Journalistenpreis Ehrenamtliches Engagement. Ausgezeichnete ...
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<strong>Journalistenpreis</strong><br />
<strong>Ehrenamtliches</strong> <strong>Engagement</strong><br />
<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge 2004<br />
ROBERT BOSCH STIFTUNG
Inhalt<br />
Inhalt<br />
Vorwort . ............................................2<br />
Die Jury 2004 ......................................3<br />
Die Preisträger 2004 .............................4<br />
<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge .......................7<br />
1. Preis ..............................................8<br />
2. Preis .............................................12<br />
3. Preis .............................................14<br />
Marion-Dönhoff-Förderpreis .....................17<br />
Serienpreis .........................................19<br />
Anhang ............................................39<br />
Ausschreibung 2004 ..............................39<br />
Preisträger 1998 bis 2003 .........................40<br />
Programm der Preisverleihung<br />
am 3. Dezember 2004 ............................43<br />
Die Robert Bosch Stiftung .....................44<br />
1
Vorwort<br />
Vorwort<br />
„Nichts auf der Welt ist so unmöglich aufzuhalten, wie das<br />
Vordringen einer Idee“ – (Pierre Teilhard de Chardin).<br />
Qualität, Leidenschaft, Professionalität und der<br />
ambitionierte Blick auf gesellschaftliche Veränderungen<br />
zeichnen die Träger des <strong>Journalistenpreis</strong>es<br />
<strong>Ehrenamtliches</strong> <strong>Engagement</strong> 2004 aus. Die Robert<br />
Bosch Stiftung verleiht seit 1998 diesen Preis an<br />
Zeitungsjournalisten, die sich dem Thema „<strong>Ehrenamtliches</strong><br />
<strong>Engagement</strong>“ in vorbildlicher, individueller<br />
und außergewöhnlicher Weise genähert haben.<br />
2004 wurden von Autoren und Redakteuren 73 Beiträge<br />
in Stuttgart eingereicht. 21 Beiträge davon<br />
wurden – ein ermutigendes Zeichen – von Journalisten<br />
eingereicht, die jünger als 30 Jahre sind.<br />
Die Robert Bosch Stiftung unterstützt in ihren vielfältigen<br />
Programmen und Initiativen Menschen,<br />
die mit ihrem <strong>Engagement</strong> zu einer lebenswerten<br />
Gesellschaft beitragen und damit ein Bekenntnis<br />
für eine offene und aktive Bürgergesellschaft ablegen.<br />
Es sind eben nicht nur Schlagworte oder luftige<br />
Bekenntnisse für Sonntagsreden, wenn wir Gemeinsinn,<br />
ehrenamtliches <strong>Engagement</strong> und Freiwilligkeit<br />
als berechtigte Gradmesser einer entwikkelten<br />
und lebendigen Gesellschaft betrachten.<br />
Wir würdigen mit unserem Preis Journalisten, die<br />
mit ihren Beiträgen Wärme in die Gesellschaft bringen,<br />
die an vielen kleinen und großen Leuchttürmen<br />
zeigen, wie viel unendlich Gutes an Ideen<br />
und Initiativen in Deutschland unterwegs ist. Sie<br />
beschreiben lebens- und hautnah kreative und<br />
mutige Menschen und sie zeigen Beispiele auf, in<br />
denen Bürgerinnen und Bürger ohne falschen Pathos<br />
einfach „zur Seite stehen“ und Lücken menschlicher<br />
Nähe füllen. Aber, unsere Wettbewerbsteilnehmer<br />
legen auch mit ihren Geschichten ohne<br />
Scheu die Finger in die Wunden: Armut, Ausgrenzung,<br />
Einsamkeit, Brüche von Sozial- und Gesellschaftsstrukturen<br />
und nicht zuletzt die Herausforderungen<br />
durch Immigration und Migration in<br />
Deutschland. So geraten die Geschichten, Reportagen<br />
und Serien zu einem facettenreichen Spiegelbild<br />
der inneren Verfassung unserer Gesellschaft<br />
im Jahr 2004.<br />
Der ehrenamtlichen Jury danke ich für ihre Bereitschaft,<br />
kritisch und mit hohem Sachverstand die<br />
eingereichten Beiträge zu bewerten und die Preisträger<br />
2004 auszuwählen. Die in diesem Jahr ausgezeichneten<br />
Preisträger ermuntert die Robert<br />
Bosch Stiftung, auch weiterhin nicht nachzulassen,<br />
ehrenamtliches <strong>Engagement</strong> journalistisch anspruchsvoll<br />
zu begleiten.<br />
Dr. Ingrid Hamm Stuttgart, Dezember 2004<br />
2
Die Jury 2004<br />
Die Jury 2004<br />
Gerd Appenzeller<br />
(Vorsitzender)<br />
Dr. Warnfried Dettling Elisabeth Niejahr Carola Schaaf-Derichs Tim Schleider<br />
Gerd Appenzeller (Vorsitzender), Jahrgang 1943,<br />
ist seit 1999 Redaktionsdirektor des Berliner Tagesspiegel.<br />
Nach abgeschlossenem Volontariat war der<br />
gebürtige Berliner zunächst als Lokalredakteur<br />
tätig. 1970 wechselte er zum Südkurier nach Konstanz<br />
und war dort seit 1988 Chefredakteur. Er war<br />
freier Journalist für den Südwestfunk und die Deutsche<br />
Welle und u.a. in Großbritannien, den USA,<br />
Südafrika und Israel tätig.<br />
Dr. Warnfried Dettling, geboren 1943, lebt als freier<br />
Publizist in Berlin und Waldviertel (Österreich).<br />
Nach dem Studium der Politikwissenschaft, Soziologie<br />
und Klassischen Philologie leitete er 1973 bis<br />
1983 die Planungsgruppe, später auch die Hauptabteilung<br />
Politik in der CDU-Bundesgeschäftsstelle.<br />
1983 bis 1991 war er Ministerialdirektor im<br />
Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen<br />
und Gesundheit.<br />
Elisabeth Niejahr, geboren 1965, studierte Volkswirtschaft<br />
in Köln und Washington D.C., parallel<br />
dazu verlief ihre Ausbildung an der Kölner Schule<br />
für Wirtschaftsjournalisten. 1993 wurde sie Korrespondentin<br />
für den Spiegel in Bonn, seit Ende 1999<br />
ist sie bei Die Zeit im Berliner Hauptstadtbüro und<br />
dort Berichterstatterin über politische und wirtschaftspolitische<br />
Themen.<br />
Carola Schaaf-Derichs, Jahrgang 1958, ist Geschäftsführerin<br />
der Berliner Landesfreiwilligenagentur<br />
Treffpunkt Hilfsbereitschaft. Freiberuflich<br />
ist die Diplomsozialpsychologin darüber hinaus<br />
Referentin für Freiwilligen-Management, Beraterin<br />
und Organisationsentwicklerin. Eines ihrer Ehrenämter<br />
ist die Mitgliedschaft im Koordinierungsausschuß<br />
des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches<br />
<strong>Engagement</strong>.<br />
Tim Schleider, geboren 1961, ist seit dem Jahr 2000<br />
Ressortleiter für Kultur bei der Stuttgarter Zeitung.<br />
Nach dem Studium von Geschichte, Philosophie<br />
und Kunstgeschichte begann er 1990 beim „Deutschen<br />
Allgemeinen Sonntagsblatt“, zunächst als Volontär.<br />
Später wurde er dort schließlich stellvertretender<br />
Chefredakteur. 1994/95 war er Pressesprecher<br />
der Hamburger Kultursenatorin Dr. Christina<br />
Weiss.<br />
3
Die Preisträger 2004<br />
Die Preisträger 2004<br />
1. Preis<br />
Kai M. Feldhaus, Johannes Strempel<br />
Essen ist fertig – ein Tag bei den Rittern der Tafelrunde<br />
„Berliner Illustrirte Zeitung“, Sonntagsbeilage der Berliner Morgenpost, 1. Februar 2004<br />
Kai Feldhaus wurde 1975 in Bottrop<br />
geboren und war bereits während<br />
seines Studiums der Fächer Englisch<br />
und Sport als freier Mitarbeiter für<br />
verschiedene lokale Zeitungen tätig.<br />
Seit Anfang 2003 ist Kai Feldhaus an<br />
der Journalistenschule Axel Springer<br />
und durchläuft im Rahmen seines<br />
Volontariats verschiedene Stationen<br />
bei Zeitungen und Zeitschriften des<br />
Hauses Springer. Die Seite in der „Berliner Illustrirten<br />
Zeitung“ über die Berliner Tafel hat er<br />
gemeinsam mit Johannes Strempel während seines<br />
Aufenthalts im Reportage-Ressort von Die<br />
Welt/ Berliner Morgenpost verfaßt.<br />
Johannes Strempel, 1971<br />
in Nürnberg geboren, hat<br />
Musik an der Hochschule<br />
der Künste Amsterdam studiert.<br />
Sein Umzug nach<br />
Berlin 1999 brachte den<br />
Einstieg in den Journalismus<br />
mit sich. Dort war er<br />
zunächst freier Mitarbeiter<br />
der Berliner Morgenpost.<br />
Von 2002 bis 2003 absolvierte er ebenfalls ein Volontariat<br />
an der Journalistenschule Axel Springer.<br />
Seit Juni 2004 arbeitet Johannes Strempel in der<br />
Ressortleitung Lokales beim Hamburger Abendblatt.<br />
2. Preis<br />
Andreas Speen<br />
Schulprojekt Burkina Faso<br />
Rheinische Post, 2. Juli 2004<br />
Seine journalistische Laufbahn begann Andreas<br />
Speen, Jahrgang 1976, im Alter von 20 Jahren bei<br />
einem Lokalfunksender. Es folgten die Westdeutsche<br />
Zeitung, die Rheinische Post in Mönchengladbach,<br />
Viersen und Krefeld sowie ein kurzer<br />
Abstecher zum Fernsehsender RTL in Köln. Nach<br />
dem Abschluß seines Studiums mit dem Grad des<br />
Magister Artiums in Musikwissenschaft, Literaturwissenschaft<br />
und Politischer Wissenschaft war er<br />
zwei Jahre Volontär der Rheinischen Post in Düsseldorf,<br />
für die er nun auf Honorarbasis arbeitet.<br />
Einen wesentlichen Bestandteil<br />
im Leben von<br />
Andreas Speen bildet neben<br />
den Medien die Musik. Er hatte 15 Jahre klassischen<br />
Schlagzeugunterricht und lernte Saxophon<br />
und Klavier spielen. Orchesterreisen führten ihn<br />
u.a. in Länder wie Brasilien, Litauen, Nord- und<br />
Südkorea. Beruf und die Freude an der Musik verbinden<br />
sich auch in seiner jetzigen Tätigkeit, wenn<br />
er freiberuflich neben Zeitungsartikeln Programmbücher<br />
und Konzertführer verfaßt.<br />
4
Die Preisträger 2004<br />
3. Preis<br />
Kristina Maroldt<br />
Themenseite „Helfer im Hintergrund“<br />
Sächsische Zeitung, 15. August 2004<br />
Bereits nach ihrem einjährigen<br />
Studium Generale<br />
in Tübingen widmete sich<br />
Kristina Maroldt, 28 Jahre,<br />
ganz dem Journalismus.<br />
Von 1997 bis 2002 folgte<br />
das Studium der Diplomjournalistik<br />
(Kommunikationswissenschaften,<br />
Politik,<br />
Theaterwissenschaften)<br />
an der Ludwig-Maximilians-Universität München<br />
und eine Ausbildung zur Redakteurin an der Deutschen<br />
Journalistenschule. Praktika führten sie nach<br />
Hamburg (taz), Paris (dpa) und Brüssel (ZDF). Für<br />
die Süddeutsche Zeitung und das Straßenmagazin<br />
BISS war sie als freie Mitarbeiterin tätig. Die Teilnahme<br />
am Deutsch-Amerikanischen Praktikantenprogramm<br />
der Carl-Duisberg-Gesellschaft ermöglichte<br />
ihr im Anschluß an das Studium ein<br />
dreimonatiges Praktikum bei der deutsch-jüdischen<br />
Zeitung Aufbau in New York. Seit März<br />
2004 ist sie als Redakteurin für die Ressorts Kultur<br />
und Leben bei der Sächsischen Zeitung am<br />
Sonntag in Dresden zuständig.<br />
Kristina Maroldt engagiert sich selbst in vielen<br />
Bereichen ehrenamtlich. So war sie Leiterin des<br />
Arbeitskreises Schülerzeitung am Gymnasium,<br />
unterstützte den Bund Naturschutz und nahm an<br />
einem Volunteer-Camp in Irland teil. Während<br />
ihres Studiums wirkte sie in einem überparteilichen<br />
politischen Arbeitskreis, bei einer Menschenrechtsorganisation<br />
und einem Radiosender mit.<br />
Marion-Dönhoff-Förderpreis für junge Journalisten<br />
Claudia Sebert<br />
Stricken und Sammeln fürs Allgemeinwohl<br />
Frankenpost, 7. November 2003<br />
Claudia Sebert, 27 Jahre,<br />
berichtet am liebsten von<br />
alten Menschen und alten<br />
Häusern in Oberfranken.<br />
Und dies nicht nur in der<br />
Tageszeitung. Neben ihren<br />
Artikeln in der Frankenpost<br />
ist sie manchmal auch<br />
mit eigenen Beiträgen in<br />
der Sendung „Fränkische<br />
Geschichtn“ des Bayrischen Rundfunks vertreten.<br />
Privat sucht sie den Kontakt zu ihren tschechischen<br />
Nachbarn, baut sich gerade einen Bauernhof<br />
an der Grenze aus und besucht Volkshochschulkurse,<br />
um Sprachbarrieren zu überwinden.<br />
Nach ihrem Abitur 1997 trat Claudia Sebert ein<br />
Volontariat bei der Frankenpost in Hof an und ist<br />
seit 1999 als Redakteurin bei der Frankenpost<br />
Lokalredaktion Naila tätig.<br />
5
Die Preisträger 2004<br />
Serienpreis<br />
Lutz Würbach, Heidi Pohle<br />
Der Esel, der auf Rosen geht<br />
Mitteldeutsche Zeitung, Lokalredaktion Halle, 17. Januar 2004 bis 22. März 2004<br />
Gemeinsam mit dem neuen theater<br />
und der Stiftung der Stadt- und Saalkreis-Sparkasse<br />
Halle hat Dr. Monika<br />
Zimmermann, Chefredakteurin Mitteldeutsche<br />
Zeitung, den Bürgerpreis<br />
der Stadt Halle ins Leben gerufen.<br />
Der Preis mit dem klangvollen Namen<br />
„Der Esel, der auf Rosen geht“<br />
würdigt das ehrenamtliche <strong>Engagement</strong><br />
von Bürgerinnen und Bürgern<br />
der Region. Vor der Verleihung des Preises, der<br />
im Jahr 2004 zum zweiten Mal vergeben wurde,<br />
hat die Mitteldeutsche Zeitung in einer Serie von<br />
Beiträgen die Kandidaten mit ihren ehrenamtlichen<br />
Leistungen vorgestellt. Die Federführung<br />
hierfür lag bei Lutz Würbach, Leiter der Lokalredaktion<br />
Halle. Heidi Pohle hat die Serie als<br />
Redakteurin der Lokalredaktion betreut.<br />
Nach Abitur und einer kaufmännischen Berufsausbildung<br />
sammelte Heidi Pohle, Jahrgang 1955,<br />
erste journalistische Erfahrungen bei einem einjährigen<br />
Volontariat bei<br />
der damaligen „Freiheit“,<br />
der heutigen Mitteldeutschen<br />
Zeitung. Sie hat vier<br />
Jahre Journalistik in Leipzig<br />
studiert und war in verschiedenen<br />
Ressorts der<br />
Mitteldeutschen Zeitung<br />
wie Innenpolitik, Sachsen-<br />
Anhalt und der nach der<br />
Wende neu gegründeten Ratgeber-Redaktion tätig.<br />
Seit 1997 ist sie Redakteurin in der Lokalredaktion<br />
Halle.<br />
Lutz Würbach wurde 1961<br />
in Halle geboren und arbeitete<br />
von 1983 bis 1990<br />
als Volontär und Redakteur<br />
bei der Betriebszeitung in<br />
Buna. Sein Studium an der<br />
Universität Leipzig beendete<br />
er 1992 als Diplomjournalist.<br />
In Merseburg<br />
begann er 1990 als Redakteur<br />
der Mitteldeutschen Zeitung. Später war er<br />
stellvertretender Redaktionsleiter in Eisleben und<br />
dann Redaktionsleiter in Bitterfeld. Im Sportverein<br />
in Dölau ist Lutz Würbach selbst ehrenamtlich<br />
aktiv.<br />
6
<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />
<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />
7
<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />
1. Preis<br />
Kai M. Feldhaus, Johannes Strempel<br />
Essen ist fertig – ein Tag bei den Rittern der Tafelrunde<br />
Sonntagsbeilage der Berliner Morgenpost<br />
„Berliner Illustrirte Zeitung“, 1. Februar 2004<br />
Ein Tag bei den Rittern der Tafelrunde.<br />
Wollen Sie wissen, wie arm Berlin<br />
wirklich ist? Dann fahren Sie mal mit<br />
den Helfern der „Berliner Tafel“ durch<br />
die Stadt.<br />
Von Kai Feldhaus und Johannes Strempel<br />
8.30: Zentrale Schöneberg<br />
Die Tafelrunde ist ziemlich fertig, und<br />
man sieht es ihr an. „Mann, hab’ ich<br />
Rückenschmerzen“, stöhnt Thorsten<br />
und streckt sich, die anderen nicken<br />
schweigend. Die Grüne Woche hat Spuren<br />
hinterlassen – im Kreuz, in den Gesichtern,<br />
im Büro. 20 Tonnen Lebensmittel<br />
haben sie in den letzten zehn<br />
Tagen gesammelt. Nach ihrer normalen<br />
Schicht, auf Extratouren, um die üppigen<br />
Reste der Lebensmittelmesse unter<br />
die Armen von Berlin zu bringen. Das<br />
meiste sind sie losgeworden. Alles<br />
Übrige türmt sich im Büro, in Kisten,<br />
Kästen und Eimern, im Eingang, im<br />
Flur. Thorsten gähnt. Vor ihm liegt der<br />
13. Arbeitstag in Folge. Freiwillig, unbezahlt,<br />
ehrenamtlich.<br />
9.35: Lidl, Meineckestraße<br />
Wortlos und mit geübten Fingern rupfen<br />
sie angefaulte Blätter aus dem Kopfsalat,<br />
drücken Orangen, ob sie noch gut<br />
sind, sortieren Tomaten, prüfen das<br />
Datum auf den Joghurtbechern. Es ist<br />
ein ganzer Berg Nahrung, den die blaue<br />
Stahltür in der Tiefgarage heute für sie<br />
ausgespuckt hat. Gute, unverdorbene<br />
Nahrung, die trotzdem niemand mehr<br />
kaufen wird. Fleisch, Zucker, Eier, Haferflocken,<br />
Negerküsse, Paletten mit<br />
Schlagsahne türmen sich auf der Laderampe.<br />
Dies ist Michas Tour. Er fischt,<br />
elegant wie ein Zauberer, einen in<br />
Plastik verpackten Strauß Tulpen aus<br />
einer Salatkiste. „Hier, für dich!“ Micha<br />
ist ein großer, gefährlich aussehender<br />
Kerl mit einer sanften Stimme. Und<br />
Martina sieht kurz auf und grinst. Die<br />
beiden sind ein festes Team. Martina<br />
steuert den weißen Transporter, Micha<br />
sitzt dann neben ihr und macht Witze<br />
mit seiner sanften Stimme.<br />
10.05: Fruchthof<br />
Der Moabiter Fruchthof ist mehr als<br />
eine weitere Etappe auf der Suche nach<br />
Lebensmitteln. Er ist auch eine Tauschbörse<br />
für die Fahrer der „Tafel“. Wer in<br />
der ersten Stunde der täglichen Tour<br />
mehr Glück hatte, gibt denen ab, deren<br />
Transporter noch leer sind. „Günther,<br />
du kriegst ‘ne Kiste Äpfel von mir für<br />
deine Grundschule“, sagt Micha, als er<br />
aus dem Auto steigt. Dann warten die<br />
Fahrer auf dem Parkplatz auf einen Kollegen,<br />
der in Rehfelde eine große Ladung<br />
Brot aufgetan hat. Es ist ein kalter<br />
Wintermorgen, und dort drüben am<br />
Auto von Werner Saß gibt es Kaffee für<br />
alle. Er und seine Frau Rita betreiben<br />
seit sechs Jahren eine Suppenküche in<br />
der Advent-Gemeinde Spandau. An-<br />
8
1. Preis<br />
fangs kamen nur eine Handvoll Leute,<br />
jetzt sind es manchmal über 100. Warum<br />
nehmen Sie das auf sich, Herr<br />
Saß? „Wir sind Christen“, sagt Werner<br />
Saß, ohne nachzudenken. Als der Laster<br />
aus Rehfelde endlich kommt,<br />
packen Micha und Martina 56 Kisten<br />
mit je sechs tiefgefrorenen Kastenbroten<br />
in ihren Transporter und zwei Kartons<br />
Schwarzwälder Kirschtorte. Auch<br />
Thorsten hat seinen Kleintransporter<br />
vollgeladen: Brot, Bre-zeln, Kuchen,<br />
Avocados, Tomaten, Margarine, jede<br />
Menge Kopfsalat. „Zu wenig Obst“, sagt<br />
er. „Das ist schlecht, wegen der Kinder.“<br />
11.15: Lidl Brunnenstraße<br />
Die Kinder. Thorsten hat selbst zwei.<br />
Als erstes wird er zwei Schulen anfahren,<br />
dort will er nicht ohne Vitamine<br />
aufkreuzen. Deshalb macht er einen<br />
Schlenker zur Brunnenstraße. „Vielleicht<br />
ist da was zu holen.“ Ein Herr im Lidl-<br />
Kittel schiebt eine Palette auf den Hof.<br />
Volltreffer. Wirsing, Blumenkohl und<br />
Paprika, aber auch Clementinen, Äpfel,<br />
Birnen, Weintrauben und Himbeeren.<br />
11.45: Grundschule<br />
Nein, sagen wollen sie lieber nichts.<br />
Obwohl: Sagen schon, aber nicht, dass<br />
es dann geschrieben wird. Zumindest<br />
nicht mit Namen! Vielleicht ist es den<br />
Lehrerinnen an der Grundschule unangenehm,<br />
dass so viele ihrer Kinder auf<br />
das Essen angewiesen sind, das die<br />
„Tafel“ bringt. Einmal die Woche beliefert<br />
Thorsten diese Grundschule, sie<br />
liegt in einer Gegend, die auf dem<br />
Stadtplan Wedding und im Jargon der<br />
Behörden „sozialer Brennpunkt“ heißt.<br />
Eine Gegend, in der Lehrerinnen eine<br />
Sorge mehr haben als anderswo: Wie<br />
kriegen meine Schulkinder ein gesundes<br />
Frühstück? Und ein Mittagessen.<br />
Beides bringt nun die „Tafel“, das<br />
Mittagessen gibt es nach dem Unterricht,<br />
so lange der Vorrat reicht. Landesmittel?<br />
Die Lehrerinnen lachen: Ist<br />
ja keine Ganztagsschule, „die Kinder<br />
könnten ja nach Hause gehen.“ Zu<br />
Hause, das ist ein Ort, an dem es nichts<br />
zu essen gibt.<br />
12.25: Essen unter Dach<br />
Kalte Fliesen auf dem Boden und an<br />
