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I M P R E S S U M<br />

175 Jahre Zeitung im Gäu<br />

Sonderausgabe zum175-jährigenJubiläum des„<strong>Gäubote</strong>“.<br />

Jahre<br />

Erschienenam6.Juli2013<br />

im TheodorKörnerVerlag<br />

HorberStraße 42<br />

71083Herrenberg<br />

Herausgeber:Rainer Schöllkopf<br />

und ElmarSchöllkopf,Herrenberg<br />

Auflage: 35 000Exemplare<br />

Redaktion: Harald Marquardt<br />

Anzeigen: Christina Samel<br />

Gestaltung:Eberhard Ortzeif<br />

Vertrieb: Bertold Wark<br />

Satz undRepro:Theodor KörnerKG,<br />

Druckerei und Verlag,Herrenberg<br />

Druck: Z-DruckGmbH&Co. KG,<br />

Sindelfingen, Böblinger Straße 70


Rainer undElmar Schöllkopf<br />

Die Zukunft<br />

festimBlick<br />

Die beiden Verleger des „<strong>Gäubote</strong>“ im Jubiläumsjahr:<br />

Rainer Schöllkopf(links) und Elmar Schöllkopf<br />

GB-Foto:Schmidt<br />

Liebe Leserinnen,<br />

Liebe Leser,<br />

was fürein Wandel: DieWeltist in<br />

atemberaubendem Tempodigital geworden,ungebremst<br />

schreitet diese<br />

Entwicklung voran. Smartphones und<br />

Tablet-PCs erlauben uns, in jedem Augenblick<br />

an jedem Ort der Welt Informationen<br />

zu bekommen oder über<br />

elektronische Netzwerkezuverschicken.<br />

DieNachrichtenflut im Fernsehen<br />

und im Internet –sie überschwemmt<br />

unsmit Reizen. Segen und<br />

Fluch liegen dabei engbeieinander.<br />

Wiesoll derZuschauer,der User,der<br />

Leser alldies verarbeiten, sich orientieren?<br />

Wermacht deutlich, wasGewicht<br />

hat und nicht nur gerade aktuell<br />

ist? Werbewertet kritisch, wenn die<br />

schnellen Bilder schon wieder von anderenüberholt<br />

sind? Wererklärt den<br />

Zusammenhang, dersich nicht an der<br />

Oberfläche erschließt?<br />

Werander Zukunft vonZeitungen<br />

zweifelt, der findet Antworten,wenn<br />

er sich mit diesen Fragen beschäftigt.<br />

Es macht dieherausragende Qualität<br />

des Mediums Tageszeitung aus, dass<br />

daringeordnet, gewichtet, gewertet,<br />

kritisiert undsogar aussortiert wird.<br />

Dass Gedanken,die flüchtig sind, festgehalten<br />

werden undder Leser sich so<br />

eineeigene Meinung bilden kann. Gerade<br />

dann, wenn es kompliziert wird.<br />

Und die Welt ist kompliziert geworden.<br />

Weil wir um diese Qualitäten wissen,<br />

sind wirfest vonder Zukunft der<br />

Tageszeitung überzeugt. Mehr noch<br />

alsfür andere gilt dies fürdie lokale<br />

Zeitung –für den „<strong>Gäubote</strong>“. In 175<br />

Jahren hatsich das Blatt nicht nur stets<br />

aufs Neue gewandelt, der„<strong>Gäubote</strong>“<br />

hat Kriege,Revolutionen, Krisen und<br />

Währungsreformen überstanden. Immerauch<br />

erfolgreich bestehen könnenhat<br />

die Zeitung gegenüber ’neuen<br />

Medien’, dieuns inzwischen längst<br />

vertraut geworden sind. Das Radio,<br />

das Fernsehen. Und nun eben das Internet.<br />

Bestehen können im Wettbewerb<br />

um dieGunst und die knappe<br />

Zeit derMenschen hat der„<strong>Gäubote</strong>“,<br />

weil er sich als Heimatzeitungdefiniert.<br />

Dasist unsere Stärke, gerade in<br />

einerglobalen Welt. Heimat bedeutet<br />

Nähe, Heimat bedeutet Bindung.<br />

Auchdas sind Qualitäten, dieden<br />

„<strong>Gäubote</strong>“-Machern immer wichtig<br />

waren –und sind. Es bleibt unsere<br />

wichtigste Aufgabe, über alle Belange<br />

verlässlich zu berichten,die in diesem<br />

Lebensraum relevant sind,und so<br />

auchindirekt bei derGestaltung mitzuwirken.<br />

Denn jede tragfähige Entwicklung<br />

braucht Transparenz, dieunterschiedlichen<br />

Möglichkeitenund Interessen<br />

müssen aufden Tisch, und es<br />

muss auch darüber gestritten werden<br />

dürfen.Dies ermöglicht der „<strong>Gäubote</strong>“<br />

jeden Tag. Glaubwürdig und unabhängig.<br />

Miteiner lebendigen Tageszeitung<br />

möchtenwir so dazu beitragen, dass<br />

die Identifikation der Menschen mit<br />

ihrer Heimat gestärkt wird.<br />

Natürlichhat uns das Internet dazu<br />

gezwungen, manches neuzuüberlegen,<br />

warum auch nicht. Wir haben uns<br />

dieser Aufgabefrüh und sehr engagiert<br />

gestellt, ganz demZiel verpflichtet,unseren<br />

Lesern alle Informationen<br />

so zu bieten, wieesihren Vorstellungen<br />

entspricht. Die elektronischeZeitungimAbonnementneben<br />

der<br />

Print-Ausgabe, derWeb-Autritt mit zusätzlichen<br />

Informationen und noch<br />

mehr Service. So besuchen uns heute<br />

in einem Monat durchschnittlich<br />

125 000 User auf www.gaeubote.de.<br />

Niemandsonst kann –Print und Online<br />

zusammengenommen –indieser<br />

Region eine solche Reichweite vorweisen.<br />

Deshalb sagenwir mit Stolz, dass<br />

unsder Einstieg in die digitale Welt gelungen<br />

ist,wohl wissend, dass noch<br />

viel Arbeit vor uns liegt, um Print und<br />

Online weiter so miteinander zu verbinden,<br />

dass füralle „<strong>Gäubote</strong>“-Nutzer<br />

zusätzlicher Mehrwert entsteht.<br />

Schauen wirkurz zurück auf unsere<br />

Anfänge: Begonnen hatdie ZeitungsgeschichteimGäu<br />

am 7. Juli 1838. Der<br />

zugezogene Buchdrucker und Schriftsetzer<br />

Andreas Braun hat um die Erlaubnis<br />

nachgesucht, in der Oberamtsstadt<br />

Herrenberg ein Gewerbe begründen<br />

und ein Intelligenzblatt herausgeben<br />

zu dürfen.Dies wurde ihm<br />

schließlich mit „Königlichallergnädigster<br />

Genehmigung“ erlaubt. Und<br />

schon konnten dieSchultheißen- und<br />

Pfarrämter ihre amtlichen und damit<br />

für jedermann zur Kenntnis gebrachten<br />

Anweisungen lesen.Von Politik ist<br />

keine Rede, der Untertan brauchte keine<br />

Meinungzuhaben –damals.<br />

Niemand würde ein solches Produkt<br />

heutemehr wollen. Genau das aber<br />

zeigt, wasmöglich ist, wenn mansich<br />

dem Wandel stellt. Wirwissen darum.<br />

Zeitungist Gegenwart, Zeitung ist Zukunft,<br />

Zeitungist Geschichte. Zeitung<br />

ist, wenn sie engagiert gemacht wird,<br />

so wie dasLeben. Wir wollen in diesemSinne<br />

weiter eine gute Zeitung<br />

machen, heute, morgen und darüber<br />

hinaus.Für Sie, liebe Leserinnen und<br />

Leser, die letztlich über unsere Zukunftentscheiden.<br />

Aber auch das war<br />

schon so, als das„Intelligenzblatt für<br />

den Oberamtsbezirk Herrenberg“ zum<br />

ersten Mal erschien.<br />

In dieser Sonderveröffentlichung<br />

wollenwir über unsere Geschichte erzählen,wir<br />

wollen Ihnen dieMenschen<br />

vorstellen, dieden „<strong>Gäubote</strong>“<br />

Tagfür Tagmachen und natürlich sollendie<br />

folgenden Seiten widerspiegeln,<br />

was diese Heimatregion prägt,<br />

ohneeinen Anspruchauf Vollständigkeit<br />

zu erheben.<br />

An dieser Stelle danken wirDr. Roman<br />

Janssen, dem ehemaligen Herrenberger<br />

Stadtarchivar, derdie Geschichte<br />

von Druckerei und Zeitung<br />

erforschthat. Wir danken allen Leserinnen<br />

undLesern, die uns in so herausragender<br />

Weise die Treue halten.<br />

Wir danken all unseren Kunden für die<br />

fairePartnerschaft, dieuns trägt. Und<br />

wirdanken allen unseren Mitarbeitern,<br />

diejeden Tagmit großer Energie<br />

für ein gelungenes Produkt eintreten.<br />

Zum Schlussaber gestatten Sie einen<br />

ganzpersönlichen Dank: an Heidi<br />

Schöllkopf,Tochter von Helene und<br />

Karl Merz und Enkelin von Theodor<br />

Körner,die im Hause immer das Bewusstseinfür<br />

die Wurzeln des Verlags<br />

wachgehalten hatund so ein Garant<br />

fürKontinuität war.<br />

Wir freuen uns, einen geneigten Leser<br />

zu finden, und wünschen bei der<br />

Lektüredieser Sonderveröffentlichung<br />

vor allem eines –Vergnügen! ■


VOM INTELLIGENZBLATT ZUR ZEITUNG<br />

Die Zukunft fest im Blick<br />

Rainer und ElmarSchöllkopf 1<br />

VomHerrenberger Intelligenzblatt<br />

zur Zeitung im Gäu<br />

Dr.Roman Janssen 3/56<br />

Grußwort von Joachim Gauck<br />

Bundespräsident 4<br />

Grußwort von Dr.Angela Merkel<br />

Bundeskanzlerin 10<br />

Grußwort von Winfried Kretschmann<br />

Ministerpräsident<br />

Baden-Württemberg 16<br />

Grußwort von Roland Bernhard<br />

Landrat Kreis Böblingen 26<br />

Grußwort von Thomas Sprißler<br />

Oberbürgermeister Herrenberg 30<br />

Grußwort von Eberhard Feucht<br />

evangelischerDekan<br />

und Wolfgang Beck<br />

katholischer Pfarrer,Herrenberg 36<br />

Grußwort von Axel Ebner<br />

Verband Druck und Medien<br />

Vorsitzender 44<br />

Grußwort von Valdo Lehari jr.<br />

Vorsitzender<br />

Verband Südwestdeutscher<br />

Zeitungsverleger e.V. 50<br />

Die Redaktion 57<br />

EinGedicht auf die Zeitung<br />

von „<strong>Gäubote</strong>“-Leser<br />

Karlheinz Fleischer 58<br />

Der Anzeigen-Service 59<br />

Die Zeitungstechnik 60<br />

Der Zeitungsdruck:<br />

SindelfingenZ-Druck 61<br />

Im Porträt: „<strong>Gäubote</strong>“-Austrägerin<br />

Susanne Buchmüller 62<br />

Der Leser-Service 63<br />

Die digitale Heimat<br />

www.gaeubote.de 65<br />

Drei im Team:<br />

Die„<strong>Gäubote</strong>“-Fotografen 66<br />

In Bildern: Wenn Momente<br />

auf Emotionen treffen 68<br />

Die „<strong>Gäubote</strong>-Geschäftstelle<br />

im Bronntor 70<br />

Plakate, Flyer,Prospekte und<br />

Broschüren –die Druckerei Körner 71<br />

Das Obere Gäu:<br />

Fruchtbares Land, wenig bewaldet 73<br />

Jubiläumsaktion:<br />

175 Jahre auf dem Sofa 75<br />

Im Porträt: Herrenberg<br />

undseine Stadtteile<br />

VonThomas Sprißler 77<br />

ProminenteimGespräch:<br />

Die „<strong>Gäubote</strong>“-Sportlerwahl 80<br />

Im Porträt: Jettingen<br />

VonHans Michael Burkhardt 81<br />

Der Naturpark Schönbuch:<br />

Refugium für Mensch und Tier 83<br />

Im Interview: Bernd Neumann,<br />

Staatssekretär fürKultur<br />

und Medien bei der<br />

Bundeskanzlerin 84<br />

Im Porträt: Gäufelden<br />

VonJohannes Buchter 87<br />

Im Porträt: Bondorf<br />

VonBernd Dürr 89<br />

Im Porträt: Mötzingen<br />

VonMarcel Hagenlocher 91<br />

Die Ammer:<br />

Naturidyll undSorgenkind 93<br />

Der Mantelpartner:<br />

Stuttgarter Nachrichten und<br />

Sonntag Aktuell 94<br />

Im Porträt: Deckenpfronn<br />

VonDaniel Gött 95<br />

Im Interview:<br />

Die „<strong>Gäubote</strong>“-Verleger<br />

Rainer und Elmar Schöllkopf 96<br />

Der„Kinder-<strong>Gäubote</strong>“ 99<br />

Im Porträt: Nufringen<br />

VonUlrike Binninger 100<br />

rtv: Die Fernseh-Illustrierte 102<br />

Im Porträt: Gärtringen<br />

VonMichael Weinstein 103<br />

Im Interview:<br />

Wilfried Ensinger über die<br />

wirtschaftliche Entwicklung 104<br />

Im Porträt: Ammerbuch<br />

VonFriedrich<br />

von Ow-Wachendorf 107<br />

Im Porträt: Wildberg<br />

VonEberhard Fiedler 109<br />

Der Dienstälteste im<br />

„<strong>Gäubote</strong>“-Verlag: Erwin Wirag 111<br />

Das Kirchliche Leben:<br />

VonKlaus Homann 112<br />

Im Interview:Gernot Heer<br />

Vorsitzender des<br />

Fördervereins der Stiftskirche 114<br />

Der Altar des Jerg Ratgeb<br />

VonDr. Michaela Bautz 116<br />

Im Porträt: Hildrizhausen<br />

VonMatthias Schöck 117<br />

Das Herrenberger<br />

Krankenhaus 119<br />

Mobilität: Autobahn, S-Bahn,<br />

Ammertalbahn 120<br />

Im Interview:<br />

Wilhelm Dengler,Landwirt 122<br />

Das „Team <strong>Gäubote</strong>“ 124<br />

Die Gültsteiner Mühle:<br />

Dasälteste „Geschäft“ im Gäu 126<br />

Im Interview:<br />

OlympiasiegerKarl Link<br />

und die Faszination des Sports 127<br />

Die Kunst und<br />

daskulturelle Leben:<br />

VonProf.Dr. Helge Bathelt 129<br />

Einer der ältesten Musikvereine<br />

Deutschlands:<br />

DieStadtkapelle Herrenberg 133<br />

Leser-Umfrage:<br />

Ziele, Wünsche, Perspektiven 134<br />

Jubiläumsaktion:<br />

Der„<strong>Gäubote</strong>“ macht Schule 136<br />

Jahre<br />

www.gaeubote.de<br />

AlleBeiträge der Jubiläumsbeilage<br />

sind auch aufder Website<br />

des „<strong>Gäubote</strong>“ zu finden


Seite 3<br />

VomHerrenberger<br />

Intelligenzblatt<br />

zur ZeitungimGäu<br />

E<br />

ine Zeitung, an die Öffentlichkeit<br />

getreten alsAmt- und Intelligenzblatt<br />

–ein offizielles Verkündigungsund<br />

Nachrichtenorgan für Intelligente?<br />

Natürlich das<br />

auch,aber der Jubilar,der<br />

nun auf 175<br />

Jahre Bestehen zurückblickt,<br />

hatte genauerdoch<br />

eine andere<br />

Zielsetzung. „Intelligenz“ leitet<br />

sich vomlateinischen „intellegere“ ab,<br />

das heißt Einsicht oder Kenntnis nehmen,<br />

und noch genauer istgemeint<br />

die„intelligentia popularis“, das also,<br />

wasder einfache Mann versteht, nicht<br />

die schwierige Darstellung, diegehobeneAbhandlung.<br />

Erstaunlich viele<br />

Noch ein<br />

Intelligenzblatt?<br />

örtliche Presseorgane nahmen im<br />

18./19. Jahrhundert, zumal im deutschenSüdwesten,<br />

inmitten einer reichen<br />

und in ihrer Tradition wenigstens<br />

insfrühe 17.Jahrhundert<br />

zurückreichenden<br />

Presselandschaft,<br />

ebendiesenAnfang:<br />

eine eigene Gruppe<br />

bescheidener Verkündigungsblätter,die<br />

ihre „Zeitung“<br />

–soein altes Wort für dieursprünglich<br />

gesprochene Nachricht –verbreitete.<br />

1838 noch einIntelligenzblatt also,<br />

unddas in Herrenberg, einem –damals<br />

–etwas abseits gelegenen Oberamtsstädtchen?<br />

Wie kamesdazu? ■<br />

DR.ROMAN JANSSEN<br />

Zur Person<br />

UnserAutor Dr.Roman Janssen ist<br />

promovierter Historiker und warvon<br />

1986 bis2012 Stadtarchivar in Herrenberg.<br />

Der 66-Jährige hatdie „HerrenbergerHistorischen<br />

Schriften“ mitbegründet<br />

und in einem 500-seitigen<br />

Buch das„MittelalterinHerrenberg“<br />

umfassend beleuchtet. Sein Interesse<br />

gilt aber auch schon seit vielen Jahren<br />

der Geschichtedes „<strong>Gäubote</strong>“, dieer<br />

intensiv erforscht hat und die wirnun<br />

in dieser Sonderveröffentlichung zum<br />

175-jährigen Bestehen derZeitung im<br />

Gäu publizieren. GB-Foto: Schmidt


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013 Seite 4<br />

Intelligente Leser und<br />

intelligente Journalisten<br />

Ein wichtiger Beitrag<br />

zu Meinungsvielfaltund<br />

demokratischer Teilhabe<br />

LiebeLeserinnen und Leser,zum 175-jährigen<br />

Bestehen des„<strong>Gäubote</strong>“ gratuliere ich sehr herzlich!<br />

Ich freue mich, dass diese Zeitung schon so lange<br />

ihre Leser informiert –und dass dieLeser ihr so<br />

lange die Treue gehalten haben. Die Zeitung heißt<br />

zwar nicht mehr, wiezuAnfang, „Intelligenzblatt<br />

für denOberamtsbezirk Herrenberg“ –aber immer<br />

noch hat sie intelligente Journalistinnen und<br />

Journalisten und intelligente Leserinnen und Leser.<br />

Fürdie meistenvon uns ist das Lesender Zeitung<br />

miteinem täglichen Ritual verbunden: Die<br />

einen lesen zuerst die<br />

Schlagzeilen aufder Titelseite,<br />

andere fangen mit<br />

dem Sportteilan. Wieder<br />

andere stöbern zunächst<br />

die Anzeigen durch. Aber<br />

sie alle lesen den „<strong>Gäubote</strong>“,<br />

weil sie wissen wollen,<br />

wasinihrer Stadt und in ihrer Region passiert.<br />

Wasbewegt sich in der Lokalpolitik? Auf alle diese<br />

Fragen gibtder „<strong>Gäubote</strong>“ alsihre Regionalzeitung<br />

eine Antwort. Damit leistetereinenwichtigenBeitrag<br />

zu Meinungsvielfalt und demokratischer<br />

Teilhabe. Dielokale Tageszeitung ist oftdas<br />

einzigeMedium, dasumfassend über das berichtet,<br />

was dieBürger in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld<br />

betrifft. Sie bietet ihren Leserinnen<br />

undLesern ein Forum für Debatten, indem sie<br />

Probleme aufgreift und Lösungsvorschläge zur<br />

Diskussionstellt. Die Pressevielfaltist wichtig für<br />

den Zusammenhalteiner Region und das Zusammenleben<br />

in unseren Städten und Gemeinden.<br />

Zeitungen solltendeshalb nicht müde werden,<br />

nach neuen Wegen zu suchen, um vonder Qualitätihres<br />

Produkts zu überzeugen.<br />

Durch dieVielzahl elektronischverfügbarer<br />

Meldungenist<br />

es schwieriger geworden,junge<br />

Menschen<br />

für Zeitungen zu begeistern.<br />

Je größer die Flut der<br />

Informationenist, desto<br />

wichtigerwird es aber,diese<br />

aucheinzuordnen und bewerten zu können.<br />

Tageszeitungen helfen, Kinder und Jugendliche an<br />

das kritische Lesen heranzuführen, indem sieMeldungen<br />

in größere Zusammenhänge stellen. Eltern,<br />

Lehrerinnen und Lehrer sind deshalb aufgerufen,<br />

jungen Menschen den Umgang mit gedrucktenInformationsmedien<br />

nahezubringen.<br />

Zum Erfolg des „<strong>Gäubote</strong>“ haben in all den Jahren<br />

Redakteure,Fotografen, Verleger,aber auch<br />

Sie, liebe Leserinnen und Leser,beigetragen. Ihnen<br />

allen gilt mein Glückwunsch. Für dieZukunft<br />

wünsche ich Ihnen und Ihrer Zeitung alles Gute.<br />

Joachim Gauck, Bundespräsident<br />

derBundesrepublik Deutschland<br />

Richten Sie sich<br />

auf das Beste ein.<br />

WOHNEN | OFFICE & OBJEKT<br />

Herzlichen<br />

Glückwunsch zum<br />

175.<br />

JUBILÄUM<br />

architare richtet bundesweit Privathäuser und Unternehmen aus Wirtschaft und Industrie ein. Dabei geht<br />

es uns darum, uns in das Wesen der Bewohner oder der Firma einzufühlen, um es in ausdruckstarke Räume<br />

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Seite 5<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Andreas Braun: „Beeile ich mich, ein neues Geschäft anzufangen“<br />

Zeitungsgründer<br />

aus Not<br />

und Neigung<br />

D<br />

ie Gründungsgeschichtedes<br />

Blattes ist gut dokumentiert und<br />

fügtsich zum einen zwar ganz in die<br />

Lage des Pressewesensimdamaligen<br />

Königreich Württemberg wie auch der<br />

näheren Region; zum anderen aber ist<br />

sie durch diePerson des Gründers<br />

charakterisiert.<br />

Dieswar Andreas Braun, geboren<br />

am 1. Mai 1800inReutlingen als Sohn<br />

eines früh verstorbenen Müllers. 1815<br />

trat er in diedortige Druckerei Heerbrandt<br />

ein, wo er nach derLehrzeit als<br />

Setzer und Drucker arbeitete und insbesondereauch<br />

mitder Ausbildung<br />

betraut war.Mit seiner Ehefrau Margaretha<br />

geb. Eg(g)e hatte er fünf Kinder,<br />

drei Söhneund zwei Töchter,von denendie<br />

jüngste Anfang 1837 geboren<br />

wurde.<br />

Seinefamiliäre Situation, so führt er<br />

selber aus,und die existenzielle Krise,<br />

in die zahlreiche Buchdrucker infolge<br />

des 1836erlassenen Verbots des Büchernachdrucksdurchden<br />

Verlust des<br />

Arbeitsplatzes geraten waren, ließen<br />

den Entschluss reifen, Reutlingenzu<br />

verlassen und sichzuverselbständigen.<br />

Das setzte voraus,<br />

eine „Marktlücke“<br />

ausfindigzumachen,<br />

undzugleich schien<br />

dieVerbindung von<br />

Druckereiund Zeitungdurchaus<br />

sinnvoll<br />

und des Versuches<br />

wert. Solche Voraussetzungen<br />

warenin<br />

der TatinHerrenberg<br />

gegeben.<br />

Am 31. Oktober<br />

1837 „erlaubte“ sich<br />

Braun, der Königlichen<br />

Regierung des Schwarzwaldkreises<br />

„gehorsamstfolgenden<br />

Vortrag<br />

zu machen“: „Ich arbeitete<br />

schon 22 Jahre als Setzer<br />

und Druckerineiner<br />

Buchdruckerei, um meine<br />

Kenntniße zu meinemsteten<br />

Fortkommen zu erwerben;<br />

ichbrachte es wirklich<br />

Im Konzessionsantrag<br />

vom 7. Dezember 1837<br />

erläutertAndreas Braun<br />

seine Vorstellungen<br />

durch<br />

unermüdeten<br />

Fleißauch dahin,<br />

mir noch<br />

etwas zu erübrigen und nebenbeiFrau<br />

und Kinder bisauf diese Zeit<br />

zu ernähren,allein durch dieAufhebung<br />

desNachdrucks, wodurch beinahe<br />

der halbe Theil der Buchdrucker-<br />

Gehülfen brodlos geworden,beeile ich<br />

mich (ohne vorher meine kärglich ersparte<br />

Haabe aufopfern zu müssen),<br />

ein eigenesGeschäft anzufangen, wozu<br />

ich hauptsächlich mein Augenmerk<br />

aufeine Oberamts-Stadt richtete, in<br />

welchernoch keine Buchdruckerei<br />

sich befindet.<br />

Daheresmein dringenderWunsch<br />

wird, mich in derStadt Herrenberg ansiedeln<br />

zu können, sonst steht mir die<br />

Brodlosigkeitwie manchem Buchdrucker-Gehülfen<br />

bevor; wende mich<br />

deshalbzuvörderst an die Königl.<br />

hochpreißliche Regierung mitder gehorsamsten<br />

Bitte: daßmein Vorhaben,<br />

eine Buchdruckerei, verbunden mit einem<br />

wöchentlichen Amtsblatt, errichtenzudürfen,<br />

hochgeneigtest<br />

genehmigt<br />

werden wolle.<br />

Wassodann meine übrigenVerhältnisse<br />

anbelangt,<br />

so läßt sich’s<br />

leicht erachten, daß<br />

mireine Buchdruckerei-Errichtung<br />

beider<br />

gegenwärtigenZeitperiodenichtzuversagen<br />

wäre, indem<br />

ich hier beieinem<br />

Prinzipaldurch Fleiß,<br />

Aufmerksamkeit<br />

und Rechtschaffenheit<br />

22 Jahre unausgesetzt<br />

arbeitete<br />

und demnächst<br />

mein Verdienst in<br />

hiesiger Stadtzu<br />

Ende als Gehülfe<br />

gehen wird…“<br />

Natürlich bedurfte<br />

es der Zustimmung<br />

der<br />

Herrenberger<br />

Stadtväter, und<br />

hier galt es zunächst,<br />

Leumund<br />

und<br />

Vermögen des Bewerbers zu<br />

prüfen.<br />

Nachdem die Stadt Reutlingen<br />

Andreas Braun bescheinigt hatte,<br />

„1. daßderselbe sein Gewerb gut versteht,<br />

2. daßerineinem guten Rufe<br />

steht, 3. daßerein Vermögen vonEintausendGulden<br />

besitzt“, beschloss der<br />

Stadtrat, der Bitte Brauns –„auf die<br />

Dauerseines Wohlverhaltens“ –zuzustimmen<br />

unterder Bedingung, daß er<br />

die bezirksamtliche Konzession nachweise,<br />

dasHerrenbergerBürgerrecht<br />

erwerbe und „alljährlich auf den 1. Juli<br />

1Gulden 30 Kreuzer an Loohnsteuer<br />

zur Stadtpflege dahier zu bezahlen habe“.<br />

Ein örtliches Hindernis<br />

stehtdem Vorhaben<br />

nicht entgegen<br />

DasOberamt, dieim<br />

Vorfeld entscheidende<br />

Instanz, äußertesich<br />

nach Prüfung derUnterlagen<br />

ebenfalls positivund<br />

strich insbesondere<br />

die Herausgabe eines<br />

„Amtsintelligenzblattes“<br />

heraus,dabisher<br />

das Tübinger Amtsblatt<br />

auch fürden HerrenbergerBezirk<br />

diene.<br />

Einörtliches Hindernis<br />

stehedaher dem Vorhaben<br />

desBraun nicht<br />

entgegen, „und für die<br />

amtlichen Behörden so<br />

wiefür die Privaten<br />

dörfte es zur Erleichterung<br />

dienen,ihre Bekanntmachungen<br />

hier<br />

in das Amtsblatt einrükenlassen<br />

zu können“.<br />

Wenn Oberamtmann<br />

Martzdann jedoch unvermittelt<br />

fortfährt:<br />

„Die einzigeBedenklichkeit<br />

möchte dabei<br />

zu erhebenseyn, daß ringsum in den<br />

Oberamtsstädtenschon Buchdruckereien<br />

bestehen und Intelligenzblätter<br />

Statt des<br />

gemeinsamen<br />

Intelligenzblattes für vier<br />

Oberämtererhält Herrenberg<br />

seine eigene Zeitung<br />

heraus kommen“, so signalisiert das<br />

im Zusammenhang zwar sein Interesse,ein<br />

„eigenes“ Amtsblatt zu erhalten,<br />

läßt aber zugleich, das feine Gespür<br />

des Beamten für schwer zu kalkulierende<br />

Entscheidungen höheren Orts<br />

verratend, mitdem Stichwort: kein<br />

notwendigerBedarf,taktisch auch den<br />

Wegfür eineAbsageoffen. Denn Presse<br />

war derObrigkeit keineswegs selbstverständlich<br />

undwillkommen, <br />

Das Ministerium des Inneren<br />

meint: Herrenberg zum<br />

Druckereigewerbe ungeeignet


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013 Seite 6<br />

DER NEUE CROSSOVER PEUGEOT 2008<br />

IHR NEUER WEG<br />

DURCH DIE STADT.<br />

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Abb. enthält Sonderausstattung.<br />

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Seite 7<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Der obrigkeitlich<br />

genehmigte<br />

„Plan“ des<br />

neuenBlattes<br />

Ort, an welchem<br />

das Blatt erscheint<br />

Titel<br />

Klasse, zu der es gehört<br />

Name des Redakteurs<br />

und Verlegers<br />

Tage, an welchen<br />

es erscheint<br />

Bemerkungen<br />

Herrenberg<br />

Intelligenzblatt<br />

fürdas Oberamt<br />

Herrenberg<br />

Intelligenzblatt ohne<br />

politische und<br />

räsonierende Artikel<br />

Andreas Braun<br />

Buchdrucker aus<br />

Reutlingen<br />

Je an den Freitagen<br />

oder Samstagen im<br />

künftigen Jahr<br />

Die genaue Kontrolle des Inhalts ist<br />

dem Oberamtübertragen worden<br />

Presse warzumindest erst einmal<br />

verdächtig:Befand man sich doch<br />

schon wieder in derzielstrebig restaurativen<br />

Endphase jenes bewegten Jahrzehnts<br />

des Vormärzes, das 1830 mit<br />

demvon der Pariser Revolution überspringendenFunken<br />

freiheitlicher Gesinnung<br />

begonnen, aus politischen<br />

Richtungen erstmals Parteien geformt<br />

undauch überall im Lande der Presse<br />

zunächst Aufschwung gebrachthatte.<br />

Amtliches,<br />

Unterhaltung,<br />

Belehrung<br />

–keine Politik<br />

Und so wurde es auch bei der Kreisregierungaufgenommen<br />

–und nicht<br />

zuletzt vom Antragstellerverstanden,<br />

von demvor jeder weiteren Stellungnahmeverlangt<br />

wurde, denbeabsichtigten<br />

Titel für das Blatt, den geplantenInhalt<br />

und die Erscheinungstage<br />

einzureichen. Andreas Braun gab hierzu<br />

zu Protokoll:<br />

„Als Titel für das Blatt werde ich<br />

wählen:’Intelligenzblatt fürdas Oberamt<br />

Herrenberg’, und den Inhaltdesselben<br />

werden dieBekanntmachungender<br />

Behörden, Privatanzeigen und<br />

zur Ausfüllung kleine Erzählungen unterhaltender<br />

Art sowiekleine Aufsätze<br />

zur Belehrung über allgemein interessante<br />

Gegenstände bilden, wieinandern<br />

derartigen Blättern der Fall ist, eigentlicheZeitungsartikel<br />

politischer<br />

Natur aber ausgeschlossen seyn. Zum<br />

Tag, wo das Blatt erscheinen sollte,<br />

würde ich denFreitag oder Samstag<br />

(alsoeinmal in der Woche) wählen.“<br />

VomOberamt kommentarlos weitergereicht,<br />

genügtedies derRegierung<br />

des Schwarzwaldkreises, welche<br />

am 13. Dezember 1837 die„Erlaubnis<br />

zur Errichtung einer Buchdruckerey in<br />

der Stadt Herrenberg, jedoch nur mit<br />

persönlichem Recht (d.h.auf die Person<br />

Brauns bezogen) und zur Herausgabe<br />

eines Intelligenzblatts für den<br />

Oberamtsbezirk Herrenberg“ erteilte.<br />

Dem Buchdrucker und Verleger wurde<br />

anbefohlen, sichgenau mit dem Gesetz<br />

über die Preßfreiheit vom 30. Januar<br />

1819 bekannt zu machen; außerdemhatte<br />

das Oberamtihm die einschlägigen<br />

Zensurvorschriften samtallen<br />

StrafenimFalle von Verstößen einzuschärfen.<br />

Speziell wegen des Intelligenzblatteswurde<br />

auf einen Ministerialerlaßvom<br />

Januar 1824 verwiesen,<br />

wonach unpolitische Blätter,nämlich<br />

bloße Anzeigenblätter ohne alle politische<br />

oderräsonierende Artikel, oberamtlicherKontrolle<br />

unterworfen seien;<br />

sobald ein solcher Artikel aufgenommen<br />

würde, wenngleich „unverfänglichen<br />

Inhalts“,werde der Herausgebernicht<br />

nur zur Strafe gezogen,<br />

sondern auch sein Blatt umgehend<br />

unter Zensur gestellt. Schließlich war<br />

der Kreisregierung von jeder Ausgabe<br />

einFreiexemplar einzureichen.<br />

DerSteckbrief desBlattes wurde in<br />

Form einer die„Tendenz“ fixierenden<br />

Tabelle beigegeben.<br />

Epilog:<br />

DasMinisterium<br />

desInnern bedauert<br />

Obwohl also durchaus obrigkeitlichen<br />

Wünschen konform, wardann<br />

der Startdes Blattes so reibungslos<br />

doch nicht, denn dasMinisterium des<br />

Innern verlangte von derKreisregierung<br />

einen Zusatzberichtüber diebisherige<br />

Praxis der Verbreitung von Anzeigen,amtlicher<br />

Erlasse etc. im Oberamt<br />

Herrenberg sowie eineeingehendere<br />

Erläuterung, ob manbei derKonzessionserteilung<br />

an Braun für ein<br />

„Etablissement“ in Herrenberg auch<br />

die allzu große Zersplitterung des<br />

Buchdruckgewerbes und des Intelligenzblattwesens<br />

genügend bedacht<br />

habe.Die Kreisregierung rechtfertigte<br />

sich durchnachdrückliche Wiederholung<br />

der vonBraun sowie Stadt und<br />

OberamtHerrenberg vorgebrachten<br />

Argumente.Zwar bestünden in Tübingen,Calw,Nagold<br />

und Rottenburg<br />

(auch Böblingen) Intelligenzblätter<br />

undBuchdruckereien, und Letztere<br />

dürftengerade infolge des Nachdruckverbotsstärker<br />

Bestellungen von auswärts<br />

erhalten, da „mancher Verleger<br />

früher Anstand genommen hat, ein<br />

Werk von Bedeutung in Württemberg<br />

drucken zu laßen aus Besorgnis, es<br />

möchte mitdem Original zugleich ein<br />

Nachdruck erscheinen“, der jenem –<br />

wie mangerade bei denReutlinger<br />

Nachdrucken gesehen habe –den<br />

Rang streitig mache; im Klartext: Es<br />

werdeeine bessere Auftragslage kommen.<br />

Wasnun die Intelligenzblätter<br />

betreffe,soschienen doch alle ihr Lesepublikum<br />

zu haben unddie Verleger<br />

ihre Rechnung zu finden.„Dies ist es,<br />

was wir…zuberichten haben.“<br />

Unter dem18. Januar 1838 gab das<br />

Ministerium desInnern säuerliche<br />

Antwort: Es „bedauert, daß durch diese<br />

für einenzum Buchdruckerei-Gewerbe<br />

ungeeigneten Ort ertheilte<br />

Concession zu weiterer Zersplitterung<br />

des Intelligenzblattwesens Anlaß gegeben<br />

worden ist, während in hohem<br />

Grade zu bezweifelnsteht, ob für das<br />

Fortkommen desConcessionirten,<br />

welches das Motiv derjenseitigen Entscheidungbildete,<br />

bei dieser selbstständigen<br />

Unternehmung besser gesorgt<br />

seynwird als bei dem Dienste in<br />

einer größeren Officin, in der er bisdahin<br />

sein gutes Fortkommen gefunden<br />

und wozu er als tüchtiger Setzer wohl<br />

auchfernerhin in oder ausser Reutlingen<br />

Gelegenheit erlangt hätte.“<br />

Dort setzte man zwei Tage nach Eingang<br />

denVermerk „Zuden Akten zu<br />

legen“ darunter. ■


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013 Seite 8<br />

Damals...<br />

...wie heute.<br />

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Seite 9<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Erstausgabe: 7. Juli 1838<br />

Eine Zeitung<br />

gewinnt Gestalt<br />

D<br />

assesnoch fast einhalbes Jahr<br />

dauerte, bis das„Intelligenzblatt<br />

Auch dieser Anfang<br />

warschwer …<br />

für denOberamtsbezirk Herrenberg“<br />

erscheinen konnte,lag nun freilich an<br />

Einrichtungsschwierigkeiten und offenbarenfinanziellen<br />

Engpässen<br />

Brauns. Zwar fand sich ein Domizil<br />

beim Bäcker Fischer in der Bronngasse,<br />

doch zur Verwirklichung seines Vorhabens<br />

musste er sich in Höhe von weit<br />

mehr als derHälfte seines Vermögens<br />

verschulden, einen Kredit beim Reutlinger<br />

Buchhändler Burg aufnehmen,<br />

Schriftsätze beim Stuttgarter Schriftgießer<br />

Gmelin und Materialien bei seinem<br />

früheren Prinzipal Heerbrandt<br />

borgen –Zeichen durchaus unternehmerischer<br />

Risikobereitschaft. Und<br />

doch war der Anfang zwangsläufig bescheiden:1840<br />

wird der Wert der<br />

Holzpresse auf 60, derder Typen auf<br />

438und derjenige aller<br />

sonstigen Gerätschaften<br />

auf 32 Gulden<br />

beziffert.<br />

Wasdann die Presse<br />

am 7. Juli 1838<br />

ebenfalls bescheiden im „Druck und<br />

Verlag von Andreas Braun“ –sodas Impressum–verließ,stach<br />

immerhin<br />

hinsichtlich der Aufmachung positiv<br />

vondem gemeinsamen Intelligenzblattfür<br />

dieOberämter Tübingen, Rottenburg,<br />

Horbund Herrenberg ab. Inhaltlich<br />

entsprach es jedoch ganz dem<br />

obrigkeitlichgenehmigten Plan: sauber<br />

gegliedert in amtliche Verfügungen,<br />

Bekanntmachungen aller Art–dabei<br />

bereits zwei Privatannoncen, nämlichein<br />

Kredit- und ein Stellenangebot<br />

–, ferner unter derals solche nicht<br />

ausgeworfenenRubrik Unterhaltung<br />

undBelehrung Beiträge zur<br />

Geschichteder Stadt Herrenberg<br />

sowie beschließend und ganz im<br />

Rahmen desÜblichen eine wöchentliche<br />

Übersicht derFrucht-,<br />

Fleisch- undBrotpreise. Das Blatt<br />

kostete jährlich eineinhalb Gulden,umAnnoncen,<br />

die Spaltenzeile<br />

zu eineinhalb Kreuzer gerechnet,<br />

wurde geworben.<br />

Eigentlich bemerkenswert<br />

sindnur Umfang und Gewichtung der<br />

historischen Beiträge, welche aus der<br />

Chronikdes Herrenberger Vogtes Heß<br />

ausgezogen wurden und für rund ein<br />

halbes Jahrzehnt, mit derZeit freilich<br />

immermehr ausdünnend, einen Dauerbrenner<br />

bildeten. Dass Braun von<br />

Anfang an zu diesem im städtischen<br />

Archiv verwahrten<br />

Schatz Zugang erhielt,<br />

belegt zunächst<br />

gute Beziehungen<br />

zum Rathaus. Thematischwar<br />

es sodann<br />

eine gewiss geschickte Wahl, mochte<br />

doch –von damals her gesehen –die<br />

großeund im Detail natürlich vergesseneVergangenheit<br />

demLeser<br />

schmeicheln und somitinteressieren,<br />

und zudembewies sie denWillen des<br />

Verlegers, sich ernstlich in der Stadt<br />

seiner Wahl einzuwurzeln. Bereits in<br />

derzweiten Nummer versah er den<br />

Heß’schenExtrakt miteigenen Anmerkungen,darunter<br />

dieser: „Daß in<br />

neuerer Zeit manches verschönert<br />

und verbessert worden ist, giebt der<br />

Das Stadtpfarramt Herrenberg<br />

abonniertauf Kosten der<br />

Stiftungspflege das neue<br />

Intelligenzblatt –für eineinhalb<br />

Gulden im Jahr<br />

Anblick;manches<br />

aberhat noch an Zerfall und<br />

Schmuz zugenommen.“ Es hat denAnschein,<br />

als habe man ihm dies verübelt.Denn<br />

es geschah nie wieder.<br />

ZweiJahre später konnte er jedoch einender<br />

ersten Leserbriefe drucken,<br />

der dieStadt aufforderte, dasWerk<br />

desVogtes Heß, nachdem schon ein<br />

Jahrhundert nichts in dieserHinsicht<br />

geschehen sei, gegen „ein billiges Honorar“<br />

fortsetzen zu lassen, „worauf<br />

sich dann wohl ein tüchtiger Mann zu<br />

Übernahmedieser Arbeit würde findenlassen“<br />

und das ergänzte Werk für<br />

Gemeindenund Familien im Druck herausgegeben<br />

werden könnte –ein seiner<br />

Zeit gewiss weit vorauseilender<br />

Schreiber, der leider nur mit „K“ zeichnete.<br />

Dochnoch einmal zurück zurAnfangsphase<br />

des Intelligenzblattes. Die<br />

ersten zwei Jahrgänge lassen unschwer<br />

das Bemühendes Verlegers erkennen,<br />

erst einmal festen Fuß zu fassen.<br />

Der Wegwar ja grundsätzlich vorgegeben,<br />

doch es finden sich zunehmend<br />

kleine, gelegentlich kaum auffällige,<br />

jedenfalls aber typische Akzentuierungen,welche<br />

nicht zuletzt auch<br />

diepersönliche und wirtschaftliche<br />

Situation Brauns widerspiegeln, auch<br />

einvorsichtiges Experimentieren zu<br />

erkennen geben.<br />

DreiPunkte sind augenfällig. Als<br />

Werbeträger wurde das Blatt nur zögerlichangenommen,<br />

besonders außerhalb<br />

derStadt. Allerdings schälte<br />

sich raschein kleines, aber treues<br />

Stammpublikumheraus, welches die<br />

Möglichkeitender Anzeigen nutzte,<br />

dienach einer Anlaufphase <br />

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175-ig<br />

Jl!<br />

2000<br />

Oktober


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite10<br />

Bewusstsein für<br />

Heimat undHerkunft<br />

Herzlichen Glückwunsch zum175. Jubiläum<br />

des „<strong>Gäubote</strong>“!<br />

Zum Gratulierengibt es allen Grund. Schließlich<br />

hat sichaus bescheidenen Anfängen als „AmtsundIntelligenzblatt“<br />

eine<br />

Traditionszeitung entwickelt,<br />

dieheute im Kreis<br />

Böblingen kaum mehr<br />

wegzudenkenist. Ob es<br />

um politisches, wirtschaftliches<br />

oder gesellschaftli-<br />

Leser erworben<br />

ches Geschehengehen<br />

mag–mit kompetentem Lokaljournalismus hat<br />

sich der „<strong>Gäubote</strong>“ über Jahrzehnte hinweg das<br />

Vertrauen seiner Leserinnen und Leser erworben.<br />

Ich binmir sicher,sie werden ihrer Zeitung auch<br />

in Zukunfteng verbunden bleiben.<br />

Diese Zuversicht kommt nicht vonungefähr.<br />

Denn jenseits großer politischer Themen prägen<br />

vor allem regionale Politik, Sport, Vereinsleben<br />

undkulturelle Veranstaltungen vor Ort das Bewusstsein<br />

fürHeimat und<br />

Herkunft.Sovermitteln lokaleZeitungen<br />

nicht nur<br />

Nachrichten und Informationen,sondern<br />

verbinden<br />

das allgemeine Zeitgeschehenmit<br />

dem konkreten Lebensumfeld.Das<br />

macht<br />

auch dieBeliebtheit des„<strong>Gäubote</strong>“ aus.<br />

Der Verlagsleitung und allen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiterndes „<strong>Gäubote</strong>“ wünsche ich<br />

auch künftig großen Erfolg sowie den Leserinnen<br />

und Lesern weiterhin viel Freude an ihrer Zeitung!<br />

Über Jahrzehnte hinweg das<br />

Vertrauen seiner Leserinnen und<br />

Angela Merkel, Bundeskanzlerin<br />

der Bundesrepublik Deutschland<br />

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Seite 11<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Der Kopf derersten<br />

Rechnungsformulare<br />

schließlich auch von<br />

Auswärtigenaufgegriffenwurden. Und<br />

noch zögerlicherwurde das bereits in<br />

der Erstausgabe enthaltene Angebot<br />

wahrgenommen,Beiträge einzusenden<br />

–über ein Jahr hielt man sich bedeckt,<br />

wartete wohl, wer vorangehen<br />

würde.<br />

Bliebdas natürlich nicht ohne Auswirkungen<br />

auf die wirtschaftliche Lage<br />

Brauns,soist wichtiger noch, dass er<br />

von Anfang an entschieden auf den<br />

Unterhaltungsteil setzte und diesen<br />

beigleichbleibendem Gesamtumfang<br />

von vier Seiten nach Möglichkeit<br />

quantitativ ausbaute<br />

wieinhaltlichzuvariierenbestrebt<br />

war.<br />

Nebender Fortsetzungsgeschichteerschienen<br />

Rätsel,Gedichte,<br />

Sinnsprüche,<br />

…und kostete<br />

Kraft<br />

und Nerven<br />

Anekdoten und so weiter,der Tendenz<br />

nach zunächst eher erbaulicher Natur:<br />

Wunderbare Prophezeiung, Segen<br />

christlicher Arbeit, dazu dann Erheiterndes<br />

wie: Der arme Vikar und sein<br />

Mißgriff,auch Abraham aSanta Clara<br />

überdas Eheleben, zunehmend sodann<br />

Sensationelles,–vorsichtig –die<br />

Nerven Kitzelndes, und –eher vereinzelt<br />

–auch derAbdruck einer ihrer Toleranz<br />

wegen bemerkenswerten Rede<br />

eines katholischen Geistlichen. Und<br />

dieses Konzept verfing. Ab 1840, so<br />

lässt sichsagen, hatte dasBlatt Fußgefasst,<br />

und es ist symptomatisch, dass<br />

Braun Ende 1839 die Herausgabe eines<br />

zweiten Blattes ankündigen konnte<br />

mitdem Titel: „Neues Herrenberger<br />

Unterhaltungsblatt“, dasimfolgenden<br />

Jahr lizenziert und von Rechtskonsulent<br />

Krauß redigiert wurde, freilich –<br />

man war ja im „ernstenHerrenberg“,<br />

so der Verlegerssohn Samuel aus späterer<br />

Rückschau –nach wenigen Monaten<br />

wieder einging.<br />

So bedeutet denn Fußgefasst keineswegs,<br />

dass Braun überden Berg gelangtoder<br />

gar schon saniert gewesen<br />

sei.ImGegenteil, das Intelligenzblatt<br />

zu institutionalisieren, hieß ein fortwährendes<br />

zähes Ringen, hieß fertig<br />

werden mitmancherlei Unwägbarem<br />

und Rückschlägen. Insbesondere<br />

schlugen die ersten buchdruckerischenUnternehmungen,<br />

diejadie<br />

zweite Stütze desBetriebs hatten sein<br />

sollen, sämtlich fehl: „Herrenberg wie<br />

es vor hundert Jahren war“, eine Kompilation<br />

desDekans Scholl aus der<br />

Heß’schenChronik, deckte die Druckkosten<br />

nicht, und noch weniger<br />

ein Renner wurde das Werk eines<br />

Pfarrers „Großartiges und FremdartigesinKirche,<br />

Schule und Leben“,<br />

das nur an die 15 Interessentenfand;<br />

auchein 1839 für einen Calwer Auftrag<br />

eingestellterGehilfe musste aus<br />

eigenemBeutel gelöhnt werden, da<br />

sich derAuftraggeber als zahlungsunfähigerwies.<br />

Es wundert dahernicht, dass die<br />

Vermögensaufnahmenach demfrühen<br />

Todseiner Frau, welche am 21.<br />

Dezember 1839 einer Lungenentzündungzum<br />

Opfer fiel,inetwa denselben<br />

Schuldenstand ergab wiezuBeginn<br />

desUnternehmens. Seine zweite<br />

Frau Christiane geb.<br />

Maser,Leichenbitterstochter<br />

ausHerrenberg,<br />

die er am<br />

12. Juli 1840 heiratete,<br />

brachte dann freilicheine<br />

nennenswerteMitgift<br />

in die Ehe ein, was den<br />

Kauf eines eigenen Hauses in der unteren<br />

Spitalgasse erlaubte.<br />

Derschon erwähnte Sohn Samuel<br />

erinnert sich in einem Gedenkblatt<br />

zum 50-jährigen Bestehen derZeitung<br />

über seine 1840 beginnenden Lehrlingsjahre<br />

und die alltägliche Praxis so:<br />

„Nun fingen für mich die Arbeits- und<br />

Leidensjahre an. Ichwar zwölf Jahre<br />

alt. Nun ging es von der Schule an den<br />

Setzkasten undvom Setzkasten wieder<br />

in dieSchule. Zu Knabenspielen<br />

blieb keine Zeit. Es war ebeneine Notwendigkeit,<br />

mich so früh nützlich zu<br />

machen:ein Gehülfe hätte denProfit<br />

des Geschäfts aufgezehrt“.<br />

Nervenkraft wargelegentlich nach<br />

den Erinnerungen Samuel Brauns auch<br />

ausganz anderen Gründen angebracht,denn<br />

offenbar musste man<br />

sich in Herrenberg erst an dieEigenarten<br />

des Neulings gewöhnen.War das<br />

Unterhaltung,wenn da ein Sinnspruch<br />

–abgeschrieben natürlich aus einem<br />

„vergessenen Buch“ –eine Säufernase<br />

beschrieb? Wardanicht vielleicht<br />

doch dieser oder jenergemeint? Sollte<br />

einesoharmlos gesetzte Anekdote<br />

über einen Stotterernicht doch einen<br />

Bestimmten treffen? Das Wort vom<br />

„Dorfschulmeisterlein“ nicht doch den<br />

Lehrerstand verhöhnen? Und was hatten<br />

Indiskretionen, wenngleichnoch<br />

so harmlos, in derZeitung zu suchen,<br />

noch dazu anonym? Dassetzte dann<br />

Proteste,die je nach Temperament<br />

des vermeintlich Betroffenen gelegentlich<br />

heftig ausfallenkonnten. Aber<br />

es sorgte gewissauch fürPublizität. <br />

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Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.<br />

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Auch wenn sich die Zeiten ändern –eines ändert sich nicht: unsere<br />

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Wirgratulieren dem GÄUBOTEzum 175. Jubiläum<br />

und wünschen weiterhin viel Erfolg!<br />

Juni<br />

Jetzt<br />

beraten<br />

lassen!<br />

1963


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite12<br />

Es ging also, langsam, voran, und<br />

dies warnicht zuletztder Protektion<br />

namentlich des Dekans Scholl, deranscheinendmehr<br />

als beratendenEinflussauf<br />

die Gestaltung des Blattes<br />

nahm,sowie desOberamtmanns<br />

Martzzuverdanken. Weitere Honoratioren<br />

wie Stadtschultheiß Khönle,<br />

Apotheker Schüz oder Kollaborator<br />

Mayerbekundeten zumindest Wohlwollen.<br />

Verleger und Dekan starteten sogar<br />

eine Neuauflage des Unterhaltungsblatts,das<br />

speziell belletristisch ausgerichtetwar;<br />

es längerfristig am Leben<br />

zu erhalten, blieb wiederum Illusion.<br />

Ökonomischwichtiger war, dass<br />

Braunaus seinen Anfangserfahrungen<br />

undinrichtiger Bedarfseinschätzung<br />

der Oberamtsstadt<br />

eine Konsequenz zog<br />

undsich stärker auf<br />

denDruck vonFormularenverlegte.<br />

VonOberamtmann<br />

Martznachdrücklichbefürwortet, erwirkte<br />

er zu diesem Zweckdie Konzessionfür<br />

denBetrieb einer Steindruckerei.<br />

Der Druckder Formulare und zunehmend<br />

auchdas Intelligenzblatt bildeten<br />

fortan diewirtschaftliche<br />

Grundlage des Unternehmens; Bücher<br />

und Broschüren –Braun druckte nach<br />

wie vor, wasAbsatz versprach –blieben<br />

indessen bloßes Beiwerk.<br />

Ab 1840 erhieltnun auch das„plangemäße“belehrende<br />

Element, das bislangeher<br />

mittelbar im Rahmen der<br />

Unterhaltung geboten worden war,<br />

mit der Rubrik „Nützliches Allerlei“<br />

stärkeres Gewicht.<br />

Das „Nützliche<br />

Allerlei“bekommt<br />

nochstärkeres<br />

Gewicht<br />

Themen wie: Englische Schuhwichse,Kleister<br />

fürBuchbinder,Mittel, dass<br />

Blutegel das25-fache saugen, gegen<br />

Ratten, Mäuse, Wanzen, Kaffee aus<br />

Traubenkernen, Sauerkraut vor Fäulnis<br />

zu bewahren, um ausgegangenes Haar<br />

wieder wachsenzumachen, Behandlung<br />

Erhängter, Erwürgter,Ertrunkener,dass<br />

Hühner mehr und größere<br />

Eier legen –derartig Informatives bot<br />

nun alle Samstage Gesprächsstoff.<br />

Das Konzept fand zunehmend Anklang.<br />

Nachdem 1842 zunächst der Titel<br />

in „Amts- und Intelligenzblatt“, unterverantwortlicher<br />

Redaktion gedruckt<br />

und verlegt von Andreas Braun,<br />

geändert worden war, erhielt das Blatt<br />

im folgenden Jahr eine<br />

neueAufmachung:<br />

DasFormat<br />

wurde vergrößert,<br />

amtliche Verlautbarungen<br />

und private<br />

Anzeigen wurden<br />

drei-,Artikelzweispaltig<br />

gesetzt; vereinzelt begann<br />

man, Annoncen durchUmrahmungen<br />

undgrößere Typen optisch hervorzuheben,<br />

ein Angebot, das auf längere<br />

Zeitbeinahe allein auswärtige Inserentenwahrnahmen.<br />

Den„verehrlichen<br />

Lesern“nannte Braun in Nummer 1als<br />

Grund, „einen größeren Raum zur Unterhaltung<br />

geben zu können“, und er<br />

erlaubte sich, „diejenigen ergebenst<br />

einzuladen, welche noch Lust haben,<br />

dieses Blattanzuschaffen, da sich die<br />

Redaktion immer mehr bemühen<br />

wird, zu unterhalten und zu nützen<br />

und sich dieGewogenheit der verehrten<br />

Abonnenten immer mehr zu gewinnen.“<br />

Während es nun fürfast<br />

zwei Jahrzehnte im Wesentlichen bei<br />

dieser äußerenGestalt blieb, gab es inhaltlich<br />

schonimfolgenden Jahr eine<br />

weitere einschneidende Veränderung,<br />

indemmit Blick auf denLandwirtschaftlichen<br />

Verein die Rubrik „Landwirtschaftliches“<br />

eingeführtwurde.<br />

Mochte es Samuel Braunnach seinen<br />

Erinnerungen auch zuweilen als „nicht<br />

herzerhebend“ empfunden haben,<br />

„AbhandlungenüberKartoffelkrankheiten<br />

und Mistbereitungzusetzen“,<br />

so scheinen dochdiese Traktate ein<br />

eifriges Publikum gefunden und jedenfalls,<br />

oberamtlich gefördert, auch neue<br />

Abonnenten gebracht zu haben. Die<br />

Rubrik blieb nicht nur eine Dauereinrichtung,<br />

siegab dem Blatt, zumindest<br />

vorerst, einenneuen Akzent, und zwar<br />

aufKosten der Unterhaltung, dieerst<br />

allmählich ihrenalten Stellenwert zurückerlangte.<br />

Übrigens findet sich<br />

gleich im zweiten Aufsatz „Guano, der<br />

beste Dünger“ folgendes Missgeschick:<br />

…„Nun aber,aus was besteht denn<br />

dieser seltsame Dünger?“ Diese Fratze<br />

schwebte dir gewiß schon lange auf<br />

denLippen. Er kommt zu uns, als ein<br />

braunes Pulver,…<br />

1846 tratendann „Neuigkeiten“<br />

hinzu, dieimfolgenden Jahr von den<br />

„Tagesneuigkeiten“ ersetzt wurden,<br />

Nachdrucken nämlich von –selbstredend<br />

meistsensationellen–Meldungenanderer<br />

Blätter,wobei der<br />

Schwerpunkt durchaus im Königreich<br />

Württemberg lag. Bleibt anzumerken,<br />

dass nach einem Jahrzehnt dieZahl<br />

der Einsendungen sich festigte und<br />

Samuel Braun1847 in Nummer 6mit<br />

einem Gedicht: „Der einzige Sohn<br />

(Nachdem Leben)“, debütierte, das<br />

rechtens nicht in die Anthologien<br />

eingegangen ist. ■<br />

Sascha<br />

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Seite 13<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

1848 –Preßfreiheit undPreßfrechheit<br />

Maßregeln<br />

derzeit nicht nötig<br />

U<br />

mesgleich zu sagen: Die Märzrevolution<br />

des Jahres 1848 erreichte<br />

zwar auch Herrenberg, aber mit gebremstem<br />

Wellenschlag. Immerhin,<br />

was in der Zeitungstand, wasnicht in<br />

derZeitung stand und wieesinder<br />

Zeitung stand –das zeigt, dass dieEreignisse<br />

Tagesthema waren<br />

und durchaus<br />

offene Leidenschaftlichkeit<br />

aufbrechen<br />

konnte,eszeigt<br />

aber insbesondere,<br />

dass dasIntelligenzblatt zunächst<br />

ganzbei seiner unpolitischen<br />

Linie blieb, um dann –etwa ab Mitte<br />

des Jahres –eher indirekt und sehr verhalten<br />

seinekonstitutionelle Grundeinstellung<br />

zu erkennen zu geben.Zu<br />

keinem Zeitpunkt schien derOberamtmannAnlass<br />

zu sehen, der minis-<br />

teriellen Weisung vom 28. Mainachkommen<br />

zu müssen: „Dem Vernehmen<br />

nach artet in vielen Localblättern<br />

desLandes die durch die Verordnung<br />

vom1.März d. J. wiederhergestellte<br />

Preßfreiheit in Preßfrechheitaus. Da<br />

es nichtinder<br />

Absicht der<br />

Verordnung<br />

vom1.März<br />

d. J. liegen<br />

kann, derlei<br />

Unfuch zu dulden<br />

und nachsichtig zu behandeln, so<br />

erhält die K. Regierung (des Schwarzwaldkreises)<br />

gemesseneWeisung, in<br />

allenden Bestimmungen des Preßgesetzes<br />

vom 30. Januar 1817 offenbar<br />

undentschieden zuwiderlaufenden<br />

Fällen sogleich einzuschreiten.“<br />

Beginnendmit dem10. März, sind<br />

die Geschehnisse zunächst allein aus<br />

Die erst Buchdruck-Schnellpresse wird 1842 angeschafft<br />

den Einsendungen und Ankündigungen<br />

der Engagierten aller Richtungen<br />

zu entnehmen. So spiegelt sich beispielsweise<br />

derAbsatz schwarz-rotgoldener<br />

Kokarden in der Anzeige eines<br />

Bortenmachers, der sich gegen unberufene<br />

Konkurrenz zur Wehr setzte.<br />

Den breitesten Raum nehmen jedoch<br />

die Stellungnahmenfür und wider die<br />

Kandidaten zur Bundes- und Ständeversammlung<br />

ein, nicht selten verbunden<br />

mitteils heftigen Angriffen und<br />

Ehrenerklärungen.Der Vaterländische<br />

und der Volksverein lassen Programmatischesund<br />

Vereinsnachrichten<br />

einrücken. Man hatden Eindruck,als<br />

habeBraun sich erst einmal bewusst<br />

bedeckt gehalten, denGang derEntwicklung<br />

abwarten und keinesfalls in<br />

städtische Interna eingreifen wollen.<br />

In der zweiten Jahreshälfte finden sich<br />

dannschon öfter,inAnekdoten,Sprücheoder<br />

auch in Meldungen eingekleidet,<br />

Anspielungen undvorsichtige<br />

Äußerungen, diedurchaus Bewusstsein<br />

über denzeitgenössischen Diskussionsstandverraten.<br />

Brisanteres<br />

wurde gelegentlich aus anderenPresseorganen,<br />

wieetwadem „Stuttgarter<br />

Tageblatt“, zitiert, und der nicht zögerliche,<br />

in Oberndorfverlegte „Schwarzwälder<br />

Bote“ und die Süddeutschen<br />

politischen Blätter können Eigenwerbungbetreiben.


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite14<br />

Skeptische Töne: Wohin soll das<br />

führen?oder: Eine republikanische Regierungist<br />

auch menschlich und fehlbar!<br />

mischen sich gelegentlich ein,<br />

und kennzeichnend ist schließlich ein<br />

gegenJahresende abgedrucktes kritischesGedicht<br />

über dieSituation des<br />

greisen Königs, versehen mit einer der<br />

ersten „Anmerkungen der Redaktion“,<br />

wo klarfür den König Partei genommen<br />

wird.<br />

ZumJahreswechsel 1849 veröffentlichte<br />

Samuel Braun ein Gedicht,<br />

das vor dem Hintergrund negativer<br />

Zeiterscheinungen den Wert derReligion<br />

betonte. In derFolge äußern<br />

die zumDruck beförderten Beiträge<br />

bald eine mehr,bald eine weniger<br />

„freiheitliche“, immer aber moderateund<br />

zuletzt durchaus konservative<br />

Tonart, wobei sichauch nostalgische<br />

Erinnerungen an das Frühjahr<br />

1848 einmischen können. Anzeigen<br />

der Vereine und Privatbeiträge werden<br />

weiterhin gedruckt, auch Aufrufe,<br />

das Volk zum Schutz der Reichsverfassung<br />

zu bewaffnen. Im Juni trug Samuel<br />

Braun, hier Lithograf genannt, einen<br />

heftigen Schlagabtausch mit dem<br />

Volksverein auswegen eines von ihm<br />

eingerückten,aber nicht verfassten<br />

Angriffs auf dieDemokraten. Einder<br />

Deutschen Zeitung entnommener Beitrag<br />

zogeinen versöhnlichen Schlussstrich:„Hört,<br />

Hört, ihr württembergischen<br />

Wahlmänner,die linken wiedie<br />

rechten!“<br />

Konstitutionell gesinnt,<br />

im Tonnicht unwürdig<br />

Wie derWind nun wehte, mag eine<br />

Anordnungdes Ministeriums des Innern<br />

an denRegierungsdirektor in<br />

Reutlingen vom24. November 1849<br />

erhellen: „DerMißbrauch der Preßfreiheit,<br />

welcher<br />

seit dem März 1848 begonnen hat<br />

und seitdem, immer mehr um sich<br />

greifend, hauptsächlichinden Zeitungen<br />

und Wochenblättern,insbesondere<br />

auch in den auf<br />

dem Lande erscheinenden<br />

Bezirks- und<br />

Orts-Blätternsich äußert,nimmt<br />

dieAufmerksamkeitder<br />

Polizeibehördendesto<br />

mehr in Anspruch,<br />

je mehr die Erfahrungen der beiden<br />

letztenJahre gezeigt haben, dass hierin<br />

eine Hauptursache der notorisch<br />

herrschenden Begriffsverwirrung über<br />

Recht, Freiheit und Ordnung und der<br />

leider immertiefere Wurzeln fassendenUnsittlichkeit<br />

und Irreligiösität<br />

liegt und dassdie Preßfrechheit in den<br />

letzten 20 Monaten zu manchen beklagenswerthen<br />

Angriffen auf die öffentliche<br />

Ordnung, dieSicherheit des<br />

Staats und der Einzelnen geführthat.<br />

Insbesondere verderblich wirkt die<br />

Presse da, wo sie, wieeshäufig bei den<br />

Tag- und Wochen-Blättern auf dem<br />

Lande der Fall ist, in den Händen unselbstständiger<br />

odervon Parteimännern<br />

geleiteter Redacteure sich befindet,<br />

böswillige Artikel radikaler Blätter<br />

abzudruckensich zum Geschäft macht<br />

unddiese einem Leserkreise mittheilt,<br />

der oftgrößtenteils nicht im Stande<br />

Frühling 1848: Die harten Pressegesetze<br />

verlangen nach<br />

einerkreativen Auslegung<br />

–der rote,<br />

blaue, grüne Peter<br />

ist, in öffentlichen Angelegenheitensich<br />

ein<br />

eigenesselbstständiges<br />

Urtheilzubildenund<br />

offenbareEntstellungen<br />

der Wahrheit über öffentliche<br />

Zustände und<br />

Handlungen der Regierungund<br />

ihrer Organe zu<br />

erkennen.“<br />

Der Direktor wirdanseine<br />

Pflicht erinnert, die Kontrolltätigkeit<br />

derBezirksbeamtenzuüberwachen,<br />

damit gegebenenfalls polizeiliche Beschlagnahmegesetzwidriger<br />

Artikel<br />

und Anzeige beim Staatsanwalt gewährleistetwürden.<br />

Auch trete bei<br />

den Amts- undLokalblättern, die ja<br />

Geld für die öffentlichen Bekanntmachungenbezögen,<br />

„der sonderbare<br />

Fallein, dass es denAnschein gewinnt,<br />

als ob dieöffentlichen Behörden, welche<br />

den befragten Blättern ihreamtlichen<br />

Nachrichten mitAusschließung<br />

andererBlätter zuwenden und dadurch<br />

ihre Existenz begründen oder<br />

befördern, jene feindselige Tendenz<br />

unterstützen undbegünstigen“.<br />

Nach großherzoglich badischem<br />

Beispiel solle nun „denRedacteuren<br />

derjenigen Blätter,welche eine destructive<br />

und feindliche Richtung verfolgen“,<br />

dieBekanntmachung amtlicherNachrichten<br />

entzogen werden.<br />

Dassei nun keine Beeinträchtigung<br />

der Pressefreiheit, sondernschon deswegen<br />

statthaft, weil es sich um die jedem<br />

freistehende Wahl in der Benützung<br />

öffentlicher Blätter handele, und<br />

derWürde der Regierung und der<br />

Beamtenkönne es zudem nicht zugemutet<br />

werden, mit solchen Blättern<br />

zusammenzuarbeiten, „welche sich in<br />

fortwährender Opposition gegen die<br />

öffentliche Gewalt“ gefielen. Vorzugsweisesei<br />

darauf hinzuwirken, dass alle<br />

Behörden ihre Verlautbarungen nur an<br />

konforme oder doch zumindestgemäßigteBlätter<br />

gäben, und wo in einem<br />

Bezirk nur ein einziges Blatt bestünde,<br />

solleman in die benachbarten Bezirke<br />

ausweichen.<br />

„Damit es aber den Bezirks- und<br />

Orts-Blättern, deren Redacteure oft<br />

nur aus Mangel an lesenswerthem<br />

Stoff zumNachdruck pikanter,aufregender<br />

Artikel anderer Blätter verleitet<br />

werden sollen, nicht an guten Aufsätzen<br />

fehle und damit dieselben,statt<br />

wie bisher der Verbildung, künftig immer<br />

mehr derwahren Volksaufklärung<br />

dienen, wäre es sehr erwünscht, wenn<br />

einzelne, dazu durchNeigung und Bildung<br />

berufene Geistliche sich herablassen<br />

würden, periodisch dem Zeitbedürfnis<br />

entsprechendeAufsätze in<br />

das Wochenblatt zu liefern.“<br />

Oberamtmann Widenmann,zum<br />

Berichtüber die Zeitung seines Bezirks<br />

aufgefordert, gutachtete wiefolgt:<br />

„Das Blatt enthält meistens nur amtlicheBekanntmachungen,<br />

Intelligenz-<br />

Nachrichten (Annoncen) und Tagesneuigkeiten<br />

ausanderen Blättern, eigene<br />

raisonierende Artikel kommen<br />

selten vor.Als politische Richtung<br />

sprichtsich die konstitutionelle aus;<br />

derTon ist nicht unwürdig<br />

und leidenschaftslos,Recht,<br />

Religion undSitte<br />

werden geachtet.<br />

Dieöffentlichen Bekanntmachungen<br />

desOberamts und<br />

dersonstigen öffentlichen Behörden<br />

erfolgen in diesem Amtsblatte, und<br />

besteht hierfür unentgeldliche Aufnahme,<br />

indem geradehiedurch sein<br />

Bestand mitgesichert wird. Doch bezieht<br />

sichdie unentgeldliche Aufnahme<br />

nur aufsOberamtund die Amtspflege<br />

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Seite 15<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Der Unterzeichnete erhält je<br />

abends zuvor das am Tage darauf erscheinende<br />

Blatt und ist so in derLage,<br />

den Inhalt zu prüfen, bei dem er nach<br />

seiner dermaligen Beschaffenheit weitere<br />

Maßregeln nicht für nöttig findet.“Zur<br />

Einordnung des Blattes in jenen<br />

bewegten Jahren bedarf es nur<br />

noch des Hinweises, dass dies das einzige<br />

Schriftstück in dem diesbezüglich<br />

bei derKreisregierung überlieferten<br />

umfangreichen Faszikel ist, mitdem<br />

dasHerrenberger Intelligenzblatt aktenkundig<br />

geworden ist.<br />

Pflegte sein kleines<br />

Lämpchen …<br />

So urteilte Sohn Samuel1888 über<br />

des Vaters Werk, und es war gewiss<br />

richtig gesehen: WasdaimRevolutionsjahrhier<br />

und da vorsichtig aufgeflackert<br />

war,zeitigte fürdie Grundkonzeptiondes<br />

Blattes keine Folgen. Völlig<br />

entsprach es denobrigkeitlichen<br />

Wünschen.Amtliches, Anzeigen, Unterhaltung,<br />

Belehrung –das blieb die<br />

Devise für dienoch fast zwei Jahrzehnte,<br />

in denen es von AndreasBraun verantwortet<br />

wurde.<br />

Unddoch ist zu modifizieren: Zwar<br />

schwenktedas Blatt ganz auf die Zeit<br />

vor März 1848 zurück, übte politische<br />

Abstinenz, raisonierte nichteinmal anspielungsweise<br />

oder mittels Zitaten;<br />

zwar präsentierte es sich zeitweise<br />

ausgesprochennüchtern durch das<br />

Übergewicht derzahlreichen neuen<br />

Gesetzeund Verordnungen;<br />

zwarstellte 1850 ein Artikel dem<br />

menschlichen Urgut Pressefreiheit<br />

höchst ausgewogen eine heftige<br />

Verurteilung der Preßfrechheit, der<br />

hetzerischen Wahrheitsverdrehung,<br />

gegenüber.Aber auf Sicht ließen<br />

sich die Themen der Zeit eben<br />

doch nichtfernhalten, konnten die<br />

kleinenFreiheiten des Blattes genutztwerden,<br />

und es begann, anfangseher<br />

punktuell, mit den Wahlen,dem<br />

Abdruck also vonKandidatenvorschlägen,<br />

Selbstvorstellungen,<br />

Redenauszügen, natürlich auch Angriffenund<br />

Ehrenerklärungen. Schon wenig<br />

später wird sodann<br />

dasZeitgeschehen wieder indirekt<br />

durch dieZusammenstellung von<br />

Nachrichten, Abdrucken aus engagierteren<br />

anderen Zeitungen oder eingekleidetinUnterhaltendes<br />

kommentiert,<br />

wobei man alsgleichsam den Tenor<br />

weisenden Leitartikel eine 1852<br />

gedruckte Fortsetzungsgeschichte:<br />

„Einpolitischer Traum (Aus Oberschwaben)“<br />

betrachten könnte, in der<br />

Eine Schnellpresse,wie sie erstmals<br />

1842 vonHelbig &Müller entwickelt<br />

worden ist undheute im Deutschen<br />

Museum in München(Foto) gezeigt wird,<br />

hielt später auchindie Produktion des Herrenberger<br />

Intelligenzblattes Einzug GB-Foto:gb<br />

ein Monarchintraumatischer Vision<br />

erfährt, dassseine zum allgemeinen<br />

Besten,zum Wohl des Ganzen gemachtenBemühungen<br />

durch<br />

dievielfältigen Unzulänglichkeiten<br />

derStaatsdiener und Beamten,der<br />

Juristen, Minister,<br />

Schreiber,der Lehrer und selbst<br />

der Pfarrer nicht greifen können<br />

unddeshalb in schon verständlichen<br />

Misskredit gerieten.<br />

Solchermaßen verhalten-indirekteBerichterstattung<br />

im Mittel<br />

redaktioneller Stoffauswahl charakterisiert<br />

freilichnur einen Akzentdes<br />

Blattes, dernoch dahingehend<br />

zu präzisieren ist, dass thematisch<br />

mehr und mehr das ganze<br />

Deutschland einbezogenwurde. Zugleich<br />

begannen andererseits Nachrichten<br />

aus dem eigentlichen Zielbereich:<br />

Stadtund Oberamt Herrenberg<br />

und ihr Umfeld, regelmäßigerenund<br />

umfangreicheren Niederschlag zu finden.Eslässt<br />

sich nicht an einem Datum<br />

fixieren,sondern ist alsProzesszu<br />

begreifen: Im Laufe des zweiten Jahrzehnts<br />

des Intelligenzblattes entsteht<br />

durchinnerredaktionelle Gewichtung<br />

die Lokalredaktion. Und damit wiederum<br />

korrespondiert, dass das Blatt seinen<br />

Stellenwertals Werbeträger nicht<br />

nur behaupten, sondern langsam, aber<br />

stetig ausbauen kann. Inzwischen auf<br />

einer zwölf Zentnerschweren Eisenpresse<br />

(Hagarpresse)gedruckt, lässt<br />

sichder Fortschritt derZeitung, das<br />

Werden zu einer festen Institution,<br />

nichtzuletzt auch an derzunehmendenZahl<br />

vonZusatzdrucken <br />

1998<br />

Oktober


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite16<br />

Eine wertvolle<br />

Informationsquelle<br />

Einen besonderen Grund zum Feiern hat in diesem<br />

Jahrder „<strong>Gäubote</strong>“. Seit inzwischen 175 Jahren<br />

festinHerrenberg verwurzelt, ist dieTageszeitungeine<br />

wertvolle Informationsquelle fürdie<br />

Bürgerinnen und Bürger der Region und ein wichtiger<br />

Bestandteil in dervielfältigen Presselandschaft<br />

Baden-Württembergs.ImNamen der Landesregierung<br />

gratuliereich der Verlagsleitung sowie<br />

allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr<br />

herzlich.<br />

„Intelligenzblattfür den<br />

Oberamtsbezirk Herrenberg“–unter<br />

diesem Namenerschien<br />

am 7. Juli<br />

1838 dieerste Ausgabe der<br />

Tageszeitung, welche seitdem<br />

eine treue Leserschaft<br />

in Herrenberg und demGäu hat. Tagfür Tagversorgen<br />

die Redakteurinnenund Redakteure ihre<br />

Leserinnen undLeser zuverlässig mit aktuellen Berichtenaus<br />

Politik und Wirtschaftsowie Kultur<br />

und Sport. Doch auchEreignisse und Veranstaltungen<br />

in der Region kommen nicht zu kurz.<br />

Durch diese Vielfalt an Informationen und ihren<br />

DieZeitungstärktdas<br />

Heimatbewusstsein<br />

unddie Meinungsbildung<br />

Fokus auf lokale Berichterstattung stärkt dieZeitung<br />

dasHeimatbewusstsein und die öffentliche<br />

Meinungsbildung in Baden-Württemberg.<br />

Dass der „<strong>Gäubote</strong>“eine starke lokale Verwurzelung<br />

hat,zeigt sich nicht nur an seinem Namen,<br />

sondern auch an denredaktionellen Beiträgen,<br />

die dasLeben in Herrenberg und dem Gäu in den<br />

Mittelpunkt stellen. Miteiner Auflage von rund<br />

11 500 täglich verkauften Exemplaren gehört die<br />

Zeitung für zahlreiche Bürgerinnen<br />

und Bürger zur<br />

Pflichtlektüre.<br />

Heimatverbunden, weltoffen<br />

und geprägt voneiner<br />

engenBindung an seine<br />

Leserschaft –der „<strong>Gäubote</strong>“<br />

ist charakteristisch für<br />

die Region und unser Land. Er steht für175 Jahre<br />

Zeit-und Zeitungsgeschichte und ist aufgrund<br />

seines Schwerpunktesauf das Geschehen vorOrt<br />

auch im Zeitaltervon Internet und der weltweiten<br />

Verfügbarkeit vonInformationen eine wichtige Informationsquellefür<br />

die Bürgerinnen und Bürger<br />

in Herrenberg und demGäu.<br />

Für die Zukunft wünsche ich dem „<strong>Gäubote</strong>“,<br />

der Verlagsleitung sowie denMitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern weiterhin alles Gute und viel Erfolg.<br />

Winfried Kretschmann, Ministerpräsident<br />

des Landes Baden-Württemberg


Seite 17<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Andreas Braun schließt mit<br />

seinem SohnJohann Georg<br />

einenTeilhabervertrag<br />

ablesen: Extrablätter für eiliges<br />

Amtliches, Beilagen im Umfang einer<br />

halben oder sogar ganzen Nummer für<br />

alles, was in derregulären Nummer<br />

nicht unterzubringen war,und vereinzelt,<br />

etwa 1855, erschien eine zweite<br />

wöchentliche Ausgabe. Der Drucker<br />

und Verleger warsichtlich akzeptiert<br />

und etwa seit dieser Zeit auch wirtschaftlich<br />

saniert, was beispielsweise<br />

in verstärkten geschäftlichen Aktivitäten<br />

zumAusdruck kommt, dievornehmlich<br />

im Buchhändlerischenlagen,<br />

aber auch den Versand- und Kommissionshandel<br />

vonHeilmitteln wie<br />

Tinkturen gegen Zahnschmerzenumfassen<br />

konnten.<br />

DerBetrieb also prosperierte, und<br />

man muss sich nochmals in Erinnerungrufen,<br />

dass es einreiner Familienbetriebwar.Seit<br />

1840 beziehungsweise<br />

1844 hatten die beiden älteren<br />

Söhne Samuelund Johann Georg dem<br />

Vater als Lehrlinge und Gehilfen zur<br />

Seite gestanden. Samuel<br />

schied 1847 aus der eigentlichen Druckerei<br />

aus und scheint einen<br />

Teil der redaktionellenArbeit<br />

übernommen<br />

zu haben. Ausseiner Federstammteüberviele<br />

Jahre meistens dasGedicht,<br />

mitdem dasBlatt<br />

einneues Jahr zu begrüßen<br />

pflegte,soauch<br />

1862, wo erstmalsLiverpoolals<br />

seine neue<br />

Heimat angegeben ist;<br />

hier betätigte er sich,<br />

wie es 1869heißt, als<br />

Maler,vermutlich aber<br />

auch als „Korrespondent“,<br />

der gelegentlich<br />

Beiträge etwa aus<br />

der Times übermittelte.Die<br />

Gründe seines<br />

Fortzugs sind unbekannt,<br />

er waraber<br />

kein Einzelfall in der<br />

Familie: Zwei jüngere<br />

Geschwister wanderten um die gleiche<br />

Zeit nach Amerika aus, wo sie sich<br />

in Motthaven nahe NewYorkniederließen,bewogen<br />

offenbar aus existenziellen<br />

Gründen und angeregt vielleicht<br />

durch dieWerbung der Auswanderungsagenturen,die<br />

so häufig im Erzeugnisdes<br />

Vaters zu lesen war.Die älteste<br />

Tochter indessen blieb und heiratete<br />

einen BuchbinderMarquardt,<br />

mit dem AndreasBraun in seiner Eigenschaft<br />

als Buchhändler zusammenarbeitete.<br />

ZurStützedes Buchdruckerbetriebs<br />

wurde der zweite Sohn Johann Georg.<br />

Nachdem er 1859 zur Hälfte Teilhaber<br />

unternicht mehr bekannten Vorbehaltsrechten<br />

des Seniors geworden<br />

war,wurde er zum 1. Juni 1863 völlig<br />

gleichberechtigter Partner desGeschäftes,das<br />

„unter allen Umständen<br />

nie getrennt werden“ und in dem bei<br />

„Anstandsfällen …nichts Eigenmächtiges,<br />

sondernimmer eine Uebereinkunftstattfinden“<br />

sollte; die Konzession<br />

verblieb demVater,der im Übrigen<br />

nur einen Lehrjungenanstellen durfte.<br />

Nach Johann Georgs Heirat mit der<br />

Zimmermannstochter Friederike Haar<br />

im Oktober 1863 vereinbarten Vater<br />

und Sohn am 1. Februar1864 zusätzlich,<br />

dass jeder der Teilhaber unbeschränkter<br />

Eigentümer seiner Hälfte<br />

sei und nach seinem Belieben darüber<br />

verfügen könne und dass im Falle eines<br />

Wegzugs oder Ablebens „an die<br />

betreffende Hälfte ein neuer Aufschlag“zumachen<br />

sei: „gründet sich<br />

also auf Gegenseitigkeit“.<br />

In derFolge sind Einfluss und Initiative<br />

desJüngeren merklich spürbar.Zugleich<br />

erlaubte die Einführung des<br />

„Landposten-Instituts“imOberamt<br />

seit dem 1. April 1864 die postalische<br />

BeförderunganAuswärtige, welche ihr<br />

Abonnement,das –imVoraus zahlbar<br />

–halbjährlich 51 Kreuzer kostete,<br />

beim Königlichen Postamt oder direkt<br />

bei den Postboten bestellen konnten;<br />

Porto oder Trägerlohn wurden übrigens<br />

anfangs nicht erhoben. Im Verein<br />

mit einer deutlichen Verbesserung der<br />

Aufmachung, namentlich desAnzeigenteils,<br />

scheintdies dieNachfrage<br />

beträchtlich erhöht zu haben.<br />

Seit dem1.Juli 1865 konnte das Blatt<br />

zweimaldie Woche, mittwochs und<br />

Johann Georg Braun, Buchdrucker<br />

und Verleger 1869 bis 1901<br />

samstags, erscheinen: „Da uns nun der<br />

Raum erlauben wird“, so diestolze Redaktion,<br />

„unsereLeser in allen Schichten<br />

der Gesellschaft besser alsbisher<br />

zu befriedigen, (wir) namentlich aber<br />

dem unterhaltenden Theil unsere ganze<br />

Aufmerksamkeit widmen werden,<br />

haben wirdie Ehre, uns bestens zu<br />

empfehlen und zu zahlreichen Abonnementsergebenst<br />

einzuladen.“ Ab 1.<br />

Januar 1866 wurde in diesem Sinne<br />

der Titel geändert in: „Amts-, Intelligenz-<br />

und Unterhaltungsblatt für den<br />

Oberamtsbezirk Herrenberg“, und<br />

1868 dann nochmals in „Herrenberger<br />

Amtsblatt. Intelligenz- undUnterhaltungsblatt<br />

fürden Bezirk“ –eine feinsinnigeUmtaufe<br />

gewiss, welche im<br />

Untertitelauf den Hauptzweck, im<br />

Obertitel aber,mit demDoppelsinn<br />

des Wortes „Amt“ spielend, mehr auf<br />

denEinzugsbereich abheben mochte.<br />

Und das beschreibt exakt denStellenwert,<br />

den dasBlatt unter derpartnerschaftlichen<br />

Arbeit von Vater und<br />

Sohn damals erreichte: Wareszunächst<br />

wieder offenergeworden für<br />

Artikelpolitischer Natur und vermehrte<br />

„Tagesneuigkeiten“, so festigte sich<br />

dieseLinie infolge des preußischösterreichischen<br />

Kriegs im Jahre 1866.<br />

In der Tendenz,<br />

wie<br />

nicht anders<br />

zu erwarten,<br />

großdeutsch<br />

und antipreußisch,<br />

spiegelte<br />

das Amtsblatt<br />

die politischen<br />

Emotionen<br />

wider,bot<br />

einForum für<br />

Leserstimmen,<br />

brachte Kriegsberichte<br />

(wie<br />

meistmit Hurra<br />

beginnend und<br />

wie so oft und<br />

diesmal rasch<br />

kläglich verstummend),<br />

Aufrufefür<br />

Soldatenspenden,<br />

Invalidenhilfe,Gefallenenanzeigen,<br />

Hinterbliebenentrost.Hier interessiert<br />

der Inhalt freilichweniger,


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite18<br />

entscheidender ist, dass –anders<br />

als die zumeistpamphletische Artikulation<br />

1848 –seitdem Berichterstattung<br />

aufkommt und sich durchsetzt,<br />

dass Informationsbedürfnisse befriedigt<br />

werden,dass bald auch Besonderheiten<br />

und Höhepunkte desalltäglichen<br />

Lebens regelmäßiger schwarzauf<br />

weißdie Leserschaft erreichten. Kurz,<br />

am Ausgang der hier vorgestelltenZeit<br />

vermittelt die Lektüre eine Übergangszonezueiner<br />

neu zu gestaltenden Zeitung.<br />

…und erkannte nie<br />

dieganzeMachtund<br />

Bedeutung derPresse<br />

Am 30. März 1869 starb Andreas<br />

Braun aus Reutlingen, fast 31 Jahre<br />

langBuchdrucker und Zeitungsmacher<br />

in Herrenberg.<br />

Er hinterließ einimAufwind begriffenes<br />

Blatt und ein Vermögen von<br />

mehr als10000 Gulden, gutdas Zehnfache<br />

seines HerrenbergerAnfangs<br />

und runddas Neunzigfache dessen,<br />

waser1825 in seine Ehe eingebracht<br />

hatte.<br />

Samuel Braun, selbst inzwischen<br />

60-jährig,fasste 1888 in seinen Erinnerungen<br />

zum 50-jährigen Bestehen der<br />

Zeitung sein Urteil zusammen: „Mein<br />

Vater erkannte wohl nie dieganze<br />

Macht und Bedeutung der Presse und<br />

wäre vielleicht erschrocken, hätte er<br />

denWeltbrand der Gedanken, den die<br />

Presse nährt,gesehen. Er hat jedoch<br />

sein kleines Lämpchen getreulich gepflegt.“<br />

In der Tatdiente dasBlei derSetzmaschine,<br />

das –umein Wort Lichtenbergsaufzugreifen<br />

–die Welt mehr<br />

veränderthat als das der Kugeln, dem<br />

Gründer des Herrenberger Intelligenzblattes<br />

nicht als Medium zur<br />

Verbreitung von Ideen, die<br />

gestaltendininnergesellschaftlicheProbleme<br />

und<br />

Auseinandersetzungen eingreifen,<br />

aufVeränderung,<br />

Verbesserung –oder wie<br />

man es auch sonst firmierenmochte–zielten.Eine<br />

unpolitische Natur,war er<br />

ganz und gar Geschäftsmann<br />

und dazu Drucker<br />

aus Neigung: Vorstellungen<br />

und Preis des Druckereiwesens,<br />

mutmaßlich aus seiner Feder,finden<br />

sich öfter in seinem Blatt,<br />

Preisauch desNutzens,<br />

aber nicht im Sinne von<br />

Programmatischem, von<br />

großen Entwürfen oder<br />

ausSendungsbewusstsein,<br />

sondern klar zur<br />

Förderung des alltäglichen<br />

–und nicht zuletzt<br />

des eigenen –Geschäfts<br />

sowiezur Förderung, wie<br />

es heute heißt, alltäglicher<br />

Lebensqualität.<br />

DasGeschäft war sein<br />

Programm unddessen eine<br />

und spätereHauptsäule dasIntelligenzblatt.<br />

So gesehen,<br />

wusste er seine Presse unternehmerischmit<br />

Erfolg einzusetzen.<br />

Die„Macht“ des Gedruckten war nicht<br />

seinMetier und noch weniger sein<br />

Wollen, wenngleich naturgemäß nicht<br />

ausschaltbar.Aber es<br />

ist doch treffend gezeichnet, wenn Samuel<br />

Braunsich nur auf Konflikte aus<br />

den Tagen erinnert, als die Herrenberger<br />

sichanihre Zeitung gewöhnten<br />

und misstrauisch manches<br />

„unschuldige Kindlein“<br />

verfolgten. Anzeichen<br />

sprechen dafür,dass<br />

die nachwachsende Generation<br />

derGründerfamilie –<br />

nicht erstaus der Perspektive<br />

späterer Jahre –nicht immerdiesenStandpunkt<br />

teilte.ZuLebzeiten<br />

des Gründers<br />

galtjedochimWesentlichen<br />

das„Plangemäße“ und<br />

was diesich ändernde Zeit<br />

erlaubte. Politik, Kritik, Parteilichkeit,<br />

garKampf –dazu gab’s Wächter,Beobachter<br />

und Boten in Stuttgart<br />

oder etwa in Oberndorf,Reutlingen<br />

und anderswo. ■


Seite 19<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Johann Georg Braun –Anfang in der zweiten Generation<br />

