30.12.2013 Aufrufe

Journalistenpreis Ehrenamtliches Engagement. Ausgezeichnete ...

Journalistenpreis Ehrenamtliches Engagement. Ausgezeichnete ...

Journalistenpreis Ehrenamtliches Engagement. Ausgezeichnete ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Journalistenpreis</strong><br />

<strong>Ehrenamtliches</strong> <strong>Engagement</strong><br />

<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge 2004<br />

ROBERT BOSCH STIFTUNG


Inhalt<br />

Inhalt<br />

Vorwort . ............................................2<br />

Die Jury 2004 ......................................3<br />

Die Preisträger 2004 .............................4<br />

<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge .......................7<br />

1. Preis ..............................................8<br />

2. Preis .............................................12<br />

3. Preis .............................................14<br />

Marion-Dönhoff-Förderpreis .....................17<br />

Serienpreis .........................................19<br />

Anhang ............................................39<br />

Ausschreibung 2004 ..............................39<br />

Preisträger 1998 bis 2003 .........................40<br />

Programm der Preisverleihung<br />

am 3. Dezember 2004 ............................43<br />

Die Robert Bosch Stiftung .....................44<br />

1


Vorwort<br />

Vorwort<br />

„Nichts auf der Welt ist so unmöglich aufzuhalten, wie das<br />

Vordringen einer Idee“ – (Pierre Teilhard de Chardin).<br />

Qualität, Leidenschaft, Professionalität und der<br />

ambitionierte Blick auf gesellschaftliche Veränderungen<br />

zeichnen die Träger des <strong>Journalistenpreis</strong>es<br />

<strong>Ehrenamtliches</strong> <strong>Engagement</strong> 2004 aus. Die Robert<br />

Bosch Stiftung verleiht seit 1998 diesen Preis an<br />

Zeitungsjournalisten, die sich dem Thema „<strong>Ehrenamtliches</strong><br />

<strong>Engagement</strong>“ in vorbildlicher, individueller<br />

und außergewöhnlicher Weise genähert haben.<br />

2004 wurden von Autoren und Redakteuren 73 Beiträge<br />

in Stuttgart eingereicht. 21 Beiträge davon<br />

wurden – ein ermutigendes Zeichen – von Journalisten<br />

eingereicht, die jünger als 30 Jahre sind.<br />

Die Robert Bosch Stiftung unterstützt in ihren vielfältigen<br />

Programmen und Initiativen Menschen,<br />

die mit ihrem <strong>Engagement</strong> zu einer lebenswerten<br />

Gesellschaft beitragen und damit ein Bekenntnis<br />

für eine offene und aktive Bürgergesellschaft ablegen.<br />

Es sind eben nicht nur Schlagworte oder luftige<br />

Bekenntnisse für Sonntagsreden, wenn wir Gemeinsinn,<br />

ehrenamtliches <strong>Engagement</strong> und Freiwilligkeit<br />

als berechtigte Gradmesser einer entwikkelten<br />

und lebendigen Gesellschaft betrachten.<br />

Wir würdigen mit unserem Preis Journalisten, die<br />

mit ihren Beiträgen Wärme in die Gesellschaft bringen,<br />

die an vielen kleinen und großen Leuchttürmen<br />

zeigen, wie viel unendlich Gutes an Ideen<br />

und Initiativen in Deutschland unterwegs ist. Sie<br />

beschreiben lebens- und hautnah kreative und<br />

mutige Menschen und sie zeigen Beispiele auf, in<br />

denen Bürgerinnen und Bürger ohne falschen Pathos<br />

einfach „zur Seite stehen“ und Lücken menschlicher<br />

Nähe füllen. Aber, unsere Wettbewerbsteilnehmer<br />

legen auch mit ihren Geschichten ohne<br />

Scheu die Finger in die Wunden: Armut, Ausgrenzung,<br />

Einsamkeit, Brüche von Sozial- und Gesellschaftsstrukturen<br />

und nicht zuletzt die Herausforderungen<br />

durch Immigration und Migration in<br />

Deutschland. So geraten die Geschichten, Reportagen<br />

und Serien zu einem facettenreichen Spiegelbild<br />

der inneren Verfassung unserer Gesellschaft<br />

im Jahr 2004.<br />

Der ehrenamtlichen Jury danke ich für ihre Bereitschaft,<br />

kritisch und mit hohem Sachverstand die<br />

eingereichten Beiträge zu bewerten und die Preisträger<br />

2004 auszuwählen. Die in diesem Jahr ausgezeichneten<br />

Preisträger ermuntert die Robert<br />

Bosch Stiftung, auch weiterhin nicht nachzulassen,<br />

ehrenamtliches <strong>Engagement</strong> journalistisch anspruchsvoll<br />

zu begleiten.<br />

Dr. Ingrid Hamm Stuttgart, Dezember 2004<br />

2


Die Jury 2004<br />

Die Jury 2004<br />

Gerd Appenzeller<br />

(Vorsitzender)<br />

Dr. Warnfried Dettling Elisabeth Niejahr Carola Schaaf-Derichs Tim Schleider<br />

Gerd Appenzeller (Vorsitzender), Jahrgang 1943,<br />

ist seit 1999 Redaktionsdirektor des Berliner Tagesspiegel.<br />

Nach abgeschlossenem Volontariat war der<br />

gebürtige Berliner zunächst als Lokalredakteur<br />

tätig. 1970 wechselte er zum Südkurier nach Konstanz<br />

und war dort seit 1988 Chefredakteur. Er war<br />

freier Journalist für den Südwestfunk und die Deutsche<br />

Welle und u.a. in Großbritannien, den USA,<br />

Südafrika und Israel tätig.<br />

Dr. Warnfried Dettling, geboren 1943, lebt als freier<br />

Publizist in Berlin und Waldviertel (Österreich).<br />

Nach dem Studium der Politikwissenschaft, Soziologie<br />

und Klassischen Philologie leitete er 1973 bis<br />

1983 die Planungsgruppe, später auch die Hauptabteilung<br />

Politik in der CDU-Bundesgeschäftsstelle.<br />

1983 bis 1991 war er Ministerialdirektor im<br />

Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen<br />

und Gesundheit.<br />

Elisabeth Niejahr, geboren 1965, studierte Volkswirtschaft<br />

in Köln und Washington D.C., parallel<br />

dazu verlief ihre Ausbildung an der Kölner Schule<br />

für Wirtschaftsjournalisten. 1993 wurde sie Korrespondentin<br />

für den Spiegel in Bonn, seit Ende 1999<br />

ist sie bei Die Zeit im Berliner Hauptstadtbüro und<br />

dort Berichterstatterin über politische und wirtschaftspolitische<br />

Themen.<br />

Carola Schaaf-Derichs, Jahrgang 1958, ist Geschäftsführerin<br />

der Berliner Landesfreiwilligenagentur<br />

Treffpunkt Hilfsbereitschaft. Freiberuflich<br />

ist die Diplomsozialpsychologin darüber hinaus<br />

Referentin für Freiwilligen-Management, Beraterin<br />

und Organisationsentwicklerin. Eines ihrer Ehrenämter<br />

ist die Mitgliedschaft im Koordinierungsausschuß<br />

des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches<br />

<strong>Engagement</strong>.<br />

Tim Schleider, geboren 1961, ist seit dem Jahr 2000<br />

Ressortleiter für Kultur bei der Stuttgarter Zeitung.<br />

Nach dem Studium von Geschichte, Philosophie<br />

und Kunstgeschichte begann er 1990 beim „Deutschen<br />

Allgemeinen Sonntagsblatt“, zunächst als Volontär.<br />

Später wurde er dort schließlich stellvertretender<br />

Chefredakteur. 1994/95 war er Pressesprecher<br />

der Hamburger Kultursenatorin Dr. Christina<br />

Weiss.<br />

3


Die Preisträger 2004<br />

Die Preisträger 2004<br />

1. Preis<br />

Kai M. Feldhaus, Johannes Strempel<br />

Essen ist fertig – ein Tag bei den Rittern der Tafelrunde<br />

„Berliner Illustrirte Zeitung“, Sonntagsbeilage der Berliner Morgenpost, 1. Februar 2004<br />

Kai Feldhaus wurde 1975 in Bottrop<br />

geboren und war bereits während<br />

seines Studiums der Fächer Englisch<br />

und Sport als freier Mitarbeiter für<br />

verschiedene lokale Zeitungen tätig.<br />

Seit Anfang 2003 ist Kai Feldhaus an<br />

der Journalistenschule Axel Springer<br />

und durchläuft im Rahmen seines<br />

Volontariats verschiedene Stationen<br />

bei Zeitungen und Zeitschriften des<br />

Hauses Springer. Die Seite in der „Berliner Illustrirten<br />

Zeitung“ über die Berliner Tafel hat er<br />

gemeinsam mit Johannes Strempel während seines<br />

Aufenthalts im Reportage-Ressort von Die<br />

Welt/ Berliner Morgenpost verfaßt.<br />

Johannes Strempel, 1971<br />

in Nürnberg geboren, hat<br />

Musik an der Hochschule<br />

der Künste Amsterdam studiert.<br />

Sein Umzug nach<br />

Berlin 1999 brachte den<br />

Einstieg in den Journalismus<br />

mit sich. Dort war er<br />

zunächst freier Mitarbeiter<br />

der Berliner Morgenpost.<br />

Von 2002 bis 2003 absolvierte er ebenfalls ein Volontariat<br />

an der Journalistenschule Axel Springer.<br />

Seit Juni 2004 arbeitet Johannes Strempel in der<br />

Ressortleitung Lokales beim Hamburger Abendblatt.<br />

2. Preis<br />

Andreas Speen<br />

Schulprojekt Burkina Faso<br />

Rheinische Post, 2. Juli 2004<br />

Seine journalistische Laufbahn begann Andreas<br />

Speen, Jahrgang 1976, im Alter von 20 Jahren bei<br />

einem Lokalfunksender. Es folgten die Westdeutsche<br />

Zeitung, die Rheinische Post in Mönchengladbach,<br />

Viersen und Krefeld sowie ein kurzer<br />

Abstecher zum Fernsehsender RTL in Köln. Nach<br />

dem Abschluß seines Studiums mit dem Grad des<br />

Magister Artiums in Musikwissenschaft, Literaturwissenschaft<br />

und Politischer Wissenschaft war er<br />

zwei Jahre Volontär der Rheinischen Post in Düsseldorf,<br />

für die er nun auf Honorarbasis arbeitet.<br />

Einen wesentlichen Bestandteil<br />

im Leben von<br />

Andreas Speen bildet neben<br />

den Medien die Musik. Er hatte 15 Jahre klassischen<br />

Schlagzeugunterricht und lernte Saxophon<br />

und Klavier spielen. Orchesterreisen führten ihn<br />

u.a. in Länder wie Brasilien, Litauen, Nord- und<br />

Südkorea. Beruf und die Freude an der Musik verbinden<br />

sich auch in seiner jetzigen Tätigkeit, wenn<br />

er freiberuflich neben Zeitungsartikeln Programmbücher<br />

und Konzertführer verfaßt.<br />

4


Die Preisträger 2004<br />

3. Preis<br />

Kristina Maroldt<br />

Themenseite „Helfer im Hintergrund“<br />

Sächsische Zeitung, 15. August 2004<br />

Bereits nach ihrem einjährigen<br />

Studium Generale<br />

in Tübingen widmete sich<br />

Kristina Maroldt, 28 Jahre,<br />

ganz dem Journalismus.<br />

Von 1997 bis 2002 folgte<br />

das Studium der Diplomjournalistik<br />

(Kommunikationswissenschaften,<br />

Politik,<br />

Theaterwissenschaften)<br />

an der Ludwig-Maximilians-Universität München<br />

und eine Ausbildung zur Redakteurin an der Deutschen<br />

Journalistenschule. Praktika führten sie nach<br />

Hamburg (taz), Paris (dpa) und Brüssel (ZDF). Für<br />

die Süddeutsche Zeitung und das Straßenmagazin<br />

BISS war sie als freie Mitarbeiterin tätig. Die Teilnahme<br />

am Deutsch-Amerikanischen Praktikantenprogramm<br />

der Carl-Duisberg-Gesellschaft ermöglichte<br />

ihr im Anschluß an das Studium ein<br />

dreimonatiges Praktikum bei der deutsch-jüdischen<br />

Zeitung Aufbau in New York. Seit März<br />

2004 ist sie als Redakteurin für die Ressorts Kultur<br />

und Leben bei der Sächsischen Zeitung am<br />

Sonntag in Dresden zuständig.<br />

Kristina Maroldt engagiert sich selbst in vielen<br />

Bereichen ehrenamtlich. So war sie Leiterin des<br />

Arbeitskreises Schülerzeitung am Gymnasium,<br />

unterstützte den Bund Naturschutz und nahm an<br />

einem Volunteer-Camp in Irland teil. Während<br />

ihres Studiums wirkte sie in einem überparteilichen<br />

politischen Arbeitskreis, bei einer Menschenrechtsorganisation<br />

und einem Radiosender mit.<br />

Marion-Dönhoff-Förderpreis für junge Journalisten<br />

Claudia Sebert<br />

Stricken und Sammeln fürs Allgemeinwohl<br />

Frankenpost, 7. November 2003<br />

Claudia Sebert, 27 Jahre,<br />

berichtet am liebsten von<br />

alten Menschen und alten<br />

Häusern in Oberfranken.<br />

Und dies nicht nur in der<br />

Tageszeitung. Neben ihren<br />

Artikeln in der Frankenpost<br />

ist sie manchmal auch<br />

mit eigenen Beiträgen in<br />

der Sendung „Fränkische<br />

Geschichtn“ des Bayrischen Rundfunks vertreten.<br />

Privat sucht sie den Kontakt zu ihren tschechischen<br />

Nachbarn, baut sich gerade einen Bauernhof<br />

an der Grenze aus und besucht Volkshochschulkurse,<br />

um Sprachbarrieren zu überwinden.<br />

Nach ihrem Abitur 1997 trat Claudia Sebert ein<br />

Volontariat bei der Frankenpost in Hof an und ist<br />

seit 1999 als Redakteurin bei der Frankenpost<br />

Lokalredaktion Naila tätig.<br />

5


Die Preisträger 2004<br />

Serienpreis<br />

Lutz Würbach, Heidi Pohle<br />

Der Esel, der auf Rosen geht<br />

Mitteldeutsche Zeitung, Lokalredaktion Halle, 17. Januar 2004 bis 22. März 2004<br />

