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Falk Gastro-Kolleg Darm - Dr. Falk Pharma GmbH

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<strong>Falk</strong><br />

<strong>Gastro</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />

<strong>Darm</strong><br />

Enddarmerkrankungen<br />

Zusammenfassung<br />

Für den Patienten ist die Proktologie ein Thema, das er ungern seinem Arzt gegenüber<br />

verbalisiert. Für den Arzt ist es ein Thema, das er gerne hintenanstellt. Selbst an großen<br />

renommierten Kliniken führt die Proktologie häufig nur ein Schattendasein und wird im<br />

Rahmen der Ausbildung (<strong>Gastro</strong>enterologie, Allgemeinchirurgie, Allgemeinmedizin,<br />

Dermatologie) nur wenig vermittelt. Dadurch kann vielen Patienten von ihren Ärzten nur<br />

geringe Hilfestellung gegeben werden. Dieser Beitrag widmet sich der Analfissur, dem<br />

Hämorrhoidalleiden, der Analfistel und der Stuhlinkontinenz. Themen, die sowohl für den<br />

klinisch tätigen als auch für den Arzt in der Praxis eine hohe Relevanz besitzen. Für alle<br />

genannten Bereiche haben sich während der letzten 10 Jahre neue konservative und<br />

operative Therapiemöglichkeiten etabliert.<br />

Selbst ein so banales Volksleiden wie das Hämorrhoidalleiden wird differenziert mit<br />

verschiedenen schonenden Methoden therapiert. Die Analfissur ist nicht nur chirurgisch<br />

behandelbar. Neue konservative Methoden wie die Nitroglycerinsalbe und das Botulinumtoxin<br />

haben das Therapiespektrum erweitert.<br />

PD <strong>Dr</strong>. A.J. Kroesen<br />

Abteilung für Allgemein- und<br />

Viszeralchirurgie<br />

Krankenhaus Porz am Rhein<br />

Urbacher Weg 19<br />

51149 Köln<br />

Schlüsselwörter<br />

Analfissur | Inkontinenz | Hämorrhoiden | Abszess<br />

Fragebeantwortung unter<br />

www.falkfoundation.de<br />

<strong>Falk</strong> <strong>Gastro</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />

Titelbild: Endosonografie – Analkanal; transsphinktäre Analfistel 7°° SSC


Enddarmerkrankungen<br />

Einleitung<br />

Enddarmerkrankungen gehören zum viszeralmedizinischen Alltag. Dennoch werden<br />

sie in der klinischen Ausbildung, vor allem an Universitätskliniken häufig stiefmütterlich<br />

behandelt. Daher ist eine detaillierte Kenntnis unabdingbar und sollte zum Spektrum<br />

der Viszeralchirurgie und <strong>Gastro</strong>enterologie gehören.<br />

Analfissur<br />

Definition<br />

Man unterscheidet zwischen der primären und sekundären Analfissur. Die primäre<br />

Analfissur differenziert zwischen der akuten – auch rezidivierenden – und der chronischen<br />

Fissur.<br />

Die akute Analfissur ist ein schmerzhafter, frischer, wetzsteinförmiger Defekt mit<br />

glatten Wundrändern im Analkanal. Die Lokalisation befindet sich zwischen Linea<br />

dentata und Analrand.<br />

In ca. 90–99% der Fälle findet sie sich im Bereich der hinteren Kommissur; zweithäufigste<br />

Lokalisation ist die vordere Kommissur mit 1% für Männer und 10% für<br />

Frauen.<br />

Die chronische Analfissur imponiert als ein längliches, schmierig belegtes Ulkus, auf<br />

dessen Grund häufig die quer verlaufenden Fasern des M. sphincter ani internus sichtbar<br />

sind. Im Verlauf können sich sekundäre Veränderungen entwickeln: hypertrophe<br />

Analpapille (histol. Fibrom) am proximalen Fissurrand in Höhe der Linea dentata, Vorpostenfalte<br />

(sekundäre Mariske, Wachposten) am distalen Fissurende, narbig aufgeworfene<br />

Ränder (kallös, unterminiert), freiliegende und evtl. fibrosierte Internusfasern.<br />

Die Definition der chronischen Analfissur ist nicht einheitlich. Einige Autoren definieren<br />

sie nach dem zeitlichen Bestehen (länger als 6, 8 oder 12 Wochen), andere nach<br />

morphologischen Kriterien.<br />

P Akute Analfissur: schmerzhafter<br />

frischer Defekt mit glatten<br />

Wundrändern im Analkanal<br />

P Chronische Analfissur: längliches,<br />

schmierig belegtes Ulkus<br />

Epidemiologie<br />

Die Analfissur kommt bei beiden Geschlechtern gleichmäßig verteilt und in jedem<br />

Lebensalter vor, mit einem Häufigkeitsgipfel zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr.<br />

Genaue Zahlen zur Inzidenz liegen nicht vor.<br />

Ätiopathogenese<br />

Zur Entstehungsursache der Analfissur bestehen 5 gängige Theorien:<br />

1. Mechanische Faktoren<br />

Die übermäßige Dehnung des Analkanals durch die Passage harter Faeces scheint<br />

eine häufige Ursache zu sein. Begünstigend kommt eine verminderte Elastizität des<br />

Analkanals oder eine vermehrte Vulnerabilität des Anoderms hinzu.<br />

P Mechanische, infektiöse, vaskuläre<br />

und muskuläre Faktoren und<br />

der M. Crohn können zur Genese<br />

der Analfissur beitragen<br />

2. Infektiöse Faktoren<br />

Eine Kryptitis mit submuköser Fistel zum Analkanal kann ein Fissur-Ulkus zur Folge<br />

haben. Die überwiegend dorsale Lokalisation der Krypten erklärt die hintere Kommissur<br />

als Prädilektionsstelle.<br />

3. Vaskuläre Faktoren<br />

Post-mortem-Angiografien haben gezeigt, dass im posterioren Analkanal bei einem<br />

Teil der Bevölkerung eine relative Ischämie besteht. Dieser Aspekt erklärt zusätzlich<br />

die hintere Kommissur als Prädilektionsstelle der Analfissur.