In neuer Gestalt<br />

mit neuemNamen<br />

zu neuenZielen<br />

D<br />

a„gut prädicirt und …seinem<br />

Gesuche keinerleiEinwendung<br />

im Wege“ stehe, erhielt „der junge<br />

Braun“, der am 30.Mai 1830 geborene<br />

Johann Georg, am 14.April 1869 von<br />

derKreisregierung die Gewerbekonzession,<br />

und es war ja in Ansätzen<br />

schon deutlich geworden, dass mitInitiativen<br />

zu rechnenwar,die denBetriebweiter<br />

voranbringen sollten. Fast<br />

umgehend annoncierte er nacheinem<br />

Lehrjungen, „auch vomLande“ und<br />

„ohneLehrgeld“, pries „Behörden,<br />

Herren Beamtenund Privaten“ seine<br />

Buchdruckerei an,welche, mit modernen<br />

Titel-, Schreib- und Zierschriften<br />

undsofort eingerichtet, geschmackvolle<br />

Arbeit zu möglichst billigen Prei-<br />

sen zu leisten vermöge. Nach demVerkauf<br />

des väterlichenHauses an die<br />

Witwe beziehungsweise Stiefmutter<br />

nahm er zum27. Juli Domizil im Hause<br />

seines Schwiegervaters Zimmermann<br />

Haarinder Tübinger Straße 138(nun<br />

11);eshatte vormals übrigens derFamilienüberlieferung<br />

zufolge just einem<br />

Kaufmann Vögele gehört, der<br />

stadtbekannt dasLeben eines Diogenes<br />

geführtund als Ratgeber empfohlen,<br />

AndreasBraun prophezeit hatte, dass<br />

sich in Herrenberg weder Buchdruckerei<br />

noch Zeitung halten könnten.<br />

Schon am 28.April erschien im<br />

Amtsblatteine Veröffentlichung der<br />

Redaktion ungewohnten Stils:<br />

„An unsere Leser!Nach erfolgtem<br />

Redaktionswechsel unseres<br />

Blatteshalten wiresals unerläßliche<br />

Pflicht, unserProgrammunsern<br />

verehrten Lesern<br />

in Nachstehendemdarzulegen.<br />

Wirwerden einstehen, soweit<br />

derbeschränkte Raum<br />

unseresBlattes es zuläßt, für<br />

einen gesunden, vernünftigen<br />

Fortschritt im bürgerlichen,<br />

Völker- und kirchlichen<br />

Leben; in der deutschen<br />

Frage sindwir für freie<br />

Vereinigung aller deutschen<br />

Stämme zu einemauf Volks-<br />

Souveränität beruhenden<br />

Bundes-Staateund sprechen<br />

mit Arndt: „Nicht Preußenland,<br />

nicht Bayerland, nicht<br />

Die Kreisregierung hatkeine Einwände:Nach dem Toddes Vaters bekommt<br />

Johann Georg Braun die Gewerbekonzession (unten). Ab 1872 erscheintdie neu<br />

gestaltete ZeitungimFolioformat –und erstmals als „Gäu-Bote“<br />

„Wir werden einstehen für gesunden,<br />

vernünftigen Fortschritt“<br />

Schwabenland etc. Nein! Das ganze<br />

Deutschland soll es sein.Daneben<br />

werden wirunsere Aufmerksamkeit<br />

auf gemeinnützigeund humoristische<br />

Aufsätze richten und unsern Lesern, so<br />

viel in unsern Kräften steht, etwas Interessantes<br />

und Pikantes zu bieten suchen.“<br />

Ungewohnt? Im Vergleich zu<br />

früher gewiss. Abereswar durchaus<br />

moderate Mehrheitslinie, und prüft<br />

man, ob und wie das„Programm“ realisiert<br />

wurde, so traf es zwar zu –sofern<br />

es –selten –direkt oder –wie gewohnt<br />

–indirekt Meinung bekundete.<br />

Auch erhielten die „Tagesneuigkeiten“,<br />

ab 1870 die„Tageschronik“ größerenRaum,<br />

im Ganzen jedoch präsentierte<br />

sich dergebotene Stoff umgekehrtzur<br />

Gewichtung der Ankündigung.<br />

Das„Daneben“ blieb Hauptsache:Gemeinnützigesund<br />

Humoristisches<br />

(„Ein Kapitel über die bösen<br />

Männer.Von einer Frau, diezum<br />

Emanzipationsvereingehört“), etwas<br />

Interessantesund Pikantes prägten<br />

entschieden dasBild, und dazu natürlich<br />

dasblühende Anzeigengeschäft:<br />

Vonihnen wurde bestimmt, was„der<br />

beschränkteRaum zuließ“.<br />

Wie schon 1866 derpreußischösterreichische<br />

fanddann auch der<br />

deutsch-französische Krieg 1870/71<br />

besonderen Niederschlag. Müßig zu<br />

wiederholen, wasinder Zeitung stand<br />

–esbietetkeinen Anlass, die Mentalitätvon<br />

Zeitung und Bevölkerung zu<br />

spezifizieren, lag ganz auf der Woge<br />

des allgemeinen Patriotismus, Bismarck<br />

–eben noch verhasst –nunmehr<br />

hoch gepriesen („wird’s schon<br />

rechtmachen“), patriotisch auchdie<br />

Soldaten- und Gefangenenhilfe.Wiederum<br />

ist wichtiger,<br />

dass dieAktualität<br />

die Berichterstattung<br />

leitete, Anzeigen und<br />

die üblichen Beiträge<br />

beträchtlich eingeschränktwurden,<br />

dass letzte Meldungen und Depeschen,<br />

wenngleich im Abdruck anderer<br />

Organe, Eingang auch in dieses<br />

Blatt fanden, dass nach demÜbergang<br />

zur „Normalität“ Spuren verblieben.<br />

Und das schien Johann Georg Braun<br />

nutzen zu wollen.Erwarb zunächst<br />

um „freie Mitarbeiter“ und bot im Juni<br />

1871 erstmals an, Beiträge „auf Verlangen“zuhonorieren,<br />

und zum Jahresende<br />

kündigteersodann dieNeugestaltung<br />

derZeitung an.<br />

Die von„Expedition und Redaktion“<br />

gezeichneteAnnonce in eigener Sache<br />

lautete: „Vom 1. Januar 1872an,<br />

<br />

1969 April<br />

www.autohaus-schechinger.de<br />

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Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite20<br />

wird das vorliegende Blatt unter<br />

dem Titel: Der ’Gäu-Bote’ aufs Neue<br />

erscheinen und seinen ursprünglichen<br />

Titel: Herrenberger Amts- und Intelligenz-Blattinuntergeordneter<br />

Weise<br />

mitführen. Der künftige ’Gäu-Bote’<br />

wird mit neuer rüstiger Kraft das zu erstreben<br />

suchen, wasjeder Billigdenkende,<br />

dengegebenen Verhältnissen<br />

entsprechend,sich wünschen kann.<br />

Außerden bisherigen Rubriken werdeninsbesondere<br />

auch dieVerhandlungen<br />

des K. Kreisstrafgerichts Calw<br />

mitgetheilt. Der ’Gäu-Bote’ wird ferner<br />

Gemeinnütziges für Haus- und Landwirtschaft,<br />

Unterhaltendes und Belehrendes,<br />

überhauptJedem Etwas bringen.<br />

Selbstredendhängt dieAusführung<br />

dieses Programms davon ab, daß<br />

der ’Gäu-Bote’ auchüberall aufgenom-<br />

Jung’ und Alte,Mütter, Greise<br />

Grüßet er in seiner Weise,<br />

Sucht sie allenthalben auf;<br />

Sammelternstlich seine Kräfte,<br />

Sorgt, wie er die Blicke hefte<br />

Aufsein Blattimneuen Lauf.<br />

Ichwill höflich es probiren:<br />

Laden einzum abonniren<br />

Mann undFrau undFreund undFeind.<br />

Nehmet Ihr Abonnemente<br />

Mache meine Complimente,<br />

Somit sind wir schon vereint.<br />

Feinde muß dabei ich haben,<br />

Die sindmeine werthen Gaben,<br />

Sie nur schenken klaren Wein;<br />

Wenn des Hasses Wortemüssen<br />

Über ihre Lippen fließen,<br />

Werden sie mir Balsam sein.<br />

Diesedem eigenen Nutzen förderlicheHebung<br />

des Gemeinwohls wird im<br />

folgenden ganz mit denüblichen<br />

Stichworten umrissen: Nachrichten;<br />

„wieman mehret seine Gelder“; Erziehung<br />

undBildung; Glaube: nationales<br />

Bewusstsein; „Wirdmir alles nicht gelingen,wird<br />

mich dennoch niemand<br />

bringenvon des neuen Zieles Bahn.“<br />

wachsenden Leser- und Abonnentenkreisanzeigt.<br />

So lag es denn nahe,<br />

auchdie fortgeschrittenen technischen<br />

Möglichkeitenzunutzen. Bereitsimfolgenden<br />

Jahr installierte der<br />

Verleger eine Schnellpresse, die 1200<br />

Drucke je Stunde fertigte; das45Zentner<br />

schwereGerät hielt<br />

men und ihm immer mehr Aufmerksamkeitgeschenkt<br />

werde, damit auch<br />

er seinePflicht thun kann. Sollte er das<br />

Glückhaben, eine erkleckliche Zahl<br />

neuerFreunde und Gönner zu finden,<br />

so kann er versprechenund halten,<br />

noch öfterkommen zu wollen.“<br />

Am 3. Januar 1872 waresdann so<br />

weit:ImFolioformat –also in doppelterGröße<br />

des ursprünglichen Intelligenzblattes<br />

–erschien die Nummer 1<br />

des„<strong>Gäubote</strong>“, und zwar mitdem zusätzlichenUntertitel„Organ<br />

deslandwirthschaftlichen<br />

Bezirks-Vereins“.<br />

Sein Programm und den im 35.Jahrgang<br />

stehenden Neuling stellte Johann<br />

GeorgBraun vor,indem er sich als Verseschmiedversuchte:<br />

Nach der allerneusten Mode<br />

Trittdes Gäues neuer Bote<br />

Durch desneuen Jahres Thor<br />

In des Reichen Hauses Mitte,<br />

Wie auch in des Armen Hütte,<br />

Bietet seinen Grußzuvor.<br />

Denn dienicht sich abonniren,<br />

Thun mich ja auch nicht geniren,<br />

Lassenmir die freie That;<br />

Kann sie loben, kann sie schelten,<br />

Ihnen wird’s dasBlattnicht melden,<br />

Habenkeinen guten Rath.<br />

Wie die Welschen über’m Rheine<br />

Lerntenjüngst von uns das Eine,<br />

Daß nur Einheitmachet stark,<br />

Wie gekämpftwir und gestritten,<br />

Bis gesiegt und ausgelitten,<br />

Bis geschüzt waruns’re Mark.<br />

So auchwollen wir nun streiten<br />

Und uns wehren noch beiZeiten<br />

Für desGäues wahres Recht,<br />

Bis wirhaben Eisenbahnen,<br />

Daß wirschöne Zukunftahnen,<br />

Sind einglückliches Geschlecht.<br />

Wollen uns zusammenschaaren,<br />

Daßder Bote,jung an Jahren,<br />

Lauft, wie And’re überall;<br />

Sich umsonst nicht muß bemühen,<br />

Sondern kann vomGäu herziehen<br />

Seiner Leserreiche Zahl.<br />

Wird ihm dann sein Röcklein enger,<br />

Machter’s weiter undauch länger,<br />

Gehetauch noch öfters aus;<br />

Sorget so für seine Kassen,<br />

Aber, ohne lang zu spassen,<br />

Sorgt er auch für Euer Haus.<br />

Der Name „<strong>Gäubote</strong>“ ist sicher als<br />

Analogiebildung zum „Schwarzwälder<br />

Bote“ zu verstehen, jenem zeitweilig<br />

ebenso erfolgreichenwie kämpferischen<br />

Unikum in dersüdwestdeutschenPressegeschichte<br />

aus Oberndorf<br />

am Neckar.Erbekundete eine territorialeAbsteckung.<br />

Inhaltlich hieß das<br />

konsequenterweise eine Ausrichtung<br />

an den Interessen<br />

Ausrichtung an<br />

den Interessen<br />

der Zielgruppen<br />

der Zielgruppen, was<br />

vorsichtige, verlegerische<br />

Einflussnahme<br />

natürlichnicht ausschloss.<br />

Infolgedessenwar<br />

zunächst das, wasgeboten<br />

wurde, keineswegs so neuwie angekündigt,<br />

und es fällt auf,dass ein früher<br />

Versuch, in der Gestaltung zu einer<br />

Standardisierungder Rubriken: Ankündigungen,<br />

Neuigkeiten, Unterhaltung<br />

und Belehrung, Anzeigen, wieder<br />

zugunsten desgewohnten Bildes, nur<br />

eben im doppeltenUmfang, aufgegeben<br />

wurde. DieRechnung Brauns ging<br />

jedoch auf, ablesbar nicht zuletzt daran,<br />

dass ganze Nummern öfter allein<br />

mit Anzeigen erschienen,was einen<br />

freilich nicht, was es versprach,<br />

undmusste schon nach kurzer Zeit<br />

durchein neues ersetzt werden.<br />

Es sei nun der Versuchung widerstanden,<br />

jedeneinzelnen Schritt in der<br />

äußerenwie inneren Entwicklung, die<br />

das Blattinder Folge nahm, zu vermerken,<br />

so etwa denRückgriff auf das<br />

alte Format 1873 bis1884 oder die<br />

noch einige Male vorgenommene Änderung<br />

des Untertitels oder Kopfes,<br />

die wohl nur optisch<br />

begründetwaren,<br />

oder Verbesserungen<br />

im grafischen Bereich<br />

namentlichbei den<br />

Inseraten oder endlich<br />

die Spiegelung des Zeitgeschehens,<br />

die nichts Außergewöhnliches,<br />

bedingtetwa durch einen Sinneswandel<br />

desVerlegers und Redakteurs, zu<br />

erkennen gibt. Bemerkenswert scheint<br />

allein,dass –ingewisser Parallele zum<br />

Gründer Andreas Braun –mit einiger<br />

Zähigkeit, aber ohne großen Wurf das<br />

Konzept gefestigt und ausgeformt<br />

wurde, dass dieZeitung sich im Gäu<br />

fest verankerte und schließlich expandierte.<br />

Vom1.April 1891 ab konnte<br />

siedreimal wöchentlich<br />

<br />

1963<br />

Juni<br />

1976<br />

September


Seite 21<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

erscheinen: dienstags,<br />

donnerstags und samstags,<br />

und zwarohne Erhöhung<br />

des Preises, derinzwischen<br />

vier Mark jährlich betrug;<br />

und ganz,wie zu erwarten<br />

stand, warb Johann Georg<br />

Braundamit, „die politischenund<br />

sonstigen Tagesereignisse<br />

rascherund in<br />

größerem Umfang zu melden<br />

und auchden unterhaltenden<br />

Teil erheblich auszubauen“,<br />

zu welchem Zweck<br />

er bereits„eine Anzahl hübscherErzählungen<br />

beliebter<br />

Autoren“ erworben hatte.<br />

Genau dies wurde in der<br />

Folge in der nunmehrinder<br />

StuttgarterStraße residierenden<br />

Redaktion und Druckerei<br />

produziert.<br />

Da Johann GeorgBraun<br />

um dieseZeit zu kränkeln<br />

begann, stellte sich die Nachfolgefrage.<br />

Am 10.Juli 1894 zeichnete erstmals<br />

sein einziger,knapp 30-jähriger<br />

Sohn Theodor Samuel als verantwortlicher<br />

Redakteur. Er veranlasste, am<br />

20. Septemberangekündigt, zwei<br />

Neuerungen: nämlich denAnschluss<br />

an ein telegrafisches Büro, wasdie damals<br />

schnellste Nachrichtenübermittlung<br />

erlaubte,sowie dieGründung einer<br />

samstäglich erscheinendenillustrierten<br />

Unterhaltungsbeilage mit<br />

dem Titel „Herrenberger<br />

Unterhaltungsblatt“,<br />

welches<br />

„durch höchst spannende<br />

Erzählungen<br />

vonden hervorragendsten<br />

Schriftstellern<br />

und prachtvolle,<br />

interessante Illustrationen<br />

vonden bedeutendsten<br />

Künstlernwie<br />

durchihren<br />

sonstigen reichenInhalt<br />

ein gern gesehenerGastinjeder<br />

Familie“<br />

werden sollte<br />

Theodor Samuel Braun<br />

(1864 –1898), Schriftleiter<br />

ab 1894 biszuseinem Tod<br />

und im Oktober mit<br />

der amerikanischen<br />

Kriminalerzählung<br />

„Ein jähes Ende“ debütierte.<br />

Er vergrößerte in<br />

der Folge das Format –der<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ wurde nun dreispaltiggesetzt,<br />

vermehrte<br />

und verbesserte namentlich<br />

den Nachrichtenteil und<br />

schufsomit den Übergang zur<br />

„modernen“Zeitung. Früh jedoch<br />

gesundheitlich zerrüttet,<br />

starb er bereitsam25. März<br />

desJahres 1898.<br />

Die Zeitung stand nicht still.<br />

Kurzfristig<br />

sprang derVaterein,<br />

dann übernahm<br />

zum14. April<br />

die RedaktionnebenberuflichRektor<br />

Georg<br />

Hermann Kläger,<br />

dessen persönliche<br />

Note im Abdruck<br />

„sinniger“ Gedichte<br />

zum Ausdruck kam.<br />

Nach knapp einem<br />

halben Jahr gab er<br />

seinAmt wegen Arbeitsüberlastung<br />

auf.<br />

An seine Stelle trat<br />

am 3. November der<br />

Geschäftsführer des<br />

Verlags, Gustav Fischer.<br />

Gustav Fischer,Sohn eines Schneidermeisters<br />

ausÖhringen, heiratete<br />

am 25. Februar 1899 Pauline Braun<br />

und erwarb –wie seinerzeit der<br />

Schwiegervater –um9000 Mark die<br />

Hälfte an Anwesenund Druckerei. Am<br />

18. Juni 1901 wurde er Inhaber derFirma,<br />

welche unter „Gustav Fischer,vormalsBraun’sche<br />

Druckerei“ in das<br />

Handelsregister eingetragen wurde.<br />

Das Ende einer Ära und<br />

ein neuer Aufschwung<br />

Am 28. Mai1903 verstarb Johann<br />

GeorgBraun, nachdem ihn schwere<br />

Krankheit in denletzten Jahren seines<br />

Lebens immer mehr von der Umwelt<br />

Die Nachrichten werden schneller:<br />

Ab 1894 bestehtAnschluss an<br />

die Telegraphen-Station (unten);<br />

zugleich wird der Unterhaltungsteil<br />

ausgebaut (links)<br />

abgeschlossen hatte.<br />

Auch derWechsel in die dritte Generation<br />

derGründerfamilie brachte<br />

der Zeitung neuen Aufschwung. Äußere<br />

Höhepunkte waren insbesondere<br />

das Erscheinen viermal die Woche seit<br />

1904 undsodann die Errichtung eines<br />

Neubausander Horber Straße 9, welcher<br />

Ende März 1905 bezogenwerden<br />

konnte undfür dieDauer gutder Zeitspanne,<br />

die das Blattschon erlebt hatte,<br />

das„<strong>Gäubote</strong>-Haus“ bleiben sollte.<br />

Zwei Monate später war hier dieRedaktion<br />

auch telefonisch zu erreichen.<br />

DasBlattselbst, nunmehreineVignette<br />

derGäuzentrale Herrenberg im<br />

Kopf tragend, erschien seit dem letzten<br />

Quartal 1908 in abermals beträchtlich<br />

vergrößertem Format. Eine<br />

Änderung desTitels 1909 in „Gäu- und<br />

Ammertalbote“sollte gewiss <br />

Ihr Goldschmied im Gäu<br />

Wir gratulieren dem „GÄUBOTE“<br />

zum 175-jährigen Jubiläum<br />

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Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite22<br />

weitere Leser auf dem Lande ansprechen,<br />

und tatsächlich gelang es in<br />

denrund 18 Jahren, in denen Fischer<br />

das Unternehmen leitete, die Abonnentenzahl<br />

um dasFünffache zu erhöhen.<br />

Mit dentechnischen Verbesserungen,<br />

einer wesentlichen Voraussetzung<br />

für weitere Expansion, einher<br />

ging abermals eine Umgestaltungder<br />

Zeitung, diedas von Theodor Samuel<br />

BraunEingeleitete fortführte. Konsequentwurde<br />

die Berichterstattung<br />

ausgeweitet, gegliedert vom Bezirk<br />

überWürttemberg und das Reichzum<br />

Ausland, abgerundetdurch besondere<br />

Das im Jahr<br />

1905 bezogene<br />

„<strong>Gäubote</strong>“-Haus in<br />

der Horber Straße 9<br />

Gustav Fischer,Verlagsinhaber<br />

und Schriftleiter von1901 bis 1918<br />

Ereignisse des Weltgeschehens. Kurz,<br />

insoweit modernisiert und auf einen<br />

neuen Stand gebracht, erhielt die Zeitung<br />

ein nüchterneres Erscheinungsbild,<br />

wandelte sich primär zum Nachrichten-<br />

und danebennatürlichauch<br />

Werbeträger,wobei überlokale und<br />

Auslandsnachrichtennach wievor aus<br />

anderen Presseorganenzusammengestellt<br />

wurden.Inder Grundeinstellung<br />

zwar strikt konservativ,war Fischer jedoch<br />

sichtlichumunparteiische Auswahl<br />

undDarstellung bemüht, Extravaganzen<br />

vermeidend;inlokalen Angelegenheitenist<br />

dieEinstellung<br />

durchaus als allseitiges Wohlverhalten<br />

zu charakterisieren. Er selbst bezeichnete<br />

1918 anlässlich des Wechsels in<br />

der Verlagsleitung diese Linie als<br />

Grunddes Aufblühens derZeitung.<br />

Wahrscheinlich zu Recht, denn es bot<br />

dem Spektrum seiner Leserschaft offenbar<br />

Gelegenheit, sich mit ihm zu<br />

identifizieren, wenngleich gelegentliche<br />

inhaltliche Blässe nicht zu leugnen<br />

ist.<br />

Die starken Posen, das Säbelrasseln,<br />

diestürmische Siegeszuversicht eines<br />

militärischenSpaziergangs, die Feindbilder,der<br />

Kampf,das Durchhalten,<br />

diemiserable Versorgungslage, Front<br />

undHeimatfront –all das bestimmte<br />

Von1905 bis1909 ziert–erstmals –die Stiftskirche den Titelkopf<br />

seit dem Sommer 1914 die Themen<br />

derZeitung und ihrer Sonderblätter,<br />

die über dieKriegslage unterrichteten<br />

und auchbei den Bürgermeisterämternangeschlagen<br />

wurden. 1918, zum<br />

70. Geburtstag König Wilhelms, erschien<br />

eingeradezu liebevoll gezeichnetesPorträt.<br />

Im Hochsommer wurden<br />

zwei „Kriegsnummern“ veröffentlicht,<br />

die, ein wenig heimatlich getränkt,<br />

an die im Felde stehendenVäter,Brüder<br />

oder Söhne geschickt werden<br />

sollten. DasEnde und die Revolution<br />

finden eher gedämpften, resignativen<br />

Niederschlag, Ruhe war Bürgerpflicht,<br />

und es wird festgehalten,dass<br />

sozialdemokratische Redner in Herrenberg<br />

sich fürRuhe und Ordnung<br />

aussprachen, welche auch nirgends<br />

gestörtwurden. Am 28. Dezember<br />

bringt eine Wochenrundschau gleichsam<br />

mit derFunktion einesLeitartikels<br />

die Ansichtdes Herausgebers zum<br />

Ausdruck: gegen Unruhestifter aller<br />

Couleurund mit durchaus skeptischen<br />

Untertönen,imTon nachseiner Art<br />

gemäßigt.<br />

Diese Haltung und die zu erwartendenwirtschaftlichen<br />

Schwierigkeiten<br />

mögenFischer bewogen haben, im 80.<br />

Jahr desBestehens seiner Zeitung aufzugeben.<br />

Unvermittelt kündigt Theodor<br />

Körner,Buchdruckereibesitzer in<br />

Stuttgartund Landtagsabgeordneter,<br />

am 18.Dezember 1918 dieÜbernahme<br />

des„Gäu- und Ammertalbote“<br />

zum 1. Januar 1919 an. In seinem<br />

Schlusswortzum 30. desMonats unterstrich<br />

Fischer sein langjähriges Bestreben,<br />

„denAnforderungen und<br />

Wünschen von Stadt und Bezirk HerrenberginunparteiischerWeise<br />

nach<br />

Möglichkeit gerecht zu werden“. ■<br />

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Seite 23<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Theodor Körner: Wusste um Macht undBedeutung der Presse<br />

Ein neues Blatt<br />

wird aufgeschlagen<br />

E<br />

swar nicht einfach eine Stabsübergabe,<br />

es wurde in der Tatein neues<br />

Blatt aufgeschlagen. Und das lag an<br />

der Person desneuen Inhabers: Theodor<br />

Körner nämlich wusste um Macht<br />

und Bedeutung der Presse.<br />

Am 21.Dezember 1863 in Lauffen<br />

am Neckar alserster Sohn desJohann<br />

Christian(1834 –1900) und der ChristianeKörner<br />

geb. Wenzel (1839 –<br />

1907)geboren, wuchs Körner seit<br />

1864 in Stuttgartauf,woder Vater eine<br />

Schreinerei und Glaserei betrieb,<br />

sich in seinen späterenJahren –rasch<br />

für neue Pläne zu begeistern, aber<br />

nicht immer glücklich in der Ausführung<br />

–auch als Bauunternehmer betätigte.<br />

Der Sohn absolvierte einekaufmännische<br />

Lehre, besuchte die kaufmännischeFortbildungsschule,<br />

war<br />

kurzfristig in derFirma eines Wilhelm<br />

Wiedemann beschäftigt und siedelte,<br />

1883 vom aktiven Militärdienstbefreit,<br />

nach Immenstadt/Allgäu<br />

um,<br />

wo er in derBindfadengroßfabrik<br />

Hagenauer &Denk<br />

Arbeit fand.<br />

Bereits1885<br />

gründete Theodor<br />

Körner zusammen<br />

mit seinem gleichaltrigen Freund Berthold<br />

Bender in Stuttgart ein „Graphisches<br />

Institut“, verbunden mit Galvanoplastikund<br />

Vernicklung. Am 31.Juli<br />

1888 heiratete er Klara Ziegler,Tochter<br />

des Stuttgarter SeifensiedersAugust<br />

Ziegler, derim70er-Krieg durch<br />

Armeelieferungenzueinigem Wohlstand<br />

gelangtwar.Schon im folgen-<br />

den Jahr erlitt dasGemeinschaftsunternehmenSchiffbruch:<br />

Körner führte<br />

nun das Geschäft, nämlich „Xylographie<br />

und Klischeefabrikation“, alleine<br />

fort und scheint sich schonbald darauf<br />

zugleich als Buchdrucker betätigt zu<br />

haben. Es warenbescheidene, um<br />

nichtzusagen schwierige Anfänge,<br />

doch entwickelte Körner in diesen Jahren<br />

dieihn zeitlebens kennzeichnende<br />

zielstrebige Zähigkeit, mit der er Hindernisse<br />

und Rückschläge anzugehen<br />

pflegte.<br />

Im Februar1893 gehörte Theodor<br />

Körner zu denwürttembergischen<br />

Vertretern auf der Berliner Gründungsversammlung<br />

des Bundes der<br />

Landwirte, derimfolgenden Monat eine<br />

besondere Abteilung fürWürttemberg<br />

erhielt und als eine Interessenorganisation<br />

mit dem Ziel entstand, die<br />

von Reichskanzler v. Caprivi betriebene<br />

Freihandelspolitik mit der Lockerung<br />

der landwirtschaftlichen<br />

Schutzzölle zu revidieren.<br />

Zum1.Oktober<br />

1895 wurde<br />

eine Geschäftsstelle<br />

im Hause Körners<br />

errichtet, ihm<br />

selbst dieGeschäftsführung<br />

übertragen und der<br />

Auftrag erteilt, einBundesblatt herauszugeben,<br />

dasdie Mitglieder statt<br />

des bisherigen in Berlin erscheinenden<br />

Bundesorgans beziehen sollten.<br />

Die Aktivitäten TheodorKörners im<br />

Dienstedes Bundes der Bauern und<br />

Weingärtner, wieesbald hieß, wären<br />

einereigenen Abhandlung wert. In<br />

Der Landtagsabgeordnete Theodor Körner (1863 bis 1933) macht den „<strong>Gäubote</strong>“<br />

ab 1919 zum Sprachrohr des „Bauern- und Weingärtnerbundes“<br />

diesem Zusammenhang bleibt festzuhalten,<br />

dass er entschieden denDruck<br />

als Mittel zumZweck einzusetzen gewillt<br />

warund hierzu seinen Verlag<br />

langsam, aber stetig ausbaute. Die<br />

wichtigsten Erzeugnisse waren in der<br />

Folge„Der schwäbische Landmann“<br />

mitillustrierter land- und hauswirtschaftlicher<br />

Beilage, bald schoneine<br />

Wochenschrift, derKalender „Der<br />

Württembergische Bauernfreund“<br />

(ein Kalender,aufbewahrt und immer<br />

mal wieder gelesen, besitzt besondere<br />

Werbewirkung), die „Süddeutsche<br />

Schäfereizeitung“ ab 1911 und sodann<br />

namentlich die 1913nach Einstellung<br />

der „DeutschenReichspost“ gegründete<br />

„Schwäbische Tageszeitung“, die<br />

zumHauptorgan des Bundes wurde.<br />

Und fürdiesenzog Körner1907 in den<br />

Landtagein.<br />

Das politisch-publizistische Konzept<br />

gingjedoch noch weiter.Umdie politische<br />

Arbeit zu intensivieren, sollte<br />

gewissermaßenzweigleisig gefahren<br />

und–in Ergänzung und im Zusammenspiel<br />

mitden zentralen Veröffentlichungen<br />

–auchauf lokaler Ebene <br />

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Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite24<br />

Silvester 1918: Theodor KörnerwirbtfürseinneuesBlatt<br />

Fuß gefasst werden. Aufgrund solcherÜberlegungen<br />

übernahm Körner<br />

1908 den in Schrozberg in württembergisch<br />

Franken in eine Krise geratenen<br />

„Fränkischen Volksfreund“, welcherals<br />

Kopfblatt der„Deutschen<br />

Reichspost“ erschien unddessen Fertigungsbetrieb<br />

bis 1914zueiner Filiale<br />

ausgebaut werden konnte.<br />

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges<br />

brachte empfindliche Rückschläge,<br />

innerbetrieblichzunächst insofern,<br />

alsdie den vielbeschäftigten Senior<br />

entlastenden vier Söhne eingezogen<br />

wurden unddie Töchter einspringen<br />

mussten. Hinzu kamen Anfeindungen<br />

wegender scharfen Bekämpfung der<br />

Zwangswirtschaft,der strengen Erfassunglandwirtschaftlicher<br />

Produkte<br />

durch dieBehörden, und mitKriegsende<br />

schließlich nochdie Erkenntnis,<br />

dass derFilialbetrieb bei denherrschenden<br />

Verhältnissen und auch wegen<br />

der Entfernung<br />

zur Zentrale nicht aufrechterhalten<br />

werden könne.<br />

Infolgedessensuchte Körner in den<br />

Oberämtern Leonberg undHerrenberg<br />

nach einem neuen Standort für<br />

denFilialbetrieb. DieWahl warbereits<br />

auf Bondorf gefallen, alsdas Angebot<br />

eintraf, den „Gäu- und Ammertalbote“<br />

zu übernehmen. Es wurde fast umgehend<br />

perfektgemacht und Körner somit<br />

Besitzer einer etablierten Zeitung<br />

mit fester und wachsender Leserzahl,<br />

dazu ansässig im Zentrumeiner landwirtschaftlich<br />

geprägtenRegion, wo<br />

ein seinen Zielvorstellungen geneigtes<br />

Publikum erwartet werden konnte.<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“ wurde also in den<br />

Dienst desBauern- und Weingärtnerbundes<br />

gestellt, wassymbolisch sogleich<br />

durch eininden Kopf gerücktes<br />

Emblem zum Ausdruck kam, und wandeltesich<br />

damit zu einem Interessenbzw.Parteiorgan,<br />

das ab dem 1. Januar<br />

1919, voneinigen vorübergehenden<br />

Schwierigkeiten abgesehen, alsTageszeitung<br />

erschien. Der Inhaber, Vorsitzender<br />

desBundes, dersich in diesem<br />

Jahr alsPartei konstituierte, und seit<br />

1920auch Reichstagsabgeordneter,<br />

übertrug die Schriftleitung seiner am<br />

5. Dezember 1898 geborenen Tochter<br />

Helene,die sich schon während des<br />

Weltkriegs im Stuttgarter Betrieb ins<br />

Metiereingearbeitethatte.Die technische<br />

Leitungübernahm derFaktor<br />

August Jedele, der vonSchrozberg<br />

übersiedelte.Mit dem7.Juli 1922,<br />

kurz vor seinerHochzeit mitHelene<br />

Körner,übernahm dann der künftige<br />

SchwiegersohnKarl Merz die<br />

Schriftleitung des Blattes, dessen<br />

technische Grundlagen –sodurch<br />

Anschluss an die Elektrizität –weiterhin<br />

verbessert wurden und das<br />

mitzwei Beilagen: „Sonntagsglokken“<br />

und„Feld und Garten“, seine<br />

Lesererreichte.<br />

Dass dieDemokratie sich nicht<br />

verwurzeln konnte, dass sie–ungewohnt<br />

und ungelernt –auch<br />

im Organ desrechtsstehenden<br />

Bauern- und Weingärtnerbundes<br />

einen schweren und<br />

manchmal keinen Stand hatte,<br />

istheute als bekannt vorauszusetzen,<br />

undfolglich nimmt eine völkischkämpferische<br />

Tonart mit einem ersten<br />

Höhepunkt im Krisenjahr 1923 durchaus<br />

nicht wunder.Aber dieZeitung<br />

war keineswegsuniform. Es lohnt sich,<br />

genauerhinzusehen, und zwar auf beide<br />

Körner’schen Tageszeitungen. Der<br />

Verleger selbst gestaltete mit, wardirekt<br />

etwadurch kommentierende<br />

„Briefeaus dem Reichstag“ und Leitartikelpräsent,<br />

indirekt immer wieder<br />

durch dieBerichterstattung über die<br />

zahlreichen Veranstaltungen, an denen<br />

er teilnahm. Stets klar und entschieden,dazu<br />

deutlich einGespür für<br />

die Stimmung der„Basis“ verratend,<br />

war seine Einstellung im Ganzen mäßigend<br />

und ausgleichend. Die Schriftleiter,voran<br />

sein gleichnamiger ältester<br />

SohninStuttgart, agierten indessen<br />

um einigesradikaler.Beides half im<br />

Jahr der Inflation über diewirtschaftlichen<br />

Schwierigkeiten: Alsman –nicht<br />

unangefeindet, aber auch nicht unüblich<br />

–vom Sommer biszum Höhepunkt<br />

im November (eine Zeitung: 30<br />

Milliarden Mark) den Geldwert der<br />

BlätterinGetreidenahm, weil man<br />

nicht zu solchen Betrieben gehöre,<br />

„die mitrussischem Geld arbeiten“<br />

sollten, und als mannach etlichen Abbestellungen<br />

in Herrenbergübrigens<br />

den ersten „Schaukasten“einrichtete.<br />

Undesführte vor allem zum Erfolg der<br />

Wahl des Jahres 1924, als deren Ergebnisder<br />

Bauern- und Weingärtnerbund<br />

mit Zentrum und Bürgerpartei eine<br />

Koalition bilden konnte und Theodor<br />

Körner für vier JahreLandtagspräsident<br />

wurdeund maßgeblichen Einfluss<br />

auf die Regierungspolitik nahm.<br />

Januar 1919: Eine Wahlanzeige<br />

im Stileder Zeit<br />

Dem Mann, dessen Ansehen nun<br />

seiner Höhe entgegenging,bescheinigtendie<br />

Zeitgenossen nicht zuletzt<br />

großeHilfsbereitschaft. Ein Beispiel<br />

besonderer Art findet sich hierfür am<br />

10. April 1923 im „<strong>Gäubote</strong>“: Es wurde<br />

zu einer Spendenaktionaufgerufen für<br />

einenaus Unterjettingen <br />

Schöner<br />

Garten...<br />

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Seite 25<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

stammenden mittellosen Greis,<br />

dessen Familiedurch einen Justizirrtum,<br />

densein fälschlich der Brandstiftungbezichtigter<br />

Vaterinden 60er<br />

Jahren des19. Jahrhunderts erlitten<br />

hatte, in dauernde Notgeraten war.<br />

Die „GoldenenZwanziger“, jenes<br />

halbeJahrzehnt 1925 –1929 mitwirtschaftlicher<br />

Besserung zwischen Inflationund<br />

Deflation, sind alsder Höhepunkt<br />

des „alten <strong>Gäubote</strong>“ anzusehen.<br />

Es ist natürlich überspitzt formuliert,<br />

kennzeichnet aber zutreffend den<br />

Stellenwert, den das Blattindiesen<br />

Jahrengewann: „Im Gäu dachte man<br />

wie in Herrenberg, und in Herrenberg<br />

dachte man wieder ’<strong>Gäubote</strong>’“ –freilich<br />

nur jenegroße Mehrheit, welche<br />

im Blattdie Interessen der Landwirte<br />

und des Mittelstandes, so eine Selbstanzeige,<br />

handfestvertreten fand und<br />

zudemmit dem demokratischen<br />

Volksstaat nichts im Sinn hatte, sich<br />

mit der Weimarer Verfassung nicht abfinden<br />

konnte.<br />

Die Landtagswahldes Jahres 1924<br />

hatteden Bauern- und Weingärtnerbund<br />

zwar zurzweitgrößten Partei gemacht,<br />

er warjedoch in etwa an die<br />

Grenzenseines Wählerpotenzials gestoßen,<br />

vornehmlich deswegen, wie<br />

wohl Körner selbst unmittelbar darauf<br />

im „<strong>Gäubote</strong>“schrieb, weil das Zentrum,<br />

die jetzt stärkste Partei, die katholische<br />

Bauernschaft band. Der neue<br />

–deutschnationale –Staatspräsident<br />

Dr.Wilhelm Bazille, zuvor Fraktionsführer<br />

der Rechtsparteien und öfter<br />

Autorim„<strong>Gäubote</strong>“, stand den Anschauungen<br />

des Landtagspräsidenten<br />

undVerlegers, der nunmehr dieGeschäftsführung<br />

desBundes an seinen<br />

ältesten<br />

Sohn übergab, nahe,und die<br />

Koalitionsdisziplin ließ in<br />

derlandespolitischen Berichterstattunggerade<br />

auch<br />

dem Zentrum gegenüber<br />

manche Rücksichtnehmen.<br />

AufReichsebene blieb die<br />

Tonart weniger konziliant,<br />

warjedoch in erster Linie<br />

entschieden gegen die Linke<br />

gerichtet. Körners Beziehungenals<br />

–deutschnationaler<br />

–Abgeordneter<br />

des Reichstags, dem<br />

er bis 1928 angehörte, führten dem<br />

„<strong>Gäubote</strong>“, der1927 übrigens erstmals<br />

Fotografien reproduzierte, in diesen<br />

Jahren manchen namhaften Gesinnungsfreundals<br />

Gastschreiber zu.<br />

Wassich auf deräußersten Rechten<br />

tat, wurdedarüber–wie so meist –<br />

übersehen. Biszum Hitler-Ludendorf-<br />

Putsch1923 in München war man um<br />

Integrationder verschiedenen völkischen<br />

Richtungenbemüht gewesen,<br />

danach galtHitler als jemand, der sich<br />

selbst als ungefährlich entlarvt hatte.<br />

In derFolge durchweg Schweigen. Das<br />

änderte sich mit derWeltwirtschaftskriseab1930,<br />

und besonders im Umfeldder<br />

Wahl vom14. September<br />

1930. Schon vom 25. Maidatiert in<br />

der „Schwäbischen Tageszeitung“ ein<br />

Abwehrartikel Körners, im letzten<br />

Wahlaufruf berief sich derBauern- und<br />

Im Jahr 1932: Im Zeichen<br />

der NS-Wahlsiege<br />

verschärfen sich die Fronten<br />

Weingärtnerbund auf Bismarck,und<br />

nachdemsich die nationalsozialistischen<br />

Wähler im Oberamt verzehnfacht<br />

hatten, brachte der „<strong>Gäubote</strong>“<br />

am 27. September einen zwar nicht<br />

gezeichneten, doch, wenn nicht alles<br />

täuscht, ebenfalls aus Körners Feder<br />

stammenden Artikel über die „Bewegung“.<br />

Er reklamierte nicht nur das<br />

Verdienst der Rechtsparteien einschließlich<br />

des Bauernbunds als„Gegner<br />

derVerfassung von Weimar“, sondern<br />

warf den neuen Gegnern vorallem<br />

„Größenwahn“ und unausgegorene<br />

Verbindung ausgesprochen bürgerlicher<br />

und sozialistischer Gedanken<br />

vor.Kritik wieauch eine schärfere Berichterstattung<br />

überdie „Politik der<br />

Straße“ kamen in derFolge häufiger –<br />

Anfeindungen umgekehrt auch. Spaltungstendenzen<br />

im Bund selbst und<br />

mangelndeoder halbherzige Unterstützung<br />

desVorsitzenden und des<br />

Geschäftsführers durch denVorstand,<br />

nichtzuletzt persönlich eingegangene<br />

finanzielle Risikender Familie im<br />

Dienstder über drei Jahrzehnte betriebenen<br />

Sache begannen, die letzten Lebensjahredes<br />

kränkelndenVerlegers<br />

und<br />

Politikers zu überschatten.<br />

Nachdem er noch den<br />

Beginn der„Machtergreifung“<br />

hatte erleben<br />

müssen, starb Theodor<br />

Körneram29. April des<br />

Jahres 1933,stets ein<br />

entschiedener Verfechter<br />

des von ihmals richtig<br />

Angesehenen,ein Mann,<br />

der beachtliche Erfolge erzielt<br />

und ebenso herbe<br />

Enttäuschungen hattehinnehmen<br />

müssen.ImNachrufauf<br />

ihn vom 2. Mai1933<br />

heißt es lapidar: „Die allgemeine<br />

Entwicklung der politischenVerhältnisse<br />

ging<br />

auch an seinem Lebenswerk<br />

nichtspurlos vorüber. Nun<br />

haterausgekämpft.“ ■


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite26<br />

Kritische Fairness<br />

prägt dasVerhältnis<br />

Im Namen desLandkreises Böblingen und persönlichgratuliere<br />

ich dem „<strong>Gäubote</strong>“ zu seinem<br />

175. Geburtstag ganz herzlich. Ein solchesEreignis<br />

verlangt es, sichauf das zu besinnen, waswar,auf<br />

die letztenJahrzehnte zurückzublicken, aber auch<br />

einenBlick in die Zukunft zu werfen. Nach 175<br />

Jahren kannman zu Recht sagen, dass der„<strong>Gäubote</strong>“<br />

aus der MedienlandschaftHerrenbergs und<br />

des Gäus nicht mehr wegzudenken ist. Durch die<br />

unterhaltsame, informative und ausgewogene Berichterstattung<br />

hat er eine Stammleserschaft quer<br />

durch die Bevölkerung gefunden.<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“ begleitet<br />

das Geschehen in Herrenberg<br />

und seinem Umland<br />

undnicht nur Kommunalpolitiker<br />

lesen das angestammteBlatt<br />

vonhinten<br />

nach vorn. Die Redaktion<br />

erfüllt diefür sie selbstverständliche<br />

Chronistenpflicht und sie informiert,<br />

aber sie reflektiert, inspiriert, kommentiert und<br />

kritisiertauch. Faire Kritik und kritische Fairness<br />

prägten und prägen das wechselseitige Verhältnis.<br />

Eine unterhaltsame,<br />

informativeund ausgewogene<br />

Berichterstattung<br />

Kommunalpolitik ohne die entsprechende VorundNachberichterstattung<br />

im „<strong>Gäubote</strong>“ kann<br />

ichmir nicht vorstellen.<br />

Als Landrat sind natürlichdie großen Tageszeitungen<br />

im Landkreis meinetägliche Pflichtlektüre<br />

–soauchder „<strong>Gäubote</strong>“. Im „<strong>Gäubote</strong>“ wird noch<br />

Tradition gepflegt, wird vielseitig undinteressant<br />

überörtliche Vereine, Kirchen und Verbände berichtet,<br />

hier werden zahlreiche Informationen veröffentlicht<br />

und er beinhaltet lokale wie regionale<br />

Themen.Vor allem greift er das auf,was dieMenschenvor<br />

Ortbewegt, was sich direkt vor deren<br />

Haustüre abspielt. Er fördert<br />

dieKommunikation<br />

der Menschen in Herrenberg<br />

und Umgebung untereinander<br />

und trägt so<br />

zum nachbarschaftlichen<br />

Miteinanderbei.<br />

Thomas Jeffersonhat einmal<br />

gesagt, wenn er zwischen einem Land ohne<br />

Regierung und einem Land ohne Zeitung zu wählen<br />

hätte, würde er sich fürdas Land ohne Regierungentscheiden.<br />

Ich kann zwar schwerlich dafür<br />

eintreten, dass derLandkreis Böblingen einmal<br />

ein Kreis ohne Landratsamtund Verwaltung sein<br />

wird,aber ich wünsche, dass es immer einLandkreis<br />

mit einer liberalen, geistvollen und auch kritischen<br />

Zeitungsein möge.<br />

So wünsche ichdem „<strong>Gäubote</strong>“ auch fürdie Zukunftdas<br />

richtige Gespür für diewichtigen und interessanten<br />

Themen im südlichen Landkreis und<br />

weiterhin vielErfolg!<br />

Roland Bernhard, Landrat des Kreises Böblingen


Seite 27<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Im Dritten Reich<br />

Gleichgeschaltet –<br />

ausgeschaltet<br />

I<br />

m95. Jahr seiner Existenz wurde der<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ also Chronist des„Dritten“oder<br />

„Tausendjährigen Reiches“,<br />

und –umesgleichzusagen –die zwei<br />

Drittel von dessen zwölfjähriger Dauer,die<br />

er sich halten konnte, sollten<br />

seineunfruchtbarsten Jahre werden.<br />

Verlegerund Hauptschriftleiter Karl<br />

Merz, aus dem Weltkriegserleben dem<br />

in seiner Gesamttendenz bis etwa<br />

1930 dem „<strong>Gäubote</strong>“nahestehenden<br />

„Stahlhelm“ zugetan, dessen örtlicher<br />

Führer er war,fügte sich zwar,als die<br />

Partei den Zusammenschlussvon<br />

„schwarzer“ und „brauner Front“, wie<br />

ein damaliges Modewort hieß, „durchführte“,<br />

in die Reihen, diefest geschlossenwerdensollten.<br />

Aber es war<br />

aucheineFragedes Überlebens.Denn<br />

zum einen hatten dieneuen Machthaberkeineswegs<br />

vergessen, dass siebei<br />

TheodorKörner und seinen Zeitungen<br />

Im fünften Jahr des DrittenReiches feierte der „<strong>Gäubote</strong>“ sein Jubiläum –<br />

drei Jahre später wurder er ausgeschaltet<br />

auf Kritik und Ablehnung gestoßen<br />

waren. Und zum anderenmusste es<br />

der Branche klar sein, dass diejenigen,<br />

die,wie man im Nachhinein bemerkte,<br />

ganz besondersumdie propagandistische<br />

Macht der Pressewussten, die<br />

private Presse mit ihrer gerade im Südwesten<br />

gewachsenenTradition und<br />

Autorität zu bekämpfen trachteten.<br />

Freilich war der „<strong>Gäubote</strong>“ so bedeutend<br />

nicht, dass er sogleich ins Kreuzfeuergeraten<br />

wäre; mehr schon galt<br />

dies für die„Schwäbische Tageszeitung“,<br />

diesichumgehend offener wie<br />

versteckter Hetze ausgesetzt sah.<br />

Wiederum also war Presse verdächtig,und<br />

ohne hier eine vollständige<br />

Geschichte der Zeitung in brauner<br />

Zeit geben zu wollen, sei auf denBeginn<br />

desGleichschaltungsprozesses<br />

eher beispielhaft verwiesen:1933, am<br />

3. August,wiesendas Württembergische<br />

Innenministerium und die Politische<br />

Polizeidie Oberämter an, den<br />

Schriftleitern „eindringlich einzuschärfen,<br />

dass sie dieVeröffentlichung aller<br />

Vorgänge militärischer oder militärähnlicher<br />

Art bis herunter zumBericht<br />

über einfache Ausmärsche der Wehrformationen<br />

zu unterlassen haben …<br />

Es dürfen selbst solche Nachrichten<br />

nicht gebracht werden, die militärische<br />

Ausdrücke in Beziehung auf<br />

irgendwelche Wehrformationen <br />

Wir haben für jeden<br />

das richtige Zuhause!<br />

Herzlichen Glückwunsch<br />

dem GÄUBOTE<br />

zum 175-jährigen Jubiläum<br />

Juni<br />

1995<br />

Graf Wohnbau GmbH •Telefon (07032) 93 62 -0•Telefax -62<br />

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Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite28


Seite 29<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Die Auflösung<br />

des Kreises<br />

Herrenberg im<br />

September1938<br />

verursachte<br />

im Gäu große<br />

Verärgerung<br />

und Verbitterung<br />

Konfirmität<br />

und Uniformität<br />

werdenzur Pflicht<br />

wiedergeben …Die Oberämter<br />

werden angehalten,bis zur Gründung<br />

der Außenstellen derPolitischen Polizei,<br />

was bevorsteht, ihre Bezirkspresse<br />

in dem gedachten Sinn scharf im Auge<br />

zu behalten.“ Ein weiterer Geheimerlassvom<br />

22. September verbot jede<br />

Veröffentlichung über von der Politischen<br />

Polizei „durchgeführteMaßnahmen,<br />

die nicht offensichtlichzum Abschluss<br />

gelangt sind“. Undsoging es<br />

weiter.1935, am 22. Februar,wiederum<br />

eher willkürlich herausgegriffen,<br />

hieß es dann gelegentlich eines gegen<br />

zwei Schriftleitereingeleiteten Verfahrens<br />

wegen fahrlässigen Landesverrats,<br />

weil sie eine „imReichsinteresse geheime<br />

Nachricht“veröffentlicht hatten,<br />

dass die denPolizeibehörden vorzulegenden<br />

Pflichtexemplare sorgfältigstgeprüftwerden<br />

müssten. Im<br />

Zweifelsfalle sei sofort Verbindung mit<br />

derPolitischen Polizei aufzunehmen,<br />

diezuständigen Stellen wurden zu genauerÜberwachung<br />

angehalten.<br />

Vordiesem Hintergrund ist die Charakterisierung<br />

„Chronist“ so zu verstehen:<br />

Nichts anderes als das, wasüberall,<br />

wo Konformität und Uniformität<br />

Pflicht wurden, zu lesen war,fand sich<br />

auch in dieser Zeitung;<br />

es wurde gedruckt,was<br />

aufden Tisch kam, und<br />

so,dass es nicht Anstoß<br />

erregte. Aber die<br />

übliche Linientreue,<br />

diedann seit Ende<br />

1933 feststellbare<br />

Gleichschaltung der<br />

Sprachregelung darf<br />

nicht damitverwechselt<br />

werden,essei<br />

ein Blatt derNS-<br />

Presse geworden.<br />

Werzwischen den<br />

Zeilen und vergleichend<br />

zu lesen versteht,<br />

wird denn<br />

auch hier jenen<br />

Distanzsignalisierenden<br />

Konjunktiv<br />

oder das beredteSchweigen<br />

durch Fortlassung<br />

finden.<br />

Aber eben verhalten:Der<br />

Zorn<br />

beispielsweise<br />

über die Auflösung desKreisesHerrenberg<br />

1938, den selbst „alte<br />

Kämpfer“ teilten, spiegelte sich eben<br />

in vorsichtiger Wiedergabe entsprechender<br />

Passageneiner Rede desBürgermeisters<br />

Jakob Schroth wider.<br />

Nachdemmit Kriegsbeginn die<br />

Das „Aus“: Zusammenschluss des „<strong>Gäubote</strong>“, der„SindelfingerZeitung“<br />

unddes „Filderbote“ zurNS-Kreiszeitung<br />

Belegschaft durch Einberufung dezimiertworden<br />

warund in der Folge die<br />

immer knapperen Papierzuweisungen<br />

Einschränkungen derProduktion bewirkthatten,<br />

kam zum1.September<br />

1941 die Anordnung<br />

derReichspressekammer<br />

mitder<br />

Einstellungsverfügung;<br />

dieletzte<br />

Ausgabe erschien<br />

am 30. August. Der<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ ging in<br />

der NS-Kreiszeitung<br />

auf, welche dentraditionellen<br />

Namen<br />

im Untertitelweiterführte.Als<br />

Anlass<br />

hieß es „kriegsbedingt“.Esentsprach<br />

jedoch ganz dem von<br />

Anfang an unverhohlenen<br />

Wollen der Nationalsozialisten.<br />

Als<br />

dann alles in Scherben<br />

gefallen war,hatte der<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ runddie<br />

HälfteseinerBelegschaft<br />

unterden Gefallenen; das<br />

Verlagshaus an der HorberStraße<br />

wurde noch in<br />

den letzten Kriegstagen,<br />

am 22. März 1945,<br />

schwer beschädigt.<br />

■<br />

175Jahre Partner vonWirtschaft, Handwerk,<br />

Kultur und Politik. Wir gratulieren dem „<strong>Gäubote</strong>“<br />

ganz herzlich zum Jubiläum, bedanken uns für die<br />

vertrauensvolle Zusammenarbeit und wünschen<br />

für die Zukunftalles Gute.<br />

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Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite30<br />

Ein bedeutender<br />

MitmacherinHerrenberg<br />

Liebe Leserinnen und Leser,wie wohl die<br />

Schlagzeilen in derersten Ausgabe am 7. Juli 1838<br />

lauteten?Wie dick war die Zeitung damals? Was<br />

kostete eine Ausgabe des Intelligenzblatts für den<br />

Oberamtsbezirk Herrenberg? Antworten auf Fragen<br />

wie diese enthältdie Sonderveröffentlichung<br />

des „<strong>Gäubote</strong>“ zum 175-<br />

jährigen Jubiläum unserer<br />

HerrenbergerZeitung.<br />

175 Jahre Berichterstattung<br />

über Herrenberg und<br />

das Gäu,175 Jahre Vertrauen<br />

derLeserinnen und Leser,175<br />

Jahre Arbeitgeber<br />

Da ist für jeden<br />

Geschmack und jedes Alter<br />

etwasdabei<br />

für vieleMitarbeiterinnen und Mitarbeiter –das<br />

ist ein Grund zu feiern und für mich einGrund zu<br />

gratulieren. In unsererschnelllebigen Zeit istes<br />

schon eine Besonderheit, dass ein Unternehmen<br />

aufeine so lange Firmengeschichte zurückblicken<br />

kann: Ich beglückwünsche den „<strong>Gäubote</strong>“ dazu<br />

und wünschefür dieZukunft alles Gute –stets frische<br />

Ideen und eine zufriedene und interessierte<br />

Leserschaft!<br />

Wenn wir morgens früh den „<strong>Gäubote</strong>“ aus<br />

dem Briefkasten holen, freuen wir uns täglich auf<br />

aktuelle Berichte über dasvielfältige Leben und<br />

Handelninunserer Stadt, auf Artikel über Veranstaltungenund<br />

Feste, auf denSportteil, auf Kommentare<br />

und Meinungen, auf Leserbriefe, auf Terminhinweise,<br />

auf die Wetteraussichten,<br />

auf Anekdoten<br />

und Lustiges, auf die<br />

Kinder-Nachrichten, auf Familienanzeigen<br />

und auch<br />

auf Werbeanzeigen. Diese<br />

Aufzählung zeigt das breite<br />

Spektrum,das der „<strong>Gäubote</strong>“<br />

abdeckt –daist für jeden Geschmack und jedesAlter<br />

etwas dabei. Das Blatt hat in den 175<br />

Jahren sein Gesicht verändert und sich demaktuellen<br />

Zeitgeist angepasst. Längst gibt es neben der<br />

Papierausgabeeinen modernen Internetauftritt.<br />

DieseMöglichkeit nutze ich persönlich sehr oft<br />

undgerne, wenn ichauswärts unterwegs bin.<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“ präsentiert uns jeden Tagimmer<br />

wieder neu und in ansprechenderAufmachung<br />

das Neuste aus der Welt, aus unserem Land und<br />

insbesondere aus unserer Stadt. Für dieses unternehmerischeEngagement<br />

zugunsten unserer<br />

Stadtdanke ich Verlegern, Redakteuren und allen<br />

Mitarbeitern. Die Mitmachstadt Herrenberg lebt<br />

davon, dass viele Personen, Institutionen und Unternehmenmitmachen<br />

–der „<strong>Gäubote</strong>“ ist ein bedeutender<br />

MitmacherinHerrenberg!<br />

Thomas Sprißler,<br />

Oberbürgermeister<br />

der Stadt Herrenberg<br />

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Seite 31<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Alte Liebe rostet nicht<br />

Neubeginn im<br />

Zeichen von Freiheit<br />

D<br />

ie Wiederbelebung oder besser<br />

gesagt Neugründungdes „<strong>Gäubote</strong>“<br />

sollteauf sich warten lassen.<br />

Zwarhatte General Clay im Oktober<br />

1945 in Stuttgart verkündet: „Wepropose<br />

to return to you afreepress …at<br />

the earliest possible date“, doch erst<br />

am 8. Oktober 1948 teilte die amerikanische<br />

Militärregierungdem Ministerpräsidenten<br />

von Baden-Württemberg,<br />

Reinhold Maier,mit, dass siedie Lizenzierungsvorschriften<br />

aufzuheben beabsichtige,<br />

und zwarunter der Bedingung<br />

eines Pressegesetzes. DasGesetz<br />

über dieFreiheit der Presse trat am 1.<br />

April1949 in Kraft,und am 1. Juni wurde<br />

die„Allgemeine Genehmigung<br />

Nummer 3“, dieGenerallizenz, wirksam,<br />

welche –vorbehaltlich bestimmter<br />

Nachrichtenkontrollvorschriften –<br />

Baden-Württemberg zum ersten Land<br />

der Bundesrepublik mitvölliger Gewerbefreiheit<br />

im Pressewesen machte.<br />

Wieder ein Anfang<br />

als Amtsblatt<br />

Verleger und Schriftleiter Karl Merz,<br />

im April 1947aus französischer Gefangenschaftheimgekehrt,<br />

begann im<br />

Sommer des Jahres 1948 diezeitungslose<br />

Zeit zu überbrücken, wobei er die<br />

Unterstützungder Stadtverwaltung<br />

fand. BürgermeisterSchickverwandte<br />

sich mitfolgendem Schreiben vom 31.<br />

Juli bei der Militärregierung:<br />

„Die Stadt Herrenberg, die im Jahr<br />

1929 ihr700-jähriges Bestehen gefeierthat,<br />

warbis 1938 (neue Kreiseinteilung)<br />

Kreisstadt und Sitz des Land-<br />

Karl Merz(1897 bis 1971), Schriftleiter undVerleger,stellt die Weichen<br />

für den Wiederbeginn<br />

ratsamts, desAmtsgerichts und des Finanzamts.<br />

Herrenberg zählt heute<br />

6009 Einwohner,die sich in der<br />

Hauptsache zusammensetzen aus Angehörigendes<br />

Handwerks, Handels<br />

und Gewerbes, der Industrie und der<br />

Landwirtschaft sowieaus Arbeitnehmern,die<br />

zu einem erheblichen Teil in<br />

auswärtigen Betriebsstättenbeschäftigtsind.<br />

Die Unterrichtung der Einwohnerschaft<br />

über dieamtlichen Vorgänge<br />

in Herrenberg, namentlich über<br />

die Verhandlungen und Beschlüsse<br />

des Gemeinderats erfolgten bis 1941<br />

durchdie Lokalzeitung. „Der <strong>Gäubote</strong>“,<br />

der durch dieBuchdruckerei<br />

TheodorKörner,hier,herausgegeben<br />

wurde. 1941 musste dieseZeitung infolge<br />

der nationalsozialistischen Tendenz,<br />

diegesamte Presse zusammenzufassen,<br />

nach 105-jährigem (!)Bestehen<br />

ihr Erscheinen einstellen.<br />

Das Fehlen einer Lokalzeitung in einer<br />

Stadt von derGröße und mit der<br />

ehrwürdigen Vergangenheit Herrenbergs<br />

hat sich, insbesondere aber seitdem<br />

wieder demokratische Einrichtungen<br />

bestehen, als großer Mangel<br />

erwiesen. Die Einwohnerschaft kann<br />

seitherüber die Vorgänge im Rathaus,<br />

namentlich überdie Verhandlungen<br />

undBeschlüsse der Gemeindevertretung,<br />

nicht mehr laufend unterrichtet<br />

werden, wie dies die Einwohnerschaft<br />

seitvielen Jahren gewohnt war.Dies<br />

ist eingroßer Fehler,denn in der Demokratie<br />

muss die Öffentlichkeit laufend<br />

an denVorgängen in der öffentlichen<br />

Verwaltung interessiert werden,<br />

wie auch dieVerwaltung selbst starkes<br />

Interesse daran hat, dass die Allgemeinheit<br />

ständig darüber unterrichtet<br />

wird, wasBürgermeister und Gemeinderat<br />

beraten und beschließen. Eine<br />

laufende und eingehende Unterrichtungder<br />

Einwohnerschaft ist daher in<br />

beiderseitigem Interesse gelegen. Diese<br />

soll durchHerausgabe gedruckter<br />

Mitteilungen erfolgen, dielediglich die<br />

amtlichen Berichte über die Beschlüsse<br />

des Gemeinderats sowie dieamtlichen<br />

Bekanntmachungen derStadtverwaltung<br />

sowieörtliche Anzeigen<br />

enthalten sollen.<br />

Das bisherigeVerfahren, die amtlichen<br />

Berichte und Bekanntmachungen<br />

an den rund 50 Bekanntmachungstafeln<br />

anzuschlagen, ist umständlich<br />

und ungenügend, der Erfolg<br />

ist nicht befriedigend. Der Gemeinderat<br />

hat daher beschlossen, anstelle des<br />

bisherigen Verfahrens gedruckte Mitteilungen<br />

fürHerrenberg herauszugeben<br />

und dieselben bei der ortsansässigenBuchdruckerei<br />

vonTheodor Körner<br />

in Druck zu geben.Herausgeber<br />

derMitteilungen soll die Stadt Herrenberg<br />

sein, dieMitteilungen sollen<br />

zweimalinder Woche in einer Auflage<br />

von zunächst 1000 Stück erscheinen.<br />

Der Bedarf an Zeitungspapier <br />

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Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite32<br />

hierfür würde monatlich 75 kg betragen.<br />

Gegenüber dem bisherigen<br />

Verfahren wären die gedruckten Mitteilungenauchgeschäfts-<br />

und kostensparend,<br />

wasgerade jetzt schwerwiegt.<br />

DieMilitärregierung wird gebeten,<br />

der Herausgabedieser Mitteilungen …<br />

zustimmen zu wollen. Alsdann hätte<br />

jeder Bürger Gelegenheit, dieamtlichen<br />

Sitzungsberichte und dieamtlichen<br />

Bekanntmachungen derStadtverwaltunginseiner<br />

Wohnung nachlesen<br />

zu können. Ein solches Verfahren<br />

liegt im Interesse der Demokratie. Die<br />

Tageszeitungen haben allgemein bekanntgegeben,dass<br />

infolge Lockerung<br />

der Papierbewirtschaftung<br />

einegrößere<br />

Zuteilung von<br />

Papier erfolgt sei und<br />

dass es deshalb den Zeitungen möglichgeworden<br />

sei, vom 2. August an<br />

dreimal wöchentlich zu erscheinen. Es<br />

wäre viel wichtiger,wenn das Mehr an<br />

Zeitungspapier den Stadtverwaltungen<br />

zur Verfügung gestellt würde, damit<br />

sie, wieinHerrenberg beabsichtigt,<br />

ihre Bürger unterrichten können.<br />

Die Stadtverwaltung würde es daher<br />

dankbar begrüßen, wenn die Militärregierungdem<br />

Wunsche des Gemeinderats<br />

baldmöglichststattgeben und die<br />

entsprechendeMenge Zeitungspapier<br />

für dengenannten Zweckzuteilen<br />

würde.“<br />

Ein erster Vorschlag für<br />

die Militärregierung<br />

Am 17. August 1948 reichte Karl<br />

Merz der Militärregierung einen Vorschlag<br />

zur Gründung einer Tageszeitungein,<br />

dieals Beilage zum„Beobachter“,<br />

der Zeitung fürdie Kreise<br />

Böblingenund Leonberg, erscheinen<br />

sollte:„Betreffend dieGründung einer<br />

Tageszeitung, diezwei oder mehrere<br />

politische Kreise in ihr Verbreitungsgebiet<br />

einbezieht,unterbreite ich im<br />

Nachstehendeneinen Vorschlag, der<br />

allen an eine Bezirkszeitung gestellten<br />

Erfordernissen gerecht wird.<br />

1. Allgemeines. Eine Bezirkspresse,<br />

wie sie in Württemberg schon weit<br />

über 100Jahre bestanden hat, ist den<br />

Bedürfnissen eines<br />

verhältnismäßigeng<br />

umgrenzten Wirtschaftsgebietes<br />

entsprungen.Sie<br />

hat<br />

sich ursprünglich eine<br />

durchaus unpolitische Aufgabe gestellt.Sie<br />

war dieVermittlerin zwischenBehörden<br />

und Bevölkerung eines<br />

Verwaltungsbezirks, gab Handel<br />

und Gewerbe ein billiges Mittel zu persönlicherWerbung<br />

an dieHand und<br />

wardie Überbringerin derkleinen Ereignisse<br />

des Alltags, die über einen kleinen<br />

landsmannschaftlichen Kreis hinaus<br />

nicht von Interesse waren. Der<br />

Schriftleiter einer solchen Zeitung war<br />

unpolitisch und im wahrsten Sinne des<br />

Worts der Diener seiner engeren Heimat.<br />

Erst im Laufe derEntwicklung bemächtigtesich<br />

derBezirkszeitungen <br />

Der Wiederaufbau des in den letzten Kriegstagen schwer beschädigten<br />

Verlagshauses beginnt<br />

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Seite 33<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

die Politik und dies nicht immer zu<br />

derenVorteil, da sie aus wirtschaftlichen<br />

Gründennicht in derLage waren,<br />

eigene politische Mitarbeiter zu haben,<br />

sondern auf Korrespondenzen<br />

angewiesen waren. In letzterem Punkt<br />

waren diegroßen Stadtzeitungen natürlich<br />

maßgebend, die aber andererseits<br />

dieVorteile der kleinen Bezirkspresse<br />

vermissen ließen. Es ist auch für<br />

eine großeZeitung unmöglich, den<br />

Bedürfnissen aller gerecht zu werden,<br />

da sie ihre Spalten mit Dingen füllen<br />

müsste,die jeweils nur einem Teil der<br />

Leser vonWichtigkeit sind. Außerdem<br />

würden dieamtlichen Bekanntmachungen<br />

aus einem großen Gebiet viel<br />

zu viel Raum beanspruchen und die<br />

Geschäftsanzeigen würden sich überschneidenund<br />

an Kreise gelangen, an<br />

die sie gar nichtgerichtet sind. Die für<br />

einegroße Zeitung entsprechend hohen<br />

Anzeigenpreise würden sichfür<br />

den Geschäftsmann nicht rentieren.<br />

2. Um nun das eine mit dem andern<br />

zu verknüpfen, schlageich folgendes<br />

vor:<br />

Herausgabe einer Tageszeitung, die<br />

sich mit Politik, Tagesfragen, Kunst,<br />

Wissenschaftund Unterhaltung befasst.<br />

Diese Zeitungerscheint im gleichen<br />

Verlag und mit derselben Lizenz<br />

in mehreren Auflagen, deren Zahl<br />

landsmannschaftlichbedingt ist. Die<br />

Herstellungdieser Zeitung übernimmt<br />

eine Druckerei, die technisch hierzu in<br />

der Lage ist. <br />

Am 5. September 1948 erscheint erstmals die „Heimat-Rundschau“, aus der im Juni 1949 der „<strong>Gäubote</strong>“ neu hervorgeht<br />

1972<br />

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der Stadtmitte<br />

Mai<br />

1915


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite34<br />

Druckereien innerhalb desVerbreitungsgebietes,<br />

die früher schon<br />

Zeitungsverlage innehatten, übernehmen<br />

dieHerstellung der betr.Beilagen<br />

zum Hauptblatt und auch denVertrieb<br />

derganzen Zeitung innerhalb ihres<br />

Gebietes …“ Beigefügt wurde das<br />

nebenstehendeMuster.<br />

Die Genehmigung wurde nicht erteilt,<br />

wohl indessen für die Herausgabe<br />

eines Anzeigenblatts, daszugleich<br />

als amtlichesMitteilungsblatt fürden<br />

Altkreis Herrenberg dienen sollte und<br />

den Titel Heimatrundschau erhielt.<br />

Hebelauf<br />

„freie Fahrt“<br />

Im Juni 1949, nach derGenerallizenz,<br />

waresdann so weit: Der„<strong>Gäubote</strong>“<br />

erstand wieder.Ineiner Vornummer,als<br />

Werbeblatt bezeichnet<br />

vom 8. des Monats,kündigte der Herausgeber<br />

sein Programm an: „In dieser<br />

Form wiedas vorliegende Werbeblatt<br />

erscheintab11. Juni der ’<strong>Gäubote</strong>’ als<br />

vierMal in der Woche erscheinende<br />

Tageszeitung. Nicht allein dieBestrebungen<br />

desHerausgebers sind hiermit<br />

zumErfolg gekommen, sondern auch<br />

dem allgemeinen Wunsch in Stadt<br />

undLand ist nunmehr Rechnung getragen.Ich<br />

binmir wohl der Pflichten<br />

undAufgaben bewußt, die heute an<br />

eine Zeitung gestellt werden, und ich<br />

werdemich redlich bemühen, diese zu<br />

erfüllen.<br />

AllerAnfang ist schwer. Der gesamte<br />

redaktionelleund technische Aufbau<br />

einer Zeitungist so umfangreich, daß<br />

es vorerst dem’<strong>Gäubote</strong>’ nicht möglich<br />

ist, täglich zu seinen Lesern ins<br />

Haus zu kommen. Es wird aber bestimmt<br />

biszum Herbst so weit sein.<br />

Der ’<strong>Gäubote</strong>’ erhebt auchnicht den<br />

Anspruch, eine ’große Zeitung’ zu sein,<br />

aber er will sich den Namen ’Heimatzeitung’<br />

mehr und mehr erwerben. Er<br />

wird seine Leser über dieEreignisse in<br />

aller Welt rechtzeitig unterrichten, er<br />

wird seineSpalten einem freien und<br />

offenenWort öffnen und er wird Sorge<br />

tragen für gute Unterhaltung.<br />

Seine Hauptaufgabe wird er aber in<br />

Auch diesmal konnte es nur „plangemäß“ gehen<br />

der Pflege von Kultur und Heimat sehen.Staat<br />

und Kirche sollen in gleichemMaße<br />

wie Vereine, Sportverbände<br />

undsonstige kulturelle Bestrebungen<br />

das Recht haben, den ’<strong>Gäubote</strong>’<br />

als ihr Sprachorgan zu benützen. Darüber<br />

hinausbietet er sich der gesamten<br />

Geschäftswelt als wertvolles und<br />

erfolgreichesWerbemittel an. Waser<br />

nicht will, isteine unschöne und auch<br />

zwecklose Konkurrenzmit anderen<br />

Zeitungen, denn er weiß, daß über die<br />

Auflage einer Zeitung letzen Endes der<br />

Leserentscheidet.<br />

DasVerbreitungs-Gebiet des’<strong>Gäubote</strong>’<br />

wird sich auf den Alt-Kreis Herrenberg<br />

beschränken, und ich habe<br />

den Wunsch, es so weit zu bringen,<br />

daßStadt und Land den ’<strong>Gäubote</strong>’ als<br />

ihre Zeitung betrachten.<br />

Der’<strong>Gäubote</strong>’ ist einMittagsblatt. Er<br />

wird jedenMontag, Dienstag, Donnerstag(vierseitig)<br />

und Samstag<br />

(achtseitig) in den Nachmittagsstundenausgetragen.<br />

Der Bezugspreis ist monatlich<br />

2D-Mark einschließlich Zustellungsgebühr.<br />

Der Hebel der Druckmaschinen<br />

stehtauf ’freie Fahrt’. Der Werberuf erschallt<br />

durchs ganze<br />

Gäu: ’Leset Eure Heimat-Zeitung!’“<br />

Samstag, den11. Juni,<br />

erschien dann die<br />

Nummer 1. BürgermeisterSchick<br />

steuerte<br />

folgendes Geleitwortbei:<br />

„Das Wiedererscheinendes<br />

’<strong>Gäubote</strong>’wird in unsererStadt<br />

und im<br />

’Gäu’allgemein große<br />

Freude und Befriedigung<br />

auslösen.Als<br />

Bürgermeisterder<br />

StadtHerrenberg<br />

darf ich mich zum<br />

Dolmetsch dieser<br />

Gefühlemachen und<br />

den alten Bekannten,<br />

derimJahre 1941<br />

nach 105-jährigem<br />

Bestehen sein Erscheinen<br />

einstellen<br />

mußte, freundlichst wieder willkommenheißen<br />

…<br />

Wenngleichdie ’Heimat-Rundschau’<br />

undzeitweise die’Mitteilungen vom<br />

Rathaus Herrenberg’ in denvergangenen<br />

Monaten recht gute Dienste geleistethaben,<br />

so waren diese Blätter<br />

eben doch nur ein Ersatz und einBehelf.Mit<br />

dem ’<strong>Gäubote</strong>’ aber haben<br />

wir wieder eine richtige Lokalzeitung,<br />

Mai<br />

1989<br />

die im besonderen den Interessen von<br />

Stadt und Gäu dient und die,wie wir<br />

hoffen,bald täglich erscheinen wird.<br />

Indem ich die Buchdruckerei Körner<br />

im Namen der Herrenberger Bürgerschaft<br />

zumWiedererscheinen des<br />

Blattes beglückwünsche, gebe ich der<br />

Hoffnung Ausdruck,daß es dazu beiträgt,<br />

daß unserstaatlichesFundament,<br />

das erst jüngst im Grundgesetz<br />

für dieBundesrepublik Deutschland<br />

geschaffenwurde, gefestigt wird und<br />

daß der ’<strong>Gäubote</strong>’ stets ein gutes<br />

Sprachrohr derEinwohner eines möglichstgroßen<br />

Umkreises sein möge.“<br />

Um es nichtallzu harmonisch werden<br />

zu lassen: Schon wenig später,in<br />

den ersten Tagen des Jahres 1950, äußerten<br />

Bürgermeisterund GemeinderatUnzufriedenheit,<br />

weil sie sich mit<br />

demAbdruck der amtlichen Nachrichten<br />

zu beiläufig behandelt sahen. In einer<br />

Beratungsvorlage heißt es:<br />

„Betr.:Abdruck deramtlichen Bekanntmachungen<br />

der Stadtverwaltung<br />

im ’<strong>Gäubote</strong>’.<br />

1. Die Form, in der dieamtlichen Bekanntmachungen<br />

derStadtverwaltung<br />

im ’<strong>Gäubote</strong>’ zumAbdruck kommen,<br />

ist zu beanstanden.a)Eswird denselben<br />

keinbevorzugter Platz eingeräumt,<br />

der Platz wechselt häufig. b)<br />

Die Art undWeise desAbdrucks erfolgt<br />

häufig unübersichtlich und verteilt<br />

sich mitunter auf mehrere <br />

1978<br />

April<br />

seit<br />

85<br />

Jahren<br />

Herrenberg•Eichendorffstraße 10 (beim Schickhardt-Gymnasium) •(07032) 67 20


Seite 35<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Blattseiten. c) DieÜberschrift der<br />

amtlichenBekanntmachungen wird<br />

nicht hervorgehoben, es wird nur der<br />

Maschinensatzverwendet.<br />

2. Wenn der ’<strong>Gäubote</strong>’, wieerangibt,<br />

Amtsblatt derStadt Herrenberg<br />

sein will,muß vonihm verlangt werden,daß<br />

er,wie dies früher selbstverständlich<br />

war, denamtlichen Bekanntmachungen<br />

einen bevorzugten Platz<br />

einräumtund diese so abdruckt, daß<br />

sieauffällig sind und vomLeser auch<br />

beachtet werden.Bei dergegenwärtigen<br />

Art und Weise desAbdruckes der<br />

Bekanntmachungen muß der Erfolg<br />

derselben ernstlich in Frage gestellt<br />

werden.<br />

3. Auf die entsprechendenVorstellungen<br />

desBürgermeisteramts hat es<br />

der ’<strong>Gäubote</strong>’ abgelehnt, den gegenwärtigen<br />

Zustand zu ändern mitdem<br />

Hinweis, daß die amtlichen Bekanntmachungenunentgeltlich<br />

abgedruckt<br />

würden.<br />

4. DieAutorität und das Ansehen<br />

derStadtverwaltung, aber auch der<br />

Charakter des ’<strong>Gäubote</strong>’ als Amtsblatt<br />

erfordern dringend einesofortige Änderung.Vorschlag:<br />

1. Den’<strong>Gäubote</strong>’<br />

unter Hinweis auf seine Eigenschaft als<br />

Amtsblatt wiederholt zu bitten, den<br />

Wünschen derStadtverwaltung zu<br />

entsprechen und a) die Bekanntmachungenkünftig<br />

jeweils an der gleichen<br />

Stelle abzudrucken. b) Dieselben<br />

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Rainer Schöllkopf (links) übernimmt die Geschäftsführung von Karl Merz (rechts),<br />

ganzrechtsimBild Helene Merz<br />

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mit Balkenüberschrift zu versehen.<br />

2. Falls dies wiederum abgelehnt<br />

werden sollte,sich entsprechende<br />

Maßnahmenvorzubehalten, um einen<br />

solchen Abdruck deramtlichen Bekanntmachungen<br />

zu erreichen, daß<br />

diese ihren Zweck tatsächlich auch erfüllen.“<br />

Nichtvorenthalten werden soll auch<br />

dieses Schreiben, das Bürgermeister<br />

Schick am 2. April 1952 zu der Akte<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ legte: „Heute ist der<br />

1. April, aber trotzdem habe ich Ihnen<br />

etwas ganz Erfreuliches mitzuteilen.<br />

Damitich die mir durch Eilboten übermittelte<br />

Nachricht wirklich auch richtig<br />

wiedergebe, will ich sie hiermit<br />

wörtlich verlesen: Die Hauptschriftleitung<br />

des Amtsblatts derStadt Herrenberg<br />

hat unter dem Eindruck derkürzlichen<br />

Rede desProfessors Dr.Bräuer<br />

vomBund der Steuerzähler und im<br />

Hinblick auf diestädt. Finanzen heute<br />

verfügt, sämtlicheAnzeigen derStadt<br />

Herrenberg künftighin gratisund franko<br />

abzudrucken. Dies soll nur der Ausdruck<br />

eines bescheidenen Dankes dafür<br />

sein, daß die Gemeinderätinnen<br />

und Gemeinderäte der Stadt Herrenberg<br />

seit Jahr undTag<br />

Umzug in dasneue<br />

Verlagsgebäude<br />

unter Aufopferung<br />

vonZeit und Geld<br />

sich in beispielhafter<br />

Weise in den Dienst<br />

der Allgemeinheit<br />

ohnejede Vergütung dafür stellen …<br />

Wirnehmen vondiesen hochbedeutsamen<br />

Mitteilungen derHauptschriftleitung<br />

des ’<strong>Gäubote</strong>’ gebührend<br />

Kenntnis und wir glauben selbst,<br />

daß diesebeispielhafte Tatungeahnte<br />

und z. Zt. noch nicht übersehbareWirkungen<br />

zur Folge haben wird.“<br />

Die jüngere Zeit sei hier nur noch<br />

mit einigenStichworten skizziert, ihre<br />

Würdigungmag aus dem Abstand einer<br />

späteren Zeitvorgenommen werden.<br />

Ohne Leserkann eine Zeitung nicht<br />

existieren,und obwohl es treue Leser<br />

gab, brauchte es doch Jahre desWiederaufbaus,<br />

nicht zuletzt auch mit<br />

neuenLeuten, zu denen als Mann der<br />

ersten Stunde des „neuen“ „<strong>Gäubote</strong>“<br />

der spätere ChefredakteurHellmut M.<br />

Weidhaas gehörte. 1958 wurde das<br />

Unternehmenineine Kommanditgesellschaft<br />

umgewandelt. Seit 1970<br />

wird es vom Verlegerehepaar Heidi<br />

geb. Merz und Rainer Schöllkopf geführt.<br />

DieDevise hieß Leben durchKonzeption,<br />

Überlebendurch Konzentration.<br />

So wurde in Konsequenz technischer<br />

und wirtschaftlicher Notwendigkeiten<br />

derBau eines neuen Verlagsgebäudes<br />

in der Horber Straße 42 begonnen.<br />

Am 3. September 1971 war<br />

Richtfest, am 4. Februar 1972 lief die<br />

Hochdruck-Rotationspresse an, die<br />

dritte,die seit der Nachkriegszeit in<br />

Betriebgenommen werden konnte,<br />

mit32Seiten Druckwerk und Einrichtung<br />

für Mehrfarbendruck. Hattedie<br />

Auflage1962 noch 4900 betragen,<br />

davon 1600 in Herrenberg abgesetzt,<br />

so sind es 1988, im<br />

150. Jahr desBestehens,11500<br />

Stück,<br />

dieverkauft werden.<br />

DemJahr seiner<br />

Gründung nach<br />

standder „<strong>Gäubote</strong>“ 1982 an 20.Stelle<br />

von 65 nochexistierenden Zeitungen<br />

im deutschen Südwesten. Im Jahr<br />

1988 beschäftigte derVerlag 55 Mitarbeiter<br />

und fünfAuszubildende. Der<br />

„Mantel“ seit 1974 wird vonden<br />

„Stuttgarter Nachrichten“ bezogen, im<br />

überregionalen Anzeigengeschäft ist<br />

die „Anzeigengemeinschaft Stuttgarter<br />

Zeitung“ Partner.Schwergewicht<br />

istdie Betreuung des örtlichen und regionalen<br />

Geschehens in derLokalredaktion:<br />

als „Tageszeitung“, wie es der<br />

Untertitel umschreibt, „im Kreis Böblingenfür<br />

Herrenberg und das Gäu“. ■<br />

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Showroom: Tübinger Str. 41 | Herrenberg | T07032-287980 | Mo.–Fr.15–19Uhr +Sa.10–15Uhr<br />

Quellen: Staatsarchiv Ludwigsburg: E177 (Kreisregierung Reutlingen), Nr.568, 570 (Gründungsgeschichte, Konzessionen,<br />

Presseaufsicht 1848 ff.). Stadtarchiv Herrenberg: Intelligenzblätter bzw.„<strong>Gäubote</strong>“ ab 1838; Samuel Braun,<br />

Gründer und Gründungder Buchdruckerei in Herrenberg. EinGedenkblatt, 1888; Inventuren und Teilungen (Familie<br />

Braun-Fischer);Ratsprotokolle 1837 ff.; Akten F1440 ff.; 6160ff. (Presse ab 1948); Stifts-und Dekanatsarchiv: K26, D<br />

89–91. Evangelische Kirchenpflege Herrenberg:Familienregister.Stadtarchiv Reutlingen: Inventuren und Teilungen<br />

(Familie Braun). Kreisarchiv Böblingen: Akte 1439 (Pressewesenbis 1945). Privatarchiv H. und R. Schöllkopf (TheodorKörner).<br />

K. Merz, 100 Jahre „<strong>Gäubote</strong>“ in Herrenberg1838–1938 (Herrenberg) 1938. Vonder Preßfreiheit zur<br />

Pressefreiheit. Südwestdeutsche Zeitungsgeschichte vonden Anfängen bis zur Gegenwart, herausgegeben von der<br />

Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart in Zusammenarbeitmit dem Verband Südwestdeutscher Zeitungsverleger<br />

und dem Verband der Druckindustrie in Baden-Württemberg, Stuttgart 1983.<br />

Essen Sie italienisch –<br />

wie bei uns zu Hause<br />

April 1979<br />

Das Ristorante mit Herz<br />

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Das ganze Team vom „Da Piero“ gratuliert<br />

dem „<strong>Gäubote</strong>“ zum 175-jährigen Jubiläum!


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite36<br />

175 Jahre Botschafter<br />

fürdas Gäu<br />

Füruns beide gehört er zum Morgen wie Kaffee<br />

und „Gsälzbrot“ (für Nichtschwaben: Brot mit<br />

Marmeladeaufstrich): der„<strong>Gäubote</strong>“! Auf ihn wollen<br />

wir nicht verzichten. An Gutes gewöhnt man<br />

sich.Der große, runde Geburtstag ist ein guter<br />

Grund innezuhalten.175 Jahre seit der Erscheinung<br />

des „Amts- und Intelligenzblattes“–wiedie<br />

Erstausgabe am 7. Juli1838 überschrieben wurde<br />

–sind ein würdiger Anlass.<br />

Aufeinem hart umkämpften Medienmarkt nehmen<br />

wirwahr,dass der„<strong>Gäubote</strong>“ seiner Tradition<br />

treu geblieben ist: Hier<br />

wirdnicht in dicken Lettern<br />

dieSensationsgier der<br />

Menschen bedient, sondernkonstruktiv-kritisch<br />

recherchiert und berichtet.<br />

Wir haben denEindruck,<br />

dassindieserZeitung der<br />

Mensch undseine ihnumgebende Mitwelt im<br />

Mittelpunkt stehen.<br />

Dabei mischt sich der „<strong>Gäubote</strong>“ ins öffentliche<br />

Geschehen einund legt den Finger in diegesellschaftlichen<br />

Wunden. Personen zu verwunden, ist<br />

nicht sein Stil. Für ein<br />

„Miteinander und Füreinander“<br />

steht er ein.<br />

Nichtumsonst trägt die<br />

weihnachtliche Herrenberger<br />

Spenden- und Solidaritätsaktion,<br />

die der „<strong>Gäubote</strong>“ maßgeblich<br />

mitträgt, diesen Namen. Die Aktion wurde zu einem<br />

Erfolgsmodell, weil es gelungen ist, ein Netzwerk<br />

derHilfen zusammenmit den unterschiedlichsten<br />

Mitverantwortlichenzuknüpfen. Jede<br />

neue Aktion gab Herrenbergeinen<br />

weiteren sozialen<br />

Farbtupfer.<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“ öffnet Räume<br />

für Vereine, Gruppen,<br />

Institutionenund auch für<br />

die Kirchen. So kommen<br />

Aktivitäten und Veranstaltungen,<br />

die in Herrenberg und dem Gäu stattfinden,<br />

zu den Menschen. Und dass dieKirchen in<br />

der Samstagsausgabe unter der Rubrik„Wasmich<br />

bewegt“Raum bekommen, sich in den gesellschaftlichen<br />

Wertediskurs mit der christlichen<br />

Der Mensch und seine ihn<br />

umgebendeMitwelt stehen im<br />

Mittelpunkt dieser Zeitung<br />

Botschaft einzubringen, dafür sagen wir Dank.<br />

Gute Wünsche mögen den „<strong>Gäubote</strong>“ die<br />

nächsten 175 Jahre begleiten. Wenn die Linie der<br />

konstruktiv-kritischen, fairen und lokalen Berichterstattung<br />

beibehalten wird, dann ist die Tageszeitung<br />

nicht nur ein Bote, sondern ein Botschafter<br />

fürdas Gäu.<br />

Den Leserinnen und Lesern wünschen wir die<br />

tägliche Muse –vielleicht auch beiKaffee und<br />

Gsälzbrot –für ihren „<strong>Gäubote</strong>“.<br />

Eberhard Feucht,<br />

Dekan desevangelischen<br />

Kirchenbezirks<br />

Herrenberg<br />

Wolfgang Beck,<br />

katholischer Pfarrer,<br />

Herrenberg


Seite 37<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“<br />

im Wandel der Zeit<br />

Ein Wort zuvor:<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“und ich<br />

Es war schon eine Überraschung,als<br />

im Sommer 1987 an mich,der icherst<br />

gutein Jahr in Herrenberg war,die Bitte<br />

herangetragenwurde, denhistorischenPart<br />

zur 150-Jahr-Feier des<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ am 7. Juli 1988 zu verfassen.<br />

Es gabGegengründe triftiger Art<br />

genug: Die soeben überstandenenJubiläumsfeiernzum<br />

500. Geburtstag Johann<br />

Valentin Andreaes, vondem ich<br />

VONDR. ROMAN JANSSEN<br />

zuvor noch niegehört hatte, die Ende<br />

des Jahres 1987 zu feiernde700-Jahr-<br />

Feier von Affstätt, 800Jahre Kayh<br />

schon im Blick; und jede Menge Kernaufgaben<br />

im Stadtarchiv,woesbei<br />

meiner Ankunft nicht eine Schreibmaschine,<br />

keinen Besucherstuhl, geschweige<br />

dennRegale für dieDiensträume<br />

gab, um von anderem nicht zu<br />

reden. Dazu galt es ganz grundsätzlich,<br />

sich im neuen Wirkungskreis zurechtzufinden,<br />

denn anders als bei meinen<br />

vorigen Stationen im Rheinland, im<br />

Moselland,inFranken, Hessen und<br />

Westfalen warAltwürttemberg eine<br />

besondere Herausforderung, weil in<br />

vielerlei Hinsicht eine terra incognita.<br />

Es gab alsoGründe genug abzulehnen.<br />

Trotzdem entschied ich mich nach Erwägung<br />

aller Umstände, das Angebot<br />

anzunehmen, setzte sich doch der Gedankedurch,<br />

dass dies eine ungemein<br />

guteGelegenheit sei, Gesellschaft und<br />

jüngereHistorie meines neuen Wirkungskreises,von<br />

der erlebten Wirklichkeit<br />

aus rückschreitend, besser<br />

Großkegel-<br />

Setzmaschine,<br />

Baujahr1966,<br />

diebis 1988 in<br />

der Produktion<br />

eingesetzt wurde<br />

kennen<br />

und verstehen<br />

zu lernen,<br />

und ich habe es nicht<br />

bereut. Icherinnere mich an viele<br />

spannende Abende mitder Lektüre<br />

des „<strong>Gäubote</strong>“ über150 Jahre hinweg,<br />

an viele Stunden mitVerleger,Redakteuren<br />

und technischen Mitarbeitern<br />

undnicht zuletzt auch an dieverstohleneFreude,<br />

wenn es hieß: „Woher<br />

wissen Sie denn das schon wieder?“ <br />

Wir haben etwas<br />

zum Feiern!<br />

Der <strong>Gäubote</strong><br />

hat seinen 175. Geburtstag.<br />

→ So einen Aufmacher gibt es nicht alle Tage:<br />

175 Jahre GÄUBOTE.<br />

Seit 175 Jahren gilt: Wersich über Herrenbergund das<br />

Gäu informieren möchte, vertraut auf den GÄUBOTEN<br />

mit seinem umfangreichen Lokalteil. Der GÄUBOTE,<br />

langjähriger redaktioneller Kooperationspartner<br />

der Stuttgarter Nachrichten und auch Partner der<br />

Stuttgarter Zeitung Anzeigengemeinschaft, ist ein<br />

Stück Geschichte im Kreis Böblingen und durch sein<br />

lokales Engagement sehr eng mit den hier lebenden<br />

Bürgerinnen und Bürger verbunden.<br />

Wir stoßen auf diesen Geburtstag im engsten<br />

Familienkreis an und gratulieren herzlich!


