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infozine 4 / 2004 - Albert Einstein Gymnasium

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Themenübersicht<br />

Information der Aufnahme der Jahrgänge 5-7 S. 1<br />

Schulleitung<br />

<strong>infozine</strong> 4 / <strong>2004</strong><br />

Neue AG "Starke Tiere" S. 3<br />

Philosophie S. 4<br />

AEG international Romfahrt S. 5<br />

Spanienfahrt S. 7<br />

Finnland-Austausch S. 9<br />

Begabtenförderung Projektkurs "Archäologie" S. 10<br />

Projektkurs "Brücken" S. 11<br />

Leseförderung Antolin-Programm S. 12<br />

Events Management Information Game S. 13<br />

Stationentag S. 14<br />

Nacht der Sterne S. 15<br />

Ankündigung: Gabor Steingart S. 16<br />

Zur Diskussion Macht Fernsehen dumm? S. 17<br />

Infozine - Newsletter am <strong>Albert</strong>-<strong>Einstein</strong>-<strong>Gymnasium</strong>, Buchholz, herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft<br />

Infozine. Betreuung: Matthias Aschern. Erscheinungsweise: 4 mal im Schuljahr. Vertrieb:<br />

kostenlos per E-Mail. Abonnement: <strong>infozine</strong>@aeg-buchholz.de. Redaktionsschluss: 15.10.<strong>2004</strong>.


Information der Schulleitung<br />

Ganz einfach ist es nicht gewesen<br />

Die Auflösung der Orientierungsstufe:<br />

Planungen und Umstrukturierungen am AEG<br />

Von Hans-Ludwig Hennig<br />

Das sagt sich so leicht: Eine Schulform wird aufgelöst.<br />

Für das <strong>Albert</strong>-<strong>Einstein</strong>-<strong>Gymnasium</strong> bedeutete die neue<br />

niedersächsische Schullandschaft, dass zum 1.8.<strong>2004</strong> drei<br />

Jahrgänge gleichzeitig zu uns kommen würden – alles andere<br />

also als „business as usual“. Vielmehr sah sich die<br />

Schulleitung vor die größte organisatorische und pädagogische<br />

Herausforderung der letzten Jahrzehnte gestellt.<br />

Bereits im Herbst 2003 begannen vorbereitende Überlegungen,<br />

die sich vor allem in vier Richtungen zu entwickeln<br />

hatten: 1. Welche Kolleginnen und Kollegen mit<br />

welchen Fächern können, sollen und wollen demnächst bei<br />

uns unterrichten? 2. In welchem zahlenmäßigen Umfang<br />

werden Schülerinnen und Schüler auf der Basis des freien<br />

Elternwillens unsere Schule anwählen? 3. Wo finden wir<br />

geeignete Unterrichtsräume, welche Größe müssen sie<br />

haben und was muss baulich den veränderten Gegebenheiten<br />

angepasst werden? 4. In welcher Form bereitet sich<br />

das Kollegium pädagogisch auf die neuen Unterrichtssituationen<br />

im Unterricht der neuen Klassen 5 und 6 vor?<br />

Personelle Vorplanungen<br />

Im Rahmen der personellen Vorplanungen war zunächst<br />

davon auszugehen, dass die benötigten Lehrer kaum über<br />

Neueinstellungen an unsere Schule kommen würden. Vielmehr<br />

gingen die Vorstellungen der Landesregierung dahin,<br />

die frei werdenden Lehrer der Orientierungsstufen durch<br />

Verlagerung, Abordnung oder Versetzung an neue Standorte<br />

zu verschieben und damit den entstehenden Bedarf<br />

zu decken. Für unsere Schule war es daher nahe liegend,<br />

sich an die Orientierungsstufen des Umkreises, an die OS<br />

Jesteburg und Nenndorf und vor allem an die OS Buenser<br />

Weg in Buchholz zu wenden und über das AEG und die<br />

Tätigkeit bei uns zu informieren. Auf der Basis solcher<br />

informeller Gespräche mit den Kollegen und der Personalvertretung<br />

war es schon frühzeitig möglich, mit der Bezirksregierung<br />

über die Verlagerung der Kollegen zu verhandeln.<br />

Bereits im Frühjahr <strong>2004</strong> waren fast alle Kolleginnen<br />

und Kollegen zumindest mündlich über ihren neuen<br />

Arbeitsplatz informiert und konnten sich allmählich auf<br />

die neue Situation einstellen. Gleichzeitig war damit die<br />

Grundlage für einen gleitenden Übergang und eine pädagogische<br />

Vorbereitung auf die Arbeit an unserem <strong>Gymnasium</strong><br />

gegeben.<br />

Schülerzahlen<br />

Ausgehend von dem Bestreben der Landesregierung, den<br />

Anteil von Schülern am <strong>Gymnasium</strong> zu erhöhen, gingen<br />

wir im letzten Schuljahr von einer größeren Zahl gymnasialorientierter<br />

Schülerinnen und Schüler aus. Erste Trendmeldungen<br />

im Februar, die auf der Basis der Umfragen<br />

der abgebenden Schulen erstellt wurden, bestätigten diese<br />

Vermutungen zunächst nicht. Um so mehr waren wir dann<br />

zu den Anmeldungsterminen überrascht, dass doch erheblich<br />

mehr Schülerinnen und Schüler den Schulbesuch am<br />

AEG anstrebten. Als Schule, die grundsätzlich vierzügig<br />

angelegt ist, hatten wir in der<br />

Folge große Probleme, die<br />

Schülerinnen und Schüler der<br />

drei Jahrgänge gemäß ihres<br />

Schulwunsches und des Elternwillens<br />

bei uns aufzunehmen,<br />

zumal wir mit der Eingliederung<br />

in die jeweilige Klasse in<br />

der Regel auch die verbindliche<br />

Wahl der 2. Fremdsprache verbunden<br />

haben. Schließlich gelang<br />

es nach vielen Elterngesprächen,<br />

nach Abgabe von 10 Schülern des 7. Jahrgangs<br />

an die Nachbarschule und Einrichtung einer zusätzlichen<br />

Klasse 5, eine weitgehend zufrieden stellende Unterrichtssituation<br />

und strukturelle Klarheit für Schüler, Eltern und<br />

Kollegen zu schaffen. Allerdings mussten die Klassen 6<br />

und 7 bis zur Klassenstärkenobergrenze besetzt werden.<br />

Unterrichtsräume<br />

Bei den ersten Verhandlungen mit dem Landkreis, der als<br />

Schulträger für die Gebäudeerstellung und Gebäudeunterhaltung<br />

zuständig ist, wurde zunächst geplant, dass das<br />

<strong>infozine</strong> 4 / <strong>2004</strong>, S. 1


Information der Schulleitung<br />

Gebäude der Orientierungsstufe am Buenser Weg zu gleichen<br />

Teilen auf die Hauptschule, die Realschule und das<br />

<strong>Gymnasium</strong> aufzuteilen sei. Damit müssten, so hieß es,<br />

besonders da auch die Räume der freiwerdenden Verwaltung<br />

genutzt werden könnten, genügend Raumkapazitäten<br />

für den Unterricht zu Verfügung stehen.<br />

Dieser Ansatz wurde von der Schulleitung des AEG deshalb<br />

abgelehnt, weil wir es für wichtig ansehen, die Schülerinnen<br />

und Schüler der Jahrgänge 5 und 6 bei uns im<br />

Hauptgebäude zu unterrichten. Eine zweijährige Beschulung<br />

in einer Außenstelle erschien uns aus vielerlei Gründen<br />

nicht erstrebenswert, so dass wir nach räumlichen Alternativen<br />

in größerer Nähe zu unserem Hauptgebäude<br />

gesucht haben. Mit der Verlagerung der Kreisvolkshochschule<br />

aus dem Anbau des alten Gebäudes des AEG glauben<br />

wir eine brauchbare Lösung gefunden zu haben. In<br />

diesen Räumen, die im Schuljahr 2005/2006 umgestaltet<br />

und an das Hauptgebäude angeschlossen werden sollen,<br />

ist jetzt die Oberstufe<br />

mit den Klassen 11-13<br />

untergebracht. Gegenwärtig<br />

versuchen wir,<br />

kleine Verbesserungen<br />

und Anpassungen an<br />

die neue Situation vorzunehmen,<br />

eine Arbeitsgruppe<br />

von Oberstufenschülern<br />

entwickelt<br />

gegenwärtig eigeninitiativ<br />

Vorstellungen<br />

und Wünsche<br />

hinsichtlich der<br />

„wohnlichen“ Gestaltung<br />

und Ausstattung der Räumlichkeiten. Am Ende des<br />

Schuljahres 2003/<strong>2004</strong> haben Lehrer und Schüler des AEG<br />

im Rahmen von Projekttagen aktiv die Auflösung der Orientierungsstufe<br />

begleitet, Sammlungen eingerichtet, Stühle<br />

und Tische transportiert und Klassenräume verschönert.<br />

Neue Jahrgänge – neue Pädagogik?<br />

Bereits im Frühjahr <strong>2004</strong> beschäftigte sich eine Vorbereitungsgruppe<br />