Gemeinsam mit dem neuen theater<br />

und der Stiftung der Stadt- und Saalkreis-Sparkasse<br />

Halle hat Dr. Monika<br />

Zimmermann, Chefredakteurin Mitteldeutsche<br />

Zeitung, den Bürgerpreis<br />

der Stadt Halle ins Leben gerufen.<br />

Der Preis mit dem klangvollen Namen<br />

„Der Esel, der auf Rosen geht“<br />

würdigt das ehrenamtliche <strong>Engagement</strong><br />

von Bürgerinnen und Bürgern<br />

der Region. Vor der Verleihung des Preises, der<br />

im Jahr 2004 zum zweiten Mal vergeben wurde,<br />

hat die Mitteldeutsche Zeitung in einer Serie von<br />

Beiträgen die Kandidaten mit ihren ehrenamtlichen<br />

Leistungen vorgestellt. Die Federführung<br />

hierfür lag bei Lutz Würbach, Leiter der Lokalredaktion<br />

Halle. Heidi Pohle hat die Serie als<br />

Redakteurin der Lokalredaktion betreut.<br />

Nach Abitur und einer kaufmännischen Berufsausbildung<br />

sammelte Heidi Pohle, Jahrgang 1955,<br />

erste journalistische Erfahrungen bei einem einjährigen<br />

Volontariat bei<br />

der damaligen „Freiheit“,<br />

der heutigen Mitteldeutschen<br />

Zeitung. Sie hat vier<br />

Jahre Journalistik in Leipzig<br />

studiert und war in verschiedenen<br />

Ressorts der<br />

Mitteldeutschen Zeitung<br />

wie Innenpolitik, Sachsen-<br />

Anhalt und der nach der<br />

Wende neu gegründeten Ratgeber-Redaktion tätig.<br />

Seit 1997 ist sie Redakteurin in der Lokalredaktion<br />

Halle.<br />

Lutz Würbach wurde 1961<br />

in Halle geboren und arbeitete<br />

von 1983 bis 1990<br />

als Volontär und Redakteur<br />

bei der Betriebszeitung in<br />

Buna. Sein Studium an der<br />

Universität Leipzig beendete<br />

er 1992 als Diplomjournalist.<br />

In Merseburg<br />

begann er 1990 als Redakteur<br />

der Mitteldeutschen Zeitung. Später war er<br />

stellvertretender Redaktionsleiter in Eisleben und<br />

dann Redaktionsleiter in Bitterfeld. Im Sportverein<br />

in Dölau ist Lutz Würbach selbst ehrenamtlich<br />

aktiv.<br />

6


<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />

<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />

7


<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />

1. Preis<br />

Kai M. Feldhaus, Johannes Strempel<br />

Essen ist fertig – ein Tag bei den Rittern der Tafelrunde<br />

Sonntagsbeilage der Berliner Morgenpost<br />

„Berliner Illustrirte Zeitung“, 1. Februar 2004<br />

Ein Tag bei den Rittern der Tafelrunde.<br />

Wollen Sie wissen, wie arm Berlin<br />

wirklich ist? Dann fahren Sie mal mit<br />

den Helfern der „Berliner Tafel“ durch<br />

die Stadt.<br />

Von Kai Feldhaus und Johannes Strempel<br />

8.30: Zentrale Schöneberg<br />

Die Tafelrunde ist ziemlich fertig, und<br />

man sieht es ihr an. „Mann, hab’ ich<br />

Rückenschmerzen“, stöhnt Thorsten<br />

und streckt sich, die anderen nicken<br />

schweigend. Die Grüne Woche hat Spuren<br />

hinterlassen – im Kreuz, in den Gesichtern,<br />

im Büro. 20 Tonnen Lebensmittel<br />

haben sie in den letzten zehn<br />

Tagen gesammelt. Nach ihrer normalen<br />

Schicht, auf Extratouren, um die üppigen<br />

Reste der Lebensmittelmesse unter<br />

die Armen von Berlin zu bringen. Das<br />

meiste sind sie losgeworden. Alles<br />

Übrige türmt sich im Büro, in Kisten,<br />

Kästen und Eimern, im Eingang, im<br />

Flur. Thorsten gähnt. Vor ihm liegt der<br />

13. Arbeitstag in Folge. Freiwillig, unbezahlt,<br />

ehrenamtlich.<br />

9.35: Lidl, Meineckestraße<br />

Wortlos und mit geübten Fingern rupfen<br />

sie angefaulte Blätter aus dem Kopfsalat,<br />

drücken Orangen, ob sie noch gut<br />

sind, sortieren Tomaten, prüfen das<br />

Datum auf den Joghurtbechern. Es ist<br />

ein ganzer Berg Nahrung, den die blaue<br />

Stahltür in der Tiefgarage heute für sie<br />

ausgespuckt hat. Gute, unverdorbene<br />

Nahrung, die trotzdem niemand mehr<br />

kaufen wird. Fleisch, Zucker, Eier, Haferflocken,<br />

Negerküsse, Paletten mit<br />

Schlagsahne türmen sich auf der Laderampe.<br />

Dies ist Michas Tour. Er fischt,<br />

elegant wie ein Zauberer, einen in<br />

Plastik verpackten Strauß Tulpen aus<br />

einer Salatkiste. „Hier, für dich!“ Micha<br />

ist ein großer, gefährlich aussehender<br />

Kerl mit einer sanften Stimme. Und<br />

Martina sieht kurz auf und grinst. Die<br />

beiden sind ein festes Team. Martina<br />

steuert den weißen Transporter, Micha<br />

sitzt dann neben ihr und macht Witze<br />

mit seiner sanften Stimme.<br />

10.05: Fruchthof<br />

Der Moabiter Fruchthof ist mehr als<br />

eine weitere Etappe auf der Suche nach<br />

Lebensmitteln. Er ist auch eine Tauschbörse<br />

für die Fahrer der „Tafel“. Wer in<br />

der ersten Stunde der täglichen Tour<br />

mehr Glück hatte, gibt denen ab, deren<br />

Transporter noch leer sind. „Günther,<br />

du kriegst ‘ne Kiste Äpfel von mir für<br />

deine Grundschule“, sagt Micha, als er<br />

aus dem Auto steigt. Dann warten die<br />

Fahrer auf dem Parkplatz auf einen Kollegen,<br />

der in Rehfelde eine große Ladung<br />

Brot aufgetan hat. Es ist ein kalter<br />

Wintermorgen, und dort drüben am<br />

Auto von Werner Saß gibt es Kaffee für<br />

alle. Er und seine Frau Rita betreiben<br />

seit sechs Jahren eine Suppenküche in<br />

der Advent-Gemeinde Spandau. An-<br />

8


1. Preis<br />

fangs kamen nur eine Handvoll Leute,<br />

jetzt sind es manchmal über 100. Warum<br />

nehmen Sie das auf sich, Herr<br />

Saß? „Wir sind Christen“, sagt Werner<br />

Saß, ohne nachzudenken. Als der Laster<br />

aus Rehfelde endlich kommt,<br />

packen Micha und Martina 56 Kisten<br />

mit je sechs tiefgefrorenen Kastenbroten<br />

in ihren Transporter und zwei Kartons<br />

Schwarzwälder Kirschtorte. Auch<br />

Thorsten hat seinen Kleintransporter<br />

vollgeladen: Brot, Bre-zeln, Kuchen,<br />

Avocados, Tomaten, Margarine, jede<br />

Menge Kopfsalat. „Zu wenig Obst“, sagt<br />

er. „Das ist schlecht, wegen der Kinder.“<br />

11.15: Lidl Brunnenstraße<br />

Die Kinder. Thorsten hat selbst zwei.<br />

Als erstes wird er zwei Schulen anfahren,<br />

dort will er nicht ohne Vitamine<br />

aufkreuzen. Deshalb macht er einen<br />

Schlenker zur Brunnenstraße. „Vielleicht<br />

ist da was zu holen.“ Ein Herr im Lidl-<br />

Kittel schiebt eine Palette auf den Hof.<br />

Volltreffer. Wirsing, Blumenkohl und<br />

Paprika, aber auch Clementinen, Äpfel,<br />

Birnen, Weintrauben und Himbeeren.<br />

11.45: Grundschule<br />

Nein, sagen wollen sie lieber nichts.<br />

Obwohl: Sagen schon, aber nicht, dass<br />

es dann geschrieben wird. Zumindest<br />

nicht mit Namen! Vielleicht ist es den<br />

Lehrerinnen an der Grundschule unangenehm,<br />

dass so viele ihrer Kinder auf<br />

das Essen angewiesen sind, das die<br />

„Tafel“ bringt. Einmal die Woche beliefert<br />

Thorsten diese Grundschule, sie<br />

liegt in einer Gegend, die auf dem<br />

Stadtplan Wedding und im Jargon der<br />

Behörden „sozialer Brennpunkt“ heißt.<br />

Eine Gegend, in der Lehrerinnen eine<br />

Sorge mehr haben als anderswo: Wie<br />

kriegen meine Schulkinder ein gesundes<br />

Frühstück? Und ein Mittagessen.<br />

Beides bringt nun die „Tafel“, das<br />

Mittagessen gibt es nach dem Unterricht,<br />

so lange der Vorrat reicht. Landesmittel?<br />

Die Lehrerinnen lachen: Ist<br />

ja keine Ganztagsschule, „die Kinder<br />

könnten ja nach Hause gehen.“ Zu<br />

Hause, das ist ein Ort, an dem es nichts<br />

zu essen gibt.<br />

12.25: Essen unter Dach<br />

Kalte Fliesen auf dem Boden und an<br />

den Wänden. An langen Biertischen sitzen<br />

schweigend Frauen und Männer.<br />

Alle Tische sind besetzt, an jedem sitzt<br />

einer. Sie sehen traurig aus und alt, sie<br />

löffeln Gemüsesuppe, Omelettes und<br />

Obstsalat. Es riecht nach Bratfett und<br />

Einsamkeit. 100 Wohnungslose und Sozialhilfeempfänger<br />

kommen täglich in<br />

die Rathenower Straße, wo 20 Küchenhilfen<br />

„Essen unter Dach“ bereiten. Umsonst.<br />

Während Thorsten Blumenkohl<br />

und Zwiebeln auslädt, gibt es ein bisschen<br />

Statistik: 2300 Mahlzeiten hat<br />

„Essen unter Dach“ im letzten Winter<br />

an Bedürftige ausgegeben, sagt der Vizevorsitzende<br />

des Vereins, der diese Suppenküche<br />

betreibt. Diesen Winter werden<br />

es 3000 sein. „Die Armut in Berlin<br />

wird immer gewaltiger“, sagt er. „Man<br />

sieht es nur nicht.“ Mittagszeit: Stadtverkehr<br />

Wie nennt man das, was Thorsten<br />

tut: Idealismus, Humanität, Ehrenamt?<br />

Er selbst nennt es: soziale Ader.<br />

Die habe er irgendwie schon immer gehabt.<br />

Eine soziale Ader ist etwas, da<br />

kann man gar nichts dagegen tun. Früher<br />

hatte er ein Patenkind in Afrika.<br />

Dann verlor der gelernte Schlosser seinen<br />

Job, nach 13 Jahren, sein Chef ging<br />

Pleite. Thorsten meldete sich arbeitslos.<br />

Das war im letzten Sommer. Seitdem<br />

wartet er auf Angebote. „Was soll ich zu<br />

Hause sitzen, da kann ich lieber was<br />

Sinnvolles machen.“ Vier Mal die Woche<br />

fährt er für die „Tafel“, vier Mal den<br />

ganzen Tag. Vier Abende die Woche ist<br />

er geschafft, aber zufrieden. „Früher habe<br />

ich ein einfach nur Produkte hergestellt.<br />

Heute sehe ich, was ich am Tag<br />

geleistet habe. Ich sehe leuchtende Kinderaugen.<br />

Das ist die größte Befriedigung,<br />

die mir je ein Job verschafft hat.“<br />

13.48: E-Lok<br />

Ein trister Betonwürfel, gleich am<br />

Markgrafendamm in Friedrichshain. 20<br />

Jugendliche werden in der „E-Lok“ verköstigt.<br />

„Wollt ihr Blumenkohl?“, fragt<br />

Thorsten den Koch. „Klar.“ – „Rosenkohl?“<br />

– „Gern.“ – „Brot?“ – „Wenn Ihr<br />

welches habt...“ – „Schnitzel, Wurst, Salat,<br />

Zwiebeln?“ – „Thorsten, Du bist unser<br />

König.“<br />

14.05: Bahnhofsmission am<br />

Ostbahnhof<br />

Micha und Martina sind inzwischen<br />

wie mit einem großen Schleppnetz<br />

noch zwei weitere Lidl-Supermärkte abgefahren,<br />

einen Coffee Shop am Potsdamer<br />

Platz, einen Plus-Markt, ein<br />

Kaufland. Bei einer Großfleischerei in<br />

Lichtenberg haben sie 105 Kilogramm<br />

Wurstbruch ergattert, sieben Kisten<br />

voll. Dieser Vormittag war eine Reise<br />

durch den Überfluss Berlins, jetzt wartet<br />

das Elend. Die Mission am Ostbahnhof<br />

ist viel kleiner als die am Zoo, gerade<br />

eine Handvoll Leute finden in den<br />

Räumen unterm S-Bahn-Bogen Platz.<br />

Wird der Andrang zu groß, darf man<br />

höchstens eine halbe Stunde bleiben.<br />

Müde Gesichter beugen sich über<br />

heißen Tee. Wenn ein Zug einrollt, zittern<br />

die Tassen. In einem besenkammergroßen<br />

Büro sitzt die Leiterin. Sie<br />

sagt, dass die Armut größer werde.<br />

Nicht nur Obdachlose kämen jetzt her<br />

– auch Leute aus der Nachbarschaft, die<br />

außer ihrer Miete nichts mehr bezahlen<br />

könnten. Jugendliche, Arbeitslose, ganze<br />

Familien. Und dann die Verlorenen,<br />

die jeder Bahnhof anschwemmt – die<br />

aus dem ganzen Land.<br />

14.15: Ebbe und Flut<br />

Immer wieder die gleiche Geschichte.<br />

Kinder, die kein funktionierendes Elternhaus<br />

haben. Die zu Hause nichts zu essen<br />

bekommen. Die deshalb in Einrichtungen<br />

wie den Mädchentreff „Ebbe<br />

und Flut“ am Prenzlauer Berg gehen, wo<br />

sie ein paar Stunden Geborgenheit und<br />

eine warme Mahlzeit finden. Sozialstation<br />

als Ersatzfamilie, die „Tafel“ als<br />

Esstischersatz. Wie arm Berlin ist! Wer<br />

es wirklich wissen will, soll diese Tour<br />

machen; einmal reicht.<br />

14.20: Fahrt nach Kreuzberg<br />

Dass Martina zur „Tafel“ kam, war eine<br />

Strafe. Weil sie ein paar Geldbußen wegen<br />

zu schnellen Fahrens nicht bezahlen<br />

konnte, wurde sie zu 100 Stunden<br />

ehrenamtlicher Arbeit verurteilt, damals<br />

vor fünf Jahren. Es hat ihr so gut gefallen,<br />

dass sie geblieben ist. Sie fährt gern<br />

Auto, und sie sieht gern die Freude in<br />

den Mienen der Leute, denen sie zu essen<br />

bringt. Micha ist gelernter Stuckateur<br />

und zog vor sechs Jahren aus Bayern<br />

nach Berlin. „Hätte ich lieber nicht<br />

machen sollen. Hier gibt es keine Arbeit.“<br />

Micha lebt von Arbeitslosenhilfe,<br />

Martina von Sozialhilfe.<br />

14.45: SKA, Dresdener Straße<br />

So ungefähr muss es sein, wenn ein<br />

Hilfskonvoi der UNO in einem afrikanischen<br />

Hungergebiet eintrifft. Erst<br />

schlurft nur ein einzelner gebeugter<br />

Mann in Jeansjacke zu dem weißen<br />

Auto vor der Tür, doch schon bald sind<br />

Martina und Micha umringt von gesti-<br />

9


<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />

kulierenden Gestalten, die ihre Hände<br />

nach den Lebensmitteln ausstrecken.<br />

Das SKA (Streetwork – Koordination –<br />

Akzeptanz) in Kreuzberg ist ein Kontaktladen<br />

für Drogenabhängige. „Hallo<br />

Leute! Kein Konsum, keine Spritzen in<br />

den Hauseingängen der Nachbarschaft.<br />

Danke“, steht auf einem großen Plakat.<br />

Fast nur Männer sitzen in dem verqualmten<br />

Lokal. Es sind Männer, denen<br />

man ansieht, dass sie die meiste Zeit<br />

des Tages auf einem anderen Planeten<br />

verbringen. Leere Blicke aus roten Augen,<br />

abgezehrte Gesichter mit tiefen<br />

Gräben, wie gemeißelt, wo normalerweise<br />

Falten wären. Ein paar junge Türken<br />

spielen in einer Ecke Backgammon,<br />

ein Mann liest Zeitung, aber die<br />

meisten drängen sich lärmend um die<br />

Kisten mit den Lebensmitteln. „Tomaten,<br />

Tomaten“, ruft jemand. Ein alter<br />

türkischer Mann untersucht ein tiefgefrorenes<br />

Brot, befühlt es mit rissigen<br />

Fingern, schlägt mit der Faust dagegen,<br />

klopft sich schließlich ratlos damit an<br />

den Kopf.<br />

15.25: Frauenhaus<br />

Das silberne Schild an der Einfahrt am<br />

Kottbusser Damm nennt nur einen kurzen<br />

Namen, nicht, was es damit auf sich<br />

hat. Dafür wird es Gründe geben. Es ist<br />

ein Frauenhaus, 30 Frauen und Kinder<br />

haben sich hierher gerettet. Micha und<br />

Martina wissen, dass sie nach dem Klingeln<br />

lange warten müssen, die Wohnungen<br />

liegen im vierten Stock, der Fahrstuhl<br />

ist kaputt. Aber wenn sie die Kisten<br />

mit den Lebensmitteln einfach vor<br />

der Tür stellten, wären sie schnell weg.<br />

Das Restaurant in einem der Hinterhöfe<br />

wirbt für sein Mittagsbüfett: „Essen<br />

so viel Sie wollen!“<br />

16.00: Heilsarmee<br />

„Du bist zu spät. Wir waren schon einkaufen“,<br />

witzelt der Koch. Thorsten trägt<br />

die letzte Kiste Blumenkohl durch das<br />

„Café Treffpunkt“ in der Kuglerstraße.<br />

An schmalen Tischen mit bunten Dekken<br />

sitzen stille Menschen und nippen<br />

an ihrem Kaffee. Sie warten auf die<br />

warme Mahlzeit, die die Heilsarmee jeden<br />

Abend serviert. Im Aquarium in<br />

der Ecke dümpeln Guppies. Ein alter<br />

Mann im Holzfällerhemd schaut aus<br />

dem Fenster, regungslos. „Wie eine Familie“,<br />

hat jemand mit Filzstift in einen<br />

Bilderrahmen geschrieben.<br />

10<br />

16.23: Krishna-Tempel<br />

Der Hare-Krishna-Mensch muss ein<br />

kleines Glöckchen läuten, bevor er den<br />

Altar im Keller des Hinterhauses an der<br />

Kastanienallee öffnen darf. So will es<br />

die Krishna-Gemeinde, Thorstens letzter<br />

Abnehmer auf der heutigen Tour. Die<br />

Krishnas verwenden Obst und Gemüse<br />

nicht für sich selbst – jeden Samstag<br />

veranstalten sie ein Fest. Knapp 50<br />

Gäste quetschen sich dann im Kellertempel<br />

vor dem Altar. „Aus allen sozialen<br />

Schichten“, sagt der Krishna-Mann.<br />

Manche kommen, weil sie sich für Hare<br />

Krishna interessieren. Viele kommen,<br />

weil sie Hunger haben.<br />

16.50: Pomp, Duck and Circumstance,<br />

Möckernstraße<br />

Manchmal, nach großen Veranstaltungen,<br />

gibt es tatsächlich Ente zu holen<br />

bei dem Restaurant-Theater. Das ist gut,<br />

weil die Supermärkte meist nur Schweinefleisch<br />

abzugeben haben und viele „Tafel“-Kunden<br />

Muslime sind. Außerdem<br />

haben sie hier die besten selbstgemachten<br />

Brötchen der Stadt, meint Micha.<br />

Aber heute ist ein schlechter Tag. „Die<br />

Berliner Tafel“, ruft Martina durch den<br />

Hintereingang. Und von innen antwortet,<br />

nach einer Pause, eine weibliche Stimme:<br />

„Oh, heute habe ich nichts für Sie.“<br />

17.00: Zentrale Schöneberg<br />

Feierabend. Siebeneinhalb Stunden liegen<br />

hinter Thorsten, als er den Motor<br />

des Kastenwagens abstellt. Ob er sich<br />

trotz aller Freude am Ehrenamt nach<br />

einem richtigen, einem bezahlten Job<br />

umsieht? Thorsten überlegt. Er bemühe<br />

sich, sagt er dann. „Aber wenn ich einen<br />

kriege, bleibe ich trotzdem bei der


1. Preis<br />

Wollen Sie damit sagen, dass in unserer<br />

Stadt Schulkinder hungern?<br />

Ja, und es nimmt zu. Es gibt drei Gruppen<br />

Kinder in Berlin: Gut ernährte. Fehlernährte<br />

– das sind oft die, die fett sind.<br />

Und unterernährte.<br />

Klingt nach Nachkriegszeit und Dritter Welt...<br />

Wenn ein Kind permanent Hunger hat,<br />

weil es zu Hause nichts oder deutlich zu<br />

wenig zu essen bekommt, würde ich es<br />

als unterernährt bezeichnen. Wir beliefern<br />

seit zwei Jahren zwölf Berliner<br />

Grundschulen, alle in Neukölln, Wedding<br />

und Moabit, und es waren Eltern<br />

und Lehrer, die sich an uns wandten.<br />

Sie hatten Kinder, die ständig den Unterricht<br />

störten, alles half nichts, sie gingen<br />

der Sache nach und stellten fest, dass<br />

diese Kinder schlichtweg dauerhaft Hunger<br />

hatten. Es gibt viele Kinder, die kennen<br />

gar keine Mahlzeit mehr – nur noch<br />

Zeug, das man sich am Kiosk kauft. In<br />

vielen Familien wird nur noch ein, zwei<br />

Mal die Woche gekocht.<br />

Da hilft aber eine Kiste Obst wenig.<br />

Im März eröffnen wir ein Kinder- und<br />

Jugendrestaurant in Kreuzberg, in der<br />

Methfesselstraße. Da wollen wir regelrechte<br />

Frühstückstüten ausgeben, mit<br />

Broten, Obst und Getränk. Damit diese<br />

Kinder überhaupt etwas zu essen bekommen<br />

und damit sie wieder den Umgang<br />

mit vernünftiger Ernährung lernen.<br />

„,Tafel‘“. Dann fahre ich abends, mit<br />

meinem Privatauto.“<br />

Interview: In Berlin hungern Kinder.<br />

Und es werden mehr<br />

Berliner Illustrirte Zeitung: Die „Tafel“ – war<br />

das Ihre Idee?<br />

Sabine Werth: Die Idee entstand vor elf<br />

Jahren. Wir waren damals ein Frauenverein<br />

und wollten etwas tun, um den<br />

Armen hier in Berlin zu helfen.<br />

Also eine Idee aus Berlin?<br />

Nicht ganz. Eine von uns hatte in der<br />

Zeitung etwas über „City Harvest“ gelesen,<br />

