Dokumentation Fachtag Zwickau - redigiert Sa-Gr - Evangelischen ...
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DOKUMENTATION<br />
Nächstenliebe - Polizei - Gesellschaft<br />
Vernetzt für eine starke Demokratie<br />
<strong>Fachtag</strong> in <strong>Zwickau</strong><br />
31.01.2013<br />
Eine Veranstaltung der<br />
in Kooperation mit
Inhalt<br />
<strong>Gr</strong>ußworte<br />
Vortrag von Prof. Dr. Elmar Brähler, Leipzig<br />
Aus den Arbeitsgruppen - Protokolle, Ergebnisse, Bilder<br />
AG 1:<br />
AG 2:<br />
AG 3:<br />
AG 4:<br />
AG 5:<br />
AG 6:<br />
AG 7:<br />
AG 8:<br />
AG 9<br />
AG 10:<br />
Neonazismus und Sport - Rechte Aktivitäten erkennen – problembewusst<br />
handeln!<br />
Bunte Fenster zur Welt - Mit Bilderbüchern interkulturelles Lernen in Kita<br />
und <strong>Gr</strong>undschule fördern<br />
Lernort Schule als Plattform für demokratische und antirassistische Bildungsarbeit<br />
Wie kommen wir zusammen? Vernetzung von Schule mit Polizei und anderen<br />
Jugend und Demokratie - Wie kann das gelingen? Alternativen und Konzepte<br />
der offenen und mobilen Jugendarbeit<br />
Christinnen und Christen mischen sich ein? Kirche als „zivilgesellschaftliche<br />
Akteurin“<br />
Der Verdacht des Verdachts - Racial Profiling und die Rolle von ethnischer<br />
Herkunft und Hautfarbe in der Polizeiarbeit<br />
Stadt – Land – Fluss oder Engagement?<br />
Engagement gegen (Neo)Nazi-Strukturen und für eine demokratische Gesellschaft<br />
in sächsischen Regionen<br />
„Auf die ist wenigstens Verlass“? Was kann getan werden, wenn<br />
(Neo)Nazis in bürgerschaftlichen Strukturen aktiv sind?<br />
Wie können sich (Neo)Nazi-Strukturen entfalten und was kann dagegen<br />
getan werden.<br />
„Freie Kräfte“, NSU, (Neo)Nazi-Vertriebsszene und NPD am Beispiel von<br />
Chemnitz und <strong>Zwickau</strong><br />
Projekt „Mutmachliederkiste“<br />
Auswertung und Presseschau<br />
Anhang<br />
2
Begrüßung durch Pfarrer Karl-Heinz Maischner, Leiter der <strong>Evangelischen</strong> Erwachsenenbildung<br />
<strong>Sa</strong>chsen<br />
Zitat Bundespräsident Gauck im Zusammenhang mit seinem Besuch im NSU Untersuchungs-Ausschuss:<br />
„Da ist viel Vertrauen verloren gegangen!“<br />
Wir wollen mit diesem <strong>Fachtag</strong>, zu dem ich<br />
Sie alle herzlich begrüße, Vertrauen wiedergewinnen.<br />
Nicht speziell im Blick auf die Aufklärungsorgane<br />
– da sind Ausschüsse aus der Politik<br />
und die Medien dran, die katastrophalen<br />
Fehler und blinden Stellen politischer Organe<br />
und der Staatsorgane aufzudecken und<br />
sie hoffentlich in klaren und verständlichen<br />
Konsequenzen enden zu lassen.<br />
Wir wollen mit dem <strong>Fachtag</strong> helfen, Vertrauen<br />
(wieder?) herzustellen unter denen, die zur Bewegung gegen Menschenfeindlichkeit<br />
gehören.<br />
Die Idee derer, die sich zur Vorbereitung und Durchführung der <strong>Fachtag</strong>e entschlossen<br />
und zusammengeschlossen haben, war und ist:<br />
Menschen, die mit den Auswirkungen neonazistischer, rechtsextremistischer menschenverachtender<br />
Ideologien zu tun haben, an einen Tisch und ins Gespräch zu<br />
bringen:<br />
Miteinander reden, einander näher kennen und verstehen zu lernen und sich mit<br />
neuen Informationen und Erkenntnissen zu versorgen stärkt die Gegenbewegung<br />
gegen Menschenfeindlichkeit, stärkt letztendlich die Demokratie.<br />
Dazu begrüße ich stellvertretend für die vielen Mitarbeitenden und Engagierten aus<br />
der Region <strong>Zwickau</strong> die OBM, Frau Findeiß. Die Stadt hat uns dankenswerterweise<br />
für den <strong>Fachtag</strong> das Rathaus zur Verfügung gestellt und unterstützt nach Kräften den<br />
<strong>Fachtag</strong>. Sie steht auch stellvertretend für die kommunalen Mitarbeitenden aus anderen<br />
Städten. Herzlich willkommen.<br />
Weiter nehme ich in den Blick die zivilgesellschaftlichen Initiativen, die im Vorfeld und<br />
manchmal an vorderster Front für Demokratie, gegen braune Ideologie und gegen<br />
Menschenverachtung kämpfen, sich engagieren und oft Unverständnis in der Gesellschaft<br />
ernten.
<strong>Gr</strong>uppen, die sich besonders um die Opfer menschenverachtender, rechtsextremistischer<br />
Gewalt kümmern.<br />
(SPENDENSAMMLUNG!)<br />
Stellvertretend begrüße ich Frau Hannefort, Geschäftsführerin vom Kulturbüro<br />
<strong>Sa</strong>chsen.<br />
Wir freuen uns über das große Interesse, das unsere Aktion - besonders auch in den<br />
Polizeidienststellen auf unterschiedlichen Ebenen - wieder gefunden hat.<br />
Stellvertretend für die vielen aus den Polizeidienststellen, die da sind, begrüße ich<br />
herzlich<br />
Herrn Rainer Kann, Landespolizeipräsident<br />
Ich begrüße weitere Vertreterinnen und Vertreter unserer Kooperationspartner: Herrn<br />
Dr. Kuhrau, Sächsische Staatskanzlei, die Vertreterinnen des Landessportbundes,<br />
des <strong>Zwickau</strong>er Bündnisses, und last but not least auch die kirchlichen Mitarbeitenden,<br />
die das Thema nicht mehr loslässt, VertreterInnen des Kirchenbezirkes <strong>Zwickau</strong>,<br />
die Mitglieder der AG Kirche für Demokratie gegen Rechtsextremismus <strong>Sa</strong>chsen,<br />
die Polizeiseelsorger und viele andere, die heute da sind.<br />
Stellvertretend begrüße ich den Dezernenten des LKA, OLKR Dietrich Bauer und<br />
die Initiatorin der Mutmachliederkiste, die Synodale Sieglinde Eichert<br />
Dank an alle, die den Tag heute mit vorbereitet haben, der Vorbereitungsgruppe,<br />
denen Sie heute in den Arbeitsgruppen begegnen werden.<br />
Namentlich wieder stellvertretend Prof. Brähler aus Leipzig, der den Hauptvortrag<br />
halten wird.<br />
Herzlichen Dank auch der Nicolaigemeinde in deren Marienkirche (dem <strong>Zwickau</strong>er<br />
Dom) in welchen wir heute Mittag zu einem Geistigen Impuls eingeladen sind.<br />
Der Dank geht besonders auch an den Superintendenten, Eberhard Dittrich. Er vertritt<br />
kurzfristig an dieser Stelle Pater Ansgar Orgaß aus Wechselburg, der auf dem<br />
Weg hierher einen Unfall hatte.<br />
3
<strong>Gr</strong>ußwort des Schirmherren, Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich<br />
Das <strong>Gr</strong>ußwort des Bundesinnenministers<br />
wurde als Videobotschaft<br />
übermittelt.<br />
<strong>Gr</strong>üße zum <strong>Fachtag</strong> von Udo Lindenberg (per mail)<br />
„toll was ihr da macht. leider bin ich anf. des jahres fuer laengere zeit in usa.toi toi toisolidarische<br />
gruesse nach zwickau .rock gegen rechts, ja !!!!!!!<br />
voll power – euer udo lindenberg“<br />
<strong>Gr</strong>ußwort der Oberbürgermeisterin der Stadt <strong>Zwickau</strong>, Pia Findeiß<br />
Im Namen der Stadt brachte Pia Findeiß<br />
ihre Freude zum Ausdruck, Gastgeberin<br />
für den <strong>Fachtag</strong> 2013 zu sein.<br />
Sie betonte unter anderem: „Die NSU ist<br />
nicht allein eine <strong>Zwickau</strong>er Geschichte.<br />
Die NSU mit all ihren Verflechtungen ist<br />
auch ein Stück sächsischer, thüringischer<br />
und letztlich deutscher Geschichte, die es<br />
aufzuarbeiten gilt – vor Gericht, in der Politik<br />
sowie in und mit der Gesellschaft.“<br />
So wie auch <strong>Zwickau</strong> als Ort für den <strong>Fachtag</strong><br />
2013 schon vor den schrecklichen Vorfällen<br />
um den NSU festgelegt wurde, war<br />
es der OB auch wichtig zu betonen, dass<br />
die Stadt weniger auf reagierenden Aktionismus<br />
als auf langjährige kontinuierliche<br />
Präventionsarbeit setzt.<br />
Als Beispiel nannte sie die Arbeit des<br />
Bündnisses für Demokratie und Toleranz<br />
der <strong>Zwickau</strong>er Region.<br />
4
Rede von<br />
Herrn Landespolizeipräsident<br />
Rainer Kann<br />
aus Anlass der <strong>Fachtag</strong>ung<br />
„Nächstenliebe, Polizei, Zivilcourage.<br />
Vernetzt für eine starke Demokratie"<br />
am 31. Januar 2013, 9.00 Uhr in <strong>Zwickau</strong><br />
(Es gilt das gesprochene Wort)<br />
Anrede,<br />
herzlichen Dank für die Einladung!<br />
Ich darf Ihnen zu allererst die besten <strong>Gr</strong>üße unseres Ministerpräsidenten übermitteln.<br />
Er wäre gern persönlich gekommen, ist aber leider aufgrund der Landtagssitzung<br />
verhindert.<br />
Sie widmen sich einem wichtigen Thema: Vernetzt für eine starke Demokratie und<br />
stellen dieses Thema in einen Zusammenhang mit Polizei, Nächstenliebe und Zivilcourage.<br />
Das Motto, unter das Sie diese Veranstaltung gestellt haben, trifft den Kern:<br />
nur durch gemeinsames Handeln können wir eine starke Demokratie sichern!<br />
Es freut mich sehr, dass sich die Evangelische Landeskirche bereits zum vierten Mal<br />
mit ihrem <strong>Fachtag</strong> dieses Themas annimmt und regionale sowie überregionale Kompetenzen<br />
versammelt, um gemeinsam über Lösungswege nachzudenken.<br />
<strong>Sa</strong>chsen ist medial im Vergleich mit anderen Bundesländern immer wieder in einen<br />
Zusammenhang mit Rechtsextremismus gestellt worden. Die NPD sitzt im Landtag<br />
— auch in manchen kommunalen Parlamenten, es kommt zu rechtsextremistischen<br />
oder fremdenfeindlichen Übergriffen, zu Musikveranstaltungen der rechten Szene, zu<br />
Schmierereien und anderen Propagandadelikten — dies alles ist aber keineswegs<br />
auf <strong>Sa</strong>chsen begrenzt!<br />
Aber wir wollen etwas ändern — zum Guten hin gestalten! Das ist und bleibt ein<br />
Kernanliegen.<br />
Gerade in diesen Tagen wird dies im Freistaat einmal mehr sehr deutlich: am 13.<br />
Februar wollen die Nazis erneut in Dresden demonstrieren....<br />
Lassen Sie mich noch ein Ereignis in Erinnerung rufen, mit dem ich mich wenige Tage<br />
nach meinem Amtsantritt befassen musste: da hatte eine <strong>Gr</strong>uppe Rechtsextremer<br />
in Hoyerswerda ein Pärchen massiv bedroht und versucht, die beiden — angeblich<br />
zu einem Gespräch — aus der Wohnung zu locken. .<br />
5
Ich will klar Position beziehen: wir dürfen in einer starken Demokratie den Rechten<br />
keinen Raum lassen, ihre Parolen zu verbreiten.<br />
Und wir müssen alle sensibilisieren: denn oft genug werden diese Parolen in einen<br />
Mantel gehüllt, der die wahre Gesinnung nicht sofort deutlich macht.<br />
Und noch eines ist mir wichtig: wir müssen gemeinsam aufklären und gegen rechte<br />
Parolen halten!<br />
Aufklären ist wichtig, um die tatsächlichen Botschaften und Absichten zu enttarnen.<br />
Ganz besonders muss uns dies bei jungen Leuten gelingen. Denn gerade dort versuchen<br />
die Rechten Fuß zu fassen und junge Leute für ihre Ideen zu gewinnen.<br />
Die Rechten nutzen dabei schamlos emotionale Aspekte und Ängste aus — übrigens<br />
nicht nur bei jungen Menschen.<br />
Sie versuchen denjenigen Anerkennung zu geben, die sonst oft solche Anerkennungen<br />
nicht erhalten oder vermissen. Beispiele dafür gibt es genug: Junge Leute, die in<br />
der Schule oder bei Altersgleichen keine solche Anerkennung oder keinen Respekt<br />
finden, finden dort Anerkennung und fühlen sich aufgenommen. Dabei werden sie<br />
nur für Zwecke und Ziele missbraucht, deren wahren Inhalt sie nicht bemerken oder<br />
nicht erkennen wollen.<br />
Ereignisse wie in Hoyerswerda oder die schrecklichen Morde des terroristischen „Nationalsozialistischen<br />
Untergrunds" bilden in schonungsloser und erschreckender<br />
Weise ab, was die Verwirklichung einer zutiefst menschenverachtenden Ideologie für<br />
unser Land bedeutet.<br />
Ein Blick auf das anspruchsvolle Programm des <strong>Fachtag</strong>es lässt erahnen, dass nahezu<br />
kein Bereich des gesellschaftlichen Lebens von der Gefahr einer rechtsextremen<br />
Einflussnahme oder gar Unterwanderung ausgeschlossen bleibt.<br />
Umso wichtiger ist der Schulterschluss aller demokratischen Kräfte. Das und noch<br />
vieles mehr macht eine lebendige Zivilgesellschaft aus, weil die Mehrzahl aller Zukunftsfragen<br />
nur mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern gelöst werden können.<br />
Hinsehen — nicht wegschauen! Das muss der Leitsatz sein.<br />
Ich sagte schon, viele der rechts gerichteten Aktivitäten sind getarnt und nicht auf<br />
den ersten Blick zu erkennen — in der realen und in der virtuellen Welt.<br />
Ist das Rock-Konzert, das im Rahmen einer angeblichen Geburtstagsfeier veranstaltet<br />
wird oder die Sonnwendfeier wirklich das, was man vermuten soll oder sind in bestimmten<br />
Fällen Zweifel und Nachfragen angebracht, wer dahinter steht und vor allem,<br />
wofür derjenige steht?<br />
Ich antworte Ihnen: nach aller Erfahrung sind Nachfragen angezeigt. Und echte Demokraten<br />
werden das auch verstehen und akzeptieren. Das zeigt die Praxis.<br />
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch:<br />
Es geht nicht darum, Misstrauen zu verbreiten, Angst zu schüren oder gesellschaftliches<br />
Engagement in Frage zu stellen.<br />
Die Geschichte lehrt uns, dass selbst die schrecklichsten Entwicklungen irgendwann<br />
einen ganz und gar unspektakulären Anfang hatten,<br />
Gerade im ländlichen Bereich, wo junge Menschen nicht immer so mobil sind und<br />
Freizeitalternativen rar sind, nutzt die rechte Szene oft jede sich bietende Gelegen-<br />
6
heit, um sich in der örtlichen Alltagskultur zu verankern, das betrifft beinahe alle Bereiche<br />
des öffentlichen Lebens.<br />
Deshalb sind die folgenden Thesen so wichtig:<br />
1. wir dürfen bei der Bekämpfung von demokratiefeindlichen und intoleranten<br />
Denkweisen nicht nachlassen<br />
2. staatliches und kommunales Handeln allein reichen nicht aus, um vergleichbare<br />
Geschehnisse künftig auszuschließen.<br />
Vielmehr ist das Engagement der Zivilgesellschaft, der Bürgerinnen und Bürger unseres<br />
Landes zwingend vonnöten, um an den Ursachen und Entstehungsbedingungen<br />
von rechtsextremistischen Einstellungen anzusetzen,<br />
Deshalb meine Bitte an Sie: Seien Sie wachsam und schauen Sie hin, was in Ihrem<br />
Dorf, Ihrem Stadtteil passiert;<br />
• stehen Sie auf und treten Sie ein für den Erhalt und Fortbestand unserer Demokratie,<br />
• ganz wichtig: tun Sie das Nötige und das Mögliche, um insbesondere unsere<br />
jungen Menschen vor diesen Rattenfängern zu schützen.<br />
Wir — die Polizei, die Strafverfolgungsbehörden, die öffentliche Verwaltung, der<br />
Rechtsstaat in seiner Gesamtheit - werden alles tun, um konsequent und länderübergreifend<br />
gegen den Rechtsextremismus vorzugehen.<br />
Wie Sie wissen, hat es in den letzten Monaten bundes- und landesweit einige<br />
wesentliche strategische Entscheidungen gegeben:<br />
• das Gemeinsame Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum von Bund<br />
und Ländern schafft die erforderliche Basis für die notwendigen Vernetzungen<br />
der Sicherheitsbehörden<br />
Dieses Instrument fügt sich optimal in die sächsische Sicherheitsarchitektur ein und<br />
wird mit unseren eigenen Maßnahmen eng verzahnt.<br />
• Das Operative Abwehrzentrum der sächsischen Polizei zur Bekämpfung des<br />
Rechtsextremismus wird die polizeiliche Leistungsfähigkeit maßgeblich verbessern.<br />
Für Nazis und rechtsextreme Gewalt darf in <strong>Sa</strong>chsen kein Platz sein.<br />
Ich werde mich als Landespolizeipräsident dafür mit aller mir zur Verfügung stehenden<br />
Kraft einsetzen.<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich wünsche uns allen einen erfolgreichen<br />
Tagungsverlauf und danke dem Veranstalter für sein beispielhaftes Engagement für<br />
ein demokratisches und weltoffenes <strong>Sa</strong>chsen.<br />
7
Prof. Dr. Elmar Brähler, Leiter der Selbständigen Abteilung für Medizinische Psychologie<br />
und Medizinische Soziologie am Leipziger Uniklinikum stellte in seinem Referat<br />
die Ergebnisse der Studie „Die Mitte im Umbruch“ vor.<br />
Die Folien zum Vortrag sind der <strong>Dokumentation</strong> als Anlage beigefügt.<br />
Die vollständige Studie ist abrufbar unter:<br />
http://www.fes-gegen-rechtsextremismus.de/pdf_12/mitte-im-umbruch_www.pdf<br />
(geladen am 07.05.2013)<br />
Gliederung<br />
• Die „Mitte“-Studien – zur Untersuchung<br />
