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PerIPHere ArterIelle VersCHlussKrAnKHeIt - Ärztekammer Bremen

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<strong>PerIPHere</strong> <strong>ArterIelle</strong> <strong>VersCHlussKrAnKHeIt</strong><br />

BREMER ÄRZTEJOURNAL 12| 12 – 01| 13 BREMER ÄRZTEJOURNAL 12| 12 – 01| 13 <strong>PerIPHere</strong> <strong>ArterIelle</strong> <strong>VersCHlussKrAnKHeIt</strong> 11<br />

pAVK:<br />

Offene chirurgische therapie<br />

nose/Verschluss bis 15 cm Länge ohne<br />

infragenikuläre Ausdehnung, stark verkalkter<br />

Verschluss bis 5 cm Länge – ist<br />

eine endovaskuläre Therapie anzustreben.<br />

Die in der Literatur angegebenen sekundären<br />

Offenheitsraten belaufen sich für<br />

die primäre Stentimplantation auf bis zu<br />

90 Prozent, 87 Prozent und 86 Prozent<br />

nach ein, drei bzw. fünf Jahren Nachbeo b-<br />

achtung und liegen damit etwas niedriger<br />

als in der Beckenetage.<br />

Infrapopliteale Läsionen<br />

Eine besondere Herausforderung stellt die<br />

Behandlung infrapoplitealer Gefäßläsionen<br />

dar, die als Dreigefäßerkrankung häufig<br />

alle Unterschenkelarterien betrifft (siehe<br />

Abbildung 1). Eine absolute Indikation<br />

zur invasiven Behandlung besteht bei kritischer<br />

Extremitätenischämie (CLI). Die CLI<br />

zeigt eine schlechte Prognose und weist<br />

eine 1-Jahresmortalitätsrate von 20 bis<br />

25 Prozent und eine Amputationsrate von<br />

20 Prozent auf. Technische Fortschritte<br />

und die Entwicklung neuer Instrumente<br />

haben in letzter Zeit dazu ge führt, dass<br />

die endovaskuläre Therapie der CLI in den<br />

Vordergrund rückt. Die Wertigkeit der<br />

zunehmend verwendeten medikamen -<br />

tenfreisetzenden Ballons – am häufigsten<br />

wird hierbei Paclitaxel eingesetzt – die<br />

die Intimaproliferation und somit die Ge -<br />

fahr der Restenose minieren sollen, muss<br />

noch in größeren, randomisierten Studien<br />

evaluiert werden. Erste Studien zeigten<br />

eine geringere Rate an Restenosen, während<br />

die Revaskularisation der Zielläsion<br />

über einen längeren Zeitraum erhalten<br />

bleibt.<br />

Endovaskuläre Therapie<br />

chronischer Totalverschlüsse<br />

Eine besondere Situation liegt bei der endovaskulären<br />

Therapie chronischer Totalverschlüsse<br />

vor, die definitionsgemäß länger<br />

als drei Monate bestehen, da hier die primäre<br />

Drahtpassage der Läsion erheblich<br />

er schwert sein kann. Gelingt die Drahtpassage<br />

auf Anhieb, so wird wie bei der<br />

Behandlung einer hochgradigen Stenose<br />

ver fahren. In schweren Fällen müssen<br />

alter native Verfahren, wie z. B. die subintimale<br />

Drahtpassage eingesetzt werden.<br />

Hierzu stehen speziell verstärkte Katheter<br />

und hydrophile Drähte mit verstärkten<br />

Spitzen zur Verfügung. Schwierigkeiten<br />

können beim Reentry des wahren Lumens<br />

am distalen Ende des Verschlusses auftreten.<br />

Eine weitere Dissektion des Gefäßes<br />

über den Verschluss nach distal sollte<br />

vermieden werden. In solchen Fällen haben<br />

sich kathetermontierte Punktionssysteme<br />