4. Neuromuskuläre Faktoren<br />

Ein primärer Sphinkterhypertonus kann zu einer funktionellen Analstenose mit<br />

mangelnder/reduzierter Elastizität des Afters und den oben beschriebenen Folgen<br />

führen. Allerdings könnte der erhöhte Analsphinktertonus eine Folge der vermehrten<br />

Schmerzhaftigkeit im Analkanal sein.<br />

5. Morbus Crohn<br />

Der anorektale M. Crohn kann ebenfalls mit einer Analfissur einhergehen. Allerdings<br />

ist hier die Ätiopathogenese vollkommen losgelöst von der klassischen Analfissur zu<br />

sehen, und die M. Crohn-Fissur darf unter keinen Umständen nach den gleichen<br />

Therapieprinzipien wie die idiopathische Analfissur behandelt werden, da z. B. aus<br />

einer Fissurektomie leicht ein nicht mehr abheilendes Ulkus entstehen kann. (Abb. 1)<br />

Abb. 1<br />

Ausgeprägte Analfissuren<br />

beim Morbus Crohn –<br />

Cave: keine chirurgische<br />

Intervention!<br />

Klassische Symptomatik<br />

Die Symptomatik der Fissur ist im Wesentlichen durch einen defäkationsabhängigen<br />

Schmerz oder eine Blutung gekennzeichnet. Der Schmerz kann stechend, brennend,<br />

dumpf oder drückend sein und sowohl während als auch nach der Defäkation auftreten<br />

und in die Umgebung ausstrahlen. Zusätzliche Symptome können sein:<br />

Pruritus und Nässen.<br />

Als Komplikationen der Erkrankung kann eine Kryptitis mit Analabszess oder Fistelbildung<br />

entstehen.<br />

Diagnostik<br />

Die Analfissur kann nach Spreizung der Nates, evtl. bei gleichzeitigem Pressen, mittels<br />

Inspektion und Palpation diagnostiziert werden. Spekulumeinstellung und Sondierung<br />

mit der Hakensonde sind zum Ausschluss einer Fistel hilfreich, gerade aber bei<br />

der frischen akuten Analfissur dem Patienten nicht zumutbar. Im Zweifel, vor allem<br />

zum Ausschluss eines Abszesses sollte eine Narkoseuntersuchung vorgenommen<br />

werden. Differenzialdiagnostisch sollten neben den sekundären Analfissuren die Kryptitis,<br />

der Analabszess und die Fistel ausgeschlossen werden.<br />

Therapie<br />

Die Behandlung der akuten Analfissur ist zunächst konservativ. Als allgemeine Basistherapie<br />

erfolgt eine Stuhlregulierung mittels Ballaststoffen oder Lactulose zur<br />

Erreichung eines geformten Stuhls und somit einer physiologischen Dehnung des<br />

Analkanals.<br />

P Eine akute Analfissur wird zunächst<br />

konservativ behandelt, vor allem beim<br />

M. Crohn: Ballaststoffe, topische Nitrate,<br />

eventuell Botulinumtoxin


Die topische Applikation von Nitraten oder Kalziumantagonisten kann den reaktiven<br />

Sphinkterhypertonus lösen und die Heilung durch eine Steigerung der Durchblutung<br />

fördern. Der unkritische Einsatz von Laxanzien ist nicht sinnvoll. Nitrate (0,25%ige<br />

ISDN-Salbe) haben hier die besten Therapieerfolge. Alternativ können auch Kalziumantagonisten<br />

oder Botulinumtoxin eingesetzt werden.<br />

Die chronische Analfissur stellt hingegen eine größere therapeutische Herausforderung<br />

dar. Auch hier steht zunächst eine den Analsphinktertonus senkende Medikation<br />

im Vordergrund: topisches Nitroglycerin (Glyceroltrinitrat), Isosorbiddinitrat, Nifedipin,<br />

Diltiazem und zur lokalen Injektion Botulinumtoxin.<br />

Da chronische Analfissuren in der Regel eine schlechtere Abheilungstendenz als akute<br />

Fissuren haben, sollte nur ein Therapiezyklus von jeweils 2 Wochen erfolgen und bei<br />

Versagen gleich ein operatives Verfahren zum Einsatz kommen (Abb. 2).<br />

P Chronische Analfissur: Senkung des<br />

Analsphinktertonus, z. B. durch<br />

topisches Nitroglycerin, Botulinumtoxin<br />

Akute/Chronische Analfissur<br />

Abb. 2<br />

Nitrate/Kalziumantagonisten<br />

Akute Fissur<br />

Chronische Fissur<br />

Botulinumtoxin<br />

Fissurektomie<br />

Algorithmus Analfissur<br />

Operative Therapie<br />

Die heutzutage gebräuchlichen Therapien sind:<br />

1. Die Fissurektomie nach Gabriel<br />

Mit dieser Technik wird das vernarbte Fissurgewebe flach exzidiert. Es werden nur die<br />

Fasern des M. sphincter ani internus entfernt, die fibrosiert sind. Auf eine Sphinkterotomie<br />

wird verzichtet. Ein wesentlicher Bestandteil der operativen Therapie ist die Entfernung<br />

der hypertrophen Analpapille. Marisken (Vorpostenfalten) werden abgetragen,<br />

da diese sich in den Wundgrund hineinlegen und die Abheilung behindern<br />

können. Beteiligte Krypten und Fisteln werden im Fissurgrund gespalten.<br />

Die Rezidivquote bei dieser Technik ist niedrig. Sie beträgt ca. 2–3%.<br />

P Mehrere operative Verfahren zur<br />

Therapie der Analfissur sind etabliert<br />

2. Die laterale offene (Parks) und die laterale geschlossene (Notaras) subkutane<br />

Sphinkterotomie<br />

Beide Verfahren sollen durch die Sphinkteromyotomie eine Senkung des Analsphinkterdrucks<br />

bewirken.<br />

Beide Techniken werden im angloamerikanischen Raum breit angewandt. Die offene<br />

und geschlossene Sphinkterotomie sind gleich effektiv (Nelson). Hasse et al. ermittelten<br />

in einem Kollektiv von 209 Patienten, die im Zeitraum von 1986–1997 sphinkterotomiert<br />

(nach Parks) und nach 67–183 Monaten nachuntersucht worden waren,<br />

eine Heilungsrate von 94,7% und eine Inkontinenzquote von 21% (Stadium II/III nach<br />

Parks). Daher wird die laterale Sphinkterotomie als operative Therapie der Analfissur in<br />

Deutschland sehr kritisch bewertet.<br />

3. Posteriore Sphinkteromyotomie nach Eisenhammer<br />

Bei dieser Technik erfolgt nach Exzision der Fissur eine komplette Sphinkterotomie im<br />

Wundgrund bis zur Linea dentata. Wegen der daraus resultierenden Schwächung des<br />

M. sphincter ani internus und wegen der Schlüssellochdeformität ist diese Operation<br />

nicht zu empfehlen und heutzutage obsolet.