das war das Vorbild in New York.<br />

Wir sagten uns, eine amerikanische<br />

Idee, die drüben funktioniert, lässt sich<br />

problemlos nach Deutschland übertragen,<br />

das wissen wir Deutschen nur zu<br />

gut. Aber wir in Berlin waren die ersten,<br />

die das in Deutschland gemacht haben.<br />

Seither haben viele unsere Idee übernommen.<br />

Es gibt heute die „Tafel“ in<br />

350 deutschen Städten.<br />

Was tun Sie genau?<br />

Wir sammeln Monat für Monat 150<br />

Tonnen Lebensmittel. Das schaffen rund<br />

200 ehrenamtliche Mitarbeiter – ganz<br />

unterschiedliche Menschen. Arbeitslose,<br />

Angestellte, Selbstständige, Rentner,<br />

Hausfrauen. Wenn Grüne Woche<br />

ist oder ähnliches, werden es auch mal<br />

200 Tonnen. Die holen wir bei Bäckereien,<br />

Supermärkten, Großmärkten und<br />

Kantinen ab und verteilen sie an rund<br />

360 soziale Einrichtungen in der Stadt.<br />

Wir versorgen also 15 000 Menschen<br />

täglich mit Essen, darunter ein Viertel<br />

Kinder und Jugendliche.<br />

Wir haben gehört, es ginge der „Tafel“ selbst<br />

nicht gut.<br />

Im letzten Jahr hatten wir noch genau<br />

360 Euro auf dem Konto. Das löste eine<br />

Spendenwelle aus: allein 65 000 Euro<br />

im letzten halben Jahr. Aber es kann<br />

jederzeit wieder eng werden. Darum<br />

wollen wir eine Berliner-Tafel-Stiftung<br />

gründen, um unserer Arbeit eine halbwegs<br />

verlässliche Basis zu geben. Wir<br />

dümpelten jahrelang bei 300 Mitgliedern<br />

herum, jetzt sind es knapp 550.<br />

Jedes Mitglied zahlt mindestens 2,75<br />

Euro monatlich, das jüngste ist neun<br />

Jahre alt, es heißt Leon und zahlt die<br />

2,75 Euro von seinem Taschengeld.<br />

Wenn wir noch 250 Mitglieder mehr<br />

hätten, wäre unsere Arbeit gesichert.<br />

Auch Stiftungskapitalgeber sind herzlich<br />

willkommen.<br />

Das Gespräch führte Wolfgang Büscher<br />

11


<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />

2. Preis<br />

Andreas Speen<br />

Schulprojekt Burkina Faso<br />

Rheinische Post, 2. Juli 2004<br />

Ach, die Jugend! Sie konsumiert viel,<br />

setzt sich aber für nichts ein. Oft wird<br />

ihr das vorgehalten, teils trifft das zu,<br />

doch geht es auch anders. Jugendliche<br />

aus dem Kreis Viersen reisten in<br />

eines der ärmsten Länder der Welt.<br />

Fenster putzen – gegen die Not<br />

Schüsse fallen. Erschreckt zuckt Jana<br />

zusammen. Nochmal hört die Schülerin<br />

aus Willich, wie Schüsse fallen. In ihrer<br />

Nähe. Dann sieht sie Menschen, in bunte<br />

Umhänge gekleidet, im Spalier am<br />

Straßenrand stehen. Sie klatschen, weil<br />

Jana und andere Schüler aus Deutschland<br />

sich ihrem Dorf nähern, das in<br />

Zogoré liegt, einer Provinz in Burkina<br />

Faso. Gesamtschüler und Gymnasiasten<br />

zweier Schulen im Kreis Viersen wollen<br />

dem Collège des westafrikanischen<br />

Dorfs helfen, während ihre Schulkameraden<br />

frei haben. Mehrere Jahre haben<br />

sich zehn Schüler auf die Reise in eines<br />

der ärmsten Länder der Welt vorbereitet.<br />

Dass für sie Salut aus alten Vorderladern<br />

geschossen wird, überrascht sie<br />

trotzdem.<br />

In den Monaten vor dem Flug nach<br />

Ouagadougou, der Hauptstadt, waren<br />

die Schüler des St. Bernhard Gymnasiums<br />

an vielen Stellen zu finden, immer<br />

dort, wo sich Geld verdienen ließ.<br />

„Wir haben uns sogar von Eltern ersteigern<br />

lassen“, berichtet Jan Schöwerling.<br />

Und der 16-Jährige ergänzt: „Gegen Geld<br />

haben wir Autos gewaschen, Keller entrümpelt<br />

oder Fenster geputzt.“ So finanzierten<br />

sie die Reisekosten, die Sponsoren<br />

noch abmilderten. 500 Euro zahlte<br />

jeder Schüler aber immer noch aus eigener<br />

Tasche. „So eine Erfahrung ist es<br />

wert, andere Dinge dafür zurückzustellen“,<br />

sagt Dirk Gunnemann. Überhaupt<br />

sei es keine Last gewesen, für diese<br />

Reise zu arbeiten, immerhin hätten alle<br />

das Land sehen und dort helfen wollen.<br />

Eselskarren kreuzen auf der Straße vom<br />

Flughafen ins Hotel, ein funkelnder<br />

Mercedes parkt am Rand. In Wellblechhütten<br />

treiben Männer Handel. Andere<br />

Häuser gibt es kaum. „Ich erinnere mich<br />

an einen gläsernen Palast, das Finanzzentrum,<br />

das richtig ins Auge stach“,<br />

erzählt Jana Lüdtke später. „Auf der<br />

kurzen Strecke habe ich so viele Eindrücke<br />

gesammelt, ich hätte Tage gebraucht,<br />

um die zu verarbeiten.“ Zeit<br />

dazu sollte die 17-Jährige vorerst nicht<br />

bekommen.<br />

Unbekannter Kontinent<br />

Projekte stehen an, Gespräche und<br />

Schulbesuche. „Obwohl wir an unserer<br />

Schule eine Afrika-AG haben, haben<br />

wir vor Ort gemerkt: Wir wissen doch<br />

nur wenig über den Kontinent“, sagt<br />

Ben Asdonk. Er unterrichtet in Willich<br />

an der Robert-Schuman-Gesamtschule<br />

und leitet die Arbeitsgemeinschaft.<br />

„Dieses Unwissen wollen wir ändern“,<br />

hatten Asdonk und seine fünf Schüler<br />

12


2. Preis<br />

vor der Reise ebenso beschlossen wie<br />

die fünf Gymnasiasten und ihre Lehrer,<br />

Franz Arnoldy und Hans-Josef Speen.<br />

Letztlich hatte Jana für alle gesprochen:<br />

„Unter allen Kontinenten kann ich mir<br />

etwas vorstellen – nur nicht unter Afrika.“<br />

Und deshalb fragen Kirsten Jensen<br />

und Wibke Grzonka alle Schüler, die<br />

sie in diesen Tagen in Burkina kennen<br />

lernen, wovon sie träumen und wie sie<br />

leben. In Deutschland wollen sie die<br />

Ergebnisse ihrer Befragung im Pädagogik-Leistungskurs<br />

vorstellen. Ein Schüler<br />

schrieb auf, er träume davon, reich<br />

zu werden. Eine Million Münzen besäße<br />

er gerne in seiner Landeswährung,<br />

was rund 1600 Euro wären. „Erstaunlich“,<br />

sagt Dirk Gunnemann. Der 17-<br />

Jährige schüttelt den Kopf, als ihm<br />

langsam bewusst wird, wie unterschiedlich<br />

„Reichtum“ definiert werden kann.<br />

Andere Burkinabé berichten aus ihren<br />

Familien, dass drei Personen in einem<br />

Zimmer schlafen, teils auch 15. „Familien<br />

können aus bis zu 120 Menschen<br />

bestehen, die in einem Haushalt leben“,<br />

lernt Wibke Grzonka und erfährt,<br />

dass „meist viele kleine Hütten wie in<br />

einer kleinen Festung, der Konzession,<br />

gebaut sind.“<br />

Schockiert reagieren vor allem die<br />

deutschen Schülerinnen, als sie sich<br />

über die Beschneidung von afrikanischen<br />

Mädchen kundig machen. Gerade<br />

weil sie die Beschreibungen von<br />

Waris Dirie, einem Model aus Somalia,<br />

aus deren Roman „Wüstenblume“ kennen,<br />

sprechen Jana Lüdtke und Katharina<br />

Merks den König von Yatenga darauf<br />

an. Er regiert die Provinz, in der sie<br />

sind. Er müsste es wissen. „Das Thema<br />

hat uns am meisten berührt“, sagt Jana.<br />

Aber der König wimmelt ihre Frage<br />

schnell ab (Weltweit leben 150 Millionen<br />

verstümmelte Frauen, jährlich kommen<br />

zwei Millionen hinzu). An einem<br />

anderen Tag sehen die Schülerinnen<br />

ein Mädchen, das traurig wirkt. Kirsten<br />

Jensen fragt die Acht-, vielleicht Zehnjährige,<br />

was mit ihr sei. „Sie hat nichts<br />

gesagt, nur den Rock gehoben und gezeigt,<br />

dass sie beschnitten wurde.“ Wibke<br />

und Jana reden über dieses Erlebnis<br />

erst nach einiger Zeit.<br />

Geprägt von dieser Reise kehren die<br />

Schüler zurück – und haben gelernt.<br />

Kirsten Jensen und Katharina Merks<br />

überlegen, nach dem Abi ein soziales<br />

Jahr in Afrika zu leisten. Jana Lüdtke<br />

will ihre Erfahrung an andere Schüler<br />

weiter geben, erzählen und Diavorträge<br />

halten, genauso wie Jan Schöwerling.<br />

Tatjana Weber, die körperbehindert ist<br />

und im Rollstuhl reiste, hat sich geschworen,<br />

eines nie zu vergessen: „Die<br />

Menschen, die ich in Zogoré traf, waren<br />

Überlebenskünstler.<br />

Sie scheuten sich nicht, aus dem etwas<br />

zu fertigen, das wir wegwerfen würden.“<br />

Sie hatte einen Mann beobachtet,<br />

der Plastiktaschen zerriss, um daraus<br />

Seile zu flechten. Einen anderen sah die<br />

18-Jährige, der Schmuckkästchen aus<br />

Abflussrohren bastelte: „Diese Menschen<br />

sind trotz der Armut herzlicher<br />

als die Menschen hier zu Lande.“<br />

Fortsetzen werden die Lehrer beider<br />

Schulen das Projekt. Die Gesamtschule<br />

schloss während der Reise eine Schulpartnerschaft<br />

mit dem einzigen Collège<br />

in Zogoré. Weniger offiziell wollen die<br />

Gymnasiasten ihre Schülerpartnerschaft<br />

pflegen. Bald schon werden die Schüler<br />

erneut losziehen und Spenden sammeln,<br />

so wie sie es vor der Reise taten –<br />

bei Schwimmaktionen, einer Wohltätigkeitswanderung<br />

oder auf Trödelmärkten,<br />

wo die Gesamtschüler Möbel und<br />

Spielsachen verkauften.<br />

Zeitgleich hatten die Gymnasiasten bei<br />

fast jedem Anlass über Jahre hinweg<br />

Würstchen angepriesen. Nicht irgendwelche,<br />

sondern solche, die sie auf einem<br />

Solarkocher garten, auf dem auch<br />

die Schüler des Collège in Zogoré, das<br />

in der unwirtlichen, nur an Sonne reichen<br />

Sahelzone liegt, meist ihr Mittagessen<br />

zubereiten. Nur solche Aktionen<br />

brachten das Geld, um Solarkocher<br />

und Tore für die Schule in Zogoré zu<br />

kaufen.<br />

Info<br />

Land der Aufrichtigen<br />

Burkina Faso, der Staatsname bedeutet<br />

Land der Aufrichtigen. Die Republik<br />

besteht seit 1960. Vor 18 Jahren gab es<br />

einen Putsch, doch wurde Präsident<br />

Blaise Compaore später bei Wahlen<br />

legitimiert. im 274190 Quadratkilometer<br />

großen Land leben 12114 Millionen<br />

Burkinabé.<br />

Das Bevölkerungswachstum liegt bei<br />

2,4% (BRD: 0,2), wobei die Geburtenziffer<br />

bei 4,4% (0,9) und die Sterbeziffer<br />

bei 1,9% (1,1) liegen; bei 6,5% liegt die<br />

HIV/Aids-Rate. Männer sterben durchschnittlich<br />

mit 47 (74,5), Frauen nach 49<br />

Jahren (80,6). 67% der Männer und<br />

87 % der Frauen sind Analphabeten. Mit<br />

einem Pro-Kopf-Einkommen um 200<br />

US-Dollar zählt Burkina Faso zu den<br />

ärmsten Ländern der Welt. In der Sahelzone<br />

gelegen, leidet es oft unter Dürre.<br />

Hindernisse sind geringe Ressourcen,<br />

die Binnenlage, Misswirtschaft, Korruption.<br />

13


<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />

3. Preis<br />

Kristina Maroldt<br />

Themenseite „Helfer im Hintergrund“<br />

Sächsische Zeitung, 15. August 2004<br />

Helfer im Hintergrund<br />

Ehrenamtliche. Ohne sie wäre die<br />

Kulturlandschaft ärmer. Eine Reise<br />

zu denen, die man selten wahrnimmt,<br />

aber immer öfter braucht.<br />

Wahrscheinlich begann es im Oktober<br />

1955. Damals, als Martin Hoffmann<br />

seine U-Bahn-Tickets nicht wegwarf,<br />

sondern als Erinnerung aufbewahrte.<br />

Genau wie die Blechtasse, die er noch<br />

bei sich trug. Denn das, was mit diesen<br />

Gegenständen zusammenhing, wollte<br />

der 25-jährige Oederaner nicht vergessen.<br />

Nicht, weil es besonders schön gewesen<br />

wäre, im Gegenteil: Martin Hoffmann<br />

hatte wegen seines Einsatzes gegen<br />

willkürlichen Verhaftungen in seinem<br />

Heimatort vier Jahre im Arbeitslager<br />

Workuta verbracht, bis zur von<br />

Adenauer arrangierten Freilassung der<br />

Gefangenen. Die Moskauer Fahrkarten<br />

waren seine ersten Tickets auf dem<br />

Rückweg in die Freiheit. Heute liegen<br />

sie gemeinsam mit einer Unzahl an Artikeln,<br />

Plakaten, Büchern zum Thema<br />

Menschenrechte in einem Raum in<br />

Oederan. „Zeitzeugenmuseum“ hat<br />

Martin Hoffmann seine seit 1955 angesammelte<br />

Privatdokumentation genannt<br />

– eine Aufarbeitung der eigenen<br />

Vergangenheit.<br />

Aber auch ein Archiv, das öffentlich zugänglich<br />

ist. Eintritt verlangt Hoffmann<br />

nicht, er betreibt das Museum ehrenamtlich.<br />

Dafür wird er demnächst vom<br />

sächsischen Kunstministerium geehrt,<br />

zusammen mit 20 anderen, die kostenlos<br />

in und für Museen arbeiten.<br />

30 Prozent der Sachsen engagieren sich<br />

ehrenamtlich – nicht nur während der<br />

Flut vor zwei Jahren. Das ist mehr als in<br />

allen anderen ostdeutschen Bundesländern.<br />

Rund 16 Prozent davon sind wie<br />

Martin Hoffmann im Kulturbereich aktiv.<br />

Sie gründen Museen, führen durch<br />

Ausstellungen, beaufsichtigen Bibliotheken,<br />

leiten Chöre. Meist sind sie wie<br />

Hoffmann Rentner, immer öfter finden<br />

sich aber auch Arbeitslose unter ihnen,<br />

die eine sinnvolle Tätigkeit und soziale<br />

Kontakte suchen. Die Zahlen stammen<br />

noch aus einer Studie von 1999, derzeit<br />

wird im Auftrag der Bundesregierung<br />

an einer neuen gearbeitet. Und wahrscheinlich<br />

wird darin gerade der Anteil<br />

der Kulturhelfer höher ausfallen. Denn<br />

trotz der langen Tradition bürgerschaftlichen<br />

Kulturengagements – das Interesse<br />

von Kultureinrichtungen an den<br />

Ehrenamtlichen wurde erst in letzter<br />

Zeit so richtig geweckt.<br />

Der Grund hierfür leuchtet einem schon<br />

von weitem entgegen, wenn man die<br />

Gallerie des Neuen Sächsischen Kunstvereins<br />

in Dresden besucht. Drei der<br />

ins Fensterglas gravierten Förderer-Na-<br />

14


3. Preis<br />

men, sind mit roten Kreuzen überklebt<br />

– von dort kommen keine Gelder mehr.<br />

Damit reiht sich der Verein in die ständig<br />

wachsende Gruppe jener Einrichtungen,<br />

die wegen ausfallender Subventionen<br />

nach neuen Wegen suchen müssen,<br />

um ihr Angebot zu sichern.<br />

Hinter dem Fenster steht Ute Brückner<br />

und schenkt Saft an Vernissage-Gäste<br />

aus. Ohne sie und acht andere kunstinteressierte<br />

Dresdnerinnen, die ehrenamtlich<br />

für die regelmäßige Öffnung der<br />

Gallerie sorgen, wäre die Ausstellung<br />

nicht möglich. Eine bezahlte Aufsicht<br />

kann sich der Verein nicht leisten. Ute<br />

Brückner wiederum macht die Arbeit<br />

Freude. „Ich komme mit Künstlern und<br />

Besuchern ins Gespräch, lerne viel über<br />

moderne Malerei“, sagt die 61-Jährige.<br />

Als sie noch als Lehrerin gearbeitet habe,<br />

sei ihre Liebe zur Kunst zu kurz gekommen.<br />

„Jetzt im Vorruhestand kann ich<br />

endlich machen, was mich interessiert.“<br />

„Selbstverwirklichung“ und „Spaß“ sind<br />

die meistgenannten Motive heutiger Ehrenamtlicher.<br />

„Engagierten Individualismus“<br />

nennen Soziologen die neue Art<br />

von Nächstenliebe, die sich vor allem am<br />

persönlichen Interesse orientiert. Die Institutionen,<br />

für die Leute wie Ute Brückner<br />

arbeiten, profitieren wiederum von<br />

der Leidenschaft, mit der sich solche<br />

Helfer auf ihre Aufgabe stürzen.<br />

Eine perfekte Symbiose. Doch die kann<br />

auch Schattenseiten haben. „Wenn die<br />

Politik das Ehrenamt missbraucht, um<br />

Subventionen streichen zu können, wird<br />

es gefährlich“, sagt Achim Dresler, stellvertretender<br />

Direktor des Chemnitzer<br />

Industriemuseums. „Man muss das richtige<br />

Verhältnis von haupt- und ehrenamtlichen<br />

Mitarbeitern finden, sonst<br />

sinkt das Niveau.“ Dresler weiß, wovon<br />

er spricht. Sein Museum beschäftigt<br />

rund 100 Ehrenamtliche. Zum Beispiel<br />

den Monteur Joachim Pöschmann, ohne<br />

den die alte Handschuhmaschine<br />

nicht vorgeführt werden könnte. Denn<br />

außer ihm weiß keiner mehr, wie sie<br />

funktioniert. Der 64-jährige Rentner<br />

übernahm die Wartung „aus Liebe zur<br />

Kunst“. Und genießt den Kontakt zu<br />

anderen Maschinenfans.<br />

Um ihn und die anderen Ehrenamtlichen<br />

kümmern sich im Industriemuseum<br />

vier hauptamtliche Mitarbeiter. Sie<br />

organisieren die Diensteinteilung, arbeiten<br />

neue Helfer ein, veranstalten Fortbildungen.<br />

„Freiwilligenmanagement“<br />

heißt das in Fachkreisen. Und es ist leider<br />

in vielen Kultureinrichtungen noch<br />

ein Problem. Oft weil die Hauptamtlichen<br />

Angst haben, von den Ehrenamtlichen<br />

ersetzt zu werden und ihnen deshalb<br />

mit Misstrauen begegnen.<br />

Ergänzung statt Verdrängung lautet<br />

deshalb die Parole, die nicht nur Achim<br />

Dresler, sondern auch die örtlichen<br />

Freiwilligenbörsen ausgeben. „Manches<br />

können Ehrenamtliche einfach nicht<br />

übernehmen, etwa die Planung einer<br />

Ausstellung“, sagt Winfried Ripp von<br />

der Bürgerstiftung Dresden. Doch sie<br />

könnten durch Zusatzleistungen, wie<br />

Führungen oder Musseumsshops, die<br />

Einrichtung fürs Publikum attraktiver<br />

machen – und damit letztlich auch die<br />

Jobs der Hauptamtlichen sichern helfen.<br />

Die Bindung von Ehrenamtlichen an<br />

„ihren“ Kulturbetrieb liegt deshalb im<br />

Interesse aller Beteiligten. Sympathiepunkte<br />

sammeln Einrichtungen dabei<br />

zum einen durch eine sorgfältige Betreuung<br />

wie im Industriemuseum, doch<br />

auch eine regelmäßige Anerkennung<br />

der Leistung schafft gute Stimmung.<br />

Zum Beispiel durch Instrumente wie<br />

den Dresdner Ehrenamtspass, der dem<br />

Inhaber viele Vergünstigungen in der<br />

Stadt ermöglicht. Die wirkungsvollste<br />

Anerkennung kann freilich nur von<br />

denen kommen, denen all die Martin<br />

Hoffmanns, Ute Brückners und Joachim<br />

Pöschmanns immer wieder spannende<br />

Kulturerlebnisse ermöglichen. Vom<br />

Publikum selbst. Durch ein Lächeln,<br />

durch einen Gruß oder einfach nur<br />

durch ein „Danke.“ Man sollte es mal<br />

ausprobieren.<br />

Kristina Maroldt<br />

Tipps und Adressen<br />

Freiwilligenbörse, Sie vermitteln Ehrenamtliche<br />

an Einrichtungen:<br />

Chemnitz: Freiwilligenzentrum Chemnitz,<br />

Rembrandtstr. 13a/b, 0911 Chemnitz,<br />

Tel.: (03 71) 6 00 48 60.<br />

Dresden: Treffpunkt Hilfsbereitschaft,<br />

Barteldeplatz 2, 01309 Dresden, Tel.:<br />

(03 51) 3 15 81 20.<br />

Freiberg: Freiwilligenbörse Freiberg,<br />

Paul-Müller-Str. 78, 09599 Freiberg,<br />

Tel.: (0 37 31) 7 65 87.<br />

Görlitz: Pontes-Werkstatt, Fischmarkt 8,<br />

02826 Bautzen, Tel.: (0 35 81) 41 27 33<br />

Leipzig: Freiwilligenagentur Leipzig<br />

e.V., Große Fleischergasse 12, 04109<br />

Leipzig, Tel.: (03 41) 1 49 47 29.<br />

Checkliste für zukünftige Helfer<br />

Bevor man ein Ehrenamt antritt, sollte<br />

man folgende Fragen klären: Aufgabengebiet:<br />

Was genau soll ich tun? Wie<br />

sind die Arbeitszeiten? Einarbeitung:<br />

Wie lange dauert die Einarbeitungszeit?<br />

Wer arbeitet mich ein? Kostenerstattung:<br />

Welche Kosten werden mir erstattet?<br />

Schulungen: Welche Möglichkeiten<br />

gibt es? Wer trägt die Kosten? Versicherungen:<br />

