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Europa-Informationen - Evangelische Kirche in Deutschland

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<strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

Der Bevollmächtigte des Rates<br />

Dienststelle Brüssel<br />

<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong><br />

In dieser Ausgabe:<br />

Leitartikel Gute Ideen s<strong>in</strong>d gefragt - <strong>Europa</strong>politische Akzente <strong>in</strong> den Parteiprogrammen<br />

zur Bundestagswahl<br />

3<br />

Zukunft der EU Die Regionalpolitik 2014-2020: Weniger Geld, mehr Effizienz 8<br />

Asyl & Migration Tagung der EU-Innenm<strong>in</strong>ister über die Aufnahme syrischer Flüchtl<strong>in</strong>ge 15<br />

Europäisches Grenzüberwachungssystem noch vor Ende des Jahres e<strong>in</strong>satzbereit<br />

17<br />

Demokratie &<br />

Menschenrechte<br />

EU-Außenm<strong>in</strong>ister e<strong>in</strong>igen sich auf Leitl<strong>in</strong>ien zur Religionsfreiheit - Zustimmung<br />

von Margot Käßmann<br />

21<br />

Umwelt & Energie Grüner wird‘s nicht - Verständigung auf GAP-Reform 24<br />

Jugend & Bildung Weitere „Gipfel“ gegen Jugendarbeitslosigkeit 26<br />

Kurze Meldungen 32<br />

Herausgeber:<br />

August 2013 | 143<br />

EKD-Büro Brüssel<br />

Rue Joseph II 166<br />

B-1000 Brüssel<br />

Leitung:<br />

OKR‘<strong>in</strong> Katr<strong>in</strong> Hatz<strong>in</strong>ger<br />

Kontakt:<br />

Tel. 0032 - (0)2 - 230 16 39<br />

Fax 0032 - (0)2 - 280 01 08<br />

ekd.bruessel@ekd.eu<br />

Redaktion:<br />

katr<strong>in</strong>.hatz<strong>in</strong>ger@ekd.eu<br />

ISSN: 2034-7847


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Leitartikel<br />

Gute Ideen s<strong>in</strong>d gefragt - <strong>Europa</strong>politische<br />

Akzente <strong>in</strong> den Parteiprogrammen<br />

zur Bundestagswahl<br />

(OKR‘<strong>in</strong> Katr<strong>in</strong> Hatz<strong>in</strong>ger)<br />

In den vergangenen Jahren hat <strong>Deutschland</strong>s politische<br />

Bedeutung zugenommen.<br />

Der britische Rundfunksender BBC hat Ende Mai<br />

vermeldet, <strong>Deutschland</strong> sei das beliebteste Land<br />

der Welt. In der jährlichen Umfrage des BBC World<br />

Service bewerten 59 Prozent der mehr als 26.000<br />

Befragten <strong>in</strong> 25 Ländern den E<strong>in</strong>fluss <strong>Deutschland</strong>s<br />

<strong>in</strong> der Welt als „vor allem positiv”.<br />

Vielleicht sollte uns dieser Vertrauensvorschuss<br />

und diese Sympathiebekundung Ansporn se<strong>in</strong>, den<br />

anderen Nationen <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> weniger schulmeisterlich<br />

als vielmehr empathisch gegenüber zu treten.<br />

Das Image des überheblichen Besserwissers<br />

steht uns Deutschen nicht gut zu Gesicht, zumal<br />

<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> bislang von der europäischen Krise<br />

nur wenig zu spüren ist. Angesichts der harten<br />

E<strong>in</strong>schnitte <strong>in</strong> vielen Ländern des Südens und der<br />

bedrückend hohen Jugendarbeitslosigkeit s<strong>in</strong>d deshalb<br />

Gesten des Respekts und der Anerkennung<br />

des Geleisteten nicht zu unterschätzen. Aber auch<br />

Ideen dazu, wie es nach Abschluss der Sparmaßnahmen<br />

<strong>in</strong> den Krisenländern wieder wirtschaftlich<br />

bergauf gehen kann.<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit den europäischen Partnern hat die<br />

Bundesrepublik viele wichtige Impulse zur Überw<strong>in</strong>dung<br />

der F<strong>in</strong>anz-, Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise<br />

<strong>in</strong> der EU gesetzt und zu notwendigen<br />

Strukturreformen beigetragen. Dennoch haben<br />

die Deutschen mit der Führungsrolle, die ihnen von<br />

vielen zugedacht wird, ihre Schwierigkeiten. Unter<br />

der Überschrift „Germany and Europe – The reluctant<br />

hegemon“ beschrieb das Wirtschaftsmagaz<strong>in</strong><br />

„The Economist“ im Juni das Unbehagen der Deutschen,<br />

sich <strong>in</strong> Zeiten der Krise als europäische Führungsnation<br />

zu positionieren. Drei Gründe machte<br />

das Magaz<strong>in</strong> für die deutsche Zurückhaltung aus:<br />

1. historisch begründete Ängste vor e<strong>in</strong>em deutschen<br />

Führungsanspruch, 2. die unterschwellige<br />

Annahme, dass die Südländer lediglich so produktiv<br />

wie die Deutschen se<strong>in</strong> müssten, um die Krise zu<br />

überw<strong>in</strong>den und 3. taktische Erwägungen: man will<br />

sich nicht zu sehr exponieren, um die anderen nicht<br />

aus der Verantwortung zu entlassen.<br />

Umso <strong>in</strong>teressanter, wie sich die Parteien des Deutschen<br />

Bundestages vor den Bundestagswahlen am<br />

22. September 2013 mit der <strong>Deutschland</strong> zugedachten<br />

Führungsrolle ause<strong>in</strong>andersetzen und welche<br />

Akzente sie im H<strong>in</strong>blick auf die weitere Ausgestaltung<br />

der europäischen Integration setzen möchten.<br />

E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Überblick:<br />

1. CDU/CSU<br />

Die Union positioniert sich <strong>in</strong> ihrem Programm<br />

„Geme<strong>in</strong>sam erfolgreich für <strong>Deutschland</strong>“ als <strong>Europa</strong>partei<br />

und beantwortet die Frage nach <strong>Deutschland</strong>s<br />

Rolle <strong>in</strong> der Krise mit dem H<strong>in</strong>weis auf die<br />

deutsche Verantwortung: „Als größter Volkswirtschaft<br />

und Wachstumsmotor <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> kommt<br />

unserem Land <strong>in</strong> dieser Situation e<strong>in</strong>e besondere<br />

Verantwortung zu. Wir stehen zu dieser Verantwortung,<br />

weil wir wissen, dass <strong>Deutschland</strong> auf Dauer<br />

nur stark und erfolgreich se<strong>in</strong> kann, wenn es auch<br />

<strong>Europa</strong> gut geht,“ heißt es. Gleichzeitig wird die<br />

Bedeutung des deutsch-französischen Motors für<br />

die Vertiefung der europäischen Integration betont<br />

und die Partnerschaft mit Polen besonders hervorgehoben.<br />

CDU und CSU unterstreichen zudem die<br />

Kooperation der Staaten im Rahmen des Weimarer<br />

Dreiecks aus Polen, Frankreich und <strong>Deutschland</strong><br />

Deutlich spricht sich die CDU/CSU für weitere Reformschritte<br />

aus, fordert aber auch Eigenverantwortung.<br />

„Wir bekennen uns zur Solidarität mit<br />

unseren europäischen Nachbarn. Allerd<strong>in</strong>gs: Wer<br />

Hilfe braucht, muss mit eigenen Leistungen dazu<br />

beitragen, die Probleme zu lösen.“<br />

Als Weg aus der Krise fordern die Schwesterparteien<br />

e<strong>in</strong>e stärkere wirtschaftspolitische Abstimmung<br />

darüber, wie die Wettbewerbsfähigkeit <strong>Europa</strong>s<br />

verbessert werden könnte. „Wir wollen dazu e<strong>in</strong>en<br />

Pakt für Wettbewerbsfähigkeit beschließen, <strong>in</strong><br />

dem die Nationalstaaten sich mit der Europäischen<br />

Kommission auf konkrete Maßnahmen verständigen“.<br />

„Wer gegen die vere<strong>in</strong>barten Grenzwerte des Stabilitäts-<br />

und Wachstumspaktes verstößt, muss mit<br />

Sanktionen rechnen. Dazu wollen wir die Möglichkeiten<br />

zur Überwachung und Überprüfung der nationalen<br />

Haushalte durch die Europäische Kommission<br />

stärken. Zudem setzen wir uns dafür e<strong>in</strong>,<br />

<strong>in</strong>nerhalb der Eurozone e<strong>in</strong> Umschuldungsverfahren<br />

für Staaten zu entwickeln, die ihre Schulden<br />

nicht mehr tragen können.“ Der Vergeme<strong>in</strong>schaftung<br />

von Schulden und Eurobonds wird e<strong>in</strong>e klare<br />

Absage erteilt.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich der Debatte um e<strong>in</strong>e Bankenunion,<br />

die unter anderem e<strong>in</strong>e für alle Euro-Staaten e<strong>in</strong>heitliche<br />

europäische Bankenaufsicht mit entsprechenden<br />

Durchgriffsrechten vorsieht, gibt es e<strong>in</strong><br />

Bekenntnis zu e<strong>in</strong>er europäischen Bankenaufsicht<br />

bei der Europäischen Zentralbank für die großen<br />

systemrelevanten Banken sowie für e<strong>in</strong> Verfahren<br />

für die Abwicklung überschuldeter Banken. E<strong>in</strong>e<br />

europaweite E<strong>in</strong>lagensicherung wird allerd<strong>in</strong>gs abgelehnt.<br />

Außerdem soll die Unabhängigkeit der Europäischen<br />

Zentralbank verteidigt werden.<br />

EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143 3


Was zukünftige Vertragsreformen und <strong>in</strong>stitutionelle<br />

Veränderungen <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> angeht, bleibt das<br />

Programm auffällig vage. E<strong>in</strong>e Konzession der CDU<br />

an ihre Schwesterpartei? Es heißt lediglich: „Wir<br />

wollen ke<strong>in</strong> zentralistisch organisiertes und regiertes<br />

<strong>Europa</strong>. CDU und CSU wollen e<strong>in</strong> <strong>Europa</strong>, das<br />

den Bürgern dient. E<strong>in</strong> <strong>Europa</strong> <strong>in</strong> Vielfalt sichert<br />

Lebensqualität <strong>in</strong> den Regionen und respektiert unterschiedliche<br />

Lebensarten.“<br />

2. FDP<br />

Der liberale Koalitionspartner betont <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

„Bürgerprogramm 2013“ die Bedeutung der EU<br />

über die Wirtschafts- und Währungsfragen h<strong>in</strong>aus.<br />

So heißt es z. B.: „<strong>Europa</strong> ist mehr als der Euro. <strong>Europa</strong><br />

ist gegründet auf geme<strong>in</strong>samen Werten und<br />

Überzeugungen. Und diese Geme<strong>in</strong>samkeit zu wahren<br />

und zu stärken ist heute ebenso unsere Aufgabe<br />

und Verantwortung wie die Stabilität unserer Währung.“<br />

Auch hier gibt es e<strong>in</strong> klares Bekenntnis zu Unabhängigkeit<br />

der Europäischen Zentralbank und zur<br />

E<strong>in</strong>haltung der Stabilitätsregeln. „Geldwertstabilität<br />

ist deutsche Staatsraison. Die Stabilitätskultur<br />

ist unsere Mitgift für <strong>Europa</strong>“, wird etwas pathetisch<br />

formuliert. Ebenso wie die CDU/CSU erteilt<br />

die FDP e<strong>in</strong>er Haftungsunion e<strong>in</strong>e deutliche Absage.<br />

„E<strong>in</strong>e gesamtschuldnerische Haftung für Staatsanleihen<br />

der Mitgliedstaaten, wie über Eurobonds<br />

oder e<strong>in</strong>en Altschuldentilgungsfonds, lehnen wir Liberalen<br />

aus politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen<br />

Gründen ab. Stattdessen s<strong>in</strong>d weitere Strukturreformen<br />

angezeigt, damit <strong>Europa</strong> aus eigener<br />

Kraft aus se<strong>in</strong>en Schulden herauswachsen kann.“<br />

Für die Zukunft der EU bedeutet das aus liberalem<br />

Selbstverständnis: „<strong>Europa</strong> hat nur e<strong>in</strong>e Zukunft<br />

als Verantwortungsgeme<strong>in</strong>schaft, <strong>in</strong> der jeder für<br />

se<strong>in</strong> Handeln haftet. Darum setzen wir uns für e<strong>in</strong>e<br />

europäische Insolvenzordnung für Staaten e<strong>in</strong>, um<br />

die bestehenden Stabilisierungs<strong>in</strong>strumente zu ergänzen.“<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf die Bankenunion fordert<br />

die FDP nicht unbed<strong>in</strong>gt mehr, sondern e<strong>in</strong>e bessere<br />

Aufsicht. E<strong>in</strong>e europäische Bankenaufsicht müsse<br />

höchsten Standards entsprechen. „E<strong>in</strong>en Zugriff<br />

auf nationale E<strong>in</strong>lagensicherungsfonds oder den<br />

nationalen Restrukturierungsfonds lehnen wir ab.“<br />

H<strong>in</strong>sichtlich der Fortentwicklung der Europäischen<br />

Union gibt es klare Vorstellungen zu e<strong>in</strong>er weiteren<br />

Integration: „(…) deshalb wollen wir den Weg<br />

der Vertiefung verantwortungsvoll weitergehen<br />

– h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er politischen Union mit festen föderalen<br />

Grundsätzen, demokratischen Strukturen und<br />

e<strong>in</strong>er klaren subsidiären Ordnung.“ Sehr deutlich<br />

wird dies durch die Darlegung e<strong>in</strong>es europäischen<br />

Bundesstaats: „Am Ende dieser Entwicklung sollte<br />

e<strong>in</strong> durch e<strong>in</strong>e europaweite Volksabstimmung legitimierter<br />

europäischer Bundesstaat stehen.“ Und<br />

weiter: „Wir setzen uns deshalb dafür e<strong>in</strong>, das Europäische<br />

Parlament zu e<strong>in</strong>em Vollparlament mit<br />

gleichberechtigtem Initiativrecht <strong>in</strong> der Gesetzgebung<br />

zu entwickeln.“ Dabei nimmt das Programm<br />

auch auf den Abschlussbericht der von <strong>Deutschland</strong><br />

angestoßenen Zukunftsgruppe von elf Außenm<strong>in</strong>istern<br />

Bezug und listet konkrete Anregungen für<br />

e<strong>in</strong>e weitere Vertiefung auf. Während sich im CDU/<br />

CSU-Programm ke<strong>in</strong>e Ausführungen zum Subsidiaritätsgrundsatz<br />

f<strong>in</strong>den, betonen die Liberalen:<br />

„Das <strong>Europa</strong> der Bürger zeichnet sich durch feste<br />

und klare Kompetenzen und das Pr<strong>in</strong>zip Verhältnismäßigkeit<br />

aus.“<br />

3. SPD<br />

Die größte Oppositionspartei stellt <strong>in</strong> ihrem Wahlprogramm<br />

„Das Wir entscheidet“ fest: „<strong>Deutschland</strong><br />

ist e<strong>in</strong> starkes Land.“ In Bezug auf <strong>Deutschland</strong>s<br />

Rolle <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> stellt die SPD jedoch den Geme<strong>in</strong>schaftsgedanken<br />

<strong>in</strong> den Vordergrund: „Wir alle gehören<br />

zusammen. Wir alle s<strong>in</strong>d <strong>Deutschland</strong>. Und<br />

wir alle gehören zu <strong>Europa</strong>, dem e<strong>in</strong>zigen Kont<strong>in</strong>ent,<br />

der die <strong>in</strong>dividuelle Freiheit jedes E<strong>in</strong>zelnen<br />

mit der Verantwortung und Solidarität aller Menschen<br />

füre<strong>in</strong>ander verb<strong>in</strong>det.“<br />

Auch die SPD spricht sich für solide Staatsf<strong>in</strong>anzen<br />

aus, verfolgt aber gleichzeitig das Ziel, die soziale<br />

Marktwirtschaft neu zu begründen und e<strong>in</strong> soziales<br />

<strong>Europa</strong> zu schaffen, mit klaren Regeln für die<br />

Märkte und e<strong>in</strong>er F<strong>in</strong>anztransaktionssteuer. <strong>Europa</strong><br />

müsse Vorreiter e<strong>in</strong>er neuen Marktordnung werden,<br />

„mit der wir die F<strong>in</strong>anzmärkte bändigen“.<br />

Fest steht für die Sozialdemokraten, dass e<strong>in</strong>e Währungsunion<br />

auch e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Wirtschaftspolitik<br />

mit ausgeglichenen Leistungsbilanzen brauche.<br />

„Die geme<strong>in</strong>same Verpflichtung zu soliden F<strong>in</strong>anzen<br />

muss deshalb durch e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Verständnis<br />

und konkrete geme<strong>in</strong>same Zielvorgaben<br />

für e<strong>in</strong>e europäische Wachstumsstrategie ergänzt<br />

werden, die wirtschaftliche Innovation mit sozialer<br />

Gerechtigkeit und ökologischer Erneuerung zusammenbr<strong>in</strong>gt.“<br />

E<strong>in</strong> europäischer Investitions- und<br />

Aufbaufonds soll zu nachhaltigem und tragfähigem<br />

Wachstum beitragen. E<strong>in</strong> europäischer Schuldentilgungsfonds<br />

mit e<strong>in</strong>em verb<strong>in</strong>dlichen Schuldenabbau-<br />

und Reformplan soll die Handlungsfähigkeit<br />

der Mitgliedstaaten erhöhen.<br />

Die SPD will sich außerdem für e<strong>in</strong>e stärkere politische<br />

Harmonisierung von Arbeits-, Wirtschafts-,<br />

F<strong>in</strong>anz-, Steuer- und Investitionspolitik e<strong>in</strong>setzen.<br />

Auch sie ist für „e<strong>in</strong>e schlagkräftige Bankenaufsicht<br />

für große, grenzüberschreitend tätige Institute“.<br />

Längerfristig setzt sich die SPD für e<strong>in</strong>e eigenständige<br />

europäische Aufsichtsbehörde e<strong>in</strong>. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

soll die „Aufsicht über kle<strong>in</strong>e und mittlere Banken<br />

auf nationaler Ebene verbleiben und nur <strong>in</strong> Krisenfällen<br />

auf die EZB übertragen werden“.<br />

Die SPD will perspektivisch e<strong>in</strong> „besseres <strong>Europa</strong>“.<br />

4<br />

EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143


Zu den <strong>in</strong>stitutionellen Reformen hat sie auch konkrete<br />

Ideen. Transnationale Demokratie werde aber<br />

nur funktionieren, wenn das Gewaltenteilungsmodell<br />

auch auf die europäische Ebene übertragen<br />

werde. Deshalb müsse die „Europäische Kommission<br />

zu e<strong>in</strong>er Regierung ausgebaut werden, die vom<br />

<strong>Europa</strong>parlament gewählt und kontrolliert wird<br />

und ggf. abgesetzt werden kann. In e<strong>in</strong>er zweiten<br />

Kammer, <strong>in</strong> der die Regierungen der Mitgliedstaaten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Rat sitzen, werden dann<br />

die nationalen Interessen vertreten.“<br />

Die EU brauche zudem e<strong>in</strong>e parlamentarisch kontrollierte<br />

Wirtschaftsregierung und e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung<br />

der Währungsunion zu e<strong>in</strong>er Wirtschaftsund<br />

Sozialunion unter Stärkung der sozialen<br />

Marktwirtschaft. E<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>heitlichung der nationalen<br />

Sozialsysteme wird nicht angestrebt. Ziel<br />

soll e<strong>in</strong> sozialer Stabilitätspakt se<strong>in</strong>, unter E<strong>in</strong>beziehung<br />

„existenzsichernder M<strong>in</strong>destlöhne <strong>in</strong> allen<br />

EU-Mitgliedstaaten, gemessen am jeweiligen nationalen<br />

Durchschnittse<strong>in</strong>kommen“.<br />

Die Sorgen der Bürger vor zu viel E<strong>in</strong>mischung aus<br />

Brüssel müssten ernst genommen werden: „Subsidiarität<br />

heißt, dass Politik da gemacht wird, wo<br />

sie am besten aufgehoben ist.“ Doch die SPD geht<br />

noch weiter. Es müsse überprüft werden, ob sich<br />

die Kompetenzverteilung zwischen nationaler und<br />

europäischer Ebene bewährt habe oder ob Korrekturen<br />

nötig seien. „Bei diesem Prozess kann es auch<br />

zu Rückübertragungen <strong>in</strong> die Mitgliedstaaten kommen,<br />

wenn sich e<strong>in</strong>e europäische Zuständigkeit als<br />

nicht s<strong>in</strong>nvoll erwiesen hat.“<br />

4. Die Grünen<br />

Die Grünen bekennen sich unmissverständlich zu<br />

<strong>Europa</strong>: „<strong>Europa</strong> ist unsere Zukunft.“ In Zeiten der<br />

Globalisierung ließen sich die Probleme nicht mehr<br />

im Alle<strong>in</strong>gang lösen. „Dies geht nur geme<strong>in</strong>sam –<br />

mit der EU und mit starken demokratischen europäischen<br />

Institutionen.“<br />

<strong>Deutschland</strong> profitiere von e<strong>in</strong>er wirtschaftlich starken<br />

EU. Deshalb sei es im ureigensten Interesse,<br />

anderen Staaten zu helfen. Das Land würde jedoch<br />

se<strong>in</strong>er Rolle als größter und wirtschaftlicher stärkster<br />

Mitgliedstaat nicht gerecht: „Wir GRÜNE werben<br />

stattdessen für e<strong>in</strong> europäisches <strong>Deutschland</strong><br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Wirtschafts- und Solidarunion.“<br />

Da es sich bei der aktuellen Krise nicht e<strong>in</strong>fach um<br />

e<strong>in</strong>e Staatsschuldenkrise handele, sei dauerhaft<br />

e<strong>in</strong>e neue Perspektive nötig: „Wir brauchen e<strong>in</strong>e Erneuerung<br />

der europäischen Wirtschaft im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es<br />

europäischen Green New Deal. Nachhaltigkeit<br />

muss zur Basis europäischer Wettbewerbsfähigkeit<br />

werden.“<br />

Daneben fordern die Grünen e<strong>in</strong>en Europäischen<br />

Schuldentilgungspakt, der auf dem vom Sachverständigenrat<br />

der Bundesregierung vorgeschlagenen<br />

Schuldentilgungsfonds basieren soll. Die de<br />

facto bereits bestehende Haftungsunion will die<br />

Öko-Partei durch e<strong>in</strong>e europäische Solidarunion<br />

mit verb<strong>in</strong>dlichen Regeln ersetzen: „Wir wollen den<br />

ESM <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Europäischen Währungsfonds (EWF)<br />

umbauen und so zu e<strong>in</strong>em wirklichen Krisenreaktions<strong>in</strong>strument<br />

machen.“ Der ESM/EWF solle der<br />

demokratischen Kontrolle durch das Europäische<br />

Parlament unterliegen.<br />

E<strong>in</strong>deutig spricht sich die Partei für Eurobonds aus.<br />

Künftig müsse zudem „bei der Bewältigung von<br />

staatlichen Schuldenkrisen der Privatsektor sehr<br />

viel umfassender als bisher an den Krisenkosten<br />

beteiligt werden“. Die Grünen treten ferner für e<strong>in</strong><br />

faires und unabhängiges, geordnetes und stabilisierendes<br />

Staaten<strong>in</strong>solvenzverfahren e<strong>in</strong>. Schließlich<br />

soll das Amt e<strong>in</strong>es durch das Europäische Parlament<br />

gewählten EU-Kommissars für Wirtschaft<br />

und Währung „den notwendigen Zuwachs an Entscheidungskompetenz<br />

auf europäischer Ebene“ zum<br />

Ausdruck br<strong>in</strong>gen.<br />

Auch die Grünen s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e Bankenunion und<br />

e<strong>in</strong>e unabhängige Bankenaufsicht. Die Wirtschaftsund<br />

Währungsunion müsse aber um e<strong>in</strong>e politische<br />

Union erweitert werden, damit nicht nur die<br />

F<strong>in</strong>anzmärkte die Politik diktierten. E<strong>in</strong>e soziale<br />

Fortschrittsklausel im EU-Primärrecht solle e<strong>in</strong>e<br />

stärkere Balance gegenüber den Grundfreiheiten<br />

des Marktes herstellen: „Zu e<strong>in</strong>em sozialen <strong>Europa</strong><br />

gehören für uns außerdem geme<strong>in</strong>same soziale<br />

M<strong>in</strong>deststandards, wie e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>destlohn und e<strong>in</strong>e<br />

Grundsicherung, die sich jeweils am nationalen BIP<br />

orientieren, sowie das Recht auf e<strong>in</strong>e gute Gesundheitsversorgung.“<br />

Weiterh<strong>in</strong> gelte es das bestehende Demokratiedefizit<br />

abzubauen. Der Geme<strong>in</strong>schaftsmethode sei<br />

grundsätzlich Vorrang vor <strong>in</strong>tergouvernementalem<br />

Handeln e<strong>in</strong>zuräumen. Die <strong>in</strong>stitutionelle Weiterentwicklung<br />

der EU solle durch e<strong>in</strong>en öffentlichen<br />

Europäischen Konvent zur Zukunft der EU erfolgen.<br />

Schließlich müssten die (Mitsprache-)Rechte<br />

des Europäischen Parlaments gestärkt werden,<br />

<strong>in</strong>dem es z.B. das Initiativrecht erhalte sowie das<br />

Recht, den EU-Kommissionspräsidenten zu wählen.<br />

Auch die Grünen halten das Subsidiaritätspr<strong>in</strong>zip<br />

hoch und s<strong>in</strong>d wie die SPD grundsätzlich dafür,<br />

Kompetenzen zurückzuübertragen, wenn es s<strong>in</strong>nvoll<br />

ersche<strong>in</strong>t.<br />

5. DIE LINKE<br />

Die LINKE tritt <strong>in</strong> ihrem Programm „100% sozial“<br />

„für e<strong>in</strong> soziales, demokratisches und solidarisches<br />

<strong>Europa</strong> e<strong>in</strong>, das dem Klammergriff der F<strong>in</strong>anzmärkte<br />

entzogen wird“. Es sei e<strong>in</strong>e Lüge, dass „wir“ gut<br />

durch die Krise gekommen seien. Die Gesellschaft<br />

treibe immer weiter ause<strong>in</strong>ander.<br />

EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143 5


Deshalb steht sie „für e<strong>in</strong> friedliches, weltoffenes<br />

und solidarisches <strong>Europa</strong>, <strong>in</strong> dem geme<strong>in</strong>sam Sozialstandards<br />

ausgehandelt und die Reichen über<br />

Vermögensabgaben an der F<strong>in</strong>anzierung beteiligt<br />

werden.“ F<strong>in</strong>anzmärkte und Banken müssten wirksam<br />

kontrolliert und <strong>in</strong> den Dienst der Gesellschaft<br />

gestellt werden. Die Partei fordert „e<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>anztransaktionsteuer<br />

und e<strong>in</strong>e europaweite e<strong>in</strong>malige<br />

Abgabe für Vermögen über e<strong>in</strong>er Million Euro“.<br />

Für die Zukunft strebt die Partei an, „e<strong>in</strong>e langfristig<br />

tragfähige Perspektive für die europäische E<strong>in</strong>igung<br />

zu schaffen.“ Dazu müsste die „Talfahrt der<br />

Löhne gestoppt“ und Reiche müssten mehr besteuert<br />

werden. So ist die Partei für die E<strong>in</strong>führung von<br />

sozialen und steuerlichen M<strong>in</strong>deststandards.<br />

Die LINKE ist nicht für e<strong>in</strong> Ende des Euro, wehrt<br />

sich aber „gegen die Pläne aller anderen im Bundestag<br />

vertretenen Parteien, die EU-Kommission zu<br />

e<strong>in</strong>em sanktionsbewehrten Kontroll<strong>in</strong>strument der<br />