• Ergebnisse: Rechtsextreme Einstellung in Deutschland 2012<br />
• Analyse: Politische Einstellungen, Islamfeindlichkeit und Antisemitismus<br />
• Zusammenfassung und Diskussion<br />
Dimensionen rechtsextremer Einstellung<br />
• Befürwortung einer rechtsautoritären Diktatur<br />
• Chauvinismus<br />
• Ausländerfeindlichkeit<br />
• Antisemitismus<br />
• Sozialdarwinismus<br />
• Verharmlosung des Nationalsozialismus<br />
8
Untersuchung: Repräsentativerhebung<br />
Datenerhebung: USUMA (Berlin)<br />
Zeitraum: Sommer 2012<br />
Stichprobe: Bevölkerung in Deutschland<br />
14-90 Jahre<br />
West: 1.929 Personen<br />
Ost: 486 Personen<br />
Ohne dt. Staatsbürgerschaft: 95<br />
Deutsche mit Migrationshintergrund: 209 Personen<br />
Projektleiter:<br />
Elmar Brähler, Oliver Decker<br />
Zusammenfassung<br />
• Verbreitung rechtsextremer Einstellung weiterhin hoch, in allen Bevölkerungsgruppen<br />
vorhanden<br />
• Ausländerfeindlichkeit hat in Ostdeutschland weiter zugenommen<br />
• Eine neue junge Generation als Träger der rechtsextremen Einstellung in Ost<br />
• Demokratie wird nach wie vor akzeptiert aber kaum aktiv gelebt<br />
• 23,8% der Deutschen stimmen sekundär-antisemitischen Aussagen zu<br />
• 35% der Westdeutschen und 41,3% der Ostdeutschen sind islamfeindlich eingestellt<br />
(Gesamt: 36,2 %)<br />
• Unterschied zwischen Islamkritik und Islam-Feindschaft – Rassismus im neuen<br />
Kleid des Kulturalismus<br />
• Erhöhte Deprivation bei Befragten mit Migrationshintergrund<br />
Diskussion<br />
• Nach wie vor: höchste Priorität für Kampf gegen Rechts<br />
• Politik wagen! Soziale Verteilungskonflikte auskämpfen, nicht ethnisieren<br />
• Umbrüche gestalten<br />
• Demokratie lernen und leben<br />
9
<strong>Fachtag</strong> VERNETZT für eine starke DEMOKRATIE<br />
Rathaus <strong>Zwickau</strong> – 31.01.2013<br />
Prof. Dr. Elmar Brähler Die Mitte im Umbruch<br />
Die Abwertung der Anderen beginnt ganz unspektakulär<br />
Vorwort zur Studie 1<br />
Vorwort zur Studie<br />
Die drängende Aufarbeitung der rassistisch motivierten<br />
Mordserie des sogenannten »Nationalsozialistischen<br />
Untergrunds« (NSU) beschäftigt derzeit<br />
nicht nur parlamentarische Untersuchungsausschüsse,<br />
Staatsanwaltschaften und Polizei, sondern auch<br />
die Medien und die Öffentlichkeit. Zu wenig Beachtung<br />
findet allerdings häufig, dass es menschenfeindliches<br />
Denken und Rassismus in ihrer<br />
alltäglichen Aus-prägung sind, die den Resonanzboden<br />
bilden für das Entstehen von organisiertem,<br />
gewalttätigem Rechtsextremismus. Gewöhnung und<br />
Abstumpfung vergiften schleichend das gesellschaftliche<br />
Klima: Die »Abwertung der Anderen« 2<br />
beginnt ganz unspektakulär, unterhalb der Schwelle<br />
breiter öffentlicher Wahrnehmung.<br />
Nach wie vor wird von manchen bestritten, dass<br />
Rechtsextremismus auf der Einstellungsebene kein<br />
Randproblem, sondern eines der Mitte der<br />
Gesellschaft ist. Dabei zeigen die seit 2002 unter<br />
wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Elmar<br />
Brähler und PD Dr. Oliver Decker vorgelegten<br />
und seit 2006 im Zweijahresrhythmus von der<br />
Friedrich-Ebert-Stiftung in Auftrag gegebenen<br />
»Mitte-Studien«, dass rechtsextremes Denken in<br />
allen Teilen der Gesellschaft in erheblichem Maße<br />
verbreitet ist.<br />
Wie demokratiefähig ist also die Bundesrepublik<br />
Deutschland im Jahr 2012 unter den Bedingungen<br />
anhaltender sozialer und politischer Deprivation?<br />
In welchen Formen findet politisches Engagement<br />
statt? Beeinflusst ein Migrationshintergrund das<br />
gesellschaftliche Partizipationsverhalten? Wie wirken<br />
sich Kontrollverlust der Politik und Bedrohungsgefühle<br />
in Zeiten von Entsolidarisierung,<br />
Finanzkrisen und vielfältigen gesellschaftlichen<br />
Umbrüchen aus? Welche Rolle spielt Bildung für<br />
den <strong>Gr</strong>ad rechtsextremen Denkens? Inwieweit verstärken<br />
Phänomene der Moderne – wie Beschleunigung<br />
und Ungewissheit – die Entfremdung von der<br />
Demokratie?<br />
Mit der aktuellen Studie liegt – erneut auf Basis<br />
repräsentativer bundesweiter Erhebungen – ein<br />
Barometer antidemokratischer Einstellungen vor.<br />
Im Gegensatz zu den früheren »Mitte-Studien«<br />
wurde bei der Auswertung erfasst, ob die Befragten<br />
einen Migrationshintergrund haben oder nicht.<br />
Erstmals in einer Studie dieser Reihe wurden<br />
sowohl primärer als auch sekundärer Antisemitismus<br />
differenziert nach verschiedenen Bevölkerungsgruppen<br />
ermittelt. Im Hinblick auf die<br />
Haltung zum Islam wiederum wird zwischen<br />
sachlicher Islamkritik und rassistischer Islamfeindlichkeit<br />
unterschieden. Neben der Interpretation der<br />
Zahlen und der Ursachenanalyse werden auch Konsequenzen<br />
und Handlungsfelder diskutiert, die sich<br />
aus den empirischen Befunden ableiten lassen.<br />
Und Handeln auf allen Ebenen – ob in der politischen<br />
Bildungsarbeit, in Medien, Zivilgesellschaft<br />
und demokratischen Parteien – ist dringend geboten,<br />
denn die Zustimmung, die rechtsextreme<br />
Aussagen in der deutschen Bevölkerung finden, ist<br />
in vielerlei Hinsicht beunruhigend.<br />
Gegenüber der vorangegangenen Studie »Die Mitte<br />
in der Krise« aus dem Jahr 2010 ist in Deutschland<br />
insgesamt der Prozentsatz derer, die über ein<br />
geschlossenes rechtsextremes Weltbild verfügen,<br />
von 8,2 auf 9 Prozent angestiegen. Die Ergebnisse<br />
der vorliegenden Studie zeigen, wie wichtig wissenschaftliche<br />
Analyse, Information und Sensibilisierung<br />
bleiben. Darüber hinaus sind neue Formen<br />
zivilgesellschaftlichen Engagements sowie schulischer<br />
und außerschulischer Vermittlung gefragt,<br />
um der Herausforderung Rechtsextremismus erfolgreich<br />
begegnen zu können.<br />
Für die Friedrich-Ebert-Stiftung wird die Auseinandersetzung<br />
mit diesem Problembereich auch weiterhin<br />
ein Arbeitsschwerpunkt sein. Der herzliche<br />
Dank des Herausgebers gilt an dieser Stelle vor<br />
allem dem Autorenteam sowie Dipl.-Math. Gabriele<br />
Schmutzer, in deren bewährter Zuständigkeit die<br />
Datenerhebungen lagen, und Diana Pätz M.A. für<br />
das Korrekturlesen. Ein besonderer Dank für gute<br />
Zusammenarbeit geht an die Kolleginnen und<br />
Kollegen des Verlages J.H.W. Dietz Nachf., Bonn,<br />
namentlich Hilde Holtkamp und Alexander Behrens<br />
Berlin, im Oktober 2012<br />
Dr. Ralf Melzer<br />
Leiter des Projekts »Gegen Rechtsextremismus«<br />
im Forum Berlin der Friedrich-Ebert-Stiftung"<br />
1 "Oliver Decker, Johannes Kiess, Elmar Brähler, DIE MITTE IM UMBRUCH – Rechtsextreme Einstellungen in<br />
Deutschland 2012, Unter Mitarbeit von Benjamin Schilling und Peter Ullrich, Herausgegeben für die Friedrich-<br />
Ebert-Stiftung von Ralf Melzer<br />
2 "Andreas Zick, Beate Küpper, Andreas Hövermann, Die Abwertung der Anderen. Eine europäische<br />
Zustandsbeschreibung zu Intoleranz, Vorurteilen und Diskriminierung, Berlin (Friedrich-Ebert-Stiftung) 2011 "<br />
"<br />
10
Reportage zum <strong>Fachtag</strong>: Regina König-Wittrin<br />
Die Reportage zum <strong>Fachtag</strong> von Frau König-Wittrin wurde am 1.2.2013 über ERF<br />
pop und ERF plus gesendet.<br />
Sie hat Originaltöne eingefangen und gibt einen guten Überblick über den <strong>Fachtag</strong>.<br />
Die Reportage kann gehört werden unter dem link:<br />
http://www.erf.de/radio/erf-pop/aktuell/5865-2076<br />
(Diese Reportage ist auch auf der Seite der <strong>Evangelischen</strong> Erwachsenenbildung<br />
<strong>Sa</strong>chsen verlinkt.)<br />
<strong>Fachtag</strong> Nächstenliebe – Polizei – Gesellschaft<br />
Vernetzt für eine starke Demokratie<br />
Ort: Rathaus <strong>Zwickau</strong> – 31. Januar 2013<br />
Aus den Arbeitsgruppen – Protokolle – Impulse<br />
Aus der Arbeitsgruppe 1<br />
Neonazismus und Sport - Rechte Aktivitäten erkennen – problembewusst handeln!<br />
Gesprächsleitung: <strong>Gr</strong>it Hanneforth, Kulturbüro <strong>Sa</strong>chsen e.V.<br />
Experten/innen: Nadine Haase, Landessportbund <strong>Sa</strong>chsen, Projektleiterin<br />
Christian Pfalz, Landessportbund <strong>Sa</strong>chsen, Demokratietrainer<br />
Protokoll: Nadine Haase, Landessportbund <strong>Sa</strong>chsen, Projektleiterin<br />
Angelika Ribler, Institut für SportMediation und Konflikt-<br />
Management<br />
Ablauf:<br />
I<br />
II<br />
III<br />
IV<br />
I<br />
Vorstellungsrunde mit Erwartungsabfrage<br />
Input durch die ExpertenInnen (per ppt)<br />
Diskussion<br />
Auswertung/Abschlussrunde<br />
Erwartungshaltungen der Teilnehmer/innen in drei Rubriken<br />
1. Wissen und Erfahrung<br />
• Prävention von Anfang an, wie geht das?<br />
• Mehr Wissen sammeln im WS<br />
• Wie erkenne ich Neonazis?<br />
• Einstellungen von jungen Menschen können in Gewalt münden – der<br />
Weg?<br />
• Von Erfahrungen anderer profitieren<br />
11
2. Austausch<br />
• Überregionaler Austausch der Polizei, andere Sichten und Perspektiven<br />
kennen lernen<br />
• Austausch zum Umgang mit verschiedenen politischen Intentionen<br />
3. Konkrete Themen und Fragen<br />
• Was kann der LSB den Kommunen raten zum Umgang mit Rassismus<br />
und Gewalt im Sport?<br />
• Nationale Fußballturniere bei mir im Ort, was kann ich tun?<br />
• Lösungen für Konfrontationen der Fans beim Fußball<br />
• Wie kommt der Nazi in den Sportverein, welche Präventionsstrategie<br />
wirkt?<br />
III<br />
Diskussion<br />
1. Die lebhafte Diskussion verlief entlang einzelner Vorfälle, die von den Teilnehmer/innen<br />
geschildert wurden. Hier wurde insbesondere die Frage „Ausschluss<br />
von Neonazis bei Sportveranstaltungen - Ja oder Nein?“ fokussiert.<br />
Wenngleich die Einschätzungen diesbezüglich differierten, war man sich doch<br />
darin einig, in den entsprechenden Situationen den Dialog zu suchen. Es wurden<br />
verschiedene Lösungsmöglichkeiten vorgestellt und besprochen (Sportbündnis<br />
gründen, <strong>Sa</strong>tzungen ergänzen, Vorgespräche führen, eindeutige Regelungen<br />
für die Veranstaltung vereinbaren,…).<br />
12
IV<br />
Auswertung/Abschlussrunde<br />
Ergebnisse:<br />
Aus der Arbeitsgruppe 2<br />
„Bunte Fenster zur Welt“<br />
Mit Bilderbüchern interkulturelles Lernen in Kita und <strong>Gr</strong>undschule fördern<br />
Gesprächsleitung: Dr. Monika Hähnel, Förderstudio Literatur e. V., Projekt „Vorlesen“<br />
Expertin: <strong>Sa</strong>skia Rudolph M.A., Kulturwissenschaftlerin und Texterin<br />
Protokoll: Karina Wild, Bündnis für Demokratie und Toleranz der<br />
<strong>Zwickau</strong>er Region<br />
Literatur:<br />
Brem, C.: Unsere Bilderbücher – Was sie alles können<br />
Kinderbuchfonds baobab: Fremde Welten – Verzeichnis empfehlenswerter Kinderund<br />
Jugendliteratur<br />
Rudolph, S.: Bunte Fenster zur Welt - Mit Bilderbüchern interkulturelles Lernen fördern<br />
Thiele, J.; Hohmeister, E.: Neue Impulse der Bilderbuchforschung<br />
13
Begrüßung und Eröffnung der Sitzung durch die Moderatorin<br />
Vorstellen der einzelnen TeilnehmerInnen (Arbeitsgebiete und Erwartungen)<br />
„Kinder stellen hohe Ansprüche. Sie sind die aufmerksamsten, wissbegierigsten,<br />
interessiertesten, einfühlsamsten, am schnellsten auffassenden<br />
und ganz allgemein kongenialsten Leser der Welt.“ (F. R. White, Kinderbuchautor)<br />
• Was gibt es für Bilderbücher, um andere Kulturen kennen zu lernen?<br />
- Erkenntnis: es gibt sehr unterschiedliche Bücher(-themen)<br />
o einheimische Verfasser<br />
o „Reisen“ durch andere Kulturen<br />
o Bücher aus „Phantasiewelten“<br />
o „Einblicke“ in andere Kulturen<br />
o Buntes Miteinander in der eigenen Kultur<br />
• Was ist „Kultur“?<br />
-‐ Erkenntnis: mannigfache Bedeutung des Begriffes „Kultur“<br />
o Wie ein Volk lebt<br />
o Was KEINE Wirtschaft ist<br />
o Das Leben allgemein<br />
o Lebenswelt<br />
• Was ist Interkulturalität?<br />
o „…jegliche Form von Begegnung mit Menschen oder Produkten aus<br />
anderen Kulturen…“ (Luchtenberg)<br />
• Was ist Interkulturelles Lernen?<br />
o Die Fähigkeit, eigenkulturelle Konzepte zu relativieren<br />
14
o Vermittlung zwischen Eigen- und Fremdkultur<br />
o Umsetzen in konkretes Kommunikationsverhalten<br />
o Fähigkeit zur Perspektivenübernahme/Empathie<br />
Wieviel wissen wir voneinander?<br />
Praxisbeispiel: Bei der Beschreibung des Tagesablaufs eines ausländischen<br />
Kindes in Deutschland durch eine Erzieherin wurde der gleiche Tagesablauf<br />
eines deutschen Kindes in Deutschland vorausgesetzt!<br />
• Wird zu wenig vorgelesen?<br />
o es fehlt die Zeit<br />
o es ist einfacher, einen Film oder ähnliches einzulegen<br />
o leider gibt es immer noch Analphabeten<br />
Prüfung von 4 ausgewählten Kinderbüchern anhand eines zur Verfügung gestellten<br />
Kriterienkataloges in 4 <strong>Gr</strong>uppen:<br />
„Welche Farbe hat die Freundschaft“, Ursel Scheffler<br />
„Das 99. Schaf“, Isabel Abedi<br />
„Wie ich Papa die Angst vor Fremden nahm“, Rafik Schami<br />
„Irgendwie anders“, Kathryn Cave<br />
Präsentation der 4 Kinderbücher durch die einzelnen <strong>Gr</strong>uppen<br />
Diskussion der verschiedenen „Sichtweisen“ der TeilnehmerInnen über diese Bücher<br />
„Kinder brauchen das Bilderbuch nicht, um sich mit den darin vermittelten Werten<br />
auseinanderzusetzen, aber solange Erwachsene das Bilderbuch brauchen, um mit<br />
Kindern in Kontakt und einen Austausch über das Leben zu treten, wird sich das Bilderbuch<br />
weiterentwickeln und Teil der Kinderkultur bleiben.“ (Fuhs)<br />
15
Wichtig! Gemeinsames Lesen und die „richtigen“ Bücher!<br />
„Auch ein deutsches Kind erlebt oft bei der Oma etwas anderes als bei den Eltern.<br />
Ähnliches gilt für den Umzug vom Land in die Stadt, oder für Kinder mit getrennten<br />
Eltern, die in verschiedenen Haushalten mit unterschiedlichen Normen leben. Diese<br />
Fähigkeit, sich in verschiedenen Welten zurechtzufinden, ist für Kinder und Erwachsene<br />
sehr wichtig.“ (Uli, 2005)<br />
Wichtig! Mit anderen in Kontakt treten!<br />
• Unsere wichtigste Erkenntnis:<br />
o niemand ist zu jung für diese Thematik<br />
o Stärkung des Impulses: Ich kann etwas machen!<br />
o Das schwierige Thema verträgt/braucht Humor<br />
o Keine Angst, vor keinem Thema: Reden hilft!<br />
o Bestärken des eigenen Mutes<br />
• Was heißt das für die weitere Arbeit in der Zukunft:<br />
o bei sich selbst anfangen<br />
o Umfang und Qualität von Kinderbüchern sichten (als Lesepaten o. ä.)<br />
o So früh wie möglich Erkenntnis umsetzen<br />
o Ermunterung, Erfahrenes aus Gespräch an Multiplikatoren weiterzugeben<br />
o Sprache als Mittel und Brücke<br />
• „Aha-Erlebnisse“ im Miteinander der <strong>Gr</strong>uppe:<br />
o Einzelne Bücher werden sehr unterschiedlich aufgenommen<br />
o Wir haben unsere verschiedenen Meinungen akzeptiert<br />
o Wir haben die Differenz zum kindlichen Erleben bedacht<br />
16
Aus der Arbeitsgruppe 3:<br />
Lernort Schule als Plattform für demokratische und antirassistische Bildungsarbeit<br />
Gesprächsleitung:<br />
Experte:<br />
Protokoll:<br />
Erwin Killat, Mitglied im Bündnis für Demokratie und Toleranz<br />
der <strong>Zwickau</strong>er Region<br />
Jörg Banitz, Schulsozialarbeiter<br />
Albrecht Engelmann<br />
Input - Thesen zur Diskussion<br />
Das System Schule basiert auf strukturierten Hierarchien, in denen Lernenden wie<br />
Lehrenden meist wenig Spielraum für eigene Interessen und Ideen eingeräumt wird.<br />
Soll das demokratische Bewusstsein von Kindern und Jugendlichen ausgebildet und<br />
gestärkt werden, bedarf es jedoch partizipativer Strukturen.<br />
Insbesondere der Schule als Ort der Bildung, Erziehung und Sozialisation aller Kinder<br />
und Jugendlichen kommt eine Schlüsselrolle zu. Sie muss den Blick für demokratisches<br />
und tolerantes Verhalten stärken und für die Gefahren aus rechtsextremen<br />
Entwicklungen sensibilisieren.<br />
Deshalb:<br />
1. Um Demokratie als Wert an sich zu erlernen und zu erfassen, muss es über<br />