4. Analdilatation:<br />

Dieses Verfahren gilt heute als obsolet, da die Dilatation nicht dosierbar ist. Folge ist<br />

eine hohe Inkontinenzrate aufgrund irreparabler Sphinkterzerreißungen.<br />

Hämorrhoiden<br />

Definition<br />

Der Plexus haemorrhoidalis ist ein zirkulär in der Submukosa des distalen Rektums bis<br />

unmittelbar oberhalb der Linea dentata breitbasig aufsitzendes, feingeflechtiges<br />

Gefäßpolster. Er ist ein wichtiger Bestandteil des analen Kontinenzorgans und für die<br />

Feinabdichtung des Verdauungstrakts verantwortlich. Bei einer Vergrößerung spricht<br />

man von Hämorrhoiden. Im Fall von Beschwerden, bezeichnet man dies als Hämorrhoidalleiden.<br />

Klassifikation<br />

Die Hämorrhoidenvergrößerung wird entsprechend ihrer Größe und des Prolapsgrads<br />

vor den Analkanal eingeteilt. Am häufigsten wird die Einteilung nach Goligher in<br />

4 Grade verwendet:<br />

P Hämorrhoiden werden nach<br />

4 Graden eingeteilt<br />

I° nur proktoskopisch sichtbar vergrößerter Plexus haemorrhoidalis superior<br />

II° Prolaps bei der Defäkation – retrahiert sich spontan<br />

III° Prolaps bei der Defäkation – retrahiert sich nicht spontan, nur manuell reponibel<br />

IV° Prolaps permanent fixiert – irreponibel<br />

Epidemiologie<br />

Zuverlässige epidemiologische Studien zur Prävalenz der Hämorrhoiden liegen nicht<br />

vor.<br />

Ätiopathogenese<br />

Die Ätiologie ist im Wesentlichen genauso hypothetisch wie bei der Analfissur. Begünstigende<br />

Faktoren sind: falsches Ernährungs- und Defäkationsverhalten, anorektale<br />

Funktionsstörungen, familiäre Disposition und intraabdominelle <strong>Dr</strong>ucksteigerung<br />

unterschiedlicher Genese.<br />

Symptome<br />

Das führende Symptom ist die transanale schmerzlose Blutung. Sie kann einmalig,<br />

rezidivierend oder kontinuierlich über einen längeren Zeitraum auftreten. Durch<br />

Störung der Feinkontinenz kann es zu einer schleimigen und fäkulenten Sekretion<br />

kommen, was zu Irritationen der perianalen Haut mit Pruritus, Brennen und Nässen<br />

führt. Symptome des fortgeschrittenen Hämorrhoidalleidens sind ein <strong>Dr</strong>uck- oder<br />

Fremdkörpergefühl und u. U. Schmerzen infolge Inkarzeration und/oder Thrombosierung<br />

des Prolaps. Die Größe der Hämorrhoiden korreliert nicht mit den Beschwerden.<br />

Diagnostik – Sind alle perianalen Knoten Hämorrhoiden?<br />

Das Laienverständnis und auch viele Ärzte machen aus einem breiten Bild von perianalen<br />

Veränderungen immer Hämorrhoiden. Neben der Anamnese sind immer<br />

Inspektion, Palpation, Proktoskopie und Rektoskopie erforderlich. Als sehr wichtiger<br />

Aspekt ist anzumerken, dass Hämorrhoiden in der Regel nicht tastbar sind. Differenzialdiagnostisch<br />

infrage kommen: Marisken, Analthrombosen, Anal- bzw. Anodermpro­<br />

P Nicht alle perianalen Knoten sind<br />

Hämorrhoiden.<br />

Hämorrhoiden sind in der Regel nicht<br />

tastbar.


laps, Analfissur, Analfibrome, Anal- und Rektumkarzinom, Rektumpolypen, rektale<br />

Varizen, kavernöse Hämangiome und Angiodysplasien. Bei jeder peranalen Blutung<br />

ist auch bei diagnostiziertem Hämorrhoidalleiden immer eine komplette Koloskopie<br />

zum Ausschluss eines Rektumkarzinoms zwingend notwendig.<br />

Therapie<br />

Nur symptomatische Hämorrhoiden bedürfen einer Therapie. Der alleinige Nachweis<br />

eines vergrößerten Hämorrhoidalplexus ist keine Therapieindikation!<br />

Konservative Therapie<br />

Basistherapie ist die Optimierung der Ernährungsgewohnheiten und des Defäkationsverhaltens.<br />

In einer Metaanalyse (Alonso-Coello et al.) von 7 randomisierten kontrollierten<br />

Studien konnte gezeigt werden, dass eine ballaststoffreiche Ernährung bei der<br />

Behandlung symptomatischer Hämorrhoiden eine positive Wirkung hat.<br />

Für die medikamentöse Therapie stehen die Hämorrhoidenmittel zur Verfügung. Als<br />

Lokaltherapeutika kommen eine Vielzahl von Salben, Cremes und Suppositorien zur<br />

Anwendung. Wirkstoffe, die von der WHO als „essential drugs“ zur Therapie des Hämorrhoidalleidens<br />

bezeichnet werden, sind entweder Lokalanästhetika (z. B. Lidocain),<br />

Adstringentia (z. B. Policresulen) oder Antiphlogistika (z. B. Kortikosteroide). Die medikamentöse<br />