mit den für das Kollegium unserer Schule<br />

neuen pädagogischen Herausforderungen, die durch die<br />

Klassen 5 und 6 entstehen würden. In mehreren Sitzungen<br />

wurden Konzeptionen, Vorstellungen und Absprachen erarbeitet.<br />

Im Rahmen einer schulinternen Lehrerfortbildung,<br />

die von einem externen Referenten aus Schleswig-Holstein<br />

geleitet wurde, wurden viele Details der Unterrichtsorganisation<br />

und –vorbereitung besprochen (vgl. Infozine<br />

5/2003, S. 4). An diesen Veranstaltungen nahmen nicht<br />

nur die Kolleginnen und Kollegen unserer Schule teil, sondern<br />

auch viele Kollegen der Orientierungsstufen und des<br />

<strong>infozine</strong> 4 / <strong>2004</strong>, S. 2<br />

Nachbargymnasiums. Besonderes Ziel dieser Besprechungen<br />

war es, sich über die Unterrichtsinhalte und –methoden<br />

zu Beginn des neuen Schuljahres abzustimmen und<br />

eine gemeinsame pädagogische Linie für das alltägliche<br />

Unterrichten zu entwickeln. Dank der bereitwilligen Mitarbeit<br />

aller beteiligten Kolleginnen und Kollegen ist uns<br />

ein weitgehend harmonischer, angstfreier, schülerzugewandter<br />

und arbeitsintensiver Beginn des Schuljahres<br />

<strong>2004</strong>/2005 gelungen.<br />

Zusätzlich zum neuen Schulgesetz beschloss die Landesregierung<br />

im zweiten Schulhalbjahr die Abschaffung der<br />

Lernmittelfreiheit. Zusammen mit<br />

dem Übertragen der Verwaltung der<br />

Bücher beauftragte das Kultusministerium<br />

die Schulen auch mit dem eigenverantwortlichen<br />

Gestalten des<br />

Leihverfahrens. Dadurch entstanden<br />

erhebliche Belastungen in personeller<br />

und organisatorischer Hinsicht,<br />

ohne dass zusätzliche Ressourcen zu<br />

Verfügung gestellt worden wären.<br />

Glücklicherweise fand sich mit Herrn Menzel ein Mitglied<br />

des Kollegiums, das sich in außerordentlicher Weise in<br />

die Thematik der Entwicklung eines entgeltlichen Leihverfahrens<br />

einarbeitete und erhebliche Arbeitszeit und umfangreiche<br />

Überlegungen investierte. Dabei lag der<br />

Schwerpunkt neben der Heranziehung von Software zur<br />

Unterstützung des Ausleihens oder zur Abwicklung des<br />

Bankingverfahrens auch in der Erstellung einer strukturierten<br />

und transparenten Konzeption. Hier wurde in so<br />

hervorragender Weise zeitgerecht vorgedacht, dass wir<br />

unsere Vorstellungen anderen Schulen im Rahmen einer<br />

informellen Aussprache vorgestellt und sie an das Kultusministerium<br />

in Hannover weitergegeben haben.<br />

Fast schon selbstverständlich war es dann, dass es der Arbeitsgruppe<br />

um Herrn Menzel, Herrn Bartsch und Herrn<br />

Mattick zu Beginn des Schuljahres gelungen ist, innerhalb<br />

kurzer Zeit alle Bücher an die Schülerinnen und Schüler<br />

auszugeben.<br />

Natürlich sind nun, nach Beginn des neuen Schuljahres,<br />

nicht alle Probleme gelöst und beseitigt. An vielen Stellen<br />

muss nachgebessert werden und eine neue Arbeitsgruppe<br />

bearbeitet zur Zeit Regelungen, die sich aus der veränderten<br />

Schulsituation ergeben. So müssen die Hausordnung,<br />

der Alarmplan, die Pausengestaltung u.v.m. überdacht und<br />

darüber neu beschlossen werden.<br />

Mein Dank gilt an dieser Stelle nochmals allen Mitarbeitern<br />

unserer Schulgemeinschaft, allen Kolleginnen und<br />

Kollegen, Schülerinnen und Schülern, Eltern und Mitgliedern<br />

des Schulelternrates und Schulvereins, den Bibliothekseltern<br />

und Brötchenmüttern, ohne deren freundliche<br />

und aufgeschlossene Mithilfe uns der Übergang in dieses<br />

besondere Schuljahr <strong>2004</strong>/2005 kaum gelungen wäre.