bewährt, die erlauben, den Draht von subintimal<br />

ins wahre Lumen vorzuschieben.<br />

Nach erfolgter Passage der Läsion wird<br />

aufgrund der hier entstandenen subintimalen,<br />

intravasalen „Wundfläche“ die pri märe<br />

Stentimplantation bevorzugt, um die<br />

Wahrscheinlichkeit eines thrombotischen<br />

Wiederverschlusses zu minimieren.<br />

PTA vs. primäre Stentimplantation<br />

Aktuell wird kontrovers diskutiert, ob<br />

eine PTA an der unteren Extremität ausreichend<br />

ist oder eine primäre Stentimplantation<br />

angestrebt werden sollte. Frühere<br />

Metaanalysen demonstrierten, dass<br />

zwischen primärer Stentimplantation und<br />

PTA an den Becken- und Beinarterien keine<br />

signifikanten Unterschiede bestehen. In<br />

aktuellen Studien zeigt die primäre Stentimplantation<br />

zunehmend bessere Ergebnisse,<br />

da modernste, immer dünnere, aber<br />

dennoch widerstandsfähige Materialien für<br />

Gefäßstützen mit unveränderter oder gar<br />

besserer Radialkraft zur Verfügung stehen.<br />

Auch Stentfrakturen (siehe Abbildung 2),<br />

die vorzugs weise in den proxima len und<br />

distalen, gelenknahen Bewegungssegmenten<br />

der A. femoralis super ficialis aber<br />

auch in anderen Arealen auftraten, werden<br />

bei modernen Stents seltener beobachtet.<br />

Neuere Studien kon nten zeigen,<br />

dass durch eine Stentimplan tation leichte<br />

Vorteile gegenüber einer alleinigen PTA<br />

erreicht werden können.<br />

Forschungsergebnisse<br />

werden erwartet<br />

Der primär technische Erfolg für die endovaskulären<br />

Interventionen liegt bei deutlich<br />

über 95 Prozent. Problematisch sind<br />

jedoch noch immer die Restenoseneigung<br />

und der Wiederverschluss im Langzeitverlauf<br />

nach endovaskulärer Therapie.<br />

Diese Effekte sind zum einen auf einen<br />

Progress der Erkrankung, aber auch auf<br />

eine unerwünschte, postinterventionell auftretende<br />

Intimahyperplasie im Bereich der<br />

behandelten Läsion zurückzuführen. Zurzeit<br />

gibt es mehrere Ansätze, um diese Effekte<br />

zu minimieren oder ganz zu verhindern.<br />

Als Beispiele seien der medikamen ten -<br />

freisetzende Ballon, der medikamentenfreisetzende<br />

Stent, der bioabsor bierbare<br />

Stent und die endovaskuläre Brachytherapie<br />

genannt. Ob eine dieser Optionen in<br />

Zukunft eine tragfähige Rolle im Management<br />

der pAVK spielen wird, ist Gegenstand<br />

der aktuellen Forschung. Die Ergebnisse<br />

neuer, randomisierter Studien, die<br />

für fast jede dieser Innovationen in Planung<br />

sind oder bereits stattfinden, müssen<br />

abgewartet werden, bevor eine endgültige<br />

Empfehlung ausgesprochen werden<br />

kann.<br />

PD Dr. Stefan Pfleiderer,<br />

Chefarzt des Institutes für Diagnostische und<br />

Interventionelle Radiologie, Neuroradiologie<br />

und Nuklearmedizin<br />

Gefäßzentrum des Klinikums Bremerhaven-<br />

Reinkenheide, Bremerhaven<br />

Ein Gefäßchirurg ohne endovaskuläre Kompetenz hat heute keine Perspektive.<br />

Offen chirurgische Operationen werden durch endovaskuläre Eingriffe verdrängt.<br />

