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#113<br />
cooltour<br />
11<br />
Rolys Silberscheiben des Monats<br />
Massive Attack: Heligoland<br />
(emi)<br />
Hervorgegangen sind die Jungs<br />
aus dem Ende der 1980er in Bristol<br />
formierten Künstlerkollektiv The<br />
Wild Bunch, zu dem damals auch<br />
Tricky gehörte und das als Wiege des<br />
Trip-Hop gilt. Ihr Debütalbum „Blue<br />
Lines“ (1991) gilt heute für seine innovative<br />
Kraft als absoluter Klassiker seiner Art. Auch „Protection“<br />
(1994), die von Mad Professor betreute Dub-Version „No<br />
Protection“ (1995) und das düster klaustrophobische Album<br />
„Mezzanine“ (1998), auf dem Horace Andy sowie Elizabeth<br />
Fraser (Cocteau Twins) die markanten Stimmen bilden, können<br />
immer noch als genial bezeichnet werden. Exakt 20 Jahre nachdem<br />
sie mit „Daydreaming“ ihre erste Single veröffentlichten,<br />
erscheint mit „Heligoland“ pünktlich zu meinem Geburtstag<br />
das lang erwartete, offiziell fünfte Studioalbum von Massive<br />
Attack, die wie nur wenige andere ihrer Art mit wegweisenden<br />
Klängen und Visionen das Profil der zeitgenössischen Popmusik<br />
geprägt haben. Neben Horace Andy interpretieren hier<br />
Tunde Adebimpe, Martina Topley-Bird, Guy Garvey, Hope<br />
Sandoval und Blur- und Gorillaz-Mastermind Damon Albarn<br />
die melancholischen Kompositionen von Robert Del Naja and<br />
Grant Marshall. „Pray For Rain“, „Splitting The Atom“ und das<br />
finale „Atlas Air“ sind exzeptionell spannungsgeladene Prototypen<br />
einer Kunst, der auch ein apokalyptisches Element zugrunde<br />
liegt. „Babel“ steppt mit Breakbeat-Drums und betört<br />
mit der zarten Stimme von Martina Topley-Bird, während die<br />
für Massive Attack typisch bedrohlich pulsierenden Bassläufe<br />
in „Girl I Love You“ mit Mezzanine-Vibes glänzen. Nach dem<br />
hypnotischen „Psyche“ entwickelt sich mit „Flat Of The Blade“<br />
eine Ballade, die mich an Björk denken lässt. Mazzy-Star-Stimme<br />
Hope Sandoval verführt den Zuhörer in „Paradise Circus“,<br />
„Rush Minute“ ist dramatisch schön, und in „Saturday Come<br />
Slow“ packt noch Portishead Adran Utley seine Gitarre aus.<br />
Was die Kritiker mit ihren Erwartungshaltungen auch sagen<br />
mögen – ich bin sehr glücklich mit „Heligoland“.<br />
www.myspace.com/massiveattack<br />
www.massiveattack.com<br />
Various:<br />
The Kings Of Drum&Bass<br />
(bbe records)<br />
Im Monat der Wassermänner erscheint<br />
ein neues Meisterwerk der<br />
BBE Music Compilation-Serie „The<br />
Kings Of ...“. Dieses Mal widmet<br />
man sich dem Genre Drum’n’Bass.<br />
Mit ihrem Label Reinforced und unter<br />
zahlreichen Pseudonymen damals selbst an der Schaffung<br />
einer neuen Musikrichtung elementar beteiligt, mischen keine<br />
geringeren als 4Hero hier noch einmal einige Diamanten dieser<br />
Frühzeit, als das ganze noch unter dem Namen „Breakbeat“<br />
lief. „Drum and Bass came out of a period when more people<br />
were out on a dance floor or dancing in a field than ever before<br />
in the UK. Musical barriers were blended and broken down<br />
through early sampling technology alongside many cultural<br />
walls where thousands danced together. Being there at the initial<br />
spark I find it hard to break Drum and Bass up into sub genres,<br />
Roland Grieshammer<br />
Hardcore, Jungle, Hard Step, Intelligent, Liquid and so on, so<br />
for this compilation we cover the complete spectrum and treat<br />
it as a whole.” Weise Worte von Marc Mac, denen ich mich nur<br />
