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Jugend, Ernährung und Fernsehen - Verband der Diaetologen ...

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29. <strong>Ernährung</strong>skongress<br />

Herz Ges<strong>und</strong> Essen: Prävention <strong>und</strong> Therapie<br />

kardiovaskulärer Erkrankungen<br />

<strong>Jugend</strong>, <strong>Ernährung</strong> <strong>und</strong> <strong>Fernsehen</strong> – <strong>der</strong> Risikofaktor TV<br />

Fast jede/r fünfte <strong>Jugend</strong>liche in Österreich ist übergewichtig o<strong>der</strong> adipös 1 . Dies ist<br />

zurückführbar auf nicht bedarfsgerechte <strong>Ernährung</strong> <strong>und</strong> Bewegungsmangel, was unter<br />

an<strong>der</strong>em auch von <strong>der</strong> Freizeitbeschäftigung '<strong>Fernsehen</strong>' beeinflusst wird. Gerade<br />

Menschen, die sich unges<strong>und</strong> ernähren, legen dabei ein bestimmtes Medienverhalten an<br />

den Tag 2 . Unges<strong>und</strong>e Esser nutzen so eher unterhaltungsorientierte Medienformate wie<br />

Comedy, Serien, Sport u.ä.. Gleichzeitig suchen sie eher keine <strong>Ernährung</strong>sinformationen<br />

aktiv (zB via Zeitung, Zeitschriften, Internet <strong>und</strong> <strong>Fernsehen</strong>). Unter allen Medien zeichnet<br />

sich beson<strong>der</strong>s das <strong>Fernsehen</strong> durch sein hohes Wirkungspotenzial <strong>und</strong> seine Fähigkeit,<br />

hohes Commitment bei den Rezipienten zu erreichen aus. Weiters kultiviert das<br />

Massenmedium Fensehen verschiedene Verhaltensmuster bei seinen Rezipienten<br />

(Kultivierungsthese nach Gerbner), es erfüllt Nutzungsmotive (Uses-and-Gratifikations-<br />

Approach) <strong>und</strong> es beeinflusst, worüber das Publikum nachdenkt (Agenda-Setting-<br />

Hypothese). Werden <strong>Jugend</strong>liche (12-29 Jahre)bezüglich ihres Medienverhaltens betrachtet,<br />

so zeigt sich nach <strong>der</strong> JIM-Studie 3 , dass das <strong>Fernsehen</strong> das wichtigste Alltagsmedium<br />

darstellt <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>s die Fernsehserien am beliebtesten sind. Ein durchschnittlicher<br />

österreichischer <strong>Jugend</strong>licher verbringt täglich bis zu 3,2 St<strong>und</strong>en vor dem Fernsehgerät,<br />

wobei <strong>der</strong> Sen<strong>der</strong> ORF 1 am häufigsten genutzt wird 4 . Internationale Studien 5 zeigen zudem<br />

einen positiven Zusammhang zwischen dem Ent- <strong>und</strong> Bestehen von Übergewicht <strong>und</strong> dem<br />

Ausmaß des täglichen Fernsehkonsums. Auf Basis dieser Problematik ist es von Interesse,<br />

das österreichische Fernsehprogramm hinsichtlich seiner <strong>Ernährung</strong>sbotschaft zu<br />

untersuchen <strong>und</strong> zu prüfen, inwiefern eine übergewichtsbegünstigende <strong>Ernährung</strong> durch das<br />

<strong>Fernsehen</strong> vermittelt wird.<br />

Methode: Im Rahmen einer Inhaltsanalyse wurden alle Serien einer künstlich<br />

zusammengestellten Fernsehwoche im Herbst 2010 in <strong>der</strong> Sendezeit mit <strong>der</strong> höchsten<br />

Reichweite (18:30 bis 23:00) untersucht. Insgesamt wurden 11 Serien mit 29 Folgen <strong>und</strong><br />

12,33 St<strong>und</strong>en Sendezeit analysiert. Ergebnisse: Als Ergebnis <strong>der</strong> Untersuchung lässt sich<br />

festhalten, dass zum Einen die empfohlene Lebensmittelpyramide (nach DGE) in <strong>der</strong><br />

Fensehrealität auf dem Kopf steht <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>s jene Lebensmittel vorrangig konsumiert<br />

werden, die nach DGE-Empfehlung sehr sparsam eingesetzt werden sollten. So wird Alkohol<br />