den Wänden. An langen Biertischen sitzen<br />
schweigend Frauen und Männer.<br />
Alle Tische sind besetzt, an jedem sitzt<br />
einer. Sie sehen traurig aus und alt, sie<br />
löffeln Gemüsesuppe, Omelettes und<br />
Obstsalat. Es riecht nach Bratfett und<br />
Einsamkeit. 100 Wohnungslose und Sozialhilfeempfänger<br />
kommen täglich in<br />
die Rathenower Straße, wo 20 Küchenhilfen<br />
„Essen unter Dach“ bereiten. Umsonst.<br />
Während Thorsten Blumenkohl<br />
und Zwiebeln auslädt, gibt es ein bisschen<br />
Statistik: 2300 Mahlzeiten hat<br />
„Essen unter Dach“ im letzten Winter<br />
an Bedürftige ausgegeben, sagt der Vizevorsitzende<br />
des Vereins, der diese Suppenküche<br />
betreibt. Diesen Winter werden<br />
es 3000 sein. „Die Armut in Berlin<br />
wird immer gewaltiger“, sagt er. „Man<br />
sieht es nur nicht.“ Mittagszeit: Stadtverkehr<br />
Wie nennt man das, was Thorsten<br />
tut: Idealismus, Humanität, Ehrenamt?<br />
Er selbst nennt es: soziale Ader.<br />
Die habe er irgendwie schon immer gehabt.<br />
Eine soziale Ader ist etwas, da<br />
kann man gar nichts dagegen tun. Früher<br />
hatte er ein Patenkind in Afrika.<br />
Dann verlor der gelernte Schlosser seinen<br />
Job, nach 13 Jahren, sein Chef ging<br />
Pleite. Thorsten meldete sich arbeitslos.<br />
Das war im letzten Sommer. Seitdem<br />
wartet er auf Angebote. „Was soll ich zu<br />
Hause sitzen, da kann ich lieber was<br />
Sinnvolles machen.“ Vier Mal die Woche<br />
fährt er für die „Tafel“, vier Mal den<br />
ganzen Tag. Vier Abende die Woche ist<br />
er geschafft, aber zufrieden. „Früher habe<br />
ich ein einfach nur Produkte hergestellt.<br />
Heute sehe ich, was ich am Tag<br />
geleistet habe. Ich sehe leuchtende Kinderaugen.<br />
Das ist die größte Befriedigung,<br />
die mir je ein Job verschafft hat.“<br />
13.48: E-Lok<br />
Ein trister Betonwürfel, gleich am<br />
Markgrafendamm in Friedrichshain. 20<br />
Jugendliche werden in der „E-Lok“ verköstigt.<br />
„Wollt ihr Blumenkohl?“, fragt<br />
Thorsten den Koch. „Klar.“ – „Rosenkohl?“<br />
– „Gern.“ – „Brot?“ – „Wenn Ihr<br />
welches habt...“ – „Schnitzel, Wurst, Salat,<br />
Zwiebeln?“ – „Thorsten, Du bist unser<br />
König.“<br />
14.05: Bahnhofsmission am<br />
Ostbahnhof<br />
Micha und Martina sind inzwischen<br />
wie mit einem großen Schleppnetz<br />
noch zwei weitere Lidl-Supermärkte abgefahren,<br />
einen Coffee Shop am Potsdamer<br />
Platz, einen Plus-Markt, ein<br />
Kaufland. Bei einer Großfleischerei in<br />
Lichtenberg haben sie 105 Kilogramm<br />
Wurstbruch ergattert, sieben Kisten<br />
voll. Dieser Vormittag war eine Reise<br />
durch den Überfluss Berlins, jetzt wartet<br />
das Elend. Die Mission am Ostbahnhof<br />
ist viel kleiner als die am Zoo, gerade<br />
eine Handvoll Leute finden in den<br />
Räumen unterm S-Bahn-Bogen Platz.<br />
Wird der Andrang zu groß, darf man<br />
höchstens eine halbe Stunde bleiben.<br />
Müde Gesichter beugen sich über<br />
heißen Tee. Wenn ein Zug einrollt, zittern<br />
die Tassen. In einem besenkammergroßen<br />
Büro sitzt die Leiterin. Sie<br />
sagt, dass die Armut größer werde.<br />
Nicht nur Obdachlose kämen jetzt her<br />
– auch Leute aus der Nachbarschaft, die<br />
außer ihrer Miete nichts mehr bezahlen<br />
könnten. Jugendliche, Arbeitslose, ganze<br />
Familien. Und dann die Verlorenen,<br />
die jeder Bahnhof anschwemmt – die<br />
aus dem ganzen Land.<br />
14.15: Ebbe und Flut<br />
Immer wieder die gleiche Geschichte.<br />
Kinder, die kein funktionierendes Elternhaus<br />
haben. Die zu Hause nichts zu essen<br />
bekommen. Die deshalb in Einrichtungen<br />
wie den Mädchentreff „Ebbe<br />
und Flut“ am Prenzlauer Berg gehen, wo<br />
sie ein paar Stunden Geborgenheit und<br />
eine warme Mahlzeit finden. Sozialstation<br />
als Ersatzfamilie, die „Tafel“ als<br />
Esstischersatz. Wie arm Berlin ist! Wer<br />
es wirklich wissen will, soll diese Tour<br />
machen; einmal reicht.<br />
14.20: Fahrt nach Kreuzberg<br />
Dass Martina zur „Tafel“ kam, war eine<br />
Strafe. Weil sie ein paar Geldbußen wegen<br />
zu schnellen Fahrens nicht bezahlen<br />
konnte, wurde sie zu 100 Stunden<br />
ehrenamtlicher Arbeit verurteilt, damals<br />
vor fünf Jahren. Es hat ihr so gut gefallen,<br />
dass sie geblieben ist. Sie fährt gern<br />
Auto, und sie sieht gern die Freude in<br />
den Mienen der Leute, denen sie zu essen<br />
bringt. Micha ist gelernter Stuckateur<br />
und zog vor sechs Jahren aus Bayern<br />
nach Berlin. „Hätte ich lieber nicht<br />
machen sollen. Hier gibt es keine Arbeit.“<br />
Micha lebt von Arbeitslosenhilfe,<br />
Martina von Sozialhilfe.<br />
14.45: SKA, Dresdener Straße<br />
So ungefähr muss es sein, wenn ein<br />
Hilfskonvoi der UNO in einem afrikanischen<br />
Hungergebiet eintrifft. Erst<br />
schlurft nur ein einzelner gebeugter<br />
Mann in Jeansjacke zu dem weißen<br />
Auto vor der Tür, doch schon bald sind<br />
Martina und Micha umringt von gesti-<br />
9
<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />
kulierenden Gestalten, die ihre Hände<br />
nach den Lebensmitteln ausstrecken.<br />
Das SKA (Streetwork – Koordination –<br />
Akzeptanz) in Kreuzberg ist ein Kontaktladen<br />
für Drogenabhängige. „Hallo<br />
Leute! Kein Konsum, keine Spritzen in<br />
den Hauseingängen der Nachbarschaft.<br />
Danke“, steht auf einem großen Plakat.<br />
Fast nur Männer sitzen in dem verqualmten<br />
Lokal. Es sind Männer, denen<br />
man ansieht, dass sie die meiste Zeit<br />
des Tages auf einem anderen Planeten<br />
verbringen. Leere Blicke aus roten Augen,<br />
abgezehrte Gesichter mit tiefen<br />
Gräben, wie gemeißelt, wo normalerweise<br />
Falten wären. Ein paar junge Türken<br />
spielen in einer Ecke Backgammon,<br />
ein Mann liest Zeitung, aber die<br />
meisten drängen sich lärmend um die<br />
Kisten mit den Lebensmitteln. „Tomaten,<br />
Tomaten“, ruft jemand. Ein alter<br />
türkischer Mann untersucht ein tiefgefrorenes<br />
Brot, befühlt es mit rissigen<br />
Fingern, schlägt mit der Faust dagegen,<br />
klopft sich schließlich ratlos damit an<br />
den Kopf.<br />
15.25: Frauenhaus<br />
Das silberne Schild an der Einfahrt am<br />
Kottbusser Damm nennt nur einen kurzen<br />
Namen, nicht, was es damit auf sich<br />
hat. Dafür wird es Gründe geben. Es ist<br />
ein Frauenhaus, 30 Frauen und Kinder<br />
haben sich hierher gerettet. Micha und<br />
Martina wissen, dass sie nach dem Klingeln<br />
lange warten müssen, die Wohnungen<br />
liegen im vierten Stock, der Fahrstuhl<br />
ist kaputt. Aber wenn sie die Kisten<br />
mit den Lebensmitteln einfach vor<br />
der Tür stellten, wären sie schnell weg.<br />
Das Restaurant in einem der Hinterhöfe<br />
wirbt für sein Mittagsbüfett: „Essen<br />
so viel Sie wollen!“<br />
16.00: Heilsarmee<br />
„Du bist zu spät. Wir waren schon einkaufen“,<br />
witzelt der Koch. Thorsten trägt<br />
die letzte Kiste Blumenkohl durch das<br />
„Café Treffpunkt“ in der Kuglerstraße.<br />
An schmalen Tischen mit bunten Dekken<br />
sitzen stille Menschen und nippen<br />
an ihrem Kaffee. Sie warten auf die<br />
warme Mahlzeit, die die Heilsarmee jeden<br />
Abend serviert. Im Aquarium in<br />
der Ecke dümpeln Guppies. Ein alter<br />
Mann im Holzfällerhemd schaut aus<br />
dem Fenster, regungslos. „Wie eine Familie“,<br />
hat jemand mit Filzstift in einen<br />
Bilderrahmen geschrieben.<br />
10<br />
16.23: Krishna-Tempel<br />
Der Hare-Krishna-Mensch muss ein<br />
kleines Glöckchen läuten, bevor er den<br />
Altar im Keller des Hinterhauses an der<br />
Kastanienallee öffnen darf. So will es<br />
die Krishna-Gemeinde, Thorstens letzter<br />
Abnehmer auf der heutigen Tour. Die<br />
Krishnas verwenden Obst und Gemüse<br />
nicht für sich selbst – jeden Samstag<br />
veranstalten sie ein Fest. Knapp 50<br />
Gäste quetschen sich dann im Kellertempel<br />
vor dem Altar. „Aus allen sozialen<br />
Schichten“, sagt der Krishna-Mann.<br />
Manche kommen, weil sie sich für Hare<br />
Krishna interessieren. Viele kommen,<br />
weil sie Hunger haben.<br />
16.50: Pomp, Duck and Circumstance,<br />
Möckernstraße<br />
Manchmal, nach großen Veranstaltungen,<br />
gibt es tatsächlich Ente zu holen<br />
bei dem Restaurant-Theater. Das ist gut,<br />
weil die Supermärkte meist nur Schweinefleisch<br />
abzugeben haben und viele „Tafel“-Kunden<br />
Muslime sind. Außerdem<br />
haben sie hier die besten selbstgemachten<br />
Brötchen der Stadt, meint Micha.<br />
Aber heute ist ein schlechter Tag. „Die<br />
Berliner Tafel“, ruft Martina durch den<br />
Hintereingang. Und von innen antwortet,<br />
nach einer Pause, eine weibliche Stimme:<br />
„Oh, heute habe ich nichts für Sie.“<br />
17.00: Zentrale Schöneberg<br />
Feierabend. Siebeneinhalb Stunden liegen<br />
hinter Thorsten, als er den Motor<br />
des Kastenwagens abstellt. Ob er sich<br />
trotz aller Freude am Ehrenamt nach<br />
einem richtigen, einem bezahlten Job<br />
umsieht? Thorsten überlegt. Er bemühe<br />
sich, sagt er dann. „Aber wenn ich einen<br />
kriege, bleibe ich trotzdem bei der
1. Preis<br />
Wollen Sie damit sagen, dass in unserer<br />
Stadt Schulkinder hungern?<br />
Ja, und es nimmt zu. Es gibt drei Gruppen<br />
Kinder in Berlin: Gut ernährte. Fehlernährte<br />
– das sind oft die, die fett sind.<br />
Und unterernährte.<br />
Klingt nach Nachkriegszeit und Dritter Welt...<br />
Wenn ein Kind permanent Hunger hat,<br />
weil es zu Hause nichts oder deutlich zu<br />
wenig zu essen bekommt, würde ich es<br />
als unterernährt bezeichnen. Wir beliefern<br />
seit zwei Jahren zwölf Berliner<br />
Grundschulen, alle in Neukölln, Wedding<br />
und Moabit, und es waren Eltern<br />
und Lehrer, die sich an uns wandten.<br />
Sie hatten Kinder, die ständig den Unterricht<br />
störten, alles half nichts, sie gingen<br />
der Sache nach und stellten fest, dass<br />
diese Kinder schlichtweg dauerhaft Hunger<br />
hatten. Es gibt viele Kinder, die kennen<br />
gar keine Mahlzeit mehr – nur noch<br />
Zeug, das man sich am Kiosk kauft. In<br />
vielen Familien wird nur noch ein, zwei<br />
Mal die Woche gekocht.<br />
Da hilft aber eine Kiste Obst wenig.<br />
Im März eröffnen wir ein Kinder- und<br />
Jugendrestaurant in Kreuzberg, in der<br />
Methfesselstraße. Da wollen wir regelrechte<br />
Frühstückstüten ausgeben, mit<br />
Broten, Obst und Getränk. Damit diese<br />
Kinder überhaupt etwas zu essen bekommen<br />
und damit sie wieder den Umgang<br />
mit vernünftiger Ernährung lernen.<br />
„,Tafel‘“. Dann fahre ich abends, mit<br />
meinem Privatauto.“<br />
Interview: In Berlin hungern Kinder.<br />
Und es werden mehr<br />
Berliner Illustrirte Zeitung: Die „Tafel“ – war<br />
das Ihre Idee?<br />
Sabine Werth: Die Idee entstand vor elf<br />
Jahren. Wir waren damals ein Frauenverein<br />
und wollten etwas tun, um den<br />
Armen hier in Berlin zu helfen.<br />
Also eine Idee aus Berlin?<br />
Nicht ganz. Eine von uns hatte in der<br />
Zeitung etwas über „City Harvest“ gelesen,<br />
das war das Vorbild in New York.<br />
Wir sagten uns, eine amerikanische<br />
Idee, die drüben funktioniert, lässt sich<br />
problemlos nach Deutschland übertragen,<br />
das wissen wir Deutschen nur zu<br />
gut. Aber wir in Berlin waren die ersten,<br />
die das in Deutschland gemacht haben.<br />
Seither haben viele unsere Idee übernommen.<br />
Es gibt heute die „Tafel“ in<br />
350 deutschen Städten.<br />
Was tun Sie genau?<br />
Wir sammeln Monat für Monat 150<br />
Tonnen Lebensmittel. Das schaffen rund<br />
200 ehrenamtliche Mitarbeiter – ganz<br />
unterschiedliche Menschen. Arbeitslose,<br />
Angestellte, Selbstständige, Rentner,<br />
Hausfrauen. Wenn Grüne Woche<br />
ist oder ähnliches, werden es auch mal<br />
200 Tonnen. Die holen wir bei Bäckereien,<br />
Supermärkten, Großmärkten und<br />
Kantinen ab und verteilen sie an rund<br />
360 soziale Einrichtungen in der Stadt.<br />
Wir versorgen also 15 000 Menschen<br />
täglich mit Essen, darunter ein Viertel<br />
Kinder und Jugendliche.<br />
Wir haben gehört, es ginge der „Tafel“ selbst<br />
nicht gut.<br />
Im letzten Jahr hatten wir noch genau<br />
360 Euro auf dem Konto. Das löste eine<br />
Spendenwelle aus: allein 65 000 Euro<br />
im letzten halben Jahr. Aber es kann<br />
jederzeit wieder eng werden. Darum<br />
wollen wir eine Berliner-Tafel-Stiftung<br />
gründen, um unserer Arbeit eine halbwegs<br />
verlässliche Basis zu geben. Wir<br />
dümpelten jahrelang bei 300 Mitgliedern<br />
herum, jetzt sind es knapp 550.<br />
Jedes Mitglied zahlt mindestens 2,75<br />
Euro monatlich, das jüngste ist neun<br />
Jahre alt, es heißt Leon und zahlt die<br />
2,75 Euro von seinem Taschengeld.<br />
Wenn wir noch 250 Mitglieder mehr<br />
hätten, wäre unsere Arbeit gesichert.<br />
Auch Stiftungskapitalgeber sind herzlich<br />
willkommen.<br />
Das Gespräch führte Wolfgang Büscher<br />
11
<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />
2. Preis<br />
Andreas Speen<br />
Schulprojekt Burkina Faso<br />
Rheinische Post, 2. Juli 2004<br />
Ach, die Jugend! Sie konsumiert viel,<br />
setzt sich aber für nichts ein. Oft wird<br />
ihr das vorgehalten, teils trifft das zu,<br />
doch geht es auch anders. Jugendliche<br />
aus dem Kreis Viersen reisten in<br />
eines der ärmsten Länder der Welt.<br />
Fenster putzen – gegen die Not<br />
Schüsse fallen. Erschreckt zuckt Jana<br />
zusammen. Nochmal hört die Schülerin<br />
aus Willich, wie Schüsse fallen. In ihrer<br />
Nähe. Dann sieht sie Menschen, in bunte<br />
Umhänge gekleidet, im Spalier am<br />
Straßenrand stehen. Sie klatschen, weil<br />
Jana und andere Schüler aus Deutschland<br />
sich ihrem Dorf nähern, das in<br />
Zogoré liegt, einer Provinz in Burkina<br />
Faso. Gesamtschüler und Gymnasiasten<br />
zweier Schulen im Kreis Viersen wollen<br />
dem Collège des westafrikanischen<br />
Dorfs helfen, während ihre Schulkameraden<br />
frei haben. Mehrere Jahre haben<br />
sich zehn Schüler auf die Reise in eines<br />
der ärmsten Länder der Welt vorbereitet.<br />
Dass für sie Salut aus alten Vorderladern<br />
geschossen wird, überrascht sie<br />
trotzdem.<br />
In den Monaten vor dem Flug nach<br />
Ouagadougou, der Hauptstadt, waren<br />
die Schüler des St. Bernhard Gymnasiums<br />
an vielen Stellen zu finden, immer<br />
dort, wo sich Geld verdienen ließ.<br />
„Wir haben uns sogar von Eltern ersteigern<br />
lassen“, berichtet Jan Schöwerling.<br />
Und der 16-Jährige ergänzt: „Gegen Geld<br />
haben wir Autos gewaschen, Keller entrümpelt<br />
oder Fenster geputzt.“ So finanzierten<br />
sie die Reisekosten, die Sponsoren<br />
noch abmilderten. 500 Euro zahlte<br />
jeder Schüler aber immer noch aus eigener<br />
Tasche. „So eine Erfahrung ist es<br />
wert, andere Dinge dafür zurückzustellen“,<br />
sagt Dirk Gunnemann. Überhaupt<br />
sei es keine Last gewesen, für diese<br />
Reise zu arbeiten, immerhin hätten alle<br />
das Land sehen und dort helfen wollen.<br />
Eselskarren kreuzen auf der Straße vom<br />
Flughafen ins Hotel, ein funkelnder<br />
Mercedes parkt am Rand. In Wellblechhütten<br />
treiben Männer Handel. Andere<br />
Häuser gibt es kaum. „Ich erinnere mich<br />
an einen gläsernen Palast, das Finanzzentrum,<br />
das richtig ins Auge stach“,<br />
erzählt Jana Lüdtke später. „Auf der<br />
kurzen Strecke habe ich so viele Eindrücke<br />
gesammelt, ich hätte Tage gebraucht,<br />
um die zu verarbeiten.“ Zeit<br />
dazu sollte die 17-Jährige vorerst nicht<br />
bekommen.<br />
Unbekannter Kontinent<br />
Projekte stehen an, Gespräche und<br />
Schulbesuche. „Obwohl wir an unserer<br />
Schule eine Afrika-AG haben, haben<br />
wir vor Ort gemerkt: Wir wissen doch<br />
nur wenig über den Kontinent“, sagt<br />
Ben Asdonk. Er unterrichtet in Willich<br />
an der Robert-Schuman-Gesamtschule<br />
und leitet die Arbeitsgemeinschaft.<br />
„Dieses Unwissen wollen wir ändern“,<br />
hatten Asdonk und seine fünf Schüler<br />
12
2. Preis<br />
vor der Reise ebenso beschlossen wie<br />
die fünf Gymnasiasten und ihre Lehrer,<br />
Franz Arnoldy und Hans-Josef Speen.<br />
Letztlich hatte Jana für alle gesprochen:<br />
„Unter allen Kontinenten kann ich mir<br />
etwas vorstellen – nur nicht unter Afrika.“<br />
Und deshalb fragen Kirsten Jensen<br />
und Wibke Grzonka alle Schüler, die<br />
sie in diesen Tagen in Burkina kennen<br />
lernen, wovon sie träumen und wie sie<br />
leben. In Deutschland wollen sie die<br />
Ergebnisse ihrer Befragung im Pädagogik-Leistungskurs<br />
vorstellen. Ein Schüler<br />
schrieb auf, er träume davon, reich<br />
zu werden. Eine Million Münzen besäße<br />
er gerne in seiner Landeswährung,<br />
was rund 1600 Euro wären. „Erstaunlich“,<br />
sagt Dirk Gunnemann. Der 17-<br />
Jährige schüttelt den Kopf, als ihm<br />
langsam bewusst wird, wie unterschiedlich<br />
„Reichtum“ definiert werden kann.<br />
Andere Burkinabé berichten aus ihren<br />
Familien, dass drei Personen in einem<br />
Zimmer schlafen, teils auch 15. „Familien<br />
können aus bis zu 120 Menschen<br />
bestehen, die in einem Haushalt leben“,<br />
lernt Wibke Grzonka und erfährt,<br />
dass „meist viele kleine Hütten wie in<br />
einer kleinen Festung, der Konzession,<br />
gebaut sind.“<br />
Schockiert reagieren vor allem die<br />
deutschen Schülerinnen, als sie sich<br />
über die Beschneidung von afrikanischen<br />
Mädchen kundig machen. Gerade<br />
weil sie die Beschreibungen von<br />
Waris Dirie, einem Model aus Somalia,<br />
aus deren Roman „Wüstenblume“ kennen,<br />
sprechen Jana Lüdtke und Katharina<br />
Merks den König von Yatenga darauf<br />
an. Er regiert die Provinz, in der sie<br />
sind. Er müsste es wissen. „Das Thema<br />
hat uns am meisten berührt“, sagt Jana.<br />
Aber der König wimmelt ihre Frage<br />
schnell ab (Weltweit leben 150 Millionen<br />
verstümmelte Frauen, jährlich kommen<br />
zwei Millionen hinzu). An einem<br />
anderen Tag sehen die Schülerinnen<br />
ein Mädchen, das traurig wirkt. Kirsten<br />
Jensen fragt die Acht-, vielleicht Zehnjährige,<br />
was mit ihr sei. „Sie hat nichts<br />
gesagt, nur den Rock gehoben und gezeigt,<br />
dass sie beschnitten wurde.“ Wibke<br />
und Jana reden über dieses Erlebnis<br />
erst nach einiger Zeit.<br />
Geprägt von dieser Reise kehren die<br />
Schüler zurück – und haben gelernt.<br />
Kirsten Jensen und Katharina Merks<br />
überlegen, nach dem Abi ein soziales<br />
Jahr in Afrika zu leisten. Jana Lüdtke<br />
will ihre Erfahrung an andere Schüler<br />
weiter geben, erzählen und Diavorträge<br />
halten, genauso wie Jan Schöwerling.<br />
Tatjana Weber, die körperbehindert ist<br />
und im Rollstuhl reiste, hat sich geschworen,<br />
eines nie zu vergessen: „Die<br />
Menschen, die ich in Zogoré traf, waren<br />
Überlebenskünstler.<br />
Sie scheuten sich nicht, aus dem etwas<br />
zu fertigen, das wir wegwerfen würden.“<br />
Sie hatte einen Mann beobachtet,<br />
der Plastiktaschen zerriss, um daraus<br />
Seile zu flechten. Einen anderen sah die<br />
18-Jährige, der Schmuckkästchen aus<br />
Abflussrohren bastelte: „Diese Menschen<br />
sind trotz der Armut herzlicher<br />
als die Menschen hier zu Lande.“<br />
Fortsetzen werden die Lehrer beider<br />
Schulen das Projekt. Die Gesamtschule<br />
schloss während der Reise eine Schulpartnerschaft<br />