Besteht eine Haftpflicht- und<br />

Unfallversicherung? Abschied: Wie<br />

kann ich meine Tätigkeit beenden?<br />

Kann ich einen Nachweis für meine Arbeit<br />

oder die Schulungen bekommen?<br />

Interview<br />

„Arbeitslosigkeit ist ein Dämpfer“<br />

Analyse. Ehrenamtsexperte Olaf Ebert<br />

über Lust und Frust der Ostdeutschen<br />

am unbezahlten Helfen.<br />

Jeder dritte Deutsche engagiert sich in seiner<br />

Freizeit regelmäßig ehrenamtlich. Im Osten<br />

mit durchschnittlich 28 Prozent allerdings<br />

weitaus seltener als im Westen mit 34 Prozent.<br />

Wieso?<br />

Teilweise liegt das an den unterschiedlichen<br />

Traditionen: Im Westen war die<br />

freiwillige Bindung an Wohlfahrtsverbände<br />

und Kirchen immer sehr stark,<br />

im Osten fand das <strong>Engagement</strong> – abgesehen<br />

vom <strong>Engagement</strong> in Kirchen und<br />

oppositionellen Gruppen – häufig verordnet<br />

und in staatsnahen Organisationen<br />

statt, die es jetzt natürlich nicht<br />

mehr gibt. Ein starker Dämpfer ist aber<br />

auch die hohe Arbeitslosigkeit. Wer um<br />

seinen Job bangt, hat kaum Zeit und<br />

Motivation, sich nebenbei ehrenamtlich<br />

zu engagieren. Und wer bereits arbeitslos<br />

ist, ist frustriert und sieht nicht ein,<br />

wieso er jetzt plötzlich etwas für die Gemeinschaft<br />

tun soll – und dazu noch unbezahlt.<br />

15


<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />

Dabei hätten Arbeitslose doch am ehesten<br />

Zeit dafür...<br />

Ja, aber gerade Langzeitarbeitslose haben<br />

oft nicht die sozialen Netzwerke,<br />

die sie an ein <strong>Engagement</strong> heranführen<br />

könnten, etwa Kollegen, die sie zum<br />

Verein mitnehmen. Zum Glück haben<br />

die ostdeutschen Freiwilligenagenturen<br />

aber einen recht guten Draht zu den<br />

Arbeitslosen und können ihnen vermitteln,<br />

dass ein Ehrenamt aus der gesellschaftlichen<br />

Isolation heraushelfen und<br />

Brücken in die Erwerbstätigkeit bauen<br />

kann.<br />

Wodurch könnte man die Lust am Ehrenamt<br />

sonst noch wecken?<br />

Durch bessere Rahmenbedingungen:<br />

Dazu gehören ein umfassender Versicherungsschutz<br />

der Freiwilligen ebenso<br />

wie eine stärkere öffentliche Würdigung<br />

ihrer Leistung. Die Einrichtungen<br />

selbst sollten für die regelmäßige Weiterbildung<br />

ihrer Ehrenamtlichen sorgen.<br />

Außerdem muss das Ehrenamt<br />

selbst noch flexibler gestaltet werden,<br />

zum Beispiel durch eine Ausweitung der<br />

gesetzlichen Freiwilligendienste auf<br />

größere Zielgruppen oder neue Tätigkeitsbereiche.<br />

Das vor drei Jahren eingeführte<br />

Freiwillige Soziale Jahr im<br />

Kulturbereich ist da ein guter Ansatz.<br />

Mitmachen erwünscht<br />

Schnuppertag in Chemnitz<br />

Dresden hat einen, Leipzig hat einen –<br />

und Chemnitz ab diesem Jahr endlich<br />

auch: einen offiziellen stadtweiten Freiwilligentag,<br />

an dem man in verschiedenen<br />

Einrichtungen einen Tag lang völlig<br />

unverbindlich ausprobieren kann,<br />

welche Art von Ehrenamt zu einem<br />

passen könnte. Ein gutes Drittel der<br />

Angebote fürs Probe-Helfen in Chemnitz<br />

kommt von Museen und kulturellen<br />

Vereinen. Wer mag, kann beispielsweise<br />

die Besucher des Schulmuseums<br />

betreuen oder im „Armen Theater“<br />

hinter die Kulissen schauen und bei der<br />

Aufführung mit anpacken. Auch das Industriemuseum,<br />

das Eisenbahnmuseum<br />

und das Spielemuseum lassen Freiwillige<br />

mitarbeiten. Beim Studentensender<br />

Radio UNICC und im Jugendmedienzentrum<br />

Bumerang kann man sein journalistisches<br />

Talent testen. Termin für<br />

das Schnupper- Ehrenamt ist in Chemnitz<br />

der 25. September, Anmeldungen<br />

nimmt Veronika Förster vom Freiwilligenzentrum<br />

Chemnitz bis zum 17. September<br />

unter der Telefonnummer (03<br />

71) 6 00 48 62 entgegen.<br />

Museumsprojekt in Dresden<br />

Literaturfans, die in Dresden das Gartenhäuschen<br />

besichtigen wollen, in dem<br />

Friedrich Schiller 1785 „Don Carlos“<br />

schrieb, suchten bisher vergeblich: Das<br />

„Schillerhäuschen“ ist seit Jahren geschlossen.<br />

Für Öffnung und Ausstellung<br />

fehlen die Mittel. „Eine Schande für<br />

Dresden“, findet Winfried Ripp. Der<br />

Geschäftsführer der Dresdner Bürgerstiftung<br />

entwickelte deshalb einen Rettungsplan,<br />

bei dem er auf die Mithilfe<br />

der Dresdner setzt: Kulturinteressierte<br />

Ehrenamtliche sollen an der Wiedereröffnung<br />

im Mai 2005 und am Betrieb<br />

des Museums beteiligt werden. Derzeit<br />

arbeiten bereits Germanistikstudenten<br />

an einem Ausstellungskonzept, Ripp<br />

sucht aber noch Helfer für die regelmäßige<br />

Öffnung des Hauses und die<br />

Betreuung der Besucher. Wer Interesse<br />

hat, meldet sich bei Bettina Buchmann<br />

unter der Nummer (03 51) 3 15 81 20.<br />

Sie vermittelt auch all jene, die sich ab<br />

2005 im frisch renovierten Stadtmuseum<br />

als Ausstellungsführer oder im Museumsshop<br />

engagieren wollen.<br />

Neubeginn in der Lausitz<br />

Wer sich im Kulturbereich ehrenamtlich<br />

engagieren will und nicht gerade in<br />

einer Großstadt wohnt, hat es oft schwer.<br />

Die Zahl der Kultureinrichtungen ist wesentlich<br />

geringer, außerdem fehlt meist<br />

ein Netzwerk, das interessierte Freiwillige<br />

und Hilfe suchende Institutionen<br />

und Vereine zusammenbringt. In der<br />

Lausitz war das bisher auch so. Aber<br />

nicht mehr lange: Die Görlitzer PON-<br />

TES-Werkstatt „Lernen im bürgerschaftlichen<br />

<strong>Engagement</strong>“ arbeitet gerade<br />

an einer Broschüre, die auflisten soll,<br />

wo und wie sich die Menschen in der<br />

Region Görlitz, im Landkreis Löbau-<br />

Zittau und im Niederschlesischen Oberlausitzkreis<br />

ehrenamtlich betätigen können.<br />

Ende des Jahres soll der Wegweiser<br />

„Bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong><br />

in der Euro-Neiße-Region“ erscheinen.<br />

Wer nicht mehr so lange warten will,<br />

kann auch jetzt schon mit Ursula Wimmert<br />

von der PONTES-Werkstatt Kontakt<br />

aufnahmen (Telefonnummer: (0 35<br />

81) 66 72 34). Von ihr erhält man Adressen<br />

von Kultureinrichtungen, die mit<br />

Ehrenamtlichen zusammenarbeiten,<br />

und kann sich an Projekte vermitteln<br />

lassen.<br />

Verlosung<br />

Die SZ am Sonntag verlost 2 Karten für<br />

den Zweckverband der sächsischen Industriemuseen<br />

(beinhaltet je einen Eintritt<br />

in das Industriemuseum Chemnitz,<br />

das Textilmuseum Crimmitschau, das<br />

Museum Kalkwerk Lengefeld, das Bergwerk<br />

Ehrenfriedersdorf und das Bergbaumuseum<br />

Knappenrode).<br />

Wenn Sie folgende Frage richtig beantworten,<br />

kommt Ihr Name in den Lostopf:<br />

Wie viele Sachsen üben ein Ehrenamt<br />

aus? Bitte schicken Sie eine<br />

Postkarte mit dem Stichwort Ehrenamt<br />

an die SZ am Sonntag, Ostra-Allee 20,<br />

01067 Dresden oder eine E-Mail an<br />

sz.sonntag@dd-v.de. Einsendeschluss<br />

ist der 19. August 2004.<br />

16


Marion-Dönhoff-Förderpreis für junge Journalisten<br />

Marion-Dönhoff-Förderpreis für junge Journalisten<br />

Claudia Sebert<br />

Stricken und Sammeln fürs Allgemeinwohl<br />

Frankenpost, 7. November 2003<br />

Einer für alle<br />

Stricken und sammeln fürs<br />

Allgemeinwohl<br />

„Irgendjemand muss es doch machen“:<br />

Im Raum Naila unterstützen etliche Bürger<br />

ehrenamtlich ihre Stadt<br />

Von Claudia Sebert<br />

Etwas für andere Menschen tun, unentgeltlich,<br />

einfach so, aus Pflichtbewusstsein<br />

vielleicht oder wegen eines stark<br />

ausgeprägten Gemeinschaftssinns –<br />

macht das heutzutage noch jemand?<br />

Ein Rundruf bei den Bürgermeistern im<br />

Raum Naila brachte eine klare Antwort:<br />

Ja. Es gibt noch Menschen, die sich für<br />

die Allgemeinheit einsetzen. In dieser<br />

Geschichte wollen wir anhand von fünf<br />

Beispielen zeigen, wie Bürger gerade in<br />

Zeiten leerer Kassen etwas für die<br />

Städte und Gemeinden bewegen möchten,<br />

in denen sie leben. Ihr Einsatz ist<br />

weit mehr als der berühmte Tropfen auf<br />

den heißen Stein – weil er Mut macht.<br />

Naila – Es ist ein Anblick, der sich<br />

einem heutzutage nur noch selten bietet<br />

und der unweigerlich ein Gefühl von<br />

anheimelnder Gemütlichkeit aufkommen<br />

lässt: Stuhl an Stuhl sitzen 18 ältere<br />

Damen um einen großen Tisch herum<br />

und stricken miteinander. Vor sich<br />

hat jede ein Glas Weißbierbowle stehen.<br />

Ein paar Maschen, dann wird genippt.<br />

Die Stimmung ist ausgelassen,<br />

und herzhaftes Gelächter übertönt das<br />

Klappern der Stricknadeln. „Wir sind<br />

eine große Familie“, erklärt Rita Heller<br />

und legt ihr Handarbeitszeug kurz zur<br />

Seite.<br />

Eine „Familie“, die ein Ziel verfolgt,<br />

nämlich ihre Stadt Lichtenberg finanziell<br />

zu unterstützen. Aus diesem Grund<br />

hat sich 1976 der Verein „Bürgeraktion“<br />

gegründet. In seiner Satzung steht als<br />

Leitmotiv: „Die Stadt allein kann nicht<br />

alles tun. Sie braucht die Mithilfe ihrer<br />

Bürger.“<br />

Genau deshalb treffen sich die Damen<br />

einmal im Monat im Gemeindehaus<br />

zum Stricken. Sie stellen die für den<br />

Frankenwald typischen „Zuddelsocken“<br />

her, die dann in der Lichtenberger Lottostelle<br />

oder bei Märkten verkauft werden.<br />

60 bis 70 Paar finden jährlich Abnehmer,<br />

die zum Teil aus Berlin kommen,<br />

um die besonderen Fußwärmer zu<br />

erstehen. Ein Stand mit Zwiebelkuchen<br />

beim Burgfest und einer mit Gebäck<br />

bei der Kirchweih bringen zusätzlich<br />

Geld in die Vereinskasse – Geld, das<br />

postwendend der Stadt zugute kommt.<br />

Stolz zeigt Vorsitzende Rita Heller eine<br />

Liste mit Projekten, die dank der engagierten<br />

Bürger umgesetzt werden konn-<br />

17


<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />

ten. Sie reicht von der Neueindeckung<br />

des Schlossbergturmes über die Anschaffung<br />

der Weihnachtsbeleuchtung<br />

bis hin zur Sanierung der Rathausfassade.<br />

In den 27 Jahren seit der Gründung<br />

spendierte der Verein 61333 Euro. „Alles<br />

Geld bleibt hier in Lichtenberg und<br />

soll der Allgemeinheit zugute kommen“,<br />

erklärt Rita Heller und bezeichnet den<br />

ungewöhnlichen Einsatz ihrer 60 Mitglieder<br />

als „aktive Heimatpflege“. Dies<br />

sei gerade in Zeiten knapper Kassen<br />

notwendig, weil ja überall gespart werden<br />

müsse. Und so lassen die Damen<br />

an diesem fröhlichen Abend im Gemeindehaus<br />

noch lange ihre Nadeln<br />

klappern, um Masche für Masche „Zuddelsocken“<br />

herzustellen und ihrer Stadt<br />

damit zu helfen.<br />

Genau dieses Ziel verfolgt auch Werner<br />

Schmidt aus Schwarzenbach am Wald –<br />

allerdings auf eine andere Weise. Seit<br />

fünf Jahren bricht er immer im April zu<br />

seiner großen Müllsammel-Tour auf.<br />

Vierzehn Tage lang ist er in den Außenbereichen<br />

von Schwarzenbach unterwegs,<br />

um jeden Schnipsel Papier, jede<br />

weggeworfene Bierdose, jede zerknüllte<br />

Zigarettenschachtel aufzulesen. „Meine<br />

Frau sagt, ich habe eine Krankheit: Ich<br />

kann nichts liegen sehen“, erklärt der<br />

67-jährige Rentner schmunzelnd. Deshalb<br />

hat Werner Schmidt immer eine<br />

Plastiktüte einstecken, wenn er das<br />

Haus verlässt. Nicht selten werde er von<br />

Mitbürgern belächelt, die ihn ungläubig<br />

fragten: „Wieso machst du das? Du<br />

hast den Dreck doch nicht weggeschmissen.“<br />

Aber Werner Schmidt lässt<br />

sich nicht beirren. „Irgendjemand muss<br />

es doch machen“, sagte er. Und so stört<br />

es ihn nicht, dass ihm sein ungewöhnliches<br />

Hobby den Spitznamen „Papierle-<br />

Sammler“ eingebracht hat.<br />

Bei seinen alljährlichen Touren rund<br />

um Schwarzenbach findet er jedoch<br />

weit mehr als nur „Papierle“. Vom kaputten<br />

Zigarettenautomaten über volle<br />

Ölflaschen bis hin zum Auspuff sei<br />

schon alles dabei gewesen, erzählt er.<br />

Die Fundsachen transportiert der Rentner<br />

mit seinem Anhänger nach Hause<br />

und sortiert sie auf seinem Grundstück<br />

in Wertstoff, Rest- und Sondermüll.<br />

Im Rathaus ist man ihm sehr dankbar<br />

für das ehrenamtliche <strong>Engagement</strong>. Anerkennung<br />

zollen ihm aber auch ältere<br />

18<br />

Bürger, die sich über seine Säuberungsaktionen<br />

freuen. „Einmal hat ein Lastwagenfahrer<br />

angehalten und mir fünf<br />

Mark in die Hand gedrückt. Er kam von<br />

auswärts und hat mir gesagt, dass er so<br />

etwas noch nie gesehen hat.“<br />

Werner Schmidt reinigt aber nicht nur<br />

Wald und Wiesen, sondern auch die<br />

Bäche. Als langjähriges Mitglied des Fischereivereins<br />

liegt ihm die Sauberkeit<br />

von Flüssen wie Selbitz, Thiemitz und<br />

Wilde Rodach sehr am Herzen.<br />

Aber auch ein anderer Beweggrund lässt<br />

ihn immer wieder mit seinem Wägelchen,<br />

den Handschuhen und der Greifzange<br />

bewaffnet aufbrechen: „Ich denke<br />

dabei auch an den Fremdenverkehr.<br />

Da wird auf großen Messen Werbung<br />

für uns gemacht und dann kommen die<br />

Leute her und überall liegt der Dreck<br />

herum. Das geht doch nicht. Der Frankenwald<br />

soll sauber sein!“, sagt er. Deshalb<br />

wolle er auch weitermachen, solange<br />

er es gesundheitlich könne. „Man<br />

muss die Stadt doch unterstützen!“<br />

Das dachte sich auch Karsten Asparuchov<br />

aus Naila. In der Frankenpost hatte<br />

er die Artikel über die große Finanznot<br />

der Kommunen verfolgt und sich<br />

spontan entschlossen, etwas zu unternehmen.<br />

Da er wusste, dass das Nailaer<br />

Rathaus dringend neu gestrichen werden<br />

müsste, bot der Malermeister seine<br />

Unterstützung an. Er stellte ein Gerüst<br />

zur Verfügung und ein anderer Bürger –<br />

der anonym bleiben will – spendierte die<br />

Farbe, sodass die Stadtarbeiter loslegen<br />

konnten. Dadurch kamen die Nailaer zu<br />

einer schönen, blauen Rathausfassade,<br />

ohne Geld auszugeben. Normal hätte so<br />

ein Anstrich bis zu 3000 Euro gekostet.<br />

„Da bricht man sich doch keinen Zacken<br />

aus der Krone, wenn man so etwas<br />

macht“, sagt Karsten Asparuchov. Bürgermeister<br />

Frank Stumpf freut sich über<br />

so viel Einsatz. „Es ist anerkennenswert,<br />

wenn jemand auf die Stadt zukommt<br />

und von sich aus Hilfe anbietet“, sagt er.<br />

Leider komme das jedoch selten vor.<br />

Eine weitere Ausnahme findet sich in<br />

dem Selbitzer Ortsteil Dörnthal. Wer<br />

hier durchfährt, dem fällt der Neubau<br />

in der Mitte des Dorfes auf. Doch kaum<br />

einer ahnt, dass es sich dabei geradezu<br />

um ein Symbol, ja ein Denkmal für Bürgereinsatz<br />

handelt. Die Vorgeschichte:<br />

Die Feuerwehr Dörnthal/ Sellanger/ Stegenwaldhaus<br />

hat eine sehr aktive Jugendgruppe<br />

mit zehn Mitgliedern. Doch<br />

es gab bis jetzt keinen Raum, wo der<br />

Unterricht für die jungen Leute stattfinden<br />

konnte. Außerdem wurde die Garage,<br />

in der das Feuerwehrauto, die Geräte<br />

und die Uniformen gelagert sind, viel<br />

zu eng. So entstand vor zwei Jahren die<br />

Idee, ein Feuerwehrhaus anzubauen.<br />

Doch wie sollte das finanziert werden,<br />

wenn die Stadtkasse leer ist? „Die Feuerwehren<br />

sind wichtig, weil sie in den<br />

Dörfern Kulturträger sind und viel für<br />

die Jugend leisten. Doch man muss alle<br />

gleich behandeln und in Zeiten leerer<br />

Kassen, kann man unmöglich 20000<br />

Euro aufbringen“, sagt Bürgermeister<br />

Klaus Adelt.<br />

Auf diese Summe kamen die Feuerwehrleute<br />

bei ihren Plänen fürs Haus.<br />

Das war aber nur der Preis für das Material,<br />

denn von Anfang an stand fest:<br />

„Wir helfen uns selbst und machen alles<br />

in Eigenleistung“, erklärt Kommandant<br />

Norbert Honheiser.<br />

Weil die Stadt aber auch diese – für<br />

einen Neubau mit Glockenturm – sehr<br />

niedrige Summe nicht aufbringen konnte,<br />

kam Feuerwehrmitglied Rüdiger<br />

Strobel auf eine ungewöhnliche Idee.<br />

Er lieh der Stadt das Geld, das sie, laut<br />

Adelt, zu sehr guten Konditionen zurückzahlen<br />

kann.<br />

Seit September arbeiten die 27 Aktiven<br />

der Feuerwehr nun nonstop an ihrem<br />

neuen Haus – auch die Jugendlichen<br />

packen kräftig mit an. Schließlich werden<br />

sie sich ab Mai, wenn alles fertig<br />

sein soll, in diesem Raum treffen können.<br />

Überhaupt soll das kleine Haus<br />

eine Art Gemeindezentrum für das<br />

Dorf werden, in dem von der Wahl bis<br />

zur Weihnachtsfeier alles stattfinden<br />

kann. „Wir haben uns nicht gefragt, was<br />

kann die Stadt für uns tun“, erklärt Rüdiger<br />

Strobel und Kommandant Honheiser<br />

ergänzt: „Wir wollten nicht nur<br />

fordern, sondern aktiv eingreifen.“<br />

Diese Einstellung freut natürlich den<br />

Bürgermeister. Was hier in Dörnthal geleistet<br />

werde, sei vorbildlich und vor allem<br />

für die Jugendlichen wichtig. „So<br />

können sie eine Beziehung zum Ort<br />

aufbauen und ein Gefühl dafür bekommen,<br />

wo sie hingehören.“


Serienpreis<br />

Ein solches Gefühl kennen die Bürger<br />

aus dem Bad Stebener Ortsteil Carlsgrün<br />

sehr gut – zumindest die vom<br />

Stammtisch „Maibaum“. Die 63 Mitglieder<br />

wollen nämlich nicht nur zusammensitzen,<br />

plaudern und ihr Bierchen<br />

trinken, sondern auch etwas für die Allgemeinheit<br />

tun. Deshalb begannen sie<br />

1979 damit, einen Spielplatz zu errichten.<br />

Zuerst stellten die Männer selbst<br />

Geräte her, die sie jedoch sofort wieder<br />

abbauen mussten, weil der TÜV es<br />

nicht zuließ. Doch das entmutigte sie<br />

nicht – sie kauften neue.<br />

Mittlerweile haben sie für weit mehr als<br />

5000 Euro Wippe, Schaukel, Rutsche<br />

und Kletterwand besorgt. Das Geld<br />

kommt von den Maibaumfesten, von<br />

Preismucken oder Kinderfesten, die sie<br />

ausrichten und dabei selbst die Bewirtung<br />

übernehmen.<br />

„Der Platz wird sehr gut angenommen,<br />

auch von Feriengästen“, weiß Vorsitzender<br />

Lothar Lang. Damit die Kinder sicher<br />

zum Spielplatz kommen, haben die<br />

Stammtischfreunde noch acht Schilder<br />

aufgestellt, die die Autofahrer auf Kinder<br />

aufmerksam machen – wieder eine<br />

freiwillige Leistung für die Allgemeinheit.<br />

In einfachen Worten erklärt Lothar<br />

Lang die Beweggründe für diesen Einsatz.<br />

Er macht nicht viel Aufhebens darum,<br />

genau wie die anderen Bürger, die<br />