Endovaskuläre Chirurgie ist inhaltlich identisch<br />

mit interventioneller Radiologie. In va -<br />

siv tätig sind Radiologen, Gefäßchirurgen<br />

und Angiologen, mancherorts auch Kardiologen.<br />

Für den Patienten ist ein gutes Er gebnis<br />

entscheidend. Dafür braucht der Therapeut<br />

Expertise, egal aus welchem Fachge -<br />

biet er kommt. Die Deutsche Gesellschaft<br />

für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG)<br />

hat in den letzten Jahren über 400 Gefäßchirurgen<br />

als „Endovaskuläre Chirurgen“<br />

und über 200 als „Endovaskuläre Spezialisten“<br />

zertifiziert. Offen chirurgische Maßnahmen<br />

sind indiziert, wenn endovaskuläre<br />

Maßnahmen nicht möglich sind oder<br />

keinen vergleichbaren Erfolg versprechen.<br />

Der erfahrene Gefäßchirurg wird die endovaskuläre<br />

Therapie bevorzugen, wenn sie<br />

ein ähnliches Ergebnis verspricht, wie die<br />

offene OP.<br />

Aortoiliakale Läsionen<br />

Stenosen der Beckenarterien sind eine<br />

Domäne der endovaskulären Katheterverfahren<br />

geworden. Selbst bei kompletten Verschlüssen<br />

werden hohe Erfolgsraten er zielt,<br />

sodass auch Eingriffe im Fontaine-Stadium<br />

II erlaubt sind. Deshalb sind offene<br />

chirurgische Maßnahmen wie die Becken-<br />

TEA oder ein aortofemoraler Bypass nur noch<br />

selten indiziert.<br />

Femorale Läsionen in Leistenhöhe<br />

Stenosen und Verschlüsse in Höhe der Femoralisgabel<br />

sollten primär offen chirurgisch<br />

behandelt werden (Konsensusempfehlung).<br />

Wegen der guten Langzeitergebnisse ist auch<br />

ein Eingriff im Fontaine-Stadium IIb vertretbar,<br />

wenn die Lebensqualität stark eingeschränkt<br />

ist oder die Voraussetzungen für<br />

ein strukturiertes Gehtraining dadurch verbessert<br />

werden. Der Eingriff erfolgt als<br />

Ausschälplastik (Thrombendarteriektomie<br />

= TEA) und wird im inguinalen Bereich als<br />

Leisten-TEA oder Femoralis-TEA bezeichnet.<br />

Der obliterierende arteriosklerotische Zylinder<br />

wird mit einem Metallspatel in der<br />

mittleren Schicht der Arterie (Media) ausgeschält.<br />

Meistens wird die Arteriotomie<br />

mit einem Kunststoff- oder Perikard-Flicken<br />

verschlossen (Patchplastik). Wir bevorzugen<br />

die autologe plastische Rekon struktion ohne<br />

Fremdmaterial (siehe Abbildung 1). Die Leisten-TEA<br />

ist ein wenig belastender Eingriff,<br />

der bei schlanken Personen in örtlicher<br />

Betäubung (LA) durchgeführt werden kann.<br />

Profundaplastik Die Ausschälung der A.<br />

femoralis communis bis in die tiefe Oberschenkelarterie<br />

(A. femoralis profunda)<br />

hinein, bezeichnet man als Profundaplastik,<br />

wenn die A. femoralis superficialis<br />

(AFS) verschlossen ist. Bei verschlossener<br />

AFS und Abgangsstenose der A. femoralis<br />

profunda ist die Profundaplastik eine gute<br />

und ausreichende Maßnahme zur Revaskularisierung<br />

des Ober- und Unterschenkels<br />

im Fontaine-Stadium IIb. Das zur A.<br />

poplitea führende Kollateralnetz wird<br />

besser perfundiert und die Gehstrecke<br />

erweitert. Die Profundaplastik hat bessere<br />

Langzeitergebnisse als die PTA (Stent)<br />

der AFS oder der femoropoliteale Bypass.<br />

Hybrid-Eingriff Die Kombination von<br />

endovaskulären und offen chirurgischen<br />

Abb. 1 a – d: Leisten-TEA ohne Fremdmaterial (Femoralisgabel-Transposition).<br />

Verfahren bei Mehretagenläsionen nennt<br />

man Hybrid-Operation. Die Leistenregion<br />

ist dafür als Ausgangsregion besonders<br />

geeignet. Nach Freilegung der Leistenarterie<br />

zur Femoralis-TEA kann in gleicher Sitzung<br />

eine zusätzliche proximale Läsion mit<br />

einem Stent in der Beckenarterie behandelt<br />

werden und/oder eine distale Stenose<br />

der AFS durch PTA. Der Patient profitiert<br />

von der Zusammenführung der Maßnahmen<br />

auf eine Behandlung.<br />

Femorale Läsionen<br />

unterhalb der Leiste<br />

Offen chirurgische Eingriffe unterhalb der<br />

Femoralisgabel sind nach S3-Leitlinie nur<br />

zum Extremitätenerhalt indiziert, also bei<br />

kritischer Ischämie (Stadium III oder IV<br />

nach Fontaine). Laut TASC-Konsensus kommt<br />

der femoropopliteale Bypass bei Verschlüssen<br />

der A. femoralis superficialis (AFS) über<br />

15 cm Länge in Frage. Kürzere Läsionen werden<br />

bevorzugt endovaskulär angegangen.<br />

Kollateralnetz am Oberschenkel Der<br />

chronische Verschluss der AFS ist häufig,<br />

zeigt oft keine Symptome und muss deshalb<br />

nicht invasiv behandelt werden. Das<br />

liegt an der guten Kollateralisierung über<br />

die A. femoralis profunda. Jeder dritte Mann

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