Fachartikel - Zukunft für Mischfutter (pdf / 189 KB) - UFA AG
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FUTTERMITTELPRODUKTION HEUTE<br />
NUTZTIERE<br />
<strong>Zukunft</strong> <strong>für</strong> <strong>Mischfutter</strong><br />
DIE WELTBEVÖLKERUNG nimmt kontinuierlich zu und<br />
mit steigendem Wohlstand steigt der Milch-, Eier- und<br />
Fleischkonsum. Die Tierhaltung wird weltweit ausgebaut und<br />
der Bedarf an Futter steigt. Was heisst das <strong>für</strong> die <strong>Mischfutter</strong>industrie?<br />
Samuel<br />
Geissbühler<br />
Wendelin<br />
Strebel<br />
Technische<br />
Innovationen führen<br />
Besucher von weither<br />
ins <strong>Mischfutter</strong>werk<br />
Biblis.<br />
Ob weltweit, in der EU oder in der<br />
Schweiz: Die <strong>Mischfutter</strong>produktion<br />
hat in den vergangenen zehn<br />
Jahren kontinuierlich zugenommen<br />
und in der näheren <strong>Zukunft</strong> wird vor allem<br />
der Weltbedarf weiter steigen. Die<br />
Rohwarenmärkte, nicht nur von Soja<br />
und Weizen, zeichnen sich aus durch<br />
steigende Preise und hohe Volatilität,<br />
ausgelöst durch Ernteschwankungen<br />
nach Klimaeinflüssen. Nach der Preishausse<br />
im 2012 rechnen Experten auch<br />
im 2013 mit festen Preisen. Langfristig<br />
dürften die Preise <strong>für</strong> Agrarrohstoffe<br />
weiter steigen und Dürren und Missernten<br />
können vermehrt extreme Preisausschläge<br />
bewirken.<br />
Auch die Schweizer Bevölkerung<br />
wächst und es stellt sich die Frage, ob<br />
der steigende Bedarf importiert oder<br />
selber gedeckt werden soll. Wie entwickelt<br />
sich die Schweizer Tierproduktion?<br />
Und wie lässt sich die Futtergrundlage<br />
<strong>für</strong> die Tiere wieder verbessern? Für eine<br />
gesicherte Welternährung heisst das<br />
Zauberwort der <strong>Zukunft</strong> «nachhaltige<br />
Intensivierung» und dazu hat die<br />
Schweiz viel zu bieten!<br />
Schweizer Produktion ist nachhaltig<br />
Schweizer Produkte sind teurer.<br />
Das hängt von unserem allgemeinen<br />
Wohlstands- und Kostenniveau, von<br />
unseren Strukturen und natürlichen Gegebenheiten<br />
ab und gilt nicht nur <strong>für</strong><br />
tierische Produkte, aber auch! Anderseits<br />
ist es die Schweizer Politik – der<br />
starke Franken, die Gesetzgebung –, die<br />
hohe Auflagen macht und die Produktion<br />
verteuert. Tierschutz, kleine Strukturen,<br />
Gentechfreiheit, Sicherheit sind gemäss<br />
Volksbefragungen offenbar wert,<br />
was sie kosten. Immerhin honoriert der<br />
Konsument die Anstrengungen weitgehend,<br />
indem er Label-Produkten und<br />
regionalen Lebensmitteln oft den Vorzug<br />
gibt. Allerdings scheint hier die<br />
Schmerzgrenze erreicht. Wenn heute<br />
Lebensmittel <strong>für</strong> 3 Mia. beziehungsweise<br />
Fleisch <strong>für</strong> 2 Mia. Fr. jenseits der<br />
Grenze eingekauft werden, beweisen<br />
die Konsumenten, dass sie und nicht die<br />
Politik bestimmen, was, wo und wie<br />
produziert werden soll.<br />
Die Schweizer Tierproduktion tut gut<br />
daran, ihre Vorteile und Leistungen<br />
(Nachhaltigkeit, Effizienz) aktiv zu kommunizieren.<br />
Statt in innerlandwirtschaftlicher<br />
Selbstzerfleischung (z. B.<br />
Sojaverbot) immer neue Erschwernisse<br />
zu konstruieren, gilt es, die einzigartigen<br />
Profilierungsfaktoren vermehrt und besser<br />
am Markt zu verkaufen. Statt Milch,<br />
Fleisch, Eier oder Fertiggerichte zu importieren,<br />
soll die Wertschöpfung hier<br />
mit der Tierhaltung erzielt werden. Die<br />
Schweizer Stärken liegen in der Tiergesundheit,<br />
der tierfreundlichen Haltung,<br />
Genetik, Fütterung und mehr. Kurz: in<br />
der Nachhaltigkeit und Effizienz.<br />
Was ist Effizienz? Effizienzsteigerung<br />
heisst, den Land-, Wasser-, Stickstoff-,<br />