mit dem einzigen Collège<br />
in Zogoré. Weniger offiziell wollen die<br />
Gymnasiasten ihre Schülerpartnerschaft<br />
pflegen. Bald schon werden die Schüler<br />
erneut losziehen und Spenden sammeln,<br />
so wie sie es vor der Reise taten –<br />
bei Schwimmaktionen, einer Wohltätigkeitswanderung<br />
oder auf Trödelmärkten,<br />
wo die Gesamtschüler Möbel und<br />
Spielsachen verkauften.<br />
Zeitgleich hatten die Gymnasiasten bei<br />
fast jedem Anlass über Jahre hinweg<br />
Würstchen angepriesen. Nicht irgendwelche,<br />
sondern solche, die sie auf einem<br />
Solarkocher garten, auf dem auch<br />
die Schüler des Collège in Zogoré, das<br />
in der unwirtlichen, nur an Sonne reichen<br />
Sahelzone liegt, meist ihr Mittagessen<br />
zubereiten. Nur solche Aktionen<br />
brachten das Geld, um Solarkocher<br />
und Tore für die Schule in Zogoré zu<br />
kaufen.<br />
Info<br />
Land der Aufrichtigen<br />
Burkina Faso, der Staatsname bedeutet<br />
Land der Aufrichtigen. Die Republik<br />
besteht seit 1960. Vor 18 Jahren gab es<br />
einen Putsch, doch wurde Präsident<br />
Blaise Compaore später bei Wahlen<br />
legitimiert. im 274190 Quadratkilometer<br />
großen Land leben 12114 Millionen<br />
Burkinabé.<br />
Das Bevölkerungswachstum liegt bei<br />
2,4% (BRD: 0,2), wobei die Geburtenziffer<br />
bei 4,4% (0,9) und die Sterbeziffer<br />
bei 1,9% (1,1) liegen; bei 6,5% liegt die<br />
HIV/Aids-Rate. Männer sterben durchschnittlich<br />
mit 47 (74,5), Frauen nach 49<br />
Jahren (80,6). 67% der Männer und<br />
87 % der Frauen sind Analphabeten. Mit<br />
einem Pro-Kopf-Einkommen um 200<br />
US-Dollar zählt Burkina Faso zu den<br />
ärmsten Ländern der Welt. In der Sahelzone<br />
gelegen, leidet es oft unter Dürre.<br />
Hindernisse sind geringe Ressourcen,<br />
die Binnenlage, Misswirtschaft, Korruption.<br />
13
<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />
3. Preis<br />
Kristina Maroldt<br />
Themenseite „Helfer im Hintergrund“<br />
Sächsische Zeitung, 15. August 2004<br />
Helfer im Hintergrund<br />
Ehrenamtliche. Ohne sie wäre die<br />
Kulturlandschaft ärmer. Eine Reise<br />
zu denen, die man selten wahrnimmt,<br />
aber immer öfter braucht.<br />
Wahrscheinlich begann es im Oktober<br />
1955. Damals, als Martin Hoffmann<br />
seine U-Bahn-Tickets nicht wegwarf,<br />
sondern als Erinnerung aufbewahrte.<br />
Genau wie die Blechtasse, die er noch<br />
bei sich trug. Denn das, was mit diesen<br />
Gegenständen zusammenhing, wollte<br />
der 25-jährige Oederaner nicht vergessen.<br />
Nicht, weil es besonders schön gewesen<br />
wäre, im Gegenteil: Martin Hoffmann<br />
hatte wegen seines Einsatzes gegen<br />
willkürlichen Verhaftungen in seinem<br />
Heimatort vier Jahre im Arbeitslager<br />
Workuta verbracht, bis zur von<br />
Adenauer arrangierten Freilassung der<br />
Gefangenen. Die Moskauer Fahrkarten<br />
waren seine ersten Tickets auf dem<br />
Rückweg in die Freiheit. Heute liegen<br />
sie gemeinsam mit einer Unzahl an Artikeln,<br />
Plakaten, Büchern zum Thema<br />
Menschenrechte in einem Raum in<br />
Oederan. „Zeitzeugenmuseum“ hat<br />
Martin Hoffmann seine seit 1955 angesammelte<br />
Privatdokumentation genannt<br />
– eine Aufarbeitung der eigenen<br />
Vergangenheit.<br />
Aber auch ein Archiv, das öffentlich zugänglich<br />
ist. Eintritt verlangt Hoffmann<br />
nicht, er betreibt das Museum ehrenamtlich.<br />
Dafür wird er demnächst vom<br />
sächsischen Kunstministerium geehrt,<br />
zusammen mit 20 anderen, die kostenlos<br />
in und für Museen arbeiten.<br />
30 Prozent der Sachsen engagieren sich<br />
ehrenamtlich – nicht nur während der<br />
Flut vor zwei Jahren. Das ist mehr als in<br />
allen anderen ostdeutschen Bundesländern.<br />
Rund 16 Prozent davon sind wie<br />
Martin Hoffmann im Kulturbereich aktiv.<br />
Sie gründen Museen, führen durch<br />
Ausstellungen, beaufsichtigen Bibliotheken,<br />
leiten Chöre. Meist sind sie wie<br />
Hoffmann Rentner, immer öfter finden<br />
sich aber auch Arbeitslose unter ihnen,<br />
die eine sinnvolle Tätigkeit und soziale<br />
Kontakte suchen. Die Zahlen stammen<br />
noch aus einer Studie von 1999, derzeit<br />
wird im Auftrag der Bundesregierung<br />
an einer neuen gearbeitet. Und wahrscheinlich<br />
wird darin gerade der Anteil<br />
der Kulturhelfer höher ausfallen. Denn<br />
trotz der langen Tradition bürgerschaftlichen<br />
Kulturengagements – das Interesse<br />
von Kultureinrichtungen an den<br />
Ehrenamtlichen wurde erst in letzter<br />
Zeit so richtig geweckt.<br />
Der Grund hierfür leuchtet einem schon<br />
von weitem entgegen, wenn man die<br />
Gallerie des Neuen Sächsischen Kunstvereins<br />
in Dresden besucht. Drei der<br />
ins Fensterglas gravierten Förderer-Na-<br />
14
3. Preis<br />
men, sind mit roten Kreuzen überklebt<br />
– von dort kommen keine Gelder mehr.<br />
Damit reiht sich der Verein in die ständig<br />
wachsende Gruppe jener Einrichtungen,<br />
die wegen ausfallender Subventionen<br />
nach neuen Wegen suchen müssen,<br />
um ihr Angebot zu sichern.<br />
Hinter dem Fenster steht Ute Brückner<br />
und schenkt Saft an Vernissage-Gäste<br />
aus. Ohne sie und acht andere kunstinteressierte<br />
Dresdnerinnen, die ehrenamtlich<br />
für die regelmäßige Öffnung der<br />
Gallerie sorgen, wäre die Ausstellung<br />
nicht möglich. Eine bezahlte Aufsicht<br />
kann sich der Verein nicht leisten. Ute<br />
Brückner wiederum macht die Arbeit<br />
Freude. „Ich komme mit Künstlern und<br />
Besuchern ins Gespräch, lerne viel über<br />
moderne Malerei“, sagt die 61-Jährige.<br />
Als sie noch als Lehrerin gearbeitet habe,<br />
sei ihre Liebe zur Kunst zu kurz gekommen.<br />
„Jetzt im Vorruhestand kann ich<br />
endlich machen, was mich interessiert.“<br />
„Selbstverwirklichung“ und „Spaß“ sind<br />
die meistgenannten Motive heutiger Ehrenamtlicher.<br />
„Engagierten Individualismus“<br />
nennen Soziologen die neue Art<br />
von Nächstenliebe, die sich vor allem am<br />
persönlichen Interesse orientiert. Die Institutionen,<br />
für die Leute wie Ute Brückner<br />
arbeiten, profitieren wiederum von<br />
der Leidenschaft, mit der sich solche<br />
Helfer auf ihre Aufgabe stürzen.<br />
Eine perfekte Symbiose. Doch die kann<br />
auch Schattenseiten haben. „Wenn die<br />
Politik das Ehrenamt missbraucht, um<br />
Subventionen streichen zu können, wird<br />
es gefährlich“, sagt Achim Dresler, stellvertretender<br />
Direktor des Chemnitzer<br />
Industriemuseums. „Man muss das richtige<br />
Verhältnis von haupt- und ehrenamtlichen<br />
Mitarbeitern finden, sonst<br />
sinkt das Niveau.“ Dresler weiß, wovon<br />
er spricht. Sein Museum beschäftigt<br />
rund 100 Ehrenamtliche. Zum Beispiel<br />
den Monteur Joachim Pöschmann, ohne<br />
den die alte Handschuhmaschine<br />
nicht vorgeführt werden könnte. Denn<br />
außer ihm weiß keiner mehr, wie sie<br />
funktioniert. Der 64-jährige Rentner<br />
übernahm die Wartung „aus Liebe zur<br />
Kunst“. Und genießt den Kontakt zu<br />
anderen Maschinenfans.<br />
Um ihn und die anderen Ehrenamtlichen<br />
kümmern sich im Industriemuseum<br />
vier hauptamtliche Mitarbeiter. Sie<br />
organisieren die Diensteinteilung, arbeiten<br />
neue Helfer ein, veranstalten Fortbildungen.<br />
„Freiwilligenmanagement“<br />
heißt das in Fachkreisen. Und es ist leider<br />
in vielen Kultureinrichtungen noch<br />
ein Problem. Oft weil die Hauptamtlichen<br />
Angst haben, von den Ehrenamtlichen<br />
ersetzt zu werden und ihnen deshalb<br />
mit Misstrauen begegnen.<br />
Ergänzung statt Verdrängung lautet<br />
deshalb die Parole, die nicht nur Achim<br />
Dresler, sondern auch die örtlichen<br />
Freiwilligenbörsen ausgeben. „Manches<br />
können Ehrenamtliche einfach nicht<br />
übernehmen, etwa die Planung einer<br />
Ausstellung“, sagt Winfried Ripp von<br />
der Bürgerstiftung Dresden. Doch sie<br />
könnten durch Zusatzleistungen, wie<br />
Führungen oder Musseumsshops, die<br />
Einrichtung fürs Publikum attraktiver<br />
machen – und damit letztlich auch die<br />
Jobs der Hauptamtlichen sichern helfen.<br />
Die Bindung von Ehrenamtlichen an<br />
„ihren“ Kulturbetrieb liegt deshalb im<br />
Interesse aller Beteiligten. Sympathiepunkte<br />
sammeln Einrichtungen dabei<br />
zum einen durch eine sorgfältige Betreuung<br />
wie im Industriemuseum, doch<br />
auch eine regelmäßige Anerkennung<br />
der Leistung schafft gute Stimmung.<br />
Zum Beispiel durch Instrumente wie<br />
den Dresdner Ehrenamtspass, der dem<br />
Inhaber viele Vergünstigungen in der<br />
Stadt ermöglicht. Die wirkungsvollste<br />
Anerkennung kann freilich nur von<br />
denen kommen, denen all die Martin<br />
Hoffmanns, Ute Brückners und Joachim<br />
Pöschmanns immer wieder spannende<br />
Kulturerlebnisse ermöglichen. Vom<br />
Publikum selbst. Durch ein Lächeln,<br />
durch einen Gruß oder einfach nur<br />
durch ein „Danke.“ Man sollte es mal<br />
ausprobieren.<br />
Kristina Maroldt<br />
Tipps und Adressen<br />
Freiwilligenbörse, Sie vermitteln Ehrenamtliche<br />
an Einrichtungen:<br />
Chemnitz: Freiwilligenzentrum Chemnitz,<br />
Rembrandtstr. 13a/b, 0911 Chemnitz,<br />
Tel.: (03 71) 6 00 48 60.<br />
Dresden: Treffpunkt Hilfsbereitschaft,<br />
Barteldeplatz 2, 01309 Dresden, Tel.:<br />
(03 51) 3 15 81 20.<br />
Freiberg: Freiwilligenbörse Freiberg,<br />
Paul-Müller-Str. 78, 09599 Freiberg,<br />
Tel.: (0 37 31) 7 65 87.<br />
Görlitz: Pontes-Werkstatt, Fischmarkt 8,<br />
02826 Bautzen, Tel.: (0 35 81) 41 27 33<br />
Leipzig: Freiwilligenagentur Leipzig<br />
e.V., Große Fleischergasse 12, 04109<br />
Leipzig, Tel.: (03 41) 1 49 47 29.<br />
Checkliste für zukünftige Helfer<br />
Bevor man ein Ehrenamt antritt, sollte<br />
man folgende Fragen klären: Aufgabengebiet:<br />
Was genau soll ich tun? Wie<br />
sind die Arbeitszeiten? Einarbeitung:<br />
Wie lange dauert die Einarbeitungszeit?<br />
Wer arbeitet mich ein? Kostenerstattung:<br />
Welche Kosten werden mir erstattet?<br />
Schulungen: Welche Möglichkeiten<br />
gibt es? Wer trägt die Kosten? Versicherungen:<br />
Besteht eine Haftpflicht- und<br />
Unfallversicherung? Abschied: Wie<br />
kann ich meine Tätigkeit beenden?<br />
Kann ich einen Nachweis für meine Arbeit<br />
oder die Schulungen bekommen?<br />
Interview<br />
„Arbeitslosigkeit ist ein Dämpfer“<br />
Analyse. Ehrenamtsexperte Olaf Ebert<br />
über Lust und Frust der Ostdeutschen<br />
am unbezahlten Helfen.<br />
Jeder dritte Deutsche engagiert sich in seiner<br />
Freizeit regelmäßig ehrenamtlich. Im Osten<br />
mit durchschnittlich 28 Prozent allerdings<br />
weitaus seltener als im Westen mit 34 Prozent.<br />
Wieso?<br />
Teilweise liegt das an den unterschiedlichen<br />
Traditionen: Im Westen war die<br />
freiwillige Bindung an Wohlfahrtsverbände<br />
und Kirchen immer sehr stark,<br />
im Osten fand das <strong>Engagement</strong> – abgesehen<br />
vom <strong>Engagement</strong> in Kirchen und<br />
oppositionellen Gruppen – häufig verordnet<br />
und in staatsnahen Organisationen<br />
statt, die es jetzt natürlich nicht<br />
mehr gibt. Ein starker Dämpfer ist aber<br />
auch die hohe Arbeitslosigkeit. Wer um<br />
seinen Job bangt, hat kaum Zeit und<br />
Motivation, sich nebenbei ehrenamtlich<br />
zu engagieren. Und wer bereits arbeitslos<br />
ist, ist frustriert und sieht nicht ein,<br />
wieso er jetzt plötzlich etwas für die Gemeinschaft<br />
tun soll – und dazu noch unbezahlt.<br />
15
<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />
Dabei hätten Arbeitslose doch am ehesten<br />
Zeit dafür...<br />
Ja, aber gerade Langzeitarbeitslose haben<br />
oft nicht die sozialen Netzwerke,<br />
die sie an ein <strong>Engagement</strong> heranführen<br />
könnten, etwa Kollegen, die sie zum<br />
Verein mitnehmen. Zum Glück haben<br />
die ostdeutschen Freiwilligenagenturen<br />
aber einen recht guten Draht zu den<br />
Arbeitslosen und können ihnen vermitteln,<br />
dass ein Ehrenamt aus der gesellschaftlichen<br />
Isolation heraushelfen und<br />
Brücken in die Erwerbstätigkeit bauen<br />
kann.<br />
Wodurch könnte man die Lust am Ehrenamt<br />
sonst noch wecken?<br />
Durch bessere Rahmenbedingungen:<br />
Dazu gehören ein umfassender Versicherungsschutz<br />
der Freiwilligen ebenso<br />
wie eine stärkere öffentliche Würdigung<br />
ihrer Leistung. Die Einrichtungen<br />
selbst sollten für die regelmäßige Weiterbildung<br />
ihrer Ehrenamtlichen sorgen.<br />
Außerdem muss das Ehrenamt<br />
selbst noch flexibler gestaltet werden,<br />
zum Beispiel durch eine Ausweitung der<br />
gesetzlichen Freiwilligendienste auf<br />
größere Zielgruppen oder neue Tätigkeitsbereiche.<br />
Das vor drei Jahren eingeführte<br />
Freiwillige Soziale Jahr im<br />
Kulturbereich ist da ein guter Ansatz.<br />
Mitmachen erwünscht<br />
Schnuppertag in Chemnitz<br />
Dresden hat einen, Leipzig hat einen –<br />
und Chemnitz ab diesem Jahr endlich<br />
auch: einen offiziellen stadtweiten Freiwilligentag,<br />
an dem man in verschiedenen<br />
Einrichtungen einen Tag lang völlig<br />
unverbindlich ausprobieren kann,<br />
welche Art von Ehrenamt zu einem<br />
passen könnte. Ein gutes Drittel der<br />
Angebote fürs Probe-Helfen in Chemnitz<br />
kommt von Museen und kulturellen<br />
Vereinen. Wer mag, kann beispielsweise<br />
die Besucher des Schulmuseums<br />
betreuen oder im „Armen Theater“<br />
hinter die Kulissen schauen und bei der<br />
Aufführung mit anpacken. Auch das Industriemuseum,<br />
das Eisenbahnmuseum<br />
und das Spielemuseum lassen Freiwillige<br />
mitarbeiten. Beim Studentensender<br />
Radio UNICC und im Jugendmedienzentrum<br />
Bumerang kann man sein journalistisches<br />
Talent testen. Termin für<br />
das Schnupper- Ehrenamt ist in Chemnitz<br />
der 25. September, Anmeldungen<br />
nimmt Veronika Förster vom Freiwilligenzentrum<br />
Chemnitz bis zum 17. September<br />
unter der Telefonnummer (03<br />
71) 6 00 48 62 entgegen.<br />
Museumsprojekt in Dresden<br />
Literaturfans, die in Dresden das Gartenhäuschen<br />
besichtigen wollen, in dem<br />
Friedrich Schiller 1785 „Don Carlos“<br />
schrieb, suchten bisher vergeblich: Das<br />
„Schillerhäuschen“ ist seit Jahren geschlossen.<br />
Für Öffnung und Ausstellung<br />
fehlen die Mittel. „Eine Schande für<br />
Dresden“, findet Winfried Ripp. Der<br />
Geschäftsführer der Dresdner Bürgerstiftung<br />
entwickelte deshalb einen Rettungsplan,<br />
bei dem er auf die Mithilfe<br />
der Dresdner setzt: Kulturinteressierte<br />
Ehrenamtliche sollen an der Wiedereröffnung<br />
im Mai 2005 und am Betrieb<br />
des Museums beteiligt werden. Derzeit<br />
arbeiten bereits Germanistikstudenten<br />
an einem Ausstellungskonzept, Ripp<br />
sucht aber noch Helfer für die regelmäßige<br />
Öffnung des Hauses und die<br />
Betreuung der Besucher. Wer Interesse<br />
hat, meldet sich bei Bettina Buchmann<br />
unter der Nummer (03 51) 3 15 81 20.<br />
Sie vermittelt auch all jene, die sich ab<br />
2005 im frisch renovierten Stadtmuseum<br />
als Ausstellungsführer oder im Museumsshop<br />
engagieren wollen.<br />
Neubeginn in der Lausitz<br />
Wer sich im Kulturbereich ehrenamtlich<br />
engagieren will und nicht gerade in<br />
einer Großstadt wohnt, hat es oft schwer.<br />
Die Zahl der Kultureinrichtungen ist wesentlich<br />
geringer, außerdem fehlt meist<br />
ein Netzwerk, das interessierte Freiwillige<br />
und Hilfe suchende Institutionen<br />
und Vereine zusammenbringt. In der<br />
Lausitz war das bisher auch so. Aber<br />
nicht mehr lange: Die Görlitzer PON-<br />
TES-Werkstatt „Lernen im bürgerschaftlichen<br />
<strong>Engagement</strong>“ arbeitet gerade<br />
an einer Broschüre, die auflisten soll,<br />
wo und wie sich die Menschen in der<br />
Region Görlitz, im Landkreis Löbau-<br />
Zittau und im Niederschlesischen Oberlausitzkreis<br />
ehrenamtlich betätigen können.<br />
Ende des Jahres soll der Wegweiser<br />
„Bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong><br />
in der Euro-Neiße-Region“ erscheinen.<br />
Wer nicht mehr so lange warten will,<br />
kann auch jetzt schon mit Ursula Wimmert<br />
von der PONTES-Werkstatt Kontakt<br />
aufnahmen (Telefonnummer: (0 35<br />
81) 66 72 34). Von ihr erhält man Adressen<br />
von Kultureinrichtungen, die mit<br />
Ehrenamtlichen zusammenarbeiten,<br />
und kann sich an Projekte vermitteln<br />
lassen.<br />
Verlosung<br />
Die SZ am Sonntag verlost 2 Karten für<br />
den Zweckverband der sächsischen Industriemuseen<br />
(beinhaltet je einen Eintritt<br />
in das Industriemuseum Chemnitz,<br />
das Textilmuseum Crimmitschau, das<br />
Museum Kalkwerk Lengefeld, das Bergwerk<br />
Ehrenfriedersdorf und das Bergbaumuseum<br />
Knappenrode).<br />
Wenn Sie folgende Frage richtig beantworten,<br />
kommt Ihr Name in den Lostopf:<br />
Wie viele Sachsen üben ein Ehrenamt<br />
aus? Bitte schicken Sie eine<br />
Postkarte mit dem Stichwort Ehrenamt<br />
an die SZ am Sonntag, Ostra-Allee 20,<br />
01067 Dresden oder eine E-Mail an<br />
sz.sonntag@dd-v.de. Einsendeschluss<br />
ist der 19. August 2004.<br />
16
Marion-Dönhoff-Förderpreis für junge Journalisten<br />
Marion-Dönhoff-Förderpreis für junge Journalisten<br />
Claudia Sebert<br />
Stricken und Sammeln fürs Allgemeinwohl<br />
Frankenpost, 7. November 2003<br />
Einer für alle<br />
Stricken und sammeln fürs<br />
Allgemeinwohl<br />
„Irgendjemand muss es doch machen“:<br />
Im Raum Naila unterstützen etliche Bürger<br />
ehrenamtlich ihre Stadt<br />
Von Claudia Sebert<br />
Etwas für andere Menschen tun, unentgeltlich,<br />
einfach so, aus Pflichtbewusstsein<br />
vielleicht oder wegen eines stark<br />
ausgeprägten Gemeinschaftssinns –<br />
macht das heutzutage noch jemand?<br />
Ein Rundruf bei den Bürgermeistern im<br />
Raum Naila brachte eine klare Antwort:<br />
Ja. Es gibt noch Menschen, die sich für<br />
die Allgemeinheit einsetzen. In dieser<br />
Geschichte wollen wir anhand von fünf<br />
Beispielen zeigen, wie Bürger gerade in<br />
Zeiten leerer Kassen etwas für die<br />
Städte und Gemeinden bewegen möchten,<br />
in denen sie leben. Ihr Einsatz ist<br />
weit mehr als der berühmte Tropfen auf<br />
den heißen Stein – weil er Mut macht.<br />
Naila – Es ist ein Anblick, der sich<br />
einem heutzutage nur noch selten bietet<br />
und der unweigerlich ein Gefühl von<br />
anheimelnder Gemütlichkeit aufkommen<br />
lässt: Stuhl an Stuhl sitzen 18 ältere<br />
Damen um einen großen Tisch herum<br />
und stricken miteinander. Vor sich<br />
hat jede ein Glas Weißbierbowle stehen.<br />
Ein paar Maschen, dann wird genippt.<br />
Die Stimmung ist ausgelassen,<br />
und herzhaftes Gelächter übertönt das<br />
Klappern der Stricknadeln. „Wir sind<br />
eine große Familie“, erklärt Rita Heller<br />
und legt ihr Handarbeitszeug kurz zur<br />
Seite.<br />
Eine „Familie“, die ein Ziel verfolgt,<br />
nämlich ihre Stadt Lichtenberg finanziell<br />
zu unterstützen. Aus diesem Grund<br />
hat sich 1976 der Verein „Bürgeraktion“<br />
gegründet. In seiner Satzung steht als<br />
Leitmotiv: „Die Stadt allein kann nicht<br />
alles tun. Sie braucht die Mithilfe ihrer<br />
Bürger.“<br />
Genau deshalb treffen sich die Damen<br />
einmal im Monat im Gemeindehaus<br />
zum Stricken. Sie stellen die für den<br />
