal pro Tag. Um den Mittag werden die<br />
Hühner auf die Weide gelassen. Im Winter<br />
oder bei Schlechtwetter wird mindestens<br />
der Zugang zum ungedeckten<br />
Laufhof geöffnet. Ab 16.00 Uhr streuen<br />
wir Körner, nehmen die restlichen Eier<br />
aus und um 17.00 Uhr führen wir die<br />
Tiere zurück in den Stall. Vor dem Eindunkeln<br />
helfen wir Hühnern auf die<br />
Stange, die noch auf dem Boden sind.<br />
Einmal pro Woche wird gemistet.<br />
Was mussten Sie punkto Nährstoffbilanz<br />
vorkehren?<br />
AB: Wir geben die Hälfte des Hühnermistes<br />
an benachbarte <strong>Bio</strong>-Betriebe ab.<br />
Wie meistern Sie die intensive Phase rund<br />
ums Ein- und Ausstallen?<br />
MS: Fürs Ausstallen benötigen wir sieben<br />
Personen während 1.5 Stunden. Für<br />
72 3 2013 · UFA-REVUE
BIO-SEITE<br />
Über 500 000 Eier pro Tag<br />
Die EiCO ist eine der wichtigsten Eier -<br />
handelsfirmen der Schweiz. Als national<br />
tätiges Unternehmen, hat EiCO Abnah -<br />
meverträge <strong>mit</strong> Produzenten aus allen<br />
Regio nen der Schweiz. Rund 15 % dieser<br />
Land wirte produzieren biologisch. In<br />
den Kompetenzzentren Bern und<br />
Märstetten (TG) werden täglich über<br />
500 000 Eier auf deren Qualität geprüft,<br />
gewogen und in unterschiedliche<br />
Verpackungen gepackt. EiCO beliefert<br />
alle namhaften Detailhandelsunternehmen<br />
der Schweiz <strong>mit</strong> einem Vollsortiment,<br />
das vom regional ausgelobten<br />
Rohei bis zum perfekt gekochten <strong>Bio</strong>-<br />
Osterei reicht. Als genossenschaftlich<br />
organisiertes Unternehmen sieht sich<br />
EiCO als Bindeglied zwischen dem<br />
Eierproduzenten und dem Detailhandel.<br />
Auskünfte zum Einstieg in die <strong>Bio</strong>-<br />
Eierproduktion erteilt:<br />
Daniel Meierhans, EiCO, Weyermannsstr.<br />
18, 3008 Bern, 031 380 88 12,<br />
E-Mail: daniel.meierhans@eico.ch<br />
die Reinigung und Reparaturen sind<br />
zwei Personen während sieben Tagen<br />
beschäftigt. Es ist wichtig, die Leerzeit<br />
im Stall kurz zu halten. Hier liegt Geld<br />
drin. Daher lohnt es sich, <strong>mit</strong> Angestellten<br />
oder Lohnunternehmen zu arbeiten.<br />
Was geschieht <strong>mit</strong> den Althühnern?<br />
MS: Ich lasse die Tiere privat von einem<br />
Metzger schlachten und vermarkte das<br />
Fleisch direkt. So verkaufe ich jährlich<br />
2000 Suppenhühner oder Hühnerbrüste<br />
und -schenkel. Mich motivieren dabei<br />
der <strong>Bio</strong>-Gedanke und die Tatsache, dass<br />
ich weiss, wohin die Tiere gehen.<br />
Können Sie etwas zur <strong>Wertschöpfung</strong> aus<br />
der <strong>Bio</strong>-<strong>Legehennen</strong>haltung sagen?<br />
MS: Auch hier stimmen die Kalkulationen<br />
von den Abnehmern und Agridea in<br />
etwa. Wenn’s gut läuft, können die Deckungsbeiträge<br />
höher liegen, wenn’s<br />
schlecht läuft tiefer. Positiv erscheint mir<br />
die geringe Abhängigkeit von den Direktzahlungen.<br />
Gibt es eigentlich eine Versicherung, die<br />
Risiken wie Krankheitsausbrüche deckt?<br />
MS: Ich habe eine Epidemieversicherung.<br />
Mit 3000 Hühnern ist das Risiko<br />
sonst zu gross.<br />
AB: Zu den versicherten Risiken gehören<br />
zum Beispiel Salmonellen und Viruskrankheiten<br />
wie Vogelgrippe, die man<br />
medikamentös nicht therapieren kann.<br />