Phosphor- oder Energieverbrauch<br />
pro Kilogramm Fleisch, Milch oder pro<br />
Ei zu senken. Eine wirtschaftliche Fütterung<br />
ist ein echter Beitrag an die nachhaltige<br />
Lebensmittelproduktion und<br />
den Erfolg der Tierhalter.<br />
• Fütterungstechnisch: Ausgewogenes<br />
Nährstoffangebot (inklusive Mineralstoffe<br />
und Vitamine) mit passender<br />
Struktur/Form, so dass eine hohe<br />
Leistung und eine gute Tiergesundheit<br />
resultieren und die Nährstoffe<br />
aus dem Futter mit wenigen Verlusten<br />
optimal genutzt werden.<br />
• Betriebswirtschaftlich: Möglichst geringe<br />
Futter- und Fütterungskosten<br />
bei möglichst hoher (Flächen-)Leistung<br />
und guter Gesundheit.<br />
Fütterungseffizienz bringt viele<br />
Vorteile:<br />
• höhere Leistung (Milch, Zunahmen,<br />
Reproduktion)<br />
• gesunde Tiere dank leistungsgerechter,<br />
ausgewogener Fütterung<br />
• Tiefere Remontierungsrate, mehr<br />
Umtriebe<br />
• Reduktion der Nährstoffverluste (z. B.<br />
Stickstoff, Phosphor)<br />
• geringere Umweltbelastung pro Kilogramm<br />
Milch oder pro Kilogramm<br />
Zunahme (z. B. Methan, Ammoniak)<br />
62 2 2013 · <strong>UFA</strong>-REVUE
FUTTERMITTELPRODUKTION HEUTE<br />
NUTZTIERE<br />
Adrian Schwitz (Teamleiter Pro duk -<br />
tion) und Martin Theilkàs (Anlage -<br />
führer) vor der neuen 5. Expanderlinie<br />
im <strong>Mischfutter</strong>werk Biblis.<br />
• optimale Nutzung der Nebenprodukte<br />
der Lebensmittelindustrie und<br />
nicht lebensmittelfähiger Ackerfrüchte<br />
• bessere Wirtschaftlichkeit<br />
<strong>Mischfutter</strong> verbessert Effizienz<br />
Ob Rind, Schwein oder Huhn: Je genauer<br />
die Bedürfnisse abgedeckt werden,<br />
desto gesünder und leistungsfähiger<br />
sind die Tiere und desto mehr kann aus<br />
dem Futter herausgeholt werden. Anders<br />
als vor 30 Jahren bestehen <strong>Mischfutter</strong><br />
heute nicht mehr allein aus Getreide<br />
und Eiweissträgern, sondern auch<br />
aus einer vielfältigen Palette an Nebenprodukten<br />
der Lebensmittel- und Energieproduktion.<br />
Die bedarfsgerechte Ergänzung<br />
der Grundfutter und die<br />
Zusammenstellung und Aufarbeitung<br />
der Ration sind entscheidend <strong>für</strong> den<br />
Nutzen beim Tier. In diesem Bereich<br />
werden laufend Fortschritte erzielt. Die<br />
Futterverwertung wird durch Zucht und<br />
Ernährungswissenschaft verbessert.<br />
Ein wertvoller Prozess in der <strong>Mischfutter</strong>produktion<br />
ist das Expandieren.<br />
Die Nährstoffe des Futters werden aufgeschlossen<br />
und <strong>für</strong> die Tiere besser verfügbar.<br />
Während rund fünf Sekunden<br />
wird das Futter auf 90 bis 110°C erhitzt,<br />
verdichtet und dann schlagartig entspannt<br />
(Dampfkochtopf-Effekt), was die<br />
krümelige Struktur erzeugt, das Futter<br />
hygienisiert und schmackhafter macht.<br />
.<br />
Harter Wettbewerb Die <strong>Mischfutter</strong>industrie<br />
der Schweiz ist im Wandel<br />
und der harte Wettbewerb führt laufend<br />
zu Stilllegungen. Laut Vereinigung<br />
der Futterfabrikanten gibt es trotzdem<br />
noch gegen 150 <strong>Mischfutter</strong>hersteller,<br />
welche jährlich 1.5 Mio. t <strong>Mischfutter</strong><br />
produzieren. Nur elf Futtermühlen stellen<br />
über 25000t <strong>Mischfutter</strong> her. Damit<br />
ist die hiesige Futtermittelindustrie extrem<br />
klein strukturiert. In Deutschland<br />
beträgt die mittlere Jahresproduktion<br />
der 319 <strong>Mischfutter</strong>betriebe 70 940 t.<br />
Auch das ist klein im Vergleich mit den<br />
weltweit grössten Playern mit 15 Mio. t<br />
und mehr (asiatische und amerikanische<br />
Firmen). Und auch in Deutschland<br />
herrscht ein harter Verdrängungswettbewerb<br />
mit Fusionen zu Branchenriesen<br />
