hu wissen 1 (pdf) - Humboldt-Universität zu Berlin
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Autonomie –<br />
Handlungsspielräume<br />
des Selbst<br />
Autonomy – the<br />
Self’s Room for<br />
Manoeuvre<br />
Das Projekt »Autonomie – Handlungsspielräume<br />
des Selbst« wird im Rahmen<br />
der Förderinitiative »Schlüsselthemen der<br />
Geistes<strong>wissen</strong>schaen« von der Volkswagen-<br />
Stiung von 2009 bis 2011 gefördert. Neben<br />
Michael Pauen sind Christoph S. Herrmann<br />
»Wer früher als Sohn eines Bergarbeiters geboren wurde,<br />
konnte mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit davon<br />
ausgehen, dass er selbst Bergarbeiter wird«, verdeutlicht<br />
Pauen. Der Bergarbeitersohn kam früher also gar nicht<br />
in die Situation, nach einem geeigneten Beruf suchen,<br />
oder gar Ausbildungsplatz, Kranken- und Rentenversicherung<br />
selbst organisieren <strong>zu</strong> müssen. Autonomisierungsprozesse<br />
bürden dem Einzelnen erst einmal mehr<br />
Entscheidungslasten auf. Hin<strong>zu</strong> kommt, dass das Auflösen<br />
stabiler Milieus ein größeres Maß an sozialer Ungleichheit<br />
hervorbringt, was besonders die »Verlierer«<br />
vor gravierende Probleme stellt. »Die Rechtsextremismus-Forsc<strong>hu</strong>ng<br />
liefert eine Vielzahl von Belegen für die<br />
desintegrativen Folgen der wachsenden Autonomieanforderungen«,<br />
so der Forscher.<br />
Umso interessanter ist die<br />
Frage, ob der Einzelne überhaupt<br />
in der Lage ist, verantwortlich im<br />
Sinne seiner eigenen Interessen<br />
und Fähigkeiten <strong>zu</strong> handeln. Welche<br />
Bedingungen müssen gegeben<br />
sein, dass der Mensch selbstbestimmt<br />
handelt? Wann wird<br />
diese Fähigkeit überfordert? Wie<br />
lässt sich die Fähigkeit, Verantwortung<br />
<strong>zu</strong> tragen, verbessern?<br />
Diese und andere Fragen werden<br />
im Autonomie-Projekt nicht nur<br />
theoretisch, sondern auch empirisch<br />
mit neuro<strong>wissen</strong>schalichen<br />
Tests und sozialpsychologischen<br />
Befragungen und Tests untersucht.<br />
Ziel ist es, am Ende Autonomisierungsprozesse<br />
sozialphilosophisch <strong>zu</strong> bewerten.<br />
Interessant ist die Frage der Autonomie auch vor dem<br />
Hintergrund der neuro<strong>wissen</strong>schalich dominierten<br />
Diskussion der letzten Jahre, wo die These postuliert<br />
wurde, dass nicht wir selbst, sondern neuronale Prozesse<br />
unsere Entscheidungen und Handlungen steuern. »Unser<br />
Begriff von Autonomie versteht sich allerdings als<br />
eigenständiges Konzept, das nicht einfach in den Kontext<br />
der Willensfreiheit integriert werden kann«, unterstreicht<br />
Pauen, der die Versuchsergebnisse, die <strong>zu</strong>r Debatte<br />
um die Existenz der Willensfreiheit geführt hatten,<br />
für überinterpretiert und problematisch hält. Aber das<br />
ist eine ganz andere Frage.<br />
vom Institut für Psychologie der Carl-von-<br />
Ossietzky-Universität Oldenburg und Harald<br />
Welzer vom Kultur<strong>wissen</strong>schalichen Institut<br />
Essen (KWI), Universitätsallianz Metropole<br />
Ruhr (UAMR), daran beteiligt. Jährlich fließen<br />
220 000 Euro in das Projekt.<br />
This project is being funded (from 2009 to<br />
2011) by the Volkswagen Foundation as part<br />
of an initiative called »Key Issues in the Humanities«.<br />
In addition to Michael Pauen, the<br />
participants include Christoph S. Herrmann<br />
from the Institute of Psychology, Carl von Ossietzky<br />
University, Oldenburg, and Harald<br />
Welzer of the Institute for Advanced Study in<br />
the Humanities (KWI), University Alliance Metropolis<br />
Ruhr (UAMR), Essen. €220,000 is invested<br />
in the project every year.<br />
ENTSCHEIDUNGEN / DECISIONS<br />
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