Frankenwald typischen „Zuddelsocken“<br />
her, die dann in der Lichtenberger Lottostelle<br />
oder bei Märkten verkauft werden.<br />
60 bis 70 Paar finden jährlich Abnehmer,<br />
die zum Teil aus Berlin kommen,<br />
um die besonderen Fußwärmer zu<br />
erstehen. Ein Stand mit Zwiebelkuchen<br />
beim Burgfest und einer mit Gebäck<br />
bei der Kirchweih bringen zusätzlich<br />
Geld in die Vereinskasse – Geld, das<br />
postwendend der Stadt zugute kommt.<br />
Stolz zeigt Vorsitzende Rita Heller eine<br />
Liste mit Projekten, die dank der engagierten<br />
Bürger umgesetzt werden konn-<br />
17
<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />
ten. Sie reicht von der Neueindeckung<br />
des Schlossbergturmes über die Anschaffung<br />
der Weihnachtsbeleuchtung<br />
bis hin zur Sanierung der Rathausfassade.<br />
In den 27 Jahren seit der Gründung<br />
spendierte der Verein 61333 Euro. „Alles<br />
Geld bleibt hier in Lichtenberg und<br />
soll der Allgemeinheit zugute kommen“,<br />
erklärt Rita Heller und bezeichnet den<br />
ungewöhnlichen Einsatz ihrer 60 Mitglieder<br />
als „aktive Heimatpflege“. Dies<br />
sei gerade in Zeiten knapper Kassen<br />
notwendig, weil ja überall gespart werden<br />
müsse. Und so lassen die Damen<br />
an diesem fröhlichen Abend im Gemeindehaus<br />
noch lange ihre Nadeln<br />
klappern, um Masche für Masche „Zuddelsocken“<br />
herzustellen und ihrer Stadt<br />
damit zu helfen.<br />
Genau dieses Ziel verfolgt auch Werner<br />
Schmidt aus Schwarzenbach am Wald –<br />
allerdings auf eine andere Weise. Seit<br />
fünf Jahren bricht er immer im April zu<br />
seiner großen Müllsammel-Tour auf.<br />
Vierzehn Tage lang ist er in den Außenbereichen<br />
von Schwarzenbach unterwegs,<br />
um jeden Schnipsel Papier, jede<br />
weggeworfene Bierdose, jede zerknüllte<br />
Zigarettenschachtel aufzulesen. „Meine<br />
Frau sagt, ich habe eine Krankheit: Ich<br />
kann nichts liegen sehen“, erklärt der<br />
67-jährige Rentner schmunzelnd. Deshalb<br />
hat Werner Schmidt immer eine<br />
Plastiktüte einstecken, wenn er das<br />
Haus verlässt. Nicht selten werde er von<br />
Mitbürgern belächelt, die ihn ungläubig<br />
fragten: „Wieso machst du das? Du<br />
hast den Dreck doch nicht weggeschmissen.“<br />
Aber Werner Schmidt lässt<br />
sich nicht beirren. „Irgendjemand muss<br />
es doch machen“, sagte er. Und so stört<br />
es ihn nicht, dass ihm sein ungewöhnliches<br />
Hobby den Spitznamen „Papierle-<br />
Sammler“ eingebracht hat.<br />
Bei seinen alljährlichen Touren rund<br />
um Schwarzenbach findet er jedoch<br />
weit mehr als nur „Papierle“. Vom kaputten<br />
Zigarettenautomaten über volle<br />
Ölflaschen bis hin zum Auspuff sei<br />
schon alles dabei gewesen, erzählt er.<br />
Die Fundsachen transportiert der Rentner<br />
mit seinem Anhänger nach Hause<br />
und sortiert sie auf seinem Grundstück<br />
in Wertstoff, Rest- und Sondermüll.<br />
Im Rathaus ist man ihm sehr dankbar<br />
für das ehrenamtliche <strong>Engagement</strong>. Anerkennung<br />
zollen ihm aber auch ältere<br />
18<br />
Bürger, die sich über seine Säuberungsaktionen<br />
freuen. „Einmal hat ein Lastwagenfahrer<br />
angehalten und mir fünf<br />
Mark in die Hand gedrückt. Er kam von<br />
auswärts und hat mir gesagt, dass er so<br />
etwas noch nie gesehen hat.“<br />
Werner Schmidt reinigt aber nicht nur<br />
Wald und Wiesen, sondern auch die<br />
Bäche. Als langjähriges Mitglied des Fischereivereins<br />
liegt ihm die Sauberkeit<br />
von Flüssen wie Selbitz, Thiemitz und<br />
Wilde Rodach sehr am Herzen.<br />
Aber auch ein anderer Beweggrund lässt<br />
ihn immer wieder mit seinem Wägelchen,<br />
den Handschuhen und der Greifzange<br />
bewaffnet aufbrechen: „Ich denke<br />
dabei auch an den Fremdenverkehr.<br />
Da wird auf großen Messen Werbung<br />
für uns gemacht und dann kommen die<br />
Leute her und überall liegt der Dreck<br />
herum. Das geht doch nicht. Der Frankenwald<br />
soll sauber sein!“, sagt er. Deshalb<br />
wolle er auch weitermachen, solange<br />
er es gesundheitlich könne. „Man<br />
muss die Stadt doch unterstützen!“<br />
Das dachte sich auch Karsten Asparuchov<br />
aus Naila. In der Frankenpost hatte<br />
er die Artikel über die große Finanznot<br />
der Kommunen verfolgt und sich<br />
spontan entschlossen, etwas zu unternehmen.<br />
Da er wusste, dass das Nailaer<br />
Rathaus dringend neu gestrichen werden<br />
müsste, bot der Malermeister seine<br />
Unterstützung an. Er stellte ein Gerüst<br />
zur Verfügung und ein anderer Bürger –<br />
der anonym bleiben will – spendierte die<br />
Farbe, sodass die Stadtarbeiter loslegen<br />
konnten. Dadurch kamen die Nailaer zu<br />
einer schönen, blauen Rathausfassade,<br />
ohne Geld auszugeben. Normal hätte so<br />
ein Anstrich bis zu 3000 Euro gekostet.<br />
„Da bricht man sich doch keinen Zacken<br />
aus der Krone, wenn man so etwas<br />
macht“, sagt Karsten Asparuchov. Bürgermeister<br />
Frank Stumpf freut sich über<br />
so viel Einsatz. „Es ist anerkennenswert,<br />
wenn jemand auf die Stadt zukommt<br />
und von sich aus Hilfe anbietet“, sagt er.<br />
Leider komme das jedoch selten vor.<br />
Eine weitere Ausnahme findet sich in<br />
dem Selbitzer Ortsteil Dörnthal. Wer<br />
hier durchfährt, dem fällt der Neubau<br />
in der Mitte des Dorfes auf. Doch kaum<br />
einer ahnt, dass es sich dabei geradezu<br />
um ein Symbol, ja ein Denkmal für Bürgereinsatz<br />
handelt. Die Vorgeschichte:<br />
Die Feuerwehr Dörnthal/ Sellanger/ Stegenwaldhaus<br />
hat eine sehr aktive Jugendgruppe<br />
mit zehn Mitgliedern. Doch<br />
es gab bis jetzt keinen Raum, wo der<br />
Unterricht für die jungen Leute stattfinden<br />
konnte. Außerdem wurde die Garage,<br />
in der das Feuerwehrauto, die Geräte<br />
und die Uniformen gelagert sind, viel<br />
zu eng. So entstand vor zwei Jahren die<br />
Idee, ein Feuerwehrhaus anzubauen.<br />
Doch wie sollte das finanziert werden,<br />
wenn die Stadtkasse leer ist? „Die Feuerwehren<br />
sind wichtig, weil sie in den<br />
Dörfern Kulturträger sind und viel für<br />
die Jugend leisten. Doch man muss alle<br />
gleich behandeln und in Zeiten leerer<br />
Kassen, kann man unmöglich 20000<br />
Euro aufbringen“, sagt Bürgermeister<br />
Klaus Adelt.<br />
Auf diese Summe kamen die Feuerwehrleute<br />
bei ihren Plänen fürs Haus.<br />
Das war aber nur der Preis für das Material,<br />
denn von Anfang an stand fest:<br />
„Wir helfen uns selbst und machen alles<br />
in Eigenleistung“, erklärt Kommandant<br />
Norbert Honheiser.<br />
Weil die Stadt aber auch diese – für<br />
einen Neubau mit Glockenturm – sehr<br />
niedrige Summe nicht aufbringen konnte,<br />
kam Feuerwehrmitglied Rüdiger<br />
Strobel auf eine ungewöhnliche Idee.<br />
Er lieh der Stadt das Geld, das sie, laut<br />
Adelt, zu sehr guten Konditionen zurückzahlen<br />
kann.<br />
Seit September arbeiten die 27 Aktiven<br />
der Feuerwehr nun nonstop an ihrem<br />
neuen Haus – auch die Jugendlichen<br />
packen kräftig mit an. Schließlich werden<br />
sie sich ab Mai, wenn alles fertig<br />
sein soll, in diesem Raum treffen können.<br />
Überhaupt soll das kleine Haus<br />
eine Art Gemeindezentrum für das<br />
Dorf werden, in dem von der Wahl bis<br />
zur Weihnachtsfeier alles stattfinden<br />
kann. „Wir haben uns nicht gefragt, was<br />
kann die Stadt für uns tun“, erklärt Rüdiger<br />
Strobel und Kommandant Honheiser<br />
ergänzt: „Wir wollten nicht nur<br />
fordern, sondern aktiv eingreifen.“<br />
Diese Einstellung freut natürlich den<br />
Bürgermeister. Was hier in Dörnthal geleistet<br />
werde, sei vorbildlich und vor allem<br />
für die Jugendlichen wichtig. „So<br />
können sie eine Beziehung zum Ort<br />
aufbauen und ein Gefühl dafür bekommen,<br />
wo sie hingehören.“
Serienpreis<br />
Ein solches Gefühl kennen die Bürger<br />
aus dem Bad Stebener Ortsteil Carlsgrün<br />
sehr gut – zumindest die vom<br />
Stammtisch „Maibaum“. Die 63 Mitglieder<br />
wollen nämlich nicht nur zusammensitzen,<br />
plaudern und ihr Bierchen<br />
trinken, sondern auch etwas für die Allgemeinheit<br />
tun. Deshalb begannen sie<br />
1979 damit, einen Spielplatz zu errichten.<br />
Zuerst stellten die Männer selbst<br />
Geräte her, die sie jedoch sofort wieder<br />
abbauen mussten, weil der TÜV es<br />
nicht zuließ. Doch das entmutigte sie<br />
nicht – sie kauften neue.<br />
Mittlerweile haben sie für weit mehr als<br />
5000 Euro Wippe, Schaukel, Rutsche<br />
und Kletterwand besorgt. Das Geld<br />
kommt von den Maibaumfesten, von<br />
Preismucken oder Kinderfesten, die sie<br />
ausrichten und dabei selbst die Bewirtung<br />
übernehmen.<br />
„Der Platz wird sehr gut angenommen,<br />
auch von Feriengästen“, weiß Vorsitzender<br />
Lothar Lang. Damit die Kinder sicher<br />
zum Spielplatz kommen, haben die<br />
Stammtischfreunde noch acht Schilder<br />
aufgestellt, die die Autofahrer auf Kinder<br />
aufmerksam machen – wieder eine<br />
freiwillige Leistung für die Allgemeinheit.<br />
In einfachen Worten erklärt Lothar<br />
Lang die Beweggründe für diesen Einsatz.<br />
Er macht nicht viel Aufhebens darum,<br />
genau wie die anderen Bürger, die<br />
hier vorgestellt wurden. Seine Antwort<br />
kann stellvertretend für alle stehen, die<br />
sich als Teil einer Gemeinschaft fühlen<br />
und für sie etwas leisten – einfach so.<br />
„Wir wollten uns eben nicht nur treffen,<br />
um gesellig zusammenzusein, sondern<br />
auch etwas zum Wohl der Gemeinde<br />
tun – eben für alle.“<br />
Serienpreis<br />
Lutz Würbach, Heidi Pohle<br />
Der Esel, der auf Rosen geht<br />
Mitteldeutsche Zeitung, Lokalredaktion Halle, 17. Januar bis 22. März 2004<br />
17. Januar 2004<br />
Ehrung für Menschen aus Halle<br />
und dem Saalkreis – Großes Fest<br />
zum Frühlingsanfang<br />
Es regnet wieder Rosenblüten<br />
Bürgerpreis wird verliehen –<br />
Initiative von MZ, der Stiftung<br />
der Sparkasse und vom nt<br />
Von unserer Redakteurin Heidi Pohle<br />
Halle/ Saalkreis/ MZ. Im vergangenen<br />
Jahr hatten wir es versprochen – auch<br />
2004 wird es wieder eine Ehrung für<br />
Menschen aus Halle und dem Saalkreis<br />
geben, die etwas nicht Alltägliches für<br />
die Region vollbracht haben. Zum<br />
Frühlingsanfang, am 20. März, werden<br />
deshalb zum zweiten Mal Bürger einen<br />
Preis unter dem Motto „Der Esel, der<br />
auf Rosen geht“ erhalten. Der Preis ist<br />
eine Initiative der Mitteldeutschen Zeitung,<br />
der Stiftung der Stadt- und Saalkreissparkasse<br />
Halle sowie des neuen<br />
theaters. Vorschläge, welche verdienstvollen<br />
Bürger den Preis – eine Bronzeplastik<br />
vom Müllerburschen und seinem<br />
Esel – erhalten sollen, können Hallenser<br />
und Saalkreis-Bewohner machen.<br />
Viele Vorschläge<br />
Im vergangenen Jahr war es der siebenköpfigen<br />
Jury nicht leicht gefallen, aus<br />
der Fülle der Vorschläge neben dem<br />
Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass<br />
die vier Preisträger aus der Region zu<br />
ermitteln. Sie entschied sich für Helga<br />
und Hartwig Hahn, die Hilfsgüter für<br />
Litauen sammeln, Dr. Irene Heinrichs,<br />
die den Kinderplaneten für krebskranke<br />
Kinder mit aufbaute, sowie Edeltraud<br />
Stanek, die jungen Chinesen in ihren<br />
ersten Monaten in Deutschland hilft.<br />
Den Sonderpreis der Jury erhielt die Telefonseelsorge<br />
Halle. Die Ehrung fand<br />
im festlich geschmückten Saal des neu-<br />
19
<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />
en theaters statt, in den natürlich auch<br />
der Müllerbursche mit seinem Esel Einzug<br />
hielt – unter einem Rosenblüten-<br />
Regen.<br />
Leistungen würdigen<br />
„Eigentlich hätten es im vergangenen<br />
Jahr alle Vorgeschlagenen verdient,<br />
geehrt zu werden“, sagte Heinz Kiegeland,<br />
Sprecher der MZ-Geschäftsführung,<br />
zum Auftakt der diesjährigen Aktion.<br />
„Denn mit dem ,Esel, der auf Rosen<br />
geht‘, sollen Menschen gewürdigt<br />
werden, die nicht im Mittelpunkt stehen,<br />
ohne deren Leistungen unsere Welt<br />
aber kälter wäre.“ Ein zweiter Aspekt<br />
der Aktion sei, so Kiegeland, Hallenser<br />
und Saalkreisbewohner einander näher<br />
zu bringen. Die öffentliche Würdigung<br />
könne an einen Lebensretter ebenso<br />
gehen wie an einen ehrenamtlichen<br />
Helfer, der sich um einen Verein kümmert<br />
oder um Menschen, die am Rande<br />
der Gesellschaft leben.<br />
Alle Bereiche dabei<br />
Eine fürsorgliche Nachbarin kommt in<br />
Frage und ein Bürger, durch dessen<br />
Initiative sich in einer Kommune etwas<br />
bewegt. Ebenso jemand, der Kranke<br />
und Alleinstehende in seiner Freizeit<br />
betreut. Kein Bereich aus Kultur, Sport,<br />
Bildung, Wissenschaft und Sozialem ist<br />
ausgenommen. Natürlich könnte der<br />
Preis auch an einen erfolgreichen Unternehmer<br />
oder an einen pfiffigen jungen<br />
Erfinder gehen, an einen Politiker,<br />
Künstler oder Sportler der Region. Auch<br />
Menschen, die außerhalb der Region<br />
etwas für Halle und den Saalkreis tun,<br />
sind „preisverdächtig“.<br />
„Diese Leistungen für das Gemeinwohl,<br />
die oft unbemerkt von der Öffentlichkeit<br />
vollbracht werden, sollen vorgestellt<br />
und gewürdigt werden“, sagte Friedrich<br />
Stumpf, Vorstandsvorsitzender der Stadtund<br />
Saalkreissparkasse Halle und Vorsitzender<br />
der Stiftung des Unternehmens.<br />
Gleichzeitig sollten sie anderen<br />
Menschen, jungen wie älteren, als Anregung<br />
dienen, sich ebenfalls auf diese<br />
oder jene Weise zu engagieren.<br />
Peter Sodann, Intendant des neuen theaters,<br />
begründet den Preis folgendermaßen:<br />
„Wenn es einen Menschen gibt,<br />
der eine gute Tat vollbracht hat oder<br />
vollbringt – und dies zum wiederholten<br />
Male –, wenn er dafür keinen Dank forderte<br />
und ihn auch nicht erhielt, wenn<br />
er nicht gleich nach einer Spenden-<br />
Quittung geschrieen hat, dann sollte er<br />
endlich doch geehrt werden.“<br />
Eine siebenköpfige Jury (siehe Kasten)<br />
wählt aus den Vorschlägen wieder vier<br />
Preisträger aus. Die MZ wird zuvor<br />
mehrere der vorgeschlagenen Bürger<br />
porträtieren. Übergeben wird der ideelle<br />
Preis vor rund 400 Gästen am Samstag,<br />
20. März, 19.30 Uhr, im großen<br />
Saal des neuen theaters. Die <strong>Ausgezeichnete</strong>n<br />
erhalten eine Plastik, die der<br />
Bildhauer Carsten Theumer schuf und<br />
die auf die Sage vom Müllerburschen<br />
und seinem Esel zurückgeht (siehe<br />
Beitrag links).<br />
20. Januar 2004<br />
Erste Vorschläge eingetroffen<br />
Engagierte Bürger gesucht<br />
Halle/ MZ /ikr. Die ersten Reaktionen<br />
auf die geplante Verleihung des<br />
Bürgerpreises „Der Esel, der auf Rosen<br />
geht“ sind beim MZ-Saalekurier eingetroffen.<br />
Der Preis ist eine Initiative der<br />
Mitteldeutschen Zeitung, der Stiftung<br />
der Stadt- und Saalkreissparkasse sowie<br />
des neuen theaters. Er soll zum Frühlingsanfang<br />
am 20. März an Bürger vergeben<br />
werden, die etwas nicht Alltägliches<br />
für die Region vollbracht haben.<br />
Der erste Vorschlag für einen potenziellen<br />
Preisträger kam von Karen Leonhardt<br />
von der Freiwilligen-Agentur für<br />
Halle und den Saalkreis. „Der Preis ist<br />
eine gute Idee“, begründete sie ihre<br />
schnelle Reaktion auf den Aufruf, „denn<br />
oft kommt die Anerkennung von ehrenamtlichen<br />
<strong>Engagement</strong> im Alltag viel<br />
zu kurz.“ Zudem wünscht sie sich für<br />
solche Projekte „eine längerfristige Aufmerksamkeit<br />
über die Preisverleihung<br />
hinaus“.<br />
Bis zum 4. März können Personen vorgeschlagen<br />
werden. Namen, eine kurze<br />
Begründung sowie eine Telefonnummer<br />
oder die Adresse des vorgeschlagenen<br />
Bürgers können an die Mitteldeutsche<br />
Zeitung, Lokalredaktion, Delitzscher<br />
Straße 65, 06113 Halle geschickt werden.<br />
Vorschläge werden auch per Fax<br />
unter 03 45/5 65 45 20 oder per e-Mail<br />
unter Saalekurier@mz-sao.de entgegengenommen.<br />
20
Serienpreis<br />
21. Januar 2004<br />
Vorleser begeistert Kinder<br />
Nominiert für Bürgerpreis:<br />
Neustädter Ehepaar engagiert sich<br />
im Projekt „Lesewelt“<br />
Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />
geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />
Mal vergeben. Täglich gehen in der<br />
Redaktion Vorschläge ein, wer die Ehrung<br />
am 20. März zum Frühlingsanfang<br />
erhalten soll. Heute stellen wir die ersten<br />
Kandidaten für den Preis vor: Annedore<br />
und Werner Schütt aus Halle-Neustadt.<br />
Von unserer Redakteurin Heidi Pohle<br />
Halle/ MZ. Als der Enkel von Annedore<br />
und Werner Schütt noch kleiner<br />
war, ließ er sich von seinem Opa liebend<br />
gerne Geschichten vorlesen oder<br />
erzählen. „Daran erinnerte ich mich, als<br />
ich vor etwa einem Jahr auf das Projekt<br />
,Lesewelt‘ aufmerksam wurde“, sagt<br />
Werner Schütt. Seit März 2003 ist er<br />
nun regelmäßig in der Neustädter Kita<br />
„Goldener Gockel B“ zu Gast, um die<br />
Mädchen und Jungen in die Welt der<br />
Märchen und Geschichten zu entführen.<br />
Er war einer der ersten Vorlese-Paten<br />
des Projekts, das von der halleschen<br />
Freiwilligen-Agentur betreut wird und<br />
vor drei Jahren in Berlin initiiert wurde.<br />
Es steht unter der Schirmherrschaft von<br />
Doris Schröder-Köpf. Annedore Schütt<br />
engagiert sich ebenfalls dort, hilft mit,<br />
die „Lesewelt“ zu koordinieren.<br />
Kinder hören am liebsten spannende<br />
Geschichten, das weiß Werner Schütt<br />
von seinem Enkel. Solche zum Beispiel,<br />
in denen Ritter, Piraten und Fabelwesen<br />
die Akteure sind. „Und so richtig zu fesseln<br />
sind die Kleinen, wenn man die<br />
Geschichten nicht vorliest, sondern sie<br />
ihnen erzählt“, sagt Schütt, der auch<br />
selbst welche verfasst.<br />
Die Story von Hase und Igel hat der<br />
Mann mit der tiefen Stimme, der als gebürtiger<br />
Schlesier das „R“ leicht rollt,<br />
den Kita-Knirpsen aber ebenso erzählt<br />
wie die Abenteuer von Gulliver bei den<br />
Zwergen. „Wenn ich dazu noch Bilder<br />
zeige, sind die Kinder völlig aus dem<br />
Häuschen“, so die Erfahrungen des 66-<br />
Jährigen, der bis zu seiner Pensionierung<br />
als Diplom-Ingenieur bei der Deutschen<br />
Bahn in Leipzig arbeitete.<br />
Die Liebe zum Lesen hat das Ehepaar<br />
gemeinsam. Bis unter die Decke sind<br />
die Regale der Neustädter Wohnung<br />
mit Büchern gefüllt. „Wir lesen öfter als<br />
wir fernsehen“, so Annedore Schütt, die<br />
früher als Chemie-Ingenieurin in Leuna<br />
beschäftigt war und derzeit arbeitslos<br />
ist. Oft holen sich beide Nachschub<br />
aus Bibliotheken, sitzen ab und zu auch<br />
in Lesesälen, um nach Herzenslust zu<br />
schmökern. Während er sich mehr für<br />
Sachbücher zum Beispiel über den Nahen<br />
Osten interessiert und ab und an<br />
mal einen Krimi liest, bevorzugt sie Biografien,<br />
in denen Frauen im Mittelpunkt<br />
stehen.<br />
Diese Liebe zum Lesen wollen beide an<br />
Kinder weitergeben. Denn längst nicht<br />
allen wird zu Hause vorgelesen, hat<br />
Werner Schütt beobachtet. Was er bedauert.<br />
Denn was allein das Vorlesen<br />
und Erzählen bewirken kann, haben<br />
beide am Enkel gesehen: „Er hat schnell<br />
