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18<br />

news<br />

Gestrecktes Gras gefährdet seit fast fünf Jahren über vier<br />

Millionen Bürger/innen. Die Politik ignoriert das Problem<br />

trotz zahlreicher Hinweise. Aufgrund dessen werden<br />

Menschen, die mit Vergiftungserscheinungen einen Arzt aufsuchen,<br />

weder ernst genommen noch kompetent behandelt. Was<br />

sich vergangenes Jahr in einer Mittelhessischen Klinik ereignet<br />

hat wurde von der betroffenen Leserin dokumentiert<br />

und hat uns erst einmal die Sprache verschlagen:<br />

Von Sunflower 88<br />

Mitte Oktober 2009 erwarb ich von einem Kommilitonen<br />

Marihuana für den Eigenbedarf. Schnell stellte<br />

ich fest, dass mit diesem Gras etwas nicht stimmte.<br />

Hier eine Liste mit spezifischen Merkmalen des verunreinigten<br />

Marihuanas und meinen körperlichen, wie geistigen Nebenwirkungen:<br />

Eigenschaften des verunreinigten Marihuanas:<br />

• Scheinbar gute Qualität (Aussehen und Geruch)<br />

• Funken beim Abbrennen (Brennprozess zu schnell)<br />

• Rauch lässt vom Geruch her auf chemischen Zusatz schließen<br />

• Weißer hartnäckiger Schmierfilm an der Innenseite der<br />

(Glas)- Pfeife<br />

Pechschwarze, klebrige Asche anstatt grau und bröselig<br />

Nebenwirkungen:<br />

• Verwirrtheitszustände (Blackouts)<br />

• Magen-Darmbeschwerden; insbesondere Durchfall (ca. 3-4<br />

Tage)<br />

• Auffällige Schwellungen im Gesicht (wurde mehrmals angesprochen)<br />

• Extrem starke Schweißausbrüche (vor allem nachts)<br />

• Insgesamt ohne Übertreibung zwei Wochen angeschlagen<br />

gewesen<br />

Ich rief meine Hausärztin an, die aussagte, dass es sinnvoll<br />

sei, das Streckmittel zu ermitteln und zu benennen, um eine<br />

gezielte Behandlung vornehmen zu können. Also fischte ich<br />

aus meinem Mülleimer 2-3 Jointstummel, die noch genügend<br />

Gras enthielten, um eine Untersuchung vornehmen zu lassen.<br />

Ich setzte mich mit dem Chefredakteur des Berliner Hanf Journals<br />

in Verbindung, der mir riet, diese vergifteten Reste an eine<br />

bestimmte Apotheke zu schicken.<br />

Warnmeldung<br />

Wer wirklich wissen will, was drinne ist, rennt gegen<br />

Wände, Ärzte und längst überholte Vorurteile an<br />

Da sich meine Symptome verschlimmerten, fuhr ich in ein<br />

Krankenhaus, um mich gründlich untersuchen zu lassen.<br />

Dort wurde ich umgehend von dem behandelten Arzt in eine<br />

„Kifferschublade“ gesteckt, subtil beleidigt und verbal diskriminiert.<br />

Die Behandlung ließ sehr zu wünschen übrig, da mir<br />

dieser Arzt noch nicht mal in den Hals schaute, noch das Röntgen<br />

meiner Lunge vorschlug. Nach diesem Besuch im Krankenhaus<br />

war mir deutlich geworden, wie verpönt der Konsum<br />

von Marihuana in Deutschland zu sein scheint und dass ich<br />

dementsprechend zu einer Randgruppe gehöre.<br />

Nach drei Wochen hatte man in der Apotheke (k)ein Ergebnis<br />

feststellen können. Man sagte, es sei nichts zu finden. Daraufhin<br />

sagte ich aus, dass ich mir bezüglich einer chemischen<br />

Verunreinigung 100%ig sicher sei und dass ich mich so nicht<br />

abspeisen ließe. Des Weiteren wurde mir dort gesagt, dass die<br />

Kapazitäten dieser Apotheke nicht ausreichten, um eine umfassendere<br />

chemische Untersuchung vornehmen zu können. Ich<br />

bat die Apotheke um eine Rücksendung der Substanz, um diese<br />

dann von einem Giftinstitut untersuchen lassen zu können.<br />

Nun wurde mir von der Apotheke mitgeteilt, dass dies nicht<br />

möglich sei, da man auf diesem Wege gegen das Betäubungsmittelgesetz<br />

verstieße und somit die „Sache“ betreffend am<br />

#113<br />

Ende sei. Darüber war ich sehr verärgert und kündigte an, mich<br />

bezüglich dieser „Sache“ an weitere Institutionen zu wenden<br />

und ließ mir die Nummer des Krankenhauses geben, dem die<br />

Apotheke unterstellt ist. Am nächsten Tag kontaktierte mich die<br />

Apotheke schon morgens, um mir mitzuteilen, dass die Polizei<br />

bzw. das LKA NRW die vergiftete Substanz ausnahmsweise<br />

unter Einhaltung der Schweigepflicht untersuchen wolle.<br />

Wochen später meldete sich die Apotheke wieder bei<br />

mir und sagte aus, dass man in der Tat einen extrem gesundheitsgefährdeten<br />

chemischen Stoff gefunden habe<br />

