Printversion vergriffen: Freier Download BA 68 als PDF - Bad Alchemy
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LISA GERRARD & MARCELLO DE FRANCISCI<br />
Seit Gründung ihres eigenen Labels Gerrard Records zeigt sich Lisa Gerrard von<br />
ihrer sehr fleißigen Seite. The Black Opal erschien Ende 2009 und bereits im Sommer<br />
2010 legte die Australierin nach. Departum (GR 03) nahm Lisa mit dem amerikanischen<br />
Komponisten Marcello De Francisci auf. Dies ist nicht die erste Zusammenarbeit<br />
der beiden. Bereits die Musik zum australischen Politdrama Balibo<br />
(2009) und zum Dokumentarfilm Tears Of Gaza kreierten Lisa und Marcello gemeinsam.<br />
De Francisci ist mit seinem Label Blue Labyrinth <strong>als</strong> Komponist für Filme,<br />
Werbung und Videospiele tätig.<br />
Wie Moses das rote Meer, teilt Departum die Fangemeinde in zwei gegensätzliche<br />
Lager. In einer wohl eher zufälligen Analogie verhält sich das Album, das mit kleinen<br />
Abstrichen zwei qualitativ unterschiedlichste Hälften bietet.<br />
Die ersten acht der insgesamt 17 Tracks stellen die tiefgründige Variante dar. Das<br />
Duo Gerrard/De Francisci entwirft hier ein variantenreiches Kaleidoskop diverser<br />
Tonquellen und Klangwellen, fast durchgehend von hoher Intensität, die man zu<br />
Beginn nicht unbedingt erwartet. Während im Opener ‚Ex nihilo: Out Of Nothingness‘<br />
noch mystisch gemurmelt wird, gibt ‚In The Beginning Was The Word‘ einen<br />
Vorgeschmack auf das Folgende, wenn auch mit ruhig gehaltenem Steuer: sanfte<br />
Cello-Einlagen, rhythmisierende Percussions und Lisas variierter Gesang. In<br />
‚Hymns Of A Promised Land‘ darf Marcello sein Sprüchlein sagen bevor Lisa und<br />
er zu sanftem Geklampfe wortlos vokalisieren. Nach kurzer Yang Chin-Einlage<br />
zieht ‚Diary Of The Fallen‘ den Zuhörer langsam aber sicher in seinen Bann, auch<br />
dank dem Wechselspiel von elektronischer und akustischer Gitarre. Das kurioseste<br />
Stück der CD ist eine 30 Sekunden lange Gerrardísche ‚Vertonung‘ des Wortes<br />
Himalaya, eigentlich recht substanzlos, eben nur ein Intro für den direkt folgenden<br />
Titeltrack, bei dem der Steuermann etwas mehr auf die Tube drückt. Das wiederkehrende<br />
Himalaya weckt beim Hörer die Vermutung, dass die Reise genau da<br />
hingehen soll. Leichthändiges Getrommel, tänzerische Noten vom Zymbal sowie<br />
seinem asiatischen Vetter paaren sich mit Lisas typischem Gesang und übersinnlich<br />
anmutenden Klängen. So könnte es eigentlich weitergehen und die Fahrt zum<br />
Dach der Welt wie im Fluge verstreichen<br />
Doch leider ist der zweite Teil von Departum eine Irrfahrt durch seichte Gewässer,<br />
durchs bittere Jammertal (‚To Those Who Seek Forgiveness‘), redundante Instrumentierung<br />
(‚Maya‘s Dream‘) und ermüdende Keyboard-Sequenzen (‚Addagio<br />
For A Broken Promise‘) irgendwo ins Nirgendwo. Hierbei hat man vor allem das<br />
Gefühl, dass Lisa, die sich zuletzt zum Teil neu zu erfinden wusste, in alten und<br />
mittlerweile abgenutzten stimmlichen Verhaltensmustern verharrt. Rechtzeitig<br />
zum Ende der Scheibe reißen Lisa und Marcello das Ruder dann aber noch einmal<br />
gewaltig zu ihren Gunsten herum. ‚The Secret Language Of Angels‘ ist der Best<br />
Of-Track des ganzen Albums und mehr. Wie Lisa hier sirenengleich mit ihrer eigenen<br />
Stimme und der ihres musikalischen Partners einen abwechslungsreichen<br />
Reigen tanzt, ist einfach überwältigend und intensiver <strong>als</strong> der Rest.<br />
Fazit: Für die gemeinsame Seereise hätten sich Lisa Gerrard und Marcello De<br />
Francisci wohl besser nur ein EP-Boot genommen, anstatt beinahe kreativen<br />
Schiffbruch zu erleiden.<br />
Marius Joa<br />
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