Haushaltspolitik der Mitgliedstaaten zu machen.“<br />

Der Euro habe aber nur dann e<strong>in</strong>e Zukunft, wenn<br />

„die Kürzungsdiktate beendet und <strong>in</strong> Zukunft die<br />

Wirtschafts-, Fiskal,- Steuer-, Sozial- und Arbeitsmarktpolitiken<br />

der Euro-Mitgliedsländer enger so<br />

abgestimmt werden, dass der heute vorherrschende<br />

Wettbewerb durch Steuer-, Sozial- und Lohndump<strong>in</strong>g<br />

unterbunden wird“.<br />

Mittels e<strong>in</strong>er „Europäischen Ausgleichsunion<br />

„müssten die Euro-Staaten auf das Ziel ausgeglichener<br />

Handelsströme verpflichtet werden, „bei<br />

dem nicht primär Länder mit hohen Lohnzuwächsen<br />

bestraft, sondern Länder mit zu niedrigen<br />

Lohnzuwächsen und abgesenkten Sozialstandards<br />

(Stichwort Agenda 2010 und Rente erst ab 67) wie<br />

<strong>in</strong>sbesondere <strong>Deutschland</strong> zu höheren Lohn- und<br />

Sozialstandards aufgefordert werden“.<br />

Die Übertragung der Bankenaufsicht auf die Europäische<br />

Zentralbank (EZB) lehnt die LINKE ab, da<br />

es dieser an „unmittelbarer demokratischer Legitimation“<br />

fehle.<br />

Als Weg aus der Krise, zur Ankurbelung der Wirtschaft<br />

und zur Schaffung von Arbeitsplätzen fordert<br />

die LINKE e<strong>in</strong> ökologisch-soziales Investitionsprogramm<br />

und e<strong>in</strong>e Fortschrittsklausel <strong>in</strong> den<br />

EU-Verträgen. „Soziale Grundrechte und die Tarifautonomie<br />

müssen Vorrang vor den B<strong>in</strong>nenmarktfreiheiten<br />

haben.“ Sie kritisiert alle Bemühungen<br />

um e<strong>in</strong>e „echte Wirtschafts- und Währungsunion“,<br />

diese würde nur den Sozialabbau befördern.<br />

Da sie den Vertrag von Lissabon abgelehnt hat,<br />

fordert sie e<strong>in</strong>e grundlegende Veränderung der vertraglichen<br />

Grundlagen der EU, um die Voraussetzungen<br />

für e<strong>in</strong>e demokratische, soziale, ökologische<br />

und friedliche Europäische Union zu schaffen.<br />

l<strong>in</strong>ke Partei das Europäische Parlament stärken<br />

und Elemente der partizipatorischen Demokratie<br />

fördern: „In der EU müssen verb<strong>in</strong>dliche Volksbegehren<br />

und Volksentscheide möglich werden, mit<br />

denen auch die EU-Verträge geändert werden können.“<br />

Die Bereitschaft, um e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Zukunft<br />

willen Reformen des Geme<strong>in</strong>schaftsprojektes EU<br />

e<strong>in</strong>zuleiten, bedarf geme<strong>in</strong>samer Grundorientierungen,<br />

die nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em breiten gesellschaftlichen Diskurs<br />

erneuert und gestärkt werden können. Dementsprechend<br />

steht die EKD an der Seite der Politik,<br />

wenn es darum geht, den europäischen Geist wach<br />

zu halten und <strong>Europa</strong> zu kommunizieren. Denn für<br />

uns als evangelische Christen ist das europäische<br />

Motto „In Vielfalt gee<strong>in</strong>t“ e<strong>in</strong> Leitspruch, <strong>in</strong> dem wir<br />

uns wiederf<strong>in</strong>den. Leidvoll haben wir selbst erfahren<br />

müssen, dass die konfessionelle Spaltung lähmt<br />

und zermürbt. Deshalb steht das Leitbild der versöhnten<br />

Verschiedenheit seit 1973 als Leitbild über<br />

der sog. Leuenberger <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>schaft. Dar<strong>in</strong><br />

haben sich zahlreiche lutherische, reformierte und<br />

methodistischen <strong>Kirche</strong>n <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> gegenseitig zu<br />

Kanzel- und Abendmahlsgeme<strong>in</strong>schaft verpflichtet.<br />

Dieses Jahr feiern wir das 40. Jubiläum der Leuenberger<br />

Konkordie. Dieser historische Schritt wurde<br />

möglich, weil man sich auf das Geme<strong>in</strong>same und<br />

nicht auf das Trennende besonnen hat. Als <strong>Kirche</strong>n<br />

kennen wir die Spannungen und Konflikte, die mit<br />

Vielfalt e<strong>in</strong>hergehen, aus eigener Erfahrung. Zugleich<br />

leben wir aber aus der Gewissheit, dass E<strong>in</strong>heit<br />

<strong>in</strong> Vielfalt gel<strong>in</strong>gen kann. Der europäische Integrationsprozess<br />

war immer von Höhen und Tiefen<br />

geprägt, aktuell bef<strong>in</strong>det sich die Union <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Spannungsfeld zwischen Solidarität, Subsidiarität<br />

und Identität. Vertrauen <strong>in</strong> die Zukunft ist nötig,<br />

Zuversicht und Hoffnung <strong>in</strong> das <strong>Europa</strong> von morgen.<br />

Vielleicht s<strong>in</strong>d es gerade diese gelebten Erfahrungen<br />

von E<strong>in</strong>heit <strong>in</strong> Vielfalt, die auch die Politik<br />

<strong>in</strong>spirieren können.<br />

Das Programm von CDU/CSU f<strong>in</strong>den Sie unter:<br />

www.cdu.de.<br />

Das Programm der FDP hier:<br />

www.fdp.de<br />

Das Programm der SPD ist hier zu f<strong>in</strong>den:<br />

www.spd.de<br />

Das Programm der Grünen:<br />

www.gruene.de<br />

Das Programm der LINKEN f<strong>in</strong>det sich hier:<br />

www.die-l<strong>in</strong>ke.de<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf <strong>in</strong>stitutionnelle Reformen will die<br />

6 EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143


Zukunft der EU<br />

Die litauische EU-Ratspräsidentschaft:<br />

für e<strong>in</strong> „glaubwürdiges, wachsendes<br />

und offenes <strong>Europa</strong>“<br />

(Joachim Clauß, Praktikant)<br />

Seit dem 1. Juli 2013 hat Litauen zum ersten Mal<br />

die sechsmonatige EU-Ratspräsidentschaft <strong>in</strong>ne.<br />

Litauen ist damit nicht nur der erste der drei baltischen<br />

Staaten, sondern auch der erste Mitgliedstaat,<br />

der die Ratspräsidentschaft der EU mit nun<br />

28 Mitgliedstaaten führt. Die Hauptziele Litauens<br />

s<strong>in</strong>d während der nächsten sechs Monate e<strong>in</strong><br />

„glaubwürdiges, wachsendes und offenes <strong>Europa</strong>“<br />

zu schaffen. Damit setzt das Land die Prioritäten<br />

des Trios Irland-Litauen-Griechenland fort.<br />

Um e<strong>in</strong> „glaubwürdiges <strong>Europa</strong>“ zu schaffen, zielt<br />

Litauen vor allem auf die Glaubwürdigkeit <strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzieller<br />

H<strong>in</strong>sicht ab. Durch f<strong>in</strong>anzielle Stabilität soll<br />

das Vertrauen <strong>in</strong> die Wirtschaft und die Zukunft der<br />

EU wieder hergestellt werden. Um dies auch praktisch<br />

umzusetzen, sollen die bereits beschlossenen<br />

Reformen im Bankensektor weiter vorangetrieben,<br />

die Bankenunion weiterentwickelt und Schwachstellen<br />

der Wirtschafts- und Währungsunion angegangen<br />

werden.<br />

Litauen möchte die EU h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em „offenen <strong>Europa</strong>“<br />

führen. Dabei stehen vor allem die östlichen<br />

Anra<strong>in</strong>erstaaten sowie die Mitglieder der Östlichen<br />

Partnerschaft im Fokus. Die Östliche Partnerschaft<br />

ist e<strong>in</strong> Teil der Europäischen Nachbarschaftspolitik,<br />

um die Staaten Ukra<strong>in</strong>e, Weißrussland, Georgien,<br />

Armenien, Aserbaidschan und Moldawien<br />

an die EU heranzuführen. Litauen kann dabei auf<br />

se<strong>in</strong>e geographischen und historischen Potenziale<br />

sowie se<strong>in</strong>e Beziehungen zu diesen Staaten zurückgreifen.<br />

Dazu s<strong>in</strong>d für die Zeit der litauischen<br />

Präsidentschaft verschiedene Veranstaltungen <strong>in</strong><br />

Vilnius geplant, wie das Gipfeltreffen der Östlichen<br />

Partnerschaft und das Forum der EU-Strategie für<br />

den Ostseeraum. E<strong>in</strong>e wichtige Rolle wird auch das<br />

Thema Sicherheit an den EU-Außengrenzen spielen.<br />

Dies soll durch die Verstärkung des Kampfes<br />

gegen den Schmuggel und der Zusammenarbeit im<br />

Zollbereich mit den Anra<strong>in</strong>erstaaten realisiert werden.<br />

Neben den drei Hauptzielen wird Litauen versuchen,<br />

den Mehrjährigen F<strong>in</strong>anzrahmen der EU von<br />

2014-2020 zum Abschluss zu br<strong>in</strong>gen. Außerdem<br />

soll das Europäische Jahr der Bürger<strong>in</strong>nen und<br />

Bürger 2013 genutzt werden, um auf die <strong>Europa</strong>wahlen<br />

2014 aufmerksam zu machen und diese vorzubereiten.<br />

Das Programm zur Litauischen EU-Ratspräsidentschaft<br />

f<strong>in</strong>den Sie unter:<br />

www.eu2013.lt/de/<br />

Litauen möchte an e<strong>in</strong>em „wachsenden <strong>Europa</strong>“<br />

arbeiten und setzt dabei auf Wachstum im Bereich<br />

des B<strong>in</strong>nenmarktes. Dies soll durch die Annahme<br />

der B<strong>in</strong>nenmarktakte I, durch Fortschritte bei der<br />

B<strong>in</strong>nenmarktakte II und der Verbesserung der B<strong>in</strong>nenmarktverwaltung<br />

erreicht werden. Die B<strong>in</strong>nenmarktakte<br />

I be<strong>in</strong>haltet zwölf Schlüsselmaßnahmen<br />

zur Förderung des Wachstums und des Vertrauens<br />

<strong>in</strong> den B<strong>in</strong>nenmarkt. Darauf folgt die B<strong>in</strong>nenmarktakte<br />

II mit weiteren zwölf Maßnahmen, um<br />

e<strong>in</strong>en tieferen und besser <strong>in</strong>tegrierten B<strong>in</strong>nenmarkt<br />

zu schaffen. Mit Blick auf die <strong>Europa</strong>-2020-Strategie<br />

möchte die litauische Ratspräsidentschaft die Mängel<br />

des derzeitigen Wachstumsmodells beheben, um<br />

zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>telligenten, nachhaltigen und <strong>in</strong>tegrativen<br />

Wachstum zu gelangen. E<strong>in</strong>e große Rolle wird<br />

das Thema Energiesicherheit spielen. Dazu soll bis<br />

2014 der Energieb<strong>in</strong>nenmarkt geschaffen und bis<br />

2015 sichergestellt werden, dass ke<strong>in</strong> Mitgliedstaat<br />

vom europäischen Energienetz ausgeschlossen ist.<br />

EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143<br />

7


Die Regionalpolitik 2014-2020: Weniger<br />

Geld, mehr Effizienz<br />

(Christoph Schnabel, Referent)<br />

Der Regionalausschuss des Europäischen Parlaments<br />

hat am 11. Juli 2013 den Kompromiss zur<br />

Reform der EU-Kohäsionspolitik für 2014-2020 bestätigt.<br />

Nach mühsamen Verhandlungen zwischen<br />

dem Europäischen Parlament und den Mitgliedstaaten<br />

konnte die irische Ratspräsidentschaft e<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>igung erzielen. Die grundlegende Weiterentwicklung<br />

der Regionalpolitik bezieht sich dabei auf<br />

drei Punkte.<br />

Erstens wurden geme<strong>in</strong>same Vorschriften für alle<br />

fünf europäischen Struktur- und Investitionsfonds,<br />

den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung<br />

(EFRE), den Europäischen Sozialfonds (ESF),<br />

den Kohäsionsfonds, den Europäischen Landwirtschaftsfonds<br />

für die Entwicklung des ländlichen<br />

Raums (ELER) und den Europäischen Meeres- und<br />

Fischereifonds geschaffen. Somit soll <strong>in</strong> den nächsten<br />

sechs Jahren e<strong>in</strong>e bessere Abstimmung zwischen<br />

den Förder<strong>in</strong>strumenten erfolgen und der<br />

Wirkungsgrad der Förderung steigen. Der zweite<br />

wesentliche Punkt ist die Konzentration der Förderthemen<br />

auf die vier Schlüsselbereiche der <strong>Europa</strong>-2020-Strategie:<br />

Zwischen 50 und 80 Prozent der<br />

EFRE-Mittel sollen ausschließlich für Maßnahmen<br />

zur Förderung von Forschung und Entwicklung,<br />

der digitalen Agenda, der Wettbewerbsfähigkeit<br />

von kle<strong>in</strong>en und mittleren Unternehmen und des<br />

Übergangs zu e<strong>in</strong>er Wirtschaft mit ger<strong>in</strong>gem CO2-<br />

Ausstoß verwendet werden. Drittens soll auch die<br />

Wirkung der Förderung besser erfasst werden. Die<br />

Mitgliedstaaten und Regionen müssen ihre jeweiligen<br />

Investitionsziele präzise def<strong>in</strong>ieren, Fortschritte<br />

anhand von e<strong>in</strong>zelnen Indikatoren messen und<br />

die Ergebnisse der Kommission <strong>in</strong> regelmäßigen<br />

Berichten mitteilen.<br />

lichen Kürzungen rechnen. So stehen <strong>Deutschland</strong><br />

von 2014 bis 2020 im Bereich der Strukturpolitik<br />

nur noch 17 Mrd. Euro aus dem Europäischen<br />

Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und dem<br />

Europäischen Sozialfonds zur Verfügung.<br />

Zuständig für die Verteilung der Mittel aus dem<br />

EFRE s<strong>in</strong>d die Bundesländer, die dazu „Operationelle<br />

Programme“ erstellen. Die <strong>Europa</strong>-Abgeordnete<br />

Kerst<strong>in</strong> Westphal (SPD), verwies nach der<br />

E<strong>in</strong>igung darauf, dass „viele Menschen gar nicht<br />

wissen, dass der EFRE e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zigartiges Instrument<br />

für moderne Investitionen ist, um etwa vor Ort den<br />

Ausbau von Breitbandnetzen, die Verbesserung des<br />

Hochwasserschutzes, den Neubau von Unis oder die<br />

Sanierung von Innenstädten zu fördern. Jetzt liegt<br />

es <strong>in</strong> der Verantwortung der Länder, diese Gelder<br />

s<strong>in</strong>nvoll e<strong>in</strong>zusetzen.“ Elisabeth Schroedter, <strong>Europa</strong>parlamentarier<strong>in</strong><br />

der Grünen sah bei den Ergebnissen<br />

e<strong>in</strong>en besonderen Erfolg für die soziale Ausrichtung<br />

der Strukturpolitik: „Für die Bekämpfung<br />

der Armut und der Jugendarbeitslosigkeit konnten<br />

wir Erfolge verbuchen. Wir haben zum ersten Mal<br />

überhaupt e<strong>in</strong>en M<strong>in</strong>destanteil für den ESF von<br />

23,1 Prozent <strong>in</strong>nerhalb der Kohäsionspolitik auf<br />

EU-Ebene festgelegt.“ Der für Regionalpolitik zuständige<br />

Kommissar Johannes Hahn zeigt sich optimistisch<br />

h<strong>in</strong>sichtlich der Wirkung der kommenden<br />

Regionalförderung: „Durch diese Reformen modernisieren<br />

wir die Politik, damit wir spürbare Ergebnisse<br />

und bessere Leistungen erzielen können.“<br />

Eng mit der Regional- und Strukturpolitik verknüpft<br />

waren die Verhandlungen zum mehrjährigen<br />

Haushalt der Europäischen Union. Am 3. Juli<br />

2013 stimmte das Parlament dem Kompromissvorschlag<br />

zu, welcher e<strong>in</strong>e Summe von 960 Mrd. Euro<br />

für den Zeitraum 2014 bis 2020 vorsieht. „Das ist<br />

e<strong>in</strong>e gute Abmachung für <strong>Europa</strong>, für <strong>Europa</strong>s Bürger<br />

und für die europäische Wirtschaft“, sagte EU-<br />

Kommissionspräsident Barroso. In diesem siebenjährigen<br />

Haushaltsrahmen s<strong>in</strong>d sechs Mrd. Euro<br />

für den Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit reserviert.<br />

Für den Europäischen Sozialfonds werden<br />

71,5 Mrd. Euro bereit gestellt, womit hauptsächlich<br />

Investitionen <strong>in</strong> die soziale Infrastruktur <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

f<strong>in</strong>anziert werden sollen. In der Förderperiode<br />

2007-2013 konnte die Bundesrepublik auf europäische<br />

Kohäsions- und Strukturförderung von <strong>in</strong>sgesamt<br />

26,3 Mrd. Euro zurückgreifen. In der neuen<br />

Förderperiode müssen die Bundesländer mit erheb-<br />

8<br />

EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143


Lettland - E<strong>in</strong> neues Mitglied für den<br />

Euro<br />

Lettland tritt zum 1. Januar 2014 als das 18. Land<br />

der Euro-Zone bei.<br />

Die EU-Wirtschafts- und F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister gaben am<br />

28. Juni 2013 <strong>in</strong> Brüssel grünes Licht für die Aufnahme<br />

des baltischen Staates <strong>in</strong> die Währungsunion.<br />

Das Nachbarland Estland war der Währungsunion<br />

bereits 2011 beigetreten. Lettlands M<strong>in</strong>isterpräsident<br />

Valdis Dombrovskis sprach von e<strong>in</strong>em guten<br />

Tag für Lettland und <strong>Europa</strong>. Anfang Juni hatte<br />

die EU-Kommission bereits die Empfehlung für die<br />

Aufnahme des rund zwei Millionen E<strong>in</strong>wohner zählenden<br />

Ostseestaats gegeben. Die endgültige Entscheidung<br />

lag bei den F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>istern. E<strong>in</strong> positives<br />

Votum war jedoch erwartet worden. Lettland<br />

hatte <strong>in</strong> den ersten Jahren der Wirtschafts- und F<strong>in</strong>anzkrise<br />

noch mit schweren f<strong>in</strong>anziellen und wirtschaftlichen<br />

Problemen zu kämpfen, leitete dann<br />

aber umfassende Reformen und e<strong>in</strong> tiefgreifendes<br />

Sparprogramm e<strong>in</strong>. EU-Parlamentspräsident Mart<strong>in</strong><br />

Schulz bezeichnete Lettland als e<strong>in</strong> Vorbild an<br />

Mut für andere Krisenländer <strong>in</strong> der Euro-Zone. „Ich<br />

beglückwünsche Lettland zu den erfolgreichen Bemühungen,<br />

die Kriterien für die E<strong>in</strong>führung des<br />

Euro <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit zu erfüllen, <strong>in</strong> der die Regierung<br />

des Landes die Wirtschaftskrise bewältigen musste,<br />

die die Bevölkerung so schwer getroffen hat. Lettland<br />

kann <strong>in</strong> vielerlei H<strong>in</strong>sicht als ermutigendes<br />

Vorbild für Länder des Euro-Raums gesehen werden,<br />

die sich <strong>in</strong> Schwierigkeiten bef<strong>in</strong>den“, so Schulz<br />

nach der Bekanntgabe der Beitrittsentscheidung.<br />

Dabei steht die Wirtschafts- und Währungsunion<br />

vor grundlegenden Herausforderungen. Im „Konzept<br />

für e<strong>in</strong>e vertiefte und echte Wirtschafts- und<br />

Währungsunion“ der Europäischen Kommission<br />

vom 28. November 2012 wurde die Reformdebatte<br />

e<strong>in</strong>geleitet. In dem Konzept s<strong>in</strong>d Schritte beschrieben,<br />

die für e<strong>in</strong>e stabile Architektur der F<strong>in</strong>anz-,<br />

Fiskal- und Währungspolitik notwendig s<strong>in</strong>d. Vor<br />

allem e<strong>in</strong>e bessere Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten<br />

wird hierbei gefordert. Trotz der Reformnotwendigkeit<br />

ist der Euro nach wie vor begehrt <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>.<br />

Als nächster Beitrittskandidat gilt Lettlands<br />

Nachbarstaat Litauen, der 2015 beitreten möchte.<br />

(Christoph Schnabel)<br />

Die Mitteilung der Kommission f<strong>in</strong>den Sie unter:<br />

http://ec.europa.eu/<br />

Europäische Religionsführer debattieren<br />

Stärkung des Zusammenhalts<br />

<strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

Zum neunten Mal lud Kommissionspräsident José<br />

Manuel Barroso am 30. Mai 2013 führende Vertreter<br />

der monotheistischen Religionen nach Brüssel<br />

e<strong>in</strong>, um geme<strong>in</strong>sam mit dem Präsidenten des Europäischen<br />

Rates, Herman Van Rompuy, und dem<br />

Vize-Präsidenten des Europäischen Parlaments,<br />

Laszlo Surjan, über die Zukunft <strong>Europa</strong>s im Europäischen<br />

Jahr der Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger zu diskutieren.<br />

Unter den rund 20 hochrangigen Vertretern nahm<br />

für die EKD der Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider<br />

an den Gesprächen teil.<br />

Der Kommissionspräsident ermutigte die Religionsgeme<strong>in</strong>schaften,<br />

sich aktiv an der laufenden öffentlichen<br />

Debatte im Rahmen des Europäischen Jahres<br />

der Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger 2013 sowie an der<br />

jüngst gestarteten Initiative „E<strong>in</strong> neues Bild <strong>Europa</strong>s“<br />

zu beteiligen. „Wir müssen die Bürger wieder<br />

<strong>in</strong> den Mittelpunkt unseres geme<strong>in</strong>samen Projekts<br />

der europäischen Integration rücken, <strong>in</strong>dem wir erörtern,<br />

warum es s<strong>in</strong>nvoll ist, als Union geme<strong>in</strong>sam<br />

zu handeln. Ich b<strong>in</strong> der festen Überzeugung, dass<br />

die aktive Mitwirkung der Religionsgeme<strong>in</strong>schaften<br />

bei diesem Unterfangen von entscheidender Bedeutung<br />

ist“, sagte er.<br />

Van Rompuy stellte die Frage nach der europäischen<br />

Identität, also danach, was uns e<strong>in</strong>zeln und<br />

geme<strong>in</strong>sam als europäische Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger<br />

ausmache. Es sei essentiell, dass politische und<br />

religiöse Instanzen geme<strong>in</strong>sam darüber nachdenken.<br />

„Denn geme<strong>in</strong>sam tragen wir – jeder <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Funktion und im Rahmen se<strong>in</strong>er Verantwortung<br />

– zur Gestaltung des europäischen Projektes bei,<br />

durch e<strong>in</strong>e stetige Debatte, die manchmal gegensätzlich,<br />

aber immer fruchtbar ist – fruchtbar, gerade<br />

weil sie manchmal gegensätzlich ist,“ so der<br />

Präsident des Europäischen Rates.<br />

Der Vorsitzende des Rates der EKD unterstrich <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Beitrag, dass es gerade <strong>in</strong> schwierigen wirtschaftlichen<br />

Zeiten wichtig sei, den Menschen den<br />

Wert und die Werte des vere<strong>in</strong>ten <strong>Europa</strong>s deutlich<br />

zu machen. Doch nur wenn wirtschaftliche Freiheit<br />

und soziale Verantwortung <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> im Gleichgewicht<br />

gehalten würden, würden die Bürger<strong>in</strong>nen<br />

und Bürger weiter h<strong>in</strong>ter dem europäischen Projekt<br />

stehen.“ Dabei zeigte sich Schneider <strong>in</strong>sbesondere<br />

angesichts der hohen Jugendarbeitslosigkeit <strong>in</strong> der<br />

EU besorgt.<br />

Schon der Reformator Mart<strong>in</strong> Luther habe erkannt:<br />

„Wie der Vogel zum Fliegen, so ist der Mensch zur<br />

Arbeit geboren.“ „Deshalb verlieren Menschen ohne<br />

s<strong>in</strong>nvolle Arbeit ihr Selbstwertgefühl und werden<br />

EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143<br />

9


<strong>in</strong> ihrer Würde beschädigt. Und damit wird auch<br />

ihre Fähigkeit bee<strong>in</strong>trächtigt, e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>wesen<br />

demokratisch zu gestalten“, so der Ratsvorsitzende.<br />

Schneider betonte: „Die Zukunftsfähigkeit e<strong>in</strong>er<br />

Gesellschaft ergibt sich gerade daraus, welche Perspektiven<br />

ihre Jugend hat. Es darf nicht se<strong>in</strong>, dass<br />

e<strong>in</strong>e ganze Generation als ‚verloren‘ gilt. Für die Jugendlichen<br />

braucht es kurzfristig wirksame Hilfe,<br />

aber auch langfristig wirksame Strukturreformen.“<br />

Deshalb begrüßte er die Idee e<strong>in</strong>er „Jobgarantie“<br />

der Europäischen Kommission.<br />

Die <strong>Kirche</strong>n seien ferner bereit, sich <strong>in</strong> diesem Dialog<br />

der Kulturen und Religionen zum Wohle <strong>Europa</strong>s<br />

zu engagieren: „Wir wollen e<strong>in</strong>er der ‚Marktplätze‘<br />

se<strong>in</strong>, auf denen Begegnung und Austausch<br />

möglich ist und e<strong>in</strong>e neue Vision des geme<strong>in</strong>samen<br />

Projekts <strong>Europa</strong> gelebt wird.“ Er verwies auf das<br />

im Herbst letzten Jahres veröffentlichte Wort des<br />

Rates der EKD „Für e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Zukunft <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em gee<strong>in</strong>ten <strong>Europa</strong>“ zur Stärkung des europäischen<br />

Zusammenhalts und stellte <strong>in</strong> Aussicht,<br />

dass die EKD <strong>in</strong> Kooperation mit der Deutschen<br />

Bischofskonferenz und geme<strong>in</strong>sam mit den europäischen<br />

ökumenischen Partnern <strong>in</strong> Brüssel im Frühjahr<br />

nächsten Jahres e<strong>in</strong>e große Diskussion der <strong>Kirche</strong>n<br />

über <strong>Europa</strong> abhalten werde.<br />

Auf der anschließenden Pressekonferenz betonte<br />

der Kommissionspräsident, dass die Versammlung<br />

der Vertreter von Judentum, Christentum<br />

und Islam mit den Präsidenten der EU-Institutionen<br />

ke<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit sei und mehr als<br />

e<strong>in</strong>e „photo opportunity“ darstelle. In vielen Teilen<br />

der Welt würden Menschen ihres Glaubens wegen<br />

verfolgt. Bei allen Problemen, denen sich die EU<br />

aktuell gegenüber sehe, sei das Treffen der Religionsführer<br />

doch e<strong>in</strong> lebendiger Ausdruck des guten<br />

Mite<strong>in</strong>anders <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>.<br />