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite38<br />

März<br />

1987<br />

Das Haus der schönen Stoffe<br />

Alles zum Nähen:<br />

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1992 Oktober<br />

März<br />

1995


Seite 39<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Als nun 25 Jahre später die Bitte an<br />

mich herangetragen wurde, dieHistorie<br />

um diese Zeit weiter fortzuschreiben,<br />

hatte ich die seinerzeitigen Skrupelnicht<br />

mehr.ImGegenteil, diese<br />

Spanne deckte sich im Großen und<br />

Ganzen mitmeiner Amtszeit in Herrenberg,<br />

in der ichschon aus amtlichen<br />

Gründen den„<strong>Gäubote</strong>“ Tagum<br />

Taggelesen habe. Selbstverständlich<br />

erfuhr ichwiederum alle Förderung<br />

durch Verleger und Redaktion, fürdie<br />

ich herzlich danke. Dank gebührt auch<br />

StadtarchivarinDr. StefanieAlbus-Kötz<br />

und Frau Ingrid Haudek für so manche<br />

Arbeitserleichterung. Unschätzbare<br />

helfende Mitarbeit verdankeich Herrn<br />

Christian Kübler M. A., Tübingen; ich<br />

darf sagen, ohne ihn wäre mein Beitrag<br />

nicht in vorliegender Form zustande<br />

gekommen.<br />

Im Blickzurück:<br />

Die ersten 50 Jahre<br />

Am Anfang meiner Beschäftigung<br />

mit dem „<strong>Gäubote</strong>“ stand, wie ich<br />

mich erinnere,eine ganz unerwartete<br />

Überraschung:Denn als Erstes wollte<br />

ich im Staatsarchiv Ludwigsburg die<br />

Zensurakten im Umfeld der Gründung<br />

des „Intelligenzblatts“ einsehen.Dort<br />

präsentierte man mir unter einer einzigenNummer<br />

einen Stapel, archivisch<br />

Büschel genannt, der vom Boden<br />

bisnahe unter dieTischkante reichte.<br />

Leider arbeiteteich mich von oben<br />

nach unten durch, um zunächst festzustellen,<br />

dass weit über dieHälfte alleinden<br />

in Oberndorf am Neckar verlegten<br />

„Schwarzwälder Boten“ betraf,<br />

der vonseiner Gründung an regelmäßig<br />

mit dem Merkmal „Preßfrecheit“<br />

behaftet gewesenzusein scheint. Erst<br />

ganz am Ende,als Ertrag mühevoller<br />

Arbeit, stieß ich auf dienicht einmal<br />

ein Dutzend Schriftstücke umfassende<br />

Akte des HerrenbergerBlatts: ohne<br />

Beanstandung dieGründungsgenehmigung,keine<br />

Beanstandung in der<br />

Folge–ein Gewächs, das keinen Zensorhätte<br />

nähren können.<br />

Das warein Einstieg, der sogleich<br />

den Blick auf dasWarum und damit<br />

auf die Oberamtstadt,die Leserschaft<br />

und die Schriftleitung lenkte, insofern<br />

nämlich sich in diesem Befund sehr<br />

differenzierte gesellschaftliche Verhaltensweisen<br />

und Interessen spiegelten,<br />

welche es bei derLektüre stets als Frage<br />

im Auge fürinhaltliche und technische<br />

Gestaltungder Zeitung in ihren<br />

Entwicklungsphasen zu halten galt.<br />

Das Charakteristische lässt sich kurz<br />

zusammenfassen:<br />

Das Amtliche dominierte<br />

in den Anfängen<br />

und hielt sich<br />

derGewichtung nach<br />

stetsinvorderer Front.<br />

Sehr langsam nur erwuchs<br />

ein Anzeigenteil,und<br />

ebenso begann aus kleinsten<br />

Anfängen die Rubrik„Unterhaltung“sich<br />

zu entwickeln. An<br />

„Journalismus“ im heutigen Sinne<br />

war nicht im Entferntesten zu<br />

denken. Wenn recherchiert wurde,<br />

so nicht nah an Personen und<br />

Ereignissen, nicht einmal an lokalen,<br />

sondern durchWildern in ungenanntenfremden<br />

Presseorganen<br />

und verschwiegenen Büchern.<br />

Volksaufklärerisch im Sinne eines<br />

zu stärkenden historischen Bewusstseins<br />

versuchte sich namentlichder<br />

Dekan Friedrich August<br />

Scholl,der sich dazu auf die ihmzugänglicheHerrenbergerChronik<br />

des<br />

VogtesHeß stützte.Inden auchin<br />

Herrenberg, Stadt- und Oberamt,<br />

teilsrecht aufregenden Revolutionsjahren<br />

vonEnde 1847 bis Mitte<br />

1849 wandelte auchdas<br />

„Amts- und Intelligenzblatt“<br />

seinGesicht, sehr vorsichtig<br />

zunächst,dann die Parteiungenauch<br />

als ihr Sprachrohr<br />

der verfeindeten „Vaterländischen“<br />

und„Roten“ korrekt<br />

wiedergebend, um zuletzt<br />

wieder erschrocken<br />

sich einigelnd. Schon treffend beurteilte<br />

derselbst als Setzer und Autor<br />

im Druckereibetriebgroß gewordene<br />

Samuel Braun, ältester Sohn des Gründers<br />

Andreas Braun, das Lebenswerk<br />

seines Vaters als „kleines Lämpchen“,<br />

dessen Lichtlein keine Nahrung aus<br />

der Vorstellung von Pressefreiheit und<br />

-möglichkeit bezog und sich erst mit<br />

steigenderAnzahl derLeser und Annoncen<br />

nebenFormularen und sonstigen<br />

Druckaufträgen langsamzurentieren<br />

begann. Unterder Ägide seines<br />

Bruders Johann Georg, der demVater<br />

1869 folgte, gab es zwar inhaltliche<br />

und technischeVerbesserungen, es<br />

lässt sichjedoch sagen, dass thematische<br />

Neuerungen undAusweitungen<br />

mehr quantitativ als wirklich qualitativ<br />

erreicht wurden. Im Vorfeld des 175-<br />

Jahr-Jubiläums stellte ichfest, dass ich<br />

rückblickend zu den ersten 150 Jahren<br />

allenfalls dasseinerzeit festgehaltene<br />

nur aufbauschen, aberaus der Zeitung<br />

heraus und wegen, wie gesagt, mangelnder<br />

Zensur- und anderer Akten<br />

nichtwirklich Neues eruieren konnte.<br />

Gleichwohl will ich aus heutiger Sicht<br />

eine mirseinerzeit nicht zugängliche<br />

Beurteilung des württembergischen<br />

Pressewesens anführen, weil sie mir<br />

geeignet erscheint, in etwaden Stellenwert<br />

des Herrenberger„Amts- und<br />

Intelligenzblattes“ in diePresselandschaft<br />

einzuordnen. Es ist entnommen<br />

einem zuerst 1877ineinem Leipziger<br />

Verlag mit demTitel „Culturbilder aus<br />

Württemberg“ erschienenen, noch<br />

heuteaußerordentlich lesenswerten<br />

Bändchen,verfasst „von einem<br />

Norddeutschen“. 1 Da dieser anonyme<br />

Autor aber zu norddeutschen, speziell<br />

preußischen Verhältnissen eine lediglich<br />

oberflächliche Vorstellung hat,<br />

hingegen sich im Königreich bis in unvermutete<br />

Details und hier speziell zu<br />

Interna der Universität Tübingen, der<br />

1<br />

Culturbilder aus Württemberg, vierte Auflage, Leipzig 1886 (Faksimile-Nachdruck Reutlingen 1974), hier S. 57ff.<br />

Theologenausbildung und der Staatsverwaltung<br />

auskennt,wird es sehr<br />

wahrscheinlich einePerson gewesen<br />

sein,die, sei es vonGeburt an, sei es<br />

als „Reingeschmeckter“, intensiv mit<br />

württembergischen Verhältnissen in<br />

Berührung gestanden haben muss.<br />

Unterder Maske der Anonymität kritisiert<br />

derAutor durchaus zutreffend<br />

und in aller Regel nicht ohne hintergründigen<br />

Humor all das, wasaufs<br />

Korn genommen werden muss, und<br />

zumPressewesen unterstreicht er die<br />

Tendenzen derGroßen, weshalb es<br />

unsmöglich ist, aus dem Schweigen<br />

heraus unserOberamtsblatt einzuordnen.<br />

Die Kernaussage der„Culturbilder<br />

aus Württemberg“ lautet: „Zunächst<br />

nämlichkann darüber kein Zweifel obwalten,<br />

daßdieser[konservative] Charakterzug<br />

auf die Gestaltung derPreßverhältnisse<br />

in Württemberg vonhervorragendemEinfluß<br />

gewesen ist. Man<br />

muß diebefremdende Tatsache constatiren,<br />

daß Württemberg keine größere<br />

wirklich liberale Zeitung besitzt,<br />

und in seiner ganzenTagespresse einen<br />

wenig kritischen und intelligenten<br />

Eindruck macht. Der ’Staatsanzeiger’<br />

ist gut redigirt,aber nur amtlich,<br />

in litterarischen Anzeigen oft<br />

recht gutbedient, der ’Merkur’<br />

hat zwar um dieFörderung<br />

des nationalen Bewußtseins<br />

sich sehr großeVerdienste<br />

erworben, vertritt aber<br />

selbständig sehr wenig<br />

Ideen und ist besonders<br />

in seinem unpolitischen<br />

Theil auffallend schwäbischund<br />

partikularistisch,<br />

indemerpartikularistische Ereignisse,<br />

schwäbische Mißgeburten<br />

vonFerkeln, Kälbern u.s.w., Producte,<br />

litterarischeLeistungen so unkritisch<br />

und überzeugungstreu behandelt, daß<br />

manvon diesem Theil, besonders<br />

durchdas Hervorheben aller schwäbischen<br />

Leistungen, eher eine Förderung<br />

des schwäbischen Partikularismus erwarten<br />

dürfte.<br />

Eine stehende Rubrik der ausführlichen<br />

Nekrologevon großen Württembergern<br />

sinktbis auf dieStallmeister<br />

undden vertrunkenen Bureaubeamten<br />

herunter.[…] Manwird sichvergeblichnach<br />

Blättern umsehen von<br />

annähernder Bedeutung, wiesie die<br />

großen preußischen Provinzialblätter<br />

haben. […] Alle […] schwäbischen Zeitungen<br />

sind (die Reichspost ganz besonders),<br />

mehr oder minder conservativ<br />

(am wenigstendas Tageblatt), und<br />

fastjede hütet sich, <br />

1837 AndreasBraun,<br />

Buchdruckeraus Reutlingen,<br />

beantragtam31. Oktober bei<br />

der Königlichen Regierung,inHerrenbergeine<br />

Druckerei gründenund einmal pro Woche ein<br />

Amtsblattveröffentlichen zu dürfen. Am 13.Dezember erhält<br />

er die Konzession.<br />

1838 Die Erstausgabe: Am 7. Juli erscheint das<br />

„Intelligenzblatt für den Oberamtsbezirk Herrenberg“<br />

zum erstenMal. Bekanntmachungen,Unterhaltendes,<br />

Beiträge aus derGeschichte der Stadt und private Annoncen<br />

erfreuen von nun an immer samstags einenoch<br />

kleine Leserschaft. Jährlich kostet das Blatt eineinhalb<br />

Gulden,was heuterunden 53 Euro entspräche.<br />

1840 Vonder<br />

Bronngasse ziehtdie<br />

Braun’sche Druckerei<br />

in die untere Spitalgasse.


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite40<br />

1937<br />

Juni<br />

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Seite 41<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Beschwerden über offenkundige<br />

MißständeimLande, in derBeamtenwelt<br />

u.s.w. zu bringen, worin wohl der<br />

„Merkur“ die allergrößte Vorsicht von<br />

jeher bewiesen hat. […] Trotzdem man<br />

stetsdie breite demokratische Grundlage<br />

desschwäbischen Staatswesens<br />

im Gegensatz zu dem „junkerhaften“<br />

Preußen, wieman hier hört, rühmt, ist<br />

mannirgends von der Macht der Behörde<br />

so durchdrungen, nirgends so<br />

ängstlich,ja, wirkönnen geradezu sagen,<br />

so feig, wiehier.<br />

Das einzige mutige Blatt ist der demokratische<br />

’Beobachter’. […] Fast<br />

wird man demnach behaupten dürfen,<br />

daß die württembergische Presse die<br />

unkritischste und schlechteste in<br />

Deutschlandist.“<br />

Aus der Vergessenheit<br />

zurückgeholt:<br />

Samuel Braun<br />

Ein Defizitinder Festschrift zur<br />

150-Jahr-Feier ist die Vita des ältesten<br />

Verlegersohns Samuel Braun geblieben.<br />

Vonihm war aus der Zeitung nur<br />

bekannt, dass er gerade in den Revolutionsjahren<br />

mitBeiträgen im Blatt seines<br />

Vaters vertreten war,dann nach<br />

längerer Pause unter Angabe seines<br />

Wohnorts Liverpool mit eher seltenen<br />

Beiträgen in den 60er Jahren. Mein Interesseanihm<br />

wurde durch einen EintragimSchülerverzeichnis<br />

derLateinschule<br />

geweckt: „SamuelBraun, Sohn<br />

eines Buchdruckers,inParis, dann<br />

Photograph in Liverpool, kommtzurück<br />

als großer Herr“. 2 Alle Bemühungen,seinen<br />

LebenswegimGanzen zu<br />

erhellen, blieben erfolglos. Weder die<br />

Familienüberlieferung noch die Kirchenbücher<br />

nochdie Auswanderungsakten<br />

gaben Auskunft, und aus Liverpool<br />

gabeskeine Nachricht. Jetzt wieder<br />

aufgenommene Bemühungen liefen<br />

zunächst ebenso insLeere, da kein<br />

einziges Nachschlagewerk zu Künstlern<br />

auch nur eine Notiz enthielt. Als<br />

die Akte schon so gutwie erneut geschlossen<br />

war, gelang es meinem Mitstreiter<br />

ChristianKübler über nicht für<br />

jedermann zugängliche Onlinedatenbanken<br />

dochnoch die richtige Spur zu<br />

finden.Das Ergebnis stellte eine Überraschung<br />

dar,führte es doch zum<br />

Nachlass des Gesuchtenimdeutschen<br />

LiteraturarchivMarbach: 3 1828 in<br />

Reutlingen geboren,lernte er ab seinem<br />

11. Lebensjahr–neben der Schule<br />

–inder väterlichen Druckerei das<br />

Handwerk des Schriftsetzers. Nachdemermit<br />

19 Jahren ausgelernt hatte,<br />

betätigteersich als Gehilfe desVaters<br />

in derSchriftleitung. In denRevolutionsjahrenscheint<br />

er im Hintergrund<br />

derjenigegewesen zu sein, der in ersterLinie<br />

für eine Öffnung des „Amtsund<br />

Intelligenzblatts“ als Organ der<br />

gegnerischen Personen undParteien<br />

plädiert hat. Im Juni 1849 focht er mit<br />

den „Roten“, von denen er sichwegen<br />

einesaus einer fremden Zeitung abgekupfertenArtikels,<br />

denman ihmpersönlichzugeschrieben<br />

hatte, einen<br />

Schlagabtausch übermehrere Runden<br />

aus. Nahm er hier einen durchaus konservativenStandpunkt<br />

ein, so scheint<br />

sich das in der Folge geändert zu haben,<br />

denn spätestens 1852 taucht er<br />

in Paris auf,woer„als politischer Verdächtiger“<br />

zu der Zeit, „als Louis Napoleon<br />

dieKaiserkrone erhielt“, also im<br />

Samuel Braun<br />

(1828 bis 1892),<br />

Schriftsteller,<br />

Malerund unkonventioneller<br />

Geist<br />

Dezember dieses Jahres, kurzzeitig in<br />

Haft kam. Unklar ist, ob er auf dem<br />

Wege nach Paris oder von dort aus seine<br />

Frau Eva Eichmann, eine Tochter<br />

des Bildhauers und „Kirchendekorieres“<br />

Eichmann aus Koblenz, heiratete.<br />

Wie demauch sei, nach rund zehnjährigem<br />

Aufenthalt in Paris ging er nach<br />

Liverpool. Seinen Lebensunterhalt verdiente<br />

er als Porträtmaler im Studio<br />

des Fotografen de Ferranti, und zwar<br />

nachdessen Bildvorlagen. Mitdiesem<br />

verbandihn offenbar<br />

bald einsopersönliches<br />

Verhältnis, dass<br />

er 1864Taufpate von<br />

dessen Sohn Sebastiano<br />

Pietro Innozenzo<br />

Zani de Ferranti wurde. Dieser<br />

machte sich später als Elektroingenieur,der<br />

sein Zentralgeschäft in Londonerrichtete,<br />

einen Namen und erlangte<br />

insbesondere in denVereinigtenStaaten<br />

speziell wegen der von<br />

ihmerfundenenBogenlampen zur<br />

Straßenbeleuchtung Berühmtheit.<br />

Spätestens in Liverpool bemühte<br />

sich Samuel Braun, seinepoetischen<br />

Verlegersohn mit<br />

poetischerNeigung<br />

Neigungen einem breiten Publikum<br />

bekanntzumachen. Zwei Bändchen<br />

Gedichte ließ er beiseinemVaterbzw.<br />

Bruder drucken, daserste 1863, das<br />

zweite 1879.Diese Gedichte sind inspiriertdurch<br />

seine eigene Verarbeitung<br />

von Erscheinungen des Alltagslebensaller<br />

Art, jedoch auch mit einigen<br />

Spezialthemenbefasst wieeiner recht<br />

harschen Kritik an der selbstgepflogenenÜberheblichkeit<br />

pietistischer Kreise<br />

oder dem Schmerz derallzu früh<br />

vermissten Mutterliebe,gepaart mit<br />

einergewissen Hassliebe zu seiner<br />

Stiefmutter.Weiterhin gibt es Widmungsgedichteanbesonders<br />

nahestehende<br />

oder verehrte Freunde und Gefährten,<br />

so auchanden Maler Theodor<br />

Schüz, mit demerdie Herrenberger<br />

Lateinschule besuchthatte. Schon bei<br />

solchen Gelegenheiten und nicht selten<br />

in anderen Werken scheint ein<br />

bald grübelnder,bald melancholischer<br />

bis depressiver Charakterzug durch.<br />

Nach dem Todseiner Frau am 4. Januar<br />

1884 zog Samuel Braun nach<br />

London,vermutlich veranlasst durch<br />

dieBekanntschaft mit demjüngeren<br />

de Ferranti.Durch eine Predigt des<br />

Geistlichender deutschen Kirchengemeinde<br />

wurde er dazu angeregt, das<br />

Drama „König Salomos letzte Liebe“<br />

zu schreiben,dem er einweiteres über<br />

eindramatisches Malerleben mitdem<br />

Titel „LucaCambiaso“ 4 folgen ließ.Beide<br />

blieben, wie auchein drittes Gedichtsbändchen,<br />

ungedruckt.<br />

Merkwürdigverschwiegen und unscharf<br />

istdas Verhältnis Samuel Brauns<br />

zu seinerFrau und seinen Kindern. Er<br />

hattewenigstens zwei Söhne, vondenen<br />

wirvon einem nur den Buchstaben„E“<br />

als Initiale<br />

des Vornamens kennen,<br />

der andere hieß<br />

Fritz, was mannur<br />

wegeneiner Adressenanfrage<br />

weiß. Seine<br />

Tochter bezeichnet er zwar einmal<br />

als sein„Alter Ego“, für ihn gleichsam<br />

wie einSohn, ohne indes ihren Namen<br />

zu nennen.Samuel Braun starb am 10.<br />

Oktober1892inLondon. Sein Bruder<br />

Johann Georgdrückte im „<strong>Gäubote</strong>“<br />

seineTrauer mittels einer sehr bescheidenen<br />

Todesanzeige aus, in welcherder<br />

Kinder nicht gedacht wird.<br />

Um 1890 hatte Braun<br />

<br />

2<br />

Zitiert nach: Walter Gerblich, Herrenberg und seine Lateinschule, Herrenberg [1962], Seite 121f.<br />

3<br />

Deutsches Literaturarchiv Marbach, Bestand A: Braun, Samuel, desgleichen in B77.<br />

4<br />

ItalienischerMaler,1527 bis 1585, dessen Hauptwerke sich in Genua befinden. 1583 von König Philipp II.von Spanien berufen, dieAusmalung desEscorial zu vollenden. Vielleicht<br />

Vorbild des Autors undingewisser Weise seelenverwandt, da er im Alter mit Schwermut kämpfte.<br />

1842 Unter dem Titel<br />

„Amts- undIntelligenzblatt“<br />

bringt Andreas Braun das Blatt<br />

in größerem Format heraus und versprichtden<br />

Lesern im Oberamt, „zu unterhalten undzu<br />

nützen und sich die Gewogenheit derAbonnenten immer<br />

mehrzugewinnen“.<br />

1846 Die ersten „Tagesneuigkeiten“,<br />

vor allem aus dem Königreich Württemberg,werden<br />

in die Spalten eingerückt.<br />

Lokale Nachrichten kommen hinzu, der<br />

Umfang wächst stetig.<br />

1855 Pro Woche<br />

erscheint nun, vereinzelt<br />

undbei Bedarf,eine zweite<br />

Ausgabe. Ab Juli 1865<br />

kommt das Blatt immer<br />

mittwochsund samstags<br />

heraus.<br />

1859 Der zweite Sohn<br />

Johann Georg Braun tritt<br />

als Teilhaber in das Unternehmen<br />

ein.


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite42<br />

in London mit dem Pädagogen<br />

und SchillerforscherCarl Friedrich<br />

Müller-Palleske Freundschaft geschlossen.<br />

Dieser fungierte als sein Nachlassverwalter.Erließ<br />

ein Verzeichnis der<br />

vorgefundenenBilder desVerstorbenenmit<br />

211 Hauptnummern drucken;<br />

thematisch gegliedert in 13<br />

Gruppen, ausgeführt in diversen<br />

Techniken wie Öl, Aquarell, Kreide,<br />

Kohle und Bleistift. Es war<br />

der Versuch, diese Werke einem<br />

möglichen Käuferkreis schmackhaft<br />

zu machen. Müller-Palleske<br />

selbst fand den schriftlichen<br />

Nachlass so bemerkenswert, dass<br />

er ihn im Dezember1906 dem<br />

Schiller-Museum in Marbach, zu<br />

dem er gute Beziehungen unterhielt,<br />

übergab. Eine Persönlichkeit<br />

und das Werk einbeziehende biografische<br />

Studie über Samuel<br />

Braun wärezweifellos eine reizvolle<br />

Aufgabe, die hier freilich nicht geleistetwerden<br />

soll noch kann.<br />

Für dieGeschichte des„<strong>Gäubote</strong>“<br />

ist sein im Jahre 1888 verfasstes Gedenkblatt<br />

zum50-jährigen Bestehen<br />

vonDruckerei und Zeitung hervorzuheben.<br />

Im Folgenden sei einAuszug<br />

vorgestellt, ausgewählt nach denpersönlichenErinnerungen<br />

und einigen<br />

für dasdamalige Herrenberg interessanten<br />

Geschichten, die er hat einfließen<br />

lassen.<br />

Aus dem Gedenkblatt<br />

SamuelBrauns von 1888<br />

„Im März des Jahres 1838 schritt ein<br />

Mannvon mittlerer Statur durch das<br />

Burgholz bei Tübingen; kehrte in der<br />

Universitätstadt einund suchte die<br />

Fahrstraße, die nach Herrenberg führt.<br />

[…] Dieser Mann war Andreas Braun,<br />

der Gründer derBuchdruckerei und<br />

des ’Intelligenz=Blattes’ in Herrenberg<br />

(nun „<strong>Gäubote</strong>“). Er war auf dem Wege,<br />

die letzten Vorkehrungen für seine<br />

Niederlassung in Herrenberg zu treffen,<br />

die nach wenigen Wochen erfolgte.<br />

Am 15. Maidieses Jahrs waren 50<br />

Jahre verflossen<br />

Im Gedenkblattzum<br />

50-jährigen Jubiläum<br />

schildertSamuel<br />

Braundie harte<br />

Zeitder Unternehmensgründung,<br />

die<br />

der Familie und auch ihm alsZwölfjährigem<br />

alles abverlangt hat<br />

seit der Gründung<br />

des Geschäfts, und der geneigte Leser<br />

wird meine Absicht nicht mißdeuten,<br />

wenn ich als der Sohn desGründers<br />

den Versuch mache, die Etablirung der<br />

BuchdruckereiinHerrenberg darzustellen.<br />

[…]Andreas Braun war am 1.<br />

Mai 1800 geboren in Reutlingen, der<br />

damals noch freien Reichsstadt. […]<br />

Fast in jeder Oberamtsstadt Württembergswar<br />

eine Druckerei; einer seiner<br />

Freunde war in Münsingen<br />

etablirt, der ihn ermuthigte.<br />

So machte er sich denn auf<br />

den WegnachHerrenberg<br />

und suchte beim Königlichen<br />

Oberamt um die Erlaubniß<br />

nach, eine Druckerei<br />

gründen und ein Amtsblatt<br />

herausgeben zu dürfen.<br />

Die Erlaubniß war<br />

nach wenigen Wochen<br />

eingeholt, was an Mitteln<br />

noch fehlte, wurde herbeigeschafft.<br />

Nun erwies<br />

sich sein guterName als<br />

eine große Hilfsquelle.<br />

Der Eigentümerder großen<br />

Druckerei Heerbrandt,<br />

in derer23Jahre,erst<br />

als Lehrling und<br />

dann als Gehülfe, verbracht<br />

hatte, lieh die<br />

fehlende kleine Summe.<br />

[…]<br />

Seiner eigenen Klugheit<br />

nicht ganz vertrauend,<br />

suchte er beiseinem ersten<br />

Besuch in Herrenberg die Meinungeines<br />

verständigen und erfahrenen Mannes<br />

zu hören. […] Als einer der klügsten<br />

Männer in Herrenberg wurde ihm<br />

der wohlhabende Kaufmann Vögele<br />

bezeichnet. Zu diesem Mann ging er.<br />

Vielen ist wohl noch diecharakteristische<br />

GestaltKaufmann Vögele’s erinnerlich,<br />

ebenso wiesein enger Kramladen.<br />

Der nicht unhöfliche Mann lud<br />

meinen Vater ein, auf einem der zwei<br />

Stühle im etwa10Schuh langen Seitenverschlag<br />

Platz zu nehmen. Wasin<br />

diesem dunklen Raum, in den niemals<br />

Mond oder Sonneschien, die Aufmerksamkeit<br />

erregte, war eingroßer<br />

langer Kasten.Dieser Kasten diente<br />

am Tage als Tisch. Nachts wurde der<br />

Deckel des Kastens abgehoben und<br />

zeigte dasBett, in dem dieser Diogenes<br />

schlief. 5 […] Die Meinung des<br />

Herrn Vögele war: in Herrenberg könne<br />

einBuchdrucker sein Brod nicht<br />

finden, da Zeitungen, Schulbücher<br />

und dergleichen von Stuttgart bezogen<br />

werden. Allein seine Klugheit wurde<br />

zu Schanden.Inder Welt geht es<br />

oft sonderbar zu. –Indemselben Hause,<br />

und auf denselbenStellen, an denen<br />

dieser Mann handirte, befindet<br />

sichseit 19 Jahren dieBuchdruckerei,<br />

dererdie Lebensfähigkeit absprach<br />

und die nun seit50Jahren besteht.<br />

Nun wurde das kleine Elternhaus in<br />

Reutlingenund alles Entbehrliche verkauft,<br />

die Buchdrucker=Utensilien angeschafftund<br />

Abschied genommen.<br />

[…]Die Erfindung Gutenbergs fand zuerst<br />

Raum in einem Bäckerhause in<br />

der Bronngasse. Die schwere große<br />

hölzerne Buchdruckerpresse warvon<br />

sehrprimitiver Artund von der,welche<br />

Gutenberg diente, nicht sehr abweichend.<br />

Wasman sich fragte, war,<br />

ob der Boden nicht nachgebe, das Gebälk<br />

stark genug sei, um die 4Zentner<br />

schwerePresse und die noch schwererenSetzkästenzutragen.AlleinBäcker<br />

Fischer hatte den Muth, ein so schweresDamoklesschwert<br />

über seinem<br />

Hauptzuhaben, denn Druckerei <br />

5<br />

Zu ihm heißt es in der Liste „der vor 1800 geborenen Schüler“ derLateinschule: „lebt alsEinsiedler,gestorben 1861, hinterlässt sechs Zentner Geld in einer Mulde“; zitiert nach W.<br />

Gerblich, Lateinschule (wie Anm. 2), Seite 121. Wasman für ein Märchen oder Phantasterei halten könnte, wird durch dieSterbeinventur desSonderlings im Stadtarchivbestätigt:<br />

ImmanuelVögele, Konditor und Kaufmann, starb 1861 undhinterließ einVermögen im Wert von nahezu 45.000 Gulden (nach heutiger Einschätzung jedenfalls Millionär).Er<br />

scheint der bei weitem reichste Herrenberger um dieMitte des19. Jahrhunderts gewesen zu sein. DieVermögensaufnahme und -verteilungbenötigte fastdrei Jahre.<br />

Seit 1936<br />

Schuhhaus&Schuhmacherwerkstatt<br />

Inh. Klaus Haarer<br />

Spitalgasse 5/7<br />

71083 Herrenberg<br />

Telefon (0 70 32) 64 81<br />

www.schuhhaus-weinhardt.de<br />

1963<br />

Juni


Seite 43<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

und Wohnung waren nicht zu<br />

ebener Erde.<br />

Da warensie nun –Vater und Mutter<br />

mit5Kindern, von denen das älteste<br />

12, dasjüngste einJahr alt war.<br />

Wie meine Eltern in der ersten Zeit<br />

des Aufenthalts in Herrenbergsich<br />

mit derFamilie durchbrachten, als<br />

noch kein Verdienst da war,ist mir<br />

ein Räthsel geblieben und ich habe<br />

nienach dem’wie’ zu fragengewagt.<br />

Die’Bekanntmachung’, datirt<br />

26. May1838, daßeine Buchdruckerei<br />

in Herrenberg etabliertsei<br />

und ein ’Wochenblatt’ erscheinen<br />

werde,liegt vormir.Ein bescheidenes<br />

Blättchen, daserste<br />

Lebenszeichender Druckerei,<br />

dasich nicht ohne Respekt ansehe.<br />

[…] Ebenso bescheiden und<br />

klein ist dieerste Nummer des<br />

„Wochenblatts“,die ebenfalls<br />

vor mirliegt. Sie trägt den Titel:<br />

Intelligenz=Blatt für denOberamtsbezirk<br />

Herrenberg (mit<br />

Königl. allergnädigster Genehmigung.)<br />

No 1. Samstag den 7.<br />

Juli 1838<br />

Diese erste Nummer zeigt<br />

nur ein Avertissement. Der<br />

muthigeMann, der auf diesem<br />

in Herrenberg ungewöhnlichen<br />

Wege etwas bekanntmachte,<br />

verdient, genanntzuwerden.<br />

Es warKüfermeister<br />

Volz. Damals war<br />

der Polizeidiener auchAusscheller,der<br />

an den Straßenecken<br />

dieß oder das bekannt machte.<br />

Oder einer sagte demAndern, was er<br />

zu kaufen oderzuverkaufen wünschte.<br />

Nursehr allmählig ward das Wochenblatt<br />

zu Bekanntmachungen benützt.<br />

Nun will ichzweier edler Männer gedenken,deren<br />

Namen auch in derersten<br />

Nummer des Intelligenz=Blattes<br />

sich finden, und die meinen Vater von<br />

Anfang desUnternehmens<br />

an ermuthigt und mit<br />

ihrer Achtungerfreuthatten, und ihm<br />

in jeder Weise in seinem Geschäft behülflich<br />

waren. […] Sie waren Dekan<br />

M. (Magister) Schollund Oberamtmann<br />

Martz. […]Ich glaube, Dekan<br />

Scholl wurde nur von Wenigen in seinemwahren<br />

Werth erkannt. 6 […]<br />

Das Intelligenzblatt erschien nun<br />

pünktlich jeden Samstag Morgen.<br />

Nach und nach wurde auchvon seinen<br />

Spaltenfür Anzeigen häufiger Gebrauch<br />

gemacht, so<br />

daß demHaushalt kleinere<br />

Summen zufloßen.<br />

Aber auch eine<br />

schlimme Erfahrung<br />

mußte mein Vater in<br />

den ersten Monaten machen.<br />

EinzahlungsunfähigerBürger<br />

von Calw<br />

ließvon ihm eine ziemlichumfassende<br />

Broschüre<br />

drucken. DieseArbeit<br />

nöthigte ihn, für einige<br />

Wochen einen Gehülfen<br />

einzustellen.Nur wenige<br />

Gulden bezahlte einVerwandterdes<br />

schlechtgesinntenAuftraggebers<br />

–<br />

derVerlustwar zurZeit<br />

nicht leicht zu verschmerzen.<br />

[…]<br />

[Nach dem Todder Mutter<br />

Margaretha am 21.Dezember1839]<br />

brachte dasJahr<br />

Öl, Aquarell, Kreide,Bleistift–<br />

im Verzeichnis der Werke von<br />

Samuel Braun, das im Schiller-Museum<br />

in Marbach aufbewahrtwird,<br />

sind über 211<br />

Arbeiten dokumentiert<br />

1840 eine große Veränderung<br />

derDinge. Mein Vater verehlichte sich<br />

wieder.Die unerwachsenen Kinder<br />

brauchten eine Pflegerin. Sie lebt<br />

noch,ich ziehe meinen Hut dank= und<br />

respekt=voll ab und–fahre weiter.Das<br />

Geschäft wurde in dieSpitalgasse in<br />

dasdurch ihre Mitgift erworbene Haus<br />

verlegt. 7 Nun fingen fürmich die Arbeits=<br />

und Leidens=Jahre an. Ich war<br />

12 Jahrealt.Nun gingesvon derSchule<br />

an den Setzkastenund vom Setzkasten<br />

wieder in dieSchule. Zu Knabenspielen<br />

blieb keine Zeit. Es wareben<br />

eine Notwendigkeit, mich so früh<br />

nützlich zu machen:ein Gehülfe hätte<br />

den Profit des Geschäfts aufgezehrt.<br />

Der schlimmste Tagwar immer der<br />

Freitag, an demSatz und Druck des<br />

Blattes beendet werden mußten. Bis<br />

12 UhrNachtsarbeiteten dann Vater<br />

und Sohn und sehr oft bis4UhrMorgens.<br />

Dieamtlichen Bekanntmachungen<br />

waren auf der ersten Seite zu placiren,<br />

allein Freitag Abends ward zuweilen<br />

nocheine amtliche Bekanntmachunggebracht,<br />

diekeinen Verzug<br />

litt. Nun mußte derSatz auseinandergerissen,<br />

dieBekanntmachung gesetzt<br />

und eingefügt werden,und das gab eine<br />

arbeitschwere fast schlummerlose<br />

Nacht. Da lernte ich im halben Schlafe<br />

oder Halbtraume ’aufwalzen’ (mit der<br />

Walze denSatz schwärzen beim Druck<br />

einesjeden Bogens).<br />

Samstag morgens war ich Zeitungsausträger.<br />

In Frost und Hitze, Regen,<br />

Eisund Schnee ging’s durchdie StraßenBerg<br />

auf und ab. Da gab es zahllose<br />

Schnupfen und Gefahren,auf dem<br />

Glatteis dieGlieder zu brechen. […]<br />

Aber die Plagen des Zeitungsaustragens<br />

in aller Frühe waren nicht zu vergleichen<br />

mitden Aufregungen und<br />

Nervenerschütterungen, dieich erlitt<br />

auf nächtlichen Gängen nach demDekanathaus<br />

voroder nach Mitternacht,<br />

wenn ich Freitag Nachts demHerrn<br />

Dekandas Blatt zur Correktur einer<br />

Bekanntmachung zu bringen hatte.<br />

[…] Dashatte seinen guten Grund:<br />

Knaben hatten mirals zweifellose<br />

Wahrheit beigebracht, daßNachts der<br />

fromme Oetinger (ich glaube so hieß<br />

er)aus seinem Grabe steige <br />

6<br />

Zu ihm alsVertreter einer liberalen Theologie: Harald Müller-Baur,Zeichen der Zeit –Zeit des Umbruchs. Kirche im 19. Jahrhundert, in: R. Janssen, H. Müller-Baur (Hrsg.), Die<br />

Stiftskirche in Herrenberg, HerrenbergerHistorische Schriften, Bd. 5, 1993, S. 209ff., hier S. 222ff.–Die Wertschätzung Scholls geht sicher nicht aufeine Jugenderfahrung Brauns<br />

zurück, sondern auf dieHaltung desErwachsenen, der mitdem in Herrenbergseit demDekan Sixt Karl Kapff ab 1847 vorherrschenden Pietismus nicht klar kam.<br />

7<br />

DasHaus istnicht genau zu lokalisieren, es muss zwischen dem Spital und demheutigen Stadtmauerdurchbruch zum Katzengraben gelegen haben. DerKaufwert betrug<br />

700 Gulden.<br />

automatische<br />

Sonnensegel<br />

1995<br />

März<br />

Seeger<br />

Herrenberger Str.34 71154 Nufringen<br />

Tel. 07032 -82103 www.seeger-hm.de


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite44<br />

Alle technischen<br />

Revolutionen mitgestaltet<br />

Das Jubiläum steht<br />

fürKontinuität und<br />

Verantwortung<br />

Am 7. Juli1838, vor 175 Jahren, erschien die<br />

erste Nummer des „Intelligenzblattesfür den<br />

Oberamtsbezirk Herrenberg“ mit Königlich allergnädigster<br />

Genehmigung des Königs von Württemberg.<br />

Der Verband Druck und<br />

Medien gratuliertder Verlegerfamilie<br />

Schöllkopf zu<br />

diesem Jubiläum sehr herzlich,wir<br />

sind stolz, ein Unternehmen<br />

mit dieser Tradition<br />

in unseremVerband<br />

zu wissen.<br />

DasWort Jubiläum steht nicht nur für Kontinuität,<br />

sondern vorallemfür unternehmerische Verantwortung,<br />

ein Wert, der in unserer schnelllebigenZeitwichtigerdennjeist.<br />

Der„<strong>Gäubote</strong>“ ist dem gedruckten Wort verpflichtet,<br />

in dieser Verantwortung hat er sich immer<br />

gesehen.<br />

Ihr Haus hat alle technischen Revolutionenin<br />

unserer Branche nicht nur bewältigt, sondern an<br />

vorderer Stelle mitgestaltet.Hiervon zeugt die hohe<br />

Qualität,inder der<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ hergestellt<br />

wird.<br />

Die baden-württembergischenKollegenbetriebe<br />

danken dem Haus für die<br />

Mitgliedschaft im Verband<br />

Druck und Medien seit der<br />

ersten Stunde,sie wünschen demUnternehmen<br />

und vor allem der Unternehmerfamilie für die ZukunftGlück<br />

und Erfolg.<br />

In der Tradition unserer Branche sagen wirIhnen:<br />

„Gottgrüß‘ die Kunst.“<br />

Axel Ebner,<br />

Verband Druck<br />

und Medien,<br />

Vorsitzender


Seite 45<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

und den unseligenGeistern predige,<br />

die aber nur als Flammen in den<br />

Kirchenstühlen sichtbar seien. 8 Eines<br />

Tages wagte ich um Mitternacht hinüberzusehenund<br />

siehe da –die Kirchenfenster<br />

waren hell erleuchtet! –<br />

Icheilte entsetzt demDekanathause<br />

zu undhier empfing mich an der<br />

Haustreppe ein rasender Pudel, der<br />

bellte,als hätte er einDutzend Teufel<br />

im Leibe. Sollte es ja auchhier ’nicht<br />

sauber’sein: im großen Hausgang sei<br />

die Thüre des ’Geisterkämmerleins’,<br />

die nie geöffnet werde, zu sehen. 9 […]<br />

Man hätte es glaubenkönnen in<br />

Herbstnächten. Wenn dieWinde um<br />

das hochgelegene Hausheulten, waren<br />

schauerliche Töne vernehmbar.<br />

Bald klang es wie Weinen und Flehen,<br />

bald wieSchelten oder Klagen, unheimlicheStimmen,<br />

wiedie vonSeelenimFegefeuer.Die<br />

Herren GeistlichenimDekanathaus<br />

scheinen übrigens<br />

nichtsehr von Gespenstern geplagtzuwerden,<br />

denn sie harren gewöhnlich<br />

aufihrem romantischen<br />

herrlichen Wohnsitz bis zumLebensendeaus.<br />

Wasesmit dem Spuck in<br />

der Stadtkirche für eineBewandtnis<br />

habe,davon überzeugte ichmich<br />

zuletzt. Ueber meine Furcht ergrimmt,<br />

untersuchteich und fand,<br />

daß das Mondlicht den Fenstern<br />

den Schein der Beleuchtung lieh.<br />

[…] Die Geisterder Herren, deren<br />

Grabsteine dieKirche umgeben,<br />

verhielten sich sehr ruhig. Aber<br />

damals spuckteeseben noch viel<br />

in Herrenberg, besonders in den Köpfen.<br />

Das Bild dieser Kirche ist mir ins<br />

Gedächtniß gebrannt auch durch die<br />

Stunden, die ich an Sonntagmorgen in<br />

ihren Räumen zu verbringen hatte. Da<br />

solltendie Schulkinder die Predigt<br />

nachschreiben! Ich saßamAltar in<br />

Zugluft und Winterkälte mit steifen<br />

Fingernund halbeingefrorenem Gehirn<br />

und mühte mich –vergebens. Kindernzuzumuhten,<br />

eine Predigt nachzuschreiben!<br />

–welche Quälerei! Der<br />

Sonntag verging unter der Angst für<br />

den nächsten Morgen. Die Buchdruckerlehrlingsjahre<br />

waren fürmich eine<br />

freudenlose Zeit und wenig geeignet,<br />

Leib und Seele zu kräftigen und die zu<br />

frühekörperliche Anstrengung (besondersdas<br />

andauernde<br />

Stehen) hatten<br />

eine mehrjährige Knochenkrankheit<br />

zurFolge. Auch war es zuweilennicht<br />

herzerhebend,Abhandlungen über<br />

Kartoffelkrankheit und Mistbereitung<br />

zu setzen. […]<br />

DasGeschäft schlugfestere Wurzeln<br />

mitden Jahren, war doch mein Vater<br />

ein Mann, der auchdem Felsen Nahrung<br />

abzuzwingen vermocht hätte.<br />

Keine Arbeit wurde verschmäht, auch<br />

wenn sienoch so wenig einbrachte. Eine<br />

seiner ersten Druckschriftenwar eine<br />

Broschüre: ’Herrenberg wie es vor<br />

hundert Jahren war’, zusammengestellt<br />

aus alten Chronikendes Städtchensdurch<br />

Dekan Scholl. 10 Manhätte<br />

glaubensollen, das könnte jeden Herrenberger<br />

Bürger interessieren, allein<br />

die<br />

Druckkostenwurden nicht gedeckt!<br />

Dann wurdeein Unterhaltungsblatt“<br />

herausgegeben, redigirt von<br />

Rechtsconsulent Krauß. […]Später erschien<br />

ein anderes Unterhaltungsblatt,<br />

in Oktav=Format,beeinflußt von<br />

Dekan Scholl, dasmehrere höchst gediegene<br />

Novellen brachte. Es erschien<br />

monatlich. Dieerschienenen Nummern<br />

bilden 2starkeBände. Allein es<br />

konnte nichtWurzel fassen. Auch eines<br />

viele Bogen enthaltenden Buches<br />

erinnere ich mich, das voneinem<br />

HerrnPfarrer verfaßt war und in Hoffnung<br />

auf bescheidenen Verdienst gedrucktwurde.<br />

Es führte denTitel:<br />

’Großartiges und Fremdartiges in Kirche,<br />

Schule undLeben’. Es wurden nur<br />

etwa15Exemplare verkauft! Ich erinnere<br />

mich, daß die Handschrift<br />

des Verfassers eine unglaublich unleserlichewar<br />

und das Setzen der<br />

Schriftzueinem Märtyrerthum<br />

machte.[…]<br />

Derallein sichere Verdienst wurde<br />

durch denDruck desWochenblatts<br />

undder den Beamten nöthigen Tabellen<br />

erzielt.Redakteureines kleinenBlattes<br />

zu sein, dazu gehört wohl<br />

nicht viel, sollte mandenken. Allein es<br />

erfordert hellen Verstand, hohe Schulbildung,<br />

Takt, große Einsicht und Umsicht.<br />

Daserfuhr mein Vater wohl.Zu<br />

seinem Glück konnte er oftdurchhellen<br />

Verstand ein wenig ersetzen, was<br />

ihm an höherer Schulbildung fehlte.<br />

DieLeser waren sehr empfindlich.<br />

Einen Scherz oder einEpigramm, aus<br />

irgend einem vergessenen Buche abgedruckt,<br />

suchte derEine oder Andere<br />

auf sich zu beziehen. […]Eines Tages<br />

wurde eine Anekdote aufgenommen,<br />

in der ein Stotterer denStoff zumLachen<br />

liefert. Aber –ohweh! Einer der<br />

meinem Vater hochachtbaren Bürger<br />

hattedas unverschuldete Unglück,<br />

Samuel Braun stirbt am 10. Oktober 1892<br />

in London, im „<strong>Gäubote</strong>“ veröffentlicht die<br />

Familie eine Traueranzeige<br />

Stotterer zu sein. DerSpruch: ’Kein<br />

Aergernis und Ungelaß: DerSchalk hat<br />

überallfreien Paß!’ ist im ernsthaften<br />

Herrenberg nicht beliebt. In einem<br />

Gasthaus wurde eine Hochzeit gefeiert,und<br />

die Leutchen wurden lustig,<br />

wasihnen nicht zu verargen war.Die<br />

Laune eines wohlbeleibtenSchneidermeisters<br />

brach alleFesseln und er<br />

tanzte zumErgötzen derheitern Gesellschaft<br />

einengelungenen Bärentanz.<br />

Einindiscreter Anwesender <br />

8<br />

Die Geisterpredigten Oetingers, die möglicherweise aufseine Schätzung von Spiritisten wiedem Calwer Lehrer Schill und, gerade zu seiner Herrenberger Zeit,Swedenborg in<br />

Umlauf gekommensein könnten, sind noch heute Allgemeingut nicht weniger älterer Herrenberger.Ich erinnere mich, dass mirinmeinem ersten HerrenbergerJahrmindestens<br />

ein Dutzend älterer Damen diese Geschichte erzählt haben.<br />

9<br />

Auch dasGeisterzimmer hält sich hartnäckig, und es scheint seinen Namen wohl ebenfalls in Erinnerung an denGeisterprediger Oetinger erhalten zu haben. Es stellt sich heute<br />

noch mitder ursprünglichen Täferung und den Fensterläden von 1577 darund wurde laut den Bauakten im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A284/40, Büschel 174, vom seinerzeitigen<br />

Obervogt Burckhardt von Anweil angeregt als Zimmer für einen persönlichen Pagen, der demHerzog Ludwig, einem bekannten Weinfreund, anlässlich AufenthalteninHerrenberg<br />

bei Bedarf nächtens rasch einen Schlaftrunk kredenzen sollte. Vergleiche: Roman Janssen, Die Herrenberger „Propstei“als Residenz derObervögte undihre Einrichtung als Dekanat<br />

(ca. 1537 –1765), in:Ders. (Hrsg.), Erinnern ist erfreulich.Herrenberger Schriften, Bd.2,2008, S. 78ff., hier S. 81f.<br />

10<br />

Gemeint ist konkret dieChronik des Herrenberger Vogtes Gottlieb Friedrich Heß.<br />

1864<br />

DieEinführung<br />

des<br />

„Landpostboten-<br />

Instituts“ erlaubtvom 1. April an die<br />

postalische Zustellung des „Amts- und<br />

Intelligenzblattes“anAuswärtige.<br />

1865 Vom17. Junian<br />

erscheint dasBlatt regelmäßig<br />

zweimal in der<br />

Woche.<br />

1868 Ein neuer<br />

Titel: „Herrenberger<br />

Amtsblatt.Intelligenzund<br />

Unterhaltungsblatt<br />

für denBezirk“ steht jetzt<br />

am Kopf der ersten Seite.<br />

1869 Am 30. März stirbt Andreas Braun, fast 31 Jahre lang Buchdrucker<br />

und Zeitungsmacher in Herrenberg. Johann Georg Braun übernimmt<br />

den Betrieb und erhält noch im April die Gewerbekonzession und<br />

erklärt: „Wir werden einstehen (...) füreinen gesunden, vernünftigen<br />

Fortschritt im bürgerlichen, Völker-und kirchlichen Leben.“ Meinungsbeiträge<br />

werden häufiger.Am26. Juli zieht der Verlag in die Tübinger<br />

Straße um, heute Hausnummer 11.


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite46<br />

1963<br />

Juli<br />

...und immer<br />

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hat, der mit 59 Filialen,<br />

14 Kompetenz-Centern für<br />

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und Firmenkunden<br />

nah am Kunden ist.<br />

175 Jahre <strong>Gäubote</strong><br />

Wir gratulieren!<br />

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für den Landkreis.<br />

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Seite 47<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Die Titelseite mit Trauerrand –<br />

abernur bei Todesfällen am Hofe<br />

machte eine<br />

harmlose Beschreibung deslustigen<br />

Vorfalls, dieins Wochenblatt aufgenommen<br />

wurde. Kaum wardas Blatt<br />

ausgegeben, alsein riesiger,zornschnaubender<br />

Mensch,der Sohn des<br />

Gastwirths, in die Druckerei stürzte<br />

und den Buchdrucker,der eben in Unschuld<br />

seine Pfeife rauchte, zu verderben<br />

drohte. ’Den Namen des Verfassers–oder<br />

!’ DerNamewurde nicht<br />

gegeben und der Drucker blieb am Leben.<br />

Auch Lehrer erhobenKlage eines<br />

Tags: ein humoristisches Gedicht, das<br />

den Schulmeister der alten Zeitzeichnet,<br />

war aufgenommen worden. […] Es<br />

wurde mißverstanden und konnte<br />

mißverstandenwerden und ein hochgeschätzer<br />

Lehrer schickte im Namen<br />

seiner Collegen ein mißbilligendes<br />

Schreiben. Auch eine gelinde Verwarnung<br />

von hoher Stelle kam. […]<br />

Um den Anforderungen der Zeit zu<br />

genügenund schönere Arbeit zu liefern,ließ<br />

mein Vater die plumpe Holzpresse<br />

durcheinePressevon Eisen<br />

(Hagarpresse)ersetzen. Sie wog 12<br />

Zentner.Ein Drucker,der solche Pressen<br />

handhabt, weiß, daß er im<br />

Schweißdes Angesichts sein Brod verdient.<br />

DieHände blieben unermüdet<br />

am Tagund Nachts, wenn nirgends ein<br />

Licht brannte, brannte eines beim<br />

Buchdrucker. So kam es, daß einiger<br />

Wohlstand gesichert wurde, dernoch<br />

gehobenwurde durch Feldbau. Die<br />

Zeit des Ringens war vorüber.’Ihr Vater<br />

macht sich –er<br />

hat etwas!’ sagte mirein Brauer. 11<br />

Abernicht aus der Zeit desErfolgs,<br />

sondern vielmehr aus derZeit der erstenSorgenund<br />

Mühenstammtmeine<br />

Achtungund Theilnahme für das Leben<br />

und Strebenmeines Vaters. Ich<br />

sah ihn Sorgen würdig tragen, Hindernissehartnäckig<br />

und geduldig beseitigen.<br />

[…]Ein sorgloser Lebensabend<br />

war ihm nach langem Mühen geworden.Nach<br />

wenigen Stunden des Unwohlseins<br />

ging der bis zu seinem letztenTage<br />

thätige Mann zur ewigen Rast<br />

am 30. März 1869. […]<br />

Mein Vater erkannte wohl nie die<br />

ganze Macht und Bedeutung der Presse<br />

und wäre vielleicht erschrocken,<br />

hätteerden Weltbrand der Gedanken,<br />

diedie Presse nährt, gesehen. Er hat jedoch<br />

sein kleines Lämpchen treulich<br />

gepflegt.<br />

DerNachfolgerimGeschäft, mein<br />

Bruder Johannes GeorgBraun, welcher<br />

dem Vater während nahezu 25 Jahren<br />

als Lehrling, Gehülfe, und Theilhaber<br />

treulich zur Seite stand, widmet sich –<br />

wie wirwissen –mit Liebe und Eifer<br />

seiner Pflicht. Er erwarb das Haus in<br />

der Tübingerstraße, 12 in dem Kaufmann<br />

Vögele gewohnt hatte und<br />

überführte in dasselbe das Geschäft<br />

am 26.Juli 1869, nachdem die nöthigen<br />

Reparaturen im Haus vorgenommen<br />

worden waren. Natürlich war<br />

auch diegroße bereits erwähnte Kiste,<br />

die demalten Herrn so manches Jahr<br />

alsBett und Tischgedient hatte, fortgeschafftworden.<br />

[…] Sie war sehr<br />

MASCHINEN · WERKZEUGE · BATTERIEDIENST · EISENHANDEL<br />

ARBEITSSCHUTZ · KFZ-ZUBEHÖR · LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT<br />

SANITÄR · GARTENBEDARF · ELEKTROBEDARF<br />

schwer: […]Sollte<br />

sich der alte Herr<br />

nachseinem Ableben<br />

den Scherz erlaubt<br />

haben, sich noch einmal<br />

mit der Schwere<br />

seiner Geldsäcke in<br />

dieliebe alte Kiste zu<br />

legen? […]<br />

Dieerste1873aufgestellteSchnellpresse<br />

erlitt Schaden,<br />

mußte wieder abgebrochenund<br />

fortgeschicktwerden.<br />

Sie<br />

istdurcheineneue<br />

Schnellpresseersetzt,<br />

die45Zentner<br />

wiegtund etwa 1200 Abdrücke in einerStunde<br />

liefert. Ichbin überzeugt,<br />

jeder Leser dieses Gedenkblatts hat<br />

denaufrichtigen Wunsch, die Herrenberger<br />

Schnellpressemöge noch lange<br />

im Gang bleibenund ihrem Eigenthümereinen<br />

immer reicheren Erwerb<br />

sichern. […]“<br />

Dienächsten<br />

hundert Jahre: Im Auf<br />

und Ab der Zeit<br />

Die folgende Entwicklung der HerrenbergerZeitung<br />

bis zumEnde des<br />

Ersten Weltkriegs verlief zwar langsam,<br />

aber stetig im Sinne einerquantitativenwie<br />

qualitativen Verbesserung.<br />

Gleichwohlblieb sieinbeiderlei HinsichtimGanzen<br />

eher „handgestrickt“.<br />

In gewisser Weise lässt sie sich mit den<br />

mehrfachen Titeländerungen in Einklangbringen.<br />

Schon derfrühe Zusatz<br />

„Amtsblatt“ zum ursprünglichen alleinigen<br />

„Intelligenzblatt“ bringt doppelsinnig<br />

nicht nur das Amtliche, sondern<br />

auch denBezirk des Oberamts Herrenberg<br />

als Einzugsbereich zum Ausdruck.<br />

Parallel verlief die Wandlung vom Wochenblatt<br />

(mit einer Samstagsausgabe)zum<br />

Halbwochenblatt und in weiteren<br />

Etappen bis zurTageszeitung,<br />

dies wiederum gepaart mitvergrößerten<br />

Formaten und Anwachsen des<br />

Umfangs.<br />

Invaliden werden aus demVerkaufserlös der Kriegsnummer<br />

unterstützt<br />

Hier jedoch soll die inhaltliche Ausgestaltung<br />

in Betracht gezogen werden:<br />

Derumfängliche Ausbau des Annoncenteils<br />

und der Sektion „Unterhaltung“<br />

bediente entsprechende Bedürfnisse<br />

derLeserschaft. In erster Linie<br />

interessiert dieEntwicklung der<br />

Berichterstattung. Württemberg, das<br />

Reich, dieWelt wurden nach wievor<br />

aussekundärer Hand bedient. Lokales<br />

bekam erstlangsam einEigengewicht,<br />

erwachsen aus der Rubrik „Eingesendet“,<br />

sodann aber auch schon in den<br />

Revolutionsjahren mit Berichten über<br />

Versammlungen gleichsam von solchen<br />

Interessenten verfasst, dieman<br />

späterfreie Mitarbeiter nennen sollte.<br />

Dies waren dieüberaus bescheidenen<br />

Anfänge der heutigen Lokalredaktion<br />

und desheutigen Lokalteils, der jedenfallsexakt<br />

die Bezeichnung „<strong>Gäubote</strong>“<br />

verdient, weilerInformationen aus<br />

demGäu für denKernseinerLeserschaft<br />

im Gäu vorstellt. Hingewiesen<br />

seinoch auf die Besonderheit, dass<br />

bald nach demSieg der Reaktion 1849<br />

die Zeitung, ganz nach demMuster<br />

von Parallelblättern, auch Sprachrohr<br />

einer modischen Sparte wurde, welcheder<br />

Erziehung namentlich der<br />

Landbevölkerung zur Verbesserung<br />

der agrarischen Situation diente –ein<br />

Steckenpferd übrigensanfänglich<br />

nicht zuletzt diverser Pfarrer: Steigerung<br />

desFeldertrags durch Kunstdünger,<br />

Zuchtverbesserung durch <br />

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11<br />

Gemeintist Wilhelm Zerweck, Bierbrauer,Posthalter undGemeinderat. Sein Bierkeller<br />

dient heute als Magazin der Stadtbücherei. Das historische Nebengebäude an der<br />

Tübinger Straße Nr.38wurde vonihm alsStallung der Pferde und Schlafunterkunft für<br />

den Postillon errichtet.<br />

12<br />

DamalsHaus Nr.138, heute Haus 11.


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite48<br />

Schweizer Vieh und anderes mehr,<br />

in derSache bald von solcher Bedeutung,dass<br />

der „<strong>Gäubote</strong>“ sogar offiziell<br />

1872 zum Organ des landwirtschaftlichen<br />

Bezirkvereins wurde. Dies weitete<br />

sich bald aufweitere Bereiche des<br />

Arbeitslebens, der Haushaltsführung<br />

usw.aus, auchFrauen und Jugendliche<br />

einbeziehend.Dazu kam endlich die<br />

Berichterstattung über herausragende<br />

Ereignisse in Stadtund Oberamt in<br />

fortschreitende Übung, zum Beispiel<br />

mit dem Bauder Gäubahn, hier selbst<br />

mit ersten Versuchen zurTourismusförderung,<br />

derOrganisation der Freiwilligen<br />

Feuerwehren, ferner hinsichtlich<br />

der Wasserversorgung und der<br />

Elektrifizierung, um nur diese zu nennen.<br />

Wenn man dasheutzutage registriert,<br />

sollte mangerade diesen Sektor<br />

im Pressewesen allgemeinwie auch in<br />

Herrenbergnicht unterschätzen, berührt<br />

man doch damit einen<br />

zu damaliger Zeit<br />

konkurrenzlosen Medienbereich,<br />

wo im Miteinander-<br />

und Gegenspiel<br />

von Akteuren: so Volkspädagogen<br />

aller Sparten,<br />

Lobbyisten bis zu bloßen<br />

Selbstdarstellernund anderen<br />

einerseits, sowie<br />

Kunden, nämlich den Lesern<br />

andererseits, Aufklärung,<br />

Werbung, Geschäfte<br />

usw. betrieben oder<br />

solche wenigstens eingefädelt<br />

werden sollten.<br />

Das bezeichnet tatsächlich<br />

ein gesamtgesellschaftliches<br />

Phänomen<br />

von großer Bedeutung,<br />

dasinunserer Gegenwartsgesellschaft<br />

so perfektioniert<br />

präsentist, dass längst nicht jeder die<br />

Vereinnahmung merkt oder selbst sich<br />

zu ihr kritisch zu distanzieren vermag.<br />

In derSumme entstand so einspezifisches„Gesicht“<br />

der Zeitung, wobei<br />

freilich alles, wasman aus der großen<br />

Politik und dem Weltgeschehen vorführte,<br />

nach wievor aus „Vorgesiebtem“erneut<br />

selektiert war, in Auswahl<br />

und lokaler Eigenberichterstattung<br />

In dieser Kolumne kommentierte Theodor Körner<br />

das politische Geschehen<br />

stets „staatstragend“ und damit risikolos.<br />

Das bedeutet, dass man fürdiese<br />

Zeit zumlokalen Geschehen kein Gesamturteil<br />

erkennen kann, sondern<br />

sichdamit bescheiden muss, dass nur<br />

die von der Schriftleitung als wichtig<br />

angesehenen Spitzenereignisse ihren<br />

indirekt kommentiertenNiederschlag<br />

fanden.Indieser Hinsicht machte die<br />

Zeitung ab 1869 unter Johann Georg<br />

Braun tatsächlich einen Sprung nach<br />

vorn. Die Zeitseines Sohnes Theodor<br />

Samuel Braun (1894–1898), der gesundheitlich<br />

angeschlagen war und<br />

nochverhältnismäßig jung starb, ist<br />

eher als eine solche vorübergehender<br />

Stagnation zu beurteilen. Sein Geschäftsführer<br />

und danachbaldiger<br />

Schwager Gustav Fischer(1901–1918)<br />

hingegen führte dasBlatt tatsächlich<br />

zu einerneuen Größe, und zwar sowohl<br />

im Format,imUmfang, in der Erscheinungsdichte<br />

und auch demInhalt<br />

nach. Außerdem verriet der neue<br />

Titel „Gäu- und Ammertalbote“ das<br />

Bestreben,weiter räumlich zu expandieren.<br />

Der Verkauf der Zeitung an Theodor<br />

Körner mitNeustart am 19. Januar<br />

1919 läuteteeine gänzlich neue Ära<br />

ein.Der jetzige Inhaber verstand etwas<br />

von derpotenziellenMacht der Presse,<br />

dieernutzte, um die Leserschaft zu<br />

beeinflussen und womöglich zu fangen.<br />

Gezielt wurde seine Zeitung zum<br />

Zentralorgan desvon ihm schon damals<br />

maßgeblich beeinflusstenrechtskonservativenBauern-<br />

und Weingärtnerbunds<br />

eingesetzt. DieSchriftleitung<br />

übertrugerseiner Tochter,was<br />

einerseits die Linientreue garantierte,<br />

andererseits aber bewirkte, dass das<br />

allgemeine Tagesgeschehen, wieberichtet,<br />

im Leserverständnis nichtweiterhinterfragt<br />

wurde –und übrigens,<br />

aus heutigerSicht, weitgehend auch<br />

gar nicht einmal musste, damit aber<br />

seinerzeit indirekt die gefühlte Zuverlässigkeit<br />

und Glaubwürdigkeit der<br />

ganzen Grundlinie erst gar nicht kritisch-fragende<br />

Gedanken derMehrheit<br />

derLeserschaft aufkommen lassensollte.<br />

Körnerselbst war als –in<br />

der Regel anonymer –Autor vonBeiträgen<br />

aus dem Landtag und dem<br />

Reichstag, welchen er zeitweilig als<br />

Abgeordneter angehörte, tätig, nicht<br />

im Sinne von um Korrektheit oder zumindestumNeutralität<br />

bemühter Referate,<br />

sondern als eloquenter Propagandistseiner<br />

Weltanschauung, deren<br />

Vehikel seine Partei war,die damit, ob<br />

es ihre Wähler wussten oder nicht,<br />

über deninihrem Namen vorgeführtenAnspruchder<br />

Interessensvertretungauch<br />

einen solchen weltanschaulicher<br />

Art in Anspruchnahm. Das war<br />

eine radikal neue Linie. Sie fand aber<br />

Anklang, unddie Situation wird in einerzum<br />

geläufigen Wort gewordenen<br />

Charakterisierungtreffend zum Ausdruckgebracht<br />

und heute noch gelegentlich<br />

als geflügeltes Wort zitiert: Im<br />

Gäu dachte manwie in Herrenberg,<br />

und in Herrenbergdachte manwie<br />

Aus dem<br />

Körner’schen<br />

Familienalbum:<br />

Theodor Körner,<br />

rechts hinter<br />

seinen Eltern<br />

stehend<br />

der „<strong>Gäubote</strong>“. Viel zu spät erkannte<br />

der Verleger die Gefahr,die von den<br />

Nationalsozialistenauch in seinem anscheinend<br />

als sichergewähnten Einflussbereich<br />

ausging. Er starb gerade,<br />

bevorerdie Disziplinierung seiner<br />

vom Schwiegersohn Karl Merz, einem<br />

überzeugten „Stahlhelmer“, geführten<br />

Zeitungerleben musste. Auch die<br />

dann zwangsläufig devote Haltung des<br />

HerrenbergerBlatts gegenüberden<br />

neuen Machthabernkonnte die Einstellung<br />

zum1.September 1941 nicht<br />

verhindern.<br />

DieWiederbegründung nach Versuchen<br />

ab 1949,die erstaunlicherweise<br />

durchaus an dieAnfänge 1838 denken<br />

lassen, warnurmehr vorsichtig und<br />

konkretdergestalt möglich, dass man<br />

am besten mit niemandem anecken<br />

wollte.Die Schriftleitung hatte seit<br />

1949 Hellmut M. Weidhaas, denes<br />

fluchtbedingt nach Herrenberg verschlagen<br />

hatte, inne. Lässt man die<br />

ersten Gehversuche des zunächst als<br />

Mittagsblatt,weil nachmittags ausgetragen,<br />

erscheinendenBlattes beiseite,<br />

so stellen sich die Vollausgaben der<br />

ersten Zeiteher in tastender bis leicht<br />

chaotischer Aufmachung vor.Schon<br />

bald kam es daher zu einem Konflikt,<br />

derüber denTag hinaus Folgen zeigen<br />

sollte: Die Zeitung brauchte die Stadt,<br />

genauerGemeinderat und Verwaltung,<br />

diese wiederum wollten sich ihrerseits<br />

dieZeitung zunutze machen.<br />

Daszunächst konkret gegebene Ergebnis<br />

lässtsich dahingehend zusammenfassen,dass<br />

der„<strong>Gäubote</strong>“ diekostenlose<br />

Aufnahme offizieller Verlautbarungen<br />

statt wiebisher nach <br />

1937<br />

Mai<br />

Urlaubsträume 2013<br />

04. 08. –12. 08. Irland –Hochkreuze und Guinness 7 1280.-<br />

10. 08. –11. 08. und 28. 09. –29. 09. Fahrten ins Blaue 7 148.-<br />

16. 08. –18. 08. Damüls –Bregenzer Wald 7 298.-<br />

22. 08. –26. 08. Lüneburger Heide –Heideblütenfest 7 550.-<br />

03. 10. –06. 10. 4Tage Berliner Luft 7 398.-<br />

12. 10. –21. 10. Törggelen –Traubenfest in Meran 7 385.-<br />

20. 10. –27. 10. Toskana –Umbrien 7 890.-<br />

28. 11. –01. 12. Dresden mit Striezelmarkt 7 398.-<br />

Tagesfahrten<br />

10. 08. Seenachtsfest Konstanz, 10. 10. Kürbisausstellung im Blühenden Barock<br />

19. 10. Chrysanthema in Lahr, 2. 11. Musikalische Abschlussfahrt, u. v. a. m.<br />

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Seite 49<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Gusto stets an gleicher und prominenter<br />

Stelle einzurücken versprach.<br />

Allem Anschein nach wardas ein prägendes<br />

Erlebnis,kam es doch genau in<br />

dieser Form zurEntstehung und Gestalt<br />

desneuen Amtsblatts.<br />

Ohneauf Einzelheiten weiter einzugehen,<br />

kann man dieHaltung der Zeitung<br />

in dennächsten 30 Jahren gegenüber<br />

derStadtobrigkeit, diewirkliche,<br />

weildurch Wahl oder Amtlegitimiert,<br />

undauch solche, diesich dazu zählten,<br />

dahingehendcharakterisieren, dass<br />

diesbezüglichein spürbares sich nicht<br />

Einmischen bis hin zu stillschweigendem,<br />

gelegentlich auch offenem Zustimmenpraktiziert<br />

wurde. Damitkorrespondierte<br />

einAnwachsen der Berichterstattungüber<br />

alles, was Freude<br />

ohne „politische“ Folgen zu machen<br />

versprachund natürlich ein nicht geringes<br />

Leserpotenzial bediente,soetwa<br />

Sport, Vereinswesen, auch Kultur,<br />

was mandarunter auch immer verstand.<br />

Endlich bleibt noch die Rubrik<br />

„Leserbriefe“zuerwähnen, dieschon<br />

seitden 60er Jahren von einzelnen<br />

Personen wie Funktionären anscheinend<br />

alsein privater Kanzelersatz in<br />

Anspruch genommen wurde.<br />

Aus heutiger Sicht muss ausdrücklichdarauf<br />

aufmerksam gemacht werden,dass<br />

dieRezeptionswirksamkeit<br />

einerZeitung gerade in den fünfziger<br />

und sechziger Jahren nicht hochgenugeingeschätzt<br />

werden kann, weil<br />

insbesondere derRundfunk sich erst<br />

rehabilitieren und dann neu etablieren<br />

musste, und das, wenn ich nicht irre,<br />

1956 in Gebrauchkommende Fernsehen<br />

bis nach Mitte der 60er Jahre<br />

ein im ganzen elitäres und erstinder<br />

Folge ein Allgemeingut wurde. Und<br />

von demtechnischen Siegeszug der<br />

modernsten Medien wollen wir gar<br />

nicht erstreden.<br />

Überdie Zeitung als<br />

historische Quelle<br />

Halten wirinne, um unseinige Gedanken<br />

zumQuellenwert einer Zeitung<br />

im Allgemeinen und des „<strong>Gäubote</strong>“imBesonderen<br />

vor Augen zu führen:<br />

Grundsätzlichgilt, dass jede Berichterstattung<br />

zu den erzählenden<br />

Quellengehört, anders als amtliche<br />

Nachrichten und etwa Annoncen,bei<br />

denen dasAnliegen der Auftraggeber<br />

Das Grab von<br />

TheodorKörner<br />

auf dem<br />

Herrenberger<br />

Stadtfriedhof<br />

GB-Foto: Schmidt<br />

klar erkennbar ist. Methodisch gesehen,<br />

besteht das Erkenntnisproblem<br />

darin,dasseinedoppelteBrechung in<br />

Rechnung zu stellen ist, erstens bei<br />

der Aufnahme und Verarbeitung der<br />

Informationendurch denBerichterstatter,<br />

das heißt wiederum unter Berücksichtigung<br />

möglicher Akzentuierung<br />

nach seiner persönlichen Meinung<br />

und Fähigkeit, zweitens istauch<br />

fürden Leser eine subjektive Potenz<br />

desVerständnisses zu berücksichtigen.<br />

Ebendies ist der Grund, warum es<br />

auch ein Bedarfsdeckungskalkül seitens<br />

derMacher, aber selbstredend<br />

auch desVerlegers gibt, welcher eine<br />

ihm genehmeGenerallinie vorgeben<br />

kann, freilich nicht muss. Dazu kommt<br />

der Zwang, „zeitnah“ publizieren zu<br />

sollen, wollen oder müssen, wassicher<br />

weniger derKorrektheit alsder Oberflächlichkeitförderlich<br />

ist. Schließlich<br />

kann weder der einzelne Redakteur<br />

noch ein ganzes Redaktionsgremium<br />

gar nicht anders, als den ihnen eingehenden<br />

Stoff zu filtern; das Ergebnis<br />

von all dem prägt entscheidend das<br />

Gesichtder Veröffentlichung mit. Gerade<br />

in diesem Punkt ist das moralische<br />

Gewissen nichtnur im Sinne der<br />

Verantwortung derZeitung fürden<br />

täglichenBedarf gefordert und gefragt,<br />

wie auchselbstverständlich der<br />

Historikersich über die Wege derDarstellung<br />

Gedanken machen und Rechenschaft<br />

ablegenmuss.<br />

Legt man diese Kriterien an, so lässt<br />

sichrückblickend sagen, dass die Herrenberger<br />

Zeitung in den rund ersten<br />

50 Jahren primär vom wirtschaftlichen<br />

Eigeninteresse desVerlegers, der in<br />

Personalunionauch Schriftleiter war,<br />

bestimmt und genauer noch orientiert<br />

war an einem im Großen und Ganzen<br />

illiteraten Publikum, daseserst zu gewinnen<br />

galt. Die zweite Phase bis Ende<br />

1918 lässt einen langsamen Aufbruch<br />

unter demStichwort „Zeitung =Nachricht“<br />

immerhin als Ziel erkennen,freilich<br />

unter der schon angeführten Berücksichtigung,<br />

dass es nur eines der<br />

Standbeine bildete. MitTheodor Körner<br />

kamnoch die Funktion als Parteiorgan<br />

hinzu. Dies wiederum war nach<br />

dem Krieg nicht möglich, stattdessen<br />

kam es seit den 50er Jahren zu einer<br />

Periode, dieman im Großen und Ganzenals<br />

eine solche desWohlverhaltensbezeichnen<br />

kann.<br />

Wiejede Zeitung ist also der„<strong>Gäubote</strong>“eine<br />

schwierige historische<br />

Quelle. Aber es gibt tatsächlich auch<br />

mehrereSonderaspekte, dienicht unterden<br />

Teppich gekehrt zu werden<br />

verdienen:<br />

1. Einevorzügliche und sogar die<br />

Hauptquelleist die Zeitung fürdie Revolutionsjahre<br />

1847–1849und zwar<br />

gerade deswegen,weil siePamphlete,<br />

Reden und Gegenredender Parteien,<br />

Versammlungsberichte aus der Feder<br />

der Veranstalter und anderes „Eingerücktes“<br />

abdrucktund demnach insoweit<br />

primären Quellenwertbesitzt, als<br />

dieMeinung der Autoren und Einsenderinaller<br />

Regel unbearbeitet zum<br />

Ausdruck kommt. 13<br />

2. Einegrundlegende Analyse des<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ als Quelle derÄra und PersonTheodor<br />

Körners ist nach wievor<br />

ein eigenes Thema, das zwar in Einzelaspekten,nicht<br />

aber im Ganzen untersucht<br />

worden ist.<br />

3. Ein Reizvolles –und dazu an dem<br />

primären Quellenwertder Zeitung ansetzend<br />

–wäre eine Analyse desAnnoncenwesens,<br />

auf das hin bis 1900<br />

die sogenannten „Inventuren und Teilungen“herangezogen<br />

werden können.<br />

Vergleichbares wäre, ausgehend<br />

vonder Rubrik „Unterhaltung“, zum<br />

Leseverhaltenmöglich. Beides ließe<br />

sichauch unter musealen Aspekten<br />

auswerten.<br />

4. Die im Stadtarchiv Herrenberg<br />

aufbewahrte Ausgabe des „<strong>Gäubote</strong>“<br />

stellt bis in die 50erJahre das offizielle<br />

Exemplar desStadtschultheißen- bzw.<br />

Bürgermeisteramts dar. Dementsprechendfinden<br />

sich nicht selten Gebrauchsspurenwie<br />

Unterstreichungen,<br />

Kommentare,Notizen, Ausgeschnittenes,<br />

was sich fürdas Rezeptionsverhalten<br />

aufdem Rathaus auswerten<br />

ließe. Dasselbe gilt für den im<br />

Dekanatsarchiv überlieferten Zeitungsbestand.Dabeide<br />

Bestände von<br />

Anfang an gebunden wurden,könnte<br />

auch ihr Wert als Nachschlagewerke<br />

geprüft werden. ■<br />

13<br />

Im Einzelnen kann dies entnommen werden: Roman Janssen, Zwischen Revolution, Tradition und Reaktion. Die Ereignisse in Herrenberg 1848/49, in: Leben mit Vergangenheit<br />

(Jahrbuch desHeimatgeschichtsvereins für Schönbuchund Gäu e.V.), Bd. 1, 2000, S. 19-37.<br />

1872 Das Blatthat einen neuen Namen und heißt<br />

erstmals: „Gäu-Bote“.Vom 3. Januar an erscheint der<br />

„Gäu-Bote“ im Folioformat –also in doppelter Größe des<br />

ursprünglichen Intelligenzblattes.Verleger Johann Georg Braun erweitert<br />

dasredaktionelle Angebot –zum Beispiel um Berichte aus dem Kreisstrafgericht. Der<br />

„Gäu-Bote“ firmiert weiter als „Amts- und Intelligenzblatt“, wird aber zugleich auch<br />

zum „Organ des landwirtschaftlichen Bezirks-Vereins“.<br />

1873 DieAnschaffung<br />

einerSchnellpresse erlaubt1200<br />

Druckepro<br />

Stunde.<br />

1891 Vom1.April kommt der „Gäu-Bote“ dreimal in<br />

derWoche aufden Markt: dienstags,donnerstags und<br />

samstags.Das Jahresabonnement kostet vier Mark.<br />

„Politischeund sonstige Tagesereignisse werden rascher<br />

vermeldet“, versprichtder Verleger.Der unterhaltende<br />

Teil wirdausgebaut.


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite50<br />

Ein stolzes Stück lebendige<br />

Pressegeschichte im Land<br />

Den Fokus auf die<br />

Die Menschen derStadt Herrenberg und im<br />

Gäu feiern dieses Jahr ein äußerst stolzes und<br />

großartiges Verlagsjubiläum. 175 Jahre „<strong>Gäubote</strong>“!<br />

Als eine derältesten noch erscheinenden<br />

Tageszeitungen in Baden-Württemberg ist sie ein<br />

Symbol gelebter Pressegeschichte und Pressevielfalt<br />

in diesem Land Baden-Württemberg.<br />

Persönlichund als Vorsitzender desVerbands<br />

Südwestdeutscher Zeitungsverleger e.V. (VSZV),<br />

im Namendes Vorstands und aller Mitglieder,gratuliereich<br />

herzlichst den Kollegen Rainer Schöllkopf<br />

und seinem Sohn Elmar<br />

Schöllkopf sowie auch<br />

allenMitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern des„<strong>Gäubote</strong>“<br />

zu diesem Jubiläum.<br />

Heimatgelegt<br />

Zu Recht wird einrunder<br />

Geburtstag eines Verlages zum Anlass genommen,<br />

über die Geschichte desVerlagshauses und<br />

die Stadt und ihreRegion, aber auch grundsätzlich<br />

über diePressefreiheit und Demokratie nachzudenken.<br />

Dieregionale und lokale Tageszeitung,<br />

wie der„<strong>Gäubote</strong>“, leistet täglich mit ihrem redaktionellen<br />

Angebot wertvolle Orientierung,<br />

glaubwürdigenQualitätsjournalismus und schafft<br />

Identität in der Heimat als Marktplatz der Meinungen<br />

und der Werbetreibenden. Angesichts<br />

der immer komplexeren globaleren und zunehmend<br />

digitalisiertenWelt kommtdieser Aufgabe<br />

auchhinsichtlich der Informationsflut eine noch<br />

stärkere Bedeutung zu.<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“ steht füreine freie und unabhängige<br />

Presse im Kreis Böblingen für Herrenberg<br />

und im Gäu.Dies traf bei der Gründung des<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ im Jahr 1838 ebenso zu wieheute, im<br />

Jubiläumsjahr2013.<br />

Anfänglich nannte sich das Blatt Intelligenzblatt,<br />

später mitdem Zusatz „Amtsblatt“. Seit<br />

1872 heißt die Zeitung „<strong>Gäubote</strong>“. DieGrundsätze<br />

und das Selbstverständnis indes sind, damals<br />

wieheute, dieselben geblieben.<br />

An der Spitze des „<strong>Gäubote</strong>“ stehtseit 1970 unser<br />

geschätzter und liebenswerter<br />

Kollege Rainer<br />

Schöllkopf,der die Druckereiund<br />

den Verlag Theodor<br />

Körner KG vonseinen<br />

Schwiegereltern Helene<br />

undKarl Merz übernommen hat.<br />

Über 40 Jahrehat sich Verleger Rainer Schöllkopf<br />

unternehmerisch, publizistischund sozial<br />

engagiert und den Fokus seines redaktionellen<br />

Anspruchs auf die Heimat der Leserschaft seiner<br />

Lokalzeitung gelegt.Erlebt und arbeitet, wieer<br />

und sein Sohn Elmar Schöllkopf sagen, für diese<br />

seine Leserschaft in Verantwortung fürdas demokratische<br />

Gemeinwesen.<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“ steht heute auch fürden technischen<br />

Fortschritt und die Innovationsfähigkeit<br />

vomlokalen Verlags- zum Medienunternehmen,<br />

auchhierauf können die Verlegerfamilie und die<br />

Belegschaft mächtigstolz sein. Daszeigt sich auch<br />

darin, dass der„<strong>Gäubote</strong>“ 1996 auf Offset-Druck<br />

umgestellt wurde und seinen Lesern und Kunden<br />

seit 1999 einumfangreiches digitales Angebot<br />

bietet.Der „<strong>Gäubote</strong>“ zeigt beispielhaft die funktionierende<br />

Pressevielfalt im Land durch dieKooperation<br />

mit denStuttgarter Nachrichten.<br />

175 Jahre „<strong>Gäubote</strong>“sind 175 Jahre Heimatzeitung<br />

–ein Glückwunsch zurZukunftder Zeitung!<br />

Fürdie kommenden Jahre und Jahrzehnte wünsche<br />

ich der Verlegerfamilie und allen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern weiterhin Erfolg und eine<br />

glücklicheHand bei allen publizistischen und unternehmerischen<br />

Entscheidungen.<br />

Valdo Lehari jr.<br />

Verleger und Geschäftsführer<br />

Reutlinger General-Anzeiger<br />

Vorsitzender desVerbands der<br />

SüdwestdeutschenZeitungsverleger e.V. (VSZV)<br />

Dr. Stefan Klaas -Hindenburgstr. 23-71083 Herrenberg<br />

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Juli 1968


Seite 51<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Vom150- zum<br />

175-jährigen Jubiläum<br />

Worauf es ankommt<br />

–eine Vorbemerkung<br />

Wenn wir uns nunmehr den letzten<br />

25 Jahren zuwenden,somuss eingangs<br />

gesagt werden, dass dieobigen<br />

methodischen Hinweise gleichsamals<br />

Angel in die Mitte zwischen die beiden<br />

Hauptteiledieses Beitrags gesetzt<br />

VONDR. ROMAN JANSSEN<br />

sind, damit einerseits im Rückblick auf<br />

die ersten 150 Jahre der Leitfaden der<br />

zusammenfassendenCharakterisierung<br />

ebenso wie derausgewählten Ergänzungen<br />

verdeutlicht wird, andererseitsaber<br />

als Prüfrichtlinie, nunmehr<br />

vorwärts blickend, die Darstellung der<br />

jüngsten Epoche der Zeitung begründen<br />

undtransparenter erscheinen lassensoll.<br />

DasLetztere istumsowichtiger,als<br />

ein Autor sich hier zwangsläufig seiner<br />

Doppelfunktion bewusst sein muss,<br />

nämlich erstens als Leser und Zeitzeuge,der<br />

sich bei derLektüre durchaus<br />

subjektiveUrteile erlauben darf,während<br />

zweitens ein wissenschaftlicher<br />

Anspruch strikt zu methodischer und<br />

sachlicher Objektivitätverpflichtet.<br />

Das heißt also: Wohlwollen, Genugtuung,<br />

Lob, Gefühl, spontane Kritik aus<br />

dem Bauch heraus oder Ablehnung,<br />

ob je fallbezogen beider Lektüre oder<br />

bereits als grundsätzliche Positionierung,<br />

sei es positiver,sei es negativer<br />

Art, undanderes mehr,kurz alles, was<br />

einem Leser erlaubt ist, steht wissenschaftlicher<br />

Erkenntnisund Darstellung<br />

entgegen, wenigstens so weit,<br />

wiesie nicht selbst Gegenstand derselben<br />

sind. Die Zeitung ist demnach ein<br />

Objekt, dasaus sich selbst und unter<br />

den Bedingungen und Zielsetzungen<br />

seiner Entstehungzuerkunden ist,<br />

hinsichtlich dertechnischen Mittel<br />

ebenso wie derpersönlichen Gegebenheiten<br />

derjenigen, die sieverantworten,<br />

sowie derer,die sie als Produktkonsumieren.<br />

Es gilt mithin, um<br />

ein Wort des antiken Historikers Tacitus<br />

zu bemühen, „ohne Zorn undEifer“<br />

den Stoff zu untersuchen und darzustellen.<br />

Und das auch schon deswegen,weil<br />

nicht selten in Gesprächen<br />

mitLesern und, wie mir scheint, auch<br />

Nichtlesern des „<strong>Gäubote</strong>“durchaus<br />

der Eindruck entsteht, dass mitzornigemEifer<br />

über das lokale Blatt im Detail<br />

wie generell raisonniert wird.<br />

Unter dieser Prämisse ist festzuhalten,<br />

dass im Folgendennicht eine detaillierte<br />

Auflistung dertechnischen<br />

Gegebenheiten im Verlauf der Zeit sowie<br />

derpersönlichen Voraussetzungen<br />

und Verhältnisse der„Macher“präsentiert<br />

werden<br />

soll, kann hierzu<br />

doch auf die<br />

ausführliche<br />

Zeitleiste und<br />

die Selbstvorstellung<br />

der<br />

Mitarbeiterim<br />

Umfeld ihrer<br />

Aufgaben-und<br />

Arbeitsfelderin<br />

dieser Festschrift<br />

verwiesenwerden.<br />

Ebenso wird darauf<br />

verzichtet, den Lesestoff in inhaltlicherHinsicht<br />

in der Summe desGanzen<br />

oder auchnur exemplarisch zu<br />

analysieren und zu referieren. Vielmehr<br />

kommtesmir darauf an, das Ergebnis<br />

sowohl meiner amtlichen wie<br />

privaten Lektüre der letzten 25 Jahre<br />

in folgenden Punkten zusammengefasst<br />

vorzustellen: Der erste behandelt<br />

den rasanten Wandel der Technik im<br />

Druckerei- und Zeitungswesen. Schon<br />

dieses führt von einem Teilbereich zur<br />

Gestaltungauch derinhaltlichen Präsentation<br />

und damit zweitens zum<br />

verlegerischen Standpunkt, der sowohl<br />

dasDruckereigeschäft im weiteren<br />

Sinne als auch diehierbesonders<br />

im Vordergrund stehende Zeitung bestimmt<br />

oder zumindestmitbestimmt.<br />

BeideAspekte bezeichnen je eigene<br />

Rahmenbedingungen für den dritten<br />

eigenständigen Bereich, nämlich die<br />

Zeitungsmacher: Redaktion und <br />

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Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite52<br />

freie Mitarbeiter,diesen zugeordnet<br />

das mitder technischen Umsetzung<br />

betraute Personal.Ihre Fähigkeiten,<br />

Vorstellungen und Realisierungsmöglichkeiten<br />

erzeugen die Ergebnisse,<br />

welche, wenn gutgemacht, dem<br />

Leser leicht Aufwand und Mühen der<br />

Entstehung verbergen können, zumal<br />

etwa, wenndie Lektüre dasFrühstück<br />

begleitet, dieFahrt zurArbeit verkürzt<br />

oder denSchlummer zur Nacht befördern<br />

soll. Damit ist nun viertens das<br />

Leserverhalten thematisiert,zum einen<br />

fürsichund zum anderen hinsichtlichder<br />

zwangsläufig entstehendenWechselbeziehung<br />

zwischen<br />

Nachrichtenproduktionund Nachrichtenkonsumtion.<br />

DerSchluss versucht<br />

eine kurze Summe zu ziehen, nicht zuletztauch<br />

im Blick auf dienicht ganz<br />

ungetrübte Zukunftsproblematik.<br />

Zwischen Nostalgie und<br />

Zukunft–zum Wandel<br />

derTechnik<br />

Wiederum beginne ich mit einer<br />

persönlichen Erinnerung. Mitdem Machen<br />

einer Zeitung kam ich zum erstenMal<br />

Ende der60erJahre alsKurzzeithospitant<br />

beim Bonner Generalanzeiger<br />

in Kontakt, und noch heute halte<br />

ich den Stempelmit BleibuchstabeninEhren,<br />

denich zur Erinnerung<br />

geschenktbekam, inzwischen nicht<br />

nur ein persönliches Museumsstück.<br />

Miteiner teils durch dieErinnerung,<br />

teils durch dieErwartung gespeisten<br />

Neugierde betrat ich 1987 das <strong>Gäubote</strong>-Haus:<br />

Da gab es noch Schriftsetzer,<br />

Metteur,Leuchttische, Setzmaschine,<br />

einestillgelegte und die noch aktive<br />

Druckmaschine, die einsolches Ausmaß<br />

besaß, dass sieanihrem Standort<br />

Ob Schriftsetzer<br />

oder Drucker<br />

(Foto um 1970) –<br />

der Theodor Körner<br />

Verlag versteht sich<br />

schonimmer auch<br />

alsAusbildungsbetrieb<br />

in den Boden eingetieft war. Und die<br />

Luft schien überall nach Druckerschwärze<br />

zu schmecken.<br />

Wie anders heute! Schriftsetzer sind<br />

ausgestorben,und nichts erinnert an<br />

diesen so hoch spezialisiertenBeruf,<br />

der einst eine eigene Gewerkschaft besaß<br />

und Spitzenlöhne erzielte. Auch<br />

der Metteur ist abhandengekommen,<br />

jener Spezialist,der Texte und Bilder<br />

bestmöglichst Seite fürSeite in eine<br />

ästhetische Vorlage bringen und gar<br />

nicht selten mit denRedakteuren um<br />

einzelne Sätze, selbst Worte ringen<br />

musste, wenn der produzierende<br />

Geist ertragreicher war,als es eine ZeitungsseiteanPlatz<br />

gestattete, oder<br />

umgekehrtmangelnder Stoff nach einem<br />

lückenfüllenden Bild verlangte.<br />

Entsprechend gibt es auch kein „Gautschen“<br />

mehr,die festliche Taufe nach<br />

vollendeter Schriftsetzerlehre. Stattdessen<br />

ist dieDruckereihalle verwaist,<br />

die Laderampe vereinsamt und ohne<br />

Sinn.Heutzutage ist derComputer das<br />

alles beherrschende Gerät, vorhanden<br />

auf jedem Schreibtisch. Natürlich<br />

möchte niemanddie technische Revolution<br />

missen,dennoch bekenne ich,<br />

dass eine nostalgische Wehmut in mir<br />

aufkam, als ich fast abrupt mit der momentanen<br />

SituationinBerührung<br />

kam.<br />

Heute erinnert an die Zeit des Bleidrucksnur<br />

noch eine ausgediente Lettersortiermaschine.<br />

DerHinweis, dass<br />

sich im Deutschen Museum in München,<br />

Abteilung Druckereiwesen, eine<br />

Druckmaschine ausden Anfangsjahrendes<br />

Intelligenzund<br />

Amtsblattes befinde,hat<br />

sichleider nicht bewahrheitet;<br />

wohl kann man dort eine solche<br />

zeitgenössische aus der<br />

Druckereides „Schwarzwälder<br />

Bote“ und eine weitere aus<br />

Vaihingen/Enz finden.<br />

Das Computerzeitalter beherrscht<br />

den „<strong>Gäubote</strong>“ seit<br />

1997.Seit dieser Zeit gibt es<br />

denGanzseitenumbruch –und<br />

dasProblem der technischen<br />

Innovationen in immer kürzerenAbständen.<br />

Um es gleich hier anzuschließen:<br />

Dieersten Jahrehatte diesetechnische<br />

Revolution mit allen möglichen<br />

Tücken zu kämpfen. Eine davon war<br />

der Ersatz der Spezialisten durch kostengünstigereSchreibkräfte,mit<br />

der<br />

Folge, dass Presseorgane, diesich früh<br />

dieser Entwicklung anschlossen, sich<br />

auch noch durchDruck- und Deutschfehler<br />

einen Namen machten. Allen<br />

voranwar es die„Süddeutsche <br />

1989<br />

Dezember


Seite 53<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Zeitung“, die Ende der70erJahre<br />

damitkokettierte, mit Druckfehlern<br />

bewusst leben zu wollen, weil man<br />

sich auch dieKorrekturlesungen einsparen<br />

wollte. Die „Frankfurter Allgemeine“<br />

hielt scharf dagegen, folgte<br />

aber rund ein Jahr später,angekündigt<br />

in einer eher verstohlenen Randnotiz,<br />

diesem Vorbild. Wasden „<strong>Gäubote</strong>“<br />

angeht,sohat mich tatsächlich<br />

über einige Jahre nach derUmstellung<br />

die nicht geringeAnzahl<br />

vonDruck- und Deutschfehlern<br />

Ausgabefür Ausgabe irritiert.<br />

Das hat sich indes<br />

grundlegend zum Besseren gewandelt:<br />

Zwar stelle ichgelegentlich<br />

nochklassische PC-<br />

Fehler fest, wie ein gelöschtes<br />

überflüssigesWortoder umgekehrt<br />

eine nicht mehr ausgefüllte<br />

Tilgung. Aber ich versichere,<br />

dass meine Rotstifte seit<br />

einigen Jahren mangels anzustreichender<br />

Fehler ihre Lebensdauer<br />

wenigstens verzehnfachthaben.<br />

Hervorgehoben verdient<br />

also, dass beim „<strong>Gäubote</strong>“ noch<br />

heuteüber einschlägige Programme<br />

hinaus Korrektur gelesen wird.<br />

Wenn wir uns die Entwicklung der<br />

Technik im Druckereiwesen in ihrer<br />

Bedeutung für den„<strong>Gäubote</strong>“ vorAugen<br />

halten, so müssen wir hier noch<br />

einmal dieZeit ab 1969/70 rekapitulieren:Damals<br />

war dasVerlagsgebäude<br />

zu klein geworden. Es ergab sich die<br />

Gelegenheit, einneues, großzügiges<br />

Verlagsgebäude in derHorber Straße<br />

42 in bester Anbindungandie Kernstadtzuerrichten.<br />

DieStandortfrage<br />

entsprach derVerleger-Anschauung,<br />

dassDruckerei und Zeitungsproduktion<br />

möglichstzentral und nicht ausgelagert<br />

auf demLande angesiedelt werden<br />

sollten. Am Gebäude wie auchmit<br />

demebenso großzügigen Erweiterungsbau<br />

von1989 kann man diebeiden<br />

Standbeine desVerlags ablesen:<br />

Druckereiund inhaltliche Produktion<br />

des „<strong>Gäubote</strong>“. Immer noch war die<br />

Werkstatt auf das Thema Buchdruck<br />

ausgerichtet,und immer noch gab es<br />

den Druck mitBlei. Jedoch schon bald<br />

stelltesich eine rasante Umstellung<br />

durch dieimmer schnellere technische<br />

Revolution wiedurch diewirtschaftliche<br />

Entwicklung ein. Hier ist<br />

zuerst die Umstellung auf den Fotosatz<br />

seit 1978 zu nennen, mit dem der<br />

klassische Buch-Hochdruck beendet<br />

unddurch denrotativenBuchdruck<br />

abgelöst wurde. Damithaben sich<br />

Druckformenund Plattenherstellung<br />

Der „Schriftsetzer“<br />

istzum „Mediengestalter“<br />

geworden.<br />

Mitdem<br />

„Gautschen“<br />

werden dieAuszubildendengetauft–<br />

und damit in den<br />

Gesellenstand<br />

erhoben<br />

GB-Foto:Holom<br />

sehr vereinfacht, der„<strong>Gäubote</strong>“ verwandte<br />

nuninsbesondere Polymerplattenfür<br />

die Zeitung, bis auchdies<br />

1995 aufgegeben werden musste, zugunsten<br />

desOffsetdrucks, dermit Maschinen<br />

von Koenig und Bauer Einzug<br />

hielt.<br />

Das neueGesamtgebäude bot und<br />

bietet eher ungewöhnlich großen<br />

Platz und enthält, wasanzumerken<br />

verdient, keine Großraumbüros. Die<br />

verlegerischeVorgabe an denArchitekten<br />

hinsichtlich der Büroräume war<br />

an Diensträume fürzwei Personen orientiert.<br />

Damit sollte Effizienz nicht zuletzt<br />

auch durch ein möglichst gutes<br />

Betriebsklima hergestellt werden, wozu<br />

auch noch eine sachliche Untergliederung<br />

in der Zuordnungnach Aufgabenbereichen<br />

angestrebtwurde.<br />

Verlegerische<br />

Aspekte<br />

Am Anfang derinhaltlichen Überlegungen<br />

steht das Selbstverständnis<br />

derVerleger zu ihrem Betrieb und speziell<br />

zur Zeitung. Dazu mag man sich,<br />

weit zurückgreifend, nocheinmal das<br />

ursprünglicheEinzugsgebiet des Oberamts<br />

Herrenberg, 1938 im Landkreis<br />

Böblingenaufgegangen, in Erinnerung<br />

bringen, weil sich immer noch im Leseverhaltendie<br />

magische einstige<br />

Oberamtsgrenze spiegelt. Mansollte<br />

es kaum glauben, dass diese sich so<br />

zäh in denKöpfen festgesetzt hat! Der<br />

Leserkreisinsolch vergleichbar engem<br />

Raum ist aber auch nach Lesefähigkeit<br />

und Informationsbedürfnis zu kalkulieren.<br />

Das bestimmt dieschon frühzeitig<br />

vorgenommene Mantelverbindung,<br />

seit 1974 bis heute mitden<br />

„Stuttgarter Nachrichten“, zugunsten<br />

einer starken Lokalredaktion. <br />

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Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite54<br />

