ENERGIE 03/2013(PDF, 4.6 MB) - Stadtwerk Winterthur
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Gramm schwer, gleiten und kreisen sie zum Beispiel<br />
auch in einer Turnhalle.<br />
Die Turnhalle ist jedoch nicht der bevorzugte «Luftraum»<br />
von René Maier. Er bevorzugt die frische Luft.<br />
Allerdings nicht im engeren Sinne, denn der Wind ist<br />
ihm dabei eigentlich egal: «Meine ‹Flugplätze› suche<br />
ich mir nur nach der Landschaft und der Stimmung<br />
aus. Die böigen Schweizer Winde bereiten einen sowieso<br />
auf alles vor. Wer hierzulande ‹fliegen› kann,<br />
kann es überall.» Im Rahmen internationaler Festivals<br />
hat er schon auf der halben Welt Drachen steigen lassen.<br />
Alleine in diesem Jahr war er schon in Frankreich,<br />
Italien, Malaysia und Thailand. Seinen grössten Erfolg<br />
feierte er 2006 in China mit dem inoffiziellen Weltmeistertitel.<br />
Der Preis galt dem schönsten Drachen des<br />
Festivals. Womit klar wird, dass es René Maier nicht<br />
beim Drachenkaufen belassen hat. Die ganz grosse<br />
Leidenschaft des gelernten Maschinenmechanikers ist<br />
das Drachenbauen. Zurzeit hat er beim «Ausfliegen»<br />
die Wahl zwischen etwa 30 verschiedenen Drachen.<br />
Alle selbst gebaut, alle Handarbeit.<br />
25 Stunden pro Woche im Bastelraum<br />
Wenn René Maier heute noch Drachen kauft, dann nur,<br />
um sie auseinanderzubauen und etwas über das Konstruktionsprinzip<br />
zu lernen. Angefangen hat er mit<br />
Anleitungen aus einschlägigen Fachzeitschriften und<br />
dem Nachbau von historischen Modellen. Mittlerweile<br />
entwirft er ganz eigene Formen. So hat er jüngst einen<br />
Marke Eigenbau: René Maier baut alle seine Drachen selbst.<br />
Mit Drachen Strom produzieren<br />
Fliegende Kraftwerke<br />
Der im Himmel produzierte Strom fliesst übers<br />
Halteseil zum Boden.<br />
René Maier schätzt es, wenn die Drachen<br />
nicht in den Wolken verschwinden<br />
und er ihren Flug vom Boden aus<br />
bewundern kann. Wenn er wollte und<br />
die Leine genug lang wäre, könnten<br />
aber auch seine selbstgebauten Drachen<br />
mehrere hundert Meter hoch fliegen.<br />
Diesen Umstand wollen jetzt verschiedene<br />
Unternehmen weltweit zur<br />
Stromgewinnung nutzen, denn in Höhen<br />
zwischen 300 und 1000 Metern<br />
herrschen deutlich stärkere Winde als<br />
in Bodennähe. Während herkömmliche<br />
Windanlagen auf der Erde häufig von<br />
Flauten betroffen sind, könnten auf<br />
Drachen basierende Systeme von konstanten<br />
Windverhältnissen profitieren.<br />
Zwei grundsätzliche Prinzipien scheinen<br />
sich zu etablieren. Die Pilotan lagen<br />
von SkyWindPower, Altaeros oder neuerdings<br />
auch Google produzieren – ähnlich<br />
wie die herkömmlichen Wind anlagen<br />
am Boden – den Strom über<br />
Propeller. Die drachenähnlichen Konstruktionen<br />
dienen lediglich dem Aufstieg<br />
und dem Verbleib auf der gewünschten<br />
Höhe. Der produzierte Strom<br />
fliesst über das Halteseil zur Erde.<br />
Halteseil als Zugseil<br />
EnerKite, Twind oder KiteGen tüfteln an<br />
Fluggeräten, die mit den Drachen von<br />
René Maier optisch mehr Ähnlichkeit<br />
haben. Auch sie werden durch den<br />
Wind in die Höhe gehoben. Das Halteseil<br />
fungiert dabei gleichzeitig als Zugseil.<br />
Indem es immer länger wird, treibt<br />
es einen Generator in der Seiltrommel<br />
an. Der Vorteil: Der Strom muss nicht<br />
erst auf die Erde transportiert werden.<br />
Nicht nur die hohe Auslastungsquote<br />
– bei bis zu 90 Prozent darf fast von<br />
Bandenergie gesprochen werden – haben<br />
die verschiedenen Systeme gemeinsam.<br />
Dank geringem Materialverbrauch<br />
und wenig Platzbedarf sind sie<br />
punkto Umweltverträglichkeit allesamt<br />
den herkömmlichen Windanlagen überlegen.<br />
Ihre Praxistauglichkeit wird sich<br />
aber dennoch erst beweisen müssen.<br />
Weitere Informationen:<br />
skywindpower.com, altaerosenergies.com,<br />
makanipower.com/google, enerkite.com,<br />
twind.eu, kitegen.com<br />
Der Drachen<br />
treibt den<br />
Generator am<br />
Boden an.