Näheres zu dem Treffen f<strong>in</strong>den Sie unter:<br />

http://ec.europa.eu/bepa/<br />

(Katr<strong>in</strong> Hatz<strong>in</strong>ger)<br />

Die EKD-Pressemitteilung ist hier nachzulesen:<br />

www.ekd.de/presse/<br />

<strong>Deutschland</strong> auf dem Prüfstand:<br />

Reformempfehlungen der EU-<br />

Kommission zu Wirtschafts- und<br />

Sozialpolitik<br />

Am 29. Mai 2013 hat die Europäische Kommission<br />

ihre länderspezifischen Empfehlungen für 2013<br />

vorgelegt. E<strong>in</strong>mal pro Jahr überprüft die Europäische<br />

Kommission die wirtschaftliche und soziale<br />

Lage jedes EU-Mitgliedstaats und präsentiert spezifische<br />

Reformempfehlungen für jedes Land. Die<br />

regelmäßige Analyse der Kommission hat vor dem<br />

H<strong>in</strong>tergrund zunehmender wechselseitiger Abhängigkeit<br />

der europäischen Volkswirtschaften und der<br />

geme<strong>in</strong>samen Währung an Bedeutung gewonnen.<br />

Auch sollen durch die Bewertung der Kommission<br />

Probleme früher als bisher offen gelegt und nötige<br />

Anpassungen rechtzeitig aufgegriffen werden.<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf die Situation <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> konstatiert<br />

die Kommission die Reformen im Gesundheitswesen<br />

kritisch. Die bisherigen Reformanstrengungen<br />

im Gesundheitssektor und die diesjährige<br />

Pflegereform sche<strong>in</strong>en aus Sicht der Kommission<br />

nicht ausreichend, um die erwarteten künftigen<br />

Kostensteigerungen zu dämpfen.<br />

Auch <strong>in</strong> anderen Bereichen zieht die Kommission<br />

e<strong>in</strong>e nüchterne Bilanz für die Bundesrepublik. In<br />

der Arbeitsmarktpolitik stellt die Kommission fest,<br />

dass die politischen Maßnahmen zur Verr<strong>in</strong>gerung<br />

der hohen Steuer- und Abgabenlast für Ger<strong>in</strong>gverdiener<br />

und zur Verbesserung der Integration von<br />

Langzeitarbeitslosen <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt bislang<br />

begrenzt waren. <strong>Deutschland</strong> sollte mehr tun, um<br />

die auf Niedriglöhne erhobenen Steuern und Sozialabgaben<br />

zu verr<strong>in</strong>gern. Dabei wären weitere Anstrengungen<br />

notwendig, um die Umwandlung von<br />

atypischen und ger<strong>in</strong>gfügigen Beschäftigungsverhältnissen,<br />

wie z. B. M<strong>in</strong>ijobs, <strong>in</strong> nachhaltigere Beschäftigungsformen<br />

zu verbessern und damit e<strong>in</strong>e<br />

Segmentierung des Arbeitsmarkts zu vermeiden.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus sah die Kommission die Anstrengungen<br />

der Bundesregierung als ungenügend an,<br />

um die Armutsbekämpfungsziele zu erreichen. Besonders<br />

die wachsende Gefahr von Altersarmut sah<br />

die Kommission durch e<strong>in</strong>e latente Erwerbsarmut<br />

nicht ausreichend berücksichtigt.<br />

Die arbeitsmarktpolitischen Instrumente der Bundesregierung<br />

wurden gleichfalls kritisch bewertet<br />

und <strong>in</strong>sbesondere wurde e<strong>in</strong> besserer Zugang<br />

von Frauen zum Arbeitsmarkt als Reformziel proklamiert.<br />

Die Kommission verwies darauf, dass<br />

<strong>Deutschland</strong> ke<strong>in</strong>e Maßnahmen ergriffen habe, um<br />

die Fehlanreize für Zweitverdiener abzuschaffen,<br />

und dass die Fortschritte beim Ausbau der Verfügbarkeit<br />

von Ganztagsk<strong>in</strong>dertagesstätten und -schulen<br />

noch begrenzt seien.<br />

Neben den kritischen Punkten wurde die Lage der<br />

10 EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143


öffentlichen F<strong>in</strong>anzen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> als sehr positiv<br />

angesehen und auch der leichte Haushaltsüberschuss<br />

vom Jahr 2012 wurde als e<strong>in</strong> wichtiges<br />

Zeichen für die gute Umsetzung von strukturellen<br />

Anpassungen der letzten Jahre gewertet. Die <strong>in</strong> der<br />

Verfassung festgeschriebene Regel des ausgeglichenen<br />

Haushalts („Schuldenbremse“) hat dabei für<br />

die Kommission Vorbildcharakter für <strong>Europa</strong> und<br />

wird als zukunftsweisendes Konzept auch für andere<br />

europäische Mitgliedstaaten aufgeführt. Aus<br />

Sicht der Kommission wurden auch die richtigen<br />

Konsequenzen aus der F<strong>in</strong>anzmarktkrise gezogen<br />

und e<strong>in</strong> geeigneter Regelungsrahmen für den F<strong>in</strong>anzsektor<br />

aufgebaut.<br />

Wie die Bundesregierung die Vorschläge der Kommission<br />

umsetzen wird und welche Reformempfehlungen<br />

aufgenommen werden, wird 2014 erneut von<br />

der Kommission analysiert.<br />

(Christoph Schnabel)<br />

Die Empfehlung zum nationalen Reformprogramm<br />

<strong>Deutschland</strong>s 2013 f<strong>in</strong>den Sie hier:<br />

http://ec.europa.eu/europe2020/<br />

http://ec.europa.eu/europe2020/<br />

Die <strong>in</strong>neren Grenzen <strong>Europa</strong>s – Die<br />

Debatte um die europäische Personenfreizügigkeit<br />

Im April 2013 forderten die Innenm<strong>in</strong>ister aus<br />

<strong>Deutschland</strong>, Großbritannien, den Niederlanden<br />

und Österreich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Brief an die irische Ratspräsidentschaft,<br />

Sozialleistungsbetrug <strong>in</strong> der Europäischen<br />

Union effektiver zu bekämpfen. Es seien<br />

Ausweisungen und Wiedere<strong>in</strong>reiseverbote gegen<br />

EU-Bürger zu verhängen, die sich „betrügerischen<br />

Zugang zu den Sozialsystemen e<strong>in</strong>es anderen Mitgliedstaates<br />

verschaffen“. Die M<strong>in</strong>ister sprachen<br />

sich deshalb für e<strong>in</strong>e „geme<strong>in</strong>same Interpretation“<br />

der EU-Freizügigkeitsrichtl<strong>in</strong>ie (Richtl<strong>in</strong>ie 2004/38/<br />

EG) aus, um systematischem Missbrauch entgegenwirken<br />

zu können. Missbrauchstatbestände und<br />

mögliche Sanktionen sollten von der Kommission<br />

ausgearbeitet werden. Dabei wurde besonders E<strong>in</strong>wanderern<br />

aus Rumänien und Bulgarien e<strong>in</strong> Missbrauch<br />

von Sozialleistungen vorgeworfen. Auslöser<br />

für den Brief war u. a. die Diskussion <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

über Armutse<strong>in</strong>wanderung, <strong>in</strong>sbesondere der<br />

Roma (siehe EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 142).<br />

In ihrem Antwortschreiben an die Innenm<strong>in</strong>ister<br />

forderten Justizkommissar<strong>in</strong> Viviane Red<strong>in</strong>g, Arbeitskommissar<br />

László Andor und Innenkommissar<strong>in</strong><br />

Cecilia Malmström die Mitgliedstaaten auf,<br />

„statistische Beweise“ für das von ihnen beklagte<br />

Problem vorzulegen. Bisher sei es nur <strong>in</strong> „allgeme<strong>in</strong>en<br />

Wendungen“ beschrieben worden. Die Kommission<br />

hatte schon <strong>in</strong> ersten mündlichen Reaktionen<br />

Zweifel daran erkennen lassen, dass es Armutse<strong>in</strong>wanderung<br />

überhaupt <strong>in</strong> signifikantem Ausmaß<br />

<strong>in</strong> der Europäischen Union gebe. Die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />

für Rumänien und Bulgarien<br />

gilt <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> erst ab dem 1. Januar 2014. Die<br />

Kommission verwies außerdem auf geltendes EU-<br />

Recht, das die Möglichkeit zulasse, Personen, bei<br />

denen der Tatbestand e<strong>in</strong>es Betrugs erwiesen ist,<br />

zu „sanktionieren“. Nur müsse dies aufgrund e<strong>in</strong>er<br />

Entscheidung im E<strong>in</strong>zelfall geschehen und dürfe<br />

nicht pauschal ganze Personengruppen treffen.<br />

Das Anliegen der vier Innenm<strong>in</strong>ister wurde auch<br />

bei dem Treffen der EU-Innenm<strong>in</strong>ister <strong>in</strong> Luxemburg<br />

am 6. und 7. Juni 2013 diskutiert. Dabei wurde<br />

die Kommission von den EU-Innenm<strong>in</strong>istern<br />

aufgefordert, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bericht zu klären, ob und<br />

unter welchen Bed<strong>in</strong>gungen Armutsmigranten ausgewiesen<br />

und mit e<strong>in</strong>er temporären Wiedere<strong>in</strong>reisesperre<br />

belegt werden dürfen. Dazu soll dem Rat für<br />

Justiz und Inneres im Oktober 2013 e<strong>in</strong> Zwischenbericht<br />

und im Dezember 2013 e<strong>in</strong> Abschlussbericht<br />

vorgelegt werden. Tatsächlich stellen die hohen Integrationskosten<br />

für Roma-Familien für Wohnung,<br />

Bildung und Gesundheitsvorsorge e<strong>in</strong> Problem dar,<br />

das die betroffenen Kommunen vor große Herausforderungen<br />

stellt, wie im Januar 2013 von dem<br />

Deutschen Städtetag öffentlich beklagt worden war.<br />

EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143<br />

11


E<strong>in</strong>e Bund-Länder-Arbeitsgruppe wurde e<strong>in</strong>gerichtet,<br />

um Rumänien und Bulgarien bei der Aktivierung<br />

von Mitteln des Europäischen Sozialfonds zu<br />

unterstützen und Integration vor Ort zu fördern.<br />

Die im Jahr 2011 verabschiedete Roma-Strategie<br />

(EU-Rahmen für nationale Strategien zur Integration<br />

der Roma bis 2020) zeigt zudem, dass die Europäische<br />

Kommission die Thematik längst erkannt<br />

hat und Impulse setzt, um Diskrim<strong>in</strong>ierung und<br />

Ausgrenzung abzuwehren und Perspektiven vor<br />

Ort zu schaffen. Oftmals mangelt es <strong>in</strong> der Praxis<br />

am Umsetzungswillen der Mitgliedsstaaten und die<br />

Strategie ist wenig bekannt.<br />

Die Spannungen um die Personenfreizügigkeit <strong>in</strong><br />

der Europäischen Union zeigen sich auch am Beispiel<br />

der aktuellen Änderung der Schengen-Gesetzgebung,<br />

die allerd<strong>in</strong>gs nicht mit der Debatte um<br />

die Roma im Zusammenhang steht, jedoch <strong>in</strong> der<br />

öffentlichen Diskussion häufig vermischt wird.<br />

Am 12. Juni 2013 stimmte das Europäische Parlament<br />

e<strong>in</strong>er Verordnung zur Änderung des Schengener<br />

Grenzkodex (EG Nr. 562/2006) zu. Der Schengener<br />

Grenzkodex („Schengen Border Code“, SBC)<br />

regelt die Personenkontrollen an den Außengrenzen<br />

sowie den europäischen B<strong>in</strong>nengrenzen und ist<br />

die zentrale Grundlage für die Freizügigkeit <strong>in</strong> der<br />

Europäischen Union.<br />

die Probleme Griechenlands bei der Sicherung se<strong>in</strong>er<br />

Grenze zur Türkei.<br />

Kritik an den Änderungen übten e<strong>in</strong>ige Mitglieder<br />

des Europäischen Parlaments (u.a. Nadja Hirsch,<br />

FDP und Ska Keller, Grüne). Die Stärkung der<br />

Kompetenzen der Mitgliedstaaten könnte zu e<strong>in</strong>er<br />

Renationalisierung von Grenzkontrollen führen<br />

und die maßgeblichen Errungenschaften der Europäischen<br />

Union <strong>in</strong> der Personenfreizügigkeit gefährden.<br />

„Offene Grenzen“ s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> grundlegender<br />

Wert der Europäischen Union, wie auch im Wort<br />

der EKD zur Stärkung des europäischen Zusammenhalts<br />

im Oktober 2012 dargelegt wurde. Die<br />

Evaluation der Umsetzungspraxis ist folglich genau<br />

zu verfolgen.<br />

(Christoph Schnabel)<br />

Den Standpunkt des Europäischen Parlaments zum<br />

Schengener Grenzkodex f<strong>in</strong>den Sie unter:<br />

www.europarl.europa.eu<br />

Der Schengener Grenzkodex ermöglicht unter anderem<br />

die Wiedere<strong>in</strong>führung vorübergehender Kontrollen<br />

an den B<strong>in</strong>nengrenzen, sofern es sich um<br />

Ausnahmefälle handelt, bei denen e<strong>in</strong>e ernsthafte<br />

Bedrohung der öffentlichen Ordnung oder der <strong>in</strong>neren<br />

Sicherheit besteht. Im Jahr 2012 wurden diese<br />

temporären Kontrollen z.B. anlässlich der Fußball-<br />

<strong>Europa</strong>meisterschaft an den jeweiligen Landesgrenzen<br />

durchgeführt. Mit den aktuellen Änderungen<br />

des Schengener Grenzkodex werden die<br />

Möglichkeiten für die Wiedere<strong>in</strong>führung von Grenzkontrollen<br />

ausgeweitet und Mitgliedsländern wird<br />

die Kompetenz e<strong>in</strong>geräumt, bei außergewöhnlichen<br />

Umständen an den <strong>in</strong>nereuropäischen Grenzen<br />

temporär Kontrollen durchzuführen. Zu den außergewöhnlichen<br />

Umständen gehört <strong>in</strong>sbesondere „das<br />

Überschreiten der Außengrenzen durch e<strong>in</strong>e große<br />

Anzahl von Drittstaatsangehörigen“. So dürfen die<br />

Mitgliedstaaten künftig an den <strong>in</strong>nereuropäischen<br />

Grenzen Kontrollen durchführen, wenn sie z.B. die<br />

Ankunft von zahlreichen Flüchtl<strong>in</strong>gen befürchten.<br />

Um e<strong>in</strong>en möglichen Missbrauch dieser Kompetenzen<br />

zu verh<strong>in</strong>dern, wurde e<strong>in</strong> Evaluationsmechanismus<br />

für die Überprüfung der Umsetzungspraxis<br />

als begleitendes Instrument e<strong>in</strong>geführt. Die Gesetzesverordnung<br />

wird voraussichtlich im Herbst 2013<br />

vom Rat der Europäischen Union förmlich angenommen<br />

werden.<br />

Auslöser für die Änderungen des Schengener Grenzkodex<br />

waren der Arabische Frühl<strong>in</strong>g 2011, als e<strong>in</strong>e<br />

Vielzahl von Flüchtl<strong>in</strong>gen aus Nordafrika nach Italien<br />

und <strong>in</strong> andere EU-Länder weiter reiste, sowie<br />

12 EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143


Vertrauen <strong>in</strong> Amerika – Auftakt der<br />

Verhandlungen über das transatlantische<br />

Freihandelsabkommen<br />

(Mart<strong>in</strong> Kasperek, Assistent)<br />

Zwischen dem 8. und 12. Juli 2013 fand <strong>in</strong> Wash<strong>in</strong>gton<br />

die erste Verhandlungsrunde für das geplante<br />

Freihandelsabkommen zwischen der EU und den<br />

USA (TTIP = „Transatlantic Trade and Investment<br />

Partnership“) statt. Diese ersten Gespräche dienten<br />

dazu, die jeweiligen Positionen <strong>in</strong> der großen<br />

Anzahl der zu verhandelnden Themen auszuloten.<br />

In diesem Jahr sollen noch zwei weitere Verhandlungsrunden<br />

stattf<strong>in</strong>den, mit e<strong>in</strong>em Abschluss der<br />

Gespräche und dem Inkrafttreten des Abkommens<br />

ist jedoch erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Jahren zu rechnen.<br />

Die Gespräche wurden davon überschattet, dass<br />

Anfang Juni umfangreiche Überwachungsmaßnahmen<br />

der amerikanischen Geheimdienste bekannt<br />

geworden waren, von denen auch EU-E<strong>in</strong>richtungen<br />

betroffen se<strong>in</strong> sollen. In der Folge stellten<br />

EU-Justizkommissar<strong>in</strong> Viviane Red<strong>in</strong>g und <strong>Europa</strong>abgeordnete<br />

verschiedener Fraktionen TTIP <strong>in</strong><br />

Frage. Das EU-Parlament beauftragte den Innenausschuss<br />

mit der Aufklärung der Überwachungsmaßnahmen,<br />

sprach sich aber nicht dafür aus, die<br />

Verhandlungen über TTIP auszusetzen, wie von<br />

den Fraktionen der Grünen und der Sozialdemokraten<br />

gefordert worden war.<br />

Der allgeme<strong>in</strong>e Nutzen e<strong>in</strong>es zukünftigen Freihandelsabkommens<br />

wird h<strong>in</strong>gegen weniger <strong>in</strong> Frage<br />

gestellt: Indem Zölle abgebaut oder Regelungen wie<br />

z.B. Hygiene- und Güterstandards angeglichen werden,<br />

soll für die Wirtschaft der EU e<strong>in</strong> jährliches<br />

Profit von 119 Mrd. Euro und für die der USA e<strong>in</strong><br />

jährliches Profit von 95 Mrd. Euro entstehen, wie<br />

e<strong>in</strong>e von der EU-Kommission <strong>in</strong> Auftrag gegebene<br />

Studie des Londoner „Centre for Economic Policy<br />

Research“ besagt. E<strong>in</strong>e Studie des ifo-Instituts im<br />

Auftrag der Bertelsmann Stiftung prophezeit außerdem,<br />

dass durch TTIP das Pro-Kopf-E<strong>in</strong>kommen<br />

<strong>in</strong> der EU um fünf Prozent steige und viele hunderttausende<br />

Arbeitsplätze entstünden (<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

rund 100.000). Mit TTIP erhofft man sich die Lösung<br />

ganz praktischer Probleme: Durch e<strong>in</strong>e Liberalisierung<br />

des Dienstleistungssektors könnte e<strong>in</strong>e<br />

europäische Flugl<strong>in</strong>ie auch Inlandsflüge <strong>in</strong> den USA<br />

anbieten, so dass e<strong>in</strong>e Masch<strong>in</strong>e, die von <strong>Europa</strong><br />

nach Los Angeles fliegt und e<strong>in</strong>en Zwischenstopp <strong>in</strong><br />

New York macht, dort zusätzliche Passagiere aufnehmen<br />

könnte und nicht leer weiterfliegen müsste.<br />

Vor Beg<strong>in</strong>n der Verhandlungen sorgten jedoch e<strong>in</strong>zelne<br />

Themenbereiche für Streit und Proteste seitens<br />

der Europäer:<br />

Im Bereich Lebensmittelsicherheit und Hygiene<br />

gibt es <strong>in</strong> den USA e<strong>in</strong> anderes Verständnis von<br />

Kontrolle und Nachhaltigkeit und es wird befürchtet,<br />

dass die europäischen Verbraucherstandards<br />

dem Abkommen zum Opfer fallen könnten. Jenseits<br />

des Atlantiks s<strong>in</strong>d gentechnisch veränderter Mais,<br />

mit Chlor des<strong>in</strong>fizierte Hühnchen und geklonte<br />

oder mit Hormonen gefütterte R<strong>in</strong>der und Schwe<strong>in</strong>e<br />

durchaus üblich. Die EU verspricht ihren Bürgern<br />

jedoch, dass über die strengen Vorschriften für Gesundheit,<br />

Tier- und Umweltschutz nicht verhandelt<br />

werde.<br />

Ebenfalls Befürchtungen bestehen im Bereich Datenschutz:<br />

Mit der neuen Grundverordnung (siehe<br />

EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 141) möchte die<br />

Kommission hohe Datenschutz-Standards <strong>in</strong> der<br />

ganzen EU durchsetzen. Doch genau diese könnten<br />

<strong>in</strong> den TTIP-Verhandlungen als „Handelsh<strong>in</strong>dernisse“<br />

gesehen werden. Bei Netzaktivisten besteht<br />

die Sorge, dass über TTIP durch die H<strong>in</strong>tertür e<strong>in</strong><br />

neues „ACTA“ („Anti-Counterfeit<strong>in</strong>g Trade Agreement“)<br />

geschaffen wird – jenes Anti-Piraterie-Abkommen,<br />

das nach <strong>in</strong>ternationalen Protesten und<br />

e<strong>in</strong>em ablehnenden Votum des EU-Parlaments im<br />

Juli 2012 gescheitert war.<br />

M<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> großes Streitthema ist allerd<strong>in</strong>gs<br />

aus dem Mandat entfernt worden, das die Mitgliedsstaaten<br />

am 14. Juni der EU-Kommission für<br />

die Verhandlungen übertragen haben: So wird mit<br />

den Amerikanern nicht über den audiovisuellen Medien-<br />

und Kulturbereich e<strong>in</strong>schließlich Musik und<br />

Onl<strong>in</strong>e-Auswertungen verhandelt. Hier bestand vor<br />

allem die Angst, dass die Übermacht Hollywoods<br />

der europäischen Film<strong>in</strong>dustrie stark schaden<br />

könnte. Die Ausnahme <strong>in</strong> diesem Bereich ist vor<br />

allem der französischen Regierung mit ihrem Engagement<br />

für das Pr<strong>in</strong>zip der „exception culturelle“<br />

zu verdanken. Auch die EKD als Kulturträger<strong>in</strong> mit<br />

ihrem starken E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Kultur und Medien hatte<br />

sich geme<strong>in</strong>sam mit zahlreichen deutschen Kultur-<br />

und Medienschaffenden sowie dem öffentlichrechtlichen<br />

Rundfunk dafür ausgesprochen, dass<br />

e<strong>in</strong>e Ausnahmeklausel <strong>in</strong> das Verhandlungsmandat<br />

aufgenommen wird.<br />

Die Kampagne „UNFAIRhandelbar“, an der sich 22<br />

globalisierungskritische und Umweltschutzschutzorganisationen<br />

wie „Attac“, „BUND“ oder „NABU“<br />

beteiligen, lehnt unter anderem aufgrund der genannten<br />

Problematiken das Freihandelsabkommen<br />

ab. Auch wird den Verhandlungsparteien mangelnde<br />

Transparenz vorgeworfen. Die EU-Kommission<br />

antwortet hierauf, dass die Verhandlungen mit den<br />

USA e<strong>in</strong>er gewissen Vertraulichkeit bedürfen. Doch<br />

es ist richtig: Gerade weil TTIP Auswirkungen auf<br />

e<strong>in</strong>e Vielzahl von Lebensbereichen hat, ist es wichtig,<br />

die breite Öffentlichkeit regelmäßig über die<br />

Fortschritte der Verhandlungen zu <strong>in</strong>formieren.<br />

Mehr <strong>Informationen</strong> zum TTIP f<strong>in</strong>den Sie auf den<br />

Seiten der EU-Kommission unter:<br />

http://ec.europa.eu/trade/policy/<strong>in</strong>-focus/ttip/<br />

EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143<br />

13


Studie „Der neue kranke Mann <strong>Europa</strong>s:<br />

Die Europäische Union“:<br />

E<strong>in</strong>e Studie befragt Unionsbürger <strong>in</strong><br />

acht Staaten<br />

(Stefan Bernd, Praktikant)<br />

Am 14. Mai 2013 stellte das Pew Research Center<br />

die Ergebnisse e<strong>in</strong>er jährlichen Umfrage vor. Befragt<br />

wurden Bürger <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>, Großbritannien,<br />

Frankreich, Italien, Spanien, Griechenland,<br />

Polen und Tschechien.<br />

E<strong>in</strong>es der Ergebnisse der Studie war, dass die öffentliche<br />

Me<strong>in</strong>ung zu zentralen politischen Fragen<br />

<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> und Frankreich sich seit 2007 stark<br />

ause<strong>in</strong>ander bewegt hat. Während <strong>Deutschland</strong> generell<br />

positiv <strong>in</strong> die Zukunft blickte (positive E<strong>in</strong>schätzung<br />

der wirtschaftlichen Situation und des<br />

Nutzens der EU für die Wirtschaft und generelle<br />

Unterstützung für die EU), sahen die Franzosen<br />

dies anders (schlechte E<strong>in</strong>schätzung der wirtschaftlichen<br />

Situation und des Nutzens der EU für die<br />

Wirtschaft, kritischere E<strong>in</strong>stellung gegenüber der<br />

EU). Mehr und mehr sieht die französische Bevölkerung<br />

ihre Situation weniger wie die Deutschen,<br />

sondern eher wie die Griechen oder die Spanier.<br />

Im Folgenden werden die Ergebnisse der Studie genauer<br />

dargestellt. Die absoluten Angaben beziehen<br />

sich auf das Jahr 2013, die Veränderungen s<strong>in</strong>d auf<br />

den Zeitraum 2012 bis 2013 zu sehen.<br />

In allen befragten Ländern nahm die Anzahl der<br />

Menschen ab, die glauben, dass die europäische Integration<br />

ihre Wirtschaft stärkt. Besonders stark<br />

war die Abnahme <strong>in</strong> Frankreich (m<strong>in</strong>us 14 Prozentpunkte),<br />

nur noch 22 Prozent der Menschen glauben<br />

hier an die positive Wirkung der europäischen<br />

E<strong>in</strong>igung auf die Wirtschaft. In <strong>Deutschland</strong> war<br />

die Abnahme weniger stark (m<strong>in</strong>us 5 Prozentpunkte),<br />

jedoch glauben hier noch mehr als die Hälfte (54<br />

Prozent) an die positiven wirtschaftlichen Wirkungen.<br />

In allen Ländern sank die generelle Zustimmung<br />

zur EU, mit Ausnahme von Tschechien (hier e<strong>in</strong>e<br />

Zunahme um 4 Prozentpunkte auf 38 Prozent). Besonders<br />

stark war die Abnahme <strong>in</strong> Frankreich und<br />

Spanien: m<strong>in</strong>us 19 bzw. m<strong>in</strong>us 14 Prozentpunkte <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Jahr, so dass hier noch 41 Prozent bzw. 46<br />

Prozent der Bürger h<strong>in</strong>ter der EU stehen. Vorreiter<br />

ist Polen (68 Prozent Zustimmung zur EU), gefolgt<br />

von <strong>Deutschland</strong> mit 60 Prozent und Italien mit 58<br />

Prozent.<br />

Die wirtschaftliche Lage wird <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> von<br />

drei Vierteln der Befragten für gut gehalten. In den<br />

übrigen befragten Ländern sagen dies nur zwischen<br />

27 Prozent (Polen) und 1 Prozent (Griechenland).<br />

In den 5 befragten Eurostaaten sprach sich e<strong>in</strong>e<br />

starke Mehrheit dafür aus, den Euro zu behalten<br />

(Zustimmung je nach Land zwischen 63 Prozent<br />

und 69 Prozent).<br />

Interessant war die Frage, ob die Briten für e<strong>in</strong>en<br />

Austritt aus der EU stimmen würden: 46 Prozent<br />

würden zum Zeitpunkt der Befragung austreten,<br />

aber ebenso viele würden für e<strong>in</strong>en Verbleib <strong>in</strong> der<br />

EU stimmen. Jüngere Befragte stimmten eher für<br />

e<strong>in</strong>en Verbleib <strong>in</strong> der EU, die älteren Befragten bevorzugten<br />

den Austritt.<br />

Die relativ hohe Zustimmung zum Verbleib <strong>in</strong> der<br />

EU ist überraschend, da <strong>in</strong> der gleichen Studie nur<br />

43 Prozent der Briten e<strong>in</strong>e positive E<strong>in</strong>stellung zur<br />

EU ausdrückten und nur 26 Prozent glaubten, dass<br />

die EU-Mitgliedschaft der britischen Wirtschaft<br />

nutze.<br />

Mit Blick auf <strong>Deutschland</strong> ist <strong>in</strong>teressant, dass hier<br />

52 Prozent e<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung ärmerer<br />

Mitgliedstaaten unterstützen würden und 45 Prozent<br />

dies ablehnen. Dieser Zustimmungswert ist<br />

um e<strong>in</strong>iges höher als <strong>in</strong> Frankreich (Ja: 40 Prozent,<br />

Ne<strong>in</strong>: 60 Prozent) oder Großbritannien (Ja: 37 Prozent,<br />

Ne<strong>in</strong>: 57 Prozent).<br />

Abschließend fragte die Studie auch nach den nationalen<br />

Stereotypen. Dabei schnitten die Deutschen<br />

im Bereich „Zuverlässigkeit“ gut ab: 7 der 8 Staaten<br />

halten <strong>Deutschland</strong> für die zuverlässigste Nation.<br />

E<strong>in</strong>zig Griechenland sah dies anders: Hier sah man<br />

sich selbst als am zuverlässigsten.<br />

Gleichzeitig hält man die Deutschen für relativ arrogant<br />

(5 von 8 Staaten), wobei die Franzosen <strong>in</strong><br />

dieser Bewertung auf dem 2. Platz stehen. Hier ist<br />

<strong>in</strong>teressant, dass sowohl die Deutschen als auch die<br />

Franzosen selbst die Franzosen als die arroganteste<br />

Nation bezeichnen.<br />

E<strong>in</strong>ig s<strong>in</strong>d sich alle Staaten jedoch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em: Die<br />