hier vorgestellt wurden. Seine Antwort<br />

kann stellvertretend für alle stehen, die<br />

sich als Teil einer Gemeinschaft fühlen<br />

und für sie etwas leisten – einfach so.<br />

„Wir wollten uns eben nicht nur treffen,<br />

um gesellig zusammenzusein, sondern<br />

auch etwas zum Wohl der Gemeinde<br />

tun – eben für alle.“<br />

Serienpreis<br />

Lutz Würbach, Heidi Pohle<br />

Der Esel, der auf Rosen geht<br />

Mitteldeutsche Zeitung, Lokalredaktion Halle, 17. Januar bis 22. März 2004<br />

17. Januar 2004<br />

Ehrung für Menschen aus Halle<br />

und dem Saalkreis – Großes Fest<br />

zum Frühlingsanfang<br />

Es regnet wieder Rosenblüten<br />

Bürgerpreis wird verliehen –<br />

Initiative von MZ, der Stiftung<br />

der Sparkasse und vom nt<br />

Von unserer Redakteurin Heidi Pohle<br />

Halle/ Saalkreis/ MZ. Im vergangenen<br />

Jahr hatten wir es versprochen – auch<br />

2004 wird es wieder eine Ehrung für<br />

Menschen aus Halle und dem Saalkreis<br />

geben, die etwas nicht Alltägliches für<br />

die Region vollbracht haben. Zum<br />

Frühlingsanfang, am 20. März, werden<br />

deshalb zum zweiten Mal Bürger einen<br />

Preis unter dem Motto „Der Esel, der<br />

auf Rosen geht“ erhalten. Der Preis ist<br />

eine Initiative der Mitteldeutschen Zeitung,<br />

der Stiftung der Stadt- und Saalkreissparkasse<br />

Halle sowie des neuen<br />

theaters. Vorschläge, welche verdienstvollen<br />

Bürger den Preis – eine Bronzeplastik<br />

vom Müllerburschen und seinem<br />

Esel – erhalten sollen, können Hallenser<br />

und Saalkreis-Bewohner machen.<br />

Viele Vorschläge<br />

Im vergangenen Jahr war es der siebenköpfigen<br />

Jury nicht leicht gefallen, aus<br />

der Fülle der Vorschläge neben dem<br />

Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass<br />

die vier Preisträger aus der Region zu<br />

ermitteln. Sie entschied sich für Helga<br />

und Hartwig Hahn, die Hilfsgüter für<br />

Litauen sammeln, Dr. Irene Heinrichs,<br />

die den Kinderplaneten für krebskranke<br />

Kinder mit aufbaute, sowie Edeltraud<br />

Stanek, die jungen Chinesen in ihren<br />

ersten Monaten in Deutschland hilft.<br />

Den Sonderpreis der Jury erhielt die Telefonseelsorge<br />

Halle. Die Ehrung fand<br />

im festlich geschmückten Saal des neu-<br />

19


<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />

en theaters statt, in den natürlich auch<br />

der Müllerbursche mit seinem Esel Einzug<br />

hielt – unter einem Rosenblüten-<br />

Regen.<br />

Leistungen würdigen<br />

„Eigentlich hätten es im vergangenen<br />

Jahr alle Vorgeschlagenen verdient,<br />

geehrt zu werden“, sagte Heinz Kiegeland,<br />

Sprecher der MZ-Geschäftsführung,<br />

zum Auftakt der diesjährigen Aktion.<br />

„Denn mit dem ,Esel, der auf Rosen<br />

geht‘, sollen Menschen gewürdigt<br />

werden, die nicht im Mittelpunkt stehen,<br />

ohne deren Leistungen unsere Welt<br />

aber kälter wäre.“ Ein zweiter Aspekt<br />

der Aktion sei, so Kiegeland, Hallenser<br />

und Saalkreisbewohner einander näher<br />

zu bringen. Die öffentliche Würdigung<br />

könne an einen Lebensretter ebenso<br />

gehen wie an einen ehrenamtlichen<br />

Helfer, der sich um einen Verein kümmert<br />

oder um Menschen, die am Rande<br />

der Gesellschaft leben.<br />

Alle Bereiche dabei<br />

Eine fürsorgliche Nachbarin kommt in<br />

Frage und ein Bürger, durch dessen<br />

Initiative sich in einer Kommune etwas<br />

bewegt. Ebenso jemand, der Kranke<br />

und Alleinstehende in seiner Freizeit<br />

betreut. Kein Bereich aus Kultur, Sport,<br />

Bildung, Wissenschaft und Sozialem ist<br />

ausgenommen. Natürlich könnte der<br />

Preis auch an einen erfolgreichen Unternehmer<br />

oder an einen pfiffigen jungen<br />

Erfinder gehen, an einen Politiker,<br />

Künstler oder Sportler der Region. Auch<br />

Menschen, die außerhalb der Region<br />

etwas für Halle und den Saalkreis tun,<br />

sind „preisverdächtig“.<br />

„Diese Leistungen für das Gemeinwohl,<br />

die oft unbemerkt von der Öffentlichkeit<br />

vollbracht werden, sollen vorgestellt<br />

und gewürdigt werden“, sagte Friedrich<br />

Stumpf, Vorstandsvorsitzender der Stadtund<br />

Saalkreissparkasse Halle und Vorsitzender<br />

der Stiftung des Unternehmens.<br />

Gleichzeitig sollten sie anderen<br />

Menschen, jungen wie älteren, als Anregung<br />

dienen, sich ebenfalls auf diese<br />

oder jene Weise zu engagieren.<br />

Peter Sodann, Intendant des neuen theaters,<br />

begründet den Preis folgendermaßen:<br />

„Wenn es einen Menschen gibt,<br />

der eine gute Tat vollbracht hat oder<br />

vollbringt – und dies zum wiederholten<br />

Male –, wenn er dafür keinen Dank forderte<br />

und ihn auch nicht erhielt, wenn<br />

er nicht gleich nach einer Spenden-<br />

Quittung geschrieen hat, dann sollte er<br />

endlich doch geehrt werden.“<br />

Eine siebenköpfige Jury (siehe Kasten)<br />

wählt aus den Vorschlägen wieder vier<br />

Preisträger aus. Die MZ wird zuvor<br />

mehrere der vorgeschlagenen Bürger<br />

porträtieren. Übergeben wird der ideelle<br />

Preis vor rund 400 Gästen am Samstag,<br />

20. März, 19.30 Uhr, im großen<br />

Saal des neuen theaters. Die <strong>Ausgezeichnete</strong>n<br />

erhalten eine Plastik, die der<br />

Bildhauer Carsten Theumer schuf und<br />

die auf die Sage vom Müllerburschen<br />

und seinem Esel zurückgeht (siehe<br />

Beitrag links).<br />

20. Januar 2004<br />

Erste Vorschläge eingetroffen<br />

Engagierte Bürger gesucht<br />

Halle/ MZ /ikr. Die ersten Reaktionen<br />

auf die geplante Verleihung des<br />

Bürgerpreises „Der Esel, der auf Rosen<br />

geht“ sind beim MZ-Saalekurier eingetroffen.<br />

Der Preis ist eine Initiative der<br />

Mitteldeutschen Zeitung, der Stiftung<br />

der Stadt- und Saalkreissparkasse sowie<br />

des neuen theaters. Er soll zum Frühlingsanfang<br />

am 20. März an Bürger vergeben<br />

werden, die etwas nicht Alltägliches<br />

für die Region vollbracht haben.<br />

Der erste Vorschlag für einen potenziellen<br />

Preisträger kam von Karen Leonhardt<br />

von der Freiwilligen-Agentur für<br />

Halle und den Saalkreis. „Der Preis ist<br />

eine gute Idee“, begründete sie ihre<br />

schnelle Reaktion auf den Aufruf, „denn<br />

oft kommt die Anerkennung von ehrenamtlichen<br />

<strong>Engagement</strong> im Alltag viel<br />

zu kurz.“ Zudem wünscht sie sich für<br />

solche Projekte „eine längerfristige Aufmerksamkeit<br />

über die Preisverleihung<br />

hinaus“.<br />

Bis zum 4. März können Personen vorgeschlagen<br />

werden. Namen, eine kurze<br />

Begründung sowie eine Telefonnummer<br />

oder die Adresse des vorgeschlagenen<br />

Bürgers können an die Mitteldeutsche<br />

Zeitung, Lokalredaktion, Delitzscher<br />

Straße 65, 06113 Halle geschickt werden.<br />

Vorschläge werden auch per Fax<br />

unter 03 45/5 65 45 20 oder per e-Mail<br />

unter Saalekurier@mz-sao.de entgegengenommen.<br />

20


Serienpreis<br />

21. Januar 2004<br />

Vorleser begeistert Kinder<br />

Nominiert für Bürgerpreis:<br />

Neustädter Ehepaar engagiert sich<br />

im Projekt „Lesewelt“<br />

Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />

geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />

Mal vergeben. Täglich gehen in der<br />

Redaktion Vorschläge ein, wer die Ehrung<br />

am 20. März zum Frühlingsanfang<br />

erhalten soll. Heute stellen wir die ersten<br />

Kandidaten für den Preis vor: Annedore<br />

und Werner Schütt aus Halle-Neustadt.<br />

Von unserer Redakteurin Heidi Pohle<br />

Halle/ MZ. Als der Enkel von Annedore<br />

und Werner Schütt noch kleiner<br />

war, ließ er sich von seinem Opa liebend<br />

gerne Geschichten vorlesen oder<br />

erzählen. „Daran erinnerte ich mich, als<br />

ich vor etwa einem Jahr auf das Projekt<br />

,Lesewelt‘ aufmerksam wurde“, sagt<br />

Werner Schütt. Seit März 2003 ist er<br />

nun regelmäßig in der Neustädter Kita<br />

„Goldener Gockel B“ zu Gast, um die<br />

Mädchen und Jungen in die Welt der<br />

Märchen und Geschichten zu entführen.<br />

Er war einer der ersten Vorlese-Paten<br />

des Projekts, das von der halleschen<br />

Freiwilligen-Agentur betreut wird und<br />

vor drei Jahren in Berlin initiiert wurde.<br />

Es steht unter der Schirmherrschaft von<br />

Doris Schröder-Köpf. Annedore Schütt<br />

engagiert sich ebenfalls dort, hilft mit,<br />

die „Lesewelt“ zu koordinieren.<br />

Kinder hören am liebsten spannende<br />

Geschichten, das weiß Werner Schütt<br />

von seinem Enkel. Solche zum Beispiel,<br />

in denen Ritter, Piraten und Fabelwesen<br />

die Akteure sind. „Und so richtig zu fesseln<br />

sind die Kleinen, wenn man die<br />

Geschichten nicht vorliest, sondern sie<br />

ihnen erzählt“, sagt Schütt, der auch<br />

selbst welche verfasst.<br />

Die Story von Hase und Igel hat der<br />

Mann mit der tiefen Stimme, der als gebürtiger<br />

Schlesier das „R“ leicht rollt,<br />

den Kita-Knirpsen aber ebenso erzählt<br />

wie die Abenteuer von Gulliver bei den<br />

Zwergen. „Wenn ich dazu noch Bilder<br />

zeige, sind die Kinder völlig aus dem<br />

Häuschen“, so die Erfahrungen des 66-<br />

Jährigen, der bis zu seiner Pensionierung<br />

als Diplom-Ingenieur bei der Deutschen<br />

Bahn in Leipzig arbeitete.<br />

Die Liebe zum Lesen hat das Ehepaar<br />

gemeinsam. Bis unter die Decke sind<br />

die Regale der Neustädter Wohnung<br />

mit Büchern gefüllt. „Wir lesen öfter als<br />

wir fernsehen“, so Annedore Schütt, die<br />

früher als Chemie-Ingenieurin in Leuna<br />

beschäftigt war und derzeit arbeitslos<br />

ist. Oft holen sich beide Nachschub<br />

aus Bibliotheken, sitzen ab und zu auch<br />

in Lesesälen, um nach Herzenslust zu<br />

schmökern. Während er sich mehr für<br />

Sachbücher zum Beispiel über den Nahen<br />

Osten interessiert und ab und an<br />

mal einen Krimi liest, bevorzugt sie Biografien,<br />

in denen Frauen im Mittelpunkt<br />

stehen.<br />

Diese Liebe zum Lesen wollen beide an<br />

Kinder weitergeben. Denn längst nicht<br />

allen wird zu Hause vorgelesen, hat<br />

Werner Schütt beobachtet. Was er bedauert.<br />

Denn was allein das Vorlesen<br />

und Erzählen bewirken kann, haben<br />

beide am Enkel gesehen: „Er hat schnell<br />

und gut lesen gelernt.“ Und geht nie<br />

ohne ein Buch schlafen – weil er es von<br />

Oma und Opa so kennt.<br />

21


<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />

Derzeit gibt es rund 40 Vorlese-Paten,<br />

darunter Studenten, Hausfrauen, Arbeitslose<br />

und Rentner, die in Horte,<br />

Kitas oder Freizeitzentren gehen, wie<br />

Annedore Schütt sagt. „Aber es könnten<br />

ruhig noch viel mehr werden, Bedarf<br />

besteht genug“, wirbt sie um noch mehr<br />

Engagierte.<br />

24. Januar 2004<br />

Herz schlägt fürs Museum<br />

Nominiert für den Bürgerpreis:<br />

Zappendorferin hat Sammlung<br />

liebevoll aufgebaut<br />

Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />

geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />

Mal vergeben. Täglich gehen in der<br />

Redaktion Vorschläge ein, wer die Ehrung<br />

am 20. März zum Frühlingsanfang<br />

erhalten soll. Heute stellen wir einen<br />

weiteren Kandidaten für den Preis vor:<br />

Lieselotte Zakschewski aus Zappendorf.<br />

Von Claudia Crodel<br />

Zappendorf/ MZ. „Einer muss die Suppe<br />

einrühren, dann machen die anderen<br />

schon mit“, lautet ein Leitspruch von<br />

Lieselotte Zakschewski, und damit hat<br />

sie gute Erfahrungen gemacht. Die 65-<br />

Jährige ist nahezu täglich im Zappendorfer<br />

Heimatmuseum anzutreffen. Für<br />

das Kleinod des Dorfes engagiert sie<br />

sich rührend. Gemeinsam mit Bürgermeister<br />

Rüdiger Wagner hat sie es aus<br />

der Taufe gehoben.<br />

Dass sie einmal in einem Museum aktiv<br />

wird, hat sich die gelernte Serviererin,<br />

die Jahre lang als Köchin in der Kinderkrippe<br />

und von 1972 bis 1998 bei der<br />

Volkssolidarität arbeitete, nicht träumen<br />

lassen. „Aber der Gemeinde gehörte der<br />

alte Hof und sie musste damit irgend<br />

etwas anfangen. Da kamen wir auf die<br />

Idee, ein Heimatmuseum einzurichten“,<br />

erinnert sich Lieselotte Zakschewski.<br />

Das war im Jahr 2001. Bereits im Mai<br />

konnte das Museum eröffnet werden.<br />

Ein Vierteljahr lang hatte die rührige<br />

Zappendorferin das Museum eingerichtet,<br />

vom Zusammentragen und Anordnen<br />

der Ausstellungsstücke bis hin zum<br />

Nähen und Anbringen der Gardinen.<br />

Unermüdlich trug die vierfache Mutter<br />

und siebenfache Großmutter alte Einrichtungsgegenstände,<br />

Hausrat und Wäsche<br />

sowie Spielzeug zusammen. Das<br />

meiste stammt aus dem Dorf. „,Du kannst<br />

aber auch alles gebrauchen‘, haben die<br />

22<br />

Leute immer gesagt“, blickt sie zurück.<br />

Doch: „Für mich war dabei nie der Geldwert<br />

der Dinge wichtig, sondern vielmehr<br />

ihr Erinnerungswert“, erzählt sie.<br />

„Ich kenne ja die Leute, die die Sachen<br />

fürs Museum hergeben. Mittlerweile war<br />

ich wohl schon fast in jedem Haushalt.“<br />

Immer wieder hat sie neue Ideen für<br />

kleine Sonderausstellungen wie die<br />

Puppenschau in der Weihnachtszeit, eine<br />

Präsentation von Osterschmuck oder die<br />

Ausstellung von altem Porzellan.<br />

Lieselotte Zakschewski macht das alles<br />

ehrenamtlich. Und das ist für sie selbstverständlich.<br />

„Ich habe schon immer<br />

geholfen, wenn es etwas zu tun gab“,<br />

sagt sie. Bereits mit zehn Jahren sei sie<br />

von ihrem kleinen Heimatdorf nach<br />

Hettstedt zum Fleischer gewandert, um<br />

für die Schule Würstchen zu holen.<br />

Auch in ihrer Zeit bei der Volkssolidarität<br />

– jahrelang war sie Ortsgruppenleiterin<br />

– hat sie gern immer mit Hand


Serienpreis<br />

angelegt und sich für die Menschen Zeit<br />

genommen. Als sie ab 1990 als Hausund<br />

Sozialpflegerin tätig war, stellte sie<br />

fest, dass für die Verrichtungen nur wenig<br />

Zeit blieb und sie sich nicht so um<br />

die Menschen kümmern konnte, wie sie<br />

es eigentlich wollte. Heute – da sie im<br />

Ruhestand ist – ist das anders. Noch<br />

immer hilft sie regelmäßig unentgeltlich<br />

zwei pflegebedürftigen Dorfbewohnern<br />

und muss dabei nicht mehr auf die<br />

Uhr schauen.<br />

29. Januar 2004<br />

Fünftes Enkelkind aus dem Iran<br />

Editha Beine kümmert sich seit<br />

Jahren um Asyl-Bewerber – Frauen-<br />

Gruppe hilft in vielen Lebenslagen<br />

Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />

geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />

Mal vergeben. Täglich gehen in der<br />

Redaktion Vorschläge von Lesern der<br />

MZ ein, wer die Ehrung am 20. März<br />

zum Frühlingsanfang im neuen theater<br />

erhalten soll. Heute stellen wir eine<br />

weitere Kandidatin für den Preis vor:<br />

Editha Beine aus Halle.<br />

Von unserer Redakteurin Heidi Pohle<br />

Halle/ MZ. Editha Beine hat viele Gründe,<br />

warum sie seit nunmehr 14 Jahren<br />

Ausländern hilft, in der Fremde heimisch<br />

zu werden. Aber ein Grund, und das sagt<br />

sie ganz energisch, ist bestimmt nicht<br />

dabei – der, einen Preis zu bekommen<br />

für das, was sie aus Überzeugung, mit<br />

Freude und auch mit Gewinn für sich<br />

selbst macht.<br />

„Sie schreiben oft.“ Editha Beine<br />

über ehemalige Schützlinge<br />

Angefangen hatte alles mit den Gewalt-<br />

Exzessen gegen Ausländer 1992 in Rostock.<br />

„Als ich diese Bilder sah und hörte,<br />

dass Asyl-Bewerber auch nach Halle-<br />

Wörmlitz kommen, wollte ich mich für<br />

ein gutes Miteinander engagieren und<br />

nicht zur schweigenden Mehrheit gehören,<br />

die zusieht und nichts unternimmt“,<br />

erzählt die 65-Jährige. Denn auf einer<br />

Bürgerversammlung, zu der die Wörmlitzer<br />

Kirche eingeladen hatte, erlebte<br />

sie Abwehr und Hilflosigkeit der Bürger,<br />

die plötzlich Hunderte Ausländer<br />

in der Nachbarschaft hatten. Zu den wenigen<br />

Leuten, die sich dann tatsächlich<br />

engagierten, gehörte Editha Beine. Sie<br />

lebt mit ihrem Mann in der Südstadt.<br />

An ihren ersten Besuch in der ehemaligen<br />

Kaserne, in der die Ausländer untergebracht<br />

waren, erinnert sie sich noch<br />

gut. Mit einer Pfarrerin ist die Atheistin<br />

dorthin gegangen. „Nicht ohne Ängste“,<br />

wie sie sagt. Aber die legten sich als sie<br />

sah, was es alles zu tun gab und wie sehr<br />

Hilfe nötig war.<br />

Initiative gegründet<br />

So wurde bald die Flüchtlingshilfe-Initiative<br />

im Begegnungszentrum Wörmlitz<br />

gegründet. Später schlossen sich<br />

„eine Handvoll deutsche Frauen und<br />

Ausländerinnen zu einer losen Gruppe“<br />

zusammen, der auch Frau Beine angehört.<br />

Denn es sei nicht so, dass nur die<br />

Deutschen helfen könnten, sagt sie.<br />

„Auch die ausländischen Frauen, die<br />

schon länger hier leben, sind aufgrund<br />

ihrer eigenen Erfahrungen für Neuankömmlinge<br />

eine große Stütze“, so Editha<br />

Beine.<br />

23


<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />

Sie kümmert sich mit Gleichgesinnten –<br />

allein könne man wenig ausrichten –<br />

seit einem Jahr auch intensiv um eine<br />

junge Afghanin, die mit Kind und Bruder<br />

nach Halle kam. Half, eine Wohnung<br />

einzurichten und steht der Frau,<br />

die kürzlich aus dem Krankenhaus entlassen<br />

wurde, gerade jetzt zur Seite.<br />

Freut sich über deren Sohn, der auf seinem<br />

ersten Zeugnis fast nur Einsen hat.<br />

Und ärgert sich über Bemerkungen wie<br />

der von einer Klinik-Mitarbeiterin, dass<br />

da schon wieder „so eine Ausländerin“<br />

komme, die „von unserem Geld lebe“.<br />

Da sei es doch gut gewesen, dass sie die<br />

Frau begleitet habe, sagt Frau Beine.<br />

Gewinn fürs Leben<br />

Die gebürtige Berlinerin, die als Unterstufenlehrerin<br />

gearbeitet hat, gibt gerne<br />

ab von ihrer Zeit und ihrer Kraft. Den<br />

Kontakt mit den Asyl-Bewerbern empfindet<br />

sie als Gewinn für ihr Leben: „Weil<br />

ich erfahren habe, dass Menschen mit<br />

unterschiedlicher Hautfarbe, Weltanschauung<br />

und aller Altersgruppen gut<br />

miteinander auskommen, wenn sie nur<br />

wollen.“ Und noch eines habe sie begriffen:<br />

Nicht darauf warten, dass „die<br />

Oberen“ es schon richten werden; nein,<br />

man müsse „unten“ anfangen, wolle man<br />

etwas bewegen.<br />

Sie kann unmöglich aufzählen, was in<br />

den vergangenen Jahren alles getan wurde.<br />

Eine Ferienfreizeit für Mädchen und<br />

Jungen aus kinderreichen Asyl-Familien<br />

im Harz erwähnt sie, im Vorjahr zum<br />