anschliessen kann. Neben hauseigenen Tracks wie „Universal<br />
Love“ und „Better Place“ fügen sich Top-Klassiker von Nasty<br />
Habits, Manix, Tom & Jerry, Aquasky, Nookie, Internal Affairs,<br />
Rufige Kru und A Guy Called Gerald mit Produktionen von<br />
London Elektricity, Calibre, Lenny Fontana, Lemon D, Wings,<br />
aus dem letzten Jahrzehnt zu einer dynamischen Zeitreise. Auf<br />
der zweiten CD sorgt DJ Marky in einem erstklassigen Mix für<br />
die richtige Synergie aus zeitgenössischen Perlen von Random<br />
Movement, Marcus Intalex, Lynx & Maple, Calibre, Marky, Makoto<br />
& A-Sides, Logistics, Roni Size & Krust, Scorpio, Shimon &<br />
Andy C, S.P.Y., Subwave, The Upbeats, Nu:Tone, Bachelors Of<br />
Science, Twisted Individual, Q Project, Rogue Soul und Stunna<br />
- breitgefächerter geht’s wohl nicht. Mit dieser wundervollen<br />
Compilation, die auch als 3 x 12“ auf Vinyl und als digitales Release<br />
erscheint, zollen 4Hero und DJ Marky ihrem Metier den<br />
verdienten Respekt. Ich lieb’ diese Jungs …<br />
www.myspace.com/bbemusic<br />
www.bbemusic.com<br />
Souls Of Mischief:<br />
Montezuma’s Revenge<br />
(hiero imperium)<br />
Die Rapper A-Plus, Opio, Phesto<br />
und Tajai aus Oakland, die allesamt<br />
auch Mitglieder des berühmten Hip-<br />
Hop-Kollektivs Hieroglyphics sind,<br />
gehören zu den Guten. 1991 gegründet,<br />
haben sie 1993 mit ihrem ersten<br />
Album „93 ’til Infinity“ eines der besten HipHop-Werke der 90er<br />
Jahre veröffentlicht, das bis heute nichts von seiner Schönheit<br />
und Energie eingebüsst hat. Auch das darauf folgende Album<br />
kann als Klassiker bezeichnet werden und legte den Grundstein<br />
für den Aufstieg des Hiero-Imperiums. Produziert von<br />
Prince Paul (De La Soul) und Domino (Hieroglyphics), präsentieren<br />
die Souls Of Mischief nun nach neun (!) Jahren ihr viertes<br />
Studio-Album „Montezuma‘s Revenge“. Dem Titel nach ist es<br />
inhaltlich eine Art Rache am heutigen HipHop mit all seinen<br />
negativen Nebenwirkungen. Nach dem stimmungsvollen Intro<br />
von Del tha Funkee Homosapien und dem rockigen „Won1“<br />
beschäftigt sich das verträumte „Postal“ mit dem weiblichen<br />
Geschlecht. Mit „Tour Stories“ und „Porper Aim“ folgen zwei<br />
smoothe Songs zum Zuhören, bevor auch A-Plus auf „You Got<br />
It“ einen fröhlichen Beat beisteuert. Voller Soul sind auch das<br />
düstere „For Real Y’all“, das mystische „Lickity Split“, das lebensfreudige<br />
„Home Game“ und das arabeske „Lalala“. „Hiero<br />
HQ“ kommt mit coolem Oldschool Flavour, und „Poets“ ist<br />
mit seinem Xylophon-Sound, dem Groove, dem Vocal-Sample<br />
und dem Text wohl mein Lieblingstrack. Und Morgan Freeman<br />
erklärt den Jungs dann noch über’s Telefon, wie die heutige<br />
HipHop Welt so funktioniert. Zusammen mit einer Instrumental<br />
CD als Bonus freue ich mich über dieses Comeback, auf dem<br />
sich das Quartett auf dichtes Storytelling, den Schuss Ironie und<br />
gute Beats zurückbesinnt und auf neuzeitlichen, überflüssigen<br />
Schnickschnack glücklicherweise verzichtet.<br />
www.myspace.com/soulsofmischief<br />
www.hieroglyphics.com<br />
Various: Farside 1.0<br />
(farside records)<br />
Das Ruhrgebiet präsentiert sich 2010<br />
als Kulturhauptstadt Europas, und so<br />
meldet sich die Farside Familie mit einer<br />
Retrospektive ihres Dortmunder<br />
Labels zu Wort. In Kooperation mit<br />
seinen Freunden Winni Petersmann<br />
(on the rock) und Oliver „Olski“ von<br />