„mitfühlendste“ Nationalität ist jeweils die eigene.<br />

Die Autoren der Studie sehen aufgrund dieser Ergebnisse<br />

im Wesentlichen zwei Herausforderungen<br />

für die EU:<br />

• Die wirtschaftliche Lage verr<strong>in</strong>gert das Vertrauen<br />

der Bürger <strong>in</strong> die EU, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong><br />

den südlichen Ländern.<br />

• Dass sich die öffentlichen Me<strong>in</strong>ungen <strong>in</strong> den<br />

Mitgliedsstaaten ause<strong>in</strong>ander bewegen, macht<br />

es für die Politik schwieriger, geme<strong>in</strong>same Lösungen<br />

zu f<strong>in</strong>den.<br />

Die gesamte Studie f<strong>in</strong>den Sie unter:<br />

www.pewglobal.org<br />

14 EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143


Asyl und Migration<br />

Tagung der EU-Innenm<strong>in</strong>ister über<br />

die Aufnahme syrischer Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />

Am 7. Juli 2013 tagten die EU-Innenm<strong>in</strong>ister <strong>in</strong><br />

Luxemburg. Dabei schlug Innenm<strong>in</strong>ister Friedrich<br />

vor, mehr Aufnahmeplätze für Flüchtl<strong>in</strong>ge aus Syrien<br />

zu schaffen. <strong>Deutschland</strong> hat sich bereit erklärt,<br />

5.000 syrische Flüchtl<strong>in</strong>ge aufzunehmen. Für die<br />

Aufnahme sollen humanitäre Kriterien Anwendung<br />

f<strong>in</strong>den, so sollen schutzbedürftige K<strong>in</strong>der mit ihren<br />

Eltern, Flüchtl<strong>in</strong>ge mit mediz<strong>in</strong>ischem Bedarf,<br />

Frauen <strong>in</strong> prekären Situationen und bedrohte Angehörige<br />

religiöser M<strong>in</strong>derheiten Aufnahme f<strong>in</strong>den.<br />

In diesem Zusammenhang sollen aber auch Bezüge<br />

nach <strong>Deutschland</strong>, wie familiäre B<strong>in</strong>dungen, und<br />

die Fähigkeit, nach Konfliktende e<strong>in</strong>en besonderen<br />

Beitrag zum Wiederaufbau des Landes zu leisten,<br />

Berücksichtigung f<strong>in</strong>den. Die Flüchtl<strong>in</strong>ge erhalten<br />

e<strong>in</strong>e auf zwei Jahre befristete Aufenthaltsgenehmigung,<br />

die verlängert werden kann. Sie dürfen arbeiten<br />

und haben das Recht auf Sozialleistungen <strong>in</strong><br />

<strong>Deutschland</strong>. Die ersten Flüchtl<strong>in</strong>ge s<strong>in</strong>d bereits <strong>in</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> e<strong>in</strong>getroffen, die Mehrheit wird aber<br />

erst im August erwartet.<br />

Die Vertretung des UNHCR <strong>in</strong> Brüssel hat unterdessen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Papier mit dem Titel „Respond<strong>in</strong>g<br />

to protection needs of displaced Syrians <strong>in</strong> Europe“<br />

vom Juni 2013 die Initiative <strong>Deutschland</strong>s, e<strong>in</strong> Pilotprojekt<br />

zur humanitären Aufnahme von Syrern<br />

e<strong>in</strong>zurichten („humanitarian admissions pilot“),<br />

ausdrücklich begrüßt. Die Initiative sei e<strong>in</strong> wichtiger<br />

Beitrag zum Schutz syrischer Flüchtl<strong>in</strong>ge. Der<br />

UNHCR rief andere Staaten auf, dem deutschen<br />

Vorbild zu folgen und syrische Flüchtl<strong>in</strong>ge mit dr<strong>in</strong>genden<br />

Bedürfnissen im Wege humanitärer Aufnahme<br />

zu akzeptieren.<br />

Der Innenm<strong>in</strong>isterrat er<strong>in</strong>nerte an die Verpflichtung<br />

der EU, die humanitäre Hilfe für alle betroffenen<br />

Bevölkerungsgruppen <strong>in</strong> Syrien und den Nachbarländern<br />

auszubauen. Die M<strong>in</strong>ister begrüßten die<br />

Fortschritte h<strong>in</strong>sichtlich der Errichtung e<strong>in</strong>es „Regionalen<br />

Schutzprogrammes“ (RPP) für Syrien und<br />

forderten die Kommission auf, sich dieser Arbeit<br />

anzuschließen. Durch das RPP sollen die Nachbarstaaten<br />

Syriens unterstützt werden.<br />

Weiterh<strong>in</strong> wurde auch über die Gefahr der Rückkehr<br />

von Syrienkämpfern nach <strong>Europa</strong> diskutiert.<br />

Nach Schätzungen kämpfen 500 bis 600 Männer<br />

aus <strong>Europa</strong> im syrischen Bürgerkrieg.<br />

Das Papier des UNHCR f<strong>in</strong>den Sie hier:<br />

www.unhcr.org<br />

(Joachim Clauß)<br />

Neben <strong>Deutschland</strong> haben auch Polen, die Niederlande,<br />

Österreich und Schweden die Bereitschaft<br />

signalisiert, Flüchtl<strong>in</strong>ge aufzunehmen. Die Niederlande<br />

und Schweden werden jedoch lediglich<br />

Resettlement-Plätze im Rahmen der bestehenden<br />

Quoten zur Verfügung stellen. Die österreichische<br />

Innenm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Mikl-Leitner sprach sich zudem<br />

gegen e<strong>in</strong>e zusätzliche Aufnahme von Flüchtl<strong>in</strong>gen<br />

neben den Asylbewerbern aus und erklärte, dass es<br />

<strong>in</strong> Österreich ke<strong>in</strong>e Resettlement-Maßnahmen geben<br />

werde. Seitens der deutschen Bundesregierung<br />

wäre e<strong>in</strong>e europäische Initiative unter Beteiligung<br />

der Kommission wünschenswert. Die Kommission<br />

verweise jedoch darauf, dass es ke<strong>in</strong>en entsprechenden<br />

Appell des UN-Flüchtl<strong>in</strong>gshilfswerkes (UNH-<br />

CR) gebe. Die EU-Innenkommissar<strong>in</strong> Cecilia Malmström<br />

stehe <strong>in</strong> ständigen Kontakt mit dem UNHCR,<br />

um zu sehen, ob e<strong>in</strong>e europäische oder e<strong>in</strong>e globale<br />

Resettlement-Strategie für die Aufnahme von<br />

Syrien-Flüchtl<strong>in</strong>gen notwendig sei. Das Hilfswerk<br />

stehe der Aufnahme syrischer Flüchtl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

grundsätzlich positiv gegenüber, es sei jedoch<br />

schwierig angesichts der gewaltigen Flüchtl<strong>in</strong>gsströme<br />

s<strong>in</strong>nvolle und realisierbare Zahlen vorzuschlagen.<br />

Der Schwerpunkt der Arbeit des UNHCR,<br />

liege bei der humanitären Hilfe vor Ort.<br />

EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143<br />

15


Tropfen auf dem heißen Ste<strong>in</strong> – Das syrische<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gselend steht im Mittelpunkt<br />

der ACTR<br />

Vom 1. bis 3. Juli 2013 veranstaltete der Hohe<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gskommissar der Vere<strong>in</strong>en Nationen (UN-<br />

HCR) unter dem Vorsitz von Kanada wie <strong>in</strong> jedem<br />

Jahr seit 1995 die „Annual Tripartite Consultations<br />

on Resettlement“ <strong>in</strong> Genf. Das Treffen von<br />

UNHCR-, Regierungs- und NGO-Vertretern diente<br />

dem Informationsaustausch und der Beratung<br />

über die Flüchtl<strong>in</strong>gslage weltweit, soll e<strong>in</strong>e engere<br />

Zusammenarbeit der Akteure bewirken und nicht<br />

zuletzt mehr Neuansiedlungsplätze für Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />

schaffen. Außerdem bieten die Konsultationen e<strong>in</strong>e<br />

hilfreiche Plattform für den Erfahrungsaustausch<br />

über die Aufnahme von Flüchtl<strong>in</strong>gen im Wege der<br />

Neuansiedlung. In diesem Jahr stand die syrische<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gskrise im Mittelpunkt der Gespräche.<br />

Mittlerweile hat die Zahl der syrischen Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />

<strong>in</strong> den angrenzenden Nachbarstaaten (Libanon,<br />

Jordanien, Türkei, Irak und Ägypten) die Zahl von<br />

1,8 Millionen überschritten. Dazu kommen noch<br />

mehrere Millionen <strong>in</strong>tern Vertriebener. Bislang hat<br />

der UNHCR aufgrund der unklaren Lage <strong>in</strong> Syrien<br />

und der Hoffnung vieler Geflohener, möglichst bald<br />

<strong>in</strong> ihre Heimat zurückkehren zu können, davon<br />

abgesehen, die Staatengeme<strong>in</strong>schaft zu e<strong>in</strong>er groß<br />

angelegten Resettlement-Aktion aufzurufen. Die<br />

Situation wird auch durch die schiere Anzahl an<br />

Schutzsuchenden und H<strong>in</strong>dernisse bei der Registrierung<br />

erschwert. Der Schwerpunkt der Arbeit, so der<br />

UNHCR, liege bei der humanitären Hilfe vor Ort.<br />

Dazu gab es e<strong>in</strong>drückliche Schilderungen der Lage<br />

von UNCHR-Vertretern aus Amman, dem MENA-<br />

Büro (Mittlerer Osten und Nordafrika) und aus Damaskus.<br />

Aufgrund der vielen logistischen Probleme<br />

seien <strong>in</strong>novative Lösungen gefragt, um Anhörungen<br />

durchzuführen. Videokonferenzen würden sich <strong>in</strong><br />

dieser Situation zunehmend bewähren.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs gebe es 2.000 „mediz<strong>in</strong>ische Fälle“, die<br />

dr<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>er Versorgung im Ausland bedürften.<br />

Diese Betroffenen sollten im Wege e<strong>in</strong>es sog.<br />

„Emergency Resettlement“ Aufnahme im Ausland<br />

f<strong>in</strong>den können, so der Hohe Flüchtl<strong>in</strong>gskommissar,<br />

António Guterres, <strong>in</strong> Genf. Angesichts der Komplexität<br />

der Krise müssten darüber h<strong>in</strong>aus „<strong>in</strong>novative<br />

Wege“ beschritten werden, um Schutz zu bieten. Mit<br />

besonderem Interesse wurde daher das humanitäre<br />

Aufnahmeprogramm für syrische Flüchtl<strong>in</strong>ge registriert,<br />

das <strong>Deutschland</strong> im Frühjahr angekündigt<br />

hatte. Auf diesem Wege soll 5.000 Flüchtl<strong>in</strong>gen <strong>in</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> vorübergehend Schutz gewährt und<br />

e<strong>in</strong> humanitäres Zeichen gesetzt werden.<br />

Auf der Sitzung der europäischen Innenm<strong>in</strong>ister<br />

am 7. Juni 2013 hatte <strong>Deutschland</strong> erneut darum<br />

geworben, dass sich andere EU-Staaten der Aufnahmeaktion<br />

anschließen. Doch das Echo blieb verhalten.<br />

Lediglich aus Schweden und den Niederlanden<br />

gab es vorsichtige Signale (siehe vorangehender<br />

Artikel).<br />

In Genf wurden die deutschen Pläne zwar aufmerksam<br />

gehört, die Reaktionen der anderen Staaten,<br />

gerade der EU-Mitgliedsländer, blieben aber weiterh<strong>in</strong><br />

verhalten. Auch wenn der UNHCR die Aufnahmeaktion<br />

als „resettlement light“ begrüßte und<br />

darum warb, das auch andere Staaten humanitäre<br />

Aufnahmeprogramme auflegen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus wurden die Resettlement-Ziele des<br />

UNHCR für 2014 vorgestellt. Insgesamt müsse<br />

rund 94.000 Flüchtl<strong>in</strong>gen (Syrer nicht e<strong>in</strong>gerechnet)<br />

e<strong>in</strong>e neue Perspektive <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Drittstaat geboten<br />

werden. Die Afghanen stellen weltweit die größte<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gsgruppe dar. Somalische Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />

würden besonders diskrim<strong>in</strong>iert. Neuangesiedelte<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge aus dem Kongo (jetzt <strong>in</strong> den USA), Liberia<br />

(jetzt <strong>in</strong> Australien) und Pakistan (jetzt <strong>in</strong> Kanada)<br />

berichteten den Delegierten über ihr Schicksal<br />

und diskutierten geme<strong>in</strong>sam mit dem Plenum<br />

über Wege der Arbeitsmarkt<strong>in</strong>tegration und e<strong>in</strong>er<br />

stärkeren E<strong>in</strong>beziehung der Medien. In diesem<br />

Kontext stellte sich das SHARE-Netzwerk („Cities<br />

that Care, Cities that SHARE – A European Resettlement<br />

Network Engag<strong>in</strong>g Cities and Regions“) vor,<br />

das durch ICMC („International Catholic Migration<br />

Commission“) geme<strong>in</strong>sam mit dem UNHCR, der<br />

Stadt Sheffield, EUROCITIES, der Horton Hous<strong>in</strong>g<br />

Association (UK), der NGO ACCEM, France Terre<br />

d’Asile, Pro Asyl <strong>Deutschland</strong> und anderen organisiert<br />

wird.<br />

Es war sichtbar, dass die klassischen Resettlement-Länder<br />

USA; Kanada und Australien <strong>in</strong> Genf<br />

den Ton angaben, während die Europäer auffällig<br />

schweigsam waren. Erst seit 2012 gibt es auf freiwilliger<br />

Basis e<strong>in</strong> europäisches Resettlement-Programm.<br />

Im Herbst müssen dessen Prioritäten ausgehandelt<br />

werden.<br />

(Katr<strong>in</strong> Hatz<strong>in</strong>ger)<br />

Weitere <strong>Informationen</strong> zu den Konsultationen f<strong>in</strong>den<br />

Sie unter:<br />

www.resettlement.eu<br />

16 EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143


Europäisches Grenzüberwachungssystem<br />

noch vor Ende des Jahres e<strong>in</strong>satzbereit<br />

Am 19. Juni 2013 hat der Ausschuss für bürgerliche<br />

Freiheiten, Justiz und Inneres (LIBE) des Europäischen<br />

Parlaments (EP) über das Europäische<br />

Grenzkontrollsystem (EUROSUR) abgestimmt. So<br />

kann das neue System nach der formalen Annahme<br />

durch das EP und den Rat für Justiz und Inneres<br />

voraussichtlich noch vor Ende des Jahres <strong>in</strong> Betrieb<br />

genommen werden.<br />

„EUROSUR wird die EU-Behörden mit besseren<br />

Instrumenten ausstatten, um schwere Verbrechen<br />

wie Drogen- und Menschenhandel zu bekämpfen,<br />

und wird auch dazu beitragen, die Rettung von<br />

Migranten zu verbessern, die mit kle<strong>in</strong>en Booten<br />

versuchen, europäische Küsten zu erreichen“, kommentierte<br />

EU-Innenkommissar<strong>in</strong> Cecilia Malmström<br />

die E<strong>in</strong>igung. Dazu werden Satellitentechnik<br />

und Überwachungsdrohnen e<strong>in</strong>gesetzt. Auf rund<br />

338,7 Millionen Euro schätzt die EU-Kommission<br />

die Kosten für das neue Überwachungssystem.<br />

E<strong>in</strong>e von den Grünen herausgegebene Studie rechnet<br />

mit m<strong>in</strong>destens doppelt so hohen Kosten (siehe<br />

EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 141). Das Parlament<br />

konnte sich mit se<strong>in</strong>er Forderung, e<strong>in</strong>e Pflicht<br />

zur Seenotrettung <strong>in</strong> der Verordnung zu verankern,<br />

die auch von kirchlichen Organisationen und Menschenrechtsorganisationen<br />

erhoben worden war,<br />

nicht durchsetzen. Anfang Juni hatte der Rat den<br />

bereits gefundenen Kompromiss mit dem EP abgelehnt<br />

– Frankreich, Italien, Spanien und Griechenland<br />

hatten dagegen gestimmt –, u.a. weil den Mitgliedsstaaten<br />

die Regelung zur Seenotrettung von<br />

schiffbrüchigen Flüchtl<strong>in</strong>gen zu weit gegangen war.<br />

Die Grünen-<strong>Europa</strong>abgeordnete Ska Keller zeigte<br />

sich angesichts der Ablehnung schockiert: „Es ist<br />

bestürzend, wie sehr sich e<strong>in</strong>ige Mitgliedsstaaten<br />

um ihre humanitäre Verantwortung drücken. Jedes<br />

Jahr ertr<strong>in</strong>ken Hunderte von Flüchtl<strong>in</strong>gen im<br />

Mittelmeer. Und die Mitgliedsstaaten s<strong>in</strong>d offenbar<br />

nicht gewillt, daran etwas zu ändern.“<br />

strikten Garantien würden auch <strong>in</strong> der Zusammenarbeit<br />

mit Drittstaaten gelten.<br />

Trotz dieser besänftigenden Worte deuten alle Anzeichen<br />

daraufh<strong>in</strong>, dass das neue kostspielige System<br />

zu e<strong>in</strong>er weiteren Abschottung <strong>Europa</strong>s vor<br />

Schutzsuchenden beitragen und der Zugang zu Asyl<br />

<strong>in</strong> der EU weiter erschwert werden wird. Denn die<br />

unklare Zuständigkeitsstruktur bleibt bestehen, die<br />

immer wieder dazu führt, dass Menschen <strong>in</strong> Not gar<br />

nicht oder nicht rechtzeitig geholfen werden kann.<br />

(Katr<strong>in</strong> Hatz<strong>in</strong>ger)<br />

H<strong>in</strong>tergründe zu der Verordnung f<strong>in</strong>den Sie unter:<br />

http://europa.eu/rapid/<br />

Die EU-Innenkommissar<strong>in</strong> h<strong>in</strong>gegen zeigte sich<br />

zuversichtlich, dass EUROSUR den Informationsaustausch<br />

und die Zusammenarbeit der Behörden<br />

<strong>in</strong>nerhalb und zwischen den Mitgliedstaaten bei der<br />

Grenzüberwachung durch die E<strong>in</strong>richtung nationaler<br />

Koord<strong>in</strong>ierungszentren wesentlich verbessern<br />

werde. So steige die Chancen, grenzüberschreitende<br />

Verbrechen zu verh<strong>in</strong>dern, kle<strong>in</strong>e Schiffe zu entdecken<br />

und Tragödien zu verh<strong>in</strong>dern, „die wir leider<br />

besonders im Mittelmeer so oft beobachten“.<br />

Der E<strong>in</strong>satz von EUROSUR werde unter der Voraussetzung<br />

des vollen Respekts von Grundrechten<br />

und dem Pr<strong>in</strong>zip der Nicht-Zurückweisung erfolgen.<br />

Se<strong>in</strong>e Umsetzung werde zudem die europäischen<br />

Vorgaben zum Datenschutz voll respektieren. Diese<br />

EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143<br />

17


Die Auswirkungen der Dubl<strong>in</strong>-Verordnung<br />

auf den Schutz der Asylbewerber<br />

Am 4. Juni 2013 stellte der Jesuiten-Flüchtl<strong>in</strong>gsdienst<br />

(JRS) <strong>in</strong> Brüssel e<strong>in</strong>e Studie über die Auswirkungen<br />

der Dubl<strong>in</strong>-II-Verordnung auf den Schutz<br />

der Asylbewerber vor. Diese Verordnung legt den<br />

Grundsatz fest, dass derjenige Mitgliedstaat für<br />

die Prüfung e<strong>in</strong>es Asylantrags zuständig ist, der<br />

die E<strong>in</strong>reise zugelassen bzw. nicht verh<strong>in</strong>dert hat.<br />

Der JRS untersuchte die Auswirkungen der Verordnung<br />

aus der Sicht von Asylbewerbern. Dazu<br />

wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zeitraum von e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahren<br />

257 Asylbewerber <strong>in</strong> Belgien, Frankreich, <strong>Deutschland</strong>,<br />

Ungarn, Italien, Malta, Polen, Rumänien und<br />

Schweden befragt.<br />

E<strong>in</strong> Schlüsselfaktor zur Wahrung der Grundrechte<br />

ist das Recht auf Information für Asylbewerber.<br />

Dennoch habe e<strong>in</strong> Drittel der Befragten nichts über<br />

das Dubl<strong>in</strong>-Verfahren gewusst und nur 9 Prozent<br />

habe es vollständig verstanden. Dabei hätten mehr<br />

<strong>Informationen</strong> positive Auswirkung auf die Fälle<br />

gehabt, z. B. h<strong>in</strong>sichtlich der Möglichkeit, Transfers<br />

<strong>in</strong> andere Mitgliedsstaaten anzufechten.<br />

Durch die großen Unterschiede <strong>in</strong> den Praktiken<br />

der Mitgliedstaaten br<strong>in</strong>ge das Dubl<strong>in</strong>-System zudem<br />

nur e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Mehrwert für das Geme<strong>in</strong>same<br />

Europäische Asylsystem. Da das Verfahren<br />

nicht genug Schutz biete, versuchten Asylbewerber<br />

es zu umgehen, was zu Zweit- und Drittbewegungen<br />

<strong>in</strong>nerhalb der EU führe. Dies gehe e<strong>in</strong>her mit<br />

persönlichen Risiken, wie der Verfolgung durch die<br />

Behörden, Inhaftierung, Transfer zu anderen Mitgliedstaaten<br />

und die Trennung von der Familie.<br />

Dass so viele diese Risiken auf sich nehmen müssten,<br />

um sich selbst zu schützen, ist der größte Vorwurf<br />

gegen das Dubl<strong>in</strong>-System.<br />

Hoffnung weckte bei der Vorstellung des Berichts<br />

die schwedische ALDE-<strong>Europa</strong>abgeordnete Cecilia<br />

Wikström. Es würden, sagte sie, im Zuge der Neufassung<br />

der Dubl<strong>in</strong>-Verordnung, die am 12. Juni<br />

2013 vom Europäischen Parlament angenommen<br />

wurde, Verbesserungen e<strong>in</strong>treten. Jedoch müsse<br />

die Umsetzung <strong>in</strong> den Mitgliedstaaten besser überwacht<br />

werden.<br />

Den vollständigen Bericht f<strong>in</strong>den sie hier:<br />

www.jrseurope.org<br />

(Joachim Clauß)<br />

Der Zugang zu Anwälten sei sehr wichtig, jedoch<br />

hätten 41 Prozent der Befragten diese Unterstützung<br />

nicht erhalten. Anwälte spielen ebenfalls<br />

e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle dabei, die E<strong>in</strong>haltung der<br />

Grundrechte sicherzustellen und Asylbewerber zu<br />

<strong>in</strong>formieren. Leider waren die verfügbaren Anwälte<br />

oft nicht auf Asylfragen spezialisiert.<br />

Die Aufnahmebed<strong>in</strong>gungen, wie die Bereitstellung<br />

der Grundversorgung und angemessenen Wohnraums,<br />

s<strong>in</strong>d ebenfalls entscheidende Elemente e<strong>in</strong>es<br />

funktionierenden Asylsystems. Diejenigen unter<br />

den Befragten, die sich über die bereitgestellte<br />

Grundversorgung negativ äußerten, neigen laut der<br />

Studie eher dazu, das Dubl<strong>in</strong>-Verfahren zu umgehen<br />

und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en anderen Mitgliedstaat weiter zu<br />

flüchten.<br />

E<strong>in</strong>e meist unbegründete Maßnahme ist die Inhaftierung<br />

von Asylbewerbern. 40 Prozent der Befragten<br />

waren <strong>in</strong>haftiert. Die Inhaftierung erschwert<br />

den Zugang zu <strong>Informationen</strong> und zu Anwälten jedoch<br />

besonders.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Maß für die Achtung der Würde von<br />

Asylsuchenden ist die persönliche Entscheidungsfreiheit,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> bestimmtes EU-Land zu reisen, wo<br />

sie sich geschützt fühlen und <strong>in</strong> welches sie bereits<br />

e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung haben. Jedoch schränke die Dubl<strong>in</strong>-Verordnung<br />

durch die Prüfung der Asylanträge<br />

im zuerst betretenen EU-Staat, diese Entscheidungsfreiheit<br />

enorm e<strong>in</strong>.<br />

18 EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143


Demokratie & Menschenrechte<br />

Die Lage der Menschenrechte <strong>in</strong> der<br />

Welt – Der Jahresbericht 2013 von Amnesty<br />

International<br />

Am 23. Mai 2013 stellte die Menschenrechtsorganisation<br />

Amnesty International ihren diesjährigen<br />

Jahresbericht zur weltweiten Lage der Menschenrechte<br />

vor.<br />

Salil Shetty, Generalsekretär von Amnesty International,<br />

kritisiert <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vorwort den falschen Gebrauch<br />

staatlicher Souveränität. Machthaber und<br />

Regierungen setzen diese mit der Kontrolle über <strong>in</strong>nere<br />

Angelegenheiten ohne jegliche E<strong>in</strong>flussnahme<br />

von außen gleich. Dabei müsse <strong>in</strong> die Souveränität<br />

auch die globale Solidarität und globale Verantwortlichkeit<br />

mite<strong>in</strong>bezogen werden. Ferner beanstandet<br />

er die Untätigkeit der Politik, wie im Fall Syriens.<br />

Trotz steigender Todeszahlen und bekannter Menschenrechtsverletzungen<br />

wurden durch den UN-Sicherheitsrat<br />

ke<strong>in</strong>e Maßnahmen ergriffen. Auch sei<br />

es <strong>in</strong>akzeptabel, wenn weder e<strong>in</strong>zelne Staaten noch<br />

die <strong>in</strong>ternationale Geme<strong>in</strong>schaft konsequente Maßnahmen<br />

zum Schutz der Zivilbevölkerung ergreifen<br />

würden, es sei denn, es br<strong>in</strong>ge ihnen e<strong>in</strong>en Nutzen.<br />

Mit H<strong>in</strong>blick auf die Lage der Flüchtl<strong>in</strong>ge übte<br />

Amnesty International heftige Kritik an der Europäischen<br />

Union. Die EU sei angesichts ihrer restriktiven<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gspolitik e<strong>in</strong> unwürdiger Empfänger<br />

des Friedensnobelpreises. Die europäischen<br />

Staaten hätten ihre Abschottungspolitik gegenüber<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gen weiter vorangetrieben, Grenzkontrollen<br />

verschärft und Verträge mit nordafrikanischen<br />

Staaten zur Regelung der Abschiebung von<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gen geschlossen. Auch gebe es weiterh<strong>in</strong><br />

Schwierigkeiten, <strong>in</strong> Griechenland e<strong>in</strong>en Asylantrag<br />

zu stellen, und es bestehe die Gefahr der Inhaftierung<br />

Asylsuchender unter unmenschlichen Bed<strong>in</strong>gungen.<br />

Die Abschottung der Grenzen stehe auch <strong>in</strong><br />

starkem Kontrast zum freien und grenzüberschreitenden<br />

Kapitalfluss. Laut Amnesty International<br />

waren 2012 weltweit 43 Millionen Menschen auf<br />

der Flucht vor bewaffneten Konflikten oder Verfolgung.<br />

Den Bericht f<strong>in</strong>den Sie unter:<br />

www.amnesty.org<br />

(Joachim Clauß)<br />

Doch Amnesty International weckt auch Hoffnung.<br />

Durch die vielfältigen Kommunikationsformen<br />

heutzutage können Aktivisten sicherstellen, dass<br />

Menschenrechtsverstöße nicht länger unbemerkt<br />

blieben. Auch werde es für Regierungen und Unternehmen<br />

schwieriger, sich h<strong>in</strong>ter den Grenzen der<br />

„Souveränität“ zu verstecken.<br />

Amnesty International hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Bericht Verstöße<br />

<strong>in</strong> 159 Ländern untersucht und dokumentiert:<br />

• 2012 wurde <strong>in</strong> 112 Staaten gefoltert.<br />

• Seit dem Beg<strong>in</strong>n der Kämpfe <strong>in</strong> Syrien s<strong>in</strong>d<br />