und gut lesen gelernt.“ Und geht nie<br />
ohne ein Buch schlafen – weil er es von<br />
Oma und Opa so kennt.<br />
21
<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />
Derzeit gibt es rund 40 Vorlese-Paten,<br />
darunter Studenten, Hausfrauen, Arbeitslose<br />
und Rentner, die in Horte,<br />
Kitas oder Freizeitzentren gehen, wie<br />
Annedore Schütt sagt. „Aber es könnten<br />
ruhig noch viel mehr werden, Bedarf<br />
besteht genug“, wirbt sie um noch mehr<br />
Engagierte.<br />
24. Januar 2004<br />
Herz schlägt fürs Museum<br />
Nominiert für den Bürgerpreis:<br />
Zappendorferin hat Sammlung<br />
liebevoll aufgebaut<br />
Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />
geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />
Mal vergeben. Täglich gehen in der<br />
Redaktion Vorschläge ein, wer die Ehrung<br />
am 20. März zum Frühlingsanfang<br />
erhalten soll. Heute stellen wir einen<br />
weiteren Kandidaten für den Preis vor:<br />
Lieselotte Zakschewski aus Zappendorf.<br />
Von Claudia Crodel<br />
Zappendorf/ MZ. „Einer muss die Suppe<br />
einrühren, dann machen die anderen<br />
schon mit“, lautet ein Leitspruch von<br />
Lieselotte Zakschewski, und damit hat<br />
sie gute Erfahrungen gemacht. Die 65-<br />
Jährige ist nahezu täglich im Zappendorfer<br />
Heimatmuseum anzutreffen. Für<br />
das Kleinod des Dorfes engagiert sie<br />
sich rührend. Gemeinsam mit Bürgermeister<br />
Rüdiger Wagner hat sie es aus<br />
der Taufe gehoben.<br />
Dass sie einmal in einem Museum aktiv<br />
wird, hat sich die gelernte Serviererin,<br />
die Jahre lang als Köchin in der Kinderkrippe<br />
und von 1972 bis 1998 bei der<br />
Volkssolidarität arbeitete, nicht träumen<br />
lassen. „Aber der Gemeinde gehörte der<br />
alte Hof und sie musste damit irgend<br />
etwas anfangen. Da kamen wir auf die<br />
Idee, ein Heimatmuseum einzurichten“,<br />
erinnert sich Lieselotte Zakschewski.<br />
Das war im Jahr 2001. Bereits im Mai<br />
konnte das Museum eröffnet werden.<br />
Ein Vierteljahr lang hatte die rührige<br />
Zappendorferin das Museum eingerichtet,<br />
vom Zusammentragen und Anordnen<br />
der Ausstellungsstücke bis hin zum<br />
Nähen und Anbringen der Gardinen.<br />
Unermüdlich trug die vierfache Mutter<br />
und siebenfache Großmutter alte Einrichtungsgegenstände,<br />
Hausrat und Wäsche<br />
sowie Spielzeug zusammen. Das<br />
meiste stammt aus dem Dorf. „,Du kannst<br />
aber auch alles gebrauchen‘, haben die<br />
22<br />
Leute immer gesagt“, blickt sie zurück.<br />
Doch: „Für mich war dabei nie der Geldwert<br />
der Dinge wichtig, sondern vielmehr<br />
ihr Erinnerungswert“, erzählt sie.<br />
„Ich kenne ja die Leute, die die Sachen<br />
fürs Museum hergeben. Mittlerweile war<br />
ich wohl schon fast in jedem Haushalt.“<br />
Immer wieder hat sie neue Ideen für<br />
kleine Sonderausstellungen wie die<br />
Puppenschau in der Weihnachtszeit, eine<br />
Präsentation von Osterschmuck oder die<br />
Ausstellung von altem Porzellan.<br />
Lieselotte Zakschewski macht das alles<br />
ehrenamtlich. Und das ist für sie selbstverständlich.<br />
„Ich habe schon immer<br />
geholfen, wenn es etwas zu tun gab“,<br />
sagt sie. Bereits mit zehn Jahren sei sie<br />
von ihrem kleinen Heimatdorf nach<br />
Hettstedt zum Fleischer gewandert, um<br />
für die Schule Würstchen zu holen.<br />
Auch in ihrer Zeit bei der Volkssolidarität<br />
– jahrelang war sie Ortsgruppenleiterin<br />
– hat sie gern immer mit Hand
Serienpreis<br />
angelegt und sich für die Menschen Zeit<br />
genommen. Als sie ab 1990 als Hausund<br />
Sozialpflegerin tätig war, stellte sie<br />
fest, dass für die Verrichtungen nur wenig<br />
Zeit blieb und sie sich nicht so um<br />
die Menschen kümmern konnte, wie sie<br />
es eigentlich wollte. Heute – da sie im<br />
Ruhestand ist – ist das anders. Noch<br />
immer hilft sie regelmäßig unentgeltlich<br />
zwei pflegebedürftigen Dorfbewohnern<br />
und muss dabei nicht mehr auf die<br />
Uhr schauen.<br />
29. Januar 2004<br />
Fünftes Enkelkind aus dem Iran<br />
Editha Beine kümmert sich seit<br />
Jahren um Asyl-Bewerber – Frauen-<br />
Gruppe hilft in vielen Lebenslagen<br />
Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />
geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />
Mal vergeben. Täglich gehen in der<br />
Redaktion Vorschläge von Lesern der<br />
MZ ein, wer die Ehrung am 20. März<br />
zum Frühlingsanfang im neuen theater<br />
erhalten soll. Heute stellen wir eine<br />
weitere Kandidatin für den Preis vor:<br />
Editha Beine aus Halle.<br />
Von unserer Redakteurin Heidi Pohle<br />
Halle/ MZ. Editha Beine hat viele Gründe,<br />
warum sie seit nunmehr 14 Jahren<br />
Ausländern hilft, in der Fremde heimisch<br />
zu werden. Aber ein Grund, und das sagt<br />
sie ganz energisch, ist bestimmt nicht<br />
dabei – der, einen Preis zu bekommen<br />
für das, was sie aus Überzeugung, mit<br />
Freude und auch mit Gewinn für sich<br />
selbst macht.<br />
„Sie schreiben oft.“ Editha Beine<br />
über ehemalige Schützlinge<br />
Angefangen hatte alles mit den Gewalt-<br />
Exzessen gegen Ausländer 1992 in Rostock.<br />
„Als ich diese Bilder sah und hörte,<br />
dass Asyl-Bewerber auch nach Halle-<br />
Wörmlitz kommen, wollte ich mich für<br />
ein gutes Miteinander engagieren und<br />
nicht zur schweigenden Mehrheit gehören,<br />
die zusieht und nichts unternimmt“,<br />
erzählt die 65-Jährige. Denn auf einer<br />
Bürgerversammlung, zu der die Wörmlitzer<br />
Kirche eingeladen hatte, erlebte<br />
sie Abwehr und Hilflosigkeit der Bürger,<br />
die plötzlich Hunderte Ausländer<br />
in der Nachbarschaft hatten. Zu den wenigen<br />
Leuten, die sich dann tatsächlich<br />
engagierten, gehörte Editha Beine. Sie<br />
lebt mit ihrem Mann in der Südstadt.<br />
An ihren ersten Besuch in der ehemaligen<br />
Kaserne, in der die Ausländer untergebracht<br />
waren, erinnert sie sich noch<br />
gut. Mit einer Pfarrerin ist die Atheistin<br />
dorthin gegangen. „Nicht ohne Ängste“,<br />
wie sie sagt. Aber die legten sich als sie<br />
sah, was es alles zu tun gab und wie sehr<br />
Hilfe nötig war.<br />
Initiative gegründet<br />
So wurde bald die Flüchtlingshilfe-Initiative<br />
im Begegnungszentrum Wörmlitz<br />
gegründet. Später schlossen sich<br />
„eine Handvoll deutsche Frauen und<br />
Ausländerinnen zu einer losen Gruppe“<br />
zusammen, der auch Frau Beine angehört.<br />
Denn es sei nicht so, dass nur die<br />
Deutschen helfen könnten, sagt sie.<br />
„Auch die ausländischen Frauen, die<br />
schon länger hier leben, sind aufgrund<br />
ihrer eigenen Erfahrungen für Neuankömmlinge<br />
eine große Stütze“, so Editha<br />
Beine.<br />
23
<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />
Sie kümmert sich mit Gleichgesinnten –<br />
allein könne man wenig ausrichten –<br />
seit einem Jahr auch intensiv um eine<br />
junge Afghanin, die mit Kind und Bruder<br />
nach Halle kam. Half, eine Wohnung<br />
einzurichten und steht der Frau,<br />
die kürzlich aus dem Krankenhaus entlassen<br />
wurde, gerade jetzt zur Seite.<br />
Freut sich über deren Sohn, der auf seinem<br />
ersten Zeugnis fast nur Einsen hat.<br />
Und ärgert sich über Bemerkungen wie<br />
der von einer Klinik-Mitarbeiterin, dass<br />
da schon wieder „so eine Ausländerin“<br />
komme, die „von unserem Geld lebe“.<br />
Da sei es doch gut gewesen, dass sie die<br />
Frau begleitet habe, sagt Frau Beine.<br />
Gewinn fürs Leben<br />
Die gebürtige Berlinerin, die als Unterstufenlehrerin<br />
gearbeitet hat, gibt gerne<br />
ab von ihrer Zeit und ihrer Kraft. Den<br />
Kontakt mit den Asyl-Bewerbern empfindet<br />
sie als Gewinn für ihr Leben: „Weil<br />
ich erfahren habe, dass Menschen mit<br />
unterschiedlicher Hautfarbe, Weltanschauung<br />
und aller Altersgruppen gut<br />
miteinander auskommen, wenn sie nur<br />
wollen.“ Und noch eines habe sie begriffen:<br />
Nicht darauf warten, dass „die<br />
Oberen“ es schon richten werden; nein,<br />
man müsse „unten“ anfangen, wolle man<br />
etwas bewegen.<br />
Sie kann unmöglich aufzählen, was in<br />
den vergangenen Jahren alles getan wurde.<br />
Eine Ferienfreizeit für Mädchen und<br />
Jungen aus kinderreichen Asyl-Familien<br />
im Harz erwähnt sie, im Vorjahr zum<br />
Teil aus Spenden finanziert. Und Ramina<br />
fällt ihr sofort ein, das iranische Mädchen,<br />
das sich einst Editha Beine als Begleitung<br />
wählte, weil es sonst am Omaund<br />
Opa-Tag in der Kindertagesstätte<br />
allein gewesen wäre.<br />
Heute ist Ramina 15 Jahre alt, geht aufs<br />
Gymnasium. „Sie ist unser fünftes Enkelkind“,<br />
sagt Frau Beine und zeigt auf<br />
ein Foto der schwarzhaarigen Ramina,<br />
das neben Familienbildern hängt. Fotos<br />
liegen auch Briefen ehemaliger Asyl-<br />
Bewerber bei, die anderswo ein Zuhause<br />
fanden. „Sie schreiben oft“, sagt sie<br />
lächelnd und schaut auf eine dicke Mappe.<br />
Auch deshalb sei ihr das Ehrenamt<br />
so ans Herz gewachsen.<br />
31. Januar 2004<br />
Ein neues Sportlerzentrum zum 70.<br />
Ralph Kramer beschafft Förder-mittel<br />
– Für Briefwechsel lernt Rentner<br />
auch noch Umgang mit Computer<br />
Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />
geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />
Mal vergeben. Täglich gehen in der<br />
Redaktion Vorschläge von Lesern der<br />
MZ ein, wer die Ehrung am 20. März<br />
zum Frühlingsanfang im neuen theater<br />
erhalten soll. Heute stellen wir einen<br />
weiteren Kandidaten für den Preis vor:<br />
Ralph Kramer aus Schochwitz.<br />
Von unserer Redakteurin Diana Dünschel<br />
Schochwitz/ MZ. Sportlich war Ralph<br />
Kramer ja schon immer. Fußball, Leichtathletik,<br />
Schwimmen, Wasserball – er<br />
probierte vieles aus und wurde sogar<br />
Mitte der 50er Jahre mal hallescher Meister<br />
im Waldlauf. Doch als der heute<br />
69-Jährige 1997 in die Saalkreisgemeinde<br />
Schochwitz zog, war längst nicht<br />
absehbar, welch wichtige Rolle er dort<br />
für den ortsansässigen Sportverein TSV<br />
1990 Schochwitz spielen würde. Für die<br />
Vereinsmitglieder steht jedenfalls fest:<br />
Ohne Ralph Kramer gebe es kein<br />
neues Sportler- und Bürgerzentrum.<br />
Briefe an Minister<br />
Getreu der Devise, wonach Rentner immer<br />
Zeit haben, nahm sich der Neue in<br />
24<br />
der Gemeinde dem größten Problem<br />
des TSV an, dem Sportlerheim. Sein<br />
Schriftwechsel mit Ämtern und Behörden<br />
füllt mehrere Aktenordner. Bundesinnenminister<br />
Otto Schily, Sachsen-Anhalts<br />
damalige Ministerin Gerlinde<br />
Kuppe, FDP-Generalsekretärin Cornelia<br />
Pieper, Regierungspräsidium oder Landkreis,<br />
sie alle bat der Hallenser – wenn<br />
es ging auch im persönlichen Gespräch<br />
– um Unterstützung und Fördermittel<br />
für einen Neubau. Für die Briefe lernte<br />
er noch mit Anfang 60 den Umgang mit<br />
dem Computer.<br />
Viel Eigenleistung<br />
Die Beharrlichkeit des derzeitigen Geschäftsführers<br />
des TSV zahlte sich aus.<br />
Für den Neubau fließen Zuschüsse von<br />
Bund und Land, und die Sportler haben<br />
sich bereiterklärt, 8 000 Arbeitsstunden<br />
zu investieren, um die Eigenmittel der<br />
Gemeinde so gering wie möglich zu<br />
halten. Im März war Baubeginn. Mitt-
Serienpreis<br />
lerweile steht der Rohbau, und die Innenarbeiten<br />
haben begonnen. „Bisher<br />
drehte sich in Schochwitz fast alles um<br />
den Karnevalsverein und die Feuerwehr.<br />
Jetzt beweisen wir, was wir können“,<br />
sagt Ralph Kramer stolz.<br />
Klar, das Projekt hat ihn manch schlaflose<br />
Nacht gekostet. Aber der 69-Jährige<br />
mag lieber davon sprechen, dass auch<br />
Bauleiter Claus Möbus und der Abteilungsleiter<br />
Fußball, Hartmut Stamm,<br />
einen großen Anteil an der Realisierung<br />
haben. Außerdem sei er ja nicht völlig<br />
unbedarft an die Sache heran gegangen.<br />
„Bei den halleschen Pumpenwerken<br />
war ich auch als Bauleiter für eine neue<br />
Werkhalle zuständig“, erzählt er.<br />
Trotzdem kennt der Senior keine Scheu<br />
vor neuen Aufgaben. Gerade entwirft er<br />
zum Beispiel einen Nutzungsvertrag für<br />
das Objekt, das sich auf kommunalem<br />
Boden befindet. Selbst über eine große<br />
gläserne Info-Tafel oder das bunte Programm<br />
zur Eröffnung des Sportler- und<br />
Bürgerzentrums hat er sich bereits Gedanken<br />
gemacht. Auch die Einladungen<br />
dafür sind schon entworfen.<br />
Der große Tag soll am 5. Juni sein. Das<br />
wäre dann ein ereignisreiches Wochenende<br />
für ihn und seine Familie. Denn<br />
einen Tag später feiert Ralph Kramer<br />
seinen 70. Geburtstag.<br />
4. Februar 2004<br />
Neuer Text ist schon in Arbeit<br />
Schriftsteller Kurt Wünsch leitet<br />
Förderkreis – Kontakte zu Schulen<br />
und Bibliotheken<br />
Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />
geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />
Mal vergeben. Täglich gehen in der<br />
Redaktion Vorschläge von Lesern der<br />
MZ ein, wer die Ehrung am 20. März<br />
zum Frühlingsanfang im neuen theater<br />
erhalten soll. Heute stellen wir einen<br />
weiteren Kandidaten vor: Kurt Wünsch<br />
aus Halle.<br />
Von unserer Mitarbeiterin Claudia Crodel<br />
Halle/ MZ. „Das Entscheidende ist, alle<br />
zusammenzuhalten“, sagt Kurt Wünsch.<br />
Der bekannte hallesche Autor ist Vorsitzender<br />
des Förderkreises der Schriftsteller<br />
in Sachsen-Anhalt, der seinen Sitz in<br />
Halle hat. Mit „alle“ meint er die 56 Autoren,<br />
die dem Förderkreis angehören.<br />
Auf deren Zusammenhalt ist Wünsch<br />
stolz. „Eine vergleichbar funktionierende<br />
Vereinigung von Autoren gibt es meiner<br />
Ansicht nur noch in Magdeburg. In<br />
vielen anderen ostdeutschen Städten gehen<br />
die Literaten eher eigene Wege.“<br />
Sein Amt im Förderkreis der Schriftsteller<br />
hat der 64-Jährige, der von Hause<br />
aus eigentlich Mathematiker ist, bereits<br />
seit zehn Jahren inne. „Es ist eine Wahlfunktion.<br />
Alle zwei Jahre wird neu gewählt“,<br />
erzählt er. Jedes Mal vor der<br />
Wahl habe er überlegt, ob er sich wieder<br />
zur Verfügung stellen solle, denn das Ehrenamt<br />
sei zeitaufwändig. „Aber wenn<br />
man mit dem Herzen dabei ist, macht<br />
man es dann doch immer wieder“, sagt<br />
er lächelnd. Im März stehen die nächsten<br />
Wahlen an.<br />
Der Vorsitzende des Förderkreises hat<br />
aber weitaus mehr zu tun, als sich nur<br />
mit den Autoren selbst zu befassen.<br />
„Wichtig ist die Arbeit mit denen, die<br />
mit uns zu tun haben“, sagt er. Da gehe<br />
es zum Beispiel um Absprachen mit den<br />
Veranstaltern, wie Schulen, Bibliotheken<br />
oder Klubhäuser, wo Lesungen stattfinden<br />
sollen. Ein großer Teil der Lesereihen<br />
hat bereits Tradition. Zudem gebe<br />
es etliche Verbindungen zu Autorenvereinigungen<br />
anderer Städte und Länder.<br />
Auch die Zusammenarbeit mit Verwaltungen<br />
auf unterschiedlichen Ebenen<br />
liegt in der Hand von Kurt Wünsch.<br />
Hierbei gehe es unter anderem um Fördermittel.<br />
Bei diesen Verhandlungen<br />
brauche es schon Geschick. „Eine falsche<br />
Unterschrift, kann erheblich finanzielle<br />
Einbußen für den Verein bedeuten“,<br />
meint Wünsch. „Und ich bin ja derjenige,<br />
der die Unterschrift leistet und<br />
damit die Verantwortung hat.“ Doch<br />
seine Erfahrungen mit dem städtischen<br />
Kulturamt, dem Regierungspräsidium,<br />
der Landesregierung und dem Arbeits-<br />
25
<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />
Experten schwärmen<br />
Nach und nach werden Säulen und Gewölbe<br />
freigelegt und instand gesetzt.<br />
Denkmalpfleger geraten darüber immer<br />
mehr ins Schwärmen und sprechen von<br />
einem seltenen Kleinod der Wirtschaftsarchitektur.<br />
Bohne als ehemaliger Rohrleitungsmonteur<br />
sieht die Sache praktisch.<br />
Wer wohnt schon gern mit einer<br />
Ruine in der Nachbarschaft? Und wenn<br />
die Domäne nicht verfällt, kann das<br />
ganze Dorf etwas davon haben. So einfach<br />
ist das. Sohn André, gelernter Kanalbauer,<br />
versteht es genauso. Mit Freunamt<br />
seien positiv, sagt Wünsch. Allerdings<br />
bedauert er, dass die drei Mitarbeiter,<br />
die ihm bislang zur Seite standen,<br />
bald nicht mehr beim Förderkreis<br />
tätig sein können. Sie sollten über eine<br />
Strukturanpassungsmaßnahme beschäftigt<br />
werden. Das sei jedoch von der Arbeitsagentur<br />
gestrichen worden.<br />
Rund zehn Stunden investiert Wünsch<br />
wöchentlich in sein Ehrenamt. Daneben<br />
ist er natürlich selbst literarisch tätig.<br />
Sein erst im November im Wartberg-<br />
Verlag erschienenes Buch „Vom Kohlenklau<br />
zum Wittwenball“, das Geschichten<br />
aus Halle in der Nachkriegszeit erzählt,<br />
sei bereits tausend Mal verkauft worden,<br />
freut er sich. Natürlich schreibt er<br />
bereits an einem neuen Manuskript,<br />
denn seine Devise lautet: „Ein Schriftsteller<br />
arbeitet immer.“ Allerdings will<br />
er noch nicht verraten, worum es in seinem<br />
neuen Text gehen wird.<br />
6. Februar 2004<br />
Ein Misthaufen als Startplatz<br />
Klaus Bohne stoppt Verfall der<br />
Domäne Petersberg – 1000 Stunden<br />
Eigenleistungen<br />
Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />
geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />
Mal vergeben. Täglich gehen in der<br />
Redaktion Vorschläge von Lesern der<br />
MZ ein, wer die Ehrung am 20. März<br />
zum Frühlingsanfang im neuen theater<br />
erhalten soll. Heute stellen wir einen<br />
weiteren Kandidaten vor: Klaus Bohne<br />
aus Petersberg.<br />
Von unserem Redakteur Ralf Böhme<br />
Petersberg/ MZ. Am Anfang war ein<br />
Riesenhaufen Mist. Lasst ihn doch liegen,<br />
sagten viele. Die Domäne, historisches<br />
Amtsgut und Ausgangspunkt von<br />
Petersberg, sei sowieso nicht mehr zu<br />
retten. Mangelwirtschaft zu DDR-Zeiten<br />
und langer Leerstand nach der Wende<br />
hatten dem Gemäuer arg zugesetzt.<br />
Ewiger Optimist<br />
Klaus Bohne – Optimist von altem<br />
Schrot und Korn – schreckte das nicht.<br />
Ist erst einmal aufgeräumt, so seine<br />
Überlegung im Jahr 2000, kann aus der<br />
Ruine wieder etwas Schönes werden.<br />
Das ist der selbst erteilte Auftrag des<br />
Fördervereins, zu dessen Gründungsmitgliedern<br />
der 52-Jährige gehört.<br />
26<br />
Inzwischen fanden im ehemaligen Schafstall<br />
bereits die ersten Tanzabende statt.<br />
Skeptiker gebe es noch immer, so der<br />
gebürtige Petersberger. Aber es seien<br />
weniger geworden. Und von dem Mist,<br />
der die Stallböden über ein Meter hoch<br />
bedeckte, redet kaum noch jemand. Den<br />
Initiatoren des Projektes blieben die<br />
Mühen natürlich im Gedächtnis. Mit<br />
Schaufel und Schubkarre räumte Bohne<br />
den Unrat. Wochenende für Wochenende,<br />
viele Container voll. Alles in allem<br />
stieg die Zahl seiner freiwilligen<br />
Arbeitsstunden auf weit über 1 000 an.<br />
Das kostete Opfer. Selbst König Fußball<br />
spielte keine Rolle mehr. Nur am alljährlichen<br />
Urlaub in südlichen Gefilden<br />
gab es keine Abstriche.<br />
„Klaus hat wirklich ein dickes Lob verdient“,<br />
begründete Hans Hausmann,<br />
stellvertretender Bürgermeister von Petersberg,<br />
seinen Vorschlag für den Ehrenpreis.