Beispiele vorgelebt werden. Dieser Prozess braucht Zeit und langen Atem.<br />
17
2. Die Vermittlung demokratischer Werte erfolgt notwendigerweise zwischen autoritären<br />
und partnerschaftlichen Methoden. Sie hat keine Altersbeschränkung<br />
- sie muss von klein auf geübt werden und in jeder Schulform altersgerecht<br />
vermittelbar sein.<br />
3. Angesichts einer sich rasch verändernden Gesellschaft stehen LehrerInnen<br />
vor Situationen, die sie verunsichern. Gegenüber der vielerorts geübten Praxis<br />
Probleme unter den Teppich zu kehren oder zu verdrängen, müssen Methoden<br />
gefunden werden rechtsextremen und intoleranten Tendenzen souverän<br />
zu begegnen. Demokratievermittlung braucht professionelle Partner. Im Idealfall<br />
könnte in jeder Schule die Funktion einer/eines Demokratiebeauftragten<br />
vorgesehen werden.<br />
4. Dem kritischen Betrachter drängt sich der Verdacht auf, dass momentan die<br />
Schulen sich gegenüber der Gesellschaft verschließen und ihren Auftrag auf<br />
die reine Wissensvermittlung reduzieren (Pisa droht). Die gesellschaftlich Verantwortlichen<br />
(kommunale Verwaltung, Parteien und Institutionen) jedoch<br />
müssen darauf dringen, die Schulen als Lernort für Demokratie und Toleranz<br />
nicht zu vernachlässigen. Dafür sind von den sich verantwortlich Fühlenden<br />
entsprechende Angebote zu aktiver Mitwirkung zu unterbreiten. Demokratische<br />
Prozesse in der Schule brauchen viele Partner in einem partnerschaftlichen<br />
Netzwerk.<br />
5. Im täglichen Lehrbetrieb findet eine Überbelastung der Lehrenden statt. Trotzdem<br />
muss darauf bestanden werden, dass die Schulen ihren institutionellen<br />
Charakter verlieren und sich zu Zukunftswerkstätten entwickeln. Dazu müssen<br />
sich die Schulen in weit stärkeren Maß zum jeweiligen Sozialraum öffnen.<br />
18
Ergebnisprotokoll:<br />
19
Literatur:<br />
Burow, Olaf-Axel und Marina Neumann-Schönwetter (Hrsg.) 1995: Zukunftswerkstatt<br />
in<br />
Schule und Unterricht, Hamburg.<br />
ISBN-13: 978-3925836404<br />
Jungk, Robert/Norbert R. Müllert 1989: Zukunftswerkstätten. München.<br />
ISBN-13: 978-3453037434<br />
Koch, Gerd/Manke, Wilfried 1985: Zukunftswerkstätten - ihre Prinzipien und ihre Bedeutung<br />
für den Unterricht. In: SOWI, 14/4, S. 309-316<br />
http://www.fachportal-paedagogik.de/fis_bildung/suche/fis_set.html?FId=47310<br />
http://books.google.de/books?id=JqpyxH2FNTkC&pg=PA98&dq=14/4,+S.+309-<br />
316&hl=de&sa=X&ei=yU_cUKLSHM_Jsgad7oCoDA&ved=0CEQQ6wEwAA#v=onep<br />
age&q=14%2F4%2C%20S.%20309-316&f=false<br />
Kuhnt, Beate und Norbert R. Müllert 1996: Moderationsfibel Zukunftswerkstätten,<br />
Münster.<br />
ISBN-13: 978-3930830459<br />
Aus der Arbeitsgruppe 4<br />
Wie kommen wir zusammen? Vernetzung von Schule mit Polizei und anderen<br />
Gesprächsleitung: Sieglinde Eichert; Bündnis für Demokratie und Toleranz der<br />
<strong>Zwickau</strong>er Region<br />
Experte:<br />
Katja Braß; Opferberatung Leipzig<br />
Protokoll: Kathrin Wallrabe, Gleichstellungsbeauftragte der Ev.-Luth.<br />
Landeskirche <strong>Sa</strong>chsens<br />
Diese Arbeitsgruppe musste kurzfristig ausfallen. Die Teilnehmer verteilten<br />
sich auf andere Themenangebote.<br />
___________________________________________________________________<br />
Aus der Arbeitsgruppe 5<br />
Jugend und Demokratie - Wie kann das gelingen? Alternativen und Konzepte<br />
der offenen und mobilen Jugendarbeit<br />
Gesprächsleitung: Gundula Schubert, Koordinatorin Bündnis für Demokratie und<br />
Toleranz der <strong>Zwickau</strong>er Region<br />
Experten: Elfried Börner, Sozialdiakonische Kinder- und Jugendarbeit der<br />
Stadtmission <strong>Zwickau</strong>/Streetwork<br />
Danilo Starosta, „Werkstatt für Junge Demokratie“ (ein Projekt<br />
der Aktion Mensch im Kulturbüro <strong>Sa</strong>chsen e.V.)<br />
20
Protokoll:<br />
<strong>Sa</strong>muel Korb; FSJ Alter Gasometer <strong>Zwickau</strong> e.V.<br />
Zu Beginn Vorstellungsrunde der TeilnehmerInnen und Abfrage ihrer Erwartungen:<br />
Ideen für die eigene Arbeit aufgreifen, sich weiterbilden und informieren,<br />
sich über Erfahrungen austauschen und Anregungen erhalten, wie man die Jugendlichen<br />
aktiv an der Kultur beteiligen kann, praxisbezogene Tipps im Umgang mit rechten<br />
Jugendlichen und Impulse für den Bereich der Jugend- und Schularbeit.<br />
Input Expertenvorträge: (Originalbeiträge im Anhang der <strong>Dokumentation</strong>)<br />
Elfried Börner :<br />
Möglichkeiten eines respektvollen Miteinanders in unserer Gesellschaft, mögliche<br />
Konzepte in der Arbeit mit rechten und rechtsextrem agierenden jungen Menschen.<br />
Erlebnisse und <strong>Gr</strong>enzen - bezogen auf eigenen Arbeitsbereich, die Innenstadt von<br />
<strong>Zwickau</strong>. Daher ist das Referierte nur eine mögliche Handlungsstrategie, und nicht<br />
genereller Handlungsansatz.<br />
Darstellung der eigenen Arbeit mit linksalternativen Jugendlichen und der sozialpädagogischen<br />
Ansätze. Seit etwa anderthalb Jahren Arbeit mit einer <strong>Gr</strong>uppe linker<br />
Jugendlicher und Punks im Innenstadtgebiet mit Projektangeboten und Aktionen im<br />
Gemeinwesen und Einzelfallhilfen.<br />
• Unterschiede der sozialpädagogischen Ansätze mit beiden <strong>Gr</strong>uppen<br />
• Gemeinsamkeiten im Bereich der Einzelhilfen: im Vordergrund steht der<br />
Mensch, nicht die Ideologie.<br />
Erfahrungen beschreiben, wo ein Vermitteln zwischen unterschiedlichsten Jugendkulturen<br />
gelang, und wo undemokratische und rassistische Denkmuster durchbrochen<br />
werden konnten.<br />
21
Zur Arbeit auf der Straße: Streetwork aktiv im <strong>Zwickau</strong>er Innenstadtgebiet. Die<br />
Jüngsten sind i.d.R. nicht unter 10-12 Jahre, die meisten sind Teenager, oft in den<br />
<strong>Gr</strong>uppen auch Jugendliche bis 25.<br />
Jugendliche, die rechtsradikale Ansichten vertreten und sich entsprechend verhalten,<br />
ebenso junge Menschen, die ganz bewusst Alternativen dazu suchen. Beide <strong>Gr</strong>uppen<br />
machen insgesamt höchstens ein Fünftel aller Kontakte zu den Jugendlichen<br />
aus. Kontaktaufnahme durch Streetworker auf Basis echter Neugierde, wirklichem<br />
Interesse, und Lust dem anderen zu begegnen. <strong>Gr</strong>undhaltung: Begegnung auf einer<br />
Augenhöhe - mit viel Respekt .<br />
Zur Information, Diskussionsgrundlage und zur Abgrenzung des eigenen Ansatzes:<br />
‚Akzeptierende Jugendarbeit‘ mit Rechten<br />
Sozialarbeiterisches Konzept, von Prof. Franz Josef Krafeld (Uni Bremen) zu Beginn<br />
der 90er Jahre entwickelt. Angeknüpft an die, in den 80er Jahren mit Hooligans und<br />
Drogensüchtigen praktizierten Formen einer „aufsuchenden Streetwork“, mit „niedrigschwelligem<br />
Angebot“; Sozialarbeiter evtl. als Lobbyist dieser Randgruppe in der lokalen<br />
Politik. Unmittelbares Ziel war es, rechte Jugendliche von Gewaltanwendung<br />
und Straftaten abzuhalten. Mittelfristiges Ziel: Reintegration dieser jungen Menschen.<br />
Ansatz oftmals von der Vorstellung des „Modernisierungsverlierers“ geleitet. Junge<br />
Rechte, im Zuge gesellschaftlicher Umbrüche zu den Verlierern gezählt. Im rechten<br />
Umfeld dieses Konzept nicht unumstritten. Gefahr, der rechten Szene überhaupt erst<br />
Freiräume und eine Rekrutierungsbasis zu verschaffen, z.B. Übungsräume für Nazi-<br />
Kellerbands, rechte Skinheads bekommen Jugendzentrum, Sozialarbeiter erwirken<br />
qua Beruf für ihr Klientel mehr finanzielle Mittel von den zuständigen <strong>Gr</strong>emien.<br />
Gegen Ende der 90er Jahre Umdenken - akzeptierende Jugendarbeit mit rechtsextremen<br />
Jugendlichen abgeschafft. Streetworker, mit der Zielgruppe rechtsextremer<br />
Jugendlicher heute: Wird darauf geachtet, die Jugendlichen mit anderen demokratischen<br />
Positionen zu konfrontieren.<br />
Deutliche Abgrenzung: ‚Akzeptierende Jugendarbeit‘ definitiv NICHT unser Konzept<br />
Sozialarbeiterisches Konzept der ‚Akzeptierenden Jugendarbeit‘ veraltet und nicht<br />
zielführend. Nicht dieser Zielgruppe den Rücken zudrehen, sondern es kommt auf<br />
die Methode und den Kontext dieser Arbeit an.<br />
Eigener Ansatz - Prozess demokratischer Jugendarbeit.<br />
Unser sozialpädagogischen Ansatz: mit einer Kleingruppe intensiver zu arbeiten; zu<br />
allen <strong>Gr</strong>uppen Kontakte suchen, vermitteln Angebote von Sport bis Kreativ und Kultur.<br />
Besonders im Bereich der Einzelhilfen aktiv- stark durch zahlreiche Ressourcen<br />
und Kooperationspartner.<br />
Interventionen zeigten Wirkung, es entstanden vertrauensvolle Beziehungen in diesen<br />
Bereich. (Vgl.Jahresbericht an unseren Träger Stadtmission). Unsere Aufgabe<br />
sowohl in der Bearbeitung der individuellen Problemlagen als auch im Aufzeigen und<br />
22
Auseinandersetzen mit den demokratischen <strong>Gr</strong>undwerten unserer Gesellschaft.<br />
Streetworker als bekannte Ansprechpartner bei individuellen Problemen und im Projektbereich<br />
mit der <strong>Gr</strong>uppe. Möglichkeiten sinnvoller Freizeitbeschäftigung u.a. ein<br />
wöchentliches Fußballtraining. Begegnungen und Konfrontationen, die einen streitbaren<br />
demokratischen Dialog förderten und in Gang hielten. (Beispiel Fußballliga)<br />
Arbeit mit einer <strong>Gr</strong>uppe von rechtsorientierten und rechtsextremen Jugendlichen:<br />
Die <strong>Gr</strong>uppe erreichen, ein gemeinsames Ziel definieren – ständige Auseinandersetzung<br />
zu heißen Themen um eine demokratische Gesprächskultur zu entwickeln –<br />
durch Kontakte mit anderen Jugendkulturen und Denkweisen den eigenen Horizont<br />
öffnen und erweitern – schließlich den Ausstieg aus rechtsextremen Denkmustern<br />
finden. Dazu gehörte es, andere Menschen als gleichwertig zu respektieren und gleiche<br />
Rechte und Chancen anzuerkennen.<br />
Arbeit mit linksalternativen Jugendlichen.<br />
Begann 2011 zum Stadtfest im August. Einzelne Linke wurden von Neonazis am<br />
späten Abend attackiert und zusammengeschlagen. Es gab Verletzte. Gespräch mit<br />
den Punks und Alternativen wegen der fälligen Anzeige. So kamen wir zusammen<br />
mit der <strong>Gr</strong>uppe von Linksalternativen vor dem Rathaus. Thema und <strong>Gr</strong>uppe waren<br />
wichtig.<br />
Herbst 2011 zwischen verfeindeten Cliquen regelmäßige Straßengewalt. Niemals die<br />
ganzen Cliquen gegeneinander – immer betraf es einzelne. Arbeit mit beiden <strong>Gr</strong>uppen:<br />
Rechten und Linken.<br />
Mediationssitzung, aus jeder <strong>Gr</strong>uppe einige dabei, intensiver <strong>Gr</strong>uppenprozess<br />
Januar 2012 zusammensetzen mit 5 + 6 Leuten und Burgfrieden erstritten nach dem<br />
Motto: „Sich gegenseitig nicht mehr angreifen und beleidigen“.<br />
Sommer 2012 fiel die <strong>Gr</strong>uppe Rechter auseinander. Einzelne outeten sich anders –<br />
wollten als normale Jugendliche normal leben. Wichtige Rolle dabei: Aussteigerprogramm<br />
aus der rechtsextremen Szene. Im Miteinander mit den linksalternativen Jugendlichen<br />
ist danach viel Progressives passiert, z.B. Projekt „Lebenshütte – soziale<br />
Aktion gemeinsam gestalten“;<br />
Floßprojekt: zum großen Familienevent Zwikki-Faxx; eine gelungene Mal- und <strong>Gr</strong>affityaktion;<br />
am 1. und 2. Advent Handwerkermarkt; dort boten die Linksalternativen einen<br />
Bogenbau-Workshop, Hufeisenwerfen, Knüppelbrot und Lagerfeuer an. Ganz<br />
starkes Erlebnis: Zusammenarbeit zum Jugendhilfetag im Landkreis.<br />
Zusammenfassend<br />
Eigener Ansatz: <strong>Gr</strong>undsätzliche Methoden sozialer Arbeit mit Klein-<strong>Gr</strong>uppen und in<br />
der Einzelhilfe. Empowerment-Ansätze - Stärkung einer Persönlichkeit unter Nutzung<br />
der positiven Potentiale und Ressourcen. Wir ermutigen, übertragen Verantwortung<br />
und motivieren zu einer selbst bestimmten Weiterentwicklung und Lebensgestaltung.<br />
In weiten Teilen präventiv ausgerichtet. Themen: Zigaretten, Alkohol, Dro-<br />
23
gen, Kriminalität, Gewalt. Fragen demokratischer Jugendarbeit nicht nur mit rechtsextremen<br />
Jugendlichen, treffen auf unterschiedlichste Milieus und Denkweisen. Jugendliche,<br />
die ausgeprägtes Demokratieverständnis erkennen lassen, und andere<br />
mit diffusen oder antidemokratischen Denkmustern, Sprachgewohnheiten und Alltagshandeln.<br />
Offene und Mobile Jugendarbeit ist im Kern eine ganz eigene Sozialisationsinstanz<br />
für alle Kinder und Jugendlichen, die eine gelingende Kultur des Aufwachsens zum<br />
Ziel hat. Hier werden junge Menschen zu einem demokratischen und respektvollen<br />
Miteinander durch alltagstaugliche Angebote herangeführt. Das kann beim Fußball<br />
sein, im Kreativbereich, beim Streitgespräch oder zum internationalen Jugendaustausch.<br />
Fazit: Nicht die Sonderprogramme für kurze Zeit sind hier wirksam, sondern<br />
die kontinuierliche vertrauensvolle, aber auch kritische Begleitung während<br />
der heißen Jahre in der Jugendzeit.“<br />
Danilo Starosta:<br />
Seit 2001 beraten das Kulturbüro <strong>Sa</strong>chsen e.V. und seine Mobilen Beratungsteams<br />
im Freistaat <strong>Sa</strong>chsen lokale Vereine, Initiativen, Unternehmen, Kirchgemeinden<br />
sowie Kommunalpolitik und -verwaltung mit dem Ziel eine aktive und demokratische<br />
Zivilgesellschaft zu stärken. Im Leitbild des Kulturbüro <strong>Sa</strong>chsen e.V. wird dieser<br />
<strong>Gr</strong>undsatz als eine Arbeit für demokratische Kultur beschrieben.<br />
Umsetzung:<br />
Stärkung einer demokratischen Bürgergesellschaft - konkret die Schaffung einer politischen<br />
Kultur, ein nicht-diskriminierendes Klima, das dazu beiträgt, dass sich Menschen<br />
und <strong>Gr</strong>uppen unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht, Herkunft, Behinderung<br />
oder Alter gleichberechtigt in die Gesellschaft einbringen können. Wir gehen davon<br />
aus, dass durch einen wertschätzenden und nicht-diskriminierenden Umgang miteinander<br />
den unterschiedlichen Dimensionen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit,<br />
wie Rassismus, Chauvinismus, Antisemitismus, Homophobie, Sexismus, Abwertung<br />
von Menschen mit Behinderung u.a. präventiv begegnet werden kann. Bei der<br />
Entwicklung einer solchen demokratischen Kultur verstehen wir uns als Berater, Impulsgeber<br />
oder Begleiter, um die Menschen vor Ort darin zu befähigen diese Kultur<br />
selbst umzusetzen.<br />
Ausgangslage:<br />
Ein überwiegender Teil der ländlichen Regionen Ostdeutschlands stellen besondere<br />
Problemregionen bezüglich Defiziten in der Demokratieentwicklung und der Ablehnung<br />
einer offenen Gesellschaft dar. Anzeichen: hohe Zustimmungswerte zu fremdenfeindlichen<br />
und rassistischen Positionen sowie anderen Phänomenbereichen<br />
gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Diese Ungleichwertigkeitsvorstellungen<br />
gehen mit einer Ausgrenzung und Diskriminierung von benachteiligten <strong>Gr</strong>uppen einher.<br />
24
In den ländlichen Regionen Mangel an kultureller Vielfalt, der Diskriminierungen weiter<br />
Vorschub leisten kann. Beteiligungsmöglichkeiten für junge Menschen in demokratischen<br />
Prozessen sind unterentwickelt und wenig erprobt.<br />
Zwei Projektstandorte: Burgstädt und Limbach-Oberfrohna.<br />
Vor Ort Arbeit mit dort wohnhaften jungen Menschen, die in beiden westsächsischen<br />
Kleinstädten in der jüngeren Vergangenheit immer wieder von Angriffen auf ihr Leben<br />
und ihre Gesundheit durch in der nationalsozialistischen Bewegung organisierte<br />
Jugendliche bedroht wurden. Wiederholt Verletzungen von einzelnen und <strong>Sa</strong>chbeschädigungen<br />
von ihren Rückzugsorten. Die bundesweite Presse hat über die Situation<br />
in den Orten berichtet.<br />
Projekt "Werkstatt Junge Demokratie".<br />
Situation: fehlende Partizipationsmöglichkeiten und -räume bzw. deren fehlende Attraktivität<br />
für junge Menschen. Möglichkeiten und Formen gesellschaftlichen Engagements<br />
müssen ausgebaut und erweitert werden. Partizipation und Engagement im<br />