Arbeitsgemeinschaften<br />

„Klein, aber tierisch oho“<br />

Eine Maulwurfjagd im Rahmen der AG „Starke Tiere“<br />

Von Torben Adelmund (Jahrgang 12)<br />

Als ich meinen Mitschülern erzählte<br />

worüber ich einen Infozine-Artikel<br />

schreiben wollte, zeigten<br />

alle die gleiche Reaktion:<br />

„Starke-Tiere-AG? Was ist das<br />

denn bitte?“ Meine monotone<br />

Antwort: „Das weiß ich auch<br />

nicht. Noch nicht…“ Genau das<br />

scheint mir ein wichtiger Grund zu<br />

sein, um diese seltsame AG einmal<br />

vorzustellen.<br />

Starke Tiere. Zuerst assoziiert man<br />

damit wohl mächtige Löwen oder<br />

tonnenschwere Elefanten. Doch<br />

nein, wollten wir nicht auf „Maulwurfjagd“<br />

gehen? Zumindest beschrieb<br />

es mir so der zuständige<br />

AG-Leiter, Herr Menzel. Gespannt<br />

wartete ich auf den Donnerstag,<br />

da die AG nach Absprache<br />

alle zwei Wochen an diesem<br />

Tag in der siebten und achten Stunde<br />

stattfindet. Geplant war der erste<br />

„Außeneinsatz“ auf dem Gelände<br />

der ehemaligen KVHS.<br />

Endlich war es soweit. Zusammen<br />

mit Herrn Menzel und mir betraten<br />

die Fünft- und Sechstklässler<br />

das Areal der Maulwürfe<br />

– Hügel, so weit das<br />

Auge reicht. Die AG-Teilnehmer<br />

waren mit Zollstock,<br />

Messfaden und allerlei anderem<br />

Equipment, das ein wahrer<br />

Maulwurfjäger so braucht,<br />

bewaffnet. Es galt die Höhe,<br />

den Durchmesser und den Ort<br />

zu bestimmen und auf einer<br />

Karte einzuzeichnen. Ebenso<br />

wurden die Empfindungen beim<br />

Berühren der meist feuchten Erde<br />

notiert, worauf sich schließen ließ,<br />

dass Maulwürfe ob der unterirdischen<br />

Kälte ein ganz<br />

schön dickes Fell haben<br />

müssen. Einen besonderen<br />

Höhepunkt<br />

stellte die Ausgrabung<br />

eines Ganges des<br />

Kleinsäugers dar.<br />

Irgendwann stellte<br />

sich die Frage, ob man<br />

nicht einmal einen<br />

Maulwurf fangen<br />

könnte. Herr Menzel<br />

schmunzelte nur. Er<br />

hatte einen entsprechenden<br />

Antrag<br />

(Maulwurfjagd ist in<br />

Deutschland gesetzlich<br />

verboten) bereits eingereicht,<br />

glaubte dennoch nicht wirklich<br />

daran, dass es der Gruppe gelingen<br />

würde, ihn auch zu erwischen.<br />

Daraufhin stellten die Kinder wildeste<br />

Spekulationen an, wie man<br />

sie doch einfangen könnte. Von<br />

„Hinter einem Baum verstecken<br />

und warten bis er rauskommt“<br />

über „Wir nehmen eine Angel“ bis<br />

„Der Zollstock müsste doch lang<br />

genug sein“ war alles vertreten. Es<br />

war aber auch die richtige Lösung<br />

dabei: Es kann nur mit einer Wühlmausfalle<br />

gelingen, die in einen<br />

Gang eingesetzt wird. Dabei krabbelt<br />

der Kleinsäuger durch eine<br />

Klappe, die verhindert, dass er<br />

sich wieder befreien kann. Für die<br />

Tierschützer: Er bleibt dabei aber<br />

unverletzt…<br />

Nach den wissenschaftspraktischen<br />

Arbeiten ging es in den AG-<br />

Raum zurück, wo die Daten analytisch<br />

ausgewertet wurden. Die<br />

einhellige Meinung: Bio kann ja<br />

richtig Spaß machen! Übrigens:<br />

Der Maulwurf ging uns leider<br />

durch die Lappen. Als nächstes<br />

sollen Ameisen betrachtet werden.<br />

Man darf gespannt sein…<br />

<strong>infozine</strong> 4 / <strong>2004</strong>, S. 3


Arbeitsgemeinschaften<br />

Alte Weisheit rostet nicht<br />

Ingo Thalmanns Philosophie-Arbeitsgemeinschaft<br />

Von Sophie Mathes (Jahrgang 10)<br />

Erstmals existiert am AEG eine<br />

Philosophie-AG. Unter Leitung<br />

von Herrn Thalmann findet die<br />

Arbeitsgemeinschaft in zwei verschiedenen<br />

Gruppen gleich zu<br />

zwei verschiedenen Terminen<br />

statt. Die AG mittwochs zählt 5<br />

Mitglieder, die Freitagsgruppe<br />

besuchen 16 Schüler.<br />

Wer erstmals in die AG geht, hat<br />

vielleicht noch keine konkreten<br />

Vorstellungen, wie das Ganze laufen<br />

und organisiert sein soll. Doch<br />

hat man sich erst einmal zurecht<br />

gefunden, wird überlegt und diskutiert.<br />

Herr Thalmann liefert eine<br />

Diskussionsgrundlage und/oder<br />

verteilt Texte, auf welche die anlaufende<br />

Diskussion aufbaut.<br />

Beispielsweise hat die AG über<br />

Platons Höhlengleichnis gesprochen:<br />

Das Höhlengleichnis ist das berühmteste<br />

Gleichnis Platons und<br />

eines der beliebtesten Lesestücke<br />

im Philosophieunterricht, weil es<br />

hier um Grundfragen von Erkenntnis<br />

geht. Es steht am Beginn des<br />

siebten Buches der Politeia, die<br />

um 380 v. Chr. entstanden ist. Platons<br />

Lehrer und „Held“ Sokrates<br />

entwickelt darin gegenüber dem<br />

Dialogpartner Glaukon das folgende<br />

Szenario: Einige Menschen<br />

sind von Geburt an in einer Höhle<br />

so festgebunden, dass sie dem<br />

Licht ständig den Rücken zukehren<br />

und immer nur auf eine<br />

schwach angeleuchtete Höhlenwand<br />

blicken können. Alles, was<br />

sich hinter ihnen abspielt, wirft einen<br />

Schatten an die Wand. Da sie<br />

nichts anderes wahrnehmen, halten<br />

die Menschen diese Schattenbilder<br />

für die wirklichen Dinge.<br />

Dies bleibt auch so, als einer von<br />

ihnen, der sich losbinden konnte,<br />

von draußen in die Höhle zurückkehrt<br />

und den anderen über die<br />

wahren Verhältnisse Aufschluss<br />

zu geben versucht.<br />

In Anknüpfung an das Höhlengleichnis<br />

kam in der AG der Gedanke<br />

auf, ob nicht vielleicht Kinder<br />

die Höhle verlassen<br />

würden, weil sie noch<br />

unbefangen und neugierig<br />

sind. Dann spinnt die<br />

Diskussion sich fort und<br />

es kann durchaus vorkommen,<br />

dass die Beiträge<br />

vom Ursprungsthema<br />

abweichen. Es<br />

fallen Fragen wie: Gibt<br />

es einen freien Willen?<br />

Kann man sich die 4D-<br />

Welt vorstellen? Was ist<br />

bekannt und unbekannt?<br />

Wo kommen Ideen her und gibt es<br />

überhaupt eigene Ideen? Kommt<br />

Erkenntnis durch Verzicht zu Stande,<br />

wie manche Mönchsorden<br />

glauben? Zu einem wirklichen Ergebnis,<br />

zu einer vollständigen Lösung<br />

kommt man jedoch nicht,<br />

dies ist und bleibt Ansichtssache<br />

des Einzelnen. Manche denken, es<br />

gibt eigene Ideen, manche denken,<br />

es gibt sie nicht. Jeder kann Recht<br />

haben, da nichts bewiesen ist.<br />

Auch in anderen Schulen gibt es<br />

Philosophie-Arbeitsgemeinschaften,<br />

fast immer erst ab der 9. Klasse<br />

angeboten, manchmal auch erst<br />

ab der 13. Klasse. Gelegentlich<br />

wird sogar ein Grundkurs für Philosophie<br />

angeboten, wie z.B. im<br />

<strong>Gymnasium</strong> Eckhorst. Da dieses<br />

Jahr jedoch keiner zustande kam,<br />

steht dort eine AG zur Auswahl.<br />

Der Themenschwerpunkt liegt<br />

zurzeit auf Existenzialismus, auf<br />

der Immanuel-Kant-Gesamtschule<br />

beschäftigt sich die Runde mit<br />

der Frage: „Was ist Aufklärung?“,<br />

die sich einstmals bereits der Patron<br />

der Schule, Immanuel Kant,<br />

gestellt hat. Eine mittlerweile<br />

schon ältere Tradition hat die Philosophie-AG<br />

auf dem Elisabeth-<br />

<strong>Gymnasium</strong> in Halle/Saale, die<br />

immerhin schon seit 1993 Bestand<br />

hat. Vielleicht entwickelt sich ja<br />

auch bei uns Philosophie von der<br />

AG zum vollwertigen geisteswissenschaftlichen<br />

Fach.<br />

<strong>infozine</strong> 4 / <strong>2004</strong>, S. 4


AEG international<br />

„Deutsche Vita” in Rom<br />

Exkursion der Rom-AG im Sommer <strong>2004</strong><br />

Von Jan Simon Hamann und Torben Adelmund (Jahrgang12)<br />

Blutverschmierte Fixerspritzen im<br />

Treppenhaus. Löcher in den Wänden<br />

und zerbrochene Fenster. So<br />

die Hotelbeschreibung im<br />

Internet. Zum Glück sah die Wirklichkeit<br />

dann doch etwas anders<br />

aus. Unser Hotel lag „nur“ im<br />

Rotlichtmilieu Roms, einen Häuserblock<br />

vom Hauptbahnhof<br />

Stazione Termini entfernt. Und als<br />

wir am Dienstagabend um kurz<br />

vor elf müde, erschöpft und zerschlagen<br />

vom Flug unsere schweren<br />

Koffer die vier Stockwerke<br />

hoch schleppten und endlich an<br />

der Rezeption standen, da kam uns<br />

das 2-Sterne-Hotel Casali wie das<br />

Hilton oder das Eden vor. Zugegeben,<br />

die Zimmer waren etwas<br />

klein geraten für die vier Personen,<br />

die angeblich hineinpassen<br />

sollten, und die Ausstattung war<br />

nicht unbedingt überall dieselbe:<br />

In dem einen Zimmer war ein Ventilator<br />

installiert - der sehr nützlich<br />

und in den heißen Nächten<br />

geradezu notwendig<br />

war -, in dem anderen<br />

nicht, dafür fand sich<br />

hier ein Mini-Kühlschrank<br />

- leer versteht<br />

sich, aber diesem<br />

Umstand wurde<br />

schon bald abgeholfen<br />

-, und die Gruppe,<br />

die Pech gehabt<br />

hatte mit der Wahl<br />

ihres Zimmer, die<br />

musste eben auf Ventilator<br />

und Kühlschrank<br />

verzichten.<br />

Aber was sollte es,<br />

Betten waren in ausreichender<br />

Zahl vorhanden,<br />

Waschbecken, Toilette und<br />

Dusche wurden ebenso wenig<br />

vermisst, und so ließ es<br />

sich im Hotel Casali ganz<br />

gut leben - nur schwitzten<br />

die einen nun mal ein wenig<br />

mehr als die anderen.<br />

Gleich am nächsten Morgen<br />

machten wir uns daran,<br />

gemeinsam mit Herrn<br />

Zöller, dem Leiter der<br />

Rom-AG, seiner Frau und<br />

seiner Tochter Veronika sowie<br />

Frau Schmidt das antike<br />

Rom zu erkunden. Bereits die<br />

erste Metrofahrt verlief ereignisreich.<br />

Zwei Stationen reichten aus,<br />

damit sich einer der Schüler, der<br />

hier anonym bleiben möchte, das<br />

Portmonee aus der Hosentasche<br />

stehlen ließ. 200 Euro, Personalausweis,<br />

alles geklaut. Herr Zöller<br />

hatte zwar vor Taschendieben in<br />

der Metro gewarnt, doch offensichtlich<br />

war dieser Hinweis nicht<br />

bis zu allen Schülern vorgedrungen.<br />

Jedenfalls war das Metrofahren<br />

nach diesem Vorfall fürs Erste<br />

gestrichen. Lange Fußmärsche<br />

standen auf dem Programm. Vom<br />

prächtigen Nationaldenkmal über<br />

das staubige Forum Romanum<br />

zum trotz seines Zerfalls noch<br />

immer beeindruckenden Kolosseum.<br />

Und weiter zum Kapitol, zum<br />

Pantheon, zu unzähligen Kirchen<br />

und Plätzen - und wo wir nicht<br />

überall waren... Am Ende hatten<br />

nicht nur wir Schüler den Überblick<br />

verloren, sondern auch Herr<br />

Zöller selbst. Bei brütender Mittagshitze<br />

jagte er uns mehrere<br />

Male über das Forum Romanum,<br />

<strong>infozine</strong> 4 / <strong>2004</strong>, S. 5


AEG international<br />

um von einem Ort zum nächsten<br />

zu kommen, denn irgendetwas<br />

wollte er uns immer noch zeigen.<br />

Schon bald entwickelten wir<br />

Schüler - und Frau Schmidt<br />

übrigens ebenfalls - gegen diese<br />

römischen Eilmärsche eine sehr<br />

einfache und wirkungsvolle Form<br />

der Protesthaltung. Wir legten<br />

öfter mal eine kleine Pause ein,<br />

nutzten jeden Wasserspender zur<br />

Erfrischung und ließen es<br />

insgesamt ein wenig langsamer<br />

angehen. Dieses Verhalten brachte<br />

den armen Herrn Zöller schier<br />

zur Verzweiflung. In seiner<br />

durchaus lobenswerten Absicht<br />

uns durch wirklich ganz Rom zu<br />

führen, drängte er uns immer<br />

wieder zur Eile, flehte, schimpfte<br />

- und resignierte. Denn niemand<br />

mochte so richtig auf Herrn Zöller<br />

hören, der daraufhin ohne Rücksicht<br />

auf Verluste unter den Schülern<br />

drauflosmarschierte. Wie oft<br />

es auch scheinbar „Rainer“ Zufall<br />

war, wo wir als nächstes herauskommen<br />

würden, einer Sache<br />