Therapie ist keine kausale, sondern lediglich eine symptomatische bzw.<br />

adjuvante Therapie zur Linderung akuter Beschwerden. Dabei haben sich auch Mesalazin-Suppositorien<br />

als wirksam erwiesen.<br />

P Eine ballaststoffreiche Ernährung,<br />

Lokalanästhetika, Adstringenzien,<br />

Antiphlogistika (Kortikosteroide,<br />

Mesalazin) gehören zur konservativen<br />

Therapie der Hämorrhoiden<br />

Eingeschränkt invasive Verfahren<br />

Sklerosierung<br />

Die intrahämorrhoidale Sklerosierung (Injektions- oder Verödungstherapie), 1936 von<br />

Blond und Hoff erstbeschrieben, wird vor allem beim Hämorrhoidalleiden I. und<br />

II. Grades eingesetzt. Die Komplikationsrate ist gering (< 1%), die Rezidivquote nach<br />

3 Jahren mit 68% jedoch hoch. Als Mittel der Wahl gelten Polidocanol-Lösungen<br />

(= Aethoxysklerol® 3%- und 4%ig).<br />

Die Sklerosierungsverfahren sollten jedoch maximal bis zu einem zweitgradigen<br />

Hämorrhoidalleiden angewandt werden. Am besten ist dieses Verfahren für symptomatische<br />

erstgradige Hämorrhoiden geeignet, die sich nicht mit einer Gummibandligatur<br />

versorgen lassen.<br />

P Sklerosierung, Gummibandligatur<br />

und Doppler-gesteuerte Hämorrhoidalarterienligatur<br />

sind eingeschränkt<br />

invasive Verfahren<br />

Gummibandligatur<br />

Die Gummibandligatur (nach Barron, 1963) eignet sich zur Behandlung des Hämorrhoidalleidens<br />

II. und III. Grades. In einer systematischen Review wurde die Ligatur mit<br />

der konventionellen Hämorrhoidektomie verglichen (Shammugam et al.). Die Autoren<br />

raten bei einem Hämorrhoidalleiden II. Grades wegen der geringen Nebenwirkungen<br />

und Komplikationen zur Ligatur.<br />

Doppler-gesteuerte Hämorrhoidalarterienligatur<br />

Die Doppler-gesteuerte Hämorrhoidalarterienligatur unterbindet proximal des Hämorrhoidalplexus<br />

die zuführenden Äste der Aa. rectalis superior. Nach ersten Studien<br />

liegt die Rezidivrate um 5% nach maximal 5 Jahren. Die Anschaffung des Geräts ist<br />

jedoch sehr teuer, welches den Wert des Verfahrens, vor allem in Anbetracht dessen,<br />

dass das Hauptkonkurrenzverfahren die wesentlich billigere Gummibandligatur darstellt,<br />

mindert.


Operative Therapie<br />

Die operative Therapie ist bei konservativ nicht erfolgreich zu behandelnden bzw.<br />

persistierenden Beschwerden indiziert. Das Ziel der operativen Behandung ist die<br />

Wiederherstellung normaler anatomischer Verhältnisse und keinesfalls die komplette<br />

Entfernung des vergrößerten Hämorrhoidalplexus.<br />

Kontraindikationen: Als Kontraindikationen der Hämorrhoidektomie gelten entzündliche<br />

Analerkrankungen wie Abszess, Fistel oder Gangrän. Hier ist vorrangig die Behandlung<br />

des entzündlichen Geschehens erforderlich; das Hämorrhoidalleiden wird<br />

zu einem späteren Zeitpunkt saniert. Akute Komplikationen des Hämorrhoidalleidens<br />

wie Thrombose, Inkarzeration und durch sie bedingter irreponibler Prolaps sollten primär<br />

analgetisch und antiphlogistisch therapiert werden. Je nach Verlauf kann eine<br />

spätere Operation erforderlich werden.<br />

Insbesondere ein Hämorrhoidalleiden während einer Schwangerschaft sollte nur<br />

konservativ durch lokal abschwellende Maßnahmen behandelt werden, da sich das<br />

Hämorrhoidalleiden nach der Entbindung in der Regel sehr gut zurückbildet.<br />

Operationsverfahren<br />

Klassische Hämorrhoidektomie<br />

Bei den klassischen Hämorrhoidektomieverfahren (Milligan-Morgan, Parks, Fansler-<br />

Arnold, Ferguson) besteht das Prinzip darin, je nach Ausprägung des Hämorrhoidalleidens<br />

den Hämorrhoidenplexus zu resezieren bzw. zu verkleinern unter Mitnahme<br />

des zuführenden Gefäßes. Je nach Technik wird das Anoderm geschont/belassen. Für<br />

alle Techniken gilt, dass die Rezidivraten unter 3% liegen. Der Nachteil dieser Verfahren<br />

ist eine erhöhte postoperative Schmerzhaftigkeit und die etwas längere Abheilungsdauer.<br />

P Hämorrhoidektomie bei<br />

Hämorrhoiden Grad III und IV<br />

Stapler-OP nach Longo<br />

Im Vergleich zur konventionellen Hämorrhoidektomie hat die Methode laut 6 systematischen<br />

Reviews folgende Vorteile: kürzere OP-Dauer, kürzerer Krankenhausaufenthalt,<br />

kürzere Rekonvaleszenz und Arbeitsunfähigkeit, geringere postoperative Schmerzen<br />

und höhere Patientenzufriedenheit. Hinsichtlich der Komplikationen gab es keine<br />

signifikanten Unterschiede; jedoch waren die Spätergebnisse nach konventioneller<br />

Hämorrhoidektomie signifikant besser in Bezug auf einen Rezidivprolaps, jedoch nicht<br />

signifikant erhöht bei der Reoperationsrate (Abb. 3).<br />

Hämorrhoiden I–III° ⇒ Gummibandligatur<br />

Abb. 3<br />

Hämorrhoiden III/IV° ⇒ Hämorrhoidektomie<br />

+ ausgeprägter Mukosaprolaps ⇒ ggf. Staplerhämorrhoidektomie<br />

Algorithmus Hämorrhoidalleiden<br />

Perianalvenenthrombose<br />

Definition<br />

Bei der Perianalvenenthrombose handelt es sich um ein akutes, spontan auftretendes<br />

Blutgerinnsel in den subkutan oder subanodermal verlaufenden Venen der äußeren<br />

Analregion.