Teil aus Spenden finanziert. Und Ramina<br />

fällt ihr sofort ein, das iranische Mädchen,<br />

das sich einst Editha Beine als Begleitung<br />

wählte, weil es sonst am Omaund<br />

Opa-Tag in der Kindertagesstätte<br />

allein gewesen wäre.<br />

Heute ist Ramina 15 Jahre alt, geht aufs<br />

Gymnasium. „Sie ist unser fünftes Enkelkind“,<br />

sagt Frau Beine und zeigt auf<br />

ein Foto der schwarzhaarigen Ramina,<br />

das neben Familienbildern hängt. Fotos<br />

liegen auch Briefen ehemaliger Asyl-<br />

Bewerber bei, die anderswo ein Zuhause<br />

fanden. „Sie schreiben oft“, sagt sie<br />

lächelnd und schaut auf eine dicke Mappe.<br />

Auch deshalb sei ihr das Ehrenamt<br />

so ans Herz gewachsen.<br />

31. Januar 2004<br />

Ein neues Sportlerzentrum zum 70.<br />

Ralph Kramer beschafft Förder-mittel<br />

– Für Briefwechsel lernt Rentner<br />

auch noch Umgang mit Computer<br />

Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />

geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />

Mal vergeben. Täglich gehen in der<br />

Redaktion Vorschläge von Lesern der<br />

MZ ein, wer die Ehrung am 20. März<br />

zum Frühlingsanfang im neuen theater<br />

erhalten soll. Heute stellen wir einen<br />

weiteren Kandidaten für den Preis vor:<br />

Ralph Kramer aus Schochwitz.<br />

Von unserer Redakteurin Diana Dünschel<br />

Schochwitz/ MZ. Sportlich war Ralph<br />

Kramer ja schon immer. Fußball, Leichtathletik,<br />

Schwimmen, Wasserball – er<br />

probierte vieles aus und wurde sogar<br />

Mitte der 50er Jahre mal hallescher Meister<br />

im Waldlauf. Doch als der heute<br />

69-Jährige 1997 in die Saalkreisgemeinde<br />

Schochwitz zog, war längst nicht<br />

absehbar, welch wichtige Rolle er dort<br />

für den ortsansässigen Sportverein TSV<br />

1990 Schochwitz spielen würde. Für die<br />

Vereinsmitglieder steht jedenfalls fest:<br />

Ohne Ralph Kramer gebe es kein<br />

neues Sportler- und Bürgerzentrum.<br />

Briefe an Minister<br />

Getreu der Devise, wonach Rentner immer<br />

Zeit haben, nahm sich der Neue in<br />

24<br />

der Gemeinde dem größten Problem<br />

des TSV an, dem Sportlerheim. Sein<br />

Schriftwechsel mit Ämtern und Behörden<br />

füllt mehrere Aktenordner. Bundesinnenminister<br />

Otto Schily, Sachsen-Anhalts<br />

damalige Ministerin Gerlinde<br />

Kuppe, FDP-Generalsekretärin Cornelia<br />

Pieper, Regierungspräsidium oder Landkreis,<br />

sie alle bat der Hallenser – wenn<br />

es ging auch im persönlichen Gespräch<br />

– um Unterstützung und Fördermittel<br />

für einen Neubau. Für die Briefe lernte<br />

er noch mit Anfang 60 den Umgang mit<br />

dem Computer.<br />

Viel Eigenleistung<br />

Die Beharrlichkeit des derzeitigen Geschäftsführers<br />

des TSV zahlte sich aus.<br />

Für den Neubau fließen Zuschüsse von<br />

Bund und Land, und die Sportler haben<br />

sich bereiterklärt, 8 000 Arbeitsstunden<br />

zu investieren, um die Eigenmittel der<br />

Gemeinde so gering wie möglich zu<br />

halten. Im März war Baubeginn. Mitt-


Serienpreis<br />

lerweile steht der Rohbau, und die Innenarbeiten<br />

haben begonnen. „Bisher<br />

drehte sich in Schochwitz fast alles um<br />

den Karnevalsverein und die Feuerwehr.<br />

Jetzt beweisen wir, was wir können“,<br />

sagt Ralph Kramer stolz.<br />

Klar, das Projekt hat ihn manch schlaflose<br />

Nacht gekostet. Aber der 69-Jährige<br />

mag lieber davon sprechen, dass auch<br />

Bauleiter Claus Möbus und der Abteilungsleiter<br />

Fußball, Hartmut Stamm,<br />

einen großen Anteil an der Realisierung<br />

haben. Außerdem sei er ja nicht völlig<br />

unbedarft an die Sache heran gegangen.<br />

„Bei den halleschen Pumpenwerken<br />

war ich auch als Bauleiter für eine neue<br />

Werkhalle zuständig“, erzählt er.<br />

Trotzdem kennt der Senior keine Scheu<br />

vor neuen Aufgaben. Gerade entwirft er<br />

zum Beispiel einen Nutzungsvertrag für<br />

das Objekt, das sich auf kommunalem<br />

Boden befindet. Selbst über eine große<br />

gläserne Info-Tafel oder das bunte Programm<br />

zur Eröffnung des Sportler- und<br />

Bürgerzentrums hat er sich bereits Gedanken<br />

gemacht. Auch die Einladungen<br />

dafür sind schon entworfen.<br />

Der große Tag soll am 5. Juni sein. Das<br />

wäre dann ein ereignisreiches Wochenende<br />

für ihn und seine Familie. Denn<br />

einen Tag später feiert Ralph Kramer<br />

seinen 70. Geburtstag.<br />

4. Februar 2004<br />

Neuer Text ist schon in Arbeit<br />

Schriftsteller Kurt Wünsch leitet<br />

Förderkreis – Kontakte zu Schulen<br />

und Bibliotheken<br />

Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />

geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />

Mal vergeben. Täglich gehen in der<br />

Redaktion Vorschläge von Lesern der<br />

MZ ein, wer die Ehrung am 20. März<br />

zum Frühlingsanfang im neuen theater<br />

erhalten soll. Heute stellen wir einen<br />

weiteren Kandidaten vor: Kurt Wünsch<br />

aus Halle.<br />

Von unserer Mitarbeiterin Claudia Crodel<br />

Halle/ MZ. „Das Entscheidende ist, alle<br />

zusammenzuhalten“, sagt Kurt Wünsch.<br />

Der bekannte hallesche Autor ist Vorsitzender<br />

des Förderkreises der Schriftsteller<br />

in Sachsen-Anhalt, der seinen Sitz in<br />

Halle hat. Mit „alle“ meint er die 56 Autoren,<br />

die dem Förderkreis angehören.<br />

Auf deren Zusammenhalt ist Wünsch<br />

stolz. „Eine vergleichbar funktionierende<br />

Vereinigung von Autoren gibt es meiner<br />

Ansicht nur noch in Magdeburg. In<br />

vielen anderen ostdeutschen Städten gehen<br />

die Literaten eher eigene Wege.“<br />

Sein Amt im Förderkreis der Schriftsteller<br />

hat der 64-Jährige, der von Hause<br />

aus eigentlich Mathematiker ist, bereits<br />

seit zehn Jahren inne. „Es ist eine Wahlfunktion.<br />

Alle zwei Jahre wird neu gewählt“,<br />

erzählt er. Jedes Mal vor der<br />

Wahl habe er überlegt, ob er sich wieder<br />

zur Verfügung stellen solle, denn das Ehrenamt<br />

sei zeitaufwändig. „Aber wenn<br />

man mit dem Herzen dabei ist, macht<br />

man es dann doch immer wieder“, sagt<br />

er lächelnd. Im März stehen die nächsten<br />

Wahlen an.<br />

Der Vorsitzende des Förderkreises hat<br />

aber weitaus mehr zu tun, als sich nur<br />

mit den Autoren selbst zu befassen.<br />

„Wichtig ist die Arbeit mit denen, die<br />

mit uns zu tun haben“, sagt er. Da gehe<br />

es zum Beispiel um Absprachen mit den<br />

Veranstaltern, wie Schulen, Bibliotheken<br />

oder Klubhäuser, wo Lesungen stattfinden<br />

sollen. Ein großer Teil der Lesereihen<br />

hat bereits Tradition. Zudem gebe<br />

es etliche Verbindungen zu Autorenvereinigungen<br />

anderer Städte und Länder.<br />

Auch die Zusammenarbeit mit Verwaltungen<br />

auf unterschiedlichen Ebenen<br />

liegt in der Hand von Kurt Wünsch.<br />

Hierbei gehe es unter anderem um Fördermittel.<br />

Bei diesen Verhandlungen<br />

brauche es schon Geschick. „Eine falsche<br />

Unterschrift, kann erheblich finanzielle<br />

Einbußen für den Verein bedeuten“,<br />

meint Wünsch. „Und ich bin ja derjenige,<br />

der die Unterschrift leistet und<br />

damit die Verantwortung hat.“ Doch<br />

seine Erfahrungen mit dem städtischen<br />

Kulturamt, dem Regierungspräsidium,<br />

der Landesregierung und dem Arbeits-<br />

25


<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />

Experten schwärmen<br />

Nach und nach werden Säulen und Gewölbe<br />

freigelegt und instand gesetzt.<br />

Denkmalpfleger geraten darüber immer<br />

mehr ins Schwärmen und sprechen von<br />

einem seltenen Kleinod der Wirtschaftsarchitektur.<br />

Bohne als ehemaliger Rohrleitungsmonteur<br />

sieht die Sache praktisch.<br />

Wer wohnt schon gern mit einer<br />

Ruine in der Nachbarschaft? Und wenn<br />

die Domäne nicht verfällt, kann das<br />

ganze Dorf etwas davon haben. So einfach<br />

ist das. Sohn André, gelernter Kanalbauer,<br />

versteht es genauso. Mit Freunamt<br />

seien positiv, sagt Wünsch. Allerdings<br />

bedauert er, dass die drei Mitarbeiter,<br />

die ihm bislang zur Seite standen,<br />

bald nicht mehr beim Förderkreis<br />

tätig sein können. Sie sollten über eine<br />

Strukturanpassungsmaßnahme beschäftigt<br />

werden. Das sei jedoch von der Arbeitsagentur<br />

gestrichen worden.<br />

Rund zehn Stunden investiert Wünsch<br />

wöchentlich in sein Ehrenamt. Daneben<br />

ist er natürlich selbst literarisch tätig.<br />

Sein erst im November im Wartberg-<br />

Verlag erschienenes Buch „Vom Kohlenklau<br />

zum Wittwenball“, das Geschichten<br />

aus Halle in der Nachkriegszeit erzählt,<br />

sei bereits tausend Mal verkauft worden,<br />

freut er sich. Natürlich schreibt er<br />

bereits an einem neuen Manuskript,<br />

denn seine Devise lautet: „Ein Schriftsteller<br />

arbeitet immer.“ Allerdings will<br />

er noch nicht verraten, worum es in seinem<br />

neuen Text gehen wird.<br />

6. Februar 2004<br />

Ein Misthaufen als Startplatz<br />

Klaus Bohne stoppt Verfall der<br />

Domäne Petersberg – 1000 Stunden<br />

Eigenleistungen<br />

Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />

geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />

Mal vergeben. Täglich gehen in der<br />

Redaktion Vorschläge von Lesern der<br />

MZ ein, wer die Ehrung am 20. März<br />

zum Frühlingsanfang im neuen theater<br />

erhalten soll. Heute stellen wir einen<br />

weiteren Kandidaten vor: Klaus Bohne<br />

aus Petersberg.<br />

Von unserem Redakteur Ralf Böhme<br />

Petersberg/ MZ. Am Anfang war ein<br />

Riesenhaufen Mist. Lasst ihn doch liegen,<br />

sagten viele. Die Domäne, historisches<br />

Amtsgut und Ausgangspunkt von<br />

Petersberg, sei sowieso nicht mehr zu<br />

retten. Mangelwirtschaft zu DDR-Zeiten<br />

und langer Leerstand nach der Wende<br />

hatten dem Gemäuer arg zugesetzt.<br />

Ewiger Optimist<br />

Klaus Bohne – Optimist von altem<br />

Schrot und Korn – schreckte das nicht.<br />

Ist erst einmal aufgeräumt, so seine<br />

Überlegung im Jahr 2000, kann aus der<br />

Ruine wieder etwas Schönes werden.<br />

Das ist der selbst erteilte Auftrag des<br />

Fördervereins, zu dessen Gründungsmitgliedern<br />

der 52-Jährige gehört.<br />

26<br />

Inzwischen fanden im ehemaligen Schafstall<br />

bereits die ersten Tanzabende statt.<br />

Skeptiker gebe es noch immer, so der<br />

gebürtige Petersberger. Aber es seien<br />

weniger geworden. Und von dem Mist,<br />

der die Stallböden über ein Meter hoch<br />

bedeckte, redet kaum noch jemand. Den<br />

Initiatoren des Projektes blieben die<br />

Mühen natürlich im Gedächtnis. Mit<br />

Schaufel und Schubkarre räumte Bohne<br />

den Unrat. Wochenende für Wochenende,<br />

viele Container voll. Alles in allem<br />

stieg die Zahl seiner freiwilligen<br />

Arbeitsstunden auf weit über 1 000 an.<br />

Das kostete Opfer. Selbst König Fußball<br />

spielte keine Rolle mehr. Nur am alljährlichen<br />

Urlaub in südlichen Gefilden<br />

gab es keine Abstriche.<br />

„Klaus hat wirklich ein dickes Lob verdient“,<br />

begründete Hans Hausmann,<br />

stellvertretender Bürgermeister von Petersberg,<br />

seinen Vorschlag für den Ehrenpreis.


Serienpreis<br />

den vom Jugendklub hilft er dann und<br />

wann dem Vater bei Eigenleistungen.<br />

Die größte Hilfe auf dem Bau leisten<br />

gegenwärtig Jugendliche innerhalb eines<br />

Projekts – Fördermittel machen es<br />

möglich. Der Hof, bis vor kurzem eine<br />

Unkrautwiese, zeigt wieder das Pflaster<br />

aus dem 18. Jahrhundert. Das Dach über<br />

den Stallanlagen ist auch schon geflickt.<br />

Und bis zum Tanz in den Mai soll der<br />

Schafstall neuen Putz erhalten – insgesamt<br />

1 000 Quadratmeter. Bohne packt<br />

erneut mit an.<br />

10. Februar 2004<br />

Zweites Zuhause im Talkessel<br />

Joachim Jahnke lebt für den<br />

Teutschenthaler Motorsport –<br />

Vereinschef mit Visionen<br />

Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />

geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />

Mal vergeben. Täglich gehen in der<br />

Redaktion Vorschläge von Lesern der<br />

MZ ein, wer die Ehrung am 20. März<br />

zum Frühlingsanfang im neuen theater<br />

erhalten soll. Heute stellen wir einen weiteren<br />

Kandidaten vor: Joachim Jahnke<br />

aus Teutschenthal.<br />

Von unserer Redakteurin Diana Dünschel<br />

Teutschenthal/ MZ. Zwei der wichtigsten<br />

Leitsprüche für Joachim Jahnke lauten:<br />

Mache keine halben Sachen und<br />

sei immer einen Tick besser als die anderen.<br />

Mit solchen Vorsätzen hat es der<br />

langjährige Vorsitzende und Rennleiter<br />

des Motorsportclubs (MSC) Teutschenthal<br />

geschafft, den Talkessel binnen 35<br />

Jahren zu einer der schönsten Strecken<br />

Europas auszubauen. Dieses <strong>Engagement</strong><br />

und die Tatsache, dass der 65-jährige<br />

Speditionschef noch mehr als ein<br />

weiteres Ehrenamt bekleidet, machen<br />

ihn zu einem Kandidaten für den Bürgerpreis.<br />

Erfolgreicher Rennfahrer<br />

Wenn der gebürtige Hallenser sagt, Motorsport<br />

sei sein Leben, meint er das<br />

wörtlich. Als Sohn eines Fuhrunternehmers<br />

bastelte Joachim Jahnke schon als<br />

Jugendlicher an Motoren, baute mit<br />

Freunden K-Wagen mit MZ-Motoren<br />

und nahm erfolgreich selbst an internationalen<br />

Rennen teil. Als die Halle-Saale-<br />

Schleife dem Bau von Halle-Neustadt<br />

weichen musste, suchte der Kfz-Meister<br />

den Talkessel als neue Motocross-Strekke<br />

mit aus, war 1966 unter den Gründungsmitgliedern<br />

des MSC, half beim<br />

Urbarmachen des verwilderten Geländes<br />

und Abstecken der Strecke.<br />

Der Unternehmer erinnert sich gern an<br />

diese Anfänge. „Wenn wir als Amateurclub<br />

auch wenig Unterstützung erhielten,<br />

wurde doch jährlich um- und neu<br />

gebaut und konstruiert. Damit konnten<br />

wir vor der Wende mit solch berühmten<br />

Strecken wie in Merkers an der Rhön<br />

mithalten und nun auch mit Gaildorf in<br />

Baden-Württemberg“, sagt Joachim<br />

Jahnke stolz. Mit Hilfe von ABM-Kräften<br />

und rührigen Mitstreitern kann der<br />

200-köpfige Verein die Arbeit ehrenamtlich<br />

bewältigen. Der Vorsitzende hat<br />

das Glück, dass sich seine gesamte Familie<br />

von Sohn und Schwiegertochter<br />

über die Enkel bis hin zu seiner Frau<br />

gern einspannen lässt. Auf diese Art und<br />

Weise sind sie ja auch oft zusammen.<br />

Voller Terminkalender<br />

Normalerweise hat der 65-Jährige nämlich<br />

nach Arbeitsschluss einen vollen Terminkalender.<br />

Als Gemeinderatsmitglied<br />

stehen Sitzungen an. Als Mitglied der Prüfungskommission<br />

für Verkehrsgewerbe<br />

der Industrie- und Handelskammer nimmt<br />

er den Nachwuchs unter die Lupe. Und<br />

als Vize-Präsident des Landesverbandes<br />

des Verkehrsgewerbes trägt er mit Politikern<br />

auch so manche Kämpfe aus.<br />

27


<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />

Wie er alles unter einen Hut bekommt?<br />

Der Teutschenthaler zuckt mit der Schulter:<br />

„Das muss eben klappen.“ Wenn er<br />

für seine Funktion als Rennleiter auch<br />

schon einen Nachfolger im Auge hat, so<br />

möchte er den Vereinsvorsitz gern noch<br />

eine Weile behalten. „Denn dabei wird<br />

man nicht älter.“ An Visionen mangelt<br />

es ihm jedenfalls nicht: Er möchte den<br />

Talkessel irgendwann für alle öffnen,<br />

vielleicht einen Verkehrsgarten bauen,<br />

neben Rennen auch Open-Air-Konzerte<br />

veranstalten und nicht zuletzt ein Bundesleistungszentrum<br />

für Off-Road eröffnen.<br />

13. Februar 2004<br />

Hilfe ohne Bürokratie<br />

Vereinsmitglieder kümmern sich um<br />

Ausländer in Notlagen<br />

Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />

geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />

Mal vergeben. Täglich gehen in der<br />

Redaktion Vorschläge von Lesern der<br />

MZ ein, wer die Ehrung am 20. März<br />

erhalten soll. Heute stellen wir weitere<br />

Kandidaten vor: Verena Buchholtz und<br />

Prof. Gunnar Berg vom Verein zur Hilfe<br />

ausländischer Studenten.<br />

Von unserer Mitarbeiterin Ines Krause<br />

Halle/ MZ. Mit Ausländern hatte Verena<br />

Buchholtz bei ihrer Arbeit im Studentenwerk<br />

Halle immer viel zu tun. Aus<br />

dieser Zeit weiß sie auch, dass es oft eher<br />

die kleinen Dinge sind, die an der Universität<br />

für Studenten aus anderen Ländern<br />

zum Problem werden können: Ämtergänge,<br />

Formulare oder auch Visa-Angelegenheiten.<br />

Inzwischen ist sie zwar<br />

schon im Ruhestand, um Ausländer kümmert<br />

sie sich aber trotzdem noch – als Geschäftsführerin<br />

des Vereins zur Hilfe für<br />

ausländische Studenten, der Mitte der<br />

90er Jahre an der Uni gegründet wurde.<br />

Wohl fühlen wichtig<br />

„Sie ist die Seele des Geschäfts“, sagt<br />

Professor Gunnar Berg über Verena<br />

Buchholtz. Der Physiker von der Uni<br />

Halle wurde im Jahr 1994 Mitglied des<br />

Vereins, als er noch Rektor der Halleschen<br />

Alma Mater war und in dieser Eigenschaft<br />

ebenfalls viel mit Ausländern<br />

zusammenkam. „Ausländer sind ein Kapital<br />

für jede Universität. Denn die Welt<br />

der Forschung lebt vom internationalen<br />

Austausch“, sagt Berg. „Nicht zuletzt<br />

deshalb sollen sie sich bei uns wohl<br />

fühlen“. Und dazu wollen die Vereinsmitglieder<br />

durch ihre Arbeit beitragen.<br />

Wie das geht? Oft mit unbürokratischer<br />

Hilfe, denn darauf komme es an, wenn<br />

ausländische Studenten in unverschuldete<br />

Notlagen geraten.<br />

28<br />

Miete übernommen<br />

Ein Beispiel: Einer jungen Frau aus der<br />

Mongolei waren kurz vor ihren Abschlussprüfungen<br />

die Zahlungen aus<br />

dem Heimatland verwehrt worden. Die<br />

junge Mutter, die an der Uni Halle<br />

Medizin studierte, stand plötzlich ohne<br />

Geld da und konnte ihre Miete nicht<br />

mehr bezahlen. Also übernahm der Verein<br />

kurzerhand für drei Monate diese<br />

Zahlungen. Heute arbeitet die Studentin<br />

von damals längst in ihrem Heimatland<br />

als Ärztin. „Wozu es ohne unsere<br />

Unterstützung vielleicht gar nicht mehr<br />

gekommen wäre“, so Berg.<br />

Oft sei es besonders wichtig, dass die<br />

Studenten schnell in den Genuss der<br />

Hilfen kommen. „Ohne Formulare und<br />

lange Wartezeiten“. Möglich wird dieses<br />

Angebot ausschließlich durch die<br />

Beiträge der rund 70 eingetragenen Vereinsmitglieder<br />

sowie durch Spenden,<br />

die im vergangenen Jahr immerhin insgesamt<br />

51 ausländischen Studenten zugute<br />

kamen. – „Und das ist doch schon<br />

eine ganze Menge“, sagt Gunnar Berg.