(in 23% <strong>der</strong> <strong>Ernährung</strong>sszenen) am häufigsten dargestellt, gefolgt von Süßigkeiten (18%)<br />

<strong>und</strong> Getreideprodukten (13%). Generell wird hochkalorischen Lebensmitteln mit hohem<br />

Conveniencegrad in <strong>der</strong> österreichisches Serienernährung <strong>der</strong> Vorzug gegeben. Auch das<br />

ernährungsassoziierte Verhalten (Lebensmitteleinkauf, Speisenzubereitung <strong>und</strong><br />

Mahlzeitennachbereitung) <strong>der</strong> Fernsehdarsteller verhält zu den Empfehlungen gegenläufig.<br />

<strong>Ernährung</strong> wird so eher als Aspekt <strong>der</strong> Handlung dargestellt <strong>und</strong> nicht als Mittelpunkt des<br />

Geschehens. Weiters konnte die Erkenntnis gewonnen werden, dass Gewicht, Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> in ORF-Serien entkoppelt werden <strong>und</strong> eine Propagierung von Alkohol <strong>und</strong><br />

Süßigkeiten als Emotionsträger besteht. Zusammenfassend werden im <strong>Fernsehen</strong><br />

hochkalorische Lebensmittel <strong>und</strong> Alkohol beiläufig außer Haus von normalgewichtigen,<br />

ges<strong>und</strong>en Erwachsenen konsumiert.<br />

©<strong>Verband</strong> <strong>der</strong> <strong>Diaetologen</strong> Österreichs<br />

Grüngasse 9/Top 20, 1050 Wien,Tel.: 01- 602 79 60; Fax: 01- 600 38 24,<br />

e-mail: office@diaetologen.at www.diaetologen.at


29. <strong>Ernährung</strong>skongress<br />

Herz Ges<strong>und</strong> Essen: Prävention <strong>und</strong> Therapie<br />

kardiovaskulärer Erkrankungen<br />

Fazit: Aus den Ergebnissen <strong>der</strong> Untersuchung lässt sich die dringende<br />

Handlungsempfehlung ableiten, <strong>Ernährung</strong>sthematiken zielgerichtet beson<strong>der</strong>s in<br />

Unterhaltungsformate zu implementieren. Da DiätologInnen die Fachexperten auf dem<br />

Gebiet <strong>der</strong> <strong>Ernährung</strong> sind, sollte diese unterhaltungsorientierte Implementierung vor allem<br />

durch die Zusammenarbeit von DiätologInnen <strong>und</strong> Medien stattfinden.<br />

Literatur<br />

1 Elmadfa, I., Freisling, H., Nowak, V., & Hofstädter, D. (2009). Österreichischer<br />

<strong>Ernährung</strong>sbericht 2008 . Wien: Institut für <strong>Ernährung</strong>swissenschaften <strong>der</strong> Universität Wien,<br />

1. ed.<br />

2 Dutta-Bergman, M. J. (2004). Reaching unhealthy eaters: Applying a strategic approach to<br />

media vehicle choice. Health Communication, Vol. 16 (4), 493 – 506.<br />

3 Medienpädagogischer Forschungsverb<strong>und</strong> Südwest (2010). JIM-STUDIE 2010. <strong>Jugend</strong>,<br />

Information, (Mulit-) Media. Basisstudie zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger.<br />

Medienpädagogischer Forschungsverb<strong>und</strong> Südwest.<br />

4 mediaresearch.orf.at<br />

5 Kaiser Family Fo<strong>und</strong>ation (2004b). The role of media in childhood obesity. Zugriff:Februar<br />

2011. URL: http://www.kff.org/entmedia/upload/The-Role-Of-Media-in-Childhood-<br />

Obesity.pdf<br />

Schöpf, M (2012): Die <strong>Ernährung</strong>sbotschaft im österreichischen <strong>Jugend</strong>fernsehen.<br />

Magisterarbeit, Universität Wien.<br />

Marlene Schöpf, BA<br />

Diaetologin i.A. <strong>und</strong><br />

Kommunikationswissenschafterin<br />

Staudingergasse ½<br />

1200 Wien<br />

©<strong>Verband</strong> <strong>der</strong> <strong>Diaetologen</strong> Österreichs<br />

Grüngasse 9/Top 20, 1050 Wien,Tel.: 01- 602 79 60; Fax: 01- 600 38 24,<br />

e-mail: office@diaetologen.at www.diaetologen.at

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