konnte man sich immer gewiss<br />

sein - beim nächsten Halt würde<br />

wieder irgendjemand fehlen. Deshalb<br />

waren die Handys die ganze<br />

Woche über im Dauereinsatz.<br />

Im Laufe des Jahres hatten wir in<br />

der Rom-AG Referate zu den jeweiligen<br />

Sehenswürdigkeiten ausgearbeitet.<br />

Nun wurden diese im<br />

wahrsten Sinne des Wortes „vor<br />

Ort“ gehalten. Allerdings nutzten<br />

wir Schüler - ausgenommen natürlich<br />

der jeweilige Referent - die<br />

Referate eher zur Ruhepause als<br />

zur Erweiterung unseres Wissensschatzes.<br />

Am späten Nachmittag<br />

kehrten wir dann endlich ins Hotel<br />

zurück. Vollkommen entkräftet<br />

von unseren Gewaltmärschen<br />

quer durch Rom fielen wir ins<br />

Bett, erwachten jedoch des<br />

Abends stets zu neuer Tatkraft<br />

und Energie. Unser Ziel war jedes<br />

Mal die spanische Treppe, die<br />

während unseres Aufenthaltes zu<br />

unserer zweiten Heimat wurde.<br />

Dort war jeden Abend etwas los.<br />

Mal trafen wir auf Deutsche, mal<br />

auf Engländer(-innen) oder Amerikaner(-innen),<br />

an denen wir unsere<br />

Englisch-Kenntnisse erproben<br />

konnten, mal unterhielten wir<br />

uns einfach mit den herumscharwenzelnden<br />

Rosen- und Souvenirverkäufern,<br />

die aus irgendwelchen<br />

Gründen alle aus<br />

Bangladesh stammten (gekauft<br />

haben wir nebenbei auch etwas).<br />

An einem anderen Tag fuhren wir<br />

mit dem Zug nach Ostia und verbrachten<br />

dort einen sehr entspannenden<br />

Nachmittag. Zudem besuchten<br />

wir den Vatikan - den<br />

Papst sahen wir dabei leider nicht<br />

- und verbrachten einen Vormittag<br />

im Vatikanischen<br />

Museum. Danach<br />

besichtigten wir den<br />

herrlichen Petersdom<br />

und genossen<br />

vom Kirchturm die<br />

überwältigende Aussicht<br />

über Rom - war<br />

aber auch eine ganz<br />

schöne Kraxelei, bis<br />

wir die 537 Stufen<br />

erklommen hatten.<br />

Als es dann Abschied von Rom<br />

nehmen hieß, waren wir uns einig,<br />

dass wir wirklich eine tolle<br />

Woche verlebt hatten. Deshalbmöchten<br />

wir uns im Namen der<br />

AG ganz herzlich bei Herrn Zöller<br />

und Frau Schmidt bedanken.<br />

<strong>infozine</strong> 4 / <strong>2004</strong>, S. 6


AEG international<br />

Buenos Dias Avila<br />

Kursfahrt der Spanischkurse <strong>2004</strong>:<br />

mit Frau Winkelvoß und Frau Biermann nach Spanien<br />

Von Laura Simmendinger (Jahrgang 11)<br />

Eine Woche vor den Sommerferien<br />

<strong>2004</strong> war es soweit: Voller<br />

Vorfreude und völlig ungewiss,<br />

was uns erwarten würde, trafen<br />

wir uns am Hamburger Flughafen<br />

am vorletzten Mittwoch vor den<br />

Sommerferien. Mittags kamen wir<br />

nach kurzem Zwischenstopp in<br />

München wohlauf in Madrid an<br />

und wurden von 45 Grad und der<br />

Sonne empfangen. Da unser Zug<br />

nach Avila erst nachmittags ging,<br />

konnten wir zwei Stunden warmes<br />

Wetter und die Sonne genießen.<br />

Nach der Zugfahrt von Chamartin<br />

ausgehend kamen wir abends erschöpft<br />

aber zufrieden in Avila an<br />

und wurden dort von dem Schulleiter<br />

unserer Schule (wo wir die<br />

nächsten beiden Vormittage verbrachten)<br />

und auch von den Gasteltern,<br />

die wir zuvor aus Deutschland<br />

schon erfolgreich per Telefon<br />

kontaktiert hatten, empfangen.<br />

Somit waren wir dann alle auf<br />

unsere Familien aufgeteilt und<br />

konnten uns schon einmal, nach<br />

dem Auspacken und dem ersten<br />

Eindruck unserer Gastwohnung,<br />

die Stadt anschauen und sie erkunden.<br />

Avila ist nicht<br />

sehr groß, folglich<br />

konnte man alle<br />

Orte gut zu Fuß erreichen.<br />

Allerdings<br />

haben wir auch<br />

gleich einen Stadtplan<br />

mitbekommen,<br />

sonst wären<br />

wir als Neuankömmlinge<br />

in dem<br />

Gewirr von Straßen<br />

und Gassen so<br />

gut wie verloren<br />

gewesen.<br />

Dann war auch<br />

schon der Mittwochabend<br />

vorbei<br />

und wir freuten uns auf die nächsten<br />

Tage. Am nächsten Tag, Donnerstag,<br />

hatten wir vormittags<br />

Unterricht in der Schule. Voller<br />

Spannung, was uns erwarten würde,<br />

kamen wir zur Schule, die neben<br />

einem Marktplatz lag, und<br />

wurden sogleich in zwei Gruppen<br />

geteilt und konnten mit dem Unterricht<br />

beginnen. Jedoch stellte<br />

sich heraus, das wir den Stoff<br />

größtenteils schon in Deutschland<br />

<strong>infozine</strong> 4 / <strong>2004</strong>, S. 7<br />

in der Schule gelernt hatten, somit<br />

war dieser Unterrichtstag eher<br />

etwas langweilig. Mittags, nach<br />

der Schule, hatten wir dann frei<br />

und konnten unsere Stadtkenntnisse<br />

noch ein wenig vertiefen.<br />

Danach trafen wir die spanischen<br />

Jugendlichen und nach einigen<br />

Verständigungsproblemen konnten<br />

wir uns dann einen schönen<br />

Spätnachmittag im Park machen.<br />

Dabei lernten wir dann auch<br />

gleich gewisse „Gastfreundschaften“<br />

der männlichen Spanier kennen<br />

und amüsierten uns zur Genüge.<br />

Abends standen dann einige<br />

Bars auf unserem „Programmzettel“,<br />

wo wir den Abend verbrachten,<br />

was sich als sehr schön<br />

herausstellte. Am Freitag stand<br />

der zweite Tag in der Schule an;<br />

nachdem wir uns über spanische<br />

Gewohnheiten und über spanische<br />

Kultur ausgetauscht hatten, bekamen<br />

wir am Ende des Unterrichtes<br />

unser „Zertifikat“, was uns be-


AEG international<br />

scheinigte, an diesen<br />

besagten zwei Tagen<br />

am Unterricht teilgenommen<br />

zu haben. Am<br />

Nachmittag konnten<br />

wir uns in einem<br />

Schwimmbad abkühlen<br />

und genügend Sonne<br />

tanken, um am<br />

Abend dann wieder einige<br />

Bars unsicher zu<br />

machen.<br />

Für Samstag war ein<br />

Rundgang über Avilas<br />

Stadtmauer geplant,<br />

wobei sich ein toller<br />

Überblick über die Stadt und die<br />

Landschaft ergab. An diesem<br />

Abend sollten wir allerdings früh<br />

zu Hause sein, weil am nächsten<br />

Tag ein Tag in Madrid geplant<br />

war: Wir fuhren morgens<br />

los, mit Ziel<br />

Chamartin. Dort angekommen,<br />

gingen wir<br />

zuerst zum Plaza de<br />

Espana und besichtigten<br />

ihn. Die meiste Zeit verbrachten<br />

wir im Parque<br />

del Retiro unter schattenspendenden<br />

Bäumen<br />

und die Sonne genießend.<br />

Nach einigen<br />

„Kommunikationsproblemen“<br />

mit ein paar<br />

Mickey Mäusen besserte<br />

sich dann auch unsere<br />

Laune wieder, als wir<br />

diese besagten schatten spendenden<br />

Bäume sichteten. Nachmittags<br />

hatten wir Freizeit und konnten<br />

uns allein Madrid anschauen.<br />

In dieser Zeit erkundeten wir<br />

gleich die besten Einkaufsmöglichkeiten<br />

für den nächsten Tag,<br />

da wir dann sieben Stunden Aufenthalt<br />

hatten. Auch ein Besuch<br />

des berühmten Rastros durfte natürlich<br />

nicht fehlen und so drängelten<br />

wir uns zwischen den Leuten<br />

hindurch und hielten Ausschau<br />

nach etwas<br />

besonders Schönem,<br />

was uns gefiel.<br />

Am letzten Tag unserer<br />

Reise ging es<br />

wieder von Avilas<br />

Bahnhof nach<br />

Chamartin und<br />

wieder hatten wir<br />

lange Zeit zur Verfügung.<br />

Während die<br />

einen sich wieder in<br />

den Parque legen<br />

wollten, machten die<br />

anderen sich auf den<br />

Weg in Richtung Innenstadt<br />

um dort dann ihre Sachen<br />

einzukaufen. Am Nachmittag ging<br />

unser Flugzeug, und ehe wir uns<br />

versahen, waren wir auch schon<br />

wieder in München und kurze Zeit<br />

später in Hannover,<br />

wo wir von unseren<br />

Eltern erwartet<br />

wurden.<br />

Voller neuer Eindrücke<br />

und Erfahrungen<br />

waren wir...<br />

Diese Kursfahrt hat<br />

uns allen sehr viel<br />

Spaß gemacht und<br />

wir wünschen den<br />

folgenden Jahrgängen,<br />

dass sie<br />

irgendwann auch<br />

einmal die Gelegenheit<br />

bekommen,<br />

Spanien mal<br />

von einer ganz anderen Seite zu<br />

erleben und neue Freundschaften,<br />

aber auch neue Bräuche und Gewohnheiten<br />

kennen zu lernen.<br />

<strong>infozine</strong> 4 / <strong>2004</strong>, S. 8


AEG international<br />

Ja zu Järvenpää<br />

Ab diesem Jahr kann das AEG einen regelmäßigen Austausch mit der<br />

neuen Partnerschule in Finnland anbieten.<br />

Von Carina Graßmann (Jahrgang 11)<br />

Wie organisiert man eigentlich einen<br />

Austausch mit einem fremden<br />

Land und einer fremden Schule?<br />

Vor allem, wie kommt überhaupt<br />

die Idee zustande? Eigentlich ganz<br />

einfach, trotz aller politischer<br />

Querelen: Herr Stein, der Bürgermeister<br />

von Buchholz, macht im<br />

Frühjahr 2003 eine Dienstreise in<br />

das finnische<br />

Järvenpää<br />

und regt dort<br />

eine Städtepartnerschaft<br />

an. In Buchholz<br />

fragt er<br />

die Schulen<br />

nach Interesse<br />

an einem<br />

Austausch<br />

und findet am<br />

AEG sofort<br />

Begeisterung.<br />

In einer<br />

Gesamtkonferenz<br />

im<br />

Sommer 2003 entscheiden Frau<br />

Ehlers, Frau Frees, Frau Wöller<br />

und Herr Becker sich für dieses<br />

Projekt zu engagieren.<br />

Im Herbst 2003 findet der erste<br />

Kontakt mit der finnischen Partnerschule<br />

statt, das Finnland-<br />

Quartett fliegt für eine Woche<br />

nach Helsinki und fährt von da aus<br />

noch ungefähr 35 km nach Järvenpää,<br />

einer Kleinstadt, die man mit<br />

Buchholz vergleichen kann. Ein<br />

halbes Jahr später, im Mai <strong>2004</strong><br />

besuchen die finnischen Lehrer<br />

das AEG. Sie nehmen am Unterricht<br />

teil und lernen Buchholz sowie<br />

Hamburg kennen.<br />

In dieser Zeit wird die Idee des<br />

Schüleraustausches immer konkreter,<br />

nur: Welche Klassen sollen<br />

teilnehmen, wann soll der Austausch<br />

stattfinden? Es muss ein<br />

Zeitpunkt gefunden werden, an<br />

dem in beiden Schulen keine<br />

Klausuren geschrieben werden.<br />

Da die Finnen ein anderes Schulsystem<br />

haben, in dem es eine vierteljährliche<br />

Lernzielkontrolle gibt,<br />

das AEG aber im Frühjahr die<br />

Abiturprüfungen schreibt, kommt<br />

eine weitere Hürde auf das Team<br />

zu. Diese wird ohne weitere Probleme<br />

bewältigt und es findet sich<br />

2005 die Kalenderwoche 7 für den<br />

Besuch und die Kalenderwoche 17<br />

<strong>infozine</strong> 4 / <strong>2004</strong>, S. 9<br />

für den Gegenbesuch der Finnen,<br />

diese Zeiträume haben für beide<br />

Schulen nur wenige Probleme zur<br />

Folge.<br />

Auch die Frage der Gruppe für den<br />

Besuch ergibt sich schnell, im finnischen<br />

Järvenpää nimmt eine<br />

Deutschklasse, am AEG eine AG<br />

mit Teilnehmern aus dem 11. Jahrgang<br />

am Austausch<br />

teil. Die AG findet 14-<br />

tägig statt und soll auf<br />

diese fremde Kultur<br />

vorbereiten. Die Teilnehmer<br />

werden einige<br />

Brocken Finnisch lernen<br />

und sicherlich gut<br />

vorbereitet in das finnische<br />

Järvenpää reisen.<br />

Das Ziel des AEG ist,<br />

aus der Partnerschaft<br />

ein COMENIUS-Projekt<br />

zu machen, dieses wird<br />

von der EU gefördert<br />

und findet zwischen<br />

drei Partnerschulen statt. Außerdem<br />

sollen die Eindrücke des finnischen<br />

Schulsystems auch dem<br />

AEG und dem Unterricht am AEG<br />

zugute kommen. Die sehr guten<br />

Pisa-Ergebnisse der Finnen und<br />

der technische Standard in den<br />

Schulen sind Ziele, die sich das<br />

AEG zum Vorbild nehmen möchte.<br />

Mittlerweile ist endlich auch<br />

die Partnerschaft zwischen Buchholz<br />

und Järvenpää entschieden<br />

und amtlich.