eigenen Lebensumfeld als <strong>Gr</strong>undvoraussetzung für eine wachsende Attraktivität des<br />
Lebensraums. Aktive Beteiligung und der Ausbau der Möglichkeiten politischer Mitbestimmung<br />
sind die <strong>Gr</strong>undlage weiterführender Demokratisierungsprozesse, wie<br />
auch nachhaltiger Einstellungsveränderungen auf individueller Ebene - Prävention<br />
und Intervention gegen menschenverachtende Einstellungen wie Rassismus, Antisemitismus,<br />
Abwertung von Menschen mit Behinderungen, usw.<br />
Verschärfung durch Folgen des demographischen Wandels und Abwanderung junger<br />
Menschen (Überalterung, Binnenwanderungsverluste, Geburtenrückgang besonders<br />
in ländlichen Region Ostdeutschlands. Nationalsozialistische Bewegung in diesem<br />
Landstrich verhältnismäßig stark, bietet Freizeitangebote sowie Identifikationsmuster<br />
für junge Menschen und ist in der Vergangenheit wiederholt durch Gewalt in<br />
Erscheinung getreten.<br />
Empowerment-Ansatz im Rahmen des Projektes "Werkstatt Junge Demokratie": Ziel<br />
ist, dass junge Menschen ihre Interessen eigenmächtig, selbstverantwortlich und<br />
selbstbestimmt vertreten und umsetzen können. Sie erhöhen damit nicht nur die<br />
Qualität ihres eigenen Lebensumfeldes, sondern werden auch von anderen Jugendlichen<br />
als attraktive Alternative zu den rechten Strukturen wahrgenommen. Wesentliche<br />
Inhalte des Projektes: Werteverhandlungen mit den jungen Menschen auf<br />
<strong>Gr</strong>undlage der Allgemeinen Menschenrechte; bewusst ressourcenorientierter Ansatz<br />
und nicht defizitär angelegt. Anwendung jugendspezifischer Methoden, wie etwa Fotostreifzüge,<br />
Zukunftswerkstätten, jugendkulturelle Workshops, Begegnungen, offene<br />
Gesprächsrunden. Im Mittelpunkt der Aktivitäten steht generell das <strong>Gr</strong>uppenlernen.<br />
Projekterfahrungen sollen nachvollziehbar und öffentlich zugänglich dokumentiert<br />
werden, um sie auf andere Orte übertragbar zu machen.<br />
Analysephase gemeinsam mit den jungen Menschen vor Ort.<br />
25
Kernphase des Projektes für das Projektteam:<br />
Aufgaben des Empowerments und des Managements zur Umsetzung von konkreten<br />
Vorhaben und Projekten der jungen Menschen an den beiden Projektstandorten.<br />
Know-How-Empfehlungen und Netzwerksuche, sowie die hauptsächliche Moderation<br />
unterschiedlicher Interessenlagen innerhalb der <strong>Gr</strong>uppen der jungen Menschen und<br />
der mit ihnen kommunizierenden Erwachsenen.<br />
Erarbeitung und Präsentation einer Abschlussdokumentation „Werkstatt Junge Demokratie“,<br />
multiplikationsfähiges Know-How und erprobtes methodisches Handeln<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
In den Kleinstädten Burgstädt (Landkreis <strong>Zwickau</strong>) und Limbach-Oberfrohna (Landkreis<br />
Chemnitz) ist es Absicht des Projektes "Werkstatt Junge Demokratie" eine Partizipation<br />
der jungen Menschen an kommunalen Entscheidungsprozessen zu erreichen.<br />
Ziel ist, dass sie ihre Interessen eigenmächtig, selbstverantwortlich und selbstbestimmt<br />
vertreten und umsetzen können.<br />
"Werkstatt Junge Demokratie" soll junge Menschen befähigen eigene Interessen und<br />
Belange (politischer, bildender und subkultureller Natur) zu formulieren und diese in<br />
selbstkonzipierten Jugendprojekten und Aktionsformen umzusetzen um die regionale<br />
Jugendkultur zu bereichern. Das Projekt begann am 01.01.2012 mit einer Laufzeit<br />
von 3 Jahren und endet am 31.12.2014.“<br />
Diskussionsrunde<br />
Frage, wie mit rechten Jugendlichen momentan gearbeitet wird, wenn man es nicht<br />
mehr als „akzeptierende Jugendarbeit“ bezeichnet.<br />
Expertenantwort: Akzeptanz bedeutet nicht, dass man die Rechten unterstützt. Die<br />
momentane Arbeit baut darauf auf, dass die rechten Jugendlichen nicht abgegrenzt<br />
werden und dass man mit ihnen ins Gespräch kommt. Denn aus Streitbarkeit kann<br />
man am ehesten Jugendliche zum Umdenken bewegen - was den Idealfall der Arbeit<br />
darstellt. Man setzt mittlerweile auf demokratische Jugendarbeit, das heißt auf das<br />
Auseinandersetzen mit verschiedenen Jugendgruppen. Man müsse ins Gespräch<br />
kommen und den Jugendlichen somit Reibefläche bieten. Wenn dies der Fall ist,<br />
dann kann man auch sicherer sein, dass von rechten <strong>Gr</strong>uppen keine so große Gefahr<br />
mehr auf andere ausgeht.<br />
Rassistische Äußerungen und Konzepte sind nicht verhandelbar und akzeptierbar.<br />
Frage, wie man reagieren soll, wenn Jugendliche den Hitlergruß zeigen.<br />
Expertenantwort: solch eine Aktion nicht ignorieren und wegschauen, sondern auf<br />
die Personen zugehen und Feedback geben. Man muss ihnen immer wieder deutlich<br />
machen, dass es falsch ist, wenn sie so etwas tun und dass es strafbar ist.<br />
Wie muss man mit Extremismus umgehen, auch mit Extremen der linken Seite?.<br />
Expertenantwort: Man muss versuchen, sie zu entradikalisieren und ihnen Methoden<br />
anbieten und zeigen. Man sollte den Jugendlichen „Reibefläche“ bieten und somit<br />
Platz für Diskussionen schaffen, die Beweggründe der Jugendlichen hinterfragen, um<br />
26
erst einmal den Hintergrund ihrer Taten und Einstellungen zu verstehen. Der einfache<br />
Faktor der Tageslaune ist oft ausschlaggebend. In jedem Falle müsse man pädagogisch,<br />
lehrend und souverän bleiben, bei jedem Gespräch und jeder Aktivität.<br />
Selbst Vorbild sein und bleiben – Authentizität!<br />
Experten - Tipps für die Arbeit mit rechten und extremen Jugendlichen:<br />
• Kritisch bleiben, wenn man mit rechten Jugendlichen arbeitet.<br />
• Stets den eigenen Blick und die eigene Meinung bewahren.<br />
• Aufmerksames Zuhören und Ernstnehmen der Jugendlichen ist wichtig, besonders<br />
wenn es um schwierige und unangenehme Themen geht.<br />
• Mut zur Ehrlichkeit – sehr wichtig!<br />
• Pädagogische Kräfte, wie zum Beispiel Lehrer, Trainer und <strong>Gr</strong>uppenleiter besser für<br />
das Thema Rechtsextremismus sensibilisieren.<br />
• Zivilgesellschaftlich etwas tun gegen Rechtsextremismus – anstatt zu glauben, dass<br />
nur durch parteipolitische Beschlüsse etwas erreicht werden kann.<br />
Fazit:<br />
Die Gesellschaft muss in der Lage sein, den Jugendlichen Vorbilder bereitzustellen,<br />
um sie so auf einen guten Weg zu bringen. Besonders auf die Einhaltung und Respektierung<br />
der Menschenrechte muss geachtet werden, da die Missachtung dieser<br />
Rechte den Extremismus als solchen ausmacht. Wenn man sich danach richtet, was<br />
anderen gut tut – und dies auch den Jugendlichen vermitteln kann - dann ist man auf<br />
einem guten Weg.<br />
Arbeitsgruppe 5 – Jugend und Demokratie – Wie kann das gelingen?<br />
Arbeitsgruppe 5<br />
1 Unsere wichtigste Erkenntnis<br />
Erst zuhören, bevor man vorgefertigte Meinungen äußert!<br />
2. Was heißt das für die weitere Arbeit in der Zukunft?<br />
Klären, was tolerierbar ist → Toleranz und <strong>Gr</strong>enzen<br />
3. „Aha-Erlebnisse“ im Miteinander der <strong>Gr</strong>uppe<br />
In einem Schutzraum zusammen Workshop – kann auch heterogene <strong>Gr</strong>uppen zueinander<br />
bringen<br />
27
Aus der Arbeitsgruppe 6:<br />
Christinnen und Christen mischen sich ein? Kirche als „zivilgesellschaftliche<br />
Akteurin“<br />
Gesprächsleitung: Kathrin Wallrabe, Gleichstellungsbeauftragte der Ev.-Luth.<br />
Landeskirche <strong>Sa</strong>chsens<br />
Experte:<br />
Matthias Bartsch, Superintendent, Runder Tisch Plauen;<br />
Expertin: Susanne Hartzsch-Trauer, Mitglied des Interkulturellen<br />
Arbeitskreises <strong>Zwickau</strong><br />
Protokoll: Karla <strong>Gr</strong>oschwitz, AG Kirche für Demokratie gegen<br />
Rechtsextremismus<br />
__________________________________________________________________<br />
In der Vorstellungsrunde nannten die Teilnehmenden Beweggründe für AG-Wahl.<br />
Die Teilnehmenden kamen aus der Römisch-Katholischen und der <strong>Evangelischen</strong><br />
Kirche, Diakonie, Caritas und dem Landratsamt Vogtlandkreis.<br />
Experten als Vertreter für haupt- und ehrenamtliches Engagement in der Kirche waren:<br />
Superintendent Bartsch und Susanne Hartzsch-Trauer<br />
Susanne Hartsch-Trauer<br />
Erste Bezüge sich politisch zu engagieren, ergaben sich für sie durch den Konziliaren<br />
Prozess. Dieser ist für sie klarer Auftrag zu konkretem Handeln in konkreter regionaler<br />
Situation. Susanne Hartzsch-Trauer ist Mitbegründerin des Mütterzentrums in<br />
<strong>Zwickau</strong> (MÜTZE) und arbeitet seit vielen Jahren im <strong>Zwickau</strong>er Bündnis für Toleranz<br />
und Demokratie mit.<br />
Ein weiteres Projekt ist der BROTKORB des Mütterzentrums - Kirchgemeinden werden<br />
um Lebensmittel gebeten, um gemeinsam mit Familien in Armutslagen im MÜT-<br />
ZE zu kochen. Die Familien sind verantwortlich einbezogen, holen die Lebensmittel<br />
ab und haben so auch Kontakt zu den Gemeinden.<br />
Im Bereich Rechtsextremismus ist es Susanne Hartsch-Trauer wichtig, überall dort<br />
wo Menschen ausgegrenzt werden, etwas gegen Ausgrenzung zu tun. „Ich gebe<br />
mich zu erkennen und tue etwas gegen Ausgrenzung!“ Dass jugendliche Asylsuchende<br />
zum Nichtstun „verurteilt“ sind, ist ein Thema, welches Susanne Hartsch-<br />
Trauer im Interkulturellen Arbeitskreis als Vertreterin des MÜTZE einbringt.<br />
Superintendent (Sup.) Bartsch<br />
Engagiert sich aktiv erst seit gut einem Jahr gegen Rechtsextremismus. Er rief am<br />
27.02.2012 den Runden Tisch in Plauen ein. Auslöser dafür waren Erfahrungen vom<br />
April 2011, als zum Gedenktag der Bombardierung Plauens die Rechten zu einem<br />
Trauermarsch aufriefen. Probleme der unterschiedlichen Parteien im Stadtrat miteinander<br />
wurden damals ausgetragen und hinderten daran gemeinsam gegen Rechts<br />
aufzutreten.<br />
28
Aus der Erkenntnis, dass es ist nicht effektiv ist, Kräfte zu verschleißen, lud Sup.<br />
Bartsch 2012 alle Aktiven gegen Rechts zum Runden Tisch in Plauen ein. Diese Einladung<br />
wurde mit großer Resonanz von Parteien, Gewerkschaft, Landratsamt, Stadt,<br />
Bündnis Plauen Nazifrei u.a. angenommen.<br />
„Runder Tisch - für Demokratie, Toleranz und Zivilcourage“ (RT) steht auch dafür<br />
aktiv zu werden. Drei Aktionen wurden seither vom RT verantwortet:<br />
• Proteste und Menschenkette gegen den sogenannten „Trauermarsch“ der<br />
Rechten am 10. April 2012<br />
• Proteste und Menschenkette gegen den geplanten Parteitag der NPD 2012 in<br />
Plauen<br />
• Proteste, Menschenkette und Kerzenwache am Asylbewerberheim anlässlich<br />
der <strong>Sa</strong>chsentour der NPD im Herbst 2012.<br />
Erfahrungen:<br />
• Leitung des Runden Tisches in Plauen generell durch die Kirche - Parteidifferenzen<br />
treten so in den Hintergrund<br />
• Bereitschaft zur Mitarbeit ist dann am höchsten, wenn „Gefahr“ droht<br />
• Tagesgeschäft ist schwieriger<br />
• Am beständigsten bei der Mitarbeit sind die „roten Brüder“<br />
• Beteiligung der Kirchgemeinden ist ausreichend, mehr würde auch nicht schaden<br />
• Einige Pfarrer arbeiten regelmäßig mit - andere stöhnen „noch ein <strong>Gr</strong>emium?“<br />
Die schönste und wichtigste Erfahrung für Superintendent Bartsch:<br />
„Vertrauen ist gewachsen. Ich arbeite mit Menschen zusammen, mit denen ich sonst<br />
nie gearbeitet hätte. Das ist eine gute Basis für die Weiterarbeit!“<br />
Fazit:<br />
Kirche will Frieden stiften. Das kann sie aus neutraler Sicht, weil sie an den Auseinandersetzungen<br />
im Stadtrat nicht beteiligt ist.<br />
29
Suchet der Stadt Bestes: Nächstenliebe üben und das Evangelium verkünden in einer<br />
Welt wie sie ist!<br />
Christen leben in dieser Welt und tragen Verantwortung für diese Welt!<br />
Impulsfrage Gesprächsleitung: Kirche mischt sich ein? Wie haben Sie die Studie<br />
aufgenommen?<br />
Die Anwesenden konnten der Aussage der Studie zustimmen, dass auch in den<br />
Kirchgemeinden menschenfeindliches, rechtsextremes, antisemitisches und rassistisches<br />
Gedankengut seinen Platz hat. Kirchgemeinden sind Teil der Gesellschaft.<br />
Anstelle der Stammtische sind Geburtstagsrunden und Veranstaltungspausen die<br />
Orte an welchen Ausländerfeindlichkeit und Chauvinismus offen geäußert wird.<br />
Es mag sein, dass Gemeinden in größeren Städten offener sind. Aber es gibt auch<br />
die Erfahrung, dass Gemeinden in sich geschlossen agieren, „ihren eigenen Kaffee<br />
trinken“, Arroganz und Intoleranz herrscht.<br />
Das wird nicht nur bei evangelischen Gemeinden beobachtet, auch katholische Teilnehmende<br />
wussten von latenter Ausländerfeindlichkeit und Chauvinismus zu berichten.<br />
Dies sei gefährlicher als offener Rechtsextremismus. Durch Pfarrer werde der<br />
Wunsch nach Auseinandersetzung mit dem Thema in den Gemeinden oft abgeblockt.<br />
Kleinarbeit muss geleistet werden, die oft sehr anstrengend ist. Das ist nicht<br />
nur ein Problem des Ostens, sondern auch im Westen Deutschlands.<br />
Impulsfrage Gesprächsleitung: Wo kann ich anpacken?<br />
Ausländer kennenlernen, sie besuchen! Es müsse selbstverständlich sein sich einzumischen.<br />
Die Organisationen, so eine Teilnehmerin, müssen für Personalkapazität<br />
sorgen!<br />
Ein Problem sieht Sup. Bartsch darin, dass die Kirchgemeinden (KG) nur 10% ihrer<br />
Mitglieder erreichen. Oft stehen dann noch organisatorische Probleme im Weg – z.B.<br />
die interkulturelle Woche – einer Gemeinde übertragen? Welche Widerstände gibt es<br />
dabei?<br />
Mitarbeitende der KG wollen sich um „das Eigentliche“ kümmern – nehmen nicht<br />
wahr, was zum „Eigentlichen“ alles dazu gehört und unterstützen infolgedessen Initiativen<br />
nicht oder kaum.<br />
Die Institutionen / KG können und sollen ihre Türen öffnen für das Engagement ihrer<br />
Gemeindeglieder. Die Gemeinden, Mitarbeitenden und Pfarrer sollen nicht alles<br />
selbst tun. Aber sie sollen wahrnehmen und wertschätzen, wenn sich jemand engagiert<br />
– kurz unterstützen! Die neue Generation will eine Gemeinde auf Augenhöhe –<br />
nicht den „Führer“, „Hirten“ „Ich will unterstützt werden, aber es selber tun!“<br />
„Hindert uns die Traditionskirche uns gesellschaftlich einzubringen?“ stand als Frage<br />
im Raum.<br />
WIR haben das Ziel und die Aufgabe zu bestimmen, aus unserem Glauben heraus!<br />
Die Arbeit von Kirch- und Ortsgemeinden gegen Rechtsextremismus, mit all seinen<br />
Schattierungen, muss verbunden werden! Kirch- und Ortsgemeinden müssen sich<br />
besser vernetzen und konzeptionell denken und handeln.<br />
30
Die wichtigsten Ergebnisse:<br />
31
Aus der Arbeitsgruppe 7:<br />
Der Verdacht des Verdachts - Racial Profiling und die Rolle von ethnischer<br />
Herkunft und Hautfarbe in der Polizeiarbeit<br />
Gesprächsleitung: Daniel Bartel, Antidiskriminierungsbüro <strong>Sa</strong>chsen e.V.<br />
Experte: Andrè Konze, Polizeikommissar und derzeit der Leiter Geschäftstelle<br />
der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster,<br />
NRW<br />
Protokoll: Betty Papst, Antidiskriminierungsbüro <strong>Sa</strong>chsen e.V.<br />
___________________________________________________________________<br />
Input<br />
• Menschenrechte sind nicht beliebig, keine Meinungssache, sondern konkret in<br />
UN-Konvention festgeschrieben<br />
o Verletzungen der Menschenrechte können nur durch den Staat begangen<br />
werden, nicht durch Privatpersonen<br />
• Unterscheidung zwischen<br />
o einschränkbaren Menschenrechten, z.B. Recht auf Freiheit<br />
(Einschränkung durch die Justiz), Recht auf Leben<br />
o uneinschränkbaren MR, z.B. Gleichheitsgebot > unbedingte Verpflichtung<br />
des Staates, Folter unter keinen Bedingungen zulässig, Menschenwürde<br />
unter bestimmten Bedingungen verletzt das Töten nicht die Menschenwürde<br />
• Polizeiarbeit unter dem Gebot der Verhältnismäßigkeit<br />
• 2 Varianten der Polizeiarbeit:<br />
o Straftaten verfolgen<br />
o Gefahren abwehren<br />
• Aktivitäten bei einer gesetzlich abgesicherten Festnahme: legitime Einschränkung<br />