wie Agravis oder ForFarmers (8.8 Mio. t<br />
in der EU). Allerdings produzieren die<br />
Grossen inneralb der Landesgrenzen, da<br />
<strong>Mischfutter</strong> aufgrund der Transportkosten<br />
kaum international transportiert<br />
wird.<br />
Schweizer Futterproduktion?<br />
In den vergangenen 15 Jahren gab es in<br />
der Schweiz eine fatale Entwicklung:<br />
Die Futtergetreidefläche brach um 40<br />
und die Brotgetreidefläche um 16% ein.<br />
Das Futtergetreide nahm von 800000t<br />
auf 450 000 t ab. Demgegenüber wurden<br />
Grünland und Wald ausgedehnt.<br />
Das Verbot der tierischen Eiweisse löste<br />
einen zusätzlichen Importbedarf aus.<br />
Weil die Agrarpolitik die Extensivierung<br />
fördert, verliert die Landwirtschaft damit<br />
an Wertschöpfung. Wir sind überzeugt,<br />
dass diese Fehlentwicklung mit<br />
weiter steigenden Weltmarktpreisen in<br />
<strong>Zukunft</strong> korrigiert werden muss. Eine eigene<br />
Futterproduktion gehört zu einer<br />
nachhaltigen und ethisch vertretbaren<br />
Ernährungsstrategie.<br />
Schweizer <strong>Mischfutter</strong> ist nachhaltiger<br />
Die <strong>Mischfutter</strong>industrie<br />
freut sich über inländische Rohwaren.<br />
Aber als Zwischenglied in der Produktionskette<br />
hat sie wenig Einfluss. Wenn<br />
die Tierhalter konkurrenzfähig bleiben<br />
sollen, sind sie auf qualitativ und preislich<br />
konkurrenzfähiges Futter ange -<br />
wiesen. Wir bemühen uns, im Rahmen<br />
unserer Möglichkeiten den schweizerischen<br />
Ansprüchen gerecht zu werden,<br />
indem wir zum Beispiel nachhaltige Soja<br />
aus kontrolliertem Anbau und 100%<br />
gentechfreie Rohwaren beschaffen.<br />
Grafik: Wie viel Futter pro Kilogramm Milch?<br />
Um die Nachhaltigkeit weiter zu verbessern,<br />
investieren wir in einen energieeffizienten<br />
Produktionsprozess. Da<br />
wir in der Schweiz mit der Bühler Group<br />
Uzwil einen der weltweit führenden<br />
Mühlenbauer haben, gibt es oft Gelegenheit<br />
<strong>für</strong> internationale Vergleiche,<br />
wenn wir ausländische Besucher empfangen<br />
dürfen. Dabei zeigt sich jeweils:<br />
Wir sind zwar klein, aber fein. Ein Vergleich<br />
mit der chinesischen New Hope<br />
Group (mit 27 Mio. Jahrestonnen wohl<br />
der weltweit grösste <strong>Mischfutter</strong>produzent)<br />
zeigte, dass <strong>UFA</strong> nur 40 % soviel<br />
CO2 ausstösst. Auch im Vergleich mit<br />
europäischen Mühlen stehen wir dank<br />
laufender Reduktion des Energie- und<br />
Stromverbrauchs trotz höherer Veredlungsstufe<br />
mit Expandieren, Pelletieren<br />
und Flockieren um rund 20% besser da.<br />
Diese Vorteile verdanken wir der laufenden<br />
Innovation im Produktionsprozess:<br />
Nach dem zweistufigen Mahlprozess<br />
mit Walz- und Hammermühle begleiten<br />
wir die Produkte mit Online-Überwachungssystemen,<br />
um Korngrössenverteilung,<br />
Krümelstruktur, Abrieb und sogar<br />
Gehalte laufend zu messen und<br />
während dem Prozess korrigierend einzuwirken<br />
und zu optimieren. Optimieren<br />
heisst Qualität sichern und Kosten<br />
senken. Dank diesen Massnahmen hat<br />
es <strong>UFA</strong> geschafft, in den vergangenen<br />
zehn Jahren ihre Marge um 35% zu senken<br />
und gleichzeitig die eigene Forschungs-<br />
und Entwicklungstätigkeit und<br />
die Dienstleistungen weiter zu entwickeln.<br />
Wir sind überzeugt, damit auch<br />
in <strong>Zukunft</strong> einen wertvollen Beitrag <strong>für</strong><br />
starke Tierhalter in der Schweiz zu leisten.<br />
<br />
Autoren Samuel<br />
Geissbühler, <strong>UFA</strong> <strong>AG</strong>,<br />
Mitglied der Geschäftsleitung;<br />
Wendelin<br />
Strebel, Vorsitzender<br />
der Geschäftsleitung,<br />
3360 Herzogenbuchsee,<br />
www.ufa.ch<br />
www.ufarevue.ch 2 · 13<br />
<strong>UFA</strong>-REVUE · 2 2013 63