Begabtenförderung<br />

Von Holm bis Haitabu<br />

„Archäologie in Deutschland“ und darüber hinaus<br />

Von Thomas Clausen (Jahrgang 9)<br />

Bekanntlich finden halbjährlich<br />

am AEG drei Projekte für<br />

besonders Begabte statt. Die Themen<br />

ändern sich von Halbjahr zu<br />

Halbjahr und auch diesmal war<br />

wieder ein großes Themenspektrum<br />

vorhanden. Eines dieser Themen<br />

war „Archäologie in<br />

Deutschland“, welches von Dr.<br />

Deisting angeboten wird. Interessant<br />

ist es vor allem, dass alle<br />

14 Teilnehmer aus den Klassenstufe<br />

7 und 8 stammen. Bei diesem,<br />

wie auch bei anderen Kursen<br />

der Sparte Begabtenförderung,<br />

geht es nicht nur um das<br />

Bearbeiten gestellter Aufgaben,<br />

sondern vor allem um das selbstständige<br />

Arbeiten an einem Thema.<br />

Natürlich bekommen die Teilnehmer<br />

viele Ratschläge und am<br />

Anfang des Projekts fand eine<br />

mehrstündige Einführung in dieses<br />

komplexe Fach statt.<br />

Dabei wurde unter anderem erörtert,<br />

was Archäologie eigentlich<br />

bedeutet und was mit<br />

selbst entdeckten<br />

Fundstücken geschieht.<br />

Nach diesen<br />

Grundlagen wurden<br />

Arbeitsgruppen gebildet,<br />

die sich mit je<br />

einem einzelnen Teilprojekt<br />

befassten.<br />

Dabei war für jeden<br />

Geschmack etwas<br />

dabei: Seien es praktische<br />

Dinge wie das<br />

Nachbauen eines Hünengrabs<br />

und die Restaurierung<br />

von<br />

Fundstücken aus dem<br />

Gebiet der Holmer Mühle oder<br />

Recherchethemen, etwa Hintergründe<br />

über die Himmelsscheibe<br />

von Nebra herauszufinden. Für<br />

den angehenden Archäologen war<br />

das Thema „Archäologiestudium,<br />

ja oder nein“ interessant.<br />

Für die einzelnen Bereiche wurde<br />

teilweise umfangreiches Zusatzmaterial<br />

wie ein Kalender<br />

über die Himmelsscheibe von<br />

Nebra verteilt. Dazu gab Dr. Deisting<br />

Empfehlungen, wo recherchiert<br />

werden könnte. Diese Forschungen<br />

stellen dann auch einen<br />

Großteil der Stundeninhalte dar.<br />

Denn das erklärte Ziel dieser<br />

Gruppe ist es, am Tag der Präsentation<br />

aller Begabtenförderungsprojekt<br />

ein kleines „Museum“<br />

vorweisen zu können: Hier werden<br />

dann die restaurierten Fundstücke<br />

vorgestellt, oder die Erkenntnisse<br />

zur Ausgrabung bei<br />

Haitabu präsentiert.<br />

Doch es wird selbstverständlich<br />

nicht nur auf ein einziges Ziel hingearbeitet:<br />

„Archäologie in<br />

Deutschland“ soll ja auch spannend<br />

aufbereitet werden. Und damit<br />

eine konstruktive Atmosphäre<br />

entsteht, werden natürlich auch<br />

kleine Exkurse - wie das Gießen<br />

von Weihnachtsfiguren zur Adventszeit<br />

im Stile von Kupferzeitlern<br />

- in den Kurs eingebunden.<br />

„Archäologie in Deutschland“ ist<br />

am AEG einmalig. Noch nie gab<br />

es ein solches Vorhaben. Es ist das<br />

erste Mal, dass Archäologie-Interessierten<br />

die Möglichkeit geboten<br />

wird, erste Erfahrungen zu<br />

sammeln. Man darf also auf den<br />

Präsentationsabend gespannt sein,<br />

über den wir berichten werden.<br />

<strong>infozine</strong> 4 / <strong>2004</strong>, S. 10


Begabtenförderung<br />

Brücken aus Papier?<br />

Ein Projekt zur Begabtenförderung am AEG<br />

Von Laura Simmendinger (Jahrgang 11)<br />

Ja, so etwas gibt es tatsächlich:<br />

Jeden Dienstag in der 7. und 8.<br />

Stunde trifft sich eine Gruppe von<br />

Schülern, die sich bei dem von<br />

Herrn Wolff und Herrn Marggraf<br />

geleiteten Projekt angemeldet<br />

haben. Das Thema dieses<br />

Kurses lautet schlicht<br />

„Brücken“. Was sich auf<br />

den ersten Blick eher uninteressant<br />

anhört, entpuppt<br />

sich jedoch als spannende<br />

und interessante Möglichkeit,<br />

seine eigenen Ideen<br />

einzubringen und sich ernsthaft<br />

mit diesem Thema zu<br />

beschäftigen.<br />

Die Aufgabe besteht darin,<br />

sich zu überlegen, wie man<br />

eine Brücke aus Papierstreifen<br />

erstellen kann. Hierbei<br />

muss beachtet werden, dass<br />

die Brücke bestimmte Maße<br />

erfüllen muss: ungefähr 60<br />

cm Länge, 20 cm Fahrbahnbreite<br />

und 80 cm Höhe. Das<br />

Problem ist, dass die maximale<br />

Länge der Papierstreifen 40<br />

cm beträgt, man aber<br />

logischerweise auf die doppelte<br />

Länge kommen muss; ferner, dass<br />

die Brücke am Ende einer Belastung<br />

standhalten muss, man also<br />

durch Papier eine hohe Stabilität<br />

erzielen soll. Die einzigen Hilfsmittel<br />

stellen hierbei die besagten<br />

Papierstreifen und Klebstoff da.<br />

Die Schüler sind voller Elan bei<br />

ihrer Sache und man hat gemerkt,<br />

dass es ihnen sehr viel Spaß<br />

macht, ihre Brücke zu bauen, aber<br />

auch ihre eigenen Ideen einzubringen<br />

und zu diskutieren, ob man sie<br />

in dieser Art und Weise korrekt<br />

umsetzten kann. Die beiden Lehrer<br />

unterstützen sie dabei, aber die<br />

Schüler sollen ihre endgültige<br />

Konstruktion eigenständig erstellen<br />

und das tun sie auch.<br />

Bevor sie mit dem Konstruieren<br />

und Bauen ihrer Brücke beginnen,<br />

mussten die Schüler mit Hilfe des<br />

Internet recherchieren, wir man so<br />

eine Brücke allein baut und wie<br />

diese an Stabilität gewinnt.<br />

Hierbei erwies sich ein Computer-Programm,<br />

„Bridge Construction<br />

Set“, als große Hilfe. Die<br />

<strong>infozine</strong> 4 / <strong>2004</strong>, S. 11<br />

Schüler waren so in der Lage,<br />

leicht ihre Brücke zu konstruieren,<br />

aber auch sie auf ihre Stabilität hin<br />

zu testen. Bei der Konstruktion<br />

mussten sie darauf achten, keine<br />

Rollen zu benutzen, denn das wäre<br />

zu einfach gewesen.<br />

In diesem Kurs der Begabtenförderung<br />

sind alle Klassenstufen<br />

von der 7. Klasse bis zur 10. Klasse<br />

vertreten, mit Ausnahme des 8.<br />

Jahrganges. Aufgrund dieser Vielfalt<br />

an Jahrgängen sind sicher interessante<br />

und ausgefallene Ideen<br />

und Konstruktionen zu erwarten.<br />

Man darf auf den weiteren Verlauf<br />

des Projektkurses, aber auch auf<br />

die Ergebnisse gespannt sein!