der Menschenrechte, aber keine Verletzung der MR<br />
• Ermächtigungsgrundlage (gesetzliche <strong>Gr</strong>undlage) für Datenerhebung und<br />
Speicherung<br />
• Rasterfahndung: Erstellen von Profilen, anhand derer gefahndet wird<br />
o Besonderheit: Verdächtigt werden Personen aufgrund eigentlich völlig<br />
legalen Verhaltens (z.B. Moscheebesuch, Kontakte zu bestimmten<br />
anderen Personen, Herkunft...)<br />
o nach 9/11 hat sich kein einziger Verdacht aus der folgenden<br />
Rasterfahndung bestätigt<br />
32
Beispiel für Rasterfahndung:<br />
Kontrolle eines Schwarzen Deutschen im Zug > das Oberverwaltungsgericht in<br />
Koblenz beschied, dass Personenkontrollen nicht allein aufgrund von Hautfarbe oder<br />
der vermeintlichen Herkunft gemacht werden dürfen.<br />
Debatte<br />
• Thesen aus Perspektive der Polizei: Profiling ist erfolgreich und aus<br />
ökonomischen <strong>Gr</strong>ünden auch nötig (> es können nicht alle kontrolliert werden)<br />
verdachtsunabhängige Personenkontrollen an bestimmten "Brennpunkten"<br />
Erfahrungswerte (Alter und Aussehen bereits festgenommener Personen)<br />
begründen die Logik der Vorgehensweise<br />
• Anspruch, professionell zu arbeiten, aber Persönliches (wenn man z.B. selbst<br />
Kinder hat) aus Polizeiarbeit nicht immer auszublenden<br />
• polizeiliches Handeln braucht Rechtsgrundlage > Entscheidung über<br />
Einschränkung der Menschenwürde nicht im Ermessen des/der Einzelnen<br />
• Gegenthesen: bevorzugte Kontrollen an bestimmten Orten und von bestimmten<br />
Menschen bringt tendenziöse Statistik hervor<br />
polizeiliches Verhalten bestätigt Verdachtsmomente ("wer kontrolliert wird,<br />
wird schon was ausgefressen haben")<br />
• gängige Praxis: "verdachtsunabhängige" Polizeikontrollen allein aufgrund der<br />
Hautfarbe, z.B. im Zug oder auf Bahnhöfen > Anfangsverdacht eigentlich schon<br />
da, nämlich aufgrund der Hautfarbe<br />
• sehr verschiedenes Erfahrungswissen: von Racial Profiling Betroffene<br />
(Menschen, die nicht "deutsch" aussehen) und Nichtbetroffene (weiße<br />
Mehrheitsdeutsche)<br />
• Betroffene entwickeln Strategien, mit Racial Profiling umzugehen, z.B. früher zum<br />
Bahnhof zu fahren und nicht zum Zug zu rennen<br />
• beobachtetes Racial Profiling führt zu Verschärfung rassistischer Urteile in der<br />
Gesamtbevölkerung > "der/die wird schon nicht umsonst kontrolliert"<br />
• Frage nach der Verhältnismäßigkeit: pauschale Kriminalisierung einer großen<br />
<strong>Gr</strong>uppe von Menschen (die nicht "deutsch" aussehen), mit fragwürdigem<br />
Fahndungserfolg<br />
Verfolgen einer Ordnungswidrigkeit (im Fall von z.B.<br />
Residenzpflichtverletzung)<br />
die eigentlichen Drahtzieher krimineller Handlungen, wie z.B. im<br />
Drogenhandel werden nicht durch Personenkontrollen entdeckt.<br />
• Frage nach der Rechtmäßigkeit von Racial Profiling an bestimmten Orten:<br />
o was wird damit angerichtet bei den Betroffenen und denen, die<br />
beobachten?<br />
33
o Effektivität?<br />
o Verhältnismäßigkeit?<br />
• das Profil "migrantisches Äußeres" ist nicht mehr zeitgemäß > viele Menschen,<br />
die nicht "deutsch" aussehen, sind deutsche Staatsbürger/innen > die<br />
Gesellschaft im Wandel<br />
• These aus polizeilicher Sicht: Polizeibeamte werden vor Gericht schärfer beurteilt<br />
• aber: Klage Betroffener gegen Racial Profiling sehr schwierig<br />
• aus polizeilicher Perspektive: in Gesamtbevölkerung Geringschätzung<br />
polizeilicher Arbeit<br />
• polizeiintern: Beurteilung der Leistung von Beamten über aufgeklärte Fälle,<br />
"erfolgreiche" Personenkontrollen > großer Erfolgsdruck auf dem/ der einzelnen<br />
Beamten<br />
Fazit:<br />
• Erfolg von Racial Profiling ist im Verhältnis zum Aufwand mager > die "dicken<br />
Fische" werden dadurch nicht gefasst<br />
• Racial Profiling ist ein systemimmanentes Problem > unter anderem eine Folge<br />
der Gesetze gegen illegale Einwanderung<br />
• Polizeikultur ("Korpsgeist") verhindert unter Umständen offenen Umgang mit dem<br />
Problem > Sensibilisierung der BeamtInnen nötig<br />
34
Literaturliste zu AG 7<br />
Der Verdacht des Verdachts - Racial Profiling und die Rolle von ethnischer Herkunft<br />
und Aussehen in der Polizeiarbeit<br />
Agentur der Europäischen Union für <strong>Gr</strong>undrechte - FRA (2010): Für eine effektivere<br />
Polizeiarbeit. Diskriminierendes „Ethnic Profiling“ erkennen und vermeiden: ein<br />
Handbuch.<br />
fra.europa.eu/sites/default/files/fra_uploads/1133-Guide-ethnic-profiling_DE.pdf<br />
Agentur der Europäischen Union für <strong>Gr</strong>undrechte - FRA (2010): Bericht der Reihe<br />
„Daten kurz gefasst“. Polizeikontrollen und Minderheiten<br />
fra.europa.eu/sites/default/files/fra_uploads/1132-EU-MIDIS-police_DE.pdf<br />
European Network Against Racism - ENAR (2009): Ethnisches Profiling. Fact Sheet<br />
40<br />
cms.horus.be/files/99935/MediaArchive/publications/ENAR-Fact%20sheet%20-<br />
%20german.pdf<br />
Deutscher Bundestag (2012): „Ethnic Profiling“ durch Angehörige der Bundespolizei<br />
im Zusammenhang mit verdachtsunabhängigen Kontrollen. Antwort der Bundesregierung<br />
auf eine Kleine Anfrage der Fraktion B90/<strong>Gr</strong>ün. Drucksache 17/10007<br />
dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/100/1710007.pdf<br />
Petition: Stoppt Racial Profiling<br />
www.openpetition.de/petition/online/stoppt-racial-profiling<br />
Herrnkind, Martin (2000): “Verdacht des Verdachtes”. Wirkungen und Nebenwirkungen<br />
“verdachtsunabhängiger” Personenkontrollen und der Schleierfahndung<br />
www.zag-berlin.de/antirassismus/archiv/pdf/zag35/40schleierfahndung3.pdf<br />
Amnesty International - ai (2009): Österreich: Opfer oder Verdächtige. Eine Frage<br />
der Hautfarbe<br />
www.amnesty.at/uploads/tx_amnesty/Rassismusbericht_DE_lowres.pdf<br />
Publikationen nur auf Englisch<br />
European Commission against Racism and Intolerance - ECRI (2007): General Policy<br />
Recommendation 11: On Combating Racism and Racial Discriminatio in Policing<br />
www.coe.int/t/dlapil/codexter/Source/ECRI_Recommendation_11_2007_EN.pdf<br />
Open Society Justice Initiative -OSI (2009): Ethnic Profiling in the European Union:<br />
Pervasive, Ineffective, and Discriminatory<br />
www.opensocietyfoundations.org/sites/default/files/profiling_20090526.pdf<br />
36
Open Society Justice Initiative - OSI (2007): Ethnic Profiling in Europe: Counter-<br />
Terrorism Activities and the Creation of Suspect Communities<br />
ejp.icj.org/IMG/OSIsubmissionJune2007.pdf<br />
Die Arbeitsgruppen 8 und 9 wurden aufgrund der Teilnehmerzahlen und der<br />
thematischen Nähe zusammengelegt.<br />
Arbeitsgruppe 8:<br />
„Stadt – Land – Fluss“ oder Engagement?<br />
Engagement gegen (Neo)Nazi-Strukturen und für eine demokratische Gesellschaft<br />
in sächsischen Regionen.<br />
Gesprächsleitung:<br />
Experten/inneninnen:<br />
Protokoll:<br />
Franz Hammer, Kulturbüro <strong>Sa</strong>chsen e.V.<br />
Iris Raether-Lordieck, Buntes Bürgerforum Limbach<br />
Oberfrohna<br />
Kathrin Gehres-Kobe, Stadträtin Wurzen<br />
Daniel Geist, Roter Baum <strong>Zwickau</strong> e.V.<br />
Andrea Hübler, RAA <strong>Sa</strong>chsen, Opferberatung<br />
Arbeitsgruppe 9:<br />
„Auf die ist wenigstens Verlass“? Was kann getan werden, wenn (Neo)Nazis in<br />
bürgerschaftlichen Strukturen aktiv sind?<br />
Gesprächsleitung:<br />
Experten:<br />
Protokoll:<br />
Andreas Näther, Riesaer, Sprungbrett e.V.<br />
Ronny Keitel, Riesaer Appell, Sprungbrett e.V.<br />
Stephan Bickhardt, Polizeiseelsorger in Leipzig<br />
Albrecht Engelmann, Diakonie <strong>Sa</strong>chsen/ Ausländerbeauftragter<br />
der Ev.-Luth. Landeskirche <strong>Sa</strong>chsens<br />
Protokoll AG 8/9:<br />
Andrea Hübler, RAA <strong>Sa</strong>chsen, Opferberatung<br />
1. Input Iris Raether-Lorndieck, Limbach-Oberfrohna<br />
Geschichte Bürgerbündnis:<br />
2008 Eröffnung Jugendklub Pol und soz. Bildungsvereinigung<br />
Alternativer Jugendverein wird zum Ziel rechter Angriffe und Anfeindungen<br />
2009 in neuem Haus geht es weiter.<br />
Eltern hatten Angst um ihre Kinder, die immer wieder angegriffen wurden.<br />
Elterninitiative gegründet, auf Stadt zugegangen → keine Bereitschaft zu Rundem<br />
Tisch.<br />
weiter NPD Aktivitäten ( Landesparteitag etc)<br />
Demonstration der Initiative, Einladung des Stadtrats und Bürgermeister - aber die<br />
wollen nicht.<br />
37
„Wir haben kein rechtes Problem in Limbach“ (Ende 2009)<br />
Resolution des Stadtrats gegen Extremismus, nicht gegen Rechts.<br />
Januar 2010 <strong>Gr</strong>ündung des Bunten Bürgerforums, ca. 30 Leute machen mit.<br />
Arbeit für Demokratie heißt Arbeit gegen Rechts und für die Alternativen Jugendlichen;<br />
Vermittlung zwischen Jugendlichen und Offiziellen der Stadt,<br />
dann gründete sich ein zweites Bürgerbündnis (anfangs gemeinsam mit der NPD).<br />
Nach Eklat und viel Presse wurden NPD und Die Linke ausgeschlossen.<br />
Bis heute zwei Bündnisse, die nebeneinander arbeiten; Linke auszuschließen nicht<br />
sinnvoll.<br />
Homepage Buntes Bürgerforum: http://buntesbuergerforum.de<br />
Veranstaltungen sind dort dokumentiert.<br />
Schwierigkeiten in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden (Freie Presse,<br />
Stadtblättchen etc.) → „Rückspiegel“ vierteljährliche Zeitschrift des Bunten Bürgerforums<br />
2010: Tol<strong>Sa</strong>x Landestreffen in Limbach<br />
November 2010 Brandanschlag auf Jugendklub<br />
neuerdings ein drittes Bündnis des guten Willens (Zusammenhalt durch Teilhabe,<br />
Stadt, Offizielle)<br />
Perspektive als Betroffene<br />
Sie kann sich als Mutter nicht mehr auf die Polizei verlassen, weil sie nicht gekommen<br />
ist, wenn es Angriffe gab; In Rechnung stellen von „Notrufmissbrauch“<br />
2010 polizeiliche Räumung des Vereinssitzes Dorotheenstraße mit vorgehaltener<br />
Waffe.<br />
Eltern werden auch von den Rechten angegriffen, bedroht, mit Aufklebern am Haus,<br />
auf der Straße.<br />
Bürgerforum als „Selbsthilfegruppe“<br />
Was macht die Polizei?<br />
Polizei nimmt rechte Gewalt nicht ernst.<br />
Gleichsetzung rechte und linke Gewalt.<br />
Vorgehen gegen die Alternativen Jugendlichen; Bsp. Pfingstwochenende 2011<br />
linke Gewalt behauptet (Sprengstoff, Waffen); rechte Gewalt negiert<br />
Was macht die Kirche?<br />
Keine positiven Reaktionen auf die Arbeit gegen Rechts.<br />
Diskussion:<br />
informelle Kontakte sind wichtig für das gegenseitige Verständnis<br />
wichtig, dass Einzelne den Anstoß geben, Partner suchen ...<br />
2) Input Kathrin Gehres-Kobe,Wurzen<br />
selber Zeitraum, in dem die Nazis wieder vermehrt aktiv geworden sind; Volkstrauertag,<br />
Fackelmarsch<br />
Stadträtinnen sind aktiv geworden, 2010, Mütter gegen Rechts<br />
rekrutiert auf Limbach: drei Bündnisse Problem. Wegen Blick: wo rechts ist muss<br />
auch links das Problem sein; über Mitte hinwegtäuschen<br />
wollten in Wurzen Denkmal für Volkstrauertag nicht mehr, weil unpassend<br />
38
unte Vorschläge gegen Rechts; Denkmal sollte verwandelt werden, damit sich die<br />
Nazis davon nicht mehr angezogen fühlen → Initiative von CDU (Unterschriftensammlung)<br />
→ Problem der Mitte der Gesellschaft<br />
wenn man den Bürgermeister auf der Seite hat, hilft das viel; die Politik und Verwaltung<br />
muss aktiv werden; Bürger können das nicht alleine machen<br />
Diskussion<br />
Wie können die Rechten in die Mitte geholt werden? Nicht ausschließen<br />
Wichtig über die Inhalte zu reden; was sind die rechten Parolen und wer teilt diese?<br />
Damit muss sich auseinander gesetzt werden? Wie kann dagegen argumentiert werden?<br />
Abriss des Hauses als Reaktion von <strong>Zwickau</strong> sinnvoll oder lässt es <strong>Gr</strong>as über die<br />
<strong>Sa</strong>che wachsen? Es zwingt <strong>Zwickau</strong> zur Auseinandersetzung vs. Es entlässt <strong>Zwickau</strong><br />
aus der Verantwortung, weil nichts mehr zu sehen ist<br />
Wie kann Erinnerung aussehen, wie Gedenkorte?<br />
Erinnerung an die Opfer an den Tatorten. Auch Erinnerung an die Täter? Nein, führt<br />
zu Pilgerort. Ja, Auseinandersetzung mit den Tätern und ihren Strukturen wichtig.<br />
Input Ronny Keitel, Riesa<br />
Problemlage: Deutsche Stimme, Apfel, Schreiber<br />
Bürgerzusammenschluss und Vereine, die sich engagieren, sind wichtig<br />
ging in Riesa zuerst von Stadtratsebene aus; Respekt in Richtung Limbach-<br />
Oberfrohna (LO)<br />
Riesaer Appell gegründet, um gegen die Präsenz und Aktivitäten der Nazis aktiv zu<br />
werden<br />
breite Unterstützung auch von Ministerpräsident und großen Unternehmen, Vorbildwirkung<br />
im Rücken ist gut, um auf Bürger zuzugehen<br />
Straßenumbenennung hat Pilgerung gedreht – Gedenkveranstaltungen an der Geschwister<br />
Scholl Straße<br />
agieren statt reagieren<br />
selber präsent sein, kontinuierlich, eigene Akzente setzen<br />
inhaltliche Bürgerbildung (Was ist Rassismus, Antisemitismus etc.) und Weiterbildungen<br />
(Hausrecht, rechtliche Aspekte etc.)<br />
Input Daniel Geist <strong>Zwickau</strong><br />
alternativer Jugendverein, Schwerpunkt auf Jugendkultur, Roter Baum e.V.<br />
setzen sich für ein selbstverwaltetes Alternatives Jugendzentrum (AJZ) ein,<br />
hatten bisher keinen Platz für sich<br />
machen das United Colours (Fußball Turnier) auf dem Hauptmarkt, das If the kids<br />
are united (Konzert, Festival); wollten das Stay Rebel wie in LO machen, aber konnte<br />
nicht stattfinden<br />
wollen als Verein das Bild von sich als Alternative Jugendliche ändern, machen keinen<br />
Krawall, sondern sie wollen einen Platz für sich<br />
Gespräch zwischen Verein, Bürgern und Stadt sollte wieder aufgenommen werden<br />
mit dem Ziel Minimalkonsens zu finden und eine Kommunikationsbasis zu haben<br />
31.01.2013 – <strong>Zwickau</strong><br />
39
Unsere wichtigste Erkenntnis?<br />
Miteinander reden, auch über den eigenen Tellerrand.<br />
Das Problem ansprechen, benennen und nicht verschweigen.<br />
Auf Einzelne aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft kommt es an, als Initialzündung.<br />
Schlüsselpersonen, BürgermeisterIn mit ins Boot holen, Symbolik wichtig; Vorbildfunktion<br />
Was heißt das für die weitere Arbeit in der Zukunft?<br />
-agieren statt reagieren<br />
-am Bewusstsein arbeiten<br />
-sich Aufgaben stellen<br />
-Öffentlichkeit herstellen<br />
„Aha-Erlebnisse“ im Miteinander der <strong>Gr</strong>uppe?<br />
Warum hatten unsere Themen (Bürger-Engagement und Rechte in Vereinen) so wenig<br />
Zuspruch?<br />
Trotz unterschiedlicher Beteiligung immer wieder Gemeinsamkeiten gefunden<br />
40
Aus der Arbeitsgruppe 10:<br />
Wie können sich (Neo)Nazi- Strukturen entfalten und was kann dagegen getan<br />
werden?<br />
„Freie Kräfte“, NSU, (Neo)Nazi- Vertriebsszene und NPD am Beispiel von<br />
Chemnitz und <strong>Zwickau</strong><br />
Gesprächsleitung: Dr. Harald Lamprecht<br />
Beauftragter für Weltanschauungs- und Sektenfragen der<br />
Ev.-luth. Landeskirche <strong>Sa</strong>chsen<br />
Experten: Rene Hahn „Roter Baum e.V.“ <strong>Zwickau</strong><br />
Jens Paßlack, Kulturbüro <strong>Sa</strong>chsen e.V.<br />
Protokoll: Silke Maresch, Caritasverband für Dresden e.V.<br />
___________________________________________________________________<br />
Modell „Eisberg“<br />
NPD<br />
Sichtbarer Teil<br />
Freie Kräfte, lose Strukturen,<br />
<strong>Gr</strong>uppierung,<br />
Unsichtbarer<br />
Teil<br />
Subkultureller Bereich „Vertriebsszene“<br />
(Kleidung, CD’s, Konzerte)<br />
„Einstellungen“ in der Bevölkerung<br />
(siehe Studie Prof. Brähler)<br />
Die Unterstützerkultur anhand der NSU im Bereich Chemnitz / <strong>Zwickau</strong><br />
- NSU war nicht auf <strong>Zwickau</strong> begrenzt, sie benötigte eine Unterstützerkultur, die<br />
sie im Umfeld fand,<br />
Chemnitz:<br />
- Szeneläden (z.B. PC Records, Backstreetnoise,)<br />
- Unterstützer (Fussball, Tatoo-Shops)<br />
- <strong>Gr</strong>uppierungen (HooNaRa, NS-Boys)<br />