Im vergleichsweise kleinen Einzugsgebiet<br />

istder lokale Teil einer Zeitung<br />

jedenfalls ein gesellschaftlicher<br />

Faktor,erkann je nach Interessen ein<br />

Stück „Heimat“ vermitteln, kann wirtschaftliche<br />

Notwendigkeit etwa für<br />

Gewerbetreibende wie überhaupt<br />

durch den Annoncenmarktgewinnen.<br />

Aus verlegerischer Sicht resultiert daraus<br />

natürlich eine Leistungsbezogenheit,<br />

die denGesichtspunkt derQualität<br />

auf der Macherseite ebenso beeinflusst,<br />

wie umgekehrt dieAkzeptanz<br />

im Kundenkreis gesucht und nach<br />

Möglichkeit quantitativwie qualitativ<br />

verbessert werden muss.<br />

Aus der Lektüre des „<strong>Gäubote</strong>“ und<br />

aus Gesprächen mit den Verlegern ergibt<br />

sich für diese eine Position, welche<br />

sich an Geschäftsführung und Druckerei<br />

orientiert, hinsichtlich der Zeitung<br />

aberauf inhaltlich publizistisches<br />

Engagementverzichtet. Ich zitiere den<br />

Senior-Verleger: „gegenüber derZeitung<br />

neutral“,ferner mitDistanz zur<br />

Stadtverwaltung. Also:„parteilos, fair<br />

und neutral“ als verlegerischeTugend,<br />

dazu Gleichklang auf Verlegerseite, da<br />

nach bekanntemSprichwort „zuviele<br />

Köche den Brei verderben“. Der Blick<br />

in dieZukunft ist natürlichnicht ohne<br />

Sorge, da diesesich mit dem Sieg der<br />

digitalenTechniknichtebenleicht<br />

voraussagenlässt. Denn allgemein begann<br />

mit der rasanten Entwicklung eine<br />

Periode, dernicht wenige kleinere<br />

Zeitungen zum Opfer fielen. Vondaher<br />

ist es notwendig, dass dieDruckerei<br />

auch alsBereichdes Akzidenzdrucks<br />

für Prospekte usw.ihren Wert<br />

behält. Um es korrekt zu sagen, aus<br />

verlegerischer Sicht ist derAspekt der<br />

Rentabilität selbstverständlich ein<br />

Hauptgesichtspunkt. Daskommt wiederum<br />

auch dem Nutzer zugute, wenn<br />

er nicht nur irgendein Produkt, sondern<br />

ein qualitativ angemessen aufbereitetes<br />

und ausgestaltetes Produkt<br />

beziehen will.<br />

Die Macher<br />

undihr Objekt<br />

Die Seele einer Zeitung ist dieRedaktionals<br />

Zentrum derInformationsverarbeitung,ergänzt<br />

um freie Mitarbeiter<br />

oder gelegentlichexterne Spezialisten.<br />

Bis zur150-Jahr-Feier zählte<br />

die alte Redaktion fünf bis sechs Mitglieder.<br />

Heute sind es neun Mitglieder,<br />

eineReihe von freien Mitarbeitern und<br />

drei ständige Fotografen.<br />

Redakteure wie sonstige Mitarbeiter<br />

praktizieren eine Arbeitsteilung teils<br />

nachsachlichen Gebieten, teils auch<br />

hinsichtlich der räumlichen Zuständigkeit<br />

für Kernstadt, Teilorte und den<br />

übrigenGemeinden. Die Kompetenzverteilung<br />

ist freilich keine ausschließliche,<br />

sondern so geartet, dass Vertretungen<br />

gewährleistetsind. Dazu kommen<br />

thematische Bereiche. Neben der<br />

Nachrichtenbeschaffung, diegezielt<br />

durch Recherche vorgenommen, aber<br />

auch gelegentlich an die Redaktion<br />

herangetragenwird, ist die tägliche<br />

Redaktionskonferenz unter Leitung<br />

des Chefredakteurs nach Ort und Zeit<br />

der Mittelpunkt derGestaltung: Das<br />

reguläre Schema umfasst Besprechung<br />

der Tagesausgabe, inhaltliche<br />

und formale Besprechung der nächsten<br />

Ausgabe, Arbeitsverteilung, Bewertung<br />

und Bebilderung. In diesem<br />

Zusammenhang werden auch die<br />

Presseorgane aus der Nachbarschaft<br />

gesichtet.<br />

Ein Wort zurBewertung des „<strong>Gäubote</strong>“<br />

soll unsere Aussagen zu den<br />

letzten25Jahren beschließen: Rein<br />

formal gesehen hat er in dieser Zeit eine<br />

Gestaltgewonnen, die mit dem<br />

nicht nur gelegentlich etwas verwirrenden<br />

Bild der 50er bis 70erJahre<br />

nicht mehr viel gemein hat. Mankann<br />

sogar sagen: In dergrafischen Gestaltung<br />

ist die Abstimmungzwischen<br />

Mantel und Lokalteil bestensgelungen,<br />

insofern dieZweiteiligkeit schon<br />

seitlängerem so gut wiegar nicht<br />

mehr ins Gewicht fällt. Auch der Anzeigen-und<br />

Werbeteil lässt im Vergleich<br />

zu anderenBeispielen ästhetischenGestaltungswillen<br />

erkennen,<br />

teils hinsichtlich thematischer<br />

Schwerpunktsetzungen bishin zu festen<br />

Erscheinungsterminen, teils in der<br />

Einzelbearbeitung und mit Beratung<br />

zu den Inseraten. Über dietechnischenArbeitsvorgänge<br />

in diesen Bereichen<br />

konnte ich mich ausführlich<br />

unterrichtenlassen.<br />

Der inhaltliche Aufbau erfolgt in allerRegel<br />

nach einem festen Schema,<br />

daseserlaubt, thematisch ohne Hindernisse<br />

zuzugreifen. Die wichtigsten<br />

Inhaltesind: Politik, Kultur,Wirtschaft,<br />

chronologischnach Terminen Wiederkehrendes,<br />

ungewöhnlicheEreignisse,<br />

Gerichtsberichterstattung, festeRubrikenwie<br />

thematische Serien, Leserbriefe<br />

und manch anderes mehr.Das<br />

kurz-, mittel- und langfristigeGeschehen<br />

in Stadtund Einzugsgebiet wird<br />

im Allgemeinenmit wohlwollender<br />

Korrektheit, gelegentlich mit investigativemAnspruchund,<br />

falls nötig,<br />

auch über denTag oder die Woche<br />

hinaus aufbereitet. Kommentare finden<br />

sich im Sinne von Leitartikeln,<br />

wennesder Stoff verlangt. Man kann<br />

sichselbst ein Urteil bilden, wenn man<br />

von derzuweilen gegebenen Möglichkeit<br />

Gebrauch macht, zu einund demselben<br />

Thema Tageszeitung und<br />

Selbstdarstellungmiteinander zu vergleichen.Seltener,aber<br />

schätzenswert<br />

sind Interviews, die es manchmal wegen<br />

ihres besonderen zeithistorischen<br />

Quellenwerts genauer zu studieren<br />

lohnt. Hervorragend aufgebaut sind<br />

auch die „Tipps &Termine“, die in der<br />

Kürze und formalen Präsentation


Seite 55<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

hervorstechen und die Prägnanz<br />

der traditionellen Funktion als Amtsblatt,<br />

die1993 durch Verselbständigung<br />

desselben gleichsam als partielle<br />

GegengründunginAbgang kam, nicht<br />

ganz vermissenlassen. Vomausführlichen<br />

Sportteilwill ich hingegen<br />

schweigen, da er mir mitoder ohne<br />

Zeitung eher fremd<br />

ist. Verwiesen<br />

sei allerdings<br />

noch auf Sonderbereiche,<br />

die positiv zu<br />

bewerten sind,<br />

so dieintegrierten<br />

Sonderblätter,<br />

die seit<br />

1990 den selbständigen<br />

Gemeindendes<br />

Einzugsgebiets gewidmet<br />

sind,ferner<br />

thematische<br />

SpezialserienzuAktivitäten<br />

wiedie<br />

„Heim(at)werker“<br />

oder dievorzüglichen„Geschichten<br />

aus der Geschichte“,<br />

dazu andere aus besonderen<br />

Anlässen wie etwa<br />

Jubiläen. Dazu kommen Ereignisse<br />

oder Betreuung von Begebenheiten,<br />

die der„<strong>Gäubote</strong>“ teils initiiert hatte<br />

oderschon aus etwas älterer Tradition<br />

federführend begleitet. Endlichgibt es<br />

auch den „Kinder-<strong>Gäubote</strong>“, welcher,<br />

fortgesetzt durch eine spezielle Kolumne<br />

für Jugendliche, eine nicht ganz<br />

selbstverständliche schulische Berichterstattung<br />

begleitet.<br />

Vondiesem und<br />

jenemLeseverhalten<br />

Eine Hauptfrage zu jedem Presseorgan<br />

istnatürlich die Beurteilung des<br />

Inhaltsund der diesbezüglichen Präsentation<br />

von Nachrichten.Die im<br />

Laufe der Zeit entstandene enge Beziehung<br />

zwischen Chefredaktion und<br />

Rathaus dürfteesnicht zuletzt gewesensein,<br />

die in einer Leserbefragung<br />

1983<br />

zu dem deutlichen<br />

Urteil<br />

„konservativ undnicht<br />

wirklich unabhängig“geführthat.<br />

DieEinstufung als obrigkeitsorientiertes<br />

Mitteilungsblatt verlormit<br />

dem Wechsel in der Chefredaktion<br />

1988 ihren Grund, insofern die<br />

„Duzgeschichte“ zwischen denbeiderseitigen<br />

Chefs keine Auswirkung mehr<br />

zeitigte. Mag sein,dass dasnicht jedemingleicher<br />

Weise gefiel und gefällt.<br />

Es stehtaber der Zeitung gut an,<br />

wennsie eine möglichst neutrale,<br />

gleichwohl inhaltsvolle Berichterstattung<br />

pflegt. Andererseits gibt es natürlich<br />

immerwieder Versuche, eigene<br />

Meinungenund Sichtweisen als die<br />

objektive Wahrheit in die Öffentlichkeit<br />

zu bringen, als Vehikel hierfür etwa<br />

Telefon oder den Leserbrief nutzend.Wiederum<br />

andere,und dazu bekenne<br />

ich auch mich, nehmen in eigener<br />

Sachekeinen Einfluss und ärgern<br />

die Berichterstatter damit, dass siezu<br />

ihren Veranstaltungen und Vorträgen<br />

kein Manuskript benötigen –was in<br />

der TatMühsal bereiten kann, aber es<br />

gibtnatürlich auch Reporter,die sich<br />

schwierigen Themen gewachsen zeigen.<br />

Wasdas Ansehen einer Zeitung in<br />

der Öffentlichkeit, hier verstanden als<br />

tatsächlicher und potenzieller Leserkreis,<br />

angeht,sofühlt mansich allgemein<br />

nicht selten an dasWorterinnert:Der<br />

Prophet gilt nichts in seinem<br />

Vaterland. Am Niederrhein zumBeispiel<br />

gehört es zumguten Ton, die<br />

„Rheinische Post“ als „Rheinische<br />

Pest“zubetiteln, in Trier warder „Trierische<br />

Volksfreund“ selbstverständlich<br />

ein„Volksfeind“, von deroffenbar<br />

überregional gebräuchlichen Benennung<br />

gerneder Amtsblättchen oder<br />

kirchlicher Nachrichten als „Käsblatt“<br />

ganz zu schweigen. So geht es auch<br />

mitdem „<strong>Gäubote</strong>“: Immer wieder<br />

stelle ich fest, dassman despektierlich<br />

über ihnredet, indem man aber über<br />

ihn redet, habe ich den Eindruck,dass<br />

in solchem Verbalverhalten sichjene<br />

Form vongeheimer Liebe ausdrückt,<br />

die derMenschanscheinend nur<br />

durch sachliche und persönliche Zurücknahme<br />

hinter sich selbst angemessen<br />

zum Ausdruck zu bringen versteht.<br />

Demgegenüber steht allerdings eine<br />

erst 2010 gemachte Leserumfrage,<br />

Was1990 mit der ersten<br />

„GärtringerZeitung“ beginnt,<br />

wird bis heutefür alle<br />

Gäugemeinden fortgesetzt<br />

welche in klarem Gegenteil zu derjenigen<br />

von 1983 ein mehrheitlich deutlich<br />

positiveres Ergebnis zeitigte. Was<br />

hat es also mitGerede und Geraune<br />

auf sich? Man wird Verlegern und Redakteurenjawohl<br />

nicht ernsthaft abverlangen<br />

wollen, dass dieZeitung am<br />

Anspruch derElite gemessen werden<br />

müsste.Die Zielgruppe ist gewiss die<br />

sogenannte„breitere Leserschaft“.<br />

Undsowirdman es dochals realistisch<br />

in Rechnung stellen müssen, dass<br />

vor und hinter derZeitung kluge Köpfe<br />

stecken können, oder auch nicht.<br />

Und wenn es heißt: „Es steht heute<br />

nichts in der Zeitung“, so bleibtzuerst<br />

zu fragen:„Ist denn gestern überhaupt<br />

Berichtenswertesgeschehen?“ Wer<br />

ernsthaft Kritik üben will, der freilich<br />

mussinjedem Fall lesen, denn ein Gegenargument<br />

mussaus dem Kritisiertenheraus<br />

mitgrößerer Kraft deneigenenStandpunkt<br />

begründen. Aber<br />

das ist schon eine eher wissenschaftliche<br />

Fähigkeit. <br />

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Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite56<br />

Sorgenvoll bis<br />

optimistisch –der Blick<br />

in dieZukunft<br />

Am Ende unserer Ausführungen<br />

sollen einpaar Hinweise auf das Verhältnisvon<br />

Gegenwart und Zukunft der<br />

Zeitungstehen. In die Zukunft blicken<br />

zu können, istein alter Menschheitstraum,<br />

den wirnatürlich nicht ernsthaft<br />

propagierenwollen. Tatsache ist,dass<br />

Zukunftsunsicherheit stetszuBesorgnis<br />

führt, und ebenso richtig ist es,<br />

dass von Verleger- und Macherseite<br />

der Zeitung dasMögliche getan wird,<br />

um solche Besorgnisse zu zerstreuen.<br />

Man kann sie freilich auch nicht leichtfertig<br />

verdrängen, istdoch etwa konkret<br />

nicht zu übersehen,dass manvon<br />

einerEntwicklung unvermutet überrollt<br />

werden kann, obwohl man besten<br />

Willens war, zukunftsgerecht die betrieblichen<br />

Möglichkeiten zu schaffen<br />

undbereitzustellen. Es schmerzt, wie<br />

ich denke, dass im Grunde für seinerzeit<br />

neuestefunktionale Bedingungen<br />

erstellteRäumlichkeiten schon nach<br />

kurzer Zeit ein Dasein ohne ihren vollen<br />

Bestimmungszweck,gleichsam als<br />

partielle„Industrieruinen“, fristen.<br />

Derallgemeine Lesermag solche<br />

Entwicklungenwahrscheinlich nicht<br />

einmal bemerken. Man muss kein Prophet<br />

sein, um voraussagen zu dürfen,<br />

dass dertechnische und insbesondere<br />

digitale Fortschritt im Hardware- und<br />

Softwarebereichschnell und schneller<br />

fortschreitenwird. Überlegungen und<br />

Kalkül müssen dazu führen, die Besorgnisse<br />

nicht zu verdrängen, sondern<br />

vielmehr zumAnlass zu nehmen,<br />

frühzeitig über Wege und Möglichkeit<br />

der Zeitung<br />

in der Zukunftnachzudenken.<br />

Diesgilt<br />

auch, und das<br />

seinachdrücklich<br />

gesagt,für die<br />

Leser. Auch in<br />

Zukunftwird es<br />

eine –freilich<br />

wahrscheinlich<br />

abnehmende –<br />

Leserschaft<br />

geben, wasals<br />

immernoch positives<br />

Element<br />

nichtvoreilig aus<br />

Zukunftserwägungen<br />

ausgeschaltet<br />

werden sollte. WerimTagesablauf sich<br />

mit demgeschriebenen Wort abgibt,<br />

darinblättern, daran schreiben, sich<br />

daran bilden will und kann, der tut<br />

mehr für sein Denkvermögen alsderjenige,<br />

dersich allein dem Diktat der<br />

digitalen Informationssysteme anvertraut.<br />

Tief hintersinnig hatdiesen Konflikt<br />

der Kabarettist Christoph Sonntag<br />

ausgedrückt mit der Frage eines Kindes<br />

an den Vater: „Papa, wie seid ihr<br />

früher ohne Computer eigentlich ins<br />

Internet gekommen?“<br />

❋ ❋ ❋<br />

Am Schluss gilt mein besonderer<br />

Dankfür etliche Interviews, Betriebsführungen,<br />

Erklärungen und Beratungen<br />

Frau Heidi und Herrn Rainer<br />

Schöllkopf sowie HerrnElmar Schöllkopf<br />

alsInhabern und Geschäftsführern<br />

des Verlags und Verlegern des<br />

„<strong>Gäubote</strong>“. Nichtweniger bedanke ich<br />

mich beim Chefredakteur Herrn HaraldMarquardt,<br />

dem Initiator,Begleiter<br />

und Beratermeiner zeitungshistorischenAktivitäten,<br />

und besonders für<br />

seineGeduld, mit der er die<br />

Tatsache ertragen hat, dass<br />

Historikernicht nur in langen<br />

Zeiträumen denken,<br />

sondernauchinder Produktionihrer<br />

Werke den<br />

Umgang mit derZeit gelegentlich<br />

anders bewerten<br />

alssonstige Sterbliche.<br />

MitDank bleiben<br />

mir auchinbester Erinnerung<br />

alle Redakteure<br />

und Mitarbeiter,weil<br />

siemir gegebenenfalls<br />

mitAuskünften und<br />

anderenHilfen beigestandensind.<br />

Jahre<br />

1978<br />

April<br />

Besuchen Sie Herrenberg!<br />

Erkunden Sie die mittelalterliche Altstadt mit ihren zahlreichen schönen<br />

Plätzen, Brunnen, Staffeln und Gassen<br />

Besichtigen Sie die 700 Jahre alte Stiftskirche mit dem in Europa einzigartigen<br />

Glockenmuseum und genießen Sie die schöne Aussicht vom Turm<br />

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Seite 57<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Wasmorgen im<br />

Lokalteil steht: In<br />

der Redaktionsrundewird<br />

darüber<br />

diskutiertund<br />

entschieden<br />

GB-Foto:Bäuerle<br />

Die „<strong>Gäubote</strong>“-Redaktion<br />

Eine Plattform bieten<br />

undFlagge zeigen<br />

J<br />

eden Tageine Zeitungfürs Gäu –<br />

hinter diesem Anspruchdes „<strong>Gäubote</strong>“,<br />

dersoaktuell ist wieehund je,<br />

steckt eine engagierte Mannschaft, die<br />

sich ihrenLesern mehr als verpflichtet<br />

sieht. Für die„<strong>Gäubote</strong>“-Redaktion Tag<br />

für Tageine neue Herausforderung.<br />

Denn hier werden dieWeichen gestellt<br />

für die Zeitung,die am kommenden<br />

Morgen in den Briefkästen der<br />

Abonnenten steckt oder am Kioskauf<br />

Leser wartet.<br />

Klischees gibtesviele –vom rasenden<br />

Reporter,vom Redakteur,der sich<br />

im Bett noch einmal umdrehen darf,<br />

wennandere schon auf dem Wegzur<br />

Arbeit sind, vonJournalisten, die<br />

abends gernenoch feiern gehen: Die<br />

Wirklichkeit freilich sieht anders aus.<br />

Die Arbeit in einer Redaktion läuft<br />

hochprofessionell –und sie beginnt<br />

beim „<strong>Gäubote</strong>“imNormalfall morgens<br />

um 8Uhr.Oder sogar früher,<br />

wenn es ein Ereignis erfordert. Nicht<br />

selten klingelt auch mitten in der<br />

Nacht das Telefon beim diensthaben-<br />

den Redakteur,weil ein schlimmer Unfallpassiert<br />

ist oder ein Haus brennt …<br />

Bis zumRedaktionsschluss –inder Regel<br />

um 20.30Uhr und je nach Nachrichtenlageauch<br />

sehr viel später –ist<br />

die Redaktion im Verlagsgebäude in<br />

Herrenberg immer besetzt und damit<br />

in ständiger Bereitschaft.<br />

Die Anliegen, die die Leute<br />

umtreiben, wollenwir aufnehmen<br />

Harald Marquardt, Leiter der Redaktion<br />

Dazwischen wird, wie die Redakteure<br />

selbst sagen, „Zeitung gemacht“.<br />

Konkret bedeutet dasfür dieneun<br />

Mitglieder derLokalredaktion undSekretärin<br />

UteAcker,dem Leser am<br />

kommenden Tag–aberauch ganz aktuell<br />

im Internet auf der„<strong>Gäubote</strong>“-<br />

Homepage www.gaeubote.de –das<br />

Leben, den Alltag undaktuelle Ereignisseaus<br />

der gesamten Region um<br />

Herrenberg näherzubringen und zu<br />

bewerten. Gemeinderatssitzungen,<br />

Pressekonferenzen, sportlicheund kulturelleEvents,<br />

Interviews, aber auch<br />

Unfälleund menschliche Schicksale<br />

sowie wirtschaftliche und politische<br />

Entwicklungen –all das zu verarbeiten,<br />

ist die Aufgabeder Redaktion, die dabei<br />

vonzahlreichen freien Mitarbeitern<br />

unterstütztwird. Denn dieVielzahl<br />

derTermine lässt sich nur mit einer<br />

großen und qualifizierten Mannschaft<br />

schultern.Und vor Ort zu sein,<br />

sich persönlich ein Bild von etwas zu<br />

machen, dasist für den„<strong>Gäubote</strong>“<br />

mehr als selbstverständlich. Egal ob<br />

am frühen Morgen oder am späten<br />

Abend, auchanSonn- und Feiertagen.<br />

Hinzu kommeneigene Recherchen<br />

und Reportagen, diedas Leben im Verbreitungsgebietder<br />

nunmehr seit 175<br />

Jahren erscheinenden Zeitung abbilden–also<br />

in Herrenberg<br />

und seinen<br />

Stadtteilen, im gesamten<br />

Oberen Gäu<br />

mit Gäufelden, Bondorf,Jettingen<br />

und<br />

Mötzingen sowie in<br />

Nufringen, Gärtringen,Deckenpfronn<br />

und Hildrizhausen<br />

sowie in Ammerbuch im Kreis Tübingen<br />

und Wildberg im Landkreis Calw.<br />

Nichtzuvergessen der Landkreis Böblingen,der<br />

darüber hinaus viel Lesenswertes<br />

zu bieten hat.<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“ greift in seiner täglichen<br />

Berichterstattung nicht nur<br />

wichtige Themen auf, ein großes Anliegen<br />

ist ihm, denunterschiedlichen<br />

Zielgruppen im Blatt eine Heimat zu<br />

geben: Vereine ebenso wie Parteien,<br />

kirchliche und sozialeGruppen, Initiativen<br />

oder Interessenvertretungen aller<br />

Art. „Wir wollen eine Plattform für<br />

jedensein“, sagt Redaktionsleiter Harald<br />

Marquardt, derseit 1985 für den<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ arbeitet. So ist es nicht verwunderlich,dass<br />

der„<strong>Gäubote</strong>“ einen<br />

direktenDraht zu den Menschen<br />

pflegt –„die Türen stehen bei uns offen.“Und<br />

dasauch im übertragenen<br />

Sinn.Denn perTelefon, E-Mail oder<br />

über sozialeNetzwerke istdie Redaktion<br />

immer erreichbar –und für jeden<br />

Kontakt, jedes Gespräch und jede Anregung<br />

dankbar. „Die Anliegen, die die<br />

Leute umtreiben, wollen wir aufnehmen“,<br />

sagt derRedaktionschef,„wir<br />

wollen nichtnur eine Zeitung für die<br />

Offiziellen sein.“ Das schlägt sich auch<br />

in Serien und Aktionen nieder,wie<br />

dem„Heim(at)werker“, der ehrenamtlich<br />

Tätige ebensoins Blickfeldrückt<br />

wie der„Sportler des Monats“. Der<br />

„Energiesparer des Monats“ wiederum<br />

stellt Menschen vor,die ihren eigenen<br />

Beitragzum Klimaschutz leisten.<br />

Über die Themen, die am nächsten<br />

Taginder Zeitung stehen, entscheidet<br />

am frühen Nachmittag dieRedaktionskonferenz<br />

–konkret geht es dabei um<br />

denLokalteil, Sport und Kultur inklusive,<br />

sowie um ständig wiederkehrende<br />

Rubriken und Titel, wie„Gig“, gestaltet<br />

von der„<strong>Gäubote</strong>“-Jugendredaktion,<br />

oder die Gemeindezeitungen, dieelf<br />

MalimJahr Unterhaltsames und Hintergründiges<br />

aus denGemeinden rund<br />

um Herrenberg bieten. <br />

1892 Der<br />

„<strong>Gäubote</strong>“<br />

beziehteinmal<br />

mehr ein neuesQuartier,jetzt<br />

in derStuttgarter Straße.<br />

1894 Erstmals zeichnet am 10.Juli Theodor Samuel<br />

Braun, einzigerSohn desVerlegers Johann Georg Braun,<br />

als verantwortlicher Redakteur.Vom 20. September an<br />

empfängt der„<strong>Gäubote</strong>“ Nachrichten über das „telegraphische<br />

Bureau“, samstags wird der Zeitung das„Herrenberger<br />

Unterhaltungsblatt“ beigelegt. Theodor Samuel<br />

Braun stirbt jedoch schon 1898.<br />

1898 Gustav Fischer wird Geschäftsführer<br />

vonVerlag und Druckerei. Am<br />

25.Februar 1899 heiratet er Pauline<br />

Braun, dieSchwester von Theodor Samuel<br />

Braun, undwird Teilhaber.<br />

1901 Das Unternehmenwird<br />

umbenannt und<br />

trägtden Namen des<br />

neuen Eigentümers:<br />

„Gustav Fischer,vormals<br />

Braun’sche Druckerei“.


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite58<br />

Die tägliche Zeitungslektüre –und darauf ein Gedicht<br />

Panorama mit<br />

Begeisterung<br />

E<br />

in ganz besonders treuer „<strong>Gäubote</strong>“-Leser ist Karlheinz<br />

Fleischer aus Jettingen. Der60-Jährige greift seit<br />

über 30 Jahren jeden Tagzuseiner Heimatzeitung. Zum<br />

60. Geburtstag seines Freundes „Franz“ –für dender<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ ebenfalls seit Jahrzehnten zurtäglichen Lektüre<br />

gehört –hat Karlheinz Fleischer einGedicht verfasst. Es<br />

ist schon fast zu einer Liebeserklärung füreinen treuen<br />

Begleiter geworden. Und hierdie Verse im Wortlaut, die<br />

Karlheinz Fleischer mitdem Titel „Alltag eines ‚<strong>Gäubote</strong>“-<br />

Lesers überschrieben hat.<br />

„<strong>Gäubote</strong>“-Leser Karlheinz Fleischer aus Jettingen freutsich jeden Morgen auf dieneue Ausgabe<br />

seiner Tageszeitung<br />

Foto:Holom<br />

Alltag eines „<strong>Gäubote</strong>“-Lesers<br />

In Affstätt wohnt Franz T.,soalt wie unser Land,<br />

er gucktschon morgens über seinen Tellerrand.<br />

Beim Frühstück, Brille auf,„<strong>Gäubote</strong>“ lesen,<br />

neugierig schaut er,bin ichirgendwo dabei gewesen?<br />

Er denkt: „Isch wer gstorba, den ikenn?“<br />

Antwort: „Gottsei Dank, koa Bekannter drenn!“<br />

Wie gewohnt, liestman dieZeitung von hinten,<br />

da kann er „Feschtles-Anzeigen“ finden.<br />

LokalesgibtesinkleinenLettern,<br />

dann nach vorne arbeiten,blättern, blättern.<br />

Montagsganz hinten, Tischlein deck dich,<br />

Hunger,inden BMW rein, Auto streck dich.<br />

Hat er alsbald was im Magen,<br />

nimmt er im „Schatten“den „<strong>Gäubote</strong>“ –braucht nicht fragen.<br />

Auf derWirtschaftsseite vom Schatta en<br />

Affstättnix drenn,<br />

am Stammtischwird über „Lokalsport“diskutiert„gschwend“.<br />

Auf „gut Schwäbisch“ ist sein Highlight des Blattes,<br />

interessantfindet er,mit „Schmackes“!<br />

Dann machtereinen Seitensprung,<br />

liest Panorama mit Begeisterung.<br />

Auch zwischen denZeilen liest Franz,<br />

er sagt sich, wennschon, dann ganz.<br />

Vorn TV,langweiliges Programm,<br />

liest er IBM-Börse,Seite 3, Politik zumSchluss, dann schläfterein.<br />

Er träumt von Kommentaren, Anekdoten,<br />

Marathonläufern, allesim„<strong>Gäubote</strong>n“.<br />

Wacht er auf, gibt’s einen frischen Gaibota,<br />

jeden Tagaufs Neue,was isch botta?<br />

KARLHEINZ FLEISCHER<br />

Den überregionalen Teil bezieht<br />

der „<strong>Gäubote</strong>“ vonseiner Partnerzeitung,den<br />

„Stuttgarter Nachrichten“.<br />

Festgelegt wird in dieser Runde, welche<br />

Artikel auf derersten Lokalseite<br />

stehen,welche Themen noch vertieft<br />

undrecherchiert werden müssen.<br />

Doch nichtselten kommt es vor,dass<br />

die Zeitung am nächsten Tagdann<br />

doch ganz anders aussieht –weil aktuelle<br />

Ereignisse eine völlig neue Planung<br />

erfordern, oft auch noch zurspäten<br />

Stunde …<br />

Wert legt der „<strong>Gäubote</strong>“ auf eine<br />

sorgfältige und optisch ansprechende<br />

Gestaltung der Zeitung.Ein großes Anliegen<br />

ist es ihm, in Kommentaren Haltung<br />

zu zeigen und damit zur Meinungsbildung<br />

beizutragen. DieLeserbriefe,die<br />

zu ganzunterschiedlichen<br />

Themen –lokal und überregional –in<br />

der Redaktion eingehen, zeugen davon,<br />

dass dieLeser ihre eigene Sicht<br />

der Dinge haben undgerne davon Gebrauch<br />

machen, sie in der Zeitung zu<br />

artikulieren. Keine Frage: Auch dieRedaktion<br />

ist dabei nicht vonKritik ausgenommen,sowie<br />

Kritisch informieren<br />

und offen fürKritik<br />

sich das gehört.<br />

So unabhängig<br />

und mit Distanz der<br />

„<strong>Gäubote</strong>“anProbleme<br />

und Fragestellungen herangeht,<br />

„wenn es darauf ankommt, engagieren<br />

wir uns fürs Gäu und zeigen Flagge“,<br />

betont Harald Marquardt, derdabei<br />

auf seine Kollegen Konrad Buck, Dietmar<br />

Denner,Simone Denu, Esther Elbers,<br />

Jochen Stumpf und Holger<br />

Weyhmüller sowie diebeiden „Sportler“<br />

Robert Stadthagen undAndreas<br />

Gauß setzen kann. Das warimKampf<br />

gegen dieSondermüllverbrennungsanlage<br />

in den1990er Jahren der Fall,<br />

aber auch bei so aktuellenThemen<br />

wie derZukunft des Herrenberger<br />

Krankenhauses oder dermöglichen<br />

Eingliederungdes Landkreises in einen<br />

Regionalkreis.<br />

Umgekehrt dürfen<br />

und sollen sich die<br />

Leser aktiv beteiligen:<br />

Verlosungen<br />

über den„heißen Draht“ für Veranstaltungen<br />

aller Art, Tippspiele im Internet<br />

zurBundesliga, aber auch zurFußball-WM<br />

und -EM, oder unsere Sommer-Aktion<br />

„Familientour“, beider<br />

sich zwischenzeitlich weit über 10 000<br />

Teilnehmer am Telefon und im Internet<br />

aufinteressante Freitickets für Freizeitparks<br />

und andere Attraktionen<br />

freuen dürfen.Aktionen wie„Klickden<br />

Clip“, Fotogalerien mit Leserschnappschüssen,Umfragen<br />

und AbstimmungenimInternet<br />

erfreuen sich ebenfalls<br />

großer Beliebtheit. Undnicht zu vergessen<br />

dieVeranstaltungen zur Sportlerwahlmit<br />

prominenten Gästen oder<br />

der „<strong>Gäubote</strong>“-Cup mitdem VfL Herrenberg<br />

–sie alle machen klar,dass der<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ im Gäu fest verwurzelt ist.<br />

Ganz besonders deutlich wird das bei<br />

der„<strong>Gäubote</strong>“-Weihnachtsaktion von<br />

„Miteinander –Füreinander“,bei der<br />

mittlerweile gut eine MillionEuro für<br />

soziale Projekte gespendetwurden.<br />

Ein umfassendes Serviceangebot wie<br />

die täglichen „Tipps und Termine“, der<br />

wöchentliche Kulturkalender,die Kinoübersicht<br />

am Freitag oder die Vorschau<br />

„Sport am Wochenende“ runden<br />

das Angebotab. ■<br />

DIETMAR DENNER


Seite 59<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Anzeigen-Service<br />

DerKunde steht<br />

im Mittelpunkt<br />

A<br />

nzeigen sind ein unverzichtbarer<br />

Teil einer Tageszeitung –auch im<br />

„<strong>Gäubote</strong>“. Schon in derersten Ausgabe<br />

des „Intelligenzblatts für den Oberamtsbezirk<br />

Herrenberg“ am 7. Juli<br />

1838 finden sich zwei Annoncen: ein<br />

Kredit-und ein Stellenangebot. In all<br />

den 175Jahren, in denen die HerrenbergerZeitung<br />

nun erscheint, ist sie<br />

fürUnternehmen, Händler,Geschäfte,<br />

Vereine, aber auch fürPrivatleute eine<br />

wichtige Werbeplattform. „Anzeigen<br />

in Tageszeitungen genießen eine sehr,<br />

sehrgroße Glaubwürdigkeit“, sagt<br />

Christina Samel. Seit 1995 leitet<br />

siedie Anzeigenabteilung des<br />

„<strong>Gäubote</strong>“. „Unsere Anzeigen<br />

habeneinen lokalen Bezug. Sie<br />

erreichengenau das Zielpublikum.Davon<br />

profitieren<br />

sowohl diejenigen,<br />

diewerben, aber auch unsere Leser,für<br />

dieAnzeigen eine wichtige Informationsquelle<br />

sind.“<br />

Christina Samel, die seit 25 Jahren<br />

im Tageszeitungsgeschäft ist und zuvor<br />

in Werbeagenturen Unternehmen<br />

betreut hat, kann auf einenreichen Erfahrungsschatz<br />

zurückgreifen. Sie und<br />

ihr Team stehen allen Kunden, die im<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ inserieren wollen, unter-<br />

stützend zurSeite: „Wir beraten unsere<br />

Kunden, wie sieihre Angebote am<br />

besten bewerben können, wir machen<br />

Gestaltungsvorschläge,wir erarbeiten<br />

Mediapläne,wir erfragen spezielle Bedürfnisse,<br />

suchen den richtigenVeröffentlichungstermin<br />

und finden ganz<br />

maßgeschneiderteLösungen“, sagt<br />

Christina Samel. Kurzum: „Wir gehen<br />

auf unsereKunden ein, ihre Wünsche,<br />

ihre Bedürfnisse stehen bei uns im<br />

Mittelpunkt.“Dabei spielt es keine<br />

Rolle, ob die Werbung im Printprodukt,<br />

also wie seit 175 Jahren in<br />

der gedrucktenAusgabe des<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ platziert werden soll<br />

oder online auf der Homepage<br />

www.gaeubote.de –oder in<br />

beiden Medien. Durch die<br />

Kooperation mitPartnerzeitungenkönnen<br />

Anzeigenauch<br />

weit über die<br />

Grenzen des originären<br />

Christina Samel:<br />

Maßgeschneiderte<br />

Lösungen für den<br />

Kunden<br />

Ob Gestaltung oder Platzierung –Kundenberaterin Christiane Kirr weiß, worauf<br />

es bei der Anzeigenwerbung ankommt<br />

GB-Fotos:Bäuerle<br />

„<strong>Gäubote</strong>“-Verbreitungsgebiets hinaus<br />

veröffentlicht werden.<br />

Freundliche, individuelle und kompetenteBeratung<br />

–das bieten Christina<br />

Samelund ihr Team im Verlagshaus<br />

in der HorberStraße 42 in Herrenberg<br />

für alle Branchen.Auch werFamilienanzeigen<br />

aufgebenoder beispielsweise<br />

im Kleinanzeigenmarkt etwasverkaufen<br />

möchte,kann auf das professionelle<br />

Know-how der Anzeigenfachleutesetzen.<br />

Natürlich werden Anzeigenund<br />

Anfragen auch am Telefon<br />

oderper E-Mail beantwortet und entgegengenommen,<br />

am wichtigsten, vor<br />

allem bei komplexeren Inhalten, bleibt<br />

fürChristina Samelaberdas persönliche<br />

Gespräch.Sie und ihre Mitarbeiterinnen<br />

Tatjana Bauer,<br />

ChristianeKirr und<br />

Elke Renkewitz stehen<br />

dafür montags<br />

bis freitags von 8bis<br />

17 Uhrzur Verfügung.<br />

In derGeschäftsstelle<br />

im Einkaufszentrum<br />

Bronntor beratenzudem<br />

Brigitte Schneider undMonikaWörner<br />

Kunden und Interessenten:unter<br />

der Woche von 9.30 bis18<br />

Uhr und samstags von9.30 bis 13 Uhr.<br />

Dochder „<strong>Gäubote</strong>“ betreut seine<br />

Kunden auch vorOrt und zu Terminen,<br />

die ganz individuell vereinbart werden.Die<br />

Werbeberater Roland Ege,<br />

BarbaraMaurer und Heinz Rolfs halten<br />

im Außendienst engen Kontakt mit<br />

Handel undGewerbe –sowohl in der<br />

Stadt Herrenberg als auchimgesamtenUmland.<br />

Großen Wert legt Christina<br />

Samel auf einegute Zusammenarbeit<br />

mit Handels- und Gewerbevereinen,<br />

für diesie einwichtiger Ansprechpartner<br />

ist.<br />

Großer Akzeptanz in der Leserschaft<br />

erfreuen sich im ÜbrigenSonderveröffentlichungenzubestimmten<br />

Anlässen<br />

wie Jubiläen<br />

und<br />

Bauvorhabenoder<br />

zu Verbraucherthemen.<br />

„Auch hier helfen wirKunden<br />

und Interessentengerne weiter.“<br />

Ebenso beimThema Werbebeilagen.<br />

Nichtzuletzt präsentiert sich der<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ auch bei regionalen Messen,Ausstellungen<br />

und Leistungsschauen.<br />

Und dort, so ChristinaSamel,<br />

„kommen wirinKontakt mit den Menschen<br />

und haben interessante Begegnungen<br />

und Gespräche“. ■<br />

DIETMAR DENNER<br />

Anzeigen in Tageszeitungen<br />

genießen eine sehr große<br />

Glaubwürdigkeit<br />

Christina Samel, Anzeigenleiterin<br />

Schuhmode im Wandel der Zeit<br />

März<br />

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in Best-Auswahl<br />

–<strong>Gäubote</strong>-Kunde seit 1906 –


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite60<br />

Die „<strong>Gäubote</strong>“-Technik<br />

Wo die Seiten zur<br />

Zeitung werden<br />

O<br />

bAnzeigenabteilung, Redaktion<br />

oderVertrieb:Die „<strong>Gäubote</strong>“-<br />

Technik unterstützt dieanderen Abteilungen<br />

im Haus. Dievon den Kunden<br />

georderten Anzeigen,die von denRedakteuren<br />

geschriebenen Texte oder<br />

die vonden Fotografen angefertigten<br />

Bilder finden erst mit Hilfe der technischen<br />

Abteilung den Wegins „Blatt“,<br />

wie dieZeitung im Fachjargon auch<br />

genanntwird. Unddie Produkte der<br />

anderen Abteilungen werden dort bisweilen<br />

veredelt.Beispiel: Die Technik<br />

kann Fotos freistellen, wenn sie sich<br />

dafür eignen. Dasbedeutet, das Foto<br />

wird aus dem ursprünglichen Spaltenraster<br />

herausgehoben, um demBild<br />

eine größere Wirkungzuverleihen<br />

und das Erscheinungsbildder Zeitung<br />

aufzulockern.<br />

„Wir unterstützen die Anzeigenabteilungbei<br />

der Gestaltung und Produktion,unterstützen<br />

die Redaktion<br />

beigestalterischen und technischen<br />

Fragen vom Bildbis zum PC, für den<br />

Vertrieb gestalten wir Anzeigen fürdie<br />

Austräger-Suche oder dieAbo-Prämien“,<br />

fasst Technik-Chef Eberhard<br />

Ortzeif dievielfältigen Aufgaben zusammen.<br />

Zwölf Personenarbeiten im<br />

Technik-Team mit, überwiegend als<br />

Mediengestalter, darunter drei Auszubildende.Zur<br />

technischen Abteilung<br />

gehört auch dasKorrektorat, in dem<br />

zwei Personen tätig sind. Die Korrektoren<br />

tilgen nicht nur orthografische Unzulänglichkeiten,<br />

sondern versuchen<br />

auch inhaltliche Ungereimtheiten zu<br />

klären.<br />

Die Art undWeise, wie Anzeigen,<br />

Texte und Fotos in eine gedruckteZei-<br />

In der Technik<br />

bekommt der<br />

„<strong>Gäubote</strong>“<br />

gestalterischden<br />

letzten Schliff<br />

GB-Foto:Bäuerle<br />

tung gelangen, war einem stetigen<br />

Wandel unterworfen. BisEnde der<br />

1970er Jahre wurde der „<strong>Gäubote</strong>“<br />

mit Hilfe des Bleisatzes hergestellt.<br />

Der Setzer erfasste die vonder Redaktiongeschriebenen<br />

oder von externer<br />

Seiteeingesandten Texte an der Setzmaschine,<br />

Gleiches galtfür dieAnzeigen.AmEingang<br />

zurTechnik-Abteilung<br />

zeugteine „Großkegel-Setzmaschine“<br />

(sieheFoto auf Seite 37) aus<br />

dem Jahr 1966 noch heute von diesen<br />

vergangenen Zeiten.<br />

Dem Bleisatz folgte<br />

das Fotosatz-Zeitalter.„Das<br />

war eine gewaltigeStrukturänderung.<br />

Blei warja<br />

schwer und arbeitsintensiv“,führt<br />

Eberhard<br />

Ortzeifaus.<br />

Beim Fotosatz –ab1978 in Betrieb –<br />

wurden kopierfähige Schriftsätze auf<br />

Filmmaterial hergestellt. DieRedakteureund<br />

freien Mitarbeiter tippten<br />

ihre Texte zunächst auf einer Schreibmaschine.<br />

Die Erfasserinnen haben<br />

dieseTexte dann in eine Fotosatz-Anlage<br />

übertragen.Den erfassten Text<br />

druckteman auf einer sogenannten<br />

„Fahne“ aus –eine Textspalte, die auf<br />

Fotopapierbelichtet ist. In Absprache<br />

mit den Kollegen ausder Redaktion<br />

gestalteteder „Metteur“ dieSeiten<br />

mit Texten und Bildern mit Hilfe eines<br />

Skalpells. Der „Metteur“ klebte die Beiträge<br />

auf eine ZeitungsseiteinOriginalgröße.Redakteur<br />

und Metteur<br />

musstendabei entscheiden, auf wie<br />

viele Spaltender „Fahnen-Text“ umbrochen<br />

werden sollte und über wie<br />

viele Spalten sich die Fotos erstrecken<br />

sollten. Die fertig geklebte Seite kam<br />

in die Repro und wurde auf einem seitengroßen<br />

Negativ-Filmbelichtet. Der<br />

retouchierte Film gelangte schließlich<br />

in die „Katakomben“ des„<strong>Gäubote</strong>“:<br />

Die digitale Technik bringt<br />

einen Qualitätssprung<br />

Eberhard Ortzeif,Leiter der Zeitungstechnik<br />

in die Rotation. Dort wurde bis zum<br />

Jahr 2005 nachts dieHerrenberger<br />

Zeitung gedruckt –einschließlich des<br />

überregionalen Teils, dender „<strong>Gäubote</strong>“<br />

vonden „Stuttgarter Nachrichten“<br />

bezieht. Die Seiten aus Stuttgart werden<br />

inzwischenals pdf- oder eps-Datei<br />

übermittelt. Zu Bleisatz-Zeiten kamen<br />

die Seiten noch nachts perTaxi nach<br />

Herrenberg.<br />

Mitdem sogenannten Ganzseitenumbruch<br />

unddem digitalen Redaktionssystem<br />

arbeiten Technik und Redaktion<br />

seit 1996. Drei Jahre später<br />

führte auch dieAnzeigenabteilung das<br />

digitale Verfahren ein. Ganzseitenumbruchbedeutet:<br />

Die mitTexten, Fotos<br />

undAnzeigen versehenen Seiten werdenamPCzusammengefügt.<br />

Der fertigen<br />

Seitegeht in der Regel ein Layout<br />

voraus. Dieses Layout legt fest, welche<br />

Beiträge auf welcher Seite platziert<br />

werden sollen. Die fertige Seitewird<br />

digital an das Druckzentrum in Sindelfingen<br />

übertragen. „Durch dieUmstellung<br />

derProduktion von Blei zu Papier,<br />

danach Film und Digital, wurde auch<br />

eineSteigerung in puncto Druckqualität<br />

und Farbigkeit erreicht“, betont<br />

Eberhard Ortzeif.<br />

Der Wandel der Technik schlägt sich<br />

auch im Berufsbild der„<strong>Gäubote</strong>“-<br />

Techniker nieder.Aus dem früheren<br />

Schriftsetzer, dermit Blei arbeitete, ist<br />

der Mediengestalter am PC mit Textund<br />

Bildverarbeitungsprogrammen<br />

geworden. Die Produktion ist weit<br />

schneller als früher noch –und damit<br />

ist dieReaktionszeit kleiner geworden.<br />

„Der nächtliche Drucktermin aber<br />

steht mit1Uhr fest,daher ist gute Planung<br />

wichtig“,meint Eberhard Ortzeif.<br />

Der Mediengestalter und Druckformenhersteller-Meisterarbeitet<br />

bereits<br />

über 30 Jahre beim „<strong>Gäubote</strong>“und leitet<br />

dietechnische Abteilung seit dem<br />

Jahr 1990. ■ KONRAD BUCK<br />

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Seite 61<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Im Sindelfinger<br />

Z-Druck läuftder<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ druckfrisch<br />

von derRolle:Der<br />

Technische<br />

Leiter Peter Röhm<br />

(Mitte) unddie<br />

beiden Drucker<br />

Ernst Dengler<br />

(rechts)und<br />

Andreas Vombohr<br />

GB-Foto: Bäuerle<br />

Hochgeschwindigkeit im Druckzentrum<br />

35 Kilometer Papier pro Nacht<br />

L<br />

änge: 18 Meter.Breite: 6,5 Meter.<br />

Höhe 13 Meter.Gewicht: satte 300<br />

Tonnen. Das sind die Maße und das<br />

Gewicht, mitder die KBA Colora aufwartet.<br />

Auf dieser Rotations-Druckmaschine<br />

desHerstellers Koenig und Bauer<br />

wird der„<strong>Gäubote</strong>“ Nacht für Nacht<br />

gedruckt. Gefüttert wirddas beeindruckende<br />

Druckwerkmit seinen Stahlwalzen,Zahnrädern,<br />

Kabeln und all<br />

denanderen Innereien Ausgabe für<br />

Ausgabemit großen Papierrollen, die<br />

im Schnitt zusammen rund drei Tonnen<br />

aufdie Waage bringen. Würde<br />

man sieausrollen, ergäbe daseine vier<br />

Zeitungsseiten breite Bahn vonrund<br />

35 Kilometern Länge,wie PeterRöhm<br />

weiß, derTechnische Leiter der Firma<br />

Z-Druckinder Böblinger Straße in Sindelfingen,<br />

wo der „<strong>Gäubote</strong>“ gedruckt<br />

wird. Der Firmenname steht für Zentrale<br />

ZeitungsdruckgesellschaftmbH<br />

&CoKG–gleichberechtigte Gesellschafter<br />

sind neben dem „<strong>Gäubote</strong>“<br />

die ZeitungshäuserinSindelfingen<br />

und Mühlacker.Eine „<strong>Gäubote</strong>“-<br />

Ausgabemit maximal 32 Seiten druckt<br />

die KBAColora in einem Rutsch, und<br />

das natürlich von vorne bis hinten far-<br />

big. Oder in „4 C“, wieesinder Fachspracheheißt.<br />

Die Abkürzung steht im<br />

Englischen für„4Colors“, auf deutsch<br />

übersetzt: vier Farben. Gemeint sind<br />

damit Blau(„Cyan“), Purpur („Magenta“),Gelb<br />

(„Yellow“) und Schwarz<br />

(„Key“)–dieBestandteile des sogenanntenCMYK-Farbmodells<br />

–, aus denen<br />

durch subtraktive Farbmischung<br />

jede erdenklicheFarbe<br />

gedruckt werden<br />

kann. Isteine<br />

„<strong>Gäubote</strong>“-Ausgabe<br />

umfangreicher als32<br />

Seiten, muss der<br />

Druckaufgeteilt werden.<br />

Die technische Entwicklung im<br />

Druckbereich bleibt nichtstehen. Im<br />

Laufe seiner bislang175-jährigen Geschichte<br />

erlebteauch der„<strong>Gäubote</strong>“<br />

dies immerwieder und beteiligte sich<br />

selbstverständlich an diesen Verbesserungen<br />

–ganz im Sinne seiner Leser.<br />

Die Vorgängerin der KBAColora beispielsweise,<br />

die im „<strong>Gäubote</strong>“-<br />

Verlagshaus in der Horber Straße 42 in<br />

Herrenberg von1996 bis zum Jahr<br />

2005 ihren Dienst tat, konnte ebenfalls<br />

schon eine 32-seitige Ausgabeauf<br />

Zu 100 Prozent<br />

recyceltesPapier<br />

einmal drucken, allerdings nicht<br />

durchgängig farbig –die Farbigkeit war<br />

damals nochauf acht Zeitungsseiten<br />

proAusgabe beschränkt, der Rest der<br />

Zeitung blieb schwarz und weiß. Die<br />

Rotationsmaschine davor wiederum –<br />

eine 32-Seiten-Hochdruck-Anlage, die<br />

Anfang des Jahres 1972 aus Bielefeld<br />

kam –konnte ausschließlich mit<br />

schwarzer Farbe umgehen.<br />

Ganz zu<br />

schweigenvon deren<br />

Vorgänger-Maschinen.<br />

Seit dem 1. Juli 2005<br />

wirdder „<strong>Gäubote</strong>“ beiZ-Druck in Sindelfingen<br />

auf Papier gebannt. In zwei<br />

Schichten arbeiten jeweils drei Mitarbeiter<br />

an der Rotationund stellen die<br />

Maschine so ein, dass qualitativ ein<br />

möglichst optimales Druckergebnis<br />

am Endesteht. Das geschieht in heutiger<br />

Zeit vor allemvom Leitstand der<br />

umfangreich automatisierten Anlage<br />

aus,die theoretisch biszurund 32 000<br />

Zeitungs-Exemplare proStunde ausspuckt.Wohlgemerkt:<br />

nicht Seiten,<br />

sondern Exemplare!Der hohe Automatisierungsgradder<br />

KBA Colora trage<br />

unter anderem auch dazu bei, wie<br />

Peter Röhm erläutert, dass wenig Makulaturherauskomme<br />

–das Fachwort<br />

fürPapierausschuss. Zudem könne der<br />

Herstellungsprozess so umweltschonender<br />

erfolgen.<br />

Der Umwelt wird noch an anderen<br />

Stellendes Produktionsprozesses hohe<br />

Bedeutung beigemessen, beispielsweise<br />

beider Auswahl des Zeitungspapiers:<br />

„Das istzu100 Prozent recyceltes<br />

Papier,das kommt direkt aus dem<br />

Kreislauf“,betont Röhm. Wieauch die<br />

Druckplatten, mittels derer dieFarben<br />

in Hochgeschwindigkeit auf die richtigen<br />

Stellendes Papiers aufgebracht<br />

werden.<br />

Nachdem die „<strong>Gäubote</strong>“-Exemplare<br />

druckfrisch üblicherweise gegen 1.30<br />

Uhr morgens aus derRotationsmaschine<br />

gekommen sind, gelangen sie<br />

über ein automatisches Transportsystemzu–je<br />

nach Schicht–vier bis zehn<br />

Mitarbeiterinnen, die gegebenenfalls<br />

Beilagen in die Zeitungenstecken und<br />

das fertige Produkt in handliche Gebinde<br />

packen.Anschließend geht’s per<br />

Lieferwagenzuden Austrägern vor<br />

Ort. ■ HOLGERWEYHMÜLLER<br />

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Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite62<br />

„<strong>Gäubote</strong>“-Austrägerin Susanne Buchmüller ist schon ab 2.30 Uhr unterwegs<br />

Kein<br />

Verkehrslärm<br />

störtdie<br />

nächtliche Stille<br />

Gute Ortskenntnisse sind<br />

entscheidend:Zustellerin Susanne<br />

Buchmüller GB-Foto:Bäuerle<br />

S<br />

usanne Buchmüller verlässt das<br />

Haus,wenn sichandere nachts<br />

noch mal dieDecke bis ans Kinn ziehen:Für<br />

die48-jährige „<strong>Gäubote</strong>“-<br />

Austrägerin beginnt der Arbeitstag gegen<br />

2.30Uhr und endet werktags spätestens<br />

um 6Uhr.„Wenn meine Familie<br />

morgens aufsteht, bin ich wieder zu<br />

Hause.“ Dasgefällt ihranihrem Beruf,<br />

den sie seit 1999 ausübt,besonders<br />

gut.<br />

Sukzessive nahm diedreifache Mutterimmer<br />

mehr Bezirke in Herrenberg<br />

hinzu. „Inzwischen habe ich vier feste<br />

Bereiche.“ DenVogelsang, das Schießtäle<br />

und zwei Bezirke in derSchwarzwaldsiedlung.<br />

In Letzterer begann sie<br />

ihre Tätigkeit als Austrägerin. „In dem<br />

Wohngebiet bin ich groß geworden,<br />

da kannte ich mich aus.“ Gelegentlich<br />

übernimmt die dreifache Mutter noch<br />

Vertretungen –obinder Lämmleshalde,<br />

im Wengertweg oder in der Wilhelmstraße.<br />

„Mittlerweile kenn ich<br />

mich in ganz Herrenberg aus.“ Über<br />

200 Zeitungen stellt sie täglich zu.<br />

Susanne Buchmüller schläft allenfalls<br />

im Urlaub aus. Denn: Selbst sonn-<br />

Das ist ein Arbeitsplatz mit<br />

Bewegung und ohne PC<br />

Susanne Buchmüller<br />

tags steckt sie Zeitungen in dieBriefkästen.Gelegentlich<br />

unterstützt sie<br />

am Wochenende ihre älteste, 25-jährige<br />

Tochter.Dann geht’s schneller.Den<br />

nächtlichen Schlaf holt Buchmüller im<br />

Anschlussanihre Tour nach –mit Vorschlafen<br />

am Abend hat siekeine guten<br />

Erfahrungengemacht. Das klappt<br />

nicht. „Durchmachen“ ging früher einmal<br />

–heute, sagt sie, sei das nicht<br />

mehrmöglich. Insofern sind Veranstaltungen<br />

wiedas Sommernachtskino<br />

auf demSchlossberg, die fast enden,<br />

wennihre Arbeit beginnt, für dieHerrenbergerin<br />

tabu.<br />

Die gelernte Großhandelskauffrau<br />

organisiert alle ihre „Beugle“ direkt<br />

beim „<strong>Gäubote</strong>“-Verlagshaus in der<br />

Horber Straße 42, lädt sie in ihr Auto<br />

und fährt nacheinander ihre zugeteilten<br />

Gebiete an. Das Auto dient ihr dabei<br />

als Zeitungs-„Lager“. Sie stationiert<br />

das Fahrzeug strategisch günstigin<br />

den Wohngebieten, fährt bisweilen<br />

aucheinen Teil der Strecke. Dann<br />

nämlich, wenn es ordentlich bergauf<br />

geht.<br />

In der Schwarzwaldsiedlung beispielsweise<br />

zieht sie ihr „Wägelchen“<br />

nicht den Hang hinauf.<br />

Am meisten<br />

schätztSusanne<br />

Buchmüller den Vogelsang.<br />

Er gehört zu<br />

ihrenLieblingsgebieten.<br />

„Da geht es<br />

schnell“, erläutert sie.<br />

Haussteht an Haus. „Man muss nicht<br />

kilometerweitvon einem Briefkasten<br />

zumanderen laufen.“ Und: Hier liege<br />

alles„auf einer Ebene“.<br />

IhreTouren hat die „<strong>Gäubote</strong>“-<br />

Zustellerin, die in einem Bahnwärterhäuschen<br />

am Herrenberger Ortsausgang<br />

wohnt, ganz zeitökonomisch angelegt.Neue<br />

Gebiete läuft sieimmer<br />

erst bei Tageslicht ab: Sie sucht nach<br />

demschnellsten Weg–und der ist am<br />

Tagleichter auszumachen. Sie will außerdem<br />

vermeiden, womöglich Streckendoppelt<br />

zu laufen. Bei Helligkeit<br />

findet SusanneBuchmüller dann auch<br />

einfacher die „kleinen Sträßle“, dieihr<br />

als Abkürzung dienen können. Nach<br />

dem Orientierungsgang schreibt sie<br />

dann ihre „Laufliste“.<br />

Die Arbeit ist einbisschen wie Sport<br />

für die48-Jährige. „Man wird fit.“<br />

Buchmüller: „Dasist einArbeitsplatz<br />

mit Bewegung und ohne PC.“ Und ihr<br />

Berufhärtet ab. Schließlich ist siebei<br />

jedem Wetter unterwegs. Am liebsten<br />

sind derHerrenbergerin laue Sommernächte,<br />

einklarer Sternenhimmel<br />

und Vollmond. Je nach Bezirk begegneten<br />

ihr unterwegs auchschon mal<br />

Fuchs und Reh.<br />

Besonders schätzt Susanne Buchmüller<br />

die nächtliche und frühmorgendliche<br />

Stille. Um in dieser „vollkommenen<br />

Ruhe“ nicht gestört zu<br />

werden, nimmt sienicht einmal ein<br />

Handy mit. „Postlerin könnte ich nicht<br />

sein“, erklärtSusanne Buchmüller,<br />

„der viele Verkehr am Tagwürde mich<br />

stören.“ ■ SIMONE DENU<br />

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Seite 63<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Der Leser-Service<br />

Schnell und<br />

zuverlässig bis<br />

zumBriefkasten<br />

D<br />

afür, dass denvielen Tausend<br />

„<strong>Gäubote</strong>“-Lesern Tagfür Tagzuverlässigund<br />

so früh wiemöglichdie<br />

Zeitungins Haus flattert, sorgen über<br />

120 Austräger im gesamten Verbreitungsgebiet.<br />

Jeder von ihnen muss<br />

rechtzeitig –das heißt: in aller Herrgottsfrühe<br />

–die bestellte Zahl von Zeitungs-Exemplaren<br />

erhalten. Und jeder<br />

muss wissen,welcher Haushaltden<br />

„<strong>Gäubote</strong>“abonniert hat oder wer gerade<br />

im Urlaub ist. Dahinter steckt natürlicheine<br />

nicht zu unterschätzende<br />

logistische Anstrengung, deren reibungslosen<br />

Ablauf die Leserservice-<br />

Abteilung des „<strong>Gäubote</strong>“ managt –<br />

diese Fäden laufen bei Renate Brösamle<br />

und Abteilungsleiter Bertold Wark<br />

zusammen.<br />

Um Mitternacht starten zunächst<br />

die Fahrer in Herrenberg, um die<br />

12 600 druckfrischen Tageszeitungen<br />

beim Z-DruckinSindelfingen abzuholen.Meist<br />

schon gegen 1.30 Uhr können<br />

dieLieferfahrzeuge mitden ersten<br />

fertigen Zeitungspaketen beladen<br />

werden. Immer 40 Exemplarestecken<br />

in einem dieserverzurrten Packen. Ist<br />

diejeweilige Ausgabe jedoch besonders<br />

umfangreich oder sind viele Beilagen<br />

dabei, wird auf 30 Zeitungen pro<br />

Paket reduziert. Die Fahrer steuern mit<br />

ihrerFracht aus denneuesten Schlagzeilen,Bildern,<br />

Tipps und Terminen sodann<br />

dieverschiedenen Abladestellen<br />

im „<strong>Gäubote</strong>“-Verbreitungsgebiet an.<br />

Eine dieser über60Stellen ist das Ver-<br />

Renate Brösamle<br />

und Bertold Wark<br />

ziehen die Fäden,<br />

damit die Leser<br />

ihre Zeitung<br />

rechtzeitig<br />

bekommen<br />

lagsgebäude in derHorber Straße 42<br />

in Herrenberg. Bis zu 15 Austrägermachen<br />

sich in den frühen Morgenstunden<br />

hierher auf denWeg,umdie neueste<br />

Ausgabe direkt an der Rampe abzuholen<br />

und auszutragen. Ab zwei Uhr<br />

kanndie Verteilung beginnen, spätestens<br />

um sechsUhr sollte derLeser<br />

„seinen“ aktuellen „<strong>Gäubote</strong>“aus dem<br />

Die Austräger erfahren früh<br />

morgens, was in ihrem Bezirk läuft<br />

Vertriebsleiter Bertold Wark<br />

Briefkasten ziehen können. Die Austräger<br />

–derzeit 77 Frauen und 47 Männer<br />

–werden mittels beiliegender Packzettel<br />

über aktuelleÄnderungen informiert.<br />

„Die Austräger erfahren morgens,<br />

was in ihrem Bezirk läuft“,erläutert<br />

Bertold Wark, derseit 1976 beim<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ beschäftigt ist. Welcher<br />

Kunde ist im Urlaub und hat fürdiesen<br />

Zeitraum abbestellt? Wo wohnt ein<br />

neuerAbonnent? Soll der„<strong>Gäubote</strong>“<br />

die Abonnenten in denUrlaub nach<br />

Mallorca, München oder auf die Maledivenbegleiten,<br />

übernimmt der<br />

Z-Druckden Versand direkt –ohne<br />

dass dieZeitung einen Umweg über<br />

Herrenberg machen muss.Innerhalb<br />

von Deutschlanderreicht der„<strong>Gäubote</strong>“<br />

dieLeser sogar tagesaktuell, innerhalbEuropas<br />

am nächsten Tag.<br />

Schwierigkeiten, weiß<br />

BertoldWark, gibt es<br />

mit der Pünktlichkeit<br />

jedoch in Italien–da<br />

gilt erfahrungsgemäß<br />

die Ausnahme von der<br />

Regel. Es gibt Kunden,<br />

berichtet der Abteilungsleiter,<br />

diewünschen den Versand<br />

ihrer Heimatzeitung nicht nur an den<br />

Urlaubsort, sondernauch dieparallele<br />

Lieferungnach Hause. „Das ist aber<br />

sehr selten“, so Bertold Wark.Die<br />

meistenAbonnenten allerdings veranlassen<br />

währendihrer Reise eine Bezugsunterbrechung.<br />

Natürlichverreisen auch dieAusträger.Der<br />

Aufgabenbereich vonRenate<br />

Brösamle undBertold Wark umfasst<br />

GB-Foto:Bäuerle<br />

insofern auchdiesenAspekt: Die beiden<br />

müssen möglichst rasch nach einer<br />

Vertretung Ausschau halten, sobald<br />

sich einAusträger in den Urlaub<br />

verabschiedetoder aber einmal wegen<br />

Krankheit überraschend ausfällt –<br />

die „<strong>Gäubote</strong>“-Abonnenten wollen<br />

deshalbschließlich auf ihre Zeitung<br />

nicht verzichten. Das Duo bemühtsich<br />

natürlichimmer auch um neue Leser,<br />

beispielsweise über dieAktion „Leser<br />

werben Leser“,die mit attraktiven Prämien<br />

verbunden ist.<br />

Und sie betreuen „ihre“Austräger<br />

sowohl in Personalangelegenheiten<br />

als auch in sämtlichen Dingen des<br />

Lohn- und Sozialversicherungswesens.<br />

Ebenso läuft derMonatsabschluss inklusive<br />

Trägerlohn-Abrechnung über<br />

das Leserservice-Team. Eine Menge Arbeit<br />

also.Einmal im Jahr aber steht ein<br />

gemeinsamer Ausflugauf dem Programm<br />

–zum besseren Kennenlernen.<br />

Und wenn jemand als „<strong>Gäubote</strong>“-<br />

Austräger sein Jubiläum feiert, überbringt<br />

Abteilungsleiter Bertold Wark<br />

persönlich eine kleine Überraschung.<br />

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Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite64<br />

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1968<br />

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Seite 65<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

www.gaeubote.de<br />

Diedigitale<br />

Heimat<br />

im Netz<br />

O<br />

nline ist der „<strong>Gäubote</strong>“ schon<br />

seit 1999. Seitdem ist www.<br />

gaeubote.de–das digitale Zuhause für<br />

Herrenberg und das Gäu. Aktuelle Artikelaus<br />

den Gemeinden, Reportagen,<br />

Hintergrundberichte,Terminankündigungen<br />

und vieles mehr bekommen<br />

dieLeser der Print-Ausgabe tagtäglich<br />

an ihren Frühstückstisch geliefert. Auf<br />

dieseAktualität und Informationsfülle<br />

setztauch die„<strong>Gäubote</strong>“-Homepage.<br />

Hinzu kommen viele zusätzliche Inhalte,die<br />

das Internet ermöglicht.Videos.<br />

Bildergalerien.Themenseiten. Specials<br />

zu Wahlen oder Großereignissen.<br />

Lokale Nachrichten mit hoher Aktualität<br />

prägen den Auftritt. Deshalbveröffentlichtder<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ im Laufe des<br />

Tages zahlreiche Topnews, die von<br />

wichtigen Ereignissen berichten. Unter<br />

„Aktuell“ erscheinen zudem täglich<br />

neue Artikelaus den Ressorts Lokales,<br />

Lokale Kultur und Lokalsport. Wichtige<br />

Topthemen, wie etwa dieBerichterstattung<br />

zumneuen Freibad in Herrenberg<br />

oder Stuttgart 21, werden gebündeltdargeboten.<br />

Auch Kinder und<br />

Jugendliche werden mitder Kinderzeitung<br />

undGIG hier fündig, Sportfans<br />

gelangen zumLive-Ticker zu interessanten<br />

Sportevents.<br />

Gut gebündelt präsentieren sich die<br />

Themen auf derInternetseite. Ob Herrenberg,<br />

Bondorfoder Tailfingen –für<br />

jede Teilgemeinde ist unter „Mein<br />

Gäu“ eine eigene Unterseite eingerichtet.Mit<br />

ortsspezifischen Artikeln geht<br />

diese Seite auf aktuelle Themen ein.<br />

Hinzukommt ein umfangreicher Service-Teil,der<br />

anstehende Termine im<br />

Ort auflistet und auch dieMöglichkeit<br />

gibt, selbst Veranstaltungen dem<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ zu melden. Partys,<br />

Konzerte, Gottesdiensteoder<br />

auch<br />

dieJubilare sind<br />

hier tagesaktuell zu<br />

finden.Weitere Rubriken<br />

aus den umfangreichen<br />

Tipps und<br />

den Terminen des „<strong>Gäubote</strong>“ sind nur<br />

wenige Klicks entfernt. Berichte aus<br />

Gemeinderat oder Ortschaftsräten,<br />

Historisches,Service-Links zu Vereinen<br />

undOrganisationen sowie amüsante<br />

Videos zu denNecknamen der Orte<br />

runden das Angebotunter „Mein Gäu“<br />

ab.<br />

Serien sind einbeliebter Lesestoff<br />

des„<strong>Gäubote</strong>“ –obauf Papieroder<br />

der Homepage.Deshalb sind in diesem<br />

Menüpunkt Dauerbrenner und<br />

Klassiker wieder Energiesparer und<br />

Der Einstieg ins Web: 1999 geht der „<strong>Gäubote</strong>“ erstmals „online“<br />

Lokal, regional, international: Auf der „<strong>Gäubote</strong>“-Website sind immer tagesaktuelle Informationen zu finden<br />

Bis zu 120 000 User<br />

im Monat auf<br />

www.gaeubote.de<br />

der Sportler des Monats, ferner<br />

Heim(at)werker und Geschichten aus<br />

der Geschichte ebenso am Start wie<br />

Serien mitaktuellem Bezug –sei es das<br />

Kuppinger Ortsjubiläum oder der Geburtstag<br />

desNaturparks Schönbuch.<br />

Unter dem Menüpunkt<br />

„Service“vereint<br />

sind die nützlichen<br />

Informationen.<br />

Veranstaltungen<br />

aus<br />

demganzen<br />

Gäu, Telefonnummern<br />

und Adressen für den Notfall,<br />

Wetteraussichten und Hinweise<br />

auf Staus und Züge finden sich hier.<br />

Siemöchten mit auf eine Leserreise<br />

gehen? Hier können Sie auch Anzeigen<br />

aufgeben, dieAnzeigenpreisliste,<br />

Angebote ausdem Donnerstagsmarkt,<br />

Gewerbekontakte und vieles mehr<br />

einsehen.<br />

Intensiv genutzt wird daselektronische<br />

Archiv des„<strong>Gäubote</strong>“. Nach Ablauf<br />

von30Tagensind übrigens alle<br />

Artikel auf der Homepage frei zugänglich.<br />

Früherbringt Sie als Abonnent<br />

der Print-Ausgabe eine elektronische<br />

Registrierung zu den gewünschten Artikeln.<br />

Oder Sie lesenden „<strong>Gäubote</strong>“<br />

einfachkomplett online. Als komfortables<br />

E-Paper. An jedem Ort derWelt<br />

ist Ihre Heimatzeitung dann verfügbar<br />

–wie zu Hause. Auch dieZustellung<br />

der Tageszeitung währenddes Urlaubs<br />

kann ganz leicht über ein Online-Formular<br />

verabredet werden. Das gilt natürlich<br />

auch für Nachsende-Aufträge.<br />

All das gehtimService-Bereich mit<br />

wenigenKlicks.<br />

DieBeteiligung derLeser wird auf<br />

der„<strong>Gäubote</strong>“-Homepage großgeschrieben.<br />

Deshalb ist der Menüpunkt<br />

„Mitmachen“auch einer der beliebtestenbei<br />

denUsern. Hiersind die<br />

Tippspiele undVerlosungen mit attraktivenPreisen<br />

zu finden. Ein Leserbrief<br />

istschnell eingeschickt, genauso<br />

wie derSchnappschuss, überden sich<br />

auch dieanderen Leser freuen dürfen.<br />

Und den Sie selbst überdie Website<br />

hochladenkönnen. Umfragen und Abstimmungen<br />

gehören ebenso zum<br />

Mitmach-Programm.<br />

DasInternet lädt zu multimedialen<br />

Inhalten förmlich ein. Deshalbhat der<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ den Menüpunkt „Audio /<br />

Video“ auf seiner Homepage eingerichtet,<br />

wo nicht nurVideos von Ereignissen<br />

ausdem Lokalen, der lokalen<br />

Kultur oder dem Lokalsport zu sehen<br />

sind.Die „<strong>Gäubote</strong>“-Fotografen begleiten<br />

viele Veranstaltungen mit ihren<br />

Bilder-Galerien. Undwosie nicht sind,<br />

zücken oftdie Leser ihre Kameras und<br />

schicken ihreFotos ein. Auch in die<br />

bunte Welt des Kinos und des Fernsehens<br />

gibt es hier unterhaltsame Einblicke.<br />

Lokale Informationen sind die Stärke<br />

des „<strong>Gäubote</strong>“. Wasnicht heißen<br />

soll, dassfür eine Heimatzeitung die<br />

Welt an den Grenzen des „Gäus“ ende.<br />

Minutenaktuelle Meldungen der Deutschen<br />

Presse-Agentur erscheinen in<br />

dem Menüpunkt „Welt“ zu denBereichen<br />

Politik, Wirtschaft, Sport, Boulevard<br />

und vielem mehr.Obendrein informieren<br />

zu Großereignissen wie<br />

Olympischen Spielen, Bundestagswahlen<br />

oder Fußball-Weltmeisterschaften<br />

umfassende Specials die Leser.<br />

Nacheiner kompletten Neugestaltung<br />

des„<strong>Gäubote</strong>“-Internetauftritts<br />

vor drei Jahrenwerden dieInhalte<br />

seitdem kontinuierlich erweitert und<br />

die Präsentation stetigverbessert. Das<br />

honorieren die User.Seit 2009 haben<br />

sichdie Zugriffszahlen mehr als vervierfacht.<br />

Bis zu 120 000 Besucher und<br />

bis zu 650 000 Seitenaufrufe in ereignisreichen<br />

Monatensprechen eine klare<br />

Sprache: www.gaeubote.de ist für<br />

viele Leser zu einem unverzichtbaren<br />

Informationsangebotgeworden! ■<br />

JOCHEN STUMPF


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite66<br />

Die Fotografen prägen die Optik im Blatt<br />

Erst dieinnere Haltung<br />

macht dasgute Bild<br />

Gabriel Holom<br />

S<br />

ie sind das Auge der Redaktion, sie<br />

gebender Zeitung mit ihren Fotos<br />

das unverwechselbare Gesicht. Ereignisse,<br />

Veranstaltungen, Themen, Bilder<br />

des Tages, Porträts, Ehrungen, Künstler,Sportler,Politiker<br />

oder ganz einfach<br />

Menschen, die hier zu Hause sind<br />

–schon seit vielen Jahren sind Gerhard<br />

Bäuerle, Gabriel Holom und Wolfgang<br />

Schmidt mit der Kamera fürden „<strong>Gäubote</strong>“<br />

unterwegs.<br />

Der dienstälteste im Fotografen-Trio<br />

ist zweifelsohne Gerhard Bäuerle. Seit<br />

über 30 Jahren prägen seineFotos den<br />

Lokalteil. „Meine ersten Bilder habe<br />

ich während des Studiums veröffentlicht“,erzählt<br />

er,„ich glaube, eines der<br />

ersten Fotos waren Strommasten zwischen<br />

Gärtringen und Deckenpfronn,<br />

aufgenommenmit einer Kamera der<br />

MarkeMiranda.“ Natürlich fotografiert<br />

GerhardBäuerle wie seine beiden Kol-<br />

legenlängst digital, aber an dieZeit,<br />

alsBilder noch schwarz-weiß und<br />

mühsam aufPapier in Bädern entwickelt<br />

und fixiert wurden, kann er sich<br />

noch bestenserinnern. Washeute<br />

elektronisch bearbeitet und dann fix<br />

durchdie Leitung geschickt wird,<br />

erforderte damals immereine Dienstfahrt.<br />

Worauf es Gerhard Bäuerle bei der<br />

Fotografie ankommt? Fürden kommunikativenGärtringer,dem<br />

Landschaft<br />

undNatur vielbedeuten, ist es „immer<br />

wichtig, so fern es dieZeit erlaubt,<br />

einen besonderen Standpunkt zu suchen<br />

unddie gewöhnlichen Dinge aus<br />

einerungewöhnlichen Perspektive zu<br />

fotografieren“.Der Standpunkt ist die<br />

Grundlage für ein gutes Foto. Undwer<br />

schon Gelegenheit hatte, Gerhard<br />

Bäuerlebei derStandortsuche zu beobachten,der<br />

weiß, Mühen <br />

Oktober<br />

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175 Jahre GÄUBOTE –Wir gratulieren ganz herzlich!<br />

März1995


Seite 67<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

werdendanichtgescheut. Weder<br />

Umwege noch Klettereinsätze. Auf<br />

den Standpunkt kommt es Bäuerle<br />

aber in zweifacher Hinsicht an: „Das<br />

Foto sollte immer auch einen emotionalenCharakter<br />

haben.“ Die innere<br />

Haltungmuss sich möglichst im Bild<br />

ausdrücken. Dabeiist es ein schmaler<br />

Grad, subjektiv zu sein, ohne parteilich<br />

zu werden.Das Credo von Gerhard<br />

Bäuerle aber heißt: „Ich glaube nicht<br />

daran,dassesdie Aufgabe von guten<br />

Bildern ist, nur ein Dokument zu sein<br />

und dieRealität abzubilden. Es gibt für<br />

mich kein objektives Bild,daschon die<br />

Auswahl desStandpunkts eine subjektive<br />

Angelegenheitist. Gerade heutzutage<br />

in derÜberflutungder Welt mit<br />

Bildernist Emotionalität gefragt. Gern<br />

greife ich Gegensätzlichkeiten und<br />

Spannungen auf,damit der Kopf des<br />

Betrachtersgefordert ist, so dass sich<br />

die Pointefür ihn erschließt.“ Handwerkliches<br />

Können istfür den57-Jährigen<br />

dabei selbstverständlich, dieGesetze<br />

derBildgestaltung beherrscht<br />

der studierte Sozialpädagoge, der in<br />

Herrenberg zur Schule ging, wie nur<br />

wenige.<br />

Kaum weniger Dienstjahre, aber eine<br />

ganzandere Biografie bringt Gabriel<br />

Holominseine Arbeit als<br />

„<strong>Gäubote</strong>“-Fotograf ein. Er stammt aus<br />

Siebenbürgen und hat in Hermannstadt,<br />

heute Sibiu, zunächst eine technische<br />

Laufbahn eingeschlagen,wechseltedann<br />

in die Industrie und war<br />

von1977 als „Quereinsteiger“ Technik-Lehrer<br />

am deutschsprachigen Brukenthal-Gymnasium.<br />

Aber seine Leidenschaftgehörte<br />

schon immer der<br />

Fotografie.„Das warmein wichtigstes<br />

Hobby, das ich durch einen berufsbegleitenden<br />

Kurs in Kunstfotografie an<br />

der Hermannstädter Kunstschule vertieft<br />

habe.“ Später unterrichtete er<br />

Fotografie im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft<br />

an seiner Schule, veröffentlichte<br />

ersteFotos in den deutschen<br />

Zeitungen in Rumänienund beteiligte<br />

sich mit freien Arbeiten an internationalen<br />

Fotosalons. Dann kam der<br />

Schnitt. 1984. Die Übersiedelung nach<br />

Deutschland. „Ich landeteinHerrenberg,<br />

wo es glücklicherweise den’<strong>Gäubote</strong>’<br />

gab.“Mit einer Foto-Mappe unterdem<br />

Arm marschierte er in die Redaktion<br />

in der Horber Straße und fand<br />

im damaligenChefredakteur Hellmut<br />

M. Weidhaas einen Förderer.Nur zu<br />

gut kann sich Gabriel<br />

Holom nochan<br />

seine erste Auftragslisteaneinem<br />

Wochenende erinnern.<br />

Blümlesmarkt,<br />

Hocketse, Jungtierschau<br />

und so weiter<br />

undsofort. Der heute<br />

59-Jährige: „Ich<br />

ließmir daserklären<br />

und sprang ins kalte<br />

Wasser –imNachhinein<br />

betrachtetwar<br />

dasdie besteMethode,<br />

so lernte ichals<br />

’Zugereister’ am<br />

schnellsten Land und<br />

Leute kennen.“ Die Gerhard Bäuerle<br />

Mentalitätund den<br />

Dialekt. SeineFotos hatten was,<br />

schnellwurde Gabriel Holom fester<br />

Mitarbeiter,wechselte sogar für sieben<br />

Jahre als Fotojournalist in die Redaktionund<br />

ist nun seit vielen Jahren<br />

im Dreier-Teamder festen freien Fotografen<br />

eine absolute Größe. Kreativ,<br />

zuverlässig und ausgestattet mit einem<br />

präzisen Blick für dasWesentliche.<br />

„Die Themen und Aufgaben wurdenimLaufe<br />

derZeitimmer komplexer,<br />

ich wuchs mit ihnen, lernte viel<br />

dazu undgewann nach und nachden<br />

Überblick über dieZusammenhänge<br />

in den Kommunen<br />

und im Landkreis.“<br />

DerFotografen-Beruf<br />

ist sicher vieles, auf<br />

keinen Fall aber langweilig.„Auch<br />

wenn<br />

sich im Lokaljournalismus<br />

manches wiederholt,<br />

bleibt dieArbeitspannend.<br />

Es<br />

kommt darauf an,<br />

immerwieder eine<br />

neuePerspektive zu<br />

finden. Das gilt für<br />

Wolfgang die Themen, das gilt<br />

Schmidt für dieAkteure.“<br />

Am liebsten mag GabrielHolom<br />

den direkten<br />

Kontakt zu denLesern. Oftgibt<br />

es da Lob füreinen besonders gelungenen<br />

Schnappschuss. Sei es beimTermin<br />

auf dem Fußballplatz oder beim<br />

Vereinsfest. Und wenn der Fotograf,<br />

der in Nebringen längst heimisch geworden<br />

ist, malnicht für den„<strong>Gäubote</strong>“<br />

unterwegs ist, greift er dennoch<br />

zur Kamera: Seine Aktfotografien, die<br />

schon in mehrerenAusstellungen gezeigt<br />

wurden, sind wahre Kunstwerke.<br />

Termindruck, rund um die UhrinBereitschaft,jeden<br />

Tag, jedes Wochenende<br />

–esist auch ein knallharter Job, Fotograf<br />

bei einer Tageszeitung zu sein.<br />

Und mitden wachsenden Anforderungen<br />

und zunehmenden Seitenumfängen<br />

stelltesich der Redaktion schon<br />

vor rund 25 Jahren die Frage: Istdieses<br />

Pensum vonzwei Bildreportern zu<br />

stemmen? Die Antwort hatte einen<br />

Namen: Wolfgang Schmidt. Seitdem<br />

gehört der gebürtige Herrenberger,<br />

der in Entringen lebt, zum Fotografen-<br />

Team des „<strong>Gäubote</strong>“. Wolfgang<br />

Schmidtpendelte lange zwischen zwei<br />

Berufswelten,der Fotografie und der<br />

Sozialpädagogik. Die Arbeit im Jugendhaus<br />

in Hechingen macht dem<br />

57-Jährigenbis heute Freude, die<br />

Hauptrolle in seinem Berufsleben<br />

spielt aber seit vielen Jahren die Fotografie.Wenn<br />

Wolfgang Schmidt durch<br />

den Sucher seiner Kamera schaut, vergissteralles<br />

andere um sich. Immer<br />

sucht er das Charakteristische, vorallem<br />

in Gesichtern. Es sind diekurzen<br />

Momente, dievielegar nicht erkennen,<br />

diehervorzulocken und festzuhalten<br />

aber die Kunst ist, dieWolfgang<br />

Schmidtsoaußergewöhnlich beherrscht.<br />

Dabei sieht aucherdie Entwicklung<br />

der Digital-Fotografie mit all<br />

ihren technischen Raffinessen durchaus<br />

kritisch. „In einer Zeit, in der eine<br />

wahre Bilderflut das einzelne Foto zu<br />

entwerten droht, ist es schwer geworden,<br />

das Unverwechselbare festzuhalten<br />

–und alsFotograf zu arbeiten.“<br />

Wolfgang Schmidt, der seit Anfang der<br />

80er Jahre mit der Kamera unterwegs<br />

ist, hat aberkeine andere Wahl. Die<br />

Fotografieist für ihn wieeine Sucht:<br />

„Ich kann nicht anders, ich muss immer<br />

wieder raus auf die Straßen dieser<br />

Welt, um mich mit denMenschen und<br />

deren Lebenswelten fotografisch auseinanderzusetzen.“<br />

Getrieben von einem<br />

Hunger nach<br />

Bildern, arbeitet er<br />

nunseit nahezu 30<br />

Jahren im Bildjournalismus,wie<br />

seine Kollegen<br />

nicht allein für<br />

den„<strong>Gäubote</strong>“. Afrika,<br />

bunt, chaotisch,<br />

armund bedrückend,<br />

gehört auch<br />

zu seinenLeidenschaften.<br />

In seinen<br />

Bildernkommt es<br />

ihm darauf an, stets<br />

formaleÄsthetik und<br />

inhaltliche Aussage<br />

zu verbinden.„Mir<br />

genügtesnicht, wenn<br />

ein Bild nur schön ist<br />

oder nuretwas erzählt.<br />

Eingutes Bild muss beides liefern.“<br />

Und dass ihmdiese Symbiose oft<br />

gelingt, davon zeugen ungezählte Fotos<br />

von ihm.Gerade auch im „<strong>Gäubote</strong>“.<br />

Die drei Fotografen –sie sind das<br />

Augeder Redaktion und mitunter<br />

auch Sensor fürwichtige Themen. Ihre<br />

Bilder drückenoft aus, wasArtikel<br />

nichtmehr leisten können. Und viele<br />

Leserinnen und Leser des„<strong>Gäubote</strong>“<br />

finden sich in ihren Fotos wieder.Es<br />

sind besondere Bilder,jeden Tag–<br />

gesehen im „<strong>Gäubote</strong>“. ■<br />

HARALD MARQUARDT<br />

1903<br />

Am 28. Mai<br />

stirbt Johann<br />

Georg Braun<br />

nach schwerer<br />

Krankheit.<br />

1904<br />

Der„<strong>Gäubote</strong>“<br />

erscheint viermal<br />

proWoche.<br />

1905 In der Horber<br />

Straße 9inHerrenberg beziehen<br />

Verlag und Druckerei<br />

einen Neubau. DieRedaktion<br />

bekommt ein Telefon. Erstmals<br />

rückt die Stiftskirche in<br />

den Kopf des Blattes.<br />

1909 Nach einer neuerlichen Formatvergrößerung<br />

heißt dasBlatt nun „Gäu- und Ammertalbote“.<br />

Gustav Fischer führt neue Rubriken ein, berichtet wird<br />

über den Bezirk, über Württemberg,das Reich und<br />

die Welt, wobei die nichtlokalen Informationen wie<br />

bisher schon anderen Zeitungenentnommen werden.<br />

1918 Im Hochsommer<br />

erscheinen zwei „Kriegsnummern,<br />

gewidmet den<br />

Ausmarschierten des Bezirks“.<br />

Der Reinertrag kommt den<br />

Invaliden ausdem Gäu<br />

zugute.