Serienpreis<br />

17. Februar 2004<br />

Rowdy mitten in der Nacht verfolgt<br />

Thomas Rabisch hielt einen Mann<br />

fest, der Autos demoliert hatte – Dank<br />

vom Polizeipräsidenten<br />

Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />

geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />

Mal vergeben. Täglich gehen in der<br />

Redaktion Vorschläge von Lesern der<br />

MZ ein, wer die Ehrung am 20. März erhalten<br />

soll. Heute stellen wir einen weiteren<br />

Kandidaten vor: Thomas Rabisch,<br />

der im Paulusviertel einen Rowdy stellte.<br />

Von unserer Redakteurin Heidi Pohle<br />

Halle/ MZ. „Ich hörte es damals mehrfach<br />

knallen, so, als würde jemand große<br />

Steine in einen Container werfen“, erzählt<br />

Thomas Rabisch. Doch das Geräusch,<br />

das der 36-Jährige vor fast genau<br />

einem Jahr, am 6. Februar 2003,<br />

mitten in der Nacht vor seinem Haus<br />

hörte, hatte eine ganz andere Ursache:<br />

Ein Mann ging die Brandenburger<br />

Straße im Paulusviertel entlang und riss<br />

im Sekundenabstand Scheibenwischer<br />

von geparkten Autos. Und jedesmal<br />

knallte es dabei fürchterlich. „Er hatte<br />

schon eine stattliche Anzahl davon im<br />

Arm, hielt sie fast wie einen Blumenstrauß“,<br />

so Rabisch. Der Mann habe die<br />

Wischer geradezu von den Frontscheiben<br />

„gepflückt“.<br />

Verfolgung zu Fuß<br />

Als Thomas Rabisch ihn vom Fenster<br />

im zweiten Stock aus ansprach, machte<br />

sich der Rowdy aus dem Staub. Das war<br />

der Moment, als Rabisch sich gegen sein<br />

warmes Bett entschied, auf die Straße<br />

rannte und den Mann zu Fuß verfolgte.<br />

Ein Stück weiter, in der Adolf-von-Harnack-Straße,<br />

bekam er ihn schließlich<br />

29


<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />

zu fassen. Und stieß zu seiner Erleichterung<br />

auf keinerlei Gegenwehr: „Der war<br />

nicht nur betrunken, der hatte auch Liebeskummer,<br />

weil ihn seine Freundin<br />

verlassen hatte“, erinnert sich Rabisch.<br />

Während er sich also die Geschichte anhörte,<br />

verständigte er die Polizei, die den<br />

Mann mitnahm.<br />

Im Rückblick hat Rabisch fast Mitleid<br />

mit dem Täter: „Es soll ein Student Mitte<br />

20 gewesen sein, der seinen Kummer<br />

und seine Wut auf diese Art und Weise<br />

abreagierte.“ Aber es sei ihm keine Sekunde<br />

der Gedanke gekommen, „das<br />

arme Würstchen“ deshalb laufen zu lassen.<br />

„Der hat ja die Autos von Leuten<br />

beschädigt, die jeden Tag darauf angewiesen<br />

sind, zum Beispiel ihre Kinder<br />

zur Schule zu bringen. Einige sind Freunde<br />

und Bekannte von mir.“<br />

Und bei solch sinnloser Zerstörungswut<br />

höre der Spaß auf, dürfe Mitleid keine<br />

Rolle spielen. Zumal die Scheibenwischer<br />

nicht einfach nur abgezogen, sondern<br />

herausgerissen wurden. Sein eigenes<br />

Auto stand zum Glück in einer anderen<br />

Straße, blieb verschont. Sachverständige<br />

ermittelten später einen Schaden<br />

von rund 15 000 Euro für insgesamt<br />

29 abgebrochene Scheibenwischer.<br />

Nennt man Rabischs spontane Reaktion<br />

mutig, winkt er ab. Mutig sei nicht das<br />

richtige Wort für seinen Einsatz. Er<br />

würde es eher ein kalkuliertes Risiko<br />

nennen, das er eingegangen ist, zumal<br />

der Rowdy einen Kopf kleiner war als<br />

er, also rund 1.70 Meter groß, und betrunken.<br />

„Und wenn ich an der nächsten Strassenecke<br />

gesehen hätte, dass da noch<br />

Kumpel auf den Mann warten, hätte ich<br />

sicherlich nur die Polizei gerufen, wäre<br />

nicht hingegangen, sagt Rabisch, der an<br />

der Burg Giebichenstein Malerei studiert<br />

hat und dort halbtags als künstlerischer<br />

Mitarbeiter tätig ist. Außerdem<br />

arbeitet er als freischaffender Bildhauer.<br />

Und er weiß als aktiver Basketballer<br />

beim USV Halle, dass er recht schnelle<br />

Beine hat...<br />

Brief vom Präsidenten<br />

Würde er in ähnlichen Situationen wieder<br />

eingreifen? Der gebürtige Erfurter,<br />

der einen Sohn hat, muss nicht lange<br />

überlegen, um ja zu sagen. Allerdings,<br />

so schränkt er ein, würde er Leben und<br />

Gesundheit nie aufs Spiel setzen.<br />

Die Polizeibeamten vom Revier Nord<br />

haben sich damals umgehend bei Rabisch<br />

bedankt. Und auch der Polizeipräsident<br />

hat ihm geschrieben und seine<br />

Zivilcourage gelobt. Seinen Brief hat<br />

Rabisch eingerahmt und an die Wand<br />

gehängt.<br />

Bildtext: In dieser Straße wohnt Thomas Rabisch,<br />

dort beobachtete er vor gut einem Jahr<br />

einen Mann, der Autos reihenweise demolierte.<br />

Ohne Zögern nahm er die Verfolgung<br />

auf. Am Ende konnte er der Polizei den<br />

Rowdy übergeben. MZ-Foto: Günter Bauer<br />

25. Februar 2004<br />

Küchenmeister kocht für guten Zweck<br />

Bernd Lücke engagiert sich seit<br />

Jahren für andere Menschen<br />

Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />

geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />

Mal vergeben. Täglich gehen in der<br />

Redaktion Vorschläge von Lesern der<br />

MZ ein, wer die Ehrung am 20. März<br />

erhalten soll. Heute stellen wir einen<br />

weiteren Kandidaten vor: Küchenmeister<br />

Bernd Lücke von der Berufsbildenden<br />

Schule „Karl Wentzel“ im Saalkreis.<br />

Das macht er nicht allein, sondern mit<br />

seinen Azubis. Das sind junge Leute<br />

ohne Schulabschluss, die ein Jahr lang<br />

die Chance haben, sich auf eine Lehre<br />

vorzubereiten. Sie helfen ihm, Deftiges<br />

und Süßes auf die Tische zu bringen –<br />

in ihrer Freizeit, wohlgemerkt. Lücke<br />

hat, wie er sagt, nie Probleme, Freiwillige<br />

zu finden. In der Praxis zu beweisen<br />

was sie können, das fordere die Azubis<br />

heraus, mache ihnen Spaß. „Die<br />

schwierigsten Schüler tauen plötzlich<br />

auf, lassen sich für einen guten Zweck<br />

begeistern“, so Lücke.<br />

Von unserer Redakteurin Heidi Pohle<br />

Saalkreis/ Halle/ MZ. Bernd Lücke<br />

könnte ein ruhiges Leben haben. Das<br />

hat der Küchenmeister und Lehrer an<br />

der Berufsbildenden Schule des Saalkreises<br />

„Karl Wentzel, Außenstelle Merbitz,<br />

aber nicht, weil er zehn, zwölf Mal<br />

im Jahr Wohltätigkeits-Veranstaltungen<br />

organisiert für Arme, Kranke, Behinderte<br />

und Senioren. Meist bewirtet er<br />

seine Gäste mit Selbstgebackenem oder<br />

kalten Büfetts.<br />

30


Serienpreis<br />

Wenn er die Azubis mit einbezieht, hat<br />

er erreicht, dass sich Jugendliche, denen<br />

man das eigentlich nicht zutraut, sozial<br />

engagieren. Sogar beim Spargel schälen<br />

wie im vergangenen Jahr in Halle haben<br />

sie mitgemacht. Eine Tonne des<br />

edlen Gemüses wurde auf dem Markt<br />

geschält – zugunsten des Kinderchorfestivals<br />

und sozialer Einrichtungen. „Mit<br />

der Hälfte der Azubis hatte ich gerechnet,<br />

gekommen sind alle“, so Lücke.<br />

Manchem, das weiß der 43-Jährige, ist<br />

er zu oft in der Öffentlichkeit. Aber mit<br />

diesem „Vorwurf“ könne er leben, dadurch<br />

lasse er sich nicht vom Wege abbringen.<br />

Denn wie es Menschen, die<br />

nicht auf der Sonnenseite des Lebens<br />

stehen, geht, weiß er aus Erfahrung:<br />

Nach dem Tod der Mutter wuchs Lücke<br />

im Brandenburger Land bei Pflegefamilien<br />

und in Heimen auf.<br />

Er macht keinen Hehl daraus, dass es<br />

ein schönes Gefühl ist, anderen eine<br />

Freude zu bereiten, Kindern zum Beispiel.<br />

In solchen Momenten seien alle<br />

Mühen, aller Ärger verflogen. „Ich bin<br />

dann ein rundum zufriedener Mensch“,<br />

sagt Lücke, der sich nicht vorstellen<br />

könnte, seine Freizeit zu Hause auf dem<br />

Sofa zu verbringen. Immer unterwegs,<br />

den Kopf voller Ideen, immer am organisieren,<br />

so kennt man Lücke, der im<br />

Verband der Köche mitarbeitet und<br />

sich um den Erdgas-Pokal der Schülerköche<br />

kümmert. Die Ehrenamts-Inititative<br />

„Verbundnetz der Wärme“ ernannte<br />

ihn zum Ehren-Botschafter.<br />

Als Partner hat Lücke Sponsoren, die<br />

ihm Lebensmittel zur Verfügung stellen.<br />

In der Berufsschule darf er Räume<br />

und Geschirr auch nach dem Unterricht<br />

nutzen. Und seine Familie zieht mit –<br />

Schwiegermutter, Frau und Tochter, die<br />

gerade das Abitur gemacht hat, waschen<br />

ab, kochen, backen oder leisten Chauffeur-Dienste.<br />

Derzeit bereitet er das<br />

nächste Spargelschälen für gemeinnützige<br />

Zwecke vor sowie ein Faschingsfest<br />

in der Kita Merbitz. „Ich kann einfach<br />

nicht anders“, sagt er fast entschuldigend<br />

– und setzt ein Lächeln auf.<br />

27. Februar 2004<br />

Mann taucht in Historie ab<br />

Heimatforscher bringt Dorf in Schwung<br />

Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />

geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />

Mal vergeben. Täglich gehen in der<br />

Redaktion Vorschläge von Lesern der<br />

MZ ein, wer die Ehrung am 20. März<br />

erhalten soll. Heute stellen wir einen<br />

weiteren Kandidaten vor: Heimathistoriker,<br />

Ehrenfeuerwehrmann und Vereinschef<br />

Ingolf Brömme.<br />

Von unserem Redakteur Ralf Böhme<br />

Kabelsketal/ MZ. Ingolf Brömme aus<br />

dem kleinen Saalkreis-Dorf Osmünde<br />

hat den richtigen Riecher für alles, was<br />

im Kabelsketal aus dem Rahmen fällt.<br />

Und davon muss es rund um Gröbers<br />

eine ganze Menge geben. Deshalb kann<br />

es der 49-Jährige auch nicht bei einsamen<br />

Nachforschungen belassen. Vielmehr<br />

versucht der gelernte Ofensetzer<br />

das ganze Dorf zu begeistern. Sein<br />

Steckenpferd – Entdeckungen in Vergangenheit<br />

und Gegenwart – pflegt der<br />

heutige Flughafenangestellte im Verein<br />

„Osmünder Spritze 1811“.<br />

Ausgangspunkt der Aktivitäten war eine<br />

kleine Notiz in einer alten Chronik, die<br />

vom ersten spektakulären Spritzen-Einsatz<br />

in der napoleonischen Besatzungszeit<br />

berichtete. Brömme als ehemaliger<br />

Wehrleiter und jetziger Ehrenfeuerwehrmann<br />

wollte mehr wissen, fahndete in<br />

Archiven, befragte viele Dorfbewohner.<br />

Das Ende vom Lied war, dass die Osmünder<br />

2002 das historische Geschehen<br />

samt Pferdegespann, Spritze und Uniformen<br />

detailgetreu nachspielten – ein<br />

Riesenspaß für Akteure und Besucher.<br />

Einmal daran Spaß gefunden, gründeten<br />

Brömme und seine Mitstreiter im<br />

September 2002 den Spritzenverein.<br />

Neben dem vorbeugenden Brandschutz,<br />

so steht es in der Satzung, konzentriert<br />

der Verein seine Kräfte auf die Erforschung<br />

der Heimatgeschichte. Den mittlerweile<br />

35 Mitgliedern gelang es damit<br />

binnen kurzer Zeit, das Dorf weit über<br />

die Grenzen des Saalkreises hinaus bekannt<br />

zu machen. Als Ideengeber und<br />

Spielmacher fungiert Brömme, von Anfang<br />

an Vereinsvorsitzender. Frau Hiltrud<br />

und Sohn Enrico müssen wohl oder<br />

übel in Kauf nehmen, wenn dafür viele<br />

Feierabende, Wochenenden und Urlaubstage<br />

geopfert werden.<br />

31


<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />

Beim Stöbern in alten Kirchenbüchern<br />

stieß der Hobby-Historiker auf längst<br />

vergessenes Brauchtum – ein so genannte<br />

„Appelsfest“, das mit dem mittelalterlichen<br />

Sündenablass zu tun hatte. Brömmes<br />

Entdeckung ließ auch das 1986 eingestürzte<br />

Osmünder Gotteshaus in neuem<br />

Licht scheinen. Wie sich herausstellte<br />

war die Kirche zu Luthers Zeiten, angeblich<br />

wegen dem sagenhaften Wirken<br />

einer Jungfrau, ein viel besuchter Wallfahrtsort.<br />

Dass die Osmünder inzwischen<br />

wieder ihr „Appelsfest“ feiern, darf angesichts<br />

Brömmes Umtriebigkeit niemanden<br />

wundern. Dann finden sogar<br />

Minister und Landräte den Weg in den<br />

kleinen Ort zwischen A 14 und B 6.<br />

Forschungen zur Branntwein-Herstellung<br />

aus einheimischen Zuckerrüben<br />

bestimmten das Vereinsleben im Vorjahr.<br />

Jetzt wollen Brömme und seine<br />

Mitstreiter, zu denen auch die örtliche<br />

Feuerwehr und der Chor der Arbeiterwohlfahrt<br />

gehören, mehr über einen<br />

verheerenden Dorfbrand in Erfahrung<br />

bringen. Sogar an Brandversuche ist gedacht.<br />

Im Sommer soll es soweit sein, so<br />

Brömmes Plan.<br />

2. März 2004<br />

Kleine Kunstwerke frisch aus der<br />

Gießerei<br />

Plastiken für Bürgerpreis stehen<br />

bereit – Ehrung am 20. März<br />

Halle/ MZ /hpo. In diesem Jahr wird<br />

der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />

geht“ zum zweiten Mal verliehen.<br />

Die Preisträger, die zum Frühlingsanfang<br />

im neuen theater geehrt werden,<br />

erhalten wie im Vorjahr eine Plastik des<br />

Bildhauers Carsten Theumer. Sie zeigt<br />

den Müllerburschen mit seinem Esel.<br />

Der Müllerbursche hält ein Füllhorn, aus<br />

dem ein Stern herausschaut. „Ich habe<br />

die Plastiken gerade neu gießen lassen“,<br />

sagt der 47-Jährige, der das kleine Kunstwerk<br />

entworfen und gestaltet hat.<br />

Mit der historischen Sagengestalt werden<br />

Menschen aus Halle und dem Saalkreis<br />

gewürdigt, die etwas Außergewöhnliches<br />

geleistet haben – ihnen werden<br />

symbolisch Rosen gestreut. Der Sage<br />

nach hatten die Hallenser einst eine<br />

Straße mit Rosen ausgelegt, weil sie den<br />

Kaiser erwarteten. Doch statt des Kaisers<br />

kam ein Müllerbursche mit seinem<br />

Esel daher. Die Hallenser begrüßten das<br />

Duo freundlich, Müllerbursche und Esel<br />

wurden zu einem Wahrzeichen der<br />

Stadt. Die bekannteste Darstellung steht<br />

am Alten Markt. Dieser ideelle Preis<br />

geht auf eine Initiative der Mitteldeutschen<br />

Zeitung, der Stiftung der Stadtund<br />

Saalkreissparkasse und des neuen<br />

theaters zurück.<br />

Carsten Theumer, Lehrer an der Kunsthochschule<br />

Burg Giebichenstein, wird<br />

bis zur Preisverleihung die in der Firma<br />

Barth in Rinteln bei Hannover gegossenen<br />

und etwa 30 Zentimeter hohen Plastiken<br />

aus Bronze noch bearbeiten, polieren<br />

und die Sterne schließlich vergolden.<br />

Die Sterne, so sagt er, könnten<br />

durchaus Sterne aus dem Stadtwappen<br />

von Halle sein und damit ebenfalls Symbolcharakter<br />

haben. Der festlichen Preisverleihung<br />

dürfte also nichts mehr im<br />

Wege stehen.<br />

Noch bis zum kommenden Donnerstag,<br />

4. März, ist es möglich, Hallenser oder<br />

Bewohner des Saalkreises für den Bürgerpreis<br />

vorzuschlagen. Namen und Begründung,<br />

Telefon und Adresse bitte an<br />

die MZ-Lokalredaktion, Delitzscher<br />

Straße 65, 06112 Halle, schicken, Fax:<br />

5 65 45 20.<br />

32


Serienpreis<br />

3. März 2004<br />

Heimat für Behinderte<br />

Susanne Wichmann ist Vereinschefin<br />

Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />

geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />

Mal vergeben. Täglich gehen Vorschläge<br />

von Lesern der MZ ein, wer die<br />

Ehrung am 20. März erhalten soll. Heute<br />

stellen wir eine weitere Kandidatin<br />

vor: Susanne Wichmann, Vorsitzende<br />

des Allgemeinen Behindertenverbandes<br />

in Halle.<br />

Von unserer Redakteurin Heidi Pohle<br />

Halle/ MZ. Susanne Wichmann war<br />

schon mal nahe dran, alles hinzuwerfen.<br />

Und manchmal fragt sie sich in stillen<br />

Stunden, warum sie sich immer wieder<br />

diesem Stress aussetzt. Immerhin<br />

hat der Allgemeine Behindertenverband<br />

in Halle rund 140 Mitglieder und<br />

fünf Angestellte, dazu Zivis und Praktikanten.<br />

Und sie ist als Vorsitzende verantwortlich,<br />

muss Probleme bewältigen,<br />

um Finanzen kämpfen. „Doch die schönen<br />

Momente überwiegen, jene, in denen<br />

ich sehe, dass wir für viele Menschen<br />

Anlaufpunkt, manchmal sogar<br />

Heimat sind“, sagt die 45-Jährige, die<br />

seit rund 15 Jahren im Rollstuhl sitzt.<br />

Nun ist sie gerade wieder für zwei Jahre<br />

an die Spitze des Vereins gewählt worden,<br />

so gut wie einstimmig.<br />

Also wird Susanne Wichmann weiter<br />

fast jeden Tag von ihrer Wohnung im<br />

Zentrum von Halle nach Neustadt fahren,<br />

um die Geschicke des Vereins zu<br />

lenken und zu leiten. Dort treffen sich<br />

in einer ehemaligen Kindertagesstätte<br />

körperlich und geistig behinderte<br />

Jugendliche und Erwachsene mit Nichtbehinderten.<br />

Sie finden Ansprechpartner<br />

für alle Sorgen und Probleme und<br />

können ihre Freizeit verbringen – basteln,<br />

spielen oder gestalten. Es gibt eine<br />

Schwimm- und sogar eine Selbstverteidigungsgruppe.<br />

Wer will, kann an Vorträgen<br />

und Diskussionen teilnehmen.<br />

„Und mit eigenen Fahrzeugen bieten<br />

wir begleitende Unterstützung und<br />

Hauswirtschaftshilfe an“, erklärt Frau<br />

Wichmann.<br />

Die gebürtige Göttingerin, die vor vier<br />

Jahren nach Halle kam, ist mit ihrer<br />

Aufgabe gewachsen. Einfach sei es nicht<br />

gewesen, plötzlich Entscheidungen zu<br />

treffen und Menschen anzuleiten. „Das<br />

habe ich erst nach und nach gelernt“,<br />

sagt Susanne Wichmann, die von Beruf<br />

Arzthelferin ist und eine erwachsene<br />

Tochter hat. „Ich weiß, was ich will“, fügt<br />

sie selbstbewusst hinzu, „und bin recht<br />

hartnäckig, wenn ich ein Ziel verfolge.“<br />

Längst sind die Zeiten vorbei, da sie<br />

nachts Probleme wälzte: „Heute kann<br />

ich vor allem dank guter Freunde abschalten<br />

und ruhig schlafen.“<br />

Wenn sich jedoch auf ihrem Schreibtisch<br />

zu Hause ungelesene Zeitschriften<br />

und Bücher stapeln, weiß sie, dass sie<br />

eigentlich ein wenig kürzer treten müsste.<br />

Mittlerweile sei sie durch ihre ehrenamtliche<br />

Tätigkeit derart eingespannt,<br />

dass ihr manchmal fast ein wenig Freizeit<br />

fehlt. Zum Beispiel, um das Opernhaus-Abonnement<br />

nicht zu versäumen.<br />

Auch der Alltag im Rollstuhl kostet Zeit<br />

und Kraft, will bewältigt sein. Ein wenig<br />

kann sie noch selbst machen. Aber<br />

ohne Pflegedienst und Hauswirtschaftshilfe,<br />

ohne Freunde geht es nicht. Hadern<br />

will sie nicht mit ihrem Schicksal,<br />

weil das nichts bringt, wie sie sagt. Es<br />

annehmen und das beste daraus machen,<br />

sich durch eine Aufgabe herausfordern<br />

lassen – das ist ein Motto so<br />

recht nach ihrem Geschmack.<br />

Und vielleicht ist sie ja auch deshalb<br />

erst kürzlich vom Behindertenverband<br />

Sachsen-Anhalts, der Landes-Dachorganisation,<br />

ausgezeichnet worden. Um den<br />

Preis gleich weiterzureichen – an die<br />

Mitarbeiter und den Vorstand ihres Vereins.<br />

Denn allein, so sagt sie, säße sie<br />

auf verlorenem Posten...<br />

Vorschläge für den Bürger-Preis „Ein<br />

Esel, der auf Rosen geht“ können noch<br />

bis morgen, 4. März, mit Namen und<br />

einer kurzen Begründung, mit Telefon<br />

und Adresse des vorgeschlagenen Bürgers<br />

an die MZ-Lokalredaktion, Delitzscher<br />

Straße 65, 06112 Halle, geschickt<br />

werden, Fax 03 45/ 5 65 45 20,<br />

E-Mail: saalekurier@mz-sao.de.<br />

33


<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />

4. März 2004<br />

Organisations-Talent fördert junge<br />

Mimen<br />

Einstiger Lehrer hob Jugend-Kabarett<br />

der Kiebitze aus der Taufe<br />

Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />

geht“ wird in diesem Jahr zum zweiten<br />

Mal vergeben. Täglich gehen in der<br />

Redaktion Vorschläge von Lesern der<br />

MZ ein, wer die Ehrung am 20. März<br />

erhalten soll. Heute stellen wir einen<br />

weiteren Kandidaten vor: Hans-Dieter<br />

Marr, Leiter des Jugend-Kabaretts „Die<br />

Kiebitzensteiner“.<br />

Von unserer Mitarbeiterin Claudia Crodel<br />

Halle/ MZ. Mit Jugendlichen zu arbeiten,<br />

das war Hans-Dieter Marr schon<br />

immer wichtig. Der einstige Geschichtslehrer<br />

kann das auch mit 73 Jahren nicht<br />

lassen. Als im Herbst 2002 im Freundeskreis<br />

des Kabaretts „Die Kiebitzensteiner“<br />

die Frage diskutiert wurde, wie<br />

man Jugendliche für das politisch-satirische<br />

Kabarett begeistern und Nachwuchs<br />

für die Bühne finden könne, war<br />

Hans-Dieter Marr gleich zur Stelle. Und<br />

das nicht nur, weil er damals der 1. Vorsitzende<br />

des Freundeskreises war, sondern<br />

aus Leidenschaft.<br />

Schüler geworben<br />

Marr, der seit 50 Jahren pädagogisch<br />

tätig ist, wurde schließlich vom Freundeskreis<br />

beauftragt, ein Jugend-Kabarett<br />

zu gründen und es zu leiten. Trotz vieler<br />

bürokratischer Hürden fiel das Marr<br />

nicht schwer.<br />

„Ich habe schon immer gern organisiert“,<br />

sagt er. Zufall und Beziehungen<br />

gehörten aber stets dazu. Durch einen<br />

ehemaligen Kollegen knüpfte Marr die<br />

Verbindung zur Kooperativen Gesamtschule<br />

„Wilhelm von Humboldt“. Dort<br />

traf er bei Schulleiter Töttler auf offene<br />

Ohren und fand in den elften und<br />

zwölften Klassen interessierte Schüler,<br />

die sich als Kabarettisten erproben wollten.<br />

Bereits zum Sommerfest des Freundeskreises<br />

der Kiebitzensteiner im Juni vergangenen<br />

Jahres konnten die Jugendlichen<br />

erste Szenen vorspielen. Im Dezember<br />

folgte die Premiere eines einstündigen<br />

satirischen Programms.<br />

34


Serienpreis<br />

Als Organisator der Truppe hat Marr<br />

alle Hände voll zu tun. Er beschafft die<br />

Technik, organisiert Proben- und Auftrittstermine<br />

und ist ständig auf Suche<br />

nach Helfern und Sponsoren. Da einige<br />

der jungen Akteure demnächst wegen<br />

des Abiturs ausfallen, hält er auch Ausschau<br />

nach neuen begabten Schülern.<br />

Doch dabei belässt es der Liebhaber<br />

der darstellenden Kunst, der zu allen<br />

halleschen Theatern eine gute Beziehung<br />

hat, nicht: Gemeinsam mit Alt-<br />

Kabarettist Klaus Reichenbach schreibt<br />

er auch die Texte für die jungen Mimen.<br />

Gemeinschaft wichtig<br />

„Das hat große Vorteile“, erläutert Marr.<br />

„Wir kennen die Jugendlichen und können<br />

ihnen die Rollen auf den Leib<br />

schreiben.“ Außerdem brauche man sich<br />

nicht mit Autorenrechten herumzuärgern.<br />

Dabei haben die jungen Leute Mitspracherecht,<br />

können sowohl eigene Gedanken<br />

als auch Formulierungen einbringen.<br />

„Manche Texte werden zehn<br />

