Abkalbebuchten im Laufstall mit Bau- und Benutzungspflicht
Abkalbebuchten im Laufstall mit Bau- und Benutzungspflicht
Abkalbebuchten im Laufstall mit Bau- und Benutzungspflicht
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Auf dem Alberswiler<br />
Pionierbetrieb<br />
Milch, einem<br />
der grössten<br />
Neubauten<br />
in letzter Zeit,<br />
liegen die Abkalbeboxen<br />
an<br />
der Fressachse,<br />
nahe der beiden<br />
Melkroboter.<br />
Katharina Friedli<br />
vom Zentrum für<br />
tiergerechte<br />
Haltung des<br />
BVet rät eher zu<br />
Einzel– statt<br />
Gruppenbuchten.<br />
kalbungen ausdrücklich nicht mehr<br />
benutzt werden. Die Übergangsfrist<br />
dazu beträgt fünf Jahre – als Zugeständnis<br />
an jene, die sie neu eingerichtet<br />
haben.<br />
Dass die Bucht benutzt werden<br />
muss, ist Vorschrift. Wie sie benutzt<br />
werden muss, steht dagegen nirgends.<br />
Katharina Friedli: «Die Kuh<br />
muss nicht lange dort sein. Wenn sie<br />
problemlos gekalbt hat, kann man sie<br />
schon nach einem halben Tag wieder<br />
zur Herde lassen.» Natürlich ist es<br />
manchmal schwer, den genauen Zeitpunkt<br />
der Abkalbung vorherzusagen.<br />
Kaum eine Kuh hält sich an den Stallkalender,<br />
einige treten tagelang unruhig<br />
umher, andere sind gemütlich am<br />
Wiederkäuen, <strong>und</strong> plötzlich ist das<br />
Kalb da. «Man soll jedenfalls nicht<br />
warten, bis schon die Beine hinten<br />
rausschauen», rät die Expertin,<br />
Bilder: zVg<br />
«denn die Kühe wollen sich auch in<br />
der Natur für die Geburt von der Herde<br />
absondern.» Entsprechend kommt<br />
das Kalb rascher <strong>und</strong> eher ohne Hilfe<br />
zur Welt, wenn die Kühe ruhig <strong>und</strong><br />
stressfrei sind. Angeb<strong>und</strong>en oder <strong>mit</strong>ten<br />
in der Herde in einer Liegebox<br />
kann niemals ein solches Umfeld geschaffen<br />
werden.<br />
Jedes Mal reinigen<br />
<strong>und</strong> desinfizieren<br />
In der Regel sind Abkalbe- <strong>und</strong> Krankenbox<br />
identisch. Marc Kirchhofer<br />
von der Wiederkäuerklinik der Uni<br />
Bern meint zwar: «Gerade wenn in einem<br />
Betrieb <strong>im</strong>mer wieder Probleme<br />
<strong>mit</strong> Virusdurchfall oder bakteriell bedingten<br />
Infektionen auftauchen, sollten<br />
die Krankenbucht <strong>und</strong> die Abkalbebucht<br />
nicht identisch sein.<br />
Wenn es trotzdem so ist, ist es umso<br />
wichtiger, dass die Bucht nach jeder<br />
Belegung komplett geräumt, gewaschen<br />
<strong>und</strong> desinfiziert wird.» Von<br />
Gruppenboxen rät er ab.<br />
Eingestreut wird <strong>mit</strong> Vorteil langes<br />
Stroh. Die Strohmatte muss genug<br />
dick sein, da<strong>mit</strong> die Kuh sicher stehen<br />
<strong>und</strong> weich liegen kann. Eine Gumm<strong>im</strong>atte<br />
unter dem Stroh hilft da ebenfalls.<br />
Sägemehl oder Strohmehl sind<br />
als Einstreu ungeeignet: Die feinen<br />
Späne verkleben am Nabel, an Ohren,<br />
Maul <strong>und</strong> <strong>im</strong> nassen Fell des Neugeborenen.<br />
Obschon man das Kalb in<br />
der Bucht noch an der Kuh saugen<br />
lassen kann, rät Kirchhofer zur zusätzlichen<br />
Kontrolle: «Säugt das Kalb,<br />
Delaval-Architekt Lukas Suter hat<br />
den Stall in Alberswil (oben) geplant.<br />
kann man die Kolostrumaufnahme<br />
nicht kontrollieren. Da<strong>mit</strong> man sicher<br />
ist, dass mindestens 2 l in den ersten<br />
zwei St<strong>und</strong>en getrunken wurden,<br />
sollte man zusätzlich Biestmilch vertränken.»<br />
Er rät zusätzlich, auf Problembetrieben<br />
das Kalb möglichst<br />
bald in ein Einzeliglu zu bringen, um<br />
die Infektionsgefahr zu reduzieren.<br />
Da<strong>mit</strong> eine Abkalbe- oder Krankenbucht<br />
nicht nur für die Kuh, sondern<br />
auch für den <strong>Bau</strong>er stressfrei ist,<br />
muss sie <strong>im</strong> Stall strategisch günstig<br />
liegen. Besonders wichtig ist dies,<br />
wenn eine Kuh nicht nur einen halben,<br />
sondern mehrere Tage abgesondert<br />
werden muss. Dann muss sie un-<br />
Quelle: Delaval<br />
38 LANDfre<strong>und</strong> · 6/2009