Ätiologie<br />

Die genaue Ursache ist auch hier nicht geklärt. Harter, aber auch durchfallartiger Stuhl,<br />

Sitzen auf kalten Unterlagen, anstrengende körperliche Tätigkeiten, Rad fahren, Bodybuilding,<br />

Joggen, hormonelle Einflüsse usw. werden als Ursachen diskutiert.<br />

Symptomatik<br />

Die Patienten klagen über schmerzhafte, blau-livide, teils blutende bis pflaumengroße<br />

Knoten am Analrand.<br />

Die Diagnose wir durch die klinische Inspektion gestellt. Es ist darauf zu achten, dass<br />

Perianalvenenthrombosen an der Anokutanlinie liegen und sich durch diese topografische<br />

Gegebenheit von der Hämorrhoidalthrombose unterscheiden.<br />

P Akute Perianalvenenthrombose:<br />

Eröffnung in Lokalanästhesie.<br />

Ältere, wenig symptomatische Knoten<br />

können konservativ behandelt werden.<br />

Therapie<br />

Bei akuten Knoten wird die Thrombose durch eine breite Eröffnung der darüberliegenden<br />

Haut in Lokalanästhesie entfernt. Danach folgt eine sekundäre Wundheilung<br />

mit Betaisodona-Sitzbädern. Bei älteren, wenig symptomatischen Knoten erfolgt eine<br />

konservative Therapie mit antiphlogistischen Salben (Voltaren-Gel und Sitzbädern mit<br />

Betaisodona). Hierunter kommt es zur Resorption des Knotens und zur Beseitigung<br />

der Beschwerden innerhalb von 2–3 Wochen.<br />

Analfisteln/Perianalabszess<br />

Definition<br />

Analfisteln sind Gänge, die von den kryptoglandulären <strong>Dr</strong>üsen im Intersphinktärraum<br />

ausgehen und blind enden oder sich entsprechend der unten angegebenen Klassifikation<br />

einen Weg nach außen und in den Analkanal bahnen.<br />

Klassifikation<br />

1. Intersphinktäre Analfisteln (die Gänge verlaufen zwischen dem inneren und äußeren<br />

Schließmuskel),<br />

2. transsphinktäre Analfisteln (die Gänge durchqueren beide Schließmuskelanteile),<br />

3. suprasphinktäre Analfisteln (die Gänge verlaufen zwischen Schließmuskel und<br />

Beckenbodenmuskel),<br />

4. extrasphinktäre Analfisteln (die Gänge verlaufen außerhalb der Schließmuskeln und<br />

haben ihren Ursprung nur ausnahmsweise in einer Proktodealdrüse).<br />

Analfisteln der Ausbreitung 1 und 2 machen ca. 80% des Patientenguts aus.<br />

Diagnostik<br />

Die Diagnostik erfolgt in erster Linie klinisch und durch eine digitale Untersuchung,<br />

idealerweise in Narkose.<br />

Die anale Endosonografie und die Kernspintomografie sind ideale Methoden, um den<br />

genauen Verlauf der Fisteln in Relation zum Analsphinkter darzustellen. Konventionelle<br />

radiologische Fisteldarstellungen erbringen keine chirurgisch verwertbaren Zusatzinformationen<br />

und gelten daher heutzutage als obsolet.<br />

P Anale Endosonografie und<br />

Kernspintomografie erlauben eine<br />

Klassifizierung von Analfisteln


Therapie<br />

Die Therapie des Abszesses und des Fistelleidens ist regelhaft eine operative, wobei je<br />

nach Erscheinungsform und Krankheitsstadium eine mehr oder weniger dringliche<br />

OP-Indikation gegeben ist. Der Abszess muss unverzüglich nach Diagnosestellung<br />

freigelegt werden, um eine Ausbreitung der Entzündung mit einem in der Folge sogar<br />

septischen Verlauf zu vermeiden. Die oftmals ambulant begonnene Antibiotikatherapie<br />

ist strikt abzulehnen. Eine notfallmäßige Entlastung durch Punktion und sparsame<br />

Inzision kann die Zeit bis zum Beginn der definitiven operativen Therapie erleichtern.<br />

Sie ersetzt aber nicht eine adäquate, d. h. ausreichend weite chirurgische Eröffnung.<br />

In der definitiven chirurgischen Therapie der Fisteln konkurrieren unterschiedliche<br />

Verfahren. Im Wesentlichen sind hier 3 zu nennen:<br />

1. die Fistulotomie (Fistelspaltung),<br />

2. die Fistelexzision mit ggf. plastischem Verschluss des inneren Fistelostiums,<br />

3. die temporäre Fadendrainage.<br />

P Perianalabszesse müssen rasch<br />

drainiert/operiert werden<br />

P Mehrere OP-Verfahren bei Fisteln<br />

Die Fistulotomie gilt als Standardverfahren für submuköse Fisteln. Hierbei wird das<br />

Fisteldach mitsamt Subkutangewebe und Haut mit dem Messer durchtrennt, die Fistel<br />

wird „gespalten“. Wichtig ist die Kürettage des Fistelbodens, um alles entzündliche<br />

Material der Proktodealdrüse zu entfernen.<br />

Die Fistelexzision mit gleichzeitigem plastischem Verschluss des inneren Fistelostiums<br />

stellt eine zusätzliche, häufige Operationsmethode dar. Sie ist atypisch verlaufenden<br />

Fisteln mit hohem sphinkterdurchbohrendem Gang vorbehalten. Hier wird durch<br />

einen plastischen Verschluss des inneren Fistelostiums bei gleichzeitiger Exzision des<br />

extra- und transsphinktärischen Anteils der Fistel die Durchtrennung einer größeren<br />

Muskelportion mit anschließender Stuhlinkontinenz vermieden. Die Rezidivrate beträgt<br />

jedoch ca. 20%.<br />

Die temporäre Fadendrainage einer Fistel hat ebenfalls große klinische Bedeutung. Sie<br />

verfolgt ein völlig anderes Prinzip als die früher häufig geübte Vorgehensweise der<br />

