PerIPHere ArterIelle VersCHlussKrAnKHeIt - Ärztekammer Bremen
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<strong>PerIPHere</strong> <strong>ArterIelle</strong> <strong>VersCHlussKrAnKHeIt</strong><br />
BREMER ÄRZTEJOURNAL 12| 12 – 01| 13 BREMER ÄRZTEJOURNAL 12| 12 – 01| 13 <strong>PerIPHere</strong> <strong>ArterIelle</strong> <strong>VersCHlussKrAnKHeIt</strong> 9<br />
pAVK:<br />
endovaskuläre therapie<br />
Die offen chirurgische Therapie mittels Gefäßoperation und die endovaskuläre Therapie<br />
mittels perkutaner Kathetermethoden konkurrieren in der heutigen Zeit weniger, als<br />
dass sie sich gegenseitig ergänzen.<br />
Besonders deutlich wird dies durch die<br />
wachsende Häufigkeit von Kombinationseingriffen.<br />
Hier kann zum Beispiel die<br />
Stenti mplantation im Bereich einer 5 cm<br />
langen Stenose der A. iliaca com. in Kombination<br />
mit der Anlage eines femoropoplitealen<br />
Bypasses auf das P3-Segment zur<br />
Behandlung eines Kom plettverschlusses<br />
der A. femoralis superficialis und des P1-<br />
Segmentes der A. poplitea bei gleichzeitig<br />
vorliegender hämodynamisch rele -<br />
van ter Stenose der Beckenarterie in der -<br />
selben operativen Prozedur durchgeführt<br />
werden.<br />
Endovaskuläre Behandlung vor<br />
gefäßchirurgischem Eingriff<br />
Gemäß der S3-Leitlinie zur pAVK soll einer<br />
endovaskulären Behandlung der Vorzug<br />
gegeben werden, wenn kurzfristig und<br />
langfristig die gleiche symptomatische<br />
Verbesserung erzielt werden kann wie<br />
mit einem gefäßchirurgischen Eingriff. Es<br />
muss darauf geachtet werden, dass die für<br />
nachfolgende gefäßchirurgische Anastomosen<br />
prädestinierten Gefäßabschnitte<br />
wie zum Beispiel die Femoralisgabel oder<br />
das P3-Segment der A. poplitea bei noch<br />
bestehendem peripheren Ausstrom am<br />
Unterschenkel oder am Fuß nicht durch<br />
Stents blockiert werden. Für die endovaskuläre<br />
Therapie stehen heute eine Vielzahl<br />
von Ballons zur perkutanen transarteriellen<br />
Angioplastie (PTA), von Stents zur<br />
Implantation oder auch von Thrombektomiesystemen<br />
zur Revaskularisation akuter<br />
Gefäßverschlüsse oder chronisch to -<br />
taler Okklusionen (CTO) zur Verfügung.<br />
Die Auswahl des geeigneten Systems<br />
richtet sich hierbei vor allem nach dem<br />
jeweiligen Patienten, der Lokalisation<br />
und Länge des betroffenen Gefäßabschnittes,<br />
der Art der Läsion und dem<br />
Grad der Verkalkung.<br />
Endovaskuläre Therapie akuter<br />
arterieller Verschlüsse<br />
Zur endovaskulären Behandlung akuter<br />
Arterienverschlüsse der Becken-Bein-Arterien<br />
bestehen mit der lokalen Fibrinolyse<br />
die meisten Erfahrungen. Hierbei stehen verschiedene<br />
Medikamente wie die Streptokinase,<br />
Urokinase und rekombinanter Ge webe<br />
plasminaktivator (r-TPA) zur Verfügung.<br />
Gleichzeitig muss eine Vollheparinisierung<br />
durchgeführt werden. Die wichtigsten ab -<br />
soluten Kontraindikationen gegen die lo -<br />
kale Fibrinolyse sind ein cerebrova sku läres<br />
Ereignis oder eine gastrointestinale Blutung<br />
innerhalb der letzten zwei Monate,<br />
ein Schädel-Hirntrauma oder ein neurochirurgischer<br />
Eingriff während der letzten<br />
drei Monate, ein chirugischer Eingriff<br />
während der letzten zehn Tage, ein intrakranieller<br />
Tumor, eine Punktion nicht<br />
komprimierbarer Gefäße und ein nicht<br />
eingestellter arterieller Hypertonus mit<br />
systolischen Werten oberhalb von 180<br />
mm Hg und diastolischen Werten oberhalb<br />
von 110 mm Hg.<br />
Vorgehensweise<br />
Zunächst wird der Verschluss mit einem<br />
hydrophilen Führungsdraht passiert, um<br />
einen Lysekatheter mit mehreren Seitlöchern<br />
in die distale Verschlussstrecke einzubringen.<br />
In unserem Hause wird an -<br />
schließend die low-dose Lyse mit 0,5 mg<br />
r-TPA pro Stunde nach Applikation eines<br />
