Die Forstwirtschaft der Slowakischen Republik - 1. Januar 2008
Die Forstwirtschaft der Slowakischen Republik - 1. Januar 2008
Die Forstwirtschaft der Slowakischen Republik - 1. Januar 2008
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Bei <strong>der</strong> Eigentümerstruktur im restituierten Privatwald nimmt die Slowakei eine gewisse<br />
Son<strong>der</strong>stellung unter den MOE-Staaten dar. Neben den überall bekannten Formen des<br />
Privateigentums wurden im Lande auch spezielle, genossenschaftliche Formen restituiert. Auf<br />
diese Waldgenossenschaften entfallen in <strong>der</strong> Slowakei über 50 % des Nichtstaatswaldes (s.<br />
Tab. 12). Neben <strong>der</strong> Slowakei wurden <strong>der</strong>artige Formen des Privatwaldeigentums innerhalb<br />
<strong>der</strong> MOE-Staaten nur in Ungarn – dort allerdings in erheblich geringerem Umfang (nur rd. 6<br />
% <strong>der</strong> Waldfläche) – wie<strong>der</strong>hergestellt. <strong>Die</strong>se Eigentumsformen stammen z.T. noch aus <strong>der</strong><br />
Zeit <strong>der</strong> Leibeigenschaft, als die Leibeigenen eines Dorfes o<strong>der</strong> eines Gutshofes von ihren<br />
jeweiligen Gutsherren sogenannte Urbariatswäl<strong>der</strong> zur gemeinsamen Nutzung erhalten haben.<br />
Nach Aufhebung <strong>der</strong> Leibeigenschaft sind die Wäl<strong>der</strong> in das Eigentum <strong>der</strong> bisherigen Nutzer<br />
übergegangen. Den an<strong>der</strong>en Typ einer miteigentümerlichen Form bilden die sogenannten<br />
Komposserate, die Genossenschaftswäl<strong>der</strong> des Adels, vor allem des nie<strong>der</strong>en Adels waren. In<br />
beiden Genossenschaftsformen ist das Waldeigentum unteilbar, die Miteigentümer besitzen<br />
ideelle Anteile, womit sich Urbariats- und Komposseratswäl<strong>der</strong> nur in ihrer historischen<br />
Entstehung aber nicht in ihrer eigentümerrechtlichen Struktur unterscheiden. Da in <strong>der</strong><br />
Slowakei traditionell Grundbesitz an alle Kin<strong>der</strong> vererbt wird (Realteilung) und aufgrund des<br />
langen Zeitraumes seit ihrer Entstehung, umfassen manche Genossenschaften, insbeson<strong>der</strong>e<br />
bei den Urbariatswäl<strong>der</strong>n, eine sehr große Zahl von Miteigentümern. Für das Funktionieren<br />
<strong>der</strong> Genossenschaften und für eine ordnungsgemäße Bewirtschaftung des Waldes kommt<br />
erschwerend hinzu, dass die Nachfahren <strong>der</strong> früheren Genossenschaftsmitglie<strong>der</strong> heute<br />
zumeist in den Städten leben und ihre Bindungen an den Wald, an das Genossenschaftswesen,<br />
ja an den ländlichen Raum überhaupt verloren haben. Hier ist seitens des Staates viel<br />
Aufklärungs-, Beratungs- und Fortbildungsarbeit gefor<strong>der</strong>t. Neben diesen historischen<br />
Waldgenossenschaften gibt es auch noch Genossenschaftswald im Eigentum ehemaliger<br />
landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften, die in <strong>der</strong> sozialistischen Ära durch<br />
Zwangskollektivierung entstanden sind und von denen einige heute als private Kooperativen<br />
weiterbestehen. Auch hier besitzt <strong>der</strong> Miteigentümer einen ideellen Anteil am Wald.<br />
Obwohl <strong>der</strong> Staat nur Eigentümer von 43,2 % <strong>der</strong> forstlich genutzten Fläche ist,<br />
bewirtschaftet er jedoch weit mehr als die Hälfte <strong>der</strong> slowakischen Forstfläche, nämlich 64,5<br />
%. Der Grund liegt darin, dass jene 17,4 % <strong>der</strong> forstlichen Flächen, in denen die<br />
Eigentumsfrage noch ungeklärt ist, o<strong>der</strong> die sich noch im Restitutionsprozess befinden,<br />
weiterhin vom Staat bewirtschaftet werden, und dass er zusätzlich 3,9 % <strong>der</strong> nichtstaatlichen<br />
forstlich genutzten Fläche gepachtet hat.<br />
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