„Fadenbehandlung der Fistel nach Hippokrates“. Während dabei eine langsame Durchtrennung<br />

der Muskulatur angestrebt wurde, die „wie der <strong>Dr</strong>aht den Eisblock“ die<br />

Muskulatur ohne kontinenzschwächende Narbe durchschneiden sollte, wird bei der<br />

Fadendrainage eine Schlinge locker in die Fistel eingelegt. Dieser Faden wirkt als<br />

Docht und ist in der Lage das Fistelsystem so zu drainieren, dass mit zunehmender<br />

Abheilung der Abszesswunde kein neuerlicher Sekretstau auftritt. Durch die Fadendrainage<br />

können Nebengänge der Fistel ausreichend abdrainiert werden, sodass sie<br />

u. U. sogar verkleben, und das Fistelsystem auf einen Hauptgang reduziert werden<br />

kann. Diese temporäre Fadendrainage der Fistel hat einen besonderen Platz in der<br />

Behandlung hoher Fisteln als Vorbereitung auf eine Exzision mit plastischem Verschluss<br />

und bei Analfisteln des Morbus Crohn.<br />

P Fadendrainage von Fisteln<br />

bei M. Crohn<br />

Die Nachbehandlung einer Fisteloperation entspricht der üblichen Nachbehandlung<br />

septischer analer Operationen. Hier sollte eine flache und ausreichend breit eröffnete<br />

Wunde entstehen, die postoperativ die Applikation von Tamponaden überflüssig<br />

macht. Die Behandlung mit Sitz- oder Duschbädern und der Vorlage von Salbenkompressen<br />

mit antiseptischen Zubereitungen fördert die sekundäre Wundheilung.<br />

Postoperativ ist es ferner wichtig, dass die Wundhöhle und der Analkanal regelmäßig<br />

ausgetastet werden, um einem vorzeitigen Verkleben der Wundränder entgegenzuwirken.<br />

Diese digitale Austastung sollte zumindest in der ersten Woche postoperativ<br />

täglich erfolgen. Eine zusätzliche Antibiotikagabe ist nicht notwendig.<br />

Stuhlinkontinenz<br />

Stuhlinkontinenz ist mit 4 Millionen Betroffenen ein häufiges Problem. Die Scham<br />

vieler Patienten, aber auch das Unvermögen vieler Ärzte bewirken eine hohe Dunkelziffer,<br />

obwohl es heutzutage für viele verschiedene Ursachen der Inkontinenz effektive<br />

Therapieformen gibt, um die Inkontinenzerscheinungen deutlich zu mindern bzw.<br />

auch zu heilen.<br />

P Stuhlinkontinenz ist ein häufiges<br />

Problem


Klassifikation<br />

Man unterscheidet verschiedene Arten der Stuhlinkontinenz:<br />

Grad 1: Leichte Form – unkontrollierter Abgang von Winden/leichte Verschmutzung<br />

der Wäsche (Stuhlschmieren).<br />

Grad 2: Mittlere Form – unkontrollierter Abgang von dünnflüssigem Stuhl/unkontrollierbarer<br />

Abgang von Winden/gelegentlich unkontrollierter Stuhlabgang.<br />

Grad 3: Schwere Form – Stühle und Winde gehen vollständig unkontrolliert ab.<br />

Ursachen der Stuhlinkontinenz<br />

• Schädigung des Schließmuskels oder der Analhaut<br />

• Beckenbodeninsuffizienz<br />

• Formen der Beckenbodeninsuffizienz<br />

• Rektozele<br />

• Cul-de-Sac-Syndrom<br />

• Verstopfung/<strong>Darm</strong>motilitätsstörungen<br />

Notwendige Untersuchungen<br />

Bevor therapeutische Schritte zur Behandlung der Stuhlinkontinenz eingeleitet<br />

werden können, müssen einige Untersuchungen vorgenommen werden. Basis dieser<br />

Untersuchungen ist eine genaue Befragung über die Stuhlgangsgewohnheiten, die<br />

Beschaffenheit des Stuhls und die genauen Umstände, unter denen eine Inkontinenz<br />

überhaupt erst auftritt.<br />

Der nächste Schritt ist eine ausgiebige körperliche Untersuchung durch einen auf diesem<br />

Gebiet erfahrenen Chirurgen/Koloproktologen. Hierüber werden die wichtigsten<br />

Erstinformationen über die Ursache der Stuhlinkontinenz erhoben. Ergeben sich aus<br />

dieser Untersuchung Hinweise auf einen Schließmuskeldefekt, sollte als nächste<br />

Untersuchung eine Endosonografie des Schließmuskels vorgenommen werden. Damit<br />

lassen sich die verschiedenen Anteile des Schließmuskels sehr gut darstellen.<br />

Fisteln und Defekte des Schließmuskels sind sehr zuverlässig zu erkennen (Abb. 4).<br />

P Befragung nach Stuhlgewohnheiten,<br />

körperliche Untersuchung und<br />

Endosonografie stehen im<br />

Vordergrund bei der Diagnostik<br />

Abb. 4<br />

Anale Endosonografie:<br />

M. sphincter-ani-internus-<br />

Defekt 11°°–5°° SSL<br />

10


Die Wertigkeit für die weitere Therapieplanung ist sehr hoch. Ergänzend sollte noch<br />

eine Analmanometrie erfolgen. Diese dient jedoch nur dazu, um vor einer Therapie<br />

einmalig die Funktion des Schließmuskels zu beziffern.<br />

Als zusätzliche Spezialuntersuchung ist es in einigen Fällen sinnvoll, eine Defäkografie<br />

(Stuhlentleerung unter Röntgendokumentation) oder eine dynamische Kernspintomografie<br />

des Beckenbodens durchzuführen.<br />

Therapie<br />

Konservative Therapiemöglichkeiten<br />

Der erste therapeutische Schritt ist das Biofeedbacktraining. Bei dieser Therapieform<br />

wird dem Betroffenen mit einem Trainingsgerät die Aktivität des Schließmuskels<br />

bewusst gemacht, und es ist in hervorragender Weise zur Therapie einer reinen<br />

