Homosexualität: Interview mit drei Fachpersonen - AvenirSocial
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SCHWERPUNKT | Diskriminierung<br />
«Besser Diktator als schwul»<br />
Ein Gespräch <strong>mit</strong> <strong>drei</strong> <strong>Fachpersonen</strong> über die Diskriminierung<br />
von lesbischen Frauen und schwulen Männern<br />
<strong>Interview</strong>: Karin Meierhofer<br />
Die Aussage «Besser Diktator als schwul» des weissrussischen<br />
Präsidenten Alexander Lukaschenko gegenüber dem homosexuellen<br />
deutschen Aussenminister Guido Westerwelle<br />
zeigt, dass die Diskriminierung von lesbischen Frauen und<br />
schwulen Männern nach wie vor besteht. Zwar hat sich die<br />
gesetzliche Situation zumindest in der Schweiz stark verbessert.<br />
Diskriminierung findet heute jedoch vor allem auf<br />
der persönlichen Ebene statt. SozialAktuell unterhielt sich<br />
<strong>mit</strong> Eveline Mugier (Geschäftsführerin Lesbenorganisation<br />
Schweiz), Benedikt Zahno (Leiter Bereich MSM 1 der Zürcher<br />
Aids-Hilfe) und Stephan Dietiker (Psychologe des Checkpoint<br />
und der Homosexuellen Arbeitsgruppen Zürich) über die<br />
Situation von lesbischen Frauen und schwulen Männern in<br />
unserer Gesellschaft.<br />
SozialAktuell: Da<strong>mit</strong> ich jetzt nicht schon zu Beginn ins Fettnäpfchen<br />
trete: Wie sagt man euch denn heute korrekt?<br />
Mugier: Die Frauen bezeichnet man als «lesbische Frauen»,<br />
die Männer als «schwule Männer». Wenn man beide<br />
meint, spricht man von «homosexuell».<br />
Dietiker: Und hier fängt schon ein Problem an. Denn es<br />
gibt ja noch Bisexuelle, Transgender oder Intersexuelle.<br />
Im Moment ist en vogue «LGBTIQ» – also «Lesbian Gay Bisexual<br />
Transgender Intersexual Queer». Darin sind dann<br />
alle <strong>mit</strong>gemeint.<br />
Eveline Mugier<br />
ist Geschäftsführerin der<br />
Lesbenorganisation Schweiz.<br />
Benedikt Zahno<br />
ist Leiter Bereich MSM der Zürcher Aids-Hilfe.<br />
Stephan Dietiker<br />
ist Psychologe des Checkpoint und der<br />
Homosexuellen Arbeitsgruppen Zürich.<br />
Bleiben wir der Einfachheit dennoch beim allgemein Bekannten.<br />
Wer wird denn nun häufiger diskriminiert: lesbische Frauen oder<br />
schwule Männer?<br />
Mugier: Ich glaube, dass die Lesben es nach wie vor schwieriger<br />
haben. Denn neben dem Faktor «Lesbe» kommt noch<br />
der Faktor «Frau» hinzu, was eine doppelte Diskriminierung<br />
sein kann.<br />
Dietiker: Ich nehme die Diskriminierung von Schwulen<br />
als offener und heftiger wahr. Ich glaube, das Männerbild<br />
eines schwulen Mannes ist weiter weg von einem heterosexuellen<br />
Mann als das Frauenbild der lesbischen Frau von<br />
einer heterosexuellen Frau.<br />
Hat sich das Auftreten von Schwulen und Lesben aus diesen<br />
Gründen im Gegensatz zu – sagen wir einmal – den 80er-Jahren<br />
geändert?<br />
Dietiker: Es hat sich sehr viel geändert. Aber es kommt<br />
immer noch vor, dass jugendliche Männer in die Beratung<br />
kommen, die sich als «Bisexuelle» outen. Aber eigentlich<br />
ist es klar, dass sie «nur» schwul sind. Aber es ist eben einfacher,<br />
sich als bisexuell zu bezeichnen – dann ist man<br />
doch noch irgendwie «normal». Auch dies kann eine Möglichkeit<br />
sein, sich vor Diskriminierung zu schützen.<br />
Zahno: Heute sieht man die <strong>Homosexualität</strong> weniger direkt<br />