über 60.000 Menschen getötet worden.<br />

• In 80 Staaten wurde das Recht auf e<strong>in</strong> faires<br />

Gerichtsverfahren systematisch verletzt.<br />

• Anfang 2012 waren 12 Millionen Menschen<br />

weltweit staatenlos.<br />

• In den 131 bewaffneten Konflikten des Jahres<br />

2012 starben zwischen 794.000 und 1.115.000<br />

Menschen.<br />

• In 101 Ländern wurde das Recht auf freie Me<strong>in</strong>ungsäußerung<br />

unterdrückt.<br />

• 21 Regierungen ließen im Jahr 2012 Menschen<br />

h<strong>in</strong>richten.<br />

EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143<br />

19


„<strong>Europa</strong>s Waffen für die Welt? – Rüstungsexporte<br />

im Spannungsfeld von<br />

Wirtschafts- und Außenpolitik“ - Podiumsdiskussion<br />

und Vorstellung des<br />

Friedensgutachtens 2013<br />

Am 18. Juni 2013 wurde im EKD-Büro Brüssel das<br />

Friedensgutachten 2013 vorgestellt, das von vier<br />

großen deutschen Instituten für Friedens- und Konfliktforschung<br />

herausgegeben wird und dieses Jahr<br />

den Titel „Neue Kriege, neue Rüstung, neue Rüstungsmärkte“<br />

trägt. Die Vorstellung und Moderation<br />

der anschließenden Podiumsdiskussion erfolgte<br />

durch Dr. Marc von Boemcken vom Bonn International<br />

Center for Conversion (BICC), das das Gutachten<br />

mitherausgibt. Bei der Veranstaltung <strong>in</strong> Brüssel<br />

wurde der Schwerpunkt der Betrachtung auf die<br />

europäische Dimension der Rüstungspolitik und die<br />

Rolle der Industrie gelegt.<br />

Michael Brzoska, Professor am Institut für Friedensforschung<br />

und Sicherheitspolitik an der Universität<br />

Hamburg und e<strong>in</strong>er der Autoren des Gutachtens,<br />

stellte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>leitenden Impulsvortrag verschiedene<br />

Perspektiven für die europäische Rüstungspolitik<br />

vor: Die europäische Rüstungs<strong>in</strong>dustrie<br />

sei im Vergleich zur amerikanischen weniger<br />

wettbewerbsfähig, dies auch wegen der ger<strong>in</strong>geren<br />

Ausgaben für Forschung und Entwicklung. E<strong>in</strong>e<br />

stärkere Förderung, speziell für Technologien, die<br />

auch im zivilen Bereich nutzbar s<strong>in</strong>d, sei aber sehr<br />

teuer. Auch die Schaffung e<strong>in</strong>es europäischen Rüstungsmarkts<br />

sei schwierig, dieser ständen starke<br />

nationale Interessen entgegen. In der Sicherheitswirtschaft,<br />

die von der Rüstungswirtschaft als wichtiger<br />

Zukunftsmarkt gesehen werde, hätten viele<br />

europäische Rüstungsunternehmen <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren zwar Erfolge gehabt – dies könne jedoch die<br />

Schwäche der europäischen Rüstungspolitik nicht<br />

kompensieren. Die von Prof. Brzoska bevorzugte<br />

Entwicklung der europäischen Rüstungs<strong>in</strong>dustrie<br />

bestände <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er weiteren Konsolidierung, und<br />

zwar auf e<strong>in</strong> Niveau, das dem Bedarf der europäischen<br />

Streitkräfte entspreche, so dass man nicht<br />

weiter vom Export abhängig sei. Um die damit<br />

verbundene Schwächung der Unternehmen abzufedern,<br />

müssten Maßnahmen der Diversifizierung<br />

und der Konversion ergriffen werde.<br />

Jan Grebe vom Bonn International Center for Conversion,<br />

der gleichzeitig Vorsitzender der Fachgruppe<br />

Rüstungsexporte der Geme<strong>in</strong>samen Konferenz<br />

<strong>Kirche</strong> und Entwicklung (GKKE) ist, äußerte sich<br />

anschließend zu deutschen und europäischen Rüstungsexporten.<br />

Auch wenn der europäische Markt<br />

für die europäische Rüstungs<strong>in</strong>dustrie immer noch<br />

am wichtigsten sei, seien viele europäische Länder<br />

abhängig von Exporten <strong>in</strong> Drittstaaten, <strong>in</strong> denen<br />

die Militärhaushalte stiegen, wie <strong>in</strong> Südamerika<br />

oder im Nahen Osten. Die Entscheidungen über<br />

Rüstungsexporte liegen <strong>in</strong> der EU bei den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Staaten. Der Geme<strong>in</strong>same Standpunkt von 2008<br />

enthält zwar e<strong>in</strong>en Verhaltenskodex, der die Staaten<br />

bei ihren Exporten anleiten soll, dieser werde<br />

jedoch von den Staaten höchst unterschiedlich <strong>in</strong>terpretiert<br />

und umgesetzt. Es gebe ke<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames<br />

Verständnis über kritische Exportländer. Die<br />

Konsultationsmechanismen <strong>in</strong>nerhalb der EU seien<br />

mangelhaft, man verständige sich derzeit lediglich<br />

über abgelehnte Transporte. Herr Grebe forderte<br />

dementsprechend mehr Transparenz und parlamentarische<br />

Kontrolle von Rüstungsexporten <strong>in</strong><br />

der EU. Rüstungsexporte und ihr Nutzen müssten<br />

zudem nicht nur außen- und sicherheitspolitisch,<br />

sondern auch entwicklungs- und friedenspolitisch<br />

begründet werden.<br />

Die grüne <strong>Europa</strong>abgeordnete Dr. Franziska Brantner,<br />

die Mitglied im Ausschuss für Auswärtige Angelegenheiten<br />

sowie außenpolitische Sprecher<strong>in</strong><br />

ihrer Fraktion ist, setzte sich dafür e<strong>in</strong>, dass Rüstungskapazitäten<br />

zurückgeführt werden. Der Rüstungsmarkt<br />

<strong>in</strong> der EU müsse geöffnet werden wie<br />

andere Märkte auch, denn die momentanen bilateralen<br />

Rüstungskooperationen hätten sich als wirtschaftlich<br />

nicht s<strong>in</strong>nvoll erwiesen. Frau Dr. Brantner<br />

schlug vor, für Rüstungsexporte geme<strong>in</strong>same<br />

schwarze und weiße Listen von Ländern zu erstellen.<br />

Außerdem müssten mit Unterstützung durch<br />

den Europäischen Auswärtigen Dienst Konsultationen<br />

durchgeführt werden, wenn Länder aus <strong>Europa</strong><br />

importierte Rüstungsgüter weiterverkaufen.<br />

Da die Forschungsförderung im neuen Programm<br />

„Horizon 2020“ stark gekürzt worden sei, sieht Frau<br />

Dr. Brantner wenig Chancen für e<strong>in</strong>e Erhöhung der<br />

Ausgaben für Forschung und Entwicklung <strong>in</strong> der<br />

Rüstungs<strong>in</strong>dustrie.<br />

In der anschließenden Podiumsdiskussion zwischen<br />

Prof. Brzoska, Herrn Grebe, Frau Dr. Brantner<br />

und Brigadegeneral Bernd Schulte Berge (Leiter<br />

des Arbeitsbereichs Militärpolitik der Ständigen<br />

Vertretung) g<strong>in</strong>g es darum, ob und wie die Rüstungspolitik<br />

auch <strong>in</strong> das geplante transatlantische<br />

Freihandelsabkommen <strong>in</strong>tegriert werden könne.<br />

Angesprochen wurde auch die aktuelle Debatte um<br />

deutsche Waffenexporte, zum Beispiel nach Indonesien.<br />

Hierzu äußerte Herr Grebe den Wunsch nach<br />

e<strong>in</strong>er stärkeren E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung des Deutschen Bundestages<br />

und nannte Beispiele der parlamentarischen<br />

Kontrolle aus anderen Ländern. So habe die Regierung<br />

<strong>in</strong> Großbritannien auf Druck des Parlaments<br />

den Abgeordneten und der Öffentlichkeit E<strong>in</strong>blick<br />

<strong>in</strong> Entscheidungsprozesse von Rüstungsexporten<br />

gewährt und ihre Kriterien transparent gemacht.<br />

E<strong>in</strong> solches Vorgehen könne <strong>in</strong> andere Länder übertragen<br />

werden.<br />

(Mart<strong>in</strong> Kasperek)<br />

Mehr <strong>Informationen</strong> zum aktuellen Friedensgutachten<br />

f<strong>in</strong>den Sie unter:<br />

www.friedensgutachten.de<br />

20 EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143


EU-Außenm<strong>in</strong>ister e<strong>in</strong>igen sich auf<br />

Leitl<strong>in</strong>ien zur Religionsfreiheit -<br />

Zustimmung von Margot Käßmann<br />

Bei ihrer Tagung <strong>in</strong> Luxemburg am 24. Juni 2013<br />

haben die EU-Außenm<strong>in</strong>ister Leitl<strong>in</strong>ien zur Religions-<br />

und Glaubensfreiheit verabschiedet, die von<br />

nun an für die europäische Außenpolitik gelten sollen<br />

und auf die von Mitarbeitern von EU-Institutionen<br />

und von Mitgliedsstaaten bei Kontakten mit<br />

Drittstaaten zurückzugreifen ist. Kirchliche Vertretungen<br />

waren im Vorfeld der Verabschiedung vom<br />

Europäischen Auswärtigen Dienst konsultiert worden<br />

(siehe EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 141).<br />

Auf Grundlage dieser Leitl<strong>in</strong>ien möchte sich die EU<br />

weltweit für Religions- und Glaubensfreiheit e<strong>in</strong>setzen<br />

und gegen Verletzungen dieser Freiheiten<br />

vorgehen.<br />

Die Leitl<strong>in</strong>ien beschreiben die Religions- und Glaubensfreiheit<br />

als e<strong>in</strong> universelles Menschenrecht. Jedem<br />

Menschen stehe das Recht zu, se<strong>in</strong>en Glauben<br />

frei zu äußern, e<strong>in</strong>zeln oder <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaft. Menschen,<br />

die ihre Religion wechseln oder diese ablegen,<br />

oder die sich grundsätzlich zu ke<strong>in</strong>er Religion<br />

bekennen, müssten geschützt werden. Der Staat<br />

habe die Verantwortung, das Recht auf Religionsund<br />

Glaubensfreiheit für alle Menschen auf se<strong>in</strong>em<br />

Territorium zu garantieren.<br />

In den Leitl<strong>in</strong>ien werden mehrere Themenfelder genannt,<br />

die die EU mit besonderer Aufmerksamkeit<br />

verfolgen möchte:<br />

1. Religiös motivierte Gewalt: Die EU verurteilt<br />

religiös motivierte Gewalttaten und fordert,<br />

dass die (staatlichen oder nicht-staatlichen)<br />

Verantwortlichen vor die Justiz gebracht werden.<br />

Speziell genannt werden hierbei religiös<br />

motivierte Gewalttaten gegen Frauen und Mädchen,<br />

wie z. B. „Ehrenmorde“, Zwangsheiraten<br />

und Genitalverstümmelung.<br />

2. Religionsfreiheit und Me<strong>in</strong>ungsfreiheit: Religiöser<br />

Hass soll nicht von der Me<strong>in</strong>ungsfreiheit gedeckt<br />

werden und ist zu verurteilen. Gleichzeitig<br />

darf die Me<strong>in</strong>ungsfreiheit nicht beschränkt<br />

werden, um Kritik und Spott an Religionen zu<br />

vermeiden. Förderung von Respekt und Toleranz:<br />

Die EU möchte dafür sorgen, dass Wissen<br />

über verschiedene Religionen vermittelt wird,<br />

um gegenseitiges Verständnis und Respekt zu<br />

erreichen.<br />

3. Kampf gegen Diskrim<strong>in</strong>ierung: Die EU verurteilt<br />

Gesetze und Praktiken, die die Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />

von Menschen e<strong>in</strong>es bestimmten Glaubens<br />

fördern.<br />

4. Wechsel oder Ablegen e<strong>in</strong>er bestimmten Religion:<br />

Die EU setzt sich gegen Gesetze und Praktiken<br />

e<strong>in</strong>, die Personen bestrafen, die ihre Religion<br />

wechseln oder ablegen.<br />

5. Äußerung von Religion oder Glauben: Die EU<br />

tritt dafür e<strong>in</strong>, dass jeder Mensch frei entscheiden<br />

können soll, ob und wie er se<strong>in</strong>en Glauben<br />

äußert. Staaten dürften Glaubensgeme<strong>in</strong>schaften<br />

nicht unverhältnismäßig Bürokratie auferlegen<br />

und werden dazu aufgerufen, religiöse<br />

Stätten zu pflegen und zu schützen.<br />

6. Unterstützung und Schutz von Menschenrechtsverteidigern:<br />

Die EU setzt sich für Menschenrechtsverteidiger<br />

e<strong>in</strong>, die für Glaubensgeme<strong>in</strong>schaften<br />

e<strong>in</strong>treten, und fördert die<br />

Anerkennung ihrer Arbeit.<br />

7. Unterstützung der Zivilgesellschaft und geme<strong>in</strong>sames<br />

Engagement: Die EU und ihre Mitgliedsstaaten<br />

unterstützen auch f<strong>in</strong>anziell die<br />

Arbeit von Organisationen der Zivilgesellschaft,<br />

die sich für die Religions- und Glaubensfreiheit<br />

engagieren.<br />

Über die weltweiten Delegationen der Europäischen<br />

Union sowie die Botschaften der Mitgliedsstaaten<br />

soll die Lage der Religions- und Glaubensfreiheit<br />

beobachtet werden und entsprechende Stellungnahmen<br />

sollen veröffentlicht werden. Hierzu soll auch<br />

der Kontakt zu Akteuren vor Ort aufrecht erhalten<br />

werden, speziell zu Frauenorganisationen, Menschenrechtsverteidigern<br />

und den Glaubensgeme<strong>in</strong>schaften<br />

selbst. Das Thema wird <strong>in</strong> den jährlichen<br />

EU-Menschenrechtsreport e<strong>in</strong>fließen. Religionsund<br />

Glaubensfreiheit sollen gemäß der Leitl<strong>in</strong>ien<br />

auf höchster Ebene behandelt werden, u. a. durch<br />

die Hohe Vertreter<strong>in</strong> der EU für Außen- und Sicherheitspolitik<br />

und den EU-Sonderbeauftragten für<br />

Menschenrechte.<br />

Bei Besuchen von Vertretern der EU-Institutionen<br />

oder der Mitgliedsstaaten wird die EU sicherstellen,<br />

dass diese vollständig über die Situation der<br />

Religions- und Glaubensfreiheit <strong>in</strong>formiert s<strong>in</strong>d.<br />

Die Leitl<strong>in</strong>ien erwähnen auch, dass die EU <strong>in</strong> ihrem<br />

E<strong>in</strong>satz für die Religions- und Glaubensfreiheit <strong>in</strong><br />

Drittländern auch auf verschiedene Möglichkeiten<br />

der f<strong>in</strong>anziellen Förderung zurückgreifen kann, so<br />

z. B. das Europäische Instrument für Demokratie<br />

und Menschenrechte (EIDHR) oder die verschiedenen<br />

„Country-Based Support Schemes“ der EU-<br />

Delegationen.<br />

Die EU verpflichtet sich mit den Leitl<strong>in</strong>ien, auch<br />

mit <strong>in</strong>ternationalen und regionalen Organisationen<br />

beim Thema der Religions- und Glaubensfreiheit<br />

zusammenzuarbeiten. Dies betrifft vor allem<br />

die Vere<strong>in</strong>ten Nationen (deren Menschenrechtsrat,<br />

deren Hohen Kommissar für Menschenrechte,<br />

deren Sonderberichterstatter für Religions- und<br />

Glaubensfreiheit), die Organisation für Sicherheit<br />

und Zusammenarbeit <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> (deren Büro für<br />

demokratische Institutionen und Menschenrechte<br />

– ODIHR) und den <strong>Europa</strong>rat (dessen Venedig-<br />

Kommission).<br />

Die EU-Arbeitsgruppe Menschenrechte (COHOM)<br />

wird sich, ggf. zusammen mit entsprechend län-<br />

EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143<br />

21


der- oder regionenspezifischen Arbeitsgruppen des<br />

Rates um die Umsetzung der Leitl<strong>in</strong>ien kümmern.<br />

Nach drei Jahren soll die Umsetzung der Leitl<strong>in</strong>ien<br />

unter Berücksichtigung der Berichte der verschiedenen<br />

Missionsleiter und nach Konsultation von<br />

Organisationen der Zivilgesellschaft evaluiert werden.<br />

Hierbei werden auch <strong>Kirche</strong>n und Glaubensgeme<strong>in</strong>schaften<br />

konsultiert, so wie es nach Art. 17<br />

III des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen<br />

Union (AEUV) vorgesehen ist.<br />

Der Europäische Auswärtige Dienst wird <strong>in</strong> Koord<strong>in</strong>ation<br />

mit den Mitgliedsstaaten und <strong>in</strong> Kooperation<br />

mit Organisationen der Zivilgesellschaft, darunter<br />

auch <strong>Kirche</strong>n, Ausbildungsmaterialien für das Personal<br />

der EU und der Mitgliedsstaaten zu diesem<br />

Thema erstellen.<br />

Grundsätzlich ist die Verabschiedung der Leitl<strong>in</strong>ien<br />

zu begrüßen, zeigt sich doch aktuell an dem ökumenischen<br />

Bericht zur Religionsfreiheit von Christen<br />

weltweit (im Juni vorgelegt von EKD und DBK),<br />

dass dort, „wo die Religionsfreiheit verletzt ist, es<br />

<strong>in</strong> der Regel auch um die generelle Wahrung der<br />

Menschenrechte nicht gut bestellt ist“.<br />

Gleichzeitig wären <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Punkten Überarbeitungen<br />

wünschenswert: Religions- und Glaubensfreiheit<br />

wird vor allem als <strong>in</strong>dividuelles Recht genannt.<br />

Die kollektive Dimension dieser Freiheiten,<br />

also der spezielle Schutz von Religionsgeme<strong>in</strong>schaften,<br />

wird nur am Rande angesprochen. Die Bedeutung<br />

der Freiheit religiöser und theologischer Ausbildung<br />

wird zudem nicht <strong>in</strong> angemessener Weise<br />

aufgegriffen, ebenso fehlt es an H<strong>in</strong>weisen, die bei<br />

der Analyse von Daten zu religiöser Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />

und Verfolgung die Verlässlichkeit und Unabhängigkeit<br />

der Quellen sicherstellen sollen.<br />

Auf der Veranstaltung von Auswärtigem Amt und<br />

EKD-Büro Brüssel „Die Reformation – Aufbruch <strong>in</strong><br />

die Toleranz? – Außen-(politische) Ansichten von<br />

Staatsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Cornelia Pieper und Dr. Margot<br />

Käßmann“ am 9. Juli 2013 <strong>in</strong> der Ständigen Vertretung<br />

<strong>in</strong> Brüssel erläuterte Margot Käßmann die Bedeutung<br />

der Reformation für die Herausbildung des<br />

Menschenrechts auf freie Religionsausübung. In<br />

diesem Zusammenhang begrüßte sie ausdrücklich<br />

die Verabschiedung der Richtl<strong>in</strong>ien zur Religionsund<br />

Gewissensfreiheit durch die EU-Außenm<strong>in</strong>ister<br />

und würdigte auch das Europäische Parlament. Es<br />

habe mit se<strong>in</strong>em Engagement wesentlich dazu beigetragen,<br />

dass diesem wichtigen Thema Rechnung<br />

getragen worden sei.<br />

Über die gebotene Stärkung der EU-Menschenrechtspolitik<br />

h<strong>in</strong>aus sollte der „Faktor Religion“ aus<br />

kirchlicher Sicht jedoch fester Bestandteil der EU-<br />

Außenpolitik werden. Wissen um religiöse H<strong>in</strong>tergründe<br />

sei unabd<strong>in</strong>glich zum Verständnis fremder<br />

Kulturen, aber auch zur Konfliktprävention und<br />

Mediation <strong>in</strong> Krisenzeiten. In ihrem Vortrag unterstrich<br />

sie daher die Notwendigkeit, Religion auch<br />

<strong>in</strong> ihrer friedensstiftenden Rolle zu beleuchten. „Religion<br />

besitzt e<strong>in</strong> riesiges Friedenspotential, das <strong>in</strong><br />

politischen Gewaltkonflikten durchaus deeskalierend<br />

wirken kann.“<br />

Die Staatsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> im Auswärtigen Amt, Cornelia<br />

Pieper, unterstrich an dem Abend ihrerseits den<br />

E<strong>in</strong>satz der Bundesregierung für Religionsfreiheit,<br />

für Pluralität und gegen Verfolgung und Unterdrückung.<br />

Sie lobte die EU-Leitl<strong>in</strong>ien für ihr klares politisches<br />

Bekenntnis zum Schutz der Religionsfreiheit<br />

<strong>in</strong> der Außenpolitik der EU.<br />

In e<strong>in</strong>em moderierten Podiumsgespräch wurde die<br />

Frage nach Vermittlung von Wissen um Religion<br />

<strong>in</strong> der Attaché-Ausbildung <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> vertieft<br />

und der Beitrag der auswärtigen Politik zur Achtung<br />

der Religionsfreiheit diskutiert.<br />

Zum Abschluss des Abends wurde dem Schirmherr<br />

der Veranstaltung, Botschafter Peter Tempel, e<strong>in</strong><br />

roter „Lutherzwerg“ aus Wittenberg als Botschafter<br />

des Reformationsjubiläums für die Räume der Ständigen<br />

Vertretung übereicht.<br />

(Mart<strong>in</strong> Kasperek/Katr<strong>in</strong> Hatz<strong>in</strong>ger)<br />

Die Leitl<strong>in</strong>ien f<strong>in</strong>den Sie unter:<br />

www.consilium.europa.eu<br />

Die Statements von Frau Dr. Käßmann und Staatsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />

Pieper f<strong>in</strong>den Sie hier:<br />

www.ekd.eu<br />

In ihrem Statement hob die Botschafter<strong>in</strong> des Rates<br />

der EKD für das Reformationsjubiläum hervor,<br />

dass „gerade <strong>in</strong> Staaten, die augenblicklich schwere<br />

politische Umwälzungen erfahren, der Umgang mit<br />

Religion und Religionsfreiheit e<strong>in</strong> elementarer Bauste<strong>in</strong><br />

für e<strong>in</strong>e zukünftige, friedliche Gesellschaftsordnung<br />

se<strong>in</strong> wird“.<br />

22 EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143


Umwelt & Energie<br />

Kommission für neue Weichenstellungen<br />

der Energiepolitik<br />

Mit dem Grünbuch „Klima- und Energiepolitik bis<br />

2030“, welches im März 2013 veröffentlich wurde,<br />

stellte die Kommission e<strong>in</strong> umfassende energieund<br />

klimapolitische Strategie für die Zeit nach 2020<br />

vor. Dabei wird auf den bisherigen Zielen aufgebaut<br />

und weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Erhöhung des Anteils erneuerbarer<br />

Energien angestrebt. Auch Verbesserungen<br />

bei der Energieeffizienz bleiben e<strong>in</strong> zentrales Anliegen<br />

der Kommission. Gleichermaßen s<strong>in</strong>d aus Sicht<br />

der Kommission Investitionen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bessere, <strong>in</strong>telligentere<br />

Energie<strong>in</strong>frastruktur notwendig, um<br />

die nötigen Anpassungen bewältigen zu können. Bis<br />

2030 e<strong>in</strong> Anstieg der Energiepreise erwartet, unabhängig<br />

davon, ob im Energiesystem wesentliche<br />

CO2-Emissionsm<strong>in</strong>derungen erreicht werden oder<br />

nicht. Dies führt die Kommission auf die Investitionen<br />

<strong>in</strong> das Energiesystem zurück, die <strong>in</strong> jedem<br />

Fall anfallen würden. Der für Energie zuständige<br />

EU-Kommissar Oett<strong>in</strong>ger kommentierte: „Wir müssen<br />

unseren klima- und energiepolitischen Rahmen<br />

bis 2030 möglichst bald aufstellen, um angemessene<br />

Investitionen zu sichern, die uns nachhaltiges<br />

Wachstum, erschw<strong>in</strong>gliche, wettbewerbsfähige<br />

Energiepreise und e<strong>in</strong>e höhere Energieversorgungssicherheit<br />

gewährleisten.“ Weiterh<strong>in</strong> stellte Oett<strong>in</strong>ger<br />

heraus, dass der neue Politikrahmen gleichzeitig<br />

den Folgen der Wirtschaftskrise als auch den<br />

langfristigen Zielen der Emissionsm<strong>in</strong>derung um<br />

80 bis 95 Prozent bis 2050 Rechnung tragen müsse.<br />

EU-Kommissar<strong>in</strong> Connie Hedegaard, zuständig für<br />

Klimapolitik, verwies noch e<strong>in</strong>mal auf das Ziel der<br />

Erreichung e<strong>in</strong>er CO2-armen Gesellschaft bis 2050.<br />

Bisher s<strong>in</strong>d die Ziele bis 2020 vorgegeben. „Das ist<br />

für die meisten Investoren aber be<strong>in</strong>ahe übermorgen.“<br />

Mit dieser Argumentation und der Begründung,<br />

dass Unternehmen und Investoren mehr<br />

Sicherheit benötigten, ist es laut EU-Kommission<br />

wichtig, die Weichen frühzeitig für die Dekade nach<br />

2020 zu stellen.<br />

als Kernstücke der europäischen Energie- und Klimapolitik<br />

s<strong>in</strong>d jedoch nicht mehr konsensfähig.<br />

Besonders bei der Frage nach der Reduzierung der<br />

Treibhausgase gehen die Vorstellungen der Mitgliedstaaten<br />

ause<strong>in</strong>ander. Die Kommission rechnet<br />

<strong>in</strong> ihrem „Grünbuch zum klima- und energiepolitischen<br />

Rahmen bis 2030“ vor, dass die Treibhausgasemissionen<br />

der EU um 40 Prozent gegenüber dem<br />

Stand von 1990 verr<strong>in</strong>gert werden müssen, um bis<br />

2050 e<strong>in</strong>e Treibhausgas-M<strong>in</strong>derung um 80 bis 95<br />

Prozent erreichen zu können. Diese Verr<strong>in</strong>gerung<br />

müsse erreicht werden, um den globalen Temperaturanstieg<br />

auf 2 Grad Celsius zu beschränken.<br />

Für die Energiewende <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> ist dabei e<strong>in</strong>e<br />

europäische Kooperation und Koord<strong>in</strong>ation unerlässlich.<br />

Zwar hat jeder europäische Staat Spielräume<br />

<strong>in</strong> der Energie- und Klimapolitik, auch der<br />

Energiemix ist e<strong>in</strong>e autonome Entscheidung von nationalen<br />

Regierungen, jedoch s<strong>in</strong>d die Verflechtungen<br />

mittlerweile sehr eng. Durch die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong><br />

den europäischen Stromverbund und durch den europäischen<br />

Emissionshandel s<strong>in</strong>d wesentliche Bereiche<br />

der Energie- und Klimapolitik europäisiert.<br />

Auch die Rolle neuer Technologien, wie das „Hydraulic<br />

Fractur<strong>in</strong>g“ („Frack<strong>in</strong>g“) <strong>in</strong> der zukünftigen<br />

Energiepolitik steht somit zur Debatte. Entsprechend<br />

wird es wichtig se<strong>in</strong>, dass <strong>Deutschland</strong> an<br />

den Erfolg der Ratspräsidentschaft 2007 anknüpft<br />

und auch bei den Verhandlungen für e<strong>in</strong>e Energiepolitik<br />

nach 2020 verb<strong>in</strong>dliche Ziele aushandelt.<br />

(Christoph Schnabel)<br />

Das Grünbuch zur Klima- und Energiepolitik bis<br />

2030 f<strong>in</strong>den Sie unter:<br />

http://eur-lex.europa.eu<br />

Die europäische Energie- und Klimapolitik geht <strong>in</strong><br />

ihren Grundzügen auf Verhandlungen und Kompromisse<br />

aus den Jahren 2005 bis 2007 zurück.<br />

Unsicherheit bei der Versorgung von Öl und Gas<br />

aus Russland, vor allem jedoch die ambitionierten<br />

UN-Klimaschutzverhandlungen ermöglichten e<strong>in</strong>e<br />

Schwerpunktsetzung von umwelt-und energiepolitischen<br />

Richtungsentscheidungen. Die Zielsetzung<br />

wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dreiklang von Klimaschutz-Ziel,<br />