Schließmuskelschwäche geeignet. Allerdings dauert es bis zu 4 Monate, bis sich die<br />

Beschwerden entscheidend bessern. Günstig ist die Kombination des Beckenbodentrainings<br />

mit einer über das Trainingsgerät angelegten direkten Reizstromtherapie.<br />

Die Kombination dieser beiden Methoden bringt die besten Ergebnisse.<br />

Eine häufig auch vorgenommene Beckenbodengymnastik unter Anleitung eines Physiotherapeuten<br />

verbessert zwar das Bewusstsein für den Schließmuskel und Beckenboden,<br />

allerdings gibt es keine Studien, die einen messbaren Erfolg dieser Methode<br />

zur Beseitigung einer Inkontinenz belegen.<br />

P Biofeedback ist erfolgreich bei<br />

intaktem Analsphinkter<br />

Chirurgische Therapiemöglichkeiten<br />

Analsphinkternaht<br />

Besteht ein Defekt des Schließmuskels durch Fisteln, Entzündungen, nach Geburten<br />

oder infolge einer zu aggressiven Fistelchirurgie, besteht mit der Schließmuskelnaht<br />

eine wirkungsvolle Möglichkeit einer technisch zwar anspruchsvollen, aber für den<br />

Betroffenen wenig belastenden Operation die Kontinenz wiederherzustellen. Bei diesem<br />

Verfahren werden über eine perianale Inzision die Muskelstümpfe des durchtrennten<br />

Schließmuskels aufgesucht und mit einer Naht wieder miteinander verbunden.<br />

Die Ergebnisse nach diesem Eingriff sind gut. Allerdings kommt es nach diesem<br />

Eingriff durch die unmittelbare Nähe zum <strong>Darm</strong>ausgang häufiger zu Wundinfekten,<br />

die meist jedoch folgenlos ausheilen.<br />

Sakrale Neuromodulation<br />

Die sakrale Nervenmodulation hat sich als ein sehr erfolgreiches Therapieverfahren für<br />

viele Formen der Stuhlinkontinenz bewährt. Bei diesem Verfahren wird über eine<br />

Stimulationselektrode an S2–4 der Beckenboden über eine Dauerstimulation von<br />

einem implantierten Schrittmacher aus stimuliert.<br />

Das Verfahren wird zunächst in einer 2-wöchigen Testphase getestet. Hierbei wird<br />

eine nur 0,5 mm durchmessende Elektrode mittels einer Punktion durch die Haut<br />

an den zu stimulierenden Nerv gebracht. Über einen äußerlich getragenen Schrittmacher<br />

erfolgt die dauerhafte Stimulation des Nervs mit einer schwachen Spannung<br />

von 1–2 Volt.<br />

Bringt diese Testphase den erwünschten Erfolg, so wird in einem zweiten Eingriff der<br />

Schrittmacher implantiert, der dann dauerhaft den gewünschten Strom abgibt. Die<br />

Batterie hält in der Regel 5–7 Jahre, je nach Beanspruchung. In einem kleinen Eingriff<br />

in lokaler Betäubung wird diese dann ausgetauscht.<br />

Ca. 85% der Patienten schließen die Testphase erfolgreich ab. Die Anzahl der Inkontinenzepisoden<br />

lässt sich im Schnitt von 15/Woche auf 1–2/Woche senken.<br />

Neurostimulierte Gracilisplastik<br />

Bei diesem Verfahren wird der Schließmuskel durch einen um den After herumgeschlungenen<br />

Beinmuskel (M. gracilis) verstärkt bzw. bei starker Zerstörung des<br />

Schließmuskels ersetzt. Um eine Dauerkontraktion des Muskels zu gewährleisten, wird<br />

der Nerv dieses Muskels ebenfalls über einen Schrittmacher stimuliert. Die Aus- und<br />

P Analsphinkternaht bei Defekten<br />

des Schließmuskels<br />

P Sakrale Neuromodulation<br />

P Neurostimulierte Gracilisplastik bei<br />

starker Zerstörung des Schließmuskels<br />

11


Einschlusskriterien für diesen Eingriff sind die gleichen wie für die sakrale Neuromodulation.<br />

Der Eingriff kommt bei einem Versagen der Neuromodulation bzw. bei<br />

starker Zerstörung des Schließmuskels zum Einsatz. Es handelt sich hierbei um einen<br />

biologischen Ersatz des Schließmuskels. Allerdings lässt die Muskelleistung nach<br />

5–6 Jahren bei insgesamt guten Langzeitergebnissen etwas nach.<br />

Stomaanlage<br />

Bei allen Erfolgen einer modernen konservativen und chirurgischen Inkontinenztherapie<br />

ist im Einzelfall die Anlage eines künstlichen <strong>Darm</strong>ausgangs, vor allem für die<br />

Patienten, die für keins der oben angeführten Verfahren infrage kommen, eine Alternative,<br />

die schnell zu einer deutlichen Besserung der Lebensqualität führt. Die Angst<br />

und Scham hält viele Betroffene davon ab diesen Eingriff vornehmen zu lassen. Diejenigen,<br />

die sich jedoch diesem Eingriff unterziehen, sind häufig angenehm von der<br />

raschen Verbesserung ihrer Lebensqualität überrascht und geben fast durchweg an,<br />

dass sie diesen Schritt bereits vorher hätten vornehmen lassen sollen (Abb. 5).<br />

Stuhlinkontinenz<br />

Abb. 5<br />

Anamnese, Untersuchung, Endoskopie<br />

Keine Entleerungsstörungen<br />

Entleerungsstörungen<br />

Endosonografie<br />

Analmanometrie<br />

Endosonografie<br />

Defäkografie<br />

Analmanometrie<br />

Analsphinkterdefekt<br />

Kein Analsphinkterdefekt<br />

Keine<br />

Intussuszeption<br />

Intussuszeption<br />

Sphinkter-Repair<br />

Sphinkter-Nadel-<br />

EMG<br />

Keine irreversible<br />

Störung<br />

Irreversible<br />

Störung<br />

Rektopexie<br />

Biofeedback<br />

Sacralnervenstimulation<br />

Neurostimulierte<br />

Gracilisplastik<br />

Algorithmus Stuhlinkontinenz<br />

12


Zu empfehlende Literatur<br />

Literatur<br />

1 AWMF-Leitlinien Analfissur, Hämorrhoidalleiden.<br />

Link: http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/ll_081.htm.<br />