Jahre<br />

Das 48er<br />

Mehr als nur Fotos:<br />

Wenn Momente<br />

auf Emotionen treffen<br />

Weihnachtssingen<br />

auf dem Marktplatz<br />

Festival? Das ist das 48er<br />

rund um das Herrenberger<br />

Jugendhaus: Kracher-Bands<br />

auf der Bühne und eine geniale<br />

Stimmung davor<br />

GB-Foto: Schmidt<br />

Viel Wir-Gefühl und ein bisschen<br />

Gänsehaut – seit mehr<br />

als einem halben Jahrhundert<br />

stimmen sich die Herrenberger<br />

gemeinsam auf<br />

das Weihnachtsfest ein.<br />

GB-Foto: Bäuerle<br />

Pferdemarkt<br />

Schön, aber manchmal auch widerspenstig:<br />

Die Stutenprämierung auf der Herrenberger<br />

Festwiese macht den Faschingsdienstag<br />

zum Feiertag, wenn auch in der Innenstadt<br />

die Narren das Kommando übernommen<br />

haben.<br />

GB-Foto: Bäuerle<br />

Handwerkermarkt<br />

Die Sommerfarben<br />

Konzerte, Theater, Comedy<br />

– bis zu 6000 Besucher genießen<br />

das Kulturevent auf<br />

dem Marktplatz, bei dem<br />

natürlich auch die „Herrenberger<br />

Bühne“ (Foto) gastiert.<br />

GB-Foto: Holom<br />

Der Altstadtlauf<br />

100 Kilometer, da brauchen<br />

alle Kondition: Die Läufer<br />

kämpfen um Sekunden, die<br />

Zuschauer dürfen bis Mitternacht<br />

bummeln gehen<br />

GB-Foto: Holom<br />

Zuschauen, wie früher geschafft<br />

wurde und in der<br />

Herrenberger Altstadt einkaufen<br />

am Sonntag – am<br />

besten bei Sonnenschein<br />

GB-Foto: Bäuerle<br />

Das<br />

Stadtfest<br />

Wo gearbeitet wird, muss auch gefeiert werden! Und<br />

weil in dieser Region viel „g’schafft“ wird, sind<br />

auch die Feste vom entsprechenden Kaliber. Das<br />

gilt für das Stadtfest in Herrenberg (Foto), aber<br />

selbstredend auch für die vielen ausgelassenen<br />

Festivitäten in den Gemeinden GB-Foto: Holom<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“-Cup<br />

Das besondere Fußballturnier<br />

bringt zum Jahreswechsel<br />

Spaß und Stimmung in<br />

dieHalle–beidenKickern<br />

und den Zuschauern.<br />

GB-Foto: Schmidt<br />

Herbstschau<br />

Herrenberg<br />

Mehr als 120 Aussteller<br />

beim „Treffpunkt Vielfalt“:<br />

Verbraucher-Informationen,<br />

Energietag, Krankenhaustag<br />

und jede Menge kurzweilige<br />

Unterhaltung<br />

GB-Foto: Bäuerle<br />

Fasnet im Gäu<br />

Kaum eine Gemeinde mehr ohne Narrenzunft und<br />

Umzug: Was in Altingen (Foto) einst begann, hat<br />

sich über das ganze Gäu verbreitet, ob Deckenpfronn,<br />

Gärtringen, Nebringen, Nufringen, Bondorf,<br />

Jettingen, Hildrizhausen oder Herrenberg …<br />

GB-Foto: Holom


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite70<br />

„<strong>Gäubote</strong>“-Geschäftsstelle im Bronntor<br />

Umfassender Service<br />

in derStadt<br />

B<br />

rigitte Schneider erinnert sich<br />

noch allzugut. „Als ich morgens<br />

die Türaufschloss, da stand dort schon<br />

eine riesige Warteschlange.“ In derTat<br />

war an diesem Tagder Andrang vor<br />

der „<strong>Gäubote</strong>“-Geschäftsstelle im HerrenbergerEinkaufszentrum<br />

Bronntor<br />

ganz besonders groß –denn es begannder<br />

Kartenvorverkauf fürein<br />

ganz außergewöhnliches<br />

Theaterevent in<br />

der Stadt, für„Hannes<br />

und der Bürgermeister“<br />

alias Albin<br />

Braig und Karlheinz Hartmann. Innerhalb<br />

kurzer Zeit waren alle Tickets verkauft.<br />

Seit jenem 6. Dezember 1977, seit<br />

es das Bronntor gibt, besteht dort eine<br />

Außenstelle des „<strong>Gäubote</strong>“, derHerrenberger<br />

Zeitung. Das Serviceangebotist<br />

auchinder Innenstadtumfassend.Hier<br />

wird nicht nur die aktuelle<br />

Zeitungverkauft, vielmehr können<br />

Kunden auch dieZeitung abonnieren,<br />

Die Eintrittskarte für<br />

Spaß und Unterhaltung<br />

Anzeigen aufgeben, Druckaufträge bestellen,<br />

Leserreisen buchen und eben<br />

Eintrittskarten für alle Arten von Veranstaltungen<br />

im Vorverkauf erwerben.<br />

Unddas nicht nur für Herrenberg und<br />

Umgebung,zum Beispiel für das Landestheater<br />

Tübingen, sondern auch<br />

auf internationaler Ebene, für einige<br />

Kulturevents in England ebenso wie<br />

für ein Rock-Open-<br />

Air in Ungarn oder<br />

die Opernfestspiele<br />

im italienischen Verona.<br />

Stark nachgefragt<br />

sind auchdie Musicals, vor allem<br />

in Stuttgart, oder dieKonzerte großer<br />

Bands wie AC/DC. Brigitte Schneider:<br />

„Da waren dieTickets in zehn Minuten<br />

alle weg.“ Sportveranstaltungen wie<br />

Formel 1, Handball- oder Bundesligaspiele<br />

können im Bronntor ebenfalls<br />

gebucht werden.<br />

Brigitte Schneiderist Ansprechpartnerin<br />

in der „<strong>Gäubote</strong>“-Geschäftsstelle<br />

seit März 1978,seit gut 20 Jahren ist<br />

Die Ansprechpartnerin im Bronntor: Brigitte Schneider<br />

Monika Wörner dabei. Regelmäßig unterstützt<br />

werden siezudem vomAnzeigen-Team<br />

aus dem Verlagshaus in<br />

der Horber Straße mitTatjana Bauer,<br />

Christiane Kirr undElke Renkewitz.<br />

Umfassend in der„<strong>Gäubote</strong>“-<br />

Geschäftsstelle istdas Angebot an Büchern:<br />

Kinder-und Jugendbücher,<br />

Sachbücher,Belletristik, Bücher mit<br />

lokalemoder regionalem Bezug, über<br />

Land und Leute. Auch die RestaurantundFreizeit-Gutscheinbücher,Herrenberg-Taschen,Herrenberg-Puzzles<br />

GB-Foto:Bäuerle<br />

oder Herrenberg-Gummibärchen finden<br />

sich im breiten Sortimentdes<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ im Bronntor.<br />

Freundliche und kompetente Beratungder<br />

Kunden, das steht, wieüberhauptbeim<br />

„<strong>Gäubote</strong>“, auch in der<br />

„<strong>Gäubote</strong>“-Geschäftsstelle im Bronntor<br />

an oberster Stelle.<br />

■ Geöffnet hat die Geschäftsstelle<br />

montagsbis freitags von 9.30 bis<br />

18 Uhr, samstags von 9.30 bis13Uhr.<br />

DIETMAR DENNER


Seite 71<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Akzidenzen: Erst dieGestaltung, dann der Druck<br />

Plakate, Flyer,Prospekte<br />

und Broschüren<br />

A<br />

kzidenz –beim ersten Mal mag<br />

dieses Wort nicht so einfach über<br />

die Lippen gehen. Doch dieBedeutung<br />

immerhin,die dahinter steckt, ist<br />

einfacher als das Aussprechen: Flyer<br />

und Plakate fürVeranstaltungen, Briefbögenund<br />

Visitenkarten für Firmen,<br />

Prospekte, Gebrauchsanleitungen, Urkunden,<br />

Broschüren. Alle diese verschiedenen<br />

Druckprodukte stehen neben<br />

dertäglichen Zeitungslektüre für<br />

die schier unendliche Fülle an Gedrucktem.<br />

Sei es zur Information oder<br />

zurUnterhaltung. Gestalterische Grenzen<br />

sind da kaum vorhanden. Die Erfahrung,<br />

diedie Theodor Körner KG –<br />

Zeitungshaus und Druckerei vonAnbeginn<br />

–inder Akzidenz-Herstellung<br />

hat,speist sich aus einer jahrzehntelangen<br />

Aktivität in diesem Bereich der<br />

„schwarzen Kunst“. „Alle Drucksachen<br />

sprechen zwei unsererwichtigsten<br />

Sinnean: sehen und fühlen.“ So umschreibt<br />

Wolfgang Braun, Leiter des<br />

Druckereibüros im Verlagshaus, den<br />

täglichen Umgang mit Farbe und Papier.<br />

DieDruckereiist vollstufig, das<br />

heißt, hier wird nicht nur der eigentliche<br />

Druck erledigt, sondern hier werden<br />

auchalle Vorarbeiten und die Gestaltung<br />

übernommen. Zudem gibt es<br />

im Vorfeld eine kompetente und ausführlicheBeratung.<br />

Schließlich gilt es,<br />

aus einem immensen Angebot beispielsweise<br />

bei den verschiedensten<br />

Papiersorten –die übrigens in aller Regel<br />

aus nachhaltig bewirtschafteter<br />

Forstwirtschaft stammen –die richtige<br />

und passende Wahl zu treffen. Welche<br />

Farbe, Stärke,Zusammensetzung oder<br />

Struktur etwasoll das Papier haben?<br />

Oder wiesoll das Produkt grafisch gestaltet<br />

sein? Welche Farben sollen<br />

zum Einsatz kommen? Undnatürlich<br />

spielt auchdas Budget eine große Rolle.<br />

Welcher Kostenrahmen soll eingehalten<br />

werden und welche Vorgaben<br />

im sogenanntenCorporate Design<br />

sindzum Beispiel zu beachten?<br />

Für die Beantwortung dieser und<br />

weiterer Fragen stehtWolfgang Braun,<br />

der neben seiner Ausbildung zumIndustriemeister<br />

Drucknoch bei der Industrie-<br />

und Handelskammer(IHK)<br />

die Weiterbildung zum Technischen<br />

Betriebswirt absolviert hat, mit seiner<br />

ganzen Fachkompetenz zurVerfügung.<br />

Darüber hinaus gibt es natürlich<br />

weitere Mitarbeiter in den Bereichen<br />

Druckvorstufeund Druck, die ihrWissenund<br />

ihr Können einfließen lassen,<br />

um dasbeste Ergebnis fürden Kunden<br />

zu erzielen.Insgesamt sind neun Mitarbeiter<br />

in der Druckerei beschäftigt,<br />

Höchste<br />

Qualitätsstandards<br />

gelten in der<br />

Druckerei<br />

Körner<br />

GB-Foto:Bäuerle<br />

darunterauch ein Auszubildender<br />

zum Medientechnologen Druck.<br />

DieWichtigkeit derKunden fasst<br />

Wolfgang Braun wie folgt zusammen:<br />

„Die Mehrzahl unserer Kunden kommt<br />

ausdem regionalen Umfeld und fußt<br />

auf einer langjährigen und vertrauensvollen<br />

Zusammenarbeit. Darunter<br />

sind sowohl namhafte Industrieunternehmen,Banken<br />

und Versicherungen<br />

alsauch freie Grafiker und Werbeagenturen.<br />

Nicht zu vergessendie<br />

Vielzahl an Privatkunden,die uns persönlichaufsuchen<br />

und von uns individuell<br />

beratenwerden.“<br />

Um Druckaufträge<br />

aller Artkümmern<br />

sich Annette<br />

Bäumer undWolfgang<br />

Braun im<br />

Druckereibüro des<br />

„<strong>Gäubote</strong>“-<br />

Verlagshauses in<br />

Herrenberg<br />

GB-Foto: Bäuerle<br />

Mit demvielfältigen Maschinenpark<br />

der Druckerei Körner lässt sichein<br />

breitesSpektrum an Druckprodukten<br />

realisieren. Gedruckt wirdauf Maschinen<br />

derHeidelberger DruckmaschinenAGund<br />

der Firma Koenig &Bauer<br />

AG (KBA). Dabei können Formate bis<br />

zu DIN A2bedruckt werden. Für die<br />

Bereiche der Druckveredelung wie nuten,<br />

stanzen, nummerieren und prägen<br />

stehenweitere Maschinen zur<br />

Verfügung. In deranschließenden<br />

Weiterverarbeitung gibt es eine mächtige<br />

Schneidemaschine, mitder bis zu<br />

15 Zentimeterhohe Papierstapel beschnitten<br />

werden können, eine Falzmaschine<br />

undein Sammelhefter,mit<br />

dem einzelne Papierbögen zu Heften<br />

undBroschüren geklammert werden.<br />

Darüberhinaus verfügt dieDruckweiterverarbeitung<br />

über eine Vielzahl<br />

an Gerätenzum Beispiel zumBohren<br />

oderÖsen oder auch, um einzelne Bögen<br />

in derrichtigen Reihenfolge zusammenzuführen.<br />

Erweitertwirddas<br />

Leistungsspektrum nochdurch eine<br />

große Anzahl an Spezialistenfür Arbeiten,<br />

dienicht im eigenen Haus gemachtwerden<br />

können, zum Beispiel<br />

Lackier- und Kaschierarbeiten sowie<br />

Klebe- undSpiralbindungen. ■<br />

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Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite72<br />

Alte Partner –<br />

zusammen<br />

jung geblieben!<br />

Für die über 100-jährige<br />

Zusammenarbeit bedanken<br />

wir uns und gratulieren<br />

dem Verlag Th. Körner.


Seite 73<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Der Blick vom<br />

Grafenberg bei<br />

Kayh –schöner<br />

gehtesfür den<br />

Volkskundler<br />

Dr.Gustav Schöck<br />

(unten) nimmer<br />

im Oberen Gäu<br />

GB-Fotos: Schmidt<br />

Das Obere Gäu<br />

Fruchtbares Land, wenig bewaldet<br />

D<br />

er Nameist Programm:Der<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ ist die Zeitung für das<br />

„Gäu“. Fürdas „Obere Gäu“. „Ein freies,<br />

offenes, fruchtbares Land“ –sodefiniertDr.<br />

Gustav Schöck die Gäulandschaft<br />

und er greift dafür auf das vielzitierte<br />

Fischer’sche Wörterbuch zurück.<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“ hat sich mit dem gebürtigen<br />

Nebringer,bis zumJahr 2006<br />

Leiter der Landesstelle für Volkskunde<br />

in Stuttgart, überdie Besonderheiten<br />

des „Oberen Gäus“ und die Eigenheiten<br />

der„Gäu“-Bewohner unterhalten.<br />

VONSABINEHAARER<br />

Das Gäuist zuerst einmal eine Landschaftsbezeichnung,sagt<br />

Dr.Schöck.<br />

Damit gemeint seifreies und wenig<br />

bewaldetes Land, dasvorwiegend agrarischgenutzt<br />

wird. Neben Heckenund<br />

Schlehen-, Stroh-, Zaber- und<br />

Stäblegäutrifft das natürlichauchauf<br />

das „Obere Gäu“ mit Herrenberg als<br />

Mittelpunktzu, das unter demNamen<br />

„Korngäu“seit dem frühen Mittelalter<br />

für gutelandwirtschaftliche Verhältnisse<br />

bekannt ist. Nach derBegrenzung<br />

des Oberen Gäus gefragt, nennt<br />

Dr.Gustav Schöck denSchönbuch mit<br />

seinen ObstbaumwiesenamTrauf.Jettingen<br />

alsTüröffner zum Schwarzwald,<br />

Deckenpfronn an der Schwelle zum<br />

Heckengäu und Eutingen im Gäu.<br />

Die Ackerlandschaft ist hier prägend.Früher<br />

noch mehr als heute,<br />

doch: „DieStruktur besteht noch und<br />

ist typisch“,sagt der72-Jährige, der<br />

1941inNebringen geboren wurde.<br />

Vorallem Dinkel wurde in der Vergangenheitauf<br />

den Feldern angebaut, Hafer<br />

und Gerste, oft mit Wicken und<br />

„Kleie“(Klee) gemischt. Dazu Kartoffeln,Linsen,<br />

Spitzkraut und die als „Angerscha“<br />

bekannten Futterrüben.<br />

„Weizen kam Ende des 19.Jahrhunderts<br />

auf“, so derVolkskundler.Ähnlich<br />

verhältessich mit demObstbau.<br />

„Mostwurde erst im Jahr 1776 als Getränk<br />

zugelassen.“ Die Leute sollten<br />

Wein trinken, denn dieser unterlag<br />

dem großenZehnt und füllte die herzogliche<br />

Steuerkasse.<br />

Nicht nur die weltlichen Bestimmungen<br />

spieleneine entscheidende<br />

Rolle beieinem historischen Streifzug<br />

durch dasGäu, vielmehr „braucht es<br />

den Pietismusals Stichwort“, betont<br />

der Volkskundler.Zwar waren „auch in<br />

der Hochphase nur rund zehn Prozent<br />

derBewohner richtig streng pietistisch“.<br />

Dochdiese zehn Prozent hätten<br />

Maßstäbe gesetzt, an denen sich die<br />

anderenGäubewohner orientierten.<br />

Auch deshalb sei das Gäu in folkloristischem<br />

Sinne eine eherbrauchtumsarme<br />

Gegend gewesen. Schöck:„Es wurde<br />

mehr geschafftund weniger gefeiert.“<br />

Die Gäubewohner werden als fleißig,<br />

sparsam und gewissenhaft beschrieben.<br />

„Allerdings ist dies nicht<br />

nur dem Pietismus geschuldet“, weiß<br />

Es wurde mehr geschafft<br />

und weniger gefeiert<br />

Dr.Gustav Schöck<br />

Dr.Gustav Schöck. Im Jahr 1642 wurde<br />

der württembergische Kirchenkonvent<br />

eingeführt. Das Sittengerichtbefandalle<br />

vier Wochen über kleine Verfehlungenund<br />

war „eine gewisse Art<br />

Sozial- und Schulaufsichtsbehörde“. Es<br />

achtetedarauf,dass es getrennte<br />

Schlittenbahnen fürJungs und Mädchen<br />

gab,aber auch, dass dieKinder<br />

pünktlich und sauber angezogen in<br />

die Schule kamen und fleißig lernten.<br />

Bildung wurde als wichtiges Gutangesehen.<br />

Nach seinem Lieblingsplatz im<br />

„Gäu“gefragt, zögert Dr.Gustav<br />

Schöck nichtlange: Der Grafenberg<br />

hat es demgebürtigen Nebringer besonders<br />

angetan. Und das auseinem<br />

ganz besonderen Grund: „Das ist ein<br />

richtig frecher Platz. Vondort aussieht<br />

manalles. Man hat einen wunderbarenBlick<br />

überdas Gäu und natürlich<br />

auch übers Ammertal in Richtung<br />

Tübingen.“Gerade das „Freche“<br />

gefalleihm „ausnehmend<br />

gut“.Denn daserinnere ihn doch<br />

sehr an seinen Heimatort. „Die Nebringer<br />

sind die Spältlesgucker.Die<br />

wollen auch allessehen“, lacht der<br />

Volkskundler.Dass er sichalso fürdiesen<br />

„nasenweisen“Ort am Übergang<br />

von Schönbuchund Gäu so besonders<br />

begeistern kann,sei ihm wohl mit in<br />

die Wiege gelegt worden. ■<br />

1919 Zum 1. Januar übernimmt Theodor<br />

Körner,Landtagsabgeordneter und Buchdruckerei-BesitzerinStuttgart,<br />

den „<strong>Gäubote</strong>“.<br />

Die nun täglich erscheinende Zeitung macht der<br />

spätere Reichstagsabgeordnete auch zu einem Organ des „Bauern- und<br />

Weingärtnerbundes“, dessen Bundesvorsitzender er wird. Die Schriftleitung<br />

verantwortet Körners jüngste Tochter Helene.<br />

1922 Am 7. Juli, kurz<br />

vor der Hochzeit mit<br />

Helene Körner,wird Karl<br />

Merzzum neuen Schriftleiter<br />

bestellt.<br />

1927<br />

Erstmals<br />

veröffentlicht<br />

der „<strong>Gäubote</strong>“<br />

Fotografien.<br />

1930 Energisch warnt<br />

Theodor Körner vor dem<br />

Nationalsozialismusinder<br />

ebenfallsihm gehörenden<br />

Schwäbischen Tageszeitung.


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

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Februar1904


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VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Voneiner<br />

Generation an<br />

die nächste<br />

E<br />

Jubiläumsaktion: 175Jahre auf dem Sofa<br />

in weiter Weglag hinter Hedwig<br />

Bahner,ehe sie in Herrenberg eine<br />

neue Heimat fand: DieJahre nach dem<br />

Krieg verbrachte sienach derVertreibungaus<br />

dem Sudetenland zunächst<br />

im FlüchtlingslagerinMalmsheim. Danach<br />

fandsie eine Anstellung im Haushalt<br />

eines Försters, dem sieimmer<br />

folgte,wenn er die Stelle wechselte:<br />

VonMalmsheim ging’s in denSchurwald,von<br />

dort nach Winnenden und<br />

schließlich 1952 in die Gäustadt. Ihr<br />

Arbeitgeber –„Herr Stähle“, wiesich<br />

die 84-Jährige auch heute noch gut erinnert<br />

–blieb in Herrenberg Förster bis<br />

zu seiner Pensionierung Anfang der<br />

70er Jahre. Ihren Mann heiratete sie<br />

dreiJahre nach demUmzug nach Herrenberg.<br />

Und wieder drei Jahre später<br />

zogdas junge Paar ins Haus der<br />

Schwiegerelterninder Schwarzwaldsiedlung<br />

ein. „Der Schwiegervater las<br />

immer den ’<strong>Gäubote</strong>’“–so kam Hedwig<br />

Bahner alsozuihrem Leib- und<br />

Magen-Blatt, dassie sich seither jeden<br />

Morgen aus alter und lieber GewohnheitzuGemüte<br />

führt. Allerdings fällt<br />

ihr das Lesenwegen eines Augenleidens<br />

schwerer als früher.Ein Umstand,<br />

mit dem dieagile und wache Frau<br />

ganzund gar nicht einverstanden ist:<br />

„Das ärgert mich furchtbar! Früher habe<br />

ich viel mehr gelesen.“ Heute legt<br />

sie denüberregionalen Politik- und<br />

Sportteil meistens gleichweg, denn<br />

„das interessiert mich nicht“.Was für<br />

gewöhnlich übrig bleibt, ist der Lokal-<br />

teil mit derBerichterstattung überdas<br />

ihrzur Heimatstadt gewordene Herrenbergund<br />

das Gäu.<br />

DieFamilientradition des<br />

„<strong>Gäubote</strong>“-Lesens hat Hedwig Bahner<br />

an ihreTochter Susanne Buchmüller<br />

weitergegeben. „Morgensteile ich die<br />

Zeitungmit meinem Sohn Florian,<br />

überfliege aber die Zeitung meist und<br />

lese die Artikel nuran. Es sei denn, es<br />

interessiert mich etwas ganz besonders.<br />

Fürmich ist derLokalteil der<br />

wichtigste.“ Nach der Lektüre legt sie<br />

sich wieder hin. Denn die47-Jährige<br />

hat nach derVerabschiedung Florians<br />

300-Euro-Gutschein<br />

für „Familie auf dem Sofa“<br />

Zählen Sie doch einmal zusammen:<br />

Schaffen Sie es, liebe„<strong>Gäubote</strong>“-<br />

Leserin, lieber „<strong>Gäubote</strong>“-Leser,auf<br />

175 Jahre zu kommen, wenn Sie das<br />

aktuelle Alter mehrerer Personen<br />

aus verschiedenenGenerationen Ihrer<br />

Familieaddieren? Oder kennen<br />

Sie eine Familie, auf die daszutreffen<br />

könnte? Dann melden Sie sichin<br />

der Redaktion des „<strong>Gäubote</strong>“: Die<br />

Zeitungfür Herrenberg und das Gäu<br />

feiert in diesem Jahr ihr 175-jähriges<br />

Bestehen und beabsichtigt,inunregelmäßigen<br />

Abständen Familien, die<br />

Da kommen leicht 175 Jahre zusammen –der „<strong>Gäubote</strong>“<br />

wird von allen Generationen der Familie geschätzt<br />

(von links): Susanne Buchmüller,Florian Buchmüller,Hedwig Bahner<br />

undJohannes Bahner<br />

GB-Foto:Bäuerle<br />

in die Schule schon einige Stunden Arbeit<br />

hinter sich: Sie trägt seit Ende der<br />

80er Jahre den„<strong>Gäubote</strong>“ aus. „Morgens<br />

steheich spätestensum2.30 Uhr<br />

auf.Um6Uhr müssen alle Zeitungen<br />

verteilt sein.“Ihr Gebiet umfasst einen<br />

Teil vom Vogelsang und die Schwarzwaldsiedlung,das<br />

Wohngebiet also, in<br />

dem ihre Mutter wohnt und in dem<br />

sie selbst aufwuchs.<br />

So kommt’s, dass die84-Jährige für<br />

ihreNachbarn im Laufe derJahre immer<br />

wieder mal alsmenschlicher<br />

auf dieselbe Zahl kommen, in Wort<br />

und Bild vorzustellen.<br />

Ein Anruf unter (0 70 32) 95 25-208<br />

oder eine E-Mail an dieAdresse<br />

redaktion@gaeubote.de reichenaus<br />

–die Redaktion freut sich darauf!<br />

Und natürlich gibt es auch etwas zu<br />

gewinnen:Unter allen „Familien auf<br />

dem Sofa“, dieden Wegindie Zeitung<br />

finden,verlosen wiramEnde<br />

des Jubiläumsjahres einen Familien-<br />

Essensgutschein im Wert von<br />

300 Euro, einzulösen beider „Linde“<br />

in Affstätt.<br />

-wey-<br />

Kummerkasten herhalten musste,<br />

wenn bei denen versehentlichder<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ nicht im Postkastensteckte.„Ich<br />

sagte dann immer,wenn ich<br />

gefragt wurde, waslos ist: Woher soll<br />

ichdas denn wissen?“ Das war’s dann.<br />

Vonder ersten wanderte dieTradition<br />

des „<strong>Gäubote</strong>“-Lesens aufdie zweite<br />

Generation–und von dort schließlich<br />

auf die dritte: Susanne Buchmüllers<br />

Sohn Florian greift, sobald er am<br />

Frühstückstisch mit seiner Mutter<br />

sitzt, zur Zeitung für Herrenberg und<br />

das Gäu.Der 16-Jährige, ein großer<br />

Fan desVfB Stuttgart, hat auch dieAngewohnheit<br />

vonMama und Oma<br />

übernommen: DieZeitung wird von<br />

hinten nach vorne durchgeblättert.<br />

Währendfür die beiden Frauen dasLokale<br />

Vorrang hat, greift der 16-Jährige<br />

vor allem zum Sport- und zum Panoramateil.<br />

„Aus der Zeitung“, weiß Florian<br />

Buchmüller,„erfährt man mehr Details<br />

als anderswoher.Außerdem entscheidet<br />

man selber,inwelchem Tempo<br />

man liest.“Seine Oma ergänzt: „Der<br />

großeVorteil der Zeitung ist, dass man<br />

erfährt, wasumeinen herum passiert.“<br />

„Man fragtsich zum Beispiel, warum<br />

an dem und dem Tagdie Feuerwehr<br />

gefahren ist –und erfährt es dann aus<br />

der Zeitung“, nennt Susanne Buchmüller<br />

einen weiteren Vorteil. ■<br />

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und Gartenpflege<br />

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Jahre<br />

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VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Herrenberg undseine Stadtteile<br />

Mit Flair undeiner<br />

gutenInfrastruktur<br />

D<br />

ie Große Kreisstadt Herrenberg<br />

mitihren über30000 Einwohnernliegt<br />

im Gäu, derLandschaft zwischen<br />

dem Schwarzwaldund der LandeshauptstadtStuttgart.<br />

Die Stadt ist<br />

dank derguten Infrastruktur schnell zu<br />

erreichen. Durch dieideale Verkehrsanbindunganden<br />

Ballungsraum<br />

Stuttgartsowie denangrenzenden<br />

Naturpark Schönbuch bietet dieStadt<br />

mit ihrensieben Stadtteilen Affstätt,<br />

Gültstein,Haslach, Kayh, Kuppingen,<br />

Mönchbergund Oberjesingen für ihre<br />

Bürger eine hohe Wohn- und Lebensqualität.<br />

VONTHOMAS SPRISSLER<br />

Herrenbergverfügt über eine florierende<br />

mittelständische Wirtschaft mit<br />

Handel,Produktion und Dienstleistungen.<br />

Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und<br />

Erholenliegen in Herrenberg nahe beieinander.Familien<br />

mit Kindern sind<br />

hier gut aufgehoben: Herrenberg hat<br />

25 Kindertageseinrichtungen,neun<br />

Grundschulen (zwei in der Kernstadt<br />

und je eine in den sieben Stadtteilen),<br />

zwei Realschulen, zwei Gymnasien, eine<br />

Werkrealschule, eine Hauptschule,<br />

eine Förderschule und eine Berufsschule<br />

mit Gymnasialzweig. Neben<br />

diesen Bildungseinrichtungen gibtes<br />

in Herrenberg zahlreiche soziale und<br />

sportlicheEinrichtungen. Zugunsten<br />

einer besseren Vereinbarkeit vonFamilie<br />

und Beruf wird die Kinderbetreuung<br />

seit Jahren mit hohem finanziellemEinsatz<br />

weiter ausgebaut. Über<br />

270 Vereine sorgen für ein breites Angebot<br />

an Freizeitgestaltung und für ein<br />

wachsendes Miteinander.<br />

Die Besucher derInnenstadt erwartet<br />

eineIdylle aus Fachwerkhäusern,<br />

Gassen,Staffeln, Brunnenund Mauern.<br />

Im Zentrumder Altstadt zeigt sichder<br />

mittelalterliche Marktplatz mitdem<br />

Brunnen–einer derschönsten Plätze<br />

Württembergs.Wenn man mitdem<br />

Auto durch Herrenberg fährt, dann<br />

entgeht einem dieser mittelalterliche<br />

Kern, denn der Marktplatz ist nur zu<br />

Fuß erreichbar.Inder Innenstadt laden<br />

zahlreiche Restaurants und Cafés<br />

zum Verweilen und Einkehren ein. Eine<br />

Spezialität ist dabei dieschwäbische<br />

Küche.<br />

Das Wahrzeichen von Herrenberg<br />

ist dieStiftskirche, die am Fußdes Herrenberger<br />

Schlossbergesmarkant über<br />

derStadt thront. Im Volksmund wird<br />

diese Kirche „Gluckevom Gäu“ genannt:<br />

Wie eine Henne sitzt sie breit<br />

und behäbigüber derStadt, deren<br />

Häuserkreis gewissermaßendas Nest<br />

bildet. Im Turm der Kirche befindet<br />

sichseit 1990 dasHerrenberger Glockenmuseum<br />

mit dem umfangreichstenKirchengeläut<br />

Deutschlands. Seit<br />

Juni letzten Jahres sind zusätzlich die<br />

Klänge eines Carillon über derStadt zu<br />

hören.<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“ ist für mich ...<br />

... ein wichtiges Medium, das zuverlässige<br />

Informationenbietet undauch<br />

kontroverseDiskussionen anstößt und<br />

transportiertund die Herrenberger<br />

Tageszeitung ,der ich weiterhin viele<br />

interessierte Leser wünsche<br />

Thomas Sprißler<br />

Thomas Sprißler an seinem Lieblingsplatz–auf dem Schlossberg.<br />

GB-Foto:Schmidt<br />

Eine Besonderheit von Herrenberg<br />

ist dieNähe zur Natur.Direkt oberhalb<br />

der Altstadt, die vonder markanten<br />

Stiftskirche gekrönt wird, beginnt der<br />

Naturpark Schönbuch mitviel Grün<br />

und einer großen Auswahl an Wanderund<br />

Radwegen: eine nahe gelegene<br />

Landschaft, diezur Naherholung und<br />

zu Freizeitaktivitäteneinlädt.<br />

Das Bekenntnis zu bürgerschaftlichem<br />

Engagement und die Ausrichtung<br />

als Mitmachstadt ist eine Besonderheit<br />

von Herrenberg. Hier wird Bürgerbeteiligung<br />

großgeschrieben. Zahlreiche<br />

städtische Projekte werden mit<br />

Bürgerbeteiligung umgesetzt. In der<br />

„MitmachstadtHerrenberg“ sind die<br />

Bürgerinnen und Bürger eingeladen,<br />

sicheinzubringen und mitzumachen –<br />

Bürgerbeteiligung wird nicht nur ermöglicht,sie<br />

ist ausdrücklich erwünscht.<br />

Deshalb<br />

fördert die Stadtverwaltungdas<br />

bürgerschaftlicheEngagement<br />

in Herrenberg<br />

auf vielfältige Weise:<br />

Zur Koordination<br />

dieser Aktivitäten<br />

und zur Begleitung<br />

ehrenamtlich Tätiger<br />

wurdeeine Stelle geschaffen:Die<br />

Bürger<br />

können ausdem<br />

„Bürgertopf“Mittel<br />

für eigene Projekte,<br />

diedas Lebeninder<br />

Stadt bereichern, erhalten;beim<br />

jährlichen Ehrungsabend<br />

erfolgt die Anerkennung dieses Engagements.<br />

Dadurchist eine neue Verantwortungspartnerschaft<br />

zwischen<br />

Bürgerschaft,Gemeinderat und Stadtverwaltung<br />

–genannt „Bügerkommune“<br />

–entstanden. Jede und jeder ist<br />

mitseiner Kompetenz, seinen Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten gefragt. Alle<br />

haben dieMöglichkeit, sich in Arbeitsgruppen,<br />

„Runden Tischen“,Zukunftswerkstätten,<br />

Bürgercafés oder Workshops<br />

zu städtischen Themen einzubringen.<br />

Die Bürgerschaft ist nicht nur<br />

zur Mitwirkung und Mitgestaltung,<br />

sondernzur Übernahme von Verantwortungeingeladen.<br />

Herrenberg ist derzeit im Wandel:<br />

Verschiedene Brachflächen in der<br />

Kernstadt bieten Potenzial und warten<br />

auf eine Entwicklung. DerStadtentwicklungsprozess<br />

mitdem Namen<br />

„Herrenberg 2020“ bildeteunter großer<br />

Bürgerbeteiligung in denJahren<br />

2009/2010 denAuftakt für diese Veränderung.<br />

Es folgte der städtebauliche<br />

Ideenwettbewerb „Westliche Innenstadt<br />

Herrenberg“.Derzeit wird eine<br />

Verkehrslösung zur Entlastung der Innenstadt<br />

erarbeitet. Gleichzeitig strebenStadt<br />

und Gemeinderat eine neue<br />

Nutzungfür das ehemalige Gelände<br />

desBauhofsamAltstadtrand an. Zur<br />

Stärkung Herrenbergsals Einkaufsstadt<br />

ist auf diesem Areal schwerpunktmäßig<br />

an dieAnsiedelung von<br />

Handel und Dienstleistung gedacht.<br />

Das größte laufende Investitionsprojekt<br />

in Herrenberg istder Bau eines<br />

neuen Freibads mit biologischer Wasseraufbereitung.<br />

Im Jahr2013 wird die<br />

Planung vorangetrieben. Der Spatenstich<br />

ist für Anfang 2014 geplant. Die<br />

ersten Badegäste können voraussichtlich<br />

im Sommer 2015 insneue kühle<br />

Nass im Längenholz springen.<br />

■ UnserAutor Thomas Sprißler ist<br />

Oberbürgermeister von Herrenberg.<br />

1933 Theodor<br />

Körner,der immer ein<br />

politischerMensch war,<br />

stirbt am 29. April im 70. Lebensjahrund<br />

findet auf dem Friedhof in Herrenberg<br />

seine letzte Ruhe.Inder Verlags- und Schriftleitung<br />

folgen ihm Helene und Karl Merz.<br />

1938 Der Politik der „Gleischaltung“,<br />

die vom Nazi-Regime betriebenwird,<br />

kannsich auch der „<strong>Gäubote</strong>“ nicht<br />

entziehen. Der Auflösung des Kreises<br />

Herrenberg hat dieTageszeitung –im<br />

hundertsten Jahr ihres Bestehens –nur<br />

noch wenig entgegenzusetzen.<br />

1941 AufAnordnung<br />

der Reichspressekammer<br />

stellt der<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ zum 1.September<br />

sein Erscheinen<br />

ein undgehtinder<br />

„NS-Kreiszeitung“ auf.<br />

1945 Eingroßer Teil der<br />

Belegschaft ist dem Krieg zum<br />

Opfer gefallen. In den letzten<br />

Kriegstagen beschädigt eine<br />

Fliegerbombe dasVerlagshaus<br />

in der Horber Straße 9schwer.


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite78<br />

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Jahre


Seite 79<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Eine lange Geschichte –Gültstein<br />

Gültstein<br />

Gültstein ist mitder ersten urkundlichen<br />

ErwähnungimJahr 769 dieälteste<br />

Ortschaft im Landkreis Böblingen.<br />

Erste Ansiedlungen gab es bereitsvor<br />

über 4000 Jahren. Namensgeber für<br />

eineder alemannischen Ursiedlungen<br />

war ein Gisilo. Aus seinem Dorf „Gisilostetten“<br />

wurde im hohen Mittelalter<br />

wegen derersten Ortsadelsburg „Gültstein“.<br />

Die Peterskirche wurde als<br />

Wehrkirche gegen 1200 erbaut. Nach<br />

einem Großbrand im Jahr 1786 wurden<br />

Schule und Rathauswieder aufgebaut.Die<br />

Eingemeindung nach Herrenbergerfolgte<br />

im Juli 1975. Seit 41<br />

Jahren besteht eine Städtepartnerschaft<br />

mit Amplepuis in Frankreich.<br />

Oberjesingen<br />

Oberjesingen ist der höchstgelegenste<br />

Stadtteil von Herrenberg und<br />

hat durch seine Höhenlage und die<br />

reizvolleUmgebung zwischen<br />

Schwarzwald und Schönbucheine hohe<br />

Wohnqualität. Rund 2900 Einwohner<br />

leben hier, viele pendeln täglich zu<br />

ihren Arbeitsstellen in Herrenberg,<br />

Böblingen, Sindelfingenoder Stuttgart.Über<br />

zehn Vereine erfüllen den<br />

Ort mitintensivem gesellschaftlichem<br />

und sportlichem Leben. Im Jahr 2014<br />

kann Oberjesingen sein 700-jähriges<br />

Jubiläum feiern –die Vorbereitungen<br />

zu denFeierlichkeiten sind in vollem<br />

Gang.<br />

Ganz oben –Oberjesingen<br />

Herrenberg undseine Stadtteile<br />

Vielfältig und<br />

selbstbewusst<br />

Kuppingen<br />

Kuppingen wurde 961 erstmals erwähnt.<br />

Seit Dezember 1971 gehört<br />

Kuppingen zu Herrenberg. Dermit<br />

über 4000 Einwohnern größte Stadtteil(nach<br />

derKernstadt) hat sich von<br />

einerlandwirtschaftlichstrukturierten<br />

Gemeinde zu einer Wohngemeinde<br />

miteiner ausgewachsenen Infrastruktur<br />

weiterentwickelt. Die Ortsmitte<br />

hat im Zugeeiner umfassenden Ortskernsanierungein<br />

neues Gesicht bekommen.Seit<br />

2010 ist dieOrtsdurchfahrtdurchdie<br />

Nordumfahrung entlastet.Mehr<br />

als 15 Vereine und Organisationen<br />

sowiedie Kirchengemeinden<br />

sorgenfür ein engagiertes bürgerschaftliches<br />

und gesellschaftliches<br />

Miteinander.Das „1050-jährige Jubiläum“<br />

im Jahre 2011 bescherte Kuppingen<br />

ein einmaliges Festjahr.<br />

Der größte Stadtteil –Kuppingen<br />

Haslach<br />

Kayh<br />

Haslachwurde 775 erstmals urkundlich<br />

erwähntund war lange Zeit<br />

mit der kleinste, bäuerlich geprägte<br />

OrtimOberen Gäu. 1971 schloss sich<br />

HaslachimZuge derGemeindereform<br />

an Herrenbergan. Heute leben hier<br />

rund 1800 Einwohner.Der Stadtteil ist<br />

bei jungen Familien besonders beliebt.<br />

An derGrundschule werden rund 100<br />

Schülerunterrichtet, im Kinderhaus<br />

65 Kinder betreut. Haslach verfügt neben<br />

dernotwendigen Infrastruktur<br />

über ein regesVereins -und Gemeindeleben<br />

und ist alsHandballhochburg<br />

weit über die Landesgrenzen hinaus<br />

bekannt.<br />

Bei jungen Familien beliebt –Haslach<br />

Kayh liegt am Schönbuchhang und<br />

istum1190 entstanden. Aus der landwirtschaftlich<br />

strukturierten Gemeinde<br />

ist im Laufe derZeit eine Wohngemeinde<br />

mitderzeit rund 1500 Einwohnernentstanden.<br />

Weiterhin werden<br />

zahlreiche Baumgrundstückebewirtschaftet,denn<br />

derSchönbuchhang<br />

istein bekanntes Kirschen- und<br />

Zwetschgenanbaugebiet und gehört<br />

zum schwäbischen Streuobstparadies.<br />

Seit 1971 gehört Kayh zu Herrenberg.<br />

In Kayh sind dieerforderlichen Infrastruktureinrichtungenvorhanden,<br />

kulturelle<br />

und sportliche Vereine gestaltendas<br />

dörfliche Leben.<br />

Stadtteil schon seit 1965 –Affstätt<br />

Affstätt<br />

Seit dem Jahre 1965 ist Affstätt ein<br />

Stadtteil von Herrenberg. Affstätt wurde<br />

im Jahre 1287 erstmals erwähnt.<br />

Die Einwohnerzahl von Affstätt hat<br />

sich seit 1965 mehr als verdoppelt.<br />

Heute zählt Affstätt etwa 1660 Einwohner.Durch<br />

dasneue Baugebiet<br />

„An der Raingasse“mit rund 100 neuen<br />

Wohneinheiten wird dieEinwohnerzahl<br />

in den nächsten Jahren weiter<br />

zunehmen.Vereine und Gruppierungen<br />

wieGesangverein, Posaunenchor,<br />

Kirchenchor,Freiwillige Feuerwehr<br />

oderSportverein prägen daskulturelle<br />

Leben von Affstätt.<br />

Klein, aber fein –Mönchberg<br />

Mönchberg<br />

Mönchberg,mit seinen derzeit 1050<br />

Einwohnern derkleinste Stadtteil, liegt<br />

südöstlichvon Herrenberg zwischen Ammertal<br />

und dem Schönbuch. Mönchberg<br />

ist im frühen 12. Jahrhundert entstanden.<br />

Seit Dezember 1971ist Mönchberg<br />

Stadtteilvon Herrenberg. Aus einem<br />

landwirtschaftlich geprägten Dorf hat<br />

sichMönchberg zu einer Wohngemeinde<br />

entwickelt und verfügt über entsprechende<br />

Einrichtungen. Viele Obstbaumgrundstücke<br />

werden weiterhin bewirtschaftet<br />

und führen zu köstlichenStreuobstbau-Erzeugnissen.Verschiedene<br />

Vereine,<br />

die Feuerwehr und die Kirchengemeinde<br />

sorgen für ein reges Miteinander.<br />

Paradiesisches Streuobst –Kayh


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite80<br />

Sportlerwahl-Moderator MoritzWerz trifft Waldemar Hartmann (links), Rosi<br />

Mittermaier und Christian Neureuther (rechts) oderdie Handball-Legende Heiner<br />

Brand(unten)<br />

GB-Fotos:Bäuerle<br />

Die „<strong>Gäubote</strong>“-Sportlerwahl<br />

Top-Leistungen und<br />

prominente Gäste<br />

D<br />

as Geheimnis der harmonischen<br />

Ehe zwischen Skisport-Legende<br />

Rosi Mittermaier und ihrem Mann<br />

ChristianNeureuther? Wieist derehemalige<br />

Handball-Nationaltrainer Heiner<br />

Brand zu seinem markanten<br />

Schnauzbartgekommen? Werum<br />

Himmels willen ist Czaba Czablusa,<br />

und warum taucht der Name immer<br />

wieder in Live-Kommentarendes prominenten<br />

Sportkommentators WaldemarHartmann<br />

auf?Das sind unter anderemdie<br />

launigen Fragen, die am<br />

Rande der Sportlerwahl vonunseren<br />

prominenten Gästenbeantwortet<br />

werden.<br />

Seit 1987 kürt der „<strong>Gäubote</strong>“ alle<br />

zwei Jahre dieGäu-Sportler.Inden An-<br />

fängen im Rahmen eines Balls in der<br />

Herrenberger Stadthalle. Seit 1999 im<br />

Foyer derKreissparkasse. Seitdem<br />

überreicht immerein prominenterGast<br />

aus dem Sport die begehrten<br />

Auszeichnungen. Der Erste<br />

in einer inzwischenüberaus illustrenReihe<br />

war 1999 Ralf Rangnick,damals<br />

Trainer desFußball-<br />

Bundesligisten VfBStuttgart. Es<br />

folgtender Leichtathletik-Olympiasieger<br />

Dieter Baumann, Handball-Bundestrainer<br />

Heiner Brand,<br />

Fifa-SchiedsrichterKnut Kircher,<br />

Weltklasse-Handballer Markus<br />

Baur, TV-Moderator Waldemar<br />

Hartmann und im November<br />

2011 das Traumpaar auf Skiern:<br />

Rosi Mittermaier<br />

und Christian Neureuther.<br />

Bei allerProminenz: Im Mittelpunkt<br />

derfeierlichen Auszeichnungen stehen<br />

nach wievor die voneiner Jury für<br />

die Wahl nominierten Athleten. Alle<br />

zwei Jahrewerden jeweils fünf Sportlerund<br />

Sportlerinnen sowie Mannschaften<br />

ausgewählt, dieden Lesern<br />

und Internetnutzern des„<strong>Gäubote</strong>“<br />

zurAbstimmung präsentiert werden.<br />

Dabei zeigt sich immer wieder aufeindrucksvolle<br />

Weise, wie vielfältig die<br />

Sportszene im Gäuund wie erfolgreichihre<br />

Athleten auf nationaler und<br />

internationaler Ebene sind.<br />

Die „<strong>Gäubote</strong>“-Sportgespräche sind<br />

längst zu einer Institution geworden.<br />

Nicht nur im Rahmen der Sportlerwahl<br />

standeninteressante Gesprächspartner<br />

auf dem Podium demehemaligen<br />

„<strong>Gäubote</strong>“-Sportredakteur Moritz<br />

Werz in den vergangenen Jahren<br />

Rede und Antwort. Erstmals zur WeltmeisterschaftinDeutschland<br />

2006 widmete sich<br />

eine weitereVeranstaltung<br />

speziell dem Thema<br />

Fußball. Stargastwar Bayern-Legende<br />

und Weltmeister<br />

PaulBreitner.Es<br />

folgten Europameister<br />

Hansi Müller, Weltenbummler<br />

Winfried Schäfer,<br />

KimKuligzur Frauen-<br />

WM 2011 in Deutschland<br />

und der beinharteVerteidiger<br />

und Europameister<br />

KarlheinzFörster. ■<br />

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Seite 81<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Ein Stück Europa<br />

wird in Jettingen<br />

gelebt:Hans<br />

MichaelBurkhardt<br />

GB-Foto:Schmidt<br />

Jettingen<br />

Das Dach über demGäu –<br />

oder die Vorteile der Sandwich-Lage<br />

A<br />

ls der „<strong>Gäubote</strong>“ mit derBitte an<br />

michherangetreten ist, zum 175.<br />

Bestehen derZeitung ein Gemeindeporträt<br />

zu schreiben, habe ich gerne<br />

zugesagt undgratuliere dem „<strong>Gäubote</strong>“<br />

zu diesem schönen Jubiläum sehr<br />

herzlich. Wie vor175 Jahren schon ist<br />

der„<strong>Gäubote</strong>“ bisheute die meistgelesene<br />

Zeitung in unserer Gemeinde<br />

und auchimRathaus. Davon zeugen<br />

dieAusgaben des„<strong>Gäubote</strong>“ bisins<br />

Jahr 1844 zurück, die beiuns im Archiv<br />

lagern.<br />

VONHANS MICHAEL BURKHARDT<br />

Wassoll ein Gemeindeporträt über<br />

Jettingen ausdrücken? Ich denke eines<br />

ganz sicher:nämlichunsere Jettinger<br />

Einmaligkeit undUnverwechselbarkeit,die<br />

sich durch unsere Geschichte<br />

und Entwicklung, aber auchaus unserer<br />

einmaligenLage ergibt. Einmalig in<br />

Jettingen ist die Höhenlage mit wunderbaren<br />

Aussichten in den Schwarzwald,auf<br />

die Schwäbische Alb und<br />

nach Herrenberg sowie in denweiteren<br />

Landkreis Böblingen. Besonders<br />

schön ist deshalbauch eine Wanderung<br />

oder Fahrradfahrt auf dem 24 Kilometer<br />

langen Panoramarundweg,<br />

von wo man alldiese Ausblicke genießen<br />

kann.<br />

In Jettingen liegt der höchste Punkt<br />

im Landkreis Böblingen –626 Meter<br />

über demMeer auf demKühlenberg<br />

im Nord-Westen unserer Gemarkung.<br />

Dort kann man vom altenWasserturm,der<br />

immer am ersten Sonntag<br />

im Monat als Aussichtsturmgeöffnet<br />

ist,bis zum Feldberg und zur Hornisgrinde<br />

schauen.<br />

Dieser Höhenlagehat die Gemeinde<br />

auch die beiden Windkraftanlagen<br />

und den Wasserturm derGäuwasserversorgungzuverdanken,<br />

diezwar<br />

nicht auf Jettinger Gemarkung, aber<br />

direkt an der Gemarkungsgrenzevon<br />

Emmingen nach Jettingen liegen und<br />

zu so etwaswie einem Wahrzeichen<br />

der Gemeindegeworden sind.<br />

Auch klimatisch bringt dieHochlage<br />

von Jettingen ihre Besonderheiten mit<br />

sich. Kühlenberg und Eisbergtragen es<br />

im Namen, dass hier bei uns ofteinmal<br />

einkühler Wind weht, was vorallem<br />

im Sommer angenehm ist. Ein weiterer<br />

positiver Effekt unserer Hochlage<br />

ist, dass wirdurch diehäufigen Inversionswetterlagen<br />

im Spätherbst und<br />

Winter viele Sonnenstunden haben.<br />

Dass es sich hier gut lebenlässt, haben<br />

auchschon unsere Vorfahren früh<br />

erkannt. Jettingen wurde schon vor<br />

über2000 Jahren besiedelt. Dies<br />

brachten Ausgrabungen desLandesdenkmalamtesimJahr1955<br />

ans Tageslicht.<br />

Die Kelten hinterließen uns<br />

die keltische Viereckschanze im „Lehleshau“,<br />

einem Waldteil beim Sportplatz<br />

Oberjettingen. Um 260nach<br />

Christus kamen dieAlemannen in unsere<br />

Heimat.Fast alle „-ingen“-Dörfer<br />

unserer Heimat sind alemannische<br />

Dorfgründungen, dieihren Namen<br />

nach demOberhaupt derSippe erhielten,<br />

in unseremFall könnte es ein Uoto<br />

gewesensein. Er gab auch demDorf<br />

den Namen Uotingen, dasheißt „hier<br />

wohnen die Leute des Uoto“. Oberjettingen<br />

undUnterjettingenwaren einst<br />

eine Siedlung. DasUrdorf stand wohl<br />

im „Stöckach“,also genau zwischen<br />

Ober- und Unterjettingen, wo sich<br />

heute eineFreizeitanlage befindet.<br />

Mit der Herrschaft der Franken wurde<br />

gleichzeitig dieChristianisierung<br />

durchgeführt. Die ersteKirche war dem<br />

Heiligen Martin geweiht. Oberjettingen<br />

hat eine solche Kirche. <br />

1948 DerVerleger Karl Merz, der im April 1947<br />

ausfranzösischer Gefangenschaft zurückgekehrt<br />

war, reicht bei derMilitärregierung einen Vorschlag<br />

zur Gründung einer Tageszeitung ein, der zunächst abgelehnt<br />

wird. Genehmigt wird lediglich die Herausgabe eines Anzeigenblattes,das<br />

zugleich als amtliches Mitteilungsorgan für denAltkreis Herrenberg fungiert.<br />

Titel: Heimatrundschau.<br />

1949 Die„Generallizenz“<br />

–das Gesetz über<br />

die Freiheit der Presse –tritt<br />

am 1. April in Kraft. Damit<br />

wird die Neuauflage des<br />

„<strong>Gäubote</strong>“nun doch wiedermöglich.<br />

1949 Ab 11.Juni kommt der „<strong>Gäubote</strong>“<br />

alsTageszeitung viermalinder Wocheheraus.<br />

Vier Seiten unter der Woche und samstags<br />

achtSeiten umfasst das„Mittagsblatt“ –es<br />

wird nachmittags zugestellt. 3000 Exemplare<br />

proAusgabe werden gedruckt. Vom1.Oktober<br />

an erscheint die Zeitungtäglich.


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite82<br />

Wenig später wurden neugebaute<br />

Kirchendem Heiligen Michael geweiht,<br />

so wiedie Dorfkirche in Unterjettingen.<br />

Im Mittelalter trennten sich dann<br />

dieEntwicklungslinien von Ober- und<br />

Unterjettingen. Unterjettingen war<br />

von1398 bis1603 badisch –zugehörig<br />

zumBadener Besitzkomplex Altensteig–und<br />

kam danach zumHerzogtum<br />

Württemberg, Oberjettingen zum<br />

OberamtWildberg. Ab 1807 unterstanden<br />

beide Gemeinden demOberamt<br />

Herrenberg.<br />

Seitherbesteht die verwaltungstechnische<br />

Zuordnung zu Herrenberg<br />

und später demLandkreis Böblingen.<br />

Dieszeigt eine weitere Besonderheit<br />

von Jettingen, diesich aus seiner Lage<br />

zwischen Nagold und Herrenbergbzw.<br />

zwischen Schwarzwald und der Region<br />

Stuttgart ergibt.Wir sprechen heute<br />

von einer Sandwich-Lage, diezur Lebensqualität<br />

in Jettingenbeiträgt. Für<br />

unsere Bürgerinnen und Bürger hat<br />

das den Vorteil, dass siezwischen den<br />

Angeboten der beiden Städte Nagold<br />

undHerrenberg auswählen können.<br />

Dass Jettingen in den letztenJahrzehnten<br />

von vielen Menschen alsihre<br />

neueHeimat gewählt wurde, liegt sicherlich<br />

auch an dieser Lagegunst.<br />

Ländlich leben, und gleichzeitig die<br />

gut bezahlten und attraktiven Arbeitsplätze<br />

von Sindelfingen/Böblingen,<br />

aber auch denSchwarzwald als beliebtes<br />

Naherholungsgebiet direkt vor der<br />

Haustür.Soist es nicht verwunderlich,<br />

dass Jettingen in den letztenfünf Jahrzehntenseine<br />

Einwohnerzahl fast verdoppelthat.<br />

Heute leben rund 7500<br />

Menschen in Jettingen.<br />

Viele unterscheidennoch zwischen<br />

Unter- und Oberjettingen. Doch heute<br />

ist uns Jettingen wichtiger.Am22.<br />

September 1971beschlossen die Gemeinderäte<br />

der ehemaligen selbstständigen<br />

Gemeinden Oberjettingen<br />

undUnterjettingen mit Sindlingen<br />

einstimmig die Vereinbarung überden<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“ ist für mich ...<br />

... die Zeitung im Gäu!<br />

Hans Michael Burkhardt<br />

Zusammenschluss derbeiden Gemeinden<br />

Oberjettingenund Unterjettingen<br />

zurneuen Gesamtgemeinde<br />

Jettingen.<br />

Doch Jettingenist mehr als Unterund<br />

Oberjettingen. In Sindlingen, unseremcirca<br />

100 Einwohner starken<br />

Ortsteil,befindet sich sogar ein<br />

Schloss. Dort verbrachte Franziska von<br />

Hohenheim, die Ehefrau von Herzog<br />

Carl Eugen, einenTeil ihrer Witwenzeit<br />

am Endedes 18.Jahrhunderts. Auf<br />

demkleinen Friedhof in Sindlingen ist<br />

der Gründer derpietistischen<br />

Hahn’schen Gemeinschaft begraben,<br />

der im Witwengut Sindlingen bei Franziska<br />

vonHohenheim Schutz vorVerfolgungfand.<br />

Der Pietismus hat unsere<br />

Gemeinde geprägt. Und auch heute<br />

noch gibt es neben derevangelischen<br />

Landeskirche in Ober-und Unterjettingen<br />

einige weitere christliche Gemeinschaften.Nach<br />

demZweiten<br />

Weltkrieg fanden viele Vertriebene in<br />

Jettingen eine neue Heimat, damit<br />

wuchs auch dieZahl der katholischen<br />

Gläubigen.<br />

Ober-und Unterjettingen waren<br />

ursprünglich, wieauch die<br />

anderen Gemeinden im Gäu,<br />

reine Bauerndörfer. Heute ist<br />

Jettingen eine attraktive<br />

Wohngemeinde. Aber auch<br />

dieLandwirtschaftist in Jettingen<br />

noch vertreten. Kaum<br />

eine andere Gemeinde im<br />

LandkreisBöblingen hat noch so viele<br />

Haupterwerbsbetriebe wieJettingen,<br />

heuteimmerhin noch 14 an derZahl.<br />

Danebenweist Jettingen rund 1200<br />

Arbeitsplätzeimproduzierenden Gewerbe<br />

und im Dienstleistungsbereich<br />

aus. Einige Unternehmen haben sich<br />

auf der ehemaligen Eisbergkaserne im<br />

interkommunalenGewerbepark Nagold-Gäu<br />

angesiedelt. Auch dieEinkaufssituation<br />

in unserer Gemeinde ist<br />

besondersgut. Es gibt wohl nur ganz<br />

wenige Gemeindenunserer Größe, die<br />

es auf so vieleQuadratmeter Einkaufsfläche<br />

bringen wie wirinJettingen.<br />

Ausgeprägt ist in Jettingen auchdas<br />

Engagement für dieeuropäischen<br />

Partnerschaften.Mit Senones in Frankreichund<br />

Vernio in Italien hat Jettingenzwei<br />

Partnergemeinden sowie darüber<br />

hinaus noch drei weitere Gemeinden,<br />

mit denen freundschaftliche<br />

Verbindungen gepflegt werden.<br />

ZumAbschluss noch einen Blickin<br />

die Zukunft. Der demografische Wandel<br />

wird auch unsere Gemeinde spürbar<br />

verändern. Die Gemeinde ist mit<br />

den 50 Pflegeplätzen im Franziskavon-Hohenheim-Stiftund<br />

60 seniorengerechten<br />

undbetreutenWohnungen<br />

dafür gerüstet. AuchOrtskernsanierungenwerden<br />

uns weiter beschäftigen,<br />

zumal in Oberjettingennach<br />

dem Bauder Nordumfahrung. Bildung<br />

und Betreuung werden in den nächstenJahren<br />

ebenfalls ein Schwerpunkt<br />

der kommunalen Aufgaben sein, da<br />

wir nach wievor für Familien attraktiv<br />

bleibenmöchten. Auchdem Thema<br />

Energie wird sich die Gemeinde in Zukunftnochverstärktwidmen.<br />

Wir blicken zuversichtlich in die<br />

Zukunftund freuen uns, wenn uns<br />

dabeider „<strong>Gäubote</strong>“ mit seiner<br />

Berichterstattung weiterhin begleitet.<br />

■ Unser Autor Hans Michael<br />

Burkhardt ist Bürgermeistervon<br />

Jettingen.<br />

Wir gratulieren herzlich<br />

und bedanken uns für<br />

die gute Zusammenarbeit!<br />

näher dran...


Seite 83<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Der Naturpark Schönbuch<br />

EinRefugium<br />

für Tiere, Pflanzen<br />

und Menschen<br />

N<br />

icht nurinHerrenberg, auch um<br />

Herrenberg herum ist es wunderschön.<br />

Bestes Beispiel dafür ist der<br />

Schönbuch. Direkt hinter derAltstadt<br />

und der Stiftskirchebeginnt dasWaldgebiet,das<br />

nicht nur für dieTier- und<br />

Pflanzenwelt einganz besonderes<br />

Kleinod ist. Auch der Mensch kommt<br />

hier voll auf seine Kosten: Der Naturpark<br />

Schönbuch ist Erholungs- und<br />

Freizeitraum gleichermaßen.<br />

VONSABINEHAARER<br />

Die Fresseiche<br />

ist einesvon<br />

unzähligen<br />

Naturdenkmalen,<br />

dieden Schönbuch<br />

so wunderbar<br />

prägen<br />

GB-Foto:Barth<br />

Klein aber oho! Mit einer Gesamtfläche<br />

von 15 600 Hektar ist der Naturpark<br />

Schönbuchzwar derkleinste der<br />

insgesamt sieben Naturparks in Baden-Württemberg,<br />

er ist jedoch zugleich<br />

auchder älteste Naturpark im<br />

Land. Ende der 1960er Jahre wurde<br />

laut darüber nachgedacht, inmitten<br />

der Waldfläche einen Großflughafen<br />

zu bauen. Die Projektgegnerkamen<br />

demzuvor: Am 27. März 1972 wurde<br />

der Naturpark Schönbuch gegründet,<br />

im vergangenen Jahrfeierte man den<br />

Eintritt ins Schwabenalter.<br />

Doch der Schönbuch kann nicht nur<br />

mit seinem Alter punkten: Er liegt –<br />

eingerahmtvon Böblingen, dem Aichtal,von<br />

Reutlingen/Tübingen und dem<br />

HerrenbergerGäu –genau in der Mitte<br />

Baden-Württembergs. Und er istder<br />

Naturparkmit dem größten Waldanteil.<br />

Nur13Prozent der Flächen werden<br />

landwirtschaftlichgenutzt. Der<br />

Anteil der Flächen, die mit Wasser,<br />

Straßenoder Siedlungsarealen bedeckt<br />

sind, nimmt gerade einmal ein<br />

Prozent ein. Damit hat derNaturpark<br />

Schönbucheinen Waldanteil von 86<br />

Prozent.<br />

Er ist ein einzigartigerLebensraum<br />

für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt,erist<br />

Sauerstoffproduzent, Luftfilter<br />

und Energiespender,natürlich<br />

aber auch Jagdgebiet, Rohstofflieferant,<br />

Arbeitsplatz und Wirtschaftsobjekt.ImGegensatz<br />

zu früheren Zeiten<br />

wirdheute auf eine nachhaltige Forstwirtschaft<br />

gesetzt, man hat aus den<br />

Fehlernder Vergangenheit gelernt. Die<br />

exzessiveNutzung –durchdie Köhlerei<br />

und den Abbau von Sandsteinen,<br />

durch dieViehbeweidung und durch<br />

den Abbau von Bau-und Brennholz –<br />

beeinträchtigten den Schönbuch in<br />

den vergangenen Jahrhunderten immer<br />

wieder.Und nicht nur das: Noch<br />

heute sind die verheerenden Schäden<br />

zu sehen, diedie Orkane Vivian, Wiebke<br />

(beide 1990) und Lothar (Weihnachten1999)<br />

im Schönbuch hinterlassen<br />

haben.<br />

Die Forstwirtschaft hat reagiert und<br />

nachhaltige Konsequenzen gezogen.<br />

Mit dem„Eisenbachhain“ im östlichen<br />

Teil des Schönbuchs, der „Silbersandgrube“<br />

auf AltdorferGemarkung und<br />

dem „Steinriegelhang“ bei Bebenhausen<br />

wurden drei Bannwälder eingerichtet.<br />

Anstatt auf reine Nadelholzbestände<br />

setzt mannun wieder auf<br />

Mischbestände.<br />

Darüberhinaus ist derNaturpark<br />

Schönbuchein vielbesuchter FreizeitundErholungsraum.<br />

Jährlich sind hier<br />

mehrals vier Millionen Besucher unterwegs.<br />

Zu Fuß oder per Fahrrad könnensie<br />

das rund 560Kilometer lange<br />

Wegenetz erkunden, unterwegs laden<br />

zahlreiche Grillplätzeund Feuerstellen,<br />

Spielplätze und Schutzhütten zum<br />

Verweilen ein. Alle, die denSchönbuchnichtauf<br />

eigeneFausterkunden<br />

wollen, können dem ausgeschilderten<br />

Wegenetz folgen und so thematisch<br />

aufeinanderabgestimmte Routen erkunden.Neben<br />

sechs Waldlehrpfaden<br />

sind im Naturpark sieben Schaugehege<br />

mitverschiedenenTierarten angelegt.<br />

Gerne wirdder Schönbuch als „grüne<br />

Insel in der Region Stuttgart“ beschrieben,<br />

doch werschon einmal im<br />

Frühjahr oderimHerbst im Baumfeld<br />

zwischen Herrenberg und Breitenholz<br />

unterwegswar,der weiß, dass diese<br />

Beschreibung ein wenig zu kurz gegriffen<br />

ist. Während der Blüte- und der<br />

Erntezeitgleicht dersüdwestliche<br />

Schönbuchrandeinem farbigen Mosaik.Die<br />

Streuobstwiesendort bilden<br />

nicht nur eineganz besondere Kulturlandschaft,<br />

sondern zählen ebenfalls<br />

zu deneinzigartigen Besonderheiten<br />

des Schönbuchs. ■<br />

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Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite84<br />

Medienpolitik: Interview mit Staatsminister Bernd Neumann<br />

„Lokalzeitungen sind<br />

Garanten der Vielfalt“<br />

Kultur und Medien –das<br />

sind dieFelder,umdie sich<br />

Staatsminister Bernd Neumann<br />

in der Bundesregierung<br />

kümmert. „Die Zeitungsvielfalt<br />

ist vonhoher<br />

Bedeutung“,betont er im<br />

„<strong>Gäubote</strong>“-Interview. Wie<br />

kaum ein anderes Medium<br />

stehendie Zeitungen für<br />

Orientierung.Und das werde<br />

so bleiben.<br />

VONHARALD MARQUARDT<br />

„<strong>Gäubote</strong>“: Herr Neumann, welche<br />

Rolle spielt die Zeitungslektüre in<br />

Ihrem Tagesablauf?<br />

Bernd Neumann: „Für mich sind Zei-<br />

tungen und Zeitschriften als verlässlicheInformationsquellen<br />

unverzichtbar–durch<br />

siewerdeich täglich tiefgründig<br />

und differenziert über politischeund<br />

gesellschaftliche Debatten<br />

auf dem Laufenden gehalten. Diemorgendliche<br />

Zeitungslektüre ist daher<br />

einfesterBestandteilmeines Tagesablaufs.<br />

Schon beim Frühstück und auf<br />

dem Wegins Büro informiere ich mich<br />

so über die aktuellen Entwicklungen in<br />

Gesellschaft und Politik und natürlich<br />

in der Kultur.Man muss sich nicht<br />

selbst –wie im Internet –die Informationen<br />

suchen, sondern erhält zu allen<br />

wichtigenThemen einqualifiziertes<br />

Gesamtangebot. Hier sehe ichauch<br />

die große Chance derZeitungen für<br />

die Zukunft.“<br />

Sie habeninden vergangenen Jahren<br />

immer wieder füreine Vielfalt der<br />

Zeitungen plädiert. Welchen Wert<br />

sehen Sie in der Lokalzeitung?<br />

„Lokalzeitungen sind Garanten der<br />

Vielfalt unserer viel bewunderten Presselandschaft.Der<br />

Zuspruch zeigt, dass<br />

es fürdie Menschen gerade im Zeitalterdes<br />

Internets beiweitem nicht nur<br />

auf die ’große Welt’ ankommt. Lokale<br />

Verankerung, Sicherheit, Überschaubarkeit<br />

und vor allem der Kontakt zum<br />

ganzrealen Leben sind wichtiger denn<br />

je. Lokalzeitungen sind sozusagen ein<br />

Anker in der Informationsflut desdigitalen<br />

Zeitalters. Für dieLeserinnen<br />

und Leser ist ihre Zeitung ein Stück<br />

Heimat und ein Teil ihrer Identität. Sie<br />

gehört zumInventar ihrer Region. Jenseits<br />

großerpolitischer Themen prägen<br />

gerade regionalePolitik, Vereinsleben,<br />

Sport und kulturelle Veranstaltungen<br />

vorOrt das Bewusstsein für<br />

Heimat und Herkunft. In einer zunehmendglobalisierten<br />

Welt können lokaleZeitungen<br />

daher wie kaum ein anderes<br />

Medium Orientierung erleichtern.“<br />

Die moderne Welt ist digital,<br />

sind dieZeitungen von gestern?<br />

„Zeitungen sind ein ganz wichtiger<br />

Teil unserer Medienlandschaft und<br />

werden es auch in Zukunft bleiben.<br />

Zwei Drittelder Bürger in Deutschland<br />

lesentäglich eine gedruckte <br />

Zur Person<br />

In der Politik ist Bernd Neumann (71)<br />

schonlange. Seit 2005 gehört er dem<br />

Kabinett vonAngela Merkel als Staatsminister<br />

und Beauftragter derBundesregierung<br />

fürKultur und Medien an.<br />

Von1991 bis 1998 war Neumann Parlamentarischer<br />

Staatssekretär im Forschungs-<br />

undBildungsministerium<br />

desBundes. Deraus Bremen stammende<br />

Neumann amtierte von 1979<br />

bis 2008 als CDU-Landesvorsitzender<br />

in seiner Heimatstadt. Seit 1987 ist<br />

Bernd Neumann, der bis zu seinem<br />

Wechsel in diePolitik als Realschullehrer<br />

unterrichtet hat, Mitglied des<br />

DeutschenBundestags.<br />

GB-Foto: Bundesregierung/Kugler


Seite 85<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Zeitung. Ich halte nichts davon,<br />

denPrintbereich gegen diedigitalen<br />

Medien auszuspielen.Printmedien<br />

sind auch im Zeitalter desInternets<br />

unverzichtbar. Zeitungen und Magazine<br />

sind grundlegende Leitmedien, die<br />

Auswahlund Orientierung anbieten.<br />

Diese Funktion kann das Internet<br />

durch noch so aktuelleBeiträge kaum<br />

ersetzen.Die Zeitungen befinden sich<br />

heute mitten in einem Modernisierungsprozess.Modernisierung<br />

kann<br />

zum Beispiel bedeuten, neue Geschäfts-<br />

und Finanzierungsmodelle zu<br />

entwickeln, die Printmedien und Internet<br />

miteinander verknüpfen. Viele Zeitungen<br />

gestaltendies bereits aktiv.Die<br />

Verlage können sich so auf dem für die<br />

Zukunft wichtigen Geschäftsfeld ’online’eine<br />

weitere Säule ihrer Existenz<br />

auf- oder ausbauen.“<br />

Die Lesekompetenzvieler junger<br />

Menschen hat ganz erheblich<br />

abgenommen,was lässt sich dagegen<br />

unternehmen? Wenn Sieeine Prognose<br />

wagen müssten: IstIhnen bange<br />

um das gedruckte Wort?<br />

„Wenn dieMediennutzung von Kindern<br />

und Jugendlichen zunehmend<br />

ins Internet abwandert, ist es wichtig,<br />

sie auchimSchulunterricht für Zeitungenund<br />

Zeitschriften zu begeistern.<br />

DieMedienkompetenzder jungen Generation<br />

fördert der Bund durch Modellprojekte.<br />

Um ihnen die Printmedi-<br />

Die Zeitungsverlage<br />

in Deutschland stehen unter einem erheblichen<br />

Wettbewerbsdruck. Ein<br />

Grund dafür ist, dass die öffentlichrechtlichen<br />

Medien umfangreiche Internet-Auftritte<br />

kostenlos anbieten<br />

und sichaußerdem über Gebühren und<br />

Werbung finanzieren. Ist das fair?<br />

„In unserer Medienlandschaft brauchenwir<br />

auch einenstarken öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunk mitangemessenen<br />

Entwicklungsmöglichkeiten<br />

en näherzubringen, hat mein Haus in der digitalen Welt. Diese dürfen allerdings<br />

nicht zulasten eines ausgewo-<br />

beispielsweise die’Nationale Initiative<br />

Printmedien’ insLeben gerufen. Die genenVerhältnisses zwischen privaten<br />

Initiative veranstaltet jedes Jahr einen und öffentlich-rechtlichen Medien gehen.Private<br />

Medienanbieter wie Verla-<br />

Schülerwettbewerbinganz Deutschland,bei<br />

demsich Jugendliche mit ge brauchen Spielraum fürpublizistisch<br />

und wirtschaftlicherfolgreiche<br />

dem Thema Printmedien auseinandersetzen.Mit<br />

der Initiative wollen wirin Marktentwicklungen.Haben sie diesen<br />

Schulen und Bildungseinrichtungen Spielraumnicht, wird das gedeihliche<br />

die Lesebereitschaftweiter verbessern.<br />

Einweiteres Beispiel für das Enfentlich-rechtlichen<br />

Medienangebo-<br />

Nebeneinander von privaten und öfgagement<br />

desBundes ist das Projekt ten infrage gestellt. Die öffentlich-<br />

der Stiftung Lesen<br />

’Zeitschriftenindie<br />

Schulen’,für das ich<br />

Zeitungen sind ein<br />

die Schirmherrschaft<br />

übernommenhabe. ganz wichtiger Teil unserer<br />

SeitBeginn im Jahr<br />

2003 habenüber Medienlandschaftund werden<br />

zwei Millionen Schülerinnen<br />

undSchüler<br />

es auch in Zukunft bleiben<br />

von demProjekt profitiert.“<br />

Bernd Neumann<br />

rechtlichen Sender müssen dies bei<br />

derGestaltung ihrer Angebote im Internet<br />

angemessenberücksichtigen.<br />

Der Auftrag der Sender ist es vor allem,<br />

Fernseh- und Radiobeiträgezu<br />

produzieren und nicht, zusätzlich sendungsunabhängige<br />

Texteins Internet<br />

zu stellen. Natürlich wollen wirdie öffentlich-rechtlichen<br />

Anstalten nicht<br />

von derNutzung des Internets ausschließen,<br />

aberihre Aktivitäten müssen<br />

im Rahmen ihres Programmauftragesstattfinden.“<br />

Welche Strategie verfolgt die<br />

Bundesregierung, um dieZeitungsvielfalt<br />

zu erhalten?<br />

„DieZeitungsvielfalt ist vonhoher<br />

Bedeutung. Daher sorgt derBund für<br />

günstige Rahmenbedingungen zum<br />

Beispiel im steuerlichen Bereich. Hier<br />

bin ich froh,dass es gelungen ist, den<br />

ermäßigten Mehrwertsteuersatz von<br />

sieben Prozent fürden Printbereich<br />

beizubehalten. Der zweite Punkt, den<br />

wir zugunsten der Verlage verändert<br />

haben, ist dasPressefusionsrecht. Wir<br />

habenimbegrenzten Umfang die<br />

Möglichkeitenvon Fusionen erleichtert.<br />

Diesist notwendig, um den Zeitungen<br />

durch Zusammenschlüsse eine<br />

bessere wirtschaftliche Basis zu ermöglichen.<br />

Auch diegesetzliche Absicherungdes<br />

Presse-Grosso ist ein großer<br />

Erfolg fürden Erhalt derpublizistischen<br />

Vielfalt in der deutschen Presselandschaft.Das<br />

Grosso sorgt dafür,<br />

dassdie rund 120000 Presseverkaufsstellen<br />

in ganz Deutschland –egal ob<br />

in den Großstädten oder dünn besiedelten<br />

Landstrichen –täglich zuverlässig<br />

mit Zeitungen und Zeitschriften<br />

versorgt werden. Ich hoffe, dass dieses<br />

vom Bundestag mit Mehrheit beschlossene<br />

Gesetz nichtweiter von<br />

der Opposition über den Bundesrat<br />

blockiertwird!“ ■<br />

175 JahreZeitung in Leonberg gratuliert 175 Jahre<strong>Gäubote</strong> in Herrenberg.<br />

In dieserZeitspanne kein Ereignis zu verpassen, istinden Zeiten des stetigen<br />

Wandels eine große Herausforderung.<br />

Die Leonberger Kreiszeitung danktihrem Werbepartner<br />

und freut sich auf eine weiterhin erfolgreiche Zusammenarbeit.


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite86<br />

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Seite 87<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Gäufelden<br />

Drei Gemeinden<br />

in gutem Einklang<br />

D<br />

ünn besiedelt waren Nebringen,<br />

Öschelbronn und Tailfingen bei<br />

Gründung des Theodor-Körner-Verlagesund<br />

zu Beginn der Bürgerbewegung<br />

vor175 Jahren. Das per Regierungsdekret<br />

gerade erstvereinigte Unter-<br />

und Oberöschelbronnwar mitseinen<br />

800Einwohnern doppelt so groß<br />

wie Nebringen, und genau dazwischen<br />

bewegtesich die Einwohnerzahl von<br />

Tailfingen.<br />

VONJOHANNES BUCHTER<br />

In den historisch waldarmenGäugemeindendominierten<br />

derAckerbau<br />

auf fruchtbaren Böden und die allmählich<br />

eingeführte Stallhaltung desViehs<br />

immermehr.<br />

Die folgenden Episoden prägten die<br />

Dörfer:Rechte einzelner Familien gab<br />

es seitdem Mittelalter im 70 Hektar<br />

großen Tailfinger „silva communis“, einemGenossenschaftswald,<br />

dessen<br />

jährlicher Ertrag als „Haupt“ auf die Familien<br />

verteilt war. Höfe, die nach<br />

1550gebaut wurden, ersuchten im<br />

18. Jahrhundert gleiche Rechte am<br />

Wald vom Herzog, wurden aber nicht<br />

nur abgewiesen, sondernesdrohten<br />

sogarsaftige Geldstrafenbei<br />

Weiterbelästigung<br />

durch Eingaben.<br />

DerVersuch,<br />

durch Gewalt zum<br />

Recht zu kommen, Johannes Buchter<br />

führte dazu, dass die<br />

Regierung eine Kompanie Soldaten<br />

vier Wochen lang auf Kosten der Tailfinger<br />

vorOrt insZwangsquartier legte.<br />

Im Jahr 1848 ging dasWaldeigentumandie<br />

Gemeinde über.Die Höfe<br />

bekamenzwar grundbuchgesicherte<br />

Nutzungsrechte am Wald übertragen,<br />

aberdiese waren nun endlich teilbar.<br />

Im Jahr 1938 wurde auf Anordnung<br />

desnationalsozialistischen Reichsministersfür<br />

Luftfahrt derWald gerodet,<br />

um einen Flugplatz zu bauen. Auf die<br />

in der KZ-Gedenkstätte aufbereitete<br />

dunkle Zeit,inder Zwangsarbeiter,<br />

Kriegsgefangeneund jüdische KZ-<br />

Häftlinge ins dortige Lager gepfercht<br />

wurden, soll hier –trotz der Tragik –<br />

nicht weiter eingegangen werden.<br />

Nichtzuletzt der Wandel der Rechte<br />

an diesem Wald und vor allem die<br />

jahrzehntelange Planung der Bodenseeautobahn<br />

führten dazu,dass die<br />

1951 angeordnete Flurbereinigung<br />

erstnach über 40 Jahren abgeschlossen<br />

werden konnte.<br />

Im kommunistischangehauchten<br />

Öschelbronn profitierte die „Rote Revolution“<br />

(nach Dr.Fritz Heimberger)<br />

insofern vom pietistischenErlösungsbestreben,<br />

als es um dasgemeinsame<br />

soziale Anliegen ging, etwas gegen die<br />

Armut zu tun. In derZeit der Weimarer<br />

Republik führte dieBewaffnung<br />

von Bürgerwehren zu Auseinandersetzungen<br />

zwischen reichen Bauern und<br />

Armen, Arbeitern undTagelöhnern. Es<br />

kamzubewaffneten Übergriffen, Verurteilungen<br />

und zu einer Demonstration<br />

von400 kommunistischen Arbeitern<br />

beider Beisetzung des in derHaft<br />

verstorbenen Kommunistenführers.<br />

Bei Reichstagswahlen im Jahr 1925 erhieltendie<br />

Kommunisten unter Thälmann<br />

in Öschelbronn 105der 491<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“ ist für mich ...<br />

... eine gestaltende Kraft im Gäu<br />

Für Johannes Buchter,der sich hier vorder Zehntscheuer in Tailfingen präsentiert,<br />

ist der Zusammenhalt der drei Gemeinden ein wichtiges Anliegen.<br />

GB-Foto: Schmidt<br />

Stimmen. Die widerständischen<br />

Öschelbronner waren zumZeitpunkt<br />

der Machtergreifung Hitlers bereits<br />

desKampfes müde.<br />

Nebringenerblühte wirtschaftlich<br />

durch zwei Einflüsse. Der ab 1832 führendeKopf<br />

derHahn’schen Gemeinschaft,Anton<br />

Egeler aus Nebringen,<br />

fand im Gäu viele Glaubensanhänger<br />

und bildete mitdiesen eine funktionierende<br />

sozialeGemeinschaft. Dieses<br />

gewachsene sozialeVerständnis erleichterte<br />

in der Nachkriegszeit die<br />

Ansiedlung der aufgenommenen<br />

Flüchtlinge und Kriegsvertriebenen.<br />

Der 1879 vollendete Bau derGäubahnänderte<br />

Sitten und Gebräuche:<br />

Zunächst lebten viele italienische<br />

Gastarbeiter im Gäu,später lockte die<br />

fertiggestellte Bahnals neues Transportmittel<br />

viele Zuzügler in dieZentren<br />

derindustriellen Produktion.<br />

Seit demfreiwilligen Zusammenschlussder<br />

drei Gäudörfer zur Gemeinde<br />

Gäufelden (1971) wuchs die<br />

Einwohnerzahl um 5000 Menschen.<br />

Die Integration derNeubürger warein<br />

gesellschaftlich zentrales Anliegen.<br />

Volksfeste und viele Vereinsfördermaßnahmen<br />

halfen, Alteingesessene<br />

und„Reigschmeckte“ zusammenzuführen.<br />

Die heutigen Aufgaben derGemeindepolitikdrehen<br />

sich um die Pflege<br />

und Weiterentwicklung der Infrastruktur<br />

für frühe und gute Bildungsangebote,<br />

Beibehaltung attraktiver Busund<br />

Gäubahnverbindungen, bessere<br />

Radwegeführungen und barrierearme<br />

Gehwegesowie superschnellen Datentransport<br />

für Gewerbeund Haushalte.<br />

Mitder Entwicklung eines zentralen<br />

Einzelhandelsstandorts „für die<br />

da oben“, wie es einMitglied des HerrenbergerGemeinderates<br />

im „<strong>Gäubote</strong>“<br />

kommentierte, und der Verbesserung<br />

der Angebote fürseniorengerechtes<br />

Wohnen sind wirbemüht, bestehende<br />

strukturelle Defizite zu mindern.<br />

Gäufelden ist in erster Linie eine<br />

Wohngemeinde und tut gutdaran,<br />

das Vereinsleben mitihren Bürgern<br />

und zu derenWohl nach Kräften zu<br />

unterstützen.<br />

■ Unser Autor Johannes Buchter<br />

ist Bürgermeister von Gäufelden.<br />

1949 Der „<strong>Gäubote</strong>“ wird Mitglied in der ZentralredaktionSüddeutscher<br />

Heimatzeitungen (ZSH) in Zuffenhausen,<br />

einer Genossenschaft, diefür 38 Heimatzeitungen überregionaleNachrichten<br />

aufarbeitet undandie beteiligten Verlage übermittelt.<br />

HellmutM.Weidhaas übernimmt die lokale Redaktion des „<strong>Gäubote</strong>“ und meistert<br />

zusammen mit demVerleger-Ehepaar Helene und Karl Merz die harte Aufbauarbeit der<br />

Nachkriegszeit. Bis 1988 verantwortet „hmw“den Lokalteil des „<strong>Gäubote</strong>“.<br />

1954 Der Theodor Körner<br />

Verlag erwirbt die erste –<br />

gebrauchte –Rotationsdruckmaschine.Ineinem<br />

Druckgang<br />

können ab jetzt acht Seiten<br />

hergestellt werden.<br />

1958<br />

Das<br />

Unternehmen<br />

wird zur<br />

Kommanditgesellschaft.<br />

1962 DieAuflage des<br />

„<strong>Gäubote</strong>“erreicht 4900 Exemplare.<br />

In der technischenProduktion<br />

der Zeitung wirdder<br />

„Maschinen-Bleisatz“ eingeführt.<br />

Der seit Beginn gepflegte<br />

Handsatz ist damit Geschichte.


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite88<br />

Auto und Mensch –<br />

immer in guten Händen<br />

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dem GÄUBOTE zum 175-jährigen Jubiläum.<br />

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Seite 89<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Bondorf<br />

Die Ortsmitte<br />

ist dasSchatzkästlein<br />

L<br />

iebe Leserinnen und Leser,ich lade<br />

Sie zu einem Spaziergang durch<br />

Bondorfein und bitte um Verständnis,<br />

dass ein gewisserStolz auf die Gemeinde<br />

und die vielen Angebote nicht<br />

verborgenwerden kann. Doch diesen<br />

Stolz sagt man uns Bondorfern ja gelegentlich<br />

nach, und das ist fürein<br />

Gemeinwesennicht dasSchlechteste.<br />

VONBERND DÜRR<br />

Lassen Sie uns am Bondorfer Bahnhof<br />

mitdem Spazierweg beginnen. Diebereits<br />

seit 1879 bestehende Gäubahn<br />

istheute sehr wichtig für dieGemeinde.<br />

Wenn ich Menschen frage, die<br />

nach Bondorf ziehen, dann ist es oft<br />

die Verkehrsgunst mit Bahnhof und direktem<br />

Anschluss an die A81, die mit<br />

ein Grund zur Auswahl des Wohnortes<br />

ist.<br />

Nur einen Steinwurf entfernt vom<br />

Bahnhofliegt das große Gartencenter.<br />

Ein Beispiel für die vielfältigen und guten<br />

Einkaufsmöglichkeiteninunserer<br />

Gemeinde, dieweit über den täglichen<br />

Bedarf hinausgehen. BeiUmfragen<br />

wird dasEinkaufsangebot in Bondorfstets<br />

als wichtigster Standortfaktor<br />

fürdie Gemeinde benannt.<br />

Weiter geht der Spaziergang über<br />

Lebensmittelladen und Apotheke in<br />

dieOrtsmitte zum Rathaus. Der Blick<br />

schweift über eineninden vergangenen<br />

Jahrzehnten mit insgesamt vier<br />

Ortskernsanierungenumgestalteten<br />

Ortskern. Einkaufen, Wohnen und Arbeiten<br />

–ein Konzept, das in der Ortsmittegelungen<br />

ist. Mutig wurde an<br />

verschiedenenStellen neu gebaut und<br />

saniert –immer wieder investiert, um<br />

den stetenWandel zu gestalten.<br />

Oft höre ich von Gästen oderBekannten,<br />

dass Sieuns um unseren<br />

Ortskern beneiden.Hier gilt derbesondereDank<br />

dem Gemeinderat, der<br />

auch trotz mancher Widerstände stets<br />

die Zukunftsfähigkeitder Ortsmitte<br />

bei seinen Entscheidungen berücksichtigt<br />

hat. BesondereWeitsicht hattenauchdie<br />

Planermit dem Standort<br />

fürKindergarten, Schule, Gäuhalle und<br />

Sportgelände innerhalb desOrtes bewiesen.<br />

Dann,nur wenige Schritte<br />

vom Rathaus entfernt,sind wir schon<br />

an einemder vier Bondorfer Kindergärten<br />

mitihren insgesamt neun<br />

Gruppen. DieKinderbetreuung hat in<br />

Bondorf einen besonderen Stellenwert,<br />

weshalbmit denBetreuungsmöglichkeitenvon<br />

Gemeinde, Familienzentrum,<br />

„Bärengruppe“ und<br />

Tageseltern eineinzigartiges Angebot<br />

für dieEltern geschaffen wurde. Bondorf<br />

ist eine derwenigen Gemeinden<br />

im Landkreis, dieden ab August gültigenRechtsanspruch<br />

auf einen Krippenplatz<br />

schon seit Jahren erfüllt.<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“ ist für mich ...<br />

... das Informationsmedium für das Gäu<br />

schlechthinund für mich persönlich<br />

eine unverzichtbare Lektüre zum<br />

Frühstück<br />

Bernd Dürr<br />

Direkt neben demKindergarten<br />

liegtdie Grund- und Werkrealschule.<br />

Modern ausgestattet, mit optimalen<br />

Räumlichkeiten bietet dieSchule sehr<br />

gute Voraussetzungen für dieBondorfer<br />

Schüler. Besonders erfreulich:<br />

Eine immer größer werdende Zahl<br />

Eltern beteiligt sich direkt an der Weiterentwicklung<br />

unserer Schule und<br />

denaußerschulischen Angeboten.<br />

Gäuhalle, Rasenplatz, zwei neue<br />

Beachvolleyballfelder,ein Kunstrasenspielfeld,<br />

frisch saniert der Gummiplatz<br />

–alles direkt neben der Schule<br />

gelegen, laden zumBewegen und<br />

Spielenein.<br />

Tolle Vereine und engagierte Ehrenamtliche<br />

sind es, die gemeinsammit<br />

Einer derLieblingsplätze<br />

in Bondorfvon<br />

Bernd<br />

Dürr: Die Zehntscheuer<br />

in der<br />

Ortsmitte<br />

GB-Foto: Schmidt<br />

den Kirchen das öffentliche, sportliche<br />

und kulturelle Leben unserer Gemeinde<br />

bereichern. Die Angebotspalette ist<br />

groß undreicht bis hin zu außergewöhnlichen<br />

Sportarten wie Golf oder<br />

Polo. Die 27-Loch-Golfanlage Domäne<br />

Niederreutin istherrlich gelegen und<br />

lädtauch Fußgänger zum Verweilen<br />

ein. Eine wunderschöne Restaurant-<br />

Terrasse mit Blick über das Gäu könnte<br />

an einem Sommertagdas Ziel eines<br />

Wochenendspaziergangs sein, ebenso<br />

wie die„Hofschuir“ im Wurmfeld oder<br />

die Gastronomie im<br />

Ort.<br />

Doch heute gehen wir<br />

vomSportgelände weiter,amJugendhaus<br />

vorbei<br />

zumGewerbegebiet<br />

„Zehntscheuer“<br />

und können dort die<br />

Vielfaltdes Bondorfer<br />

Gewerbes sehen.<br />

Zahlreiche Handwerksbetriebe<br />

sind bereits<br />

seit vielen Jahren ansässig, ebenso wie<br />

Ladengeschäfte oder Dienstleister.<br />

Weiter geht’s durchein Neubaugebiet<br />

–Bondorf ist in den90er Jahren<br />

um rund 2000 Einwohner gewachsen<br />

–hinaus über dieÄcker und Felder<br />

zum Gewerbegebiet Römerfeld.Direkt<br />

an derAutobahn gelegen, haben sich<br />

dort vor allem Logistiker angesiedelt,<br />

dieauch einen Großteil derArbeitsplätze<br />

in Bondorfgeschaffen haben.<br />

Dochtrotz desWandels hin zu einem<br />

Wohn- und Arbeitsstandort hat sich<br />

die Gemeindeihre landwirtschaftliche<br />

Herkunft stetsbewahrt. Noch immer<br />

gibtesetliche Vollerwerbslandwirte,<br />

die sich teilweiseihre eigene Nische<br />

gesuchthaben: Spargel, Erdbeeren,<br />

Äpfel, Kartoffeln, Gemüse, Kürbisse<br />

oder Weihnachtsbäume sind neben<br />

derklassischen Landwirtschaft in Bondorf<br />

zu finden.Die vielfältigen Direktvermarkter<br />

schaffenBindung und Vertrauen,<br />

so dass auchdas ausgeprägte<br />

landwirtschaftlicheAngebot gerne<br />

von denKunden genutzt wird.<br />

Zurück im Ort, geht es zu einem Besuchins<br />

Seniorenzentrum „Am Rosengarten“.<br />

EinZuhause für über 90 Menschen,<br />

im Ortszentrum gelegen, innen<br />

mit warmen Farbengestaltet und mit<br />

einem schönen Garten im Außenbereich.<br />

Gerne haben wirdie zumTeil<br />

schon sehr betagten Menschen mitten<br />

in unsererGemeinde und freuen uns,<br />

wenn sienoch am Gemeindeleben<br />

teilhaben können.<br />

ZumAbschluss unseres Spaziergangs<br />

gehen wir dann vorbei an der<br />

schönenRemigiuskirche mit ihrem<br />

spätromanischenKirchturm, derzum<br />

Teil noch aus dem frühen 13. Jahrhundertstammt,<br />

zum Vereins- und KulturzentrumZehntscheuer.Für<br />

mich einer<br />

der wichtigsten Plätze in unserer Gemeinde.<br />

Mitunserer Zehntscheuer<br />

und dem wunderschönen Kornsaal haben<br />

wirmitten im Ortdie unschätzbare<br />

Möglichkeit, schöne Feste zu feiern,<br />

tollekulturelle Veranstaltungen zu erleben<br />

oder Vereinsveranstaltungen in<br />

angenehmerAtmosphäre auszurichten.<br />

Denn letztlichtragen das Miteinander,<br />

die Geselligkeit, Feste und soziale<br />

Kontakte in besonderem Maße<br />

zumWohlfühlen bei.<br />

Ich denke, Sie können verstehen,<br />

weshalbviele Menschen und auch ich<br />

sehrgerne in dieser wunderbaren<br />

Gemeinde leben.<br />

■ UnserAutor Bernd Dürr<br />

istBürgermeister von Bondorf.<br />

1964 Die Zentralredaktion Süddeutscher<br />

Heimatzeitungen als Lieferant der überregionalen<br />

Nachrichten wird aufgelöst. Der„<strong>Gäubote</strong>“ tritt der<br />

Redaktionsgemeinschaft derNeuen Württembergischen<br />

Zeitung(NWZ) in Göppingen bei. Das Angebot über die Lokalberichterstattung<br />

hinaus kann damit ganz erheblich ausgebaut werden: Fünf Mantelseiten gibt es<br />

täglich–Politik, Wirtschaft, Kultur,Sport undLandesnachrichten.<br />

1966 Einneuer Kopf,ein<br />

neues Zeitungsformat: Der<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ wechselt zum<br />

1. Aprilvom kleinen „Berliner<br />

Format“ in das größere<br />

„Rheinische Format“, das er bis<br />

heutehat.<br />

1969 In der<br />

Horber Straße 42<br />

in Herrenberg wird<br />

derGrundstein für<br />

das neue Verlagsgebäudegelegt.