Serienpreis<br />
den vom Jugendklub hilft er dann und<br />
wann dem Vater bei Eigenleistungen.<br />
Die größte Hilfe auf dem Bau leisten<br />
gegenwärtig Jugendliche innerhalb eines<br />
Projekts – Fördermittel machen es<br />
möglich. Der Hof, bis vor kurzem eine<br />
Unkrautwiese, zeigt wieder das Pflaster<br />
aus dem 18. Jahrhundert. Das Dach über<br />
den Stallanlagen ist auch schon geflickt.<br />
Und bis zum Tanz in den Mai soll der<br />
Schafstall neuen Putz erhalten – insgesamt<br />
1 000 Quadratmeter. Bohne packt<br />
erneut mit an.<br />
10. Februar 2004<br />
Zweites Zuhause im Talkessel<br />
Joachim Jahnke lebt für den<br />
Teutschenthaler Motorsport –<br />
Vereinschef mit Visionen<br />
Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />
geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />
Mal vergeben. Täglich gehen in der<br />
Redaktion Vorschläge von Lesern der<br />
MZ ein, wer die Ehrung am 20. März<br />
zum Frühlingsanfang im neuen theater<br />
erhalten soll. Heute stellen wir einen weiteren<br />
Kandidaten vor: Joachim Jahnke<br />
aus Teutschenthal.<br />
Von unserer Redakteurin Diana Dünschel<br />
Teutschenthal/ MZ. Zwei der wichtigsten<br />
Leitsprüche für Joachim Jahnke lauten:<br />
Mache keine halben Sachen und<br />
sei immer einen Tick besser als die anderen.<br />
Mit solchen Vorsätzen hat es der<br />
langjährige Vorsitzende und Rennleiter<br />
des Motorsportclubs (MSC) Teutschenthal<br />
geschafft, den Talkessel binnen 35<br />
Jahren zu einer der schönsten Strecken<br />
Europas auszubauen. Dieses <strong>Engagement</strong><br />
und die Tatsache, dass der 65-jährige<br />
Speditionschef noch mehr als ein<br />
weiteres Ehrenamt bekleidet, machen<br />
ihn zu einem Kandidaten für den Bürgerpreis.<br />
Erfolgreicher Rennfahrer<br />
Wenn der gebürtige Hallenser sagt, Motorsport<br />
sei sein Leben, meint er das<br />
wörtlich. Als Sohn eines Fuhrunternehmers<br />
bastelte Joachim Jahnke schon als<br />
Jugendlicher an Motoren, baute mit<br />
Freunden K-Wagen mit MZ-Motoren<br />
und nahm erfolgreich selbst an internationalen<br />
Rennen teil. Als die Halle-Saale-<br />
Schleife dem Bau von Halle-Neustadt<br />
weichen musste, suchte der Kfz-Meister<br />
den Talkessel als neue Motocross-Strekke<br />
mit aus, war 1966 unter den Gründungsmitgliedern<br />
des MSC, half beim<br />
Urbarmachen des verwilderten Geländes<br />
und Abstecken der Strecke.<br />
Der Unternehmer erinnert sich gern an<br />
diese Anfänge. „Wenn wir als Amateurclub<br />
auch wenig Unterstützung erhielten,<br />
wurde doch jährlich um- und neu<br />
gebaut und konstruiert. Damit konnten<br />
wir vor der Wende mit solch berühmten<br />
Strecken wie in Merkers an der Rhön<br />
mithalten und nun auch mit Gaildorf in<br />
Baden-Württemberg“, sagt Joachim<br />
Jahnke stolz. Mit Hilfe von ABM-Kräften<br />
und rührigen Mitstreitern kann der<br />
200-köpfige Verein die Arbeit ehrenamtlich<br />
bewältigen. Der Vorsitzende hat<br />
das Glück, dass sich seine gesamte Familie<br />
von Sohn und Schwiegertochter<br />
über die Enkel bis hin zu seiner Frau<br />
gern einspannen lässt. Auf diese Art und<br />
Weise sind sie ja auch oft zusammen.<br />
Voller Terminkalender<br />
Normalerweise hat der 65-Jährige nämlich<br />
nach Arbeitsschluss einen vollen Terminkalender.<br />
Als Gemeinderatsmitglied<br />
stehen Sitzungen an. Als Mitglied der Prüfungskommission<br />
für Verkehrsgewerbe<br />
der Industrie- und Handelskammer nimmt<br />
er den Nachwuchs unter die Lupe. Und<br />
als Vize-Präsident des Landesverbandes<br />
des Verkehrsgewerbes trägt er mit Politikern<br />
auch so manche Kämpfe aus.<br />
27
<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />
Wie er alles unter einen Hut bekommt?<br />
Der Teutschenthaler zuckt mit der Schulter:<br />
„Das muss eben klappen.“ Wenn er<br />
für seine Funktion als Rennleiter auch<br />
schon einen Nachfolger im Auge hat, so<br />
möchte er den Vereinsvorsitz gern noch<br />
eine Weile behalten. „Denn dabei wird<br />
man nicht älter.“ An Visionen mangelt<br />
es ihm jedenfalls nicht: Er möchte den<br />
Talkessel irgendwann für alle öffnen,<br />
vielleicht einen Verkehrsgarten bauen,<br />
neben Rennen auch Open-Air-Konzerte<br />
veranstalten und nicht zuletzt ein Bundesleistungszentrum<br />
für Off-Road eröffnen.<br />
13. Februar 2004<br />
Hilfe ohne Bürokratie<br />
Vereinsmitglieder kümmern sich um<br />
Ausländer in Notlagen<br />
Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />
geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />
Mal vergeben. Täglich gehen in der<br />
Redaktion Vorschläge von Lesern der<br />
MZ ein, wer die Ehrung am 20. März<br />
erhalten soll. Heute stellen wir weitere<br />
Kandidaten vor: Verena Buchholtz und<br />
Prof. Gunnar Berg vom Verein zur Hilfe<br />
ausländischer Studenten.<br />
Von unserer Mitarbeiterin Ines Krause<br />
Halle/ MZ. Mit Ausländern hatte Verena<br />
Buchholtz bei ihrer Arbeit im Studentenwerk<br />
Halle immer viel zu tun. Aus<br />
dieser Zeit weiß sie auch, dass es oft eher<br />
die kleinen Dinge sind, die an der Universität<br />
für Studenten aus anderen Ländern<br />
zum Problem werden können: Ämtergänge,<br />
Formulare oder auch Visa-Angelegenheiten.<br />
Inzwischen ist sie zwar<br />
schon im Ruhestand, um Ausländer kümmert<br />
sie sich aber trotzdem noch – als Geschäftsführerin<br />
des Vereins zur Hilfe für<br />
ausländische Studenten, der Mitte der<br />
90er Jahre an der Uni gegründet wurde.<br />
Wohl fühlen wichtig<br />
„Sie ist die Seele des Geschäfts“, sagt<br />
Professor Gunnar Berg über Verena<br />
Buchholtz. Der Physiker von der Uni<br />
Halle wurde im Jahr 1994 Mitglied des<br />
Vereins, als er noch Rektor der Halleschen<br />
Alma Mater war und in dieser Eigenschaft<br />
ebenfalls viel mit Ausländern<br />
zusammenkam. „Ausländer sind ein Kapital<br />
für jede Universität. Denn die Welt<br />
der Forschung lebt vom internationalen<br />
Austausch“, sagt Berg. „Nicht zuletzt<br />
deshalb sollen sie sich bei uns wohl<br />
fühlen“. Und dazu wollen die Vereinsmitglieder<br />
durch ihre Arbeit beitragen.<br />
Wie das geht? Oft mit unbürokratischer<br />
Hilfe, denn darauf komme es an, wenn<br />
ausländische Studenten in unverschuldete<br />
Notlagen geraten.<br />
28<br />
Miete übernommen<br />
Ein Beispiel: Einer jungen Frau aus der<br />
Mongolei waren kurz vor ihren Abschlussprüfungen<br />
die Zahlungen aus<br />
dem Heimatland verwehrt worden. Die<br />
junge Mutter, die an der Uni Halle<br />
Medizin studierte, stand plötzlich ohne<br />
Geld da und konnte ihre Miete nicht<br />
mehr bezahlen. Also übernahm der Verein<br />
kurzerhand für drei Monate diese<br />
Zahlungen. Heute arbeitet die Studentin<br />
von damals längst in ihrem Heimatland<br />
als Ärztin. „Wozu es ohne unsere<br />
Unterstützung vielleicht gar nicht mehr<br />
gekommen wäre“, so Berg.<br />
Oft sei es besonders wichtig, dass die<br />
Studenten schnell in den Genuss der<br />
Hilfen kommen. „Ohne Formulare und<br />
lange Wartezeiten“. Möglich wird dieses<br />
Angebot ausschließlich durch die<br />
Beiträge der rund 70 eingetragenen Vereinsmitglieder<br />
sowie durch Spenden,<br />
die im vergangenen Jahr immerhin insgesamt<br />
51 ausländischen Studenten zugute<br />
kamen. – „Und das ist doch schon<br />
eine ganze Menge“, sagt Gunnar Berg.
Serienpreis<br />
17. Februar 2004<br />
Rowdy mitten in der Nacht verfolgt<br />
Thomas Rabisch hielt einen Mann<br />
fest, der Autos demoliert hatte – Dank<br />
vom Polizeipräsidenten<br />
Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />
geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />
Mal vergeben. Täglich gehen in der<br />
Redaktion Vorschläge von Lesern der<br />
MZ ein, wer die Ehrung am 20. März erhalten<br />
soll. Heute stellen wir einen weiteren<br />
Kandidaten vor: Thomas Rabisch,<br />
der im Paulusviertel einen Rowdy stellte.<br />
Von unserer Redakteurin Heidi Pohle<br />
Halle/ MZ. „Ich hörte es damals mehrfach<br />
knallen, so, als würde jemand große<br />
Steine in einen Container werfen“, erzählt<br />
Thomas Rabisch. Doch das Geräusch,<br />
das der 36-Jährige vor fast genau<br />
einem Jahr, am 6. Februar 2003,<br />
mitten in der Nacht vor seinem Haus<br />
hörte, hatte eine ganz andere Ursache:<br />
Ein Mann ging die Brandenburger<br />
Straße im Paulusviertel entlang und riss<br />
im Sekundenabstand Scheibenwischer<br />
von geparkten Autos. Und jedesmal<br />
knallte es dabei fürchterlich. „Er hatte<br />
schon eine stattliche Anzahl davon im<br />
Arm, hielt sie fast wie einen Blumenstrauß“,<br />
so Rabisch. Der Mann habe die<br />
Wischer geradezu von den Frontscheiben<br />
„gepflückt“.<br />
Verfolgung zu Fuß<br />
Als Thomas Rabisch ihn vom Fenster<br />
im zweiten Stock aus ansprach, machte<br />
sich der Rowdy aus dem Staub. Das war<br />
der Moment, als Rabisch sich gegen sein<br />
warmes Bett entschied, auf die Straße<br />
rannte und den Mann zu Fuß verfolgte.<br />
Ein Stück weiter, in der Adolf-von-Harnack-Straße,<br />
bekam er ihn schließlich<br />
29
<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />
zu fassen. Und stieß zu seiner Erleichterung<br />
auf keinerlei Gegenwehr: „Der war<br />
nicht nur betrunken, der hatte auch Liebeskummer,<br />
weil ihn seine Freundin<br />
verlassen hatte“, erinnert sich Rabisch.<br />
Während er sich also die Geschichte anhörte,<br />
verständigte er die Polizei, die den<br />
Mann mitnahm.<br />
Im Rückblick hat Rabisch fast Mitleid<br />
mit dem Täter: „Es soll ein Student Mitte<br />
20 gewesen sein, der seinen Kummer<br />
und seine Wut auf diese Art und Weise<br />
abreagierte.“ Aber es sei ihm keine Sekunde<br />
der Gedanke gekommen, „das<br />
arme Würstchen“ deshalb laufen zu lassen.<br />
„Der hat ja die Autos von Leuten<br />
beschädigt, die jeden Tag darauf angewiesen<br />
sind, zum Beispiel ihre Kinder<br />
zur Schule zu bringen. Einige sind Freunde<br />
und Bekannte von mir.“<br />
Und bei solch sinnloser Zerstörungswut<br />
höre der Spaß auf, dürfe Mitleid keine<br />
Rolle spielen. Zumal die Scheibenwischer<br />
nicht einfach nur abgezogen, sondern<br />
herausgerissen wurden. Sein eigenes<br />
Auto stand zum Glück in einer anderen<br />
Straße, blieb verschont. Sachverständige<br />
ermittelten später einen Schaden<br />
von rund 15 000 Euro für insgesamt<br />
29 abgebrochene Scheibenwischer.<br />
Nennt man Rabischs spontane Reaktion<br />
mutig, winkt er ab. Mutig sei nicht das<br />
richtige Wort für seinen Einsatz. Er<br />
würde es eher ein kalkuliertes Risiko<br />
nennen, das er eingegangen ist, zumal<br />
der Rowdy einen Kopf kleiner war als<br />
er, also rund 1.70 Meter groß, und betrunken.<br />
„Und wenn ich an der nächsten Strassenecke<br />
gesehen hätte, dass da noch<br />
Kumpel auf den Mann warten, hätte ich<br />
sicherlich nur die Polizei gerufen, wäre<br />
nicht hingegangen, sagt Rabisch, der an<br />
der Burg Giebichenstein Malerei studiert<br />
hat und dort halbtags als künstlerischer<br />
Mitarbeiter tätig ist. Außerdem<br />
arbeitet er als freischaffender Bildhauer.<br />
Und er weiß als aktiver Basketballer<br />
beim USV Halle, dass er recht schnelle<br />
Beine hat...<br />
Brief vom Präsidenten<br />
Würde er in ähnlichen Situationen wieder<br />
eingreifen? Der gebürtige Erfurter,<br />
der einen Sohn hat, muss nicht lange<br />
überlegen, um ja zu sagen. Allerdings,<br />
so schränkt er ein, würde er Leben und<br />
Gesundheit nie aufs Spiel setzen.<br />
Die Polizeibeamten vom Revier Nord<br />
haben sich damals umgehend bei Rabisch<br />
bedankt. Und auch der Polizeipräsident<br />
hat ihm geschrieben und seine<br />
Zivilcourage gelobt. Seinen Brief hat<br />
Rabisch eingerahmt und an die Wand<br />
gehängt.<br />
Bildtext: In dieser Straße wohnt Thomas Rabisch,<br />
dort beobachtete er vor gut einem Jahr<br />
einen Mann, der Autos reihenweise demolierte.<br />
Ohne Zögern nahm er die Verfolgung<br />
auf. Am Ende konnte er der Polizei den<br />
Rowdy übergeben. MZ-Foto: Günter Bauer<br />
25. Februar 2004<br />
Küchenmeister kocht für guten Zweck<br />
Bernd Lücke engagiert sich seit<br />
Jahren für andere Menschen<br />
Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />
geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />
Mal vergeben. Täglich gehen in der<br />
Redaktion Vorschläge von Lesern der<br />
MZ ein, wer die Ehrung am 20. März<br />
erhalten soll. Heute stellen wir einen<br />
weiteren Kandidaten vor: Küchenmeister<br />
Bernd Lücke von der Berufsbildenden<br />
Schule „Karl Wentzel“ im Saalkreis.<br />
Das macht er nicht allein, sondern mit<br />
seinen Azubis. Das sind junge Leute<br />
ohne Schulabschluss, die ein Jahr lang<br />
die Chance haben, sich auf eine Lehre<br />
vorzubereiten. Sie helfen ihm, Deftiges<br />
und Süßes auf die Tische zu bringen –<br />
in ihrer Freizeit, wohlgemerkt. Lücke<br />
hat, wie er sagt, nie Probleme, Freiwillige<br />
zu finden. In der Praxis zu beweisen<br />
was sie können, das fordere die Azubis<br />
heraus, mache ihnen Spaß. „Die<br />
schwierigsten Schüler tauen plötzlich<br />
auf, lassen sich für einen guten Zweck<br />
begeistern“, so Lücke.<br />
Von unserer Redakteurin Heidi Pohle<br />
Saalkreis/ Halle/ MZ. Bernd Lücke<br />
könnte ein ruhiges Leben haben. Das<br />
hat der Küchenmeister und Lehrer an<br />
der Berufsbildenden Schule des Saalkreises<br />
„Karl Wentzel, Außenstelle Merbitz,<br />
aber nicht, weil er zehn, zwölf Mal<br />
im Jahr Wohltätigkeits-Veranstaltungen<br />
organisiert für Arme, Kranke, Behinderte<br />
und Senioren. Meist bewirtet er<br />
seine Gäste mit Selbstgebackenem oder<br />
kalten Büfetts.<br />
30
Serienpreis<br />
Wenn er die Azubis mit einbezieht, hat<br />
er erreicht, dass sich Jugendliche, denen<br />
man das eigentlich nicht zutraut, sozial<br />
engagieren. Sogar beim Spargel schälen<br />
wie im vergangenen Jahr in Halle haben<br />
sie mitgemacht. Eine Tonne des<br />
edlen Gemüses wurde auf dem Markt<br />
geschält – zugunsten des Kinderchorfestivals<br />
und sozialer Einrichtungen. „Mit<br />
der Hälfte der Azubis hatte ich gerechnet,<br />
gekommen sind alle“, so Lücke.<br />
Manchem, das weiß der 43-Jährige, ist<br />
er zu oft in der Öffentlichkeit. Aber mit<br />
diesem „Vorwurf“ könne er leben, dadurch<br />
lasse er sich nicht vom Wege abbringen.<br />
Denn wie es Menschen, die<br />
nicht auf der Sonnenseite des Lebens<br />
stehen, geht, weiß er aus Erfahrung:<br />
Nach dem Tod der Mutter wuchs Lücke<br />
im Brandenburger Land bei Pflegefamilien<br />
und in Heimen auf.<br />
Er macht keinen Hehl daraus, dass es<br />
ein schönes Gefühl ist, anderen eine<br />
Freude zu bereiten, Kindern zum Beispiel.<br />
In solchen Momenten seien alle<br />
Mühen, aller Ärger verflogen. „Ich bin<br />
dann ein rundum zufriedener Mensch“,<br />
sagt Lücke, der sich nicht vorstellen<br />
könnte, seine Freizeit zu Hause auf dem<br />
Sofa zu verbringen. Immer unterwegs,<br />
den Kopf voller Ideen, immer am organisieren,<br />
so kennt man Lücke, der im<br />
Verband der Köche mitarbeitet und<br />
sich um den Erdgas-Pokal der Schülerköche<br />
kümmert. Die Ehrenamts-Inititative<br />
„Verbundnetz der Wärme“ ernannte<br />
ihn zum Ehren-Botschafter.<br />
Als Partner hat Lücke Sponsoren, die<br />
ihm Lebensmittel zur Verfügung stellen.<br />
In der Berufsschule darf er Räume<br />
und Geschirr auch nach dem Unterricht<br />
nutzen. Und seine Familie zieht mit –<br />
Schwiegermutter, Frau und Tochter, die<br />
gerade das Abitur gemacht hat, waschen<br />
ab, kochen, backen oder leisten Chauffeur-Dienste.<br />
Derzeit bereitet er das<br />
nächste Spargelschälen für gemeinnützige<br />
Zwecke vor sowie ein Faschingsfest<br />
in der Kita Merbitz. „Ich kann einfach<br />
nicht anders“, sagt er fast entschuldigend<br />
– und setzt ein Lächeln auf.<br />
27. Februar 2004<br />
Mann taucht in Historie ab<br />
Heimatforscher bringt Dorf in Schwung<br />
Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />
geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />
Mal vergeben. Täglich gehen in der<br />
Redaktion Vorschläge von Lesern der<br />
MZ ein, wer die Ehrung am 20. März<br />
erhalten soll. Heute stellen wir einen<br />
weiteren Kandidaten vor: Heimathistoriker,<br />
Ehrenfeuerwehrmann und Vereinschef<br />
Ingolf Brömme.<br />
Von unserem Redakteur Ralf Böhme<br />
Kabelsketal/ MZ. Ingolf Brömme aus<br />
dem kleinen Saalkreis-Dorf Osmünde<br />
hat den richtigen Riecher für alles, was<br />
im Kabelsketal aus dem Rahmen fällt.<br />
Und davon muss es rund um Gröbers<br />
eine ganze Menge geben. Deshalb kann<br />
es der 49-Jährige auch nicht bei einsamen<br />
Nachforschungen belassen. Vielmehr<br />
versucht der gelernte Ofensetzer<br />
das ganze Dorf zu begeistern. Sein<br />
Steckenpferd – Entdeckungen in Vergangenheit<br />
und Gegenwart – pflegt der<br />
heutige Flughafenangestellte im Verein<br />
„Osmünder Spritze 1811“.<br />
Ausgangspunkt der Aktivitäten war eine<br />
kleine Notiz in einer alten Chronik, die<br />