Erneuerbaren-Ziel und Effizienz-Ziel 2007 von der<br />

deutschen Ratspräsidentschaft ausgehandelt und<br />

quantifizierbare Teilergebnisse für das Jahr 2020<br />

wurden festgelegt. Die M<strong>in</strong>derung der Treibhausgasemissionen<br />

um 20 Prozent, der Ausbau des Anteils<br />

erneuerbarer Energien auf 20 Prozent sowie<br />

die Steigerung der Energieeffizienz um 20 Prozent<br />

EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143<br />

23


Grüner wird’s nicht – Verständigung<br />

auf GAP-Reform<br />

Am 26. Juni 2013 haben das Europäische Parlament,<br />

die Kommission und der Rat der Landwirtschaftsm<strong>in</strong>ister<br />

ihre im April begonnenen Trilogverhandlungen<br />

(siehe EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong><br />

Nr. 142) mit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>igung auf e<strong>in</strong>e Reform der Geme<strong>in</strong>samen<br />

Agrarpolitik (GAP) abgeschlossen. Die<br />

Reform soll nun noch bis Ende des Jahres von den<br />

Abgeordneten und vom Rat verabschiedet werden,<br />

um am 1. Januar 2014 <strong>in</strong> Kraft treten zu können.<br />

In der Agrarpolitik soll künftig e<strong>in</strong>e ausgeglichenere<br />

Verteilung der Gelder zwischen Mitgliedsstaaten<br />

und Landwirten erreicht werden: Ab 2019 soll ke<strong>in</strong><br />

Mitgliedsstaat Direktzahlungen <strong>in</strong> Höhe von weniger<br />

als 75 Prozent des EU-Durchschnitts erhalten.<br />

Bis zu 15 Prozent der maximalen Summe der Direktzahlungen<br />

(1. Säule der GAP) können Staaten<br />

künftig zu den Fördermaßnahmen für die ländliche<br />

Entwicklung (2. Säule) umschichten.<br />

Junglandwirte werden <strong>in</strong> den ersten fünf Jahren<br />

nach ihrer Niederlassung zusätzliche Beihilfen erhalten.<br />

Direktzahlungen werden nur noch an „aktive<br />

Landwirte“ gezahlt und nicht mehr wie bisher<br />

auch an Betreiber von Flughäfen oder Sportanlagen.<br />

Gegenüber der Kommission konnte durchgesetzt<br />

werden, dass der Anteil der Flächen, die ökologisch<br />

nachhaltig zu nutzen s<strong>in</strong>d („Green<strong>in</strong>g“ – hieran s<strong>in</strong>d<br />

30 Prozent der Direktzahlungen gebunden), zuerst<br />

nur fünf Prozent betragen muss und erst nach e<strong>in</strong>er<br />

Prüfung der Kommission 2017 möglicherweise auf<br />

sieben Prozent angehoben wird. Ökobetriebe und<br />

Betriebe mit hohem Grünlandanteil bleiben von<br />

den „Green<strong>in</strong>g“-Auflagen ausgenommen.<br />

Schwierig war e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung über die Fortsetzung<br />

der Instrumente der geme<strong>in</strong>samen Marktordnung,<br />

die staatliche E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> den Markt ermöglichen<br />

und die bereits für mehrere Produkte abgeschafft<br />

wurden: Die Quoten für Zucker laufen 2017 aus,<br />

die für Milch wie geplant bereits 2015. Gleichzeitig<br />

wird die Kommission die Erzeugerorganisationen<br />

stärken, die künftig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Fällen marktregulierend<br />

e<strong>in</strong>greifen dürfen.<br />

Die EKD hat die Diskussion um die Agrarreform<br />

kritisch begleitet. Entsprechend der Stellungnahme,<br />

die die Kammer für nachhaltige Entwicklung<br />

der EKD im Herbst 2011 veröffentlicht hatte (siehe<br />

EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 139), s<strong>in</strong>d die<br />

Maßnahmen für e<strong>in</strong>e nachhaltige und ökologische<br />

Landwirtschaft wie das „Green<strong>in</strong>g“ zu begrüßen.<br />

Anzumahnen wäre jedoch mehr <strong>in</strong>ternationale Verantwortung,<br />

speziell für Entwicklungsländer.<br />

Im zweiten Anlauf: Reform des europäischen<br />

Emissionshandels<br />

Das Europäische Parlament hat der temporären<br />

Verknappung von CO2-Zertifikaten („Backload<strong>in</strong>g“)<br />

im zweiten Anlauf am 3. Juli 2013 zugestimmt. Mit<br />

knapper Mehrheit votierten die Abgeordneten allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht für den im Umweltausschuss erarbeiteten<br />

Kompromiss, sondern für den Text, den sie im<br />

April zunächst abgelehnt hatten. Damit revidierte<br />

das <strong>Europa</strong>parlament se<strong>in</strong> Votum vom April 2013,<br />

als es das „Backload<strong>in</strong>g“ noch ablehnte. Der europäische<br />

Emissionshandel soll den Ausstoß klimaschädlicher<br />

Treibhausgase begrenzen und Anreize<br />

für Investitionen <strong>in</strong> emissionsarme Technologien<br />

geben. In den letzten Jahren hatte sich jedoch e<strong>in</strong><br />

großer Überschuss an Emissionszertifikaten angesammelt.<br />

Gründe hierfür waren vor allem unerwartete<br />

Emissionsm<strong>in</strong>derungen aufgrund der<br />

Wirtschaftskrise und e<strong>in</strong> starkes Anwachsen von<br />

<strong>in</strong>ternationalen Emissionsgutschriften.<br />

Die EU-Klimaschutzkommissar<strong>in</strong> Connie Hedegaard,<br />

die mit ihrem Vorschlag im April gescheitert<br />

war, wertete das neue Votum des Parlaments als<br />

Arbeitsauftrag, „e<strong>in</strong>en funktionierenden europäischen<br />

Emissionshandel“ zu schaffen, um <strong>in</strong>novative,<br />

CO2-arme Technologien <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> zu fördern.<br />

„Als nächsten Schritt muss nun der Rat e<strong>in</strong>e Entscheidung<br />

treffen: „Je eher, desto besser, damit wir<br />

so schnell wie möglich e<strong>in</strong>e strukturelle Reform des<br />

Emissionshandels angehen können“, so Hedegaard.<br />

Der Vorsitzende der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen<br />

Parlament, Herbert Reul, sah den Beschluss<br />

kritisch: „Mit dieser Wendehals-Entscheidung<br />

macht sich <strong>Europa</strong> lächerlich. Der E<strong>in</strong>griff wird den<br />

Zertifikatepreis vielleicht von drei auf vier Euro<br />

steigern, aber er löst die strukturellen Probleme des<br />

Emissionshandels überhaupt nicht.“ E<strong>in</strong>e durchweg<br />

positive Bilanz zog Matthias Groote (SPD), Vorsitzender<br />

des Umweltausschusses. Das EU-Parlament<br />

habe den Europäischen Emissionshandel vor dem<br />

Aus gerettet, sagte er unmittelbar nach der Abstimmung<br />

<strong>in</strong> Straßburg. Im nächsten Schritt wird das<br />

Europäische Parlament unter der Leitung des Berichterstatters<br />

und Umweltausschussvorsitzenden<br />

Matthias Groote (SPD) <strong>in</strong> Trilogverhandlungen mit<br />

dem Rat treten.<br />

(Christoph Schnabel)<br />

Die Pressemitteilung zu der Abstimmung f<strong>in</strong>den Sie<br />

hier:<br />

www.europarl.europa.eu<br />

(Mart<strong>in</strong> Kasperek)<br />

Mehr <strong>Informationen</strong> zur GAP-E<strong>in</strong>igung f<strong>in</strong>den Sie<br />

unter:<br />

http://ec.europa.eu/agriculture/<br />

24 EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143


Forschung & Ethik<br />

Gesundheitsforschung um welchen<br />

Preis? – Streit um Standards für Arzneimitteltests<br />

Am 29. Mai 2013 hat sich der Ausschuss für Umwelt,<br />

Gesundheit und Lebensmittelsicherheit des Europäischen<br />

Parlaments für Änderungen an der im Juli<br />

2012 von der Kommission vorgeschlagenen Verordnung<br />

zu kl<strong>in</strong>ischen Prüfungen mit Humanarzneimitteln<br />

ausgesprochen. Ziel des Kommissionsvorschlags<br />

ist die Vere<strong>in</strong>fachung und Verkürzung der<br />

Genehmigungsverfahren für neue Medikamente,<br />

auch um zu verh<strong>in</strong>dern, dass Pharmaunternehmen<br />

ihre Aktivitäten aus <strong>Europa</strong> abziehen.<br />

Der Entwurf der Kommission sorgt seit se<strong>in</strong>er<br />

Veröffentlichung für laute Kritik: Anfang 2013<br />

hatte der Deutsche Bundestag <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fraktionsübergreifenden<br />

Entschließungsantrag das Papier<br />

bemängelt, Proteste kamen auch von der Bundesärztekammer<br />

sowie vom Deutschen Ethikrat. Kritisiert<br />

wird, dass mit dem Kommissionsvorschlag<br />

der Schutz des Patienten zu kurz komme. Bedacht<br />

werde mehr der Nutzen für die öffentliche Geme<strong>in</strong>schaft<br />

als der Nutzen für die Gesundheit des Probanden.<br />

Auch verzichte die Kommission darauf, die<br />

Konsultation e<strong>in</strong>er Ethikkommission zu Beg<strong>in</strong>n der<br />

kl<strong>in</strong>ischen Studie vorzuschreiben. Die Kommission<br />

verteidigte ihren Entwurf, sie ließ mitteilen, dass<br />

sie weiterh<strong>in</strong> an sehr hohen Standards für die Patientensicherheit<br />

festhalte, diese sogar verstärke.<br />

In dem von den Abgeordneten verabschiedeten<br />

Änderungsantrag steht nun, dass e<strong>in</strong>e Ethikkommission<br />

jeden Prüfplan zu genehmigen habe. Auch<br />

fordern die Ausschussmitglieder e<strong>in</strong>en speziellen<br />

Schutz für Schwangere, K<strong>in</strong>der und Menschen mit<br />

Beh<strong>in</strong>derung. Der Datenschutz der Probanden solle<br />

gewährleistet werden, gleichzeitig wünschen sich<br />

die Abgeordneten mehr Transparenz, unabhängig<br />

vom Ergebnis der Studie.<br />

Das Vorhaben der Kommission ist trotz des Änderungsvorschlags<br />

weiterh<strong>in</strong> kritisch zu sehen:<br />

Im Zuge der Vere<strong>in</strong>fachung sollen viele Entscheidungen<br />

den Mitgliedsstaaten überlassen werden.<br />

Hierzu gehört auch die Bewertung der Nutzen und<br />

Risiken der kl<strong>in</strong>ischen Prüfung, die von e<strong>in</strong>em Mitgliedsstaat<br />

federführend vorgenommen wird und<br />

anschließend EU-weit gilt. Jedoch kann nicht davon<br />

ausgegangen werden, dass alle Staaten gleich hohe<br />

Schutzstandards haben oder e<strong>in</strong> Pharmaunternehmen<br />

sich unbed<strong>in</strong>gt für e<strong>in</strong> Land mit hohen Standards<br />

entscheidet.<br />

Als nächstes folgt die Abstimmung im M<strong>in</strong>isterrat.<br />

Die Kommission plant, dass die Verordnung 2016<br />

<strong>in</strong> Kraft tritt.<br />

(Mart<strong>in</strong> Kasperek)<br />

Jugend & Bildung<br />

Litauens Schwerpunkte im Bereich<br />

Bildung und Jugend<br />

(Doris Kl<strong>in</strong>genhagen, Referent<strong>in</strong>)<br />

Am 1. Juli 2013 hat Litauen als erster baltischer<br />

Mitgliedsstaat die EU-Ratspräsidentschaft übernommen.<br />

Das Land setzt damit die am 1. Januar<br />

2013 begonnene Triopräsidentschaft von Irland,<br />

Litauen und Griechenland turnusgemäß fort. Als<br />

übergeordnete Schwerpunkte setzt Litauen auf e<strong>in</strong><br />

zuverlässiges <strong>Europa</strong> im S<strong>in</strong>ne stabiler F<strong>in</strong>anzen,<br />

e<strong>in</strong> wachsendes <strong>Europa</strong> im S<strong>in</strong>ne von Wirtschaftswachstum<br />

und e<strong>in</strong> offenes sowie sicheres <strong>Europa</strong><br />

mit Themen wie EU-Erweiterung und Freihandel.<br />

Schwerpunkt im Jugendbereich wird die Verbesserung<br />

der sozialen Integration von Jugendlichen<br />

se<strong>in</strong>, die sich nicht <strong>in</strong> Beschäftigung, Bildung oder<br />

Ausbildung bef<strong>in</strong>den (NEETs – Not <strong>in</strong> Education,<br />

Employment or Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g). Weiter wird Litauen an<br />

der Verstärkung des Querschnittsansatzes <strong>in</strong> der<br />

Jugendpolitik arbeiten, den Austausch von „Guter<br />

Praxis“ im Bereich der sozialen Integration junger<br />

Menschen sowie die jugendpolitische Zusammenarbeit<br />

mit Osteuropa und der Kaukasusregion fördern.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus wird Litauen die Bemühungen der<br />

vorherigen Präsidentschaften fortsetzen, die aktuell<br />

hohe Jugendarbeitslosigkeit <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> zu bekämpfen.<br />

Insbesondere geht es dabei um die Umsetzung<br />

der Jugendgarantie, die Jugendlichen bis 25 Jahren<br />

e<strong>in</strong>e qualitativ gute Stelle, Fortbildung, Ausbildung<br />

oder Praktikumsstelle <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Zeitrahmens<br />

von vier Monaten nach dem Schulabschluss oder<br />

dem Verlust des Arbeitsplatzes zusagt. In diesem<br />

Kontext soll auch die Schaffung e<strong>in</strong>er Europäischen<br />

Ausbildungsallianz angegangen werden. Erreicht<br />

werden soll e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>barung zwischen Mitgliedsstaaten,<br />

Partnern aus dem sozialen Bereich und<br />

Unternehmen über das geme<strong>in</strong>same Handeln für<br />

die Öffnung und Erweiterung der Lehrl<strong>in</strong>gsausbildung.<br />

Im Bereich Bildung wird Litauen die Initiativen der<br />

irischen Ratspräsidentschaft aufnehmen und für<br />

e<strong>in</strong>e hohe Qualität von Bildung sowie ihre Internationalisierung<br />

e<strong>in</strong>treten. Dies umfasst die Verbesserung<br />

der Lehrer- und Lehrer<strong>in</strong>nenausbildung sowie<br />

Zugangserleichterungen zur Hochschulbildung für<br />

alle Bürger. Ebenso will sich Litauen für e<strong>in</strong>e gute<br />

Ausbildung stark machen, die von den Strukturfonds<br />

unterstützt wird.<br />

Weitere Infos zu Litauens Ratspräsidentschaft f<strong>in</strong>den<br />

Sie unter:<br />

www.eu2013.lt/de/<br />

Die Änderungsanträge f<strong>in</strong>den Sie unter:<br />

www.europarl.europa.eu<br />

EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143<br />

25


„ERASMUS+“ - Endphase der Verhandlungen<br />

zum neuen EU-Programm<br />

für Bildung, Jugend, Sport<br />

Nachdem der Ausschuss für Bildung, Kultur, Jugend<br />

und Sport (CULT) am 26. November 2012 über<br />

den Bericht von Doris Pack (CDU) für e<strong>in</strong>e Verordnung<br />

des Europäischen Parlaments und des Rates<br />

zur E<strong>in</strong>richtung des EU-Programms „ERASMUS<br />

FÜR ALLE“ abgestimmt hatte, folgten von Februar<br />

bis Juni 2013 die Trilogverhandlungen. In den Trilogtreffen<br />

der Verhandlungsführer von EU-Rat, EU-<br />

Kommission und Europäischem Parlament wurden<br />

Kompromisse <strong>in</strong> allen strittigen Punkten gesucht.<br />

Zu den Kompromissen gehört u. a. der neue Programmname<br />

„ERASMUS+“, der auf ke<strong>in</strong>e große Begeisterung<br />

stößt. Unter dieser Überschrift bleiben<br />

jedoch die alten Programmnamen wie „GRUNDT-<br />

VIG“, „LEONARDO DA VINCI“, „COMENIUS“ und<br />

„Jugend <strong>in</strong> Aktion“ erhalten und geben den Nutzern<br />

e<strong>in</strong>e schnelle Orientierung.<br />

E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung wurde auch über den ganz neuen<br />

Programmteil der „Student Loan Gurantee Facility“<br />

erzielt, der als Pilotprojekt mit 3,5 Prozent des<br />

Gesamtbudgets (13,01 Mrd. Euro) Studierenden im<br />

Masterstudiengang als e<strong>in</strong>e Art Kredit zur Verfügung<br />

stehen soll. Wichtiger E<strong>in</strong>igungspunkt darüber<br />

h<strong>in</strong>aus war die Aufteilung des Budgets auf die<br />

weiteren Programmteile: 77,5 Prozent für Bildung<br />

und Ausbildung, davon 43 Prozent für Hochschulbildung,<br />

22 Prozent für Ausbildung und Berufliche<br />

Bildung, 15 Prozent für Schulbildung und 5 Prozent<br />

für Erwachsenenbildung. Der Jugendbereich erhält<br />

10 Prozent, „Jean Monnet“ 1,9 Prozent und der<br />

Sport 1,8 Prozent. Die Arbeit der Nationalen Agenturen<br />

wird mit 3,4 Prozent ausgestattet und für die<br />

Verwaltung des Programms stehen 1,9 Prozent zur<br />

Verfügung. Festgelegt wurden auch die Prozentsätze<br />

<strong>in</strong>nerhalb der drei großen Aktionsl<strong>in</strong>ien, die alle<br />

Programmteile durchziehen: 63 Prozent für Mobilität,<br />

28 Prozent für Innovation und Kooperation<br />

und 4,2 Prozent für politische Reformen. Zugleich<br />

würde e<strong>in</strong>e Flexibilitätsrate von nicht mehr als 5<br />

Prozent zwischen den Aktionsbereichen festgelegt.<br />

Für den Jugendbereich kann resümiert werden,<br />

dass es rund e<strong>in</strong> Drittel mehr Fördermittel geben<br />

wird für weitgehend gleiche Aktionen wie <strong>in</strong> „Jugend<br />

<strong>in</strong> Aktion“. Zum ersten Mal wird das Budget<br />

mehr als e<strong>in</strong>e Milliarde Euro betragen. Auch die<br />

Förderung europäischer Netzwerke und NGOs, die<br />

bis zuletzt umstritten war, f<strong>in</strong>det Berücksichtigung.<br />

Mit der E<strong>in</strong>igung über den Mehrjährigen F<strong>in</strong>anzrahmen<br />

der EU (2014-2020) zwischen EU-Rat und<br />

dem Europäischen Parlament Ende Juni/Anfang<br />

Juli dürften damit alle wichtigen Weichen für den<br />

Programmstart am 1. Januar 2014 gestellt se<strong>in</strong>.<br />

(Doris Kl<strong>in</strong>genhagen)<br />

Weitere „Gipfel“ gegen Jugendarbeitslosigkeit<br />

Am 28. Juni 2013 haben die Europäischen Staatsund<br />

Regierungschefs auf ihrem Gipfeltreffen e<strong>in</strong>em<br />

Beschäftigungsprogramm für junge Menschen <strong>in</strong><br />

<strong>Europa</strong> zugestimmt. Mit der gleichzeitigen E<strong>in</strong>igung<br />

über den zukünftigen Haushalt der EU (2014-<br />

2020) stehen damit zunächst 6 Mrd. Euro für die<br />

Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit <strong>in</strong> den<br />

Jahren 2014 und 2015 zur Verfügung. Dieses Geld<br />

soll <strong>in</strong> Regionen fließen, <strong>in</strong> denen mehr als 25 Prozent<br />

Jugendarbeitslosigkeit herrschen und dazu<br />

beitragen, die von allen EU-Institutionen bereits<br />

beschlossene Jugendgarantie umzusetzen. Mit der<br />

EU-Jugendgarantie soll erreicht werden, dass Jugendliche<br />

spätestens vier Monate nach Beendigung<br />

der Schule, dem Ende e<strong>in</strong>er Ausbildung oder nach<br />

Verlust des Arbeitsplatzes e<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz,<br />

e<strong>in</strong>en neuen Arbeitsplatz oder zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>en<br />

Praktikumsplatz erhalten. Bis Ende des Jahres<br />

sollen die Mitgliedsländer nationale Pläne mit konkreten<br />

Schritten zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit<br />

vorlegen. Verabredet wurde auch, die<br />

Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass es nicht<br />

bei den 6 Mrd. Euro bleibt.<br />

So sollen mit den Geldern aus dem EU-Haushalt,<br />

die zwischen 2014 und 2017 nicht ausgegeben werden,<br />

<strong>in</strong>sbesondere Maßnahmen zur Bekämpfung der<br />

Jugendarbeitslosigkeit f<strong>in</strong>anziert werden. Weiter<br />

soll die Europäische Investitionsbank aus den zusätzlichen<br />

Eigenkapitalmitteln aus 2012 Kredite an<br />

kle<strong>in</strong>- und mittelständische Unternehmen zur Verfügung<br />

stellen, die Ausbildungs- und Arbeitsplätze<br />

für junge Menschen schaffen. Die <strong>in</strong>nereuropäische<br />

Mobilität junger Arbeitsloser soll zudem durch die<br />

Verwendung von Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds<br />

und durch das Programm „ERASMUS+“<br />

gefördert werden.<br />

Dem EU-Gipfel <strong>in</strong> Brüssel folgten wenige Tage<br />

später der von Bundesarbeitsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Ursula<br />

von der Leyen <strong>in</strong>itiierte Job-Gipfel <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> am 3.<br />

Juli 2013, zu dem Kanzler<strong>in</strong> Angela Merkel Regierungschefs<br />

aus <strong>Europa</strong>, die europäischen Arbeitsm<strong>in</strong>ister<br />

und Spitzenvertreter der Gewerkschaften<br />

und Arbeitgeber e<strong>in</strong>geladen hatte. Sie klärten, wie<br />

die 6 Mrd. Euro für europäische Förderprogramme<br />

konkret e<strong>in</strong>gesetzt werden sollen und sammelten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Erklärung Beispiele für erfolgreiche<br />

Maßnahmen zur Integration junger Leute <strong>in</strong> den<br />

Arbeitsmarkt, wie etwa Lohnkostenzuschüsse und<br />

e<strong>in</strong>e bessere Verzahnung von schulischer und betrieblicher<br />

Ausbildung. Zuvor hatte die deutsche<br />

Arbeitsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> bereits Kooperationsprojekte mit<br />

e<strong>in</strong>zelnen Ländern vere<strong>in</strong>bart. Mit Italien wurde<br />

e<strong>in</strong> Lehrl<strong>in</strong>gsprojekt beschlossen. Jugendlichen aus<br />

Spanien, Portugal und Griechenland werden Ausbildungsplätze<br />

<strong>in</strong> Mangelberufen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

angeboten. In weiteren Projekten werden Mitglieds-<br />

26 EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143


staaten bei der E<strong>in</strong>führung der dualen Ausbildung<br />

unterstützt.<br />

Am 2. Juli 2013 war bereits im Rahmen des Berufsbildungswettbewerbs<br />

„WorldSkills 2013“ der Startschuss<br />

der Europäischen Beschäftigungsallianz <strong>in</strong><br />

Leipzig gefallen. Die Europäische Jugendbeschäftigungsallianz<br />

ist Teil des von der EU-Kommission<br />

<strong>in</strong>s Leben gerufenen Jugendbeschäftigungspakets,<br />

zu dem auch die Jugendgarantie gehört. Die Allianz<br />

soll aus zentralen Akteuren der Arbeitswelt und<br />

dem Bildungswesen gebildet werden. Zugleich soll<br />

die Allianz e<strong>in</strong>en Wandel der E<strong>in</strong>stellung gegenüber<br />

Berufsausbildungen herbeiführen und nationale<br />

Reformen zum Aufbau oder zur Stärkung von<br />

Berufsbildungssystemen unterstützen.<br />

Mit der Unterzeichnung der geme<strong>in</strong>samen Erklärung<br />

verpflichteten sich die europäischen Dachverbände<br />

der Gewerkschaften und der Arbeitgeberverbände<br />

sowie die Kommission, darauf h<strong>in</strong>zuwirken,<br />

dass Arbeitgeber und junge Menschen für die Vorteile<br />

der Berufsausbildung sensibilisiert werden.<br />

Die Kommission soll <strong>in</strong> den Mitgliedsstaaten „Peer<br />

Learn<strong>in</strong>g“ und „Peer Reviews“ zur Unterstützung<br />

politischer Reformen zur Verfügung stellen. Die<br />

Mitgliedsstaaten wurden <strong>in</strong> der Erklärung dazu<br />

ermutigt, mit Schulen und Arbeitsverwaltungen<br />

zusammenzuarbeiten und das Angebot an Ausbildungsplätzen<br />

und die Qualität der Berufsausbildung<br />

zu verbessern.<br />

Die Quote der Jugendarbeitslosigkeit (bis 25 Jahre)<br />

ist <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> weiter steigend. Im Mai 2013 waren<br />

nach Berechnungen der Statistikbehörde Eurostat<br />

<strong>in</strong> den 17 Ländern der Eurozone 23,8 Prozent der<br />

unter 25-Jährigen arbeitslos. In der gesamten EU<br />

s<strong>in</strong>d derzeit knapp sechs Millionen junge Menschen<br />

ohne Beschäftigung. In Griechenland ist die Jugendarbeitslosenquote<br />

auf fast 63 Prozent gestiegen,<br />

<strong>in</strong> Spanien liegt sie bei 56 und <strong>in</strong> Italien bei 38<br />

Prozent. Im neuen EU-Mitgliedsland Kroatien liegt<br />

die Arbeitslosenquote junger Erwachsener bei 52<br />

Prozent.<br />

(Doris Kl<strong>in</strong>genhagen)<br />

Die Erklärung des Berl<strong>in</strong>er Jobgipfels f<strong>in</strong>den Sie<br />

unter:<br />

www.bmas.de<br />

Jugendm<strong>in</strong>isterrat stößt Qualitätsdebatte<br />

von Jugendarbeit an und fordert<br />

Beitrag der Jugendpolitik zur Strategie<br />

„<strong>Europa</strong> 2020“<br />

Zwei bedeutende Schlussfolgerungen hat der Jugendm<strong>in</strong>isterrat<br />

am 16. Mai 2013 angenommen:<br />

e<strong>in</strong>mal zu dem Thema „Der Beitrag e<strong>in</strong>er qualitätsvollen<br />

Jugendarbeit zur Entwicklung, zum Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

und zur sozialen Inklusion junger Menschen“<br />

und dann zur „Bestmöglichen Nutzung des Potenzials<br />

der Jugendpolitik im H<strong>in</strong>blick auf die Ziele der<br />

Strategie ‚<strong>Europa</strong> 2020‘“.<br />

Beide Schlussfolgerungen s<strong>in</strong>d an dem übergeordneten<br />

Ziel e<strong>in</strong>er besseren sozialen Inklusion aller<br />

jungen Menschen aus der EU-Jugendstrategie ausgerichtet.<br />

Junge Menschen spüren die Auswirkungen<br />

der Wirtschaftskrise gegenwärtig besonders<br />

stark. Deshalb solle auch die Jugendarbeit mit ihrer<br />

spezifischen Rolle politische Maßnahmen für<br />

e<strong>in</strong>en größeren sozialen Zusammenhalt ergänzen.<br />

Jugendarbeit müsse darauf bedacht se<strong>in</strong>, sich ihrer<br />

Qualität ständig zu vergewissern und das Optimum<br />

zu bieten. Dafür soll sie „qualitäts-konzentriert“,<br />

„evidenz-<strong>in</strong>formiert“ und „outcome-orientiert“ se<strong>in</strong>.<br />

Gefordert wird e<strong>in</strong>e klar def<strong>in</strong>ierte Platzierung von<br />

