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Printversion vergriffen: Freier Download BA 68 als PDF - Bad Alchemy

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WADADA LEO SMITH and ED BLACKWELL The Blue Mountain‘s<br />

Sun Drummer (Kabell Records 111): Zwei Meister im Duett - 1986. Der<br />

Ornette-Coleman- und Old-and-New-Dreams-Drummer und der spirituelle<br />

AACM-Trompeter kannten sich seit 1969 aus Paris. Bei ihrem ersten<br />

Konzert <strong>als</strong> Duo spielte Smith eigene Kompositionen, die er Blackwell<br />

auf der Anfahrt zur Brandeis University beiläufig vorstellte, damit<br />

der sie dort aus dem Stegreif betrommelte. Smith bläst strahlend, ausnehmend<br />

melodiös und sanglich. ‚Seeds of a Forgotten Flower‘ ist ein<br />

eigenes mystisches Gedicht, bei dem er seinen Sprechgesang auf dem<br />

Daumenklavier begleitet. Bei ‚Don‘t You Remember‘ vergleicht er, wieder<br />

mit Mbira und von klackendem Tocken unterstrichen, ein paradiesisches<br />

Einst mit einem Heute, wo Hunger herrscht und Menschenrechte<br />

mit Füßen getreten werden. Und vertraut <strong>als</strong> Rastafarian auf<br />

the mighty force of Love, die letztlich siegen wird. Das kaiserliche Äthiopien<br />

(‚Sellassie-I‘) und die roten Brüder (‚Buffalo People: A Blues Ritual<br />

Dance‘) weisen den Weg in den Garten des Lichts. Smith lässt die<br />

‚Seven Arrows in the Garden of Light‘ mal mit Flötenhauch fliegen, mal<br />

mit gepressten Explosionslauten der Trompete. Musik ist die heilsame<br />

Kraft, wie bei Albert Ayler, dem mit ‚Albert Ayler In A Spiritual Light‘ gedacht<br />

wird. Der Begegnung mit Blackwell folgten vier weitere Tête-àtêtes<br />

mit Drummern, Cosmos Has Spirit (1992) mit Yoshisaburo Toyozumi,<br />

2006 Wisdom in Time mit Günter “Baby” Sommer und Compassion<br />

mit Adam Rudolph und zuletzt America (2008) mit Jack DeJohnette.<br />

Blackwells Beitrag beim Urtyp ist schlichtweg elementar, erdverbunden<br />

im Pochen der Bassdrum und der Tom Tom und den steinigen Snarerolls,<br />

dazu tickelt er leichter <strong>als</strong> Luft, in einem Spielfluss wie ein<br />

Bergbach, der mit Kieseln kollert, angetrieben von Sonnenenergie.<br />

SOFT MACHINE LEGACY Live Adventures (MoonJune Records,<br />

MJR036): Dass Roy Babbington (*1940) <strong>als</strong> - zuerst zweiter - Bassist<br />

von Fourth (1971) bis Softs (1976) und Drummer John Marshall (*1941)<br />

von Fifth (1972) bis Land of Cockayne (1980) im Wesentlichen ‚nur‘ die<br />

Karl-Jenkins-Phase von Soft Machine mitprägten, führt logischerweise<br />

dazu, dass sie bevorzugt das Legat der späten Jahre - sprich, der reinen<br />

Fusionjahre - pflegen. Der Whatever- und Zappatista-Gitarrist John<br />

Etheridge (*1948) ölte die Machine auch erst bei Softs und Alive And<br />

Well (1978). Der nachgeborene Tenorsaxophonist & Flötist Theo Travis<br />

lässt dafür beim Konzert am 22.10.2009 im Posthof Linz doch etwas<br />

vom melodiösen Geist Elton Deans spüren. ‚Facelift‘ ist das einzige<br />

Stück aus der klassischen Phase, ‚Gesolreut‘ und die ‚Riff‘-Variation<br />

‚Has Riff II‘ stammen immerhin noch von Ratledge, ‚The Nodder‘ und<br />

‚Song of Aeolus‘ sind typische Spätphase, zwei Stücke von Etheridge<br />

und ‚The Last Day‘ von Travis knüpfen direkt daran an. Das stürmische<br />

‚The Relegation of Pluto/Transit‘ rechtfertigt das Space-Cover nur dem<br />

Titel nach. Wer äolische und gitarristisch singende Fusion schätzt,<br />

wird beglückt sein über Etheridges und Travis Treue zu einer Flüssigkeit<br />

und Softness, die garantiert nichts mit W.S. Burroughs im Sinn hat.<br />

Vom Spleen von Daevid Allen, Kevin Ayers und Robert Wyatt ist man<br />

hier Lichtjahre entfernt. Aber Six war das auch schon, und ab da war<br />

die Machine so soft wie Briefkästen gelb.<br />

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