- Treffen / Feste: Szenekonzerte, “<strong>Sa</strong>chsentag”, “Fest der Völker”<br />
- Partei: NPD, JN<br />
41
Möglichkeiten<br />
- „So ungemütlich wie möglich machen!“. z.B. Vermieter hinterfragen, warum<br />
sie an solche Läden (z.B. Szeneläden) vermieten,<br />
- Kreativ sein (z.B. Riesa: Umbenennung einer Straße in Geschwister-Scholl-<br />
Straße)<br />
- Druck durch Öffentlichkeitsarbeit / Information<br />
- Humorvolle Auseinandersetzung mit dem Thema (z.B. „Storch Heinar“)<br />
- Betroffen / Opfer unterstützen, sich solidarisieren,<br />
- Aufkleber / Schmierereien sofort entfernen bzw., melden<br />
Wie können solche Einstellungen (Vortrag Prof. Brähler) entstehen?<br />
Mögliche Faktoren<br />
- DDR-Vorgeschichte „Wir sind alle Antifaschisten“ – man hinterfragt seine Einstellungen<br />
nicht,<br />
- Kürzungen in wichtigen Bereichen (z.B. Jugendarbeit, demokratische <strong>Gr</strong>uppierungen,<br />
Polizei) - Gefahr<br />
42
„Mutmachliederkiste“<br />
Information zum Projekt „Mutmachliederkiste“<br />
„Hier stehe ich und singe!“ frei nach dem berühmten Lutherwort<br />
Nach den Erfahrungen bei Mahnwachen zum Beispiel in Dresden im Februar diesen<br />
Jahres hat sich die ökumenische AG Kirche für Demokratie-gegen Rechtsextemismus<br />
in <strong>Sa</strong>chsen entschlossen, als Veranstalter und Träger das Projekt „Mutmachliederkiste“<br />
auf den Weg zu bringen.<br />
Kooperationspartner für dieses Projekt ist das Bündnis für Demokratie und Toleranz<br />
in der <strong>Zwickau</strong>er Region.<br />
Ziel des Mutmachlieder-Projektes ist es, eine thematische Auswahl an Liedern zu<br />
sammeln und zur Verfügung zu stellen. Lieder, die gemeinsam gesungen werden<br />
können, um Schweigen, Furcht, Unsicherheit, Gebrüll und Sprachlosigkeit zu überwinden<br />
- insbesondere bei Anlässen der zivilgesellschaftlichen Auseinandersetzung<br />
mit Menschenwürde verachtenden demokratiefeindlichen Aktionen und m-it rechtsextremen<br />
Aufmärschen.<br />
Da im Vorfeld durch eine Initiative und umfangreiche Recherchen bisher nur wenige<br />
geeignete Lieder zutage gefördert wurden, die für diesen Zweck geeignet sind, wurde<br />
im Rahmen des Projektes ein Liederwettbewerb ausgeschrieben.<br />
Der Wettbewerb ist in zwei Phasen geteilt:<br />
Die erste Liedersammel-Phase läuft bereits. Die Gewinnerlieder aus dem Online-<br />
Voting werden im Rahmen des <strong>Fachtag</strong>es der AG Kirche für Demokratie-gegen<br />
Rechtsextremismus am 31.Januar 2013 in <strong>Zwickau</strong> bekannt gegeben.<br />
Die zweite <strong>Sa</strong>mmelphase schließt sich daran an und wird zu einem späteren Zeitpunkt<br />
durch einen Jurypreis abgeschlossen.<br />
Eingeladen sind alle, die sich auf Liedersuche begeben wollen: Musiker und Texter,<br />
Schulen, verschiedenste Jugend-und Erwachsenengruppen.<br />
Alle Informationen zum Wettbewerb und den Rahmenbedingungen sind zu finden auf<br />
der Webseite www.mutmachliederkiste.de<br />
Das Projekt Mutmachliederkiste versteht sich auch als Beitrag im Rahmen der Lutherdekade<br />
zum 500. Reformationsjubiläum 2017 besonders im begonnenen Themenjahr<br />
2013: Reformation und Toleranz, das nach dem diesjährigen Reformationstag<br />
am 31. 0ktober begonnen hat: Mut zu machen, um für unsere Überzeugungen ein zu<br />
stehen.<br />
Bekanntgabe der Gewinnerlieder aus dem Online-Voting (Publikumspreis)<br />
im Rahmen des <strong>Fachtag</strong>es<br />
Stichtag für die Online-Bewertung der eingesandten Liedbeiträge war der 27. Januar<br />
2013. Um 18.00 Uhr wurde die erste <strong>Sa</strong>mmelphase innerhalb des Wettbewerbes zur<br />
Mutmachliederkiste abgeschlossen. Prämiert wurde das jeweils bestplatzierte Lied<br />
der Einreicher.<br />
43
Als Gewinner wurden im Rahmen des <strong>Fachtag</strong>es bekannt gegeben:<br />
1. Platz: Stefan Jänke „Wir zwei“<br />
2. Platz: Marcel Schneider „ Seht, die Rechten sind schon da<br />
3. Platz: Angela <strong>Gr</strong>übler „Wohl denen, die sich trauen“<br />
Innerhalb des <strong>Fachtag</strong>sprogrammes wurden die Teilnehmenden eingeladen, gemeinsam<br />
einige Lieder des ausgelegten Liedezettels aus der Mutmachliederkiste zu<br />
singen und das Kriterium leichte Singbarkeit als große <strong>Gr</strong>uppe selbst zu überprüfen.<br />
Wettbewerbsteil 2<br />
Gegenwärtig läuft die zweite <strong>Sa</strong>mmelphase des Wettbewerbs zur Mutmachliederkiste.<br />
Alle Interessierten sind herzlich zur Teilnahme eingeladen. Informationen zu Projekt<br />
und Wettbewerb unter : http://www.mutmachliederkiste.de<br />
Die Teilnehmenden am <strong>Fachtag</strong> waren herzlich eingeladen, als „Probelauf“ mit einer<br />
ersten <strong>Gr</strong>oßgruppe aus den ausgelegten Liedzetteln gemeinsam zu singen.<br />
44
Musikalischer Abschluss des <strong>Fachtag</strong>es mit Einladung der Öffentlichkeit<br />
VIOLA MANIGK und die BIG BAND des Landespolizeiorchesters <strong>Sa</strong>chsen<br />
Viola Manigk sprang für die<br />
kurzfristig erkrankte Jasmin <strong>Gr</strong>af<br />
ein.<br />
Sie war eine ausgezeichnete<br />
Vertreterin von Jasmin <strong>Gr</strong>af und<br />
und bescherte dem Publikum<br />
zusammen mit dem Landespolizeiorchester<br />
ein Musikerlebnis<br />
der besonderen Art.<br />
45
Programm<br />
Nächstenliebe - Polizei - Gesellschaft<br />
AG 9 „Auf die ist wenigstens Verlass“ ?<br />
Was kann getan werden, wenn (Neo)Nazis in<br />
bürgerschaftlichen Strukturen aktiv sind?<br />
Exp: Andreas Näther, Riesaer Appell, Sprungbrett e.V<br />
Exp: Ronny Keitel, Riesaer Appell, Sprungbrett e.V.<br />
GL: Johannes Neudeck, Beauftragter für Friedens- und<br />
Versöhnungsarbeit der Ev.-Luth. Landeskirche <strong>Sa</strong>chsens<br />
AG 10 Wie können sich (Neo)Nazi- Strukturen entfalten und<br />
was kann dagegen getan werden?<br />
„Freie Kräfte“, NSU, (Neo)Nazi- Vertriebsszene und<br />
NPD am Beispiel von Chemnitz und <strong>Zwickau</strong><br />
Exp: René Hahn, Roter Baum e.V. <strong>Zwickau</strong><br />
Exp. Jens Paßlack, Kulturbüro <strong>Sa</strong>chsen e.V.<br />
GL: Dr. Harald Lamprecht, Beauftragter für<br />
Weltanschauungs- und Sektenfragen der Ev.-Luth.<br />
Landeskirche <strong>Sa</strong>chsens<br />
15:45 Uhr: Pause<br />
16:00 Uhr: Ergebnispräsentation/Ausblick<br />
17:00 Uhr: Abschluss – Öffentliche Veranstaltung!<br />
Jasmin <strong>Gr</strong>af mit dem Polizeiorchester <strong>Sa</strong>chsen<br />
Eine Veranstaltung der<br />
AG Kirche für Demokratie<br />
gegen Rechtsextremismus<br />
in Kooperation mit<br />
Bistum Dresden-Meißen, Dekanat <strong>Zwickau</strong><br />
Bündnis für Demokratie und<br />
Toleranz der <strong>Zwickau</strong>er Region<br />
Kirchenbezirk <strong>Zwickau</strong><br />
Kulturbüro <strong>Sa</strong>chsen e.V. Dresden<br />
Polizei <strong>Sa</strong>chsen<br />
Projekt Vorlesen<br />
Stadt <strong>Zwickau</strong><br />
VERNETZT<br />
DEMOKRATIE<br />
FÜR EINE STARKE<br />
Sächsische Staatskanzlei<br />
UDO LINDENBERG „grüßt die Teilnehmenden des<br />
<strong>Fachtag</strong>es: toll was ihr da macht . leider bin ich anfg. des<br />
jahres fuer laengere zeit in usa. toi toi toi - solidarische<br />
gruesse nach zwickau. rock gegen rechts , jaaaaaaaaa !!!!!!!<br />
voll power - euer udo lindenberg“<br />
Nähere Informationen zu den Arbeitsgruppen finden Sie<br />
im Januar 2013 auf www.kirche-fuer-demokratie.de<br />
unter Mitwirkung vieler Einrichtungen und <strong>Gr</strong>uppen der Polizei,<br />
Kirche und Zivilgesellschaft.<br />
Den Eigenbeitrag von 10,- Euro incl. Verpflegung bitten wir zu<br />
überweisen (Konto siehe Impressum Zahlungsgrund: <strong>Fachtag</strong>).<br />
Parkmöglichkeiten:<br />
Rund um das Stadtzentrum gibt es Straßenparkplätze und Plätze<br />
in Parkhäusern (gebührenpflichtig)<br />
Antidiskriminierungsregel<br />
Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu<br />
machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen<br />
angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der<br />
Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige<br />
Menschen verachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den<br />
Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.<br />
Impressum:<br />
AG Kirche für Demokratie gegen Rechtsextremismus<br />
c./o. Evangelische Erwachsenenbildung <strong>Sa</strong>chsen - Landesstelle<br />
Tauscherstraße 44, 01277 Dresden<br />
Tel.: 0351 / 656 154 - 0, Fax 0351 / 656 154 - 19<br />
www.eeb-sachsen.de, info@eeb-sachsen.de;<br />
www.kirche-fuer-demokratie.de<br />
Konto: KD-Bank – LKG <strong>Sa</strong>chsen; Konto 1600 85 0012; BLZ<br />
350 601 90<br />
<strong>Fachtag</strong><br />
31. Januar 2013, 09.30 - 17.00 Uhr<br />
Rathaus <strong>Zwickau</strong><br />
46
Einladung<br />
Unter der Schirmherrschaft des Bundesinnenministers Hans-Peter<br />
Friedrich treffen sich bereits zum vierten Mal Angehörige der Polizei,<br />
verantwortliche Haupt- und Ehrenamtliche aus den Kirchen in <strong>Sa</strong>chsen,<br />
Lehrerinnen und Lehrer, Mitarbeitende der Jugendarbeit und Mitglieder<br />
zivilgesellschaftlicher <strong>Gr</strong>uppen und Initiativen zum Austausch,<br />
wie dem erstarkenden Rechtsextremismus in <strong>Sa</strong>chsen gemeinsam<br />
begegnet werden kann.<br />
Dessen akute Gefahr ist wohl nun jedem und jeder offenbar geworden.<br />
Es zeigt sich deutlicher denn je, welche überragende Bedeutung<br />
Informationen zum Thema und das gegenseitige Wahrnehmen und<br />
Kennenlernen der Verantwortlichen und Mitarbeitenden unterschiedlicher<br />
Bereiche und Arbeitszusammenhänge über Partei- und Konfessionsgrenzen<br />
hinweg haben.<br />
Ein Hauptvortrag und zehn Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen<br />
mit vielen Diskussionsmöglichkeiten, Pausengespräche und Musik<br />
sollen dazu beitragen.<br />
Den Veranstaltenden liegt daran, dass der Tag besonders für Ihre Arbeit<br />
in der Region einen Nutzen bringt, dass sich neue Verbindungen/<br />
Vernetzungen ergeben und wir einander stärken für die Demokratie<br />
und gegen die rechte Gefahr!<br />
Sie sind herzlich zu diesem <strong>Fachtag</strong> eingeladen!<br />
Karl-Heinz Maischner<br />
Leiter der AG Kirche für Demokratie gegen Rechtsextremismus<br />
für die regionale Vorbereitungsgruppe<br />
Hinweis: Mutmachliederkiste<br />
Wir laden herzlich dazu ein, wie Luther zu singen und zu sagen<br />
„Hier stehe ich…“ Mit den Liedern aus der „Mutmachliederkiste“<br />
stehen und singen wir für Toleranz, Menschenwürde, Menschenrechte<br />
und Demokratie.<br />
Die „Mutmachliederkiste“ ist ein Projekt der AG Kirche<br />
für Demokratie gegen Rechtsextremismus in<br />
Kooperation mit dem Bündnis für Demokratie und<br />
Toleranz der <strong>Zwickau</strong>er Region. – Sie können sich noch<br />
beteiligen!<br />
www.mutmachliederkiste.de<br />
Programm<br />
09:00 Uhr: Stehcafé / Informationen<br />
Es stehen Tische bereit, um Informationsmaterial zum<br />
Thema auszulegen.<br />
09:30 Uhr: Begrüßung / Einführung<br />
Karl-Heinz Maischner, Leiter AG Kirche für<br />
Demokratie gegen Rechtsextremismus<br />
Dr. Hans-Peter Friedrich, Bundesinnenminister (<strong>Gr</strong>ußwort)<br />
Dr. Pia Findeiß, Oberbürgermeisterin der Stadt <strong>Zwickau</strong><br />
Rainer Kann, Landespolizeipräsident (angefr.)<br />
Mutmachliederkiste – Bekanntgabe der GewinnerInnen<br />
des Publikumspreises<br />
Musikalische Begleitung durch den Schulchor des<br />
Peter-Breuer-Gymnasiums <strong>Zwickau</strong><br />
10:30 Uhr: Vortrag mit Gesprächsgruppen<br />
Die Mitte im Umbruch<br />
Die Abwertung der Anderen beginnt ganz unspektakulär<br />
Prof. Dr. Elmar Brähler, Leipzig<br />
12:00 Uhr: Mittagspause mit Mittagessen<br />
12:45 Uhr: Geistlicher Impuls im Dom<br />
Angebot mit Pater Ansgar Orgaß, Wechselburg<br />
13:15 Uhr: Arbeitsgruppen<br />
In den Arbeitsgruppen werden Expertinnen und<br />
Experten (Exp) zu den Themen jeweils einen Input<br />
geben und zum Gespräch zur Verfügung stehen.<br />
Es wird jeweils eine Gesprächsleitung (GL) geben und<br />
die Ergebnisse werden für eine <strong>Dokumentation</strong><br />
festgehalten.<br />
AG 1 Neonazismus und Sport<br />
Rechte Aktivitäten erkennen – problembewusst handeln!<br />
Exp: Ulrike Fabich, Landessportbund <strong>Sa</strong>chsen<br />
GL: <strong>Gr</strong>it Hanneforth, Kulturbüro <strong>Sa</strong>chsen e.V.,<br />
Geschäftsführerin<br />
AG 2 Bunte Fenster zur Welt<br />
Mit Bilderbüchern interkulturelles Lernen in Kita und<br />
<strong>Gr</strong>undschule fördern<br />
Exp: <strong>Sa</strong>skia Rudolph M.A., Kulturwissenschaftlerin und<br />
Texterin<br />
GL: Dr. Monika Hähnel, Förderstudio Literatur e.V.,<br />
Projekt „Vorlesen“<br />
AG 3 Lernort Schule als Plattform für demokratische und<br />
antirassistische Bildungsarbeit<br />
Exp: Jörg Banitz, Schulsozialarbeiter, <strong>Zwickau</strong><br />
GL: Erwin Killat, Bündnis für Demokratie und Toleranz<br />
der <strong>Zwickau</strong>er Region<br />
AG 4 Wie kommen wir zusammen?<br />
Vernetzung von Schule mit Polizei und anderen<br />
Exp: n.n., Annett Krüger, Polizeidirektion Südwestsachsen<br />
GL: Sieglinde Eichert<br />
AG 5 Jugend und Demokratie - Wie kann das gelingen?<br />
Alternativen und Konzepte der offenen und mobilen<br />
Jugendarbeit<br />
Exp: Elfried Börner, Abteilungsleiter Sozialdiakonische<br />
Kinder- und Jugendarbeit <strong>Zwickau</strong><br />
Exp: Danilo Starosta, „Werkstatt für Junge Demokratie“ –<br />
Ein Projekt der Aktion Mensch im Kulturbüro <strong>Sa</strong>chsen e.V.<br />
GL: Gundula Schubert, Koordinierungsbüro Bündnis für<br />
Demokratie und Toleranz der <strong>Zwickau</strong>er Region<br />
AG 6 Christinnen und Christen mischen sich ein?<br />
Kirche als „zivilgesellschaftliche Akteurin“<br />
Exp: Matthias Bartsch, Superintendent, Runder Tisch<br />
Plauen<br />
Exp: Susanne Hartzsch-Trauer, Mitglied des<br />
Interkulturellen Arbeitskreises<br />
GL: Karl-Heinz Maischner, AG Kirche für Demokratie<br />
gegen Rechtsextremismus<br />
AG 7 Der Verdacht des Verdachts - Racial Profiling und die<br />
Rolle von ethnischer Herkunft und Hautfarben in der<br />
Polizeiarbeit<br />
Exp: n.n.<br />
GL: Daniel Bartel, Antidiskriminierungsbüro <strong>Sa</strong>chsen e.V.<br />
AG 8 Stadt – Land – Fluß oder Engagement?<br />
Engagement gegen (Neo)Nazi-Strukturen und für eine<br />
demokratische Gesellschaft in sächsischen Regionen.<br />
Exp: Iris Raether-Lordieck, Buntes Bürgerforum<br />
Limbach-Oberfrohna<br />
Exp: Daniel Geist, Roter Baum <strong>Zwickau</strong> e.V.<br />
GL: Franz Hammer, Kulturbüro <strong>Sa</strong>chsen e.V.<br />
47
<strong>Fachtag</strong> Nächstenliebe – Polizei – Gesellschaft VERNETZT für eine starke DEMOKRATIE im Rathaus <strong>Zwickau</strong> 31. Januar 2013<br />
Programm<br />
09:00 Uhr Stehcafé / Informationen Rathaus – Foyer<br />
09:30 Uhr Begrüßung / Einführung Bürgersaal<br />
Karl-Heinz Maischner, Leiter AG Kirche f. Demokratie gegen Rechtsextremismus<br />
Dr. Pia Findeiß, Oberbürgermeisterin der Stadt <strong>Zwickau</strong><br />
Rainer Kann, Landespolizeipräsident<br />
Dr. Hans-Peter Friedrich, Bundesinnenminister (<strong>Gr</strong>ußwort/Videobotschaft)<br />
Sieglinde Eichert, Initiatorin der Mutmachliederkiste<br />
Musikalische Begleitung mit dem Schulchor des Peter-Breuer-Gymnasiums<br />
10:30 Uhr Die Abwertung der Anderen beginnt ganz unspektakulär<br />
Die Mitte im Umbruch – Eine Studie<br />
Vortrag mit Gesprächsgruppen<br />
Prof. Dr. Elmar Brähler, Leipzig<br />
12:00 Uhr Mittagspause / Mittagessen Rathaus – Foyer<br />
12:45 Uhr Angebot: Geistlicher Impuls Dom<br />
Pater Ansgar Orgaß OSB, Wechselburg<br />
13:15 Uhr Arbeitsgruppen (Räume siehe auf der Rückseite)<br />
15:40 Uhr Pause / Kaffee Rathaus – Foyer<br />
16:00 Uhr Ergebnispräsentation / Ausblick Bürgersaal<br />
17:00 Uhr JASMIN GRAF und die BIG BAND<br />
des Polizeiorchesters <strong>Sa</strong>chsen<br />
ARBEITSGRUPPEN 1 + 2<br />
AG 1 Neonazismus und Sport<br />
Rechte Aktivitäten erkennen – problembewusst handeln!<br />