vom ersten spektakulären Spritzen-Einsatz<br />
in der napoleonischen Besatzungszeit<br />
berichtete. Brömme als ehemaliger<br />
Wehrleiter und jetziger Ehrenfeuerwehrmann<br />
wollte mehr wissen, fahndete in<br />
Archiven, befragte viele Dorfbewohner.<br />
Das Ende vom Lied war, dass die Osmünder<br />
2002 das historische Geschehen<br />
samt Pferdegespann, Spritze und Uniformen<br />
detailgetreu nachspielten – ein<br />
Riesenspaß für Akteure und Besucher.<br />
Einmal daran Spaß gefunden, gründeten<br />
Brömme und seine Mitstreiter im<br />
September 2002 den Spritzenverein.<br />
Neben dem vorbeugenden Brandschutz,<br />
so steht es in der Satzung, konzentriert<br />
der Verein seine Kräfte auf die Erforschung<br />
der Heimatgeschichte. Den mittlerweile<br />
35 Mitgliedern gelang es damit<br />
binnen kurzer Zeit, das Dorf weit über<br />
die Grenzen des Saalkreises hinaus bekannt<br />
zu machen. Als Ideengeber und<br />
Spielmacher fungiert Brömme, von Anfang<br />
an Vereinsvorsitzender. Frau Hiltrud<br />
und Sohn Enrico müssen wohl oder<br />
übel in Kauf nehmen, wenn dafür viele<br />
Feierabende, Wochenenden und Urlaubstage<br />
geopfert werden.<br />
31
<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />
Beim Stöbern in alten Kirchenbüchern<br />
stieß der Hobby-Historiker auf längst<br />
vergessenes Brauchtum – ein so genannte<br />
„Appelsfest“, das mit dem mittelalterlichen<br />
Sündenablass zu tun hatte. Brömmes<br />
Entdeckung ließ auch das 1986 eingestürzte<br />
Osmünder Gotteshaus in neuem<br />
Licht scheinen. Wie sich herausstellte<br />
war die Kirche zu Luthers Zeiten, angeblich<br />
wegen dem sagenhaften Wirken<br />
einer Jungfrau, ein viel besuchter Wallfahrtsort.<br />
Dass die Osmünder inzwischen<br />
wieder ihr „Appelsfest“ feiern, darf angesichts<br />
Brömmes Umtriebigkeit niemanden<br />
wundern. Dann finden sogar<br />
Minister und Landräte den Weg in den<br />
kleinen Ort zwischen A 14 und B 6.<br />
Forschungen zur Branntwein-Herstellung<br />
aus einheimischen Zuckerrüben<br />
bestimmten das Vereinsleben im Vorjahr.<br />
Jetzt wollen Brömme und seine<br />
Mitstreiter, zu denen auch die örtliche<br />
Feuerwehr und der Chor der Arbeiterwohlfahrt<br />
gehören, mehr über einen<br />
verheerenden Dorfbrand in Erfahrung<br />
bringen. Sogar an Brandversuche ist gedacht.<br />
Im Sommer soll es soweit sein, so<br />
Brömmes Plan.<br />
2. März 2004<br />
Kleine Kunstwerke frisch aus der<br />
Gießerei<br />
Plastiken für Bürgerpreis stehen<br />
bereit – Ehrung am 20. März<br />
Halle/ MZ /hpo. In diesem Jahr wird<br />
der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />
geht“ zum zweiten Mal verliehen.<br />
Die Preisträger, die zum Frühlingsanfang<br />
im neuen theater geehrt werden,<br />
erhalten wie im Vorjahr eine Plastik des<br />
Bildhauers Carsten Theumer. Sie zeigt<br />
den Müllerburschen mit seinem Esel.<br />
Der Müllerbursche hält ein Füllhorn, aus<br />
dem ein Stern herausschaut. „Ich habe<br />
die Plastiken gerade neu gießen lassen“,<br />
sagt der 47-Jährige, der das kleine Kunstwerk<br />
entworfen und gestaltet hat.<br />
Mit der historischen Sagengestalt werden<br />
Menschen aus Halle und dem Saalkreis<br />
gewürdigt, die etwas Außergewöhnliches<br />
geleistet haben – ihnen werden<br />
symbolisch Rosen gestreut. Der Sage<br />
nach hatten die Hallenser einst eine<br />
Straße mit Rosen ausgelegt, weil sie den<br />
Kaiser erwarteten. Doch statt des Kaisers<br />
kam ein Müllerbursche mit seinem<br />
Esel daher. Die Hallenser begrüßten das<br />
Duo freundlich, Müllerbursche und Esel<br />
wurden zu einem Wahrzeichen der<br />
Stadt. Die bekannteste Darstellung steht<br />
am Alten Markt. Dieser ideelle Preis<br />
geht auf eine Initiative der Mitteldeutschen<br />
Zeitung, der Stiftung der Stadtund<br />
Saalkreissparkasse und des neuen<br />
theaters zurück.<br />
Carsten Theumer, Lehrer an der Kunsthochschule<br />
Burg Giebichenstein, wird<br />
bis zur Preisverleihung die in der Firma<br />
Barth in Rinteln bei Hannover gegossenen<br />
und etwa 30 Zentimeter hohen Plastiken<br />
aus Bronze noch bearbeiten, polieren<br />
und die Sterne schließlich vergolden.<br />
Die Sterne, so sagt er, könnten<br />
durchaus Sterne aus dem Stadtwappen<br />
von Halle sein und damit ebenfalls Symbolcharakter<br />
haben. Der festlichen Preisverleihung<br />
dürfte also nichts mehr im<br />
Wege stehen.<br />
Noch bis zum kommenden Donnerstag,<br />
4. März, ist es möglich, Hallenser oder<br />
Bewohner des Saalkreises für den Bürgerpreis<br />
vorzuschlagen. Namen und Begründung,<br />
Telefon und Adresse bitte an<br />
die MZ-Lokalredaktion, Delitzscher<br />
Straße 65, 06112 Halle, schicken, Fax:<br />
5 65 45 20.<br />
32
Serienpreis<br />
3. März 2004<br />
Heimat für Behinderte<br />
Susanne Wichmann ist Vereinschefin<br />
Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />
geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />
Mal vergeben. Täglich gehen Vorschläge<br />
von Lesern der MZ ein, wer die<br />
Ehrung am 20. März erhalten soll. Heute<br />
stellen wir eine weitere Kandidatin<br />
vor: Susanne Wichmann, Vorsitzende<br />
des Allgemeinen Behindertenverbandes<br />
in Halle.<br />
Von unserer Redakteurin Heidi Pohle<br />
Halle/ MZ. Susanne Wichmann war<br />
schon mal nahe dran, alles hinzuwerfen.<br />
Und manchmal fragt sie sich in stillen<br />
Stunden, warum sie sich immer wieder<br />
diesem Stress aussetzt. Immerhin<br />
hat der Allgemeine Behindertenverband<br />
in Halle rund 140 Mitglieder und<br />
fünf Angestellte, dazu Zivis und Praktikanten.<br />
Und sie ist als Vorsitzende verantwortlich,<br />
muss Probleme bewältigen,<br />
um Finanzen kämpfen. „Doch die schönen<br />
Momente überwiegen, jene, in denen<br />
ich sehe, dass wir für viele Menschen<br />
Anlaufpunkt, manchmal sogar<br />
Heimat sind“, sagt die 45-Jährige, die<br />
seit rund 15 Jahren im Rollstuhl sitzt.<br />
Nun ist sie gerade wieder für zwei Jahre<br />
an die Spitze des Vereins gewählt worden,<br />
so gut wie einstimmig.<br />
Also wird Susanne Wichmann weiter<br />
fast jeden Tag von ihrer Wohnung im<br />
Zentrum von Halle nach Neustadt fahren,<br />
um die Geschicke des Vereins zu<br />
lenken und zu leiten. Dort treffen sich<br />
in einer ehemaligen Kindertagesstätte<br />
körperlich und geistig behinderte<br />
Jugendliche und Erwachsene mit Nichtbehinderten.<br />
Sie finden Ansprechpartner<br />
für alle Sorgen und Probleme und<br />
können ihre Freizeit verbringen – basteln,<br />
spielen oder gestalten. Es gibt eine<br />
Schwimm- und sogar eine Selbstverteidigungsgruppe.<br />
Wer will, kann an Vorträgen<br />
und Diskussionen teilnehmen.<br />
„Und mit eigenen Fahrzeugen bieten<br />
wir begleitende Unterstützung und<br />
Hauswirtschaftshilfe an“, erklärt Frau<br />
Wichmann.<br />
Die gebürtige Göttingerin, die vor vier<br />
Jahren nach Halle kam, ist mit ihrer<br />
Aufgabe gewachsen. Einfach sei es nicht<br />
gewesen, plötzlich Entscheidungen zu<br />
treffen und Menschen anzuleiten. „Das<br />
habe ich erst nach und nach gelernt“,<br />
sagt Susanne Wichmann, die von Beruf<br />
Arzthelferin ist und eine erwachsene<br />
Tochter hat. „Ich weiß, was ich will“, fügt<br />
sie selbstbewusst hinzu, „und bin recht<br />
hartnäckig, wenn ich ein Ziel verfolge.“<br />
Längst sind die Zeiten vorbei, da sie<br />
nachts Probleme wälzte: „Heute kann<br />
ich vor allem dank guter Freunde abschalten<br />
und ruhig schlafen.“<br />
Wenn sich jedoch auf ihrem Schreibtisch<br />
zu Hause ungelesene Zeitschriften<br />
und Bücher stapeln, weiß sie, dass sie<br />
eigentlich ein wenig kürzer treten müsste.<br />
Mittlerweile sei sie durch ihre ehrenamtliche<br />
Tätigkeit derart eingespannt,<br />
dass ihr manchmal fast ein wenig Freizeit<br />
fehlt. Zum Beispiel, um das Opernhaus-Abonnement<br />
nicht zu versäumen.<br />
Auch der Alltag im Rollstuhl kostet Zeit<br />
und Kraft, will bewältigt sein. Ein wenig<br />
kann sie noch selbst machen. Aber<br />
ohne Pflegedienst und Hauswirtschaftshilfe,<br />
ohne Freunde geht es nicht. Hadern<br />
will sie nicht mit ihrem Schicksal,<br />
weil das nichts bringt, wie sie sagt. Es<br />
annehmen und das beste daraus machen,<br />
sich durch eine Aufgabe herausfordern<br />
lassen – das ist ein Motto so<br />
recht nach ihrem Geschmack.<br />
Und vielleicht ist sie ja auch deshalb<br />
erst kürzlich vom Behindertenverband<br />
Sachsen-Anhalts, der Landes-Dachorganisation,<br />
ausgezeichnet worden. Um den<br />
Preis gleich weiterzureichen – an die<br />
Mitarbeiter und den Vorstand ihres Vereins.<br />
Denn allein, so sagt sie, säße sie<br />
auf verlorenem Posten...<br />
Vorschläge für den Bürger-Preis „Ein<br />
Esel, der auf Rosen geht“ können noch<br />
bis morgen, 4. März, mit Namen und<br />
einer kurzen Begründung, mit Telefon<br />
und Adresse des vorgeschlagenen Bürgers<br />
an die MZ-Lokalredaktion, Delitzscher<br />
Straße 65, 06112 Halle, geschickt<br />
werden, Fax 03 45/ 5 65 45 20,<br />
E-Mail: saalekurier@mz-sao.de.<br />
33
<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />
4. März 2004<br />
Organisations-Talent fördert junge<br />
Mimen<br />
Einstiger Lehrer hob Jugend-Kabarett<br />
der Kiebitze aus der Taufe<br />
Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />
geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />
Mal vergeben. Täglich gehen in der<br />
Redaktion Vorschläge von Lesern der<br />
MZ ein, wer die Ehrung am 20. März<br />
erhalten soll. Heute stellen wir einen<br />
weiteren Kandidaten vor: Hans-Dieter<br />
Marr, Leiter des Jugend-Kabaretts „Die<br />
Kiebitzensteiner“.<br />
Von unserer Mitarbeiterin Claudia Crodel<br />
Halle/ MZ. Mit Jugendlichen zu arbeiten,<br />
das war Hans-Dieter Marr schon<br />
immer wichtig. Der einstige Geschichtslehrer<br />
kann das auch mit 73 Jahren nicht<br />
lassen. Als im Herbst 2002 im Freundeskreis<br />
des Kabaretts „Die Kiebitzensteiner“<br />
die Frage diskutiert wurde, wie<br />
man Jugendliche für das politisch-satirische<br />
Kabarett begeistern und Nachwuchs<br />
für die Bühne finden könne, war<br />
Hans-Dieter Marr gleich zur Stelle. Und<br />
das nicht nur, weil er damals der 1. Vorsitzende<br />
des Freundeskreises war, sondern<br />
aus Leidenschaft.<br />
Schüler geworben<br />
Marr, der seit 50 Jahren pädagogisch<br />
tätig ist, wurde schließlich vom Freundeskreis<br />
beauftragt, ein Jugend-Kabarett<br />
zu gründen und es zu leiten. Trotz vieler<br />
bürokratischer Hürden fiel das Marr<br />
nicht schwer.<br />
„Ich habe schon immer gern organisiert“,<br />
sagt er. Zufall und Beziehungen<br />
gehörten aber stets dazu. Durch einen<br />
ehemaligen Kollegen knüpfte Marr die<br />
Verbindung zur Kooperativen Gesamtschule<br />
„Wilhelm von Humboldt“. Dort<br />
traf er bei Schulleiter Töttler auf offene<br />
Ohren und fand in den elften und<br />
zwölften Klassen interessierte Schüler,<br />
die sich als Kabarettisten erproben wollten.<br />
Bereits zum Sommerfest des Freundeskreises<br />
der Kiebitzensteiner im Juni vergangenen<br />
Jahres konnten die Jugendlichen<br />
erste Szenen vorspielen. Im Dezember<br />
folgte die Premiere eines einstündigen<br />
satirischen Programms.<br />
34
Serienpreis<br />
Als Organisator der Truppe hat Marr<br />
alle Hände voll zu tun. Er beschafft die<br />
Technik, organisiert Proben- und Auftrittstermine<br />
und ist ständig auf Suche<br />
nach Helfern und Sponsoren. Da einige<br />
der jungen Akteure demnächst wegen<br />
des Abiturs ausfallen, hält er auch Ausschau<br />
nach neuen begabten Schülern.<br />
Doch dabei belässt es der Liebhaber<br />
der darstellenden Kunst, der zu allen<br />
halleschen Theatern eine gute Beziehung<br />
hat, nicht: Gemeinsam mit Alt-<br />
Kabarettist Klaus Reichenbach schreibt<br />
er auch die Texte für die jungen Mimen.<br />
Gemeinschaft wichtig<br />
„Das hat große Vorteile“, erläutert Marr.<br />
„Wir kennen die Jugendlichen und können<br />
ihnen die Rollen auf den Leib<br />
schreiben.“ Außerdem brauche man sich<br />
nicht mit Autorenrechten herumzuärgern.<br />
Dabei haben die jungen Leute Mitspracherecht,<br />
können sowohl eigene Gedanken<br />
als auch Formulierungen einbringen.<br />
„Manche Texte werden zehn<br />
Mal umgeschrieben, bis sie auf die Bühne<br />
kommen“, sagt Marr.<br />
Größte Freude ist es für Hans-Dieter<br />
Marr nicht nur, wenn das Publikum zufrieden<br />
ist und die Jugendlichen bei ihren<br />
Auftritten Erfolg haben, sondern<br />
wenn er merkt, dass „die Gemeinschaft<br />
stimmt“. Er ist sich sicher: „Das ist ein<br />
Lohn, der unbezahlbar ist.“<br />
11. März 2004<br />
Bürgerpreis wird zum zweiten Mal<br />
vergeben – Ehrung mit Frühlingsfest.<br />
Auch Fußball-Präsident und Reiseleiterin<br />
vorgeschlagen<br />
Zahlreiche Zuschriften – Ehrenamtliche<br />
aus vielen Bereichen – Juroren<br />
wählen aus<br />
Halle/ Saalkreis/ MZ. In gut einer Woche<br />
werden die Bürgerpreise „Ein Esel,<br />
der auf Rosen geht“ vergeben. Einige<br />
der Kandidaten haben wir in den vergangenen<br />
Wochen vorgestellt; insgesamt<br />
gingen 35 Vorschläge aus Halle und dem<br />
Saalkreis ein. Die Juroren sind dabei,<br />
jene Frauen und Männer auszuwählen,<br />
die zum Frühlingsanfang, am 20. März,<br />
ausgezeichnet werden (siehe auch nebenstehende<br />
Beiträge). Wir veröffentlichen<br />
heute alle vorgeschlagenen Bürger<br />
(in alphabetischer Reihenfolge) mit einer<br />
kurzen Begründung.<br />
Renate Anders aus Halle steht an der<br />
Spitze der Unicef-Gruppe Halle, die unermüdlich<br />
Geld für Not leidende Kinder<br />
in aller Welt sammelt.<br />
Martin Arnold gehört zu einer Gruppe<br />
in- und ausländischer ehrenamtlich Engagierter,<br />
die im Frühjahr ein Café für<br />
Ausländer und Deutsche eröffnen.<br />
Dr. Erwin Bartsch ist langjähriger Vorsitzender<br />
des Heimatbundes Passendorf<br />
und organisiert Veranstaltungen in Neustadt.<br />
Ludwig Baumgarten aus Halle organisiert<br />
seit rund zehn Jahren die Trothaer<br />
Konzerte – insgesamt schon über 50.<br />
Editha Beine aus Halle hilft seit 14 Jahren<br />
Asylbewerbern, in der Fremde heimisch<br />
zu werden.<br />
Ingeburg Bernhardt aus Halle ist aktiv<br />
im Kleintierschutz-Verein am Rosengarten<br />
tätig, den sie mit aufgebaut hat, organisiert<br />
vor allem die Katzenbetreuung.<br />
Klaus Bohne aus Petersberg unterstützt<br />
aktiv den Domäne-Förderverein, der<br />
den historischen Amtshof im Ort zu<br />
neuem Leben erwecken will.<br />
35
<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />
René Brandenburg aus Halle betreut<br />
ältere Bürger bei der Volkssolidarität in<br />
der Begegnungsstätte Südstraße.<br />
Ines Braun aus Halle spendet seit fast<br />
20 Jahren unentgeltlich Blut.<br />
Ingolf Brömme aus Osmünde vermittelt<br />
als Hobby-Historiker und Vereinschef<br />
auf populäre Weise Heimatgeschichte,<br />
initiiert Volksfeste und Veranstaltungen.<br />
Christa Erhardt-Boy aus Halle erfreut<br />
die Kinder seit über 30 Jahren als Märchenerzählerin.<br />
Elsa Girnus aus Halle organisiert mit 83<br />
Jahren im Martha-Haus Gespräche, Feste<br />
und anderes für Bewohner des Altenheims.<br />
Hans Goedecke aus Halle ist Sprecher<br />
der Interessengemeinschaft Alter Markt,<br />
setzt sich für Belange der Händler und<br />
Anwohner ein.<br />
Prof. Dr. Thomas Höhle aus Halle leitete<br />
die Goethe-Gesellschaft von 1964 bis<br />
Ende 2003.<br />
Erika Huber aus Halle ist Mitbegründerin<br />
der Gruppe Halle der Deutschen<br />
Rheuma-Liga, betreut und berät Betroffene.<br />
Christa Jacob aus Halle ist Reise-und<br />
Veranstaltungsbegleiterin bei der Volkssolidarität.<br />
Joachim Jahnke aus Teutschenthal ist<br />
Vorsitzender und Motocross-Rennleiter<br />
des Motorsportclubs (MSC) Teutschenthal<br />
und hat mitgeholfen, den Talkessel<br />
zu einer der schönsten Strecken Europas<br />
zu machen.<br />
Axel Kählert aus Halle unterstützt mit<br />
dem Bürgerverein für Olympia aktiv die<br />
Olympiabewegung.<br />
Dr. Adrian Kozlowski aus Halle und<br />
seine Kollegin Dr. Kirstin Eppendorf aus<br />
Halle reisten mehrfach im Urlaub nach<br />
Indien und Bolivien, um dort unentgeltlich<br />
vor allem Kinder zu behandeln.<br />
Ralph Kramer aus Schochwitz war der<br />
Initiator des neuen Sportler- und Bürgerzentrums<br />
der Gemeinde.<br />
Bernd Lücke aus Halle kocht und backt<br />
mit seinen Azubis der BbS Saalkreis<br />
„Carl Wentzel“ für wohltätige Zwecke.<br />
Hans-Dieter Marr aus Halle betreut das<br />
Jugendkabarett „Die Kiebitzensteiner“.<br />
Ralf Mielke aus Langenbogen gründete<br />
einen Förderverein mit dem Ziel, die<br />
historische Orgel der Dorfkirche zu restaurieren.<br />
Werner Mühlhausen aus Halle engagiert<br />
sich mit 84 Jahren im Seniorenrat, Gruppe<br />
Renten.<br />
Achim Neubert aus Wiedersdorf half<br />
mit, die Dorfkirche zu restaurieren, verschönerte<br />
in über 1000 Stunden Dekken<br />
und Wände.<br />
Johanna Quaas aus Halle ist fast 80 Jahre<br />