Leseförderung<br />

Leseförderung via Internet?<br />

Antolin macht’s möglich<br />

Von Daniel Kutzim (Jahrgang 11)<br />

„Leseförderung mit Hilfe des<br />

Internet?!“ So oder so ähnlich<br />

werden sicherlich viele Leute zu<br />

Beginn diesem Projekt gegenüber<br />

gestanden haben. Doch in den drei<br />

Jahren, in denen www.antolin.de<br />

existiert, hat sich gezeigt: Es geht.<br />

„Interaktive Leseförderung“ heißt<br />

das Prinzip, bei dem der Leser zeigen<br />

soll, dass er den Inhalt eines<br />

Buches kennt und verstanden hat<br />

– und mit dessen Hilfe Antolin eigentlich<br />

noch ganz andere Ziele<br />

verfolgt: „die Entwicklung des<br />

Vorstellungsvermögens, der Fantasie,<br />

der Sprach- und Ausdrucksweise“.<br />

Aber wie funktioniert das?<br />

Zuallererst muss eine Schule eine<br />

Schullizenz erwerben, die es Lehrern<br />

erlaubt, einen Zugang zu dem<br />

Programm zu erstellen. Dann legt<br />

der Lehrer im Internet eine Klasse<br />

an, was bedeutet, dass er<br />

wiederum seinen eigenen Schülern<br />

spezielle Zugänge erstellt. Die<br />

Schüler melden sich dann selbst<br />

an und können Fragen zu momentan<br />

5.554 vorhandenen Büchern<br />

auf Antolin.de beantworten. Die<br />

Auswahl reicht dabei von Erich<br />

Kästner über Christine Nöstlinger<br />

bis zu Alfred Hitchcock und<br />

Joanne K. Rowling,<br />

von Büchern für die<br />

ersten Klassen bis zu<br />

Jugendbüchern und<br />

Fantasy-Literatur. Sowohl<br />

deutsche als auch<br />

englische Literatur ist<br />

vorhanden.<br />

Nach dem Einloggen<br />

wählt der Schüler dann<br />

ein bereits gelesenes<br />

Buch aus – egal ob in ferner oder<br />

naher Vergangenheit durchgelesen.<br />

Oft gibt es auch verschiedene<br />

Schwierigkeitsgrade. So kann<br />

der Schüler einfache Fragen beantworten,<br />

wie zum Beispiel:<br />

„Was ist eine Squib?“ Oder die etwas<br />

schwierigere Alternative:<br />

„Wo befindet sich der Eingang<br />

zum Zaubereiministerium?“ (aus:<br />

Harry Potter und der Orden des<br />

Phönix).<br />

Zu beantworten sind immer 15<br />

Fragen, die – je nach Festlegung<br />

des Lehrers – in 20-45 Minuten<br />

oder unbegrenzter Zeit gelöst werden<br />

können. Der Lehrer ist in der<br />

Lage, die gesamte Statistik eines<br />

Schülers und der gesamten Klasse<br />

genau mitzuverfolgen und so<br />

auch den Lesefortschritt zu erkennen.<br />

Am AEG können Schülerinnen<br />

und Schüler der fünften bis<br />

achten Klassen an Antolin teilnehmen.<br />

Auch spezielle Antolin-Stunden<br />

im Computerraum wurden<br />

eingerichtet, so dass Klassen gemeinsam<br />

mit ihrem Deutschlehrer<br />

ihren Lesefortschritt dokumentieren<br />

und messen können. Somit ist<br />

es auch kein Problem für Schülerinnen<br />

und Schüler ohne häuslichen<br />

Internetzugang, an der Leseförderung<br />

teilzunehmen.<br />

Die Erfolge des Programms zur<br />

Leseförderung sind messbar: So<br />

haben die Schülerinnen und Schüler<br />

der Klasse 7b am AEG seit<br />

Schuljahresbeginn im Durchschnitt<br />

(!) 45 Bücher bearbeitet;<br />

die fleißigsten Leserinnen liegen<br />

hier bei mehr als 100 Titeln.<br />

Allerdings zeichnen sich auch erste<br />

Probleme ab: Die Postbox-<br />

Funktion wird z.T. missbraucht<br />

und sollte ggf. von den betreuenden<br />

Lehrern gesperrt werden. Und<br />

Eltern sollten ein Auge darauf haben,<br />

dass ihre Kinder in etwa<br />

altersgemäße Titel bearbeiten.<br />

Andernfalls werden Punkte mit<br />

„Conni kommt in den Kindergarten“<br />

oder „Petterson und Findus“<br />

erwirtschaftet.<br />

<strong>infozine</strong> 4 / <strong>2004</strong>, S. 12


Events<br />

Masse oder Klasse?<br />

20 AEG-Schüler entwickeln beim MIG Firmenstrategien<br />

Von Daniel Kutzim (Jahrgang 11)<br />

Was machen eigentlich die großen<br />

Firmenchefs von Daimler, BMW,<br />

der Post oder anderen mehr oder<br />

weniger namhaften Unternehmen?<br />

Wie managt man solch ein<br />

Unternehmen? Einen kleinen Geschmack<br />

davon bekamen die Teilnehmer<br />

des MIG, des Management<br />

Information Game, das vom<br />

Mittwoch, den 30.<br />

Juni, bis zum Dienstag,<br />

den 6. Juli, werktags<br />

in der Nenndorfer<br />

Volksbank stattfand.<br />

Gestartet wurde mit<br />

einem von zwei täglichen<br />

Informationsblöcken,<br />

zunächst über<br />

Unternehmensziele<br />

und –organisation, gehalten<br />

von Wiebke<br />

Krohn, einer Abgesandten<br />

des BNW<br />

(Bildungswerk der<br />

Niedersächsischen<br />

Wirtschaft), die das<br />

gesamte MIG leitete. Nach dem<br />

Mittagessen, das wir jedes Mal in<br />

einem nahe gelegenen Restaurant<br />

einnahmen, ging es zu einer Betriebsbesichtigung<br />

der OTG, wo<br />

uns der Aufbau eines Unternehmens<br />

verdeutlicht wurde. Wieder<br />

zurück, stiegen wir – noch mit<br />

Hilfe von Frau Krohn – zum ersten<br />

Mal ins Spiel ein. Dabei stellt<br />

man jeweils jahrweise (ein Spieltag<br />

entspricht einem Jahr) per<br />

Rechenformeln Prognosen an.<br />

Man muss sich entscheiden, wie<br />

viel Geld man z.B. in die Produktentwicklung,<br />

ins Marketing oder<br />

in die Personalausbildung steckt.<br />

Ein Computerprogramm wertet<br />

die Daten dann aus und teilt einem<br />

Absatz, Marktanteil etc. mit.<br />

Das Entscheidende bei diesem<br />

Prinzip ist die Taktik, die zu Beginn<br />

von den drei Gruppen beschlossen<br />

wird. Geht man ins<br />

Massensegment, wo viel Wert auf<br />

niedrige Preise und hohe Produktionszahlen<br />

gelegt wird? Oder<br />

doch lieber High-End, mit geringer<br />

Stückzahl, hohen Preisen, aber<br />

führend in der Qualität? Eine<br />

Gruppe entschied sich für Massensegment<br />

mit Namen LIFE und<br />

zwei für High-End (Senio AG und<br />

Unternehmen für Handys im Alter)<br />

, wodurch zwei unmittelbare<br />

Kontrahenten um den Edelmarkt<br />

kämpften.<br />

Was die technische Seite angeht,<br />

so wurden im Laufe des Spiels<br />

Notebooks zu Hilfe geholt, auf denen<br />

Rechnungen und Präsentationen<br />

einfacher gestaltet werden<br />

konnten. Denn wir sollten nicht<br />

einfach nur irgendein Produkt verkaufen,<br />

sondern auch ein eigenes<br />

Seniorenhandy kreieren, mit Arzneimittelerinnerungsfunktion,<br />

großen<br />

Tasten und allem<br />

anderen, was den<br />

Gruppen sonst einfiel<br />

und nützlich für Senioren<br />

sein könnte.<br />

Dieses Produkt wurde<br />

dann am Montag<br />

Abend vor 17 Vertretern<br />

aus der Wirtschaft<br />

in und um<br />

Buchholz präsentiert.<br />

Name, Marketingvorschläge,<br />

Ausstattungen<br />

und Service -<br />

alles sollte vorgetragen<br />

werden und anschließend<br />

stimmten die „Experten“ darüber<br />

ab, wer am besten vorgegangen<br />

war.<br />

Im Rückblick ist zu sagen, dass<br />

das Planspiel sehr viel Spaß gemacht<br />

hat und sehr informativ war<br />

– auch wenn es ziemlich anstrengend<br />

war, so eine Firma zu leiten,<br />

und die Realität wohl noch komplizierter<br />

aussieht. Nun haben wir<br />

eine Ahnung davon, wie aufwändig<br />

der Job eines Firmenleiters<br />

sein kann.<br />

<strong>infozine</strong> 4 / <strong>2004</strong>, S. 13


Events<br />

Standortbestimmung im 12-Minuten-Takt<br />

Die Klassenstufen 5-7 führen einen Stationentag durch<br />

Von Jan Simon Hamann (Jahrgang 12)<br />

Freitag, 3.9.<strong>2004</strong>, 4. Stunde: Auf<br />

dem Stundenplan steht Religion,<br />

aber als Mitarbeiter von INFOZINE<br />

bin ich vom Unterricht befreit. Der<br />

Stationentag der 5., 6. und 7. Klassen<br />

steht auf dem Programm und<br />

Frau Kleinitz, Mitinitiatorin dieses<br />

Projektes, hat sich einen Bericht<br />

in unserem elektronischen<br />

News-Letter gewünscht.<br />

Pflichtbewusst mache ich mich<br />

also auf den Weg zum Unterstufenflügel<br />

unseres <strong>Gymnasium</strong>s,<br />

um mir die ganze Angelegenheit<br />

einmal anzuschauen, als mir auf<br />

halber Strecke plötzlich ein schriller<br />

Pfiff entgegenschallt. Nun, für<br />

gewöhnlich gehört eine Trillerpfeife<br />

auf den Fußballplatz und<br />

nicht in die Schule, und ein wenig<br />

überrascht steige ich die Treppe<br />

hinauf. Und meine Überraschung<br />

soll noch wachsen, denn oben angekommen<br />

finde ich mich in einem<br />

Gewühl von Schulkindern<br />

wieder, die, ihre Federtasche in der<br />

Hand, scheinbar ohne Ziel hierhin<br />

und dorthin laufen, durcheinander<br />

schreien, und allgemein ganz,<br />

ganz viel Chaos fabrizieren. Doch<br />

nach einer Minute hat<br />

sich der Spuk wieder<br />

gelegt, der Gang ist wie<br />

leergefegt. Vorsichtig<br />

traue ich mich in eines<br />

der Klassenzimmer und<br />

- da sitzen sie: brav und<br />

geordnet ein jeder auf<br />

seinem Platz. In den anderen<br />

Klassen das gleiche<br />

Bild, kein Getobe,<br />

kein Geschrei.<br />

