2. Risiko Gentechnik
2. Risiko Gentechnik
2. Risiko Gentechnik
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Report<br />
Dr. Pusztai, ein erfahrener und international anerkannter Lektin-<br />
Experte des Instituts, sollte in Versuchen die gesundheitlichen Auswirkungen<br />
der genmanipulierten Kartoffeln testen. Dazu wurden über<br />
10 Tage Mäuse mit folgenden drei Nahrungstypen gefüttert: Erstens<br />
mit natürlichen Kartoffeln, zweitens mit genmanipulierten Lektin-<br />
Kartoffeln und drittens mit natürlichen Kartoffeln vermischt mit Lektin,<br />
das separat hergestellt wurde.<br />
Der „Fall Pusztai“ begann damit,<br />
dass Kartoffeln ein Gen<br />
des Schneeglöckchens eingebaut<br />
wurde ...<br />
Pusztai stellte bei einigen Versuchstieren Veränderungen fest: Es<br />
waren dies ein verringertes Gewicht verschiedener Organe sowie<br />
Veränderungen im Immunsystem. Diese Effekte traten nur bei jenen<br />
Tieren auf, die mit Lektin-Kartoffeln gefüttert wurden. Sowohl die<br />
Versuchstiere, die natürliche Kartoffeln, als auch jene, die natürliche<br />
Kartoffeln gemischt mit Lektin fraßen, zeigten keine derartigen<br />
Veränderungen. Pusztai schloß daraus, dass diese Effekte nicht auf das<br />
Lektin an sich zurückzuführen sind, sondern mit dem gentechnischen<br />
Verfahren in Zusammenhang stehen. Seiner Meinung nach sind die<br />
gängigen Verfahren zur Prüfung gentechnisch manipulierter<br />
Lebensmittel nicht ausreichend, um solche Risiken zu erkennen. 66<br />
Die Präsentation seiner Zwischenergebnisse im August 1998 schlug ein<br />
wie eine Bombe. Pusztai wurde binnen zweier Tage vom Dienst suspendiert,<br />
weil er angeblich irreführende Schlüsse aus seinen<br />
Ergebnissen gezogen hat. Nach langem hin und her wurden die Daten<br />
Ende 1999 in der Zeitschrift „The Lancet“ doch noch publiziert. 67 Der<br />
Streit um die Bedeutung der Resultate hält bis heute unvermindert an.<br />
Die <strong>Risiko</strong>beurteilung für<br />
Gentech-Lebensmittel ist<br />
unzureichend<br />
Zwei Erkenntnisse lassen sich aus dem „Fall Pusztai“ aber mit<br />
Sicherheit ableiten: Erstens scheinen die Ergebnisse von großer<br />
Bedeutung zu sein, denn sonst wäre der Druck auf Pusztai und das<br />
Rowett Research Institute nicht so groß. Immerhin wurde die wissenschaftliche<br />
Reputation von Dr. Pusztai nach 35 Jahren Arbeit binnen<br />
zweier Tage ruiniert. Dr. Hoppichler von der Bundesanstalt für<br />
Bergbauernfragen in Wien hat sich gemeinsam mit Kollegen aus aller<br />
Welt hinter Pusztai gestellt und ein entsprechendes Memorandum<br />
unterzeichnet. „Für mich ist es nicht akzeptabel, dass ein angesehenes<br />
66 Bundesverband Verbraucher Initiative (1999): Streitfall Lektin-Kartoffeln. Sicherheitsüberprüfung in der Diskussion. Dossier zum Fall Pusztai publiziert im<br />
Internet unter http://www.transgen.de<br />
67 S. W. B. Ewen und A. Pusztai (1999): Effects of diets containing genetically modified potatoes expressing Galanthus nivalis lectin on rat small intenstine. The<br />
Lancet 354:1353-1354.<br />
24