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite90<br />

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Herzlichen Glückwunsch unserem „<strong>Gäubote</strong>“<br />

Die letzte Nummer: Der „<strong>Gäubote</strong>“ wird zum 1. September 1941 eingestellt


Seite 91<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Mötzingen<br />

„Wir kümmern uns“ –<br />

dasist Programm<br />

H<br />

erzlich willkommen in Mötzingen!<br />

Mötzingenliegt landschaftlich<br />

reizvoll im Oberen Gäu. In kurzer<br />

Entfernung zum herrlichen Nagoldund<br />

Neckartal und nur wenige Kilometer<br />

zumschönen Schwarzwald. Durch<br />

attraktive Verkehrsanbindungen ist<br />

unsere Gemeinde durchdie Ortsumfahrung<br />

L1361 schnell an dieAutobahn<br />

A81angebunden. Über Busanbindungen<br />

wird der Zugang zum<br />

Regionalexpresssowie zurS-Bahn<br />

ermöglicht.<br />

VONMARCEL HAGENLOCHER<br />

Familienfreundlichkeitwird in Mötzingen<br />

großgeschrieben –dies zeigt<br />

auch derjunge Altersdurchschnitt in<br />

unserer Gemeinde. Alle Generationen<br />

können sichbei uns wohlfühlen. Egal<br />

ob Jung oder Alt, jeder istinMötzingen<br />

willkommen.Für dieKleinsten unserer<br />

Gemeinde stehen vielfältige, attraktive<br />

Betreuungsangebote sowohl<br />

innerhalb unsererKindertageseinrichtungen<br />

als auchander Grundschule<br />

zur Verfügung. Je nach Betreuungsmodell<br />

und Wunsch können die Betreuungsangebote<br />

mit oder ohne Mittagessengebucht<br />

werden.<br />

EinreichhaltigesVereinsleben mit<br />

großem bürgerschaftlichem Engagement<br />

prägt dieGemeinde und zeichnet<br />

Mötzingen aus –als eine lebensund<br />

liebenswerte Gemeinde für Jung<br />

und Alt. Auch fürunsere Senioren wird<br />

ein abwechslungsreiches und attraktivesAngebot<br />

an Ausflügen und vielen<br />

weiteren Aktivitäten geboten.<br />

Mötzingenist eine aufstrebende<br />

Gemeinde miteiner aktiven Bürgerschaft.„Wir<br />

kümmern uns …“ ist daher<br />

Motto und Auftrag der Gemeinde zugleich<br />

undwird in vielen Bereichen in<br />

die Tatumgesetzt. In zahlreichen Vereinen,<br />

Projekten, Institutionen und Organisationen<br />

bringen sich unsere Mitbürger<br />

ein und leisten so einen ganz<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“ ist für mich …<br />

... meine allmorgendliche<br />

Informationsquelle,<br />

um zu lesen, wasimGäu geschieht<br />

Marcel Hagenlocher<br />

Marcel Hagenlocher weiß um den Wert des Freizeitgeländes<br />

GB-Foto:Schmidt<br />

wesentlichen Beitrag zum Gemeinwesen.<br />

Ein leuchtendes Beispielhierfür ist<br />

die hervorragende Arbeit in der Gemeindebücherei.<br />

Ein Team ehrenamtlichTätiger<br />

leistet innerhalb unserer<br />

Gemeindebücherei, im Ambiente der<br />

Räumedes Mötzinger Schlosses aus<br />

dem16. Jahrhundert, einen enorm<br />

wichtigen Einsatz gerade fürdie Kinder<br />

und derenFamilien.<br />

Aber auch zahlreiche Angeboteder<br />

Betreuung, Hausaufgabenhilfe,<br />

Deutschkurse für ausländische Mitbürgerinnen,<br />

Babysitterservice, Seniorenangebote<br />

und vieleBereiche mehr füllen<br />

das Gemeindemotto„Wir kümmern<br />

uns…“ hervorragend mit Leben.<br />

Im Baugebiet „Röte“ stehen noch<br />

wenige Wohnbauplätze zurVerfügung.<br />

Im Rahmen derOrtskernsanierung<br />

schafftdie Gemeinde derzeit<br />

Wohnbauflächen im Bestand, in dem<br />

alte Bausubstanzenabgetragen werden<br />

und mitneuem Wohnraum für<br />

junge Familien und Senioren versehen<br />

werden können.<br />

Mötzingenzeichnet sich neben seinem<br />

großartigen bürgerschaftlichen<br />

Engagement durch eine hervorragende<br />

Infrastrukturaus. Eine moderne<br />

Grundschule und moderne Kindertageseinrichtungen,attraktive<br />

Kinderbetreuungsangebote,gute<br />

Einkaufsmöglichkeiten,Gastronomie<br />

und ein vielseitiges<br />

undreges Vereinsleben gehörendazu.<br />

Das Sport- und Freizeitgelände bietet<br />

Spiel- und Sportmöglichkeiten für<br />

Jung und Alt und konnte dank der tatkräftigen<br />

Hilfe zahlreicher Mitbürger<br />

und ortsansässiger Firmen realisiert<br />

werden. Es bietet neben einem Abenteuerspielplatzmit<br />

Grillhütte einen<br />

Bolzplatz, Beachvolleyballfelder, Basketballfläche,<br />

Spielund<br />

Matschbereich für<br />

Kinder,Schachfeld,<br />

Tischtennisplatteund<br />

Bocciabahn.<br />

Die größten Arbeitgeber<br />

am Ortsind die Firmen<br />

Rolf Benz und<br />

Walter Knoll, beide in<br />

derBranche hochwertiger<br />

Möbel angesiedelt.Aber<br />

auchzahlreiche kleine und<br />

mittelständische Handwerks- und<br />

Dienstleistungsbetriebe sind in Mötzingen<br />

beheimatet undbieten<br />

einenguten Mix.<br />

DasMötzinger Gewerbe ist sehr aktivund<br />

konnte bereits durch zahlreiche<br />

Aktivitäten auf sichaufmerksam<br />

machen. Eine ausgeprägte Gewerbeinfrastruktur<br />

mitreichhaltigen Einkaufsmöglichkeitensteht<br />

zur Verfügung. Alle<br />

Dinge des täglichen Bedarfskönnen<br />

so in fußläufiger Entfernung erledigt<br />

werden.Die gut ausgebaute DSL-AnbindunginMötzingenwird<br />

auch<br />

durchdie Mötzinger Gewerbetreibenden<br />

und Dienstleistergerne genutzt.<br />

Unter großer Beteiligung und Mitwirkung<br />

der Bürgerschaft wurde ein<br />

„Masterplan Mötzingen“ im Sinne eines<br />

Zukunftsbildes der Gemeinde erstellt.Dieser<br />

enthält sechs Handlungsfelder,die<br />

mit kurz-, mittel- und langfristigen<br />

Zielenversehen wurden. Zu<br />

deren Umsetzung haben dieBeteiligten<br />

zahlreiche Ideen erarbeitet. Aus<br />

dem Masterplan abgeleitete Maßnahmen<br />

werden sukzessive durchGemeinderat,<br />

Verwaltung und Bürgerschaft<br />

umgesetzt.<br />

Im Jahr 2013 wird die Stelle eines<br />

Gemeindejugendreferenten geschaffen<br />

und damit eine wichtige Maßnahme<br />

Realität. Kinder und Jugendliche<br />

sind unsere Zukunft –deshalb ist uns<br />

ein gut ausgebautes Bildungs- und Betreuungsangebotvon<br />

besonderer Bedeutung.<br />

Dieses kontinuierlich weiter<br />

zu verbessern, ist unser Ziel –auch<br />

durch dasneue Gemeindejugendreferat.<br />

Der Masterplan dient als zukunftsweisendesInstrument<br />

zurweiteren<br />

Entwicklung der Gemeinde. Alle Mitbürgerinnen<br />

und Mitbürger sind herzlich<br />

eingeladen, sich an dieser Entwicklung<br />

zu beteiligen. Ich lade auch<br />

Sie herzlich ein,unsere Gemeinde und<br />

unser Gemeindeleben selbst kennenzulernen<br />

–nutzen Sie die Angebote in<br />

Mötzingen. Unsere Gewerbetreibenden,<br />

Dienstleister, Vereine und Institutionen<br />

freuensich auf Ihr Kommen.<br />

■ Unser Autor Marcel Hagenlocher<br />

istBürgermeister von Mötzingen.<br />

1970 Stabwechsel<br />

in der Verlagsleitung:<br />

Rainer Schöllkopf,verheiratetmit<br />

Heidi Merz, der Tochter<br />

vonHelene und Karl Merz, übernimmt die<br />

Geschäftsführung desTheodor Körner Verlags,die<br />

Rainer Schöllkopf bis heute innehat.<br />

1971 Die<br />

Belegschaft trauert<br />

um KarlMerz.<br />

Der Verleger und<br />

Herausgeber des<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ stirbt<br />

am 26.Februar.<br />

1972 Der Verlagsneubau in der Horber Straße<br />

42 in Herrenberg wird im Februar bezogen. Gleichzeitig<br />

gehteine neue Rotationsdruckmaschine in<br />

Betrieb. Im Hochdruck-Verfahren können in einem<br />

Produktionsschritt nun 32 Seiten hergestellt<br />

werden. Erste Schmuckfarben sind möglich.


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite92<br />

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Seite 93<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Natur pur und ein<br />

bisschen Romantik:<br />

Peter Maisch<br />

(links) und Werner<br />

Feil vomAngelsportverein<br />

bei der<br />

Ammerquelle in<br />

Herrenberg<br />

GB-Foto:Holom<br />

Die Ammer<br />

Naturidyll und<br />

Sorgenkind in einem<br />

K<br />

lares Wasser,ein leichter Wellenschlag.<br />

Der Wind bringt dieBlätter<br />

derBaumgruppe zum Rascheln.<br />

Unten, an einem dicken Ast, schwingt<br />

eine rote Schaukel sacht hin und her.<br />

DieseIdylle lässt sich in der Herrenberger<br />

Leiblesgrube erleben. Hier tritt<br />

das Wasser zutage, dasnach 22,5 Kilometern<br />

bei Lustnauinden Neckar<br />

fließt.Hier liegen diefünf Quelltöpfe<br />

derAmmer.<br />

VONSABINEHAARER<br />

DerName Ammer,erstammt aus<br />

dem Keltischen. „Amra“ bedeutet<br />

Feuchte, Wasser,Dampf,Dunst. Unweigerlich<br />

verbindet man damit etwas<br />

Erfrischendes, Natürliches. Der Name<br />

unddas heutige Bild derAmmer als<br />

landschaftlich reizvolles Tal, als natürlicheRuhezone<br />

für Vögel, Fische, Reptilien,Amphibien<br />

–und natürlich die<br />

Menschen –das passt. Doch es ist<br />

noch garnicht so lange her,daumwehte<br />

dieAmmer ein zwar natürlicher,aber<br />

keineswegs erfrischender<br />

„Dampf“und „Dunst“. „Die Ammer<br />

war klinisch tot“,erinnert sich Werner<br />

Feil.„Es gab dort nicht einmal mehr<br />

die weißen Würmer,die man sonst in<br />

der Kloake findet.“ Das war Anfang der<br />

1970er Jahre. Als derLandkreis Böblingen<br />

im Jahr 1974 bei einer Wasserschaudie<br />

Ammer untersuchte, wurde<br />

sieindie GewässergüteklasseIVeingestuft.<br />

Klasse IV steht für„übermäßig<br />

verschmutzt“.„Die Ammer warzudieser<br />

Zeit ein sowohl biologisch wie<br />

auchchemisch restlos totes, total verschlammtes<br />

Gewässer“, so steht es in<br />

der Chronik des HerrenbergerAngelsportvereins.<br />

DerGrund dafür: Die Ammer war<br />

damals der„reine Vorfluter,das heißt<br />

der Auslaufeiner Kläranlage, deren<br />

Klärungmehr als nur mangelhaft funktionierte“.<br />

Im Jahr 1976 wurde die<br />

Kläranlage abgeschaltet.ImJuli des<br />

gleichen Jahres wurde der Angelsportverein<br />

gegründet und zugleich Pächter<br />

der Ammer. Mitdem Land Baden-<br />

Württemberg schloss man einen entsprechenden<br />

Vertrag und zugleich mit<br />

der Stadt Herrenberg. Denn bis Gültstein<br />

besitzt dasLand die Fischrechte<br />

fürdie Ammer,von Gültstein bis zur<br />

Tübinger Kreisgrenze beiAltingen sind<br />

sieinstädtischem Besitz.<br />

„Meter für Meterhaben wir den Boden<br />

mitStangen aufgewühlt“, erinnert<br />

sich Werner Feil zurück. Bei derVereinsgründung<br />

wurdeder Haslacher<br />

zumersten Vorsitzenden desAngelsportvereins<br />

gewählt.Teilweisewirbelte<br />

manden „Dreck“ mehrfachauf.„Die<br />

in Tübingen unten waren nicht gerade<br />

erfreut“, schmunzelt er.Doch die<br />

Fleißarbeithat sich gelohnt, bereits<br />

nach einem Jahr konnten die ersten<br />

Forellen eingesetztwerden. Damit<br />

Die Ammer war klinisch tot.<br />

Es gab dort nicht einmal mehr die<br />

weißen Würmer,die man sonst in<br />

der Kloakefindet<br />

Werner Feil<br />

knüpfte man wenigstens zu einem<br />

kleinenTeilandie Artenvielfalt der<br />

Vergangenheit an. „Inden 1940er Jahren<br />

waren sogar Süßwassermuscheln<br />

in derAmmer“, weiß Peter Maisch,<br />

Vorsitzender derHerrenberger Angler.<br />

Heute gibtesinder Ammer„Kleinfischartenwie<br />

in jedem natürlichen<br />

Gewässer“.Die Bachforelle gilt als Leitfisch,<br />

doch auch Stichlinge und Elritzen<br />

sind hier zu finden. Allerdings ist<br />

dieAmmer trotzdem alles andere als<br />

„ein Angelfluss“, sondern aufgrund der<br />

Belastung mitpolychlorierten Biphenylen<br />

(PBC) seit Jahren das „Sorgenkind“des<br />

Vereins. Wo und wie das<br />

Umweltgift in dieAmmer gelangte, ist<br />

bisheute nicht geklärt. Klar ist nur,<br />

dassman auf übermäßigen Fischgenuss<br />

aus der Ammer wahrscheinlich<br />

auf Dauer verzichten muss.<br />

Trotz dieses Mankos schwärmen die<br />

beiden Ammer-Kenner vom„hervorragenden<br />

und tollen Wasser“ derAmmer.Dieses<br />

stammt aus fünf Quelltöpfen,die<br />

sichinder Leiblesgrube befinden.<br />

Hier,amHerrenberger Becken,<br />

läuft das Wasser aus demgesamten<br />

Oberen Gäu, teilweise sogar aus dem<br />

Randgebietdes Schwarzwaldes<br />

zusammen und<br />

tritt an die Oberfläche.<br />

Nach rund 260Metern<br />

kommtder Aischbach<br />

vonlinks dazu, „unterwegs<br />

gibt es vielegroße<br />

Quellen“,wissen Werner<br />

Feil und Peter Maisch. Sie<br />

sorgen dafür,dass das<br />

Wasser konstant und mit<br />

einem gewissen Druck in<br />

Richtung Tübingen fließt. Da die Ammer<br />

in ihremVerlauf zudem einGefälle<br />

von fast hundert Metern hat, fanden<br />

sichnoch in den 1930er Jahren etwa<br />

ein Dutzend Mühlen auf derStrecke<br />

von Gültsteinbis nach Tübingen. Heute<br />

tragen nurnoch dieMühleninGültsteinund<br />

Reusten dazu bei, dass das<br />

Ammertal seinem Namen als „Tal der<br />

Mühlen“noch gerecht wird. ■


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite94<br />

Maßgeschneidert: Der „Mantel“ des „<strong>Gäubote</strong>“ kommt vonden „Stuttgarter Nachrichten“<br />

Ein starker Partner<br />

an sieben Tagen<br />

175<br />

Jahre „<strong>Gäubote</strong>“. Das ist<br />

auchfür die Redaktion der<br />

„Stuttgarter Nachrichten“ einGrund<br />

zumFeiern. Schließlich ragt dieses Jubiläum<br />

selbst aus der so vielfältigen<br />

und traditionsreichen Presselandschaft<br />

Baden-Württembergs weit heraus.Außerdem<br />

haben die „Stuttgarter<br />

Nachrichten“ einengewissen Anteil an<br />

der langen Erfolgsgeschichte desHerrenberger<br />

Medienhauses. Es ist nicht<br />

zuletztdas enge Zusammenspiel beider<br />

Zeitungen, dasihre Zukunftsfähigkeitgarantiert.<br />

VONDR. CHRISTOPH REISINGER<br />

Seit 1974 stellen die „Stuttgarter<br />

Nachrichten“ (StN) ausihrem publizistischen<br />

Angebot, aus Text- und Bildmaterial,den<br />

überregionalen Teil des<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ zusammen, densogenannten<br />

Zeitungsmantel.Damals löste sich<br />

die Vollredaktion derNWZ Göppingen<br />

auf, der„<strong>Gäubote</strong>“ fand in den „Stuttgarter<br />

Nachrichten“ einen neuen Mantellieferanten.<br />

Das Erfolgsrezept dieser Zusammenarbeit<br />

sieht so aus: Exklusive Nachrichten<br />

regional und überregional, Reportagen,<br />

Analysen,Kommentare –die<br />

Redaktion der„Stuttgarter Nachrichten“<br />

erarbeitet die ganze Fülle der<br />

Themen undjournalistischen Darstellungsformen<br />

nicht nur für daseigene<br />

Blatt. Auf denüberregionalen Seiten<br />

Hier entsteht der<br />

überregionaleTeil<br />

des „<strong>Gäubote</strong>“ –<br />

im Newsroom der<br />

„Stuttgarter<br />

Nachrichten“<br />

GB-Fotos:StN<br />

Dr.Christoph<br />

Reisinger<br />

vieler weiterer Zeitungen<br />

in Baden-Württemberg<br />

und weit darüberhinaus<br />

findet sich dasProdukt der<br />

Redaktion in verdichteter<br />

Form.<br />

So verfügtder „<strong>Gäubote</strong>“<br />

über einen überregionalen Teil<br />

voller Artikel, Fotos und Grafiken,<br />

die andere Medien nicht<br />

bieten. Dieser Mantel ist maßgeschneidert,<br />

konsequentaus der<br />

Region für dieRegion entwickelt. Auf<br />

diese Weise schließt er nahtlos an das<br />

unverwechselbareProfil an, das sich<br />

die Redaktion des „<strong>Gäubote</strong>“ durch ihren<br />

hochwertigen, komplett selbst erstellten<br />

Lokalteil erarbeitet.<br />

Für diemit den„StuttgarterNachrichten“<br />

besonders<br />

eng verbundenen<br />

Mantelpartner–wie<br />

eben den „<strong>Gäubote</strong>“–wäre<br />

es<br />

zu aufwendig,<br />

miteiner Vollredaktion<br />

die Berichterstattung<br />

überdie überregionalen<br />

Ereignisse<br />

aus Politik,<br />

Wirtschaft, Sport<br />

und Kultur auf<br />

Top-Niveau zu gewährleisten. Genau<br />

diese Berichterstattung übernimmt<br />

die StN-Redaktion. So bietet der „<strong>Gäubote</strong>“<br />

einGesamtprodukt vonanerkannt<br />

hoher<br />

Qualität.Die „Stuttgarter Nachrichten“<br />

erzielen durchden Verbund mit<br />

ihren Mantelkunden eineGesamtauflage<br />

vongut 480 000 Zeitungen. Mit<br />

täglich fast 1,5 Millionen Leserinnen<br />

und Lesern in Baden-Württemberg,<br />

Bayern und Thüringen gehörensie zu<br />

den größten publizistischen Einheiten<br />

Deutschlands.Insgesamt 14 Zeitungstitel<br />

aus der unmittelbarenund mittelbaren<br />

Umgebung von Stuttgart werden<br />

miteinem vollständigen Mantel<br />

versorgt.<br />

Die Leser können sich auf sorgfältig<br />

recherchierteund bearbeitete Texte,<br />

Bilder und Grafiken verlassen. Herausragende,<br />

vielfach preisgewürdigte Autoren,<br />

solide und sehr schnell arbeitende<br />

Redakteure, Grafiker,Techniker<br />

und Korrektoren sowie eingroßes Korrespondentennetz<br />

und Nachrichtenagenturen<br />

bilden dafür die Grundlagen.<br />

Wenn die meisten Redakteure der<br />

„Stuttgarter Nachrichten“ schon langsam<br />

ans Nachhausegehen denken und<br />

ihre Zeitung bereits<br />

in derersten Ausgabe gedruckt<br />

wird, fängt im Ressort Partnerzeitungen<br />

die heiße Phase erstsorichtig an:<br />

Dort nehmen dieRedakteure noch am<br />

Abend die „Stuttgarter Nachrichten“<br />

komplett auseinander und produzieren<br />

darausstriktanden Bedürfnissen<br />

der Kunden orientierte Produkte. Die<br />

täglich bei den „Stuttgarter Nachrichten“<br />

erscheinenden30bis 40 Seiten<br />

werden gesichtet, neugeordnet, teils<br />

anders gestaltet und dann gewaltig<br />

eingedampft. Diezwölf bis18Seiten<br />

des so entstehenden Mantels umfassen<br />

wiederum die wichtigsten Inhalte<br />

–wenn auch in komprimierter Form.<br />

Oft haben Leser und Redaktionen<br />

außerhalb vonStuttgart einen anderen<br />

Blickwinkel auf die Themen. Er<br />

wird beider Auswahl desStoffes genausoberücksichtigt<br />

wie die Pflicht<br />

der Partnerzeitungen,wichtige Ereignisse<br />

ihres Verbreitungsgebietes selbst<br />

groß aufzubereiten. Oft führtdas dazu,<br />

dass in Stuttgart drei bis vier Versioneneiner<br />

Zeitungsseite erarbeitet<br />

werden. Mit einer zweiten oder auch<br />

dritten Lieferung bisspät in die Nacht<br />

hinein stellen die„Stuttgarter Nachrichten“<br />

sicher,dass dieMantelseiten<br />

der Partner stets auf aktuellem Stand<br />

sind.<br />

Eine besondereStärke derPartnerschaft<br />

zwischen dem „<strong>Gäubote</strong>“ und<br />

den „Stuttgarter Nachrichten“ liegt im<br />

permanenten Ideenaustausch zwischen<br />

beiden Redaktionen. Diese Stärke<br />

macht der„<strong>Gäubote</strong>“ für seine Leser<br />

dieganze Woche nutzbar: Auch<br />

„Sonntag Aktuell“, die siebte Ausgabe,<br />

wird von derRedaktion der „Stuttgarter<br />

Nachrichten“ produziert. Mit einer<br />

Gesamtauflage vonrund 640 000Exemplaren<br />

gehört „Sonntag Aktuell“ zu<br />

den größten Zeitungen in Deutschland.<br />

■ Dr.Christoph Reisinger ist Chefredakteur<br />

der „Stuttgarter Nachrichten“<br />

und in dieser Funktion auchverantwortlich<br />

für die überregionalenSeiten<br />

des „<strong>Gäubote</strong>“ –die siebte Ausgabe<br />

„Sonntag Aktuell“ eingeschlossen.


Seite 95<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Deckenpfronn<br />

Ein kleines Dorf<br />

mit Herz<br />

D<br />

eckenpfronn, der knapp 3200<br />

Einwohner zählende Ort, liegt<br />

verkehrsgünstig und doch inmitten einer<br />

noch freien Landschaft auf einer<br />

Meereshöhe von 572Metern, gemessenamRathaus.<br />

DieAutobahn ist nur<br />

wenige Kilometer entfernt, eine ortsdurchfahrtsfreieStraße<br />

verbindet mit<br />

der „großen weiten Welt“, und doch<br />

isteine ganz eigene Handschrift in dieservon<br />

Wäldern umgebenen „Grenzgemeinde“<br />

bewahrt worden.<br />

VONDANIEL GÖTT<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“ ist für mich ...<br />

Deckenpfronn gehört zumOberen<br />

Gäu –der offene Blickhinunter zur nahen<br />

Stadt Herrenberg und auf die Berge<br />

der Schwäbischen Albmachen dies<br />

deutlich. Am Westrand des Ortes beginnt<br />

der zusammenhängendenördlicheSchwarzwald.<br />

Diefruchtbaren Lössböden gehen<br />

über in dieHecken- und Heidelandschaft.Geologisch<br />

isthier dieGrenze<br />

zwischen Muschelkalk und dem Buntsandstein,Wasserläufenehmen<br />

in Deckenpfronnverschiedene<br />

Richtungen,<br />

und auch Grenzen des Sprachdialektes<br />

sind hier zu spüren.<br />

Dashat auch schon immer zu politischen<br />

Grenzen geführt –früher waren<br />

es dieLänder Württemberg-Baden<br />

und Württemberg-Hohenzollern,heute<br />

sind es die Grenzen derRegierungsbezirkeStuttgart<br />

und Karlsruhe und<br />

die Kreisgrenzezwischen Böblingen<br />

undCalw.<br />

Wo Grenzen sind, ist die eigene<br />

Kraftgefragt. Deckenpfronn ist darum<br />

selbstständiggeblieben und behauptet<br />

sich als kleinste<br />

der26Gemeinden<br />

desLandkreises<br />

Böblingen. Der<br />

Aufbruch in eine<br />

zukunftsweisende<br />

Bewahrungdes selbstständigen Ortes<br />

verstärkt sich, Deckenpfronn istgesuchterWohnort<br />

fürden Ballungsraum<br />

Böblingen/Sindelfingen, seit<br />

1980 gibt es an derB296 ein zusammenhängendes<br />

Gewerbegebietmit<br />

heuterund 40 mittelständischen Betrieben.<br />

Der Ortskern hat in einer über<br />

zehnjährigen Sanierung eine neue<br />

Struktur fürDienstleistung und Wohnen<br />

erhalten. Dochdabei ist die historische<br />

Bindung nichtverloren gegangen.<br />

DieZehntscheuer als Teil desvom<br />

Kriegsbombardement 1945 verschonten<br />

Ensembles ist seit 1987 einBürgerhaus<br />

miteiner anspruchsvollen Kulturreihe.<br />

Dort ist auch dassehr beachtete<br />

Dorfmuseum eingerichtet.Schräg gegenüberwurde<br />

in derehemaligen<br />

Pfarrscheuer im Jahr 2009 ein Museum<br />

mit dem Titel „Heiß-Kalt“ eröffnet,<br />

das in den Sommermonaten ebenfalls<br />

viele Interessierte anlockt.<br />

In einemsechs Hektar großen<br />

Sportzentrum ist seit1980 eine Gemeindehalle<br />

mit600 Sitzplätzen der<br />

Mittelpunkt, um densich drei Fußballplätze,<br />

vier Tennisplätze, derFestplatz<br />

und dasneue Narrenheim gruppieren.<br />

Die über 20 Vereine desOrtes prägen<br />

zusammen mit den Kirchen und<br />

der Gemeinde das gesellschaftliche Leben<br />

im Ort, der fürseinen bürgerschaftlichen<br />

Zusammenhalt bekannt<br />

ist.<br />

Unsere Kinder finden in derzweizügigen<br />

Gottlob-Ernst-Grundschule einen<br />

hervorragenden Start ins Leben,<br />

zuvor werden sie in zwei Kindergärten,<br />

und ab September 2013 in derzurzeit<br />

im Bau befindlichen Kinderkrippesowie<br />

in einer Kinderspielgruppe, der<br />

... ein unersetzliches Informationsmedium. Denn nirgends<br />

sonst finde ich so viele Berichtezulokalen Geschehnissen<br />

rund um Herrenberg<br />

Ein beschaulicher Ort: Deckenpfronns Bürgermeister Daniel Gött aufdem Kirchturm GB-Foto:Schmidt<br />

Daniel Gött<br />

„Regenbogengruppe“, für den „Ernst<br />

des Lebens“ vorbereitet. Auch einen<br />

Waldorfkindergarten gibt es seit kurzem<br />

im Tennental.<br />

DieSenioren haben im Seniorenzentrum„Am<br />

Steinhaus“ ihre eigene<br />

Heimat –23Seniorenwohnungen, eine<br />

Seniorentagesstätte und Begegnungsangebotestehen<br />

in großer Vielfalt<br />

bereit. Besonders wichtig ist auch<br />

das seit 2008 im Betrieb befindliche<br />

Pflegeheim „Nikolaus-Stift“ mit30<br />

Pflegeplätzen direkt in der Ortsmitte,<br />

das mit großem ehrenamtlichem Engagement<br />

aus der Bürgerschaft begleitetwird.<br />

Seit 1991 wird abseits der Ortslage<br />

aufzwei ehemaligen landwirtschaftlichenHofstellen<br />

die Behinderteneinrichtung<br />

„DorfgemeinschaftTennental“nach<br />

anthroposophischem Leitbild<br />

geführt. Über 100betreuungsbedürftige<br />

Menschen aus demganzen<br />

Land lebenund arbeiten dort in Partnerschaftmit<br />

ebenso vielen Betreuern<br />

in einer Gemeinschaft. Viele Impulse<br />

gehen von diesem kleinen Dorf inzwischen<br />

aus und werden in denOrt hineingetragen.<br />

Im Tennental erhalten Sie<br />

viele Produkte für dentäglichen Bedarf<br />

in Demeter-Qualität.<br />

Besuchen Sie unser Dorf und den<br />

von Fachwerkhäusern gesäumten<br />

Marktplatzund genießen Sie dabei die<br />

ganz eigene Atmosphäre. Leider ist im<br />

Februar 2013 das Gasthaus „Hirsch“,<br />

eines derprägenden Gebäude in der<br />

Ortsmitte, bei einemBrand zerstört<br />

worden.Eine der Hauptaufgaben für<br />

die Zukunft wird deshalb sein, durch<br />

eine Neugestaltung diese so entstandene<br />

Lücke wieder zu schließen.<br />

„Kulturell undgastlich“ lautet der<br />

Untertitel unseresGemeindelogos,<br />

underdarf wörtlich genommenwerden.<br />

Kommen Sie gerne nach Deckenpfronn,<br />

wir freuen uns auf Sie!<br />

■ Unser Autor Daniel Gött<br />

istBürgermeister von Deckenpfronn.


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite96<br />

Interview mit den „<strong>Gäubote</strong>“-Verlegern<br />

„Wir leben mit den<br />

Menschen, Tür an Tür“<br />

Modern, sich seiner Tradition bewusst und doch immer auch<br />

im Wandel. Das Jahr 2013 ist fürden „<strong>Gäubote</strong>“ ein ganz besonderes:Die<br />

Zeitung im Gäu feiert ihren 175. Geburtstag. Im<br />

„<strong>Gäubote</strong>“-Interview schauen die beiden Verleger Rainer und<br />

Elmar Schöllkopf nach vorne.„Eine Zeitung zu machen, bedeutet<br />

immer auch, an der Gestaltung der Zukunft mitzuwirken“,<br />

ist dasCredo im Herrenberger Verlagshaus. Wasalso liegt näher,als<br />

gerade auch junge Menschen mit einem Zeitungsprojekt<br />

in den Mittelpunkt desJubiläumsjahres zu rücken.<br />

VONHARALD MARQUARDT<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“ wurde am 7. Juli 1838<br />

als Intelligenzblattfür das Oberamt<br />

Herrenberg gegründet und feiert in<br />

diesem Jahr sein 175-jähriges Bestehen.Welche<br />

Aufgabe hat eine moderne<br />

Tageszeitung heute?<br />

Rainer Schöllkopf: „Sie informiert zuverlässig,<br />

dasist die Basis für alles.<br />

Aber es genügtschon lange nicht<br />

mehr,nur Nachrichten zu transportieren.<br />

DieTageszeitungerklärt den Hintergrund,<br />

siezeigt unterschiedliche<br />

Standpunkte auf und sie hat einen<br />

Standpunkt. Sie wirkt so aktiv an der<br />

Meinungsbildung mit und erleichtert<br />

die Teilhabe am politischen Prozess,<br />

das beginnt mit derMöglichkeit einen<br />

Leserbriefzuschreiben …“<br />

ElmarSchöllkopf: „… und mehr noch<br />

bringt die Zeitung Menschen zusammen,sie<br />

hat eine Vermittlerrolle zwischen<br />

der Bürgerschaftund denen, die<br />

letztlich entscheiden.Das funktioniert<br />

nur,wenn sich die Zeitung derWünsche<br />

derMenschen annimmt, auch ihrer<br />

Probleme. Gerade eine Lokalzeitungwie<br />

der ’<strong>Gäubote</strong>’ sammelt, ordnet<br />

und bewertet Informationen aus<br />

dem direkten Lebensumfeld seiner Leserschaft.Kein<br />

Medium sonst leistet<br />

das in dieser Weise. Wir leben mit den<br />

Menschen in unseremVerbreitungsgebiet,<br />

Tür an Tür.<br />

Sie betonen die Verankerung im lokalen<br />

Raum und in der Region. Welche<br />

Rolle nimmt der„<strong>Gäubote</strong>“ dabei ein?<br />

Unser Ziel ist, die Tageszeitung<br />

und das Internet-Angebot so zu<br />

verbinden, dass für alle Nutzer ein<br />

echter Mehrwert entsteht<br />

Elmar Schöllkopf<br />

Rainer Schöllkopf: „Eine Zeitung, die<br />

sich wie der „<strong>Gäubote</strong>“ vor allem um<br />

die lokalenEreignisse und Entwicklungen<br />

kümmert, trägt ungeheuer viel<br />

zum Bewusstsein der Menschen für ihre<br />

Stadt oder ihre Gemeinde bei. Sie<br />

beschreibt immerwiederaufsNeue<br />

die gemeinsame Kultur in der ganzen<br />

Vielfalt und bezieht sich dabei auf die<br />

gemeinsamen Wurzeln. Damit werden<br />

auch Identität undIdentifikation gestiftet.<br />

Im Grunde ist dieZeitung ein<br />

Stück Heimat. Vordem Hintergrund<br />

derGlobalisierung und einer extrem<br />

hohen Mobilität in allenLebensbereichen<br />

ist dieser Beitrag gar nicht hoch<br />

genug einzuschätzen.“<br />

Zwei Generationen, eine Zeitung:Die „<strong>Gäubote</strong>“-Verleger Elmar Schöllkopf und<br />

Rainer Schöllkopf (rechts)<br />

GB-Foto:Schmidt<br />

Das Bedürfnis nach lokaler Information<br />

ist unbestritten, dennoch kommt es daraufan,<br />

den Leserinnen und Lesern eine<br />

breite Informationspalette aus allen<br />

Lebensbereichen zu bieten. Ist der<br />

„<strong>Gäubote</strong>“hier gut aufgestellt?<br />

Elmar Schöllkopf: „Garkeine Frage,<br />

das sind wir. Es würde trotz derBedeutungdes<br />

Lokalen aber viel zu kurz greifen,sich<br />

darauf zu<br />

beschränken. Der<br />

’<strong>Gäubote</strong>’steht auf<br />

vielerleiEbenen im<br />

Verbund mitstarken<br />

Partnern.Das gilt zunächst<br />

für dieüberregionalen<br />

Seiten.Mit<br />

den’Stuttgarter<br />

Nachrichten’,die für<br />

uns und andere Tageszeitungen<br />

im Mittleren Neckarraum<br />

diese ’Mantel’-Seiten produzieren,<br />

haben wirseit Jahrzehnten einAngebot<br />

von herausragender Qualität.<br />

Aufein großflächiges Netzwerk könnennatürlich<br />

auch unsere Anzeigenkunden<br />

zurückgreifen, das beginntmit<br />

dem Kleinanzeigenmarkt. Jedes Inserat,<br />

das beiuns aufgegeben wird, kann<br />

aber bei Bedarf im kompletten Anzeigenverbund<br />

Stuttgart oder Teilen davon<br />

erscheinen. Mit„Sonntag Aktuell“<br />

versorgen wir unsere Leserschaft am<br />

Wochenende mit tagesaktuellem,<br />

abervor allem auch unterhaltendem<br />

Stoff.Und für den täglichen Blick ins<br />

Fernsehprogrammlegenwir einmal<br />

pro Woche die „rtv“ bei. Richtig stolz<br />

sind wir auf den ’Kinder-<strong>Gäubote</strong>’, der<br />

seit sechsJahren auf eine schon fast<br />

begeisterte Resonanz stößt –übrigens<br />

nicht nur beiunseren jüngsten Lesern.<br />

Wir waren in Herrenberg bundesweit<br />

der erste Verlag im Verband Deutscher<br />

Lokalzeitungen,der dieses Projekt zu<br />

seiner Sache gemachthat. Mitgroßem<br />

Erfolg, wiewir heute wissen.“<br />

Viele Menschen, insbesondere<br />

Jugendliche, informieren sich<br />

heute über das Internet.<br />

Wie sehen Sie diese Entwicklung?<br />

Elmar Schöllkopf: „Das isteine Herausforderung,aber<br />

ganz sicher auch<br />

eineChance. Zeitungen waren schon<br />

immerdem Wandel unterworfen. Der<br />

’<strong>Gäubote</strong>‘ hat vor 175 Jahren als ‚Intelligenzblatt<br />

für denOberamtsbezirk<br />

Herrenberg’ begonnen. Wenn Sie danebenden<br />

’<strong>Gäubote</strong>’ vonheute legen,<br />

wird deutlich,wie sehr sich die Bedürfnisse<br />

der Leser und die Aufgaben des<br />

Mediumsverändert haben. Der ’<strong>Gäubote</strong>’<br />

ist 1999erstmals mit seiner <br />

1974 Die Vollredaktion der NWZGöppingen löst sich<br />

auf,der „<strong>Gäubote</strong>“ wird Partner der „Stuttgarter Nachrichten“und<br />

Mitglied der „Stuttgarter Anzeigengemeinschaft“.<br />

In diesem Verbundauf der Basis des „Stuttgarter Modells“ bekommen<br />

14 Tageszeitungen in Baden-Württemberg mit den „STN“ einen starken Mantelpartner,<br />

der bisheute alle überregionalen Seiten für den„<strong>Gäubote</strong>“ produziert. Vonnun an wird<br />

der Tageszeitung wöchentlich die Programm-Illustrierte iwz, heute rtv,beigelegt.<br />

1977 Kartenvorverkauf,<br />

Anzeigenannahme,Treuebücher<br />

undder Leserservice rund um die<br />

Zeitung: Der„<strong>Gäubote</strong>“ eröffnet<br />

die Geschäftsstelle im neuen<br />

Einkaufszentrum Bronntor in der<br />

Herrenberger Innenstadt.<br />

1978 In Zusammenarbeit<br />

mit dem „<strong>Gäubote</strong>“ veranstaltet<br />

der Motorsportclub Herrenberg<br />

die ersten Autotage,die seitdem<br />

ununterbrochen im zweijährigen<br />

Rhythmus stattfinden.


Seite 97<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

eigenen Website online gegangen,<br />

inzwischen istwww.gaeubote.de mit<br />

regelmäßig über 120 000Besuchern<br />

im Monat zu einer derbeliebtesten<br />

Seiten in diesem Raum geworden. Wir<br />

bieten im Internet neben tagesaktuellen<br />

Informationen –lokal und überregional<br />

–viele Zusatzangebote, die<br />

nicht allein vonJüngeren genutzt werden.<br />

E-Paper gehört heute einfach dazu,<br />

und mit unserer Website erreichen<br />

wirauch viele Menschen, diesich immer<br />

noch fürdas Geschehen hier<br />

interessieren, obwohl siegar nicht<br />

mehr hier leben. Studium, Beruf,Reisen,<br />

es gibt da vieleGründe –und mit<br />

derWebsite kann sich jeder an jedem<br />

Ortzur jeder Zeit noch ein paar Heimatgefühle<br />

ins Wohnzimmer holen.<br />

Das istdoch toll!“<br />

Sie machen sich also keine Sorgen<br />

darüber,dass junge Menschen einmal<br />

keine Zeitung mehr lesen?<br />

Elmar Schöllkopf: „Sorgenist das falsche<br />

Wort. DerWandel derMedienlandschaft<br />

verlangt,dass wiruns ständigGedanken<br />

machen. Aber zunächst<br />

sinddie Reichweiten der gedruckten<br />

Zeitungen noch immer beeindruckend.<br />

Neuesten Studien zufolge lesen<br />

47 Millionen Menschen in Deutschland<br />

täglich eine gedruckte Tageszeitung.<br />

Danebensteigen die Online-<br />

Reichweiten ständig, rund 40 Prozent<br />

der Deutschen informieren sich mittlerweile<br />

über dieWeb-Angebote der<br />

Zeitungen. Diese Online-Zahlen werden<br />

weiter steigen, gerade auch weil<br />

sichdas Nutzerverhalten verändert,<br />

nicht nur das junger Leute. Der Boom<br />

beiden mobilen Endgeräten zeigt das<br />

jaganz deutlich, das Smartphone und<br />

der Tablet-PC haben längst alle Bevölkerungsschichten<br />

erreicht. Auf diese<br />

Kommunikationsbedürfnisse dieadäquatenAntworten<br />

zu geben,das ist<br />

die tägliche Herausforderung, derwir<br />

uns aber gerne stellen. Undwenn wir<br />

hier erfolgreich arbeiten, werden wir<br />

auch diejunge Generation erreichen.<br />

Im Übrigen sind wirfest überzeugt,<br />

dass sich die Zeitung auch langfristig<br />

weiter behauptet. Siehat einfach große<br />

Vorteile: Sie dient in hohem Maß<br />

derOrientierung, jenseits vonschnellen<br />

Bildern und Info-Häppchen. Weil<br />

sie weniger flüchtig ist, sielädt ein<br />

zum Nachdenken und zur Auseinandersetzung.<br />

Auch wirklich etwas in der<br />

Hand zu halten,ist ein besonderes Gefühl.<br />

Unser Ziel ist, die Tageszeitung<br />

und das Internet-Angebotsozuverbinden,dass<br />

füralle Nutzergruppen<br />

einechter Mehrwert entsteht.“<br />

Viele Pädagogen in denSchulen<br />

beobachten, dass Kinder und<br />

Jugendliche im Umgangmit derSprache<br />

ganz erhebliche Defizite haben.<br />

Welche Konsequenzen hat das fürein<br />

Zeitungshaus?<br />

Elmar Schöllkopf: „Der Medienkonsum<br />

vieler Kinder und Jugendlicher<br />

gibtschon Anlass, die Entwicklungen<br />

in denvergangenen Jahren kritischzu<br />

hinterfragen. Es geht da nichtnur um<br />

dieFrage, ob junge Menschen Zeitung<br />

lesen. Es geht vielmehr darum, ob Kinder<br />

überhaupt noch ausreichend lesen.Sprachbildung,<br />

Lesekompetenz<br />

und Kommunikationsfähigkeit hängen<br />

engmiteinander zusammen, das sind<br />

dochzentrale Schlüsseleigenschaften<br />

fürs ganze Leben. Gerade dieZeitung<br />

kann hier vieles bewirken, dashaben<br />

viele Pädagogen in den Schulen längst<br />

erkannt. Wirsehendas ganz deutlich<br />

auch am „Kinder-<strong>Gäubote</strong>“,der in etlichenGrundschulen<br />

als<br />

Lernmittel genutztwird.<br />

Sogar Kindergärten lassen<br />

sich Exemplare schicken.<br />

Das bedeutet:<br />

Richtigeingesetzt, kann<br />

die Tageszeitung bei der<br />

Bildung von Kindern<br />

und Jugendlichen sehr<br />

viel bewirken.“<br />

Zum 175-jährigen Jubiläum greift<br />

der „<strong>Gäubote</strong>“gerade diesen<br />

Bildungsgedanken auf.<br />

In welcher Weise?<br />

Rainer Schöllkopf: „Geradeweil wir<br />

gegenüberjungen Menschen eine<br />

grundsätzliche Verantwortung sehen<br />

und der Leseförderung eine immense<br />

Bedeutungbeimessen, wollen wir diesen<br />

Aspekt auch mitdem Jubiläum des<br />

‚<strong>Gäubote</strong>’ in den Mittelpunkt rücken.<br />

Wir schenken in diesem Jahr allen<br />

Schulen, diedaran teilnehmen möchten,<br />

ein medienpädagogisch hochkompetent<br />

begleitetes Zeitungsprojekt<br />

mit dem Titel ’Der <strong>Gäubote</strong> macht<br />

Schule’. Rund30Klassen nehmen daran<br />

teil –mit sehr großem Engagement.<br />

Grundschüler,Realschüler,Gymnasiasten,Berufsschüler.Neben<br />

der Leseförderung<br />

kommt es uns beidiesem<br />

Schulprojekt vorallem darauf an, nach<br />

Im Grunde istdie Zeitung ein<br />

Stück Heimat. Damit werden Identität<br />

und Identifikation gestiftet<br />

Rainer Schöllkopf<br />

Das Stammhaus des „<strong>Gäubote</strong>“ in der Horber Straße 42 in Herrenberg<br />

vorne, in dieZukunft zu schauen, und<br />

das zusammen mit jungen Menschen.<br />

Wasdie Schüler und Lehrer beidiesem<br />

Projektgemeinsam erarbeiten, zeigen<br />

wir im gesamtenJubiläumsjahr vor<br />

und berichtendarüber. Woche für<br />

Woche. Die Resonanz nach den ersten<br />

Monatenbestärkt uns darin, dass wir<br />

mitdiesem Projekt richtig liegen.“<br />

Wiewird sichder „<strong>Gäubote</strong>“<br />

in der Zukunft entwickeln?<br />

ElmarSchöllkopf: „Zunächstwerden<br />

sich die Menschen, die den „<strong>Gäubote</strong>“<br />

täglich machen, auch täglich fragen,<br />

ob sie mitihrer Arbeit und dem Angebot<br />

denBedürfnissen und Anforderungender<br />

Leserschaft entsprechen. Ich<br />

glaube, es kommt entscheidend daraufan,<br />

die richtigenInhalte zu bieten<br />

und beide Medien –Print und Online –<br />

nochweit stärker als bisher miteinander<br />

zu vernetzen. Dasgilt fürdie nachrichtlichen<br />

Inhalte, das gilt aber auch<br />

fürdie werblichen Botschaften. Kein<br />

anderesPaket kann unseren Werbekunden<br />

in diesem regionalen Markt eine<br />

so qualifizierte Plattform mitsohoher<br />

Nutzer-Frequenz bieten. Wir wollen<br />

auch in der Zukunft optisch frisch<br />

und lebendig daherkommen, wirbleiben<br />

inhaltlich solide und möchten<br />

dennochauch den Zeitgeisttransportieren.<br />

Ob wirdie Leserinnen und Leser<br />

dann elektronisch oder perAusträger<br />

erreichen,das ist dann zweitrangig.“<br />

Waswünschen Sie sich<br />

für die Zukunft?<br />

Rainer Schöllkopf: „Dasist leicht gesagt:<br />

Wir wünschen uns, dass die Menschen<br />

in dieser Region weiterimEinklangmit<br />

ihrer Tageszeitung stehen,<br />

und hoffen dabei, dass wir alle im ’<strong>Gäubote</strong>’-Verlag<br />

es schaffen, uns dieWertschätzungunserer<br />

Leserinnen und Leser<br />

immer wieder neu zu erarbeiten. So<br />

wie wirdas in den vergangenen Jahrzehnten<br />

gehalten haben.“ ■<br />

1978 Das Bleizeitalter in der technischen Produktion<br />

des „<strong>Gäubote</strong>“ geht zu Ende.Die Manuskripte werden<br />

per Fotosatz erfasst, die Artikel auf Fotopapier belichtet<br />

undzusammen mit denRepros von Anzeigen und Fotos<br />

auf Bögen montiert. Auf der Basis eines Negativfilms der<br />

fertigen Seiten entstehen die Druckplatten.<br />

1979 Erstmals erscheint<br />

Sonntag Aktuell. 19 Zeitungenin<br />

Baden-Württemberg gehören zu<br />

den Mitbegründern der „Siebten<br />

AusgabeIhrer Tageszeitung“ –<br />

darunter auch der „<strong>Gäubote</strong>“.<br />

1982 „Schwarz auf weiß“<br />

stehen die Nachrichten schon<br />

immerinder Zeitung. Zu Weihnachten<br />

1982 druckt der<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ zum ersten Mal<br />

ein vierfarbiges Schmuckbild ab.


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite98<br />

40 Jahre Meisterbetrieb 1978<br />

April<br />

Herrenberg Benzstr. 28Tel. 07032/9288-0<br />

Sechs Generationen -eine Leidenschaft<br />

Bäcker Baier | Bronngasse &Ziegelfeld | Herrenberg<br />

www.baecker-baier.de<br />

Die erste Nummer: Der „<strong>Gäubote</strong>“ erscheint am 11. Juni 1949 erstmals wieder


Seite 99<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Da schauen auch Erwachsene gerne rein: Die „<strong>Gäubote</strong>“-Kinderzeitung<br />

Die Welt einfach<br />

besser verstehen<br />

F<br />

ür junge Leser hält der„<strong>Gäubote</strong>“<br />

seitdem Jahr 2006 ein maßgeschneidertes<br />

Angebotbereit: dieKinderzeitung,<br />

diebei denMädchen und<br />

Jungen auf große Resonanz stößt.Und<br />

dasvon Anfang an. Dabei warder<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ vor sieben Jahren bundesweitdie<br />

erste Tageszeitung, dieauf das<br />

in Zusammenarbeit mit derAgentur<br />

von Jürgen Fastbinder in Hatten-Sandkrug<br />

(Landkreis Oldenburg) produzierte<br />

Journal setzte. Inzwischensind<br />

neunweitere Tageszeitungen auf den<br />

Zug aufgesprungen, dieZentralredaktionbefindet<br />

sich mittlerweile bei der<br />

Medienfabrik in Gütersloh –und die<br />

Druckauflage liegtbei 427 000 Exemplaren<br />

monatlich. Eine Erfolgsgeschichte,fast<br />

wieaus dem Bilderbuch.<br />

Die Kinderzeitung –die durchdie<br />

täglichen„Kindernachrichten“ im<br />

überregionalen Teil des „<strong>Gäubote</strong>“ ergänzt<br />

wird –möchte Mädchen und<br />

Jungen im Alter von sechs biszwölf<br />

Jahren an das Leseneiner Tageszeitung<br />

heranführen. DasMagazin im handlichen<br />

Tabloid-Format, das dem„<strong>Gäubote</strong>“<br />

immeramersten Samstag im<br />

Monat beiliegt, setzt auf ein weitgefächertes<br />

Themen-Spektrum ausden<br />

Bereichen Politik, Wirtschaft, Natur,<br />

Umwelt undSport. Die Themen werdendabei<br />

kindgerecht und spielerisch<br />

aufbereitet. Optische Elemente und<br />

Foto-Geschichtenlockern das Magazin<br />

auf. Dasgefällt nicht nur dem Leser-<br />

Nachwuchs, auch viele Erwachsene<br />

schauen gerne in das monatlich erscheinende<br />

Heft.<br />

Auch das alltägliche Lebensumfeld<br />

nimmteinen wichtigen Platz ein–so<br />

finden dieKinder regelmäßig Beiträge<br />

überschulische Themen, aktuelle<br />

Trends und natürlich den Freizeitbereich.<br />

Durch diese Mischung ist sichergestellt,dass<br />

für jedes Kind unterGarantie<br />

etwas Interessantes dabei ist:<br />

Beispielsweise Artikelüber die Atommüll-Problematik<br />

oder den Klimaschutz,Interviews<br />

mit Formel-1-Star<br />

Sebastian Vettel oder der ehemaligen<br />

„Monrose“-<br />

Sängerin Mandy,<br />

Beiträge über die<br />

Fußball-EM und<br />

Olympia, Tipps für<br />

sommerliche<br />

Spiele im Freibad,<br />

Verkleidungsvarianten<br />

fürHalloween,<br />

Artikel über<br />

das Klettern und<br />

Schwimmen oder<br />

Reportagen über<br />

Haie und Wölfe–<br />

um nur eine kleine<br />

Auswahlan<br />

Themen zu<br />

nennen. Darüber<br />

hinaus gibt’s Tipps<br />

zu Büchern, CDs<br />

undSpielen sowie<br />

Berichte über<br />

Produkte, die bei<br />

den Mädchen und<br />

Kindern derzeit<br />

angesagt sind.<br />

DieKinderzeitung<br />

besteht aus<br />

zwölf bis13<br />

„Mantel“-Seiten<br />

der Agentur,zu<br />

denen neben<br />

bunten Geschichten<br />

auchinformative<br />

Panorama-Doppelseiten in der<br />

Journal-Mitte gehören. Drei bisvier<br />

Seiten mit lokalemStoff gestaltet die<br />

„<strong>Gäubote</strong>“-Redaktion selbst, um den<br />

Kindern unter anderem einen Überblick<br />

über interessante VeranstaltungeninHerrenberg<br />

und Umgebung zu<br />

bieten.<br />

Beliebt sind bei den jungen Lesern<br />

auch besondere„<strong>Gäubote</strong>“-Aktionen,<br />

bei denen sie selbst aktiv und kreativ<br />

werden können. So durften sich Schüler<br />

bereits alsReporter versuchen und<br />

in Begleitung eines „<strong>Gäubote</strong>“-<br />

Redakteurs den Erlebnispark Tripsdrill<br />

besuchen. Vonihrem Ausflug verfassten<br />

dieNachwuchs-Journalisten dann<br />

Fabian Lutz (oben),<br />

Cora Bräuning (Mitte)<br />

und Finn Hoffmann (unten)<br />

lesendie Kinderzeitung nicht nur<br />

immer aufmerksam,<br />

sie haben alle auch schon beim<br />

monatlichenPreisrätsel gewonnen<br />

GB-Fotos: Holom (2),Bäuerle (1)<br />

eigene Beiträge fürdie Kinderzeitung<br />

und lieferten gleichzeitig auchdie Fotos<br />

dazu. Eine tolle Erfahrung für die<br />

Kinder, die „Kinderzeitungs“-<br />

Redaktion und natürlichauch fürdie<br />

jungen Leser!<br />

Darüberhinaus haben Gewinnspiele<br />

in Kooperation mitHerrenberger<br />

Buchhandlungen und Spielwarengeschäften<br />

ebenfalls einen festen Platz.<br />

Die Gewinner desHauptgewinns werden<br />

dann jeweils miteinem Foto in<br />

der Kinderzeitung vorgestellt.<br />

DieKinderzeitung macht die Welt<br />

für Sechs- bisZwölfjährige besser verständlich,<br />

weckt ihre Lust am Lesen<br />

unddas Interesse am Weltgeschehen.<br />

Dass das Konzept derKinderzeitung<br />

ins Schwarze trifft, zeigt die große<br />

Menge an Leserpost,die Monat für<br />

Monat die „<strong>Gäubote</strong>“-Redaktion erreicht.<br />

Liebevoll illustrierte Briefe und<br />

Karten inklusive. Und auch bei den<br />

Grund- und Hauptschulen in Herrenberg<br />

undden umliegenden Gemeinden,<br />

die der„<strong>Gäubote</strong>“ regelmäßig<br />

mit Frei-Exemplaren beliefert, hat die<br />

Kinderzeitung einen hohen Stellenwert.<br />

Denn viele Lehrer nutzen das<br />

Journal gernefür ihrenUnterricht –<br />

ebenweil die Kinderzeitung eine Fülle<br />

an regionalen,nationalen und internationalen<br />

Themen im Gepäck hat. ■<br />

ESTHER ELBERS<br />

1987 Der „<strong>Gäubote</strong>“ initiiert die<br />

erste Wahl der Gäusportler des<br />

Jahres.Auf dem Treppchen stehen die<br />

Marathon-Läuferin Christine Weiß, der<br />

Porsche-Cup-Gewinner Roland Asch und dieBezirksliga-Meistermannschaftdes<br />

VfL Herrenberg. Die „<strong>Gäubote</strong>“-Sportlerwahl mit<br />

prominentenGästen findet seitdem alle zwei Jahre statt.<br />

1987 Große Anerkennung fürdie Rotationsdrucker:<br />

Im weltweitenWettbewerb des Druckplattenherstellers<br />

NAPinLas Vegas wird eine<br />

vierfarbige Schmuckseite im „<strong>Gäubote</strong>“ mit dem<br />

ersten Preis ausgezeichnet.Polymere Kunststoffdruckplatten<br />

lösen die bisher eingesetzten Bleidruckplatten<br />

ab.<br />

1988 Der „<strong>Gäubote</strong>“ wird 150Jahre<br />

alt. Hellmut M. Weidhaas,Chefredakteur<br />

des „<strong>Gäubote</strong>“ seit1949, tritt in den<br />

Ruhestandund wird mitdem Bundesverdienstkreuz<br />

ausgezeichnet.Die Redaktion<br />

leitet seitdemHarald Marquardt.


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite100<br />

Nufringen<br />

Beliebte Treffpunkte für Jung undAlt<br />

D<br />

ie Gemeinde Nufringen ist in einer<br />

beneidenswerten Situation:<br />

Sie ist schuldenfrei und verfügt über<br />

ausreichende finanzielle Rücklagen.<br />

Dasverschafft Handlungsspielräume.<br />

Doch Nufringens eigentlichen Charme<br />

und Reizmachen die Menschen, die<br />

Lage unddie gute Infrastruktur aus.<br />

VONULRIKE BINNINGER<br />

Nufringen hat eine funktionierende<br />

Infrastruktur mit einer hervorragenden<br />

Anbindung an die S-Bahn sowie<br />

die Autobahn A81. Gut erschlossene<br />

Gewerbeflächen, ein lebendiges Vereinsleben,<br />

eine gute Anbindung an<br />

überregionaleZuglinien oder Straßen<br />

–Nufringen ist eine Gemeinde mit viel<br />

Lebensqualität.<br />

Davon zeugen diemehr als2000<br />

Arbeitsplätze im Ort, davon zeugt aber<br />

auch dieLage der Gemeinde: Südlich<br />

von Nufringen beginnt der Naturpark<br />

Schönbuch, ein einzigartiges Naherholungsgebiet<br />

mit vielen Grillstellen,<br />

Wanderpfaden und Freizeiteinrichtungen.<br />

Nufringens Einwohnerzahl ist in den<br />

vergangenen Jahren stetig,aber moderat<br />

gewachsen und liegt jetzt bei<br />

rund 5400 Einwohnern, Tendenz weitersteigend<br />

–vom demografischen<br />

Wandel ist hier derzeit wenig zu spüren.<br />

Mit demVerkaufdes letzten Grundstücks<br />

im Baugebiet „Rötelesberg lll“<br />

im Jahr 2003 wurde die Aufsiedlung<br />

der Gemeinde zunächst abgeschlossen.<br />

Seitherwird erfolgreich auf die Innenentwicklung<br />

gesetzt. Ein neues<br />

Baugebiet wurde ganz bewusst nicht<br />

geplant, denn es gibt genügendBaulückenimZentrum<br />

der Gemeinde, die<br />

zunächst geschlossen werden sollen,<br />

ganz im Zeichen derinnerörtlichen<br />

Entwicklung. Auchauf diesem Weg<br />

kann die Gemeinde der Nachfrage von<br />

jungen Familien, aber auch derälteren<br />

Bürgerinnen und Bürger nachkommen,die<br />

ganz unterschiedliche Wohnwünschehaben.<br />

Die beiden Gewerbegebiete „Gründen“<br />

und „Buchen“ befindensichineiner<br />

1-a-Lage mit einer hervorragenden<br />

Verkehrsanbindung. Diedort ansässigen<br />

Firmen bilden einen guten Mix aus<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“ ist für mich …<br />

... tägliche Pflichtlektüre<br />

Ulrike Binninger<br />

Handwerk, Dienstleistung und produzierendem<br />

Gewerbe. Nufringen verfügtnoch<br />

überausreichend Gewerbeflächen.<br />

Die zahlreichen Anfragen von<br />

Interessenten und erfolgreiche Neuansiedlungen<br />

in den letzten Jahren zeigen,<br />

dass Nufringen ein attraktiver<br />

Wirtschaftsstandort ist.<br />

Aber auch dievielen Dienstleistungs-<br />

und Einzelhandelsbetriebe in<br />

der Ortsmitte bieten eine große Produktpalette,<br />

verbunden mitQualität<br />

undService.<br />

Das Nufringer Vereinsleben ist sehr<br />

vielfältig. 26 Vereine und Organisationendecken<br />

mit ihren Angeboten viele<br />

unterschiedliche Interessen ab,egal,<br />

ob es sich um Sport,<br />

Kultur oder um das<br />

sozialeEngagement<br />

handelt. Dieses lebendige<br />

Vereinslebenist<br />

ein Zeichen<br />

dafür,dass sich die<br />

NufringerBewohner<br />

mit ihrer Gemeinde identifizieren und<br />

hier wohlfühlen. So ist denn auch der<br />

Veranstaltungskalender Nufringens<br />

prall gefüllt: An Fasching ist die Wiesengrundhalle<br />

bestens besucht, der<br />

Musikvereinlädt im Frühjahr zu seinem<br />

großen Konzert. Die anspruchsvollen<br />

Vernissagen des Kulturkreises, <br />

Nach 175 Jahren Arbeit darf<br />

man auch mal relaxen ...<br />

Die Adresse für Polstermöbel<br />

zum Wohlfühlen auf 5000 m²!<br />

Polstergruppen<br />

Schlafsofas<br />

Ruhesessel<br />

Couchtische<br />

... und das Schwäbische Tagblatt lesen.<br />

Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum!<br />

tagblatt.de<br />

72202 Nagold<br />

Herrenberger Str. 70 +72(B28)<br />

Telefon 07452-3326<br />

Telefax 07452-67517<br />

www.schwab-polstermoebel.de<br />

www.polsterland.de<br />

Montag –Freitag 9.30 –19.00 Uhr, Samstag 9.30 –16.00 Uhr


Seite 101<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

die im Rathaus stattfinden, sind<br />

etabliert,und diemusikalischen Darbietungen<br />

des Handharmonikaclubs<br />

sorgen bei jedem Auftritt für viel Applaus.<br />

DasSommerfest der Gartenfreunde,<br />

dastraditionelle Maibaumstellenund<br />

der Weihnachtsmarkt in<br />

der Ortsmitte sind beliebte Treffpunkte<br />

fürJung und Alt.<br />

Nufringen verfügt über drei moderne<br />

Kindertageseinrichtungen mit<br />

einem sehr umfangreichen Betreuungsangebot.Die<br />

gesetzlichvorgegebeneBetreuungsquote<br />

von 34 Prozent<br />

hat Nufringen im Jahr 2012<br />

bereits vorzeitig und mit über 40 Prozentübererfüllt.<br />

Die Grundschule mit<br />

Schülerbüchereiingroßzügigen<br />

Räumlichkeiten wird durch das umfangreicheKernzeitangebotder<br />

Gemeinde ergänzt.<br />

Direkt neben derSchule liegen die<br />

Wiesengrund- und die Schwabenlandhalle,<br />

zwei Mehrzweckhallen –beide<br />

aufdem neuesten Stand. EinAltenpflegeheim<br />

und seniorenbetreute Wohnungen<br />

in der Ortsmitte sindweitere<br />

wichtige Einrichtungen und fest in der<br />

Gemeinde verankert. Die Volkshochschule<br />

und das Generationenreferat<br />

bieten ein abwechslungsreichesAngebot<br />

für alle Altersgruppenund solche,<br />

die nicht in Vereinen organisiert sind.<br />

Am Rande des Naturparks Schönbuchliegen<br />

dieSportanlagen des Tennisclubs,<br />

der Gäusportschützenund<br />

Unter den Menschen,mittenim<br />

Dorf: Die NufringerBürgermeisterin<br />

Ulrike Binninger<br />

am Marktplatz<br />

GB-Foto: Schmidt<br />

des Sportvereins sowie die Freizeithütte.<br />

Bolz- und Kinderspielplätze im Ort<br />

runden diesesAngebot an besten Trainings-,Spiel-<br />

und Freizeitmöglichkeitenab.<br />

In Sachen Umweltschutz ist Nufringen<br />

vorbildlich. DieGemeinde bezieht<br />

zu 100 Prozent Ökostrom, die neue<br />

Straßenbeleuchtung iststromsparend<br />

und auf öffentlichenDächern wurden<br />

zwei Bürger-Fotovoltaikanlageninstalliert.<br />

Der 2010/2011 neugebaute Kindergarten<br />

Steigstraße erreicht nahezu<br />

Passivhausstandard,das Rathaus wurde<br />

im Jahr 2008 vom Keller bis zum<br />

Dach energetisch gedämmt und soll<br />

nun auch nochklimaneutral werden.<br />

Nufringen ruht sich aber nicht auf<br />

seinen Erfolgen aus, sondern wappnet<br />

sich für dieZukunft. In der „ZukunftsoffensiveNufringen<br />

2025“ (ZON<br />

2025) engagieren sich zahlreiche Bürgerinnen<br />

und Bürger für die Gemeindeentwicklung.<br />

Konkrete Empfehlungen<br />

werden nach und nach umgesetzt.<br />

Dasgrößte Projekt für diekommenden<br />

Jahre wird die Sanierung derOrtsmittemit<br />

der Neugestaltung des<br />

Marktplatzes sein. Und ich bin mir sicher,dass<br />

sich auch dann wieder viele<br />

Bürgerinnen und Bürger mit Ideen<br />

und Vorschlägen einbringen.<br />

Diehohe Lebensqualität trägt entscheidend<br />

dazubei, dass dieBürgerinnen<br />

und Bürger in Nufringen sicher,<br />

gutversorgt und zufrieden leben können.Nufringen<br />

ist eine moderne Gemeinde<br />

mit einem hohen Wohn- und<br />

Freizeitwert.<br />

■ Unsere AutorinUlrike Binninger<br />

ist Bürgermeisterin von Nufringen.<br />

Unser Servicepaket: mindestens 21 Monate TÜV/AU<br />

aktueller Kundendienst vor Auslieferung, 1Jahr Garantie<br />

71131 U-Jettingen Telefon (0 74 52) 8847522<br />

Schulstraße 49 Mobil: 0171 /2354461<br />

frankh9@aol.com www.gebrauchtwagenautohausfrank.de<br />

Ihr zuverlässiger Partner für geprüfte<br />

und gepflegte Gebrauchtwagen<br />

Das Krankenhaus Herrenberg<br />

gratuliert herzlich!<br />

Der GÄUBOTE – Die Herrenberger Zeitung – leistet seit 175 Jahren<br />

einen wichtigen Beitrag zum öffentlichen und privaten Leben,<br />

seit 117 Jahren Seite an Seite mit dem Herrenberger Krankenhaus.<br />

Wir nehmen uns ein Beispiel an der erfolgreichen Geschichte des<br />

GÄUBOTEN. Auch wir setzen alles daran, die Bürger in Herrenberg<br />

und Umgebung menschlich und kompetent zu versorgen.<br />

Wir gratulieren dem <strong>Gäubote</strong> Herrenberg<br />

zu 175Jahren aktueller Berichterstattung<br />

und wünschen für die Zukunft alles Gute<br />

–geprüft –gepflegt –zuverlässig –<br />

Erster Bericht über das Krankenhaus Herrenberg im <strong>Gäubote</strong>n vom 1. April 1896


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite102<br />

rtv –die Fernseh-Illustrierte des „<strong>Gäubote</strong>“<br />

Auf allen Kanälen<br />

immer gut im Bild<br />

Ö<br />

ffentlich-rechtlichesTV, Privatfernsehen,<br />

Spartenkanäle oder Digitalfernsehen<br />

–rtv,das TV-Magazin<br />

des „<strong>Gäubote</strong>“, gibt Woche für Woche<br />

einenserviceorientierten und unterhaltsamen<br />

Überblick, was in den kommenden<br />

Tagen so alles über dieMattscheibe<br />

flimmert.Immer freitags liegt<br />

das TV-Magazin dem „<strong>Gäubote</strong>“ bei.<br />

VON MATTHIAS ROTH<br />

Im Herbst 2004 fanden die Leserinnen<br />

und Leser des„<strong>Gäubote</strong>“ zumersten<br />

Maldie Fernsehbeilage rtv in ihrer<br />

Tageszeitung.<br />

Seit über neun<br />

Jahren erhöht<br />

rtvden Nutzwertder<br />

traditionsreichen<br />

Zeitungfür<br />

Herrenberg<br />

und das Gäu.<br />

Matthias Roth<br />

Eine langjährige,vertrauensvollePartner-<br />

schaft,von der beide Seiten profitieren<br />

–vor allem aber die Leserinnen<br />

und Leser.<br />

175. Geburtstag –welches Medium<br />

kannschon einsolches Jubiläum begehen?<br />

rtv gratuliert dem„<strong>Gäubote</strong>“<br />

sehr herzlich zu diesem wunderbaren<br />

Geburtstagund wünscht noch viele,<br />

vieleweitere erfolgreiche Jahre!<br />

rtv kannzwar nicht auf 175 Jahre zurückblicken,<br />

hataber doch 2011 einen<br />

besonderen Geburtstag gefeiert:Wir<br />

wurden 50 Jahre alt. Im<br />

Rahmen einergroßen<br />

Galabegingen wir das<br />

halbe Hundert und verliehen<br />

dabei erstmals<br />

den„wertvoll-Preis“ an<br />

herausragendePersönlichkeiten<br />

desMediums<br />

Fernsehen. Ausgezeichnet<br />

wurden Armin Mueller-<br />

Stahl, Hannes Jaenicke,Anna<br />

MariaMühe, PeterKloeppel.<br />

Der Preis der rtv-Leserinnenund<br />

Leser ging an<br />

Wolfgang Stumph. Der<br />

freute sich ganz besonders<br />

überdie Auszeichnung,<br />

weiler, wie er sagte, jene Preiseam<br />

höchsten schätzt, die keine Jury vergibt,sondern<br />

dieZuschauer, oder,wie<br />

in diesem Fall, dieLeser,die ihnzuihrem<br />

Favoriten gewählt hatten.<br />

Der beliebte Wolfgang Stumph<br />

sprach damit etwas aus, das auch sehr<br />

gutzurtv passt: Im Zentrum all unsererBemühungen<br />

stehen<br />

die Leser.Unser<br />

Anspruch ist es, umfassend<br />

und kompetent<br />

überdas Fernsehprogramm<br />

zu informieren.<br />

Und zu<br />

beweisen, dass man Matthias Roth<br />

keinenahezu telefonbuchdicke<br />

Zeitschriftbraucht, um<br />

gut im Bilde zu sein darüber,was das<br />

TV zu bieten hat. Der Schlüssel dafür,<br />

dass wirdas auch in kompaktem Umfang<br />

schaffen, sind hoch kompetente<br />

undmotivierte Mitarbeiter,die sich<br />

mit Film und Fernsehenallerbestens<br />

auskennen.<br />

Nursokönnenwir<br />

Orientierung<br />

geben.<br />

Wir wissen, wasläuft. Wir sprechenmit<br />

denMachern und den Stars:<br />

Nur der direkte Kontakt gewährleistet<br />

einenauthentischen Eindruck. Wir sehen<br />

die Sendungen vorab, bevor wir<br />

eine Empfehlung aussprechen –oder<br />

Wir sehen die Sendungen vorab,<br />

bevor wir eine Empfehlung aussprechen–<br />

oder auch davon abraten<br />

auch davon abraten. Völlige Unabhängigkeitist<br />

eine Voraussetzung fürseriösen<br />

Journalismus.Auch aus diesen<br />

Gründenpassen der „<strong>Gäubote</strong>“ und<br />

rtvsogut zusammen.<br />

Rezepte und Gesundheitsthemen<br />

ergänzen die Themenpalette derrtv,<br />

die sich ansonsten ganz aufs Fernsehen<br />

konzentriert. Über Politik und Lokalesinformiert<br />

dagegen niemand<br />

besser alsdie Qualitäts-Tageszeitung.<br />

Wir freuen uns darüber, dass das<br />

Konzept derFernsehbeilage rtv ankommt.<br />

200 Tageszeitungen in ganz<br />

Deutschland legen, Wochefür Woche,<br />

rtv als Servicefür ihre Leser bei. Mit einer<br />

Auflage von knapp neun Millionen<br />

Exemplaren und rund elf Millionen Lesern<br />

wöchentlich ist rtvDeutschlands<br />

größtes TV-Magazin. Darauf sind wir<br />

ein bisschen stolz. Undwissen dabei<br />

sehr gut, dass wirdas nie schaffen würden<br />

ohne zwei ganz starke Partner: einerseits<br />

Sie –unsere Leserinnen und<br />

Leser–und andererseits dieTageszeitungen.Qualitäts-Tageszeitungen<br />

wie<br />

der „<strong>Gäubote</strong>“. Danke und alles Gute<br />

für dieZukunft!<br />

■ Unser Autor Matthias Roth<br />

ist Chefredakteur von rtv,der<br />

wöchentlichenFernseh-Illustrierten<br />

des „<strong>Gäubote</strong>“.<br />

175 Jahre am Puls der Zeit –mit aktuellen Informationen<br />

aus aller Welt –wir gratulieren dem „<strong>Gäubote</strong>“ herzlich!<br />

1983


Seite 103<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Gärtringen<br />

EineGemeinde<br />

in derbesten Lage<br />

I<br />

nGärtringen lässt es sich gut leben!<br />

Dies höre ichimmer wieder,wenn<br />

von derLebensqualität unserer Gemeinde<br />

die Rede ist. Gärtringen hat<br />

mitseinen 12 000 Einwohnern inzwischeneine<br />

Größe erreicht, bei der bereits<br />

sehr vieles am Ort vorhanden ist,<br />

um sich in derGemeinde wohlfühlen<br />

zu können.<br />

VON MICHAEL WEINSTEIN<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“ ist für mich ...<br />

... schlichtwegüberlebensnotwendig!<br />

Als Bürgermeister bin ichauf<br />

breitgefächerte Informationen ausder<br />

ganzen Bandbreite desgesellschaftlichen<br />

Lebens angewiesen, vonder großen<br />

Politik biszum lokalen Vereinsleben.<br />

DieseBandbreite bietet mir der<br />

„<strong>Gäubote</strong>“mit absoluter Zuverlässigkeit.<br />

Unddies schon am frühen Morgen, bevor<br />

ich dasHaus verlasse. Ich möchte den<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ nicht missen!<br />

Michael Weinstein<br />

Eine überdurchschnittlicheAusstattungmit<br />

öffentlichen Einrichtungen,<br />

eine optimale Verbindung zur großen<br />

weiten Welt mit eigenem S-Bahn- und<br />

eigenem Autobahn-Anschluss, einreiches<br />

Vereins- und Kulturleben, eine<br />

herausragendeBildungs- und Erziehungslandschaft<br />

mit Kindertageseinrichtungen<br />

und Schulen, die sich sehen<br />

lassen können, und gute EinkaufsmöglichkeitenamOrt<br />

bieten den Bürgerinnen<br />

und Bürgern sowie denBesuchern<br />

der Gemeinde ein breites Angebot.<br />

Außerdem spricht die Lage am Rande<br />

desSchwarzwaldes, am Rande des<br />

Schönbuchs und trotzdem mittendrin<br />

in der Region Stuttgart fürsich. Kurze<br />

Wege zum Arbeitsplatz, zur Naherholung,zuKultur<br />

und Sport sind Prädikate,die<br />

Gärtringen auszeichnen.<br />

Gärtringen warschon immer<br />

ein beliebter Wohnstandort,<br />

die ideale Verkehrsanbindung<br />

und die<br />

zentrale Lage in einem der<br />

wirtschaftsstärksten Landkreise<br />

in Deutschland mit<br />

zahlreichen Weltfirmen mit<br />

entsprechendem Arbeitsplatzangebot<br />

habenhierzu<br />

beigetragen. Hinzu kommt,<br />

dass Gärtringenselbst noch<br />

Entwicklungspotenziale hat,<br />

insbesondere auchimgewerblichen<br />

Bereichmit dem<br />

im Regionalplan ausgewiesenen<br />

Gewerbeschwerpunkt<br />

Riedbrunnen. Zahlreiche<br />

Gewerbebetriebe, vommittelständischen<br />

Handwerksbetrieb<br />

bishin zum großen<br />

Logistikzentrum, bieten<br />

auch hier vorOrt einsteigendes<br />

Arbeitsplatzangebot.<br />

In Gärtringen habe ichgleich zwei<br />

Lieblingsorte, an denen ich mich besonders<br />

wohl fühle, nämlich den historischenMarktplatz<br />

und den Park der<br />

Villa Schwalbenhof. Wenn ich persönlich<br />

in Gärtringen Gäste empfange,<br />

dannmuss ichsie immer auch an diese<br />

beiden Orte führen.<br />

Derhistorische Marktplatz in deraltenGärtringer<br />

Ortsmitte ist einwichtiger<br />

Treffpunkt in meiner Gemeinde.<br />

Frisches und Gesundes vonden örtlichen<br />

Händlern kann manhier jeden<br />

Samstagvormittagauf dem Wochenmarkt<br />

erwerben. Aber auch der jährliche<br />

Weihnachtsmarkt, die Backhaushocketse,die<br />

Zwiebelkuchenhocketse,<br />

das Musikfestdes Musikvereines und<br />

das Bürgerfest sind feste Einrichtungen<br />

auf dem Marktplatz, die füreine<br />

guteKommunikation sorgen und so<br />

das Gemeindelebenbereichern.<br />

Eine Oase derRuhe,mitten im Ort<br />

und nur wenige Schritte von der Ortsdurchfahrt<br />

entfernt,ist der malerische<br />

Kieferpark mit der traumhaftenVilla<br />

Schwalbenhof.Einst dasWohnhaus<br />

des Gärtringer Fabrikanten Erich Kiefer,birgt<br />

dasGebäude inzwischen das<br />

Bürger- und Kulturzentrum derGemeinde.Die<br />

„Kultur in derVilla“ ist<br />

seit 1982 Markenzeichen für kontinuierliche,<br />

unterhaltsameund hochwertige<br />

Kulturarbeit in unserer Gemeinde,<br />

undder Park bietet ein herrliches Ambiente<br />

für zahlreiche Open-Air-Veranstaltungen<br />

wie diejährliche Jazz-Matinee,Sommerkonzerte<br />

des Musikvereins,<br />

das beliebte Lichterfest oder Gottesdienste<br />

im Freien.<br />

Das ländliche Pendant zu Gärtringen<br />

Gärtringen wächst –und beherbergt doch eine Oase der Ruhe:Bürgermeister<br />

MichaelWeinstein im Park der Villa Schwalbenhof<br />

GB-Foto:Schmidt<br />

ist derOrtsteil Rohrau. Der kleine Ort<br />

am Schönbuchrandhat ebenfalls eine<br />

Menge Lebensqualitätzubieten. Er ist<br />

Ausgangspunkt zu schönen<br />

Wanderungen im Schönbuch,<br />

bietet viel Natur und mit der<br />

Sandmühleund der historischen<br />

Schmiede ein Stück Heimatgeschichte,<br />

wieesnirgendwo<br />

anders zu finden ist. Mein<br />

absoluterLieblingsort ist hier<br />

der WegamSchönbuchrand<br />

mit dem wunderschönen Blick<br />

über denOrtsteil und die Landschaft<br />

hinweg.Der Blick<br />

schweift von hierüber das NaturschutzgebietKrebsbachaue,<br />

ein Stück Natur pur mit zahlreichen<br />

extensiv genutzten<br />

Feuchtwiesen. Hier in der Talaue<br />

ist es in einem vorbildlichen<br />

Naturschutzprojekt in<br />

den letzten Monatengelungen,<br />

den in früheren Zeiten beheimatetenKiebitz<br />

wieder anzusiedeln.<br />

Sehr gerne halte ich mich in<br />

Rohrau auch im Bereich des<br />

kleinen, aber feinen Museumsensembles<br />

mit Sandmühle und Schmiede auf.<br />

Beide können während der Sommermonate<br />

besichtigt werden, und am<br />

Pfingstmontag, dem Deutschen Mühlentag,gibt<br />

es eine gemütliche Hocketse<br />

mitLive-Vorführungen und mit<br />

Rahmenprogramm. Hier kann man auf<br />

anschauliche undunnachahmliche<br />

Weise das beschwerliche Leben der<br />

früheren Generationen nachempfinden<br />

und Einblickeerhalten in dasseltene<br />

Handwerk der Sandbauern und<br />

Schmiede des19. und beginnenden<br />

20. Jahrhunderts.<br />

Waszeichnet Gärtringen sonst noch<br />

aus? Stolzbin ich darauf,dass in beiden<br />

Ortsteilen dasehrenamtliche Engagement<br />

in den Vereinen besonders<br />

ausgeprägt ist. VonAwie Aquarienverein<br />

bis Twie Turn- und Sportverein<br />

sind nahezu 60 Vereine und Organisationen<br />

sowie dieKirchengemeinden<br />

vorhanden. Je nach Wunsch können<br />

sportliche, kulturelle, musikalische,gesellschaftliche,<br />

kameradschaftliche, religiöseoder<br />

naturnahe, menschenrettende,<br />

soziale und viele andere AktivitätenimEhrenamt<br />

ausgeübt werden.<br />

Fürjeden, dersicheinbringen möchte,<br />

findet sich bestimmt das Richtige.<br />

■ Unser Autor Michael Weinstein<br />

ist Bürgermeister von Gärtringen.