Jugendarbeit im Kontext von Bildung und lebenslangem<br />

Lernen, die ihren komplementären Charakter<br />

herausstelle. Solch e<strong>in</strong> Qualitätsansatz für<br />

die Jugendarbeit könne auch dazu beitragen, die<br />

Zugänglichkeit, Sichtbarkeit, Wirksamkeit und Effektivität,<br />

kurz den Stellenwert von Jugendpolitik,<br />

zu erhöhen. Umgekehrt solle Jugendpolitik für die<br />

Entwicklung der Qualität von Jugendarbeit sorgen.<br />

Dafür wird vorgeschlagen, Qualitätsrahmen sowie<br />

Systeme für die Selbst- und Fremdevaluation e<strong>in</strong>zurichten.<br />

Dies alles sowie e<strong>in</strong>e engere Zusammenarbeit<br />

und der Wissensaustausch zwischen Politik,<br />

Forschung und Praxis sollten zu e<strong>in</strong>er kohärenteren<br />

Ausrichtung der Jugendpolitik und e<strong>in</strong>er besseren<br />

Praxis führen. Qualitätssicherungs<strong>in</strong>itiativen s<strong>in</strong>d<br />

der deutschen Jugendarbeit nicht fremd, zugleich<br />

kann man sich fragen, woh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e europaweite Qualitäts<strong>in</strong>itiative<br />

angesichts völlig unterschiedlicher<br />

Systeme und Tradition führen soll. Klar wird jedoch:<br />

Die Erwartungen an Jugendarbeit im H<strong>in</strong>blick auf<br />

Wirkungsnachweise werden deutlicher und diese<br />

werden sich auch <strong>in</strong> den Förderbed<strong>in</strong>gungen der<br />

kommenden EU-Programmen niederschlagen.<br />

Die Schlussfolgerungen im H<strong>in</strong>blick auf den Beitrag<br />

der Jugendpolitik zu der <strong>Europa</strong>-2020-Strategie<br />

verstärken die Erwartungen: Sie zielen neben der<br />

Anerkennung der Selbständigkeit auf die komplementäre<br />

Rolle zu benachbarten Politikbereichen.<br />

E<strong>in</strong>e Politik, die junge Menschen mit Fertigkeiten<br />

und Kompetenzen ausstattet, die sie benötigen, um<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wissensbasierten Wirtschaft und Gesellschaft<br />

ihren Part e<strong>in</strong>zunehmen, sei vor allem Jugendpolitik,<br />

heißt es dort. Die besondere Expertise<br />

EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143<br />

27


des Jugendsektors – die u.a. dar<strong>in</strong> bestehe, benachteiligte<br />

junge Menschen e<strong>in</strong>zubeziehen und zu befähigen<br />

– verlange nach e<strong>in</strong>er Vernetzung von Politikmaßnahmen<br />

im Bereich Beschäftigung, Bildung<br />

und Ausbildung. Auf der anderen Seite müsse die<br />

„Jugendperspektive“ <strong>in</strong> alle relevanten Politikfelder<br />

e<strong>in</strong>geführt werden. Konsequent fordert der Rat<br />

auch e<strong>in</strong>e prom<strong>in</strong>entere Rolle der Jugendpolitik bei<br />

der Umsetzung des „Europäischen Semesters“ (das<br />

Europäische Semester beschreibt e<strong>in</strong>en jährlichen<br />

Zyklus für die Koord<strong>in</strong>ierung der Wirtschaftspolitik.).<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus werden Maßnahmen vorgeschlagen,<br />

die die sektorübergreifende und <strong>in</strong>ter<strong>in</strong>stitutionelle<br />

Zusammenarbeit verbessern und junge<br />

Menschen an der Formulierung politischer Ziele<br />

und Maßnahmen beteiligen.<br />

Die Förderung der Mobilität zu Lernzwecken im<br />

Rahmen des neuen EU-Förderprogramms für Bildung,<br />

Jugend und Sport, speziell im Jugendkapitel,<br />

sowie e<strong>in</strong>e Schwerpunktsetzung der EU-Förderprogramme<br />

auf die Förderung der für das 21. Jahrhundert<br />

notwendigen Fertigkeiten und Kompetenzen<br />

junger Menschen ist e<strong>in</strong>e weitere Forderung<br />

der EU-Jugendm<strong>in</strong>ister. Die EU- Mitgliedsstaaten<br />

sollen darüber h<strong>in</strong>aus im Rahmen der Umsetzung<br />

der EU-Jugendstrategie sowie mit ihren jugendpolitischen<br />

Maßnahmen die Ziele der <strong>Europa</strong>-2020-<br />

Strategie verfolgen und ergänzen und enger mit der<br />

Bildungs- und Beschäftigungspolitik verknüpfen.<br />

Weitere Empfehlungen s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>beziehung der<br />

für Jugend zuständigen M<strong>in</strong>isterien <strong>in</strong> die nationale<br />

Politik zur Umsetzung der <strong>Europa</strong>-2020-Strategie<br />

wie auch die Prüfung jugendpolitischer Maßnahmen<br />

im H<strong>in</strong>blick auf deren Beitrag zu Bildungsund<br />

Beschäftigungschancen junger Menschen.<br />

Schließlich fordern die M<strong>in</strong>ister auch, dass die Kommission<br />

Maßnahmen vorsehen solle, um e<strong>in</strong>e eigenständige<br />

jugendpolitische Dimension <strong>in</strong> die Umsetzung<br />

der <strong>Europa</strong>-2020-Strategie e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen.<br />

Um den jugendpolitischen E<strong>in</strong>fluss im Europäischen<br />

Semester zu sichern, ist geplant, e<strong>in</strong>en mittelfristigen<br />

Arbeitsplan für die Ratsarbeitsgruppe Jugend<br />

aufzustellen, mit dem alle Themen und Trends erfasst<br />

werden sollen, bei denen e<strong>in</strong>e Koord<strong>in</strong>ation<br />

und Zusammenarbeit im Bereich der Bildung-, Ausbildungs-<br />

und Beschäftigungspolitik angebracht ist.<br />

(Doris Kl<strong>in</strong>genhagen)<br />

Die Ratsschlussfolgerungen f<strong>in</strong>den Sie hier:<br />

www.consilium.europa.eu<br />

www.consilium.europa.eu<br />

EU-Bildungsm<strong>in</strong>ister: Zugänge zur<br />

Hochschulbildung verbessern<br />

Im Bildungsm<strong>in</strong>ister-Rat wurden am 16./17. Mai<br />

2013 „Schlussfolgerungen über die soziale Dimension<br />

von Hochschulbildung“ verabschiedet. Diese stehen<br />

im Kontext des <strong>in</strong> der <strong>Europa</strong>-2020-Strategie<br />

formulierten Ziels, den Anteil der 30- bis 34-Jährigen<br />

mit e<strong>in</strong>em Hochschulabschluss auf 40 Prozent<br />

e<strong>in</strong>es Jahrgangs zu erhöhen. Die Mitgliedstaaten<br />

stimmten dar<strong>in</strong> übere<strong>in</strong>, dass die aktuellen Herausforderungen<br />

<strong>Europa</strong>s zwar nicht alle<strong>in</strong> durch die<br />

Verbesserung der Bildungs- und Ausbildungssysteme<br />

gelöst werden können, dass diese aber e<strong>in</strong>en entscheidenden<br />

Beitrag zur Befähigung der Menschen<br />

für die Anforderungen des heutigen europäischen<br />

Arbeitsmarktes leisten. Deshalb müssten noch mehr<br />

Anstrengungen unternommen werden, um gleichberechtigte<br />

Zugänge zur Hochschulbildung für alle<br />

zu schaffen. Die Zahl von Menschen, die aus sozialen,<br />

kulturellen oder wirtschaftlichen Gründen oder<br />

wegen mangelnder Unterstützung und fehlender<br />

Information ke<strong>in</strong>en Zugang zur Hochschule haben<br />

oder diese vorzeitig verlassen, sei noch deutlich zu<br />

hoch. Benötigt werden unter anderem e<strong>in</strong>e stärkere<br />

Unterstützung der Studierenden und Absolventen<br />

<strong>in</strong> ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung<br />

sowie die Förderung von Solidarität untere<strong>in</strong>ander.<br />

Um hier Fortschritte zu machen, schlagen die Mitgliedsstaaten<br />

den Austausch guter Praxis vor, e<strong>in</strong>e<br />

vergleichbare wissensbasierte Politikanalyse dieses<br />

Feldes und die Bereitstellung weiterer f<strong>in</strong>anzieller<br />

Mittel für nachhaltige Unterstützungssysteme, die<br />

die Bereitschaft der Mobilität unterrepräsentierter<br />

und benachteiligter Studierendengruppen erhöhen.<br />

Die Mitgliedstaaten sehen darüber die Möglichkeit,<br />

die Zusammenarbeit aller Bildungsakteure – auch<br />

<strong>in</strong> der <strong>in</strong>formellen und non-formalen Bildung – zu<br />

fördern, um Personengruppen zu erreichen, die<br />

bisher an der Hochschule unterrepräsentiert s<strong>in</strong>d.<br />

Aus diesen Gruppen sollten auch <strong>in</strong> größerer Zahl<br />

Personen für die Lehre gewonnen werden. Weiter<br />

sollten alle Mitgliedstaaten Strategien für e<strong>in</strong>e bessere<br />

Erreichbarkeit dieser Zielgruppe entwickeln<br />

und Angebote schaffen, die über die Hochschule<br />

h<strong>in</strong>ausreichen. Dazu gehören <strong>Informationen</strong> und<br />

Beratung über weitergehende Bildungsmöglichkeiten<br />

und arbeitsmarktbezogene Möglichkeiten.<br />

E<strong>in</strong>e Überprüfung der f<strong>in</strong>anziellen Fördersysteme<br />

halten sie ebenfalls für e<strong>in</strong>e geeignete Maßnahme.<br />

E<strong>in</strong>en weiteren Ansatzpunkt sehen die Mitgliedsstaaten<br />

dar<strong>in</strong>, die Durchlässigkeit zu Angeboten<br />

der Hochschulbildung zu verbessern. Dabei wird<br />

<strong>in</strong>sbesondere an ausbildungsbezogene Lernwege<br />

und Abschlüsse oder auch an non-formal erworbene<br />

Qualifikationen gedacht. E<strong>in</strong>e andere Möglichkeit<br />

wäre, Lernangebote zu flexibilisieren, z.B. durch<br />

die Möglichkeit e<strong>in</strong>es Teilzeitstudiums, die Anerkennung<br />

von Praktika oder praktischen Tätigkei-<br />

28 EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143


ten, durch Modularisierung von Lern<strong>in</strong>halten und<br />

Angebote von E-Learn<strong>in</strong>g wie auch durch den E<strong>in</strong>satz<br />

neuer Medien. Auch vergleichbare Daten und<br />

Erkenntnisse über H<strong>in</strong>dernisse des Zugangs, der<br />

Teilhabe oder Gründe e<strong>in</strong>es vorzeitigen Abbruchs<br />

bzw. der Beendigung e<strong>in</strong>es Studiums der bisher<br />

unterrepräsentierten und benachteiligten Gruppen<br />

könnten e<strong>in</strong>en Beitrag leisten.<br />

Die Schlussfolgerungen be<strong>in</strong>halten darüber h<strong>in</strong>aus<br />

folgende Möglichkeiten für die EU-Kommission, tätig<br />

zu werden: Die EU-Kommission sollte die Mitgliedsstaaten<br />

bei der Erstellung, Sammlung und<br />

Auswertung von vergleichbaren Daten zur sozialen<br />

Dimension der Hochschulen unterstützen. Die<br />

Mitgliedstaaten begrüßten die Initiative der Kommission,<br />

über die Auswirkungen von verschiedenen<br />

f<strong>in</strong>anziellen Fördersystemen auf die Effektivität,<br />

Wirtschaftlichkeit sowie über den gleichberechtigten<br />

Zugang zu Hochschulsystemen e<strong>in</strong>e Studie anzufertigen.<br />

Die Kommission sollte weiterh<strong>in</strong> Peer-<br />

Learn<strong>in</strong>g-Modelle entwickeln und die Verknüpfung<br />

von Maßnahmen und Initiativen mit dem Bologna-<br />

Prozess zur Realisierung der sozialen Dimension<br />

<strong>in</strong> der Hochschulbildung herstellen – wie auch<br />

für e<strong>in</strong>en optimalen E<strong>in</strong>satz der Fördermittel aus<br />

dem neuen EU-Programm für Bildung, Jugend und<br />

Sport sorgen. Darüber h<strong>in</strong>aus sollte sie f<strong>in</strong>anzielle<br />

Mittel aus der Jugendbeschäftigungs<strong>in</strong>itiative der<br />

EU für Arbeitslose unter 25 Jahren ebenso für die<br />

Förderung e<strong>in</strong>es Hochschulzugangs e<strong>in</strong>setzen.<br />

(Doris Kl<strong>in</strong>genhagen)<br />

Den L<strong>in</strong>k zu den Schlussfolgerungen f<strong>in</strong>den Sie hier:<br />

www.consilium.europa.eu<br />

Bildungsrelevante Förderung für K<strong>in</strong>der<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund -Kommission<br />

legt Studie vor<br />

(Gisela de Vries, Referent<strong>in</strong>)<br />

Am 11. April 2013 stellte die Europäische Kommission<br />

e<strong>in</strong>e Studie zum Thema „Bildungsrelevante<br />

Unterstützung für neu zugewanderte Schüler mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund“ vor. Diese wurde vom „Public<br />

Policy and Management Institute“ aus Litauen<br />

erstellt. In der Studie wurde die Situation <strong>in</strong> den<br />

15 Mitgliedstaaten der EU untersucht, die <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren bedeutende Zuwanderungsströme<br />

verzeichneten (Österreich, Flämische Geme<strong>in</strong>schaft<br />

<strong>in</strong> Belgien, Tschechische Republik, Zypern, Dänemark,<br />

Frankreich, <strong>Deutschland</strong>, Griechenland, Irland,<br />

Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen,<br />

Schweden und Vere<strong>in</strong>igtes Königreich).<br />

H<strong>in</strong>tergrund der Studie ist die Strategie für Wachstum<br />

und Beschäftigung (<strong>Europa</strong>-2020-Strategie)<br />

der Europäischen Union. E<strong>in</strong>er ihrer Schwerpunkte<br />

betrifft den Bereich Bildung. Dabei haben die Mitgliedstaaten<br />

anspruchsvolle Ziele vere<strong>in</strong>bart, wie<br />

zum Beispiel, dass der Anteil der 15-Jährigen mit<br />

unzureichenden Fertigkeiten <strong>in</strong> Lesen, Mathematik<br />

und Naturwissenschaften bis 2020 auf unter 15<br />

Prozent und der Anteil der Schul- und Ausbildungsabbrecher<br />

auf unter 10 Prozent reduziert werden<br />

soll.<br />

Um diese Ziele zu erreichen, s<strong>in</strong>d große Anstrengungen<br />

zu unternehmen für alle Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schüler. Migrantenk<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e wichtige Untergruppe,<br />

da ihre Zahl <strong>in</strong> den letzten Jahren deutlich<br />

angestiegen ist. So hatten, um nur e<strong>in</strong>ige Zahlen zu<br />

nennen, im Schuljahr 2009/2010 17,6 Prozent der<br />

<strong>in</strong> österreichischen Schulen angemeldeten Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler e<strong>in</strong>e andere Muttersprache als<br />

Deutsch. In Griechenland ist der Prozentsatz an<br />

Schülern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund von der Vorschule<br />

bis h<strong>in</strong> zur weiterführenden Schule zwischen<br />

den Schuljahren 2006/2007 und 2010/2011 von 7,3<br />

Prozent auf 12 Prozent angestiegen.<br />

In der Studie wurde festgestellt, dass die neu zugewanderten<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

(NAMS) bis auf e<strong>in</strong>ige Ausnahmen<br />

im Schnitt auf allen Stufen ihres Bildungsweges<br />

schlechter abschneiden als e<strong>in</strong>heimische Schüler.<br />

Sie haben häufig e<strong>in</strong>en nur begrenzten Zugang zu<br />

hochwertiger Bildung, die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass<br />

sie an vorschulischen Bildungsangeboten teilnehmen<br />

ist ger<strong>in</strong>ger, sie brechen häufiger vor Abschluss<br />

der Sekundarstufe die Schulbildung ab, erzielen im<br />

Schnitt schlechtere Noten und besuchen hauptsächlich<br />

Schulen mit e<strong>in</strong>er sozial benachteiligten Schülerschaft.<br />

Viele dieser Schwierigkeiten haben die<br />

NAMS mit K<strong>in</strong>dern aus E<strong>in</strong>wandererfamilien der<br />

zweiten oder dritten Generation geme<strong>in</strong>sam. Jedoch<br />

EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143<br />

29


wurde festgestellt, dass ihre Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> vielerlei H<strong>in</strong>sicht schwieriger s<strong>in</strong>d.<br />

So brachen im Jahr 2010 25,9 Prozent der im Ausland<br />

geborenen Schüler ihre Schul- und Ausbildung<br />

ab, im Vergleich zu 13 Prozent der e<strong>in</strong>heimischen<br />

Schüler. Diese Ergebnisse werden von 17 PISA-<br />

Umfragen bestätigt, die ger<strong>in</strong>gere Leistung von<br />

Migranten der ersten Generation im Vergleich zu<br />

e<strong>in</strong>heimischen Schülern festgestellt haben.<br />

Dafür sehen die Durchführenden der Studie verschiedene<br />

Ursachen: 1) Durch frühe Leistungserfassung<br />

oder das Wohnsitzerfordernis als Bed<strong>in</strong>gung<br />

für die E<strong>in</strong>schulung ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

höher, dass NAMS Schulen mit schlechterer Ausstattung<br />

besuchen als e<strong>in</strong>heimische Schüler. 2)<br />

Ebenso ist es notwendig, dass die K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>in</strong> der Schule verbleiben und<br />

ihre Ausbildung abschließen. Schulabbrecher kommen<br />

häufig aus sozio-ökonomischen Schichten, aus<br />

benachteiligten und Risiko-Gruppen. E<strong>in</strong>wanderer<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesen Gruppen häufig überrepräsentiert.<br />

3) Schlechtere schulische Leistungen rühren aber<br />

auch oft daher, dass die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />

zu Hause e<strong>in</strong>e andere Sprache als die Unterrichtssprache<br />

sprechen.<br />

Insgesamt gilt, dass für das schlechte Abschneiden<br />

der NAMS der sozio-ökonomische H<strong>in</strong>tergrund, der<br />

Zeitpunkt der Ankunft im Land und die Kenntnisse<br />

der Sprache des Aufnahmelands den Zugang zu<br />

qualitativ hochwertiger Bildung, die schulischen<br />

Leistungen und das Erreichen von m<strong>in</strong>destens der<br />

Sekundarstufe II bee<strong>in</strong>flussen. Ebenfalls von Bedeutung<br />

für die Integration von NAMS wird der<br />

Grad der Zentralisierung des Bildungssystems und<br />

damit e<strong>in</strong>hergehend die Möglichkeit, zielgruppenspezifische<br />

Angebote machen zu können, angesehen.<br />

Geme<strong>in</strong>den. Ebenso wird <strong>in</strong>terkulturelles Lernen<br />

<strong>in</strong> die Bildung mite<strong>in</strong>bezogen. Ergänzt werden die<br />

schulischen Maßnahmen durch e<strong>in</strong> positives Umfeld<br />

der Schulen und verschiedene <strong>in</strong>terkulturelle<br />

Initiativen.<br />

Zum Schluss geben die Wissenschaftler Entscheidungsträgern<br />

und Akteuren drei Kernbotschaften<br />

auf den Weg:<br />

1. Für die Integration von NAMS ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegrierter<br />

Ansatz besonders vielversprechend. Dabei<br />

s<strong>in</strong>d die Gesamtstruktur des Bildungssystems<br />

und dessen Auswirkungen für die Integration<br />

von NAMS wichtiger als gezielte Maßnahmen<br />

für die Zielgruppe.<br />

2. Für e<strong>in</strong>e umfassende Integrationspolitik ist es<br />

nicht notwendig, NAMS als spezifische Zielgruppe<br />

für Bildung zu identifizieren. Stattdessen<br />

profitieren sie besonders von Systemen, die<br />

alle leistungsschwachen Schüler, nicht nur die<br />

Migranten, erfassen.<br />

3. Als letzten Punkt empfehlen die Wissenschaftler<br />

e<strong>in</strong> System, <strong>in</strong> dem Schulen und Kommunen<br />

e<strong>in</strong>en angemessenen Grad an Autonomie haben<br />

sollten, um den lokalen Bedürfnissen besser gerecht<br />

werden zu können. Gleichzeitig fordern<br />

sie die E<strong>in</strong>führung umfassender Evaluationsund<br />

Monitor<strong>in</strong>g-Systeme, um feststellen zu können,<br />

ob angebotenen Bildungsmaßnahmen die<br />

Migrantenk<strong>in</strong>der erreichen und ihren (Lern-)<br />

Bedürfnissen gerecht werden.<br />

Die gesamte Studie f<strong>in</strong>den Sie unter:<br />

http://ec.europa.eu/education/<br />

In ihrer Untersuchung der Systeme der 15 Staaten<br />

konnten die Forscher vier bildungsrelevante<br />

Fördermaßnahmen identifizieren, die die Integration<br />

von NAMS <strong>in</strong> die nationalen Bildungssysteme<br />

unterstützen sollen. Dazu zählen die sprachliche<br />

und schulische Unterstützung, die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung und<br />

Kooperation mit den Eltern sowie <strong>in</strong>terkulturelle<br />

Bildung <strong>in</strong> den Schulen. Diese s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

Komb<strong>in</strong>ationen und Ausprägungen <strong>in</strong> fünf<br />

nationalen Fördermodellen umgesetzt.<br />

Dabei schnitt das umfassende Fördermodell, das <strong>in</strong><br />

Dänemark und Schweden angewendet wird, am besten<br />

ab. In diesem s<strong>in</strong>d alle vier Arten der Förderung<br />

gut ausgeprägt. Dabei wird e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche<br />

Förderung zur Entwicklung von Sprachkenntnissen,<br />

Unterstützung von Lehrkräften und zur Hilfe<br />

bei dem Übertritt <strong>in</strong> höhere Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />

gewährleistet. Dezentralisierte Bildung und hohe<br />

Schulautonomie gehen e<strong>in</strong>her mit e<strong>in</strong>em starken<br />

Fokus auf Unterstützungsangebote für Eltern und<br />

30 EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143


Religion & Gesellschaft<br />

Was glaubt <strong>Deutschland</strong> - Der Religionsmonitor<br />

2013<br />

Am 28. April 2013 veröffentlichte die Bertelsmann<br />

Stiftung den diesjährigen Religionsmonitor. Dafür<br />

wurden 14.000 Personen <strong>in</strong> 13 Ländern zu ihrer<br />

persönlichen Religiosität, ihren Werte<strong>in</strong>stellungen<br />

und dem Verhältnis von Religion, Politik und Gesellschaft<br />

befragt. Dabei kam man im H<strong>in</strong>blick auf<br />

<strong>Deutschland</strong> zu folgenden Ergebnissen.<br />

Grundsätzlich gibt es e<strong>in</strong>e Offenheit gegenüber<br />

anderen Religionen. Religiöse Vielfalt wird sowohl<br />

als bereichernd als auch als konfliktträchtig angesehen.<br />

Insbesondere herrschen <strong>in</strong> der Bevölkerung<br />

große Vorbehalte gegenüber dem Islam vor. So sehen<br />

60 Prozent der Befragten <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> religiöse<br />

Vielfalt als zunehmende Bereicherung an,<br />

64 Prozent h<strong>in</strong>gegen sehen dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Ursache von<br />

Konflikten. Hervorzuheben ist, dass höhere Bildung<br />

und e<strong>in</strong>e bessere wirtschaftliche Lage der Befragten<br />

die Offenheit gegenüber anderen Religionen erhöhen.<br />

Der Religionsmonitor macht deutlich, dass e<strong>in</strong>e<br />

klare Mehrheit der Christen, Muslime und Konfessionslosen<br />

<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> die Demokratie und die<br />

Trennung von Religion und Politik schätzten. Auch<br />

<strong>in</strong> den anderen untersuchten Ländern wurde dies<br />

als hohes Gut anerkannt.<br />

Unterschiede <strong>in</strong>nerhalb <strong>Deutschland</strong>s und auch<br />

zwischen den Religionen zeigen sich <strong>in</strong> ethisch-moralischen<br />

Fragen. Es zeigt sich <strong>in</strong> Ostdeutschland<br />

und bei Konfessionslosen e<strong>in</strong>e liberalere Auffassung.<br />

So werden Sterbehilfe und die Möglichkeit<br />

homosexueller Eheschließungen von der Mehrheit<br />

der Christen und Konfessionslosen befürwortet. Dagegen<br />

lehnt die Mehrheit der Muslime die Ehe zwischen<br />

gleichgeschlechtlichen Partnern und die Sterbehilfe<br />

ab. Dem Thema Schwangerschaftsabbruch<br />

stehen Muslime und Katholiken, im Gegensatz zu<br />

Protestanten und Konfessionslosen, ablehnend gegenüber.<br />

In <strong>Europa</strong> hat die Religion laut der Studie e<strong>in</strong>e relativ<br />

niedrige Bedeutung. Unterschiede gibt es auch<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>Deutschland</strong>s, so ist Ostdeutschland die<br />

säkularste Region des Religionsmonitors. Auch zwischen<br />

den Konfessionen wird die Bedeutung der<br />

Religion unterschiedlich bewertet. So spielt sie für<br />

Muslime e<strong>in</strong>e deutlich größere Rolle als für Christen,<br />

wobei Katholiken etwas religiöser s<strong>in</strong>d als<br />

Protestanten. Religiosität wird dabei im Religionsmonitor<br />

als multidimensionales Phänomen verstanden,<br />

bei dem Merkmale wie religiöse Praxis, Identität<br />

und Glauben betrachtet werden.<br />

Die Zahl derer, die religiös erzogen wurden, hat <strong>in</strong><br />

den letzten Jahrzenten kont<strong>in</strong>uierlich abgenommen.<br />

Jüngere Menschen f<strong>in</strong>den Religion weniger<br />

wichtig und s<strong>in</strong>d weniger religiös als Ältere.<br />

Für die Wertevermittlung spielen Religionsgeme<strong>in</strong>schaften<br />

nur e<strong>in</strong>e nachgeordnete Rolle. Bei der Befragung<br />

wurde angegeben, Werte am stärksten <strong>in</strong><br />

der Familie, im Freundeskreis und <strong>in</strong> der Schule<br />

erworben zu haben.<br />

Religion ist nur e<strong>in</strong> und nicht unbed<strong>in</strong>gt der wichtigste<br />

Faktor für zwischenmenschliches Vertrauen<br />

und ehrenamtliches Engagement. Jedoch haben religiösere<br />

Menschen e<strong>in</strong> höheres Vertrauen <strong>in</strong> andere<br />

Menschen und s<strong>in</strong>d mit größerer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

freiwillig engagiert. Dieser Zusammenhang gilt<br />

nicht für Muslime. Dies lässt sich dadurch erklären,<br />

dass sie den familiären Beziehungen den Vorrang<br />

vor zivilgesellschaftlichem Engagement geben.<br />

Den Vollständigen Bericht f<strong>in</strong>den sie hier:<br />

www.bertelsmann-stiftung.de<br />

(Joachim Clauß)<br />

Die Studie belegt, dass über die Generationen h<strong>in</strong>weg<br />

e<strong>in</strong> Wertewandel stattf<strong>in</strong>det. So s<strong>in</strong>d das Bedürfnis<br />

nach Sicherheit und der Wunsch, Traditionen<br />

fortzuführen, die von Familie oder Religion<br />

gelehrt worden s<strong>in</strong>d, eher bei Älteren ausgeprägt.<br />

Demgegenüber tritt bei Jüngeren der Hedonismus<br />

stärker hervor. Hilfsbereitschaft wird <strong>in</strong> allen Altersgruppen<br />

gleichgeschätzt und erhält <strong>in</strong>sgesamt<br />

die höchste Zustimmung. Zwischen den Religionen<br />

zeigen sich kaum Unterschiede, wobei die Hilfsbereitschaft<br />

bei Muslimen am stärksten wertgeschätzt<br />

wird.<br />

EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143<br />

31


Kurze Meldungen<br />

EU/EMRK: Die EU und der <strong>Europa</strong>rat haben sich<br />

am 5. April 2013 auf e<strong>in</strong>en Entwurf zum Beitritt der<br />

EU zur Europäischen Menschenrechtskonvention<br />

(EMRK) gee<strong>in</strong>igt. Dieser Beitritt war im 2009 wirksam<br />

gewordenen Vertrag von Lissabon vorgesehen.<br />

Die Europäische Menschenrechtskonvention umfasst<br />

e<strong>in</strong>en Katalog von Grund- und Menschenrechten,<br />

deren Umsetzung vom Europäischen Gerichtshof<br />

für Menschenrechte (EGMR) überwacht wird.<br />

In der Europäischen Union gilt derzeit die Grundrechtecharta<br />

der EU und durch den Vertrag von<br />

Lissabon wurden auch die Grundrechte der EMRK<br />

als allgeme<strong>in</strong>e Grundsätze Teil des Unionsrechts.<br />

Mit e<strong>in</strong>em Beitritt der EU zur EMRK gibt es künftig<br />

e<strong>in</strong>e externe gerichtliche Kontrolle durch den<br />

EGMR, welcher ke<strong>in</strong> EU-Organ ist. Dies stärkt die<br />

Möglichkeiten der EU-Bürger die Menschenrechte<br />

e<strong>in</strong>zufordern, <strong>in</strong>dem bei der Verletzung von Grundrechten<br />

durch EU-Gesetze oder EU-Beamte gegen<br />

EU-Institutionen vor dem EGMR geklagt werden<br />

kann.<br />

Seit 2010 wurden mit den 47 Konventionsstaaten<br />

Verhandlungen geführt. Nun wird der vere<strong>in</strong>barte<br />

Vertragstext zum Beitritt durch den Europäischen<br />

Gerichtshof geprüft. Anschließend muss der Rat<br />

das Abkommen e<strong>in</strong>stimmig beschließen, das Europäische<br />

Parlament zustimmen und alle 47 Konventionsstaaten<br />

das Abkommen ratifizieren. Der Beitritt<br />

kann frühestens 2015 wirksam werden.<br />

JC<br />

<strong>Europa</strong>rat/Schutz von Religionsgeme<strong>in</strong>schaften:<br />