als früher. Es fand also äusserlich gesehen eine Anpassung<br />
an die heterosexuelle Welt statt. Die Frage ist nun, ob<br />
dies ein Schutz vor Diskriminierung ist. Zudem sehe ich<br />
nach wie vor wenige sich küssende Männer in der Öfffentlichkeit.<br />
Da sind die Frauen offener.<br />
<strong>Homosexualität</strong> ist noch immer in rund 80 Staaten illegal: Die<br />
Strafen reichen von Geldbussen, körperlichen Züchtigungen,<br />
Gefängnishaft bis hin zur Todesstrafe. Letzteres gilt zum Beispiel<br />
in Afghanistan, Mauretanien, Pakistan oder Saudi-Arabien.<br />
Wie beurteilen Sie die rechtliche Situation in der Schweiz?<br />
Mugier: In der Schweiz fehlt nach wie vor ein Antidiskriminierungsgesetz.<br />
Ein solches zu haben ist unser Fernziel.<br />
Zurzeit besteht aber leider überhaupt kein politischer<br />
«Alle heute gültigen Gesetze werden von<br />
uns auf Änderungen hinsichtlich Gleichbehandlung<br />
geprüft» Eveline Mugier<br />
Wille hierzu. Deshalb verfolgen wir neben dieser Strategie<br />
noch jene, dass alle heute gültigen Gesetze dahingehend<br />
geprüft werden, wo Änderungen hinsichtlich Gleichbehandlung<br />
nötig wären. Im Falle einer sowieso fälligen Gesetzesrevision<br />
können dann zu gegebener Zeit diese Vorschläge<br />
einfliessen. Der grösste Missstand besteht nach<br />
wie vor im Partnerschaftsgesetz: Es ist diskriminierend,<br />
dass gleichgeschlechtliche Paare keine Kinder adoptieren<br />
können.<br />
28 SozialAktuell | Nr. 6 _Juni 2012
Diskriminierung | SCHWERPUNKT<br />
Dietiker: Erschreckend finde ich hierbei, dass in Diskussionen<br />
um das Adoptionsthema keine wirklichen Argumente<br />
genannt werden, sondern es kommen Aussagen wie «es ist<br />
einfach besser, ein Mann und eine Frau erziehen ein Kind».<br />
Aber warum? Hier fehlen die Argumente.<br />
Mugier: Ein weiteres Problem ist heute, dass es beispielsweise<br />
nicht verboten ist, jemandem «schwule Sau» zu sagen.<br />
Eine solche Beschimpfung fällt nicht unter das Antirassismusgesetz<br />
– das Bundesgericht hat eine entsprechende<br />
Klage in diese Richtung abgewiesen. Nun sind wir<br />
auf dem Weg an den Europäischen Gerichtshof nach Strassburg,<br />
in der Hoffnung, dass die Schweiz hoffentlich die Auflage<br />
erhält, ein Gleichbehandlungsgesetz zu schaffen.<br />
«Unter den Schwulen und Lesben gibt<br />
es genauso viele Bünzlis wie überall sonst<br />
auch» Stephan Dietiker<br />
Dietiker: Auch im Bereich Asylwesen ist die rechtliche Situation<br />
noch sehr schlecht. Denn <strong>Homosexualität</strong> gilt<br />
nicht als Asylgrund. Das ist eine Katastrophe!! Ausserdem<br />
sagen die Asylsuchenden erst spät, dass sie schwul sind,<br />
denn sie haben natürlich aufgrund ihrer Erfahrungen davor<br />
Angst. Dann haben sie zusätzlich ein Glaubwürdigkeitsproblem.<br />
Mugier: Ja genau. Im Nationalrat hiess es dann etwa: Dann<br />
kommt ja jeder und sagt, er sei schwul!<br />
Meine Wahrnehmung ist, dass heute ein Trend zurück zum Konservatismus<br />
besteht. Beispielsweise gilt die Kleinfamilie für<br />
viele wieder als das anzustrebende Ideal. Auch viele Lesben und<br />
Schwule lassen ihre Partnerschaften eintragen und feiern genauso<br />
pompöse Hochzeiten wie die Heterosexuellen. Was halten<br />
Sie von diesem Trend?<br />
Dietiker: Ich glaube, es ist einfach so, dass es bei den<br />
Schwulen und Lesben genauso viele Bünzlis gibt wie überall<br />