Felbert (Melting Pot Music) startete Ingo Sänger 2006 die erste<br />
Farside Vinyledition. Seitdem sind vierzehn Vinyl-12“es entstanden,<br />
die allesamt irgendwo im deepen House Universum<br />
angesiedelt sind und auch Dub-, Soul-, Hip Hop- oder Detroit-Einflüsse<br />
aufweisen. Gemeinsam mit seinem Westpark Unit-<br />
Partner Herb LF präsentiert Ingo Sänger einen 60-minütigen<br />
Einblick in die Arbeit von Farside Records. Hierfür wurden 15<br />
Tracks ausgewählt und zu exklusiven Clubversionen editiert.<br />
Zusätzlich gibt es als Bonus die komplette Farside 1.0 Vinyl EP<br />
im MP3 Format. Westpark Unit liefern neben dem heissen Intro<br />
mit „Blaxrotation Suite Mix“ einen lässigen Percussion Grower,<br />
präsentieren „Stoned Love“ in einer live eingespielten Version<br />
von Patchworks und erforschen den Funk im Deep House mit<br />
ihrem grössten Hit „Jeepah“ und dem Bonus „Feel This! Dub“.<br />
Henry L aus Köln, den ich bisher als Henree kannte, überrascht<br />
mich hier mit drei supergroovigen Tracks, während der Düsseldorfer<br />
Matt Flores in vier Stücken eine interessante Bandbreite<br />
zeigt. Elina Monova hat den Soul, The Offsetters und Herb LF<br />
ergänzen das Spektrum, bevor Islands Produzent Asli mit seiner<br />
„Springsequence“ ein wunderbares Outro zelebriert. Habe<br />
seit St.Germain’s Meilenstein „Boulevard“ (1995) nicht mehr<br />
soviel Freude an diesem Sound gehabt. Cool!<br />
www.myspace.com/farsiderecords<br />
www.farside-records.de<br />
Juri Gagarin: Cobra<br />
(audiolith)<br />
Der Biss einer Cobra ist tödlich. Ihr<br />
Gift ist ein starkes Neurotoxin und<br />
wirkt direkt auf das zentrale Nervensystem,<br />
wo es das Atemzentrum lähmt<br />
und Herzstillstand verursacht. Durch<br />
den Biss kann das Opfer gelähmt oder<br />
getötet werden. Auf diesem Weg tötet die Cobra nicht nur andere<br />
Schlangen sondern vor allem Vögel und Affen. Und laut<br />
Pressetext „ist ein gutes Album wie eine Cobra: Es trifft dich<br />
heftig und direkt!“ Mit dem gleichnamigen britischen Sportwagen<br />
hat das auf dem prolligen Cover abgebildete Auto allerdings<br />
wenig gemein. Egal. Nachdem im Jahre 1990 Kasachstan<br />
seine Souveränität innerhalb der UdSSR erklärt hat, emigrieren<br />
Sergej Halosin und Arnold Kinzel von dort aus ins gerade wiedervereinigte<br />
Deutschland. In Hamburg gestrandet, gründen<br />
sie Juri Gagarin und ihr zweites Album „Energia“ verhilft ihnen<br />
zum Durchbruch. Nun greift die besagte „Cobra“ an, Friederike<br />
„Flicke“ Herr gehört als Texterin und Sängerin inzwischen fest<br />
zur Crew – und das zahlt sich aus. Ihr melodischer Gesang gibt<br />
den Kosmonauten einen völlig neuen Sound und bereichert<br />
den knarzend groovigen C64-Elektro-Pop auf ganzer Linie. Vor<br />
allem „Whip“, „Plot“ sowie die erste Single „Wet Dreams“ sind<br />
nahezu perfekt für ausgelassene Partynächte. Mit Ashi (Captain<br />
Capa) auf dem 80s angehauchten „Flashgold“ an den Vocals,<br />
Bratze auf „Take Over“ und der Frittenbude als Edit-Meister bei<br />
„Friction“ geben sich auch drei Label-Kollegen die Ehre. Und<br />
so kicken die elf Tracks hier in guter alter bratziger Technomanier<br />
und laden zum Raumkapselraven ein!<br />
www.myspace.com/jurigagarin<br />
www.jurigagarin.net<br />
www.audiolith.net<br />
Johannes Honecker<br />
Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht<br />
Badensche Straße 33<br />
D-10715 Berlin<br />
TEL (030) - 86 20 17 87<br />
FAX (030) - 86 20 17 86<br />
e-mail: anwalt.honecker@t-online.de