Dann treffe ich auch<br />

Frau Kleinitz, meine Ansprechpartnerin,<br />

im Deutschraum. Sie<br />

teilt gerade die Arbeitsblätter an<br />

ihre Schützlinge aus. Kurz erklärt<br />

sie die Aufgabenstellung, gibt<br />

noch einige gutgemeinte Ratschläge<br />

- man kennt das ja von Lehrern<br />

-, danach ertönt wieder die erwähnte<br />

Trillerpfeife. Ab jetzt haben<br />

die Schülerinnen und Schüler<br />

zwölf Minuten Zeit, bis ein erneuter<br />

Pfiff die Abgabe verkündet.<br />

Anschließend erfolgt abermals ein<br />

Raumwechsel, und die ganze Prozedur<br />

wiederholt sich.<br />

Die Idee für den Stationentag hatten<br />

Frau Kleinitz, Herr Markgraf,<br />

Herr Wolff und Herr Tegtmeier<br />

noch in kleinem Kreis entwickelt,<br />

doch an seiner Umsetzung sind<br />

ungefähr zwei Drittel der Lehrerschaft<br />

des AEG beteiligt. Das<br />

Hauptziel des Stationentages sei<br />

es, „die kognitiven und motorischen<br />

Lernvoraussetzungen der<br />

neuen Schüler der 5., 6. und 7.<br />

Klassen“ kennen zu lernen, so<br />

Frau Kleinitz. Um ihre Vorkenntnisse<br />

zu testen, müssen die Schüler<br />

insgesamt fünf „Stationen“ im<br />

Schulhaus durchlaufen: Allgemeinwissen,<br />

Deutsch, Mathematik,<br />

Sachkunde (Kl. 5) bzw. WUK<br />

(Kl. 6/7) und Naturwissenschaften<br />

(Kl. 6/7) bzw. „Knobeleien“ (Kl.<br />

5).<br />

Der zweite Teil des Stationentages<br />

spielt sich in der Sporthalle ab,<br />

wo sich die Klassen in ungewöhnlichen<br />

Disziplinen miteinander<br />

messen: Bei Kastenweitsprung,<br />

Transportstaffel, Medizinballzielwerfen<br />

und Mattenlegen beweisen<br />

die jungen Schülerinnen und<br />

Schüler, dass sie auch in sportlicher<br />

Hinsicht so einiges auf dem<br />

Kasten haben – im wahrsten Sinn<br />

des Wortes... Da feuert einer den<br />

anderen an, da wird geschrieen,<br />

gerannt und gekämpft bis zum<br />

Umfallen.<br />

<strong>infozine</strong> 4 / <strong>2004</strong>, S. 14


Events<br />

Die lange Nacht der Sterne<br />

„Nacht der offenen Tür“ in der Gemini-Sternwarte, HoSe<br />

Von Daniel Kutzim (Jahrgnag 11)<br />

Laut Stern ist es die größte Geschichte<br />

überhaupt: die Entstehung<br />

des Weltalls und unseres Planeten.<br />

Und damit die wissenschaftlichen<br />

Ursprungsideen für<br />

viele Interessierte ein Stück näher<br />

rückten, richteten in Deutschland<br />

und Österreich viele Museen,<br />

Sternwarten und andere Institute<br />

am 18. September eine lange<br />

Nacht ein, in der es allen<br />

Wissbegierigen offen stand,<br />

Vorträgen beizuwohnen und<br />

so auf den neuesten Stand<br />

der Dinge gebracht zu werden,<br />

oder einfach nur mal einen<br />

Blick in den Kosmos zu<br />

werfen.<br />

Auch in der holm-seppensenser<br />

Grundschule, dem<br />

Hauptquartier der Gemini-<br />

Astonomie-Gruppe, trafen<br />

sich am Samstag einige Eingeweihte<br />

aus der Umgebung.<br />

In dem überschaubaren<br />

Kreis entstand eine nette<br />

Atmosphäre, bei der viele<br />

Gespräche mit den Fachkräften<br />

entstanden. Denn<br />

obwohl von den sonst rund<br />

15 Mitgliedern der AG auf<br />

Grund von Kursfahrten nur wenige<br />

erschienen waren, wurden diese<br />

durch angehende Fachkräfte –<br />

frühere Schülerinnen und Schüler<br />

des AEG – ersetzt. Die gute Stimmung<br />

wurde auch durch das<br />

schlechte Wetter nicht getrübt.<br />

Denn wegen der Wolken sah man<br />

nur graue Schwaden am Himmel.<br />

So musste Herr Falk den Anwesenden<br />

das Spiegelteleskop in<br />

„trockenem“ Zustand erklären, da<br />

man auch mit dessen Hilfe keinen<br />

hellen Fleck am Himmel entdecken<br />

konnte.<br />

Doch hatten die Astronomen noch<br />

weitere Möglichkeiten, dem Publikum<br />

Einblicke in ihre Arbeit zu<br />

<strong>infozine</strong> 4 / <strong>2004</strong>, S. 15<br />

gewähren. Zum Beispiel führte<br />

Herr Falk eine Power-Point-Präsentation<br />

vor, in der er viele Aufnahmen<br />

von Mond, Sonne und<br />

Sternen zeigte und diese erklärte.<br />

Das Leben der AG neben der Arbeit<br />

wurde ebenfalls erläutert –<br />

man erhielt Einblicke in den „Tagungsraum“,<br />

gemachte Exkursionen<br />

und erfuhr unter anderem,<br />

dass dort neben dem Lernen der<br />

Spaß eine hohe Priorität besitzt.<br />

Wollte man den Vorträgen nicht<br />

zuhören, so konnte man auch<br />

einfach nur locker zund gemütlich<br />

mit den anderen zusammensitzen,<br />

etwas trinken oder<br />

Fleisch vom Grill essen.<br />

Dieser nette Abend trug wohl<br />

unter anderem dazu bei, dass die<br />

Astro-AG jetzt ein neues Mitglied<br />

bekommen hat. Denn obwohl<br />

sie gut besetzt ist und nicht<br />

unbedingt neue Mitglieder gesucht<br />

werden, sind Martin Falk<br />

und seinen Mitstreitern neue<br />

Interessenten stets willkommen.


Politisches Buch<br />

Ein Buch wie ein Gewittervogel...<br />

Spiegel-Journalist Gabor Steingart besucht am 2.11.<strong>2004</strong> das AEG<br />

Dass die soziale Marktwirtschaft sich in einer Krise<br />

befinde, die eine prinzipielle Reform der sozialen<br />

Sicherungssysteme sowie des Arbeitsmarktes<br />

erforderlich mache, – das ist längst Tagesschau-Talk.<br />

Vielleicht stimmt es. Aber es nervt. Stets dieselben<br />

Diagnosen, identisch bis ins Vokabular.<br />

Trotzdem ist es einem gelungen, Aufmerksamkeit mit<br />

einem Buch zu erlangen, das genau das zum Thema<br />

hat: „Deutschland. Der Abstieg<br />

eines Superstars“ (Piper <strong>2004</strong>, 313<br />

Seiten, 13,00 €). Warnfried Dettling<br />

hat es in der „Zeit“ ein „Buch wie<br />

ein Gewittervogel“ genannt, eines,<br />

das eine neue Wetterlage ankündigt.<br />

Gabor Steingart, der Verfasser,<br />

Jahrgang 1962, ist nicht irgendwer.<br />

Vor zwei Jahren hat er einen Roman<br />

geschrieben; der von einem<br />

taubstummen Roma-Mädchen handelt: „Die stumme<br />

Prinzessin“. Heute ist der gelernte Volkswirt Chef<br />

des Berliner Hauptstadtbüros des „Spiegel“.<br />

Steingart analysiert ebenso differenziert wie pointiert<br />

die Ursachen für den Niedergang des<br />

bundesdeutschen Wohlfahrtsstaates. In der<br />

Konsequenz plädiert er für eine Reformtiefe, die einer<br />

zweiten Staatsgründung gleichkomme. Also einfach<br />

die Reset-Taste drücken? Und dann? Der Autor nennt<br />

drei wesentliche Systemveränderungen: eine<br />

Föderalismusreform mit Einführung des<br />

Mehrheitswahlrechts, die Trennung von Arbeitsmarkt<br />

und Sozialstaat und eine neue Finanzierung von<br />

Gesundheits-, Pflege- und Altersvorsorge.<br />

Werfen wir einen Blick in den Originaltext: „Die<br />

deutsche Volkswirtschaft sendet in immer kürzeren<br />

Abständen ihre Notsignale. Die offiziellen<br />

Wachstumszahlen vermitteln kein realistisches Bild<br />

der Lage. Statt, wie offiziell behauptet,<br />

Miniwachstum und Stagnation erleben wir im<br />

produktiven Kern unserer Volkswirtschaft, dem<br />

eigentlichen Energiekern, seit einem Jahrzehnt schon<br />

einen Schrumpfungsprozess. Größer wird nur die<br />

Zahl derer, die sich von seiner Energie ernähren; bald<br />

jeder zweite Ostbürger lebt maßgeblich von<br />

Transfergeldern und 20 Millionen Rentner sind aus<br />

der laufenden Produktion mitzufinanzieren, da die<br />

Rentenkasse über keine nennenswerten Rücklagen<br />

verfügt. 4,5 Millionen Arbeitslose in diesem Winter<br />

und 2,7 Millionen Sozialhilfeempfänger kommen<br />

hinzu, die Fabrik und Großraumbüro für immer<br />

verlassen haben. Noch nie in der deutschen<br />

Nachkriegsgeschichte hat es zwischen<br />

Leistungsempfängern und Leistungserbringern ein<br />

derart ungünstiges Verhältnis gegeben.“<br />

Unübersehbar sind die Anklänge an die jüngsten<br />

Äußerungen des Bundespräsidenten Horst Köhler,<br />

die von vielen als eine rhetorische Zementierung<br />

sozialer Ungleichheit zwischen Ost- und<br />

Westdeutschen verstanden wurden. Aber aus mehr<br />

als diesem Grund ist Steingarts Buch umstritten.<br />

Während die „Neue Züricher Zeitung“ lediglich<br />

bedauert, dass Steingarts Vorschläge nicht sofort<br />

umgesetzt werden, urteilt die „Zeit“ skeptischer. Hier<br />

ist die Rede von einer „scharfsichtigen Analyse der<br />

Fehlentwicklungen, kombiniert mit einer ziemlichen<br />

Blindheit für all jene Zusammenhänge und<br />

Leistungen, die sich nicht in Geldgrößen<br />

ausdrücken lassen oder nicht unmittelbar<br />

zur Wertschöpfung beitragen“. Steingart<br />

ebne mit dem „Tunnelblick des<br />

Ökonomen“ den Weg für eine Politik, die<br />

„keinerlei Rücksichten mehr nimmt auf<br />

kulturelle Traditionen und<br />

gesellschaftliche Zusammenhänge“.<br />

Die Tiefe der Analyse des Spiegel-<br />

Journalisten, aber auch die Relevanz des<br />

Themas und die Kontroverse um sein Buch<br />

sind Gründe genug, ein eigenes Urteil zu<br />

suchen. Dazu gibt es Gelegenheit am <strong>Albert</strong>-<strong>Einstein</strong>-<br />