EXP Nadine Haase, Landessportbund <strong>Sa</strong>chsen, Projektleiterin<br />
MOD <strong>Gr</strong>it Hanneforth, Kulturbüro <strong>Sa</strong>chsen e.V.<br />
PROT Kristina Klein, Landessportbund <strong>Sa</strong>chsen<br />
Immer wieder gibt es Berichte über rechte Aktivitäten im sächsischen Sport: Neonazis organisieren Fußballturniere<br />
in kommunalen Sportstätten, Vereinsmitglieder entpuppen sich als NPD-Kader und nutzen die gesellschaftliche<br />
Anerkennung des Sports für ihre politische Propaganda, Zuschauer werden von Rechten rassistisch<br />
beschimpft. Die Liste der Ereignisse ist lang.<br />
Trotzdem überrascht es immer wieder viele TrainerInnen und Vereinsfunktionäre, wenn es ihren Verein und<br />
ihre Sportart betrifft. Werden die rechten Aktivitäten dann in der Öffentlichkeit bekannt, droht den Vereinen und<br />
Verbänden ein Imageverlust. Berechtigterweise müssten sich reguläre und potentielle Mitglieder, ZuschauerInnen<br />
und Sponsoren fragen, inwiefern sie im Verein tatsächlich willkommen sind. Mit dem Auftreten rechter<br />
Aktivitäten ist eine demokratische Vereinskultur, die allen unabhängig von Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht und<br />
sexueller Orientierung das Mitmachen ermöglicht, in Frage gestellt.<br />
Im Workshop soll es darum gehen zu verstehen, warum Neonazis im Sport ein Problem sind und wie dieses<br />
erkannt werden kann. Zudem werden anhand konkreter Fälle angemessene Handlungsmöglichkeiten diskutiert.<br />
AG 2 Bunte Fenster zur Welt<br />
Mit Bilderbüchern interkulturelles Lernen in Kita und <strong>Gr</strong>undschule fördern<br />
EXP <strong>Sa</strong>skia Rudolph M.A., Kulturwissenschaftlerin und Texterin<br />
MOD Dr. Monika Hähnel, Förderstudio Literatur e.V., Projekt „Vorlesen“<br />
PROT Karina Wild, Mitglied im Bündnis für Demokratie und Toleranz der <strong>Zwickau</strong>er Region<br />
In Deutschland, dem Land mit der weltweit drittgrößten Kinderbuchproduktion, ist das Bilderbuch oft die erste<br />
Textsorte auf dem Weg zur literarischen und kulturellen Sozialisation. Der vielfache Einsatz im Elternhaus und<br />
in der frühkindlichen Erziehung in Kindertagesstätten, <strong>Gr</strong>undschulen und anderen Bildungseinrichtungen zeigt<br />
die Bedeutung dieser Textsorte, die neben ihrer Funktion als Unterhaltungsmedium auch verstärkt pädagogische<br />
Anforderungen erfüllen sollte.<br />
In einer sich rasch globalisierenden Welt und multikulturellen Gesellschaft – in Deutschland hat fast ein Drittel<br />
der unter fünfjährigen Kinder einen Migrationshintergrund – spielt im Besonderen die Entwicklung interkultureller<br />
Kompetenz eine wichtige Rolle. Während der frühkindliche Fremdsprachenerwerb zunehmend eine feste<br />
Position in der Bildungslandschaft einnimmt, sind Angebote zur interkulturellen Sensibilisierung im Vorschulbereich<br />
seltener, aber von entscheidender Relevanz.<br />
Anspruch und Ziel des Workshops ist es daher, gemeinsam Wege zu erörtern, die Kindern die Kompetenz<br />
vermitteln, akzeptierende Werthaltungen gegenüber dem „Fremden“ in einem Alter aufzubauen, in dem Neugier<br />
und Offenheit noch nicht verschüttet sind.<br />
Literatur:<br />
Brem, C.: Unsere Bilderbücher – Was sie alles können<br />
Kinderbuchfonds baobab: Fremde Welten – Verzeichnis empfehlenswerter Kinder- und Jugendliteratur<br />
Rudolph, S.: Bunte Fenster zur Welt – Mit Bilderbüchern interkulturelles Lernen fördern<br />
Thiele, J., Hohmeister, E.: Neue Impulse der Bilderbuchforschung<br />
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<strong>Fachtag</strong> Nächstenliebe – Polizei – Gesellschaft VERNETZT für eine starke DEMOKRATIE im Rathaus <strong>Zwickau</strong> 31. Januar 2013<br />
ARBEITSGRUPPEN 3 + 4<br />
AG 3 Lernort Schule als Plattform für demokratische und antirassistische Bildungsarbeit<br />
EXP Jörg Banitz, Schulsozialarbeiter<br />
MOD Erwin Killat, Mitglied im Bündnis für Demokratie und Toleranz der <strong>Zwickau</strong>er Region<br />
PROT Martin Böttger, Martin-Luther-King-Zentrum für Gewaltfreiheit und Zivilcourage<br />
Das System Schule basiert auf strukturierten Hierarchien, in denen Lernenden wie Lehrenden meist wenig<br />
Spielraum für eigene Interessen und Ideen eingeräumt wird. Soll das demokratische Bewusstsein von Kindern<br />
und Jugendlichen ausgebildet und gestärkt werden, bedarf es jedoch partizipativer Strukturen. Insbesondere<br />
der Schule als Ort der Bildung, Erziehung und Sozialisation aller Kinder und Jugendlichen kommt eine Schlüsselrolle<br />
zu. Sie muss den Blick für demokratisches und tolerantes Verhalten stärken und für die Gefahren aus<br />
rechtsextremen Entwicklungen sensibilisieren.<br />
Deshalb:<br />
1. Um Demokratie als Wert an sich zu erlernen und zu erfassen, muss sie über Beispiele vorgelebt werden.<br />
Dieser Prozess braucht Zeit und langen Atem.<br />
2. Die Vermittlung demokratischer Werte erfolgt notwendigerweise zwischen autoritären und partnerschaftlichen<br />
Methoden. Sie hat keine Altersbeschränkung – sie muss von klein auf geübt werden und in jeder Schulform<br />
altersgerecht vermittelbar sein.<br />
3. Angesichts einer sich rasch verändernden Gesellschaft stehen LehrerInnen vor Situationen, die sie verunsichern.<br />
Gegenüber der vielerorts geübten Praxis, Probleme unter den Teppich zu kehren oder zu verdrängen,<br />
müssen Methoden gefunden werden, rechtsextremen und intoleranten Tendenzen souverän zu begegnen.<br />
Demokratievermittlung braucht professionelle Partner. Im Idealfall könnte in jeder Schule die Funktion einer/eines<br />
Demokratiebeauftragten vorgesehen werden.<br />
4. Dem kritischen Betrachter drängt sich der Verdacht auf, dass momentan die Schulen sich gegenüber der<br />
Gesellschaft verschließen und ihren Auftrag auf die reine Wissensvermittlung reduzieren (Pisa droht). Die<br />
gesellschaftlich Verantwortlichen (kommunale Verwaltung, Parteien und Institutionen) jedoch müssen darauf<br />
dringen, die Schulen als Lernort für Demokratie und Toleranz nicht zu vernachlässigen. Dafür sind von den sich<br />
verantwortlich Fühlenden entsprechende Angebote zu aktiver Mitwirkung zu unterbreiten. Demokratische<br />
Prozesse in der Schule brauchen viele Partner in einem partnerschaftlichen Netzwerk.<br />
5. Im täglichen Lehrbetrieb findet eine Überbelastung der Lehrenden statt. Trotzdem muss darauf bestanden<br />
werden, dass die Schulen ihren institutionellen Charakter verlieren und sich zu Zukunftswerkstätten entwickeln.<br />
Dazu müssen sich die Schulen in weit stärkerem Maß zum jeweiligen Sozialraum öffnen.<br />
AG 4 Planspiel Gerichtsverhandlung<br />
Ein Projekt des RAA <strong>Sa</strong>chsen e.V. zur Opferberatung und Prävention<br />
EXP Katja Braß, RAA Opferberatung e.V., Beratungsstelle Leipzig<br />
MOD Sieglinde Eichert, Mitglied im Bündnis für Demokratie und Toleranz der <strong>Zwickau</strong>er Region<br />
PROT Kathrin Wallrabe, Gleichstellungsbeauftragte der Ev.-Luth. Landeskirche <strong>Sa</strong>chsens<br />
Der RAA <strong>Sa</strong>chsen e.V. berät und betreut Betroffene rechtsextremer Gewalt. Dabei werden die Betroffenen<br />
rechtsextremer Gewalt, deren Angehörige sowie Freunde und Zeugen bei der Durchsetzung ihrer Opferrechte<br />
und Ansprüche, der Verarbeitung körperlicher und seelischer Verletzungen und der Zurückgewinnung von<br />
Selbstvertrauen beraten und unterstützt. Insbesondere junge Menschen, die oftmals schwer Zugang zu einer<br />
Beratungsstelle finden, können über Präventionsangebote erreicht werden. Erfahrungen zeigen, dass über den<br />
direkten Kontakt mit den Beraterinnen und Beratern im Rahmen von Projekten Hemmschwellen minimiert und<br />
Kontakte hergestellt werden können.<br />
ARBEITSGRUPPEN 4 + 5<br />
Das Schulprojekt "Planspiel Gerichtsverhandlung" ist ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Fachdienst Prävention<br />
der Polizeidirektion Oberes Elbtal – Osterzgebirge, einem Rechtsanwalt und der Opferberatung.<br />
Ausgangspunkt ist ein nachgestellter Fall typischer Gewaltübergriffe mit rechtsextremem Hintergrund. In der<br />
Folge wird der gesamte Ablauf nach einer Straftat von der Anzeige über die Ermittlungen der Polizei, der<br />
Anklage bis zur Gerichtsverhandlung nachgespielt.<br />
Dabei durchlaufen die Teilnehmenden, das sind Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 bis 10, in <strong>Gr</strong>uppen<br />
jeweils drei Stationen:<br />
Polizeidirektion: Polizeiliches Handeln / Ermittlungen<br />
Opferberatung: Opfersituation / -perspektive<br />
Rechtsanwalt: Strafrecht / Verhandlung<br />
Begonnen wurde mit dem Planspiel, nachdem im Rahmen von Präventionsveranstaltungen an Schulen in<br />
vielen Fällen ein zum Teil beträchtliches Defizit an Rechts- und Unrechtsbewusstsein bei den Jugendlichen<br />
festgestellt wurde. Der Vermittlung dieser Kompetenzen im entsprechenden Fachunterricht sind oftmals <strong>Gr</strong>enzen<br />
gesetzt, die vom Zeitlimit, der Schwerpunktsetzung oder den Erfahrungen der Lehrenden auf diesem<br />
Gebiet gezogen werden.<br />
Da das Projekt durch externe Partner mit spezifischem Wissen und Erfahrungen durchgeführt wird, lernen die<br />
Jugendlichen praxisnah. Sie haben die Möglichkeit, eine Gerichtsverhandlung nicht nur als Außenstehende zu<br />
besuchen, sondern diese selbst zu erleben. Das Planspiel soll das Vertrauen in die Arbeit der Polizei, der<br />
Justiz sowie der Opferberatung als Anlaufstelle stärken und ist gleichzeitig Lobbyarbeit für die Opfer.<br />
AG 5 Junge Menschen und Demokratie – Wie kann das gelingen?<br />
Alternativen und Konzepte der offenen und mobilen Jugendarbeit<br />
EXP Elfried Börner, Abteilungsleiter Sozialdiakonische Kinder- und Jugendarbeit<br />
EXP Danilo Starosta, „Werkstatt für Junge Demokratie“ – Ein Projekt der Aktion Mensch im Kulturbüro<br />
<strong>Sa</strong>chsen e.V.<br />
MOD Gundula Schubert, Koordinatorin Bündnis f. Demokratie und Toleranz der <strong>Zwickau</strong>er Region<br />
PROT <strong>Sa</strong>muel Korb, Bündnis für Demokratie und Toleranz der <strong>Zwickau</strong>er Region, FSJ<br />
In unserer Arbeit mit jungen Menschen in Clubs und Vereinen, in der Schule und auf der Straße treffen wir auf<br />
unterschiedlichste Milieus und Denkweisen. Wir erleben Jugendliche, die ein ausgeprägtes Demokratieverständnis<br />
erkennen lassen und treffen ebenso auf junge Menschen mit diffusen oder antidemokratischen Denkmustern,<br />
Sprachgewohnheiten und Alltagshandlungen. Wie kann Demokratieverständnis gefördert werden, und<br />
wie können gerade die erreicht werden, die sich demokratischen Prozessen und Denkmustern verweigern?<br />
Fachleute aus der Kinder- und Jugendarbeit stehen immer wieder vor der Frage: „(Wie) Können wir junge<br />
Menschen aus rechtsextremen Jugendkulturen erreichen und für den demokratischen Dialog gewinnen? Können<br />
wir <strong>Gr</strong>uppen/Einzelne nachhaltig verändern?“<br />
Welche Chancen sehen professionelle Jugendarbeit und Gesellschaft zur Stärkung linksalternativer <strong>Gr</strong>uppen,<br />
die sich mit (Neo-)Nazismus auseinandersetzen und dabei sowohl auf logistische und finanzielle Unterstützung,<br />
als auch auf die gesellschaftliche Anerkennung ihres Wirkens angewiesen sind?<br />
49
<strong>Fachtag</strong> Nächstenliebe – Polizei – Gesellschaft VERNETZT für eine starke DEMOKRATIE im Rathaus <strong>Zwickau</strong> 31. Januar 2013<br />
ARBEITSGRUPPEN 6 – 8<br />
AG 6 Christinnen und Christen mischen sich ein?<br />
Kirche als „zivilgesellschaftliche Akteurin“<br />
EXP Matthias Bartsch, Superintendent, Runder Tisch Plauen<br />
EXP Susanne Hartzsch-Trauer, Mitglied des Interkulturellen Arbeitskreises<br />
MOD Karl-Heinz Maischner, Leiter AG Kirche für Demokratie gegen Rechtsextremismus<br />
PROT Karla <strong>Gr</strong>oschwitz, Synodale, AG Kirche für Demokratie gegen Rechtsextremismus<br />
Eine starke, gut vernetzte Zivilgesellschaft ist nötig, um extremistischen Strömungen rechtzeitig Einhalt gebieten<br />
zu können. Sie ist ein ständig neu zu webendes Gebilde, das ohne die Beteiligung engagierter Christinnen<br />
und Christen nicht denkbar ist.<br />
„Der konziliare Prozess um Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung war und ist für mich als<br />
Christin ein klarer Auftrag zu konkretem Handeln in einer konkreten regionalen Situation, deshalb engagiere ich<br />
mich im Bündnis für Demokratie und Toleranz und im interkulturellen Arbeitskreis des Landkreises.<br />
Im interkulturellen Arbeitskreis des Landkreises <strong>Zwickau</strong> arbeiten ca. 27 Vereine, Institutionen, Initiativen und<br />
Einzelpersonen an Fragen des Zusammenlebens der heimischen Bevölkerung mit neu zugewanderten Menschen.<br />
Zentrale Veranstaltung im Jahr ist der ökumenische Eröffnungsgottesdienst der Interkulturellen Woche.<br />
Die anschließende Organisation und Gestaltung verschiedenster Veranstaltungen liegt in der Initiative der<br />
einzelnen Mitglieder, dazu kooperieren meist verschiedene Mitglieder für eine bestimmte Veranstaltung. Außerdem<br />
bilden sich zu wichtigen Themen über das Jahr arbeitende Arbeitsgruppen, z.B. aktuell zu Schwierigkeiten<br />
der beruflichen Ausbildung von zugewanderten Jugendlichen.“ (Susanne Hartzsch-Trauer)<br />
AG 7 Der Verdacht des Verdachts<br />
Racial Profiling und die Rolle von ethnischer Herkunft und Aussehen in der<br />
Polizeiarbeit<br />
EXP Andre Konze, Polizeikommissar und derzeit Leiter der Geschäftstelle der Deutschen Hochschule<br />
der Polizei in Münster, NRW<br />
MOD Daniel Bartel, Antidiskriminierungsbüro <strong>Sa</strong>chsen e.V.<br />
PROT Betty Papst, Fotografin, Leipzig<br />
Das OVG Koblenz formulierte letzten Herbst deutlich, dass Polizeikontrollen allein aufgrund der Hautfarbe<br />
rechtswidrig seien. Ein junger Mann hatte geklagt. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) kritisierte die<br />
Entscheidung scharf und sprach von "schöngeistiger Rechtspflege", die sich nicht an der Praxis ausrichte.<br />
Wann, wie und warum entsteht ein Verdacht? Was ist effektive Polizeiarbeit und wie wird sie von Bürger_innen<br />
erlebt?<br />
AG 8 Stadt – Land – Fluß oder Engagement?<br />
Engagement gegen (Neo)Nazi-Strukturen und für eine demokratische Gesellschaft<br />
in sächsischen Regionen<br />
EXP Iris Raether-Lordieck, Buntes Bürgerforum Limbach-Oberfrohna<br />
EXP Daniel Geist, Roter Baum <strong>Zwickau</strong> e.V.<br />
EXP Kathrin Gehres-Kobe, Stadträtin Wurzen<br />
MOD Franz Hammer, Kulturbüro <strong>Sa</strong>chsen e.V.<br />
PROT Andrea Hübler, RAA <strong>Sa</strong>chsen, Opferberatung<br />
ARBEITSGRUPPEN 8 – 10<br />
(Neo)Nazi-Strukturen konnten sich in den letzten 20 Jahren in vielen Orten und Regionen gut etablieren. Die<br />
sensible Wahrnehmung dessen, die kritische Auseinandersetzung hiermit, das Entwickeln von eigenen Handlungsansätzen<br />
dagegen und das aktive Handeln für eine demokratische Gesellschaft variieren von Ort zu Ort.<br />
Der Unterschied zwischen „Stadt“ und „Land“ dient oft als Erklärungsansatz in Bezug auf unterschiedlich<br />
starkes demokratisches Engagement und es besteht die Annahme, der Aktivitätsgrad in kleinstädtischen und<br />
dörflichen Regionen unterscheide sich deutlich von großen Kreis- und kreisfreien Städten in der Problembearbeitung.<br />
Welche Rollen nehmen Stadt- bzw. Gemeinde-Verwaltung – und Politik, Polizei, Vereine, Kirchgemeinden,<br />
kritische und unkritische Bürger_innen ein? Welche Kriterien machen einen Unterschied aus?<br />
AG 9 „Auf die ist wenigstens Verlass“?<br />
Was kann getan werden, wenn (Neo)Nazis in bürgerschaftlichen Strukturen aktiv<br />
sind<br />
EXP Andreas Näther, Riesaer Appell, Sprungbrett e.V.<br />
EXP Ronny Keitel, Riesaer Appell, Sprungbrett e.V.<br />
MOD Stephan Bickhardt, Polizeiseelsorger in Leipzig<br />
PROT Albrecht Engelmann, Diakonie <strong>Sa</strong>chsen, Ausländerbeauftragter der Ev.-Luth. Landeskirche<br />
<strong>Sa</strong>chsens<br />
