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als falsch, weil sie dazu geführt hat, dass sich<br />
die privaten Investoren nahezu vollständig aus<br />
<strong>de</strong>m Mietwohnungsbau zurückgezogen haben.<br />
Die Entscheidung ist also mit dafür verantwortlich,<br />
dass wir 2009 das niedrigste Neubauniveau<br />
nach <strong>de</strong>m Krieg erreichten. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite<br />
muss man sich bewusst sein, dass die Immobilienwirtschaft<br />
von Rahmenbedingungen abhängt,<br />
die im Moment günstig erscheinen, sich aber<br />
wie<strong>de</strong>r än<strong>de</strong>rn wer<strong>de</strong>n. Deshalb bleibt die Frage,<br />
wie sich Wohnraum für breitere Schichten <strong>de</strong>r<br />
Bevölkerung schaffen lässt, wie das über viele<br />
Jahre im geför<strong>de</strong>rten Wohnungsbau abgebil<strong>de</strong>t<br />
wor<strong>de</strong>n ist. In Nordrhein-Westfalen sind wir ja in<br />
<strong>de</strong>r vergleichsweise komfortablen Situation, dass<br />
„Wir müssen <strong>de</strong>r Politik in aller Schonungslosigkeit <strong>de</strong>utlich<br />
machen, dass es irgendwann reicht. Wer permanent<br />
die Ziele nach oben <strong>de</strong>finiert und auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite<br />
<strong>de</strong>n Leuten nicht sagt, wie das bezahlt wer<strong>de</strong>n soll, lan<strong>de</strong>t<br />
am En<strong>de</strong> im Abseits.”<br />
Alexan<strong>de</strong>r Rychter<br />
das Land nicht nur die Mittel, die <strong>de</strong>r Bund <strong>de</strong>n<br />
Län<strong>de</strong>rn nach <strong>de</strong>r Fö<strong>de</strong>ralismusreform zur Verfügung<br />
stellt, in diesen Bereich lenkt, son<strong>de</strong>rn im<br />
hohen Maße auch Lan<strong>de</strong>smittel dafür bereitstellt.<br />
Aber dieses Engagement fokussiert sich auf die<br />
nachfragestarken Märkte – und schon sind wir bei<br />
<strong>de</strong>r von Herrn Steinert angesprochenen Frage <strong>de</strong>r<br />
Gleichwertigkeit <strong>de</strong>r Lebensverhältnisse.<br />
Edgar Mathe: Herr Ortmanns, wenn Sie vor <strong>de</strong>m<br />
Hintergrund <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>nbremse sinngemäß sagen,<br />
wir sollen uns nicht so anstellen und schauen,<br />
die Kohle woan<strong>de</strong>rs zu besorgen, dann entgegne<br />
ich Ihnen Folgen<strong>de</strong>s: Wir in Augsburg haben unsere<br />
Erfahrungen mit Immobilienunternehmen<br />
gemacht, die Fonds auflegen und opportunistische<br />
Anlageformen suchen. Dabei haben wir festgestellt,<br />
dass kein<br />
Wohnungswirt,<br />
<strong>de</strong>r langfristig<br />
han<strong>de</strong>lt, das betriebswirtschaftliche<br />
Risiko einer<br />
Zusammenarbeit<br />
mit solchen Investoren<br />
eingehen<br />
kann. Zum Beispiel<br />
sind die Geschäftsbedingungen<br />
in<br />
Bezug auf Son<strong>de</strong>rkündigungsrechte so formuliert,<br />
dass man mit dieser Gruppe eigentlich keine Geschäfte<br />
machen kann. Sicher, wir brauchen die<br />
Privatinvestoren, aber<br />
dann muss sich nicht<br />
nur unsere Grundhaltung,<br />
unsere Risikobereitschaft<br />
än<strong>de</strong>rn,<br />
son<strong>de</strong>rn auch die Ethik<br />
dieser Kapitalmassen.<br />
Die müssen weg vom Geldhan<strong>de</strong>l – etwas an<strong>de</strong>res<br />
tun sie ja nicht – und hin zur verantwortungsbewussten<br />
Investition. Solange das nicht <strong>de</strong>r Fall ist,<br />
sehe ich mittelfristig nicht einmal <strong>de</strong>n Ansatz einer<br />
Möglichkeit, die fehlen<strong>de</strong>n öffentlichen Mittel<br />
durch private Mittel zu ersetzen. Ich bin übrigens<br />
in keiner kommunistischen Partei.<br />
Michael Sachs: So richtig ich <strong>de</strong>n Ansatz von<br />
Herrn Ortmanns fin<strong>de</strong>, eine Art finanzpolitische<br />
Diskussion zu führen, so <strong>de</strong>utlich muss ich als<br />
kommunaler Akteur darauf hinweisen, dass ich<br />
akzeptieren muss, was im Moment Mainstream<br />
ist. Mainstream ist, dass die Verschuldung <strong>de</strong>r<br />
öffentlichen Haushalte die Finanzkrise ausgelöst<br />
hat. Und die Reaktion <strong>de</strong>r Politik darauf ist, zu<br />
sparen. Was be<strong>de</strong>utet das für Hamburg? In unserer<br />
Stadt haben wir einerseits die höchsten Einkommen<br />
in ganz Deutschland, an<strong>de</strong>rerseits aber auch<br />
viele arme Menschen. Die Entwicklung auf <strong>de</strong>m<br />
Wohnungsmarkt führt nun dazu, dass viele Menschen<br />
<strong>de</strong>mnächst nicht mehr in <strong>de</strong>r Stadt wer<strong>de</strong>n<br />
wohnen können. Wer das politisch verhin<strong>de</strong>rn will,<br />
muss Geld in die Hand nehmen und <strong>de</strong>n Bau von<br />
Wohnungen öffentlich för<strong>de</strong>rn.<br />
Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite überträgt die Stadt viele<br />
Lasten, die sie bisher selbst getragen hat, auf die<br />
Bauherren. Das betrifft beispielsweise die Erschließung<br />
und die Schaffung öffentlicher Parkanlagen.<br />
Das aber hat zur Folge, dass <strong>de</strong>r Bauherr<br />
keinen günstigen Wohnraum schaffen kann, weil<br />
er ja diese Lasten irgendwie finanzieren muss. Wir<br />
befin<strong>de</strong>n uns also im Grun<strong>de</strong> in <strong>de</strong>rselben Situation<br />
wie <strong>de</strong>r Hamster im Drehrad. Wir können machen,<br />
was wir wollen – entwe<strong>de</strong>r verschul<strong>de</strong>n wir uns<br />
weiter o<strong>de</strong>r wir belasten <strong>de</strong>n Investor noch stärker<br />
und treiben damit die Mieten nach oben. Um dieses<br />
Dilemma einigermaßen in Grenzen zu halten,<br />
braucht es auf lokaler Ebene ein Zusammenwirken<br />
<strong>de</strong>r Akteure.<br />
Thomas Ortmanns: Herr Rychter hat darauf<br />
hingewiesen, dass sich die für die Immobilienwirtschaft<br />
günstigen Rahmenbedingungen<br />
9 | 2013<br />
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