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Klauenbad: Konsequent dem Panaritium vorbeugen

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18<br />

TIERHALTUNG | <strong>Klauenbad</strong> die grüne | Nr. 15/2010<br />

und zeitaufwändiger für das<br />

zweiköpfige Alppersonal und<br />

kostspielig für die Tierbesitzer<br />

war die Behandlung der<br />

erkrankten Rinder. Nicht immer<br />

konnten diese in den Stall<br />

geholt werden, um die Wunden<br />

zu behandeln und um<br />

ihnen Antibiotika zu verabreichen»,<br />

erzählt Daniel Ulber,<br />

der selber um die zwanzig<br />

Rinder auf Sanaspans zur<br />

Sömmerung gibt.<br />

«Nicht selten musste auch<br />

der Tierbesitzer auf die Alp<br />

und beim Einfangen und Behandeln<br />

helfen, wenn eines<br />

seiner Rinder am <strong>Panaritium</strong><br />

erkrankt war», erinnert er<br />

sich.<br />

Die meisten Erkrankungen<br />

werden im Juli verzeichnet.<br />

Nicht umsonst wird das Pa -<br />

naritium auch als Krankheit<br />

des Monats Juli bezeichnet.<br />

Das sei nachvollziebar, so Ulber:<br />

«Anfang Juli wird die<br />

Bevor auf der Alp Sanaspans das <strong>Klauenbad</strong> gebaut wurde, sind jährlich zwischen 30 und 50 Prozent<br />

der Rinder an <strong>Panaritium</strong> erkrankt. Seit 2008 werden die Rinder zwei- bis dreimal pro Saison gebadet.<br />

Alp bestossen. In einem<br />

andert halb stün di gen Marsch<br />

gelangen die Jungtiere auf<br />

Naturwegen von Lenz auf die<br />

Alp Sanaspans.» Der Marsch<br />

auf den steinigen Wegen würde<br />

die Klauen der Tiere be -<br />

sonders stark beanspruchen<br />

und die scharfkantigen Steine<br />

könnten dabei kleinste Verletzungen<br />

verursachen. Bakterien,<br />

die sich in sumpfigen<br />

Stellen, zum Beispiel bei<br />

Tränkeplätzen aufhalten würden,<br />

könnten in die Wunden<br />

eindringen und die Infektion<br />

verursachen.<br />

Die Vermutung, dass der Alpaufzug<br />

bereits zu Beginn der<br />

Alpsaison für viele Erkrankungen<br />

mitverantwortlich ist,<br />

lag deshalb für die Tierbesitzer<br />

nahe.<br />

<strong>Klauenbad</strong> wird<br />

erfolgreich durchgeführt<br />

Auf der Alp Sanaspans wird<br />

das <strong>Klauenbad</strong> nun das dritte<br />

Jahr praktiziert. Pro Saison<br />

werden die Rinder mindes -<br />

Bild: Archiv<br />

■ Weshalb ist das<br />

<strong>Panaritium</strong> auf Alpbetrieben<br />

ein so grosses Problem?<br />

Adrian Steiner: Auf der Alp legen<br />

die Tiere grosse Strecken, oftmals<br />

auf steinigen Wegen, zurück.<br />

Steine führen häufig zu kleinen,<br />

unscheinbaren Verletzungen. Für<br />

die Entstehung eines <strong>Panaritium</strong>s<br />

braucht es aber das Zusammenspiel<br />

zweier Faktoren: Neben den<br />

Verletzungen im Zwischenklauenund<br />

Kronsaumbereich müssen<br />

Bakterien vorhanden sein, die<br />

durch diese kleinen, kaum erkennbaren<br />

Verletzungen eintreten<br />

können und das <strong>Panaritium</strong> her -<br />

vorrufen. Die Bakterien fühlen<br />

sich in feuchtem und sumpfigem<br />

Boden besonders wohl und können<br />

dort gut überleben. Feuchtstellen,<br />

nicht nur bei Tränkeplätzen, sind<br />

«Mit <strong>vorbeugen</strong>den Massnahmen kann<br />

die Anzahl Erkrankungen reduziert werden.»<br />

Adrian Steiner,<br />

Leiter der Wiederkäuerklinik Bern<br />

auf der Alp vielfach vorhanden.<br />

Die Erkrankung an einem <strong>Panaritium</strong><br />

kann auf der Alp kaum verhindert<br />

werden.<br />

■ Welche Massnahmen<br />

müssen ergriffen werden,<br />

wenn Tiere am <strong>Panaritium</strong><br />

erkranken?<br />

Wenn ein Rind ein Grippeli hat,<br />

müssen sofort zwei Massnahmen<br />

ergriffen werden:<br />

Zum ersten sollte das erkrankte<br />

Bein in einem desinfizierenden<br />

<strong>Klauenbad</strong> gebadet oder ein<br />

feuchter desinfizierender Verband<br />

angelegt werden. Dazu sollte aber<br />

kein Formalin verwendet werden.<br />

Bei einem <strong>Panaritium</strong> ist eine verdünnte<br />

Betadinelösung viel besser<br />

geeignet. Zum zweiten müssen<br />

<strong>dem</strong> Tier Antibitioka gespritzt werden.<br />

Das <strong>Panaritium</strong> ist eine der<br />

wenigen Klauenerkrankungen,<br />

bei denen es richtig und nötig ist,<br />

Antibiotika zu geben. Das Vorgehen<br />

sollte mit <strong>dem</strong> Bestandestierarzt<br />

abgesprochen werden. Mit<br />

den <strong>vorbeugen</strong>den Massnahmen<br />

können die Anzahl Erkrankungen<br />

pro Alpsaison reduziert werden.<br />

Sehr wichtig ist, dass erkrankte<br />

Tiere sofort erkannt und die richtigen<br />

Massnahmen ergriffen werden.<br />

■ Welche Folge kann ein<br />

<strong>Panaritium</strong> haben, das nicht<br />

erkannt und deshalb auch<br />

nicht behandelt wurde?<br />

Die Infektion geht in die Tiefe<br />

weiter. Dabei kann es zu Gelenksund<br />

Sehneninfektionen kommen.<br />

Diese Folgen sind schwerwiegend<br />

und können zur Schlachtung des<br />

Tiers führen. Bei frühzeitiger Erkennung<br />

und Ergreifen der richtigen<br />

Massnahmen ist die Ab heilungschance<br />

des Grippeli jedoch<br />

gut.<br />

■ Was kann <strong>vorbeugen</strong>d<br />

unternommen werden?<br />

Es gibt keine Impfung gegen das<br />

Grippeli. Es ist auch kaum möglich,<br />

dass Verletzungen durch<br />

kleine spitze Steine auf der Alp<br />

verhindert werden können. Feuchtstellen<br />

auf der Alp sollten ausgezäunt<br />

werden. Ein regelmässig<br />

durchgeführtes <strong>Klauenbad</strong> (üblicherweise<br />

alle vier Wochen) wirkt<br />

<strong>vorbeugen</strong>d gegen das <strong>Panaritium</strong><br />

und steigert allgemein die Klauengesundheit.<br />

■ Welche Desinfektionsmittel<br />

sind dazu geeignet?<br />

Grundsätzlich ist eine vierprozentige<br />

Formalinlösung sehr gut geeignet.<br />

■ Worauf muss beim Einsatz<br />

von Formalin geachtet werden?<br />

Eine vierprozentige Formalin -<br />

lösung (Stammlösung 40 Prozent,

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