Was fördert das gesunde Aufwachsen von Kindern in ... - Stern
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6. Regeln aushandeln und mite<strong>in</strong>ander reden<br />
Klare Regeln, die ausgehandelt und transparent s<strong>in</strong>d, und deren E<strong>in</strong>haltung konsequent<br />
durchgesetzt wird, geben den <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> klare Verhaltensmaßstäbe. Jedoch ist die Durchsetzung<br />
im Laufe der Zeit, nachdem e<strong>in</strong>e gute E<strong>in</strong>übung erreicht wurde, nicht mehr unbed<strong>in</strong>gt<br />
rigide zu verfolgen. Ausnahmen bestätigen dann die Regel. K<strong>in</strong>der sollten für<br />
positives und erwünschtes Verhalten immer gelobt werden. Das Lob sollte nicht mit<br />
gleichzeitiger Kritik oder E<strong>in</strong>schränkungen gepaart werde. Auch verme<strong>in</strong>tlich selbstverständliches<br />
Verhalten sollte gelobt werden, um den <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> Wertschätzung zu vermitteln<br />
und sie zur Beibehaltung zu motivieren. Unbegründetes oder unangemessen großes<br />
Lob kann allerd<strong>in</strong>gs auch schaden, <strong>in</strong>dem es entweder bei den <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> als unaufrichtig<br />
ankommt oder aber den <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> unrealistische Erwartungen an die eigene Selbstwirksamkeit<br />
vermittelt. Bereits kle<strong>in</strong>en <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> können verschiedene Probleme, Zusammenhänge<br />
oder Erfordernisse erklärt werden. Dabei ist es nicht angemessen, die D<strong>in</strong>ge<br />
verme<strong>in</strong>tlich k<strong>in</strong>dgerecht zu verzerren oder vere<strong>in</strong>facht darzustellen. Durch die Erläuterung<br />
vermittelt sich nicht nur sachliches Wissen, sondern vor allem auch Deutungen,<br />
bestimmte Ursachenzuschreibungen und soziale Bedeutungen, die den <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> bei der<br />
Bewältigung ihres eigenen Alltags helfen oder schaden können. Konflikte mit oder unter<br />
den <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> oder mit den Eltern müssen immer zeitnah geklärt werden. Dabei ist es<br />
wichtig, nicht re<strong>in</strong> emotional zu reagieren, sich den eigenen Standpunkt gegenseitig zu<br />
erklären, sich für ggf. se<strong>in</strong> Verhalten entschuldigen und die Versöhnung explizit festzustellen<br />
(z.B. durch e<strong>in</strong> Ritual).<br />
<strong>Was</strong> sagt die Wissenschaft:<br />
Verschiedene Untersuchungen zeigen, <strong>das</strong>s e<strong>in</strong> autoritativer Erziehungsstil mit e<strong>in</strong>er<br />
positiven Entwicklung der K<strong>in</strong>der assoziiert ist. Dieser Erziehungsstil kennzeichnet sich<br />
dadurch, <strong>das</strong>s die Eltern für ihre K<strong>in</strong>der zugänglich s<strong>in</strong>d, gegenseitige Wertschätzung<br />
und emotionale Wärme gegeben ist und neben der E<strong>in</strong>haltung klarer Regeln auch die<br />
k<strong>in</strong>dliche Autonomie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em def<strong>in</strong>ierten Freiraum geachtet wird. K<strong>in</strong>der aus solchen<br />
Familien s<strong>in</strong>d emotional ausgeglichener, sozial kompetenter und leistungsfähiger (Malti<br />
2005) als K<strong>in</strong>der aus Familien, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> permissiver oder autoritärer Erziehungsstil<br />
vorherrscht. Auch Studien zum Risikoverhalten <strong>von</strong> Jugendlichen fanden e<strong>in</strong>en protektiven<br />
E<strong>in</strong>fluss des autoritativen Erziehungsstils sowie der Vebundenheit <strong>von</strong> Eltern und<br />
K<strong>in</strong>d. Auch die elterliche Aufsicht über den/die Heranwachsenden wirkt sich protektiv<br />
gegenüber Risikoverhalten aus und moderiert die E<strong>in</strong>flüsse der Peer-Group. Dies gilt<br />
bis <strong>in</strong> die späte Adoleszenz (DeVore & G<strong>in</strong>sburg 2005). H<strong>in</strong>sichtlich der leistungsbezogenen<br />
Verhaltensweisen zeigen K<strong>in</strong>der aus Familien mit autoritativem Erziehungsstil<br />
Vorteile: sie verhalten sich beispielsweise weniger passiv und erwarten seltener <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Leistungssituation zu versagen (Aunola et al. 2000). Ergebnisse des amerikanischen<br />
K<strong>in</strong>der-Gesundheitssurveys <strong>von</strong> 2003 zeigen, <strong>das</strong>s e<strong>in</strong>e gute Kommunikation <strong>in</strong> der<br />
Familie mit e<strong>in</strong>er höheren sozialen Kompetenz, gesundheitsförderlichem Verhalten und<br />
Selbstbewusstse<strong>in</strong> positiv assoziiert ist (Youngblade et al.2007). Auch Regeln über den<br />
Fernsehkonsum waren positiv mit gesundheitsförderlichem Verhalten der K<strong>in</strong>der und<br />
Jugendlichen assoziiert. E<strong>in</strong>e längsschnittlich angelegte Studie aus den USA konnte<br />
zeigen, <strong>das</strong>s unter anderem klare Verhaltensregeln <strong>in</strong> der Familie und angemessene Belohnungen<br />
für positives Verhalten im Alter <strong>von</strong> 10 Jahren mit e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>geren Risiko<br />
für Alkoholmissbrauch und –abhängigkeit im Alter <strong>von</strong> 21 Jahren e<strong>in</strong>herg<strong>in</strong>gen (Guo et<br />
al. 2001).<br />
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