NPD-Mitglieder treten in Schulfördervereine ein, Kameradschaftsanhänger_innen sind in der Freiwilligen Feuerwehr<br />
aktiv, „Nationale Sozialisten“ beteiligen sich am Frühjahrsputz im Ort: Vielerorts suchen (Neo)Nazis<br />
gezielt ehrenamtliche Strukturen auf. Diese Strategie beabsichtigt, als selbstverständliche Mitglieder im Gemeinwesen<br />
anerkannt zu werden und die eigenen Positionen in das bürgerschaftliche Engagement zu tragen.<br />
Erst wenn sie sich etabliert haben, outen sie sich und das Entsetzen im Verein ist groß. Denn die Abgrenzung<br />
fällt nun schwer. Oder haben sie die Elternvertretung gar nicht „unterwandert“? Sondern konnten vielmehr<br />
schon seit Jahren trotz ihrer Einbindung in (Neo)Nazi-Strukturen problemlos im Faschingsclub aktiv sein? Und<br />
haben sie vielleicht sogar menschenverachtende Positionen vertreten und niemanden im Heimatverein störte<br />
es? Sind nicht gerade sie es, auf die immer Verlass ist? Und was nun, was sollen wir als Naturschutzgruppe<br />
tun?<br />
Wie können erste Schritte aussehen, den Einfluss von (Neo)Nazis im bürgerschaftlichen Engagement zu<br />
begrenzen?<br />
AG 10 Wie können sich (Neo)Nazi-Strukturen entfalten und was kann dagegen getan<br />
werden? „Freie Kräfte“, NSU, (Neo)Nazi-Vertriebsszene und NPD z.B. in Chemnitz<br />
und <strong>Zwickau</strong><br />
EXP René Hahn, Roter Baum e.V., <strong>Zwickau</strong><br />
EXP Jens Paßlack, Kulturbüro <strong>Sa</strong>chsen e.V.<br />
MOD Harald Lamprecht, Beauftr. für Weltansch.- u. Sektenfragen der Ev.-Luth. Landesk. <strong>Sa</strong>chsens<br />
PROT Silke Maresch, Caritasverband für das Bistum Dresden-Meißen<br />
Rassistische und (pro-)nationalsozialistische Aussagen sind allgegenwärtig. Direkt oder versteckt, verbal<br />
formuliert oder auf Kleidung, in <strong>Gr</strong>affitis und Aufklebern, in Musiktexten oder bei Fußballspielen. Auf der Straße,<br />
im Schul- oder Ausbildungsalltag oder im Stadtbild, in Gerichtssälen, bei Angriffen, auf Transparenten und in<br />
Wortbeiträgen auf (Neo)Nazi-Kundgebungen. Die Städte Chemnitz, Johanngeorgenstadt und <strong>Zwickau</strong> waren<br />
bisher bekannte sächsische Heimatstätten für NSU-Terroristen_innen und deren Unterstützer_innen. „Freie<br />
Kräfte“, NPD und (Neo)Nazi-Vertriebsszene sind hier niedergelassen, ebenso in Jena und anderen Städten.<br />
50
<strong>Fachtag</strong> Nächstenliebe – Polizei – Gesellschaft VERNETZT für eine starke DEMOKRATIE im Rathaus <strong>Zwickau</strong> 31. Januar 2013<br />
Monate vor der Selbstenttarnung des NSU veröffentlicht das Chemnitzer Nazi-Label „PC-Records“ das rassistische<br />
Lied „Dönerkiller“, das die rassistischen Morde an bis dahin neun Menschen besingt und verherrlicht, sich<br />
über die ausbleibenden Erfolge seitens der Ermittlungsbehörden freut und fragt „wann schlägt er wieder zu?“.<br />
Das Nazi-Label „PC-Records“ sponserte z.B. die Fußballmannschaft „Eastside“, die dieses Jahr in der Chemnitzer<br />
Sportnacht antrat. Das Alternative Jugendzentrum (AJZ), das dies verhindern wollte, steigt als Mitveranstalter_in<br />
der Sportnacht aus, weil die Mannschaft „Eastside“ nicht ausgeschlossen werden soll. – Wie können<br />
sich (Neo)Nazi-Strukturen entfalten? Und was kann dagegen getan werden? Ein Gespräch über Handlungs-<br />
Möglichkeiten in den Städten <strong>Zwickau</strong> und Chemnitz.<br />
Dienststellen der Stadtverwaltung – <strong>Gr</strong>uppenräume<br />
Informationen zur Mutmachliederkiste<br />
Sieglinde Eichert, Synodale der Ev.-Luth. Landeskirche <strong>Sa</strong>chsens und Mitglied im Bündnis f. Demokratie<br />
und Toleranz der <strong>Zwickau</strong>er Region als Ideengeberin und Harald Lamprecht, Beauftr. für<br />
Weltansch.- u. Sektenfragen der Ev.-Luth. Landesk. <strong>Sa</strong>chsens, als Gestalter der Homepage und deren<br />
Betreuung stehen für den Wettbewerb Mutmachliederkiste.<br />
Mehr dazu unter www.mutmachliederkiste.de<br />
Raumverteilung im Rathaus<br />
Raum AG<br />
Bürgersaal<br />
Hermann-Mühlpfort-Raum<br />
Lothar-Streit-Raum<br />
Peter-Mergenthal-Raum<br />
Jakobskapelle<br />
416/417<br />
Katharinenstraße 11<br />
Beratungsraum Wirtschaftsförderung,<br />
Katharinenstraße 11<br />
A 02 01<br />
Goldner Anker<br />
51
Pressemitteilung<br />
Nächstenliebe – Polizei – Gesellschaft<br />
Vernetzt für eine starke Demokratie<br />
Unter diesem Thema findet im Rathaus <strong>Zwickau</strong> am 31. Januar 2013 unter der Schirmherrschaft<br />
des Bundesinnenministers Dr. Hans-Peter Friedrich zum vierten Mal ein <strong>Fachtag</strong> statt.<br />
Dort kommen aus ganz <strong>Sa</strong>chsen und weiteren Bundesländern Angehörige der Polizei, verantwortliche<br />
Haupt- und Ehrenamtliche aus den Kirchen, Lehrerinnen und Lehrer, Mitarbeitende<br />
der Jugendarbeit und Mitglieder zivilgesellschaftlicher <strong>Gr</strong>uppen und Initiativen zum<br />
Austausch zusammen, wie dem erstarkenden Rechtsextremismus gemeinsam begegnet<br />
werden kann. Dessen akute Gefahr steht allen vor Augen. Es zeigt sich deutlicher denn je,<br />
welche überragende Bedeutung Informationen zum Thema und das gegenseitige Wahrnehmen<br />
und Kennenlernen der Verantwortlichen und Mitarbeitenden unterschiedlicher Bereiche<br />
und Arbeitszusammenhänge über Partei- und Konfessionsgrenzen hinweg haben.<br />
Ab 9:00 Uhr wird es einen Hauptvortrag von Prof. Dr. Elmar Brähler zur Studie „Die Mitte im<br />
Umbruch“ geben, zehn Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen praxisorientierten Themen bieten<br />
viel Raum für Gespräche und Wissenserweiterung. Themen sind z.B. „Neonazismus und<br />
Sport“, „Schule als Lernort für Demokratie“, „Die Rolle der Kirche in der Auseinandersetzung<br />
mit dem Rechtsextremismus“, „Engagement gegen Rechtsextremismus in ländlichen Räumen“,<br />
„Die Entfaltung neonazistischer Strukturen“.<br />
17 Uhr beendet ein öffentliches Konzert im Bürgersaal des Rathauses in <strong>Zwickau</strong> mit Jasmin<br />
<strong>Gr</strong>af, Halbfinalistin bei Voice of Germany und dem Polizeiorchester <strong>Sa</strong>chsen den <strong>Fachtag</strong>.<br />
Veranstalter ist die „AG Kirche für Demokratie gegen Rechtsextremismus“ in Kooperation mit<br />
dem Bistum Dresden-Meißen/Dekanat <strong>Zwickau</strong>, dem Bündnis für Demokratie und Toleranz<br />
der <strong>Zwickau</strong>er Region, dem Kirchenbezirk <strong>Zwickau</strong>, dem Kulturbüro <strong>Sa</strong>chsen e.V., der Polizei<br />
<strong>Sa</strong>chsen, dem Projekt Vorlesen, der Stadt <strong>Zwickau</strong> und der Sächsischen Staatskanzlei.<br />
Den Veranstaltenden liegt daran, dass der Tag besonders für die Region einen Nutzen<br />
bringt, dass sich neue Verbindungen/ Vernetzungen ergeben und wir einander stärken für<br />
die Demokratie und gegen die rechte Gefahr!<br />
Das Faltblatt mit weiteren Informationen finden Sie auf der Homepage www.Kirche-fuer-<br />
Demokratie.de<br />
Antidiskriminierungsregel<br />
Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu<br />
machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen<br />
angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der<br />
Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige<br />
Menschen verachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den<br />
Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.<br />
Karl-Heinz Maischner,<br />
Pfarrer,<br />
Leiter der AG Kirche für Demokratie gegen Rechtsextremismus<br />
54
Presseschau zum <strong>Fachtag</strong><br />
<strong>Zwickau</strong>er Blick, 26.12.2012<br />
Freie Presse, Ausgabe <strong>Zwickau</strong>, 28.12.2012<br />
55
Der Sonntag, Wochenzeitung für die Ev.-Luth. Landeskirche <strong>Sa</strong>chsens<br />
56
Freie Presse, Ausgabe <strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
57
Anhang<br />
Die Mitte im<br />
Umbruch<br />
Rechtsextreme Einstellung<br />
in Deutschland 2012<br />
Elmar Brähler, Johannes Kiess &<br />
Oliver Decker<br />
Universität Leipzig & Universität Siegen<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
Gliederung<br />
• Die „Mitte“-Studien – zur Untersuchung<br />
• Ergebnisse: Rechtsextreme Einstellung in<br />
Deutschland 2012<br />
• Analyse: Politische Einstellungen, Islamfeindlichkeit<br />
und Antisemitismus<br />
• Zusammenfassung und Diskussion<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
Die „Mitte“-Studien – zur Untersuchung<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
58
Dimensionen rechtsextremer Einstellung<br />
‣ Befürwortung einer rechtsautoritären Diktatur<br />
‣ Chauvinismus<br />
‣ Ausländerfeindlichkeit<br />
‣ Antisemitismus<br />
‣ Sozialdarwinismus<br />
‣ Verharmlosung des Nationalsozialismus<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
Messung der Dimensionen<br />
„Kreuzen Sie bitte bei den folgenden Aussagen an, inwieweit Sie<br />
den einzelnen Aussagen zustimmen.“<br />
Antwortmöglichkeiten:<br />
stimme voll und ganz zu<br />
stimme überwiegend zu<br />
teils/teils<br />
lehne überwiegend ab<br />
lehne völlig ab<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
Untersuchung:<br />
Repräsentativerhebung<br />
Datenerhebung: USUMA (Berlin)<br />
Zeitraum: Sommer 2012<br />
Stichprobe:<br />
Projektleiter:<br />
Bevölkerung in Deutschland<br />
14-90 Jahre<br />
West: 1.929 Personen<br />
Ost: 486 Personen<br />
Ohne dt. Staatsbürgerschaft: 95<br />
Deutsche mit Migrationshintergrund:<br />
209 Personen<br />
Elmar Brähler, Oliver Decker<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
59
Ergebnisse:<br />
Rechtsextreme Einstellung in Deutschland<br />
2012<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
60
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
61
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
62
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
63
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
64
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
65
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
66
Analyse: Politische Einstellungen,<br />
Islamfeindlichkeit und Antisemitismus<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
67
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
Primärer Antisemitismus<br />
80<br />
Ablehnung teils/teils Zustimmung<br />
70<br />
68,3<br />
60<br />
52,7<br />
55,6<br />
50<br />
45,3<br />
46,7<br />
40<br />
30<br />
20<br />
27 26,2<br />
27,6<br />
20,4<br />
24,9<br />
19,5<br />
17,3<br />
14,4<br />
29,2<br />
24,2<br />
10<br />
0<br />
Juden haben zu<br />
viel Einfluss auf<br />
die offentliche<br />
Meinung in diesem<br />
Land.<br />
Juden haben zu<br />
viel Kontrolle und<br />
Einfluss an der<br />
Wall Street.<br />
Juden sorgen mit<br />
ihren Ideen immer<br />
fur Unfrieden.<br />
Durch ihr Verhalten<br />
sind die Juden<br />
an ihren Verfolgungen<br />
mitschuldig.<br />
Durch die israelische<br />
Politik werden<br />
mir die Juden<br />
immer unsympathischer.<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
Sekundärer Antisemitismus<br />
70<br />
60<br />
Ablehnung teils/teils Zustimmung<br />
62<br />
50<br />
40<br />
30<br />
41,6<br />
26,5<br />
42,8<br />
39,2<br />
32 31,9<br />
28,9 28,7 28,6<br />
35,6<br />
26,7<br />
37,7<br />
20<br />
19<br />
19,1<br />
10<br />
0<br />
Es macht mich<br />
wutend, dass Vertreibung<br />
der Deutschen<br />
und die<br />
Bombardierung<br />
deutscher Stadte<br />
Die Juden nutzen<br />
die Erinnerung an<br />
den Holocaust<br />
heute fur ihren<br />
eigenen Vorteil<br />
aus<br />
Reparationsforderungen<br />
an<br />
Deutschland nutzen<br />
oft gar nicht<br />
mehr den Opfern,<br />
sondern einer Ho-<br />
Ich bin es leid,<br />
immer wieder von<br />
den deutschen<br />
Verbrechen an den<br />
Juden zu horen.<br />
Wir sollten uns<br />
lieber gegen- wartigen<br />
Problemen<br />
widmen als Ereignissen,<br />
die<br />
mehr als 60 Jahre<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
68
Antisemitismus<br />
Kommunikationslatenz (Bergmann & Erb<br />
1986)<br />
„Umweghypothese“ über Antiamerikanismus<br />
(Diner 2002)<br />
„Die Mitte in der Krise“ (2010): Enger<br />
empirischer Zusammenhang<br />
Unterscheidung zwischen primärem und<br />
sekundärem Antisemitismus<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
Islamfeindschaft und Islamkritik<br />
Wie Ausländerfeindlichkeit ist die Islamfeindschaft<br />
ein Vehikel für rechtsextreme Parteien<br />
„Die Mitte in der Krise“ (2010): Für „Muslime die<br />
Religionsausübung einschränken wollten 53,9% im<br />
Westen, 75,7% im Osten<br />
Differenz zwischen<br />
Islamfeindschaft als Ressentiment und<br />
Islamkritik als Religionskritik (Anliegen der Aufklärung)<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
Islamfeindschaft<br />
70<br />
Ablehnung teils/teils Zustimmung<br />
60<br />
57,5<br />
56,3<br />
57,1<br />
50<br />
40<br />
46,6<br />
44,4<br />
30<br />
29,8<br />
27,8 27,2 27,7<br />
25,7 25,8<br />
25,8<br />
20<br />
14,8<br />
16,5<br />
17,2<br />
10<br />
0<br />
Die islamische<br />
Welt ist ruckstandig<br />
und verweigert<br />
sich den neuen<br />
Realitaten.<br />
Der Islam ist eine<br />
archaische Religion,<br />
un- fahig<br />
sich an die Gegenwart<br />
anzupassen<br />
Ich denke, dass die<br />
Nahe von Islam<br />
und Terrorismus<br />
schon im Islam<br />
selber und seinen<br />
aggressiven Seiten<br />
Jegliche Kritik<br />
von Vertretern des<br />
Islam an der westlichen<br />
Welt ist u-<br />
bertrieben und<br />
ungerechtfertigt<br />
Muslime und ihre<br />
Religion sind so<br />
verschieden von<br />
uns, dass es blauaugig<br />
ware, einen<br />
gleichen Zugang<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
69
Islamkritik<br />
80<br />
70<br />
70,9<br />
Ablehnung teils/teils Zustimmung<br />
72,4<br />
67,2<br />
70,4<br />
74,1<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
8,9<br />
20,3 20,2 20,8 21,6<br />
12<br />
7,5<br />
8 6,9<br />
18,9<br />
0<br />
Die strikte Trennung<br />
von Staat<br />
und Kirche ist eine<br />
westliche Errungenschaft,<br />
die<br />
auch in vielen is-<br />
Obwohl einige Der vom Islam<br />
Frauen freiwillig vorgeschriebenen<br />
ein Kopf- tuch rigiden Geschlechtertrennung<br />
sollte<br />
tragen, sollte man<br />
nicht ubersehen, – ob im Gesundheitswesen<br />
dass es fur einige<br />
oder<br />
Unsere Unterstutzung<br />
sollte<br />
denjenigen liberalen<br />
Moslems gelten,<br />
die sich von<br />
der fundamenta-<br />
Universelle<br />
Menschenrechte<br />
und gewisse<br />
Rechtsnormen<br />
sollten immer u-<br />
ber religiosen<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
Zusammenfassung und Diskussion<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
Zusammenfassung<br />
• Verbreitung rechtsextremer Einstellung weiterhin<br />
hoch, in allen Bevölkerungsgruppen vorhanden<br />
• Ausländerfeindlichkeit hat in Ostdeutschland<br />
weiter zugenommen<br />
• Eine neue junge Generation als Träger der<br />
rechtsextremen Einstellung in Ost<br />
• Demokratie wird nach wie vor akzeptiert aber<br />
kaum aktiv gelebt<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
70
Zusammenfassung<br />
• 23,8% der Deutschen stimmen sekundärantisemitischen<br />
Aussagen zu<br />
• 35% der Westdeutschen und 41,3% der Ostdeutschen<br />
sind islamfeindlich eingestellt (Gesamt: 36,2 %)<br />
• Unterschied zwischen Islamkritik und Islamfeindschaft<br />
– Rassismus im neuen Kleid des<br />
Kulturalismus<br />
• Erhöhte Deprivation bei Befragten mit Migrationshintergrund<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
Diskussion<br />
• Nach wie vor: höchste Priorität für Kampf gegen<br />
Rechts<br />
• Politik wagen! Soziale Verteilungskonflikte<br />
auskämpfen, nicht ethnisieren<br />
• Umbrüche gestalten<br />
• Demokratie lernen und leben<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
Wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!<br />
Zusammenfassung auch online unter:<br />
www.fes-gegen-rechtsextremismus.de<br />
<strong>Zwickau</strong>, 31.01.2013<br />
71