Bolus von 2,5 mg r-TPA durchgeführt. Die<br />
besten Ergebnisse werden er zielt, wenn<br />
die zu Grunde liegende Läsion direkt im<br />
Anschluss an eine erfolgreiche Lyse endovaskulär<br />
behandelt wird, um einen Wiederverschluss<br />
zu vermeiden. Systemische<br />
Blutungen und insbesondere intrakranielle<br />
Blutungen sind eine ge fürchtete Komplikation<br />
der lokalen Fibrinolyse. Die Häufigkeit<br />
hämorrhagischer Schlaganfälle<br />
wird in großen Studien mit bis zu 1.400<br />
Patienten zwischen 1,2 und 2,3 Prozent<br />
angegeben. Bei Misserfolg der lokalen<br />
Fibrinolyse muss frühzeitig eine offene<br />
Thrombektomie angestrebt werden, um<br />
eine irreversible Schädigung der betroffenen<br />
Extremität zu vermeiden.<br />
Läsionen der infrarenalen Aorta<br />
und der Beckenarterien<br />
Zur endovaskulären Therapie aortaler Lä -<br />
sio nen ist ein retrograder Zugang notwendig,<br />
während interventionelle Eingriffe<br />
an den Iliakalarterien häufig über<br />
einen ante gra den Zugang und eine von<br />
kontralateral ein gebrachte Cross-over-<br />
Schleu se besser gelingen. Nach Passage<br />
der Läsion mit einem hydrophilen Führungsdraht<br />
wird die PTA bzw. Stentimplantation<br />
vorgenommen. Bei aortalen<br />
und Beckenarterienläsionen des Typs<br />
TASC A und B, das heißt bei Stenosen der<br />
infrarenalen Aorta bis 3 cm, einseitigen<br />
Verschlüssen der A. iliaca com., Ein- oder<br />
Mehrfachstenosen der Iliakalarterien und<br />
bei einseitigen Verschlüssen der A. iliaca<br />
ext. (jeweils unter Aussparung der A.<br />
femoralis com.) sollte einer endovaskulären<br />
Behandlung der Vorzug gegeben<br />
werden. In diesen Fällen erfolgt die<br />
Behandlung mittels PTA oder primärer<br />
Implantation eines Stents. Hier ist nach<br />
heutiger Datenlage mit einer kumulativen<br />
primären Offenheitsrate von 90, 85,<br />
80 und 68 Prozent nach drei, fünf, sieben<br />
und zehn Jahren zu rechnen. Bei einer<br />
Rezidivstenose kann eine erneute Stentimplantation<br />
durchgeführt werden. Die<br />
kumulativen sekundären Offenheitsraten<br />
beliefen sich für die oben genannten Zeitspannen<br />
auf 93, 90, 88 und 78 Prozent.<br />
Bei Misserfolg oder zunehmender Ausdehnung<br />
der Läsion besteht bei operationsfähigen<br />
Patienten jederzeit die Möglichkeit<br />
eine gefäßchirurgische Versorgung<br />
mit einem Bypass vorzunehmen.<br />
Läsionen des femoropoplitealen<br />
Stromgebietes<br />
Auch hier wird der Zugang nach der Lokalisation<br />
der Gefäßläsion gewählt. Vor zugsweise<br />
kommt die antegrade Punktion der<br />
A. femoralis superficialis zum Einsatz. Bei<br />
sehr proximal gelegenen Stenosen wird<br />
die Läsion über einen kontralateralen<br />
Cross-over-Zugang erreicht. Bei TASC A-<br />
und B-Läsionen – multiple Stenosen/Verschlüsse<br />
bis 5 cm Länge, singuläre Ste-<br />
1 a 1 b<br />
Abb.1 a – b: Kritische Extremitätenischämie<br />
bei einem 63-jährigen<br />
Patienten mit insulinpflichtigem<br />
Diabetes mellitus Typ II.<br />
(a) Multisegmentaler Verschluss<br />
aller Unterschenkelarterien links.<br />
(b) Nach PTA mit einem medikamentenbeschichteten<br />
Ballon<br />
zeigt die Kontrollangiografie<br />
eine frei durchgängige A. tibialis<br />
posterior und A. fibularis bei<br />
wegen des fehlenden peripheren<br />
Ausstroms nicht behandelter<br />
A. tibialis posterior.<br />
2 a 2 b 2 c<br />
Abb. 2 a – c: (a) Stentfraktur<br />
(kleine Pfeilspitze) bei Z.n.<br />
Stentimplantation der A. iliaca<br />
externa vor drei Jahren bei<br />
einem 45-jährigen Patienten<br />
mit pAVK Stadium IIb und<br />
Nikotinabusus (20 pack-years)<br />
mit (b) hochgradiger Stenose<br />
(große Pfeilspitze) im Bereich<br />
der Stentfraktur. (c) Keine<br />
Reststenose bei frei durchgängigen<br />
Beckenarterien nach<br />
erneuter Implantation eines<br />
Stents an dieser Stelle.