MS: Wünschenswert wären robustere<br />
Hennen. Wir arbeiten <strong>mit</strong> einem Hochleistungstier,<br />
das auf die <strong>Bio</strong>-Bedingungen<br />
nicht abgestimmt ist.<br />
Mit welcher Abschreibungs- und Amortisationsdauer<br />
rechnen Sie beim Stall?<br />
AB: Er wird innerhalb von 20, die Einrichtungen<br />
innerhalb von 10 Jahren abgeschrieben.<br />
Im Vergleich zu anderen<br />
Betriebszweigen ist die Amortisationsdauer<br />
bei der Hypothek kurz, vorausgesetzt,<br />
es läuft alles wie geplant.<br />
MS: Natürlich hängt dies auch von der<br />
Entwicklung in den anderen Betriebszweigen<br />
ab.<br />
Wie kam es zur Zusammenarbeit <strong>mit</strong> der<br />
EiCO?<br />
AB: Mir ist die Regionalität sehr wichtig.<br />
Als einer der ersten <strong>Bio</strong>-Produzenten<br />
profitiere ich von einem Vertrauensverhältnis<br />
zur EiCO.<br />
MS: Bei mir gaben die menschlichen<br />
Kontakte den Ausschlag. Ich merkte,<br />
dass ich es <strong>mit</strong> einem professionellen<br />
Partner zu tun habe. Positiv finde ich,<br />
dass die EiCO direkt an die Grossverteiler<br />
liefert, so dass bis zur Ladenfront wenige<br />
Schritte dazwischen stehen.<br />
Was sind die wichtigsten Voraussetzungen,<br />
da<strong>mit</strong> ein Betrieb <strong>mit</strong> <strong>Bio</strong>-<strong>Legehennen</strong><br />
glücklich wird?<br />
AB: Man muss Freude haben an den<br />
Tieren und die ganze Familie muss hinter<br />
der <strong>Bio</strong>-Produktion stehen. Nur wegen<br />
den Hühnern auf <strong>Bio</strong> umzustellen,<br />
empfehle ich nicht. Weiter ist wichtig,<br />
auf der Absatz-und Lieferantenseite<br />
gute Partner zu haben. In besonderen<br />
Situationen muss man sich Zeit<br />
freischaufeln können, um die<br />
Tiere intensiver zu betreuen.<br />
Auf dem <strong>Bio</strong>-Betrieb<br />
lassen sich <strong>mit</strong><br />
Geflügelhaltung<br />
interessante<br />
Deckungsbeiträge<br />
erzielen. Neben<br />
<strong>Bio</strong>-Eierproduzenten<br />
sind auch <strong>Bio</strong>-<br />
Geflügelmäster<br />
gesucht.<br />
Kontakt: UFA-<br />
Beratungsdienst<br />
(siehe Kasten).<br />
«Auch für den Handel<br />
kann man kostendeckend<br />
und gewinnbringend<br />
Eier<br />
produzieren», zeigen<br />
die Erfahrungen von<br />
Markus Schütz.<br />
-<br />
Anforderungen <strong>Bio</strong>-Eier -<br />
produktion<br />
• Freude an Tieren.<br />
• Freie Arbeitskapazitäten (1450 h/Jahr).<br />
• Reserven in der Nährstoffbilanz. 50 %<br />
der anfallenden Nährstoffe müssen<br />
auf dem Betrieb eingesetzt werden.<br />
• Zertifizierte <strong>Bio</strong>-Betriebe<br />
(keine Umstellungsbetriebe).<br />
• Zukunftsbetriebe.<br />
Interessiert? Melden Sie sich beim<br />
UFA-Beratungsdienst:<br />
• Puidoux: 058 434 09 00<br />
• Zollikofen: 058 434 10 00<br />
• Sursee: 058 434 12 00<br />
• Wil: 058 434 13 00<br />
MS: Bevor man einsteigt, sollte man sich<br />
gut informieren, viele Ställe anschauen<br />
und <strong>mit</strong> Praktikern diskutieren. Sonst<br />
kommt das böse Erwachen, sobald Probleme<br />
auftreten. Die Arbeitskräfte für<br />
die Rund-um-die-Uhr-Betreuung der<br />
Hühner und auch eine solide finanzielle<br />
Basis müssen vorhanden sein. <br />
Interview Matthias Roggli,<br />
UFA-Revue, 3360 Herzogenbuchsee.<br />
www.ufarevue.ch 3 · 13<br />
UFA-REVUE · 3 2013 73