Am 24. April 2013 wurde von der Parlamentarischen<br />

Versammlung des <strong>Europa</strong>rates e<strong>in</strong>e Resolution<br />

über den Schutz von Religionsgeme<strong>in</strong>schaften<br />

vor Gewalt verabschiedet. Schon vor zwei Jahren,<br />

im Januar 2011, hatte die Versammlung e<strong>in</strong>e Empfehlung<br />

mit großer Mehrheit verabschiedet, um gegen<br />

die Gewalt gegen Christen im Mittleren Osten<br />

vorzugehen. Jedoch wurde dies vom M<strong>in</strong>isterkomitee<br />

des <strong>Europa</strong>rates ignoriert. Nach zwei Jahren<br />

läuteten die Parlamentarier nun erneut die Alarmglocken.<br />

Die Resolution ruft die Mitgliedstaaten des <strong>Europa</strong>rates<br />

auf, im politischen Dialog mit anderen Staaten<br />

die Situation der Religionsgeme<strong>in</strong>schaften zu<br />

berücksichtigen.<br />

Damit soll die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von Demokratieklauseln,<br />

welche auch die Religionsfreiheit abdecken, <strong>in</strong><br />

Verträge mit Drittstaaten erreicht werden.<br />

Außerdem appelliert die Parlamentarische Versammlung<br />

an die Europäische Union und fordert<br />

sie auf, die Beobachtung der Situation der Religionsgeme<strong>in</strong>schaften<br />

<strong>in</strong> ihren Beziehungen zu Drittstaaten<br />

zu verstärken.<br />

Die Resolution wurde aber auch von Mitgliedern<br />

der Parlamentarischen Versammlung kritisiert, da<br />

sie impliziere, dass religiöse Rechte wichtiger als<br />

die Grundrechte seien. Außerdem beklagte man,<br />

dass die Resolution nicht über Säkularismus und<br />

die Gewalt <strong>in</strong>nerhalb von Religionsgeme<strong>in</strong>schaften,<br />

wie zum Beispiel die Genitalverstümmelung oder<br />

Zwangsehen, spreche.<br />

Die vollständige Resolution f<strong>in</strong>den Sie hier:<br />

http://assembly.coe.<strong>in</strong>t<br />

JC<br />

EU/Unionsbürgerschaft: Am 8. Mai 2013 hat<br />

die EU-Kommission ihren zweiten Bericht über die<br />

Unionsbürgerschaft veröffentlicht. In diesem erklärt<br />

sie, an welchen Stellen sie seit ihrem letzten<br />

Bericht im Jahr 2010 tätig wurde, um H<strong>in</strong>dernisse<br />

abzubauen, die den Bürgern die Wahrnehmung ihrer<br />

Rechte erschweren. So sei z.B. die Inanspruchnahme<br />

grenzüberschreitender Gesundheitsleistungen<br />

erleichtert oder der Verwaltungsaufwand für<br />

die Anmeldung e<strong>in</strong>es Fahrzeugs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen<br />

EU-Land reduziert worden. Außerdem nennt sie,<br />

welche Maßnahmen sie <strong>in</strong> Zukunft für e<strong>in</strong>e bessere<br />

Wahrnehmung der Unionsbürgerrechte ergreifen<br />

möchte: EU-Bürgern soll es erleichtert werden, e<strong>in</strong>en<br />

Studien- oder Arbeitsplatz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen<br />

EU-Staat anzunehmen. Grenzüberschreitende<br />

Steuerangelegenheiten sollen genauso wie grenzüberschreitende<br />

E<strong>in</strong>käufe vere<strong>in</strong>facht werden.<br />

Schließlich sollen Bürger, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen<br />

EU-Staat als ihrem Heimatstaat leben, besser über<br />

ihr Wahlrecht bei Kommunal- und <strong>Europa</strong>wahlen<br />

<strong>in</strong>formiert werden.<br />

Näheres unter:<br />

http://europa.eu/rapid/<br />

MK<br />

EU/Fonds für Bedürftige: Das aktuelle EU-Nahrungsmittelprogramm<br />

für bedürftige Menschen<br />

wird durch e<strong>in</strong>en EU-Fonds für Bedürftige ersetzt<br />

(siehe EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 141).<br />

Am 12. Juni 2013 stimmte das Europäische Parlament<br />

der E<strong>in</strong>führung des Fonds zu, der besonders<br />

Obdachlosen und bedürftigen K<strong>in</strong>dern zugutekommen<br />

soll.<br />

Weitere <strong>Informationen</strong> unter:<br />

www.europarl.europa.eu<br />

CS<br />

32 EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143


KOM/Horizont 2020: Am 25. Juni 2013 wurde<br />

im sog. Trilogverfahren e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>formelle E<strong>in</strong>igung<br />

über das neue Forschungsrahmenprogramm (FRP)<br />

„Horizont 2020“ erreicht. Es besteht aus der allgeme<strong>in</strong>en<br />

Verordnung zur E<strong>in</strong>richtung von „Horizont<br />

2020“, den Beteiligungsregeln, dem spezifischen<br />

Programm, der Verordnung über das „European Institute<br />

of Innovation and Technology“ (EIT) sowie<br />

der „Strategic Innovation Agenda“ des EIT. Der Ausschuss<br />

der Ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten<br />

(AStV) hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Sitzung am 17. Juli 2013 diese<br />

E<strong>in</strong>igung bestätigt. Die formelle Beschlussfassung<br />

wird für den Herbst erwartet.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich des Bereichs „Wissenschaft und Gesellschaft“<br />

wird es <strong>in</strong> dem neuen FRP e<strong>in</strong>e separate<br />

Struktur mit eigenem Budget außerhalb der drei<br />

Prioritäten Wissenschaftsexzellenz, führende Rolle<br />

der Industrie und gesellschaftliche Herausforderungen<br />

geben. Der Name des Programms lautet<br />

„Wissenschaft mit und für die Gesellschaft“ („Science<br />

with and for society“). Zu den Zielen des Programms<br />

gehört es, wissenschaftliche und technologische<br />

Bestrebungen harmonisch <strong>in</strong> die Gesellschaft<br />

e<strong>in</strong>zubetten, die Attraktivität von wissenschaftlichen<br />

Karrieren (<strong>in</strong>sbesondere für junge Menschen)<br />

zu steigern und das bestehende Ungleichgewicht<br />

zwischen den Geschlechtern <strong>in</strong> der Wissenschaft zu<br />

adressieren, so die Nationale Kontaktstelle Wissenschaft<br />

<strong>in</strong> der Gesellschaft.<br />

Im Januar soll das Programm mit e<strong>in</strong>em Budget<br />

von ca. 70 Mrd. EUR für den Zeitraum 2014-2020<br />

starten.<br />

Den Vorschlag der Europäischen Kommission zu<br />

dem neuen FRP f<strong>in</strong>den Sie unter:<br />

www.forschungsrahmenprogramm.de<br />

KH<br />

OECD/Bildungsbericht: Der jährliche Bericht der<br />

Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (OECD) mit dem Titel „Bildung<br />

auf e<strong>in</strong>en Blick“, der am 25. Juni 2013 <strong>in</strong> Brüssel<br />

vorgestellt wurde, enthält wichtige H<strong>in</strong>weise zum<br />

Stand der Bildungssysteme <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>. Der Bericht,<br />

der 21 EU-Länder e<strong>in</strong>schließt, weist z.B. darauf<br />

h<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> den meisten EU-Ländern die Bildungsausgaben<br />

pro Schüler/Student s<strong>in</strong>ken oder im Jahr<br />

2011 15 Prozent der 15- bis 29-Jährigen weder e<strong>in</strong>en<br />

Arbeitsplatz haben noch e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e oder<br />

berufliche Ausbildung absolvieren. Dieser Anteil<br />

liegt nur e<strong>in</strong> Prozent über dem OECD-Schnitt. Dagegen<br />

haben die EU-Länder e<strong>in</strong>en hohen Anteil von<br />

Schülern <strong>in</strong> Berufsschulprogrammen der Sekundarstufe<br />

II.<br />

Die Webseite mit dem vollständigen Bericht (engl.)<br />

f<strong>in</strong>den Sie hier:<br />

www.oecd-ilibrary.org/education/<br />

Kurzzusammenfassung (deutsch):<br />

www.oecd.org/berl<strong>in</strong>/<br />

DK<br />

KOM/GEAS: Nach langjährigen Verhandlungen<br />

(siehe EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143) ist zwischen<br />

den EU-Institutionen E<strong>in</strong>igkeit über das „Geme<strong>in</strong>same<br />

Europäische Asylsystem“ (GEAS) erzielt<br />

worden. Die EURODAC-Verordnung KOM(2012)<br />

254, die Dubl<strong>in</strong>-III-Verordnung KOM(2008) 820, die<br />

Asylverfahrensrichtl<strong>in</strong>ie KOM(2011) 319 und die<br />

Asylaufnahmerichtl<strong>in</strong>ie KOM(2008) 815 wurden<br />

am 29. Juni 2013 im Amtsblatt der EU veröffentlicht.<br />

Die Dubl<strong>in</strong>-Verordnung wird voraussichtlich<br />

Anfang 2014 wirksam werden, die übrigen Vorschriften<br />

im zweiten Halbjahr 2013.<br />

Nachzulesen unter:<br />

http://eur-lex.europa.eu<br />

KH<br />

EU/Kroatien: Am 1. Juli 2013 ist Kroatien der Europäischen<br />

Union als 28. Mitgliedsstaat beigetreten.<br />

Auf der Beitrittsfeier <strong>in</strong> der kroatischen Hauptstadt<br />

Zagreb sprach EU-Kommissionpräsident José<br />

Manuel Barroso von e<strong>in</strong>er „historischen Nacht“ und<br />

betonte dabei, dass Kroatien hart gearbeitet habe<br />

und gut auf den Beitritt <strong>in</strong> die Europäische Union<br />

vorbereitet sei. Schon im Jahr 2003 hatte das auf<br />

dem westlichen Balkan gelegene kle<strong>in</strong>e Land mit<br />

4,4 Mio. E<strong>in</strong>wohnern se<strong>in</strong>en Antrag auf EU-Beitritt<br />

gestellt. Es wurden alle notwendigen Reformen<br />

durchgeführt, so dass im Dezember 2011 der<br />

Beitrittsvertrag unterzeichnet werden konnte und<br />

Kroatien erst den Status e<strong>in</strong>es aktiven Beobachters<br />

erhielt, bis es nun vollständig beitreten konnte.<br />

Doch trotz aller Euphorie äußerten sich auch kritische<br />

Stimmen. So sieht Bundeskanzler<strong>in</strong> Angela<br />

Merkel noch viel Reformbedarf und sagte: „Gerade<br />

im Bereich der Rechtssicherheit und der Korruptionsbekämpfung<br />

s<strong>in</strong>d noch viele weitere Schritte zu<br />

gehen.“<br />

JK<br />

EU/<strong>Europa</strong>wahlen: Die kommenden <strong>Europa</strong>wahlen<br />

werden vom 22. bis zum 25 Mai 2014 stattf<strong>in</strong>den.<br />

Alle fünf Jahre entscheiden die EU-Bürger<br />

über ihre Vertreter im Europäischen Parlament,<br />

das ihre Interessen im EU-Entscheidungsprozess<br />

vertritt. Das Parlament wird seit 1979 <strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>en<br />

unmittelbaren Wahlen gewählt.<br />

In e<strong>in</strong>er von Andrew Duff (ALDE/UK) e<strong>in</strong>gebrachten<br />

Entschließung hat das Europäische Parlament<br />

am 4. Juli 2013 dafür gestimmt, dass die Kandidaten<br />

für das Amt des Präsidenten der EU-Kommission<br />

ihr politisches Programm <strong>in</strong> allen EU-Ländern<br />

persönlich vorstellen und mehrere öffentliche Diskussionen<br />

veranstalten sollten. Die Namen der<br />

europäischen Parteien sollen neben denen der nationalen<br />

Parteien auf dem Stimmzettel stehen. Au-<br />

EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143<br />

33


ßerdem sollten sich die nationalen Parteien im Vorh<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />

zu e<strong>in</strong>er europäischen Partei bekennen. Duff<br />

will mit diesen Veränderungen mehr Bürger<strong>in</strong>nen<br />

und Bürger dafür begeistern, wählen zu gehen. Ob<br />

diesen unverb<strong>in</strong>dlichen Empfehlungen Folge geleistet<br />

wird, bleibt abzuwarten.<br />

Die Entschließung f<strong>in</strong>den Sie unter:<br />

www.europarl.europa.eu<br />

KH<br />

EP/Datenschutz: Jan Philipp Albrecht (GRÜNE),<br />

Berichterstatter zur Datenschutz-Grundverordnung<br />

und Dimitrios Droutsas (S & D, GR), Berichterstatter<br />

zur Datenschutzrichtl<strong>in</strong>ie für Polizei und<br />

Justiz, haben am 9. Juli 2013 im federführenden<br />

Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und<br />

Inneres (LIBE) im Europäischen Parlament betont,<br />

dass die Arbeiten an dem Datenschutzpaket andauern.<br />

Fortschritte seien zu verzeichnen, aber aufgrund<br />

der Komplexität des Themas und der vielen<br />

Änderungsvorschläge stehe man auch weiterh<strong>in</strong> vor<br />

großen Herausforderungen. Sarah Ludford (ALDE/<br />

UK) fordert e<strong>in</strong>e funktionsfähige, für Bürger und<br />

Unternehmen vertrauenswürdige Gesetzgebung<br />

von höchster Klarheit und Qualität Mehrere Ausschussmitglieder<br />

warben für e<strong>in</strong>en zügigen und<br />

pragmatischen Abschluss der Debatten angesichts<br />

der Tatsache, dass sich die Legislaturperiode dem<br />

Ende zuneige. Die Abstimmung im LIBE-Ausschuss<br />

wird voraussichtlich zwischen Mitte September und<br />

Mitte Oktober 2013 stattf<strong>in</strong>den.<br />

KH<br />

34 EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143


Veranstaltungen<br />

(Wera Kl<strong>in</strong>khardt)<br />

Am 16. April 2013 hielt Christoph Schnabel, Referent<br />

für EU-Förderpolitik/-projekte, beim Landesverband<br />

der Inneren Mission e.V. der Diakonie<br />

Bayern <strong>in</strong> Nürnberg e<strong>in</strong>en Vortrag zu europäischen<br />

Förderprogrammen und -projekten sowie zu den<br />

Dienstleistungen der Brüsseler Servicestelle EU-<br />

Förderpolitik/-projekte von EKD und Diakonie<br />

<strong>Deutschland</strong>.<br />

Am 22. April 2013 fand <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Treffen des<br />

Rates der EKD unter der Leitung des Ratsvorsitzenden<br />

Dr. h.c. Nikolaus Schneider mit dem Präsidium<br />

der CDU <strong>Deutschland</strong>s unter der Leitung der<br />

Vorsitzenden, Bundeskanzler<strong>in</strong> Dr. Angela Merkel,<br />

statt. An dem Spitzengespräch zu Fragen der Ökumene,<br />

der <strong>Europa</strong>politik, Grundfragen der Ethik,<br />

zu aktuellen Entwicklungen im Sozialwesen <strong>in</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> und zu Fragen der Familienförderung<br />

nahm u.a. auch Katr<strong>in</strong> Hatz<strong>in</strong>ger, die Leiter<strong>in</strong> des<br />

EKD-Büros Brüssel, teil.<br />

Am 25. April 2013 veranstaltete die Servicestelle<br />

EU-Förderpolitik/-projekte mit der Diakonie Sachsen<br />

<strong>in</strong> Radebeul e<strong>in</strong>e Tagung zum Thema „EU-<br />

Förderung aktuell und ab 2014“. Die Referenten<br />

der Förderstelle, Christoph Schnabel und Gisela<br />

de Vries, erläuterten Fördermöglichkeiten für 2013<br />

und die kommende Förderperiode ab 2014 und zeigten<br />

die beste Vorbereitung auf die veränderten Förderprogramme<br />

auf.<br />

Am 26. April 2013 referierte Katr<strong>in</strong> Hatz<strong>in</strong>ger <strong>in</strong><br />

München auf E<strong>in</strong>ladung der Arbeitsgruppe <strong>Europa</strong><br />

im Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen<br />

<strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> Bayern zum Thema „Europäische<br />

Migrations- und Asylpolitik: Eckpunkte, Entwicklungen,<br />

Perspektiven“.<br />

Am 29. April 2013 waren Christoph Schnabel und<br />

Gisela de Vries beim <strong>Kirche</strong>nkreis Jülich e<strong>in</strong>geladen<br />

und sprachen dort über Möglichkeiten europäischer<br />

Förderprogramme.<br />

Der 33. Deutsche <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong>ntag fand<br />

vom 1. bis 5. Mai 2013 <strong>in</strong> Hamburg statt. Katr<strong>in</strong><br />

Hatz<strong>in</strong>ger war als Mitglied der Projektleitung aktiv<br />

an der Durchführung und Konzeption der Podienreihe<br />

<strong>Europa</strong> beteiligt.<br />

Am 5. Mai 2013 sprach Christoph Schnabel im Rahmen<br />

des Jahresfestes des <strong>Evangelische</strong>n Diakonissenhauses<br />

Berl<strong>in</strong> Teltow Lehn<strong>in</strong> zur europäischen<br />

Dimension von <strong>Kirche</strong> und Diakonie.<br />

Am 6. und 7. Mai 2013 fand <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z das Treffen<br />

der evangelischen Beauftragten bei den Landesregierungen<br />

statt. Frau Hatz<strong>in</strong>ger berichtete aus der<br />

Arbeit der Dienststelle. Neben dem Austausch über<br />

aktuelle Entwicklungen <strong>in</strong> der Landespolitik standen<br />

Gespräche im rhe<strong>in</strong>land-pfälzischen Landtag,<br />

beim ZDF und mit M<strong>in</strong>isterpräsident<strong>in</strong> Malu Dreyer<br />

auf dem Programm.<br />

Beim „<strong>Evangelische</strong>n Frühstück“ am 14. Mai 2013<br />

sprachen die Mitarbeiter des EKD-Büros Brüssel<br />

mit Abgeordneten des Europäischen Parlaments<br />

über die E<strong>in</strong>igung auf das Geme<strong>in</strong>same Europäische<br />

Asylsystem (GEAS) und die Flüchtl<strong>in</strong>gsproblematik<br />

<strong>in</strong> <strong>Europa</strong>.<br />

Am 30. Mai 2013 fand auf E<strong>in</strong>ladung von Kommissionspräsident<br />

Barroso das 9. Treffen europäischer<br />

Religionsführer („Religious Leaders‘ Meet<strong>in</strong>g“)<br />

statt. Der Vorsitzende des Rates der EKD, Nikolaus<br />

Schneider, nahm <strong>in</strong> Begleitung von Katr<strong>in</strong> Hatz<strong>in</strong>ger<br />

an dem Gespräch teil, das das diesjährige<br />

„Europäische Jahr der Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger“<br />

thematisierte, und rief die Staats- und Regierungschefs<br />

der Europäischen Union dazu auf, die soziale<br />

Dimension <strong>Europa</strong>s durch konkrete Maßnahmen zu<br />

untermauern (siehe voranstehen-der Artikel).<br />

Vom 2. bis 4. Juni 2013 führte Doris Kl<strong>in</strong>genhagen,<br />

Referent<strong>in</strong> der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft der <strong>Evangelische</strong>n<br />

Jugend (aej), mit 16 jungen Ehrenamtlichen<br />

aus der aej die Politik-Konkret-Tage <strong>in</strong> Brüssel<br />

durch. Die Ehrenamtlichen trafen Akteure <strong>in</strong> den<br />

Brüsseler Institutionen und führten Gespräche über<br />

das neue Dialog<strong>in</strong>strument der EU-Jugendstrategie,<br />

den Strukturierten Dialog mit der Jugend.<br />

Am 4. Juni 2013 nahm Katr<strong>in</strong> Hatz<strong>in</strong>ger auf E<strong>in</strong>ladung<br />

der Akademie Tutz<strong>in</strong>g an der der Tagung<br />

„Wissenschaftliche Politikberatung ohne Rat“ teil.<br />

Im Mittelpunkt stand die Frage nach dem Ort der<br />

Ethik zwischen Wissenschaft und politischer Entscheidung.<br />

Die Tagung war e<strong>in</strong>e Kooperationsveranstaltung<br />

des Instituts TTN mit der Forschungsstätte<br />

der <strong>Evangelische</strong>n Studiengeme<strong>in</strong>schaft FEST <strong>in</strong><br />

Heidelberg und der <strong>Evangelische</strong>n Akademie Tutz<strong>in</strong>g.<br />

Sie diskutierte geme<strong>in</strong>sam mit Prof. Dr. Peter<br />

Dabrock und Prof. Dr. Andreas Busch über „Rollen<br />

des Protestantismus bei der wissenschaftlichen Politikberatung“.<br />

Den Tagungsbericht f<strong>in</strong>den Sie unter:<br />

www.ttn-<strong>in</strong>stitut.de<br />

EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143<br />

35


Vor e<strong>in</strong>er Besuchergruppe des Pfarrkonvents Erlangen<br />

stellte Christoph Schnabel am 4. Juni 2013<br />

die Aufgaben und Arbeit des EKD-Büros Brüssel<br />

vor.<br />

Vom 5. bis 7. Juni 2013 referierte Gisela de Vries<br />

vor der Arbeitsgruppe Bildung der Konferenz Europäi-scher<br />

<strong>Kirche</strong>n (KEK) über die Förderprogramme<br />

der Europäischen Union.<br />

Die alljährliche Fahrt des Bevollmächtigen des Rates<br />

der EKD mit Abgeordneten des Deutschen Bundestages<br />

und des Europäischen Parlaments führte<br />

auch Katr<strong>in</strong> Hatz<strong>in</strong>ger am 7. und 8. Juni 2013 auf<br />

die Spuren Mart<strong>in</strong> Luthers nach Eisleben und Erfurt.<br />

Am 11. Juni 2013 erläuterte Doris Kl<strong>in</strong>genhagen<br />

vor dem Kreis der EU-Referenten der AWO <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

den aktuellen Stand der Programmverhandlungen<br />

zum neuen EU-Programm für Bildung, Jugend<br />

und Sport.<br />

Am 17. und 18. Juni 2013 tagte der Vorstand der aej<br />

<strong>in</strong> Brüssel. Katr<strong>in</strong> Hatz<strong>in</strong>ger und Doris Kl<strong>in</strong>genhagen<br />

berichteten über die Kooperation <strong>in</strong> Brüssel. Im<br />

Anschluss fand e<strong>in</strong> Austausch mit den Vorstandsmitgliedern<br />

über aktuelle Fragen aus der Arbeit des<br />

EKD-Büros statt.<br />

Vom 1. bis zum 3. Juli 2013 nahm Katr<strong>in</strong> Hatz<strong>in</strong>ger<br />

als e<strong>in</strong>e der beiden deutschen Vertrete-r<strong>in</strong>nen<br />

von Nichtregierungsorganisationen an den „Annual<br />

tripartite Consultations on Resettlement“ des UN-<br />

HCR <strong>in</strong> Genf teil (siehe Artikel)<br />

Auf e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Veranstaltung des Auswärtigen<br />

Amts und des EKD-Büros Brüssel referierten<br />

am 9. Juli 2013 Dr. Margot Käßmann und<br />

Cornelia Pieper, Staatsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> im Auswärtigen<br />

Amt, zum Thema „Die Reformation: Aufbruch <strong>in</strong> die<br />

Toleranz?“ (siehe voranstehender Artikel).<br />

Am 11. Juli 2013 sprachen die Mitarbeiter des EKD-<br />

Büros Brüssel bei e<strong>in</strong>em „<strong>Evangelische</strong>n Frühstück“<br />

mit den Assistenten und Büroleitern der Abgeordneten<br />

des Europäischen Parlaments <strong>in</strong> Anlehnung an<br />

die Aktion „Mach mal Sonntag“ des ökumenischen<br />

Vere<strong>in</strong>s Andere Zeiten über das Thema „Mach mal<br />

Pause! - Bewusst Freiräume schaffen“.<br />

Katr<strong>in</strong> Hatz<strong>in</strong>ger nahm am 17. Juli 2013 am „British<br />

German Forum“ zur Zukunft <strong>Europa</strong>s im 21.<br />

Jahrhundert <strong>in</strong> britischen Wilton Park, West Sussex<br />

teil. Hier war sie Referent<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Arbeitse<strong>in</strong>heit<br />

„European Identity - What does it <strong>in</strong>volve?“.<br />

Am 18. Juni 2013 veranstaltete das EKD-Büro<br />

Brüssel e<strong>in</strong>e Podiumsdiskussion mit Vertretern aus<br />

Politik, Wirtschaft, Militär und <strong>Kirche</strong> über <strong>Europa</strong>s<br />

Rüstungsexporte im Spannungsfeld von Wirtschafts-<br />

und Außenpolitik, bei der das diesjährige<br />

Friedensgutachten, vorgestellt wurde. Es wird geme<strong>in</strong>sam<br />

von vier großen deutschen Instituten für<br />

Friedens- und Konfliktforschung herausgegeben<br />

(siehe vorangehender Artikel).<br />

Katr<strong>in</strong> Hatz<strong>in</strong>ger war am 19. Juni 2013 bei der Super<strong>in</strong>tendantentagung<br />

der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong><br />

im Rhe<strong>in</strong>land zu Gast, um über das Thema „Europäische<br />

Fördermittel – Chancen und Mög-lichkeiten<br />

für die <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> im Rhe<strong>in</strong>-land“ zu<br />

sprechen.<br />

Am 29. Juni 2013 führte Doris Kl<strong>in</strong>genhagen auf<br />

E<strong>in</strong>ladung des YMCA Europe <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> mit 35<br />

Jugendlichen aus 12 europäischen Ländern zwei<br />

Workshops zu den Themen „Meilenste<strong>in</strong>e europäischer<br />

Jugendpolitik“ und „Europäische Jugendpolitik<br />

konkret – von JUGEND IN AKTION zu Erasmus+“<br />

durch.<br />

In eigener Sache:<br />

Willkommen und Abschied<br />

Christoph Schnabel, bislang Referent für EU-<br />

Förderpolitik/-projekte im EKD-Büro Brüssel, wird<br />

sich ab dem 1. September 2013 beim Baden-Württembergischen<br />

Genossenschaftsverband e.V. um<br />

(europa-) politische Fragen kümmern. Wir danken<br />

Herrn Schnabel für die außerordentlichen Leistungen,<br />

die er für das EKD-Büro erbracht hat, speziell<br />

beim Aufbau der Servicestelle EU-Förderpolitik/-<br />

projekte, und wünschen ihm und se<strong>in</strong>er Familie für<br />

die Zukunft alles Gute.<br />

Wir freuen uns, dass seit dem 1. August 2013 Frau<br />

Susanne Herkommer das Team des EKD-Büros als<br />

juristische Referent<strong>in</strong> verstärkt. Frau Herkommer<br />

war vorher als Referent<strong>in</strong> im Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />

für Wirtschaft und Technologie <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und Brüssel<br />

tätig.<br />

36 EKD-<strong>Europa</strong>-<strong>Informationen</strong> Nr. 143


Pr<strong>in</strong>t: ISSN 2034-7847<br />

Onl<strong>in</strong>e: ISSN 2034-7855<br />

Evangelisch. In <strong>Europa</strong>.

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