sonst auch – warum auch nicht?<br />
Mugier: Ich würde dieses Phänomen nicht unbedingt konservativ<br />
nennen. Sondern eher, dass man froh ist, endlich<br />
normale Sachen tun zu dürfen. Und das Recht, die Partnerschaft<br />
einzutragen, nehmen lange nicht so viele wahr, wie<br />
eigentlich ursprünglich erwartet wurde. Im Partnerschaftsgesetz<br />
gibt es aber auch eine weitere Diskriminierung:<br />
So nennen sich die jeweiligen Zivilstände «eingetragene<br />
Partnerschaft», «aufgelöste Partnerschaft» und<br />
«durch Tod aufgelöste Partnerschaft». Das finde ich unsäglich<br />
– man ist dadurch ein Leben lang gezeichnet. Ich<br />
glaube, dieses Zwangsouting ist auch der Grund, weshalb<br />
viele ihre Partnerschaften nicht eintragen lassen.<br />
Zahno: Der Trend zum Konservatismus ist ein gesamtgesellschaftliches<br />
Phänomen. Diesbezüglich habe ich auch<br />
die grösste Diskriminierungsangst. Freikirchen, aber auch<br />
neue, sehr erfolgreiche Jugendkirchen haben eine extrem<br />
homophobe Einstellung. Und der Papst hat zwar angeblich<br />
nichts gegen Homosexuelle – aber macht bitte keinen Sex.<br />
Zudem hat es in vielen pädagogischen Fachhochschulen<br />
junge Lernende, die sich in sehr konservativen Freikirchen<br />
engagieren. Und diese Menschen werden dann Lehrer und<br />
Lehrerinnen an unseren Schulen – das finde ich höchst<br />
problematisch.<br />
Mugier: Diese sich in der Ausbildung befindenden Lehrer<br />
und Lehrerinnen weigern sich beispielsweise, an Unterrichtseinheiten<br />
teilzunehmen, bei denen es um Sexualität<br />
geht. Sie lassen sich dann aus religiösen Gründen dispensieren.<br />
Genau deswegen ist es so wichtig, dass es Schwulen-<br />
und Lesbenorganisationen gibt. Wir müssen präsent<br />
bleiben, sonst befürchte ich einen Rückschritt.<br />
Dietiker: Ich fürchte mich weniger vor der aktiven, sondern<br />
vor der passiven Diskriminierung. Denn die ist sehr<br />
mächtig. Die aktive Diskriminierung kann man benennen.<br />
Aber der passiven Diskrimierung ist schwierig beizukommen.<br />
Was meinen Sie <strong>mit</strong> passiver Diskriminierung?<br />
Dietiker: Zum Beispiel gibt es kaum Schwule und Lesben in<br />
der Werbung. In Fernsehserien erscheinen wir nur als<br />
Freaks, in den Schulbüchern tauchen wir erst gar nicht auf.<br />
Dies formt das Bewusstsein schon sehr früh: Schwulen<br />
und Lesben fühlen sich nicht dazugehörig, und für die anderen<br />
öffnet es Tür und Tor für Diskriminierung. Natürlich<br />
Checkpoint Zürich<br />
Gesundheitszentrum für schwule Männer<br />
Checkpoint Zürich ist ein Gesundheitszentrum für schwule Männer,<br />
andere M änner, die Sex <strong>mit</strong> Männern haben (MSM), Male Sex Worker<br />
(MSW) und deren Freier. Nebst Zürich gibt es solche Zentren in<br />
Genf, Basel und Lausanne. Ziel ist es, die sexuelle und psychische<br />
Gesundheit dieser Männer zu verbessern. Das Angebot umfasst:<br />
– HIV-Schnelltest<br />
– Test und Behandlung aller sexuell übertragbaren Infektionen (STI)<br />
– Hepatitis A/B-Impfungen<br />
– Behandlung von HIV-Infektionen<br />
– Notfalltherapie PEP (Post-Expositions-Prophylaxe)<br />
– Queer-talk: Angebot zur Verbesserung der psychischen<br />
Gesundheit<br />
– Queer-help: Peer-to-Peer-Beratung von und für HIV+-Männer<br />
– Queer+: Workshopweekend für HIV-neudiagnostizierte Männer<br />