alt und betreut noch immer Turn-<br />
Nachwuchs.<br />
Thomas Rabisch aus Halle griff beherzt<br />
ein, als ein Rowdy nachts zahlreiche<br />
Autos demolierte.<br />
Eva-Maria Riese aus Halle arbeitet bei<br />
der Volkssolidarität mit, leistet u.a.<br />
Nachbarschaftshilfe.<br />
Annedore und Werner Schütt aus Halle<br />
engagieren sich in einem Vorlese-Projekt<br />
für Kinder.<br />
Kerstin Stuhl aus Halle soll stellvertretend<br />
für all jene Frauen geehrt werden,<br />
die Familie und Beruf unter einen Hut<br />
bringen.<br />
Gerd Wagner aus Lieskau ist in mehreren<br />
Bereichen ehrenamtlich tätig, ist zum<br />
Beispiel Präsident der Lieskauer Fußballmannschaft<br />
LSG und die gute Seele<br />
des Vereins.<br />
Frank Werner aus Halle sammelt für<br />
Menschen in Weißrussland Hilfsgüter<br />
und bringt sie dort hin.<br />
Susanne Wichmann aus Halle ist als<br />
Vorsitzende des Allgemeinen Behindertenverbandes<br />
in Halle die gute Seele<br />
des Vereins.<br />
Kurt Wünsch aus Halle leitet den Förderkreis<br />
der Schriftsteller in Sachsen-<br />
Anhalt und hält Kontakte zu Schulen<br />
und Bibliotheken.<br />
Lieselotte Zakschewski aus Zappendorf<br />
baute die Sammlung im Heimatmuseum<br />
mit auf, ist Mitglied vom Museumsrat.<br />
22. März 2004<br />
Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />
geht“ zum zweiten Mal verliehen<br />
Verbeugung vor dem Ehrenamt.<br />
Leser der MZ schlagen 36 Kandidaten<br />
vor – Vier Preise plus Ehrenpreis<br />
vergeben<br />
Von unserem Redakteur Lutz Würbach<br />
Halle/ MZ. Mit einer festlichen Veranstaltung<br />
im neuen theater ist am Wochenende<br />
zum zweiten Mal der Bürgerpreis<br />
„Ein Esel, der auf Rosen geht“ an<br />
ehrenamtlich engagierte Bürger der<br />
Stadt Halle und des Saalkreises verliehen<br />
worden. Es sei schwierig gewesen,<br />
unter den 36 Vorschlägen der MZ-Leser<br />
vier auszuwählen, sagte Jury-Mitglied<br />
Landrat Knut Bichoel (CDU). Sein<br />
Dank ging an die Initiatoren des Bürgerpreises<br />
– Heinz Kiegeland (Sprecher<br />
der Geschäftsführung des Mitteldeutschen<br />
Druck-und Verlagshauses), Friedrich<br />
Stumpf (Vorstandsvorsitzender<br />
der Stadt- und Saalkreissparkasse, Vorsitzender<br />
der Stiftung des Unternehmens)<br />
und Peter Sodann (Schauspieler,<br />
Theaterintendant). Ihre Idee trage dazu<br />
bei, Menschen, die sich auf besondere<br />
Weise für andere einsetzten, auf besondere<br />
Weise zu würdigen, so Bichoel.<br />
Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler<br />
(SPD) erinnerte daran, dass es in der<br />
Stadt etwa 16 000 ehrenamtlich Tätige<br />
gibt. „Halle hat viele Glanzpunkte. Diese<br />
Glanzpunkte gibt es aber nur, weil<br />
Bürger sich darum kümmern“, sagte sie.<br />
Mit den Preisträgern Ingolf Brömme,<br />
Susanne Wichmann, Bernd Lücke und<br />
der „Initiative für Halle und den Saal-<br />
36
Serienpreis<br />
kreis“ (Ifhas) setzten sich am Ende Nominierte<br />
durch, die sich auf sehr unterschiedliche<br />
Weise für ihre Mitmenschen<br />
beziehungsweise ihr Anliegen einsetzen.<br />
Selbst bei der Preisverleihung. So<br />
machte der Osmünder Heimatforscher<br />
Brömme den 450 Gästen im ausverkauften<br />
Saal des nt Appetit auf erlebbare<br />
Saalkreis-Geschichte – Stichwort<br />
Appelsfest. Norbert Böhnke (Ifhas)<br />
warb auf der Bühne für die Rettung der<br />
Beesenstedter Kirche.<br />
Ein besonderes Anliegen hatte auch<br />
Prof. Paul Raabe, der den Ehrenpreis<br />
der Initiatoren überreicht bekam. In<br />
seiner Dankesrede erinnerte der langjährige<br />
Direktor der Franckeschen Stiftungen<br />
daran, dass die Sanierung des<br />
kulturhistorisch wertvollen Komplexes<br />
nur mit Hilfe von Arbeitsbeschaffungs-<br />
Maßnahmen möglich war. Diese ABM<br />
hätten aber noch mehr bewegt. Sie hätten<br />
Menschen, die unverschuldet ihren<br />
Arbeitsplatz verloren hatten, eine neue<br />
Chance geboten, sagte Raabe. „All diese<br />
Menschen sind mir in unserer gemeinsamen<br />
Tätigkeit so ans Herz gewachsen,<br />
wie keine anderen in meinem<br />
Leben“, sagte der Ehrenbürger der<br />
Stadt Halle. Gebt den Menschen bitte<br />
Arbeit – so Raabes Botschaft im nt.<br />
Stoppt den Krieg im Irak – so lautete<br />
vor einem Jahr an gleicher Stelle die von<br />
Günter Gras, dem damaligen Gewinner<br />
des Preises der Initiatoren. Ehrenamt<br />
bedeute auch, die Verantwortlichen an<br />
ihre Pflichten zu erinnern, hatte am Sonnabend<br />
Christine Merkel in ihrer Laudatio<br />
auf Susanne Wichmann (Behindertenverband)<br />
gesagt. Seiten 8 und 9<br />
37
<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />
22. März 2004<br />
„Der Esel, der auf Rosen geht“ –<br />
Das Frühlingsfest im neuen theater<br />
Hochzeits-Brauch<br />
Die Jugendlichen aus Gröbers hatten<br />
zwar Lampenfieber, machten ihre Sache<br />
aber gut: Sie spielten auf der Bühne<br />
vom großen Saal einen alten Hochzeitsbrauch<br />
der Region nach, das so genannte<br />
Fassbörnen. Und Mitglieder der<br />
Selbstverteidigungsgruppe vom Behinderten-Verband<br />
Halle zeigten, dass sie<br />
sich auch wehren können.<br />
Üppiges Büfett<br />
Nach der Preisverleihung labten sich<br />
die rund 450 Gäste an einem üppigen<br />
Büfett mit warmen und kalten Speisen,<br />
das die Gastronomen des nt unter der<br />
Leitung von Susanne Sodann gezaubert<br />
hatten. Hühnchen in Kokosnuss-Ananas-Curry<br />
waren darauf ebenso zu finden<br />
wie überbackene Polenta, Spargel<br />
mit Lachs, Nudelsalat-Variationen und<br />
Vanillecreme auf Sauerkirschen.<br />
Zauberhafte Tricks<br />
Die Preisverleihung wurde von Musikern<br />
der Halleschen Philharmonie umrahmt.<br />
Danach spielten die Lockeren<br />
Stadtmusikanten zum Tanz auf bis in<br />
den Sonntag hinein. Zwischendurch wurden<br />
die Gäste von zwei Zauberern unterhalten<br />
– Postrat Hyronimus Schneffke<br />
und sein Kollege Bernd Bentz führten<br />
an den Tischen allerlei Tricks vor.<br />
Würdige Preisträger<br />
„Wir haben wie im Vorjahr interessante<br />
Menschen kennen gelernt, vor denen<br />
man den Hut ziehen muss“, meinten<br />
Anni und Kurt Kerzelt aus Halle. Die<br />
Geehrten seien würdige Preisträger und<br />
stünden stellvertretend für alle, die sich<br />
ehrenamtlich engagierten.<br />
38
Anhang • Ausschreibung 2004<br />
Anhang<br />
Ausschreibung 2004<br />
<strong>Journalistenpreis</strong> <strong>Ehrenamtliches</strong> <strong>Engagement</strong><br />
der Robert Bosch Stiftung<br />
Ziel der Ausschreibung<br />
Der Preis, mit dem Journalisten für hervorragende<br />
Pressebeiträge zum Thema Bürgerengagement ausgezeichnet<br />
werden, soll die Autoren wie auch die<br />
Ehrenamtlichen ehren. Er trägt dazu bei, die öffentliche<br />
Wahrnehmung von ehrenamtlichen Initiativen<br />
zu erhöhen und Leser zu eigenem <strong>Engagement</strong><br />
anzuregen. Ausgezeichnet werden Berichte,<br />
Reportagen oder Kommentare, die beispielhaft darstellen<br />
und fragen, wie und warum Menschen für<br />
sich und für andere Verantwortung übernehmen.<br />
Preise<br />
Die Preise sind mit 2500, 1500 und 1000 Euro<br />
dotiert. Ein Sonderpreis von 2500 Euro wird für<br />
Serien vergeben. Junge Journalisten bis 30 Jahre<br />
nehmen gleichzeitig am Wettbewerb um den<br />
Marion-Dönhoff-Förderpreis teil, der mit 1500 Euro<br />
dotiert ist. Eine unabhängige Jury aus Journalisten<br />
und Experten der ehrenamtlichen Arbeit wählt<br />
die Preisträger aus.<br />
Einsendeschluß ist der 16. September 2004.<br />
Inhalt der Beiträge<br />
Es können Beiträge eingereicht werden, die sich<br />
mit den vielfältigen Formen des Ehrenamts in allen<br />
gesellschaftlichen Bereichen beschäftigen. Von Interesse<br />
sind insbesondere Artikel, die Auswirkungen<br />
politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen<br />
auf ehrenamtliche Arbeit im lokalen Umfeld aufzeigen.<br />
Mögliche Themen sind individuelles und<br />
privates <strong>Engagement</strong>, zum Beispiel in Schulen,<br />
Museen und Nachbarschaft wie auch die Mitarbeit<br />
in Vereinen, Jugendgruppen, Freiwilligenagenturen,<br />
Tauschbörsen oder Bürgerstiftungen. Neue<br />
Formen von Freiwilligendiensten junger Menschen<br />
oder das <strong>Engagement</strong> für eine demokratische Kultur<br />
gegen Rechtsradikalismus können ebenso beschrieben<br />
werden wie Erfahrungen bürgerschaftlichen<br />
<strong>Engagement</strong>s im Ausland.<br />
ROBERT BOSCH STIFTUNG<br />
Robert Bosch Stiftung GmbH<br />
<strong>Journalistenpreis</strong> „<strong>Ehrenamtliches</strong> <strong>Engagement</strong>“<br />
Heidehofstraße 31<br />
70184 Stuttgart<br />
Telefon: 07 11/4 60 84-37<br />
Telefax: 07 11/4 60 84-10 37<br />
E-Mail: alexandra.fauler@bosch-stiftung.de<br />
www.bosch-stiftung.de<br />
39
Anhang<br />
Preisträger 1998 bis 2003<br />
Preisträger 1998<br />
Preisträger 1999<br />
1. Preis<br />
Eric Breitinger<br />
„Ein Spiel, bei dem viele gewinnen“<br />
Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt,<br />
28. August 1998<br />
2. Preis<br />
Petra Pinzler<br />
„Warme Suppe, gute Laune“<br />
Die Zeit, 5. Dezember 1998<br />
3. Preis<br />
Kathrin Haasis<br />
„Ein Traumjob, leider unbezahlt“<br />
Südwest Presse, 20. September 1998<br />
Juniorenpreis<br />
Kerstin Humberg<br />
„Hilfe konkret“<br />
Kirche und Leben, Vechta, 26. Juli bis<br />
30. August 1998<br />
Serienpreis<br />
Rainer Laubig<br />
„Türe auf für das Ehrenamt“<br />
Esslinger Zeitung, 1. bis 24. Dezember 1997<br />
1. Preis<br />
Rainer Jung<br />
„Der herrlichste Job der Welt“<br />
Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt,<br />
3. September 1999<br />
2. Preis<br />
Annette Jensen<br />
„Arbeitslos und doch voll beschäftigt“<br />
Süddeutsche Zeitung, 12./13. Dezember 1998<br />
3. Preis<br />
Stefan Becker<br />
„Lachen ist die beste Medizin“<br />
Morgenpost am Sonntag, 5. Mai 1999<br />
3. Preis<br />
Magnus Reitiger und andere jugendliche Autoren<br />
Sonderseite „Wir tun was!“<br />
Weilheimer Tagblatt, 11. November 1998<br />
Marion-Dönhoff-Förderpreis für junge<br />
Journalisten<br />
Daniela Steffgen<br />
Beiträge zur Serie „Katholische Soziale Dienste<br />
in Wittlich“<br />
Trierischer Volksfreund, Juli/August 1999<br />
Serienpreis<br />
Lokalredaktion der Frankfurter Rundschau<br />
Martin Feldmann, Helga Franke, Uta Grossmann,<br />
Walter Keber, Mae von Lapp, Juliane Mroz,<br />
Jochen Notrott, Tobias Schwab, Barbara Simon,<br />
Dorothe Stuhl, Frank Tekkilic<br />
Sonderdruck/Beiträge zum Ehrenamt<br />
Frankfurter Rundschau, Juli 1999 bis<br />
September 1999<br />
40
Preisträger 1998 bis 2003<br />
Preisträger 2000<br />
Preisträger 2001<br />
1. Preis<br />
Antje-Maria Lochthofen<br />
„Es ist Zeit“ und „Eine Liebe fürs Leben“<br />
Thüringer Allgemeine, 12. August 2000 und<br />
16. September 2000<br />
2. Preis<br />
Dorothée Stöbener, Ute Eberle<br />
„Gutes tun mit Gewinn“<br />
Die Zeit, 21. September 2000<br />
3. Preis<br />
Frank Olbert<br />
„Vom Untergang der rüden Schwimmmeister“<br />
Kölner Stadt-Anzeiger, 14. April 2000<br />
Marion-Dönhoff-Förderpreis<br />
für junge Journalisten<br />
MAZ-Jugendredaktion<br />
Doppelseite „Aktiv für Andere“<br />
Michael Hassenberg, Christian Heinig, Philipp<br />
Hochbaum, Konstantin Görlich, Nicole Schmidt,<br />
Sylvia Schmidt, betreut von Frank Pechhold<br />
Märkische Allgemeine Zeitung, Lokalredaktion<br />
Königswusterhausen, 22. September 2000<br />
Serienpreis<br />
Idee, Konzeption und Umsetzung: Vera Fischer<br />
„Das Ehrenamt“<br />
Berliner Morgenpost, Februar 2000 bis<br />
Mai 2000<br />
1. Preis<br />
Christian Otto<br />
„Einer für alle“<br />
Hannoversche Allgemeine Zeitung,<br />
31. März 2001<br />
2. Preis<br />
Bernd Hauser<br />
„Schutzengel der Savanne“ und „Kampf gegen<br />
den großen Frust“<br />
Frankfurter Rundschau, 8. Oktober 2000<br />
und 13. Januar 2001<br />
3. Preis<br />
Sannah Koch<br />
„Jobs für Junkies“<br />
Die Woche, 24. August 2001<br />
Marion-Dönhoff-Förderpreis<br />
für junge Journalisten<br />
Nachrichtenagentur Sinnflut<br />
Jugendseite „Politisch kann man auch ohne<br />
Partei sein“<br />
Philipp Eichenhofer, Camille L’Hermitte,<br />
Cigdem Ipek, Anja Tangermann, betreut von<br />
Irmela Bittencourt<br />
Berliner Morgenpost, 26. März 2001<br />
1. Serienpreis<br />
Idee, Konzeption und Umsetzung: Udo B. Greiner<br />
Mitarbeiter: Alexander Beckmann, Detlef<br />
Czeninga, Wolfgang Hörmann, Renate Zunke<br />
„Unser Jahr des Ehrenamtes“<br />
Erlanger Nachrichten, Januar 2001 bis<br />
September 2001<br />
2. Serienpreis<br />
Idee, Konzeption und Umsetzung:<br />
Martin Lugauer<br />
Mitarbeiter: Redakteure der Zeitungsgruppe<br />
Lahn-Dill<br />
„Ehrenamt? Ehrensache!“<br />
Zeitungsgruppe Lahn-Dill, Januar 2001<br />
bis August 2001<br />
41
Anhang<br />
3. Serienpreis<br />
Idee, Konzeption und Umsetzung:<br />
Wolfgang Hörmann<br />
Mitarbeiter: Redakteure der Lokalredaktion<br />
Kyritzer Tageblatt<br />
„Ehrenamt“<br />
Kyritzer Tageblatt, Januar 2001 bis September 2001<br />
Preisträger 2002<br />
1. Preis<br />
Peter Rutkowski<br />
„Ohne uns wäre das Mädchen heute vom<br />
Kinn abwärts gelähmt“<br />
Frankfurter Rundschau, 15. November 2001<br />
2. Preis<br />
Birgit Schlieper<br />
Sonderseite „Die Ehrenamtsbörse“<br />
Lüdenscheider Nachrichten, 3. August 2002<br />
3. Preis<br />
Hansjosef Theyssen<br />
Mehrere Artikel zum Thema<br />
„Ehrenamtliche Tätigkeit“<br />
Neue Bildpost, November 2001 bis August 2002<br />
Marion-Dönhoff-Förderpreis<br />
für junge Journalisten<br />
Elisabeth Otte<br />
„Der Lohn besteht aus Lob und Dankbarkeit“<br />
Lingener Tagespost, 27. Oktober 2001<br />
1. Serienpreis<br />
Redaktionen der Braunschweiger Zeitung<br />
Chefredakteur Paul-Josef Raue<br />
„gemeinsam – Wie sich Bürger engagieren“<br />
Braunschweiger Zeitung, Juni 2002 bis<br />
September 2002<br />
Preisträger 2003<br />
1. Preis<br />
Sybille Thelen<br />
„Bürger vor“<br />
Wochenendbeilage „Brücke zur Welt“,<br />
Stuttgarter Zeitung, 30. November 2002<br />
2. Preis<br />
Johannes Fischer<br />
„Die Ehre des Homo Hormersdorf“<br />
Freie Presse, 25. April 2003<br />
3. Preis<br />
Renate Iffland<br />
„Fit fürs Leben und nein zur Sucht“<br />
Saarbrücker Zeitung, Wochenzeitung für das<br />
Köllertal,<br />
5. März 2003<br />
Marion-Dönhoff-Förderpreis<br />
für junge Journalisten<br />
Constanze Kindel<br />
„Der Tod eines Kindes ist kein Tabu“<br />
Frankfurter Neue Presse/ Höchster Kreisblatt,<br />
6. November 2002<br />
Serienpreis<br />
Redaktion der Ostthüringer Zeitung<br />
Ressort Thüringen/Wirtschaft<br />
vertreten durch Wolfgang Schütze<br />
(stellvertretender Chefredakteur)<br />
„Aktiv im Ehrenamt“<br />
Ostthüringer Zeitung, 10. März 2003 bis<br />
8. September 2003<br />
2. Serienpreis<br />
Redaktion der Leonberger Kreiszeitung<br />
Chefredakteur Karl Geibel<br />
„Aktiv-Bürger“<br />
Leonberger Kreiszeitung, September 2001<br />
bis August 2002<br />
42
Programm Preisverleihung 3. Dezember 2004<br />
Programm Preisverleihung 3. Dezember 2004<br />
Die Robert Bosch Stiftung lädt ein zur<br />
Verleihung des <strong>Journalistenpreis</strong>es 2004<br />
„<strong>Ehrenamtliches</strong> <strong>Engagement</strong>“<br />
Begrüßung<br />
Dr. Ingrid Hamm<br />
Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung<br />
Freitag, 3. Dezember 2004, 17.00 Uhr<br />
Robert-Bosch-Haus<br />
Heidehofstraße 31, Stuttgart<br />
Vortrag<br />
„Wenn jeder wartet, bis der andere anfängt,<br />
wird keiner anfangen –<br />
Von der Kraft der Zivilgesellschaft“<br />
Dr. Heribert Prantl<br />
Ressortchef Innenpolitik,<br />
Süddeutsche Zeitung, München<br />
Preisverleihung<br />
Würdigung der Preisträger durch<br />
die Mitglieder der Jury<br />
Übergabe der Preise und Urkunden<br />
Dr. Heiner Gutberlet<br />
Vorsitzender des Kuratoriums der<br />
Robert Bosch Stiftung<br />
Empfang<br />
43
Die Robert Bosch Stiftung<br />
Die Robert Bosch Stiftung<br />
Die Robert Bosch Stiftung verkörpert innerhalb<br />
der Verfassung des Hauses Bosch die gemeinnützigen<br />
und sozialen Bestrebungen des Firmengründers<br />
und Stifters Robert Bosch (1861-1942).<br />
Sie wurde 1964 gegründet und ist eine der<br />
großen unternehmensverbundenen Stiftungen<br />
in Deutschland.<br />
Die Robert Bosch Stiftung setzt Schwerpunkte,<br />
entwickelt Programme, Wettbewerbe und<br />
Förderpreise und unterstützt ausgewählte,<br />
modellhafte Projekte Dritter in den Bereichen<br />
Wissenschaft in der Gesellschaft, Gesundheit,<br />
Humanitäre Hilfe, Völkerverständigung sowie<br />
Jugend, Bildung, Bürgergesellschaft.<br />
ROBERT BOSCH STIFTUNG<br />
Robert Bosch Stiftung GmbH<br />
Heidehofstraße 31<br />
70184 Stuttgart<br />
Postanschrift:<br />
Postfach 10 06 28<br />
70005 Stuttgart<br />
Telefon: 07 11/4 60 84-0<br />
Telefax: 07 11/4 60 84-10 94<br />
E-Mail: info@bosch-stiftung.de<br />
www.bosch-stiftung.de<br />
Seit 1964 hat die Stiftung 630,1 Millionen Euro<br />
für Förderungsvorhaben bereitgestellt. 2003<br />
wurden 48,7 Millionen Euro bewilligt.<br />
44