<strong>Gymnasium</strong>: Auf Vermittlung der SPD-<br />

Bundestagsabgeordneten Monika Griefahn kommt<br />

Gabor Steingart am 2.11.<strong>2004</strong> um 20.00 Uhr in die<br />

Rotunde des AEG.<br />

<strong>infozine</strong> 4 / <strong>2004</strong>, S. 16


Zur Diskussion<br />

Macht Fernsehen dumm?<br />

Zum Zusammenhang von Medienverwahrlosung und Schulversagen<br />

Von Prof. Dr. Christian Pfeiffer<br />

Der Fernseher gehört heute für<br />

viele Jugendliche zur selbstverständlichen<br />

Ausstattung des eigenen<br />

Zimmers. Ja, und? fragen da<br />

die fernsehfreudigen Eltern. Was<br />

ist daran falsch? Eine erste Antwort<br />

kann man den zahlreichen<br />

Repräsentativbefragungen entnehmen,<br />

die es inzwischen zur Mediennutzung<br />

von Kindern und Jugendlichen<br />

gibt. Sie zeigen, dass<br />

sich durch die Verfügbarkeit über<br />

den eigenen Fernseher zunächst<br />

die tägliche Fernsehdauer um etwa<br />

eine Stunde erhöht, werktags von<br />

zweieinhalb auf dreieinhalb Stunden<br />

und an Wochenenden auf vier<br />

bis fünf Stunden Diese Kinder<br />

verbringen damit bei uns pro Jahr<br />

mehr Zeit vor dem Fernseher als<br />

im Schulunterricht. Zu beachten<br />

ist: An 135 Tagen des Jahres haben<br />

sie schulfrei und außerdem<br />

gehen die meisten nur halbtags zur<br />

Schule.<br />

Die 135 Tage, an denen man früh<br />

morgens ausschlafen kann, haben<br />

im Übrigen eine weitere Konsequenz.<br />

Vor allem die Jungen nutzen<br />

die Abende<br />

vorher dazu, bis<br />

weit in die Nacht hinein<br />

ohne Überwachung<br />

der Eltern<br />

das anzuschauen,<br />

auf was sie scharf<br />

sind - auf Filme<br />

nämlich, die von<br />

Experten des Jugendschutzes<br />

als jugendgefährdend<br />

eingestuft wurden<br />

und deswegen erst<br />

nach elf Uhr gesendet<br />

werden dürfen.<br />

Aktuelle Befragungen<br />

haben erbracht,<br />

dass inzwischen 56<br />

Prozent der 12- bis 17-Jährigen<br />

Jungen häufig solche Filme anschauen.<br />

Von den Mädchen sind<br />

es nur 25 Prozent. Und das ist noch<br />

nicht alles. Die Jungen dominieren<br />

auch bei den Vielsehern.<br />

Bereits 1998 gaben im Rahmen<br />

einer Repräsentativbefragung 18<br />

Prozent der männlichen Neuntklässler<br />

gegenüber 13 Prozent der<br />

weiblichen an, dass sie pro Tag<br />

mehr als vier Stunden vor dem<br />

Fernseher sitzen. Hinzu kommt,<br />

<strong>infozine</strong> 4 / <strong>2004</strong>, S. 17<br />

dass zwei Drittel der Jungen regelmäßig<br />

Computerspiele nutzt,<br />

die wegen ihres jugendgefährdenden<br />

Inhalts für unter 18-Jährige<br />

verboten sind. Auch hier sind die<br />

Mädchen nur mit 14 Prozent<br />

dabei.<br />

Nimmt man alle drei Aspekte zusammen,<br />

so scheint es gerechtfertigt,<br />

davon zu sprechen, dass<br />

mindestens ein Fünftel der männlichen<br />

12- bis 17-Jährigen in einen<br />

Zustand der „Medienverwahrlosung“<br />

geraten ist. In ihrer Freizeitbeschäftigung<br />

dominiert das<br />

Anschauen von Gewalt- und Actionfilmen<br />

sowie die Nutzung von<br />

PC-Spielen mit jugendgefährdendem<br />

Inhalt.<br />

Und welche Auswirkungen hat das<br />

alles auf die Betroffenen?<br />

Zunächst einmal verarmt ihre soziale<br />

Existenz. Wer pro Tag in seiner<br />

Freizeit mehr als vier Stunden<br />

vor dem Fernseher oder dem PC<br />

verbringt, der versäumt das Leben.<br />

Ihm verbleibt weder genug Zeit<br />

dafür, regelmäßig in einer Fußballmannschaft<br />

zu trainieren und dann<br />

am Sonntag vielleicht zu lernen,<br />

wie man anständig verliert. Noch<br />

hat er genug Zeit, um wochenlang<br />

in einer Band oder einem Orchester<br />

zu üben und dann die Freude<br />

des gelungenen Auftritts zu erleben.<br />

Und er versäumt den erbitterten<br />

Streit mit seinen Spielkameraden<br />

und die tolle Erfahrung, dass<br />

man danach Wege findet, sich<br />

wieder zu versöhnen. Zwischen-


Zur Diskussion<br />

bilanz: Seine soziale Kompetenz<br />

wird nicht voll entwickelt. Und<br />

das gilt selbst dann, wenn er nur<br />

Astrid-Lindgren-Filme schauen<br />

würde. Übung macht nur dann den<br />

Meister, wenn sie im realen Leben<br />

stattfindet und nicht nur in der<br />

Phantasie.<br />

Wer täglich stundenlang fernsieht<br />

hat zudem kaum noch Zeit, die<br />

schulischen Hausarbeiten konsequent<br />

zu erledigen. Außerdem bewegt<br />

er sich zu wenig. Das schädigt<br />

nicht nur den Körper, sondern<br />

auch den Geist. Neurobiologen<br />

haben herausgefunden, dass die<br />

Entwicklung des Hirns leidet,<br />

wenn sich Kinder zu<br />

wenig körperlich<br />

austoben. Beachtung<br />

verdient ferner, was<br />

uns Hirnforscher zu<br />

den Auswirkungen<br />

exzessiven Fernsehkonsums<br />

auf die<br />

Lernprozesse von<br />

Kindern und Jugendlichen<br />

berichten.<br />

Sie erklären uns,<br />

dass das, was die<br />

Kinder in der Schule<br />

hören oder sich<br />

nachmittags zuhause<br />

an Schulwissen aneignen,<br />

zunächst im Kurzzeitgedächtnis<br />

landet. Der Prozess der<br />

Überführung in das Langzeitgedächtnis,<br />

also in das gesicherte<br />

Wissen, dauert danach mindestens<br />

zwölf Stunden und wird entscheidend<br />

davon beeinflusst, was das<br />

Kind in den Stunden nach dem<br />

Erlernen des Schulwissens emotional<br />

erlebt. Das Hirn reagiert<br />

sehr sensibel auf starke Gefühle.<br />

Es konzentriert seine Gedächtnisarbeit<br />

auf solche Eindrücke, die es<br />

emotional erheblich bewegen.<br />

Wer nun am Nachmittag aufwühlende,<br />

schockierende Filmszenen<br />

betrachtet, die ihn völlig in den<br />

Bann ziehen, bei dem wird das<br />

gewissermaßen verdrängt, was<br />

vorher im Kurzzeitgedächtnis gespeichert<br />

wurde. Die schulischen<br />

Lerninhalte verblassen angesichts<br />

der emotionalen Wucht der filmischen<br />

Bilder. Und wer zudem den<br />

Fehler begeht, sich so einen Horror-<br />

oder Actionfilm kurz vor dem<br />

Einschlafen anzuschauen, der beeinträchtigt<br />

massiv den für den<br />

Aufbau des Langzeitgedächtnisses<br />

notwendige „Schlafarbeit“. Die<br />

Hirnforscher betonen, dass sowohl<br />

der traumintensive REM-Schlaf<br />

als auch der Tiefschlaf eine wichtige<br />

Funktion bei der Konsolidierung<br />

von Gedächtnisinhalten haben.<br />

Wir lernen tatsächlich im<br />

Schlaf - aber eben nur dann,<br />

wenn wir die aufwühlenden Bilder<br />

vor dem Einschlafen vermeiden.<br />

Angesichts dieser Erkenntnisse<br />

und der oben dargestellten Daten<br />

zum Medienkonsum der Jungen<br />

kann es nicht verwundern,<br />

was sich aus den Schulstatistiken<br />

der letzten zehn Jahre ablesen<br />

lässt: Die Schulleistungen<br />

der Jungen werden immer<br />

schlechter. So dominierten vor<br />

zehn Jahren bei den Schulabbrechern<br />

noch die Mädchen mit 52<br />

zu 48. 2002 lagen dagegen die<br />

Jungen mit 64 zu 36 vorn. Im<br />

Osten ist das Verhältnis<br />

sogar 66<br />

Jungen zu 33 Mädchen.<br />

Dabei fällt<br />

auf, dass der Anteil<br />

der Schulabbrecher<br />

an allen<br />

Schulabgängern<br />

hier mit 12 Prozent<br />

deutlich über der<br />

Vergleichsquote<br />

von 8 Prozent im<br />

Westen liegt, während<br />

bei den Abiturienten<br />

die ostdeutschen<br />

Mädchen<br />

noch klarer dominieren als<br />

im Westen (57 bzw. 52 Prozent).<br />

Auch beim Sitzenbleiben bilden<br />

neuerdings die Jungen mit 60 zu<br />

40 klar die Mehrheit. Zudem liegen<br />

heute bundesweit die Schulnoten<br />

der männlichen Gymnasiasten<br />

um fast 0,4 Notenpunkte<br />

hinter denen der Mädchen zurück.<br />

<strong>infozine</strong> 4 / <strong>2004</strong>, S. 18

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