2 Bode M, Eder S, Schürmann G.<br />

Perianales Fistelleiden bei Morbus Crohn – Biologika und Chirurgie:<br />

Ein lohnendes Konzept?<br />

Z <strong>Gastro</strong>enterol 2008; 46: 1376–1383.<br />

3 Heitland W.<br />

Fisteln und Fissuren. Teil I: Perianale Fisteln.<br />

Chirurg 2008; 79: 430–438.<br />

4 Heitland W.<br />

Fisteln und Fissuren. Teil II: Fissuren.<br />

Chirurg 2008; 79: 439–443.<br />

5 Lange J, Mölle B, Girona J (Hrsg).<br />

Chirurgische Proktologie.<br />

Springer-Verlag, Heidelberg 2006.<br />

6 Schiedeck TH.<br />

Diagnostik und Therapie der Stuhlinkontinenz.<br />

Chirurg 2008; 79: 379–389.<br />

7 Stein E.<br />

Proktologie – Lehrbuch und Atlas.<br />

Springer-Verlag, Heidelberg 2003.<br />

13


Fragen zu Enddarmerkrankungen<br />

Frage 1:<br />

Analfissuren entstehen nicht durch:<br />

w Morbus Crohn<br />

w Transsphinktäre Analfisteln<br />

w Erhöhten Analsphinktertonus<br />

w Harte Faeces<br />

w Minderdurchblutung der posterioren Kommissur<br />

<strong>Falk</strong><br />

<strong>Gastro</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />

<strong>Darm</strong><br />

Frage 2:<br />

Wie wird die Analfissur beim Morbus Crohn behandelt?<br />

w Mit lateraler Sphinkteromyotomie nach Parks<br />

w Mit geschlossener Sphinkteromyotomie nach Notaras<br />

w Mit Eisenhammer-Sphinkterotomie<br />

w Mit Fissurverschorfung<br />

w In erster Linie konservativ<br />

Frage 3:<br />

Welche Aussage zu Hämorrhoiden trifft nicht zu?<br />

w Hämorrhoiden werden nach 4 Graden eingeteilt<br />

w Salben stellen nur eine symptomatische Therapie dar<br />

w Marisken entsprechen äußeren Hämorrhoiden<br />

w Gummibandligaturen werden bei Hämorrhoiden II. Grades angewandt<br />

w Die Sphinkterdilatation in Narkose ist obsolet<br />

Bitte beachten Sie:<br />

Bei der Beantwortung der Fragen<br />

ist immer nur 1 Antwort möglich.<br />

Die Beantwortung der Fragen und<br />

Erlangung des Fortbildungszertifikats<br />

ist nur online möglich.<br />

Bitte gehen Sie dazu auf unsere Homepage<br />

www.falkfoundation.de.<br />

Unter dem Menüpunkt <strong>Falk</strong> <strong>Gastro</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />

können Sie sich anmelden und die Fragen<br />

beantworten.<br />

Bitte diesen Fragebogen nicht<br />

per Post oder Fax schicken!<br />

Frage 4:<br />

Welche Technik gehört nicht zu den eingeschränkt invasiven/<br />

konservativen Verfahren?<br />

w Gummibandligatur<br />

w Sklerosierung<br />

w Salbenbehandlung<br />

w Stapler-Hämorrhoidektomie<br />

w Doppler-gesteuerte Hämorrhoidenligatur<br />

Frage 5:<br />

Welche Aussage zur Perianalvenenthrombose stimmt?<br />

w Jede Perianalvenenthrombose muss operiert werden<br />

w Ältere Perianalvenenthrombosen können konservativ behandelt werden<br />

w Bei jeder Perianalvenenthrombose müssen auch Hämorrhoiden mitentfernt<br />

werden<br />

w Perianalvenenthrombosen sind immer asymptomatisch<br />

w Perianalvenenthrombosen sind gleichbedeutend mit Hämorrhoidalthrombosen<br />

Wichtig:<br />

Fragebeantwortung unter<br />

www.falkfoundation.de<br />

<strong>Falk</strong> <strong>Gastro</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />

14


Frage 6:<br />

Transsphinktäre Analfisteln werden wie operiert?<br />

w Stadiengerecht, möglichst ohne Analsphinkterdestruktion<br />

w Immer gespalten<br />

w Immer mit Rektumwand-Flap versorgt<br />

w Immer mit Fadendrainagen versorgt<br />

w Durch Fibrinverklebung verschlossen<br />

<strong>Falk</strong><br />

<strong>Gastro</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />

<strong>Darm</strong><br />

Frage 7:<br />

Zur Diagnostik der Stuhlinkontinenz gehört nicht:<br />

w Endosonografie<br />

w Analmanometrie<br />

w Endoskopie<br />

w Analsphinkter-EMG<br />

w Radiologische Fisteldarstellung<br />

Frage 8:<br />

Eine Voraussetzung für ein erfolgreiches Biofeedbacktraining ist:<br />

w Alter über 30 Jahre<br />

w Morphologisch und nerval intakter Analsphinkter<br />

w Schwangerschaft<br />

w 1000 €<br />

w Nachweis eines Analsphinkterdefekts<br />

Frage 9:<br />

Wo wird bei der sakralen Neuromodulation die Elektrode platziert?<br />

w Am N. pudendus<br />

w Direkt am Analsphinkter<br />

w An der Sakralwurzel S2–4 mit der besten motorischen Antwort des Beckenbodens<br />

w Im Periduralraum<br />

w Am Coccygoid<br />

Frage 10:<br />

Der Nachteil der neurostimulierten Gracilisplastik ist:<br />

w Ein Nachlassen des therapeutischen Effekts nach 5–6 Jahren<br />

w Schwere Gangstörungen nach Muskeltransposition<br />

w Die Schrittmachergröße<br />

w Allergien<br />

w Analsphinkterspasmen<br />

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