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite104<br />

Im Interview: Unternehmer wie Wilfried Ensinger prägen das wirtschaftliche Leben in der Region<br />

„Die Begeisterung,<br />

zu neuenUfern aufzubrechen“<br />

Er hat aus einem Ein-Mann-<br />

Betriebeine global agierende<br />

Firma geformt:Wilfried<br />

Ensinger (77), ehemaliger<br />

Geschäftsführer desgleichnamigen<br />

Nufringer Kunststoffverarbeiters,<br />

hat eine<br />

immense Aufbauarbeit geleistet.<br />

„Eine große Verantwortung<br />

und einbesonderes<br />

Ethos ergeben sich aus<br />

dem Eigentum an Produktionsmitteln“,<br />

sagt Ensinger,<br />

ehemaliger Präsidentder<br />

IHK-Bezirkskammer Böblingen,<br />

im „<strong>Gäubote</strong>“- Gespräch.Erbewertet<br />

auch<br />

die historischeund aktuelle<br />

Lage der Wirtschaft im<br />

Raum Herrenberg.<br />

VONKONRAD BUCK<br />

„<strong>Gäubote</strong>“: Herr Ensinger,Sie haben<br />

sich 1966 als Ein-Mann-Betrieb selbständig<br />

gemacht. Wodurch war damals<br />

die Wirtschaft im Raum Herrenberg geprägt?<br />

Wilfried Ensinger:„Die Region war<br />

landwirtschaftlich und handwerklich<br />

geprägt. Herrenbergund die umliegenden<br />

Gemeinden hattenkeine Industrie.<br />

Wir waren der erste Betrieb,<br />

der in Nufringen industriell angesie-<br />

delt wurde. Danach kameszum Wandel<br />

mitAutomobilindustrie,Maschinenbau<br />

und Informationstechnologie “.<br />

Wie hat sich die Wirtschaft hier gewandelt,<br />

hat die Region einegute Entwicklung<br />

durchlaufen?<br />

„Unverkennbar ja. Es gabzahlreiche<br />

infrastrukturelle Maßnahmen, beispielsweise<br />

1975 die Elektrifizierung<br />

der Gäubahn, 1979 die Fertigstellung<br />

der A81, später kam die S-Bahn, die der<br />

ganzen Region einen großenEntwicklungsschub<br />

gegeben hat. Alle Gemeinden<br />

haben Gewerbeflächen ausgewiesenund<br />

auch Baugebiete, so dass sich<br />

Fachkräfte ausdem Stuttgarter Ballungsraum<br />

ansiedeln konnten. Die<br />

Infrastrukturund die Politik haben<br />

segensreich gewirkt. Großindustrie,<br />

mittelständischeUnternehmen,<br />

Forschung und Lehre sind<br />

eng miteinander vernetzt.“<br />

Wie hat sich die Wirtschaftsförderungausgewirkt?<br />

„Ich habe keine Förderung<br />

empfangenund halte auch<br />

nicht vielvon Subventionen<br />

–sie sind Gift.“<br />

Wassind dieStärken und Schwächen<br />

der Wirtschaft in diesem Raum?<br />

„Die Hochschul- undForschungslandschaftist<br />

in Deutschlandeinzigartig,<br />

hinzu kommt die äußerst hohe<br />

Dichte an Technikern und Ingenieuren.<br />

DiebesondereLeistungsfähigkeit der<br />

Exportregion Stuttgart kann aber auch<br />

als Schwäche interpretiert werden,<br />

denn vom Einbruch derWeltwirtschaft<br />

warendie hieransässigen Unternehmen<br />

besonders betroffen. Zu denStärken<br />

dieses Wirtschaftsraumes gehört<br />

ohne Zweifel die geografische Lage mit<br />

einer guten örtlichen und überregionalen<br />

Anbindung. Ein großer Vorteil ist<br />

auch die Nähe zum Flughafen. Im Vergleich<br />

zu anderen Regionen sehe ich<br />

bei derVerkehrsinfrastruktur aber noch<br />

starken Verbesserungsbedarf.“<br />

Warum kritisieren Sie die VerkehrsinfrastrukturimKreis<br />

Böblingen?<br />

„Sie hängt hinterher und ist nicht<br />

mehr aktuell, wassich nicht nur bei<br />

Just-in-time-Lieferungen nachteilig auswirkt.<br />

Ich will nicht dem unkontrolliertenWachstum<br />

das Wort reden, aber<br />

denEngpass auf der A81imBereich<br />

Böblingen/Sindelfingen sollte man<br />

Wir waren dererste Betrieb,<br />

der in Nufringen industriell<br />

angesiedelt wurde<br />

dringend beseitigen. Wirmüssen alles<br />

tun,damit wir unser jetziges Niveau<br />

halten können. Das Projekt Stuttgart 21<br />

wird sich positivauswirken, weil es Verkehr<br />

vom Auto zur Bahn verschiebt.“<br />

Welche Rahmenbedingungen könnten<br />

oder solltenfür die Unternehmen in<br />

dieser Region verbessert werden?<br />

„Man sollte im südlichen Bereich<br />

Richtung Bodensee mehr Gewerbeflächen<br />

zur Verfügung stellen, denn der<br />

Ballungsraum Stuttgartstößt an seine<br />

Grenzen. Es bereitet mir gewisse Sorgen,<br />

dass es schwieriger geworden ist,<br />

unternehmerischtätig zu sein. Eine Reihe<br />

vonVorschriften, Hindernissen und<br />

Widerständen hatesfrüher nicht gegeben.<br />

Wir hatten damals einen Drei-<br />

Schicht-Betrieb in einemWohngebiet<br />

in Ehningen, da haben sich die Nachbarn<br />

gefreut, wenn Lastwagengekommensind<br />

und das Geschäft gut lief.Die<br />

Nachbarn warendamals offener und<br />

toleranter.“<br />

Haben Sieimmer genügend Fachkräfte<br />

gefunden?<br />

„Gerade am Anfang waresunheimlich<br />

schwer,genügend Mitarbeiter mit<br />

einer kunststoffspezifischen Ausbildung<br />

zu finden. Der Mangel an Fachkräften<br />

war auch einwichtiger Grund dafür, das<br />

erste Zweigwerk nicht in dieser Region<br />

zu gründen, sondern in der Oberpfalz.<br />

Dass wir2009 in der Krise niemanden<br />

entlassen haben, istheute ein erheblicher<br />

Pluspunkt füruns als Arbeitgeber.“<br />

Sie haben vor 28 Jahren ein Werk in<br />

Cham an dertschechischen Grenze gebaut.<br />

Warum gerade dort? Diese Region<br />

ist ganz anders strukturiert als der<br />

hiesige Ballungsraum.<br />

„In den 1970er Jahren haben wir hier<br />

in Nufringenlange aufGenehmigungen<br />

wartenmüssenund sind auf Widerstandgestoßen.<br />

Bevor unsdie Zeit davonlief,<br />

sind wirnach Cham gegangen.<br />

DerKreis war damals ländlich geprägt<br />

undhatte eine Arbeitslosenquotevon<br />

über 35 Prozent. Sehr viele Arbeitnehmer<br />

pendelten ins 180 Kilometer entfernte<br />

München und kamen nur übers<br />

Wochenende nach Hause. Doch dann<br />

haben das Landratsamt und die Stadt<br />

Cham fürdie Ansiedlungvon Industrieunternehmen<br />

Vorbildliches geleistet.<br />

DerLandrat von Cham wollte damals,<br />

dass Baugesuche innerhalbvon 14 Tagen<br />

bearbeitet werden. Die haben alle<br />

an einem Strang gezogen, unabhängig<br />

von ihrer politischen Richtung.“ <br />

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Seite 105<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Waszeichnet die schwäbische und<br />

deutsche MentalitätimVergleich zu<br />

anderen Ländern aus, was ist eher hinderlich<br />

an ihr?<br />

„Neugier,Bescheidenheit, Beharrlichkeit<br />

und die Eigenschaft, dicke Bretter<br />

zu bohren: Das findet man hier.Diese<br />

Attribute, gepaartmit solider Ausbildung,<br />

sind in dieser Kombination woandersnicht<br />

anzutreffen. Nachteilig<br />

sindmanchmal die fehlende Offenheit<br />

und das Eigenbrötlerische.“<br />

Wilfried Ensinger: „Anlagen<br />

zu bauen, die allesamt<br />

Neuentwicklungen waren –<br />

das waren harte Jahre“<br />

GB-Foto: Holom<br />

Aus kleinen Anfängen ist Ensinger<br />

zu einer Firma geworden,<br />

die weltweit 27 Niederlassungen mit<br />

2100 Mitarbeitern betreibt.<br />

Waswar Ihr Erfolgsrezept?<br />

„Anlagen zu bauen, die allesamt Neuentwicklungenwaren<br />

–das waren harte<br />

Jahre. Wirhaben als kleine Klitsche mit<br />

BASF und anderen großen Firmen zusammengearbeitet.<br />

Dentechnischen<br />

Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb<br />

konnten wir stets nutzen, um neu<br />

zu investieren und weiterzuwachsen.<br />

Mir war stets die Begeisterung eigen, zu<br />

neuen Ufernaufzubrechenund neue<br />

Herausforderungenanzunehmen.<br />

Fachliche und sozialeKompetenz sowie<br />

dieFreude im Umgang mit Mitarbeiternwaren<br />

mirimmer wichtig. Die<br />

größte Cruxvieler Unternehmer ist,<br />

dass siegroße Probleme bei der Nachfolgelösung<br />

haben und dass sie nicht<br />

loslassen können.“<br />

Waserwarten Sie von<br />

einem Unternehmer<br />

heute und in der Zukunft?<br />

„Eine große Verantwortung<br />

undein besonderes Ethos ergebensich<br />

ausdem Eigentum<br />

an Produktionsmitteln. Die wesentlichen<br />

Tugenden sind derWille zur<br />

Selbstbehauptung,die Durchsetzungsfähigkeit<br />

auf dem Markt, Fantasie,<br />

Selbstdisziplin, Tapferkeit unddie Freude,<br />

neue Ziele zu erreichen.Beim Gewinnstreben<br />

sollte man nicht nur an<br />

die Gesetze gebunden sein, sondern<br />

auch an die nicht-formalisiertenRegeln<br />

eines fairen Wettbewerbs.“<br />

Sie waren Geschäftsführer einer expansivenFirma<br />

und haben vier Kinder.Wie<br />

konnten Sie Berufund Familie in Einklang<br />

bringen?<br />

Es ist schwieriger geworden,<br />

unternehmerisch tätig zu sein<br />

„Ohne meine Frau, die alles mitgetragenhat,<br />

wäre dasnicht möglich gewesen.<br />

Die Kinderwarenfür uns nie etwas<br />

Belastendes, sondern etwas Bereicherndes.Wir<br />

hatten auch keine singulärenHobbys,<br />

sondern haben jede freie<br />

Minute gemeinsam genutzt. Es war<br />

auch sehr viel Verzicht dabei. Der Drei-<br />

Schicht-Betrieb hat uns auch übers Wochenende<br />

beschäftigt.“<br />

Würden Sie –falls Sie es könnten –<br />

dieselbe berufliche Belastung<br />

nochmals auf sich nehmen?<br />

„Ich habe keine Defizite. Dieganze<br />

Familieliebt die Musik und das Wandern.<br />

Ich habe als Unternehmer viele<br />

Leute kennengelernt, auch international,<br />

daraus sind Freundschaften entstanden.<br />

All das erfüllt mein Leben.“<br />

Welche Erkenntnisse ziehen Sie<br />

aus dertäglichen Zeitungslektüre?<br />

„Ich gewinne Informationen für mein<br />

politisches, wirtschaftliches und<br />

kulturelles Umfeld.Ich lese gerne<br />

kontroverse Beiträge zu interessanten<br />

Themen, dienicht immer zum Mainstream<br />

gehörenmüssen. Auch regional<br />

will ich informiert sein, weil ich auch<br />

einen Beitrag in meiner Gemeinde<br />

leistenmöchte.“ ■<br />

Zur Person<br />

Der 77-jährige Wilfried Ensinger<br />

hat die gleichnamige Nufringer Firma<br />

gegründet. Ausdem früheren<br />

Ein-Mann-Betrieb isteine Firma geworden,<br />

die weltweit 27 Standorte<br />

unterhält.1997 übergab Wilfried<br />

Ensinger die Geschäftsführungan<br />

seinen Sohn Klaus. Derzeit amtiert<br />

der Senior-Chef noch als Vorsitzender<br />

desBeirats in der Firma. Von<br />

1972 bis 1995 wohnte Wilfried Ensinger<br />

in Mönchberg und lernte damals<br />

auch den späteren Bundespräsidenten<br />

Horst Köhler kennen, dem<br />

er weiterhinfreundschaftlich verbunden<br />

ist. Ensinger hat vier Kinder<br />

und neun Enkel und wohnt in Rottenburg.<br />

-buc-<br />

Juni<br />

1976<br />

Herzlichen<br />

Glückwunsch<br />

zum Jubiläum<br />

Steinbildhauerei<br />

Thomas Dittus


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite106<br />

Herrenberg<br />

Herzlichen Glückwunsch zum 175-jährigen Jubiläum,<br />

alles Gute und viel Erfolg für die Zukunft<br />

wünscht die Werbegemeinschaft Bronntor.<br />

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Seite 107<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Ammerbuch<br />

Der weite Blick vom Pfaffenberg:<br />

FürFriedrich von Ow-Wachendorf<br />

die schönste Aussicht<br />

GB-Foto:Schmidt<br />

Landschaftliche Reize und vielfältige Angebote<br />

Z<br />

wischen demNaturpark Schönbuch<br />

unddem Ammertal liegt in<br />

einerabwechslungsreichen Landschaft,umrahmt<br />

von Wiesen, Feldern<br />

undWaldflächen, die Gemeinde Ammerbuchmit<br />

ihren sechs Gemeindeteilen.<br />

DieGemeinde mit zwischenzeitlich<br />

circa 11 500 Einwohnern wurde<br />

am 1. Dezember 1971 durch den<br />

Zusammenschluss derzuvor selbstständigen<br />

Gemeinden Altingen, Breitenholz,<br />

Entringen, Pfäffingen, Poltringen<br />

und Reustengegründet. Sitz der<br />

Hauptverwaltungist Entringen; in allen<br />

sechs Gemeindeteilen können die<br />

Bürgerinnen und Bürger ihre Anliegen<br />

direkt in den Bürgerbüros erledigen.<br />

FRIEDRICH v. OW-WACHENDORF<br />

JederGemeindeteil kann auf eine<br />

langeGeschichte zurückblicken. Funde<br />

ausder Jungsteinzeit, derHallstattzeit<br />

undumfangreiche Funde aus der<br />

Alemannenzeitbelegen dies.<br />

Ammerbuch bietet landschaftliche<br />

Reize mit vielfältigen Angeboten sowie<br />

natürlichem Charme undist idealer<br />

Ausgangspunktfür viele Freizeitaktivitäten:<br />

EinBesuch im Naturpark<br />

Schönbuchsamt Wildgehege, die<br />

Wander- und Radwege, einBesuch unserer<br />

Gastronomiebetriebe oder der<br />

Aufstieg zurRuine der Burg Müneck<br />

am Schönbuchrandmit herrlichen<br />

Blickenweit hinaus ins Land und die<br />

Wein- und Straßenfeste in denGemeindeteilen<br />

reizen zumBesuch.<br />

Anlaufstation für viele erholungssuchende<br />

Badegäste aus nah und fern<br />

ist in den Sommermonatendas herrlich<br />

zwischen gepflegten Streuobstwiesen<br />

gelegene idyllische Freibad im<br />

Landschaftsschutzgebiet, dassich bei<br />

Familien mit Kindern besonderer Beliebtheit<br />

erfreut. SeitSommer 2012<br />

tragen einvon ehrenamtlichen Helfern<br />

gestaltetes Boulefeld sowie der<br />

neueKioskbereich zurbesonderen Attraktivitätdes<br />

Freibades bei, das als eines<br />

derältesten Bäder im Landkreis im<br />

Jahr 2011 sein 80-jährigesBestehen<br />

feiern konnte.<br />

Wichtigerals Wachstum ist für uns<br />

in Ammerbucheine sich ständig an<br />

den Bedarf anpassende Infrastruktur<br />

auf gutem Niveau, die Erhaltung der<br />

kulturellen und natürlichen<br />

Grundlagen sowie<br />

die Entwicklung einer<br />

Wohn- und Lebensqualität,mit<br />

dersich die Bürgerinnen<br />

und Bürger an<br />

ihremWohnort wohlfühlen.<br />

Die Gemeinde soll damitfür<br />

ihre Bürger als Heimat<br />

wertgeschätzt und für<br />

Neubürger schnellzur Heimat<br />

werden.<br />

Aufgrund der Lage an<br />

der Bundesautobahn A81<br />

sowie zwischen den zentralenOrten<br />

Tübingen/Reutlingen –<br />

Herrenberg/Böblingen/Sindelfingen ist<br />

Ammerbuch als Gewerbestandort besonders<br />

attraktiv.Unsere Gewerbetreibenden,<br />

Handwerker,Dienstleistungsunternehmen<br />

und Versorgungsbetriebe<br />

bieten in vielen mittelständischen<br />

und kleinen Betrieben attraktive Arbeitsplätze.<br />

Mitder Erweiterung des<br />

Gewerbegebietes „Hagen“ in Altingen<br />

wirdder Standort weiter gestärkt.<br />

Daherbetreibt Ammerbuch in jedem<br />

Gemeindeteil Kindergärten mit<br />

flexiblen Angeboten, dielaufend an<br />

die Bedürfnisse angepasst werden und<br />

zusammen mit denAngeboten freier<br />

Träger und der Tagesmütter eine breite<br />

Angebotspalette an Betreuungsplätzen<br />

für Kinder zwischen null und<br />

sechs Jahren bieten.AbHerbst 2013<br />

werden in derKinderkrippe „Ammerland“<br />

in Pfäffingen 40 zusätzliche Betreuungsplätze<br />

mit Ganztagsangeboten<br />

fürKinder unter drei Jahren zur<br />

Verfügung stehen.<br />

Spielplätze in den Gemeindeteilen,<br />

Jugendclubs für dieGrößeren und ein<br />

engagierter Jugendgemeinderat, der<br />

sich um die Belange derJugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen kümmert,<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“ ist fürmich ...<br />

... als Bürgermeister derGemeinde<br />

Ammerbuch eine Pflichtlektüre,<br />

die mirüber Ammerbuch undunsere<br />

Nachbarn im Gäuumfassende<br />

Informationenbietet<br />

Friedrich von Ow-Wachendorf<br />

komplettieren das Angebot für Kinder<br />

undJugendliche.<br />

Nach dem Motto „kurze Beine –kurze<br />

Wege“ werden derzeit in den Gemeindeteilen<br />

Entringen eine zweizügige<br />

und in Altingen, Pfäffingen und Poltringen<br />

je eine einzügigeGrundschule<br />

geführt. Knapp 90 Prozent derSchülerinnen<br />

undSchüler der weiterführendenSchulen<br />

besuchen diegut eingeführtenRealschulen<br />

und Gymnasien<br />

der umliegenden Städte Tübingen,<br />

Rottenburgund Herrenberg. Und ganz<br />

aktuell: In Altingen wird ab dem Schuljahr<br />

2013/14 –beginnend in der Primarstufe<br />

mit der 1. Klasse und in der<br />

Sekundarstufe mit der5.Klasse –eine<br />

Gemeinschaftsschule eingerichtet. Damiterhalten<br />

die Ammerbucher Schülerinnen<br />

und Schüler die Möglichkeit,<br />

auch in Ammerbucheinen mittleren<br />

Bildungsabschluss zu erreichen.Die<br />

Planungund die Durchführung der<br />

Baumaßnahmebedeutet für die Gemeinde<br />

Ammerbuch und alle seitens<br />

derSchule Beteiligten in den kommenden<br />

Jahren sowohlinfinanzieller<br />

alsauch organisatorischer Hinsicht ein<br />

herausragendes Projekt.<br />

Es gibtderzeit über 80 Vereine und<br />

Gruppen in Ammerbuch, da lässt sich<br />

für (fast) jedes Interesse etwas finden:<br />

In den Bereichen Brauchtum, Kinder<br />

und Jugend,Kirchliches und Soziales,<br />

Musik und Gesang,Natur und Kultur,<br />

Senioren und Sportsind diemeisten<br />

unsererVereine aktiv dabei. Auch hier<br />

gilt:vielfältiges Ammerbuch!<br />

Mit der Ammertalbahn mit direkter<br />

Anbindunganden Verkehrsverbund<br />

Stuttgart und die Regionalbahnen in<br />

Tübingen sowiemit Busverkehr im<br />

Ammertal sinddie Gemeindeteile<br />

schnell und hervorragend erreichbar.<br />

Dies nutzen sowohl Berufspendler als<br />

auch Erholungssuchende und Radfahrer,die<br />

ihren Rückweg mitdem Zug<br />

einplanen können. Haben wirIhr Interesse<br />

an unsererwunderschönen Gemeinde<br />

geweckt? Dann besuchen Sie<br />

uns vor Ort oder im Internet unter<br />

www.ammerbuch.de.<br />

Abschließend gratuliertdie Gemeinde<br />

Ammerbuchdem „<strong>Gäubote</strong>“ zum<br />

175. Jubiläum und freut sich auf eine<br />

weiteregute Zusammenarbeit zum<br />

Wohl der Region um Herrenberg.<br />

■ UnserAutor Friedrich von<br />

Ow-Wachendorfist Bürgermeister<br />

von Ammerbuch.


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite108<br />

Marie Schlecht ist eine geborene Rümelin<br />

und stammte aus Herrenberg -sie war von<br />

1891anbis zu Ihrem Tode Verlegerinund<br />

Herausgeberin des„Böblinger Bote“.


Seite 109<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Wildberg<br />

Die inneren<br />

Werte werden<br />

immer wichtiger<br />

Z<br />

ur Stadt Wildberg im Landkreis<br />

Calw gehörenneben der KernstadtWildberg<br />

und den westlich gelegenen<br />

Stadtteilen Effringen und<br />

Schönbronn dieöstlich gelegenen<br />

StadtteileGültlingen und Sulz am Eck.<br />

Der demografische Wandel unserer<br />

Gesellschaft führt einerseitszueinem<br />

Rückgang beiden Einwohnerzahlen,<br />

andererseits aberzudifferenzierten<br />

Überlegungen, wohin die bauliche<br />

Entwicklung geht. Dies hat Einfluss auf<br />

die Flächennutzungsplanung, welche<br />

derzeit–begleitet von Fachbüros –<br />

den Gemeinderat derStadt Wildberg<br />

beschäftigt. Die politischen Vorgaben,<br />

wonach Innenentwicklung vor Außenentwicklung<br />

„angesagt ist“, setzt die<br />

Stadt Wildberg konsequent um.<br />

VONEBERHARD FIEDLER<br />

Wiesen, Wälder,<br />

Wächtersberg:<br />

Eberhard Fiedler<br />

an seinem<br />

Lieblingsort<br />

GB-Foto: Schmidt<br />

Eine Art Vorreiter spielt hier der<br />

Stadtteil Sulz am Eck. Bauplätze der<br />

Stadt Wildberg in Baugebieten gibt es<br />

keine mehr.Man hat sich deshalb intensiv<br />

damit beschäftigt, wiedie Ortschaft<br />

attraktivgehalten und insbesondereweiterhin<br />

Bauplätze angeboten<br />

werden können. Hilfreich dazu war<br />

die Aufnahme in das Landessanierungsprogramm.<br />

Fürzwei Bereiche,<br />

und zwar in der Nähe der Sulzer Kirche<br />

und im historischen Teil „Im Kloster“,<br />

werden Bebauungspläne erstellt, die<br />

eine ortsgerechte bauliche Neuentwicklung<br />

zulassen. Dazu hat und wird<br />

die Stadt Wildberg eng mitden betroffenen<br />

Grundstückseigentümern<br />

und Bürgernzusammenarbeiten. Mit<br />

der Verwirklichung eines Schuppengebiets<br />

mit 44 Einheiten bieten sich weitere<br />

Möglichkeiten, frei werdende ältereGebäude<br />

und landwirtschaftliche<br />

Gebäudeteile nachund nach umzunutzen.<br />

Übrigens, im Zuge desSanierungsverfahrens<br />

wird dieMehrzweckhalleSulz<br />

am Eckenergetisch saniert.<br />

Außerdem konnte in der Ortsmitte<br />

Grunderwerb getätigt werden, der<br />

erstmals in der Geschichte dieser Ortschaft<br />

die Einrichtung eines zentral gelegenenKinderspiel-<br />

und Bolzplatzes<br />

ermöglicht.<br />

Auch derStadtteil Gültlingen hat es<br />

verdient, um nicht zu sagen nötig, in<br />

ein Sanierungsverfahren aufgenommenzuwerden.<br />

Daran wird manin<br />

der Zukunft arbeiten. Anders als in<br />

Sulz am Eck besteht allerdings hier<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“ ist für mich ...<br />

... unverzichtbar<br />

Eberhard Fiedler<br />

noch die Möglichkeit, Bauplätze anzubieten.Das<br />

Baugebiet „Röte II“ist bauleitplanerisch<br />

quasi abgeschlossen.<br />

Die Stadt wird –ähnlich wie im StadtteilEffringen<br />

–dieses Baugebiet durch<br />

einen externen Erschließungsträger<br />

vorfinanzieren und bebauen lassen.<br />

Die zu bebauende Fläche gehört noch<br />

zu den Möglichkeiten nach dembisher<br />

geltendenFlächennutzungsplan. Danach<br />

ist mit Bauplätzen „auf der grünen<br />

Wiese“ Schluss. Aber auch in diesem<br />

Stadtteil ist dieinnerörtliche Entwicklung<br />

ein vorrangiges Ziel.<br />

Der Vollständigkeit halber muss an<br />

dieser Stelle erwähnt werden, dass der<br />

Stadtteil Wildberg ebenfalls noch ein<br />

Bauplatzpotenzial im Gebiet „Lindhalde<br />

II“ hat.<br />

Im StadtteilEffringenhat die Innenentwicklungebenfalls<br />

sehr erfolgreich<br />

begonnen. Mit demGebiet „Unterer<br />

Bergsteig“, dasdurch einen externen<br />

Erschließungsträgervorfinanziert und<br />

abgewickelt wird, konnteninnerhalb<br />

kurzer Zeit rund 20 Bauplätze an junge<br />

Familien verkauft werden. Acht<br />

Bauplätze stehen noch zur Verfügung.<br />

Eine weitere Entwicklungsmöglichkeit<br />

in einem sogenannten zweiten Bauabschnitt<br />

istgegeben. Innerhalb<br />

dieses Gebiets konnte<br />

auchdie Stiftung Altenheime<br />

Backnang und Wildberg<br />

ein Pflegeheim erstellen. In<br />

unmittelbarer Nachbarschaft<br />

erstellt ein privater<br />

Bauträger altengerechte<br />

Wohnungen.<br />

Im Stadtteil Schönbronn, in dem<br />

ebenfalls einSanierungsverfahren<br />

läuft, wurde mit derinnerörtlichen Gestaltung<br />

begonnen. Grunderwerb wurde<br />

getätigt, Gebäude abgebrochen<br />

und damit die Möglichkeit geschaffen,<br />

auch direkt innerhalb dieser kleinsten<br />

Ortschaft der Stadt Wildberg bebaubareFläche<br />

neu zu schaffen. Gleichzeitigwurde<br />

die Ortsdurchfahrt (Landesstraße<br />

349) undderen Umgebung<br />

ausgebaut und gestaltet.<br />

Dieseintensive zukunftsorientierte<br />

Innenentwicklung, zusammen mit<br />

dem durchgängigen Angebot an Bildung<br />

und Betreuung –das heißt vom<br />

Betreuungs- und Kindergartenplatz<br />

über dieGrundschulen, das Bildungszentrum<br />

mit Haupt- und Realschule –<br />

oder auch einbedarfsgerecht orientierter<br />

öffentlicher Personennahverkehr<br />

innerhalb derStadt, das Angebot<br />

derrund 80 Vereine und Organisationen<br />

und weiter über die städtische<br />

Musikschule und den Jugendtreff<br />

(offene Jugendarbeit)bis hin zum<br />

Stadtseniorenratmachen unsere Stadt<br />

insgesamtfür alle Generationen lebens-und<br />

liebenswert.<br />

DieStadt nimmt im gesamten<br />

Stadtgebietdie Herausforderungen<br />

der Zukunft und damit auch den Wettbewerb<br />

mitden Städtenund Gemeinden<br />

in derNachbarschaft an und bietet<br />

im Nahbereich des Großraums<br />

Stuttgartechte Alternativen.<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“ wird vor alleminunserenöstlich<br />

gelegenen Stadtteilen<br />

Sulz am Eck und Gültlingen gelesen.<br />

Zum 175sten Jubiläum des „<strong>Gäubote</strong>“<br />

möchtenwir uns in die Schar derGratulanten<br />

einreihen. Der „<strong>Gäubote</strong>“ ist<br />

für mich unverzichtbar, weil in der<br />

heutigen schnelllebigen und immer<br />

mehr durch elektronische Medien beeinflussten<br />

Zeitgerade die journalistischeVielfalt<br />

und Unterschiedlichkeit<br />

besonders bedeutend ist.<br />

■ UnserAutor Eberhard Fiedler<br />

ist OrtsvorsteherinSulz und<br />

StadtkämmererinWildberg.<br />

1989 Das Verlagshaus an der Horber<br />

Straße wirdumein zweites Gebäude auf dem<br />

angrenzenden Gelände der ehemaligen Goldleistenfabrik<br />

erweitert. Damit verbunden ist mehr Platz<br />

für Mitarbeiter und Produktion. Werbebeilagen können der Zeitung erstmals<br />

mit einer Einsteckmaschine beigefügt werden und müssen nicht<br />

mehr „von Hand“ beigelegt werden.<br />

1990 Die „Gärtringer Zeitung“ macht am<br />

1. Dezember den Anfang, die Zeitungen für die<br />

anderen Gäugemeinden folgen. Herrenberg steht<br />

unverändert im Zentrum der Berichterstattung,<br />

unterdem Dach des„<strong>Gäubote</strong>“ bekommen die<br />

Gemeindenaber einen neuen Stellenwert –und<br />

dasist bis heute so.<br />

1991 Eine Ära<br />

gehtzuEnde:<br />

Helene Merz,<br />

geb. Körner und<br />

Seniorchefin des<br />

„<strong>Gäubote</strong>“, stirbt<br />

am 12. Januar.


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite110<br />

Wirgratulieren dem <strong>Gäubote</strong><br />

zu 175Jahren Lokaljournalismus<br />

im Auftrag der Bürgerinnenund Bürger<br />

für dieRegion Herrenberg und dasGäu.<br />

...die meistgelesene Tageszeitung im LandkreisBöblingen-seit 1825-


Seite 111<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Der Dienstälteste: Erwin Wirag arbeitet schon seit 1964 beim „<strong>Gäubote</strong>“<br />

Als „Stift“auch<br />

Zeitungsjunge<br />

undVesperdienst<br />

E<br />

swar an einem Sonntagvormittag,<br />

als Erwin Wirag den damaligen<br />

„<strong>Gäubote</strong>“-VerlegerKarl Merz besuchte,den<br />

Schwiegervater des heutigen<br />

Verlegers Rainer Schöllkopf.Das Ziel<br />

des sonntäglichen Termins: Erwin Wirag,<br />

einJunge im zarten Alter von 14<br />

Jahren, bewarb sich beim „<strong>Gäubote</strong>“<br />

für eine Lehre als Schriftsetzer. Seinen<br />

Bemühungen war Erfolg beschieden:<br />

Am 1. April 1964 durfte der gebürtige<br />

Herrenberger seineLehre beginnen –<br />

in derHorberStraße 9, dem damaligen<br />

Firmensitz des„<strong>Gäubote</strong>“. Heute –<br />

kurz vordem Ende seines Arbeitslebens<br />

–arbeitet der mittlerweile 63-<br />

jährige Erwin Wirag immer noch beim<br />

„<strong>Gäubote</strong>“. Im jetzigen Verlagsgebäude<br />

in der Horber Straße 42 ist er<br />

dereinzige Mitarbeiter,der seinerzeit<br />

auch schon in der Horber Straße 9<br />

tätig war.<br />

Auch sonst hatErwin Wirag in seinemArbeitsleben<br />

viele<br />

Veränderungen erlebt.ZuBeginn<br />

seines<br />

beruflichen Werdegangswar<br />

die Zeitungsproduktion<br />

vom<br />

„Bleisatz“ geprägt.<br />

„Größere Überschriften<br />

hat man damals<br />

noch vonHand gesetzt,<br />

derTextder Artikel istander<br />

Bleisetzmaschine erfasst worden“, sagt<br />

Erwin Wirag.Ererinnert sich gerne an<br />

dieAnfänge seines Berufslebens. Weniger<br />

gerne denkt er an die Pflichten<br />

zurück, die denAuszubildenden seinerzeitauferlegt<br />

waren: Morgens<br />

mussten die „Stifte“ jedem Kollegen<br />

eine Zeitung bringen, und auch fürs<br />

Vesper waren dieLehrlinge zuständig<br />

–sie mussten es bei derbenachbarten<br />

Metzgerei Schmid und im Lebensmittelgeschäft<br />

Fromm holen.Erwin Wirag<br />

kaufte damals das Vesper auch fürden<br />

Schriftsetzergesellen Karl Link, der immer<br />

Milch und frisches Obst haben<br />

wollte. Im Sommer 1964 stand Wirag<br />

mit Kollegen in der Setzerei zusammen<br />

und verfolgte im Radio, wie<br />

„<strong>Gäubote</strong>“-Kollege Karl Link beiden<br />

Olympischen Spielen in Tokio die<br />

Goldmedaille im Bahnrad-Vierer gewann.<br />

Die Arbeitszeitvon Erwin Wirag erstreckte<br />

sichvon 7bis 16.15 Uhr –spätestens<br />

zu diesem Zeitpunkt, oft auch<br />

deutlich früher,war damals schon die<br />

Zeitung für dendarauffolgenden Tag<br />

fertig produziert. Manche Leser mussten<br />

trotzdem etwas länger auf die Informationen<br />

warten: Zu den Aufgaben<br />

der Auszubildenden gehörte es auch,<br />

morgens diegedrucktenZeitungen zu<br />

den Linienbussen zu bringen, die den<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ in die weiter entfernten<br />

Ortschaften des Verbreitungsgebietes<br />

beförderten –beispielsweise nach<br />

Setzer warein Handwerk, bei<br />

dem man optisch und grafisch<br />

gestalten konnte<br />

Erwin Wirag<br />

Das ganze Berufsleben beim „<strong>Gäubote</strong>“ verbracht: Erwin Wirag kenntdas<br />

Zeitungsgeschäft ausdem „Effeff“<br />

GB-Foto:Holom<br />

Wildberg. Dort bekamen die Leser ihre<br />

Heimatzeitungalso erst im Laufe des<br />

Vormittags zugestellt. Auch beim Thema<br />

Fotos warman damals vonder<br />

heutigen Geschwindigkeit weit entfernt.<br />

„Die Fotos musste man in eine<br />

Klischee-Anstaltnach Sindelfingen<br />

einschicken, nachzwei bisdrei Tagen<br />

kam vondort ein druckfähiges Bild zurück“,<br />

erinnert sichErwin Wirag.<br />

Nach drei Jahren schloss er seine<br />

Ausbildung zum Schriftsetzer erfolgreichab.<br />

Wirag arbeitete hernach zunächst<br />

in der Akzidenzabteilung, später<br />

im Anzeigenbereich. „Ich wargerne<br />

als Setzer tätig –das war einHandwerk,bei<br />

dem man optisch und grafischgestalten<br />

konnte“, sagt Erwin Wirag.<br />

Dernächste größere technische<br />

Wandel wardie Umstellung vom Bleiaufden<br />

Fotosatz –eine Veränderung,<br />

die er als angenehm empfand, denn<br />

dieZeitungsseiten wogen nun deutlichweniger<br />

als früher.ZuBleisatz-Zeiten<br />

seien die Zeitungsseiten noch<br />

„richtig schwer“ gewesen, entsinnt<br />

sich Wirag, der seit 1979 in Nebringen<br />

wohnt.<br />

Seit 1998 arbeitet ErwinWirag nun<br />

als Korrektor beim „<strong>Gäubote</strong>“. Redaktionelle<br />

Texte fallen dabei ebenso in<br />

sein Zuständigkeitsgebiet wie Anzeigen<br />

oder Akzidenz-Druckaufträge.<br />

Sein Arbeitsfeld wandelte sich also<br />

vom handwerklich-gestaltenden zum<br />

lesenden Part,den „Duden“ und die<br />

hausinternen Rechtschreibregeln immer<br />

griffbereitinSichtweite. „Mir hat<br />

es schon gefehlt, dass ich körperlich<br />

nicht mehr so viel gearbeitet habe,<br />

aber es gefällt mir nach wievor“, versichertErwin<br />

Wirag. Als Korrektor versuchter,<br />

Fehler jeglicher Art zu minimieren.<br />

Über Arbeitsmangel im Korrektorat<br />

kann er sich nicht beklagen,<br />

denn Fehler findet er immerwieder.<br />

„FrüherimBleisatz gab es nicht so viele<br />

Fehler –denn da hat derSetzer die<br />

gesetzten Texte genau durchgelesen,<br />

weil es viel aufwendiger war, Fehler zu<br />

korrigieren.“ Heutzutage sind falsch<br />

geschriebene Worte schneller ausgemerzt:<br />

Ein Griffindie Tastatur desPC–<br />

und schon istein vomKorrektor beanstandeter<br />

Lapsus beseitigt. Angenehmer<br />

Nebeneffektder Korrektur-Arbeit:<br />

Wasinder Zeitung steht,weiß Erwin<br />

Wirag schon mindestens einen Tag<br />

vorher.<br />

Ob als Schriftsetzer oder alsKorrektor:<br />

Immer ist er im Dienste desLesers<br />

oder Kunden unterwegs –und das<br />

bald einhalbes Jahrhundert lang beim<br />

gleichen Arbeitgeber.„Ichwar nie arbeitslos,<br />

habe einen sicheren Arbeitsplatzgehabt<br />

und einrecht gutes Arbeitsklima<br />

–ich bin nie ungern zurArbeitgegangen“,<br />

rekapituliert Erwin<br />

Wirag, derauch 25 Jahre lang als Betriebsratsvorsitzender<br />

tätig war.Im<br />

nächsten April könnte er sein 50-jähriges<br />

Arbeitsjubiläum begehen. „Wahrscheinlich<br />

mache ich die 50 voll“,<br />

blickt er nach vorne. Einen Ausgleich<br />

zum Arbeitsleben findet der Nebringer<br />

beim Radeln:Der passionierte Fahrradfahrerlegt<br />

im Jahr zwischen 1500<br />

und 2000 Kilometer zurück. Am liebstentourt<br />

er durchsAmmertal und<br />

Goldersbachtal. Außerdem spielt<br />

Erwin Wirag gerne Gitarre. Mitzwei<br />

Kumpels widmet er sich der Straßenmusik<br />

–vorzugsweise in Tübingen. ■<br />

KONRAD BUCK<br />

1991 Die<br />

„<strong>Gäubote</strong>“-Redaktion<br />

wird mit dem Lokaljournalistenpreis<br />

der Konrad-Adenauer-<br />

Stiftung ausgezeichnet. Gewürdigt werden „Das besondere<br />

Bild“ und dieals besonders lesernah gelobte<br />

Serie „Könner klotzen–Schreiber schwitzen“.<br />

1992 „LokalzeitungimUnterricht“ heißt das Pilotprojekt,<br />

das der „<strong>Gäubote</strong>“ in Kooperation mitdem Institutzur<br />

Objektivierung von Lern- und Prüfungsverfahren(IZOP)<br />

in Aachen initiiert. Erstmals beteiligen sich<br />

an einem Projekt zur Leseförderung auchGrundschulen.<br />

Die Berichterstattung über das schulische Leben bekommt<br />

damit im „<strong>Gäubote</strong>“ einen neuen Stellenwert.<br />

1993 Der Theodor Körner Verlag übernimmt dieHerstellung<br />

des Amtsblatts der Stadt Herrenberg, das ab dem 4.März<br />

herausgegebenwird, und druckt das Mitteilungsblatt bis zum<br />

31. Dezember 2002. Einzug in denAkzidenzbereich des Verlags<br />

hält damit „Page one“ –erstmals ein WYSIWYG-Satzproduktionssystem,das<br />

aufdem Prinzip basiert „What YouSee Is What<br />

YouGet“ („Was du siehst, ist [das,] wasdubekommst“).


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite112<br />

Kirchliches Leben<br />

Ehrenamtliches Engagement ist<br />

das Rückgrat des Gemeindelebens<br />

F<br />

ür kirchliches Leben im Gäu ist sie<br />

geradezu das Wahrzeichen: Die<br />

„GluckeimGäu“. Liebevoll und beziehungsreich<br />

so genannt, liegt die Herrenberger<br />

Stiftskirche am Schönbuchrand,<br />

etwas gedrungenwirkend mit<br />

ihrer1749 ersatzweise aufgesetzten<br />

barocken Zwiebelhaube. Wie eine<br />

Glucke ihre Küken nimmt sieHerrenbergund<br />

dasGäu unter ihre Fittiche.<br />

Gebaut ist sieals eine der schönsten<br />

spätgotischenHallenkirchen mit viel<br />

Raumfür die Menschen, die sie besuchen.<br />

VONKLAUS HOMANN<br />

Zur Person<br />

Werden Kirchenraum betritt, gewinnt<br />

wegen der1982wiederhergestellten,mittelalterlich-gelbfarbenen<br />

Ausmalung den Eindruck, als ginge die<br />

Sonne auf.Eine lichtdurchflutete Geborgenheit<br />

lässt auch das Chorfenster<br />

mitdem aufden Betrachter zukommenden<br />

segnendenChristus empfinden.<br />

Und wer denKirchenraum wieder<br />

verlässt, hat mit der Rosette im<br />

Turm das himmlische Jerusalem vor<br />

Augen, mit dem Gott den Menschen<br />

entgegenkommtals Zukunftallen<br />

Unser Autor Klaus Homann (67) kennt<br />

den evangelischen Kirchenbezirk Herrenberg<br />

wienur wenige. Von1985 bis<br />

1991 war er Pfarrer in Öschelbronn.<br />

Im Jahr2000 wurde er zum Dekan in<br />

Herrenberg berufen –ein Amt, das er<br />

bis 2011 ausgeübt hat. Klaus Homann<br />

lebt zusammen mitseiner Frau heute<br />

am Bodensee. Auch im Ruhestand<br />

widmet sichKlaus Homann seiner Aufgabe<br />

als Vorsitzender desVereinsund<br />

des Verwaltungsrates Mariaberg –einesZentrums<br />

zur ganzheitlichen Förderung<br />

vonMenschen mit geistiger<br />

Behinderung.<br />

-mar-<br />

menschlichen Lebens. Dazuhin ist die<br />

Stiftskirche eine Kirche in Bewegung.<br />

Jahrzehntelang hatsie sich jährlich etwa<br />

einen Millimeter auf Herrenberg zu<br />

bewegt,dasie auf einem instabilen<br />

Untergrund ausGips-Keupererbaut<br />

ist. In den Jahren dergroßen Sanierung<br />

von1971 bis 1982 wurde sie<br />

durch dengenialen Statiker Prof.Dr.<br />

Fritz Wenzel mit einer Spannstahlkonstruktion<br />

stabilisiert. Mit so einer<br />

Kirche in Bewegung auf die Menschen<br />

zu und mit all ihrer Symbolik kann<br />

man nicht besser auch das Wesen<br />

kirchlichen Lebens im Gäubeschreiben,<br />

wo es auch darumgeht, als Kirche<br />

auf die heutigen Menschen zu zugehen.<br />

Dieshat schoneine längere Tradition.<br />

Denn bereits Ende des 17.Jahrhunderts<br />

entstanden Gemeinschaften, die<br />

den Glauben ganz unmittelbar im täglichen<br />

Lebenumsetzten und sich in einer<br />

notvollen Zeit mit ihrer Krisenstimmung<br />

desHeils in Jesus Christus<br />

vergewissern wollten. So wurdeim<br />

Gäu dieHahn’sche Gemeinschaft von<br />

dem Bauernsohn Philipp Matthäus<br />

Hahn gegründet. Sein Grab


Seite 113<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Mächtig, stolz und dominant –<br />

die Stiftskirche im Abendlicht<br />

GB-Foto:Bäuerle<br />

befindet sich in Sindlingen, wohin<br />

er sichzuletzt zurückgezogen hatte,<br />

einemRittergut seinerGönnerin Franziska<br />

vonHohenheim. DasGemeinschaftsleben<br />

prägtbis heute das Gäu<br />

durchdie Liebenzeller Gemeinschaft,<br />

dieSüddeutsche Vereinigung, den<br />

Brüderbund und die Hahn’sche Gemeinschaft<br />

mit. Auch dadurch haben<br />

die Kirchengemeinden nach wievor<br />

eine gute biblischeFundierung. Die<br />

Seelsorgehat ihren hohen Stellenwert<br />

behalten. Taufe, Konfirmation, Trauung,<br />

Jubiläum und Beerdigung haben<br />

ihrenfesten Platz als kirchliche Begleitungbei<br />

Wendepunkten des Lebens.<br />

Auch dasdiakonische Wirken gehört<br />

selbstverständlich zum Gemeindeleben<br />

dazu. So sind dieGäugemeinden<br />

an der Diakonie-Sozialstation Oberes<br />

Gäubeteiligt und als Mitglieder des<br />

Kirchenbezirks Träger der Diakoniestation<br />

Herrenberg und Umgebung und<br />

des Diakonieladens. Auch dieEvangelische<br />

Diakonieschwesternschaft in Herrenberg,<br />

dieindiesemJahr ihr 100-<br />

jähriges Bestehen feiert, hat sich der<br />

Kranken- und Altenpflege verschrieben.<br />

Zahlreiche Partnerschaften bestehen<br />

in andere Länder mit vielfacher<br />

Unterstützung. Beratungsdiakonie für<br />

verschiedenste Notsituationen zusammenmit<br />

den Nachbarkirchenbezirken<br />

Böblingenund Leonberg stärken das<br />

diakonische Profil des Kirchenbezirks<br />

Herrenberg.<br />

Die Kindertagesstättenarbeit im<br />

Gäuwird voneiner gemeinsam mit<br />

den Kommunen finanzierten Fachberatung<br />

des Kirchenbezirks auch in religionspädagogischen<br />

Fragen begleitet.<br />

Vielerlei Gottesdienstangebote und<br />

Andachten,mit denen auf die Menschenverschiedenen<br />

Alters zugegangen<br />

wird, bereichern das geistliche Leben.<br />

Neben densonntäglichen Hauptgottesdiensten<br />

und Abendmahlsfeiern<br />

sind es Zweitgottesdienste mitetwas<br />

andererLiturgie, Familiengottesdienste,<br />

Gesangsgottesdienste, Kantatengottesdienste,<br />

Jugendgottesdienste,<br />

Kindergottesdienste, liturgische<br />

Abendgebete, (Kinder-)Bibelwochen<br />

oder (Kinder-)Bibeltage, mit denen<br />

Menschen eingeladenwerden, sich<br />

von Gott ansprechen zu lassen. Auch<br />

In vielfältiger Weise auf die<br />

Menschen zugehen, sie begleitenund<br />

unterstützen, ihnen Orientierung geben,<br />

sich als Kirche fortentwickeln und auch<br />

bestärkenindem, was sich als tragend<br />

erwiesen hat, das macht Gemeindeleben<br />

in heutiger Zeit aus<br />

Klaus Homann<br />

Frauenfrühstück und Männervesper<br />

haben dieses Ziel. Das besondere missionarischeProjekt<br />

„neu anfangen“,<br />

mit dem Menschen zu Gesprächskreisen<br />

über Glauben und Leben eingeladen<br />

werden, wurde 2005 im Kirchenbezirk<br />

sehr erfolgreich durchgeführt<br />

und hat bis heute seine Spuren hinterlassen.<br />

Natürlich wird auch dieMissionsarbeit<br />

in anderen Ländern vielfältig<br />

gefördert.<br />

Nicht zuletzt liegt von jeher der<br />

evangelischen Kirche die Kirchenmusik<br />

sehr am Herzen. In zahlreichen Posaunen-,<br />

Kirchen- und anderen, auch<br />

Jugend- und Kinderchörenwird das<br />

Lob Gottes verkündigt. Aufführungen<br />

von Motetten, Oratorien und Instrumentalmusikwerden<br />

nach wievor<br />

hoch geschätzt. Einen besonderen Akzent<br />

setzt noch einmal das am 24. Juli<br />

2012 eingeweihte Carillon mit 50 tonreingestimmten<br />

Glockeninder<br />

Glockenstube und der Zwiebelder<br />

Stiftskirche.Esvervollkommnet das<br />

läutbare Herrenberger Glockenmuseum<br />

mitüber 40 Glocken aus denverschiedensten<br />

Jahrhundertenund Gegenden,verbunden<br />

mit dem Zimbelgeläut,<br />

das aus Glocken besteht, die jeweils<br />

voneinem zur Einrichtungszeit<br />

deutschsprachigen Glockengießer gegossen<br />

wurden.Sie alle rufen zu Gott.<br />

Natürlich gilt auch derJugendarbeit<br />

in den Gemeinden und im Kirchenbezirkmit<br />

Jugendgruppen, Erlebnistagen,<br />

Freizeiten undSchulungen ein<br />

besonderes Augenmerk.Schon dieReformation<br />

hatte sich der Bildung verschrieben.<br />

Darumbetont<br />

auch der Kirchenbezirk<br />

die Bildungsarbeit<br />

mitder<br />

Trägerschaft des Hausesder<br />

Begegnung,<br />

das über 40 Jahre besteht.Inihm<br />

haben<br />

zugleich auch sozialdiakonische<br />

Aktivitäten<br />

ihren Raum. Nebendem<br />

noch traditionellgeprägten<br />

Kern der EinwohnerschaftimGäu<br />

prägen<br />

Neuzugezogene mit<br />

auch veränderten Erwartungen an Kirche<br />

und Kirchengemeinde das Gemeindeleben<br />

mit. Sie unterstützen<br />

auch Offenheitfür neue Wege und<br />

notwendige Veränderungen. Eine dieser<br />

Veränderungen ist leider die Reduzierungder<br />

Pfarrstellen, da dieKirchenmitgliedschaft<br />

wegender Bevölkerungsentwicklung<br />

abnimmtund damit<br />

auchdie Finanzkraft derKirche.<br />

Alle kirchlichen Aktivitäten wären<br />

aber ohne ein bemerkenswertes Engagement<br />

ehrenamtlich mitarbeitender<br />

Gemeindegliedernicht möglich. Sie<br />

sind dasRückgrat allen so vielfältigen<br />

Gemeindelebens.Nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg wuchs dieZahl der katholischen<br />

Bürger,die aus denehemaligen<br />

deutschenOstgebieten vertrieben<br />

wurden oder geflüchtet waren oder<br />

aus denost- oder südosteuropäischen<br />

Ländernkamen, rasch an. Im Gäu als<br />

altwürttembergischem Kernland, das<br />

seitder Reformation 1534 evangelisch<br />

war, entwickelte sich daraufhinein regesökumenisches<br />

Leben, dasauch die<br />

Methodisten, dieseit dem letzten<br />

Dritteldes 19. Jahrhunderts im Gäu<br />

lebten,mit einbezieht.<br />

Dies zeigtsich neben vielem andereninder<br />

seelsorgerlich-diakonischen<br />

Zusammenarbeit bei derökumenischen<br />

Trägerschaft des Hospizdienstes<br />

in der Region Herrenberg, derBegegnungsstätte<br />

„Kleine Börse“ und dem<br />

gemeinsamgetragenen Weltgebetstag.Invielfältiger<br />

Weise auf die Menschen<br />

zugehen, sie begleiten und unterstützen,<br />

ihnen Orientierung geben,<br />

sich als Kirche fortentwickeln und<br />

auch bestärkenindem, wassich als<br />

tragend erwiesen hat, das macht Gemeindeleben<br />

in heutiger Zeitaus.<br />

„Sola fides sufficit –Allein der Glaube<br />

genügt“, dieser Wahlspruch des<br />

ehemaligen Herrenberger Stiftsherren<br />

und glühenden Verfechters derReformation<br />

Johannes Neuffer um 1495<br />

–1581), dessen Epitaph in der Herrenberger<br />

Stiftskirche hängt, möge auch<br />

weiterhin für das Gäu und die Kirchen<br />

überhaupt gelten. ■<br />

1994<br />

Im Januar<br />

zeichnet der<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ erstmals<br />

den „Sportler des Monats“ aus, eine<br />

Mitmach-Aktion fürdie Leser,<br />

die bis heute andauert.<br />

1996 Im Verlagsgebäude in der<br />

Horber Straße 42 in Herrenberggeht eine<br />

neue Rotationsdruckmaschine in Betrieb.<br />

32 Seiten –acht Seiten davon vollfarbig<br />

und weitere Zusatzfarben –werden damit<br />

in einemArbeitsgang möglich.<br />

1997 Daserste<br />

digitale Redaktionssystem,das<br />

einen elektronischen<br />

Seitenumbruch<br />

erlaubt, wirdimVerlagshauseingeführt.<br />

1999 Repros und Fotosatz in<br />

derProduktion des„<strong>Gäubote</strong>“<br />

sind Geschichte.Die Zeitung wird<br />

komplett digital hergestellt. Anzeigen,<br />

Artikel, Fotos –alle Inhalte<br />

und Seiten entstehen am Bildschirm<br />

im „Ganzseitenumbruch“.


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite114<br />

Die Stiftskirche hat viele Förderer –und einen Verein, der ihr zurSeite steht<br />

„Es warschon ein<br />

erhebendes Gefühl“<br />

Er kennt die Stiftskirche wie<br />

wenige, er hat eine emotionale<br />

Verbindung zu ihr,die<br />

stärker nicht sein könnte.<br />

Im „<strong>Gäubote</strong>“-Interview<br />

wünschtsich Gernot Heer,<br />

Vorsitzender des Fördervereins<br />

der Stiftskirche Herrenberg,das<br />

„solidarische Zusammenstehen<br />

aller Beteiligten“,<br />

um dasmächtige<br />

Bauwerk zu erhalten.<br />

Anm. d. Red.) mich einmal durch die<br />

gewaltige Baustelle führte, konnte ich<br />

mir kaumvorstellen, wie dasKircheninnere<br />

je wieder hergestellt werden<br />

könnte.Umsogrößer war dieÜberraschung<br />

über den hellen Kirchenraum<br />

ohneSeitenemporen und mit derÖffnung<br />

derArkade zur Turmempore<br />

nach derSanierung. Daswar nunnicht<br />

mehr die Kirche aus früheren Kindergottesdienstzeiten<br />

und meiner Konfirmation,sondern<br />

ein einladendes Gotteshausmit<br />

viel Licht, Weite und einer<br />

herrlichen Rosette in der Westwand<br />

des Turmes.“<br />

VON HARALD MARQUARDT<br />

Der Stiftskirchen-Förderverein ist 1974<br />

gegründet worden,welche Aufgabe<br />

hatteerdamals?<br />

Gernot Heer: „Der ’Verein zur Erhaltung<br />

derStiftskirche Herrenberg e.V.’<br />

wurde gegründet, als dieevangelische<br />

KirchengemeindeHerrenberg vor einerfast<br />

unlösbarenAufgabe stand: Die<br />

Standfestigkeitder Herrenberger<br />

Stiftskirche wardurch dieJahrhunderte<br />

andauernden Bergbewegungen in<br />

Gefahr geraten. Nureine grundlegende<br />

Sanierung konnte helfen. In dieser<br />

Situation entwickelte sich eine landesweiteund<br />

konfessionsübergreifende<br />

Solidarität mitder Kirche am Berg. Das<br />

Wahrzeichendes Gäus fand Unterstützung<br />

beider Landeskirche, der Landesregierung,<br />

demLandkreis und der bürgerlichenGemeinde.<br />

Derneu gegründeteVerein<br />

wollte mit seinen Mitgliedern<br />

einen maßgeblichen Beitrag zur<br />

Lösung dieser Aufgabe leisten. Das Ergebnis<br />

kannsich sehen lassen.“<br />

Washaben Sie empfunden, als die Kirche<br />

1982 wiedereröffnet wurde?<br />

„Es warschon einerhebendes Gefühl,<br />

die sanierte Stiftskirche wieder<br />

betreten zu können. AlsTraugott<br />

Schmolz(der ehemalige Stadtarchivar,<br />

Welche Bedeutung hat die Kirche für<br />

die Stadt und dieRegion?<br />

„Die Stiftskirche Herrenberg ist eine<br />

Landmarke, beherrscht die Stadt Herrenberg<br />

und die umgebendeGäulandschaft<br />

mitihrem unverwechselbaren<br />

Westwerk samt barocker Turmhaube,<br />

die liebevoll einfach ’Zwiebel’ genannt<br />

wird. Die Stadt und das städtische Gewerbe<br />

werben mit ihrem Erscheinungsbild,und<br />

nach jeder längeren<br />

Reise stellt sichbei vielen einHeimatgefühl<br />

ein, sobald die Stiftskirche wiederzusehenist.Jeder<br />

Besucherspürt,<br />

wenn er die Treppen zum Kirchhof erklommen<br />

hat, dass dieErbauer des<br />

Gotteshauses einen ganz besonderen<br />

Platz fürihre Kirche gewählt haben.“<br />

Siemachen oft selbst Führungen in der<br />

Kirche, wasfasziniert die Besucher am<br />

meisten?<br />

„DieKirche fasziniert die Besucher<br />

durch ihre dominierende Erscheinung<br />

vonaußen wie voninnen. Das Chorgestühl<br />

vonMeister Heinrich Schickhardt<br />

mit Schnitzwerken aus der<br />

Werkstatt des Christoph von Urach<br />

und die herrliche Steinkanzel des<br />

Meisters Hanselmann oder der gotische<br />

Taufstein beeindrucken jeden Betrachter.Nicht<br />

vergessen werden dürfen<br />

die Tafelbilder und Epitaphe aus<br />

der nachreformatorischen Zeit und<br />

die frühgotischenSteinbildwerke am<br />

Haupteingang. Mir selbst und offenbar<br />

auch vielen Besuchern fällt es bei der<br />

Fülle des Angebots schwer,einen<br />

Punkt besonders herauszuheben.<br />

Obendreingibt es ja noch denweiten<br />

und eindrucksvollen Blickvom Turmumgang<br />

auf das mittelalterliche Stadtbild<br />

Herrenbergs und hinaus ins<br />

fruchtbare Gäu. Werwill da eine Reihenfolge<br />

aufstellen?“<br />

Der Erhalt derKirche ist auch nach der<br />

großen Sanierung eine dauerhafte Aufgabe.<br />

Welche Rolle spielt dabei die<br />

Bauhütte?<br />

„Der Verein entwickelte nach der<br />

Gründung eine rege Aktivität. Ohne<br />

die ehrenamtliche, tatkräftige, praktischeund<br />

nicht zu vergessen finanzielle<br />

Unterstützungder Männer und Frauen<br />

der ’Bauhütte derStiftskirche Herrenberg’<br />

unterFritz Hanßmann hätten die<br />

Aufgaben nicht bewältigt werden können.Sicht-<br />

und hörbare Beispiele für<br />

diesen Einsatz sind zumBeispiel der<br />

Ausbau des Glockenmuseums, derEinbau<br />

des Carillons oder auch dieMitwirkungbeim<br />

Ersatz des Kupferdaches<br />

der’Turmzwiebel’ sowie beider Wiederherstellung<br />

der Sonnenuhren. <br />

Zur Person<br />

Herrenberg kennt Gernot Heer wie<br />

nur wenige. Hier wurde er 1940 geboren,<br />

hier ist er aufgewachsen.Und<br />

natürlichist er in der Stiftskirche<br />

konfirmiertworden. Nachdem<br />

Besuch des Schickhardt-Progymnasiums<br />

absolvierte er einetechnische<br />

und kaufmännischeLehre in Stuttgart,<br />

hat berufsbegleitend BWL-<br />

Abendstudium an derWürttembergischen<br />

Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie<br />

in Stuttgart absolviert<br />

und war dann über 40 Jahre bei<br />

der Mahle GmbH in Stuttgart leitender<br />

Mitarbeiter und Geschäftsführer<br />

der Mahle Immobilien- und Wohnungsbaugesellschaft.Imkommunalen<br />

Leben engagierteersich über<br />

25 JahreimGemeinderat in Herrenberg,<br />

besonders eingesetzt hat er<br />

sich dabei für die Städtepartnerschaften<br />

mit Frankreichund Italien.<br />

Gernot Heer ist seit 2006 Vorsitzender<br />

des Vereins zurErhaltung der<br />

Stiftskirche Herrenberg. -mar-<br />

1999<br />

www-gaeubote.de/DieWebsite<br />

des „<strong>Gäubote</strong>“ geht erstmals<br />

online.<br />

2000 Die Akzidenz-Druckerei der<br />

Theodor Körner KG in der Horber Straße<br />

42 wird mitder Offset-Druckmaschine<br />

„Karat“ ausgerüstet. Damitsind<br />

vollfarbigeDrucksachen und Plakate bis<br />

zu einem Format von 50 mal 70 Zentimetermöglich.<br />

2000 Der „<strong>Gäubote</strong>“ als anerkannter Werbeträger<br />

bekommt mit der Herrenberger Woche eine noch breitere<br />

Basis. Die„HeWo“ ist seit dem 1. August dem Wochenblatt<br />

Böblingen in einer Auflage von rund 22 000 Exemplaren<br />

beigefügt. „<strong>Gäubote</strong>“ und„HeWo“ erlauben damit<br />

nahezu eine komplette Haushaltsabdeckung in der<br />

Region.<br />

2000 Am 5. Mai<br />

zeichnet der„<strong>Gäubote</strong>“<br />

erstmals den„Energiesparer<br />

desMonats“ aus,<br />

eine Mitmach-Aktion für<br />

die Leser,die bis heute<br />

andauert.


Seite 115<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Auch viele größere und kleinere<br />

Unterhaltungs- und Reparaturarbeiten,<br />

die an so einemaltehrwürdigen<br />

Gebäudenun mal anfallen, werden<br />

von derBauhütte fachmännisch erledigt.“<br />

Als geradezu genial erwiesen hat sich<br />

dieIdee des ehemaligen Herrenberger<br />

Dekans Dieter Eisenhardt, in der Kirche<br />

ein Glockenmuseumeinzurichten.<br />

Welchen Stellenwert hat das Museum<br />

heute erreicht?<br />

„Das Glockenmuseum istdas einzige<br />

seiner Art, in dem dieGlocken<br />

nicht nur als Museumsstücke angeschautwerden<br />

können. Es ist eine<br />

überauslebendige Einrichtung, in der<br />

die Originalglocken aus acht Jahrhunderten<br />

ihrenDienst tun und nach einer<br />

festgelegten Läuteordnung zu<br />

Gebet und Gottesdienst rufen. Dies<br />

und die allmonatlichen Glockenkonzerte<br />

beeindrucken Besucher aus nah<br />

und fern und machen dasGlockenmuseum<br />

zu einem der Hauptanziehungspunkte<br />

Herrenbergs. Organisation,Ausbau<br />

und Unterhaltung der<br />

Einrichtungfordern vonden Mitgliedernund<br />

dem Vorstand des Vereins<br />

aberauch einen entsprechend hohen<br />

Einsatz.“<br />

Mit dem Carillon hat der Förderverein<br />

ein weiteresProjekt umgesetzt, das allerdings<br />

von Schwierigkeiten begleitet<br />

war.Sind Siejetzt mit dem Klang und<br />

der Resonanz –auch im übertragenen<br />

Sinne –zufrieden?<br />

„Nicht nur Fachleute und Carilloneure<br />

bescheinigen unserem Carillon<br />

einen exzellenten Klang. Sie loben die<br />

ausgezeichnete Stimmung des Instrumentes<br />

und die leichtgängigeTraktur,<br />

diedem Spieler ein konzentriertes<br />

Musizieren erlaubt. Auch dieautomatischabgespielten<br />

Melodien vor den<br />

liturgischen Läutezeiten der Glocken<br />

haben inzwischen ihren angestammten<br />

Platz im Tageslauf.Dazu nutzen<br />

die Glockenkonzertmeister das Carillon,<br />

um mit Melodien und Musikstücken<br />

diemonatlichen Glockenkonzerte<br />

zu bereichern. Vonallen Seiten<br />

erreicht denVerein begeisterte Zustimmung.Allerdings<br />

wird dasCarillonspiel<br />

alseher zu leise empfunden.<br />

Dies istnatürlich auch dadurch bedingt,<br />

dass die Glockensehr hoch<br />

In dieser Situation entwickelte<br />

sich eine landesweiteund<br />

konfessionsübergreifende Solidarität<br />

mitder Kirche am Berg<br />

Gernot Heer über die fundamentale Sanierung<br />

hängen und der allgemeine Geräuschpegel<br />

im Stadtgebietausgeprägt<br />

ist.“<br />

Natürlich stehen die Gottesdienste im<br />

Mittelpunkt, aber gefüllt wird dieKircheauch<br />

mitMusik und gelegentlichen<br />

Ausstellungen. Wie bewerten Sie<br />

diese Angebote?<br />

„Dass dieStiftskirche nicht nur als<br />

Gotteshaus fürdie evangelische Kirchengemeinde<br />

dient, sondern auch<br />

sonst mit Leben erfüllt wird, ist eine<br />

sehr willkommeneErgänzung. Die<br />

Konzerte der Herrenberger Kirchenmusik<br />

und andererMusikschaffender<br />

sindweit überHerrenberg hinaus<br />

wohl bekanntund sehr gut besucht.<br />

DieAkustik im historischen Gebäude<br />

ist insbesondere für Chormusik hervorragend.<br />

Auch dieregelmäßigen<br />

Ausstellungen mit Werken bildender<br />

Kunst unterschiedlichster Art auf der<br />

Turmempore haben mitder sinnvollen<br />

Einbindungins religiöse Kirchenlebenihren<br />

festen Platz.“<br />

Waswürden Sie sich fürdie Zukunft<br />

wünschen –für die Kirche und für den<br />

Verein?<br />

„Die Stiftskirche Herrenberg war<br />

besonders während der verschiedenen<br />

Bauphasen direkt und indirekt<br />

Grundlage für Arbeit, Lohn und Brot<br />

vieler Herrenberger.<br />

Siewar auchAnlass für<br />

manche Sorgen mit ihrer<br />

Lage auf dem ’wanderndenBerg’.<br />

Die Sanierung<br />

im letzten<br />

Jahrhundert hat viel<br />

gebracht,aber dieErhaltungunsres<br />

geliebtenschönen<br />

Kirchengebäudes<br />

wird auch<br />

unsere Kinder undKindeskinder<br />

weiterbeschäftigen müssen.Ich<br />

wünsche mir,dass ein solidarisches<br />

Zusammenstehen aller Beteiligten,<br />

der evangelischen Kirchengemeinde,<br />

derWürttembergischen Landeskirche,der<br />

bürgerlichen Gemeinde<br />

Herrenberg,des LandkreisesBöblingen<br />

unddes Vereins zur Erhaltung<br />

der Stiftskirche ebendiese Erhaltung<br />

sichert. Die Stiftskirche,somächtig<br />

undtrutzig sie auch am Schlossberghangwirkt,<br />

braucht dringend ständige<br />

Unterstützungund Betreuung.<br />

Deshalb erhoffe ich mirauch zukünftigviele<br />

Helfer,Unterstützer und<br />

möglichstviele Menschen, die als<br />

Mitglieder unseren Verein in die Lage<br />

versetzen, dieseArbeit weiterzuführen.“<br />

■<br />

Die Stiftskirche<br />

■ 1293<br />

ErsteWeihe der Stiftskirche<br />

■ 1472<br />

Taufstein, ältestes Kunstwerk<br />

in derKirche<br />

■ 1483 bis 1493<br />

Einwölbung derDecke zur<br />

gotischenHallenkirche<br />

■ 1504<br />

Kanzel vonMeister Hanselmann<br />

■ 1517<br />

Chorgestühl mit Schnitzwerken<br />

ausder Werkstatt des Christoph<br />

von Urach und des Schreiners<br />

Heinrich Schickhardt des<br />

Älteren<br />

■ 1519 bis 1521/22<br />

Hochaltarvon Jerg Ratgeb<br />

■ 1749<br />

Diebeiden gotischen<br />

Turmspitzen werden durch<br />

die barocke Zwiebelhaube ersetzt<br />

Ein Millimeter im Jahr<br />

S<br />

Die Stiftskirche Herrenberg<br />

ie ist das WahrzeichenHerrenbergs,<br />

oftwird sie im Volksmund<br />

liebevollauch „die Glucke vom Gäu“<br />

genannt: die Stiftskirche. Unwillkürlich<br />

ziehtsie stets die Blicke aufsich,<br />

zu dominant istihre Lage am Trauf<br />

des Schönbuchs. Das mächtige Gotteshaus<br />

wurde1293 geweiht und erhielt<br />

1483 bis 1493 die Einwölbung<br />

zu einer der ersten spätgotischen<br />

Hallenkirchen in Württemberg. Als<br />

Marienkirche ist sieder Mutter Jesu<br />

geweiht. 1749 wurden diebeiden gotischen<br />

Türme, wie siewunderbar im<br />

Merian-Stich von 1635 dokumentiert<br />

sind,abgebrochenund durch diebarocke<br />

Zwiebelhaube ersetzt. Aber die<br />

Stiftskirche leidet auch –anihrem<br />

Gewicht. DerGipskeuper,der Untergrund<br />

auf dem dieKirche steht, ist<br />

nicht tragfähig genug. Deshalb<br />

rutscht das Gebäude aus hellem<br />

Schilfsandsteinimmer mehr auf die<br />

Altstadt zu –etwa einen Millimeter<br />

im Jahr.Diese Instabilität und dadurch<br />

verursachte Schäden machten<br />

zwischen 1971 und 1982 umfangreiche<br />

Renovierungsarbeiten notwendig.Mit<br />

derSanierung wurde die Kirche<br />

in sich stabilisiert, so dass sie<br />

heuteals Ganzes besteht –und doch<br />

langsamden Hang hinabgleitet. Im<br />

Kircheninnenraumkonnte bei der Renovierung<br />

durch dasHerausnehmen<br />

der Emporen aus dem19. Jahrhundert<br />

der Zustandder spätgotischen<br />

Hallenkirche weitgehendwiederhergestellt<br />

werden.<br />

Bedeutende Kunstwerke in der Kirche<br />

sindder Taufstein, die von Meister<br />

Hanselmann geschaffene Steinkanzel<br />

und das Chorgestühl von<br />

Heinrich Schickhardt, demGroßvater<br />

des Baumeisters Heinrich Schickhardt,<br />

mit Schnitzereienaus der<br />

Werkstatt des Christoph von Urach.<br />

Der imposante Hochaltar von Jerg<br />

Ratgeb stehtheute in derStaatsgalerie<br />

in Stuttgart.Zusehen ist in der<br />

Kirche auchdie wiederhergestellte<br />

älteste Rosetteimdeutschen Südwesten.<br />

Zu einem überregionalen Anziehungspunkt<br />

ist das Glockenmuseum<br />

geworden, initiiert vom ehemaligen<br />

Herrenberger DekanDieter Eisenhardt.<br />

■ -mar-<br />

■ 1859 bis 1891<br />

ErsteSanierung<br />

■ 1890<br />

Verkauf des Ratgeb-Altars an die<br />

heutigeStaatsgalerie Stuttgart<br />

■ 1971 bis 1982<br />

Zweite umfassende statische<br />

Sanierung mit der Farbgestaltung<br />

im Innenraum von1493<br />

■ 1992<br />

Anfängedes Glockenmuseums<br />

■ 2012<br />

Einweihung des Carillons für<br />

das Glockenmuseum -stu-


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite116<br />

Der Herrenberger Altar des Jerg Ratgeb<br />

Tiefer theologischer<br />

Sinn<br />

Heute wird dasOriginal<br />

des Ratgeb-Altars in der<br />

Stuttgarter Staatsgalerie<br />

gezeigt GB-Repro<br />

K<br />

ennen Sie eigentlich den Herrenberger<br />

Altar? Nein? Nun ja, in<br />

Herrenberg sucht man dasehemalige<br />

Prachtstück derStiftskirche vergebens.<br />

Dort gibt es heute nurnoch ein kleines<br />

Klappmodell desAltars, vorne rechts<br />

im südlichen Seitenschiff.Daneben ein<br />

Schwarz-Weiß-Foto von 1929: damals,<br />

anlässlich der700-Jahr-Feier der Stadt,<br />

durfte der Altar für kurze Zeit auf seinenalten<br />

Platz zurückkehren.<br />

VONDR. MICHAELA BAUTZ<br />

Doch warum isternichtmehr da?<br />

Als um 1890 dieStiftskirche im neugotischen<br />

Stil renoviert wurde, entsprach<br />

derAltar nicht dem Zeitgeschmack.<br />

Der federführende Architekt Christian<br />

Friedrichvon Leins und der zuständige<br />

Prälat Dr.Georg Heinrich von Merz kritisierten<br />

dieBilder und den Künstler<br />

Jerg Ratgeb derart, dass derStiftungsrat<br />

den Verkauf an die königliche Gemäldesammlung<br />

in Stuttgart beschloss.<br />

Der Erlös betrug 5000,- Mark.<br />

Konzipiert war derAltar als Teil der<br />

wohldurchdachtenAusstattung des<br />

Chores derStiftskirche, derden frommen<br />

und gebildeten „Brüdern vom gemeinsamenLeben“<br />

als Andachtsraum<br />

diente.Ein älterer,heute nicht mehr<br />

erhaltener Schreinwurde 1519 mit<br />

neuen Bildtafeln ausgestattet. Es war<br />

der Hauptaltar der Stiftskirche, geweiht<br />

derKirchenpatronin Maria. Als<br />

Künstler beauftragte man Meister Jerg<br />

Ratgeb, der sich durchArbeiten in<br />

Heilbronn, Schwaigern und Frankfurt<br />

einen guten Ruf erworben hatte. Ratgeb<br />

ist vielen bekannt durch sein tragischesEnde<br />

im Bauernkrieg. Als Mitglied<br />

einer von denaufständischen<br />

Bauern erzwungenen Delegation der<br />

Stadt Stuttgart geriet er zwischen die<br />

Fronten, wurde desVerrats angeklagt<br />

und 1525 in Pforzheim gevierteilt.<br />

Der Altar wardurch dennicht mehr<br />

vorhandenen Lettnerden Blicken der<br />

Gemeinde entzogen,seine Botschaften<br />

richteten sich nur an die Chorherren.Dargestellt<br />

sind derApostelabschied<br />

sowieSzenen aus der Passion<br />

undaus dem Marienleben. Die Rahmender<br />

Bilder zieren bedeutungsvolle<br />

biblischeTexte, während viele Details<br />

der Bilder einen theologisch-symbolischenSinnhaben.<br />

So steht z. B. eine<br />

Fliege, die in denMund des Judas<br />

fliegt, für denSatan, derbeim Letzten<br />

Abendmahl in ihnfährt (Joh. 13,27).<br />

VonJerg Ratgebs Meisterschaft zeugen<br />

die farbenfrohen, expressiven, fein<br />

ausgearbeitetenDarstellungen, zeittypischfür<br />

den Übergang vom Mittelalter<br />

zurNeuzeit. Es lohnt sich auf jeden<br />

Fall,den Herrenberger Altar im Original<br />

zu besichtigen. Er steht heute in<br />

derStaatsgalerie Stuttgart.<br />

■ Unsere AutorinDr. Michaela Bautz<br />

ist Vorstandsmitglied im Verein zur Erhaltung<br />

der Stiftskirche Herrenberg.<br />

Danebenarbeitet die Kunsthistorikerin<br />

freiberuflich im Kulturbereich –als<br />

VHS-Dozentin,Stadtführerin oder bei<br />

Forschungsprojektenoder historischenAusstellungen.<br />

Petra Niethammer, der Name für Qualität<br />

und Zuverlässigkeit im Holzbau:<br />

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und der DRK-Wohnberatung Böblingen als:<br />

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Seite 117<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Hildrizhausen<br />

Das grüne Dach der Kirche<br />

ist einStück Heimat<br />

V<br />

erbinden möchte ich das Gemeindeporträt<br />

über Hildrizhausen<br />

gleich zu Beginn miteinem herzlichen<br />

Glückwunschzudiesem außergewöhnlichen<br />

Jubiläum des„<strong>Gäubote</strong>“:<br />

eine Tageszeitung seit 1838 mit Inhaltzufüllen,<br />

zu produzieren und zu<br />

vertreiben, ist wahrlich nicht selbstverständlich,sodass<br />

darauf alle während<br />

dieser langen Zeit Beteiligten zu<br />

Recht sehr stolzsein dürfen.<br />

VONMATTHIAS SCHÖCK<br />

DieLeserschaft des „<strong>Gäubote</strong>“ erstreckt<br />

sich insbesondere aus historischen<br />

Gründen bis nachHildrizhausen<br />

auf die Schönbuchlichtung. Unsere<br />

Gemeinde gehörtezum Oberamt Herrenbergund<br />

zählt bis heute zum Kirchenbezirk<br />

Herrenberg. Entsprechende<br />

Verbindungen zur Großen Kreisstadt<br />

auf der anderen Seite desSchönbuchs<br />

werden daher bis heute gepflegt.<br />

Ichmöchte Sie, liebeLeserinnen<br />

und Leser,auf einen Spaziergang<br />

durch unseren liebens- und lebenswerten<br />

Ort mitnehmen, dergewerblichganz<br />

überwiegend vonHandwerksbetrieben<br />

und Familienunternehmen<br />

geprägt ist. Mit knapp 3600<br />

Einwohnerinnen undEinwohnern sind<br />

wir daszweitkleinste Gemeinwesen im<br />

Landkreis Böblingen.<br />

Unsere gemeinsame Tour beginnen<br />

wirander Nikomedeskirche, die in der<br />

zweiten Hälfte des11. Jahrhunderts<br />

im romanischen Stil als dreischiffige<br />

Pfeilerbasilika miteingezogenem<br />

Querschiff errichtet wurde und somit<br />

eineder ältesten Kirchen Süddeutschlands<br />

ist. Wahrscheinlich geht es vielen<br />

„Hausemern“ nach einer längeren<br />

Abwesenheit so, dass sich bei der <br />

Matthias Schöck schaut sich Hildrizhausen gerne vom Schönbuchrand ausan–<br />

die Nikomedeskirche sticht dabei sofortins Auge<br />

GB-Foto:Schmidt<br />

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Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite118<br />

Ansicht des grünen Kirchturmdaches<br />

unseres Wahrzeichens –gleich<br />

aus welcherRichtung manauf Hildrizhausen<br />

zufährt –Heimatgefühle einstellenund<br />

man sich spätestens dann<br />

auchwieder richtig auf zu Hause freut.<br />

Um die Nikomedeskirche herum befindet<br />

sich der Alte Friedhof,der seit<br />

seiner Umgestaltung vorfünf Jahren<br />

die Funktion einer öffentlichen Grünfläche<br />

mitten im Orthat, wo man den<br />

täglichen Trubel für einige Zeit hinter<br />

sich lassen kann.<br />

Direkt gegenüberliegt derDorfplatz,<br />

dermehrmals im Jahr für FestivitätenverschiedensterArt<br />

genutzt<br />

wird.Nicht zuletzt daran lässt sich unser<br />

überdurchschnittlich reges Vereins-<br />

und Kirchenleben ablesen. Dieses<br />

trägt im Übrigen auch einen Großteil<br />

dazu bei, dass es in Hildrizhausen<br />

einaußerordentlich gutes und harmonischesMiteinander<br />

innerhalb der<br />

Dorfgemeinschaft gibt.<br />

Auf dem Dorfplatz steht das Alte<br />

Rathaus, dessen Räumlichkeiten eine<br />

ganzbesondere Atmosphäre für Eheschließungen,<br />

fürdas monatliche<br />

Dorfcafé oder auch fürkulturelle Veranstaltungen<br />

bietet.<br />

Wenn wir bei unserem Spaziergang<br />

nunmehrdie Ehninger Straße überqueren,<br />

stehen wir vordem Alten<br />

Forsthaus, das nebenseinen Vereinsräumen<br />

auchden Bürgersaal beherbergt,<br />

der regelmäßig für private Feierlichkeiten<br />

genutzt wird.<br />

Am Ende der EhningerStraße entstehtaktuell<br />

mit dem Gustav-Fischer-<br />

Stift eine Pflegeeinrichtung, dieinwenigen<br />

Monaten mit ihren stationären<br />

Dauerpflegeplätzen, Tages- und Kurzzeitpflegeplätzensowie<br />

betreuten<br />

Wohnungen unsere Infrastruktur erheblichaufwerten<br />

wird. Das dortige<br />

Raumprogramm beinhaltet zudem die<br />

Büros der Nachbarschaftshilfe sowie<br />

der Diakonie- und Sozialstation, eine<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“ ist für mich ...<br />

... die morgendliche Frühstückslektüre,<br />

mit der ichmich über das Neueste im Gäu,<br />

im Landkreis Böblingen unddarüber hinaus<br />

informiere<br />

Matthias Schöck<br />

Cafeteria und einen Mehrzweckraum.<br />

Verständlicherweise ist daher schon<br />

heute eine gewisse Vorfreude auf die<br />

Inbetriebnahme des Gustav-Fischer-<br />

Stifts zu spüren. Vondort aus geht es<br />

jetzt in den Teil Hildrizhausens, der<br />

südlich der Herrenberger Straße liegt.<br />

Neben den drei kommunalen Kindergärten<br />

und dem Rathaus findet<br />

man dort auch dasvor fast 80 Jahren<br />

gebautebeheizte Freibad in der<br />

Würmstraße,das für eine Gemeinde<br />

unserer Größenordnung sicherlich eine<br />

Besonderheit darstellt.ImDurchschnitt<br />

genießen jährlich rund 35 000<br />

Badegäste dendortigen Familienbadcharaktermit<br />

einem 50-Meter-Becken<br />

samtSprungturm sowie einem Kinderplanschbeckenund<br />

einer großen Liegewiese.<br />

Gespeist wird das Freibad vonunserer<br />

Eigenwasserversorgung mit ihren<br />

vier Brunnenund zwei Hochbehältern,<br />

aufdie unsere<br />

Bevölkerung –<br />

trotz des relativ<br />

hohenHärtegrades–zu<br />

Recht<br />

sehr stolz ist.<br />

Auch diese komplette<br />

Unabhängigkeitvon<br />

anderenVersorgern<br />

ist eher außergewöhnlich<br />

undinsofern<br />

erwähnenswert.<br />

Südlichder bebauten Ortslage<br />

schließen sichunsere Schönbuchschule<br />

–eine zweizügige Grundschule –sowie<br />

dieSchönbuchhalle in ihrer Funktion<br />

als Turn- und Festhalle samt Freisportanlagean.<br />

Diese wurden in den<br />

vergangenenJahren durch denSchönbuchsaal<br />

und das dortigeFreizeitgelände<br />

samt „Dirt-Bike-Bahn“ ergänzt.<br />

So langsam gehtunser Spaziergang<br />

in eineWanderung über, und wir erreichenden<br />

Außenbereichunserer<br />

Gemarkung. Prägend ist dabei sicherlich<br />

deruns im Süden, Westen und<br />

Norden umgebende Wald mitdem<br />

Naturpark Schönbuch. Ebenso ins Auge<br />

fällteinem der Streuobstwiesenbestand,<br />

insbesondere im Bereichzwischen<br />

der Ehninger und der Herrenberger<br />

Straße.Nicht vergessen werden<br />

darfauch dieüber 400 Jahre alte Obere<br />

Linde als eines von vielen Naturdenkmälern<br />

auf unserer Gemarkung.<br />

Erkundet werden kann dieses Naherholungsgebiet,<br />

dassich direkt vor<br />

unseren Haustüren befindet, von mehreren<br />

Wanderparkplätzen aus. Einer<br />

davon liegt auchimBereich „Kohltor“<br />

und dortwiederum ist schon seit weit<br />

über 50 Jahren der Stammsitz der<br />

Waldhaus gGmbH, einer sozialpädagogischen<br />

Einrichtung der Jugendhilfe,<br />

die im ganzenLandkreis Böblingen<br />

unddarüber hinaus tätig ist.<br />

Wenn man sich in dieser Ecke aufhält,trifft<br />

man zudem auch regelmäßig<br />

dieSchönbuchstrolche, dieden<br />

voneinem Vereingetragenen gleichnamigen<br />

Waldkindergarten besuchen.<br />

Unweit von hier –auf halber Strecke<br />

zurück in denOrt, von unserer schön<br />

gelegenenFriedhofsanlage aus –hat<br />

mandann einen wunderbaren Blick<br />

aufHildrizhausen mit derNikomedeskirche<br />

im Zentrum. Damit schließt<br />

sich der Kreis.<br />

■ Unser Autor Matthias Schöck ist<br />

Bürgermeistervon Hildrizhausen.


Seite 119<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Das Herrenberger Krankenhaus<br />

Die „Klinik im Gäu“ verbucht steigende<br />

Patientenzahlen<br />

V<br />

ieles zählt zur Infrastruktur einer<br />

Region –Schulen, Freizeiteinrichtungen,Angebote<br />

vonDienstleistern<br />

oder Einzelhandel.Wie selbstverständlichbenutzen<br />

wirStraßen, Busse oder<br />

Bahnen.Für die Menschen im Gäu von<br />

herausragender Bedeutung aber ist<br />

das Krankenhaus in Herrenberg als<br />

zentrale Anlaufstelle bei allenGesundheitsfragen.<br />

VONJUTTAKRAUSE<br />

Sie schätzen die Nähe und die überschaubaren,<br />

familiären Strukturen.<br />

Dank der langen und sehr engen<br />

Kooperation mit der Diakonieschwesternschaft<br />

Herrenberg-Korntal, diedie<br />

Atmosphäre im Hospital entscheidend<br />

mitgeprägt hat, ist dasHaus darüber<br />

hinaus für seine besondere, fürsorgliche,<br />

vomchristlichen Glauben geprägte<br />

Pflege bekannt.<br />

„Jeder Patient kann mit jederErkrankung<br />

hierherkommen–rund um die<br />

Uhr,ansieben Tagen in der Woche!“,<br />

Hohe Qualität, familiärer Charakter –dafür steht Michael Jugenheimer,der Ärztliche<br />

Direktor des Herrenberger Krankenhauses<br />

GB-Foto:Bäuerle<br />

erklärt Dr.Michael Jugenheimer,Chefarzt<br />

derChirurgie und seit 17 Jahren<br />

Ärztlicher Direktor des Hauses. „Hier<br />

erhält er in jedem Fall die notwendige<br />

Erstversorgung und die richtige weiterführende<br />

Behandlung. Gegebenenfalls<br />

leiten wirden Patienten dorthin<br />

weiter,woerdie für ihn optimale Versorgungbekommt.“<br />

Füralles, was in denBereich der<br />

Grund- undRegelversorgung fällt, ist<br />

das Hausbestens gerüstet. Weitere<br />

Versorgungsschwerpunkte tragen zu<br />

dem für ein Haus dieser Größe beachtlichen<br />

medizinischenSpektrum bei.<br />

DieKlinik fürInnere Medizin hatneben<br />

denbeiden bewährten Bereichen<br />

Gastroenterologieund Kardiologie einen<br />

geriatrischen Schwerpunkt aufgebaut.<br />

Im Herbst wird diePalliativmedizin<br />

–seitJahren ein wichtiger Bereich<br />

in Herrenberg –eine eigene Station<br />

bekommen.Die Chirurgische Klinik<br />

deckt die Bereiche Allgemein-, Viszeral-<br />

undGefäßchirurgie –mit neuem<br />

Schwerpunkt Proktologie (Erkrankungen<br />

desEnddarms) –Unfallchirurgie<br />

sowie Endoprothetik ab. DieKlinik für<br />

Geburtshilfe und Gynäkologie ist spezialisiert<br />

auf minimal-invasive Eingriffe<br />

und Beckenbodenchirurgie.<br />

Besonderer Beliebtheit erfreut<br />

sich die Geburtshilfe, diesich unter<br />

anderem durch dieEinführung des<br />

Hebammenkreißsaals2009 und die<br />

Zertifizierung als babyfreundliches<br />

Krankenhaus 2012 auszeichnet. „Herrenberg<br />

ist dabei, sich wieder Richtung<br />

1000 Geburten im Jahr zu entwickeln“,<br />

freut sich der Ärztliche Direktor.Abgerundet<br />

wird dasmedizinische<br />

Spektrum durch dieKlinik für Anästhesie<br />

und Intensivmedizin, diemit allen<br />

anderenKliniken zusammenarbeitet,<br />

unddie Praxis des niedergelassenen<br />

Radiologen Dr.Ulrich Schott, die<br />

in der Herrenberger Klinik herausragenderadiologische<br />

Diagnostik<br />

betreibt.<br />

Damit die Patienten<br />

sich in<br />

ihrer „Klinik im<br />

Gäu“ möglichst<br />

wohlfühlen und um das medizinisch<br />

gutausgestattete Haus auch baulich<br />

fürdie Zukunft zu rüsten, werden gegenwärtig<br />

umfangreiche Sanierungsmaßnahmen<br />

durchgeführt, für diein<br />

den letzten Jahren bereits rund sechs<br />

Millionen Euro investiert wurden. „Das<br />

ganzeHaus wird sukzessive saniert –<br />

vom Keller bis in dendritten Stock!“,<br />

freut sich Dr.Jugenheimer.Etwa40<br />

Prozent des 30 Jahre alten Gebäudes<br />

sind bereits erneuert, derzeit ist die<br />

Sanierung des gesamten Ambulanzund<br />

Funktionstrakts im Erdgeschoss in<br />

vollem Gange. Als nächste Maßnahme<br />

ist dieAusweitung der OP-Saalkapazitäten<br />

und der Neubau der Intensivstation<br />

geplant.<br />

Dass die Gäubewohner „ihre“ Klinik<br />

schätzen,schlägt sich auch in Zahlen<br />

nieder.„Seit Jahren nehmen dieLeistungszahlen<br />

des KrankenhausesHerrenberg<br />

eine sehr positive Entwicklung“,<br />

betont MichaelJugenheimer.<br />

„Seit 2008 können wirjedes<br />

Jahr eine Steigerungder Patientenzahlenzwischenvier<br />

undsieben Prozent verbuchen.“<br />

Um die 30 000 Patienten<br />

werden hier jährlich<br />

stationär und ambulant behandelt.<br />

Die Zahl derstationären<br />

Fälle in dem150-Betten-Haus<br />

stieg kontinuierlichvon<br />

7219 in 2007 auf<br />

8610 im vergangenen<br />

Jahr. ■<br />

Das Krankenhaus<br />

in Herrenberg wird<br />

sukzessive modernisiert<br />

GB-Foto:gb


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite120<br />

Mobilität<br />

Auf Asphalt und aufder Schiene gut vernetzt<br />

A<br />

ns Eisenbahnnetz angeschlossen<br />

zu sein,das bedeutete: eine Verbindungindie<br />

weite Welt zu haben,<br />

von derEntwicklung in Wirtschaft und<br />

Tourismus zu profitieren und Verdienstmöglichkeitenauch<br />

in Landstrichenzuschaffen,<br />

die von der geografischen<br />

Lageweniger begünstigt waren.<br />

Dieser Prozesssetzte im 19. Jahrhundert<br />

ein, Verkehrsinfrastruktur auf<br />

Straße undSchiene entwickelt sich<br />

weiter: Autobahn, Bundesstraßen,<br />

S-Bahn, Gäubahn, Ammertalbahn.<br />

Herrenbergund das Gäu sind ganz gut<br />

an die überörtlichenVerkehrswege<br />

angeschlossen. Das war nicht immer<br />

so. Die Ammertalbahn ist in den 1960-<br />

er- und 1970er-Jahren sogar nur<br />

knapp derStilllegung entgangen.<br />

Ob zur Arbeit oder<br />

an den Bodensee:<br />

DieA81 –Hauptschlagader<br />

im<br />

Verkehrssystem<br />

GB-Foto: Bäuerle<br />

VONKONRAD BUCK<br />

In den 1860er-Jahren rangen Dr.Otto<br />

Elben und der damalige württembergische<br />

AußenministerFreiherr von<br />

Varnbüler um die Frage, wie eine<br />

Bahnlinie vonStuttgart in den Raum<br />

Böblingenverlaufen sollte. Während<br />

Varnbüler für eine Route von Zuffenhausen<br />

über Leonberg nach Calw plädierte,setzte<br />

sich Elben füreine Gäubahn<br />

vonStuttgart über Böblingen<br />

und Herrenbergnach Freudenstadt<br />

ein –samt Verbindungsästen nachTübingen<br />

und Calw/Nagold. Verwirklicht<br />

wurde ein größerer Teil desElben-Vorschlags:<br />

Gebaut wurden die Gäubahn<br />

von Stuttgart nach Freudenstadtund<br />

die Ammertalbahn von Herrenberg<br />

nach Tübingen.<br />

„UnsereStadt war gestern Abendin<br />

freudiger Erregung“, hieß es am 21.<br />

August 1879 im „<strong>Gäubote</strong>“, als der<br />

erste Probezug auf der Gäubahnin<br />

Sicht war.Und unbeschreiblich war<br />

der Jubel, als am 31. August 1879der<br />

„Festzug“ vonStuttgart<br />

durchdas Gäu dampfte.<br />

DerDampfzug von<br />

Stuttgart nach Herrenberg<br />

war über 80 Minuten<br />

unterwegs, von<br />

Stuttgartnach Freudenstadt<br />

sogar fast vier<br />

Stunden –was aber fürdamalige Verhältnissetrotzdem<br />

eingroßer FortschrittimVergleich<br />

zum Pferdefuhr-<br />

Mehr Fahrspuren, weniger<br />

Stau:Bei Gärtringen wird<br />

dieA81 ausgebaut<br />

GB-Foto: gb<br />

Unsere Stadt war gestern Abend<br />

in freudiger Erregung ...<br />

Der „<strong>Gäubote</strong>“ über den ersten Zug auf der Gäubahn<br />

werk oder zum Fußmarsch war. Der<br />

Schwarzwald war zuvor auf beschwerlichen<br />

Wegen nur in Ein- oder Zweitagesreisenzuerreichen.<br />

Einen großen Aufschwung erfuhr<br />

der Nahverkehr auf derGäubahn über<br />

100 Jahrespäter durch dieS-Bahn, die<br />

1992 bis Herrenberg verlängert worden<br />

ist. Während im Regionalverkehr<br />

erheblicheFahrgastzuwächse zu verzeichnen<br />

waren, kränkelt derzeit der<br />

Fernverkehr zwischen Stuttgart und<br />

Zürich:Vormals mitICE- oder Cisalpino-Zügen<br />

bedient, verkehrenmomentan<br />

Intercity-Züge der Schweizer Bundesbahnen,<br />

dieaber teilweise nur<br />

schwach ausgelastet sind.Ab2017 soll<br />

die Zahlder Intercity-Verbindungen<br />

zwischen Stuttgart undZürichverdoppelt<br />

werden.Vorgesehen ist, dass die<br />

Hälfte dieser Züge auch in Herrenberg,<br />

Nebringen und Bondorf hält. <br />

2002<br />

Elmar<br />

Schöllkopf,<br />

Sohnvon Heidi und<br />

Rainer Schöllkopf,tritt in die Geschäftsleitungein<br />

und erhält Prokura.<br />

2003 Anzeigen veröffentlicht<br />

der „<strong>Gäubote</strong>“ jeden Tag. Mit<br />

dem Jahresbeginn startet der<br />

„Donnerstagsmarkt“, die beliebten<br />

Anzeigen-Sonderseiten für<br />

Werbekunden.<br />

2005 Der Theodor Körner Verlag<br />

folgt dem Trend der Zeit: Vom<br />

1. Juli an erscheint der „<strong>Gäubote</strong>“<br />

vollinFarbe und wird im Z-Druck<br />

in Sindelfingen,dem gemeinsamenDruckzentrum<br />

von drei<br />

Zeitungsverlagen, produziert.<br />

2005 Lokale Stellenanzeigen<br />

bekommen eine neue Qualität. Sie<br />

erscheinen in Kombination immer<br />

samstags und mittwochs.Ein<br />

erfolgreichesKonzept, das 2007<br />

auf dieImmobilien-Rubrik ausgedehntwird.


