„Sticky Places“der kreativen Klasse?
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Zweiter Punkt: Interessenformierung der <strong>kreativen</strong> <strong>Klasse</strong> in der<br />
Stadtentwicklungspolitik Ö Urteil nur nach einer gru ndlichen Analyse<br />
kommunalpolitischer Prozesse in den jeweiligen Stadten moglich. Ich erwahne diesen<br />
Punkt allerdings deshalb bewusst, weil hier ein spezifisches Manko ostdeutscher Stadte<br />
besteht, das aus der 40jahrigen Pragung durch sozialistische Doktrinen herru hrt. Wie Sie<br />
alle wissen, ist in den Augen von Sozialisten die eigentliche produktive <strong>Klasse</strong> die<br />
Arbeiterklasse. Auch das unbekannte kreative Potenzial der Arbeiterklasse sollte durch<br />
Forderung von Arbeiter-Schreib- und Kunstzirkeln zum Vorschein gebracht werden.<br />
(Nebenbemerkung: Die einzige Person, bei der dies geklappt hat, hat in diesen Tagen<br />
den Buchner-Preis erhalten.) Das Primat der Arbeiterklasse hatte in<br />
stadtentwicklungspolitischer Hinsicht zur Folge, dass die vom Burgertum gepragten<br />
Stadtteile Entwicklungsbarrieren und Entwicklungsnachteilen konfrontiert waren oder<br />
im Extremfallen von oben sogar eine Umdefinition von einer Universitatsstadt in eine<br />
Arbeiterstadt propagiert und vorangetrieben wurde, wie z.B. bei Halle an der Saale der<br />
Fall. Dies hatte zur Folge, dass sich Akademiker in der DDR verstarkt aus dem<br />
offentlichen Leben zuru ckzogen und sich starker auf private Zirkel orientierten. Dieser<br />
Ru ckzug aus dem offentlichen Leben ist bis heute noch nicht wieder vollig ruckgangig<br />
gemacht und erschwert die Interessenformierung von Angehorigen der <strong>kreativen</strong> <strong>Klasse</strong>.<br />
Vor kurzem hat in Halle eine Nacht der Wissenschaften stattgefunden und an jedem<br />
Gebaude, wo Vorlesungen und Vortrage fur die O ffentlichkeit angeboten wurden,<br />
brannte ein rotes Blinklicht. Auf diese Weise trat seit langem einmal wieder ins<br />
Bewusstsein der Stadtoffentlichkeit, wie viele Einrichtungen der Wissenschaft (im<br />
Programm 43 Anlaufstellen) in Halle existieren und welches Potenzial an<br />
Wissensproduktion in der Stadt existiert. Veranstaltungen dieser Art werden noch einige<br />
notig sein, um sowohl bei den Beschaftigten als auch in der Stadtbevolkerung<br />
Bewusstseinsveranderungen herbeizufu hren.<br />
Dritter Punkt “ Vielfalt von Wissenschaftseinrichtungenö und vierter Punkt<br />
“ Konzentration von HighTech-Unternehmenö reprasentieren quasi die objektiv<br />
notwendigen Voraussetzungen fu r die Entfaltung wirtschaftlicher Wachstumsdynamik.