– Spezifische Beratung für LGBT<br />
– HERRMANN: Beratungsangebot für Male Sex Worker<br />
– Queer-quit: Raucherentwöhnungskurse<br />
– Checkpoint mobil<br />
– Du-Bist-Du: Peer-to-Peer-Beratung von und für junge LGBT<br />
(Lesbian Gay Bisexual Transgender)<br />
http://checkpoint-zh.ch<br />
Nr. 6 _Juni 2012 | SozialAktuell<br />
29
SCHWERPUNKT | Diskriminierung<br />
kann man argumentieren, dass dies das Los jeder Minderheit<br />
ist. Aber in einer modernen Demokratie sind der<br />
Schutz und die Förderung von Minderheiten sehr wichtig.<br />
Mugier: Ich finde es bezeichnend, dass auch heute in Schulbüchern<br />
noch immer das Bild der heilen Familie dargestellt<br />
wird: Es gibt immer nur Mami, Papi, Kinder. Schwule<br />
und Lesben kommen nicht vor. Die Chance, dass sich daran<br />
etwas ändert, ist aber leider klein.<br />
Zahno: Man könnte zum Beispiel im Schulbuch zeigen,<br />
dass der Hans <strong>mit</strong> dem Peter etwas macht oder die Vreni<br />
<strong>mit</strong> der Susi oder dass der Seppli zwei Väter oder zwei Mütter<br />
hat. Hier muss die Normalität früh anfangen. Auch in<br />
der Elternbildung geschieht zu diesem Thema wenig – dass<br />
ein Kind homosexuell werden könnte, das ist überhaupt<br />
nicht im Plan.<br />
Zahno: Mit Aussagen wie «es spielt doch keine Rolle, ob<br />
schwul oder bisexuell. Wir sind doch alle gleich» ist<br />
schliesslich eben auch niemandem geholfen. Das ist ein<br />
Teil der passiven Diskriminierung, denn für die Entwicklung<br />
ist das Sprechen über die eigene Sexualität sehr zentral.<br />
Mit der Gleichmacherei nimmt man den Schwulen<br />
und Lesben aber eben auch die Möglichkeit, die eigene sexuelle<br />
Identität zu entwickeln.<br />
Ist es heute einfacher als früher, sich am Arbeitsplatz zu outen?<br />
Mugier: Ich stelle fest, dass es noch immer viele Frauen<br />
zum Beispiel in der Organisation «WyberNet» gibt, die sich<br />
in ihrem beruflichen Umfeld nicht als lesbisch outen. Das<br />
ist sehr schade, denn gerade solche Frauen könnten ein<br />
Vorbild sein. Hier wünschte ich mir noch mehr Frauen, die<br />
öffentlich zu ihrer sexuellen Orientierung stehen.<br />
Dietiker: In den letzten zwanzig Jahren ist aber schon auch<br />
viel passiert. Wir haben in Zürich eine lesbische Stadtpräsidentin.<br />
Oder Hotelplan und Kuoni bieten auch spezielle<br />
Reisen für schwule und Lesben an.<br />
Zahno: Und die Fachstelle für Gleichstellung hat einen<br />
Mann angestellt. Das ist doch ein wichtiger Schritt! Ich<br />
habe das Gefühl, dass in den Städten viel geschieht – auf<br />
dem Land, in konservativen Schichten, ist ein Coming-out<br />
aber nach wie vor sehr schwierig.<br />
Lesbenorganisation Schweiz LOS<br />
Pressure Group für die volle Gleichberechtigung<br />
Die Lesbenorganisation Schweiz LOS ist als Dachorganisation die<br />
nationale Interessenvertretung von einzelnen lesbischen Frauen<br />
und von regionalen bzw. themenspezifischen Lesbengruppen, die<br />
auf politischer Ebene Einfluss nehmen wollen. Die LOS agiert als<br />
Pressure Group auf nationaler Ebene in den Bereichen Politik und<br />
Gesellschaft, um die volle Gleichberechtigung von lesbischen<br />
Frauen <strong>mit</strong> ihren heterosexuellen Mitmenschen zu erreichen.<br />
Wichtig ist ihr dabei insbesondere der Kampf für die Sichtbarkeit<br />
von lesbischen Lebensweisen sowie gegen jede Form der Diskriminierung<br />