Seite 121<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Eine wechselvolle Geschichte hat<br />

auch dieAmmertalbahn hinter sich.<br />

Die Teilstrecke vonHerrenberg nach<br />

Pfäffingen wurde am 12. August 1909<br />

freigegeben, ein knappesJahr später<br />

fuhren die Zügebis Tübingen. Die<br />

Ortsteile derheutigen Gemeinde Ammerbuchgehörten<br />

zumfrüheren<br />

OberamtHerrenberg und waren damals<br />

ganz auf Herrenberg als den natürlichen<br />

Mittelpunkt des Gäus ausgerichtet.<br />

Sie erhielten mit der Ammertalbahnauch<br />

einen Anschluss in Richtung<br />

Böblingen/Stuttgart. In Herrenberg<br />

angekommen, wurde derDampfzug<br />

mit Wasser aufgefüllt an dem Wasserturm,<br />

derspäter der neuen Unterführungander<br />

Nagolder Straße weichen<br />

musste. Außerdem gab es an dieser<br />

Stelle eine „Drehscheibe“, um die<br />

Dampflokomotive wieder an die Spitze<br />

des Zuges rangieren zu können.<br />

DieAmmertalbahn wurde damals<br />

liebevoll als „Tübingerle“ tituliert, wie<br />

sich Heidi Schöllkopf,geborene Merz,<br />

erinnert,die Senior-Verlegerin des<br />

„<strong>Gäubote</strong>“. In ihrem<br />

letzten Schuljahr<br />

1944/45 pendelte<br />

Heidi Schöllkopf<br />

(Jahrgang<br />

1928) regelmäßig<br />

nach Tübingen,<br />

weil sie dort die<br />

Abschlussklasse<br />

besuchte.„Wenn<br />

man ausdem Zug<br />

rausgeschaut hat,<br />

hatman manchmal<br />

viel Ruß abbekommen.Das<br />

war<br />

ein ganz gemütlichesFahren“,<br />

entsinntsie<br />

sich. Die<br />

Fenster erstreckten<br />

sich damals<br />

über die gesamte<br />

Höhe desWagens.<br />

Nicht alle Züge<br />

fuhren damals<br />

planmäßig. Dies war denWirrnissen<br />

des zu Ende gehenden Zweiten Weltkriegs<br />

geschuldet: Wenn Jagdbomber<br />

am Himmelgesichtet wurden, stand<br />

der Zugstill. Die Fahrgäste mussten ihrenWeg<br />

zu Fuß zurücklegen und<br />

schütztensich –sobald Gefahr im Verzugwar<br />

–insogenannten „Deckungslöchern“<br />

vormöglichen Angriffen aus<br />

derLuft. Ein Verwandter von Heidi<br />

Schöllkopfs Vater ist beieinem Angriff<br />

im Zug schwer verletzt worden. Bei einem<br />

Bombenangriff auf Herrenberg<br />

wurde auchdas damalige „<strong>Gäubote</strong>“-<br />

Verlagsgebäude in derHorber Straße<br />

9schwer beschädigt. Getroffen<br />

werden sollten aber wohl diebenachbarten<br />

Eisenbahn-Anlagen, besonders<br />

Drehscheibe und Wasserturm.<br />

AngenehmereErinnerungen hegt<br />

Heidi Schöllkopf an den Hardtwald,<br />

den dieAmmertalbahn zwischen Entringen<br />

und Altingen durchquert. DiesesWaldstück<br />

seiein „botanisches<br />

Kleinod“, schwärmt die Herrenbergerin.Manchmal<br />

stieg sie aus dem Zug<br />

aus,genoss dieses „ganz arg schöne<br />

Herrenberg<br />

bekommt die<br />

S-Bahn und wird<br />

damit weit besser<br />

an den Ballungsraum<br />

Stuttgart<br />

angebunden<br />

GB-Foto:Bäuerle<br />

Erst demontiert, dann wiederbelebt: die Ammertalbahn<br />

Stückle Erde“, pflückte Blumen und<br />

fuhr dann mit dem nächsten Zug weiter.<br />

In der zweitenHälfte des 20.Jahrhunderts<br />

schlitterte die Ammertalbahnaber<br />

in eine existenzielle Krise,<br />

die Zeit derAutomobilisierung wirkte<br />

sichnachteilig auf den Bahnverkehr<br />

aus.„Man konnte sich nicht vorstellen,<br />

dass jemals wieder ein Zug auf dieser<br />

Streckefahren würde“, blickt Heidi<br />

Schöllkopf zurück. Die damalige Bundesbahn<br />

ließ die Gleise zwischen Herrenbergund<br />

Gültstein demontieren,<br />

vieleJahre lang verkehrten nur noch<br />

Schülerzüge zwischen Tübingen und<br />

Entringen. Die Renaissancebegann, als<br />

derLandkreis Tübingen Mitte der<br />

90er-Jahre dieStrecke zumsymbolischenPreis<br />

voneiner Mark erwarb.<br />

„Und sie fährt doch“, betitelte der<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ seine Sonderpublikation,<br />

bevor sichder erste Ammertalbahn-<br />

Zug am 31. Juli 1999 aufden Weg<br />

machte. Seither pendeln die roten<br />

Triebwagen zwischen Herrenberg und<br />

Tübingen an Werktagen vom frühen<br />

Morgen bis zum<br />

spätenAbend im<br />

Halbstunden-Takt,<br />

pro Tagvon fast<br />

8000 Fahrgästen<br />

frequentiert.<br />

Auch beim Straßenverkehr<br />

istdie<br />

Infrastrukturimmerwieder<br />

entscheidendverbessert<br />

undden neuen<br />

Anforderungen<br />

angepasst worden,auch<br />

den<br />

Bedürfnissen der<br />

großen Wirtschaftsunternehmen<br />

und Berufspendler.<br />

Davon<br />

zeugen eineVielzahl<br />

von Ortsum-<br />

GB-Foto:Schmidt<br />

fahrungen–und<br />

vor allem die Autobahn mit dem 626<br />

Meter langen Schönbuchtunnel. Ursprünglichwar<br />

geplant, die A81von<br />

Leonberg aus vorbei an Renningen<br />

und Magstadt bis Gärtringen weiterzubauen.<br />

Nach langjährigen Kontroversen<br />

gab man diesen Plan aber auf.<br />

Stattdessen führt derUmweg über die<br />

A8zum Kreuz Stuttgart. Ab dem<br />

Kreuz Stuttgart verläuft die1978 fertiggestellte<br />

Fortsetzung derStadtautobahn<br />

A831 als A81über Sindelfingen/Böblingenzum<br />

Bodensee. Bei<br />

Gärtringen erinnert eine Autobahnabfahrt<br />

nach links (in Fahrtrichtung<br />

Stuttgart) an das einst geplante Vorhaben,<br />

ein Autobahnkreuz zu errichten.<br />

Vondiesem Autobahnkreuz sollten<br />

nach Nordosten dieA831 nachStuttgart,<br />

nachSüden die A81zum Bodensee,<br />

nach Norden dieA81 nach Leonberg<br />

undnach Südwesten eine Autobahn<br />

oder Schnellstraße nach Nagold<br />

verzweigen.Der Schwenk nach Leonberg<br />

undNagold wurde aber nie gebaut.<br />

Zuletzt wurde der Abschnitt zwischen<br />

Gärtringen und Böblingen-Hulb<br />

aufdrei Spurenerweitert. Das nächste<br />

anstehende Projekt: Zwischen Hulb<br />

undSindelfingen-Ost soll die Autobahn<br />

ausgebaut und mit einem 850 Meter<br />

langen Lärmschutz-Deckelversehen<br />

werden. ■<br />

YOUNGTIMER (Greiß GmbH 118Jahre)<br />

gratuliert OLDTIMER (<strong>Gäubote</strong> 175Jahre)<br />

Im Jahre 1895 gründete der bis dahin in<br />

verschiedenen Stellungen als Kaufmann<br />

tätig gewesene Julius Greiß in seinem<br />

elterlichen Hause in der Bronngasse<br />

sein Kolonial-, Material- und Farbwarengeschäft.<br />

Im Laufe der Jahre erwarb<br />

derselbe weitere Hausanteile und vergrößerte<br />

das Geschäft durch Umbauten<br />

und Neueinrichtungen. Mit der Vergrößerung<br />

der Räumlichkeiten wurde auch<br />

der Geschäftsbetrieb erweitert und neben<br />

den bisher geführten Artikeln die<br />

Foto Greiß<br />

Bronngasse 3–7<br />

71083 Herrenberg<br />

Tel. (0 70 32) 79 45 24<br />

Drogenhandlung und später noch eine<br />

Abteilung für fotografische Apparate<br />

und Bedarfsartikel eingerichtet. ImJahre<br />

1925 wurden Maschinen zur Herstellung<br />

von Öl- und Lackfarben sowie chemischpharmazeutischen<br />

Präparaten in Betrieb<br />

genommen.Durch den Toddes Gründers<br />

ging das Geschäft imJahre 1926 in den<br />

Besitz der Witwe über, die dasselbe mit<br />

den Söhnen Eduard und Julius betrieb.<br />

Heute wird das Geschäft inder 4. Generation<br />

weitergeführt.<br />

Greiß GmbH<br />

Bronngasse 3–7<br />

71083 Herrenberg<br />

Tel. (0 70 32) 26500


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite122<br />

Wilhelm Dengler im Interview: Die Landwirtschaft prägt die Landschaft<br />

„Wie bei jeder Veränderung<br />

wird es Gewinner undVerlierer geben“<br />

Bauern prägen seit Jahrhundertendie<br />

Kulturlandschaft<br />

im Oberen Gäu. Auch in Zukunft<br />

wird das so sein, obschonder<br />

Flächenverbrauch<br />

deutliche Spuren<br />

hinterlässt, sagt Wilhelm<br />

Dengler. Der „<strong>Gäubote</strong>“<br />

sprach mit demSindlinger,<br />

der sich in vielfältiger Weise<br />

fürdie Belange einer regionalen<br />

Landwirtschaft engagiert.<br />

VONDIETMAR DENNER<br />

Vor175 Jahren, als der „<strong>Gäubote</strong>“<br />

daserste Malerschien, wardas<br />

Obere Gäueine von der Landwirtschaft<br />

geprägte Region. Trifft das heute<br />

immer noch zu?<br />

WilhelmDengler: „Schauen Sie sich<br />

einfachum: Zwischen denStraßen,<br />

zwischen den Siedlungen und selbst<br />

neben Gewerbebetrieben findet Landwirtschaft<br />

statt. Dasist Fakt. Nur sieht<br />

sie anders aus als früher.Esgibt heute<br />

vieleunterschiedliche Varianten –vom<br />

Grünland biszuden Sondernutzungsflächenwie<br />

für Gemüse, Erdbeeren<br />

und sogar Spargel. Nicht zu vergessen<br />

auch derIntensivobstbau neben den<br />

Streuobstwiesen am Schönbuchrand.<br />

Dasalles prägt unsere Kulturlandschaft.“<br />

Die Landwirtschaft warund ist<br />

noch immereinem Strukturwandel<br />

unterzogen.Worin liegt dieser<br />

Strukturwandel begründet?<br />

„Strukturwandel gab es schon immer.Hauptantrieb<br />

ist dertechnische<br />

Fortschritt. Heutegibt es einfach andere<br />

Möglichkeiten, um zu produzieren,<br />

als in der Vergangenheit. Früher<br />

musste sehr vielmit Handarbeit gemachtwerden.<br />

Zwischenzeitlich gibt<br />

es zumBeispiel ganz andere Anbauverfahren,die<br />

zu einem erheblichen<br />

Rationalisierungsschubgeführt haben.<br />

Ein Beispiel: Für einen Hektar Zuckerrüben<br />

fielen früher 500 bis 600 Arbeitsstundenan,<br />

heute sind es noch<br />

20.Der Strukturwandel liegt aber auch<br />

darin begründet,dass sich in unserem<br />

Raum für vieleMenschen, die in der<br />

Landwirtschaft tätig waren, Erwerbsalternativen<br />

erschlossen haben. Das<br />

führte dazu, dass Betriebe aufgegeben<br />

wurden und andere Betriebe dadurch<br />

wachsenkonnten. Es gibt Regionen in<br />

Baden-Württemberg, wo diese Erwerbsalternativen<br />

nicht so stark vorhanden<br />

waren.“<br />

Vorallem in den<br />

1960er und 1970er<br />

Jahren, aber auch<br />

heute noch, waren<br />

die Siedlungsentwicklung<br />

undder Flächenverbrauch<br />

enorm.<br />

Welche Auswirkungen<br />

hattedas auf die<br />

Landwirtschaft?<br />

„DieSiedlungsentwicklung<br />

setzte<br />

schon weit früher<br />

ein, undauchheute<br />

noch istsie enorm.<br />

Nehmen wir die<br />

Zwei<br />

Generationen,<br />

Vater und Sohn:<br />

Wilhelm Dengler<br />

(links) und<br />

Daniel Dengler<br />

GB-Foto: Holom<br />

Ortsumfahrungen von Gültstein, Herrenberg<br />

und Oberjettingen –sie bedingteneinen<br />

massiven Flächenverbrauch.Oder<br />

nehmen wir das Gewerbegebiet<br />

an der B28a beiBondorf,die<br />

70 Hektar aufdem Eisberg –überall<br />

werden dieWeichen für Flächenentzug<br />

gestellt. Wobei ich klar die Meinung<br />

vertrete,dass wir, wenn wirunserenWohlstand<br />

halten wollen, eine<br />

gute Verkehrs- und Gewerbeinfrastruktur<br />

brauchen. Womit ich mich<br />

aber schwer tue, und mit mir viele andereLandwirte,<br />

ist die Tatsache, dass<br />

beispielsweise vonden für die HerrenbergerNordumfahrung<br />

in Anspruch<br />

genommenen 30 Hektar lediglich<br />

zehn fürdie eigentliche Trasse benötigtwurden<br />

und der Rest für ökologische<br />

Ausgleichsflächenund für die<br />

Modellierung von Böschungen oder<br />

Ähnlichem. Diese Flächen fehlen den<br />

landwirtschaftlichen Betrieben.Das ist<br />

schwer zu tolerieren undzuakzeptieren.“<br />

Wenn wir dieVeränderungenkonkret<br />

an Ihnenund Ihrem Betrieb festmachen,<br />

wiesah Ihre Tätigkeit als Landwirt<br />

früher aus –und wieheute?<br />

„Der Betrieb früher bewirtschaftete<br />

30 Prozent derFläche, die wirheute<br />

zur Verfügung haben. Mein Großvater<br />

beschäftigte noch Taglöhner,überhauptbenötigte<br />

man viel Personal. Ende<br />

der 1950er Jahre gehörte das Pferdegespann<br />

nochzum Alltag, heute benötigenwir<br />

einen modernen und teurenFuhrpark.Als<br />

Landwirt bist du heute<br />

vorallem derjenige, der dietechnischen<br />

Hilfsmittel am Laufenzuhalten<br />

hat, zudemhat der Aufwand im Büro<br />

füralleBetriebe massivzugenommen.<br />

Hinzukommt ständiger Weiterbildungs-<br />

und Schulungsbedarf.Was unseren<br />

Betrieb angeht, ist zu sagen, dass<br />

mein Großvatervon Affstätt kommend<br />

über Herrenberg 1959 die Restdomäne<br />

in Sindlingen erworben hat.<br />

Er führte einentypischen Mischbetrieb<br />

mit Ackerbau, Milchvieh, Schweinen<br />

undHühnern. 1979 gaben wirdie Rinderhaltung<br />

auf und spezialisierten uns<br />

auf die Schweinehaltung mit Zuchtsauenund<br />

Mastschweinen. Heute haben<br />

wirinzwei Mastställen nur noch<br />

Mastschweine.Wir lassen sie im Gärtringer<br />

Schlachthof schlachten und<br />

bringen die Schweinehälften <br />

Zur Person<br />

Wilhelm Dengler (56) sieht sich als<br />

Landwirt mit Leib und Seele, wenngleich<br />

er,wie er sagt, „als Seiteneinsteiger“<br />

in diesen Berufkam. Fremd<br />

war er ihm jedoch nicht, als der studierte<br />

Wirtschaftswissenschaftler vor<br />

gut 15 Jahren vomBöblinger Einzelhandelsunternehmen<br />

Kriegbaum in<br />

die elterliche Landwirtschaft wechselte,<br />

dieervon Kind an kannte. Mit seinem<br />

Sohn Daniel Dengler ist bereits<br />

dienächste Generation in dieLeitung<br />

des Betriebs integriert. Aucherist<br />

Wirtschaftswissenschaftler,studiert<br />

aber neben seiner beruflichen Tätigkeit<br />

an der UniTübingen noch Geschichte.<br />

Wilhelm Dengler ist auch<br />

Vorstandsvorsitzender derGärtringer<br />

Schlachthof-Genossenschaft. -did-


Seite 123<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

direkt zu den Metzgereibetrieben.<br />

DasFutter bauen wirselbst an. Unser<br />

Betriebzeigt exemplarisch dieSpezialisierung.“<br />

Verändert haben sich auch die Verdienstmöglichkeiten<br />

–wokann ein<br />

Landwirt aus eigener Kraft noch Erlöse<br />

erzielen und in welchen Bereichen ist<br />

er auf Subventionen angewiesen?<br />

„Er kann in allen Bereichen Erlöse erzielen.<br />

Die Frage ist nur,obsie kostendeckendfür<br />

denBetrieb sind. Alles,<br />

was produziert wird, erfolgt nach geltenden<br />

Auflagen: Umwelt- und Sozialvorgaben,Tierschutzbestimmungen,<br />

Verordnungen im Pflanzenschutz –all<br />

diese Dinge haben die Kosten nach<br />

oben getrieben. Hinzukommt dieGlobalisierung<br />

der Märkte und die Tatsache,<br />

dass in anderen Ländern–Frankreich,<br />

Dänemark, Italien –das Lebensmittelpreisniveau<br />

höher liegt als bei<br />

uns,der Verbraucher eine höhere<br />

Wertschätzung Lebensmitteln gegenüber<br />

zeigt und mehr Geld dafür ausgibt.<br />

Wasdas Thema Subventionenangeht:Sie<br />

dienen letztlich dem Endverbraucher.Jedes<br />

Produkt würde sich<br />

verteuern, gäbe es solche Subventionen<br />

nicht.Denn dann müsste jedes<br />

Unternehmen aus wirtschaftlichen<br />

Gründenden tatsächlichen Preis dafür<br />

verlangen,weil eine wirtschaftliche<br />

Querfinanzierungnicht mehr möglich<br />

wäre.“<br />

Zahlen wir Verbraucher zu wenig für<br />

landwirtschaftlicheProdukte und<br />

Dienstleistungen? Oder greiftder<br />

HandelzuhoheMargenab?<br />

„Im Handel herrscht ein gnadenloser<br />

Wettbewerb. Umgekehrt geben<br />

wirheute zwölf Prozent unseres Einkommens<br />

fürLebensmittel aus, nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg waren es noch<br />

40 bis 45 Prozent.Jedem soll es selbst<br />

überlassen bleiben, wofür er sein Geld<br />

gibt.Aber ich sage oft<br />

auch: DasAuto vor<br />

der Haustür sieht jeder,das<br />

Essen auf<br />

dem Tisch nicht. Gehen<br />

Sie mal zumDiscounter:<br />

Bestimmte<br />

Fleischsonderangebote<br />

sind dort billi-<br />

Wilhelm Dengler<br />

gerals Hunde- oder Katzenfutter aus<br />

derDose. Der Verbraucher entscheidet<br />

letztendlich durch sein Konsumverhalten,<br />

wohindie Reise geht, wo<br />

und unter welchen Rahmenbedingungendie<br />

landwirtschaftliche Produktion<br />

erfolgt. Werglaubt, langfristig zu<br />

RamschpreisenPremiumprodukte zu<br />

erhalten, derirrt gewaltig. Daswird<br />

auf Dauer nicht gehen.“<br />

Kann man angesichts derglobalisierten<br />

Agrarpolitik und eines ebenso globalisierten<br />

Agrarhandelsüberhaupt noch<br />

regionale Landwirtschaft betreiben?<br />

„Gerade deswegen!Denn bei ihr ist<br />

Transparenz darstellbar im Gegensatz<br />

zur großen industriell anmutenden<br />

Landwirtschaft. Der Verbraucher kann<br />

hier denDirektbezugzum Erzeuger<br />

nachvollziehen,esgibt kurze Transportwege<br />

und eineregionale Vermarktung.<br />

Wenn Produkte vor Ort hergestellt<br />

werden,dann brauche ich auch<br />

wenigerstaatliche Kontrollen, denn<br />

die Kontrolle kommt dann von der Gesellschaft<br />

und durchdas eigene Im-<br />

Rampenlicht-Stehen vor Ort.“<br />

Für viele Menschen, die in der<br />

Landwirtschaft tätigwaren, haben sich<br />

Erwerbsalternativen erschlossen<br />

Welche Perspektive hat die<br />

Landwirtschaft im Oberen Gäu?<br />

„Man muss nur offenseinfür Neues,<br />

dann hatsie eine Zukunft. Der Wandel<br />

in derWirtschaft, dieinglobale Märkte<br />

eingebunden ist, wird weitergehen.<br />

Wie bei jederVeränderung wird es Gewinner<br />

und Verlierer geben. Die Zahl<br />

der Betriebe wird sich vermutlich<br />

noch einmal reduzieren. Man muss<br />

auch aufgeschlossen sein gegenüber<br />

neuen Betriebsformen wie Maschinenoder<br />

Erzeugergemeinschaften, so wie<br />

wir dasbeispielsweise beim Rübenanbau<br />

oder bei derSchlachtvieherzeugung<br />

haben.“<br />

Gibt es spezielle Sparten oder Marktlücken?Gehört<br />

derökologischen<br />

Landwirtschaft dieZukunft?<br />

„Ökologische Landwirtschaft ist eine<br />

vonvielen Formen der Landwirtschaft.<br />

Wenn der Verbraucher danach fragt,<br />

wird sie eine Zukunft haben. Man<br />

mussdazu aber auch sagen, dass die<br />

ökologische Landwirtschaft deutlich<br />

geringere Erträgeerzielt. Würde die<br />

Landwirtschaft weltweit auf Öko umstellen,<br />

gäbe es ganzschnell einMengendesaster.<br />

Ich spreche mich ganz<br />

klar für eine Vielfalt in derLandwirtschaft<br />

aus.“<br />

Fehlt der Landwirtschaft<br />

die politische Lobby?<br />

„Das Problem ist eher,dass sich der<br />

gesellschaftliche Mainstream gegen<br />

unsrichtet, auchdie Medien –als Beispiel<br />

nenne ich hiernur die Berichte<br />

überLebensmittelskandale oder Verstöße<br />

im Tierschutz. Da wird zu heftig<br />

undunwissend pauschalisiert. Früher<br />

hatten dieMenschen einen direkten<br />

Bezugzur Landwirtschaft, heute wissen<br />

große Gesellschaftsteile garnicht<br />

mehr, wasdort läuft.“<br />

Machtesnoch Spaß,Landwirtzusein?<br />

„Ganz klar: Ja! Es gibt keinen Beruf,<br />

denman persönlich so wahrnehmen<br />

kann wiediesen. Ich lebe bewusst mit<br />

dem, wasich täglich mache, und sehe,<br />

wasunmittelbar daraus wird. Das ist<br />

doch wunderbar.“ ■


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite124<br />

DAS<br />

Ute Acker<br />

Sekretariat<br />

Redaktion<br />

Denis<br />

Agurkis<br />

Druckerei<br />

Diana<br />

Amann<br />

Anzeigen<br />

Tatjana<br />

Bauer<br />

Anzeigen<br />

Annette<br />

Bäumer<br />

Druckereibüro<br />

Manuela<br />

Betz<br />

Transport<br />

Wolfgang<br />

Braun Leitung<br />

Druckereibüro<br />

Renate<br />

Brösamle<br />

Vertrieb<br />

Konrad<br />

Buck<br />

Redaktion<br />

Ute<br />

Christoffel<br />

Druckerei<br />

Dietmar<br />

Denner<br />

Redaktion<br />

Simone<br />

Denu<br />

Redaktion<br />

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VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Seite 125<br />

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Weyhmüller<br />

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Rainer<br />

Schöllkopf<br />

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Brigitte<br />

Schneider<br />

Bronntor


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite126<br />

Seit dem12. Jahrhundert: Eine Mühle und ihre lange Geschichte<br />

Das älteste „Geschäft“ im Gäu<br />

steht in Gültstein<br />

S<br />

eit mehr als 1000 Jahren nutzen<br />

MühlenimAmmertal dieKraft des<br />

kleinenFlusses dazu, Getreide zu Mehl<br />

zu mahlen. Auch dieGültsteiner Mühle<br />

gehört dazu. Im 12. Jahrhundert<br />

wurdesie erstmals schriftlicherwähnt.<br />

VON JUTTA KRAUSE<br />

Ihre bewegte Geschichte –und ein<br />

StückFamiliengeschichte –hat das<br />

Müller-Ehepaar Renate und Werner<br />

Unsöld 1999 in einem Buchfestgehalten.<br />

Der Anlass warihr eigenes, beachtlichesJubiläum:<br />

Bereits seit 1797<br />

wird die Mühle von derFamilie Unsöld<br />

betrieben. Werner Unsöld stellt die<br />

sechste, sein Sohn Joachim, derebenfalls<br />

Müllermeister ist, diesiebte Generation<br />

in der Familie.<br />

Seit 1958 ist Werner Unsöld schon<br />

Müller.„Ich wäre lieber Landwirt geworden,aber<br />

heute ist es bestimmt<br />

besser so“,blickt er zurück. In den fast<br />

60 Jahren,die Werner Unsöld als Müller<br />

tätig ist, hat sich der Beruf sehr verändert<br />

und die Mühle hat sich den<br />

Auch für die<br />

Gültsteiner Mühle<br />

gilt: Wachsen<br />

oder weichen, die<br />

Betreiberfamilie<br />

hat sich für ein<br />

abgewogenes<br />

Wachstum<br />

entschieden<br />

GB-Foto:Holom<br />

modernen Zeiten angepasst. „Die Arbeit<br />

ist heute ganz anders. Körperlich<br />

istesdeutlich einfacher geworden.<br />

Dafürmuss sich derMüller<br />

mitTechnik und Elektronik<br />

auskennen“, berichtet<br />

Unsöld.<br />

Früher brachten<br />

die Bauern ihr Getreide<br />

zurMühle,wo<br />

es für Lohn gemahlen<br />

wurde, und holten es auch wieder<br />

ab. Eine Weile war es auchüblich, dass<br />

der Müller das Mehl auslieferte. „Die<br />

Kleinbetriebe, die ihr Getreide selber<br />

verbraucht haben, sind<br />

alleweg“, erzähltWernerUnsöld.<br />

„Früher<br />

hatten wirLeute mit<br />

kleinen Äckern, die<br />

brachten ihren Weizen<br />

im Kofferraum hierher,<br />

ließen ihnmahlen und<br />

nahmen dasMehl wieder mit.“<br />

Laden gab es damals dagegen keinen.„Das<br />

hat erst vor etwa 40 Jahren<br />

angefangen“,erinnert sich Werner Unsöld.<br />

„Erst hatten wir nur Mehl, dann<br />

kamen nach und nach dieMüslis und<br />

Saaten dazu.“ Inzwischen bietet der<br />

Mühleladen einerstaunliches Repertoire<br />

an Körnern, Mehl und Getreide,<br />

Müslimischungen, Nüssen und Saaten,<br />

Die Kleinbetriebe, dieihr Getreide<br />

selber verbraucht haben, sind alle weg<br />

Werner Unsöld über den Strukturwandel<br />

Trockenfrüchten, Nudeln und Gewürzen.<br />

Heute ist derLadenein wichtiges<br />

Standbein. Neben neuen, ernährungsbewusstenKunden<br />

gibt es viele Leute,<br />

die ihr Mehl schon seit Generationen<br />

von derGültsteiner Mühle beziehen.<br />

AlsWerner Unsöld<br />

vor55Jahrenbegann,<br />

gab es im Böblinger<br />

Raum um die<br />

40 Mühlen.Anfang<br />

der70er Jahre waren<br />

es nur noch 15. Dass<br />

dieGültsteiner Mühle<br />

vom großen Mühlensterben<br />

verschont<br />

blieb, liegtdaran,<br />

dassschon Werner<br />

Unsölds Vater Wilhelmauf<br />

Modernisierungund<br />

Erweiterung<br />

des Kundenstammssetzte<br />

–ein<br />

Weg, den derSohn<br />

weiter beschritt.<br />

Auch dieEntwicklung<br />

zur Handelsmühle,<br />

die auf eigenesRisiko<br />

Tradition istdas eine,der wirtschaftliche<br />

Erfolg dasandere:Das Müller-<br />

Ehepaar Renate und Werner Unsöld<br />

hatdie richtige Mischung gefunden<br />

GB-Foto:Bäuerle<br />

Getreide kauftund an Mälzereien und<br />

Industrie weiterverkauft, trug zurgesichertenZukunft<br />

derMühle bei.<br />

Nochimmer verarbeitet die GültsteinerMühle<br />

das Getreide aus der Region.<br />

Auf rund 3000 Hektar Ackerland<br />

wachsenimGäu und Ammertal Weizen,Gerste<br />

und Raps sowie fast in Vergessenheit<br />

geratene Sorten wie Dinkel,Emmer<br />

und Kamut, die in der<br />

Mühle weiterverarbeitet und in verschiedenen<br />

Mahlgraden unter anderemimMühleladen<br />

verkauft werden.<br />

„Die altenSorten kann man sich heute<br />

wieder leisten“, resümiert Unsöld.<br />

„Früher wollte diekeiner anbauen,<br />

weil der Ertrag viel niedriger ist als bei<br />

Weizen.“ Das Getreide kommt von<br />

Vertragspartnern. Ein Anbauberater<br />

sorgtdafür,dass derErtrag stimmt.<br />

„Das habenwir massiv betrieben, dass<br />

hier guteSorten angebaut werden“,<br />

erzählt Unsöld nichtohne Stolz. Nebender<br />

Regionalität setzen er und seine<br />

Vertragspartner auf kontrolliert integrierte<br />

Produktion–eine Anbaumethode,<br />

bei der Pflanzenschutzmittel<br />

nur dann eingesetzt werden, wenn sie<br />

auch tatsächlich nötig sind. Derzeit<br />

beschäftigtdie Mühle vier Vollzeitundzwei<br />

Teilzeitkräfte –für die Zukunftfühlen<br />

sich die Unsölds gut gerüstet.<br />

■ JUTTA KRAUSE<br />

2006 Im Oktober erscheint die<br />

erste Ausgabedes „Kinder-<strong>Gäubote</strong>“<br />

–als monatliche Beilage für Sechs- bis<br />

Zwölfjährige.Damit ist der Theodor Körner<br />

Verlag in Herrenberg bundesweit daserste Zeitungshaus,das sich<br />

an dem Gemeinschaftsprojekt desVerbandes Deutscher Lokalzeitungen(VDL)<br />

beteiligt.<br />

2006 Jede Woche einen „Heimatwerker“ –<br />

und dasohne Unterbrechung. Seit März 2006<br />

porträtiert der „<strong>Gäubote</strong>“ Menschen, die sich in<br />

besonderer Weise ehrenamtlich engagieren.<br />

In Zusammenarbeit mit demLandkreis Böblingen<br />

wird ab 2012 der mit 1000 Euro dotierte<br />

„<strong>Gäubote</strong>“-Ehrenamtspreis vergeben.<br />

2009 Der Lokalteil des „<strong>Gäubote</strong>“ bekommt im<br />

März ein neues Layout, im November machen die<br />

überarbeiteten Mantel-Seiten die Rundum-Erneuerung<br />

komplett. Die Typografie wird leichter,die Schriften<br />

sind besser lesbar,farbige Ortsnamen erleichtern die<br />

Orientierung und dieTerminseiten am Samstag<br />

erscheinen als Service-Paket.


Seite 127<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Im Interview: Olympiasieger Karl Link über dieFaszination des Sports –damals wie heute<br />

„Ich habe keinen Ton<br />

herausgebracht“<br />

Der heute 71-jährige Karl<br />

Link ist als Olympiasieger<br />

im Bahnrad-Vierer 1964 in<br />

Tokio wohl der mit Abstand<br />

prominentesteSportler der<br />

Gäustadt. Im „<strong>Gäubote</strong>“-<br />

Interview schaut er zurück<br />

auf dieEntwicklung der<br />

lokalen Sportszene und gibt<br />

Anstöße für die Zukunft.<br />

VONANDREAS GAUSS<br />

Herr Link,Sie sind im Jahr 1942 geboren<br />

–können Siesich nochanJuli 1954<br />

erinnern?Wie haben es Sie als Elfjähriger<br />

erlebt, wie Deutschland in der<br />

SchweizFußball-Weltmeister wurde?<br />

Karl Link:„Da war ichauf dem<br />

Schlossberg. Derdortige Kioskbetreiber,der<br />

Vorläufervom heutigen<br />

Schlosskeller,hatte einen Fernsehapparataufgestellt.<br />

Es waren unglaublich<br />

vieleLeute auf dem Schlossberg, so<br />

um die 500 Personendürften es gewesensein.<br />

Sie alle haben in einen solchen<br />

kleinen Fernseher gestarrt. Ich<br />

war davon rund 20 Meter entfernt,<br />

standauf einem Tisch und hielt mich<br />

an den Ästen eines Baumesfest.“<br />

Wie alleJungs in Ihrem Alterhaben Sie<br />

auch Fußball gespielt,wie sind Siemit<br />

dem Trainer zurechtgekommen, Ihrem<br />

elf Jahre älterenBruder Fritz?<br />

„Der hat mich nichtaufgestellt. Wir<br />

sind damals mit dem Fahrrad zu den<br />

Jugendspielen nachGültstein und<br />

Mönchberg gefahren.Als vermutlich<br />

einer der Kleinsten bin ich immer mitgefahren,<br />

aber gespielt habe ich nie–<br />

dann habe ich aufgehört.“<br />

Waswar denn die zweite<br />

Sport-Leidenschaft?<br />

„Wir hattenhier in Herrenberg mit<br />

EugenHagenlocher einen relativerfolgreichen<br />

Motorrad-Rennfahrer, sein<br />

Bruder Helmut wargenauso alt wie<br />

ich. Im umgebauten Opel Kapitän von<br />

Eugen, einem Vorkriegsmodell, hat er<br />

uns im Kofferraum neben seiner<br />

350 ccm Nortonzuden Rennen auf<br />

der Solitude ins Fahrerlager reingeschmuggelt.<br />

Motorrad-Rennfahrer zu<br />

werden, war damals mein Traum. Das<br />

Thema waraber abrupt beendet, als er<br />

im Jahr 1957 oder 1958 auf der Heimreise<br />

von einem Rennen in Salzburg<br />

auf der Autobahn eingeschlafen ist,<br />

untereinen Lastwagen geriet und tödlich<br />

verunglückte.“<br />

Stimmt es, dass Sie derspätere<br />

Formel-III-RennfahrerHelmut Broß<br />

zum Radrennengebracht hat?<br />

„Helmutwar Radrennfahrer wie sein<br />

Vater FritzBroß, dervor dem Krieg als<br />

ÖschelbronnerFahrer erfolgreich war.<br />

Ich hatteEnde der 50er Jahre schon<br />

meine Lehre als Schriftsetzerbeim<br />

’<strong>Gäubote</strong>’angefangen. Um 6Uhr war<br />

Arbeitsbeginnund um 15 Uhr hatte<br />

man schon Feierabend. Danach habe<br />

ich öfters meinen MeisterimFreibad<br />

angetroffen. 1957 ist es dann ernster<br />

geworden, und in Gärtringen habe ich<br />

einStraßenrennen hinter Karl Stähle<br />

auf Platz zwei beendet. Damals hatte<br />

ich nur ein zusammengeschustertes<br />

Rennrad, dasich für62Mark erstand.“<br />

Warum haben Radrennen und vor allemdie<br />

Bahnrennen in Öschelbronn<br />

auf das Publikumsoeine große Anziehung<br />

gehabt –damals kamen biszu<br />

2000 Zuschauer?<br />

„Ganz einfach, es gab damals keinen<br />

Fernseher,und da die Radsportleraus<br />

dem ganzen süddeutschen Raum kamen,<br />

haben dieRennen eine gewisse<br />

Anziehungskraft ausgeübt. Ich kann<br />

mich an den Münchener Manfred Karg<br />

erinnern, er und andere hatteneine<br />

Strahlkraftweit über die Region Stuttgart<br />

hinaus. Es waren auch gesellschaftlicheEreignisse:<br />

Nach dem Rennen<br />

gab es Tanzveranstaltungen in<br />

den Gaststätten der jeweiligen Orte,<br />

das waren immergroße Feste.“<br />

Wie würdenSie das Interesse am Sport<br />

in den50er Jahren beschreiben, war<br />

das schon gesellschaftlichals wichtig<br />

verankert?<br />

Es war der beste Job,<br />

weil der Sport im Fokus stand<br />

Karl Link<br />

„Es wardie Zeit des Wirtschaftswunders,<br />

da haben die Leute nicht viel für<br />

den Sportübriggehabt. Viele gingen<br />

zum Daimler,haben nur noch als Nebenerwerbslandwirt<br />

weitergemacht.<br />

Vorund nach derSchicht haben sie<br />

ihre Felder bestellt. Fürmeine sportlichen<br />

Erfolge hat sich damals niemand<br />

interessiert.Erst als icherfolgreicher<br />

wurde, sindbei den Rennen schon mal<br />

Zur Person<br />

Öschelbronner oder Herrenberger<br />

aufgetaucht, in denersten Jahren war<br />

ich da schon ein Lokalmatador.“<br />

Wiehat es Ihre Familie gesehen?<br />

„Bei meiner Mutter Linawar es immer<br />

dasselbe. ’Wie kannst du nur Rad<br />

fahren’, hatsie immer gesagt.Jemehr<br />

sie sich dagegen<br />

ausgesprochen hat,<br />

um so mehr habe ich<br />

draufgehalten.“<br />

1959 habenSie den ersten<br />

BDR-Lehrgang in Schweinfurt mitgemachtund<br />

wurden 1962 zusammen<br />

mit Pit Glemser Deutscher Meister im<br />

Zweier-Mannschaftsfahren.<br />

„Das war eine weitere Weichenstellung.<br />

Wirhatten uns vor demRennen<br />

vorgenommen: Entweder gehen wir in<br />

die Schweiz zumArbeiten und Geldverdienen–ich<br />

als Schriftsetzerund er<br />

als Mechaniker –oder wir werden<br />

Geboren 1942 in Herrenberg, begann<br />

Karl Link seine Karriere als Bahnradfahrer<br />

Ende der50erJahre. Mitdem Gewinn<br />

der Deutschen Meisterschaft im<br />

Zweier-Mannschaftsfahren mit Pit<br />

Glemser (Ludwigsburg)entschloss er<br />

sich zu einer Karriere alsAmateurfahrer.Inder<br />

Besetzung Karl Link, Karl-<br />

HeinzHenrichs, Ernst Streng und Lothar<br />

Claesges gewann derBahnvierer<br />

in der Mannschaftsverfolgung bei den<br />

Olympischen Sommerspielen 1964<br />

Gold in Tokio. DerSchriftsetzer,der<br />

seine Ausbildungbeim „<strong>Gäubote</strong>“ absolvierte,<br />

erhielt 1965 ein Stipendium<br />

für ein Studiumander Sporthochschule<br />

Köln. Beiden Olympischen<br />

Spielen 1968 in Mexiko-Stadt holte er<br />

mit dem Bahnvierer dieSilbermedaille.Zunächst<br />

BDR-Jugendtrainerwurde<br />

er Co-Trainer von Gustav Kilian, dessen<br />

Nachfolge er nach denSpielen von<br />

München 1972 antrat. Im Jahr 1987<br />

wurdeKarl Link Leiter des damals neu<br />

gegründeten Olympiastützpunktes<br />

Stuttgart. Im Juli 2007 gab er dasAmt<br />

nach seiner Pensionierung ab. Karl<br />

Link wohnt in Affstätt.<br />

-asg-<br />

Meister und machen als Radfahrer<br />

weiter.“<br />

Mit demGewinn der Goldmedaille<br />

im Olympia-Vierer in Tokio waren<br />

Sieauf einmal derberühmteste Sohn<br />

der Stadt. Danach war der Empfang<br />

in der Stadthalle für Sie das Härteste.<br />

Warum?<br />

„Weilich darauf überhaupt nicht<br />

vorbereitet war. Ich wusste zwar,dass<br />

es da einen Empfang gab. Aber es war<br />

Ende Oktoberund unter der Woche.<br />

Ichhabe mir nicht vorstellen können,<br />

dass da über 1000 Besucher in der<br />

Stadthalle sein würden, viele ohne<br />

Sitzplatz, an der Empore sind siein<br />

Reihe gestanden. Der Adlerwirt hat<br />

mich damals mit der Kutsche am Hasenplatz<br />

abgeholt.Eswar schon dunkel,<br />

doch in derStuttgarter Straße war<br />

schon jede Menge los, standen die<br />

Leute Spalier.Inder Stadthalle war ich<br />

regelrecht erschlagen von den


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite128<br />

vielen Besuchern. Ich habe keinen<br />

Tonherausgebracht.“<br />

Die60er Jahre verliefen für Sie als<br />

Hochleistungssportler vermutlich wie<br />

im Flug,was haben Sie im Grunde von<br />

Herrenberg noch mitbekommen?<br />

„Recht wenig, zu Beginn bin ich nur<br />

in den Sommerferien –während des<br />

Studiumsab1965 –nachHerrenberg<br />

gekommen.“<br />

Über Ihre Bundestrainerkarriereab<br />

1969 und Ihre Arbeit im deutschen<br />

Spitzenradsport haben Sienie viel<br />

Worte verloren –warum eigentlich?<br />

„Ich warNachwuchstrainer und habe<br />

versucht, vieles zu entwickeln. Als<br />

Bahnradtrainer und Nachfolger von<br />

Gustav Kilian gab es einenGenerationenumbruch.<br />

Es dauert aber Jahre, bis<br />

man im Vierer wieder einen Stamm<br />

beieinanderhat. Wenn man vier Neue<br />

bringenmuss, geht das nicht so einfach.Und:<br />

Wenn du nicht den Top-Erfolg<br />

hast,sind dieFunktionäre die Ersten,die<br />

weggucken und die dich auch<br />

nicht unterstützen.Das Geschäft war<br />

vielfach frustrierend.“<br />

TagPause dazwischen veranstaltet –<br />

da kannmir doch keiner erzählen, dass<br />

siedamals so gut austrainiert waren,<br />

dass sie dassobewältigen konnten.<br />

Das Thema ist ganzlangsam gewachsen<br />

und in den Steilflug übergegangen<br />

durch dieEpo-Geschichte, die hat<br />

sämtlicheKetten gesprengt, die vorher<br />

noch bestanden haben. Erst die<br />

Trainingskontrollen und vor allem die<br />

Blutbildanalysen bringen etwas Licht<br />

ins Dunkel.“<br />

Wasgibt es denn fürAlternativen?<br />

„Du musst sie beim Training erwischen.<br />

Vonden Kontroll-Institutionen<br />

istkeine innovativ geworden. Das ist<br />

erst besser geworden, als die WADA<br />

gegründet wurde und es weltweit losging.<br />

Beispielsweise wurde die Frauen-<br />

leisten. Aber heutzutage spielt es keine<br />

Rolle mehr, ob man vonNebringen<br />

nachÖschelbronn oder von Jettingen<br />

nach Bondorf fährt. Solche Grenzen in<br />

denKöpfensollten ein wenigabgebaut<br />

werden.“<br />

Zumalauch die Schulen mittlerweile<br />

den Sport entdeckt haben, oder?<br />

„Bewegung ist fürdie Schüler ganz<br />

wichtig. Schon die vorherige Landesregierung<br />

hat die Initiative ’Bewegter<br />

Pausenhof’angestoßen. Man weiß, dass<br />

die Kinder hernach viel konzentrationsfähigersind.<br />

Aber der einzelne Sportverein<br />

klassischer Prägung ist miteinem<br />

Angebot in der oder parallel zur<br />

Schule überfordert. Woher soll er die<br />

Leute nehmen, diemittags zwischen 13<br />

und15Uhr,wenn dieSchüler Sport<br />

Die Leichtathletik, früher eine<br />

Grundlagensportart, hat an Bedeutung<br />

verloren, vonden Laufveranstaltungen<br />

einmal abgesehen. Um junge Sportler<br />

aber so flexibel wie möglich<br />

auszubilden, wäredaeine Kindersportschulevereinsübergreifend<br />

nichtsinnvoll?<br />

„Die KiSS, dieKindersportschulen,<br />

habensich allgemein schnell entwickelt.<br />

Das istgenau der Punkt, der Ansatz,umeine<br />

Arbeitsgemeinschaft darauszumachen.<br />

In denkleinen Ortschaften<br />

wäre das mit Sicherheit eine<br />

ganzsinnvolle Geschichte. Man glaubt<br />

ja gar nicht,welchen Tourismus dieEltern<br />

betreiben, wenn es um solche<br />

Einrichtungengeht, da werden vielfach<br />

Strecken vonzehn bis15Kilometern<br />

in Kauf genommen.“<br />

Sie haben von der Gründung 1987<br />

lange Zeit denOlympiastützpunkt in<br />

Stuttgart geleitet. Sie sagteneinmal:<br />

Es warder beste Job, den Siejegehabt<br />

haben ...<br />

„... es war derbeste Job, weil der<br />

SportimFokus stand. Die Vereins- und<br />

Der deutsche Bahnvierer,<br />

der1964 Olympia-Gold holte<br />

(von links): Lothar Claesges,<br />

Ernst Streng, Karl Link und<br />

Karl-HeinzHenrichs<br />

GB-Foto: gb<br />

Verbandsquerelen, die es ständig gab,<br />

habendie Rahmenbedingungen nicht<br />

beeinflusst. Du hast dich über gewisse<br />

Dinge hinwegsetzen können. Ich<br />

konnte den Olympiastützpunkt so formen,<br />

wieich es mir vorgestellt habe.“<br />

DerSpitzensport in Deutschland ist –<br />

auch nachder Wiedervereinigung 1990<br />

–aus den Schlagzeilen nicht mehr herausgekommen.<br />

Das ThemaDoping betrifft<br />

vor allemdie Einzelsportarten und<br />

da insbesondere denRadsport.<br />

„Warum bloß die Einzelsportarten?<br />

Dasist doch die große Lüge. Meiner<br />

Meinung nach muss auch dermächtige<br />

Fußballmal vor dereigenen Tür<br />

kehren.Allerdings, es handelt sich in<br />

der Regel um Einzeltäter,die sich aus<br />

dubiosen Quellenbedienen. DasThema<br />

Doping ist eineEntwicklung, diees<br />

in vielen Sportartenvon Anfang an<br />

gab. Der Radsport hat sich doch zuerst<br />

kommerziellentwickelt. Doping hat<br />

vonAnfang an eine Rolle gespielt: Die<br />

Tour de France wurde in zwölf Etappen<br />

mit400-Kilometer-Fahrten und einem<br />

fußball-Nationalmannschaft von<br />

Nordkorea fast zu 100 Prozent positiv<br />

getestet. Das hat keinen Menschen interessiert.<br />

Daran sieht man, wiedie<br />

Machtverhältnisse im Sport sind, da ist<br />

dann auf einmal derDeckel drauf.“<br />

Zurück ins Gäu: Wären Sie froh, wenn<br />

das Sportangebot nicht nur in den Vereinen,<br />

sondern auch von kommerziellen<br />

und kommunalenEinrichtungen,<br />

wie zum Beispiel derVolkshochschule,<br />

weiter forciert werden würde?<br />

„Das istein zweischneidiges<br />

Schwert. Auf der einen Seite muss ich<br />

mein Angeboterweitern, um dieLeute<br />

anzusprechen.Ich bedauere aber,dass<br />

auf deranderen Seite das Thema<br />

Nachwuchsförderung auf der Strecke<br />

bleibt.Fitnessstudio schön und gut –<br />

aber diese kommerziellen Einrichtungen<br />

sindfür dieSportentwicklung verloren.<br />

Beiden Vereinen geht das nur,<br />

wenn es professionellgemacht wird.<br />

Doch dereinzelne kleine Verein auf<br />

demDorf mit300 oder 400Mitgliedern<br />

kann sich keinen Hauptamtlichen<br />

treiben können, als Übungsleiter fungieren<br />

sollen?Das geht bei denVereinen<br />

nur,wenn siesich zusammenschließen,<br />

wenn sie Kooperationen eingehen.<br />

Erst dann können sieauch Einfluss<br />

geltendmachen in solchen Themen.“<br />

Die Rolle derFrauen im Mannschaftsund<br />

Wettbewerbssport war lange eher<br />

untergeordneterNatur.Ist es wichtig,<br />

dass eine Stadt wie Herrenberg eine<br />

Handball- Drittligamannschaft hat?<br />

„Zweifellos. Dasmuss man viel, viel<br />

stärker fördern. Viele Funktionäre hat<br />

das Frauenthema nicht interessiert.<br />

Dasist eine Entwicklung, dievöllig verschlafen<br />

wurde. Denn dieMädels haben<br />

es verdient, dass sie sich in der<br />

Gymnastik, im Turnen, beim Spielsport<br />

leistungsmäßig entwickeln können.<br />

Solche Initiativen wiedie SG H2Ku finde<br />

ich wirklich gut. Aber wenn du<br />

obenmitspielen willst, bist du gleich<br />

angewiesen auf Leutevon außen, mit<br />

dem eigenen regionalen Potenzial<br />

schafft man es nicht.“<br />

Wenn Sie nicht Radfahrer<br />

geworden wären, welchen Sport<br />

hätten Siedann mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit ausgeübt?<br />

„Sicher etwas im Ausdauerbereich –<br />

wahrscheinlich im Wintersport. Mein<br />

Sonderfach warSkilauf.Das warfür<br />

mich immerein guter Ausgleich, wenn<br />

man sichbei derAbfahrt konzentrierenmusste<br />

und alles andere von einem<br />

abgefallen ist. Auch Bogenschießen<br />

hätte mir gefallen. Das ist zwar<br />

keine Ausdauer-Sportart, dafür muss<br />

man abereine sehr hohe Konzentrationsleistung<br />

aufbringen.“<br />

Welche Erkenntnisse ziehen<br />

Sie aus dertäglichen<br />

Zeitungslektüre?<br />

„Wenn ich ehrlich bin, ich lese manchen<br />

Hintergrundbericht, ich lese die<br />

politische Seite, ich lese auch dieWirtschaft<br />

–aber dietäglichen Familienmeldungendes<br />

VfB Stuttgart interessieren<br />

mich nicht mehr,dahab ich andere<br />

Sorgen.“ ■


Seite 129<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Die Kunst und daskulturelle Leben<br />

Moments of<br />

„des Goischtige en<br />

Herreberg“<br />

Ein streitbarer Vordenker:<br />

Prof. Dr.Helge Bathelt<br />

GB-Foto: Holom<br />

F<br />

raglosist Herrenberg eingeistiges<br />

Durchzugsgebiet. DerIntellekt<br />

kommtvon außen, verweilt hier kurz<br />

und verflüchtigt sichirgendwohin. Die<br />

Ursache fürdiesesPhänomenist Misstrauen,<br />

demeine ideologische Grundlage<br />

eignet. Intellekt, der sich –obgewolltoder<br />

nicht gewollt –darstellt,<br />

wird als Überhebung begriffen. Der<br />

Überhebliche tritt aus demMaßstab<br />

desbescheiden Gleichen. So etwas<br />

kann nicht geduldet werden, und<br />

wenn es öffentlich wird,–wodurch<br />

auch immer und am schlimmsten<br />

durcheigene Überhebung –, dann<br />

muss es weggedrückt werden oder es<br />

exportiert sich rechtzeitigselbst.<br />

VONHELGE BATHELT<br />

Herrenberg hatte viel, auf dem es<br />

hätteaufbauen können. In allererster<br />

Linie natürlichJerg Ratgeb, immerhin<br />

eine derbedeutendsten KünstlerpersönlichkeitenamBeginn<br />

des 16.Jahrhunderts.Sein<br />

Altar trägt denNamen<br />

der Stadt, und endlichwird der große<br />

Maler und Bauernkriegsrevolutionär<br />

miteinem Skulpturenpfad<br />

nachhaltig<br />

Beeindruckende<br />

Begegnung<br />

erinnert!<br />

Die Schickhardts<br />

haben es immerhin<br />

zum Gymnasiumsnamensgebergebracht.<br />

EinRechenmaschinennachbau<br />

steht im Fruchtkasten<br />

so vor sich hinund der „Kulturkreis“<br />

hatimmerhin eine Faksimileausgabe<br />

der „Reyß in Italien“ zustande gebracht.<br />

TheodorSchüz hat mit seinem „Mittagsgebetinder<br />

Ernte“ dielokale Szenerieinwunderbarer<br />

Weise festgehalten,<br />

undhätte denn Herrenberg im<br />

Fruchtkasten endlich ein Museum, so<br />

könnten hier durchaus Arbeiten dieses<br />

Künstlersaus Tübinger Beständen ausgeliehen<br />

werden: von einer angemessenen<br />

Darstellungder eigenen Sammlungen<br />

einmal ganz abgesehen. Augenblicklich<br />

wird immerhin eine seit<br />

50 Jahren geführte Diskussion –nach<br />

Gründung einer Bürgergruppe, die<br />

sich mitdiesem Thema beschäftigen<br />

soll –neu (sic!) belebt.<br />

Jenseits derHistorie beziehen sich<br />

persönliche Begegnungen erst einmal<br />

auf Menschen, dieHerrenberg nur<br />

kurz berührten, aber Wirkung erzielten.<br />

Gerd Gaiserhat hierinder Nachkriegszeit<br />

gezeichnet und aquarelliert<br />

und der Stadt wundervoll persönliche<br />

Arbeiten hinterlassen,die immerhin in<br />

der Ära Schroth angekauft wurden.<br />

Was60er- und 70er-Jahre-Kritizismus<br />

Gerd Gaiser immer auch angelastet<br />

hat: Er vertrat etwas aus einer Zeit, die<br />

Unvertretbares gezeugt hatte und bot<br />

dabei dochalle Chance nicht etwaeinerAkzeptanz,<br />

sondern etwas vonjener<br />

Wirklichkeitzuerfahren, dieGaiser<br />

in seinen Büchern beschrieb. Immerhinfand<br />

Herrenberg –wenn auch unter<br />

Pseudonym –durch Gaiser Eingang<br />

in die Literatur.Die persönliche Begegnung<br />

mit ihm war<br />

beeindruckend. Früher<br />

hätte man einen<br />

wie ihn als einen „feinen<br />

Menschen“ bezeichnet.<br />

Reinhold Weegmann war einer der<br />

hiervorübergehend Gestrandeten.<br />

Seine Radierungen von fraglos wenigstens<br />

nationalem Rang hängen im Sekundären<br />

desNotariats und warten<br />

auf ihre Wiederentdeckung. In diese<br />

Generation gehört auch derbeeindruckende<br />

Hellmut M. Weidhaas, vormals<br />

Chefredakteur des„<strong>Gäubote</strong>“ und<br />

(ungeprüften)Gerüchten nachhier<br />

mehroder minder nach einem Flugzeugabsturz<br />

gelandet. Jagdfliegerimage:<br />

so weit es so etwasnachkrieglich<br />

überhaupt noch gab. Ein kluger Kopf<br />

und überlegener Beobachter und ein<br />

ordentlicher Aquarellist.<br />

Zu den kulturell Wichtigen sind unbedingtzwei<br />

Archivare zu zählen, derenBedeutung<br />

ortstypisch immerhinterihrer<br />

Leistung zurückblieb, nämlich<br />

Traugott Schmolz und Dr.Roman Janssen.<br />

Beiden fehlte die Fähigkeit und<br />

auch dasInteresse, sich unter allem<br />

mittelstädtisch Mediokren durchzusetzen<br />

und etwas von ihrer nachforschenden<br />

Gründlichkeitdem Allgemeinen<br />

zu vermitteln.<br />

Natürlich ist er immerzunennen,<br />

wenn es um Kultur in derund um die<br />

Gäumetropole geht: Karl Kühnle. Niemand<br />

hat sich mehr vom alten Herrenberg<br />

bestimmen lassen als eben er.<br />

Kühnle hatte eine Familie zu ernähren,<br />

und wiekonservativ er auch immer in<br />

seinen eigenen Voraussetzungen war:<br />

Im Feld traditionalistischer Malerei hatte<br />

er weit mehr anzubieten als das, was<br />

ihm seine Umgebung abzunehmen bereit<br />

war. Kühnlehat seine Bestimmung<br />

zum Pfarrer nie wirklich überwinden<br />

können.Wie sollte er auch in seiner<br />

immensen Liebenswürdigkeit, aus seiner<br />

tiefen Religiosität heraus, <br />

Zur Person<br />

Prof.Dr. Helge Bathelt prägt daskulturelle<br />

Leben in Herrenberg –und mitunter<br />

auch darüber hinaus –seit Jahrzehnten.<br />

1975 hat er die Leitung der<br />

Volkshochschule in Herrenberg übernommen<br />

–und aus ihr eine anerkannte,invielen<br />

Bereichen sogar vorbildliche<br />

Einrichtung gemacht. Geboren<br />

wurdeBathelt 1948 in Sindelfingen,<br />

studiert hat er Politikwissenschaft, Geschichteund<br />

Germanistik und Kunstgeschichte.<br />

Neben seiner Tätigkeit an<br />

der VHS-Spitze hat sich Bathelt umfangreiche<br />

Verdienste als Ausstellungsmacher,Juror<br />

und Laudator erworben.<br />

Lang ist seineListe an Vorträgen<br />

und wissenschaftlichen Veröffentlichungen.<br />

Schon 1994 hat Bathelt im<br />

Rahmen seiner Lehrtätigkeit den Professoren-Titel<br />

verliehenbekommen.<br />

HelgeBathelt engagierte sich außerdem<br />

überlange Zeit in Künstlerverbänden<br />

und fungierte als Projektleiter<br />

der Skulpturenschau auf dem Venusberg,<br />

dieüberregionale Beachtung<br />

fand.<br />

-mar-<br />

2010 In einer repräsentativen<br />

Befragung bewerten<br />

fast 700 Leser den neu gestalteten„<strong>Gäubote</strong>“<br />

–und vergeben dabei<br />

sehrgute Noten. 66 Prozent der Befragten sind „sehr<br />

zufrieden“, weitere33Prozent vergeben das Urteil „ich<br />

binzufrieden“.<br />

2010 Die Website<br />

des „<strong>Gäubote</strong>“ wird im<br />

November komplett neu<br />

konzipiert und um<br />

zahlreicheAngebote<br />

erweitert.<br />

2011 Mit dem Jahreswechsel<br />

erscheint „Sonntag Aktuell“ in<br />

neuer Aufmachung –neues<br />

Format, neues Layout, neue<br />

Rubriken undinder Regel immer<br />

mit32Seiten.<br />

2011 Mitder neuen<br />

Wochenend-Beilage<br />

„Solo“ erweitert der<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ ab September<br />

das redaktionelleAngebot.Und<br />

täglich gibt es<br />

die Seite „Wissenswert“.


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite130<br />

Das<br />

Gesamtkunstwerk<br />

von Lutz<br />

Ackermann<br />

in Nebringen<br />

entfaltet<br />

Strahlkraftweit<br />

über das Gäu<br />

hinaus<br />

GB-Foto:Bäuerle<br />

aber warum hat er nicht den<br />

Sprung hinaus gewagt?Erhat ihn<br />

nichtgewagt, weil es nach demKrieg<br />

für seine Kunstauffassung nichts mehr<br />

zu wagen gab und ein Neues die Regentschaft<br />

übernommen hatte.<br />

AllesNeuebraucht Selbstbewusstsein<br />

in seinem selbstverständlichen<br />

Auftragder Überwindung des Gestrigen.<br />

Hiersind wirbei Eipper,Györfi<br />

und Weik gelandet. Eipper repräsentierte<br />

lokales Urgestein. Die Mutter<br />

schrieb Gedichte, der Bruder,leider<br />

ohne bildnerische Begabung, spielte<br />

Lokaltheater und der Eipper,Uli profilierte<br />

sich gegen alles und jeden.<br />

Streitbar:das passte! Uli warein großartiger<br />

Landschafter in der Nachfolge<br />

der Stuttgarter Akademie seiner Zeit<br />

und damit vor allem Henningers. Diether<br />

Weik kam aus eben diesem Umfeld<br />

und blieb so wunderbar eigenbrötlerisch<br />

und dem gängig-modernistischen<br />

Zeitgeist so fremd, dass er<br />

sich als Lehrer wirtschaftlich absichern<br />

musste.Eben dies galt auch für Georg<br />

Györfi. SeineWeltdistanz erhellt alleine<br />

schon ausdem Versuch, in Herrenberg<br />

auf Dauereine Kunstgalerie unterhalten<br />

zu wollen.<br />

Episodeblieb auch der Kontakt Herrenbergs<br />

zu HAP Grieshaber.Zwar<br />

konnte ein Blatt zugunsten derRenovierung<br />

der Stiftskirche aufgelegt und<br />

verkauft werden, aber den engen Kontakt<br />

zu einem wie ihm, dereinen Ratgeb-Preis<br />

stiftete, hat über dieSpende<br />

hinaus so gutwie niemand versucht.<br />

SeinEntwurf für einen neuen Herrenberger<br />

Altarwurde vernachlässigt: ein<br />

Schicksal, dasauch derEntwurf von<br />

Andras Markos teilte, der immerhin in<br />

Adelmanns „Heiligen Blättern“ veröffentlicht<br />

wurde, aber diewaren ja<br />

auch katholisch.<br />

Nun ist es nicht ganz so, dass die<br />

Gäumetropole nicht auch eine dauerhafte<br />

Ansiedlung von kulturellem


Seite 131<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Legendär: Das„Mittagsgebet<br />

beider Ernte“ aus 1861<br />

vonTheodor Schüz<br />

Grips zuließe. Gerade derRatgebpfad<br />

wird deutlich machen, dass auch<br />

vor Ort gearbeitetwurdeund wird.<br />

HellmutEhrathist hier sogargestorben,<br />

und seine aufsteigende Figur –<br />

Nummer eins auf dem Pfad als eine<br />

noble Lions -Stiftung –entflieht der<br />

Enge eines Kubus und steigt in die<br />

Freiheit auf.Lutz Ackermann hat die<br />

Altarform aufgenommen und die Bildfelder<br />

so gestaltet, dass sie spiegeln.<br />

Die Herrenberger werden dadurch –<br />

wenn auchamunteren Rand und ein<br />

bisschen verzerrt –zum Teil des Heilsgeschehens.<br />

Linde Wallner schließlich<br />

setzt an dieStadtmauer ein Lichtzeichen.<br />

Vorübergehende Nachhaltigkeit verbinde<br />

ich mitden Dekanen, vondenen<br />

KlausHomann füreine Öffnung der<br />

Stiftskirche auch für zeitgenössische<br />

Kunst stand. Zweimal „Kirche und<br />

Stadt“ warengroßartige Projekte!<br />

Durchreisende bestimmen dennoch<br />

auch dieGegenwart der Stadt. Da gibt<br />

es doch tatsächlich am lokalen Schickhardt<br />

Gymnasium eine Kunsterzieherin,die<br />

als Künstlerin international<br />

Aufsehen erregt. Danielle Zimmermann<br />

wird ihren Wegmachen, und<br />

auch auf diesem Wegwird Herrenberg<br />

nur eine Fußnote bleiben.<br />

In der jüngsten Vergangenheit kamen<br />

viele Impulse aus einer personell<br />

außergewöhnlichhochwertig besetztenKultur.Musikschulleiter<br />

Wolfgang<br />

Teubner warinseinem Leben vor Herrenberg<br />

Orchestermanagerunter SergiuCelibidache.<br />

Er zog exzellente Musikerhierher:<br />

sowohl als Lehrer wie<br />

auch in Konzerten. Seine Nachfolgerin<br />

DorisFroese leitete zuvor eine 400-<br />

Mitarbeiter-MusikschuleimRuhrgebiet,<br />

gehört(e) demDeutschen Musikrat<br />

an und kam nachHerrenberg nur,<br />

weil sie ihrem Mann in den Süden gefolgt<br />

war.Sie widmete sich der Orchesterarbeit,<br />

stelltedie Einrichtung<br />

wegweisend aufund sorgte bei den<br />

Herrenberger Sommerfarbendafür,<br />

dass Hilliard und die<br />

King Singershier auftraten.<br />

Interessante Persönlichkeitenwie<br />

der<br />

KomponistDöring<br />

und der französische<br />

Pianist Pierre Rouéche<br />

wirkten hier.<br />

Hocheinzuschätzen<br />

auch diekirchenmusikalische<br />

Arbeit der<br />

Feiges,denen nicht<br />

nurder Orgelsommer,sondern<br />

auch<br />

fantastische Aufführungen<br />

mit dereigenen<br />

Kantorei zu verdanken<br />

sind. Zur<br />

Schäferin –ein interessanter<br />

Wechsel –<br />

ist diegleichnamige<br />

langjährige Leiterin<br />

der Bibliothek mutiert.<br />

Auch von ihr kamen<br />

wichtige kulturelle<br />

Impulse.<br />

Ein breites Feld der<br />

Weiterbildung und<br />

der Kultur hat über<br />

Jahrzehnte hinweg<br />

die Volkshochschule Karl Kühnle<br />

beackert. Vonden Sommerfarben<br />

überden Ferienspaß bis hin zur Stadtgaleriespannt<br />

sich einweiter Bogen<br />

kultureller Lebendigkeit.Besonders<br />

GB-Foto: M. Kühnle<br />

produktiv dabei dieentente cordial<br />

mit der Herrenberger Bühne vonder<br />

ÄraRuth Walter bis zurÄra Angelika,<br />

Peterund Sabine Bethge. Washier geleistetwird<br />

–auch und gerade in der<br />

Jugendarbeit –hätte längst eine Bürgermedailleverdient.<br />

Gegenwärtig kann man sich leider<br />

des Eindrucks nicht erwehren, dass bei<br />

Nachbesetzungen vor allemder Rotstift<br />

regiert. Es scheint im technischen<br />

Bereich leichterzusein, übertariflich<br />

zu bezahlen alsimkulturellen Sektor<br />

undBildungsbereich. Das einmal außergewöhnliche<br />

Niveau wird absinken.<br />

Istdas vielleicht nach einer gewissenkulturellen<br />

Blüte gar eine lokaltypische<br />

Tendenz? Es gabdas Herrenberg<br />

am See. Es gab das Herrenberg<br />

mit seiner Burg.Esgab dasHerrenberg<br />

mit seiner Stadtmauer,mit Türmen<br />

und Toren. Es gab dasHerrenberg mit<br />

dem Herrenberger Altar.Wenn zum<br />

Beispiel in der unmittelbaren Nachbarschaft<br />

ein Privatmann ein wunderbares<br />

Museum bauen konnte, wann<br />

wird dann Herrenberg beginnen, seiner<br />

reichen kulturellen Geschichte<br />

aucheine reiche kulturelle Gegenwart<br />

zu geben. Immerhin: Private Vorreiter<br />

gibt es auch hier,wie die Gründung<br />

des „Mauerwerk“imMärz MMXIII gezeigt<br />

hat.Eswird Zeit, dass aus dem<br />

Vielen der Geschichte etwas Gegenwärtiges<br />

gemacht wird,das dieser<br />

Substanz entspricht. ■<br />

2012 AufWachstumskurs:<br />

Im Juli<br />

besuchen erstmals<br />

mehr als 100 000User in einem<br />

Monatdie „<strong>Gäubote</strong>“-Website undrufen dabei<br />

biszu650 000Seiten auf.<br />

2012 Mit neuen Werbeformen<br />

neueKundengewinnen:<br />

Banner-Werbung im Internet oder<br />

vonSeptember an der Memostick-Aufkleber<br />

zum Abziehen auf<br />

der Titelseite.<br />

2013 Der „<strong>Gäubote</strong>“<br />

feiert am 7. Juli Geburtstag:<br />

gegründetals<br />

„Intelligenzblattfür den<br />

Oberamtsbezirk Herrenberg“<br />

vor 175 Jahren.


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite132<br />

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Seite 133<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Die Stadtkapelle Herrenberg –ein Musikverein mitgroßer Tradition<br />

Schon fast ein<br />

Klassiker: DerAuftrittder<br />

Stadtkapelle<br />

beiden Sommerfarben<br />

GB-Fotos: gb<br />

Ein Choral schallt<br />

über das Gäu<br />

S<br />

onntags in Herrenberg. VomTurm<br />

der Stiftskirche schallt einChoral.<br />

In drei Richtungen wird dervierstimmige<br />

Satz geblasen.Bei Wind und<br />

Wetter sind die Turmbläser zurStelle.<br />

Und das –der vereinsinternen Überlieferung<br />

zufolge –seit hunderten von<br />

Jahren.Vermutlich seit dem Jahr 1457<br />

wird in Herrenberg (Blas)Musik gespielt<br />

-– die Stadtkapelle ist damit der<br />

älteste Verein in derStadt und dürfte<br />

auch zu denältestenMusikvereinenin<br />

Deutschland zählen.<br />

VONSABINEHAARER<br />

„... anno 1457. DerChardinal Julianushat<br />

denPfeiffern, Trompetern,<br />

Lautenschlägern und Spielleuthen eine<br />

besondere Brüderschaft zu halten<br />

Verwilligt [...]: auf dießes bestätigte<br />

Graf Ulrich Ihnen auch, ihre Freyheiten<br />

in seinem Lande“.<br />

Dieser Eintragvon Vogt Gottlieb<br />

FriedrichHeß in derHerrenberger<br />

Chronik gab Anlass, das Gründungsjahrdes<br />

Musikvereins Stadtkapelle auf<br />

1457 zu datieren. Dieser historische<br />

Bezug wird heute jedochmit guten<br />

Gründenbezweifelt, weil diese Urkunde<br />

nachErkenntnissen vonDr. Roman<br />

Janssen, ehemaliger Stadtachivar,<br />

nichtHerrenberg betraf.Noch<br />

heute indessen<br />

wird die Tradition<br />

desTurmblasens<br />

hochgehalten.<br />

Jeden Sonntag besteigendie Turmbläser<br />

um Zinkenist Günther Haar den<br />

Turm der Stiftskirche und blasen von<br />

der Glucke herunter einenChoral über<br />

dasStädtle und das Gäu.<br />

Längst keine reine<br />

Männersache mehr<br />

Ein Foto ausdem<br />

Jahr 1960: Die<br />

Stadtkapelle spielt<br />

auf dem Place Simoné<br />

in derPartnerstadt<br />

Tarare<br />

Doch beiallemFesthalten an den alten<br />

Wurzeln, im Laufe derJahre hat<br />

sich einiges geändert. Seit dem Jahr<br />

1963 dürfen bei derStadtkapelle Frauen<br />

mitspielen. Renate Meixner wardie<br />

erste Musikerin in Herrenberg, davor<br />

war Blasmusikmachen reine Männersache.<br />

Seit Jahrzehnten gilt dasaktive<br />

Orchesterals Aushängeschild desVereins,<br />

mehrals 70 aktive Musiker folgen<br />

seitinzwischen 13 Jahren dem Dirigenten<br />

Matthias Beno.Dazu kommen<br />

mehr als 150 Kinder in dermusikalischenAusbildung.<br />

Um diese schon<br />

möglichst früh an die Musik und das<br />

Musizieren mit denverschiedenen Instrumentenheranführen<br />

zu können,<br />

war dieStadtkapelle Ende der 1960er<br />

Jahretreibende Kraft bei derGründungder<br />

Herrenberger Musikschule.<br />

Paul Schmidt und HeinzSchroth, im<br />

Jahr 1968 Vereinsvorstand und Bürgermeister,<br />

arbeitetenhier eng zusammen.<br />

Nur einJahr<br />

später,1969, wurde<br />

wieder „Neues“geschaffen:Die<br />

„HerrenbergerSchloßberggeister“<br />

wurden gegründet. Der<br />

Stadtkapelle war seinerzeit eine Einladung<br />

zum Partnerschaftstreffen in Tarare<br />

ins Haus geflattert. Da das aktive<br />

Orchestereine zu große Reisegruppe<br />

darstellte, reiste maninkleiner Besetzungnach<br />

Frankreich. Bisheute sind<br />

die Schloßberggeister aktiv, dabei unterhältman<br />

nicht nur die Gäste in Herrenbergund<br />

den Partnerstädten, sondern<br />

war auch schon in Rumänienund<br />

der Ukraine.<br />

Weit über Herrenberg hinaus einen<br />

Namenmachte sich<br />

die Stadtkapelle auch<br />

alsVeranstalter der<br />

„Musiktage“. Was<br />

einst als vereinseigenes<br />

Sommerfest Anfang<br />

der 1960er Jahre begann, firmierte<br />

ab 1967 unter neuem Namenund<br />

entwickelte sichbald zum Musikevent<br />

der besonderen Klasse. Der Umzug am<br />

Sonntagnachmittag wurde zum Massenspektakel.Sowohl<br />

was dieZuschauerals<br />

auch was dieFestzugteilnehmer<br />

anbelangt, knackteman so<br />

manchen Rekord. Allein 150 Pferde<br />

galt es zu versorgen, fürmehr als 700<br />

zweibeinige Übernachtungsgäste<br />

musstenUnterkünfte organisiert werden<br />

–eine logistische Meisterleistung.<br />

Zum Jubiläum im Jahr 2007 fanden die<br />

„Musiktage“ zum letzten Mal statt.<br />

Den „Musiktagen“ hat dieStadtkapelleeine<br />

weitere Besonderheit zu<br />

verdanken: Die Freundschaft mitdem<br />

MusikvereinBergmannsblasorchester<br />

Pate in Sachsen bei<br />

der Vereinsgründung<br />

Kurbad Schlema. Der Verein ging aus<br />

dem Vereinigten Blasorchester der IG<br />

Wismut Aue hervor –und als solches<br />

hatten dieHerrenberger die Musiker<br />

aus Sachsen auchkennengelernt. Zum<br />

Erstkontaktkam es im Sommer 1989<br />

in der Kreissporthalle.Dortwarendie<br />

DDR-Bürger untergebracht, dienoch<br />

vor Öffnung der Mauer<br />

über Ungarn in<br />

den Westen geflohen<br />

waren. Der„<strong>Gäubote</strong>“berichtete<br />

darüber<br />

und interviewte<br />

dazu unteranderem einen „Flüchtling“,<br />

der von seinen Hobbys Musik<br />

und Volkstanz erzählte. Georg<br />

Schwenk, ab dem Jahr 1989 Vorsitzender<br />

der Stadtkapelle,machte sich kurzerhand<br />

auf den Wegins Schulzentrum<br />

Längenholz und nahm Kontaktauf.„Zwei<br />

Wochen später saßen<br />

wir zu viert im Blauen Engel in Schlema“,<br />

erinnert sich Georg Schwenk an<br />

dieerste Fahrt ins Erzgebirge zurück.<br />

Im Herbst 1990 spielte dieKapelleaus<br />

Sachsen erstmals bei den„Musiktagen“,<br />

dieVerantwortlichen der Stadtkapellestanden<br />

beider VereinsgründungPate,<br />

und bis heute verbindet<br />

das Bergmannsblasorchesterund der<br />

älteste Musikverein Deutschlands eine<br />

engeFreundschaft. ■


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite134<br />

Ziele, Wünsche, Perspektiven: Eine Leser-Umfrage zur Entwicklung des Gäus<br />

Vorallem fürJunge<br />

fehlen Angebote<br />

Wasgefällt in und an Herrenbergund<br />

der Umgebung?Was<br />

fehlt? Wo liegen<br />

Verbesserungs- und Entwicklungsmöglichkeiten<br />

für<br />

die Zukunft? Der „<strong>Gäubote</strong>“<br />

hatPassanten am Herrenberger<br />

Bronntor befragt–<br />

und zum Teil überraschende<br />

Antworten erhalten. Gemein<br />

ist fast allen Aussagen,<br />

dass für Jugendlichemehr<br />

getan werdenmüsse.<br />

VONHOLGER WEYHMÜLLER<br />

UND GERHARD BÄUERLE (FOTOS)<br />

BarbaraSchuur,72Jahre, Herrenberg,<br />

Rentnerin: „Im Grunde genommen bin<br />

ich mitdem, wasHerrenberg und die<br />

Umgebung bieten, rundherum zufrieden:<br />

Wasman unmittelbar benötigt,<br />

gibt es hier. Das ist für mich wichtig,<br />

da ichkein Auto habe –ich mache alles<br />

zu Fuß oder<br />

mit dem Fahrrad.<br />

Es gibt beispielsweise<br />

ausreichend<br />

Ein-<br />

Barbara<br />

Schuur<br />

kaufsmöglichkeiten oder Ärzte. Und<br />

zum Schwimmen kann ich ins<br />

Schwimmbad vor Ort. Wenn dann<br />

doch einmal größereDistanzen zu<br />

überbrücken sind, habe ich Freunde,<br />

die michbei Bedarf in ihrem Auto mitnehmen.<br />

Ichhätte in Herrenberg allerdings<br />

gerne einrichtiges Kino, auch<br />

wennesmit dem Kommunalen Kino<br />

und dem Sommernachtskino auf dem<br />

Schlossberg bereits entsprechende<br />

Möglichkeitengibt. Außerdemist meiner<br />

Meinung nach vorallem an Wochenenden<br />

und insbesondere an<br />

Sonntagendoch etwas wenig Leben.“<br />

Ann-Marie<br />

Attenberger<br />

Ann-MarieAttenberger,20Jahre, Nufringen,<br />

Bufdi: „Ich magdas Ländliche<br />

an Herrenberg und seiner Umgebung.<br />

Man ist schnell in derNatur und begegnet<br />

beim Spazierengehen kaum jemandem<br />

–das<br />

finde ich sehr<br />

schön. Ich habe<br />

mirinden letztenWochenwegenmeines<br />

Bundesfreiwilligendienstes<br />

ziemlich viele<br />

Städte angesehen –Herrenberg und<br />

das Gäu sind für mich nach wievor jedoch<br />

richtig schön. Es ist halt meine<br />

Heimat!Nach meinem Bundesfreiwilligendienst,<br />

den ich in Berlin ableiste,<br />

werdeich sicher wieder zurückkommen.<br />

Verbesserungswürdig finde ich<br />

hier allerdings dieVerkehrswege –da<br />

bin ich als Radfahrer oftüberfordert.<br />

Ohnehin: Weniger Verkehr wäre mir<br />

wesentlich lieber.Die Bahnverbindungen<br />

immerhin haben sich verbessert –<br />

diesind mittlerweile top! Mir fehlt<br />

zwar einKino, aber Clubs oder so würden<br />

meiner Meinung nach zu Herrenberg<br />

nichtpassen. Zumal es genug<br />

Kneipen gibt. Dieses Ruhige macht<br />

schließlich auch das Flair Herrenbergs<br />

aus. Allesist schwäbisch, heimelig, ruhig.<br />

Dasmuss so sein, finde ich. Bei<br />

denEinkaufsmöglichkeiten habe ich<br />

ebenfallskeine Verbesserungswünsche.<br />

Ich kaufe eh fast alles im Internet<br />

ein.“<br />

Ingeborg Gellert, 54 Jahre, Gültstein,<br />

Angestellte: „Ich kaufe gerne hier ein<br />

und mache dasauch ganz bewusst.<br />

Denn ichwill dieEinzelhändler vorOrt<br />

unterstützen. Außerdem sehe ich keine<br />

Notwendigkeit, auswärtseinzukaufen.Schließlich<br />

gibteshier eigentlich<br />

alles.<br />

Meistens reicht<br />

mirsogar das<br />

Angebot auf<br />

Ingeborg<br />

Gellert<br />

dem HerrenbergerWochenmarkt. Allerdings<br />

gibt es fürunternehmungslustige<br />

Jugendliche im Alter zwischen<br />

14 und 18 Jahren zu wenig. Außer<br />

dem Jugendhaus ist so gut wienichts<br />

da.Wir haben zwei Töchter –wenn die<br />

ins Kino oder in dieDisco wollen, müssen<br />

sienach Böblingen, Tübingen, Nagold<br />

oder sogar nach Stuttgart fahren.<br />

Auch dieVerkehrswege-Infrastruktur,<br />

vor allem für Kinder, ärgert mich etwas.<br />

Als Beispiel will ichdie Verbindung<br />

von Kayh, Mönchberg oder Gültsteinnach<br />

Herrenberg nennen–das<br />

sind nur geteerte Feldwege. Und auch<br />

auf dem Reinhold-Schick-Platzist einfachzuviel<br />

Verkehr.“<br />

BartoPolat, 17 Jahre, Herrenberg,<br />

Schüler: „DieStadt muss sich ändern.<br />

Vorallem, wasEinkaufsmöglichkeiten<br />

bei Mode fürjüngere Leute anbelangt.<br />

Aber auch bei denFreizeitmöglichkeiten<br />

muss sich<br />

was tun: Wenn<br />

du in meinem<br />

Alter etwas unternehmen<br />

möchtest, musst<br />

Barto<br />

Polat<br />

du nach Böblingen, Tübingen oder<br />

Stuttgartfahren. Immerhin: In Herrenberg<br />

und der Umgebung gibtesviele<br />

Sportvereine.Ich bin beispielsweise<br />

im Kampfsportverein.Richtig gut finden<br />

ich, dass ein Fast-Food-Restaurant<br />

in Gültstein eröffnet hat. Insgesamt<br />

muss ich trotz der mangelnden Einkaufs-<br />

und Freizeitmöglichkeitenfür<br />

jungeLeute allerdings eines sagen:<br />

Mankann’s hier gutaushalten. Herrenberg<br />

ist kein Kaff.“<br />

PatrikHauser,21Jahre, Bondorf,Angestellter:<br />

„Ich bin in Bondorf aufgewachsenund<br />

bezeichne mich selbst<br />

eher als einenDorfmenschen –auch<br />

wenn Natur nicht unbedingt so mein<br />

Dingist. Aber hier gibt’s nicht so viel<br />

Verkehr wieinder Großstadt, wasmir<br />

sehr gut gefällt. Und nicht so viele<br />

Menschen.Esist einfach ruhiger.Meinetwegen<br />

kann eigentlich fast alles so<br />

bleiben, wieesderzeit ist–zumal jetzt<br />

auch noch ein Fast-Food-Betreiber<br />

nach Gültstein gekommen ist. Es gibt<br />

vielleicht nur ein bisschen wenig Angebote<br />

für Leute in meinem <br />

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Mo., Di., Do., Fr. 14.30 bis 18.00 Uhr Mittwochs geschlossen<br />

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71083 Herrenberg<br />

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Seite 135<br />

VomIntelligenzblatt zur Zeitung<br />

Alter.Wenn ich beispielsweise Klamotten<br />

einkaufen möchte,dann muss<br />

ich nach Sindelfingen oder nach Stuttgart.Und<br />

wenn’s<br />

mich in dieDisco<br />

zieht, dann<br />

fahreich<br />

zwangsläufig<br />

nach Böblingen,<br />

Patrik<br />

Hauser<br />

Tübingen oder Stuttgart. Aber es passt<br />

eigentlich alles hier im Großen und<br />

Ganzen.“<br />

Ewald Kaiser,74Jahre, Herrenberg,<br />

Rentner: „Mit gefällt’shier sehr gut.<br />

Mankann in der Gegend im Wesentlichensehr<br />

gut Rad fahren, auch wenn<br />

man beiden Radwegen einiges verbessernkönnte.<br />

Die S-Bahn und die<br />

Ammertalbahn sind hervorragend,<br />

ebenso die Autobahn –Herrenberg ist<br />

verkehrstechnisch sehr gut ans überörtliche<br />

Netz angeschlossen. Nurder<br />

Reinhold-Schick-Platz istmeiner Ansicht<br />

nachproblematisch. Es gibt in<br />

Herrenberg und dem Umland insgesamt<br />

so vieleMöglichkeiten! Wasgibt<br />

es dennbeispielsweise Schöneres, als<br />

den Schönbuch direkt vor derHaustür<br />

zu haben? Darum beneiden uns andere!<br />

Darüber hinaus kann man hier alles<br />

kaufen,was man braucht. Manmüsste<br />

allerdingsdie Menschen stärker animieren,die<br />

kleinen Geschäfte vor Ort<br />

zu unterstützen und zu erhalten.Die<br />

Leutefahren zum Einkaufen zu oft<br />

weg, obwohl hier allesvorhanden ist:<br />

Fachgeschäfte, große Geschäfte …Nur,<br />

damit die Menschenzum Einkaufen<br />

nichtwegfahren, sozusagen alsLockmittel<br />

die Filiale einergroßen Marke<br />

herzuholen, das würde ich für falsch<br />

halten.Andererseits wiederum finde<br />

ich es positiv,dass einFast-Food-Konzern<br />

bei derAutobahn eine Filiale aufgemacht<br />

hat. Eine Disco wäre für die<br />

jungen Leute<br />

auch gut. Alles in<br />

allemist Herrenberg<br />

eine heimelige<br />

Stadt. Die<br />

Verbundenheit<br />

Ewald<br />

Kaiser<br />

ist groß –imGegensatz zumanonymen<br />

Leben in einer Großstadt. Es ist<br />

doch schön, wenn man wo hinkommt,<br />

undman erkennt sofort jemanden.“<br />

BeateHolz, 49 Jahre, Herrenberg, Unternehmerin:<br />

„Den Schönbuchvor der<br />

Tür,eine gute Anbindung ans Umland,<br />

gute Einzelhandelsgeschäfte, kulturell<br />

sehr vieleMöglichkeiten wie etwa die<br />

Festivals ’Sommerfarben’ oder ’Jazzin<br />

Herrenberg’ –die Möglichkeiten hier<br />

sind sehr groß. Ich würde mir allerdings<br />

wünschen, dass sich Herrenberg<br />

mehr zu sich<br />

selbst bekennt.<br />

Oftsind sehr kritische<br />

Stimmen<br />

zu vernehmen.<br />

Vieles wäre aber<br />

einfacher,wenn<br />

Beate<br />

Holz<br />

jeder seine Bedürfnisse vorOrt decken<br />

würde. Wasmir besonders gefällt, ist<br />

die Nähe zueinander –esgibt hier keine<br />

Anonymität wie beispielsweise in<br />

einer Großstadt. Wasmir allerdings<br />

fehlt, sind Angebote für Jugendliche –<br />

etwa Treffpunkte oder Einkaufsmöglichkeiten.<br />

Letzteres ist vor allem beim<br />

Thema Mode schwierig. Ein großer Name<br />

ausder Modebranche würde vielleicht<br />

ganz gut tun. Ich denke, dass das<br />

fürHerrenberg mehr Chance alsNachteil<br />

wäre.Eswäre zudem schön, wenn<br />

weniger Verkehr über den Schick-Platz<br />

rollen würde. Weniger Verkehr hieße<br />

aber auch, dass die Autofahrer an Herrenbergvorbeifahren<br />

würden. Das wäre<br />

die Kehrseite derMedaille –das<br />

muss jedem, derweniger Autos auf<br />

demSchick-Platz fordert, klar sein.<br />

Mein Fazit jedenfalls lautet:Ich bin in<br />

Herrenberg rundum zufrieden. Hier<br />

fühleich mich wohl –hier möchte ich<br />

altwerden.“<br />

Patrick Bahlinger,21Jahre, Herrenberg,<br />

Student: „Es könnte mehr Clubs für<br />

jungeLeute zum Weggehen geben.<br />

Außerdem fehlt es an Einkaufsmöglichkeitenfür<br />

Jüngere, vor allem im Bereich<br />

Mode. Und an einem Kino. Wenn<br />

man einkaufen oder insKino möchte,<br />

muss manmeistens<br />

halt doch<br />

nach Sindelfingen<br />

oder Böblingenoder<br />

gleich<br />

nach Stuttgart<br />

Patrick<br />

Bahlinger<br />

fahren. Es istmir insgesamt zu wenig<br />

Leben in der Stadt. Defizite sehe ich<br />

auch bei den Radwegen. Ichbin aber<br />

relativzufrieden und könnte mir vorstellen,<br />

nach demStudium in Villingen-Schwenningen<br />

wieder nachHerrenberg<br />

zurückzukehren. Mankann’s<br />

hier gut aushalten. Vorallem die Altstadt<br />

mit dem Marktplatz finde ich<br />

sehrschön.“ ■


Jahre<br />

Samstag, 6. Juli 2013<br />

Seite136<br />

Das Besondere<br />

für die<br />

Schüler<br />

Jahre<br />

Recherchieren und Texte<br />

schreibenfür den „<strong>Gäubote</strong>“?<br />

Da warendie Schüler der Klasse<br />

10a des Herrenberger Andreae-<br />

Gymnasiums sofort zu begeistern.Die<br />

Startbedingungen waren<br />

nicht schlecht, zumal fastdie<br />

Hälfte derKlasse in der Jahrbuch-AGauch<br />

schon ein bisschen<br />

Erfahrung mitbrachte.<br />

VONSANDRA WAHRHEIT<br />

Schnell waren einige interessanteThemen<br />

rund um Herrenbergfür<br />

dasJubiläumsjahr des<br />

„<strong>Gäubote</strong>“ gefunden –obSport,<br />

Kultur,Geschichte. Und natürlichsollte<br />

unser AGHunter die<br />

Lupe genommen<br />

werden.Die Schüler<br />

teiltensich nach Interesseden<br />

einzelnen<br />

Bereichen zu. Gestartetsind<br />

wir noch gemeinsamindie<br />

Stadtbibliothek,<br />

um Informationen<br />

einzuholen oder in<br />

Bücher einzutauchen, doch bald<br />

bildeten sichjenach Thema kleine<br />

Gruppen. Dieeinen gingen<br />

ins Stadtarchiv,die anderenzu<br />

Walter Knoll, wieder andere holten<br />

den Oberbürgermeister Thomas<br />

Sprißler an die Schule oder<br />

besuchtendas Fechttraining.<br />

„Das hatSpaß gemacht,denn<br />

wir konnten maleigenständig<br />

was in Erfahrung bringen“,soeine<br />

sehr verbreitete Meinung.<br />

Auch das„Köfferchentheater“<br />

sorgte für Begeisterung bei drei<br />

Mädchender Klasse. „Wir waren<br />

in einer Vorstellung, in der ein<br />

Kindergarten zu Gast war“, erzähltJacqueline<br />

Rufleth, und<br />

„Christine Kümmel hat sich danach<br />

noch vielZeit füruns genommen<br />

und hat uns alles gezeigt.“<br />

Auch dieGruppe „AGH“schaffte<br />

es,alledrei Schulleiter des<br />

AGHaneinen Tischzubekommen,<br />

und erfuhr so aus erster<br />

Hand,wie die Schule entstand<br />

undsich entwickelte. Und nach<br />

Gesprächenund Recherchen<br />

entstanden dann die Texteim<br />

PC-Raum. Daslief meistens ohne<br />

Probleme, nur die historische<br />

Gruppe um das ehemalige<br />

SchlossHerrenberg konnte sich<br />

in Aufbau und Stil des Textes<br />

nicht einigen. So entstanden<br />

danneben zwei verschiedene<br />

Versionen.<br />

Trotz kleinerer<br />

terminlicher<br />

Schwierigkeitenodermöglichem<br />

Unterrichtsausfallfür<br />

einzelne Gruppenbrachte<br />

dieses Projekt einen<br />

enormenGewinn für vieleSchüler.<br />

„Hier konnten wirmal etwas<br />

über denTellerrand hinausschauen“,<br />

meinte ein Schüler.<br />

Oder:„Das warmal wasganz anderes,<br />

wasman normalerweise<br />

so nichtmacht –und dann steht<br />

noch dereigene Bericht in der<br />

Zeitung.“Das istschon etwas<br />

Besonderes für einen Schüler,da<br />

waren sich fast alle einig. „Und<br />

so einProjekt gibt es so nicht bei<br />

jederZeitung“, resümierte ein<br />

weiterer Schüler derKlasse 10a.<br />

So ein Projekt<br />

gibt es so nicht bei<br />

jeder Zeitung<br />

■ Unsere Autroin Sandra Wahrheit<br />

ist Lehrerin am Andreae-<br />

Gymnasium Herrenberg.<br />

Alle Artikelaus dem Projekt<br />

„Der <strong>Gäubote</strong> machtSchule“<br />

gibt es im Webunter<br />

www.gaeubote.de/macht-schule

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