31.12.2013 Aufrufe

Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung - FWF

Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung - FWF

Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung - FWF

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>wissenschaftlichen</strong> <strong>Forschung</strong>, einen bescheideneren Platz ein. Dies hat vor allem auch damit zu tun,<br />

daß bei den Sozialwissenschaften die Anschaffung von Geräten eine untergeordnete Rolle spielt. Entfallen<br />

somit hier die Beurteilungsprobleme für technisches Gerät, so sind es doch an<strong>der</strong>e Probleme,<br />

die die Begutachtung <strong>der</strong> sozial<strong>wissenschaftlichen</strong> Projektvorschläge zu einer manchmal schwierigen<br />

und verantwortungsvollen Aufgabe machen:<br />

Erstens sind bei den Sozialwissenschaften, die in <strong>der</strong> Regel auch „jüngere Wissenschaften" sind, die<br />

Methoden noch nicht alle so ausgereift und etabliert wie in an<strong>der</strong>en Disziplinen. Manche <strong>Forschung</strong>sverfahren<br />

sind hier umstritten, ohne daß aber brauchbarere alternative Erhebungstechniken in jedem<br />

Falle <strong>zur</strong> Verfügung stünden. Eine ausgewogene und verantwortungsvolle Begutachtung ist in diesen<br />

Fällen beson<strong>der</strong>s wichtig.<br />

Ein zweites Problem ergibt sich daraus, daß die meisten <strong>der</strong> interessanten sozial<strong>wissenschaftlichen</strong><br />

Fragestellungen ihrem Charakter nach interdisziplinär sein müssen. So wird eine Untersuchung über<br />

soziale Determinanten <strong>der</strong> Säuglingssterblichkeit nicht <strong>der</strong> medizinischen Komponente entraten können.<br />

Ebenso wird eine Studie über die Organisationsform von Verwaltungseinheiten juristische und<br />

organisationssoziologische Gesichtspunkte zusammenbringen müssen. Eine Untersuchung <strong>der</strong> historischen<br />

Enwickung <strong>der</strong> Familiensruktur bedarf sowohl des Historikers wie des Familiensoziologen.<br />

(Damit sind nur einige Themen aus dem Bereich <strong>der</strong> geför<strong>der</strong>ten Projekte genannt.) Infolge dieses<br />

interdisziplinären Charakters besteht oft die Notwendigkeit, die Zahl <strong>der</strong> Begutachter zu erhöhen, um<br />

eine faire Beurteilung zu erreichen. Drittens schließlich stellt sich auch im Bereich <strong>der</strong> Sozialwissenschaften<br />

die Frage <strong>der</strong> <strong>wissenschaftlichen</strong> Fruchtbarkeit von <strong>Forschung</strong>sprojekten. Hier gilt es abzuwägen<br />

zwischen <strong>der</strong> Nähe zum wirtschaftichen Nutzen und <strong>zur</strong> tagespolitischen Relevanz einerseits und<br />

dem Beitrag eines Projektes <strong>zur</strong> Grundlagenforschung eines Faches. Obschon es von <strong>der</strong> Aufgabenstellung<br />

des <strong>Fonds</strong> her klar ist, daß nicht <strong>der</strong> unmittelbaren tagespolitischen Relevanz o<strong>der</strong> kurzfristigen<br />

ökonomischen Nutzungsüberlegungen das Primat ein<strong>zur</strong>äumen ist, so muß an<strong>der</strong>erseits doch<br />

davon ausgegangen werden, daß nicht alles, was sich als „Grundlagenforschung" deklariert, auch<br />

schon von <strong>der</strong> Thematik her für die Entwicklung <strong>der</strong> Wissenschaft fruchtbare Ergebnisse verspricht.<br />

Man kann diejenige Grundlagenforschung als die wertvollste ansehen, die anstatt ein vor<strong>der</strong>gründiges<br />

Teilproblem zu bearbeiten, grundsätzliche Fragestellungen einer Disziplin aufarbeitet, von <strong>der</strong>en Behandlung<br />

o<strong>der</strong> gar Lösung größere Teile einer ganzen Wissenschaft profitieren, wodurch letztlich auch<br />

bis in die Gesellschaft und die Wirtschaft hinein wirkende positive Effekte entstehen. Es handelt sich<br />

in diesen Fällen also gleichsam um „produktive Umwege". Im Bereich <strong>der</strong> Sozialwissenschaften ist eine<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Projekte unter diesen Gesichtspunkten schon darum schwierig, weil hier <strong>der</strong> Zusammenhang<br />

zwischen <strong>der</strong> theoretischen und <strong>der</strong> empirischen Arbeit noch immer ein wesentlich lockerer<br />

ist, als dies etwa bei den Naturwissenschaften <strong>der</strong> Fall ist. Eine beson<strong>der</strong>e Beachtung verdienen daher<br />

gerade jene Anträge, bei denen ein solcher Zusammenhang als tragfähiger Ansatz erkennbar ist, wie<br />

dies etwa bei einem Projekt aus dem Bereich <strong>der</strong> Verwaltungswissenschaft <strong>der</strong> Fall ist.<br />

Zu folgenden Themen sind <strong>För<strong>der</strong>ung</strong>smittel vergeben worden: Wirkungsforschung im Bereich <strong>der</strong><br />

Massenmedien, Medizinsoziologie, Sportsoziologie, Religionssoziologie, Familienforschung, Geschichte<br />

des Bildungswesens, Völkerkunde sowie zu mathematischen Problemen statistischer Verfahren.<br />

R. Reichardt<br />

19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!