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Wie geht´s 3-2013 - BGKK

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» Spezial<br />

chronischen Schmerzen, die auf kumulierten<br />

körperlichen, seelischen<br />

und sozialen Belastungen beruhen<br />

und zur totalen Überforderung der<br />

Menschen führen.<br />

<strong>Wie</strong> geht’s: Was ist das Besondere an<br />

Ihrer Schmerzambulanz?<br />

Dr. Karausz: Chronische Schmerzzustände<br />

sind immer ein komplexes<br />

Geschehen, wobei körperliche Schädigung,<br />

Umwelt, Konstitution, persönliche<br />

Erfahrung und Psyche zusammenspielen.<br />

Daher verlangen<br />

chronische Schmerzen eine interdisziplinäre<br />

Diagnostik und ein multidisziplinäres<br />

Therapiekonzept.<br />

Eine rechtzeitige kompetente Diagnose<br />

und eine individuell angepasste<br />

Therapie sind äußerst wichtig. Denn<br />

sonst besteht die Gefahr, dass der Patient<br />

in der Schmerzkrankheit landet<br />

und sich Therapieversagen einstellt<br />

– ein Irrweg, der nicht nur für den<br />

Patienten eine persönliche Katastrophe<br />

bedeutet, sondern auch für das<br />

Gesundheitssystem mit hohen Folgekosten<br />

verbunden ist.<br />

<strong>Wie</strong> geht’s: <strong>Wie</strong> darf man sich die<br />

Arbeit an Ihrer Schmerzambulanz<br />

vorstellen?<br />

Dr. Karausz: Die Ärzte an unserer<br />

Ambulanz sind alle zugleich Allgemeinmediziner,<br />

Anästhesisten und<br />

Notärzte mit spezieller Ausbildung<br />

und laufender Fortbildung in<br />

Schmerzmedizin sowie Zusatzausbildungen<br />

in Akupunktur, Manualtherapie,<br />

Neuraltherapie, Biofeedback<br />

etc.; Schmerztherapeuten brauchen<br />

nämlich ein Grundwissen in allen medizinischen<br />

Disziplinen und die Bereitschaft,<br />

andere Fachdisziplinen<br />

hinzuzuziehen, interdisziplinär zu<br />

denken und zu handeln, flexibel und<br />

teamfähig zu sein sowie Verständnis,<br />

Toleranz, Einfühlungsvermögen und<br />

Respekt für die Patienten, Angehörigen<br />

und anderen Mitarbeitern einzubringen.<br />

Damit sich nach viel Arbeit<br />

mit Geduld und Ausdauer bei diesen<br />

schwierigen Patienten Erfolg einstellen<br />

kann.<br />

Wir sind dazu da, eine erweiterte Diagnostik<br />

und Therapie zu bieten, um<br />

die medizinische Therapie zu optimieren.<br />

Dabei setzen wir auch verschiedenste<br />

ergänzende Behandlungen ein<br />

– wie bereits erwähnt Akupunktur<br />

usw. – aber auch z.B. Gesprächs- und<br />

Musiktherapie, das Training von Entspannungstechniken<br />

und die Motivation<br />

zu Lifestyle-Änderungen.<br />

<strong>Wie</strong> geht’s: <strong>Wie</strong> kommen die Patienten<br />

zu Ihnen auf die Ambulanz?<br />

Dr. Karausz: Jeder Patient, der<br />

Schmerzen hat, sollte so rasch wie<br />

möglich einen Arzt aufsuchen –<br />

Schmerz ist immer ein Alarmzeichen<br />

mit Gefahr im Verzug. Der Arzt wird<br />

dann anhand der individuellen Situation<br />

des Patienten diesen bei Bedarf<br />

an die Schmerzambulanz überweisen,<br />

wenn Standardtherapien – Medikamente,<br />

Physiotherapie – keinen Erfolg<br />

bringen.<br />

Wir arbeiten ständig mit Orthopäden,<br />

Chirurgen, Rheumatologen, Radiologen,<br />

Internisten, Neurologen,<br />

Gynäkologen, Kinderärzten, Hautärzten,<br />

Zahnärzten, Urologen, Physio-<br />

und Psychotherapeuten zusammen.<br />

Ebenso mit den großen Schmerzkliniken<br />

in <strong>Wie</strong>n, Graz und Klagenfurt<br />

sowie etlichen Spezialambulanzen<br />

z.B. für Immunologie oder<br />

Endokrinologie.<br />

Für Schmerzpatienten gilt nicht das<br />

Prinzip: „Ein Indianer kennt keinen<br />

Schmerz“. Im Gegenteil: Schmerz<br />

MUSS behandelt und gelindert werden!<br />

Von klein auf! Jeder länger anhaltende<br />

Schmerz hinterlässt Spuren<br />

im Schmerzgedächtnis und jeder nach<br />

und nach hinzukommende Schmerz<br />

macht das Fass nur voller – eine<br />

Schmerzspirale, die zur Schmerzkrankheit<br />

führt, die das ganze Leben<br />

des Betroffenen prägt, seine Lebensqualität<br />

zerstört.<br />

<strong>Wie</strong> geht’s: Können Sie Patienten mit<br />

Schmerzkrankheit Hoffnung auf Heilung<br />

machen?<br />

Dr. Karausz: Ja – zum Trost: Das<br />

Schmerzgedächtnis kann auch gut<br />

umlernen – man muss nur wissen, wie<br />

man es dazu bringt! Wir sind dabei,<br />

das herauszufinden, wir sind auf dem<br />

richtigen Weg.<br />

Wobei es mir persönlich ein großes<br />

Anliegen ist, dass ALLE Akteure im<br />

Gesundheitswesen – Ärzte, Pflegepersonen,<br />

Therapeuten, aber auch Manager<br />

und Politiker das Thema<br />

Schmerz künftig noch viel ernster<br />

nehmen als bisher! Dass die umfassenden<br />

Fortbildungsmöglichkeiten<br />

z.B. der Österreichischen Schmerzgesellschaft<br />

viel mehr in Anspruch genommen<br />

werden. Dass wir mit AL-<br />

LEN Therapieformen auf seriöser<br />

wissenschaftlicher Basis arbeiten –<br />

also nicht nur die Schulmedizin einsetzen,<br />

sondern auch die vielen ergänzende<br />

Therapien, die wir heute zur<br />

Verfügung haben: Manualtherapie,<br />

Physiotherapie, Akupunktur, Homöopathie,<br />

Psychotherapie, Biofeedback<br />

– das sind heute wissenschaftlich<br />

fundierte Therapien – nutzen wir<br />

diese Vielfalt – wir brauchen sie!<br />

<strong>Wie</strong> geht’s: Vielen Dank, Frau Dr.<br />

Karausz, für dieses interessante Gespräch.<br />

Schmerzambulanz<br />

Krankenhaus Güssing<br />

Grazer Straße 15, 7540 Güssing<br />

Telefon 05 7979 / 31207 oder 31701<br />

Dienstag bis Freitag, 8.00 – 12.00 Uhr<br />

■<br />

<strong>Wie</strong><br />

12 geht’s 3/<strong>2013</strong>

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