Mal umgeschrieben, bis sie auf die Bühne<br />

kommen“, sagt Marr.<br />

Größte Freude ist es für Hans-Dieter<br />

Marr nicht nur, wenn das Publikum zufrieden<br />

ist und die Jugendlichen bei ihren<br />

Auftritten Erfolg haben, sondern<br />

wenn er merkt, dass „die Gemeinschaft<br />

stimmt“. Er ist sich sicher: „Das ist ein<br />

Lohn, der unbezahlbar ist.“<br />

11. März 2004<br />

Bürgerpreis wird zum zweiten Mal<br />

vergeben – Ehrung mit Frühlingsfest.<br />

Auch Fußball-Präsident und Reiseleiterin<br />

vorgeschlagen<br />

Zahlreiche Zuschriften – Ehrenamtliche<br />

aus vielen Bereichen – Juroren<br />

wählen aus<br />

Halle/ Saalkreis/ MZ. In gut einer Woche<br />

werden die Bürgerpreise „Ein Esel,<br />

der auf Rosen geht“ vergeben. Einige<br />

der Kandidaten haben wir in den vergangenen<br />

Wochen vorgestellt; insgesamt<br />

gingen 35 Vorschläge aus Halle und dem<br />

Saalkreis ein. Die Juroren sind dabei,<br />

jene Frauen und Männer auszuwählen,<br />

die zum Frühlingsanfang, am 20. März,<br />

ausgezeichnet werden (siehe auch nebenstehende<br />

Beiträge). Wir veröffentlichen<br />

heute alle vorgeschlagenen Bürger<br />

(in alphabetischer Reihenfolge) mit einer<br />

kurzen Begründung.<br />

Renate Anders aus Halle steht an der<br />

Spitze der Unicef-Gruppe Halle, die unermüdlich<br />

Geld für Not leidende Kinder<br />

in aller Welt sammelt.<br />

Martin Arnold gehört zu einer Gruppe<br />

in- und ausländischer ehrenamtlich Engagierter,<br />

die im Frühjahr ein Café für<br />

Ausländer und Deutsche eröffnen.<br />

Dr. Erwin Bartsch ist langjähriger Vorsitzender<br />

des Heimatbundes Passendorf<br />

und organisiert Veranstaltungen in Neustadt.<br />

Ludwig Baumgarten aus Halle organisiert<br />

seit rund zehn Jahren die Trothaer<br />

Konzerte – insgesamt schon über 50.<br />

Editha Beine aus Halle hilft seit 14 Jahren<br />

Asylbewerbern, in der Fremde heimisch<br />

zu werden.<br />

Ingeburg Bernhardt aus Halle ist aktiv<br />

im Kleintierschutz-Verein am Rosengarten<br />

tätig, den sie mit aufgebaut hat, organisiert<br />

vor allem die Katzenbetreuung.<br />

Klaus Bohne aus Petersberg unterstützt<br />

aktiv den Domäne-Förderverein, der<br />

den historischen Amtshof im Ort zu<br />

neuem Leben erwecken will.<br />

35


<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />

René Brandenburg aus Halle betreut<br />

ältere Bürger bei der Volkssolidarität in<br />

der Begegnungsstätte Südstraße.<br />

Ines Braun aus Halle spendet seit fast<br />

20 Jahren unentgeltlich Blut.<br />

Ingolf Brömme aus Osmünde vermittelt<br />

als Hobby-Historiker und Vereinschef<br />

auf populäre Weise Heimatgeschichte,<br />

initiiert Volksfeste und Veranstaltungen.<br />

Christa Erhardt-Boy aus Halle erfreut<br />

die Kinder seit über 30 Jahren als Märchenerzählerin.<br />

Elsa Girnus aus Halle organisiert mit 83<br />

Jahren im Martha-Haus Gespräche, Feste<br />

und anderes für Bewohner des Altenheims.<br />

Hans Goedecke aus Halle ist Sprecher<br />

der Interessengemeinschaft Alter Markt,<br />

setzt sich für Belange der Händler und<br />

Anwohner ein.<br />

Prof. Dr. Thomas Höhle aus Halle leitete<br />

die Goethe-Gesellschaft von 1964 bis<br />

Ende 2003.<br />

Erika Huber aus Halle ist Mitbegründerin<br />

der Gruppe Halle der Deutschen<br />

Rheuma-Liga, betreut und berät Betroffene.<br />

Christa Jacob aus Halle ist Reise-und<br />

Veranstaltungsbegleiterin bei der Volkssolidarität.<br />

Joachim Jahnke aus Teutschenthal ist<br />

Vorsitzender und Motocross-Rennleiter<br />

des Motorsportclubs (MSC) Teutschenthal<br />

und hat mitgeholfen, den Talkessel<br />

zu einer der schönsten Strecken Europas<br />

zu machen.<br />

Axel Kählert aus Halle unterstützt mit<br />

dem Bürgerverein für Olympia aktiv die<br />

Olympiabewegung.<br />

Dr. Adrian Kozlowski aus Halle und<br />

seine Kollegin Dr. Kirstin Eppendorf aus<br />

Halle reisten mehrfach im Urlaub nach<br />

Indien und Bolivien, um dort unentgeltlich<br />

vor allem Kinder zu behandeln.<br />

Ralph Kramer aus Schochwitz war der<br />

Initiator des neuen Sportler- und Bürgerzentrums<br />

der Gemeinde.<br />

Bernd Lücke aus Halle kocht und backt<br />

mit seinen Azubis der BbS Saalkreis<br />

„Carl Wentzel“ für wohltätige Zwecke.<br />

Hans-Dieter Marr aus Halle betreut das<br />

Jugendkabarett „Die Kiebitzensteiner“.<br />

Ralf Mielke aus Langenbogen gründete<br />

einen Förderverein mit dem Ziel, die<br />

historische Orgel der Dorfkirche zu restaurieren.<br />

Werner Mühlhausen aus Halle engagiert<br />

sich mit 84 Jahren im Seniorenrat, Gruppe<br />

Renten.<br />

Achim Neubert aus Wiedersdorf half<br />

mit, die Dorfkirche zu restaurieren, verschönerte<br />

in über 1000 Stunden Dekken<br />

und Wände.<br />

Johanna Quaas aus Halle ist fast 80 Jahre<br />

alt und betreut noch immer Turn-<br />

Nachwuchs.<br />

Thomas Rabisch aus Halle griff beherzt<br />

ein, als ein Rowdy nachts zahlreiche<br />

Autos demolierte.<br />

Eva-Maria Riese aus Halle arbeitet bei<br />

der Volkssolidarität mit, leistet u.a.<br />

Nachbarschaftshilfe.<br />

Annedore und Werner Schütt aus Halle<br />

engagieren sich in einem Vorlese-Projekt<br />

für Kinder.<br />

Kerstin Stuhl aus Halle soll stellvertretend<br />

für all jene Frauen geehrt werden,<br />

die Familie und Beruf unter einen Hut<br />

bringen.<br />

Gerd Wagner aus Lieskau ist in mehreren<br />

Bereichen ehrenamtlich tätig, ist zum<br />

Beispiel Präsident der Lieskauer Fußballmannschaft<br />

LSG und die gute Seele<br />

des Vereins.<br />

Frank Werner aus Halle sammelt für<br />

Menschen in Weißrussland Hilfsgüter<br />

und bringt sie dort hin.<br />

Susanne Wichmann aus Halle ist als<br />

Vorsitzende des Allgemeinen Behindertenverbandes<br />

in Halle die gute Seele<br />

des Vereins.<br />

Kurt Wünsch aus Halle leitet den Förderkreis<br />

der Schriftsteller in Sachsen-<br />

Anhalt und hält Kontakte zu Schulen<br />

und Bibliotheken.<br />

Lieselotte Zakschewski aus Zappendorf<br />

baute die Sammlung im Heimatmuseum<br />

mit auf, ist Mitglied vom Museumsrat.<br />

22. März 2004<br />

Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen<br />

geht“ zum zweiten Mal verliehen<br />

Verbeugung vor dem Ehrenamt.<br />

Leser der MZ schlagen 36 Kandidaten<br />

vor – Vier Preise plus Ehrenpreis<br />

vergeben<br />

Von unserem Redakteur Lutz Würbach<br />

Halle/ MZ. Mit einer festlichen Veranstaltung<br />

im neuen theater ist am Wochenende<br />

zum zweiten Mal der Bürgerpreis<br />

„Ein Esel, der auf Rosen geht“ an<br />

ehrenamtlich engagierte Bürger der<br />

Stadt Halle und des Saalkreises verliehen<br />

worden. Es sei schwierig gewesen,<br />

unter den 36 Vorschlägen der MZ-Leser<br />

vier auszuwählen, sagte Jury-Mitglied<br />

Landrat Knut Bichoel (CDU). Sein<br />

Dank ging an die Initiatoren des Bürgerpreises<br />

– Heinz Kiegeland (Sprecher<br />

der Geschäftsführung des Mitteldeutschen<br />

Druck-und Verlagshauses), Friedrich<br />

Stumpf (Vorstandsvorsitzender<br />

der Stadt- und Saalkreissparkasse, Vorsitzender<br />

der Stiftung des Unternehmens)<br />

und Peter Sodann (Schauspieler,<br />

Theaterintendant). Ihre Idee trage dazu<br />

bei, Menschen, die sich auf besondere<br />

Weise für andere einsetzten, auf besondere<br />

Weise zu würdigen, so Bichoel.<br />

Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler<br />

(SPD) erinnerte daran, dass es in der<br />

Stadt etwa 16 000 ehrenamtlich Tätige<br />

gibt. „Halle hat viele Glanzpunkte. Diese<br />

Glanzpunkte gibt es aber nur, weil<br />

Bürger sich darum kümmern“, sagte sie.<br />

Mit den Preisträgern Ingolf Brömme,<br />

Susanne Wichmann, Bernd Lücke und<br />

der „Initiative für Halle und den Saal-<br />

36


Serienpreis<br />

kreis“ (Ifhas) setzten sich am Ende Nominierte<br />

durch, die sich auf sehr unterschiedliche<br />

Weise für ihre Mitmenschen<br />

beziehungsweise ihr Anliegen einsetzen.<br />

Selbst bei der Preisverleihung. So<br />

machte der Osmünder Heimatforscher<br />

Brömme den 450 Gästen im ausverkauften<br />

Saal des nt Appetit auf erlebbare<br />

Saalkreis-Geschichte – Stichwort<br />

Appelsfest. Norbert Böhnke (Ifhas)<br />

warb auf der Bühne für die Rettung der<br />

Beesenstedter Kirche.<br />

Ein besonderes Anliegen hatte auch<br />

Prof. Paul Raabe, der den Ehrenpreis<br />

der Initiatoren überreicht bekam. In<br />

seiner Dankesrede erinnerte der langjährige<br />

Direktor der Franckeschen Stiftungen<br />

daran, dass die Sanierung des<br />

kulturhistorisch wertvollen Komplexes<br />

nur mit Hilfe von Arbeitsbeschaffungs-<br />

Maßnahmen möglich war. Diese ABM<br />

hätten aber noch mehr bewegt. Sie hätten<br />

Menschen, die unverschuldet ihren<br />

Arbeitsplatz verloren hatten, eine neue<br />

Chance geboten, sagte Raabe. „All diese<br />

Menschen sind mir in unserer gemeinsamen<br />

Tätigkeit so ans Herz gewachsen,<br />

wie keine anderen in meinem<br />

Leben“, sagte der Ehrenbürger der<br />

Stadt Halle. Gebt den Menschen bitte<br />

Arbeit – so Raabes Botschaft im nt.<br />

Stoppt den Krieg im Irak – so lautete<br />

vor einem Jahr an gleicher Stelle die von<br />

Günter Gras, dem damaligen Gewinner<br />

des Preises der Initiatoren. Ehrenamt<br />

bedeute auch, die Verantwortlichen an<br />

ihre Pflichten zu erinnern, hatte am Sonnabend<br />

Christine Merkel in ihrer Laudatio<br />

auf Susanne Wichmann (Behindertenverband)<br />

gesagt. Seiten 8 und 9<br />

37


<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />

22. März 2004<br />

„Der Esel, der auf Rosen geht“ –<br />

Das Frühlingsfest im neuen theater<br />

Hochzeits-Brauch<br />

Die Jugendlichen aus Gröbers hatten<br />

zwar Lampenfieber, machten ihre Sache<br />

aber gut: Sie spielten auf der Bühne<br />

vom großen Saal einen alten Hochzeitsbrauch<br />

der Region nach, das so genannte<br />

Fassbörnen. Und Mitglieder der<br />

Selbstverteidigungsgruppe vom Behinderten-Verband<br />

Halle zeigten, dass sie<br />

sich auch wehren können.<br />

Üppiges Büfett<br />

Nach der Preisverleihung labten sich<br />

die rund 450 Gäste an einem üppigen<br />

Büfett mit warmen und kalten Speisen,<br />

das die Gastronomen des nt unter der<br />

Leitung von Susanne Sodann gezaubert<br />

hatten. Hühnchen in Kokosnuss-Ananas-Curry<br />

waren darauf ebenso zu finden<br />

wie überbackene Polenta, Spargel<br />

mit Lachs, Nudelsalat-Variationen und<br />

Vanillecreme auf Sauerkirschen.<br />

Zauberhafte Tricks<br />

Die Preisverleihung wurde von Musikern<br />

der Halleschen Philharmonie umrahmt.<br />

Danach spielten die Lockeren<br />

Stadtmusikanten zum Tanz auf bis in<br />

den Sonntag hinein. Zwischendurch wurden<br />

die Gäste von zwei Zauberern unterhalten<br />

– Postrat Hyronimus Schneffke<br />

und sein Kollege Bernd Bentz führten<br />

an den Tischen allerlei Tricks vor.<br />

Würdige Preisträger<br />

„Wir haben wie im Vorjahr interessante<br />

Menschen kennen gelernt, vor denen<br />

man den Hut ziehen muss“, meinten<br />

Anni und Kurt Kerzelt aus Halle. Die<br />

Geehrten seien würdige Preisträger und<br />

stünden stellvertretend für alle, die sich<br />

ehrenamtlich engagierten.<br />

38


Anhang • Ausschreibung 2004<br />

Anhang<br />

Ausschreibung 2004<br />

<strong>Journalistenpreis</strong> <strong>Ehrenamtliches</strong> <strong>Engagement</strong><br />

der Robert Bosch Stiftung<br />

Ziel der Ausschreibung<br />

Der Preis, mit dem Journalisten für hervorragende<br />

Pressebeiträge zum Thema Bürgerengagement ausgezeichnet<br />

werden, soll die Autoren wie auch die<br />

Ehrenamtlichen ehren. Er trägt dazu bei, die öffentliche<br />

Wahrnehmung von ehrenamtlichen Initiativen<br />

zu erhöhen und Leser zu eigenem <strong>Engagement</strong><br />

anzuregen. Ausgezeichnet werden Berichte,<br />

Reportagen oder Kommentare, die beispielhaft darstellen<br />

und fragen, wie und warum Menschen für<br />

sich und für andere Verantwortung übernehmen.<br />

Preise<br />

Die Preise sind mit 2500, 1500 und 1000 Euro<br />

dotiert. Ein Sonderpreis von 2500 Euro wird für<br />

Serien vergeben. Junge Journalisten bis 30 Jahre<br />

nehmen gleichzeitig am Wettbewerb um den<br />

Marion-Dönhoff-Förderpreis teil, der mit 1500 Euro<br />

dotiert ist. Eine unabhängige Jury aus Journalisten<br />

und Experten der ehrenamtlichen Arbeit wählt<br />

die Preisträger aus.<br />

Einsendeschluß ist der 16. September 2004.<br />

Inhalt der Beiträge<br />

Es können Beiträge eingereicht werden, die sich<br />

mit den vielfältigen Formen des Ehrenamts in allen<br />

gesellschaftlichen Bereichen beschäftigen. Von Interesse<br />

sind insbesondere Artikel, die Auswirkungen<br />

politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen<br />

auf ehrenamtliche Arbeit im lokalen Umfeld aufzeigen.<br />

Mögliche Themen sind individuelles und<br />

privates <strong>Engagement</strong>, zum Beispiel in Schulen,<br />

Museen und Nachbarschaft wie auch die Mitarbeit<br />

in Vereinen, Jugendgruppen, Freiwilligenagenturen,<br />

Tauschbörsen oder Bürgerstiftungen. Neue<br />

Formen von Freiwilligendiensten junger Menschen<br />

oder das <strong>Engagement</strong> für eine demokratische Kultur<br />

gegen Rechtsradikalismus können ebenso beschrieben<br />

werden wie Erfahrungen bürgerschaftlichen<br />

<strong>Engagement</strong>s im Ausland.<br />

ROBERT BOSCH STIFTUNG<br />

Robert Bosch Stiftung GmbH<br />

<strong>Journalistenpreis</strong> „<strong>Ehrenamtliches</strong> <strong>Engagement</strong>“<br />

Heidehofstraße 31<br />

70184 Stuttgart<br />

Telefon: 07 11/4 60 84-37<br />

Telefax: 07 11/4 60 84-10 37<br />

E-Mail: alexandra.fauler@bosch-stiftung.de<br />

www.bosch-stiftung.de<br />

39


Anhang<br />

Preisträger 1998 bis 2003<br />

Preisträger 1998<br />

Preisträger 1999<br />

1. Preis<br />

Eric Breitinger<br />

„Ein Spiel, bei dem viele gewinnen“<br />

Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt,<br />

28. August 1998<br />

2. Preis<br />

Petra Pinzler<br />

„Warme Suppe, gute Laune“<br />

Die Zeit, 5. Dezember 1998<br />

3. Preis<br />

Kathrin Haasis<br />

„Ein Traumjob, leider unbezahlt“<br />

Südwest Presse, 20. September 1998<br />

Juniorenpreis<br />

Kerstin Humberg<br />

„Hilfe konkret“<br />

Kirche und Leben, Vechta, 26. Juli bis<br />

30. August 1998<br />

Serienpreis<br />

Rainer Laubig<br />

„Türe auf für das Ehrenamt“<br />

Esslinger Zeitung, 1. bis 24. Dezember 1997<br />

1. Preis<br />

Rainer Jung<br />

„Der herrlichste Job der Welt“<br />

Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt,<br />

3. September 1999<br />

2. Preis<br />

Annette Jensen<br />

„Arbeitslos und doch voll beschäftigt“<br />

Süddeutsche Zeitung, 12./13. Dezember 1998<br />

3. Preis<br />

Stefan Becker<br />

„Lachen ist die beste Medizin“<br />

Morgenpost am Sonntag, 5. Mai 1999<br />

3. Preis<br />

Magnus Reitiger und andere jugendliche Autoren<br />

Sonderseite „Wir tun was!“<br />

Weilheimer Tagblatt, 11. November 1998<br />

Marion-Dönhoff-Förderpreis für junge<br />

Journalisten<br />

Daniela Steffgen<br />

Beiträge zur Serie „Katholische Soziale Dienste<br />

in Wittlich“<br />

Trierischer Volksfreund, Juli/August 1999<br />

Serienpreis<br />

Lokalredaktion der Frankfurter Rundschau<br />

Martin Feldmann, Helga Franke, Uta Grossmann,<br />

Walter Keber, Mae von Lapp, Juliane Mroz,<br />

Jochen Notrott, Tobias Schwab, Barbara Simon,<br />

Dorothe Stuhl, Frank Tekkilic<br />

Sonderdruck/Beiträge zum Ehrenamt<br />

Frankfurter Rundschau, Juli 1999 bis<br />

September 1999<br />

40


Preisträger 1998 bis 2003<br />

Preisträger 2000<br />

Preisträger 2001<br />

1. Preis<br />

Antje-Maria Lochthofen<br />

„Es ist Zeit“ und „Eine Liebe fürs Leben“<br />

Thüringer Allgemeine, 12. August 2000 und<br />

16. September 2000<br />

2. Preis<br />

Dorothée Stöbener, Ute Eberle<br />

„Gutes tun mit Gewinn“<br />

Die Zeit, 21. September 2000<br />

3. Preis<br />

Frank Olbert<br />

„Vom Untergang der rüden Schwimmmeister“<br />

Kölner Stadt-Anzeiger, 14. April 2000<br />

Marion-Dönhoff-Förderpreis<br />

für junge Journalisten<br />

MAZ-Jugendredaktion<br />

Doppelseite „Aktiv für Andere“<br />

Michael Hassenberg, Christian Heinig, Philipp<br />

Hochbaum, Konstantin Görlich, Nicole Schmidt,<br />

Sylvia Schmidt, betreut von Frank Pechhold<br />

Märkische Allgemeine Zeitung, Lokalredaktion<br />

Königswusterhausen, 22. September 2000<br />

Serienpreis<br />

Idee, Konzeption und Umsetzung: Vera Fischer<br />

„Das Ehrenamt“<br />

Berliner Morgenpost, Februar 2000 bis<br />

Mai 2000<br />

1. Preis<br />

Christian Otto<br />

„Einer für alle“<br />

Hannoversche Allgemeine Zeitung,<br />

31. März 2001<br />

2. Preis<br />

Bernd Hauser<br />

„Schutzengel der Savanne“ und „Kampf gegen<br />

den großen Frust“<br />

Frankfurter Rundschau, 8. Oktober 2000<br />

und 13. Januar 2001<br />

3. Preis<br />

Sannah Koch<br />

„Jobs für Junkies“<br />

Die Woche, 24. August 2001<br />

Marion-Dönhoff-Förderpreis<br />

für junge Journalisten<br />

Nachrichtenagentur Sinnflut<br />

Jugendseite „Politisch kann man auch ohne<br />

Partei sein“<br />

Philipp Eichenhofer, Camille L’Hermitte,<br />

Cigdem Ipek, Anja Tangermann, betreut von<br />

Irmela Bittencourt<br />

Berliner Morgenpost, 26. März 2001<br />

1. Serienpreis<br />

Idee, Konzeption und Umsetzung: Udo B. Greiner<br />

Mitarbeiter: Alexander Beckmann, Detlef<br />

Czeninga, Wolfgang Hörmann, Renate Zunke<br />

„Unser Jahr des Ehrenamtes“<br />

Erlanger Nachrichten, Januar 2001 bis<br />

September 2001<br />

2. Serienpreis<br />

Idee, Konzeption und Umsetzung:<br />

Martin Lugauer<br />

Mitarbeiter: Redakteure der Zeitungsgruppe<br />

Lahn-Dill<br />

„Ehrenamt? Ehrensache!“<br />

Zeitungsgruppe Lahn-Dill, Januar 2001<br />

bis August 2001<br />

41


Anhang<br />

3. Serienpreis<br />

Idee, Konzeption und Umsetzung:<br />

Wolfgang Hörmann<br />

Mitarbeiter: Redakteure der Lokalredaktion<br />

Kyritzer Tageblatt<br />

„Ehrenamt“<br />

Kyritzer Tageblatt, Januar 2001 bis September 2001<br />

Preisträger 2002<br />

1. Preis<br />

Peter Rutkowski<br />

„Ohne uns wäre das Mädchen heute vom<br />

Kinn abwärts gelähmt“<br />

Frankfurter Rundschau, 15. November 2001<br />

2. Preis<br />

Birgit Schlieper<br />

Sonderseite „Die Ehrenamtsbörse“<br />

Lüdenscheider Nachrichten, 3. August 2002<br />

3. Preis<br />

Hansjosef Theyssen<br />

Mehrere Artikel zum Thema<br />

„Ehrenamtliche Tätigkeit“<br />

Neue Bildpost, November 2001 bis August 2002<br />

Marion-Dönhoff-Förderpreis<br />

für junge Journalisten<br />

Elisabeth Otte<br />

„Der Lohn besteht aus Lob und Dankbarkeit“<br />

Lingener Tagespost, 27. Oktober 2001<br />

1. Serienpreis<br />

Redaktionen der Braunschweiger Zeitung<br />

Chefredakteur Paul-Josef Raue<br />

„gemeinsam – Wie sich Bürger engagieren“<br />

Braunschweiger Zeitung, Juni 2002 bis<br />

September 2002<br />

Preisträger 2003<br />

1. Preis<br />

Sybille Thelen<br />

„Bürger vor“<br />

Wochenendbeilage „Brücke zur Welt“,<br />

Stuttgarter Zeitung, 30. November 2002<br />

2. Preis<br />

Johannes Fischer<br />

„Die Ehre des Homo Hormersdorf“<br />

Freie Presse, 25. April 2003<br />

3. Preis<br />

Renate Iffland<br />

„Fit fürs Leben und nein zur Sucht“<br />

Saarbrücker Zeitung, Wochenzeitung für das<br />

Köllertal,<br />

5. März 2003<br />

Marion-Dönhoff-Förderpreis<br />

für junge Journalisten<br />

Constanze Kindel<br />

„Der Tod eines Kindes ist kein Tabu“<br />

Frankfurter Neue Presse/ Höchster Kreisblatt,<br />

6. November 2002<br />

Serienpreis<br />

Redaktion der Ostthüringer Zeitung<br />

Ressort Thüringen/Wirtschaft<br />

vertreten durch Wolfgang Schütze<br />

(stellvertretender Chefredakteur)<br />

„Aktiv im Ehrenamt“<br />

Ostthüringer Zeitung, 10. März 2003 bis<br />

8. September 2003<br />

2. Serienpreis<br />

Redaktion der Leonberger Kreiszeitung<br />

Chefredakteur Karl Geibel<br />

„Aktiv-Bürger“<br />

Leonberger Kreiszeitung, September 2001<br />

bis August 2002<br />

42


Programm Preisverleihung 3. Dezember 2004<br />

Programm Preisverleihung 3. Dezember 2004<br />

Die Robert Bosch Stiftung lädt ein zur<br />

Verleihung des <strong>Journalistenpreis</strong>es 2004<br />

„<strong>Ehrenamtliches</strong> <strong>Engagement</strong>“<br />

Begrüßung<br />

Dr. Ingrid Hamm<br />

Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung<br />

Freitag, 3. Dezember 2004, 17.00 Uhr<br />

Robert-Bosch-Haus<br />

Heidehofstraße 31, Stuttgart<br />

Vortrag<br />

„Wenn jeder wartet, bis der andere anfängt,<br />

wird keiner anfangen –<br />

Von der Kraft der Zivilgesellschaft“<br />

Dr. Heribert Prantl<br />

Ressortchef Innenpolitik,<br />

Süddeutsche Zeitung, München<br />

Preisverleihung<br />

Würdigung der Preisträger durch<br />

die Mitglieder der Jury<br />

Übergabe der Preise und Urkunden<br />

Dr. Heiner Gutberlet<br />

Vorsitzender des Kuratoriums der<br />

Robert Bosch Stiftung<br />

Empfang<br />

43


Die Robert Bosch Stiftung<br />

Die Robert Bosch Stiftung<br />

Die Robert Bosch Stiftung verkörpert innerhalb<br />

der Verfassung des Hauses Bosch die gemeinnützigen<br />

und sozialen Bestrebungen des Firmengründers<br />

und Stifters Robert Bosch (1861-1942).<br />

Sie wurde 1964 gegründet und ist eine der<br />

großen unternehmensverbundenen Stiftungen<br />

in Deutschland.<br />

Die Robert Bosch Stiftung setzt Schwerpunkte,<br />

entwickelt Programme, Wettbewerbe und<br />

Förderpreise und unterstützt ausgewählte,<br />

modellhafte Projekte Dritter in den Bereichen<br />

Wissenschaft in der Gesellschaft, Gesundheit,<br />

Humanitäre Hilfe, Völkerverständigung sowie<br />

Jugend, Bildung, Bürgergesellschaft.<br />

ROBERT BOSCH STIFTUNG<br />

Robert Bosch Stiftung GmbH<br />

Heidehofstraße 31<br />

70184 Stuttgart<br />

Postanschrift:<br />

Postfach 10 06 28<br />

70005 Stuttgart<br />

Telefon: 07 11/4 60 84-0<br />

Telefax: 07 11/4 60 84-10 94<br />

E-Mail: info@bosch-stiftung.de<br />

www.bosch-stiftung.de<br />

Seit 1964 hat die Stiftung 630,1 Millionen Euro<br />

für Förderungsvorhaben bereitgestellt. 2003<br />

wurden 48,7 Millionen Euro bewilligt.<br />

44

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!