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Drei Sozialpädagogen berichten über ihren Alltag im ... - AvenirSocial

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können. Dies ist auch ein wichtiger Teil der Motivation von Giovanni Feola in der Arbeit mit den<br />

jungen Männern: „Hinschauen, aufzeigen, Reibungsfläche sein und klar und direkt in die<br />

Auseinandersetzung gehen. Schritt für Schritt mit ihnen auf den Weg in ein integriertes Leben<br />

gehen.“ An persönliche Grenzen kommt er, wenn die Arbeit nicht greift, ein Insasse <strong>im</strong>mer wieder<br />

rückfällig wird und Vorfälle passieren, die eine vor<strong>über</strong>gehende Einzelhaft nötig machen.<br />

„Wichtig ist der Mensch und seine Entwicklung – unabhängig von seiner Tat“<br />

Auch Christian Schmid (Sozialpädagoge HFS Agogis, Leiter des Integrationsprogramms und<br />

Projektleiter Bildung <strong>im</strong> Strafvollzug der kantonalen Anstalt Realta GR) ist mit dem Thema der<br />

Resozialisierung beschäftigt. Im Integrationsprogramm (IP) arbeiten 15 von 80 Insassen, welche auf<br />

Grund ihrer psychischen und/oder physischen Probleme eine intensivere Betreuung brauchen.<br />

Zusammen mit der neben der Anstalt liegenden psychiatrischen Klinik und dem anstaltseigenen<br />

Sozialdienst sowie dem Betreuungs− und Sicherheitsdienst werden Betreuungs− und<br />

Behandlungsleistungen erbracht. Das IP ist dabei für die Tagestruktur verantwortlich. Ziel ist es, die<br />

Insassen in absehbarer Zeit in den Normalvollzug integrieren zu können. „Dieses Arbeitsfeld ist<br />

sehr abwechslungsreich und die Zusammenarbeit mit den Insassen ist sehr intensiv. Wer gerne<br />

konfrontativ arbeitet, kommt hier auf seine Rechnung.“<br />

Christian Schmid hatte anfänglich etwas Mühe mit der neuen Gefängniswelt, mit dem Tragen einer<br />

Uniform oder auch mit der Einschliessung am Abend. Unterdessen akzeptiert er dies als Teil seiner<br />

Arbeit und kann darin auch Vorteile sehen, zum Beispiel, wenn es um die Beruhigung einer Person<br />

oder Gruppe geht. Seine sozialpädagogische Ausbildung sieht er als Grundlage für die konkrete<br />

Zusammenarbeit mit den Insassen, als Unterstützung auch für seine eigene Haltung: „Wichtig ist<br />

der Mensch und seine Entwicklung, egal, welche Tat er begangen hat, und damit das Ziel, das<br />

Leben in Zukunft straffrei gestalten zu können.“<br />

Als lustvoll an dieser Arbeit bezeichnet Christian Schmid auch die Möglichkeit, zusammen mit den<br />

Insassen Neues auszuprobieren, andere Wege zu gehen. Zum Beispiel die Zusammenarbeit mit<br />

der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich, aus der das Projekt „Kunst <strong>im</strong> Knast“ entstanden<br />

ist. Frau Giuliana Mani, Absolventin der HGKZ und seit September 2006 Mitarbeiterin <strong>im</strong> IB initiierte<br />

dieses Projekt und führt es weiter.<br />

Frust? „Hauptsächlich bei Männern, die stark verwahrlost sind, komme ich manchmal an Grenzen,<br />

wenn ich tausend Mal das Selbe sagen muss, ohne dass ich eine sichtbare Wirkung erkenne.“<br />

Fordern und fördern: Lebensbewältigung <strong>im</strong> <strong>Alltag</strong><br />

Marco Röthlisberger (Sozialpädagoge BFF, Bern) verfügt <strong>über</strong> eine langjährige Praxis <strong>im</strong> Sozialen<br />

Bereich, <strong>im</strong> Behindertenbereich, mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen, <strong>im</strong><br />

Suchtbereich mit Erwachsenen und ist nun seit 9 Jahren in den Anstalten Hindelbank / BE tätig.<br />

Hier leitet er, nach einigen Jahren <strong>im</strong> geschlossenen Vollzug, die Aussenwohngruppe „Steinhof“, wo<br />

die Frauen auf dem Weg in die Freiheit Zwischenhalt machen, um nach vielen Jahren des<br />

Eingesperrtseins zu üben, wie „draussen“ wieder Fuss gefasst werden kann. Marco Röthlisberger<br />

sieht seinen (sozialpädagogischen) Auftrag ganz konkret darin, die Frauen auf möglichst<br />

konstruktive und auch fordernde Art zu begleiten, sie zu fördern. Dabei steht, mit Blick auf die<br />

Resozialisierung, die Lebensbewältigung <strong>im</strong> <strong>Alltag</strong> <strong>im</strong> Zentrum. „Diese Arbeit ist sehr spannend und<br />

vielfältig. Speziell an meinem Arbeitsort ist, dass die meisten Frauen motiviert hierher kommen, da<br />

es ja um den Austritt geht und sie bei uns in einer realitätsnahen Umgebung mit deutlich mehr<br />

Freiraum als <strong>im</strong> geschlossenen Vollzug leben können.“<br />

Schwieriger wird die sozialpädagogische Arbeit dann, wenn zum Beispiel eine Suchtproblematik so<br />

stark <strong>im</strong> Vordergrund steht, dass eine Insassin nicht mehr weiter kommt. „Der Frust einer<br />

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