von lesbischen Frauen. Die LOS engagiert sich <strong>mit</strong> politischem<br />
Lobbying, Öffentlichkeits- und Medienarbeit, <strong>mit</strong> Vorträgen<br />
und Workshops für ein breites Bewusstsein über die Lebensformen<br />
und Bedürfnisse lesbischer Frauen.<br />
www.los.ch<br />
Herr Zahno und Herr Dietiker: Sie bieten Beratungen für schwule<br />
Männer an. Welches sind dabei die häufigsten Themen?<br />
Dietiker: Depression und Angst. Das sind weit verbreitete<br />
Störungen, aber Schwule sind eindeutig stärker davon betroffen.<br />
Und nicht, weil sie schwul sind – wie absurderweise<br />
zum Teil in katholischen Kreisen argumentiert<br />
wird – sondern weil «schwul werden» immer noch so anstrengend<br />
ist. Es macht verletzlich. Es gibt Studien aus den<br />
USA, die belegen, dass Schwule und Lesben langfristig gesünder<br />
und stabiler sind, wenn in den Schulen aktiv Aufklärung<br />
und Antidiskriminierung betrieben wird. Ist hingegen<br />
die Entwicklung der Sexualität <strong>mit</strong> Angst und Stress<br />
verbunden, hat das später seinen Preis.<br />
Was empfehlen Sie Beratenden im Umfeld der Sozialen Arbeit<br />
für Massnahmen, um allfälligen Diskriminierungen im Alltag<br />
entgegenzuwirken?<br />
Mugier: Auch für Sozialarbeitende sollte es normal sein,<br />
wenn jemand <strong>mit</strong> dem Thema «<strong>Homosexualität</strong>» in die Beratung<br />
kommt. So gehört es in die Ausbildung von Sozialarbeitenden,<br />
sich <strong>mit</strong> diesem Thema auseinanderzusetzen,<br />
um dann in der persönlichen Beratung (z. B. im Bereich<br />
Kinder- und Jugendhilfe) konkrete Unterstützung anbieten<br />
zu können.<br />
«Themen der sexuellen Orientierung sollten<br />
auch in einem normalen Beratungssetting<br />
angesprochen werden» Benedikt Zahno<br />
Zahno: Weil man weiss, dass viele schwule Männer psychische<br />
Probleme haben und als Folge allenfalls aus dem<br />
Arbeitsprozess herausfallen, macht ein genaues Hinschauen<br />
beispielsweise in der Sozialhilfeberatung Sinn.<br />
Ich finde es gut, wenn die Themen der sexuellen Orientierung<br />
– und die da<strong>mit</strong> allenfalls verbundenen Schwierigkeiten<br />
– auch in einem normalen Beratungssetting angesprochen<br />
werden. Denn nicht alle Schwulen wollen sich<br />
von der Aidshilfe beraten lassen.<br />
Dietiker: Es gibt fast in allen Hochschulen Beauftragte für<br />
Genderfragen. Diese müssen schauen, dass das Thema der<br />
sexuellen Orientierung und Identität – und Themen wie<br />
Transgender und Intersexualität – in die Diskurse gelangen.<br />
Was ist in – sagen wir einmal – 50 Jahren hoffentlich besser?<br />
Dietiker: Ich hoffe, dass sich Eltern auch auf homosexuelle<br />
Kinder freuen.<br />
Mugier: Ich hoffe, dass ich mich nicht mehr ständig aufregen<br />
muss über unsägliche Artikel in der Zeitung.<br />
Zahno: Ich wünsche mir mehr Normalität – ohne jedoch<br />
die Spezialität zu verlieren. <br />
Fussnote<br />
1 MSM: Männer, die <strong>mit</strong> Männern Sex haben<br />
Internet<br />
www.equalrights.ch, www.pinkcross.ch, www.los.ch, www.aids.ch,<br />
www.checkpoint-zh.ch, www.rainbowline.ch, www.du-bist-du.ch,<br />
www.rainbowgirls.ch<br />
Literatur<br />
Christina Caprez: Familienbande – 15 Porträts geben Einblick in die<br />
Vielfalt des Familienlebens in der Schweiz<br />
30 SozialAktuell | Nr. 6 _Juni 2012