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Printversion vergriffen: Freier Download BA 68 als PDF - Bad Alchemy

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WEASEL WALTER - MARY HALVORSON - PETER EVANS Electric<br />

Fruit (Thirsty Ear, THI 57196): Ah, memories are made of this. Diesem Trio<br />

verdanken wir Würzburger ‚Freaks‘ einen besonders denkwürdigen Abend<br />

im alten Immerhin (8.5.2009). Den Nervenkitzel, den Walter <strong>als</strong> polyrhythmisch<br />

bollernder und klackernder Springteufel, Halvorson, die mit ihrer Gitarre<br />

Noten aufspießt wie Würmer auf den Angelhaken, und ihr Schulkamerad<br />

Evans, der aus seiner Trompete den unwahrscheinlichsten Saft wringt<br />

und presst, live verabreichen, den haben sie Ende des Jahres, am<br />

14.11.2009, im Thousand Caves-Studio von Colin Marston auf Band verewigt.<br />

Marston, Walters Parnter in Behold... The Arctopus, ist so etwas wie<br />

der Steve Albini für Hartgesottene. Wer wissen möchte, warum Gitarren-Libertins<br />

bei Halvorson mit der Zunge schnalzen, der sollte diese Scheibe<br />

auf Dauerbetrieb stellen. Die Etappen im Trio Convulsant, The MPThree, bei<br />

Braxton, in People, Anti-House oder mit dem eigenen Trio waren lediglich<br />

Brandbeschleuniger und Brechungswinkelverstärker für die Pracht, die sie<br />

hier im totalen Freispiel entfaltet. Walters Agilität und rasante Do-or-die-<br />

Attitüde ist dabei der perfekte Turbo. So transparent aufgenommen hat<br />

man ihn aber noch selten gehört. Aber so wird endlich auch sein Detailreichtum<br />

deutlich neben seinem rasanten Knattern und Scheppern im donner-<br />

und regengöttlichen Eifer. Seine Kunst des Weglassens, wie er mit<br />

Shaun of the Dead-Gusto großkalibrige Luftlöcher ballert oder einzelne<br />

Tönchen wie lästige Fliegen vom Drumset scheucht, die kann man hier in<br />

Zeitlupe und Großaufnahme studieren. Evans sorgt dabei einmal mehr dafür,<br />

dass man bei Peter der Große künftig erstmal an ihn denkt. Sein Spiel<br />

ist fast erschreckend virtuos und so total, dass man minutenlang meint,<br />

dass neben einem Über-Gillespie auf Speed auch noch Phil Minton mitmischt,<br />

denn die neutönerisch mikrotonalen Schmierer und Kratzer, die<br />

packt er, mit zirkularbeatmeter Sollübererfüllung verschwenderisch noch<br />

obendrauf. Vieles ist hier schnell, vieles ist hier exzessiv bis zum Rausch,<br />

aber vieles ist auch in nur einem Atemzug leichthändig, in der Schwebe,<br />

entzerrt, finger- und lippenspitz verfeinert. Da wird gut aufgepasst, sich<br />

nicht in Seeelefantenbrunft zu erdrücken. Immer wieder hält einer die<br />

Bockshufe oder ‚Metallic Dragon‘-Tatzen still, bleibt Zeit für ganz kurze Solos<br />

und Raum für die Fisimatenten eines Art Ensemble of Scuppernong.<br />

Wahrhaftig, ‚The Pseudocarp Walks Among Us‘!<br />

Foto: Bernd Scholkemper<br />

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