und dass die Polizei eine Warnmeldung an die Presse<br />

herausgeben wolle, um die Bevölkerung zu schützen. Es<br />

handele sich hierbei um ein neues Streckmittel, welches<br />

bereits stellenweise in NRW aufgetaucht sei und dass zur stationären<br />

Krankenhausbehandlung vereinzelter Konsumenten<br />

geführt habe. Zudem sagte man, dass es noch nicht möglich sei,<br />

den giftigen Stoff konkret in der Öffentlichkeit zu benennen,<br />

da die Untersuchung erst von der übergeordneten Behörde<br />

abgesegnet werden müsse. Meine Besorgnis war groß und ich<br />

fragte, ob man schon was über eventuelle Folgeschäden wisse.<br />

Daraufhin erklärte man, dass die Betroffen sich wieder schnell<br />

erholt hätten und dass der Konsum dieses giftigen Stoffes laut<br />

LKA NRW keine Folgeschäden habe.<br />

Nun stellen sich mir zwei Fragen:<br />

• Ist das LKA NRW medizinisch so kompetent, diese Frage zu<br />

beantworten?<br />

• Steht die Aussage „keine Folgeschäden“ nicht im Widerspruch<br />

zu den Aussagen „extrem giftiger Stoff“ und „Warnmeldung“?<br />

Diese wichtigen Informationen das verunreinigte Marihuana<br />

betreffend wurden mir von der zuständigen Apotheke Mitte<br />

Dezember vermittelt und ich weiß bis heute nicht, was ich damals<br />

konkret geraucht habe. Eine Warnmeldung an die Bevölkerung<br />

wurde bis jetzt auch nicht herausgegeben.<br />

>>> Fortsetzung von Seite 1<br />

„Umdenk- statt...“<br />

Hanfverbands zwischen den Zeilen herauslesen kann. Einzig<br />

und allein aus München kam eine durchweg ablehnende Stellungnahme<br />

des dortigen Polizeipräsidenten Prof. Dr. Schmidbauer:<br />

„[...]So sind wir gegen jegliche Legalisierungsbestrebungen<br />

bei Cannabisprodukten. Beim Konsum im jugendlichen Alter<br />

oder bei einem intensiven Dauerkonsum drohen […] insbesondere<br />

Schädigungen des Gehirns[...].“<br />

Bayern 2010: Es gibt noch sehr viel zu tun.<br />

In Tschechien, Belgien, Österreich, den Niederlanden, Spanien,<br />

Portugal und in Kürze sogar in der Schweiz existieren Gesetze,<br />

die Hanfkonsumenten im Alltag wirklich entkriminalisieren<br />

und die auch für die Polizei anwendbar sind, damit sie<br />

sich um Wichtiges kümmern darf. Was unter rot/grün nur noch<br />

eine Frage der Zeit schien, ist unter schwarz/rot in so weite Ferne<br />

gerückt, dass entsprechende Modelle unter schwarz/gelb<br />

gar nicht mehr öffentlich diskutiert werden.<br />

Bei anderen Drogen ist ein Umdenken gar eine Frage auf Leben<br />

oder Tod: Tschechien betreibt in der Praxis schon seit geraumer<br />

Zeit eine liberale Drogenpolitik, das Gesetz zur Konsumenten-Entkriminalisierung<br />

Anfang des Jahres war lediglich<br />

eine Manifestation des Status Quo.<br />

2007 gab es in Tschechien 40 Drogentote bei 10 Millionen Einwohnern,<br />

beim Nachbarn Bayern gab es im gleichen Zeitraum<br />

231 Opfer bei 12,5 Millionen Einwohnern, Tendenz weiter steigend.<br />

Eine Langzeitstudie aus Zürich beweist den direkten Zusammenhang:<br />

Je größer die polizeiliche Repression desto mehr<br />

Drogentote. Erstmals untersuchte die Psychiatrische Universitätsklinik<br />

Zürich für den Zeitraum von 1975 bis 2007 den<br />

Zusammenhang zwischen Repression, Methadon- und Heroinbehandlungen<br />

und der Zahl der Drogentoten in der Schweiz.<br />

Übereinstimmend mit Forschungsergebnissen aus anderen<br />

europäischen Ländern konnten sie zeigen, dass die kontrollierte<br />

Abgabe die Zahl der Drogentoten auf ein Viertel zu senken<br />

vermochte.<br />

Die meisten CDU regierten Länder und Kommunen ziehen<br />

zur Zeit alle Register, um die Heroinabgabe für Schwerstabgabe<br />

hinauszuzögern, die eigentlich längst Gesetz ist. Wenigstens<br />

die FDP sollte den Mut haben, die wahren Hintergründe<br />

der fortschreitenden Kriminalisierung von Konsumenten zu<br />

hinterfragen und endlich eine bundeseinheitliche Regelung<br />

durchsetzen, die ihren liberalen Grundsätzen näher kommt als<br />

die fortwährende Kriminalisierung von Drogenkonsumenten.<br />

(siehe Seite zwei: Feuer auf Mechthild Dyckmans).<br />

Den gesamten Schriftwechsel des DHV mit den Polizeipräsidenten gibt es unter:<br />

www.hanfverband.de<br />

Die Studienergebnisse sind unter http://www.mediadesk.uzh.ch abrufbar

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