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HORIZONT10/2013 7.März2013 REPORT MEDIAPLANUNG I33<br />

Von Nicole Pakalski<br />

Die richtige<br />

Sprache sprechen<br />

Junge Migranten sind<br />

marken-bewusst / Über<br />

türkischsprachige Medien<br />

wird die Zielgruppe<br />

aber nur bedingt erreicht<br />

FOTO: GEZZEG / FOTOLIA<br />

Die E-Plus-Tochter Ay Yildiz wirbt<br />

crossmedial in deutsch- und<br />

türkischsprachigen Medien<br />

genen Leib erleben müssen. Zum 1. März<br />

hat die türkische Zeitung ihre Zentralredaktion<br />

für Deutschland in Frankfurt<br />

aufgelöst. Seit ihrer Gründung vor einem<br />

Jahrzehnt ist die Auflage von 35000<br />

Exemplaren auf weniger als 3500 gesunken.<br />

Ein Schicksal, das „Hürriyet“ mit<br />

den meisten türkischsprachigen Printprodukten<br />

hierzulande teilt. Der Grund:<br />

Türkischstämmige Jugendliche interessieren<br />

sich mehr für Deutschland als für<br />

das Heimatland ihrer Eltern oder Großeltern.<br />

Zudem fehlen ausreichende türkische<br />

Sprachkenntnisse.<br />

Warum ist es überhaupt so wichtig,<br />

die Zielgruppe direkt über die Mediaplanung<br />

anzusteuern? „Hat eine Ethno-Zielgruppe<br />

eine besonders starke Affinität<br />

zu bestimmten Produktkategorien,<br />

bringt der Aufwand für eine spezielle<br />

Kampagne in entsprechenden<br />

Medien einen positiven Return on Investment.<br />

Wie es E-Plus im Telefonmarkt<br />

mit einer eigenen Marke Ay Yildiz<br />

erfolgreich vorgeführt hat“, so Müller. Ay<br />

Yildiz setzt auf Kampagnen in deutschund<br />

türkischsprachigen Medien, aber<br />

auch stark auf Internetplattformen wie<br />

Youtube und Facebook.<br />

Müller zufolge sollten Unternehmen<br />

anstreben, im Ethno-Segment im Vergleich<br />

zum Hauptmarkt überproportional<br />

zu wachsen. „Was kostet ein Prozent<br />

Wachstum im Hauptmarkt und was<br />

kostet dieses Prozent, wenn ich es über<br />

ein Wachstum von 15 Prozent im Ethnomarkt<br />

erreiche?“, fragt er und<br />

fügt hinzu: „Das Wachstum im<br />

Ethnomarkt zu erreichen ist leich-<br />

Jeder fünfte Einwohner in Deutschland<br />

hat einen Migrationshintergrund.<br />

Eine große Zielgruppe mit<br />

hohem Markenbewusstsein: Laut einer<br />

von Mediaplus in Auftrag gegebenen<br />

Studie halten Konsumenten mit Migrationshintergrund<br />

Markenartikel für qualitativ<br />

hochwertiger und achten beim Einkaufen<br />

mehr auf die Marke als auf den<br />

Preis. Besonders junge türkischstämmige<br />

Konsumenten stehen im Fokus der Werbungtreibenden.<br />

„Die Kaufkraft der Türkeistämmigen<br />

in Deutschland beträgt circa<br />

16 Milliarden Euro, was in etwa der<br />

Kaufkraft des Saarlandes entspricht“, sagt<br />

Kirstin Heckelmann, Account Director<br />

bei Starcom Germany.<br />

Da liegt nahe, die Zielgruppe zunächst<br />

über türkischsprachige Publikationen<br />

anzusprechen. „Inzwischen gibt es für die<br />

deutsch-türkische Community alle Basismedien:<br />

TV, Print, Radio und Internet.<br />

Auch Below-the-Line wird für Ethnokampagnen<br />

genutzt“, sagt Steffen Müller,<br />

Ethnomarketing-Experte und Geschäftsführer<br />

von Rockland Radio. Müller war<br />

bis 2009 Geschäftsführer der Radioholding<br />

Moira Rundfunk, zu der auch Radyo<br />

Metropol FM als erster türkischsprachiger<br />

Sender in Deutschland gehört.<br />

Doch: Nur 17 Prozent der Migranten<br />

nutzen laut der Studie überwiegend Medien<br />

in der Sprache ihres Heimatlandes,<br />

68 Prozent konsumieren hauptsächlich<br />

deutsche Medien. „Das Leitmedium der<br />

Migranten und der Deutschen mit Migrationshintergrund<br />

in Deutschland ist<br />

TV, unabhängig vom Alter. Hierbei neigen<br />

Jüngere, die in Deutschland geboren<br />

sind, eher dazu, ausschließlich deutsche<br />

Medien zu nutzen“, ergänzt Heckelmann.<br />

Ein Problem, das auch die Macher der<br />

Europa-Ausgabe der „Hürriyet“ am eiter<br />

möglich, da hier noch kaum Wettbewerber<br />

aktiv sind und die Kommunikation<br />

in der Regel preisgünstig ist.“<br />

Eine Möglichkeit, junge Migranten zu<br />

erreichen, könnte Müller zufolge Geotargeting<br />

sein: „In bestimmten Regionen<br />

oder Stadtteilen erreicht der Bevölkerungsanteil<br />

der Ethnozielgruppe oftmals<br />

einen Anteil, der um ein Vielfaches höher<br />

liegt als der theoretische bundesweite<br />

Prozentanteil.“ Die lokal ausgesteuerte<br />

Ansprache über deutsch-türkische Radiosender,<br />

türkische TV-Sender oder Internetplattformen<br />

hält der Experte für<br />

sinnvoll. Auch Plakat habe ähnlich wie<br />

Radio wegen seiner lokalen Aussteuerbarkeit<br />

Vorteile.<br />

Im TV sei es wichtig, sich der unterschiedlichen<br />

Funktionen, die deutsche<br />

und fremdsprachige Medien bei Migranten<br />

erfüllen, bewusst zu sein, ergänzt Heckelmann:<br />

„Deutsches TV wird in erster<br />

Linie als Informationsmedium genutzt,<br />

als sachlich und vertrauenswürdig empfunden.<br />

Dagegen ist türkischsprachiges<br />

TV eher Unterhaltungsmedium und Lieferant<br />

von Informationen aus dem Herkunftsland.“<br />

Je nach Produkt und seiner<br />

Positionierung sollten diese unterschiedlichen<br />

Funktionen bei der Medienauswahl<br />

unbedingt berücksichtigt werden.<br />

Online werden deutsche Internetseiten<br />

sowie zweisprachige Portale von Migranten<br />

stärker als rein türkische Angebote<br />

genutzt, weiß Heckelmann. Werbungtreibende,<br />

deren Fokus auf Konsumenten<br />

mit Migrationshintergrund liegt, sollten<br />

daher ihre Präsenz auf deutschsprachigen<br />

Internetseiten ausrichten, die Werbemittel<br />

aber genau auf die kulturelle Zielgruppe<br />

ausrichten. „Gerade bei Botschaften,<br />

die einzelne Nationalitäten gezielt ansprechen,<br />

könnten beispielsweise individuelle<br />

Motive geschaltet und über ein<br />

Targeting zielgruppengenau ausgesteuert<br />

werden.“<br />

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